Der Sohn von Gin Teil 2 von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 36: Training -------------------- Am nächsten Tag musste ich mal wieder mit meinem Opa das Schießen und Kämpfen üben. Lustlos, aber nicht mehr Angst erfüllt so wie früher, ging ich in den Keller. Leider waren Vater und Onkel heute mal nicht dabei, da sie etwas zu tun hatten und auch meine Mutter kam nicht mit, da sie es nicht ab konnte, wenn ich mir wehtat. Ich war froh, dass ich nicht mehr in allzu großer Sorge zum Training gehen konnte, denn selbst wenn ich sie noch gehabt hätte, hätte mein Opa mich dazu gezwungen, egal ob ich dabei zusammengeklappt wäre. Meine Furchtlosigkeit vor Kellerräumen habe ich Shinichi zu verdanken. Seit ich seinerzeit bei ihm zu Hause meine Panikattacke hatte, ist er jeden Tag mit mir hinein gegangen. Immer ein Stückchen weiter. Daiki hatte ganz schön etwas in mir angerichtet. Meine Güte, Shinichi eines Tages würde ich ihn wiedersehen. Egal wie lange es noch dauern sollte. Als ich gerade die Treppe hinab stieg, kam Chianti mir entgegen. Ich konnte sie immer noch nicht leiden. Manchmal musste ich sogar noch mir ihr zum Schießtraining, wenn mal sonst keiner Zeit dazu hatte, aber das machte meine Meinung ihr gegenüber noch schlimmer. „Na, auf dem Weg zum Üben?“, fragte sie in ihrer immer schnippischen Art. „Das siehst du doch, oder brauchst du ‘ne Brille?“, gab ich zurück. „Pass auf wie du mit mir redest, ja? Nur weil du mittlerweile schon ein Teenager bist heißt das noch lange nicht, dass du vor mir keinen Respekt mehr haben musst, ist das klar?“ Da ich eine Stufe höher stand als sie, kam mir endlich mal die Gelegenheit sie herablassend anzustarren und es gefiel mir: „Ich darf sagen was ich will, wenn ich den Laden hier eines Tages übernommen habe. Also fang schon mal an Respekt vor mir zu üben.“ Chianti fing an zu lachen: „Ach ja, bis dahin werden aber noch viele, viele Jahre vergehen. Noch hat der Boss hier das Sagen und ihm wird es garantiert nicht gefallen wie du mit mir umspringst, oder was meinst du?“ Ich zuckte mit den Schultern: „Ich denke, das ist ihm egal. Der hat andere Sorgen.“ Genervt ging sie weiter, machte aber noch einmal auf dem Absatz kehrt und sah mir grinsend ins Gesicht: „Bevor ich vergesse, ich habe deinem Großvater gesagt, dass du dich mir gegenüber mal wieder nicht benommen hast. Viel Spaß also heute beim Training mit ihm.“ Hämisch begann sie zu lachen, ehe sie den Keller verließ. In mir brodelte es. Wenn ich den Laden hier eines Tages übernehmen würde, dann wäre sie die erste die rausfliegt. Im Keller angekommen wartete mein Opa bereits auf mich. „Da bist du endlich. Hatte ich dir nicht beigebracht pünktlich zu sein?" „Ja, es tut mir leid, ich wurde aufgehalten.“, entschuldigte ich mich, aber meinen Opa schien das nicht zu interessieren. „Das ist mir egal. Du hast hier zu sein, wenn ich es von dir verlange!“ „Ja, okay. Können wir dann anfangen?“, fragte ich ungeduldig. Schließlich wollte ich auch so schnell wie möglich wieder hier weg. „Ja, aber zunächst einmal“, wütend schritt mein Großvater auf mich zu: „Ist mir von Chianti zu Ohren gekommen, dass du mal wieder frech zu ihr warst.“ „Du weißt doch, dass ich sie nicht mag. Warum lässt du mich denn auch immer mit ihr üben?“ „Das ist meine Sache und du solltest dich daran gewöhnen. Weißt du nicht mehr was passiert ist, als du sieben Jahre alt warst und nicht auf sie gehört hast?“ Ich seufzte. Natürlich wusste ich das. Wie könnte ich das auch vergessen? „Das Ganze wird nochmal passieren, wenn du weiter so respektlos mit ihr umgehst.“, bekam ich noch zu hören und herausfordernd starrten wir uns an. Das Ganze endete mit einer Backpfeife, die so stark war, dass sie mich umschmiss. Sie tat zwar nicht weh, dennoch war es mir ein wenig unangenehm so geschlagen zu werden. Wofür denn auch? „Was sollte das denn?“, fragte ich verwirrt. „Das fragst du noch? Und nun steh auf! Wir kämpfen heute.“ Weitere Kommentare verkniff ich mir. Das musste jetzt nicht sein. Also rappelte ich mich langsam auf und begab mich auf die Matten. „Zeig schon was du kannst!“, wurde ich aufgefordert. „Wie du willst.“ Schon lief ich auf den Boss zu und versuchte ihn mit meiner Faust zu treffen, doch er wich einfach aus. Wie machte er das nur in dem Alter?“ „Na? Was ist los, Shin?“ „Nichts“ Wir machten weiter. Mit großer Genauigkeit zielte ich auf seinen Magen, aber auch das schien ihm nichts auszumachen. Er war verdammt durchtrainiert. In nullkommanichts lag ich auf der Matte. „Los, weiter!“ Es ärgerte mich, dass es immer wieder so endete. Gut, der Mann hatte Erfahrung, jahrelanges Training, aber auch ich war nicht mehr so schwach und vor Allem jung. Dennoch schaffte ich es nicht ihn einmal zu verletzen. Immer wieder musste ich mich aufrappeln, da Opa den Kampf nicht für beendet erklärte. Meine Lippe war bereits aufgeplatzt und dann bekam ich auch noch einen Schlag in den Magen, wegen dem ich auf den Knien lag und wegen dem mir fast das Essen hochkam. Ich musste mich ordentlich zusammenreißen mich nicht zu übergeben. „Was ist denn, Shin? Damit musst du rechnen. So ist das im wahren Leben. Steh auf!“ Wütend starrte ich meinen Großvater an. Ich konnte kaum noch atmen. Der Kerl machte mich echt fertig. Und das schon im Training. „Ich krieg‘ kaum noch Luft.“ „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das deinen Gegner erweicht.“ „Denn nicht, aber du bist mein Opa.“ Doch auch wenn er sonst so gnädig gewesen war, heute machte er kurzen Prozess. Im Ring war er ein ernster Gegenspieler. Erst nach dem Kampf wieder mein Großvater. Immer wieder schmiss er mich auf die Matte und ich wurde schwächer und schwächer. Nicht einem Schlag konnte ich mehr ausweichen. Sicher wäre das bei einem richtigen Kampf auch so passiert, aber wenn er mich im Training schon k.o. haute, wie sollte ich dann überhaupt noch raus auf die Straße? Fast wäre ich zusammengebrochen, als plötzlich meine Mutter sich in dem Kampf einmischte. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sie nach unten gekommen war. „Vater, das reicht jetzt! Shin kann nicht mehr, siehst du das nicht?" „Doch Aki, das sehe ich. Aber es ist meine Sache und du hältst dich da raus!“ „Nein, Vater, diesmal nicht! Shin ist mein Sohn und ich sage, für heute reicht es! Oder willst du ihn ins Koma prügeln?“ Überrascht sah ich meine Mutter an. Ich hatte noch nie gesehen, dass sie sich ihrem Vater wiedersetzte. „Also gut“, gab mein Opa nach: „Ich habe eh noch andere Dinge zu erledigen. Du kannst ihn mit nach oben nehmen.“ Meine Mutter nickte. Dann half sie mir auf und nahm mich mit in mein Zimmer. Mann, mir tat echt alles weh. Langsam setzte sie mich auf meinem Bett ab. „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“, sagte sie besorgt. Ich nickte und legte mich hin. Kurz darauf kam sie schon wieder mit einer Schale Wasser und einem Lappen, sowie einer Tube Sportsalbe. „Zieh mal dein T-Shirt aus, dann kümmere ich mich mal um deine Verletzungen.“, bat sie und ich tat wie mir befohlen. Sanft schmierte sie mir die Salbe auf den Bauch und den Rücken und wischte mir mit dem Lappen das Blut aus dem Gesicht. „So, das sollte helfen. Und morgen geht es dir schon viel besser.“, sagte sie. Dann nahm sie mich in den Arm und streichelte mich. Sanft schmiegte ich mich an sie. (Akis Gedanken) Mein kleiner Shin. Es tut mir so leid, dass ich nie für dich da war. Wie konnte ich nur so egoistisch sein und dich allein zurück lassen, nur weil es mir in der Organisation schlecht ging? Was habe ich dir damit angetan? Ich war nicht dabei wie du deine ersten Schritte gelaufen bist, deine ersten Worte gesagt hast, wie du in die Schule kamst. Ich habe einfach alles verpasst. Wie unverzeihlich von mir! Ich bin so eine schlechte Mutter! Bitte verzeih mir. Langsam drückte ich meinen Sohn noch ein wenig fester an mich und sah ihn an. Er war so ein hübscher Junge, der auch viel von seinem Vater hatte. Immer noch konnte ich mir selbst nicht verzeihen, dass ich ihn damals verlassen hatte. Dazu war ich nicht einmal in der Lage meine Gedanken von gerade ihm offen zu legen. Noch einmal drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, dann stand ich auf. „Ich gehe jetzt nach unten. Ruh dich aus, mein kleiner Schatz, Du hast es dir verdient.“ Shin nickte: „Okay, mache ich Mama.“ Ich lächelte, gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und verließ sein Zimmer. Auf dem Flur kam mir Jaji entgegen. „Jaji!“, rief ich und schaute mich kurz um, dann lief ich lächelnd auf ihn zu. „Was gibt es?“ „Bitte tu mir einen gefallen“, bat ich: „Pass gut auf Shin auf, egal was auch immer passiert. Er ist mir so wichtig." „Das werde ich.“, antwortete der Leibwächter. Ich nickte: „Danke für alles.“ (Gins Sicht) Als ich von meinem Auftrag zurück kam, begegnete ich als erstes Aki. Vollkommen fertig von den Ereignissen des heutigen Tages, ihren Gedanken und Schuldgefühlen erzählte sie mir was beim Training meines Sohnes abgelaufen war. Wütend machte ich mich sofort auf den Weg ins Büro des Bosses. Auch wenn er hier das Sagen hatte hieß das noch lange nicht, dass er mit meinem Sohn umspringen konnte wie er wollte. Sobald ich das Zimmer betreten hatte, merkte der Alte gleich, dass ich nicht zum Kaffeekränzchen gekommen war. „Gin, was ist los?“, fragte er überrascht. „Es geht um meinen Sohn und darum wie du ihn heute zugerichtet hast. Sag mal, das war ja wohl echt das Letzte!“ Lachend winkte der Boss ab: „Ach das, das war doch nichts. Es kann sein, dass es heute ein bisschen viel für ihn war, aber der Junge muss eben lernen, dass es in einem echten Kampf mit der Leistung für ihn um Leben und Tod gehen kann.“ „Das mag ja sein, aber es geht einfach ganz und gar nicht, dass du mein Kind deshalb so zurichtest. Er ist mein Sohn und ich kann nicht verantworten, dass er wegen deiner Kindereien schwer verletzte wird. Dafür ist er mir viel zu wichtig.“ Langsam kam mein Schwiegervater auf mich zu und baute sich wütend vor mir auf. Ich machte keine Anstalten zurück zu weichen. Vor ihm hatte ich schon lange keine Angst mehr. „Gin, du bist zwar wie ein Sohn für mich, aber auch für dich gelten Regeln, die du zu befolgen hast. Besonders was den Puncto Respekt angeht. Shin mag zwar dein Sohn sein, aber er ist immer noch mein Enkel und ich leite den Schuppen hier. Also habe ich auch das Sagen über ihn. Und wenn ich eben will, dass er bis zum bitteren Ende kämpft, dann hat er das auch zu tun. Du und dein Sohn ihr solltet ernsthaft mal aufpassen wie ihr mit mir umspringt. Ich kann euch auch beiden eine Standpauke halten. Hast du verstanden?“ Ich nickte und schluckte meinen nächsten Kommentar runter. Ich musste mich wahrhaftig beherrschen, um nicht gleich eine Bombe zu entzünden. „Gut und nun geh!“, wurde ich angefaucht. Ich nickte und machte mich auf den Weg in Shins Zimmer. Aki hatte nicht übertrieben. Der Junge sah furchtbar zugerichtet aus. Kurz schaute er von seinem Buch auf und legte es auf den Nachttisch. Um wie sonst auf mich zu rennen, war er zu schwach. Ich sah ihn etwas bemitleidend an, dann setzte ich mich zu ihm aufs Bett und wir schauten uns einen Film an. Als dieser vorbei war und er schon fast eingeschlafen war, gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Morgen, mein Schatz, habe ich eine Überraschung für dich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)