Der Sohn von Gin Teil 2 von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 3: Einkaufen -------------------- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, tat mir mein ganzer Unterleib weh. Aber wie sollte es auch anders sein? Das war ja auch nichts Neues. Ich brauchte nur eine warme Dusche und danach würde es schon gehen, so war es bisher immer. Ich setzte mich auf und sah Daiki an meiner Seite schlafen. Umso besser für mich. So leise es ging, machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich mich auszog und unter das angenehme warme Wasser stellte. Kaum hatte dieses meinen Körper berührt, fühlte ich mich besser. Als ich fertig war, trocknete ich mich ab, band mir das Handtuch um die Hüften und machte mich auf den Weg in mein Zimmer, wo ich mir meine Boxershorts anzog, sowie eine schwarze, löchrige Hose und ein schwarz-blaues Oberteil. Erst danach putzte ich mir die Zähne und kämmte meine Haare, aber sie standen eh immer ab und machten was sie wollten. Um halb Elf lief ich in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Kaum hatte ich dieses weggestellt, kam Daiki und setzte sich neben mich an den Tisch. „Wie lange bist du schon wach?“ „Seit fast einer Stunde.“ „Und wieso hast du noch kein Frühstück gemacht?“ „Ich wollte gerade damit anfangen.“ „Dann mach das!“ Ich nickte, öffnete den Kühlschrank, holte alles raus was Daiki so mochte und stellte es ihm, zusammen mit einem Teller und Besteck auf den Tisch. Dann machte ich noch einen Kaffee für ihn. Er guckte mich dabei nichtstuend an. Ich hasste diese Blicke. So goss ich ihm seinen Kaffee ein, schwarz. Ich mag das ja gar nicht, aber er wollte es nun mal so. Danach konnte ich ihm mal wieder hungrig beim Essen zusehen. „Daiki?“, fragte ich schüchtern. „Was willst du?“ „Darf ich auch etwas abhaben?“ „Na gut, bevor du mir hier zusammenklappst. Du bist sowieso schon viel zu dünn.“ ‚Wessen Schuld war das wohl?‘, dachte ich mir, sagte aber lieber nichts und griff nach einem Stück Brot, welches ich mir mit Nutella vollschmierte. Nachdem wir fertig waren, begann ich damit alles aufzuräumen. „Wir sollten mal wieder einkaufen gehen.“, stellte ich fest. Daiki verließ die Küche, ging an seinen Geldbeutel und reichte mir an paar Scheine: „Dann mach das, aber zackig!“ Ich nickte, nahm die Scheine an mich, zog meine Schuhe an und verschwand. Der nächste Supermarkt war einen halbe Stunde von hier entfernt, aber ich froh um jede Minute, die ich nicht mit diesem Kerl verbringen musste. Auf meinem Weg kam ich an einem Spielplatz vorbei. Es war jener, auf dem ich früher immer mit Papa gewesen war. Ich musste grinsen, denn hier sah alles noch genauso aus wie früher. Hier hatte Papa mir das Schaukeln beigebracht. Es war die schönste Zeit meines Lebens, aber sie war nun vorbei. Ich lebte nicht mehr bei meinem Vater und meinem Onkel. ‚Ich vermisse sie.‘ Ich schüttelte den Kopf und versuchte meine tränen zu unterdrücken. Was brachten sie mir schon? Ich konnte nicht anders als stark zu sein. Im Supermarkt nahm ich mir gleich einen Einkaufswagen, der größer war als ich selber. War ja schon schlimm genug, dass ich die ganzen Einkäufe auf dem Rückweg nach Hause tragen musste. Deshalb kaufte ich auch nur Brot, Obst und Gemüse und nichts zu Trinken, da die Flaschen zu schwer für mich wären. Plötzlich vernahm ich eine mir sehr bekannte Stimme. Ich drehte mich nach ihr um und sah Mitsuhiko, Genta und Ayumi. Mann, waren die groß geworden! Mitsuhiko war immer noch der Größte von ihnen, Ayumi war auch gewachsen, aber immer noch kleiner als ich, nur ihre Haare waren länger. Genta hatte sogar abgenommen. Auch die Frisuren der Jungs hatten sich verändert, aber allesamt sahen sie richtig gut aus. Am liebsten wäre ich nun zu ihnen gegangen, aber ich musste es um jeden Preis vermeiden. Sie würden mich fragen, wo ich nun lebe, was ich nun mache und das wollte ich ihnen nicht zumuten. Sie wären vermutlich auch noch mit Daiki in Kontakt geraten. Deshalb lief ich, so schnell ich konnte, an die Kasse, zahlte meine Einkäufe und konnte den Laden rechtzeitig verlassen, ohne dass sie mich bemerkten. Ich war froh, ihren Fragen entgangen zu sein. Nicht nur, dass es sicherer für sie war, auch war mir alles an meinem neuen Leben peinlich. Nicht nur, was mit mir geschah, auch wie ich aussah, so klein geraten und in alte Klammotten gezwängt. Ich seufzte. Wäre ich jetzt noch mit ihnen befreundet, wenn alles anders gekommen wäre? ‚Halt Shin, so etwas darfst du nicht denken. Es macht dich nur traurig. Und geh etwas schneller, damit du nicht wieder Ärger bekommst.‘ Wieder in der Wohnung angekommen, ging ich gleich in die Küche. Zum Glück war Daiki nicht da. Ich räumte die Einkäufe in die Schränke und legte das Restgeld auf den Tisch. Was sollte ich nun machen? Ich zuckte mit den Schultern, legte mich ins Wohnzimmer und träumte vor mich hin. Nach zwanzig Minuten ging die Türe auf und Daiki kam wutentbrannt auf mich zu. ‚Was war denn nun schon wieder?‘ Daiki zog mich am Arm, schleifte mich in mein Zimmer, kramte alle Sachen aus meinem Schrank und schmiss sie mir vor die Füße. „Warum sagst du mir nicht, dass du neue Klammotten brauchst?“ „Sie passen doch noch.“ „Shin.“ Daiki kam nun näher auf mich zu und ich machte einen Schritt zurück. „Du weißt doch ganz genau, dass du vor anderen Leuten gepflegt aussehen sollst und nicht immer in Lumpen rumlaufen darfst.“ Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte und guckte einfach starr auf den Boden, aber Daiki fasste unter mein Kinn und hob meinen Kopf hoch, sodass ich ihn anstarren musste. „Hast du ein Glück, dass ich heute gut drauf bin, Kleiner.“ Ich bekam ein paar Geldscheine in die Hand gedrückt und wurde nach draußen geschickt. „Du hast den ganzen Tag Zeit, aber sei um Acht hier, ich habe noch etwas mit dir vor.“ Was das sein sollte erfuhr ich gleich, als ich am Arm gepackt wurde und einen groben Kuss aufgedrückt bekam. „Du weißt Bescheid, Kleiner.“ Ich nickte wieder und wurde endlich frei gelassen. Im Einkaufszentrum lief ich erst mal in den erst besten Laden, wo ich sogleich eine schwarze, so wie eine dunkelblaue Jeans in meiner Größe fand. T-Shirts, die mir gefielen fand ich hier leider nicht. Also machte ich mich mit den beiden Hosen auf in die Umkleidekabine. Die schwarze Jeans war etwas eng, aber Daiki hatte es lieber so, wie man sich ja denken kann. Ich fand trotzdem, dass ich darin gut aussah und auch die blaue Jeans passte und war sogar noch etwas komfortabler, da sie nicht ganz so eng saß. ‚Jap, die kommen beide mit.‘ Dazu entschloss ich mich noch, zwei Gürtel mitzunehmen. Nachdem ich alles bezahlt hatte, machte ich mich auf in den nächsten Laden, in der Hoffnung ein paar Oberteile zu finden, aber ein Videospielladen erhaschte meine ganze Aufmerksamkeit. Drei Jungen unterhielten sich vor dem Schaufenster. „Also ich finde ja, du musst dir dieses Spiel hier holen. Das hat einfach jeder.“ „Ja, aber meinst du wirklich, dass es auch so gut ist?“ „Ja los, hol es schon.“, sagte der andere Junge. „Na schön, wie ihr meint.“ ‚Die haben Sorgen.‘, dachte ich mir. Wenn das mein einziges Problem wäre, wäre ich überglücklich. Nie wieder müsste ich mir Gedanken über alles machen, um keinen Ärger zu bekommen. Nie wieder. Ich dachte einfach nicht mehr weiter darüber nach und lief in den nächsten Laden, in dem mir drei Oberteile ganz gut gefielen. Ein schwarzes, ein blaues und ein graues. Noch dazu sahen sie einfach cool aus. Nicht zu vergessen, holte ich mir auch noch ein paar neue Sneakers, damit auch alles perfekt aussah. Danach schaute ich auf meine Handyuhr. Daiki hatte es mir mal geschenkt, damit ich immer für ihn erreichbar bin. Es war erst 16 Uhr. Da blieb also noch genug Zeit für mich selber übrig. Ich nutzte sie, um etwas in einem Fastfoodrestaurant zu essen. Zu Hause würde ich ja sicher wieder nichts bekommen. Ich holte mir ein Menü, bestehend aus Pommes, einem Burger und Cola und setzte mich an einen kleinen Tisch. Die Einkaufstüten legte ich neben mich. ‚Was Daiki wohl heute noch von mir will?‘ Ich schüttelte den Kopf. ‚Bloß nicht darüber nachdenken!‘ In dem Moment fiel ein Mädchen neben mir plötzlich hin und schüttete ihre Cola genau über meine Hose. Ich erschrak und auch ihr ging es genauso. „Tut mir leid, ich wollte das nicht.“ „Schon gut. Die Hose kann ich waschen.“, sagte ich und grinste das Mädchen, welches in meinem Alter war freundlich an. „Echt? Da bin ich aber froh, dass du nicht sauer bist.“ Ich schüttelte den Kopf: „Wie gesagt, schon okay.“ Das Mädchen lächelte mich an. „Naja, ich muss dann mal wieder.“, sagte ich und stand auf, da wurde ich an meiner Hand festgehalten. „Nein, bitte warte. Du kannst dich zu mir und meinen Freunden setzen. Ich lad, dich ein, auf eine Cola. Dann habe ich auch nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. Also, was sagst du?“ Ich überlegte kurz. Zeit hatte ich noch und die drei Jungen und zwei Mädchen machten allesamt einen netten Eindruck. Also setzte ich mich zu ihnen an den Tisch. Das Mädchen, das mir die Cola übergeschüttet hatte lief nochmal zur Kasse, um gleich zwei neue zu kaufen. „Danke, aber das hättets du wirklich nicht machen müssen.“, sagte ich, als sie zurückkam. „Doch.“, lächelte sie. „Na schön.“ Nun musste auch ich lächeln: „Ihr kommt nicht von hier, oder?“ „Nein, wir sind hier auf Klassenfahrt. Eigentlich kommen wir aus Italien.“, sagte ein Junge mit dunklen Haaren. „Echt? Und da macht ihr solche Klassenfahrten? Außerdem könnt ihr echt gut Japanisch.“ „Naja, wir haben schon seit der ersten Klasse angefangen auf diese Reise zu sparen und ungefähr so lange lernen wir auch schon die Sprache.“, erklärte ein anderer Junge. „Ist ja cool.“, kam es von mir. „Wie heißt du eigentlich?“, wollten nun alle von mir wissen. „Shin. Und ihr?“ Die Clique begann sich mir vorzustellen: „Adriano.“ „Aristeo.“ „Pino.“ „Azura.“ Und das Mädchen, welches mir die Cola übergeschüttet hat hieß Takara. „Freut mich euch kennen zu lernen.“, grinste ich. „Uns auch.“ „Wie lange seid ihr denn noch hier?“ „Noch zwei Tage. Wir würden ja länger bleiben, aber.....“ „Also wenn ich Glück habe, darf ich bald hierher ziehen.“, sagte Takara nun. „Wie? echt?“, fragte ich erstaunt. „Ja, mein Vater bekommt vielleicht einen Job in Tokio und dann bleiben wir erst mal für ein Jahr.“ „Wow, cool!“ „Und du Shin? Du siehst nicht gerade aus wie ein Japaner. Wo kommst du her?“ „Naja, mein Vater ist halb Deutscher und mein Uropa war sogar halb Italiener.“ „Cool, sprichst du dann auch drei Sprachen? Ich bin auch halb Deutsche, weil meine Mutter dorther kommt und so habe ich Deutsch gelernt.“ „Naja, ich kann ein klein wenig Italienisch und Deutsch von dem was mein Vater mir damals beigebracht hat, aber das ist nicht wirklich viel. Mein Englisch ist noch grottiger.“ „Naja, du gehst ja noch etwas länger zur Schule. Da lernst du es noch.“ Ich nickte und lächelte nur: ‚Wenn die wüssten.‘ Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile, bis ich mich um 19 Uhr auf den Weg zurück zu Daiki machte. Ich verabschiedete mich höflich und hoffte, dass wir uns eines Tages wiedersehen würden. Alle nickten mir zu und ich setzte mich in Bewegung. Sie waren alle so nett gewesen und besonders Takara mit ihren langen braunen Haaren und den braunen Augen war extrem hübsch. Ich seufzte, da ich sie wohl nie wieder sehen würde. Trotzdem war es schön, endlich mal Leute in meinem Alter kennengelernt zu haben. Als ich die Wohnung betrat hoffte ich nur, dass Daiki nicht allzu viel mit mir vor hatte und mich einfach nur noch in Ruhe lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)