Gemeinsam... in die Freiheit von abgemeldet (Eren x Levi) ================================================================================ Kapitel 9: Schlaflos -------------------- Kapitel 9: Schlaflos Der Mond stand noch hoch am Himmel, als Eren schweißgebadet erwachte. Hektisch atmend sah er sich in seinem Zimmer um, doch alles lag still da, bis auf die Vorhänge, die im schwachen Wind leise raschelten. Siedend heiß fiel ihm sein Traum wieder ein. „Oh Gott...!“ Eren fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. Was sollte das...? Was war los mit ihm? Hatte er tatsächlich geträumt wie Leutnant Levi...? Mit ihm...? „Oh Gooooott!“, stöhnte der junge Soldat und vergrub das Gesicht in den Händen. Sollte man nach einem anstrengenden Tag nicht in einen erholsamen, traumlosen Schlaf fallen? Zu allem Übel verspürte Eren einen schmerzenden Druck in seiner Körpermitte. Auch das noch... Fluchend versuchte er, an irgendetwas anderes als die kühlen Augen und kundigen Hände seines Leutnants zu denken, doch der Traum war ihm derart realistisch erschienen, dass das gar nicht einfach war. Was sollte er denn jetzt machen? Er konnte doch unmöglich... nicht nach diesem Traum! Etwas unbeholfen schälte er sich aus den Laken seines Bettes und tapste nur in Unterwäsche bekleidet über den kalten Steinfußboden. Vorsichtig öffnete er die Zimmertür, um ein unnötiges Knarren zu vermeiden und sah sich in dem dunklen Gang um. Alles war ruhig. Natürlich, seine Kameraden schliefen alle noch und hatten vermutlich einen weniger aufregenden Traum, als er selbst. Noch immer spürte Eren seinen pochenden Herzschlag unnatürlich intensiv. Er brauchte dringend eine Abkühlung. So leise wie möglich schlich er in Richtung der Bäder. Mit beinahe schon zittrigen Bewegungen stützte Eren sich am Waschzuber ab und tauchte seinen Kopf in das kalte Wasser darin. Prustend kam er nach einem kurzen Moment wieder an die Oberfläche und schüttelte sich das nasse Haar aus der Stirn. Die Augen geschlossen haltend versuchte er, endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Seine Hormone schienen sich beruhigt zu haben und er konnte endlich wieder normal atmen. Dennoch musste er das erst einmal verdauen... Es geschah nicht oft, dass ein Traum ihn dermaßen aufwühlte, aber dieser hier... er konnte es nicht fassen, was seine Fantasie sich da zusammen gereimt hatte. Trotz des anstrengenden Tages war Eren nun hellwach. An Schlaf war vorerst nicht zu denken. Seufzend beschloss er, ein paar Runden um den Trainingsplatz zu drehen. Die Sommernächte waren angenehm warm und ein Ausdauerlauf würde ihm sicherlich gut tun. Der junge Soldat genoss die nächtliche Ruhe auf dem Platz. Zwar liebte er den Trubel und das Leben um sich herum, aber gerade jetzt war die Stille genau das richtige für seine aufgewühlten Gedanken. So lief er einfach los und versuchte, sich auf nichts bestimmtes zu konzentrieren. Er musste den Kopf frei bekommen. Etliche Runden später ließ Eren sich keuchend auf die Erde fallen. Er war völlig außer Atem und nun endlich machte sich auch die Müdigkeit wieder bemerkbar. Zwar würde er bis zum Morgengrauen nicht mehr viel Schlaf bekommen, aber mittlerweile war er über jede Stunde dankbar. Er wollte gerade aufstehen, als eine nahe Stimme ihn erstarren ließ. „Was tust du hier? Hat dir das Training nicht gereicht?“ Eren brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer dort hinter ihm stand. „Ich... ich konnte nicht schlafen, Sir“, antwortete er Levi deshalb, ohne sich weiter zu regen. „Hätte ich das gewusst, hätte ich das Programm heute etwas verschärft.“ Die Stiefel des Leutnants tauchten in Erens Blickfeld auf. Er fluchte innerlich und zwang sich, aufzusehen. Graue Augen lagen auf ihm und dem jungen Soldaten wurde bewusst, dass er noch immer nichts weiter als seine Unterwäsche trug. Er spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss und hoffte, dass die Dunkelheit diesen Umstand verbergen würde. Mit betont langsamen Bewegungen, um sich nicht noch weiter zu blamieren, stand Eren endlich auf und erwiderte den abschätzenden Blick seines Vorgesetzten. Levi trug noch immer seine Uniform, auch wenn er die Jacke zwischenzeitlich ausgezogen hatte. Das dünne Hemd lag eng an und dank der oberen Knöpfe, die geöffnet waren, hatte Eren eine Aussicht, die die Röte in seinem Gesicht nur noch mehr verstärkte. Sofort fiel ihm sein Traum wieder ein und er musste den Blick abwenden. „Was ist los, Jaeger?“, verlangte der Leutnant zu wissen, bekam als Antwort jedoch nur ein unsicheres Kopfschütteln. Seine Stimme wurde eisig. „Jaeger?“ „Ich... ich fühle mich nicht besonders gut.“ Eine offensichtliche Lüge. Levi knirschte verstimmt mit den Zähnen. Er hasste Unehrlichkeit. Am Liebsten würde er dem Bengel eine Lektion erteilen... Unwirsch packte er Eren am Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. „Das soll ich dir abkaufen?“ Die grünen Augen seines Schülers starrten ihn vor Schreck geweitet an. Er spürte deutlich, wie schwer es dem Jungen fiel, dem Blickkontakt standzuhalten. „Sir, ich... ich...“ „Wie wäre es mit der Wahrheit?“ Der Rotton auf Erens Wangen wurde noch ein paar Nuancen dunkler. Verächtlich ließ Levi von ihm ab. „Jeder Mensch hat seine Geheimnisse, das akzeptiere ich. Aber lüge mich noch ein Mal an und du wirst es bereuen.“ Eren schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und nickte. Er konnte Levi unmöglich den Grund für seine Schlaflosigkeit erzählen. Eine Kastration war wahrscheinlich das Mindeste, was ihn nach der Beichte erwarten würde. Er versuchte, das Thema zu wechseln. „Weshalb seid Ihr noch wach, Leutnant?“ Sein Blick wurde immer wieder magisch von dem teils freiliegenden Oberkörper seines Gegenübers angezogen. Es kostete Eren erhebliche Mühe, Levi standhaft in die Augen zu sehen. Verdammt, was hatte dieser Traum mit ihm angestellt?? „Eine blöde Angewohnheit“, antwortete Levi vage. Er hatte schon immer einen leichten Schlaf gehabt, doch seitdem er die Verantwortung für den Soldaten vor sich trug, hatte sich dieses Problem noch verstärkt. Die nächtlichen Wachen im Keller waren ihm schnell ins Blut übergegangen, sodass er erst spät in der Nacht zu Bett ging, wo ihn die grünen Augen noch immer hin folgten. Das ging diesen Bengel allerdings herzlich wenig an. Eren trat nervös von einem Bein aufs andere. Ein leichter Schweißfilm bedeckte seine Haut. Kalt dürfte ihm nach dem Tempo, das er auf dem Übungsplatz vorgelegt hatte, nicht sein. Um Levis Mund spielte der Hauch eines Lächelns. Der Junge überraschte ihn immer wieder. Trotz seines Starrsinns bewies er immer wieder Durchhaltevermögen. „Du solltest vielleicht langsam ins Bett gehen“, wies er ihn nun an. „Morgen früh machen wir dort weiter, wo wir heute aufgehört haben. Und im Anbetracht deines Tatendrangs werden die Übungen natürlich angepasst.“ Erens Augen weiteten sich erschrocken. Vor wenigen Stunden hatte er sich kaum bewegen können und nun sollte er noch weitere Stunden der Tortur durchstehen? Hier lief so einiges gewaltig schief. Wie kam er auch auf die dämliche Idee, nachts laufen zu gehen? Sein Blick wanderte erneut zu Levi, der auf seine Reaktion wartete. Noch immer spürte er die beschämende Hitze in seinem Gesicht und betete, dass sein Leutnant dies im schwachen Schein des Mondlichts nicht bemerkte. Eigentlich wollte er hier draußen auf andere Gedanken kommen und was war? Der Grund seiner schlaflosen Nacht stand direkt vor ihm und holte ohne dessen bewusstes Zutun jede Einzelheit aus dem Hirngespinst hervor, an die Eren sich noch erinnern konnte. Eine leichte Gänsehaut durchlief ihn. Ob Levi tatsächlich dazu imstande war...? Etwas verkrampft zwang sich der junge Soldat zu einem Nicken. Er traute seiner Stimme im Moment nicht. Die Situation war ihm so schon unangenehm genug, da musste er nicht auch noch irgendeinen Blödsinn stottern. Levi musste ihn mittlerweile schon für völlig unfähig halten. Er war gerade ein paar Schritte gegangen, als er das leise Knirschen von Stiefeln die auf Sand trafen, hinter sich hörte. Der Leutnant folgte ihm also zurück in die Burg und Eren hatte das Gefühl, dass die grauen Augen pausenlos auf ihn gerichtet waren und ihn förmlich durchbohrten. Wusste Levi etwas? Waren ihm seine Gedanken so offensichtlich ins Gesicht geschrieben? Er konnte unmöglich etwas ahnen! Mit steifen Schritten ging Eren voraus. Der Steinfußboden der Burg traf angenehm kühl auf seine bloßen Fußsohlen und halfen ihm, sich etwas zu regulieren. Eisern versuchte er, an seine weiblichen Kameradinnen der Einheit zu denken. Sasha, Hanji, Christa, Ymir, ja sogar Mikasa fiel ihm ein, doch keine wollte ihn genug ablenken, um ihn die sündigen Gedanken vergessen zu lassen. Dafür hatte der echte Levi hinter ihm einfach zu viel von sich gezeigt. Verdammt, das bisschen Haut! Drehte er nun völlig durch!? „Eren?“ Der Angesprochene zuckte heftig zusammen, als er seinen Vornamen aus dem Mund des Leutnants hörte. Erneut wurden Erinnerungen geweckt, die er gerade krampfhaft versuchte, beiseite zu drängen. „...Aye?“ Er wusste, er hätte stehen bleiben sollen. Einfach weiterzugehen, ohne sich zumindest umzudrehen war respektlos, doch er brachte nicht den Mut dafür auf. Die Schritte hinter ihm verklangen. Eren drosselte sein Tempo, atmete tief durch, wobei er ein ergebenes Seufzen unterdrückte und wandte sich letztendlich doch um. Wie erwartet stand Levi dort mit verschränkten Armen und hatte die Augenbrauen bereits abwartend in die Höhe gezogen. Nachdem sein Schützling sich seiner Pflichten bewusst geworden war, entspannte er sich allerdings wieder. „Packst du das Training morgen?“ Die Frage überraschte Eren ehrlich und so wusste er nicht, wie er antworten sollte. Nach dem anstrengenden Tag und der kräftezehrenden Nacht würde ihm etwas Ruhe gut tun, doch die Blöße wollte er sich nicht geben. „J-ja, ich denke schon“, meinte er letztendlich und verfluchte sich im gleichen Moment selbst. Warum verlor er vor dem Leutnant jedes Mal sein Selbstbewusstsein? Auch wenn dieser im Rang deutlich höher stand als er selbst – in gewisser Weise waren sie gleichberechtigt und Levi war lang nicht so kühl und distanziert, wie er es zuvor angenommen hatte. Selbst die anfangs zur Schau gestellte Brutalität blieb größtenteils aus. Eren senkte den Blick. Er war völlig verwirrt. Die Aufklärungseinheit war eine gänzlich neue Welt, ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte... und doch fand er hier seine Erfüllung. Er wurde akzeptiert und gefördert – und das von Levi höchstpersönlich. Davon hatte er nicht einmal in seinem kindlichen Leichtsinn zu träumen gewagt. Und doch war es die Realität und er nutzte sie nicht so, wie er es eigentlich tun sollte. Schon die kleinsten Dinge warfen ihn bereits aus der Bahn. Levi trat an ihn heran. Der junge Soldat biss sich verlegen auf den Lippen herum. Mit dieser Nähe konnte er gerade gar nicht umgehen und so tat er sein Möglichstes, sie zu ignorieren. „Was ist los mit dir, hm?“ Die leise Stimme des Leutnants wehte durch den dunklen Gang. Nein, nein, nein, das war gar nicht gut! Unsicher sah Eren auf, direkt in Levis Augen und wie zuvor blieben im die Worte im Hals stecken. Wie konnte dieser sonst so unberechenbare Krieger plötzlich so fürsorglich sein? Das brachte ihn nur noch mehr durcheinander! Da Levi eine Antwort erwartete, entschied Eren sich zumindest halbwegs für die Wahrheit. „Ich weiß es nicht...“ Für einen absurden Moment hatte Levis Schützling den Eindruck, dass dieser ihm noch etwas näher kam, doch noch ehe er das tatsächlich realisiert hatte, war der Leutnant bereits einen Schritt zurück getreten. „Schlaf dich aus“, meinte er ruhig. „Du nützt mir nichts, wenn du dich nicht konzentrieren kannst.“ „Aber..-“ „Kein aber. Komm morgen zu mir, wenn du munter bist und dann schließen wir dort an, wo wir heute aufgehört haben.“ Mit diesen Worten schritt Levi an dem perplexen Eren vorbei, der seinem Leutnant sprachlos hinterher starrte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er in seinem Zimmer. Der junge Soldat benötigte einen Augenblick, um sich zu sammeln, ehe er ebenfalls auf seine Tür zuging. Er war verwirrter als vorher und hoffte dennoch inständig, endlich ein wenig Schlaf zu finden. Levi hingegen lag bereits in seinem Bett, doch seine Augen waren geöffnet und starrten blicklos gegen die Zimmerdecke. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt und seine Gedanken rasten. Was war nur in ihn gefahren? Eren hatte eben so hilflos und verletzlich gewirkt, dass er das unbändige Verlangen verspürt hatte, ihm nahe zu sein... ja, ihn sogar trösten zu wollen. Ein leises, verächtliches Lachen verließ seine Lippen. Hatte er diesen lächerlichen Gefühlsausbrüchen nicht bereits vor Jahren abgeschworen? Ihm war es immer gut mit dieser Entscheidung ergangen, doch seitdem er den Jungen kannte, schien sie nach und nach in sich zu zerfallen. Was hatte er nur an sich, dass es Levi immer wieder zu ihm hinzog? Vor Gericht hatte der Leutnant das Ganze noch als Spiel angesehen, aber nun? Nun lag er hier und zerbrach sich den Kopf darüber, weshalb sein Schützling so dermaßen durch den Wind war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)