Let's Play von Minami (NaruSasu | SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 7: Go get him, Tiger ---------------------------- Ring. Ring. Riiing.   Stöhnend rollte sich Naruto auf die Seite und tastete den Nachttisch nach seinem Radiowecker ab. Verdammt, warum musste das Ding auch nur so klein sein, dass er immer ewig brauchte, bis er es gefunden hatte?!   Und vor allem… Warum musste so etwas Schreckliches wie ein Wecker überhaupt existieren und ihn aus seinem Schlaf reißen?! Er war immer noch hundsmüde und seine Augenlider fühlten sich wie zugeklebt an.   Gott, wie sehr er aufstehen doch hasste… Konnte man das nicht einfach abschaffen irgendwie…? Bitte?! Hmpf.   Sein rechter Mundwinkel zog sich in die Höhe, als er endlich seinen Radiowecker fand. Mit mehr Gewalt als notwendig schlug er auf das nervige Ding und… Hörte Musik.   Das Klingeln hörte nicht auf… Und jetzt lief dazu auch noch ein nerviger Justin Bieber Song… Also schlimmer konnte ein Morgen nun wirklich nicht beginnen, oder?!   „‘Dammte Scheiße…“ Fluchend rieb er sich die Augen und versuchte, die extreme Müdigkeit so zu verjagen. Gott, es fühlte sich so an, als sei er eben erst ins Bett gehüpft! Unnormal, wie müde er gerade war, ugh.   Das exzessive Reiben brachte leider nicht allzu viel, aber zumindest ein bisschen was, sodass er sein linkes Auge zur Hälfte öffnen konnte.   „Okay“, murmelte er mit rauer Stimme. „Was zur Hölle ist hier los?“   Hatte er vielleicht zu fest auf den Radiowecker geschlagen und ihn so kaputt gemacht? Das war schließlich ein ziemlich billiges und auch altes Ding… Was war, wenn es nun nie wieder ausgehen und für immer Justin Bieber Musik spielen würde…?!   Oh Gott. Zum Glück wohnte er im 34. Stock, dann konnte er wenigstens problemlos aus dem Fenster springen und sich das Leben nehmen, falls das Schreckensszenario wirklich Realität werden sollte…   Naruto schickte ein Stoßgebet zum Himmel, nahm tief Luft und schlug erneut auf seinen Radiowecker. Die Musik verstummte abrupt aber das Klingeln blieb… Was zur-   Oh… Oh. Sein Blick fiel auf das leuchtende Handy neben dem Wecker. Oh! Das war also die Quelle des Lärms… Duh. Mal wieder ein echter Facepalm-Moment von ihm, aber hey, es war verdammt früh und er war aus dem Schlaf gerissen worden, da konnte niemand Höchstleistungen von seinem Gehirn erwarten!   Brummend schnappte er sich sein Handy und nahm das Gespräch an, ohne vorher zu gucken, wer ihn da überhaupt zu dieser unchristlichen Zeit angerufen hatte: „‘llo?“   „Oh, guten Morgen, mein Engelchen!“, flötete eine scheinheilige Stimme in sein Ohr. „Hab ich dich geweckt? Das tut mir aber leid.“   Naruto zog die Augenbrauen zusammen und stöhnte. Diese Stimme würde er immer und überall erkennen. Das war… „Maaa!“, beschwerte er sich mit einem Winseln. „Hast du mal auf die Uhr geschaut?! Wieso rufst du mich so arschfrüh an?“   Kushina Uzumaki. Seine Mutter und eine Frau, der er sehr viel zu verdanken hatte… Er liebte sie ja auch über alles, wirklich!, aber nicht, wenn sie ihn so früh anrief und aus dem Schlaf holte…   „Hast du mal auf die Uhr gesehen?!“, war ihre Gegenfrage. „Und hör auf zu fluchen. Ich dachte, ich hab dich anständig erzogen!“   Blinzelnd schlug Naruto ein Auge auf und sah auf die Digitalanzeige des Weckers. Kurz nach neun Uhr. Definitiv zu früh! „Was willst du?“, jammerte er und rieb sich übers Gesicht. Seine Stimme war immer noch schlaftrunken und schwer zu verstehen.   Kushina schwieg für einen Moment. „Bist du betrunken?“, fragte sie mit gefährlich leisem Ton nach. „Ich dachte, du hättest mit dem Alkohol aufgehört…?“   „Ich bin nicht betrunken, Ma, bist du blöd?! Ich hab gepennt und du hast mich geweckt!“ Stöhnend kratzte sich Naruto am Bauch. „Also was willst du? Hast du wirklich so eine Sehnsucht nach mir, dass du die paar Stunden nicht mehr aushältst?!“   „Genau deswegen ruf ich an“, meinte Kushina. „Um nachzufragen, wann genau ich dich nun am Bahnhof abholen soll.“    „Das haben wir doch geklärt, Mann…“ Er drehte den Kopf zur Seite, als ein oranges, schnurrendes Etwas plötzlich aufs Bett sprang – Kyuubi. Naruto lächelte leicht und winkte die Katze mit dem Zeigefinger zu sich. „Um, äh… Ah, fuck! Das weiß ich doch jetzt nicht, wo mein Gehirn zur Hälfte noch pennt!“   „Hör auf zu fluchen. Ich dachte, wir haben zum Mittagessen abgemacht“, sagte Kushina mit deutlichem Missfallen in der Stimme. „Dann solltest du deinen Arsch langsam mal aus dem Bett bewegen und dich fertig machen.“   „Hör auf zu fluchen“, äffte Naruto sie nach und lachte, als er daraufhin noch mehr Schimpfwörter zu hören bekam. Gott, seine Mutter war echt eine Heuchlerin vor dem Herrn! Sie warf ihm so oft Dinge an den Kopf, deren sie selbst auch schuldig war.   Seine impulsive Art hatte er auf jeden Fall von ihr geerbt. Genau genommen hatte er so gut wie alle Charaktereigenschaften von ihr geerbt! Seine Mutter und er waren sich nämlich verdammt ähnlich, während sein Dad, Minato, das genaue Gegenteil von ihnen war.   Minato war immer freundlich und höflich, außerdem sehr gesonnen und ruhig. Also so wirklich gar nicht wie Naruto… Dafür waren sie sich wie aus dem Gesicht geschnitten! Strohblondes Haar, strahlendblaue Augen und gebräunter Teint…   Naruto fand es manchmal selbst unheimlich, wie sehr er seinem Vater äußerlich ähnelte. Es war fast so, als würde er in den Spiegel sehen und sein älteres Ich erkennen. Aber einige Unterschiede gab es dann doch, er hatte zum Beispiel Kushinas Nase geerbt (und verfluchte sie dafür, weil er den kleinen Höcker auf seinem Nasenrücken hasste!) und ihre Sommersprossen.   Alles zusammen genommen war er also eine perfekte Mischung seiner Eltern.   „Jaja, ich dich auch“, sagte er grinsend, als ihre Schimpftirade endlich beendet war und kraulte Kyuubi hinterm Ohr, die es sich auf seiner Brust bequem gemacht hatte. „Aber hey, du bist echt alt geworden, kann das sein? Wir haben nämlich nicht Mittagessen, sondern Abendessen ausgemacht. Damit Dad für uns kochen kann und ich nicht deinen Fraß vor die Nase gesetzt bekomme.“   „Du benimmst dich heute wirklich wie ein kleiner Rotzbengel.“ Kushina schnalzte mit der Zunge. „Ich weiß gar nicht, ob ich dich wirklich vom Bahnhof abholen oder doch lieber auf die Gleise schmeißen will.“   Naruto lachte leise. Kyuubi sah ihn daraufhin erschrocken an, also tippte er ihr auf die Nase. „Du bist heute aber auch die Liebenswürdigkeit in Person, heh.“   Er musste lächeln. Es machte Spaß, wie in alten Zeiten mit seiner Mutter herumzualbern. Seitdem er nach Nagoya gezogen war, hatte er nur noch relativ selten Kontakt mit seiner Familie und in Momenten wie diesen wurde ihm erst bewusst, wie sehr er sie doch vermisste.   Dafür würde er das Wochenende mit ihnen aber nun umso mehr genießen und alles nachholen, was er in den letzten Wochen und Monaten besonders vermisst hatte: Dads köstliches Essen und die Neckereien mit seiner Ma.   „Werden Baa-chan und der perverse, alte Sack auch da sein?!“, fragte Naruto aufgeregt nach. „Ich hab die beiden echt ewig nicht mehr gesehen…! Sind sie noch älter und faltiger geworden? Bestimmt!“   Baa-chan und der perverse Sack – das waren die Spitznamen für seine Patentante Tsunade und seinen Patenonkel Jiraiya. Die Beiden waren zwar nicht blutsverwandt mit ihm, aber für Naruto dennoch ein wichtiger und von ihm auch sehr geliebter Teil der Familie.   Auch wenn Tsunade eine alte, verrückte Hexe war, die nicht aufhören konnte in Casinos zu zocken und Jiraiya keine Möglichkeit ausließ, um jungen, hübschen Damen hinterher zu spannen. Die beiden waren schon echt ein seltsames Pärchen.   Aber trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten und den ganzen Reibereien liebten sie sich und waren inzwischen schon über 25 Jahre zusammen. Verheiratet waren sie nicht, aber das mussten sie nicht sein, sie benahmen sich auch ohne Ring wie ein altes, zeterndes Ehepaar.   „Nein, Tsunade und Jiraiya sind leider nicht da“, antwortete Kushina ihm. „Die Beiden sind momentan auf Kreuzfahrt und kommen erst in… Puh, ich glaub vier Tagen wieder.“   „Oh Mann, was für ein scheiß Timing die Beiden mal wieder haben.“ Naruto stöhnte und starrte an die Decke. Inzwischen telefonierte er schon so lange mit seiner Mutter, dass er kaum noch müde war.   … Was ziemlich bescheuert war, weil sie sich heute Abend eh sehen würden und die Unterhaltung deswegen auf dahin verschieben könnten, aber irgendwie wollte keiner von ihnen so recht auflegen…   „Wie kommt’s überhaupt, dass die Beiden sich eine Kreuzfahrt leisten können?“, fragte er ungläubig nach. „Verdient der alte Sack jetzt doch tatsächlich Geld mit seinen Pornos?!“   Icha Icha. So heißt die Buchreihe, die Jiraiya seit inzwischen über zehn Jahren mehr oder weniger erfolgreich schrieb und verkaufte. Naruto hatte keine Ahnung, wie viele von den Pornobüchern er inzwischen rausgebracht hatte, er kannte nur die ersten drei Bücher.   Icha Icha Paradise, Icha Icha Violence und Icha Icha Tactics.   Damals, als er ein neugieriger kleiner Junge war, hatte Jiraiya ihm diese drei Bücher geschenkt. Als Aufklärung, hatte er gesagt. Naruto hatte es natürlich auch sofort gelesen… Und war bis zu Seite 14 gekommen.   Danach hatte er Icha Icha Violence völlig traumatisiert ins Kaminfeuer geworfen, die anderen beiden Exemplare gleich hinterher, und sich geschworen, für immer Jungfrau zu bleiben und niemals wieder ein Quietscheentchen anzufassen.   Nach vier Jahren hatte er den Schwur teilweise schon wieder gebrochen. Jungfrau war er nämlich doch nicht geblieben, aber von Quietscheentchen hielt er sich seitdem trotzdem fern… Und das alles wegen Seite 14 im Icha Icha Violence Buch.   „Halt dich fest“, sagte Kushina und schwieg ein paar Sekunden lang, um Stimmung aufzubauen. „Tsunade hat im Casino tatsächlich ein kleines Vermögen gewonnen.“   „Was?!“ Wenn Naruto nicht bereits im Bett gelegen hätte, wäre er vor Schock wohl umgekippt. „Baa-chan ist der Pechvogel schlechthin! Neben der Definition im Lexikon ist ihr Bild abgelichtet! Sie kann nicht auf einmal gewinnen, dass… Dass…“   Er konnte es nicht glauben. Seitdem er denken konnte, spielte Tsunade und seitdem er denken konnte, hatte sie dabei auch immer nur verloren. Egal ob beim Roulette, Kartenspiel, Spielautomaten oder eine sonstige Version des Glücksspiels.   „Das Universum bricht in sich zusammen, wenn sie auf einmal gewinnt!“, sprach er aufgebracht weiter und fuchtelte dabei wild mit seiner Hand herum. Kyuubi beobachtete ihn behutsam. „Das ist doch… Doch… Abartig!“   „Ich denke, das Universum würde eher zusammenbrechen, wenn du mal wieder eine Freundin hast“, meinte Kushina mit triezendem Unterton. „Das ist inzwischen nämlich noch unwahrscheinlicher als dass Tsunade mal gewinnt.“   „Woah“, sagte Naruto und runzelte die Stirn. „Der war unter der Gürtellinie, Ma.“   Aber wirklich. Er wusste ja, dass sich seine Mutter Enkelkinder wünschte und vor Neid fast geplatzt war, als der Sohn ihrer besten Freundin vor gut einem Jahr Vater geworden war… Außerdem war sie genau in seinem Alter, also 24, gewesen, als sie ihn zur Welt gebracht hatte, aber… Es war ja nicht so, als ob er mit Absicht Single wäre!   Er fand halt einfach keine Freundin… Oder auch einen Freund… Obwohl… Seine Wangen wurden warm, als er plötzlich an Sasuke denken musste.   „Ich weiß, Schätzchen. Ich zieh dich nur ein bisschen auf.“ Kushina lachte, bevor sie auf einmal abrupt verstummte. Fast so, als hätte man plötzlich einen Schalter umgelegt. „Aber apropos Kinder…“   Naruto gefiel die plötzliche Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme nicht. Kein bisschen. Er schluckte. „Was?“   „Ich muss dir etwas beichten.“   Oookay, das gefiel ihm immer weniger und irgendwie bekam er es gerade mit der Angst zu tun. „Was?“, wiederholte er, diesmal deutlich panischer.   Kushina ließ sich sehr, sehr viel Zeit mit ihrer Antwort. „Du hast dir doch immer ein Geschwisterchen gewünscht“, sagte sie langsam, jedes Wort mit Bedacht ausgewählt.   Narutos Augen wurden tellergroß. „Mach keinen Scheiß, Ma“, krächzte er.   Oh Gott… Oh Gott, fuck… Fuck, er wollte gar nicht wissen, wie der Satz weiter ging. Er war wirklich so kurz davor, sein Handy aus dem Fenster zu schmeißen und sich für immer im Bett zu verkriechen, um nichts mehr zu hören und zu sehen.   Kyuubi hatte seine Anspannung bemerkte und leckte ihm deswegen miauend die Finger. Das war ja an sich eine ziemlich süße Geste, aber irgendwie machte sie Naruto nur noch nervöser, also schob er sie sanft aber bestimmt von sich.   Maunzend sprang Kyuubi vom Bett und blickte böse in seine Richtung. Naruto wusste, dass sie es ganz und gar nicht haben konnte, wenn man sie abwies. Dann haute sie immer sofort ab und ließ sich für ein paar Stunden nicht mehr blicken.   Normalerweise hätte Naruto jetzt auch mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen gehabt, aber in diesem Moment nicht. Dafür war seine Bange vor dem Geständnis seiner Mutter immer noch viel zu groß.   „Dafür ist es inzwischen zu spät“, sagte Kushina schließlich. „Ich bin schwanger.“   Jeder der letzten drei Worte fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Oh… Mein…   „Nein“, wisperte Naruto fassungslos. Zuerst leise, dann immer lauter. „Nein… Nein! Verarsch mich nicht, Ma, du kannst nicht schwanger sein!“   Aufgebracht setzte er sich auf und krallte die Finger in den Stoff seines Schlafshirts. „Du bist alt! Viel zu alt und faltig, mit dir will doch niemand mehr Sex haben! Und Dad… Dad ist fast 50, verdammt, der kriegt doch keinen mehr hoch! Verarsch mich nicht, Mann, komm schon! Das ist nicht-“   „Wie kannst du es wagen, so über deinen Vater zu reden?!“, keifte Kushina ihn an, noch bevor er seinen Satz beendet hatte. Naruto hatte sie beide beleidigt, dennoch waren es die Worte über Minato, die sie so zum Explodieren brachten.   Das war wahre Liebe.   „Außerdem ist 50 doch überhaupt kein Alter! Ich kann dir versichern, du Rotzbengel, dass dein Vater und ich noch regelmäßig Sex haben und er überhaupt keine Probleme hat, ihn hochzubekommen!“   Und das… Waren eindeutig zu viele Informationen.   „Ma!“ Würgend hielt sich Naruto eine Hand vor den Mund. Seine nächsten Worte waren gedämpft. „Sprich bloß nicht weiter! Bitte! Sonst kotz ich mein ganzes Bett voll! Blurgh… Fuck…!“   Scheinbar hatten seine Eltern nicht nur regelmäßig Sex (Eww! Das war etwas, was Kinder niemals nie erfahren wollten!!!), sondern verübten diesen auch noch ohne Gummi! Oh Gott. Oh… Scheiße, seine Mutter war wirklich…   „Du bist schwanger“, quiekte er geschockt in den Hörer. „Ich kann nicht glauben, dass du-“   „Das war doch nur ein Witz!“, unterbrach seine Mutter ihn.   … Was?   „Um Gottes Willen, Naruto.“ Kushina seufzte laut. „Ein kleiner, aber liebenswerter Satansbraten wie du reicht mir, das kannst du mir glauben.“   „Alter…“ Naruto lockerte den eisernen Griff um Handy und T-Shirt und atmete zittrig aus. „Nicht. Lustig. Ma. Das war so etwas von uncool, mach das nie wieder!“   „24 und immer noch so naiv wie eh und je“, meinte Kushina und lachte.   Naruto verengte die Augen. „Besser, als eine 48 Jahre alte und faltige Hexe zu sein“, brummte er missmutig in Schwedisch.   Gott, er konnte echt nicht glauben, dass seine Mutter so einen scheiß Witz machen würde! Ihm war fast das Herz stehen geblieben, verdammt! Er wusste ja, dass er seine Tendenz zum Unruhestifter von ihr geerbt hatte, aber trotzdem…!   „Ich soll alt und faltig sein? Ich glaub, du hast wohl vergessen, dass ich ebenfalls Schwedisch spreche und vor allem verstehe, mein liebes Kind“, erwiderte Kushina mit zuckersüßer Stimme, ebenfalls in Schwedisch.   … Fail. Er hatte tatsächlich verpeilt, dass seine Mutter ja auch Schwedisch sprach und diese Stimme… Fuck, er kannte diese Stimme. Er musste sie nur hören, um zu einem verängstigten, kleinen Häufchen Elend zu mutieren…!   „Jag älskar dig“, versuchte er die Situation zu retten.   Kushina schwieg und fing dann auf einmal an zu lachen. „Ich hätte dich wirklich nicht aus dem Schlaf reißen sollen“, sagte sie amüsiert. „Du bist immer noch so unfassbar mürrisch kurz nach dem Aufwachen.“   „Lass mich, ich kann nicht immer nur ein Sonnenschein sein“, grummelte Naruto und legte sich zurück ins Bett. Er seufzte.   „Tut mir leid, ich konnte mir den ‚Ich bin schwanger‘-Kommentar einfach nicht verkneifen.“ Kushina kicherte leise. „Das haben dein Vater und ich letztens nämlich wirklich gedacht. Du hättest Minato sehen sollen, er hat fast einen Herzinfarkt bekommen!“   Sie lachte auf und auch Naruto stimmte in ihr Gelächter mit ein. Oh Gott, er konnte sich Dads Reaktion nur allzu gut vorstellen! Es war immer urkomisch, wenn man ihn aus der Reserve locken konnte!   „Aber am Ende hat sich herausgestellt, dass ich in die Wechseljahre gekommen bin…“ Kushina seufzte. „Ich werd tatsächlich alt…!“   „Das sagte ich doch!“ Naruto grinste fies und streckte die Zunge heraus, als sie anfing ihn zu verfluchen. „Ist okay, Ma. Ich hab dich auch noch mit weißen Haaren lieb.“   „Du kleiner Rotzbengel.“ Ein liebevoller Ton schlich sich in ihre Stimme. „Naja, ich schätze, dass ich dich dann weiter deinen Schönheitsschlaf halten lasse, damit du nicht unerträglich bist, wenn du bei uns ankommst.“    „Seeehr gute Idee, Ma.“ Naruto drehte sich zur Seite und warf einen Blick auf die Uhr. Schon nach halb zehn, wow. Dabei war Telefonieren doch sonst eigentlich gar nicht sein Ding. „Ich schick dir nachher eine SMS, damit du weißt, wann du mich abholen musst.“   „Okay“, erwiderte Kushina. „Womit fährst du? Dem Shinkansen?“   „Jepp“, antwortete Naruto. „Mit der Nozomi-Linie, die ist am schnellsten. Wann kommt Dad nochmal von der Arbeit Nachhause?“   „17 Uhr.“   „Kay, dann versuch ich, so um 19 Uhr da zu sein. Damit Dad auch genügend Zeit hat, mir ein Festmahl vorzubereiten, hehe!“   Kushina schnaubte. „Ich weiß gar nicht, ob du das überhaupt verdient hast“, meinte sie. „Nach den Aussagen über sein bestes Stück…“   „Können wir bitte aufhören, über Dads Penis und generell euer Sexleben zu reden? Danke.“ Naruto verzog das Gesicht und schüttelte sich. Gott, wenn er nach dem Telefonat wieder einschlafen sollte, dann würde er bestimmt einen Albtraum haben!   „Im Gegensatz zu dir haben wir wenigstens eins“, neckte sie ihn.   Naruto verengte die Augen. „Ich hasse dich. Außerdem… Hey, wer sagt denn, dass ich nicht einen One-Night-Stand nach dem anderen habe und mich durch ganz Nagoya bumse, huh?“   „Weil ich dich zu einem anständigen Jungen erzogen hab.“   Ja… Genau. Deswegen hatte er sich damals beim ungeschützten Sex mit einer unbekannten Dame eine Geschlechtskrankheit zugezogen und war beim Kiffen mit Kiba auf dem Schulgelände erwischt worden, genauso wie beim Klauen im Supermarkt.   Fuck… Was für ein strunzdummer Teenager er damals doch gewesen war. Aber es war auch eine harte Zeit für ihn gewesen, Minatos Bruder Kurama war gerade erst in den Knast gekommen, nachdem er…   Naruto biss sich auf die Unterlippe und strich mit den Fingerspitzen über seine Wange. Er konnte die feinen Erhebungen der Narben spüren.   Aber das lag jetzt alles in der Vergangenheit. Naruto hatte aus seinen Fehlern gelernt. Seine Familie und Freunde hatten ihn immer unterstützt. Ihre Liebe und grenzenlose Geduld hatten ihm dabei geholfen, wieder auf den richtigen Pfad zu kommen.   „Was ist los?“, fragte Kushina mit sanfter Stimme ins Schweigen hinein. „Du bist so still.“   Naruto schluckte. „Ich musste nur…“, fing er an, brach seinen Satz dann aber doch wieder ab. Er versuchte es erneut. „Es war nur… Ähm… Wie lange muss Kurama noch einsitzen…?“ Seine Stimme war kaum lauter als ein Wispern, aber er war sich sicher, dass seine Mutter ihn trotzdem gehört hatte.   „Lange“, antwortete sie. Fast schon kalt. „Sehr, sehr lange, Naruto. Mach dir deswegen keine Gedanken. Du wirst ihn nie wieder sehen. Dafür werden ich und dein Vater sorgen. Versprochen.“   „Okay“, wisperte er. Er wusste, dass diese Antwort ihn beruhigen sollte. Aber das tat sie nicht. Die Angst blieb und würde wohl für immer in seinem Hinterkopf herumschwirren. Dafür waren die Erlebnisse zu einschneidend gewesen. Zu traumatisierend.   „Versuch noch etwas zu schlafen, Liebling“, sagte Kushina sanft. „Du klingst erschöpft.“    „Okay“, murmelte er und schluckte mit einigen Schwierigkeiten einen kleinen Kloß im Hals herunter. „Ich hab dich lieb, Ma.“   „Ich dich auch, mein Großer.“ Naruto konnte das Lächeln auf ihren Lippen zwar nicht sehen, aber dafür deutlich hören. „Ich freu mich schon sehr auf das Wochenende mit dir.“   „Heh, ich mich auch.“ Mit gesenkten Lidern rollte er sich auf die Seite, die Mundwinkel in die Höhe gezogen. „Bis dann, Ma.“   „Bis dann, Liebling.“   Naruto wartete, bis sie aufgelegt hatte und schmiss sein Handy auf den Nachttisch. Er seufzte. Inzwischen war er so ziemlich wach, aber seine Mutter hatte Recht, er war tatsächlich sehr erschöpft.  Deswegen kuschelte er sich auch in sein Bett und versuchte, noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Zuerst sah es nach einem aussichtslosen Unterfangen aus, doch als sich Kyuubi eine gute halbe Stunde später in sein Zimmer schlich und es sich auf seinem Bauch bequem machte, schlief er schließlich ganz schnell ein.   ~ xXx ~   Narutos Schläfe war gegen das kühle Glas der Fensterscheibe gelehnt. Sein Blick war nach draußen gerichtet. Auf die Umgebung, die mit rasender Geschwindigkeit an ihm vorbei rauschte.   Es gab nur einen Punkt, der sein Sichtfeld nicht nach ein paar Sekunden wieder verließ. Ein Punkt, der anstatt kleiner zu werden, sogar immer größer und größer wurde. Ein Punkt, auf den Naruto seinen Blick fixiert hatte:   Der Kyōto Tower.   Er war endlich da. In seiner früheren Heimat, Kyōto.   Je näher der Zug dem Kyōto Tower kam, desto näher kamen sie auch dem Hauptbahnhof und vor allem… Seiner Mutter.   Naruto biss sich auf die Innenseite seiner Wange, ein kläglicher Versuch, gegen das dümmliche Grinsen auf seinen Lippen anzukämpfen. Gott, er konnte kaum in Worte fassen, wie sehr er sich darauf freute, Kushina endlich wieder in die Arme schließen zu können! Nicht nur sie, auch Minato und Sakura!   Ihr letztes Treffen war schon viel zu lange her. Das war im Juli gewesen, um Kushinas Geburtstag zu feiern. Und jetzt, Ende Oktober, sahen sie sich erst wieder! Erneut um einen Geburtstag nachzufeiern. Diesmal Narutos.   Es war schon traurig, dass sie sich in letzter Zeit nur noch trafen, wenn einer von ihnen Geburtstag hatte. Deswegen gelobte sich Naruto in diesem Moment auch Besserung und schwor sich, seine Familie öfter mal besuchen zu gehen oder zu sich Nachhause einzuladen.   Die 130 Kilometer Entfernung legte der Nozomi-Shinkansen-Express schließlich in unter 40 Minuten zurück, das war doch ein Katzensprung! Aber nicht nur nach Kyōto fuhr der Zug, sondern auch nach Shin-Yokohama.   Yokohama. Sasukes Heimat.   Wenn sein Gespräch mit Sakura also gut verlief, dann konnte er mit dem Shinkansen direkt nach Yokohama fahren, Sasuke Zuhause überraschen und ihm das Liebesgeständnis des Jahres machen.   … Ja. Pfft. Als ob.   Naruto seufzte leise und rubbelte sich durchs Haar. Er holte sein Handy aus der Hosentasche, um seiner Mutter zu schreiben, dass der Zug pünktlich und er in knapp fünf Minuten da sein würde.   Danach sah er wieder aus dem Fenster und beobachtete, wie der Kyōto Tower immer näher kam. Mh, er war schon ewig nicht mehr auf der Aussichtsplattform gewesen, vielleicht sollte er da mit seiner Familie morgen mal hin.   Nur wegen der alten Zeiten willen. Gott, er wünschte sich, dass Kiba mitgekommen wäre. Damit es sich wirklich wie früher anfühlen würde. Beim nächsten Mal musste er seinen Kumpel unbedingt mitschleifen. Vielleicht auch Hinata, damit sie ihr ihre Heimat zeigen konnten.   Naruto liebte Nagoya zwar und fühlte sich pudelwohl in der Stadt, aber dennoch würde sein Herz für immer Kyōto gehören. Dafür hatte die Stadt ihn viel zu sehr geprägt. Und das merkte man nicht nur an seinem Dialekt.   Sein Herz machte einen vorfreudigen Hüpfer, als der Zugführer bekannt gab, dass ihr nächster Stopp Kyōto Hauptbahnhof sein würde. Naruto stand schon einmal auf und nahm seine Reisetasche in die Hand.   Es war ziemlich frisch draußen, also zog er vorsichtshalber schon einmal den Reißverschluss seines Hoodies bis zum Kinn hoch. Allmählich verringerte sich die Fahrgeschwindigkeit des Zugs, bis er schließlich nur noch langsam rollte und mit einem Quietschen zum Stillstand kam.   Die Türen öffneten sich. Naruto stieg zusammen mit einer Gruppe anderer Fahrgäste aus. Er fröstelte, als er den ersten Schritt auf Kyōtos Bahnhof setzte und zog die Augenbrauen zusammen. Ugh, hier war es ja sogar noch viel kälter als in Nagoya!   Er sah sich um. Lange musste er nicht suchen, bis ihm feuerrotes Haar ins Auge stach. Fast fünfzig und immer noch kein graues Haar zu sehen, das nannte er gute Gene (oder ein gutes Färbemittel, aber er wollte mal an das Erste glauben)! Gene, die er hoffentlich auch geerbt hatte.   Bei seinem Vater hatte er nämlich schon die eine oder andere Graustelle entdecken können. Besonders an den Schläfen war es ziemlich auffällig. Aber er konnte es tragen, also war’s kein großes Ding. Es stand ihm sogar irgendwie.   Naruto grinste glücklich, als sich ihre Blicke trafen, und eilte auf sie zu. Kushina kam ihm entgegen, ein breites Lächeln auf den Lippen. Er ließ die Tasche fallen, als sie in Reichweite war, und schlang die Arme für eine herzliche Umarmung um ihren zierlichen Körper.   „Hey, Ma“, begrüßte er sie leise und streichelte ihr liebevoll über den Rücken.   Kushina hatte ihr Gesicht halb in seiner Schulter vergraben und drückte ihn sanft. „Hallo, mein Großer“, sagte sie und lehnte sich leicht zurück, damit sie sich in die Augen sehen konnten. „Gott, du wirst ja immer größer.“   Lachend nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und stellte sich auf die Zehenspitzen. Naruto ging etwas in die Knie, damit sie seine Stirn küssen konnte. „Nö, das kommt dir nur so vor, weil du immer weiter schrumpfst“, meinte er frech und lachte, als er dafür einen Hieb auf den Hinterkopf erntete.   „Frechdachs“, sagte sie mit funkelnden Augen. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie stolz du damals warst, als du mich das erste Mal um einen ganzen Zentimeter überragt hast.“   „Oh Gott, ja!“ Naruto musste lachen. „Fuck, wie alt bin ich da gewesen? 14 oder so?“   Nachdenklich runzelte Kushina die Stirn. „Ich glaub schon, ja“, stimmte sie zu. „Wir hatten damals schon Angst, dass du nicht mehr wächst und so klein bleibst.“   Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr war Naruto tatsächlich verhältnismäßig klein gewesen für einen Jungen, er war sogar von einigen Mädchen überragt worden, was ziemlich peinlich war…!   Sein Wachstumsschub hatte erst relativ spät eingesetzt, aber dafür war er dann ziemlich schnell ziemlich viel größer geworden. Der Größte war aus ihm nie geworden und zwischen ihm und Kiba herrschte immer noch ein Größenunterschied von einem halben Kopf, aber dennoch war er sehr zufrieden mit seinen 1,71 Meter.   „Sasuke, mein neuer Freund, ist sogar noch kleiner als ich!“, meinte er und reckte fast schon stolz das Kinn in die Höhe.   Kushina lachte. „Mein großer Junge“, sagte sie und rieb mit den Daumen über seine Wangen. Ihr schien nicht zu gefallen, was sie da fühlte, weil sie ihre Lippen kurz darauf zusammenpresste.   „Du siehst total ungepflegt aus“, tadelte sie ihn und zupfte an seinen Haaren herum. „Nicht einmal rasiert hast du dich.“   „Hey, das ist der sexy Schlabberlook!“, verteidigte Naruto sich schmollend. Er schlug ihre Hände weg. „Weiber stehen darauf.“   „Ah. Jetzt versteh ich auch, wieso du immer noch Single bist.“ Sie funkelte ihn spitzbübisch an.   „Ja, ich bin Single, weil niemand so ein schreckliches Schwiegermonster wie dich haben will“, meinte Naruto und wich ihrer Attacke grinsend aus. „Hehe.“   „Tsk“, machte Kushina und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie betrachtete ihn genauer. „Du siehst deinem Vater von Tag zu Tag ähnlicher“, murmelte sie fassungslos.   „Ja? Ist das ein Kompliment oder eher eine Beleidigung?“   „Natürlich ein Kompliment. Minato ist schließlich der bestaussehendste Mann, der mir jemals über den Weg gelaufen ist.“   Naruto rollte mit den Augen. „Kiiitsch.“   „Obwohl er nicht so eine niedliche Zahnlücke hat wie du.“ Grinsend zwickte Kushina ihm in die Wange.   „Maa!“, beschwerte er sich. „Bagger mich nicht an, sonst wird Dad eifersüchtig!“   Kushina lachte und zwickte ihm nun in den Oberarm. „Wusstest du, dass dein Vater früher auch Bart getragen hat?“   „Echt jetzt?“ Überrascht hob Naruto beide Augenbrauen in die Höhe. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er Dad noch nie unrasiert gesehen… Deswegen tat sich sein Gehirn auch nun etwas schwer, um sich das bildlich vorzustellen. Dabei hatte er eigentlich eine ziemlich lebhafte Fantasie, also musste das echt was heißen!   „Jepp.“ Ein Funkeln schlich sich in Kushinas graublaue Augen. „Einen waschechten Schnäuzer. Magnum wäre neidisch geworden.“   „Nicht dein Ernst?!“ Naruto schlug sich eine Hand auf den Mund und brach in Gelächter aus. „Ernsthaft?!“   „Ernsthaft“, bestätigte Kushina, ebenfalls lachend. „Das war in den 70igern in, so ist jeder rumgelaufen.“   „Fuck, ich bin so froh, dass ich später geboren bin.“ Schnaubend schüttelte Naruto den Kopf. „War das nicht ekelhaft beim Küssen?!“   „Müsstest du die Frage nicht selbst beantworten können?“, fragte Kushina und hob eine Augenbraue in die Höhe. „Du bist doch bisexuell oder nicht? Oder ist das nur eine Phase gewesen, aus der du inzwischen raus gewachsen bist?“   „Ma, als ich dir gebeichtet hab, dass ich bi bin, war ich schon lange kein unsicherer Teenie mehr.“ Naruto rollte mit den Augen. „Ich hab zwar schon mit Kerlen rumgeknutscht, aber die hatten alle keinen Schnäuzer… Zum Glück! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es angenehm ist.“ Er kräuselte die Nase.   „Es kratzt ein wenig, aber man gewöhnt sich daran.“ Kushina zuckte mit den Schultern. „Ich bevorzuge deinen Vater aber dennoch rasiert.“   „Kann ich verstehen“, meinte Naruto und kratzte sich am Kopf. „Wie auch immer! Ich will nicht nur über Dad reden, ich will ihn auch sehen, also lass uns abzischen!“   „Vor allem willst du wohl sein Essen verputzen, nicht wahr?“ Amüsiert rollte Kushina mit den Augen und setzte sich in Bewegung. Naruto folgte ihr.   „Heh, kann ich nicht abstreiten.“   Sie marschierten durch den wirklich riesigen Bahnhof zum nahegelegenen Parkplatz. Dieser war wie immer rappelvoll, aber dennoch hatte Kushina es geschafft, sich einen Platz zu ergattern. Hach, das war seine Ma.   Gemeinsam stiegen sie in ihren silbernen Toyota Prius ein. Naruto schnallte sich dabei besonders gut fest, weil er den Fahrstil seiner Mutter kannte und jede Fahrt mit ihr zu einem Höllenritt wurde, bei dem er nie wusste, ob er ihn überleben würde oder nicht.   Ein angenehmes Schweigen herrschte während der Fahrt. Naruto drehte das Radio leise auf und summte mit, während er aus dem Fenster sah und die Umgebung betrachtete. Es war kurz vor neunzehn Uhr und die Straßen waren relativ voll, obwohl die Hauptverkehrszeit bereits vorbei war.   Sie befanden sich gerade im Stadtbezirk Shimogyō, also noch einige Kilometer von ihrem Ziel, Ukyō, entfernt. Eine Viertelstunde mussten sie bestimmt noch fahren, aber das war schon okay. Sie hatten es ja nicht eilig und Naruto war völlig zufrieden damit, summend im Auto herumzusitzen und Menschen auf den Gehwegen zu beobachten.   Je näher sie seinem alten Elternhaus kamen, desto ungeduldiger wurde er allerdings auch. „Mann, ich hab echt Kohldampf“, meinte Naruto und tätschelte sich den Bauch. „Ich hoffe, Dad ist mit dem Essen schon fertig…!“   „Bestimmt. Du weißt doch, wie pünktlich Minato ist.“ Kushina warf ihm ein Lächeln zu und bog rechts ab.   „Ja… Im Gegensatz zu uns.“ Naruto grinste und richtete sich gerade auf. Kyōto war eine Riesenstadt, weswegen er sich selbstverständlich nicht in allen der elf Bezirke auskannte, aber die Umgebung hier kam ihm bekannt vor.   Sehr bekannt. Da hinten war seine alte Grundschule und dort war der Spielplatz, auf dem er seinen allerersten Kuss bekommen hatte. Hach, die gute, alte Zeit. Ein warmes Kribbeln breitete sich in seiner Brust aus, während sich ein nostalgisches Lächeln auf seine Lippen schlich.   Sie bogen in eine Sackgasse ein und machten vor dem letzten Haus an der rechten Straßenseite Halt. Es war ein etwas rustikales, zweistöckiges Reihenhaus, das trotz allem eine moderne Front und einen top gepflegten Vorgarten besaß.   Das war es. Das Haus, in dem er die ersten zwanzig Jahre seines Lebens verbracht hatte. Woah. Er konnte manchmal gar nicht glauben, dass er erst vor vier Jahren hier ausgezogen war. Es kam ihm viel, viel länger vor.   Vorfreudig sprang Naruto aus dem Auto und raste zur Haustür. Er konnte Kushina im Hintergrund lachen hören, während er ungeduldig anklopfte und von einem Bein aufs andere sprang. Er musste nicht lange warten, bis er Schritte vernehmen konnte, sich die Tür öffnete und er seinem Spiegelbild gegenüber stand.   Naja… Fast. Sein Spiegelbild war etwas größer als er, seine Haare waren auch länger und reichten ihm bis zum Kinn und außerdem fehlten die prägnanten Sommersprossen. Davon abgesehen hätte es wirklich sein Ebenbild sein können.   Abgesehen davon, dass Naruto niemals eine so peinliche grüne Kochschürze tragen würde.   „Dad!“ Grinsend schlang er die Arme um seinen Vater und umarmte ihn.   „Hey.“ Minato lachte über seinen Enthusiasmus und drückte ihn an sich. „Gut siehst du aus“, meinte er lächelnd und zerzauste ihm das Haar.   „Ma sagt, dass ich wie ein Penner aussehe.“ Naruto zog einen Schmollmund.   „So hab ich das nie gesagt, wasch dir die Ohren.“ Augenrollend gesellte sich Kushina zu ihnen und gab ihrem Sohn einen Klaps auf den Kopf. Sie begrüßte Minato mit einem Kuss, der Naruto zum gespielten Würgen brachte.   „Ich hab Naruto vorhin erzählt, dass du früher mal einen Schnäuzer getragen hast“, sagte Kushina und lachte. „Er konnte es gar nicht glauben.“   „Kann ich auch immer noch nicht!“ Naruto rümpfte die Nase und betrachtete seinen Vater genauer. Also zu diesem Gesicht passte definitiv kein Schnäuzer und generell jegliche Art von Bartbehaarung!   „Oh?“ Minato hob beide Augenbrauen in die Höhe. „Das ist eine dumme Jugendsünde von mir gewesen“, gab er verlegen zu und rieb sich den Nacken. „Ich würd dir nicht empfehlen, das nachzumachen.“   „Mach ich ganz bestimmt nicht!“ Beim bloßen Gedanken daran lief Naruto ein unangenehmer Schauer über den Rücken.   Er war generell kein großer Fan von Bärten. Besonders nicht bei sich selbst! Er hatte früher mal versucht, sich einen Vollbart wachsen zu lassen, um männlich und cool herüberzukommen… Es hatte absolut schrecklich ausgesehen und er schämte sich heute noch dafür.   Bartstoppeln waren okay, aber mehr ging bei ihm gar nicht. Das stand ihm einfach nicht und männlicher ließ es ihn auch nicht wirken. Er hatte damit einfach nur lächerlich ausgesehen.   Naruto ging in den Flur hinein und sah sich suchend um. „Wo ist Poochi?“, wollte er wissen.   „Im Garten“, antwortete Minato ihm. „Sie-“ Noch bevor er seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, war Naruto bereits losgestürmt.   „Schuhe ausziehen!“, brüllte Kushina ihm hinterher, doch er beachtete sie nicht.   Grinsend flitzte er in den Garten und konnte gleich darauf ein freudiges Bellen hören. „Poochiii!“, quietschte er begeistert und fiel auf die Knie, um die Shiba-Hündin in seine Arme zu schließen.   Sie bellte ganz aufgeregt und ihr Schwanz wedelte wild umher, während sie sich an ihn schmiegte und jede Stelle seiner Haut, die sie erreichen konnte, abschleckte.   Naruto lachte, als er ihre feuchte Zunge im Gesicht spürte und schloss glücklich ein Auge. „Ich hab dich so vermisst, Süße“, murmelte er und tätschelte ihr sanft den Rücken.   Gott, wie groß sie inzwischen geworden war. Seine Eltern hatten sie einige Monate vor seinem Auszug geholt und damals war sie noch ein kleiner Welpe gewesen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er sie auf seinem Arm durch Kyōto getragen und ihr all seine Lieblingsorte gezeigt hatte.   Inzwischen war sie vier Jahre alt und viel zu groß und schwer, um von ihm noch getragen zu werden. Ansonsten hatte sie sich allerdings nicht viel verändert. Sie war immer noch so verspielt und liebenswürdig wie früher.   „Sieht so aus, als freut sich jemand über deinen Besuch.“ Mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht stand Kushina im Türrahmen und beobachtete sie.   „Heh“, machte Naruto und gab Poochi ein Küsschen auf den Kopf, bevor er aufstand und die Hände an seinen Oberschenkeln rieb. „Essen?“, fragte er hoffnungsvoll nach und ging auf sie zu.   „Vielfraß.“ Kushina rollte mit den Augen und pikste ihm in den Bauch. „Du hast ein bisschen zugenommen, kann das sein?“   „Gah! Gar nicht wahr!“ Naruto legte die Arme schützend um seinen Bauch und sah sie mit hervorgeschobener Unterlippe an. „Inzwischen bin ich die überflüssigen Pfunde wieder los!“   Dank Kibas regelmäßigen Arschtritten war er inzwischen tatsächlich wieder in seiner Topform. Naja, so gut wie. Noch war er nicht ganz zufrieden mit seiner Figur, aber zumindest waren die Bauchmuskeln wieder zum Vorschein gekommen!   „Nicht mehr lange, bald ist schließlich Weihnachten und dann wirst du wieder wie ein Scheunendrescher fressen, ich kenn dich doch.“ Lächelnd zwickte Kushina ihm in die Wange. „Geh dir die Hände waschen, dann können wir gleich essen.“   „Yay, Essen!“ Glücklich hopste Naruto zurück ins Innere der Wohnung und ging erst einmal in den Flur, um seine Chucks auszuziehen. Poochi folgte ihm dabei auf Schritt und Tritt, laut hechelnd und der Schwanz immer noch aufgeregt hin- und herwedelnd.   Er ging ins Gäste-WC, um sich die Hände zu waschen, und warf einen Blick in den Spiegel. Seine Augen funkelten und er bekam das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Heh, so wie immer, wenn er bei seinen Eltern zu Besuch war.   In der Wohnung war es relativ warm, deswegen zog er den Reißverschluss seines roten Hoodies auch herunter, als er in die nach Köstlichkeiten duftende Küche tapste. Sein Vater war über den Tisch gebeugt und deckte gerade.   Naruto schnupperte laut in der Luft und ging stöhnend zum Herd. „Das riecht so guuut!“, lechzte er begeistert und hob einen der Deckel an, um einen Blick in den Topf zu werfen. Reis. „Was hast du da gekocht, Dad?“   „Hayashi rice“, antwortete Minato, während er das Besteck verteilte. Naruto war so benebelt vom Duft des Essens, dass er gar nicht mitbekam, dass sein Vater den Tisch für eine Person mehr deckte. Nämlich für vier.   „Fuck, wie geil!“ Naruto lief das Wasser quasi im Munde zusammen, als er weiter herum schnüffelte und nun eine Takoyaki-Pfanne entdeckte, gefüllt mit sechzehn Oktopusbällchen. „Oh Gott und auch noch Takoyaki! Bist du fertig mit allen oder muss das noch?“   „Ich bin soweit fertig“, antwortete Minato und zog sich die Schürze aus. Er hing sie an einem Haken neben dem Kühlschrank auf. „Jetzt muss nur noch-“   Er verstummte, als es plötzlich an der Tür klingelte, und lachte. Auch Kushina, die gerade Poochis Napf mit Hundefutter auffüllte, musste lachen. „Perfektes Timing“, sagte sie und richtete ihren Blick auf Naruto. „Mach ruhig auf, ich glaub, das ist für dich.“   „Äh“, machte Naruto und blinzelte langsam. „Okay.“   Etwas verwirrt ging er zur Haustür, riss sie auf und… Strahlte übers ganze Gesicht.   Rosa gefärbtes, kinnlanges Haar, das mit einem dunkelroten Haarreifen verziert war. Grüne, mit Kajal fein umrandete Augen. Eine kleine Nase und schmale, wohlgeformte Lippen, die zu einem glücklichen Lächeln geformt waren.   Ein schmaler Körper, der gut anderthalb Köpfe kleiner war als er selbst, bekleidet mit einem dünnen, dunkelgrauen Kapuzen-Sweatshirt, einem schwarzen Rock und ebenfalls schwarzen Stiefeln.   Das war doch…   „Sakura!“ Lachend schlang er die Arme um sie und hob seine beste Freundin ein Stückchen in die Luft. Sie schrie überrascht auf und klammerte sich an ihn, als er sie beide mehrmals im Kreis drehte.   „Naruto! Hey!“ Auch sie lachte, nachdem sie vorsichtig wieder auf dem Boden abgesetzt wurde, und umarmte ihn.   „Ich hab gar nicht damit gerechnet, dich heute noch zu sehen!“ Naruto grinste sie fröhlich an und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne hinters Ohr. Er küsste ihre Wange. „Hey, Süße.“   „Sollte ja auch eine kleine Überraschung sein“, meinte Sakura und lächelte ihn an.   Er machte Platz, um sie hineinzulassen, und beobachtete, wie sie aus ihren Schuhen schlüpfte. Sein Blick fiel dabei auf das kleine, glänzende Etwas an ihrem Ringfinger.   „Zeig her!“, befahl er aufgeregt und schnappte sich ihre Hand, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte. Fast schon ehrfürchtig strich er mit dem Zeigefinger über den silbernen Ring und drehte ihn. Mehrere kleine Diamanten waren an ihm befestigt. „Wow. Er ist wunderschön.“   „Danke.“ Sakura drehte ihre Hand, damit sie Narutos in ihrer halten konnte, und drückte sie sanft. Ihre Augen funkelten.   „Du bist verlobt“, flüsterte Naruto. Er konnte den Blick gar nicht mehr vom Silberring abwenden. „Gott, mein kleines Mädchen ist verlobt!“   Sakura kicherte und schubste ihn sanft. „Ich bin schon lange kein kleines Mädchen mehr.“   „Doch, für mich wirst du immer das kleine burschikose Mädchen sein, das ich vor einer Spinne retten musste.“ Naruto grinste sie an und rieb mit dem Daumen über ihren Handrücken „Ich freu mich für dich, Sakura. Wirklich.“   „Danke.“ Sie lächelte ihn an und strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Das bedeutet mir wirklich viel, Naruto.“   „Heh“, machte er und gab ihr noch einen Kuss auf die Wange. Dann zog er sie in Richtung Küche, um seinen Eltern ihren neuen Gast zu zeigen. „Ma! Dad! Guckt mal, wer gekommen ist!“   Minato verteilte die Takoyaki gerade auf einem Teller und blickte auf, als er die aufgeregte Stimme seines Sohns hörte. „Ah, guten Abend, Sakura“, begrüßte er sie mit einem Lächeln. „Freut mich, dass du kommen konntest.“   Auch Kushina begrüßte sie freudig.   „Abend und vielen Dank für die Einladung.“ Sakura verbeugte sich leicht vor ihnen und erwiderte das Lächeln.   „Dad hat Hayashi rice gemacht“, sagte Naruto grinsend und setzte sich schon einmal an den Tisch. Poochi wuselte zwischen seinen Beinen herum, also kraulte er sie geistesabwesend und beobachtete hungrig, wie sein Vater den Reis und das Rindfleisch auf die Teller verteilte.   Kushina setzte sich neben ihn hin und lachte. „Hör auf zu sabbern“, meinte sie amüsiert und legte die Finger unter sein Kinn, um seinen Mund wieder zuzuklappen. „Du machst Poochi ja Konkurrenz.“   Sakura kicherte, während Naruto ihr nur die Zunge herausstreckte, sein Blick weiterhin auf das fantastisch aussehende Essen gerichtet. „Dad? Habt ihr Bier da?“   „Ja“, antwortete Minato. „Moment.“ Er verteilte das restliche Essen, dann trocknete er sich die Hände am Handtuch ab und öffnete den Kühlschrank. „Asahi oder Kirin?“   „Natürlich Asahi!“   Minato summte und wandte sich an die Damen in ihrer Gruppe. „Möchtet ihr auch etwas?“   Beide lehnten ab, also brachte er Naruto sein gewünschtes Asahi Bier und nahm für sich selbst eins von der Marke Kirin. Kushina und Sakura bekamen stattdessen einen grünen Tee.   Poochi winselte elendig, weil sie auch etwas wollte (wahrscheinlich eher vom Essen als ihren Getränken…), bekam aber nichts und musste sich stattdessen mit ihrem Hundefutter zufrieden geben.   „Wir sollten anstoßen“, sagte Minato und hielt seine Bierflasche in die Höhe. „Auf Naruto und auf einen schönen Abend.“   Naruto grinste glücklich und erhob ebenfalls seine Flasche. Seine Augen funkelten, als er mit seinen Eltern und seiner besten Freundin anstieß.   „Auf Naruto!“, riefen sie mehr oder weniger synchron aus.   „Heh!“ Naruto lachte und nahm einen großen Schluck Bier. Oh ja, das würde definitiv ein schöner Abend werden. Daran hatte er überhaupt keine Zweifel.   ~ xXx ~   „Bis später!“   „Bis später, Liebling!“, rief ihm Kushina zu. „Und komm nicht zu spät Nachhause, hörst du?“   „Jaja.“ Augenrollend zog Naruto die Haustür hinter sich zu und sah zu Sakura. „Gott, ich bin 24 und Ma behandelt mich immer noch, als wär ich ein kleines Kind!“   „Tja, so ist Kushina eben.“ Mit einem Lachen strich sich Sakura die Haare aus dem Gesicht und schlang die Arme um ihren Körper. Sie fröstelte, als die nächste Windböe sie erfasste.   Naruto entging das nicht. „Willst du meinen Hoodie?“, fragte er sie und zog den Reißverschluss herunter, doch Sakura legte ihre Hand schnell auf seine und hielt ihn davon ab.   „Schon okay“, versicherte sie ihm und drückte seine Hand. „Aber danke.“   „Wie du meinst…“ Naruto guckte etwas skeptisch, aber nickte dann. „Wo wollen wir hin?“   „Fragst du mich das ernsthaft?“ Sakura funkelte ihn an. „Natürlich zu unserem Stammplatz, dem Hügel auf dem Spielplatz. Oder hast du an etwas anderes gedacht?“   Das breite Grinsen auf Narutos Lippen war Antwort genug, also machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Sie hatten einen wunderschönen Abend mit Minato und Kushina verbracht und auch das Essen war fantastisch gewesen, aber dennoch wollten sie etwas Zeit alleine verbringen und hatten deswegen beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen.   Eine angenehme Stille herrschte, während sie zum Spielplatz gingen. Es war bereits relativ spät, nämlich kurz nach 22 Uhr, weswegen sie auf ihrem Weg auch niemanden begegneten. Aber das war nicht weiter verwunderlich, sie befanden sich schließlich in einem ruhigeren Eckchen von Ukyō.   Auch der Spielplatz war wie leer gefegt, als sie ihn wenige Minuten später betraten. Ein Lächeln huschte auf Narutos Züge, als er sich daran erinnerte, was er hier schon alles erlebt und was für Gespräche er geführt hatte.   Früher war der Hügel beim Spielplatz nämlich immer ihr kleiner Rückzugsort gewesen. Er wusste noch genau, wie er und Kiba hier damals mit Sakura das Küssen geübt hatten. Und wie oft er hier mit Sakura gesessen hatte, um sie bei ihrem Liebeskummer zu trösten oder wie er und Kiba sich hier ihre ersten Pornoheftchen angesehen hatten.   „Uff.“ Stöhnend ließ sich Naruto ins Gras plumpsen und stellte seine mitgenommene Bierflasche zwischen seinen gespreizten Beinen ab.   Sakura kniete sich neben ihm hin, sehr elegant und bedacht darauf so zu sitzen, dass man keinen Blick unter ihren Rock werfen konnte. Sie legte ihre Handtasche in ihren Schoß und atmete tief ein. „Ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen.“   „Ich auch nicht“, sagte Naruto. Er neigte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. „Das letzte Mal war an deinem Geburtstag gewesen vor gut einem halben Jahr.“   „Ich bin seitdem auch nicht mehr hier gewesen“, meinte sie. „Ohne dich und Kiba ist es einfach nicht das Gleiche.“   „Heh, ja. Fühlt sich auch irgendwie ein bisschen komisch an, so ganz ohne Köter, aber wir haben damals ja auch öfter allein hier gesessen und über Gott und die Welt geredet.“ Naruto nahm die Bierflasche in die Hand und führte sie zu seinen Lippen.   „Und heute wird sich die Geschichte wiederholen.“ Ein Funkeln schlich sich in Sakuras Augen, als sie ihre Handtasche öffnete. „Und damit auch wirklich alles so wie früher ist…“ Sie kramte einen Gegenstand heraus und hielt ihn Naruto unter die Nase.   Er blinzelte erschrocken und nahm ihn dann mit einem Lachen an. „Marlboro! Fuck, ich hab schon ewig nicht mehr geraucht, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt noch kann!“   Grinsend stellte er seine Bierflasche ab und riss die Verpackung von der Schachtel Zigaretten ab. „Sogar noch unbenutzt! Hast du die extra für mich gekauft?“ Er zog sich eine Kippe heraus und schob sie zwischen seine Lippen.   Gott, es fühlte sich wirklich so an, als sei eine halbe Ewigkeit vergangen, seitdem er das letzte Mal geraucht hatte. Damals, vor seinem Umzug, hatte er sich geschworen, alle schlechten Angewohnheiten  in Kyōto zurück zu lassen und dazu gehörte auch definitiv seine Nikotinsucht.   Es war schwer gewesen, aber inzwischen war er glücklich als Nichtraucher und vor allem nicht mehr gefährdet, erneut der Sucht zu verfallen. Und ein Zigarettchen in Ehren konnte doch schließlich niemand verwehren, oder?   Sakura holte ein Feuerzeug aus ihrer Tasche und zündete das Ende seiner Zigarette an. Naruto atmete tief ein. Er hatte damit gerechnet, das Rauchen in den letzten Jahren vielleicht wieder verlernt zu haben, aber das war nicht der Fall.   Es war, als hätte er niemals aufgehört. Ein bisschen so wie Fahrradfahren, das verlernte man ja auch nicht, egal, wie lang das Rad zwischenzeitlich auch in der Garage Staub gefangen hatte. Langsam pustete er den Rauch wieder aus und beobachtete, wie er in den Himmel stieg.   Er leckte sich über die trockenen Lippen und nahm direkt noch einen Zug. „Du solltest auch eine rauchen“, meinte er zu Sakura und stupste sie mit seiner Schulter an. „Dann ist es echt so wie früher.“   Naruto war schließlich nicht der einzige gewesen, der als böser, neugieriger Teenager mit dem Rauchen angefangen hatte. Seine allererste Zigarette mit 13 hatte er sich nämlich mit Kiba und Sakura geteilt, auch hier auf dem Hügel beim Spielplatz.   Kiba und er hatten danach wie ein Schlot geraucht, während Sakura nur eine Gelegenheitsraucherin geworden war. Sie hatte ihren Eltern immer das perfekte, unschuldige Mädchen gemimt und deswegen darauf geachtet, nie in der Öffentlichkeit zu rauchen. Immer nur bei den Jungs zuhause oder abends auf dem Spielplatz.   Heh, es war schon lustig, dass ihre Eltern nie mitbekommen hatten, was ihre ach so liebe Tochter alles angestellt hatte. Wahrscheinlich hätten sie ihr den Kontakt mit Naruto und Kiba verboten, weil sie sie angeblich verderben würden…   Dabei war Sakura einfach nur nicht so unschuldig, wie sie immer tat, das hatte nichts mit ihrem Umgang zu tun. Naruto würde nie vergessen, wie er sie in der Schulbibliothek erwischt hatte, auf ihren Knien vor dem Mädchenschwarm der Oberstufe…   Sakura war echt ein kleines, unanständiges Ding, hehe.   „Ähm, ich passe diesmal“, lehnte Sakura mit einem schüchternen Lächeln ab und schüttelte den Kopf. Sie massierte sich mit den Fingerspitzen den Bauch, bevor ihr auf einmal bewusst wurde, was sie gerade tat, und die Hand schnell fallen ließ.   Naruto runzelte die Stirn. Mh, das war seltsam, normalerweise rauchte sie hier immer mit ihm, aber vielleicht hatte sie diesmal einfach keine Lust dazu. Er zuckte mit den Schultern und zog an seiner Zigarette. „Wie du magst.“   Sakura räumte die Zigarettenschachtel zurück in ihre Tasche und schmiegte sich an ihn. „Ich bin doch jetzt ein anständiges, verlobtes Mädchen“, meinte sie mit funkelnden Augen.   Naruto lachte und schlang einen Arm um ihre Schulter. „Das bist du“, murmelte er und lehnte seine Schläfe gegen ihre. Er tippte etwas Asche ab. „Jetzt erzähl schon, wer hat den Antrag gemacht?! Gib mir die ganzen pikanten Details, Baby!“   Sakura lachte und schwieg erst einmal ein paar Sekunden. „Lee“, murmelte sie schließlich mit geröteten Wangen und biss sich auf die Unterlippe. „Er hat mir den Antrag im Wald gemacht. Genau an der Stelle, an der wir uns beim Joggen vor sieben Jahren das erste Mal getroffen haben.“   „Aww, das ist niedlich.“ Naruto lächelte und zog sie näher an sich. „Auch wenn ich ehrlich gesagt meinen Arsch darauf verwettet hätte, dass du den Antrag machst. Kiba übrigens auch.“   „Ich bin immer noch ein Mädchen“, sagte sie und schlang ihren Arm um seine Hüfte. „Und für die gehört es sich nicht, den Antrag zu machen. Da bin ich dann doch altmodisch.“   Mit einem gesummten „Hmm“ pustete Naruto etwas Qualm aus. Er nahm die Zigarette in die linke Hand, während er mit der rechten den Deckel der Bierflasche abdrehte und einen großen Schluck nahm. „Hast du damit gerechnet oder kam es überraschend?“   „Es kam total überraschend! Ich bin im ersten Moment wirklich sprachlos gewesen!“ Sakura lachte leise und erzählte ihm genau, wie der Antrag abgelaufen war.   Sie erzählte, wie Lee geweint hatte und dass er so nervös gewesen war, dass er sich mehrmals verhaspelt hatte und dass auch sie die Tränen nicht zurückhalten konnte. Es hörte sich wirklich nach einem verdammt süßen und romantischen Heiratsantrag an.   Naruto war echt glücklich für seine beste Freundin und war froh, dass sie so einen tollen Mann gefunden hatte, der sie über alles liebte und wie eine kleine Prinzessin behandelte. Genau so, wie Sakura es auch verdient hatte.   Sie war so ein aufopfernder, hilfsbereiter Mensch. Wenn einer das Beste verdient hatte, dann war es ohne Frage sie.   „Steht schon ein Hochzeitstermin fest?“, fragte Naruto sie und nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette. Er behielt den Rauch mehrere Sekunden lang in seinen Lungen, während er den Kippenstummel vorsichtig am Boden ausdrückte.   „Noch nicht.“ Sakura schüttelte den Kopf und strich sich die Haare aus den Augen. „Wir haben nur grob geplant, irgendwann im Frühling zu heiraten.“   „Find ich cool. Ich hoffe, ich darf dann der Trauzeuge sein.“ Naruto funkelte sie an und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe.   „Ich weiß nicht, ob ich dir so viel Verantwortung zutrauen kann.“ Sie kicherte und schmiegte sich an ihn. „Wie sieht’s in deinem Liebesleben aus?“, fragte sie ihn neugierig. „Immer noch tote Hose?“   Naruto verkrampfte sich bei der Frage instinktiv und nahm einen großen Schluck Bier. Zur Beruhigung der Nerven.   Sakura entging seine Reaktion natürlich nicht und drehte sich deswegen schnell um, um besser sein Gesicht betrachten zu können. Ein Grinsen war auf ihren Lippen. „Oh! Heißt das, dass sich tatsächlich mal etwas in deinem Liebesleben getan hat? Und ich dachte, der Tag würde nie kommen…!“   „Halt den Mund“, brummte er verlegen und drehte den Kopf zur Seite. Er nippte am Bier und rieb sich den Nacken. „Es ist… Weiß nicht. Es gibt da eine Person, die ich… Mag, aber…“ Er biss sich auf die Zunge.   „Was ist los?“, fragte Sakura ihn sofort. Sanft strich sie mit den Fingerknöcheln über seine Wange. „Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“   Naruto bohrte die Zähne mit mehr Kraft in seine Zunge und atmete hörbar aus der Nase aus. Irgendwie war er nun total nervös und wusste nicht so recht, ob er ihr von Sasuke wirklich erzählen sollte…   Anderseits musste er aber auch endlich mit jemanden darüber reden und Sakura war perfekt dafür. Sie kannte ihn am besten und konnte die hilfreichsten Ratschläge geben. Außerdem hatte er sich bereits vor Wochen vorgenommen, mit ihr darüber zu reden, also warum zur Hölle zögerte er dann noch so?!   „Es geht um… Sasuke“, gab er schließlich murmelnd zu.   „Sasuke?“ Sakura legte den Kopf schief. „Ist das nicht der Kerl, den du auf dieser Game Show da kennengelernt hast?“   „Genau.“ Naruto nickte, holte ein letztes Mal tief Luft und erzählte ihr dann schließlich die ganze Geschichte.   Er erzählte ihr, wie sie sich kennengelernt hatten und was sie alles zusammen unternommen hatten, von ihrem Besuch beim Zoo bis zu ihren Strandbesuchen. Er erzählte ihr von den Fanarts und Fanfictions, die es über sie gab und beichtete ihr, was für Reaktionen manche von ihnen in ihm auslösten.   Er erzählte ihr von ihrem ‚indirekten Kuss‘ und den ganzen Momenten, in denen sie sich nah gekommen waren und was er dabei gefühlt hatte. Er erzählte ihr alles, was es zu erzählen gab, und sie hörte ihm aufmerksam dabei zu.   „Es ist total komisch“, murmelte er und zupfte an seinem Ohrläppchen herum. „Einerseits bin ich mir ziemlich sicher, total verknallt in ihn zu sein, aber andererseits… Irgendwie auch nicht. Es ist schwer zu beschreiben, keine Ahnung.“   Er stöhnte verzweifelt auf und nippte an seinem Bier. „Vielleicht kannst du mir irgendwie dabei helfen, dieses Gefühlschaos zu entwirren…“ Nervös kaute er an seiner Unterlippe herum und sah sie abwartend an.   Sakura hatte ihren Blick zu Boden gesenkt und ihre Augenbrauen waren zusammengezogen. Sie sah sehr nachdenklich aus und schwieg mehrere Sekunden lang, bis sie ihm schließlich antwortete: „Du hast Recht, eigentlich ist es ziemlich eindeutig. Du bist in ihn verknallt.“   Naruto spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, und nickte schweigend. Also wie gedacht…   „Diese gemischten Gefühle ihm gegenüber werden wohl so eine Art… Mh, Schutzmechanismus sein, denk ich“, sprach sie weiter und sah ihn an. „Du bist dir nicht sicher, was er für dich empfindet und aus Angst, verletzt zu werden, versuchst du dir einzureden, dass du gar keine Gefühle für ihn hast, damit eine eventuelle Ablehnung vielleicht nicht mehr so wehtut… Was natürlich der total falsche Weg und dazu auch noch totaler Quatsch ist.“   Sie schnaubte und schnipste ihm sanft gegen die Stirn. „Gott, manchmal versteh ich dich echt nicht…! Wieso hast du ihn am Strand nicht geküsst?! Das wäre doch die perfekte Gelegenheit gewesen und es klang so, als ob er überhaupt nichts dagegen gehabt hätte…!“   „Ich weiß es nicht, Mann!“ Naruto krallte die Finger in sein Haar und zog. Fest. „Ich bin irgendwie total überfordert gewesen und wusste nicht, was ich tun sollte und war so verfickt nervös und… Fuck, ich hab echt keine Ahnung…“   Sakura seufzte und massierte sich die Schläfe. „Also für mich ist die Sache eindeutig“, meinte sie. „Du bist in ihn verliebt. Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“   Naruto gab ein jämmerliches Wimmern von sich. „Und was soll ich jetzt machen…?“   „Was wohl? Du gestehst ihm deine Liebe, ganz einfach!“ Sakura rollte mit den Augen. „Er kommt im Dezember zu dir, oder? Dann würde ich es ihm da sagen.“   „Aber was ist, wenn er nicht dasselbe empfindet…?“ Naruto biss sich auf die Unterlippe. „Du weißt gar nicht, was für eine riesengroße Angst ich vor einem Korb habe…“, gab er wispernd zu. „Ich will ihn auch nicht als Freund verlieren, dafür ist er mir zu wichtig…“   „Du wirst ihn nicht verlieren, Naruto.“ Sakura lächelte ihn aufmunternd an und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Glaub mir. All das, was du mir erzählt hast, lässt darauf schließen, dass er dasselbe für dich empfindet.“   Sie seufzte leise und presste ihre Stirnen zusammen. „Hab ein bisschen mehr Selbstvertrauen“, murmelte sie ihm zu. „Dein Ego ist in allen anderen Angelegenheiten doch auch so groß wie eine Elefantenherde. Wieso muss es nur in Sachen Liebe regelmäßig auf die Größe einer Erbse zusammenschrumpfen?“   Naruto lachte leise. „Keine Ahnung“, murmelte er.   Sakura hatte ja Recht. Immer, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging, dann ging sein Selbstbewusstsein flöten. Er baggerte zwar gern und oft, allerdings war das alles immer nur scherzend gemeint und er wusste nie, wie er reagieren sollte, wenn jemand tatsächlich mal auf seine Flirts einging.   Deswegen war er wohl auch so ein Spätzünder gewesen. Seine erste Freundin hatte er nämlich erst mit 17 gehabt. Sein erstes Mal hatte er dementsprechend auch relativ spät gehabt, obwohl er bei Sex doch deutlich selbstbewusster an die Sache heran ging.   Im ersten Moment war er zwar schon etwas schüchtern, aber ansonsten bereitete es ihm überhaupt keine Probleme. Deswegen hatte er auch deutlich mehr One-Night-Stands als Beziehungen gehabt.   Es war nämlich nur diese blöde Gefühlsduselei, die ihm irgendwie so zu schaffen machte und verunsicherte…   „Du bist ein wundervoller Mensch und als Bonus auch noch wirklich attraktiv, also mach dich nicht selbst immer so runter, okay?“ Sakura schenkte ihm ein Lächeln und küsste sanft seine Stirn. „Tu mir den Gefallen und sag Sasuke, was du für ihn empfindest. Ich bin mir sicher, dass er dasselbe fühlen wird. Also komm und hol ihn dir, Tiger!“   Naruto atmete zitternd aus und schloss die Augen. „Okay... Danke, Sakura-chan.”   „Sakura-chan.“ Sie hob eine Augenbraue in die Höhe und lächelte. „So hast du mich ja schon ewig nicht mehr genannt.“   „Ja, oder?“ Grinsend rieb er sich die Nase. „Ich weiß gar nicht, wieso ich früher so darauf versessen war, dich so zu nennen. Du hast dich schon immer eher wie ein –kun benommen.“   „Was soll das denn heißen, huh?!“ Sakura verengte die Augen und gab ihm eine Kopfnuss.   Naruto lachte den Schmerz weg (Naja, er versuchte es zumindest, denn fuck, Sakura hatte echt Kraft in ihren Armen!) und rieb sich den Hinterkopf. Er streckte ihr mit funkelnden Augen die Zunge heraus.   Auch Sakura lachte und schüttelte den Kopf. Sie schmiegte sich wieder an seine Seite und sah in den sternenverhangenen Himmel. „Du hast Sasuke bei der Tokyo Game Show kennengelernt, oder?“   „Jepp“, bestätigte Naruto. Er schüttelte seine Bierflasche und musste ganz zu seiner Enttäuschung feststellen, dass sie fast leer war. „Wieso?“   „Ach, ich dachte nur, du hättest inzwischen eingesehen, dass du dein Leben lang nicht nur diese Videos machen kannst und dir inzwischen eine Alternative gesucht.“ Sakura pikste ihm in die Wange. „Ich an deiner Stelle würde das Pädagogik-Studium wieder aufgreifen.“   „Gah, jetzt mutier bloß nicht zu Ma!“ Naruto verzog das Gesicht und leerte das restliche Bier mit einem Schluck. „Ich weiß, dass ich mein Geld nicht ewig mit dem Let’s Playen verdienen kann, okay? Aber im Moment läuft’s noch super, also will ich mich darauf auch konzentrieren.“   Apropos Kushina… Seine Mutter hatte ihm ihre typische Standpauke noch gar nicht gehalten, also würde er sie im Laufe des Wochenendes auf jeden Fall noch zu hören bekommen. Super… Wie sehr er sich darauf schon freute…   Inzwischen konnte er fast schon mitsprechen! Kushina sagte eh immer nur das gleiche und er antwortete auch immer mit dem Gleichen, deswegen hatte er keine Ahnung, wieso sie dieses Gespräch immer und immer wieder führten… Sie hatten ihre Standpunkte doch beide klar gemacht. Ugh.   „Ich weiß, so mein ich das ja auch nicht.“ Sakura legte eine Hand gedankenverloren auf ihren Bauch und biss sich auf die Unterlippe. „Es ist nur…“   Sie schluckte. Ihre Stimme war kaum lauter als ein Wispern. „Mir ist nur wieder bewusst geworden, wie fantastisch dein Umgang mit Kindern doch ist und… Es wäre einfach schade, für dich und die Kinder, wenn du nichts in der Richtung anfängst.“   Nachdenklich leckte sich Naruto über die Eckzähne. „Ich liebe Kinder, wie du weißt“, sagte er und setzte sich im Schneidersitz hin, „und deswegen werde ich in der Zukunft sicher mit ihnen zusammen arbeiten. Das Studium hat mir ja auch echt viel Spaß gemacht und ich hab gemerkt, dass das wirklich mein Ding ist.“   „Das merkt man.“ Sakura schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Ihre Finger krallten sich leicht in den Stoff ihres Sweatshirts. „Deswegen bin ich auch sicher, dass du ein toller Patenonkel sein wirst.“   „Heh…“ Geniert kratzte sich Naruto an der Wange. „Meinst du? Danke. Ich hoffe- Moment mal?!“   Er riss die Augen auf, als ihm die Bedeutung ihrer Worte klar wurde und starrte sie an. „Patenonkel…? Wieso… Was?“   Sakura sah ihn nicht an und blickte stattdessen verlegen nach unten. Auf ihren Bauch. Sie bohrte die Zähne in ihre rosige Unterlippe und warf ihm aus dem Augenwinkel einen schüchternen Blick zu.   Naruto blieb fast die Spucke weg. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. „S-Sakura… Was… Was bedeutet das…?“   „Es bedeutet…“ Sakura atmete tief ein und legte beide Hände vorsichtig auf ihren Bauch. „Es bedeutet, dass du bald Patenonkel wirst, Naruto. Nur wenn du möchtest, natürlich.“   „Oh mein Gott“, sagte Naruto fassungslos und legte die Hände auf ihre zierlichen Schultern. Er zitterte. „Oh mein Gott, heißt das, du… Oh Gott, du bist… Bist du…?“   Sakura lachte schüchtern auf und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. „Ja“, wisperte sie. „Ich bin schwanger.“   Sakura war schwanger. Sakura Haruno, seit 19 Jahren seine beste Freundin, war schwanger. Schwanger. In ihrem Bauch wuchs ein kleiner Säugling heran und- Oh Gott, Naruto konnte es nicht glauben.   „Du bist schwanger“, wiederholte er fassungslos und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Du bist… Oh Gott! Ich… Ich… Fuck!“ Er lachte überglücklich und drückte sie fest an sich.   Sakura schlang die Arme um ihn und lachte ebenfalls leise. Naruto vergrub das Gesicht in ihrem Haar und küsste ihr Haupt. „Fuck, Sakura! Das ist ja… Das sind ja fantastische Neuigkeiten! Scheiße, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich für euch freue!“   Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, es kam so plötzlich und der Gedanke war irgendwie so surreal aber er freute sich für die beiden. Tierisch. Sakura hatte sich immer ein Kind gewünscht, schon seit ihrer Teenagerzeit hatte sie davon geschwärmt, und mit Lee an ihrer Seite hatte sie nun einen perfekten Mann, der sich liebevoll um sie und ihren Nachwuchs kümmern würde.   „Glückwunsch, Süße!“ Strahlend küsste Naruto ihre Stirn und lehnte sich etwas zurück, um ihr Sweatshirt anzuheben. „Sieht man schon etwas?“, wollte er aufgeregt wissen.   „Naruto!“ Mit einem Lachen schlug Sakura seine Hand weg und drückte ihr Gesicht in seine Brust. Sie lächelte. „Ich bin erst im zweiten Monat, also sieht man noch nicht viel.“   Behutsam ließ Naruto seine Hand unter ihr Oberteil wandern und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Er konnte die Gänsehaut auf ihrer Haut spüren. „Wow“, flüsterte er ehrfürchtig und rieb sanft ihren Bauch. „Hier wächst ein kleines Baby heran.“   Sakura nickte nur schweigend mit dem Kopf und krallte die Finger in seinen Hoodie.   „Wann ist es soweit?“, fragte er leise, während er weiterhin ihren Bauch rieb.   „Das kann der Arzt noch nicht genau sagen“, antwortete sie. „Aber er vermutet Anfang Mai.“   „Im Frühling“, murmelte er. „Dann solltet ihr sie oder ihn vielleicht Haruka nennen. Das ist ja schließlich ein geschlechtsneutraler Name.“   „Ja. Vielleicht.“   „Das Geschlecht weißt du noch nicht, oder?“ Naruto umfasste mit seiner freien Hand ihren Hinterkopf.   „Nein, dafür ist es noch zu früh.“ Sakura schüttelte den Kopf und presste die Lippen leicht auf seine Schulter. „Aber ich wünsche mir ein Mädchen.“   „Ein Mädchen wär niedlich“, stimmte Naruto ihr zu. „Hoffen wir nur, dass sie nicht die Augenbrauen von ihrem Vater erben wird.“   Sakura lachte leise und schlug sanft nach ihm. „Idiot“, sagte sie mit funkelnden Augen und lehnte sich zurück. Sie legte ihre Hand über Narutos und drückte sie. „Ich muss gestehen, dass ich echt Angst habe… Ob ich überhaupt schon bereit bin, Mutter zu werden.“   Sie verschränkte ihre Finger miteinander und lächelte. „Aber mit Lee, dir und Kiba an meiner Seite werd ich das schon schaffen.“   „Auf jeden Fall!“ Naruto erwiderte ihr Lächeln. „Wir werden dich alle unterstützen und ich bin mir sicher, dass du eine wunderbare Mutter sein wirst, Sakura. Das Kind kann sich glücklich schätzen, euch als Eltern zu haben.“   „D-Danke…“ Sakura blickte zur Seite. Ihre Augen funkelten und Naruto konnte sehen, dass sie den Tränen nahe war. „Wirklich, Naruto. Für a-alles. Du weißt gar nicht, wie viel Mut du mir g-gibst und… Und…“   „Ssh, ist okay.“ Naruto drückte sie an sich und stützte das Kinn auf ihrem Kopf ab. „Ist doch selbstverständlich, Sakura. Dafür sind Freunde da.“ Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken.   Sakura schniefte und vergrub das Gesicht in seinem Hoodie. „Danke“, wisperte sie erneut.   Naruto lächelte nur und presste sie näher an sich. Eigentlich müsste er sich bei ihr bedanken. Sie hatte ihm schließlich auch unfassbar viel Mut gegeben.   Mut und einen kleinen Arschtritt in die richtige Richtung. Denn Sakura hatte Recht. Er war der Sache lange genug aus dem Weg gegangen, jetzt war es endlich Zeit für ihn, seinen Mann zu stehen und das hieß im Klartext:   Sasuke Uchiha seine Liebe zu gestehen.   Oh… Fuck.   ---------------------------------------------------------------------------   Oh fuck, Naruto? Wohl eher: Fuck yeah, endlich! >8D   Hach, das Kapitel ist eine schwere Geburt gewesen (gnihihi, Wortwitz nach der ganzen Schwangerschaftsthematik im Kapitel!) und ich hab keine Ahnung warum… e_e Das Kapitel ist wirklich nicht allzu lange, normalweise sitz ich so 2 Tage an einem Kapitel mit so einer Länge, aber für dieses Kapitel hab ich wirklich 5 Tage gebraucht… Besonders an der ersten Szene, dem Telefonat mit Kushina, saß ich echt ewig… Hmpf.   Naja. Fun Fact: Ich wollte zuerst, dass Poochi trächtig ist und Kushina deswegen diesen Schwangerschaftswitz macht. Aber dann ist mir eingefallen, dass ich überhaupt keine Ahnung von Hunden hab, noch weniger von trächtigen Hunden, also hab ich mich dazu entschlossen… Eine andere Bitch ( = was im Englischen auch Hündin heißt) zu schwängern – nämlich Sakura! >8D   Das war echt spontan entschieden und nicht geplant und ich weiß auch gar nicht, wieso ich das eingebaut hab, aber ich fand es irgendwie süß und ich hab noch nie etwas über so eine Thematik geschrieben, also war es mal eine schöne Abwechslung :3   Was ebenfalls eine Abwechslung war ist Minato. Schön nicht unbedingt, weil ich Minato nicht mag (ja, steinigt mich, aber für mich ist er ein Gary Stu!) und ich dementsprechend überhaupt keinen Peil hatte, was ich mit seinem Charakter anstellen soll… Ich hoffe mal, dass er dennoch irgendwie IC geworden ist. Zumindest ein bisschen, dann freu ich mich schon! :3   Poochi ist süß, oder?? *w* Jeder, der Tumblr hat, kennt bestimmt diese Memes mit den Shiba Hunden, dieses „Wow. Such cat. Much purr“ oder so x’DD Shibas sind echt süß, ich bin wirklich kein großer Hundefan, aber Shibas liebe ich Genau wie Eurasier und Möpse *-*   Und hach, endlich ist die schlimme, sasukelose Zeit überwunden, ihr habt es tatsächlich geschafft, in den letzten vier Kapiteln wird es nur noch Sasuke geben, jippie 8D Und weil ich so oft gefragt werde, wie viele Kapitel es geben wird: 11 :]   Im nächsten Kapitel von Let’s Play: Sieben Tage. So lange wird Sasuke bei Naruto in Nagoya bleiben und so lange hat Naruto Zeit, um Sasuke seine Liebe zu gestehen. Doch das ist gar nicht mal so einfach… Besonders, wenn man so ein großer Schisser wie Naruto ist. Wird er es dennoch schaffen, über seinen Schatten springen zu können…?   Bis dann Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)