Der Sohn von Gin Teil 2 von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 6: Was machst du hier? ------------------------------ Ich wachte erst wieder auf, als ich von Isamu geweckt wurde. „Na, mein Kleiner? Wieder wach?“, lächelte er mich an. Verschlafen sah ich zu ihm und wischte mir über die Augen. „Naja, noch nicht so ganz.“, lächelte ich zurück. Isamu nickte: „Ich hätte dich gerne noch länger schlafen lassen, aber ich muss jetzt los und denke, dass es auch für dich besser wäre, wenn du zurückgingest. Es ist schon 23 Uhr.“ „Ja, du hast recht.“, murmelte ich. Ich hatte überhaupt keine Lust wieder zurück zu Daiki zu gehen. Langsam stand ich auf, ging mit Isamu in den Flur und zog meine Schuhe und die Jacke an, bevor wir uns auf den Weg nach draußen machten. Leider mussten wir uns nach zehn Minuten schon verabschieden, da er woanders lang musste. „Also dann, Kleiner, Kopf hoch. Und du kannst jederzeit gerne auch mal so vorbeikommen.“ „Ja, danke, Isamu. Und danke für die Hilfe.“, lächelte ich. „Ach, schon okay. Halt deine Hand einfach für ein paar Tage ruhig und lass den Verband drum. Dann wird es sicher besser.“ „Okay, danke nochmal.“ Ich ging langsam an ihn heran und kuschelte mich zum Abschied an ihn. Isamu nahm mich fest in seine Arme uns gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Pass gut auf dich auf, mein Kleiner.“ Ich nickte: „Du auch.“ Noch einmal drückten wir uns und dann ging jeder seinen eigenen Weg. Als ich wieder in Daikis Wohnung war, stellte ich fest, dass alles ruhig war. Ein Glück, dass er nicht da war. So lief ich schnell in die Küche, schmierte mir ein Brot und lief dann in mein Zimmer, wo ich mich, bis auf die Boxer-Shorts, auszog und schnell einschlief. Erst am nächsten Morgen wurde ich wieder wach und schaute auf die Uhr, deren Anzeige auf 10:00 stand. Ich streckte mich noch einmal, schnappte mir meine Sachen, lief ins Badezimmer und duschte. Daiki war sicher auch wieder da, aber der pennte bestimmt noch. Fertig angezogen, ging ich in die Küche. Der Anführer des Viertels war auch schon wach. Er saß dort am Tisch und las Zeitung. Ich trat näher an ihn heran und schon sah er zu mir auf. „Ach, auch mal wach?“ Ich nickte und setzte mich ihm gegenüber. „Ich habe etwas mit dir zu besprechen, also hör mir gut zu! Ich werde für ein paar Tage weg sein. Frag nicht warum, ich hab halt zu tun. Du wirst hier bleiben. Aber denk ja nicht, dass du dir ein paar freie Tage machen kannst! Sobald ich heute Mittag weg bin, wirst du für mich jeden Abend auf der Straße anfangen. Du weißt ja wie das geht. Hast es ja schon oft genug gesehen. Solange ich weg bin bleibst du auf dem Strich. Da wirst du sicherlich mehr Geld einbringen als jemals zuvor. Aber wehe ich höre Klagen! Du weißt, ich bekomm alles raus. Auch wenn du gar nicht erst hingegangen bist.“ Ich nickte. Auch wenn ich ein bisschen entsetzt war. Man weiß ja nie, wer einem alles am Straßenrand so begegnen konnte. Bisher hatte Daiki die Typen für mich immer angeschleppt und kontrollieren können. „Na gut. Da das jetzt also geklärt ist, möchte ich selbst noch ein bisschen Spaß mit dir haben.“ Ich schluckte. Das musste ja jetzt nicht auch noch sein. Aber ich gehorchte und folgte ihm brav in sein Zimmer. Plötzlich packte er mich an der Hand. „Na? Tut es noch weh?“, grinste er. „Ja, aber nicht mehr ganz so schlimm.“ „Okay. Aber du weißt ja: Das warst du selbst schuld.“ „Ja, ich weiß.“, flüsterte ich. Was war nur aus mir geworden, dass ich mir nun die Schuld daran geben musste, wenn jemand mir mit Absicht die Hand verbrennt? „Also dann, los.“ Daiki war gleich zur Sache gekommen, aber schnell wurde es Zeit für ihn zu gehen. Er machte sich noch einmal im Badezimmer frisch, packte seine Sachen und verließ das Haus. „Du weißt Bescheid, um 22 Uhr beginnt deine Schicht.“ Ich nickte. Dann gab er mir noch einen letzten Kuss auf die Stirn und verschwand. Endlich! Eine Woche lang würde er nun weg sein! Würde ich nicht auf der Straße arbeiten müssen, hätte ich jetzt meine Ruhe. Ich seufzte. Am liebsten würde ich einfach die ganze Woche hier drinnen bleiben, aber ich war mir sicher, dass Daiki schon seine Aufpasser losgeschickt hatte. Mir blieb also gar nichts anderes übrig, wenn ich nicht noch mehr Ärger, oder gar eine verbrannte Hand mehr haben wollte. Als um 22 Uhr der Wecker klingelte, hatte ich mich für ein paar Stunden aufs Ohr gehauen. Doch nun musste ich ran. Ich sprang unter die Dusche, zog mir eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes Hemd an, dazu Jacke und passende Schuhe und schon verließ ich das Haus. Um etwas Gesellschaft zu haben, gesellte ich mich zu Isamu, der einen guten Stammplatz hatte. „Hey, Isamu!“ „Shin? Jetzt schon? Der verlangt doch nicht ernst, dass wir um die Uhrzeit schon genug Geld zusammen haben.“ „Nein, das ist es nicht. Ich muss heute auch für ihn ran.“ „Was? Aber das kann doch nicht sein Ernst sein?“ Isamu war entsetzt. „Doch ist es, leider.“, seufzte ich. „Ich kann es einfach nicht glauben. Du bist ein Kind. Das ist viel zu gefährlich!“ „Ja, schon, aber mich zu anderen Leuten bringen, mit denen ich schlafen soll ist auch nicht gerade harmlos.“ „Ja, da hast du recht. Trotzdem finde ich es nicht gut.“ „Glaubst du ich? Aber ich kann es ja eh nicht ändern. Nochmal wehre ich mich sicher nicht gegen ihn.“ Isamu war generell sehr von all dem abgeneigt, was Daiki mir antat. Er konnte sich wohl gut in mich hineinversetzen. Ich glaube, er war selbst nicht froh darüber hier zu sein. „Aber Shin, habe ich dir nicht gesagt, du sollst den Verband drum lassen?“ „Ja schon, aber es tut nicht mehr so weh. Ich will mal ein bisschen Luft dran lassen.“ „Na schön, wenn du meinst.“ „Ähm darf ich hier bei dir stehen bleiben?“, fragte ich leise. Isamu nickte. So standen wir nebeneinander und unterhielten uns, bis das erste Auto vorbeifuhr und anhielt. Isamu lief schnurstracks drauf zu: „Na, Süßer, darf ich dir die Nacht verschönern?“ Der Typ im Auto nickte grinsend. Schon saß Isamu in seinem Wagen und die beiden fuhren davon. Ich blieb allein zurück. Doch es dauerte nicht lange, nur etwa fünf Minuten, da kam ein weiteres Auto. Ich lief zielsicher drauf zu und brachte den selben Spruch, den ich mir zuvor bei Isamu und den anderen abgeguckt hatte. Der Mann im Auto sprach drauf an und nun saß ich aufgeregt das erste Mal in einem fremden Auto. „Bist du neu, Junge? Ich habe dich hier noch nie gesehen?“, fragte der Fahrer neugierig. „Naja, das ist mein erste Mal auf der Straße. Sonst hat mich mein Chef immer zu Leuten nach Hause gebracht.“ „Aha. Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf? Zehn? Elf?“ „Ich bin 13.“ „Mhm süß bist du ja. Dass ich sowas Junges bekomme ist echt ein Glück. Was nimmst du denn so?“, wurde ich gefragt. Zum Glück kannte ich Daikis Preisliste in und auswendig. Der Typ nickte zustimmend: „Na dann nehme ich doch gleich mal alles.“ Nun nahm ich mir die Zeit, mir den Typen mal genauer anzusehen. Er hatte dunkle Haare, ähnlich seiner Augenfarbe. Dabei trug er einen Anzug. Man sah sofort, dass er Geld hatte, allein schon an seinem Auto. An seiner Hand trug er einen Ring und als ich auf die Rückbank blickte, sah ich einen Kindersitz. Er musste also verheiratet gewesen sein. So etwas ist echt schockierend, aber eigentlich nicht neu. Die meisten hier hatten Familie und kamen bloß, um sich auszutoben und endlich zu bekommen was sie wollen. Zehn Minuten später hielten wir an einem heruntergekommenen Hotel an. Hier würde niemand ein Wort darüber verlieren, dass ein Kind mit einem fremden Erwachsenen auf ein Zimmer geht. Wir bezahlten im Voraus und bekamen im Gegenzug den Schlüssel. Der Mann schloss unsere Tür auf und sah mich an. „Du bist richtig süß. Was für Augen. Wem du gehörst, der hat wahnsinniges Glück.“ „Ich gehöre niemandem.“ „Wie du meinst, Kleiner, aber für ein paar Stunden bist du mein. Ich brauche jetzt etwas Spaß, aber mit so etwas Süßem wie dir, werde ich den ganz sicher haben. Du musst wissen, dass meine Frau mir auf Dauer einfach zu langweilig wird und seitdem unser Kind da ist wird es auch immer weniger. Nach zwei Stunden hatte er endlich genug. Und wir liefen zurück zum Auto. Der Kerl fuhr mich zurück dorthin wo er mich her hatte. „Du warst gut, kleiner. Mal sehen, wenn du wieder mal hier stehst, denke ich, nehme ich dich nochmal. Hier ist das Geld.“ Ich nickte, nahm das und steigen, aus dem Wagen. Ich sah mich um, suchte nach Isamu, aber der war nicht hier. Hatte vermutlich schon den nächsten Klienten. Ich beschloss nach Hause zu gehen, denn für heute hatte ich ordentlich viel eingenommen. Zurück in der Wohnung legte ich das Geld ab, zog mich aus, ging duschen und danach ins bett, wo ich schnell einschlief. In der nächsten Nacht hatte ich nicht so viel Glück. Ich musste mindestens so viel einzunehmen wie am Vortag. Ich stand nach meinem ersten Auftrag also nun allein auf der Straße. Isamu war bereits wieder in das nächste Auto verschwunden. 20 Minuten waren vergangen, in denen ich ganz alleine war. Doch dann kam mir ein Auto entgegen und hielt an. Ich lief drauf zu und als der Fahrer das Fenster runter kurbelte konnte ich es kaum glauben. „Shin? Was, aber? Was machst du denn hier? Ich dachte.....?“ „Shinichi!? Aber wieso?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)