Gemeinsam... in die Freiheit von abgemeldet (Eren x Levi) ================================================================================ Kapitel 8: Spezialtraining -------------------------- Kapitel 8: Spezialtraining „Aber ich hab Hunger!“ „Du hast eben erst gefrühstückt!“ „Das ist mir doch egal, es hat nicht gereicht! Ich brauche noch etwas für unterwegs!“ „Wie willst du mit vollem Magen trainieren??“ „Das hat bisher immer geklappt!“ „Aah, du machst mich noch wahnsinnig!“ „Dann lass mich doch einfach in die Küche!“ „Nein, wir sind schon fast zu spät!“ „...“ Während Mikasa sich bereits die Ohren zuhielt, verfolgten Eren, Armin und Jean belustigt die kleine Streiterei zwischen Sasha und Connie. Jeden Morgen gab es dasselbe Gezeter und doch schienen die beiden nicht müde darüber zu werden. Wie hieß es doch so schön? Was sich neckt, das liebt sich? Connie würde frühzeitig graue Haare bekommen, wenn er sich das tatsächlich antun wollte. Kichernd schüttelte Armin den Kopf. „Die zwei sind wirklich einzigartig, aber im Kampf ein gutes Team. Sie ergänzen sich prima.“ „Davon haben wir hier einige Duos“, schaltete sich Jean mit ein. „Schau dir Berthold und Reiner an. Zwar halten sie sich meist zurück, sind zusammen aber unschlagbar. Dasselbe gilt für Ymir und Christa.“ „Stimmt... es ist spannend, wer hier alles zueinander findet...“, erwiderte Armin und lächelte seinen Kameraden fröhlich an. Dies war der erste Tag, an dem er die Krankenstation verlassen durfte und er genoss das vertraute Chaos um sich herum. Dabei bemerkte er gar nicht, wie Jeans Hände sich verkrampften. Armin hatte Recht – hier gab es mehrere Zweierteams, die sich immer aufeinander stützen konnten und er hatte nun wiederholt versagt. Wie konnte sich so jemals jemand auf ihn verlassen? Nahm Armin ihm das denn gar nicht übel? Das unbekümmerte Gesicht des jungen Soldaten schien genau das auszudrücken. Eren hörte dem Gespräch seiner beiden Kameraden schweigend zu, während sie sich nun von ihren Plätzen im Essensraum erhoben, um zum Training zu gehen. Jean stützte Armin etwas, da dieser noch recht unbeholfen mit seiner Krücke umging. Er stimmte ihnen ausnahmslos zu – man konnte beinahe täglich beobachten, wie die gesamte Einheit näher zusammen wuchs. Eine große Familie, bei der Freud und Leid geteilt wurden. Aber war das klug? Was, wenn einem von ihnen etwas passieren sollte? Der Verlust würde doppelt und dreifach schmerzen... Sein Blick wanderte über Mikasa und Armin. Sollte ihnen etwas zustoßen... Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken beiseite zu fegen und erregte damit die Aufmerksamkeit seiner Ziehschwester. „Was ist los mit dir?“ Eren versuchte sich an einem Lächeln. „Ich frage mich nur, wo das alles hinführen wird...“ Die junge Frau nickte verstehend. Ihr Bruder war in den letzten Wochen deutlich erwachsener geworden... würde er sie bald nicht mehr brauchen? „Jaeger?“ Eren blieb abrupt stehen, als Leutnant Levi plötzlich vor ihm stand. „Aye?“ „Du kommst mit mir.“ Verdutzt drehte der Junge sich zu seinen Freunden um, doch die erwiderten nur ebenso ratlos seinen Blick. Sein Spezialtraining sollte doch eigentlich beendet sein? Er beeilte sich, Levi zu folgen, der natürlich nicht die Geduld hatte, um auf seinen Untergebenen zu warten. Während der Rest der Aufklärungseinheit den üblichen Trainingsplatz nutzte, hielten sich Eren und Levi ein wenig abseits davon. Im Gegensatz zu den anderen Rekruten hatte er sein komplettes Maneuvergear anlegen müssen. Abwartend stand er auf der weiten Fläche vor Levi, der ihn kritisch von allen Seiten musterte. „Du solltest ein wenig mehr Wert auf Ordentlichkeit legen. Deine Uniform sieht schrecklich aus.“ „Aye, Sir!“, antwortete Eren ohne zu zögern, auch wenn er sich gedanklich fragte, was es an seiner Kleidung auszusetzen gäbe. Er hatte sie erst vor wenigen Stunden aus dem Schrank genommen. „Es ist wichtig, dass du dich nicht nur auf deine formwandlerischen Fähigkeiten verlässt“, begann Levi nun endlich den Grund für das Sondertraining zu erklären. „Genau deshalb stehen wir hier. Erwin möchte, dass du dich an mir orientierst, um so wenig Gedanken wie möglich daran zu verschwenden, den Titanen zu wecken. Das sollte immer nur im Notfall geschehen.“ Verstehend nickte Eren. Er dachte an die Situation im Wald zurück. Noch immer war er nicht sicher, ob die Entscheidung des Leutnants die richtige gewesen war... Levi schaffte es schnell, Erens Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Im Bruchteil von Sekunden spürte der junge Soldat die kühle Klinge seines Vorgesetzten an seinem Hals. Er schluckte. Dieser kleine Moment der Unachtsamkeit hatte ausgereicht, um ihn den kommenden Angriff nicht bemerken zu lassen. „Konzentriere dich, sonst können wir das hier gleich wieder abbrechen, Idiot“, knurrte Levi und ließ von ihm ab. Verlegen blickte er zu Boden. „Verzeihung...“ Nun bekam er tatsächlich von dem Mann eine Sonderausbildung, den er schon so lang verehrte und vermasselte es innerhalb von Minuten. Hatte er nicht genau davon immer geträumt? Verärgert biss Eren die Zähne zusammen und brachte sich in Angriffsposition. Nein, er würde Levi beweisen, was in ihm steckte und er dessen Mühe wert war! Der Leutnant nahm nickend zur Kenntnis, dass sein Schüler sich bereit gemacht hatte. „Achte genau auf meine Bewegungen“, wies er ihn an, ehe er Eren eines seiner Blitzmaneuver vorführte. Eren hatte Mühe, den aufblitzenden Klingen Levis zu folgen, als dieser sich mit wirbelnden Pirouetten in die Luft schwang und sich um sich selbst drehte. Woher nahm dieser Mann diese wendige Geschwindigkeit? Dem Jungen stand noch immer der Mund offen, als Levi mit einem Mal seine Schwerter in die Erde rammte. Er richtete sich auf und wischte die Schneideblätter seiner Klingen mit einem Tuch sauber. „Meinst du, das bekommst du hin?“ „Ähm...“ „Das habe ich mir gedacht“, seufzte Levi. Er beäugte Erens Kampfhaltung genauer. „Gehe weiter in die Knie und mach dir deine Größe zunutze. Je kleiner du dich machst, umso weniger Luftwiderstand spürst du.“ Eren stand etwas ratlos da. Der Leutnant hatte gut reden – er war gut anderthalb Köpfe kleiner als er! Wie sollte er das anstellen? „Versuche es erst einmal am Boden. Beuge dich vor und halte die Klingen nach vorn und hinten in einer Parallele. Achte darauf, sie nicht gegen den Wind zu halten. Das bremst dich aus.“ Der junge Soldat bemühte sich den Anweisungen zu folgen, doch Levi schien nicht zufrieden zu sein. Eren zuckte heftig zusammen, als die kühlen Finger des Leutnants leicht über seinen Hals strichen, während dieser ihn an den Schultern packte, um ihn zu lenken. „Weiter runter.“ Das Herz des Soldaten schlug viel zu schnell, als er Levis Stimme so nah an seinem Ohr spürte. Himmel, wann hörte diese Nervosität endlich auf?? Das war doch lächerlich! Eren hatte die Knie mittlerweile in einer unbequemen Haltung gebeugt und befand sich auf Augenhöhe mit Levi. „Gut so.“ Die Hände wanderten tiefer zu Erens Brustkorb und drehten ihn harsch nach rechts. Der junge Soldat bemühte sich um eine gleichmäßige Atmung. Was sollte Levi von ihm denken, wenn er bemerkte, wie aufgeregt er war? „Bei dieser Art von Maneuver ist der Wind dein bester Freund. Mach ihn dir zunutze“, erklärte der Leutnant unbeirrt weiter. Spürte er tatsächlich nicht den hämmernden Herzschlag unter seinen Fingern? Eren betete, das dem so war. „Momentan weht er von hinten. Hast du nicht die Möglichkeit, deinen Angriff anzupassen, drehe deinen Körper. Du solltest nun selbst bemerken, dass du mit dem Wind, statt gegen ihn stehst.“ Levis Worte drangen nur langsam zu Eren durch, doch der Junge nickte endlich. Zwar brauchte er etwas, um ein Gespür für das, was Levi ihm zeigen wollte, zu entwickeln, doch nachdem er es verstanden hatte, war es kinderleicht. Als Nächstes führte Levi seinen Schützling auf einen kleinen Hügel, bei dem die hintere Seite steil abwärts führte. Von dort aus hatten beide einen optimalen Blick auf die restliche Aufklärungseinheit, die weiterhin ihre Nahkampftechniken erprobten. Freie Zeit zum zusehen blieb jedoch aus. Eren musste ebenfalls weiter an sich arbeiten. Levi entfernte sich ein wenig von ihm, um ausreichend Platz zu schaffen. „Von hier nimmst du Anlauf und springst. Versuche, die eben gelernte Technik anzuwenden.“ „Aye!“ Der Leutnant hatte erst gegen Abend Erbarmen mit Eren gezeigt und selbst das Mittagessen ausfallen lassen. Wäre da nicht ein großes, schwarzes Loch in seinem Magen gewesen, hätte Eren sich wohl kaum noch einmal in den Essenssaal geschleppt. Kraftlos ließ er sich auf die Bank neben Mikasa fallen, sein Kopf landete direkt auf der Tischplatte. Wie schon frühs saßen ihnen Jean und Armin gegenüber. „Ach komm...“, bergrüßte Armins ständiger Begleiter ihn. „So schlimm kann es nicht gewesen sein." „Mmmmmh...“, war die gedämpfte Antwort. Armin konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen – wenn das die einzige Reaktion auf Jeans Stichelei war, dann musste Eren wirklich müde sein. Den bösen Blick erntete der hochgewachsene Soldat stattdessen von Mikasa, die ihrem Ziehbruder aufmunternd über den Rücken streichelte. „Er hat es wohl wieder übertrieben, hm?“ Eren schüttelte den Kopf und versuchte unter letzten Kraftanstrengungen, eben diesen wieder zu heben. „Es war okay, ich sterbe nur vor Hunger...“ Sehnsüchtig wanderte sein Blick zu den langen Tafeln, auf denen bereits alles angerichtet war. „Warte hier, ich hole dir etwas.“ Normalerweise nervte es den jungen Soldaten ein wenig, wenn Mikasa so wahnsinnig fürsorglich war, doch heute war ihm diese Art mehr als willkommen. „Was habt ihr gemacht?“, wollte nun Armin wissen, während Jean sich der Soldatin angeschlossen hatte, um ihr Abendessen zu holen. „Schnelligkeitstraining. Levi will, dass ich mich auf meine eigene Stärke verlasse und nicht auf die, der Titanen.“ Armin nickte nachdenklich. Er wollte es vor seinem Freund nicht zugeben, aber er war ihm in seiner menschlichen Gestalt deutlich lieber. Die Titanen waren zu unberechenbar, zu wenig erforscht, als das er dort hätte Vertrauen fassen können – selbst mit dem verrückten Hintergrundwissen, dass Eren in dem riesigen Wesen stecken sollte. „Was macht Jean eigentlich nun ständig hier bei uns?“, wechselte Eren das Thema und gähnte ausgiebig. „Nervt der Kerl dich nicht?“ Der blonde Soldat schüttelte lächelnd den Kopf. „Im Gegenteil. Er ist wirklich nett“, erwiderte er. „Würdest du nicht immer mit ihm streiten, würdest du das auch bemerken. Ich mag ihn.“ Eren rollte nur mit den Augen. Das konnte noch heiter werden, wenn sich die beiden zusammentun sollten. Ein voll beladener Teller, dessen Duft verführerisch in seine Nase wehte, verlangte allerdings nun seine volle Aufmerksamkeit. Mikasa und Jean waren zurück und Erens Magenknurren hatte schon eine besorgniserregende Lautstärke angenommen. Nach dem harten Tag und dem ausgiebigen Abendessen schleppte Eren sich nur noch mühsam die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Er konnte die Augen kaum noch offen halten und freute sich auf sein Bett. Selbst die harte Pritsche des Kellers wäre ihm willkommen gewesen, er wollte nur noch schlafen, ganz egal wo. Seine Uniform landete achtlos auf dem Boden, ein Bad würde er erst morgen nehmen. Nachdem er die Vorhänge zugezogen hatte, legte Eren sich in sein Bett, war beinahe augenblicklich eingeschlafen und träumte von kühlen Händen, die weit mehr Stellen an seinem Körper erkundeten, als nur seinen Brustkorb und sein Herz aufgeregt schlagen ließen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)