Der Sohn von Gin Teil 2 von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 1: Ein hartes Leben --------------------------- Sechs Jahre ist es jetzt schon her, dass mein Vater und mein Onkel mich verlassen haben und die Organisation gefallen ist. Seitdem habe ich von niemandem mehr etwas gehört. Den Brief, den Papa mir damals mitgegeben hatte, besaß ich immer noch ab und zu, wenn mir danach war, las ich ihn durch. Bis ich zehn Jahre alt war gab ich die Hoffnung nicht auf, dass Papa wiederkommt und mich holen würde, aber mittlerweile glaubte ich nicht mehr daran. Vielleicht werde ich ihn eines Tages wiedersehen, aber wann genau, das stand noch in den Sternen. Ich war nun Dreizehn und mein Leben war nicht leichter geworden. Ganz im Gegenteil! Es war schlimmer als früher! Als ich noch in der Organisation war durfte ich ganz normal zur Schule gehen, musste nur zwei Mal die Woche trainieren und lebte bei meinem Vater und meinem Onkel, aber nun habe ich weder die beiden um mich rum, noch irgendwelche Freunde. Der Einzige, den ich noch hatte war Daiki, der Kerl der mich damals aufgelesen hatte. Am Anfang musste ich nur ab und zu Geld für ihn eintreiben und Drogen abholen, damals wusste ich noch nicht was das ist, aber heute weiß ich es und ich weiß nun auch was Daiki für ein Typ ist. Daiki war nicht nur ein Drogendealer, nein, er war auch ein Zuhälter und er hatte das Sagen hier in der Gegend. Fast jeder war ihm unterstellt und er hatte seine Leute überall. Viele junge Mädchen und auch ein paar Jungen zwischen Achtzehn und Fünfundzwanzig gingen für ihn auf den Strich. Die Meisten von ihnen nahmen Drogen, um das Alles zu verkraften. Daneben gab es noch lauter andere Leute, die für Daiki arbeiteten und natürlich noch mich. Ich war für so gut wie alles da. Jeden Tag brachte ich ihm das Geld, das die Mädchen und Jungen eintrieben und ich holte seine Drogen, die er dann weiter vertickte. Manchmal, zum Glück aber selten, und da war ich auch ziemlich froh drum, musste auch ich mit jemandem ins Bett gehen. Ich musste dafür nicht wie die anderen auf den Strich, denn die Leute kamen immer direkt auf Daiki zu und fragten, ob sie mich haben könnten. Sie bezahlten sehr gut für eine Nacht mit mir, schließlich war ich der Jüngste in der Gegend und darauf standen die ganzen Perversen. Daiki hatte immer ein Auge auf mich. Er ließ mich nie alleine auf die Straße und wenn mich einer holen kam, der mit mir schlafen wollte, dann kannte er diese Leute bereits und konnte ihnen vertrauen. Mein erstes Mal hatte ich mit gerade mal Elf und das war mit Daiki selbst. Ich dachte an dem Abend, dass ich sterben müsste, denn noch nie hatte ich solche Schmerzen. Ich hatte geschrien, aber er hatte immer weitergemacht und seit diesem Tag machte er das fast jede Nacht. Ein paar Monate darauf hatte er schon die ersten anderen Leute hergebracht, die mit mir schlafen wollte. Am Anfang habe ich mich oft gewehrt, aber das brachte nie etwas außer noch mehr blaue Flecke und Schmerzen. Nun ließ ich es einfach immer über mich ergehen und es tat auch nicht mehr ganz so weh. Ich war immer froh, wenn sie mich einfach nahmen und ich nur so daliegen und nichts weiter machen musste, aber leider wollten die Meisten, dass ich mitmachte, sie anfasste und küsste und Schlimmeres. Ich konnte nie etwas dagegen machen. Glücklicherweise verlangte Daiki immer von allen, dass sie ein Kondom benutzten. Von hier abhauen konnte ich nicht, denn ich wurde immer beobachtet. Es war alles viel schlimmer als in der Organisation, da ich hier zu Sachen gezwungen wurde, die mein Großvater nie von mir verlangt hätte. Zur Schule gehen durfte ich auch nicht. Seit der ersten Klasse hatte ich nichts mehr gelernt. Das reichte gerademal, um einfache Sachen lesen und schreiben zu können und um etwas zu rechnen. Ab und zu hatte Daiki mir auch etwas beigebracht, oder ich versuchte es alleine, aber ich würde niemals mit Kindern meines Alters mithalten können. Wenn ich so durch die Stadt lief, fiel mir auch auf, dass ich viel zu klein und dünn für mein Alter war, was daran lag, dass mich Daiki zur Strafe oft einen Tag hungern ließ. Wenn es dann mal etwas zu essen gab, dann Fertigpackungen, da niemand von uns kochen konnte. Mein Aussehen hatte sich nicht viel verändert. Natürlich war ich gewachsen, aber meine Frisur war geblieben und meine Augenfarbe natürlich auch. Nur hatte sich mein Blick etwas verändert. In ihm lag oft Traurigkeit und Härte, aber von dem damals siebenjährigen, glücklichen Shin war nicht mehr viel übrig. Daiki hatte es geschafft, mich kaputt zu machen und das wusste er. Am Anfang hielt ich es noch aus, doch dann wurde er immer brutaler. Ich versuchte mittlerweile nur noch jedem Streit aus dem Weg zu gehen, denn in Sachen Bestrafungen war er ein Meister. Musste er wohl auch, denn sonst würde nicht das ganze Viertel auf ihn hören. Ich seufzte und machte mich auf den Weg zu den anderen. Es war kurz nach ein Uhr in der Nacht und ich sollte mal wieder Geld einsammeln gehen. Die Wege waren für mich sicher, denn da jeder wusste zu wem ich gehöre, ließen mich alle soweit in Ruhe. Meine erste Anlaufstelle war eine kleine Mauer, an der drei recht hübsche Mädchen standen. Die Jüngste war gerademal 18 und ich lief direkt auf sie zu. Takara war groß, hatte braune Haare und schöne blaue Augen. Umeko hatte lange blonde Haare und ebenfalls blaue Augen. Dann stand da noch Kasumi, die etwas kleiner, aber nicht weniger hübsch war als die anderen. Sie hatte dunkelblond gefärbte Haare und braune Augen. Alle waren schlank und trugen figurbetonende Klammotten. Als ich bei ihnen ankam, lächelten sie mich an. Sie waren immer sehr nett zu mir. „Na, Kleiner? Bist du wieder hier, um das Geld einzusammeln?“ Ich nickte, bekam die Scheine in die Hand gedrückt, zählte sie durch und meinte nur: „Das ist ausreichend gut. Aber ihr solltet heute Abend noch weitermachen. Und steht nicht so dicht beieinander! Ihr wisst doch, dass Daiki das nicht gerne hat.“ Ich schrieb ihnen nicht gerne etwas vor, aber Daiki hatte es mir aufgetragen und die Mädchen hörten allesamt auf mich, obwohl ich viel jünger war als sie. Sie taten das natürlich auch, um wirklich keinen Ärger zu bekommen, denn viele Frauen hatten schon einige Schläge von ihm abbekommen und die taten weh. Ich ging weiter zu meinem nächsten Ziel in der Nähe der Bar und auch hier standen wieder ein paar Mädchen, die mir sofort all ihr Geld überreichten. Bei meinem dritten Zielpunkt drückte mir eines der Mädels sofort einen Batzen Geld in die Hand. Wie immer skeptisch, zählte ich es durch. „Das ist nicht genug. Du versteckst etwas. Los, zeig schon!“ „Nein, ich hab‘ nicht mehr.“ „Ich bin nicht dumm, klar? Her mit der Kohle!“ Doch sie gab mir nichts und da ich ihr immer noch misstraute, beschloss ich nun näher an sie ran zu gehen. Da ich noch viel von meiner Zeit in der Organisation im Kopf hatte und auch bei Daiki einiges dazulernen konnte, wusste ich was zu tun war. Das Mädchen konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte ich schon in ihre Hotpants gegriffen und ein weiteres Bündel Scheine herausgezogen. „Kein Geld? Und was ist das hier?“, zischte ich: „Du weißt genau was passiert, wenn du Daiki nur die eine Hälfte gegeben hättest.“ Ich hasste es wirklich so hart sein zu müssen, aber hier ging es auch um mich. Als Verbindungsmann war ich der erste der Ärger abbekam und darauf konnte ich wirklich sehr gut verzichten. Das Mädchen, ich glaube sie hieß Ruri, man kennt hier nicht jedermanns Namen, flehte mich an: „Bitte, bitte sag es nicht Daiki, dass ich versucht habe etwas von dem Geld zu behalten. Ich habe Angst vor ihm.“ Ich nickte: „Na gut, aber versuch es nicht noch einmal, klar?“ Danach ging ich weiter. Diesmal zu einer Gruppe Jungen. Danach traf ich Isamu, der sogleich mein bester Freund hier war, obwohl er acht Jahre älter war als ich. Aber er war wie ein Bruder für mich. Wir konnten über alles reden. Vor drei Jahren war er hier her gekommen, als er von zu Hause abgehauen war, da er dem Leistungsdruck seines Vaters entfliehen wollte. Er war sehr groß, hatte dunkle Haare und blaue Augen. Man sah im quasi an, dass er neben mir am meisten Geld einbrachte. Isamu sagte mir, dass es ihm gar nicht mehr so schwer fiel mit den ganzen Männern zu schlafen, da er sowieso nicht so sehr auf Frauen stand, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass es leicht für ihn sein sollte, egal von welcher Seite des Ufers er war. Als ich bei ihm ankam, grinste er mich sofort an und ich grinste zurück. „Na, Shin? Bist du mal wieder dabei das Geld einzutreiben?“ Ich nickte: „Und? Alles klar bei dir?“ „Ja, alles okay. Und bei dir?“ „Naja, wie sollte es schon sein? So wie immer.“ „Das wird schon?“ „Ja klar.“ Isamu sagte immer zu mir „Das wird schon“, aber daran glaubte ich einfach nicht mehr. Er hielt mir das Geld hin, ich nahm es und steckte es ohne zu zählen weg. Ich wusste schon, dass er mir immer alles gab, was er hatte. „Und? Wie läuft es?“, wollte ich wissen. „Naja, nicht gut, aber das was ich bis jetzt verdient habe, müsste für Daiki ausreichend sein. Ich nickte wieder und auf einmal hob Isamu mein Kinn an. „Was ist denn mit dir wieder passiert?“, fragte er und streichelte mir über die Wange. „Ach, das war Daiki.“ „Wieso?“ „Das weiß ich selber nicht mehr so genau, aber ich glaube es war, weil ich gestern zu spät zurück gekommen bin.“ Isamu seufzte, machte sich eine Zigarette an und hielt sie mir hin. Ich zog kurz daran, was ich gelegentlich mal tat, aber generell war ich immer noch Nichtraucher und wollte auch gar nicht erst damit anfangen. Wir redeten noch etwas und dann machte ich mich auf den Weg zurück. Es war schon halb Drei in der Nacht und ich würde 25 Minuten bis zu Daiki brauchen. Das war schon okay, schließlich hatte ich heute ziemlich viel Geld eingesammelt. Ich war nur froh, dass ich nicht noch in eine der Bars musste, denn da ging ich nicht sehr gerne rein. Mich kotzte es wirklich an, dass Daiki über das ganze Geld des Viertels verfügte und jeder ihn um Erlaubnis bitten musste, wenn er etwas brauchte. Daiki sagte oft, dass die „Schlampen“, wie er sie nannte, genug von ihm bekommen würden. Jede hatte ihr eigenes Zimmer, Sachen zum Anziehen und Nahrungsmittel, daher sollten sie bloß nicht noch rummeckern und Ansprüche stellen. Es klang wirklich wie ein schlechter Witz, aber so war es tatsächlich. Man hatte in der heutigen Zeit schließlich auch noch andere Ansprüche, aber davon wollte er nichts wissen und wenn er etwas von seinem Vermögen abgab, dann nur sehr wenig. Ich seufzte, als ich vor seiner Tür stand und schloss sie auf, um hineinzugehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)