Schmerzende Liebe von NaschKatzi (IN ÜBERARBEITUNG) ================================================================================ Aus der Traum ------------- „…Also gut…Machen Sie Ihre komischen...Tests. Ich bin…einverstanden…wenn es unbedingt sein muss...“ Die Worte kamen Yuuto Morinaga knapp über die Lippen. Es war kaum mehr als ein unverständliches Zischen. Der Blick, den er seiner Frau dabei zuwarf gab jedermann zu verstehen, dass sie allein für diesen Sinneswandel verantwortlich war. Der Mann knirschte laut mit den Zähnen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, Sakura und er würden schon längst auf dem Heimweg sein. Aber nachdem sie eine geschlagene Stunde auf ihn einredete gab er klein bei. Schließlich wollte er sich später nicht vorwerfen lassen er habe seinen missratenen Sohn sterben lassen. Auch wenn der Gedanke sich in den Eingeweiden herum wühlen zu lassen ihn erschaudern ließ. Ekelhaft! Vom Arbeitsausfall ganz zu schweigen! Und das alles für einen aufsässigen nichtsnutzigen Bengel. Und zur Krönung des Ganzen musste er auch noch die Visage dieser blonden Furie ertragen! Grummelnd verschränkte er die Arme und spürte neben sich wie Sakura erleichtert aufatmete. Auch Doktor Tonno´s Miene entspannte sich. Bis zu diesem Augenblick hatte der Mediziner erhebliche Zweifel. Zwischenzeitlich glaubten Tatsumi und er sogar die Morinagas wäre abgereist. In seinen 25 Jahren als Arzt hatte Kaito Tonno mehr als genug Familiendramen aus nächster Nähe miterleben dürfen. Es war nicht das erste Mal, dass am Bett eines Patienten private Streitigkeiten jeglicher Art ausgetragen wurden. Und in diesem Fall konnte er ja niemanden zwingen sich der Typisierung zu unterziehen. Egal ob es sich um den Sohn handelte oder nicht. Doch glücklicherweise hatte die Ehefrau gute Überzeugungsarbeit geleistet. Auch Soichi schwitzte während der letzten eineinhalb Stunden Blut und Wasser. Er war kurz davor gewesen sich auf die Suche nach dem Ehepaar zu machen. Er traute ihnen durchaus zu sich einfach ohne ein Wort aus den Staub zu machen. Nachdem Soichi gefühlte hundert Mal den Gang auf und ab latschte, erschienen die beiden wieder auf der Bildfläche. Sakura musste Yuuto regelrecht in das Büro zerren. Als der Soichi entdeckte erdolchte er diesen beinahe mit seinen Augen. Ihm schmeckte es anscheinend überhaupt nicht, dass sich der Student in die Familienangelegenheiten einmischte. Er konnte dessen Anwesenheit nicht ertragen. Soichi erging es nicht anders. Am liebsten hätte er dem Mann kräftig in den Hintern getreten! Aber leider hing die schnelle Genesung Tetsuhiro´s von ihm und seiner ätzenden Frau ab. Als Yuuto die Sätze, auf die Soichi so sehr hoffte aussprach, fiel ihm ein riesengroßer Stein vom Herzen. Vor Anspannung waren seine Handflächen schweißnass. Ohne die Wand im Rücken wäre er vor Erleichterung mit Sicherheit umgekippt. „Was ist denn nun! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!!“, maulte Yuuto gereizt, da er die lästige Angelegenheit schnell hinter sich bringen wollte. Sakura schien das Verhalten ihres Mannes höchst unangenehm zu sein. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Verzeihen Sie den Ton meines Mannes.“, bat sie lächelnd. „Aber auch für uns ist das alles nicht leicht. Wie geht es denn jetzt weiter?“ Die dunkelblauen Augen der Frau sahen unsicher zu Tonno auf. Ein nervöses Zucken ihrer Mundwinkel bezeugte wie unsicher sie war. Der Arzt erkannte, dass er ab sofort mit äußerster Behutsamkeit vorgehen musste. Er wollte keinen Rückzieher von Seiten des Vaters riskieren. „Keine Sorge. Ich werde Ihnen den Vorgang in allen Einzelheiten erklären.“ Er nickte besänftigend. „Aber wir sollten nicht mehr lange warten. Jede Minute zählt!“ Drei Stunden später tapste Soichi auf wackligen Beinen aus dem Behandlungszimmer. Ihm dröhnte der Kopf. Am Ende konnte er gar nicht mehr zählen wie viele Ampullen Blut man ihm abzapfte. Dass er seine große Klappe auch immer so aufreißen musste! Aber er hatte es ja nicht anders gewollt. Immerhin war er es gewesen, der darauf bestand sich unbedingt auch heute testen zu lassen. Nach einer kurzen Diskussion lenkte der Arzt ein. Wenn er gewusst hätte was auf ihn zukommt, hätte Tatsumi den Mund nicht so voll genommen. Was für ein Aufwand! Nicht nur, dass man ihn wortwörtlich aussaugte, es folgte auch noch ein ausführlichen Gesundheitschek und ein nervenaufreibendes Frage-Antwort-Spiel. Soichi wollte sich nicht vorstellen wie die Morinagas damit umgingen. Begeistert waren die bestimmt nicht. Schadenfroh begann er zu grinsen. Um nichts in der Welt wollte er mit dem Krankenhauspersonal tauschen. Die Ergebnisse würden laut der Aussage Tonno´s garantiert nicht vor morgen feststehen. Kaum auszuhalten, da doch Geduld nicht zu seinen Stärken zählte. Sollte Soichi wirklich nichts anderes übrig bleiben als Däumchen zu drehen? „So ein Saftladen…“, meckerte er angepisst und rieb sich versunken den Arm, der sich irgendwie taub anfühlte. Aber obgleich er doch nun allen Grund hätte zufrieden zu sein, wurde er dieses unangenehme Ziehen in der Brust nicht los. Seufzend fuhr er sich über das bleiche Gesicht. „Ich und meine große Klappe…“ Reglos beobachtete Tetsuhiro wie die ersten Regentropfen gegen die Scheibe klatschten. Dunkle Wolken bevölkerten den Himmel, ein eisiger Wind ließ die Blätter des großen Ahornbaumes, der direkt vor dem Fenster stand, tanzen. All dies und leises Donnergrollen waren erste Anzeichen eines heraufziehenden Sommergewitters. Es war witzlos, aber es schien Tetsuhiro als passe sich das Wetter seinem Gemütszustand an. In ihm drin sah es genauso grau und trist aus. Verschämt wischte er sich mit den Fingern die Tränen aus den Augen. Er hatte es wirklich versuchte, aber schlussendlich konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Nach all den Jahren hätte er nicht gedacht, dass er sich noch einmal so fühlen würde. Verletzt, gedemütigt und allein. Mit brennenden Augen starrte er in den dunklen Nachmittag hinaus. Lautlos erhellte der erste Blitz den Himmel, warf unruhige Schatten in das Zimmer. „Tetsuhiro?“ Eine Berührung an der Schulter ließ ihn heftig zusammenzucken. Vor Überraschung machte sein Herz einen erschrockenen Hüpfer. „Se…Senpai…“ Mit großen Augen sah er zu dem Älteren auf. Wie lange stand Senpai denn schon da? Die Tür…Er hatte die Tür überhaupt nicht gehört. Perplex über das plötzliche Auftauchen des anderen war er kurz wie erstarrt. Riss sich dann jedoch zusammen und schenkte ihm ein misslungenes Lächeln. Doch seine Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. „…Meine…Eltern…?“, presste er nur hervor. Dann drehte er den Kopf etwas zur Seite um verstohlen die verräterischen Spuren aus dem Gesicht zu wischen. „Ähm…deine Eltern…die lassen sich gerade testen…ob sie als Spender in Frage kommen…“ Soichi schluckte. Die vom Weinen geschwollenen Augen Tetsuhiro´s waren nicht zu übersehen gewesen und ihm war nur zu bewusst, dass er zum Teil dafür verantwortlich war. Was war er nur für ein Idiot! „ Hör mal…ich…“, setzte er an, verstummte aber als Morinaga sich verblüfft zu ihm umwandte. „Sie…sie haben eingewilligt?“ Vorsichtig setzt sich der Jüngere ein wenig auf. Spielten ihm die Ohren einen Streich? Yuuto und Sakura hatten ihr Einverständnis gegeben? Unvorstellbar! Als ihm der Arzt mitteilte er wolle die beiden testen lassen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich überhaupt einverstanden erklärten gleich null. Und nach all den bösen Worten, die zwischen ihnen gefallen waren kam es einem kleinen Weltwunder gleich. „…Deine Mutter…das haben wir deiner Mutter zu verdanken…“, erklärte Soichi. „…Sie hat dem Alten wohl ganz schön die Leviten gelesen…“, witzelte er und versuchte sich an einem Lachen. Aber es klang einfach nur falsch. Morinaga indes schwirrte der Kopf. Lag seiner Mutter doch noch etwas an ihm? Bestand vielleicht sogar die Chance auf eine Aussöhnung? Er musste unbedingt noch einmal mit ihr reden! Minimale Hoffnung keimte in ihm auf. Die Tränen waren vergessen, ein gelöster Ausdruck trat in die dunkelblauen Augen. Voller Dankbarkeit sah er zu Tatsumi auf. Dessen Herz schlug beim Anblick seines Kohais automatisch schneller. Es war beinahe als würde der alte unbeschwerte Morinaga wieder zum Vorschein kommen. Der Student war von seinen eigenen Gefühlen dermaßen überrascht, dass er kein weiteres Wort hinausbrachte. Was war nur los mit ihm? „Senpai? Geht’s dir nicht gut? Du bist ganz blass.“ Ein zaghaftes Zupfen am Ärmel riss ihn aus der Versunkenheit. „Ja…ja…es ist nichts…Ach, verdammt!“ Mit hängenden Schultern fiel er auf die Bettkante. Das schlechte Gewissen quälte ihn. „...Was ich da…da gesagt habe…“ Unsicher verkrampften sich seine Finger ineinander. „…das…habe ich nicht…so gemeint…“, stammelte er. Scheiße! Er hatte einfach kein Talent für solchen Sachen. Wie machten das nur andere Menschen? „…Na ja eigentlich schon…nein…du bist…“ Fuck! Wie sollte er etwas erklären was er selber nicht verstand? Er fühlte sich der letzte Vollidiot! „…Was…ich sagen will…Es tut mir Leid…“, setzte Soichi leise hinzu. Die Entschuldigung fiel ihm nicht leicht, denn er war nicht der Typ Mensch, der gerne seine Fehler zugab. Aber er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass der andere wegen ihm weinte. „Soichi…es ist gut…“ Warm lehnte sich Tetsuhiro an Soichi´s schmalen Rücken. „…Lass…lass uns nicht mehr davon sprechen, okay?…“ Der Dunkelhaarige schloss einen Moment die Augen. Deutlich konnte er den Herzschlag des Älteren hören. Ihm war klar wie dumm er war. Das Statement war mehr als deutlich gewesen und hatte ihn tief verletzt. Aber er konnte die Gefühle für ihn nicht abschalten. Er war ein verliebter Narr. Aber genauso wenig konnte er Soichi zwingen konnte seine Gefühlte zu erwidern. Es tat weh ihn so nah zu sein aber er konnte einfach nicht genug davon bekommen. ** „…Wie Sie an diesem Schaubild sehen ist der…“ Bla Bla Bla! Desinteressiert rutschte Soichi auf dem Platz hin und her. Wie konnte es nur so weit kommen! Zum ersten Mal in seinem Leben würde Soichi Tatsumi froh sein, wenn eine Vorlesung zu Ende war. Entgegen seiner Gewohnheit wählte er einen Platz in den hinteren Reihen. Unruhig wippte der Student mit seinen Fuß auf und ab. Die Zeit ging quälend langsam vorbei. Bestimmt waren die Ergebnisse schon da, oder? Die wussten doch, dass es sich um einen absoluten Notfall handelte? Tetsuhiro…er war gestern so komisch. Ob er trotz Entschuldigung noch sauer war? Als Soichi ihm beichtete, dass er ebenfalls getestet wurde, war sein Kohai noch stiller geworden. Mann! Warum war alles so ultrakomplziert? Dreck! „Tatsumi! Können Sie uns etwas darüber erzählen?“, wurde er aus heiterem Himmel vom Professor angesprochen. Soichi war so erschrocken, dass der Bleistift, den er zwischen seinen Fingern balancierte klirrend auf den Boden fiel. Fragend wartete der Lehrer auf eine Antwort. Der Student hatte keine blassen Schimmer worum es ging. „Ähm…naja…wie soll ich sagen…“ Ein Kommilitone war die Rettung. „Professor! Professor! Ich möchte was dazu sagen!“, platzte der dreist dazwischen. Normalerweise hasste Soichi solche Zwischenrufe. Nun aber wurde die Aufmerksamkeit Nagiza´s von ihm gelenkt. „Glück gehabt!!“, stieß er erleichtert hervor. Den Rest der Vorlesung verkroch er sich hinter einem Buch. Zum Glück waren nicht viele Studenten anwesend, die Zeugen dieses peinlichen Aussetzers werden konnten. Kaum war die Vorlesung beendet sprang er von seinem Platz hoch. Er konnte die Freiheit fast riechen, da pfiff ihn der Prof zurück. „Tatsumi! Kommen Sie bitte noch eine Minute zu mir!“ Der Angesprochene wartete bis alle anderen den Saal verlassen hatten, dann trat er mit einem wie er hoffte reuevollem Gesicht an den Tisch des Professors. „Was war denn heute mit Ihnen los?? So kenne ich Sie gar nicht!“, wunderte sich Nagiza. „Haben Sie Probleme mit ihren Studien??“ Ein durchdringlicher Blick folgte den Worten. „Nein, nein! Mit der Arbeit ist alles in Ordnung! Ich komme gut voran.“, beruhigte Soichi seinen Mentor, den er ungern enttäuschen wollte. „Es…Es ist nur ein bisschen stressig alles alleine zu erledigen…“ Shit! Den letzten Satz wollte er doch gar nicht laut aussprechen! Nagiza runzelte die dunkeln Augenbrauen, nickte jedoch mitfühlend. „Ach…stimmt ja…Ihr Assistent ist krankgeschrieben, nicht? Ich hoffe er fällt nicht zu lange aus?“ Soichi hatte eigentlich keinen Bock, erläuterte dem Vorgesetzten nichtsdestotrotz knapp und ohne in die Details zu gehen, die Situation. Zum Glück begnügte der Mann sich mit der Kurzfassung. „Für den Jungen tut es mir zwar leid aber rate Ihnen, sich die Sache nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen!“, mahnte der Prof ernst. „Denken Sie an Ihr Studium! So kurz vor dem Ziel, darf es keine Ablenkungen geben! So was wie heute will ich nicht noch einmal erleben! Schließlich habe ich nicht umsonst vor den Kollegen mit Ihnen angegeben!“, schloss er die kleine Standpauke. Ein halbe Stunde später hastete der blonde in Richtung Labor. Wenn er nicht gänzlich untergehen wollte musste er wohl oder übel ein paar Stunden den Experimenten widmen. „Tatsumi! Warten Sie!“ Nagiza kam auf ihn zu geeilt. Im Schlepptau befand sich ein jungen Kerl, der ihm kurzer Hand als sein neuer Assistent vorgestellt wurde. „Tatsumi, darf ich Ihnen Atsuhi Oni aus dem 3. Jahr vorstellen? Er wird Ihnen gern solange es nötig sein wird assistieren! Er ist gescheiter Bursche! Ich bin mir absolut sicher Sie werden hervorragend miteinander auskommen!“ Nach einem letzten freundschaftlichen Schulterklopfen auf beider Schultern spazierte er pfeifend davon. Soichi und der Neue standen sich erst einmal sprachlos gegenüber. Der Junge streckte zögerlich die Hand aus. „Äh…Tatsumi-Senpai! Ich…bin Oni! Ich freue…mich mit dir zusammen arbeiten zu können!“ Er grinste freundlich. „Verpfeif dich!“ Böse schlug Soichi die ausgestreckte Hand weg. Ohne den Kohai zu beachten rauschte er an ihn vorbei. Verdammt!! Musste Nagiza jetzt damit kommen? Auf so einen Schleimer hatte er keinen Nerv. Außerdem hatte er bereits einen Assistenten! „Ja…aber Senpai! Halt! Warte auf mich!!“ Entgegen der Anweisung sich zu „verpfeifen“ folgte der Student dem Senpai. Vor dem Labor blieb Soichi so abrupt stehen, dass Oni regelrecht in ihn hineinrannte. „Sag mal…hörst du schlecht, Toni? Du sollst verschwinden!“ Knurrend drehte sich Tatsumi um. Ängstlich wich der Kleine zurück. „M…Mein Name ist O…Oni.“, nuschelte er, sammelte dann seinen ganzen Mut um dem berüchtigten Tatsumi-Senpai zu widersprechen. „Aber Senpai! Der Professor meinte, dass du unbedingt Hilfe brauchst! Du kannst das unmöglich allein schaffen…!“ Eine Sekunde fürchtete er Soichi würde sich auf ihn stürzen, doch zu seiner Erleichterung öffnete dieser stattdessen die Labortür. „Komm rein…“, murrte der Ältere resignierend. Wenn er schon diesen Oni am Hals hatte, konnte er sich auch nützlich machen. Er hatte es ja nicht anders gewollte! „Der Bericht muss ins Reine geschrieben werden, das Experiment wartet auf Auswertung, und hier das muss neu geschrieben werden…und das….“ In kürzester Zeit war Oni mit Aufgaben überschüttet. „Fragen!?“ Oni schüttelte schnell den Kopf. In nur zehn Minuten war es Soichi gelungen seinen neuen Helfer vollends einzuschüchtern. Tatsumi hatte ein schlechtes Gefühl dabei, sein Labor in die Hände dieser Lusche zu lassen. Aber dadurch gewann er unerwartet eine Menge Zeit! „Na dann…ich bin jetzt weg! Viel Spaß!“ Und ehe Oni bis drei zählen konnte war Tatsumi-Senpai verschwunden. Wutentbrannt verließ Soichi erst eine Stunde später die Uni. Ausgerechnet heute hatte man sich anscheinend gegen ihn verschworen. Kaum war er ein paar Meter vom Labor entfernt, sprach ihn ein Kommilitone an - den abzuwimmeln dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Danach hing sich irgendeine Tussi einer Studentenverbindung an seine Fersen. Sie wandte ihre ganze Überredungskunst an, um ihn den Eintritt in ihre Verbindung schmackhaft zu machen. Er wurde sie erst los, als er sie anschnauzte sie solle sich verziehen. Heulend rannte die Studentin von dannen. Genervt beeilte er sich die Strecke zum Krankenhaus zurück zu legen. Bei jedem Schritt spritzte das Regenwasser in alle Richtungen. Die ganze Nacht regnete es ununterbrochen. Die Straßen und Gehwege waren mit Pfützen übersät. Als das riesige Gebäude in Sicht kam beruhigte er sich seltsamerweise. Auf die Gesellschafft von YuSa war er zwar nicht besonders scharf, aber da musste er durch. Schnurstracks marschierte er in den 3. Stock. Vor Aufregung war ihm ganz schlecht. Wenn alles gut ging war Tetsuhiro bald wieder auf den Beinen! Yes!! Es dauerte nicht mehr lange und alles war wie vorher. „Und? Und? Wann geht es los?“ Soichi ließ Tetsuhiro nicht einmal genug Zeit um Luft zu holen. „Wie schnell wirst du operiert? Sag schon!!“ Die Zimmertür war kaum hinter ihm ins Schloss gefallen, da legte er auch schon los. Mit erwartungsvollem Funkeln in den braunen Augen wartete er auf die erlösenden Worte. Morinaga konnte dem Blick nicht lange standhalten. „Soichi…ich…“ Tetsuhiro biss sich auf die Lippen, er konnte das Zittern in der Stimme nicht verhindern. Der Ältere wusste sofort was los war. „Nein…sag nicht…bitte nicht…“ Soichi´s Schritte auf dem Linoleumboden waren unnatürlich laut. Tetsuhiro hätte sich am liebsten in einem dunklen Loch verkrochen. Aber vor der Realität konnte man nicht davon laufen. „Doch…sie kommen beide nicht als…Spender in Frage…“ Die letzten Worte erreichten Soichi nur noch als schwaches Flüstern. Das Blut sackte ihm in die Füße. Mit einem Schlag war sein Gesicht blutleer. Natürlich war die Möglichkeit nicht ausgeschlossen gewesen. Aber der Arzt war so optimistisch! War das ein makabrer Scherz? „Nein! Das kann nicht sein…Tetsuhiro…die haben bestimmt…einen Fehler gemacht!! Genau! Ich…“ Verzweifelt drehte er sich zur Tür, aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass es zwecklos war. Doch wollte er sich mit aller Macht an diesen Strohhalm klammern. „Soichi…Hör auf…da gibt es keinen Fehler...“ Die dunkeln Augen des Jüngeren schwirrten unruhig im Raum um her. „Meine…Eltern…sind heute Vormittag…abgereist…“ Zur erhofften Aussprache war es nicht gekommen. Yuuto hatte ihn angeschrien, Sakura war sprachlos wie gleichermaßen erleichtert. Der Abschied war kurz und lieblos gewesen. Dann waren die beiden, so schnell wie sie gekommen waren, verschwunden. Zu seinem Entsetzen spürte Tetsuhiro Tränen aufsteigen. Die mühsam aufgebaute Fassade begann zu bröckeln. Plötzlich schlug eine Sturmflut über ihm zusammen. Verzweiflung, Wut und Enttäuschung bahnten sich ihren Weg. Wie ein Häufchen Elend sank er in sich zusammen. „Soichi…“ Morinaga Pupillen blieben an ihm hängen. „…Du kommt…auch…auch nicht in Frage…“ Ende Kapitel 24 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)