Untergang oder Sieg von Mo-mo ================================================================================ Kapitel 1: "Du bist nicht unwichtig" ------------------------------------ Er ist riesig. Unglaublich riesig. So wie jeder andere von ihnen auch. Alles was ich sehen kann ist, dass Unzählige von diesen riesigen Monstern durch die Mauer zu uns herein kommen. Vorne, kurz vor der Mauer, bekämpfen meine Kameraden die riesigen Titanen und ich… ich steh hier und kann mich vor Angst nicht bewegen. Was ist los mit mir? Wieso, wieso sehe ich nur zu wie meine Kameraden kämpfen um die Menschheit zu retten und sich daher opfern von Titanen gefressen zu werden. Genau jetzt, in der Nähe des Schlachtfelds, kann ich ein kleines Kind, das versucht vor einem Titan wegzulaufen sehen. Ich kann nicht erkennen wer, aber einer meiner Freunde aus meiner Gruppe läuft auf das Kind zu um es zu retten. Ich will nicht hinsehen, weil ich weiß was passieren wird, aber meine Augen lassen sich einfach nicht bewegen. Erschreckenderweise ist mein Kamerad unglaublich gut, wenn es um das Bekämpfen der Titanen geht. Mit nur einem Sprung auf ihn kann er es sofort töten. Wer… Wer von meinen Kameraden ist so stark? Und wieso bin ich so schwach? Ich spüre wie meine Augen sich weiten, als ich endlich weiß wer es sein muss. Eren… Eren Jäger. Mein bester Freund kämpft mit voller Entschlossenheit die Titanen endgültig zu besiegen. Er hat das Kind gerettet. Und ich tu rein gar nichts. Ich sehe noch wie Eren sich kurz zu mir umdreht. „A…Armin!“, hör ich ihn schreien. „Hinter dir!“. Doch es ist zu spät. Genau als ich mich umdrehe, kann ich in das riesige gefräßige Gesicht des Titanen sehen. Sein Mund öffnet sich und lange ekelhafte Speichelfäden erscheinen kurz vor meinen Augen. „Nicht!“, kann ich nur noch schwierig verstehen. Doch ich weiß, dass es Erens Stimme ist. Ich bin erledigt. Naja, eigentlich hab ich das ja auch verdient. Immerhin, was hab ich denn schon gemacht? Ich will erst gar nicht versuchen mich zu retten. Alles was ich will ist, dass dieser Riese mich nimmt und mir zeigt, wie wenig ich für meine Freunde… für die Menschheit getan habe. Lange muss ich nicht in den schrecklich großen Mund des Titanen sehen. Ich schließe die Augen und bereite mich auf den Schmerz vor, der mir letztendlich das Ende geben wird. Alles wird plötzlich schwarz. Ist es vorbei? Warte… wo ist der Schmerz? „Armin!“ Hä? Was? Wieso höre ich Erens Stimme immer noch? Träume ich? Vor Verwunderung öffne ich meine Augen. Wieder sind die langen Speichelfäden und die riesige Zunge des Titanen vor meinen Augen. Weshalb beißt er nicht zu? Was soll das? Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner linken Schulter. Vor Schreck zuck ich so zusammen, dass mein ganzer Körper anfängt zu zittern. Langsam drehe ich mich um. „E…Eren?“, kann ich mich selber sagen hören. Er steht genau vor mir. Seine rechte Hand hält den Mund des Titanen offen und seine Linke streckt er zu mir. Auch er zittert am ganzen Körper. Sicherlich vor Anstrengung den Mund so offen zu halten. Wieso hilft er mir? Ich habe doch rein gar nichts für ihn gemacht. Entsetzt sehe ich auf meine verwundete zitternde Hand. Ich spüre wie Tränen an meiner Wange herunterlaufen und das Blut, das aus meiner brennenden Wunde kommt verwischt. Ohne zu wissen warum, beginnt meine Hand nach Erens zu greifen. Will ich etwa doch nicht sterben? Wenn ich genau darüber nachdenke. Würde ich hier sterben, kann ich nie mehr mit Eren zusammen kämpfen um das, was wir verloren haben. Er ist doch der Grund, warum ich der Äufklärungslegion beitreten wollte. Seine Hand ist warm, unglaublich warm. In seinen Augen kann ich für eine kurze Zeit ein Anzeichen von Mitleid erkennen. Er zögert weitere 3 Sekunden, doch dann zieht er mich mit voller Kraft nach hinten, sodass ich von der Gefahr gefressen zu werden befreit werde. Aus Angst, dass Eren jetzt gefressen wird, drehe ich mich schon im Flug um. Doch alles was ich sehen kann sind meine Tränen, die wegen der Sonne so hell glitzern, dass ich nichts erkennen kann. Es dauert nicht lange, bis ich den Boden spüre auf dem ich ziemlich unsanft aufkomme. Erst als ich mir die Tränen aus meinem Gesicht wische kann ich erkennen, dass Eren direkt vor mir steht. Wieder legt er seine Hand auf meine Schulter. „Du bist nicht unwichtig“, sagt er zu mir und lächelt. Da die Sonne genau hinter ihm ist, kommt es mir so vor als würde er leuchten. Warum Eren… Warum? Genau in diesem Moment kann ich nicht anders als auch zu lächeln. Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen, aber gerade bin ich der glücklichste Mensch überhaupt. Danke Eren… Kapitel 2: Narbe der Verwirrung ------------------------------- „Du bist echt wahnsinnig Eren. Ich hab dir doch gesagt, dass du auf mich warten sollst. Jetzt siehst du was passiert, wenn du’s nicht tust.“ Mikasas wütende Stimme weckt mich aus meinem nur halb erholsamen Schlaf. Vor Schmerzen kann ich noch nicht einmal richtig liegen. „Ja ja ist gut, hör auf so herum zu schreien. Ich hab’s kapiert“, hör ich Eren sagen. Er klingt ziemlich genervt. Vorsichtig öffne ich meine Augen um herauszufinden was los ist. „Armin! Siehst du?! Jetzt hast du ihn geweckt weil du hier herumschreist als ob der Weltuntergang kommen würde!“ „Was…?“, kann ich nur sagen, bis ich plötzlich anfange zu husten. Blut klebt in meinem Hals so, dass ich nur schwer atmen kann. „Du bist im Krankenzimmer und Eren, hör auf so zu übertreiben.“ Sie sieht aus als ob sie kurz davor ist jemanden umzubringen. Es ist zwar nichts Neues, das sie etwas wütend aussieht, aber gerade ist es schlimmer als sonst. Sie sieht mich kurz an, bis sie mir plötzlich ein Glas vor die Nase hält. „Trink das.“ Mehr sagt sie nicht. Mein Hals ist so trocken, dass ich das Glas dankend annehme. Aus irgendeinem Grund hab ich ein komisches Gefühl, wenn ich Mikasa so sehe. Auch mit Eren scheint etwas nicht zu stimmen. Warum sollten sie streiten? Ich hab lange gebraucht um zu realisieren, dass ich in einem Bett liege und voll mit Verbänden umwickelt bin. Eren sieht nicht anders aus. Bei ihm ist es nur viel schlimmer. Lange muss ich auf seine extrem stark blutende Wunde sehen, die er bekommen hatte als er mich beschützte. Ich fühle mich unglaublich schuldig ihn so verletzt zu sehen. „Es tut mir Leid…“, sag ich so leise, dass ich denke Eren hätte es nicht gehört. „Du musst dich nicht entschuldigen“, antwortet Eren aber dann doch. Er sieht mich an und lächelt wieder. Gerade als er noch etwas sagen will, schlägt Mikasa ihm heftig auf den Kopf. „Hör auf hier den Held zu spielen, wenn du noch verletzter bist als Armin. Idiot.“ Ich weiß nicht genau ob ich mir das einbilde, aber es sieht so aus als würde Mikasa etwas verlegen zur Seite schauen. Eren zieht sich vor Schmerz zusammen und hält die Hände auf die schmerzende Stelle. „Den Held spielen? Hallo?! Sieh dich an, du bist nicht besser!“ auch bei Eren kann ich einen verlegenden Blick erkennen. Bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich Einbildung ist oder nicht. Wahrscheinlich sind das nur Nachwirkungen meiner Verletzung. Als ich mich etwas bewege, spüre ich einen stechenden Schmerz an meinem rechten Arm. Da dieser noch nicht vollkommen mit Verbänden umwickelt ist kann ich erkennen, dass es unglaublich stark blutet. Was ist passiert nachdem Eren mich gerettet hat? Ich muss gleich sofort in Ohnmacht gefallen sein. Ich erinnere mich nur noch an seinen letzten Satz: „Du bist nicht unwichtig“. Plötzlich spüre ich wie wieder ein paar Tränen meine Wange herunterlaufen. Erst jetzt verstehe ich genau was er damit sagen wollte. Es gibt auch Menschen die hinter mir stehen und an mich glauben. Und nicht nur er, sondern auch Mikasa und alle anderen. „Armin…“ Mikasa legt ihre Hand auf meinen Kopf und sieht mich gefühlvoll an. Sie hat ein vollkommen anderen Gesichtsausdruck als vorher. „Direkt als Eren dich vor dem Titan beschützt hatte bist du in Ohnmacht gefallen. Er konnte diesen besiegen, doch als er dich hierher gebracht hat hattest du plötzlich diese Verletzung am Arm. Wir wissen nicht wie sie entstanden ist, doch wir vermuten nichts Gutes.“ Wenn sie vor hat mir damit Angst einzujagen, hat sie es auf jeden Fall geschafft. Ohne mich kontrollieren zu können fange ich an zu zittern. „Was soll das heißen?“, bringe ich endlich heraus. Es ist lange her, dass ich richtig reden kann. Ich sehe fragend zu Eren, doch dieser schüttelt nur den Kopf und hat genauso wie Mikasa einen deutlich anderen Gesichtsausdruck als vorher. „Seine Wunden sind doch viel schlimmer als meine. Warum?...“, frag ich bevor Mikasa mich plötzlich umarmt. „Wir wissen es nicht genau. Es ist besser es dir erst mal nicht zu sagen.“ Es stimmt eindeutig etwas nicht. Es macht mich fast wahnsinnig das nicht zu wissen, aber… was soll ich tun? Direkt danach geht plötzlich die Tür auf. Levi kommt mit einem großen Stapel Blättern herein und legt diese auf den Tisch neben Erens Bett. „Siehst ja noch entsetzlicher aus als vorher“, sagt er und sieht Eren finster an. Eigentlich will er wieder gehen, doch als er mich sieht bleibt er stehen. Ich denke, dass er etwas sagen will, doch stattdessen dreht er sich wieder um und geht. „Kommt zum Trainingsplatz wenn ihr fertig seid“, sagt er doch noch bevor er die Tür hinter sich schließt. Als ob ich nicht schon verwirrt genug bin, denke ich und sehe wieder auf meine Wunde. Was hat das nun zu bedeuten? Zum Trainingsplatz? Selbst Eren sieht ziemlich verwirrt aus. Er hat also auch keine Ahnung was hier passiert. „Wenn ihr fertig seid. Was soll das denn heißen“, sagt Mikasa angewidert. Sie kann Levi überhaupt nicht ausstehen und das ist nicht das erste Mal, dass mir das auffällt. Eren versucht aufzustehen, was ihm aber nur schwer gelingt. „Ich kann gehen“. Erst jetzt kann ich sehen wie viele Verbände er hat. So sehr verwundet bin ich überhaupt nicht. Ist das passiert als er mich beschützt hat? „Ich kann auch gehen!“ platzt mir heraus. Ich will nicht, dass er alleine geht. Ich muss wissen was los ist. Plötzlich lächelt Eren und hält mir die Hand hin. „Dann komm. Lass uns herausfinden was es mit deiner Wunde auf sich hat okay?“. Das erste Mal schaffe auch ich es zu lächeln und nehme seine Hand an. Ohne ihn wäre ich nicht so leicht aus dem Bett gekommen. Auch laufen fällt mir schwer. Doch alles andere war mir gerade wichtiger als diese Schmerzen und Eren hat es auch geschafft aufzustehen, obwohl er verwundeter ist als ich. Der Trainingsplatz ist komplett leer. Normalerweise trainiert hier immer jemand, doch heute ist niemand hier… naja, außer Levi. „Da seid ihr ja endlich“, begrüßt er uns. Wenn man das überhaupt begrüßen nennen kann. Sein Gesichtsausdruck macht mich gerade nervös, obwohl er so ausdruckslos wie immer ist. „Jetzt kämpft“, sagt Levi plötzlich und hält Eren das Holzmesser hin womit hier immer trainiert wird. „Du bist der Angreifer und Armin muss sich verteidigen“. Geschockt sehen wir beide Levi an. Wieso sollen wir auf einmal kämpfen? „Guckt nicht so blöd als ob ihr nicht wüsstet warum ihr kämpfen sollt. Das ist doch wohl eindeutig. Ich will herausfinden was Armins Wunde bewirken kann.“ „Aber ich kann ihn doch nicht angreifen wenn…“, versucht Eren zu widersprechen, doch Levi unterbricht ihn. „Du sollst ihn ja auch nicht abschlachten! Ich habs doch schon gesagt. Ich will nur herausfinden, ob die Wunde etwas bewirkt. Jetzt fragt nicht weiter und fangt an.“ Noch immer verwirrt sieht Eren mich an. „Naja, wir müssen wohl“. Damit hat er es geschafft mich zum Lächeln zu bringen. „Ich bin bereit“, antworte ich darauf. Gleich danach stürmt Eren auf mich los. Trotz seinen vielen Verletzungen ist er ziemlich schnell. Es ist nicht sehr schwer auszuweichen, da er vorsichtig ist und mich wahrscheinlich nicht noch mehr verletzen will. Eigentlich bin ich recht froh darüber, denn die Schmerzen machen mich echt zu schaffen und es ist schwierig sich zu bewegen. „Eren, mach etwas ernster. Das bringt sonst nichts!“, hör ich Levi rufen. Na toll. Ich hab mich wohl zu früh gefreut. Eren versucht auf das zu hören was Levi sagt. Er wird etwas schneller und auch fester mit seinen Angriffen. Ich kann nicht anders als meinen verwundeten Arm zur Abwehr zu benutzen. Ein starker stechender Schmerz geht durch meinen ganzen Körper. Er muss meine Wunde getroffen haben. Für ein paar Sekunden bin ich wie gelähmt und falle vor Schmerzen auf den Boden. „Armin!“, hör ich Eren rufen. Seine Stimme klingt etwas verschwommen. Als ich meine Augen öffne sehe ich nur rot und der Ruf von Eren verbreitet sich zu einem langen Echo. Was ist hier los? Mir ist so schwindelig. Plötzlich beginnt sich das Rot zu einer felsigen Umgebung zu verändern. Trotzdem ist aber alles verschwommen, weswegen ich mir nicht sicher bin ob das wirklich Felsen sind. Ich spüre einen Druck um mich herum, als würde ich von allen Seiten von einem starken Wind angegriffen werden. Wieder erschallt Erens Ruf. Er wird immer lauter, weshalb ich fast in Panik ausbreche. Was ist das hier? Ist es das was die Wunde bewirkt hat? Ich will aufstehen, doch als ich ein tiefes „Armin“ höre erschaudere ich. Vor meinen Augen erstreckt sich das Bild eines riesigen Titanen. Er ist vollkommen rot und sein Gesicht sieht fast so aus wie ein Totenkopf. Ganz eindeutig ist dies kein normaler Titan. „Es ist vollbracht. Vollbracht!“, ruft die schreckliche Stimme und beginnt grässlich zu lachen. Was ist vollbracht? Was soll das heißen? Ich kann mich nicht bewegen. Alles was ich spüre ist mein zitternder Körper und der stechende Schmerz meiner Wunde. Plötzlich beginnt mein Arm sich von selbst zu dem Titan zu bewegen. Erst jetzt sehen ich, dass die Wunde hell aufleuchtet und den Schmerz verdoppelt… oder verdreifacht. Der Titan nimmt meine Hand an. „Vollbracht! Vollbracht!“, ist alles was er sagt. Kurz darauf verändert sich das rot zu einem tiefen schwarz und der Titan verschwindet. Ich spüre nur noch wie ich ohnmächtig werde und alle schrecklichen Geräusche um mich verschwinden. „Armin! Armin!“. Wieder diese Rufe. Doch diesmal eindeutig nicht so schlimm wie vorher. Es ist Erens Stimme, normal und nicht verschwommen. Langsam öffne ich meine Augen. Vor Schmerz spüre ich meinen Körper gar nicht mehr. „Armin, alles okay? Du bist plötzlich ohnmächtig geworden“. Obwohl es mir so vorkommt, als ob ich Ewigkeiten bei diesem Titan gefangen gewesen bin, sind wir immer noch auf dem Trainingsplatz. Erens besorgter Blick bringt mich dazu zu sprechen. „Es geht schon wieder“. Von wegen, was sag ich da eigentlich? Es geht überhaupt nicht. Levi, der die ganze Zeit beobachtend nur da gestanden hat, kommt auf uns zu. „Deine Wunde hat geleuchtet und dann ist diese Narbe entstanden“. Mit einem erschreckend dusteren Blick fragt er noch „Was hast du gesehen?“ Verwundert sehe ich auf meine Wunde. Levi hat Recht. Eine Narbe in Form des totenkopfartigen Gesichts des Titans ragt hervor. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Und was meint dieser Titan mit „Vollbracht“? Da ich anscheinend sehr geschockt und verwirrt aussehe befiehlt Levi, so sollte man es echt nennen, dass ich erst mal wieder zum Krankenzimmer gehen soll. „Sag mir später sofort was du gesehen hast“, ist das letzte was er sagt. Ob Levi weiß was das alles zu bedeuten hat? Ich weiß es nicht, aber jetzt gerade bin ich zu erschöpft um weiter nachzudenken. Kapitel 3: Hilfe durch Freundschaft ----------------------------------- Was ist das? Ich fühl mich so… schwer an. Wache ich auf oder… bin ich etwa tot? Vorsichtig öffne ich meine Augen. Nicht schon wieder. Dieses stechende Rot, welches auch bei dem Titan war. Ich muss in der Hölle gelandet sein. „Armin!“. Die lauten Rufe gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Es kommt mir so vor als würde ich für immer in einem Raum eingeschlossen sein, indem die Rufe nie wieder aufhören würden. Ich ertrag das nicht mehr. Mein Kopf explodiert gleich. Ein scharfes Quietschen unterbricht meine Gedanken und bringt mich dazu laut aufzuschreien. Ich spüre wie etwas meine linke Schulter berührt, doch vor Schmerz kann ich meine Augen nicht öffnen. „Vollbracht Armin… Vollbracht“. Wieder dieser Satz. Ich muss meine Augen gar nicht öffnen, ich weiß schon so, was da meine Schulter berührt. Ehrlich gesagt will ich meine Augen auch gar nicht mehr öffnen, da ich weiß dass der Titan direkt vor mir stehen wird. Es ist wie als Eren mich beschützt hatte. Der riesige Titan der seinen Mund öffnete um mich zu verschlingen. An das will ich mich eigentlich gar nicht mehr erinnern, aber es ist schwierig die Erinnerung loszuwerden. Sie hält mich gefangen… gefangen? Völlig außer Atem und durchnässt von Schweiß sitze ich auf meinem Bett. Ich brauche ein paar Atemzüge um herauszufinden, dass das gerade eben nur ein Traum war. Eigentlich bin ich ziemlich froh darüber, trotzdem habe ich Angst. Diese schrecklichen Worte und der Titan, der mich versucht hat zu verschlingen wie damals, verfolgen mich wie als wäre ich auf der Flucht. Um genau zu sein bin ich das auch. Alles was ich mir gerade wünsche ist, dass das mit dem Titan und der Narbe auch nur ein Traum war. Doch ein Blick auf meinen rechten Arm verrät mir, dass es Realität ist. Ich erschrecke mich halb zu Tode, als schon wieder etwas meine linke Schulter berührt. Jetzt ist dieser Titan wirklich in der Realität aufgetaucht! Total ängstlich und stark zitternd drehe ich mich um. Ich muss erleichternd ausatmen, als ich in das verwirrte Gesicht von Eren sehe. „Bitte erschreck mich nie wieder so, okay?“. Seine Augen zeigen sein volles Mitgefühl. Als ich ihn etwas länger ansehe bemerke ich, wie ich den Drang bekomme ihn zu umarmen. Ich bin ihm so unglaublich dankbar für alles. Egal was, einfach für alles. Ich hab noch nie eine Person so sehr respektiert wie ihn. Seine Stärke und Willenskraft. Ich würde niemals so stark werden können wie er. Plötzlich spüre ich wie seine Arme mich umarmen und er seinen Kopf an meinen drückt. „Ein Glück bist du aufgewacht. Als Hanji dich untersuchte sagte sie, es könnte lange dauern bis du aufwachst oder du könntest auch gar nicht mehr aufwachen. Du hättest die anderen sehen sollen. Alle sind besorgt um dich.“ Er lächelt etwas und ich merke, wie ich wieder anfangen muss zu weinen. Wie kann er so etwas sagen? Ich bin die schwächste Person in der ganzen Aufklärungslegion überhaupt. Ich weiß nicht, warum ich ihr überhaupt beigetreten bin. Wieso sollten die anderen um mich trauern? „Warum… Warum tun sie das alle für mich?“, muss ich ihn dann einfach fragen. „Du gehörst zu uns Armin. Außerdem kannst du ziemlich stark sein. Du weißt es nur nicht. Die Aufklärungslegion braucht dich und deinen schlauen Kopf. Auch wenn sie das nicht sagen, ich bin mir sicher, dass sie das denken.“ Er löst die Umarmung und sieht mich an. „Jetzt guck nicht so! Ich hab dir doch gesagt, dass ich herausfinden will was es mit deiner Verletzung auf sich hat und daran werde ich mich auch weiterhin halten. Du willst es doch auch wissen oder nicht?“. Er wuschelt mir mit seiner Hand durch die Haare. Seine Augen leuchten als ob er gerade eine große Entdeckung gemacht hätte. Ich kann nicht anders als ihn zu bewundern. „Natürlich will ich das“, lächle ich und wische mir meine Tränen aus dem Gesicht. Ich will auch so stark sein wie er. Jedes Mal motiviert er mich dazu weiterzumachen. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich schon längst tot. „Dann lass uns zu Levis Zimmer gehen. Er sagte mir ich soll nach dir sehen und dich mitnehmen wenn du wach bist.“ Mit einem Nicken stimme ich ihm zu. „Eren“, sag ich während er zur Tür geht und mich, als er anhält, mit einem verwirrten Blick ansieht. „Danke.“ Darauf lächelt er nur und öffnet die Tür um zu Levis Zimmer zu gehen. „Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen Jäger“, bekommen wir als Willkommensgruß von Levi, als wir sein Zimmer betreten. Er sitzt mit einem überschlagenen Bein auf dem Sofa, Arme hinter die Lehne und starrt uns an, als wären wir gerade sehr ungewollt. Ungewöhnlicher Weise ist er nicht alleine in seinem Zimmer. Petra Ral, ein weiteres Mitglied der Aufklärungslegion, steht mit einem Stapel Papieren in der Hand vor Levi und sieht uns total verwundert und erschrocken an. „Ich hab dir gesagt du sollst sofort kommen, nicht erst in zehn Jahren.“ Eren macht ein ziemlich angewidertes Gesicht als Levi das sagt. Naja, immerhin hat Levi ihm ja gesagt er soll kommen wenn ich wach bin und nicht sofort. Zumindest hat er mir das so gesagt. „Sie sagten selber…“ beginnt Eren, wurde aber von Levis hasserfülltem Blick aufgehalten. Er steht auf und will gerade noch etwas sagen, doch Petra legt ihre Hand auf seine Schulter und sieht uns mitfühlend an. „Tut mir leid, ich musste ihm gerade schlechte Nachrichten überbringen. Deswegen ist er so genervt.“ Ein Glück schafft Petra es damit ihn etwas zu beruhigen. „Heichou…“ „Sei still Eren. Armin soll selber erzählen was er gesehen hat.“ Unterbricht Levi ihn wieder und geht zu seinem Schreibtisch um sich abzulehnen. Seine schlechte Laune kann man ihm, jetzt wo Petra es sagt, richtig ansehen, weshalb ich einmal heftig schlucken muss. Keiner will seine Wut spüren, erst Recht nicht bei dem Gedanken, wie Eren erst vor kurzem seine kräftigen Tritte erleiden musste. Eren sieht so aus, als wollte er eigentlich was anderes sagen, doch gibt er die Hoffnung auf Levi jetzt darauf anzusprechen. Was könnte er gesagt haben wollen? Da Levi mich jetzt schon mindestens fünf Sekunden genervt anstarrt, mache ich einen Schritt nach vorne um endlich meinen Bericht zu erstatten. Ich stehe unbeabsichtigt total gerade, fast als würde ich salutieren. Wie kann Petra immer so locker bleiben wenn sie mit ihm reden muss. „Also…“ Ich muss meine Gedanken erst mal wieder sortieren, da ich gerade total durcheinander bin. „Zuerst hörte ich Eren meinen Namen Rufen, doch dieser breitete sich zu einem Echo aus und mir wurde richtig schwindelig. Danach begann ich auf einmal eine rote felsige Umgebung zu sehen. Naja, ich sah alles nur verschwommen, deswegen bin ich mir nicht sicher ob das Felsen waren. Dann spürte ich Druck von allen Seiten, wie als würde ein starker Wind mich angreifen.“ Als ich so vor den anderen spreche, merke ich wie Übelkeit anfängt mich zu überwältigen. Ich muss eine kurze Pause einlegen um mich nicht zu übergeben. Wieso wird mir auf einmal so schlecht? Wahrscheinlich will ich die Sache mit dem Titan einfach vergessen. Nur muss ich ihnen sagen, was ich gesehen habe. „Noch einmal hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Diesmal war es nur um einiges lauter und…“ Die Erinnerung an den Titan lässt mich für ein paar Sekunden die Luft anhalten und leider wird mir so schlecht, dass ich mir den Mund zu halten muss. Petra und Eren kamen, als ich mich vor Übelkeit hinhocke, zu mir gerannt und fragen mich, ob alles in Ordnung ist. Levi starrt mich durchdringlich an und sieht so aus, als würde er tief nachdenken. „Und was?“, sagt er dann als Zeichen, dass ich weiterreden soll. Ich schaffe es nur schwer meine Übelkeit zu überwinden und mit zitternder Stimme weiterzureden. „Und d…dann sah ich einen Titan. Er war b…blutrot und war ganz eindeutig kein n…normaler Titan, denn er hatte ein Gesicht wie ein T…Totenkopf.“ Ich bin selber darüber genervt, dass meine Stimme so zittert. Es beruhigt mich etwas Petras Hand auf meinem Rücken zu spüren, aber ich will jetzt nicht wieder so schwach sein und wie ein Kind auf dem Boden hocken. Eren hat mich doch gerade erst aufgemuntert und das soll jetzt einfach wieder vergessen sein? Entschlossen schaffe ich es aufzustehen und ohne zittriger Stimme fortzufahren. „Mit einer sehr lauten Stimme rief er nach meinem Namen und wiederholte ständig diesen Satz: Vollbracht Armin, vollbracht. Plötzlich, ohne dass ich es wollte, streckte sich mein Arm zu ihm aus und ich bemerkte, dass die Wunde hell leuchtete.“ Ich selber werde von meinem heftigen Schlucken unterbrochen. Den letzten Satz will mein Körper eindeutig nicht sagen aber… Ich unterdrücke noch einmal meine Übelkeit, da ich auch diesen Satz jetzt einfach aussprechen muss. „Der Titan griff nach meiner Hand, wie als wären wir vereint. Am Ende, bevor alles schwarz wurde, wiederholte er wieder dieses Wort Vollbracht und…“. Erst als ich diesen Satz beende, merke ich wie laut ich geschrien habe. Total außer Atem und etwas verschwitzt füge ich noch hinzu: „Danach wurde ich Ohnmächtig.“ Wie auf Bestellung fängt es an Schwarz vor meinen Augen zu werden und ich bin wieder kurz davor in Ohnmacht zu fallen, doch… etwas hält mich auf. Es ist eindeutig Petra, denn niemand hat so kleine warme Hände wie sie. „Das war ja eine schwere Geburt“, stöhnt Levi. Er hat Recht, so schlecht habe ich noch nie einen Bericht abgegeben. Enttäuscht von mir selbst senke ich den Kopf und nicke. „Sie haben Recht, es tut mir Leid.“ Eren neben mir macht nun einen Schritt nach vorne und meint: „Ich denke, das hat genau damit zu tun was er erzählt hat. Dieser Titan…“. Levi geht in Richtung Tür, legt seine Hand davor noch auf Erens Schulter und sagt: „Lass mich erst mal selber darüber nachdenken“. Bevor er aus der Tür verschwindet flüstert er noch etwas zu Petra, die wie als wäre es ein Auftrag nickt. Levi will zurzeit wohl echt gar nichts von Eren hören, immerhin unterbricht er ihn immer. Ein Blick zu ihm lässt mich ein wenig zusammenzucken. Seine Hände sind zu Fäusten geballt und er zittert so, als wäre er kurz davor jemanden umzubringen. Das bestätigt auch sein hasserfüllter Blick, der immer noch auf die Tür gerichtet ist. „Eren, bitte verzeih ihm. Ich denke meine Nachrichten und jetzt auch noch Armins Bericht haben seine Laune komplett runtergebracht.“ Sie steht auf und Besorgnis steht ihr genau ins Gesicht geschrieben. So habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Es muss etwas echt Schlimmes passiert sein. Trotzdem lächelt sie etwas. „Er muss uns echt nicht damit belästigen wollen, wenn er sogar weggeht“. Für kurze Zeit ruht ihr Lächeln auf der Tür aus der Levi gegangen ist. Plötzlich zuckt sie zusammen. „Aber viel wichtiger. Armin, geht es dir gut?“, fragt sie so, dass man ihr ansieht, dass sie nur das Thema wechseln will. Da sie anscheinend wirklich nicht darüber reden will, stehe ich auf und nicke. „Es ist schon besser. Warum war mir nur bei dem Bericht so schlecht? Mann, ich versteh echt gar nichts!". Verzweifelt klatsch ich mir meine Hand ins Gesicht. Ich bin so verwirrt über alles, dass ich nicht mal mehr denken kann. „Mach dich nicht verrückt Armin. Wir werden schon herausfinden was es mit diesem Titan auf sich hat. Unterschätz Levi nicht“, versucht Petra mich mit einem warmen Lächeln zu beruhigen. „Außerdem Eren…“, Petras Lächeln legt sich sofort wieder und sie sieht etwas ängstlich zu ihm. „Levi sagte mir gerade, dass du heute den Putzdienst in allen Zimmern der Aufklärungslegion hast“. Man sieht Eren an wie geschockt er ist, da sein Atem stockt und er fixiert Petra ansieht. „Ach, und wichtigeres hatte er dir nicht zu sagen?!“, sagt er mit so einer lauten Stimme, dass es schon fast schreien ist. Irgendwie hab ich mich davor erschrocken, obwohl es klar war das er wütend ist. Nicht nur Levis Laune ist unten, denn Erens geht jetzt auch gerade den Bach herunter. So genervt hab ich ihn noch nie gesehen. Vor Wut geht er mit geballten Fäusten zur Tür und verschwindet ohne noch ein Wort zu sagen. Ich muss heute irgendwie schreckhaft sein, denn als Eren die Tür zuknallt erschrecke ich mich halb zu Tode. „Na super, genauso wie ich es mir dachte“, stöhnt Petra. „Die beiden sind schon ziemlich anstrengend nicht wahr Armin?“. Sie schafft es irgendwie immer trotzdem noch zu lachen und auch ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. „Das stimmt schon, aber ich finde, dass Levi heute ganz schön fies zu Eren ist. Weißt du ob irgendetwas passiert ist?“, frag ich sie, weil ich das einfach nicht für normal halten kann. Vielleicht kommt er so rüber, aber so fies ist Levi nun auch nicht. Petra legt ihre Hand auf meinen Kopf und sagt: „Ich weiß nicht, aber ich denke es ist alles in Ordnung. Lass sie sich erst mal wieder beruhigen.“ Sie nimmt den Stapel Papiere, den sie neben sich abgelegt hatte und steht auf. „Ich muss diesen nun auch wegbringen. Du solltest dich noch etwas ausruhen Armin.“ Sie verabschiedet sich mit einem Lächeln und verschwindet dann auch aus der Tür. Jetzt sitz ich alleine hier auf dem Boden in Levis Zimmer, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Was soll ich jetzt machen? Petra sagt, ich soll mich ausruhen, aber schlafen wäre jetzt das Letzte was ich tun könnte. Wieder kommt mir Eren in den Kopf, wie er vor Wut aus dem Zimmer geht und die Tür zuknallt. Ich fühle mich ein wenig Schuldig. Immerhin ist Levis Laune auch wegen meinem Bericht noch mehr runtergegangen und hat Eren damit ziemlich leiden lassen. Ich sollte ihm helfen. Das ist sowieso das einzige was mir jetzt einfallen würde. Besser als hier auf dem Boden zu sitzen und nichts zu tun. Wenn ich mich genau erinnere, sind es sogar mehr als 30 Räume. Das schafft er niemals an einem Tag alleine. Alleine… du bist nicht alleine. Das hat Eren doch erst vor kurzem auch zu mir gesagt. Mit einem Lächeln stehe ich auf und gehe nun auch zur Tür. Meine Laune hat sich wieder deutlich verbessert. Diesmal bin ich derjenige, der Eren helfen kann. Kapitel 4: Das Wunder der Wunde ------------------------------- Zimmer 5 von mehr als 30. Die richtige Anzahl hat Eren sich nicht gemerkt. Das ist das erste Mal, dass er alle Räume der Aufklärungslegion putzen muss. Sonst sind es immer 10. Mehr hat Levi ihm noch nie aufgegeben. Genervt und nicht richtig konzentriert schrubbt er das erste Fenster von drei in diesem Zimmer. Eren glaubt dieses sei Jeans. Genau deswegen hat er noch weniger Lust es zu putzen, da er Jean nicht ausstehen kann. Warum muss Levi ihm auch das alles hier auftragen? Eren hat geglaubt, Levi sieht vielleicht richtig streng aus, ist innerlich aber ziemlich nett. So kam es einem bei ihrer ersten Mission außerhalb der Mauern auch vor, als Levi allen geholfen hat. Doch er hat sich geirrt. Er ist einer von denen geworden, die Eren gar nicht ausstehen kann. „Eren“, kam plötzlich eine Stimme von hinten. Verwundert dreht er sich um und muss in das emotionslose Gesicht von Levi sehen. Sofort wendet er sich wieder dem Fenster zu und putzt weiter, da er Levi jetzt gerade echt nicht sehen will. „Du bist ziemlich langsam, wenn das hier gerade mal dein fünftes Zimmer ist.“ Verwirrt hält Eren inne. Woher weiß er wie viele Zimmer er schon geputzt hat? Hat er ihn etwa beobachtet? Etwas nervös sieht er jetzt doch zu Levi. Dieser lehnt sich mit eingeschränkten Armen an den Türrahmen und schaut sich im Zimmer um. „Wie ich‘s mir schon dachte. Du bist echt schlecht was Putzen angeht.“ Geht’s noch? Wie oft will er ihn jetzt noch beleidigen. Okay, in diesem Zimmer hat er sich echt nicht viel Mühe gegeben, aber bei den anderen war er deutlich besser als sonst. Da Eren wahrscheinlich beleidigt zur Seite sieht, stöhnt Levi so, dass es schon fast wie lachen klingt. Er macht einen Schritt nach vorne und kommt auf Eren zu. Dieser löst seinen Blick nicht und starrt weiterhin auf die Wand. Er hat gerade keine Lust auf Levi. Plötzlich muss er sich ihm doch zuwenden, als er eine Hand seinen Arm berühren spürt. Geschockt sieht er in das Gesicht von Levi, der ihn wirklich festhält. „Spiel jetzt nicht einen auf beleidigt und putz weiter. Du musst auch nur noch 15 Zimmer putzen, also sei dankbar“, sagt der schwarzhaarige, lässt ihn aber immer noch nicht los. Nur noch 15? Hat er seine Meinung geändert und Eren muss jetzt nicht mehr alle Zimmer putzen? Vor Freude fangen seine Augen an zu leuchten, was Levi wohl abweisend findet, da er sich genervt umdreht und nach einem Besen greift. „Steh jetzt nicht so doof rum und fang an. In einer Stunde komm ich wieder und dann sehen alle Zimmer so aus wie deins“, befehlt er und verschwindet wieder aus der Tür. Dann sehen alle Zimmer so aus wie deins? Was soll das denn heißen? Verwirrt blickt Eren auf den Boden und muss für ca. 20 Sekunden nachdenken. Ist sein Zimmer etwa ordentlich? Wenn er das wirklich gemeint hat, dann ist es echt unglaublich sauber. Denn so etwas hört man nicht oft von Levi, oder eher gar nicht. Trotzdem… „Eine Stunde!?“, schreit Eren plötzlich auf. Wie soll er denn 15 Zimmer in einer Stunde so putzen wie seins? Alleine für dieses brauchte er eine halbe Stunde um es so hinzubekommen. Entsetzt springt er auf einen Stuhl und schrubbt weiter das Fenster. Er glaubt nicht, dass er es schaffen würde. Erst recht nicht, wenn die Fenster so schwarz sind wie Jeans. Was macht der denn? Wie kann man es schaffen die Fenster so zu verschmutzen?! Egal wie, ändern kann er es sowieso nicht und deswegen gibt er alles, um wenigsten dieses Zimmer schnell fertig zu haben. „Eren!“ Wo kann er sich nur aufhalten? Es ist schwierig ihn zu finden, wenn er alle Zimmer putzen muss. Er kann ja dann in jedem Zimmer sein. Schon kurz vorm Aufgeben renne ich durch den Flur des ersten Stockes. Ganz hinten befinden sich unsere Zimmer. Das von mir und Eren. Mit einem schnellen Blick sehe ich in meinem nach, doch auch hier ist er nicht. Etwas geschockt bin ich, als ich in Erens Zimmer sehe. So ordentlich hat es schon lange nicht mehr ausgesehen. Wahrscheinlich hat Levi ihm wieder gedroht wenn er nicht deutlicher putzt, denn normalerweise ist Eren überhaupt kein Ordnungs- und Sauberkeitstyp. Leicht schmunzelnd wende ich mich wieder ab um weiter nach ihm zu suchen. Ich will ihn so schnell wie möglich finden, denn ich kann mir vorstellen, dass Levi ihm wieder ein Zeitlimit gegeben hat in der es gar nicht möglich ist so viele Zimmer zu putzen. Nach weiteren, mindestens zehn Zimmern, ist Eren immer noch nicht zu finden. „Eren, wo bist du!?“, rufe ich noch einmal. „Armin?“, kommt plötzlich eine ruhige Stimme aus dem Zimmer, an dem ich vorbei gelaufen bin. Erleichtert kann ich Eren in diesem, mich verwirrt anguckend, sehen. Ich muss leicht stöhnen. Warum muss er sich ausgerechnet in dem Zimmer aufhalten an dem ich einfach vorbeilaufe? „Hier bist du ja“, hauche ich und schnappe nach Luft. Eren klettert vom Stuhl und legt seinen Lappen auf den Tisch neben sich. „Was ist los? Ist etwas Schlimmes passiert? Geht’s dir gut?“, fragt er eine Frage nach der anderen und sieht mich besorgt an. Da ich so außer Atem bin und noch nicht richtig reden kann schüttle ich nur heftig den Kopf. „Nein, nein, mir geht’s gut!“, bringe ich es dann doch heraus. „Eren, da du mir vorhin so geholfen hast, will ich jetzt dir helfen!“ Vielleicht war es keine gute Idee gleich zur Sache zu kommen, denn jetzt sieht man ihm richtig an, dass er mich nicht verstanden hat. „Hä, was meinst du?“. Ohne Worte gehe ich an ihm vorbei, nehme den Lappen vom Tisch und grinse. „Ich helfe dir beim Putzen“. Eren erwiderte mein Grinsen und lächelt zurück. „Danke Armin, deine Hilfe kann ich mehr als nur gebrauchen. Hier“. Er geht zu einem Eimer, holt einen zweiten Lappen heraus und gibt ihn mir. „Kannst du die Fenster übernehmen? Ich hasse Fenster putzen. In der Zeit fang ich schon mal mit fegen an, okay?“. Ich weiß wie sehr Eren das verabscheut. Wenn ich ihn nebenan verzweifelt herum fluchen höre weiß ich genau, dass er nur wieder am Fenster putzen ist und ich mir keine Sorgen machen muss. „Jaja, ist schon okay. Ich übernehme gerne die Fenster“, sage ich und unterdrücke ein Lachen, weshalb Eren mich verärgert ansieht. Durch Teamwork haben wir es wirklich geschafft. 15 Zimmer in gerademal einer halben Stunde. Zwar ist es ziemlich eng geworden und die letzten drei Zimmer sind nur „Fast-Cleaning“ geputzt, aber wir haben es dennoch geschafft. „Du bist echt eine Wucht im Putzen Armin“, lacht Eren, als er die Besen zurück in die Putzkammer stellt. „Ohne dich hätte ich das nie geschafft. Wer weiß was mit mir passiert wäre“. Völlig außer Atem und kaputt vom vielen Schrubben lächle ich nur zurück. Wenigstens habe ich ihm helfen können. Das reicht mir, um mich zu freuen. „Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wäre. Genau deswegen bin ich froh, dass wir fertig sind“. Noch einmal wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Wer hätte gedacht, dass Putzen jemals so anstrengend sein kann. „Eren! Armin!“. So schreckhaft wie ich bin, erschrecke ich mich mal wieder halb zu Tode. Diesmal bin ich aber nicht der Einzige, denn auch Eren zuckt vor Schreck zusammen und sieht in die Richtung, aus der der Schrei gekommen ist. Nach nur wenigen Sekunden kommt Petra um die Ecke gerannt. Sie ist blutüberströmt. In ihrem Gesicht verwischt das Blut wegen den Tränen, die aus ihren entsetzt leuchtenden Augen fließen. „Kommt schnell, zum Trainingsplatz, beeilt euch!“ keucht sie, als sie außer Atem vor uns stehen bleibt. „Es ist etwas Schreckliches passiert“. Ohne irgendetwas zu sagen nickt Eren nur und packt mich am Arm. „Komm Armin, schnell“. Sofort schmiss ich den Eimer, den wir eigentlich gerade in die Putzkammer stellen wollten, einfach in die Ecke und renne beiden hinterher. Was ist nur passiert? Ich bin gerade zu geschockt, um mir überhaupt irgendetwas vorstellen zu können. Schon kurz vorm Trainingsplatz hört man ein Tumult von Menschen sich versammeln und lauter Stimmen durcheinander sprechen. Nicht nur ein paar, sondern unzählige von Soldaten sind gekommen, um das Geschehene zu sehen. Ich, Eren und Petra müssen sich durch das Gedrängel quetschen, um überhaupt irgendwas sehen zu können. „Jetzt hört doch mal auf! Niemand hat euch hierher gebeten! Das ist keine Vollversammlung oder so!“, hört man eine Stimme aus der Mitte der Menschenmenge schreien. Sofort kann ich erkennen, dass es Hanji ist, denn ihre Stimme ist eine der Leichtesten, die man heraushören kann. Noch immer kann ich nichts sehen. Hier sind einfach viel zu viele riesige Soldaten, die einem die Sicht versperren. „Hanji!“, ruft Petra plötzlich. Erst jetzt bemerken die Anderen sie, dass sie blutüberströmt ist und machen ihr Platz. Auch ich kann endlich sehen was passiert ist. Doch genau das lässt mich vor Schock den Mund öffnen. Auf dem Boden hockt Levi, sich vor Schmerzen gekrümmt und hält sich den Arm fest, aus dem sehr viel Blut fließt. Man sieht ihm an, dass er unglaublich an Schmerzen leidet und… naja, ihn die Menschenmenge nervt. „Petra! Da bist du ja endlich! Jetzt kommt schon Leute, macht mal etwas mehr Platz. Da bittet man Petra nur kurz Armin zu holen und dann kommen schon gleich Massen aus ihren Löchern gekrochen. Seid ehrlich, das ist nur so weil es sich hier um Levi…“ „Hanji“, unterbricht Petra sie und sieht sie genervt an. „Äh ja, tut mir Leid Petra. Kommen wir zurück zur Sach… EREN!“ Ein riesen Schreck breitet sich auf dem ganzen Trainingsplatz aus. Hanji schreit so, als wären Titanen gerade durch die Mauer eingebrochen. Ein paar greifen sogar schon fast nach ihren Schwertern doch sie merken noch schnell genug, dass Hanji nur mal wieder ihre Eren-Phase einschaltet. „Nicht schon wieder“, flüstert jemand hinter meinem Rücken und ich muss leicht schmunzeln, als ich Hanji so auf Eren eindreschen sehe. „Ah Petra, hast du ihn etwa auch mitgebracht? Das ist perfekt! Dann können wir ja gleich danach mit den Forschungen weitermachen nicht wahr Eren?!“. Dem Angesprochenen sieht man an, dass er gerade am liebsten so schnell wie möglich wieder verschwinden würde, denn… naja wer Hanji kennt weiß genau was ich meine. „Jetzt nicht Hanji, es geht hier um Levi und diese Wunde von Armin. Vergiss das nicht, das ist wichtiger!“, erinnert Petra sie und zieht sie von Eren weg damit sie endlich damit aufhört. Ehrlich gesagt habe ich Petra noch nie so ernst gesehen. Die Sache mit Levi scheint ihr wirklich wichtig. Außerdem unterdrückt sie wieder ein paar Tränen, wie man an ihren leicht glitzernden Augen erkennen kann. Aber was hat das alles mit der Wunde von mir zu tun? Levi… und meine Wunde. Erst jetzt bemerke ich, dass er genau an dem Arm an dem ich die Verletzung habe stark blutet. Was kann nur passiert sein? „Na schön, wenn es sein muss hast du recht“, antwortet Hanji und versucht sich aus Petras festem Griff zu befreien. Sie geht auf Levi zu und öffnet gerade ihren Mund um etwas zu sagen, doch genau bevor sie das tun kann steht er auf und hält ihr den Mund zu. „Nicht jetzt“, höre ich ihn mit seiner typisch leisen Stimme sagen. Der ganze Trainingsplatz hüllt sich plötzlich in tiefes Schweigen und alle starren ihn an. Die Neugierde von jedem darüber was passiert ist kann man sogar richtig spüren. Doch genau in dem Moment gibt Levi ein deutliches Zeichen dafür, dass jeder verschwinden soll. „Wer hat euch eigentlich erlaubt eure Plätze zu verlassen? Ich denke nicht, dass ich irgendwas davon gesagt hatte“. Nur dieser kurze Satz reicht und die hintersten Reihen beginnen schon damit sich vorsichtig und unbemerkt davonzuschleichen. Andere rennen förmlich weg, wie als wäre Levi ein Monster und sie haben schon eindeutige Erfahrungen mit seiner ernsten Seite gemacht. Er braucht nicht lange und viele Worte, bis der komplette Trainingsplatz langsam wieder die gewohnte Leere einnimmt. „Levi, du bist ne Wucht!“, freut sich Hanji und wirft die Arme in die Luft. „Du hast es denen so richtig gezeigt und wie kleine Schisser rennen die davon!“. Sie beginnt kräftig zu lachen, doch keiner von uns scheint das wirklich lustig gefunden zu haben, denn alle starren sie eher desinteressiert an und Petra stöhnt sogar so, dass man ihr ansieht wie genervt sie gerade davon ist. „Hanji…“, sagt sie wieder genau in demselben Ton wie vorhin schon. „Ach, komm schon Petra. Jetzt sei nicht so schlecht drauf. Du darfst auch anfangen den Beiden zu erklären was passiert ist“. Erst als Hanji „die Beiden“ erwähnt hat, merke ich dass Eren noch direkt neben mir steht. „Siehst du das? Er blutet doch genau an dem Arm an dem du die Verletzung hast oder?“, flüstert er mir zu, worauf ich ihm als Antwort zunicke. „Das habe ich auch schon bemerkt, aber was hat das zu bedeuten?“. Darauf zuckt er nur mit den Schultern. „Das werden wir wohl jetzt herausfinden“. „Na schön. Dann werde ich es erklären“, beginnt Petra und gibt uns ein Zeichen, dass wir etwas näher kommen sollen. „Ich habe euch doch in Levis Zimmer davon erzählt, dass ich ihm eine schlechte Nachricht überbringen musste, oder? Naja, und in dieser Nachricht ging es darum, … dass die Titanen an denen wir Forschungen begehen ausgebrochen und verschwunden sind“. „Jaaaa, es ist so schrecklich!!!“, beginnt Hanji plötzlich wieder zu schreien. Ihre Stimme klingt tief enttäuscht und entsetzt. Jeder hier weiß ja wie sehr sie die Forschungen an den Titanen liebt. Petra wechselt kurze Blicke mit ihr um ihr zu zeigen, dass sie sich nicht jetzt darüber aufregen soll. Ich denke ihr ist es wichtiger uns davon zu berichten was passiert ist. „Es wäre ja nicht allzu schlimm gewesen, wenn diese Titanen nicht so bedeutend für uns geworden wären“. Sie sieht kurz zu Levi, doch der schüttelt den Kopf als Zeichen, dass sie weiterreden soll. „Insgesamt waren es drei. Bei zwei von ihnen hatten wir herausgefunden, dass sie genau so ein Totenkopfmuster wie du es als Wunde hast auf ihren rechten Armen trugen“. Mein Herz scheint stehen zu bleiben, als ich das höre. Auch mein Atem stockt und ich muss für kurze Zeit nachdenken. „W…was?!“. Selbst Eren neben mir öffnet vor Schreck den Mund. Sie hatten so ein Muster auf dem rechten Arm? Genauso wie ich?! „Wie du sicher selbst gerade denkst, dachten wir dass es eine Verbindung zwischen dir und diesen Titanen geben muss. Und genau deswegen ist Levi losgegangen um das herauszufinden. Doch…“, bevor Petra weiter spricht zeigt sie auf Levi, dessen Wunde immer noch nicht aufgehört hat zu bluten. „Genau das ist dann passiert“. Der finstere Blick von Levi lässt mich für kurze Zeit erschaudern. Eine Gemeinsamkeit zwischen mir und diesen beiden Titanen? Und dann diese Verletzung von Levi? Ich spüre wie meine Hände anfangen zu zittern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendeine gute Bedeutung hat. „Was ist passiert?“, frage ich, obwohl ich vor der Antwort selbst etwas Angst habe. „Das werde ich erklären“, sagt Levi und Petra nickt ihm einverstanden zu. „Direkt nach deinem Bericht bin ich losgegangen um nach diesen zwei Titanen zu suchen. Ich wollte euch fürs Erste aus dieser Sache raushalten, weshalb ich Eren die Zimmer putzen ließ damit er nichts davon mitbekommt. Ich wusste, dass du zu ihm gehen und ihm helfen würdest. Deswegen hab ich dir keine spezielle Aufgabe gegeben“. Eren neben mir verschränkt verärgert die Arme. Also war Levi wirklich beabsichtigt so fies gewesen. „Und wieso bist du dann rein gekommen als ich gerade Jeans Zimmer geputzt habe? Dann kannst du ja schlecht nach diesen Titanen gesucht haben!“ „Denk nach bevor du sprichst Jäger“, antwortet Levi bitter. „Es war gerade mal das fünfte Zimmer. Das heißt, dass noch nicht viel Zeit vergangen war. Für den Anfang wollte ich überprüfen, ob mein Plan wirklich funktioniert hatte. Deswegen hab ich erst etwas später mit der Suche angefangen um nachzusehen, ob du auch wirklich deine Arbeit machst. Wie sonst hätte ich gewusst, dass du gerade das fünfte Zimmer putzt? Wenn du nachgedacht hättest, hättest du das gewusst. Doch da ich wusste, dass du zu dämlich bist hab ich mir die Mühe erspart nach anderen Worten zu suchen“. Eren scheint fast zu explodieren. Zumindest fühlt es sich neben ihm so an. Vorsichtig mache ich einen Schritt zurück, denn es sieht so aus als würden die beiden sich gleich in ein Gefecht stürzen. „Mal gaaaanz ruhig bleiben! Es geht ja hier jetzt nicht ums Putzen oder? Wenn ja seid ihr echt von Thema abgewichen. Levi, ich brauch Eren später noch bei den Untersuchungen also bitte zerstückle ihn nicht gleich, okay?“ Hanjis verrückte Art lässt die beiden ein Glück wieder etwas zur Ruhe kommen. Ein Krieg zwischen ihnen wäre das Letzte was ich mir jetzt gewünscht hätte. „Danke Hanji“, sagt Petra und sieht ängstlich zu Levi. „Erzählst du weiter?“ Dieser stöhnt als Antwort nur, doch kommt wieder gleich zur Sache. „Auf jeden Fall konnten sie ja eigentlich nicht weit gekommen sein, denn die Tore der Mauer sind geschlossen und kein Teil ist durchbrochen worden. Das heißt sie können nicht ins Äußere geflohen sein. Trotzdem haben wir nur den einen, der das Muster nicht auf dem Arm hat, gefunden. Das einzig Mögliche darauf ist, dass die beiden mit dem Muster verschwunden sind. Ich habe weiter gesucht, denn wirklich logisch fand ich das nicht. Am Ende habe ich dann auch etwas gefunden“. Er unterbricht kurz und holt etwas aus seiner Jackentasche heraus. Es sieht aus wie ein Stein. Nur, dass dieser Stein in einer besonderen Farbe leuchtet die ich nicht richtig entschlüsseln kann. Seine Form ähnelt sehr der eines Mondes. Naja, eines Halbmondes. Ich weiß nicht warum, aber irgendetwas an ihm löst eine ungewollte Unruhe in mir aus. Hat dieser Stein etwa auch etwas mit den Titanen zu tun? „Ich beauftragte ein paar Soldaten im inneren Bereich zu suchen, während ich Nahe der Mauer weitersuchte. Irgendwann fand ich einen kleinen Riss in der Nähe des Tores. Ist zwar eigentlich nichts Besonderes, wenn er nicht leicht geleuchtet hätte.“ „Dann hat mich Levi gerufen mit der Bitte bestimmte Waffen zu holen um herauszufinden was sich hinter diesem Riss verbarg. Und… es war schrecklich!“ „Petra“. Vor schreck zuckt sie zusammen und senkt den Kopf als Zeichen dass es ihr leid tut ihn einfach unterbrochen zu haben. „Hinter diesem Riss war ein hohler Raum. Ganz hinten steckte dieser Stein in der Wand. Danach weiß ich nur noch, dass ich versucht hatte ihn herauszuziehen und ohnmächtig wurde. Das ist alles“. Keiner von uns sagt ein Wort. Eren sieht immer noch leicht verärgert zur Seite. Doch bei diesen Informationen legt sich auch seine Wut langsam. Wie gebannt muss ich auf diesen Stein starren. Ich bekomme schon Angst, wenn ich ihn nur ansehe. Was hat dieser Stein für eine Verbindung zu den Titanen und warum steckte er in einem Riss in der Mauer? „Es wurde zu hell um zu sehen was passiert. Erst nachdem Levi es geschafft hatte den Stein herauszuziehen verschwand das schrecklich helle Leuchten und ich konnte sehen, wie der Arm, mit dem er den Stein herausgezogen hatte, stark anfing zu bluten. Das war nicht alles. Für kurze Zeit erschien ein merkwürdiges Muster in seiner Hand, das aber sofort wieder verschwand. Schon alleine genau weil es der rechte Arm war wusste ich, dass es etwas mit den verschwundenen Titanen und dir zu tun hatte. Auf jeden Fall muss es ihm so viele Schmerzen bereitet haben, dass er in Ohnmacht viel. Oder es lag einfach an diesem hellen Licht. Ich wollte sofort Hilfe holen weshalb ich Hanji rief, die am weitesten in der Nähe war. Sie untersuchte dann seine Wunden bis er aufwachte und mich beauftragte euch zu holen. Das was wir jetzt tun müssen ist herausfinden was dich, die Titanen und der Stein miteinander verbindet.“ Mit diesen Worten unterbricht Petra die Stille. Auch ich kann endlich meinen Blick von dem Stein lösen und sehe sie an. Zuerst liegt tiefes Entsetzen in ihren Augen. Doch als sie bemerkt dass ich sie ansehe, ändert sich alles in ein Lächeln, welches es sogar schafft mich ein wenig zu beruhigen. „Was soll ich jetzt tun?“, überlege ich laut. „Dieser Stein hat bestimmt etwas mit mir zu tun. Und erst Recht diese verschwundenen Titanen. Was hat das nur zu bedeuten?“ Verzweifelt lege ich meinen Kopf in die Hände. So starke Kopfschmerzen habe ich schon lange nicht mehr gehabt. „Mach dich nicht verrückt Armin“. Erens Hand auf meiner Schulter lässt mich wieder aufblicken und in seine klaren grünen Augen sehen. Seine Wut hat sich endlich gelegt oder ihm ist es jetzt auch egal. Er und Levi vertragen sich halt einfach nicht. „Das werden wir schon noch alles herausfinden. Da bin ich mir sicher. Auf jeden Fall werde ich dir dabei helfen.“ Dank seinen Worten kann auch ich wieder lächeln. Er hat wohl recht, so wie immer. Dass er mich auch immer wieder aufmuntern muss. Typisch Eren. „Na seht ihr? Also sind wir uns ja alle einig danach zu suchen. Selbst Levi, welch ein Glück“. Irgendwie bin ich gerade froh, dass Hanji hier ist. In Situationen wie diesen ist sie echt eine Hilfe. Immerhin haben wir es ja ihr zu verdanken, dass nicht gleich Krieg zwischen Eren und Levi ausgebrochen ist. „Danke Leute“, sage ich einfach. Das ist das Beste was ich jetzt sagen kann, denn auf das Streitthema zurückkommen will ich allen zu liebe lieber nicht… Kapitel 5: Das wichtigste im Leben ---------------------------------- Es ist ein Tag vergangen nachdem ich und Eren die Informationen über den Stein gehört haben. Levi hat uns noch darum gebeten den anderen erstmal nichts davon zu erzählen. Wir können nicht wissen was für ein Aufruhr dann entstehen kann und alle würden wissen wollen was los ist. Der Tag fängt leider überhaupt nicht gut an. Ich hab drei Stunden geschlafen und diese noch nicht mal wirklich gut. Ein Albtraum nach dem Anderen und jeder ist schlimmer gewesen als der andere. Zusätzlich hätte ich mich gerne mit Eren darüber ausgetauscht, er kann mir nämlich immer helfen wenn es mir schlecht geht, aber irgendwie kann ich ihn nicht finden. Er ist nicht in seinem Zimmer, nicht auf dem Trainingsplatz und andere Leute haben ihn auch nicht gesehen. Ich hab selbst in der Kantine nachgesehen, vielleicht hat er einfach schon so früh am morgen Hunger bekommen. Leider sind, wie zu erwarten, nur Sasha und Connie dort gewesen. Als ob das nicht schon genug wäre habe ich, seit dem ich aufgestanden bin, wahnsinnige Bauchschmerzen und mein Kopf pocht als wäre er ein Vulkan der gleich ausbricht. Vielleicht sollte ich einfach nach Petra suchen. Mit ihr kann man auch gut reden, wenn man Probleme hat. Eigentlich muss ich ins Krankenzimmer gehen so schlecht wie ich mich fühle, aber ich will nicht dass irgendjemand anderes, außer den Personen die von dem Stein wissen, wissen dass es mir schlecht geht. Sonst fragen sie noch nach und lügen ist das Letzte was ich gerne tue. „Armin, was ist denn mit dir los?“. Genau die Frage, die ich am aller wenigsten hören will. An der Stimme erkenne ich sofort, dass es Mikasa ist. Ein wenig erleichtert bin ich schon, denn sie ist wenigstens eine Freundin von der ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann und vielleicht kann ich ihr auch sagen, dass ich mich nicht gut fühle, ohne dass sie tiefer nachfragt. „Ah Mikasa, du bist es“. Sie hat ganz sicher schon erkannt, dass es mir nicht gut geht, denn sie geht auf mich zu und nimmt mich plötzlich, was ich gerade überhaupt nicht erwartet habe, in den Arm. „Ich habe davon gehört, keine Sorge. Petra erzählte mir davon. Sie sagte, dass ich es ruhig wissen darf und sie mir vertraut. Versuch dich nicht wahnsinnig zu machen. Ich und Eren werden dir helfen und wenn er es nicht schafft dich zu beschützen, beschütze ich halt euch beide.“ Es fällt mir gerade ein Stein vom Herzen. Ich weiß ja auch, dass ich ihr vertrauen kann und dass sie jetzt schon davon weiß, beruhigt mich sehr. „Welch ein Glück“, hauche ich ihr ins Ohr und ich merke, wie mir vor Freude und gleichzeitig aber auch vor Schmerzen eine Träne über die Wange läuft. „Sag mal, weißt du zufällig wo Eren ist? Ich hab Bauch- und Kopfschmerzen und normalerweise, wenn es mir nicht gut geht, gehe ich zu ihm. Er weiß immer wie er mir helfen kann, doch irgendwie ist er nirgendwo zu finden“. „Du musst dich nicht wundern, dass du ihn nicht findest. Er ist heute Morgen sehr früh von Hanji geweckt worden, da sie nicht abwarten konnte mit der Untersuchung, du weißt schon, der Titanforschung, weiter zu machen. Er hat sich aber schon gedacht, dass du ihn suchen wirst, deswegen bat er mich dir bescheid zu sagen“. Oh Mann, nicht schon wieder. Bei dem Gedanken daran, dass Eren wieder einmal bei diesen komischen Prüfungen von Hanji helfen muss, damit die Menschen mehr über die Titanen herausfinden, wird mir ganz komisch. Er tut mir da richtig leid, immerhin hasst er Titanen mehr als manche Anderen und dann muss er herausfinden, dass er in irgendeiner Art selbst einer ist. „Das erklärt natürlich, warum ich ihn nirgendwo finden konnte. Warum muss Hanji ihn aber schon gleich nach so einem Tag wie gestern früh morgens mitnehmen? Ich glaube, dass auch Eren die Informationen erstmal verarbeiten wollte“. „Genau wegen dem gestrigen Tag konnte sie nicht abwarten“. Mikasas Worte lassen mich für einen kurzen Moment nachdenken und ich sehe ihr in die Augen. Ich verstehe aber schnell, was sie damit meint. Hanji, Petra und Levi erzählten gestern, dass die eingefangenen Titanen verschwunden sind, die dasselbe Zeichen auf dem rechten Arm hatten wie ich. Als sie in der Nähe der Mauern suchten, fanden sie diesen seltsamen Halbmond - Stein in einem Riss der Mauer. Vielleicht denkt Hanji, dass sie mit Eren in Titanform mehr über diese verschwundenen Titanen herausfinden kann, indem er die Mauern untersucht. Wenn der Stein so schädlich auf Menschen reagiert wie gestern auf Levi, könnte es doch sein, dass er anders auf Titanen reagiert. Also auf Eren. Dazu müsste es aber noch mehr von diesen Steinen in der Mauer geben. Und vielleicht sucht sie genau danach. Plötzlich lächelt mich Mikasa an. „Ich brauch es dir gar nicht zu erklären nicht wahr? Du hast es sowieso schon verstanden.“ Darauf kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen und nicke ihr verlegen zu. „Ja, vielleicht. Also, ich denke schon. Aber was...“ Ich erschrecke mich mal wieder halb zu Tode, als etwas meine Schulter von hinten berührt. Auch wenn es nur sanft ist, die Erinnerungen an den schrecklichen Traum und dazu auch noch, dass ich mich gerade nicht besonders gut fühle, lassen mich einfach zusammenzucken. „Ach man, Armin. Du brauchst dich doch nicht so vor mir erschrecken.“ Ich drehe mich um und sehe in das lächelnde Gesicht von Sasha. Hinter ihr stehen Connie, Jean und Christa. Alle mit einem mitfühlenden Blick voller Verständnis. „Leute… was macht ihr denn hier?“ Die Frage kommt so rüber, als wäre es etwas komplett Unnatürliches für mich meine Freunde zu sehen. „Wir wollten eigentlich nur herausfinden wie es dir so geht. Ich meine… du hattest ja lange in Ohnmacht gelegen und wir haben uns echt Sorgen gemacht“, sagt Jean während er die Arme hinter seinen Kopf legt und etwas verlegen grinst. Auf einmal macht Sasha ein ernstes Gesicht und schaut ihn kurz an. Danach wendet sie sich wieder zu mir und beginnt plötzlich ziemlich laut zu werden. „Ja, aber weil sich der ‚ober-mega-Soldat‘ nie Sorgen um seine Freunde macht, sondern lieber in seinem gemütlichen Bett bleiben will, hat er doch ernsthaft zuerst gesagt er will nicht mitkommen, um nach dir zu suchen. Doch DANN… PLÖTZLICH!... kommt er aus seinem Zimmer, aber auch NUR weil ICH ihn überredet hab!“. Connie und Christa stöhnen, als hätten sie erwartet, dass das kommt. Ich bin etwas geschockt von Sashas plötzlichem Gefühlswandel. Damit hätte ich gerade irgendwie nicht gerechnet. Meine Freunde suchten nach mir, um sicherzustellen, dass es mir gut geht. Sie haben wirklich nach mir gesucht? Wirklich… gesucht? „Danke Leute. Ihr wisst gar nicht wie dankbar ich euch bin. Ihr habt mich ehrlich gesucht?“. Wie als hätte ich Sasha nicht herumschreien gehört, kommen mir diese Worte aus dem Mund. Das Jean eigentlich gar keine Lust hatte ist nicht schlimm für mich. Eigentlich überhaupt nicht. Ich bin eher vor Dankbarkeit gerührt, dass sie überhaupt herausfinden wollten, ob es mir besser geht. Sasha scheint mit meiner Antwort nicht zufrieden zu sein und verbessert mich, indem sie mit dem Zeigefinger Jean ins Gesicht zeigt. „Ja, WIR haben dich gesucht, aber der da ist uns nur hinterhergewatschelt, weil ja sonst jeder herausfinden könnte wie uncool er doch ist!“ „Hinterhergewatschelt?!“ Das geht Jean nun auch zu weit. Ich brauche ein paar Sekunden, um wieder zu mir zu finden und zu bemerken, dass ich die beiden aufhalten sollte, bevor sie sich gegenseitig in Stücke reißen. „Hey, hey! Es ist schon in Ordnung!“, beginne ich und will mich gerade zwischen die beiden stellen, doch Mikasa zieht mich zurück und nimmt an meiner Stelle den Platz zwischen ihnen ein. „Jean.“, sagt sie nur und sofort, wie als wäre sie eine Anführerin, ist er still und gibt kein Wort mehr von sich. Selbst Sasha hinter ihr ist schnell ruhig geworden und sieht sie verwundert an. „Du bist wirklich ein Weichei. Wenn du zu den Besten gehören willst, muss sich ziemlich viel an dir verändern. Und das ist gar nicht möglich. Also gib’s auf.“ Wie als hätte ein Pfeil ihm mitten ins Herz getroffen macht er einen Schritt zurück und sieht so geschockt aus, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. „W…Was?!“. Sein Mund ist weit geöffnet und er zittert am ganzen Körper, nachdem er diese Worte gequält von sich gibt. „Nur eine Sache kann ich dir nennen, die eigentlich positiv ist.“ Mikasas Gesichtsausdruck bleibt so ernst wie immer, doch anstatt Jean finster anzuschauen, sieht sie jetzt mich an. „Du hast ein großes Herz und bist mit am besten, wenn es darum geht sich um Freunde zu kümmern. Kameradschaft steht bei dir ganz oben. Das habe ich schon oft genug beobachten können, deshalb wundert es mich, dass du plötzlich faul in deinem Bett liegen bleiben willst, anstatt nach Armin zu suchen. Was ist nur los mit dir? Ich dachte ihr versteht euch gut.“ Nun schaut sie zurück zu Jean, der verärgert seinen Kopf senkt. „Es tut mir Leid Armin“, wendet er sich an mich. „Um ehrlich zu sein habe ich mir die ganze Zeit riesige Sorgen gemacht und wollte herausfinden was mit dir passiert ist. Ich habe selbst Hanji gefragt, doch sie wollte mir nicht alles erklären. Sie meinte nur, dass du im Training plötzlich in Ohnmacht gefallen bist. Warum es überhaupt passiert ist, davon sagte sie nichts. Und es kam so rüber, als wollte sie das auch nicht. Daraufhin war ich halt ziemlich wütend. Ich meine, ich habe doch wohl das Recht zu wissen was mit meinen Freunden geschieht. Also schloss ich mich in mein Zimmer ein und gab’s auf die Wahrheit herauszufinden. Selbst als dann auch Sasha, Christa und Connie anfangen wollten dich zu suchen. Deshalb… naja. Wie du siehst hab ich mich ja um entschieden.“ Ich kann gar nicht glauben was er da gerade gesagt hat. Als wäre ich nicht schon gerührt genug davon gewesen, dass sie mich überhaupt gesucht haben, kommt Jean jetzt auch noch damit an. Mir rollt eine Träne die Wange herunter, als ich lächelnd auf den Boden starre. „Ich bin so ein Vollidiot“, flüstre ich plötzlich. „Ich habe immer gedacht ich wäre alleine und könnte mich nur an Eren wenden, wenn ich Probleme habe. Dabei hatte ich die ganze Zeit über so tolle Freunde in meiner Nähe, denen ich auch vertrauen kann und die mir helfen würden. Es tut mir so leid…“. Ich schließe meine Augen und halte mir vor Wut gegen mich selbst meine Hände ins Gesicht. Auf einmal merke ich, wie irgendjemand mich umarmt. Es ist Christa, die endlich auch wieder ihr typisches Lächeln im Gesicht hat. „Dann ist ja jetzt alles wieder gut oder?“ Ich nicke ihr zu und sehe zu Mikasa. Ihr Gesicht verrät mir, dass sie mir etwas sagen möchte, die anderen aber nicht dabei sein sollen. „Können wir dann jetzt endlich Frühstücken gehen? Ich hab einen Mordshunger!“, ruft Sasha, während sie sich schon in Richtung Kantine aufmacht. „Jaja ist ja gut!“, antworten Connie und Christa, die mir nochmal ein Lächeln zuwerfen bevor sie hinter Sasha herlaufen. „Melde dich, wenn irgendwas ist!“, rufen sie noch. „Wollt ihr nicht mitkommen?“, fragt Jean, der als einziger stehen geblieben ist. „Nein danke. Ich hab noch ein wenig Bauchschmerzen, weshalb ich später gehen werde.“ Mikasa sagt nichts. Sie schüttelt als Antwort nur den Kopf. „Naja, okay. Dann bis später.“ Er rennt los und versucht die anderen noch zu erreichen. „Vielen Dank trotzdem Jean!“, rufe ich ihm hinterher. Er scheint es gehört zu haben, denn er dreht sich nochmal um und winkt mir zu. „Glück gehabt“, meint Mikasa plötzlich. Ich weiß nicht ganz was sie meint, aber das ist mir gerade irgendwie egal. „Du wolltest mir vorhin etwas sagen oder?“ Sie sieht mich an und nickt. „Lass uns zu Eren und Hanji gehen. Ich habe das Gefühl du solltest dabei sein“. „Häh?“, kommt es mir heraus. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber jetzt wo sie das sagt fällt mir auf, dass ich schon die ganze Zeit zu ihnen gehen will. Wer weiß, was sie herausfinden. „Okay, gute Idee. Du hast Recht.“ Als wir uns auf den Weg machen merke ich, dass es mir schon viel besser geht. Die Bauch- und Kopfschmerzen haben sich etwas verringert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich gerade unglaublich glücklich bin. Freunde sind halt wirklich mit das Wichtigste im Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)