Der Sohn von Gin Teil 2 von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 15: Ich weiß wer du bist -------------------------------- Ein Monat war vergangen, seitdem ich das erste Mal wieder zur Schule gegangen war und ich genoss es. Ich hatte neue Freunde gefunden, aber blieb in Kontakt mit den Detective Boys. Die Schule machte einfach Spaß, mein Lehrer war immer noch cool und sein Unterricht einfach. Mit meinen Mitschülern verstand ich mich gut. Natürlich bis auf diese gewissen drei Typen. Hachiko, Hibiko und Osamu waren auf der ganzen Schule bekannt. Sie legten sich mit jedem an, besonders mit denen, die zu schwach waren, um gegen sie durchzuhalten. Sie suchten sich logischerweise immer den einfachsten Weg. Nur gegen die älteren an unserer Schule hätten sie nie Erfolg gehabt und ließen diese in Ruhe. Ich persönlich hatte keine Probleme mit den Dreien, nur sah mich Hachiko immer noch ständig total verbittert an. Zu seinen Kumpels meinte er einmal, dass er mich schon mal gesehen hätte, doch er wusste nicht mehr wo. Ich selbst war mir ganz sicher, dass ich ihn nicht kannte und das war mir auch lieber so. Es klingelte zur großen Pause und die Schüler stürmten auf den Schulhof. Meine Clique lief wieder schnurstracks zu unserem Lieblingsbaum, wo wir uns unterhielten, doch diesmal wurden wir verfolgt. Schon im Klassenraum hatte Hachiko mich dämlich angegrinst, doch ich hatte das ignoriert. Langsam finge es jedoch an mich zu beunruhigen, denn das Auftauchen der Drei an unserem Baum ließ Ärger vermuten. Doch meine momentane Angst zeigte ich ihnen nicht und sicherlich würde ich mich nicht von ihnen unterbuttern lassen. Das hatte ich noch von meinem Vater gelernt und nun fand es Anwendung. Ich erinnerte mich, als wäre es gestern gewesen, da zeigte mir Papa einen wichtigen Trick fürs Leben. Flashback Nicht weit von unserer Wohnung entfernt saß ich auf einer Wiese und spielte mit meinem Fußball. Plötzlich kam ein Junge daher, der ein wenig älter war als ich und dazu noch einen Kopf größer. „Hey du!“, fauchte er mich an. „Ja?“, fragte ich neugierig. „Gib mir deinen Ball!“ forderte er mich eiskalt auf. „Nein, der gehört mir. Aber du darfst gerne auch mal damit spielen.“ bat ich ihm an. „Es geht mir aber nichts ums Spielen. Ich finde den Ball cool und will so einen haben. Also hole ich ihn mir von dir.“ „Vergiss es,“ gab ich zurück. Sollte er sich doch selbst einen kaufen. Doch schon wurde mir das runde Kugelleder aus der Hand gerissen. „Hey! Gib ihn mir wieder, das ist meiner!“, protestierte ich. „Haha! Jetzt nicht mehr.“ Unsanft wurde ich geschuppst, sodass ich nach hinten umfiel. Doch schnell stand ich auf und näherte mich dem anderen Jungen. „Gib mir den Ball zurück, du Dummkopf!“ Die siegessichere Miene des Sechsjährigen wich langsam einer wütenden Fratze: „Was hast du gesagt?“ „Das was du gehört hast.“ „Na warte!“ Er kam auf mich zu und schon befanden wir uns mitten in einer Prügelrein, die ich verlor. Lachend lief der Kerl mit meinem Ball davon. Betrübt kam ich nach Hause, wo Papa schon auf mich wartete. „Shin, was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja schlimm aus!“ sagte er entsetzt. „Ein Junge hat mich verprügelt und mir meinen Ball weggenommen.“ antwortete ich und begann zu Weinen. „Na, mein Kleiner. Ist schon gut. Weinen bringt dir auch nichts, wenn du deinen Ball wiederhaben willst.“ „Holst du ihn mir wieder?“ bat ich. Papa schüttelte den Kopf: „Nein, das musst du schon selber machen.“ „Aber,“ brachte ich entgegen: „Er ist viel größer als ich. Und viel stärker.“ „Ich sag dir jetzt mal was, Shin.“ fing mein Vater an: „Nur weil jemand größer als du ist, heißt das nicht, dass er mehr drauf hat als du. Betrachte deine Gegner nie nach dem Aussehen. Wenn mal einer kleiner als du ist, bedeutet das auch nicht automatisch, dass er schwächer sei als du. Wichtig ist, dass du nie Angst zeigst. Wer Angst zeigt, zeigt Schwäche und hat damit schon fast verloren. Denn auf Schwächlinge wird draufgetreten. Und lass dir niemals von jemandem, der dich fies behandelt sagen was du zu tun hast. Sonst tut er es immer wieder, denn das ist in dem Moment dein Schwachpunkt. Und bedenke, du bist stark, Shin. Der Boss und ich haben dir viel beigebracht. Wenn du deinen Ball wieder haben willst, musst du all unsere Tipps nur anwenden. Du kannst das. Da bin ich mir ganz sicher. Und nun, wisch deine tränen weg und stelle dich deinem Gegner.“ Ich nickte: „Also gut, Papa! Ich hole mir meinen Ball wieder.“ „So ist es gut.“, lächelte mich mein Vater an und somit stand mein Plan für den nächsten Tag. Auf der gleichen Wiese begegnete ich dem Jungen zum zweiten Mal. Lachend lief er auf mich zu und fragte, ob ich denn noch nicht genug hätte. Erst wollte ich zurückschrecken, doch ich dachte an die Worte meines Vaters und das Training beim Boss. Und schon fand all die Übung Anwendung. Schnell hatte ich meinen Ball zurück und hinterließ einen verwirrten Sechsjährigen. Papas Worte konnte ich bis heute nicht vergessen. „Zeig niemals deine Angst.“ Flashback Ende Ja, mein Vater hatte verdammt recht gehabt. Nur zu oft hatte ich dies schon bemerkt. Wer Schwäche zeigte, brauchte sich nicht zu wundern, dass darauf rumgehackt wurde. Man muss Stärke zeigen, damit sie keine Lust mehr haben, einen nieder zu machen, weil es zu anstrengend für sie wird. Als die Drei also auf uns zu kamen, stand ich auf. Die Anderen sahen geschockt zu mir und langsam kamen auch noch einige Schaulustige hinzu, die sich um uns herum stellten. „Was willst du?“, fragte ich herausfordernd. „Ich weiß wer du bist.“, kam es mit einem schelmischen Grinsen zurück. „Klar weißt du das!“ lachte ich: „Ich bin ja auch schon seit vier Wochen in deiner Klasse. Also, was willst du von mir?“ „Ich weiß von deiner Vergangenheit. Und ich weiß wer dein Vater ist.“ sagte mein Gegenüber, ohne eine Miene zu verziehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Langsam verlor mein Gesicht all seine Farbe. „Was ist denn los, Shin? Du siehst ja gar nicht gut aus.“ fragte er lachend: „Wär doch schön, wenn die ganze Schule davon erfährt.“ „Woher willst du das wissen?“ versuchte ich stark zu bleiben, doch was ich darauf hin zu hören bekam schockierte mich umso mehr. „Ich wusste es gleich, als du in die Klasse kamst. Irgendwo hatte ich dich schon mal gesehen. Und dann!“ machte er einen Schritt auf mich zu: „Dann fiel es mir wieder ein. Damals, da standst du in einer Gasse und hast mit so einem Typen rum gemacht, der dir anschließend Geld dafür gegeben hat, welches du an einen anderen Kerl weitergegeben hast.“ Ich schluckte. Jetzt wussten es alle, die mitgehört hatten. Und es ging noch weiter: „Dass ich dich damals gesehen habe, war nur Zufall. Aber als ich gestern mal wieder im Rektorzimmer saß und heimlich einen Blick auf deine Akten geworfen habe, da war es mir klar. Nicht nur, dass du im Rotlichtviertel gelebt hast, nein, deine ganze Familie besteht auch noch aus Verbrechern!“ Hachiko hatte mir die Worte nur so vor die Füße gespuckt. In mir wuchs Unsicherheit, Wut und Angst, Angst meine neu gewinnen Freunde zu verlieren. „So und nun sollten es alle wissen!“ gab mein gegenüber von sich. „Neeeeiiin!“ schrie ich panisch: „Nein! Wehe du erzählst das rum.“ Doch ich konnte nichts tun, als Hachiko auf einmal über den ganzen Schulhof brüllte: „Alle mal herhören! Unser Shin war ein war ein kleiner Stricher! Und sein Vater war einer von diesen Verbrechern, deren Organisation damals zu Fall gebracht wurde! Aber nicht nur das! Sein Opa war auch noch der Boss der Bande!“ Auf einmal schmissen die anderen beiden haufenweise Zettel in die Luft. Neugierig hob ich einen davon auf und dort stand es: Schwarz auf Weiß! Die ganze Story über mich. „Shin Kado war ein widerlicher Stricher! Alle in seiner Familie sind Verbrecher! Haltet euch von ihm fern.“ In mir wuchs die Wut. Das hatte er nicht umsonst getan, schwor ich mir. Ich ballte meine Hand zur Faust und lief auf ihn zu. „Na warte!“ „Was denn, Shin? Willst du mich etwa hauen? Dass ich nicht lache!“ Sofort schmiss ich mich auf ihn und verpasste ihm einen schlag sodass er zu Boden fiel. Doch sogleich stand er wieder auf den Beinen und kam auch auf mich zu. Wir verstrickten uns in eine Prügelei, bei der ich ihm erst mal die Lippe blutig schlug. Hachiko war nicht schwach, aber in meiner Wut war ich es auch nicht. Ich dachte, er würde schon genug haben, da packten mich seine beiden Kumpanen, sodass er nur noch zuschlagen musste. Er traf mich genau auf den Augen, was mir sicher ein paar blaue Flecke bescheren würde. Krampfhaft versuchte ich Schmerzensschreie zu unterdrücken, doch seine Schläge waren wirklich hart. Auf einmal wurde ich jedoch losgelassen. Itsuko und Kyoko hatten sich auf Hachikos Kumpels gestürzt. Dankbar nickte ich ihnen zu. Nun konnte ich wieder auf Hachiko loslaufen und ich nochmal eine verpassen. Er fiel wieder zu Boden und blieb dort auch für ein paar Sekunden. Ich beschloss, nicht weiter auf ihn einzuschlagen, da es nicht mein Stil war, in diesem Moment noch weiter zu machen. Das wäre unsportlich. So wollte ich mich umdrehen und ihm den Rücken kehren, als auch schon, beziehungsweise endlich, Herr Kiyoshita auf uns zu kam und uns beide am Arm packte. „Sagt mal! Könnt ihr mir mal sagen, was das hier sollte?“ Ich grinste zunächst, als ich sah, dass Hachikos Lippe immer noch blutete und seine linke Gesichtshälfte blau war. „Also ihr beiden, ich warte auf eine Erklärung!“ So sauer hatte ich unseren Klassenlehrer noch nie gesehen. Doch niemand von uns beantwortete seine Frage. „Na gut, ihr habt es nicht anders gewollt. Mal sehen was Herr Botan dazu sagen wird.“ Im Rektorzimmer saßen wir beide unserem werten Herrn Schulleiter gegenüber. Es war mucksmäuschenstill. „Nun, Jungen. Ich dulde keine Schlägereien an meiner Schule. Dennoch habt ihr euch nicht an diese Regel gehalten. Warum?“ „Er hat angefangen.“, sagte Hachiko nur monoton. „Was? Nein! Er war es! Ich kann es beweisen. Hier!“ Wütend auf meinen Mitschüler legte ich den Zettel unsanft auf das Pult. Abwechselnd sehen sich Herr Botan und Herr Kiyoshita das Schriftstück an. „Woher hast du diesen Zettel?“, wollte der Direktor von Hachiko wissen. „Abgeschrieben, kopiert und an alle verteilt, damit jeder weiß mit wem wir es hier zu tun haben.“, kam es kalt zurück. „Das wird noch Konsequenzen haben, das sage ich dir.“, fauchte unser Schulleiter ihn an. „Aber auch du, Shin, hättest dich ein bisschen mehr beherrschen sollen. Bei solchen Angelegenheiten kommt man gleich zu mir. Merk dir das fürs nächste Mal.“ Ich sagte nichts. Was sollte ich darauf auch antworten. Ich war ein wenig beschämt, aber sicher hätte niemand anders reagiert. „Nun denn, wir werden eure Eltern anrufen. Für euch beide ist der Unterricht heute vorbei!“ Auf Hachikos Gesicht konnte ich an dieser Stelle sogar ein kleines Grinsen sehen. Ich hingegen war ein wenig entsetzt. Ran und Shinichi würden kommen müssen. Sicher wären sie wütend. Wahrscheinlich schlagen sie mich dafür, oder geben mich weg. Eine Strafe bekäme ich sicher. Ich sah schon vor meinem inneren Auge, wie meine Welt zusammenbrach. Hachiko wurde erst einmal ins Krankenzimmer gebracht. Ich blieb mit Herrn Kiyoshita allein zurück. „Hör mal, Shin. Das war jetzt echt nicht gut von dir.“ „Ja, ich weiß. Ich hätte nicht gleich so durchdrehen müssen.“, entschuldigte ich mich: „Trotzdem tut es mir nicht leid!“ Mein Klassenlehrer lächelte: „Das kann ich sogar nachvollziehen. Nun weiß Hachiko auch endlich mal wie es ist am Boden zu liegen.“ „Sie sind nicht sauer auf mich?“, fragte ich erstaunt. Die Schultern zuckend sah mich Herr Kiyoshita an: „Nein. Vorausgesetzt das kommt nicht wieder vor. Begib dich nicht auf das Niveau dieser Dreierbande. Das hast du nicht nötig. Und es passt einfach nicht zu dir. Du kannst auch so Respekt und Freunde haben.“ Ich nickte: „Dankeschön.“ Irgendwie mochte ich meinen Lehrer wirklich verdammt gerne. Ich hatte ziemliches Glück mit ihm. Dann kam Hachiko, zusammen mit Herrn Botan, wieder. Wir mussten nicht mehr lange warten, als auch Shinichi und der Vater meines Mitschülers ankamen. Als sie uns sahen, wussten sie sofort was passiert war. Sie setzten sich auf die freien Stühle neben uns, dann begann Hachikos Vater zu sprechen: „Also, Herr Botan. Was ist nun schon wieder passiert?“ So erzählte unser Direktor die ganze Geschichte. Hachikos Vater sah abwechselnd zu mir und seinem eigenen Sohn. Ich blickte Shinichi an, konnte allerdings nichts aus seinem Gesicht ablesen. Herr Botan sprach weiter: „Nun, es war nicht richtig von Shin auf Hachiko los zu gehen, allerdings ist dieser auch nicht ganz unschuldig. Dazu hat er auch noch eine Akte aus meinem Büro entwendet, was ich als Diebstahl zur Anzeige bringen könnte.“ Der Vater meines Mitschülers sah seinen Sohn durchdringend an: „Junge, ich bin enttäuscht von dir. Das war unmöglich! Du entschuldigst dich jetzt sofort bei deinem Klassenkameraden!“ Hachiko nickte und sah mich dann an: „Tut mir leid.“ Ich nickte obwohl es damit doch wohl auch nicht getan war, nun da alle über mich Bescheid wussten. Doch nun sah Shinichi mich ebenfalls strengen Blickes an: „Shin. Auch du bist deinem Mitschüler noch eine Entschuldigung schuldig. Auch wenn du allen Grund hattest, hast du ihn dennoch verletzt, was nicht akzeptabel ist.“ Ich schluckte. Warum musste das denn auch sein? Konnte Shinichi mich nicht verstehen. So zuckte ich mit den Schultern ehe ich auch ein: „Tut mir leid, kommt nicht wieder vor.“ Von mir gab. Damit nun alles vom Tisch geräumt war, bekamen Hachiko und ich noch eine kleine Strafaufgabe, danach sollte das Thema dann aber endgültig geklärt sein und wir durften das Schulgebäude für heute verlassen. Sobald wir im Auto saßen brach Shinichi gleich das Schweigen, welches die ganze Zeit zwischen uns geherrscht hatte: „Keine Sorge, Shin. Ich bin nicht sauer auf dich. Obwohl du dich dennoch nicht prügeln solltest.“ „Er hatte es verdient.“, schmollte ich beleidigt. „Da hast du absolut recht. Trotzdem musst du dich nicht prügeln. Das hast du gar nicht nötig. Und ich möchte auch nicht, dass du dich mit anderen schlägst. So etwas macht man einfach nicht.“ „Okay.“, gab ich kleinlaut zurück: „Aber du bist auch wirklich nicht wütend auf mich?“ „Nein. Warum auch? Ich war auch mal ein Teenager. Nur gebe ich dir trotzdem eine kleine Strafe. Du musst mir nämlich beim Essen machen helfen.“, grinste er. Damit konnte ich leben, was ich ihm lächelnd klar machte. „Und Shin, sollten sie dich in der Schule nun aufziehen, kommst du sofort zu mir.“ Ich nickte wieder. Zu Hause gab mir Shinichi direkt ein Kühlpack für mein Auge. „Das hilft jetzt auch nicht mehr gegen den blauen Fleck.“, schmollte ich. „Aber der geht irgendwann wieder weg.“ munterte Shinichi mich auf. Gemeinsam bereiteten wir das Essen vor, als plötzlich Ran zu Hause ankam und mich gleich über mein blaues Auge ausfragte. Shinichi erklärte ihr die Situation und widererwarten war auch sie kein bisschen sauer auf mich. Mir fiel ein Stein vom Herzen, hatte ich mir doch schlimmere Erziehungsmethoden vorgestellt, doch nun wusste ich, dass ich hier in diesem Haus aufatmen konnte. Ich konnte mich glücklich schätzen hier zu sein und das war ich auch. Einzig und allein der morgige Schultag bereitete mir jetzt noch Sorgen. Die Sorgen sollten sich bestätigen, sahen mich alle Mitschüler am nächsten Tag komisch an, als ich das Gebäude betrat. Es ignorierend kämpfte ich mich zu meiner Klasse vor, doch auch da begannen sie alle zu tuscheln. Sofort kamen Itsuko und Kyoko auf mich zugelaufen: „Ist das was sie über dich erzählen echt wahr?“ „Ja und nun fangt an mich fertig zu machen.“, antwortete ich leise. „Was?“, schauten sie mich verwirrt an: „Wieso sollten wir. Du bist unser Freund. Ganz egal was du früher einmal getan hast. Du hast doch jetzt ein neues Leben.“ Überrascht und freudestrahlend sah ich die Beiden an: „Danke, ihr zwei. Das ist wirklich wahnsinnig toll.“ „Dafür sind Freunde da. Und wenn irgendwer dich fertig macht, dann stehen wir fest hinter dir. Glaub uns.“ Ich nickte: „Danke. Und nochmal vielen Dank, dass ihr mir gestern geholfen habt mich zu befreien.“ „Schon gut. War doch klar, dass wir dir helfen. Also mach dir bitte keine Sorgen, Shin.“ „Okay.“ Auch als es zum Unterricht klingelte und wir alle im Klassenraum saßen. Hörten die anderen nicht auf mich anzustarren. Besonders die Drei von ganz links nicht. Doch schon nach kurzer Zeit betrat Herr Kiyoshita den Raum und sah zu mir, als würde er fragen, ob alles okay sei. Ich bestätigte die Frage mit einem Nicken und von ihm kam Selber zurück. Dann begann er mit dem Unterricht. Doch dann kam die Pause und plötzlich hagelte es auf mich ein. „Na, kleiner Stricher? Alles klar?“, war das Erste was ich zu hören bekomme. Ich ignorierte es und lief weiter. Doch auf einmal war der Weg für mich versperrt. Mehrere Schüler bauten sich wie eine Wand vor mir und meinen Freunden auf. „Wo wollen wir denn hin? Willst du nicht lieber ein bisschen Geld verdienen, Verbrecherkind? Ich zahl gut.“ „Lass mich in Ruhe!“ gab ich zurück und versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. „Wieso sollten wir? Solange bis du nicht von hier verschwindest, werden wir weitermachen. Verstehst du? Wir wollen keine Stricher oder Verbrecherkinder bei uns haben. Also mach dass du weg kommst, sonst bist du dran, klar?“ Ich versuchte die Sprüche zu ignorieren, doch es ging immer weiter. Die ganze Pause durch. War ich froh, als der Unterricht wieder anfing und die Schule letztendlich für heute vorbei war. Ohne noch ein Wort zu sagen lief ich so schnell es ging nach Hause. Dort angekommen wollte ich sofort in mein Zimmer, doch Shinichi hielt mich auf: „Shin, wie war es?“, fragte er. In seinem Blick lag Besorgnis. „Ging so.“, murmelte ich: „Sie haben ein paar Sprüche gebracht.“ Shinichi seufzte. Anscheinend traf es auch ihn. Dass man mich so schlecht behandelte. „Hör mal, wenn das noch lange so weiter geht, dann kommst du bitte zu mir, okay?“ Ich nickte nur, ehe ich gänzlich in meinem Zimmer verschwand und mit niemandem mehr reden wollte. Doch auch in der darauf folgenden Woche wurde es nicht besser. Als ich dann auch noch nach der Schule zusammengeschlagen wurde, reichte es Shinichi ein für allemal. Als ich die Villa betrat und er und Ran sahen was passiert war, sah ich sie zum ersten Mal so richtig wütend. „Mir reicht’s!“, brüllte Shinichi: „Morgen gehe ich in diese Schule und wechsele ein Wort mit deinem Direktor. So kann das nicht weitergehen!“ Ich nickte stumm und hoffte, dass Shinichis Handeln mir helfen würde. Am nächsten Tag also kam Shinichi mit mir zusammen in die Schule. Sofort lief er zum Rektorzimmer und ließ sogleich meinen Klassenlehrer dazukommen. „So, Herr Botan, Herr Kiyoshita. Ich bin hier um mit ihnen nochmal über die Sache mit Shin zu reden. So kann das echt nicht weitergehen. Sehen sie sich den Jungen mal an! Er wird nach der Schule zusammengeschlagen!“ „Nun ja, Herr Kudo. Wir haben alles versucht. Doch egal welche Strafen wir ihnen auch erteilen, sie wollen einfach nicht damit aufhören.“ „Gut, dann mache ich einen anderen Vorschlag. Auch wenn er schwer für Shin sein wird. Wir versammeln die ganze Schule und erklären allen warum er so eine schlimme Vergangenheit hatte. Vielleicht haben sie dann ein wenig Verständnis.“ Der Direktor und Herr Kiyoshita schienen damit einverstanden, doch mir fiel es schwer dem zuzustimmen. Ich sollte vor die Schule treten? Sie würden sicher nicht zuhören und mich ausbuhen. Doch da es einen Versuch wert war und ja eh nicht mehr schlimmer kommen konnte, gab ich mein Einverständnis dann doch. Die Versammlung wurde für gleich sofort arrangiert und zu allererst sprach Herr Botan, um allen den Grund der Versammlung zu nennen. „Nun, seit einer Woche höre ich an dieser Schule lauter Rumore über Shin Kado. Die meisten von euch scheinen ihm gegenüber angewidert. Habt ihr euch allerdings einmal durch den Kopf gehen lassen warum ein Kind solch eine schamlose Arbeit verrichtet? Niemand! Wirklich niemand macht das freiwillig. Wir sind heute hier um euch die wahren Hintergründe von Shins Lebensgeschichte zu erklären. Hoffentlich habt ihr dann ein wenig Verständnis für ihn. Nun Shin, möchtest du es selber erzählen?“ Ich nickte, ziemlich aufgeregt, aber immerhin war Shinichi bei mir. „Okay, also. Ich weiß, dass ihr mich nicht mehr leiden könnt, seitdem ihr wisst was passiert ist. Ich verstehe das. Niemand ist gerne mit einem Verbrecherkind befreundet und auch mit einem der mal auf der Straße gearbeitet habt. Aber ihr müsst wissen, ich habe mir das niemals ausgesucht. Ich wurde in diese Familie reingeboren ohne zu wissen was ihre Prinzipien sind. Erst später wurde es mir bewusst, aber hätte ich denn mit sechs Jahren einfach abhauen können? Wo hätte ich denn hin gesollt? Wer rennt schon als kleines Kind von Zuhause weg, wenn man dort seine Eltern hat, die sich um einen kümmern?“ Ich stockte. Ab und zu war ich kurz davor in Emotionen auszubrechen, aber ich hielt mich zurück. Ich musste sachlich bleiben. Hätte ich jetzt auch noch geheult, hätten mich wieder alle für ein Weichei gehalten. Und so erzählte ich ihnen alles. Alles über mein schreckliches Leben, meine furchtbare Kindheit bei Daiki und wie ich überhaupt dahin gekommen bin. Auch wie ich da später wieder rauskam. Plötzlich wurde es still. Einige meiner Mitschüler fingen sogar an zu weinen, da meine Geschichte sie traurig gestimmt hatte. Manche kamen auf mich zu, entschuldigten sich und sahen ein, dass sie mich falsch behandelt hatten. Auch derjenige, der mich nach der Schule verprügelt hatte. Seitdem wurde es in der Schule leichter für mich. Ab und zu warfen sie mir traurige Blicke zu und ein paar hoffnungslose Fälle tuschelten immer noch vor sich hin, aber damit kam ich klar. Generell hatte ich nun ein paar Freunde mehr und es machte mir wieder Spaß in die Schule zu gehen. Wieder einmal hatte ich das alles Shinichi zu verdanken. Ich konnte mich glücklich schätzen ihn zu haben. Ich war glücklich. Und froh, dass meine Mitschüler endlich Einsicht gezeigt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)