Untergang oder Sieg von Mo-mo ================================================================================ Kapitel 2: Narbe der Verwirrung ------------------------------- „Du bist echt wahnsinnig Eren. Ich hab dir doch gesagt, dass du auf mich warten sollst. Jetzt siehst du was passiert, wenn du’s nicht tust.“ Mikasas wütende Stimme weckt mich aus meinem nur halb erholsamen Schlaf. Vor Schmerzen kann ich noch nicht einmal richtig liegen. „Ja ja ist gut, hör auf so herum zu schreien. Ich hab’s kapiert“, hör ich Eren sagen. Er klingt ziemlich genervt. Vorsichtig öffne ich meine Augen um herauszufinden was los ist. „Armin! Siehst du?! Jetzt hast du ihn geweckt weil du hier herumschreist als ob der Weltuntergang kommen würde!“ „Was…?“, kann ich nur sagen, bis ich plötzlich anfange zu husten. Blut klebt in meinem Hals so, dass ich nur schwer atmen kann. „Du bist im Krankenzimmer und Eren, hör auf so zu übertreiben.“ Sie sieht aus als ob sie kurz davor ist jemanden umzubringen. Es ist zwar nichts Neues, das sie etwas wütend aussieht, aber gerade ist es schlimmer als sonst. Sie sieht mich kurz an, bis sie mir plötzlich ein Glas vor die Nase hält. „Trink das.“ Mehr sagt sie nicht. Mein Hals ist so trocken, dass ich das Glas dankend annehme. Aus irgendeinem Grund hab ich ein komisches Gefühl, wenn ich Mikasa so sehe. Auch mit Eren scheint etwas nicht zu stimmen. Warum sollten sie streiten? Ich hab lange gebraucht um zu realisieren, dass ich in einem Bett liege und voll mit Verbänden umwickelt bin. Eren sieht nicht anders aus. Bei ihm ist es nur viel schlimmer. Lange muss ich auf seine extrem stark blutende Wunde sehen, die er bekommen hatte als er mich beschützte. Ich fühle mich unglaublich schuldig ihn so verletzt zu sehen. „Es tut mir Leid…“, sag ich so leise, dass ich denke Eren hätte es nicht gehört. „Du musst dich nicht entschuldigen“, antwortet Eren aber dann doch. Er sieht mich an und lächelt wieder. Gerade als er noch etwas sagen will, schlägt Mikasa ihm heftig auf den Kopf. „Hör auf hier den Held zu spielen, wenn du noch verletzter bist als Armin. Idiot.“ Ich weiß nicht genau ob ich mir das einbilde, aber es sieht so aus als würde Mikasa etwas verlegen zur Seite schauen. Eren zieht sich vor Schmerz zusammen und hält die Hände auf die schmerzende Stelle. „Den Held spielen? Hallo?! Sieh dich an, du bist nicht besser!“ auch bei Eren kann ich einen verlegenden Blick erkennen. Bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich Einbildung ist oder nicht. Wahrscheinlich sind das nur Nachwirkungen meiner Verletzung. Als ich mich etwas bewege, spüre ich einen stechenden Schmerz an meinem rechten Arm. Da dieser noch nicht vollkommen mit Verbänden umwickelt ist kann ich erkennen, dass es unglaublich stark blutet. Was ist passiert nachdem Eren mich gerettet hat? Ich muss gleich sofort in Ohnmacht gefallen sein. Ich erinnere mich nur noch an seinen letzten Satz: „Du bist nicht unwichtig“. Plötzlich spüre ich wie wieder ein paar Tränen meine Wange herunterlaufen. Erst jetzt verstehe ich genau was er damit sagen wollte. Es gibt auch Menschen die hinter mir stehen und an mich glauben. Und nicht nur er, sondern auch Mikasa und alle anderen. „Armin…“ Mikasa legt ihre Hand auf meinen Kopf und sieht mich gefühlvoll an. Sie hat ein vollkommen anderen Gesichtsausdruck als vorher. „Direkt als Eren dich vor dem Titan beschützt hatte bist du in Ohnmacht gefallen. Er konnte diesen besiegen, doch als er dich hierher gebracht hat hattest du plötzlich diese Verletzung am Arm. Wir wissen nicht wie sie entstanden ist, doch wir vermuten nichts Gutes.“ Wenn sie vor hat mir damit Angst einzujagen, hat sie es auf jeden Fall geschafft. Ohne mich kontrollieren zu können fange ich an zu zittern. „Was soll das heißen?“, bringe ich endlich heraus. Es ist lange her, dass ich richtig reden kann. Ich sehe fragend zu Eren, doch dieser schüttelt nur den Kopf und hat genauso wie Mikasa einen deutlich anderen Gesichtsausdruck als vorher. „Seine Wunden sind doch viel schlimmer als meine. Warum?...“, frag ich bevor Mikasa mich plötzlich umarmt. „Wir wissen es nicht genau. Es ist besser es dir erst mal nicht zu sagen.“ Es stimmt eindeutig etwas nicht. Es macht mich fast wahnsinnig das nicht zu wissen, aber… was soll ich tun? Direkt danach geht plötzlich die Tür auf. Levi kommt mit einem großen Stapel Blättern herein und legt diese auf den Tisch neben Erens Bett. „Siehst ja noch entsetzlicher aus als vorher“, sagt er und sieht Eren finster an. Eigentlich will er wieder gehen, doch als er mich sieht bleibt er stehen. Ich denke, dass er etwas sagen will, doch stattdessen dreht er sich wieder um und geht. „Kommt zum Trainingsplatz wenn ihr fertig seid“, sagt er doch noch bevor er die Tür hinter sich schließt. Als ob ich nicht schon verwirrt genug bin, denke ich und sehe wieder auf meine Wunde. Was hat das nun zu bedeuten? Zum Trainingsplatz? Selbst Eren sieht ziemlich verwirrt aus. Er hat also auch keine Ahnung was hier passiert. „Wenn ihr fertig seid. Was soll das denn heißen“, sagt Mikasa angewidert. Sie kann Levi überhaupt nicht ausstehen und das ist nicht das erste Mal, dass mir das auffällt. Eren versucht aufzustehen, was ihm aber nur schwer gelingt. „Ich kann gehen“. Erst jetzt kann ich sehen wie viele Verbände er hat. So sehr verwundet bin ich überhaupt nicht. Ist das passiert als er mich beschützt hat? „Ich kann auch gehen!“ platzt mir heraus. Ich will nicht, dass er alleine geht. Ich muss wissen was los ist. Plötzlich lächelt Eren und hält mir die Hand hin. „Dann komm. Lass uns herausfinden was es mit deiner Wunde auf sich hat okay?“. Das erste Mal schaffe auch ich es zu lächeln und nehme seine Hand an. Ohne ihn wäre ich nicht so leicht aus dem Bett gekommen. Auch laufen fällt mir schwer. Doch alles andere war mir gerade wichtiger als diese Schmerzen und Eren hat es auch geschafft aufzustehen, obwohl er verwundeter ist als ich. Der Trainingsplatz ist komplett leer. Normalerweise trainiert hier immer jemand, doch heute ist niemand hier… naja, außer Levi. „Da seid ihr ja endlich“, begrüßt er uns. Wenn man das überhaupt begrüßen nennen kann. Sein Gesichtsausdruck macht mich gerade nervös, obwohl er so ausdruckslos wie immer ist. „Jetzt kämpft“, sagt Levi plötzlich und hält Eren das Holzmesser hin womit hier immer trainiert wird. „Du bist der Angreifer und Armin muss sich verteidigen“. Geschockt sehen wir beide Levi an. Wieso sollen wir auf einmal kämpfen? „Guckt nicht so blöd als ob ihr nicht wüsstet warum ihr kämpfen sollt. Das ist doch wohl eindeutig. Ich will herausfinden was Armins Wunde bewirken kann.“ „Aber ich kann ihn doch nicht angreifen wenn…“, versucht Eren zu widersprechen, doch Levi unterbricht ihn. „Du sollst ihn ja auch nicht abschlachten! Ich habs doch schon gesagt. Ich will nur herausfinden, ob die Wunde etwas bewirkt. Jetzt fragt nicht weiter und fangt an.“ Noch immer verwirrt sieht Eren mich an. „Naja, wir müssen wohl“. Damit hat er es geschafft mich zum Lächeln zu bringen. „Ich bin bereit“, antworte ich darauf. Gleich danach stürmt Eren auf mich los. Trotz seinen vielen Verletzungen ist er ziemlich schnell. Es ist nicht sehr schwer auszuweichen, da er vorsichtig ist und mich wahrscheinlich nicht noch mehr verletzen will. Eigentlich bin ich recht froh darüber, denn die Schmerzen machen mich echt zu schaffen und es ist schwierig sich zu bewegen. „Eren, mach etwas ernster. Das bringt sonst nichts!“, hör ich Levi rufen. Na toll. Ich hab mich wohl zu früh gefreut. Eren versucht auf das zu hören was Levi sagt. Er wird etwas schneller und auch fester mit seinen Angriffen. Ich kann nicht anders als meinen verwundeten Arm zur Abwehr zu benutzen. Ein starker stechender Schmerz geht durch meinen ganzen Körper. Er muss meine Wunde getroffen haben. Für ein paar Sekunden bin ich wie gelähmt und falle vor Schmerzen auf den Boden. „Armin!“, hör ich Eren rufen. Seine Stimme klingt etwas verschwommen. Als ich meine Augen öffne sehe ich nur rot und der Ruf von Eren verbreitet sich zu einem langen Echo. Was ist hier los? Mir ist so schwindelig. Plötzlich beginnt sich das Rot zu einer felsigen Umgebung zu verändern. Trotzdem ist aber alles verschwommen, weswegen ich mir nicht sicher bin ob das wirklich Felsen sind. Ich spüre einen Druck um mich herum, als würde ich von allen Seiten von einem starken Wind angegriffen werden. Wieder erschallt Erens Ruf. Er wird immer lauter, weshalb ich fast in Panik ausbreche. Was ist das hier? Ist es das was die Wunde bewirkt hat? Ich will aufstehen, doch als ich ein tiefes „Armin“ höre erschaudere ich. Vor meinen Augen erstreckt sich das Bild eines riesigen Titanen. Er ist vollkommen rot und sein Gesicht sieht fast so aus wie ein Totenkopf. Ganz eindeutig ist dies kein normaler Titan. „Es ist vollbracht. Vollbracht!“, ruft die schreckliche Stimme und beginnt grässlich zu lachen. Was ist vollbracht? Was soll das heißen? Ich kann mich nicht bewegen. Alles was ich spüre ist mein zitternder Körper und der stechende Schmerz meiner Wunde. Plötzlich beginnt mein Arm sich von selbst zu dem Titan zu bewegen. Erst jetzt sehen ich, dass die Wunde hell aufleuchtet und den Schmerz verdoppelt… oder verdreifacht. Der Titan nimmt meine Hand an. „Vollbracht! Vollbracht!“, ist alles was er sagt. Kurz darauf verändert sich das rot zu einem tiefen schwarz und der Titan verschwindet. Ich spüre nur noch wie ich ohnmächtig werde und alle schrecklichen Geräusche um mich verschwinden. „Armin! Armin!“. Wieder diese Rufe. Doch diesmal eindeutig nicht so schlimm wie vorher. Es ist Erens Stimme, normal und nicht verschwommen. Langsam öffne ich meine Augen. Vor Schmerz spüre ich meinen Körper gar nicht mehr. „Armin, alles okay? Du bist plötzlich ohnmächtig geworden“. Obwohl es mir so vorkommt, als ob ich Ewigkeiten bei diesem Titan gefangen gewesen bin, sind wir immer noch auf dem Trainingsplatz. Erens besorgter Blick bringt mich dazu zu sprechen. „Es geht schon wieder“. Von wegen, was sag ich da eigentlich? Es geht überhaupt nicht. Levi, der die ganze Zeit beobachtend nur da gestanden hat, kommt auf uns zu. „Deine Wunde hat geleuchtet und dann ist diese Narbe entstanden“. Mit einem erschreckend dusteren Blick fragt er noch „Was hast du gesehen?“ Verwundert sehe ich auf meine Wunde. Levi hat Recht. Eine Narbe in Form des totenkopfartigen Gesichts des Titans ragt hervor. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Und was meint dieser Titan mit „Vollbracht“? Da ich anscheinend sehr geschockt und verwirrt aussehe befiehlt Levi, so sollte man es echt nennen, dass ich erst mal wieder zum Krankenzimmer gehen soll. „Sag mir später sofort was du gesehen hast“, ist das letzte was er sagt. Ob Levi weiß was das alles zu bedeuten hat? Ich weiß es nicht, aber jetzt gerade bin ich zu erschöpft um weiter nachzudenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)