Are you my Daddy? von Pfeffersosse (Sommerwichteln für Alaiya) ================================================================================ Kapitel 4: Daddy ---------------- Sie wusste genau, wie sie sich unbemerkt durch die Stadt bewegen musste, kannte jede kleine Ritze, in der man sich verstecken konnte und durch die man nicht von anderen gesehen werden würde. Es war ihr also möglich, ungesehen und ohne Umschweife an die Stellen zu kommen, an die sie gelangen wollte. Und ihr Ziel war klar. Sie wollte wissen, wie die beiden Komponenten zusammen agierten. Wie ihre Little Sister mit dem monströsen Wesen von Suchong zusammenarbeitete. Sie wusste zwar, wie es funktionieren sollte, aber jeder konnte Fehler machen. Warum sollte also nicht auch dem ach so geniale Suchong ein Fauxpas passiert sein. Sollte sie nun nur noch den aktivierten Big Daddy vorfinden und eine tote Little Sister beklagen müssen – die auch noch die Wertvollste des Ganzen war - würde dieser Suchong aber etwas von ihr zu hören bekommen. Sie musste auch nicht sonderlich weit gehen, denn sie fand das, was sie gesucht hatte. Die donnernden Schritte des Metallmannes hallten durch die Umgebung. Es schien, als würden die Geräusche von überall herkommen, doch sie wusste - sobald man ihn sah - dass es sich um etwas Großes und Schweres handelte. Der Zweck der Apparatur war für die ‚Außenwelt’ noch nicht klar definiert, aber als die Leute und Splicer sahen, dass ein kleines Mädchen lachend und singend auf dessen Schulter stand, konnten sie sich nur eins ausmalen: dieses Ungetüm war ein ‚Beschützer’. Schon öfters kam es nämlich vor, dass diese kleinen Mädchen sich von Splicern konfrontiert sahen und sich nicht verteidigen konnten. Das wusste Tenenbaum nur zu gut. Immerhin hatte sie schon den Verlust der ein oder anderen Little Sister verbuchen müssen. Sie beobachtete die Umgebung und sah die Splicer, sonst angriffslustig und jeden attackierend. Aber nun wirkten die Splicer doch etwas eingeschüchtert, obwohl sicherlich der ein oder andere alles tun würde, um an etwas ADAM zu kommen. Und so wie es schien, waren die Bäuche der Mädchen voll von diesem Schleime, das die Drogenabhängigen so vergötterten. Aber einfach das Mädchen zu greifen und ihm die Seeschnecke aus dem Leib zu reißen, konnten sich die Splicer nun nicht mehr erlauben. Schon oft hatte Tenenbaum die Leiche eines Mädchens gefunden, dessen Bauchdecke aufgerissen war und mehr als nur Blut in ihr fehlte. Die Splicer schraken vor nichts zurück, noch nicht einmal vor den kleinen Mädchen. Doch nun war es anders. Die Splicer scheuchten eine Konfrontation, denn die Bedrohlichkeit war dem großen Mann in Metall anzusehen. Plötzlich flog ein Feuerball auf das Ungetüm zu und ließ das kleine Mädchen aufschreien: "Au, au, au, au, au, au." Behutsam setze dann der Blechmann das kleine Mädchen ab und widmete sich dann dem Splicer, welcher es gewagt hatte, seine kleine Tochter zu verletzen. Wütend und mit rotierendem Bohrer machte er sich daran, die umherstehenden und sabbernden Splicer aus dem Weg zu räumen. Ihre Schreie hallten durch die Räumlichkeiten und man hörte dazwischen auch aufgebrachte Schreie der Leute, die sich schleunigst aus dem Staub machen wollten. Tenenbaum musste sich besser verstecken, denn wie es schien, würde Subject Delta niemanden verschonen, der ihm in den Weg kam. Auch wenn sie dieses kleine Instrument in ihrer Tasche hatte, wollte sie es doch ungern benutzen. Immerhin wusste sie nicht, wie sie den außer Betrieb genommenen Beschützer in die sichere Obhut ihres Verstecks bringen sollte. Sie war nur eine Frau mit wenig Kraft. Nun würde sie aber erst einmal das Spektakel weiter beobachten und dann eine Entscheidung treffen, was als nächstes zu tun war. Sie zuckte zusammen, denn das Knirschen zerbrechender Knochen drang an die Ohren all derer, die noch da waren. Aber die Verbliebenen ließen es sich nicht nehmen, jegliche Art von Plasmiden an dem metallenen Mann loszulassen. Blitze zuckten um die einen, Feuerschwaden um die anderen. Das Laden einiger Feuerwaffen war auch zu vernehmen, aber die Mutigsten schienen dann doch die zu sein, die mit Plasmiden wild um sich schossen. Keuchend steckte der Beschützer die Plasmide ein und man hörte die verzweifelten Schreie der Little Sister, die sich gegen einige der bewaffneten Splicer stemmen musste. Schnell war der Beschützer an ihrer Seite und durchbohrte die Störenfriede mit seinem rotierenden Bohrer. Brigid musste sich eingestehen, dass diese Beschützer doch blutrünstiger waren, als sie gedacht hatte. Sie konnte auch nicht umher, sich leicht angewidert zur Seite zu drehen. Denn das Plätschern vom Blut und der herausfallenden Eingeweide schien noch länger anzuhalten, als die Sterbegeräusche an sich. Doch plötzlich schien es zu ruhig zu sein. Die meisten Splicer hatten das Weite gesucht, doch es war, als würde man den rasselnden Atem des Beschützers hören. Tenenbaum war etwas unbehaglich bei dem Gedanken, dass doch noch etwas passieren könnte. Wenn jetzt der Beschützer sterben sollte... Suchong wäre außer sich vor Wut, immerhin hatte er sein ganzes Herzblut in die Sache gesteckt. Die Big Daddys waren seine Lebensaufgabe. Auf einmal flog ein glühend heißer Feuerball in Richtung Subject Delta. Wie es schien, hielt sich noch ein feiger Feuer-Splicer versteckt und warf den ein oder anderen brühend heißen Feuerball auf den nun noch wütenderen Daddy. Es schien etwas zu dauern, ehe der große Mann den Übeltäter fand und mit unnatürlicher Geschwindigkeit auf ihn zulief. Das Knacken seines Genicks hallte eklig durch die Luft und war das Einzige, das auf seinen Tod hinwies. Die Blutlache, die unter ihm hervorquoll, konnte von einem der Geschwülste kommen oder der Blechmann hatte doch mehr Kraft aufgebracht, als gedacht. Tenenbaum hatte genug gesehen, wollte schleunigst weg, doch dann sah sie etwas, das sie bis jetzt noch nicht beobachten konnte. Die ‚Arbeit’ der Little Sister. Ihre Augen fingen an zu glühen und sie sah freudig auf die nächstliegende Leiche und sagte: „ADAM, Daddy, hier!“ Mit kleinen Hopsern stand Eleanor auch schnell neben der Leiche und kicherte kurz. Ehe sie die Nadel in den Körper des toten Splicers rammte, blickte sie sich kurz um. So als wolle sie sicher gehen, dass auch niemand sie jetzt stören würde. Dann fing sie an herumzustochern und den Glibber wie Wasser zu trinken. Die Geräusche hallten durch die hohen Decken zu dem Versteck von Tenenbaum und sie musste sich wirklich zusammenreißen, nicht näher an sie heranzugehen. Die Neugierde war groß, aber sie wusste, wenn sie jetzt an die Little Sister herangehen würde, würde man ihre Leiche nachher mit denen der Splicer abführen müssen. Also blieb sie lieber in sicherem Abstand und beobachtete, wie Eleanor den Splicer aussaugte und sich plötzlich über den Bauch streichelte: „Fast fertig, kleiner Engel, weine nicht...“ Sie kicherte wieder kurz und stocherte noch das ein oder andere Mal in der Leiche herum und stand dann auf und tapste zu Subject Delta: „Fertig, Daddy.“ Der Beschützer drehte sich langsam stampfend um und beugte sich zu der Kleinen herunter. Seine Hand öffnete sich und er griff um ihre Taille. Gähnend hielt sich Eleanor an dessen Hand fest und rieb sich über die Augen: „Zeit für die Heia, Daddy.“ Behutsam, setze er dann die Kleine auf seine Schulter und ging von dannen. Tenenbaum wusste genau, wo sie hingehen würden. Erschrocken und mit neuen Erkenntnissen geprägt, blieb sie noch einige Momente dort stehen, ehe sie dann wieder den Weg zu Jack einschlug. Sie brauchte dringend eine kleine Auszeit, aber sie konnte es sich nicht erlauben, nun schlapp zu machen. Ein starker Kaffee und eine Packung Zigaretten würde sie sicherlich über die Nacht bringen. Davon war sie sich sicher. Bis jetzt hatte es immer geklappt. Warum sollte es nun plötzlich anders sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)