Are you my Daddy? von Pfeffersosse (Sommerwichteln für Alaiya) ================================================================================ Kapitel 2: Eleanor ------------------ Der Blick der Mädchen ging zur Tür, als sie das Klicken des Schlosses vernahmen. Besuch bekamen sie eigentlich nur von Wenigen, waren die meisten von ihnen doch Waisen, welche ohne die Hilfe der engagierten Menschen hier unten verloren wären. Noch verstanden sie nicht, dass die engagierten Menschen ihnen nicht wirklich sehr viel Gutes wollten. Die leicht benebelten Sinne und die veränderte Wahrnehmung der ganzen Umgebung erleichterten es den Mädchen zu sehen, was sie sehen wollten. Ein Dutzend Augenpaare war auf die Tür gerichtet und auch Eleanor – dieses eine spezielle Mädchen - blickte zur Tür. Sie wusste sofort, wer kommen würde. Denn es kamen nur entweder diese komisch angezogenen Männer in Weiß oder ‚sie’. „Mutter!“ Wie aus einem Mund riefen die Mädchen dieses Wort auf und liefen freudestrahlend auf die Frau zu, welche sie leicht schüchtern kurz über die leicht dreckigen Haare strich. Eleanor blieb in gebührendem Abstand stehen und wartete darauf, bis der größte Trubel vorbei war und ging dann auch zu der Frau hin und verneigte sich: „Guten Morgen, Mutter.“ Ihr Lächeln war herzzerreißend und die strahlend gelben Augen zierte die Freude wegen dem Wiedersehen mit der schönen Frau vor ihr. In ihren Augen hatte sie noch nie eine solch schöne Frau gesehen, ihr wallend braunes Haar roch nach Frische, die strahlenden grünen Augen blickten fürsorglich auf sie herunter. Ihr makellos sauberes, blaues Kleid lag frisch gewaschen um die Kurven der Frau, welche stetig weiter in den Raum trat. Die aufgeweckten Mädchen, welche um sie herumsprangen, wirkten befremdlich, da es das Bild störte, das Eleanor von ihr hatte. Sie hätte sich eine Mutter nicht makelloser vorstellen können. Die weißen Zähne und die klare Aussprache schienen nur nebensächlich. Hauptsache schien zu sein, dass die Frau vor ihr eine Respektperson war und auch als solche behandelt werden sollte. Die vergnügten Mädchen störten deshalb in der Ruhe, welche um die Mutter herrschte und Eleanor seufzte leicht genervt auf. Sie griff nach der Hand der Frau und ging einige Schritte weit weg: „Mutter, wann dürfen wir spielen gehen? Es ist sooooo langweilig hier drinnen und ich höre die Engel rufen.“ Sie legte ihren Kopf leicht fragend zu Seite und blickte mit unverhohlener Freundlichkeit auf die größere Frau. Diese lachte sie nur freundlich an und sprach mit ihrer sanften Stimme: „Mein Schatz, wir werden jetzt gemeinsam zu jemandem gehen, der dich gerne kennen lernen möchte. Ich will deshalb, dass du mir schön brav folgst, verstanden Schatz?“ Eleanor nickte hastig und lächelte die Frau strahlend an: „Wenn mich gerne jemand kennen lernen möchte, dann werde ich gerne brav folgen, Mutter. Darf ich dann nachher spielen gehen?“ Tenenbaum nickte und Eleanor freute sich auf das baldige Spielen. Gemeinsam mit ihrer Mutter verließen sie das Zimmer und ließen die anderen, traurigen Mädchen zurück. Eleanor selbst war gut gelaunt. Sie war auserwählt worden, alleine mit Mutter Zeit zu verbringen und dann durfte sie sogar alleine mit Mutter zu jemanden gehen, der sie kennen lernen wollte. Und das Schönste an der ganzen Sache, sie durfte nachher Engel suchen gehen und mit ihnen spielen. Sie stimmte ein kleines Lied an und wartete darauf, dass sie bei dem Besuch ankamen. Die Umgebung, durch die Eleanor mit ihrer Mutter ging, war in knalligen Rottönen gehalten. Die samtigen Vorhänge und der federnde Teppichboden schienen wie gemacht zu sein für diesen Ort. Die Lüster, die von den Decken hingen, spendeten ausreichend Licht, um jede Ecke des Ganges zu beleuchten. Hier und da hörte Eleanor Stimmen, aber die waren durch die Vorhänge so gedämpft, dass sie zu weit weg schienen, als dass es sie interessiert hätte. Plötzlich blieben sie vor einem der Vorhänge stehen und ihre Mutter öffnete diesen langsam. „Nun geh hinein, mein Kind. Hab keine Angst, Mama ist nicht weit weg.“ Mit diesen Worten fuhr sie Eleanor durch die Haare und schloss den Vorhang hinter ihr. Etwas verängstigt, weil der Raum eine andere Farbe hatte, als der Rest des Anwesens, blickte sie sich um. Das ganze Zimmer wirkte kahl, kein einziger Vorhang war hier drin und die Wände waren dieses Mal in einem einfachen Weiß gehalten. Nur einige Zeichnungen waren an der ein oder anderen Wand abgebildet, doch diese zogen nicht das Interesse der kleinen Eleanor auf sich. Es war das Geräusch, das aus der hintersten Ecke kam. Das Keuchen schwoll langsam an und ließ unweigerlich einen Schauer über die Arme des Mädchens laufen. Der Mann, der sich langsam erhob und mit dem Rücken zu Eleanor stand, atmete schwer ein und aus. Voller Sorge, was denn sei, ging das Mädchen einige Schritte vor und blieb knapp hinter dem Mann stehen. Ihr Blick war fragend und wie um es jedem zu zeigen, neigte sich ihr Kopf auch leicht zur Seite. Irgendwoher kannte sie den Mann doch... Es schien ihr nur nicht sofort in den Sinn zu kommen, wer das sein könnte. Die Angst, irgendetwas falsch zu machen und Mutter zu verärgern, war grß. Deshalb blieb sie wie angewurzelt stehen und beobachtete, wie sich der hünenhafte Mensch langsam umdrehte. Sein Körper war in einem Ganzkörperanzug und er wirkte wie ein durchtrainierter Mann auf sie. Die Kopfbedeckung wirkte zwar etwas lächerlich, doch Eleanor sah, dass es nur der Verkleidung galt, damit man ihn nicht erkennen sollte. Aber sie erkannte ihn nun sofort: „Daddy!“ Ihr Ausruf war freudig und sie fühlte sich auf einmal sehr sicher bei ihm. Warum war ihr nicht bewusst gewesen, dass auch er hier war? Und warum sah er nicht so aus wie immer? Aber wenn sie es so sah... Er dürfte nicht hier sein, also war es doch logisch, dass er sich verkleidete, um unerkannt hier herumzugehen oder? „Hallo Daddy, du hast mich lange warten lassen.“ Lachend wurde sie behutsam von ihrem Vater aufgehoben und befand sich kurze Zeit später auf seiner Schulter wieder. Schnell hatte sie Vertrauen gefasst und hielt sich gut an ihm fest. Sie wusste, er würde auf sie Acht geben und sie vor jedem beschützen, komme was wolle. Und sie wusste auch, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, denn ihr Vater war der beste Vater. Denn er war ein Superheld. Und mit seiner Superkraft hatte er auch eine Öffnung in der Wand geöffnet und ging schnellen Schrittes nach draußen. „Lass uns spielen gehen, Daddy.“ Ein bejahendes Grummeln zeigte ihr, dass sie Recht hatte. Freudig drückte sie sich etwas fester an ihn und stimmte wieder ein Lied an: „Mein Daddy ist der Stärkste. Komm, lass uns nach Engeln suchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)