Dancing in the Rain of Life von DesWahnKof ================================================================================ Kapitel 3: Tag 2 für den ich meinen Arm gab ------------------------------------------- Das nächste Mal wachte ich auf, weil jemand an meine Schulter rüttelte. „Schwester, aufwachen!“ Ich rieb mir über die Augen. Verschlafen setzte ich meine Brille auf. Wo zur Hölle war ich hier? Die Geschehnisse des letzten Tages kamen zurück. Oh verdammt! Penguin! Ich sprang aus dem Bett und zog meinen Overall über. „Schwester, du solltest zumindest dein Nachthemd ausziehen?“ Und so vergingen 10 Minuten, in denen mein Bruder mich richtig anzog wie ein kleines Kind. Dann brachte er mich auch noch zur Waschküche. „Ich bin keine 12“, zischte ich leise. Das war mir schon peinlich. „Ich weiß. Aber ich bin dafür verantwortlich, dass du in Sicherheit bist.“ Ich würde ihm sein Grinsen gerade am liebsten ausprügeln. „Dann viel Glück, Schwesterchen.“ Damit wurde ich in den Raum geschubst. „Du bist es nicht gewohnt die Wäsche zu machen oder?“ Penguin schüttelte den Kopf, als ich erneut einen Overall falsch faltete. Mit einer Hand wurde das auch nur besser. „Es tut mir leid. Mein Bruder hatte diese Art von Aufgaben inne.“ „Ah, dein Bruder ist wirklich nett. Ich mag ihn.“ Ich hielt für einen kurzen Moment inne. „Er ist der Einzige, der mich wirklich liebt. Und so bin ich nicht mehr als jemand der diese Liebe erwidert.“ „Weil du es musst?“ Ich sah Penguin scharf an. „Weil ich es will. Mein Bruder ist die wichtigste Person auf diesem Planeten. Und ich werde ihn auf jeden Fall in Sicherheit wissen.“ Bevor ich ihn seinem Leben überlasse. „Das ist meine Verantwortung als seine Schwester.“ Wieso erzählte ich das eigentlich einem Fremden? „Wir werden dir auf jeden Fall helfe, deinen Bruder zu beschützen.“ Ein netter Mann. Allerdings konnte ich seinen Worten nicht trauen, solange ich ihn nicht kannte. „Chris, Mach mir Frühstück und bringe es ins Krankenzimmer!“, ertönte es aus einem Lautsprecher. Ich seufzte. „Der Käpt’n macht das bei jedem Neuling“, lachte Penguin. „Na, geh schon.“ Er scheuchte mich aus der Waschküche. Ich ging Richtung Küche. Auf dem Weg traf ich meinen Bruder. „Weißt du, wer gemeint war?“ Ich schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich lässt er sich überraschen, wer kommt. Zutrauen tue ich es ihm.“ Wir erreichten unser Ziel. In der Küche lachte uns eine volle Spüle entgegen. „Arbeitsteilung?“, fragte mein Bruder. Ich nickte. „Du kochst, ich wasche ab.“ Beim Kochen machte ich generell immer zu viel falsch, also ließ ich meinen Bruder an den Herd. Er war bei Weitem besser in solchen Dingen. Ich ließ Wasser ins Waschbecken laufen und tat etwas Seife dazu. Dabei wurde mir natürlich meine verletzte Hand bewusst. Verdammter Verband. „Schwester.“ Mein Bruder schloss seine Hand um Meine. „Ich mache das schon.“ Er hatte dieses gutmütige Lächeln drauf. „Nein, ich will auch etwas machen.“ „Dann schneide das Gemüse.“ Ich ging beiseite und machte mich an meine Arbeit. Chris spülte und setzte danach einen Wok auf den Herd. Brutzelnd wurden die ersten Gemüseschnipsel hineingeworfen, gleich nachdem das Fett darin geschmolzen war. „Meinst du, sie folgt uns?“, fragte mein Bruder. „Wir wissen es erst, wenn ihre Flagge am Horizont erscheint.“ Was sie irgendwann tun wird. Während mein Bruder das Essen kochte, suchte ich nach Besteck, Teller und kochte Tee. Wasser ließ selbst ich nicht anbrennen. „Woher weißt du, dass er Tee will.“ „Weibliche Intuition. Außerdem denke ich, dass der Tee sehr gut zu dem Essen passt.“ Wir stellten alles auf ein Tablett und ich hob es hoch. Besorgt sah mein Bruder mich an. „Sollte ich das nicht lieber-“ „Ich bin nicht aus Zucker, Chris.“ Damit machten wir uns auf den Weg ins Krankenzimmer. Mein Bruder klopfte an die Tür. „Herein!“ Er öffnete und hielt mir die Tür auf. Ich stellte das Tablett auf den Schreibtisch. Der Käpt’n sah uns an. „Interessant, dass ihr beide kommt.“ „Ihr habt nach allem unsere Namen gerufen. Wir hofften zu erfahren, wen von uns ihr hier ersehnet hattet.“ Wieder kam dieses Grinsen in sein Gesicht. „Wer weiß.“ Er hatte uns mit Absicht gerufen, um herauszufinden, ob unsere Namen echt waren oder nicht. Gerissen war er ja. Er begann zu essen. „Ist sonst noch etwas von Eurem Belang, ansonsten würden wir uns wieder der Arbeit widmen.“ Er schluckte den Bissen in seinem Halse herunter. „Ich kann es nicht haben, dass ihr beiden denselben Namen habt, deswegen…“ Er hob die Hand und zeigte auf mich. „Werde ich dich Christiana nennen. Du bleibst. Dein Bruder kann gehen.“ Chris sah mich entschuldigend an uns ließ mich mit dem Kapitän allein. „Setz dich.“ Stumm befolgte ich den Befehl und setzte mich auf einen der harten Stühle, die Law gegenüber am Schreibtisch standen. „Ich traue dir nicht.“ Na zumindest war er ehrlich. „Was lässt Euch zu dieser Annahme kommen, dass ich es nicht wert sei, dass ihr mir Euer Vertrauen schenkt?“ „Du gibst vor nichts über dich oder deine Herkunft zu wissen. Gleichzeitig ist deine ganzes Verhalten nicht gerade passend dazu. Das stößt mir bitter auf.“ Nachvollziehbar. Logisch. Ich seufzte. Zwei Möglichkeiten: Ihm weiter etwas vorlügen, worauf er mit Sicherheit kommen wird oder zumindest etwas von der Wahrheit preisgeben. Ich entschied mich für letzteres. „Chris und ich kommen von einer Insel im Calm Belt. Ich bin am 13. Januar geboren. Chris am 24. Juli. Chris studierte gerade und ich war bereits fertig, als wir vor 4 Jahren beschlossen unsere Insel zu verlassen.“ Er lehnte sich zurück. „Du bist wirklich dämlich.“ Bitte was? Was bildete sich dieser Mann überhaupt ein? „Wenn ich Euch großzügiger Weise schon etwas von mir erzählte, würdet ihr mir dann ebenso großzügig etwas von euch erzählen?“ Er stopfte mir etwas von seinem Essen in den Mund. Chris war wirklich ein guter Koch. „Das geht dich nichts an. Und jetzt iss. Du hast doch schon den ganzen Morgen nichts gegessen.“ Woher wusste er das denn jetzt? „Du siehst blass aus. Außerdem bist du zu dünn“, erklärte er. Gedankenlesen konnte er also auch, na super. Zeit für etwas offensive. „Sagte der Mann, der nicht schläft und ebenfalls nichts frühstückt?“, fragte ich dezent. Er stand auf und beugte sich zu mir. „Ich bin der Arzt und der Käpt’n“, raunte er. „Ich muss nicht Medizin studieren, um zu wissen, dass es ungesund ist nicht zu schlafen oder zu essen“, erwiderte ich. „Es ist doch offensichtlich. Ihr leidet unter Schlafstörungen und zu viel Stress, was den ungesunden Appetit erklärt. Ich weiß nicht, welches Ziel ihr verfolgt, aber es gibt nichts auf der Welt, das es wert ist dafür zu hungern oder nicht zu schlafen.“ „Sei still!“, zischte er mich an. Jetzt erst recht nicht. „Ich weiß nicht, was Ihnen in ihrer Kindheit zugestoßen ist, was Sie zu dem Mann werden ließ der sie heute sind. Wer zeigte Ihnen, dass der einzige Weg, um Aufmerksamkeit zu genießen, der Weg des Schmerzes ist? Wer oder was affektierte sie so sehr?“ Auch ich war nun aufgestanden. In seinen Augen spiegelte sich zunächst ein Gefühl des Ertapptwordens, dann Zorn. „Room.“ Das nächste an das ich mich erinnerte war, dass mein Arm sich von meinem Körper trennte und fröhlich durch die Luft schwebte. Mein Schultergelenk brannte vor Schmerz. Reflexartig griff ich danach. Tatsächlich mein Arm fehlte. Doch da war kein Blut. „Was soll das?“, fragte ich eigentlich das Universum. Ich meine da muss es einen Grund geben. Allerdings antwortete mir mein Kapitän gütiger Weise. „Das sind meine Teufelskräfte. Und du darfst jetzt gehen.“ Er kam zu mir rüber und hob meinen zuckenden Arm auf. „Den hier behalte ich, als Strafe.“ Damit wurde ich aus dem Krankenzimmer geschmissen. Und das meine ich ganz wörtlich. Nachdem ich eher unsanft auf dem Boden des Flurs aufschlug, machte ich mich auf den Weg zurück in die Waschküche. Wie war das mit dem Tiger und dem Reizen? Zumindest hatte er den Arm mit der Verletzung genommen. Das war heute ein ziemlicher Lichtblick. Penguin sah mich etwas verwundert an, als ich zurück kam. Dann grinste er. „Du solltest den Käpt’n nicht zu sehr reizen.“ Ne, sag doch nicht so etwas. „Das hab ich auch gemerkt“, antwortete ich nüchtern. „Frag mal Shachi. Er treibt ihn regelmäßig zur Weißglut und darf dann immer seinen Kopf unterm Arm tragen.“ Er grinste. „Danke, Penguin. Hast du noch Arbeit für mich?“ „Oi, Penguin.“ Der Mann mit der grünen Mütze, der mich und Chris mit Penguin gestern abgeholt hatte, kam herein mit dem Kopf unterm Arm. „Der Käpt’n ist heute wieder mies drauf.“ Was also mit einem Arm geht, funktioniert auch mit einem Kopf, super. Um diese Erkenntnis bereichert hörte ich den beiden weiter zu. „Ich brauch Hilfe. Ich soll Bepo bürsten, kann aber meinen Kopf nicht gleichzeitig festhalten.“ Penguin dreht sich zu mir. „Deine Aufgabe.“ Auch wenn sich mir der Sinn dahinter nicht ganz erschloss, aber gut. Ich folgte meinem Kollegen mit der grünen Mütze. „Was ist denn jetzt eigentlich meine Aufgabe?“, fragte ich vorsichtig. „Oh, du musst nur meinen Kopf halten.“ Dieses verdammte U-Boot ist wahrscheinlich der einzige Ort auf dieser Welt, an dem dich jemand mit soetwas beauftragt. Wir liefen in den Gruppenraum, wo uns ein Eisbär mit seinen lustigen runden Kulleraugen anstarrte. „So, dann lass uns mal Bepo wieder fein machen!“ Halt, ich durchdachte die Situation. Ein freilaufender Eisbär in einem U-Boot und ich soll jetzt den Kopf eines Typen halten, der den Eisbär kämmt. Was zur Hölle ist mit diesem Schiff schief gelaufen?! Und warum bin ich hier?! Ok, beruhig dich. Jetzt einfach so tun, als wäre das normalste auf der Welt ein gefährliches Raubtier von nicht gerade mickriger Größe in luftdicht abgeschlossenen Raum zu halten. „Hier!“ Prompt bekam ich den Kopf in den Arm gedrückt, auf dem ich ihn balancierte. Innerlich bereute ich es gerade durch eine Situation, bei der ich einfach die Klappe hätte halten sollen, meinen Arm verloren zu haben. Wie war das nochmal mit dem Tiger, den man nicht anstacheln sollte. Schön nicht beachtet. Man war ich stolz auf mich. „Oi, Bepo. Wo hast du wieder die Bürste?“ „Entschuldigung, sie liegt da auf dem Tisch.“ Hat der Eisbär gerade etwa gesprochen? Ein sprechender Eisbär. Das ist krank. „Ah danke. Und hör auf dich zu entschuldigen.“ Der Eisbär ließ den Kopf hängen. „Entschuldigung.“ „Hey, Neue! Komm mal hier rüber. Ich sehe nichts.“ Ach ja, der Kopf! Schnell lief ich zu ihm rüber. „Ah hier ist sie ja!“ Die Brüste wirkte eher wie die eine Puppe. Wenn er das mit der Bürste bis zum Abendessen schaffte, Respekt! Während er sich ans Werk machte, hielt ich Shachis Kopf und half ihm so gut es mit einem Arm ging. Bepo schnurrte leise, als die Bürste durch sein Fell glitt. Irgendwie war er gar kein gefährliches Tier, sondern eher ein überdimensionales Kuscheltier. „Was hast du eigentlich gemacht?“, fragte ich ihn. Er winkte ab. „Ist nicht wichtig. Wenn der Käpt’n gereizt ist, sollte man ihm besser nicht über den Weg laufen.“ Wie wahr, wie wahr. Und noch weniger sollte man ihn zu sehr reizen. „Ich frage mich warum er so gereizt war? Heute Morgen war noch alles in Ordnung.“ „Entschuldige. Ich glaube, das war ich dran schuld.“ Ich glaube jetzt hatte ich es mir auch bei diesem Mitglied der Crew verspielt. Sehr gut. „Ach, das passiert jedem hier einmal. Aber der Käpt’n ist nicht nachtragend. Wie hast du es hingekriegt? Ich meine, er war richtig geladen.“ Das schien ihn ja richtig zu begeistern. „Ich hab ihn auf seine Schlafstörungen hingewiesen.“ Shachi zog scharf Luft ein. „Wow, nicht schlecht. Der Letzte, der das getan hat, ist baden gegangen.“ Das sprach natürlich für meine Aktion. „Ich glaube, er ist milde zu dir, weil du ein Mädchen bist.“ Und deswegen schnitt er mir lediglich einen Arm ab. Ja, logische Schlussfolgerung. Was zur Hölle lief auf diesem Schiff falsch?! „Aber der Käpt’n ist doch sonst nicht so anders zu Frauen.“ Auch, wenn mich das mit dem Bären irgendwie immer noch ziemlich komisch vorkam, war der Einwand den Bepo da brachte schon sehr, ich will jetzt nicht sagen, verwirrend. Ich entschied mich es einfach zu ignorieren. Das Schweigen setzte sich fort. Ich wollte nicht mit ihnen reden, sie wollten nicht mit mir reden. „So fertig!“ Shachi nahm mir seinen Kopf ab. „Danke, Shachi!“ Der Bär verließ den Raum. „Zeit fürs Mittagessen!“, flötete der man mit der grünen Mütze. „Komm schon, Neue.“ Ich folgte ihm, aber ich musste ihm trotzdem noch ein „Mein Name ist Chris!“ an den Kopf werfen. Wir gingen zunächst in die Küche, wo mein Bruder fröhlich an irgendetwas rumschnippelte. „Ah, Schwesterherz. Wollt ihr Sandwiches?“ „Danke, Chris.“ Ich griff nach einem der Teller mit belegten Broten. Shachi griff sich auch einen, nachdem er sich seinen Kopf unter den Arm geklemmt hatte. Als wir den Speisesaal betraten, wobei Speisesaal übertrieben war, es war ein einfacher Raum mit Tischen und Stühlen, sah ich Penguin einsam an einem der Tische sitzen. Ich setzte mich neben ihn und Shachi setzte sich mir gegenüber. Natürlich hatte er zunächst seinen Kopf auf dem Tisch platziert. "Und wie findest du unsern Vize?“, fragte Penguin zwischen zwei Bissen. „Vize?“ „Ach ja, du weißt es ja gar nicht.“ Shachi stopfte sich selbst ein Stück Brot in den Mund. „Bepo ist unser Vize.“ Ich verschluckte mich an meinem Sandwich und begann zu husten. Der Bär?! Wer zur Hölle denkt sich so etwas aus? Das kann nur ein kranker Mensch ohne sonstige Hobbies gewesen sein! Ok, der Käpt’n war nicht das was ich geistig gesund nennen würde. Aber trotzdem! „Alles in Ordnung?“ Penguin reichte mir ein Glas Wasser, dass ich in einem Zug leerte. „Jetzt schon.“ Ich atmete noch einmal tief durch. „Danke.“ In dem Moment kam mein Bruder und setzte sich an den letzten freien Platz des Vierertisches. „Wow, Shachi! Hast du mal wieder den Kopf verloren?“ Der Witz war echt schlecht, dennoch lachten sowohl Penguin als auch Shachi, was mir nicht so ganz einleuchtete. „Frag mal deine Schwester, Chris. Sie hat tatsächlich einen Arm für ihre Meinung hingeblättert.“ Und wieder lachten die drei. Ok, ich glaube, ich verstand diese Art von Humor einfach nicht. Also aß ich einfach weiter. Chris‘ Sandwiches waren echt gut. „Hey, Schwesterchen, denkst du, du kannst dich hier einleben?“ Ich schenkte Chris meine Aufmerksamkeit. „Erstens: nenn mich nicht Schwesterchen! Ich bin zwei Jahre älter als du. Und Zweitens: Habe ich doch keine andere Wahl. Ich meine, dir gefällt es hier, oder?“ Er nickte. Ich schloss das Gespräch damit ab. „Hey, kannst du gleich dem Käpt’n sein Mittagessen vorbeibringen?“ Musste ich ernsthaft wieder dem schrecklichsten Mann auf dem ganzen verdammten U-Boot gegenübertreten?! Mein Bruder setzte den Bettelblick auf. Gegen das war ich machtlos. „Ok, mach ich. Aber erwarte nicht, dass ich im Ganzen zurückkomme.“ Ich hatte aufgegessen und stand damit auf. Ich folgte ihm in die Küche. „Hier!“ Er gab mir einen besonders großen Teller mit Sandwiches. „Der Käpt’n müsste im Krankenzimmer sein, oder in seinem Büro.“ Bis jetzt war er immer nur da gewesen. Ich stand vor der Tür zum Krankenzimmer. In meiner eine Hand war der Teller, die Andere fehlte. Wie sollte ich jetzt anklopfen? Kurzerhand trat ich zweimal leicht gegen die Tür. „Herein.“ Wie denn, du Idiot! „Hätten Sie bitte die Güte die Tür zu öffnen? Ich befinde mich gerade nicht in der Lage dies selbst zu tun.“ Und tatsächlich schwang die Tür auf. „Ich hab dich nicht gerufen.“ Ach ne. „Mein Bruder schickt mich. Ich soll Euch Euer Mittagessen bringen.“ Er blickte auf den Teller. „Ich hasse Brot. Bring mir was anderes.“ Und prompt wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Wie freundlich er doch ist. „Vielleicht solltet Ihr es erst einmal probieren, bevor ihr es ablehnt!“, rief ich durch die Metalltür. Ok, im Nachhinein hätte ich vielleicht doch besser einfach die Klappe gehalten. Denn diese Tür wurde wieder geöffnet und ich wurde mit samt dem Essen hineingezogen. Als nächstes landete ich auf einem der Betten, ein verärgerter Käpt’n saß auf meiner Hüfte und hielt meinen Arm über meinen Kopf. Ich hatte kein Scheppern gehört, also musste der Teller irgendwo stehen. Ein Blick zur Seite bestätigte mir, dass das Essen tatsächlich auf dem Schreibtisch stand. Wie auch immer er dahin gekommen war. „Sieh mich gefälligst an!“ Ich spürte seine Finger an meinem Kinn, die mich dazu zwangen ihn anzusehen. Seine Augen waren voller Zorn. „Hör auf mir Widerstand zu leisten!“ Seine Drohung war leise, aber dadurch nicht weniger angsteinflößend. Aber ich durfte meinen Willen nicht unterdrücken lassen. „Ich bin frei“, sagte ich ruhig. Er regte mich auf, wenn er nicht da war. Aber jetzt, wo er mir gegenüber stand, konnte ich ihn irgendwie nicht anschreien. „Du bist nicht frei. Du gehörst mir, nur mir.“ Er verstand es also nicht. „Dann tragt die Verantwortung für mein Wohlergehen. Und für das meines Bruders. Also macht seine Arbeit nicht schwerer als sie sowieso schon ist.“ Der Druck auf mein Handgelenk verstärkte sich, wenn das so weiterging, würde es brechen. Ich biss die Zähne auf einander. „Gib mir keine Befehle!“ „Das war eine Bitte. Eine bitte, dass Ihr die Tugend eines Herrschers einhaltet. Denn sonst seid Ihr das, was die Welt als Abschaum kennt.“ „HALT DEN MUND!“ Vielleicht hätte ich meine Worte doch anders wählen sollen. Denn die Hand an meinem Hals fand ich da wenig amüsant. „Mach mich nicht wütend!“ Ich schlucke. Seine Gesichtszüge sprachen Bände. Das Atmen viel mir schwer, ok ich konnte nicht mehr atmen. Schwarze Punkte begannen vor meinem Gesicht zu tanzen. Law nahm mit der Hand, die bis jetzt meinen Arm festhielt meine Brille ab. Reflexartig griff ich an die Hand an meinem Hals und versuchte sich wegzudrücken. Überraschenderweise schien das zu funktionieren. Ich konnte wieder richtig atmen. Und die Punkte waren auch weg. Warte mal, so stark konnte ich gar nicht sein. Meine Sicht wurde besser. „Käpt’n?“ Er sah aus, als fühlte er sich schuldig. „Ich hasse dich.“ Danke. Ich weiß das zu schätzen. „Du wärst schon längst tot, würdest du ihr nicht so ähnlich sehen.“ Damit stand er auf. „Und jetzt raus hier.“ Und zum zweiten Mal wurde ich heute aus dem Raum geschmissen. „Wem zur Hölle sollte ich denn ähnlich sehen?!“ Da keine Antwort kam, gab ich auf. Wenn auch nur für heute. Ich hatte jetzt zumindest einen Ansporn hier zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)