Wie das Schicksal spielt von Finvara (Harry Potter Pairing Bingo) ================================================================================ Kapitel 2: Alpträume -------------------- Es war kalt während sich das Schuljahr sich dem Ende näherte. Ungewöhnlich kalt. Zumindest empfand Marietta es so. Sie trug schon jetzt ihren Winterumhang, Mütze, Handschuhe und vor allem einem Schal, der beinahe ihr gesamtes Gesicht verdeckte. Aber es schien beinahe so, als sie die Einzige, der es so ging. Cho, die immer bei ihr war, trug ihren Sommerumhang. In ihrer Freizeit war sie sogar ständig im T-Shirt unterwegs. Doch egal was Marietta auch tat, ihr wollte nicht richtig warm werden. Die kältesten Orte waren die große Halle und die Klassenzimmer. Eigentlich alle Orte mit vielen Menschen, von denen sie das Gefühl hatte das jeder sie anstarrte, jeden ihrer Schritte verfolgte. Die große Halle war früher ihr liebster Aufenthaltsort gewesen. Das nie abklingende Gemurmel der Schüler, die schwebenden Kerzen, die endlose Decke, die das Wolkenspiel spiegelte. Ein guter Ort um Klatsch und Tratsch auszutauschen, um herauszufinden wer mit wem ging, welche Hausaufgaben noch zu erledigen waren, perfekt um soziale Kontakte außerhalb ihres Hauses zu pflegen. Doch jetzt, wo sie selber Opfer des Tratsches war, mied Marietta die große Halle. Der Schriftzug um ihren Mund war noch immer deutlich sichtbar, selbst mit der dicken Schicht Make-Up. Auch Chos magischer Pickelabdeckstift hatte nur bedingt geholfen. Noch schlimmer als die Blicke und das Getuschel ihrer Mitschüler, ihrer ehemaligen Freunde, war es, dass sie noch nicht einmal mehr wusste, wieso sie das Wort „Petze“ trug, während alle anderen es offensichtlich genau wussten. Natürlich hatte Cho ihr erzählt, was sich zugetragen hatte und hielt zu ihr, doch es half nicht viel. Eigentlich gar nichts, doch sie wollte es Cho nicht sagen. Außerdem war Marietta dankbar, dass ihre Freundin sich immer noch um sie bemühte. Wie selbstverständlich brachte Cho ihr Essen in die Eulerei – da traf sie die wenigsten Menschen an -, machte dort mit ihr Hausaufgaben, fälschte Unterschriften von Madame Pomfrey um Marietta vom Unterricht zu befreien. Es war einer der Tage, an denen Marietta sich in der Eulerei verkrochen hatte. Die Arme hatte sie fest um ihren Körper geschlungen, während sie an die Wand gelehnt saß und bitterlich weinte. Gerade heute Morgen hatte Zacharias Smith einige böse Dinge an den Kopf geschmissen und gesagt, es wäre besser für sie alle, wenn du-weißt-schon-wer sie töten würde. Wortlos, mit zitternden Beinen war Marietta aus der Halle gerannt hoch in die Eulerei. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Ihr war nicht so kalt wie sonst gewesen als sie aufgestanden war. Sie hatte es sogar geschafft einer ihrer Zimmerkameradinnen ein mattes Lächeln zu schenken. Außerdem war es ihr Vorschlag gewesen in der großen Halle zu frühstücken. Marietta saß da und schluchzte leise. Sie zitterte am ganzen Körper und bemitleidete sich. Erst als einen harter Tritt spürte und vor Schmerzen wimmerte, erfasste sie die Neuankömmlinge. Zacharias Smith stand da, mit erhobenem Zauberstab, flankiert von einem Hufflepuff und einem weiterem Ravenclaw, den sie nicht erkannte. Angst durchströmte Marietta, die sich fest an die Wand presste und die Augen festzusammen kniff. „Jetzt zeigen wir dir mal, was wir mit so dreckigen Verrätern machen!“ Mit einem erstickten Schrei erwachte Marietta. Sie war durchtränkt mit Schweiß und spürte, wie sie am gesamten Körper zitterte. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihr Herz raste vor Panik. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah zur Zimmerdecke. Sie starrte die Maserung des Holzes an, jede Unebenheit. Sie kannte diese Zimmerdecke so gut wie auswendig und es beruhigte sie. Sie spürte wie ihre Atmung sich beruhigte und ihr Herz gleichmäßiger Schlug. Sie wurde ruhiger und schaffte es ihren Alptraum zu verdrängen. Es war so real gewesen, so schrecklich real. Nie würde sie diesen Tag vergessen, an dem die zwei Jungen und das Mädchen sie so gefoltert hatten. Ihr Blick glitt zu linken Seite der Zimmerdecke. Ein neuer Riss! Panik brach in ihr aus. Ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen. In ihrer Angst zog sie ihre dicke schwere Daunendecke über ihren Kopf und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Nur ein Riss in der Zimmerdecke. Das zerstörte nicht ihre Lebensrealität. Einatmen, ausatmen, einatmen. Das war nicht weiter tragisch, das wusste Marietta, aber der Riss änderte so vieles. Alles war zerstört, denn er würde niemals mehr verschwinden. Nie mehr! Mariettas Herz schlug hart und schnell gegen ihre Brust und sie war sich sicher, dass Zacharias Smith gleich auftauchen würde, wenn sie sich auch nur rührte. Langsam wurde der Sauerstoff unter der Decke immer weniger, doch sie würde nie wieder unter dieser Decke hervorkommen. Der Riss in der Zimmerdecke hatte ihren letzten, einzigen Rückzugsort unwiderruflich zerstört. Zerstört, zertrümmert, zerschlagen! Endlich besann sie sich auf den Notfallknopf, den einen, den alle Patienten mit irreparablen Fluchschäden hatten, auf ihrem Nachttisch. Sollte sie es wagen? Was wenn Zacharias Smith nur darauf wartete? Zitternd nahm sie ihren gesamten Mut zusammen und steckte den Arm unter der Decke hervor. Die kühle Luft, die so unter die warme Decke strömte tat ihr gut und half ihr, sich zu beruhigen. Verzweifelt tastete sie nach dem Knopf und schmiss dabei alles Mögliche von ihrem Nachtisch. Das Buch, dass Cho ihr dagelassen, ein Foto von ihr und Cho auf dem Weihnachtsball, die Tasse mit Tee, die Pansy ihr jeden Abend brachte, die magische Lampe, die Nachts ihr Zimmer erhellte, weil die Dunkelheit sie panisch werden ließ. Doch von allem dem merkte Marietta auf der Suche nach dem Knopf nichts. „Marietta? Ich bin es, Pansy.“ Mariettas Hand erstarrte mitten in der Bewegung. Marietta atmete tief ein und aus. Ob Zacharias einen neuen Weg gefunden hatte, sie zu schikanieren, ihr Schmerzen zuzufügen? Sie hoffte inständig, dass es wirklich Pansy war, die gesprochen hatte, doch die Angst hielt Marietta unter ihrer Decke gefangen. „Marietta, ich setzte mich auf dein Bett, hörst du?“, sagte Pansy laut und bestimmt, aber gleichzeitig liebevoll und sanft und Marietta zog ihren ausgestreckten Arm unter ihre Bettdecke und lauschte auf die Schritte. Sie erkannte Pansys Schritte. Immerhin war diese die Einzige angestellte, die hohe Schuhe trug. Als die Matratze zur Seite nachgab, wusste sie, dass Pansy saß, wie immer auf der linken Betthälfte. Nur Pansy tat das. Zacharias Smith konnte das gar nicht wissen. Vorsichtig steckte Marietta ihren Kopf unter der Decke hervor und blickte zu Pansy. Tiefe Ruhe erfüllte sie, als sie ihre Pflegerin auf ihrem Bett sitzen sah. „Danke“, murmelte Marietta und betete ihren Kopf auf Pansys Schoß. Pansy strich sanft durch das einstmals rötliche, nun graue Haar und schwieg bis Marietta erneut eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)