Schmerzende Liebe von NaschKatzi (IN ÜBERARBEITUNG) ================================================================================ Begegnungen Teil II ------------------- „Ah! Das sieht…nicht…gut aus. Scheiße! Was…mache ich…? Aua…!“ Tetsuhiro sog scharf die Luft ein. Dunkle Blutergüsse zeichneten seinen Oberkörper dort wo die Tritte des Professors ihn getroffen hatten. Vorsichtig tastete er sie ab. Allein bei der leichten  Berührung seiner Fingerspitzen brach ihm der kalte Schweiß aus. Mitzuko hatte gut getroffen. Auch sein Arm fühlte sich wie abgestorben an. Was sagte der Professor? Erbärmlich? Ja das war er! Erbärmlich, weil er sich das gefallen ließ. Er hätte sich niemals auf den Deal einlassen sollen. Schon auf dem Weg nach Hause klappte er beinahe zweimal ab. Das erste Mal noch im Universitätsgebäude. Sein erster Gang nachdem dieser Teufel ihm die Tür vor der Nase zuknallte führte Morinaga doch tatsächlich zum Labor. Die Versuchung war überwältigend gewesen. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre hinein gestürmt. Nur eine Tür und doch so fern. Natürlich tat er es nicht. Stattdessen humpelte auf wackligen Beinen eilig aus der Uni. Die Fahrt mit der U-Bahn war eine Tortur. Sein Zustand musste sich auch auf seinem Gesicht abgezeichnet haben, denn einige Passagiere tuschelten, schielten zu ihm hinüber. Die restliche Strecke meisterte er mehr schlecht als recht.   Die Gestalt vor dem Spiegel verschwamm. Ein stechender Schmerz überwältigte ihn. Sich an das Waschbecken klammernd krümmte Morinaga sich zusammen. In dieser Position verharrte er bis die Schmerzwelle abflaute. „Ich muss…mich waschen…“, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Die Schmerzen ebbten allmählich ab. Ein dumpfes Ziehen blieb jedoch zurück. Wie in Zeitlupe trat er zur Badewanne. Schnell war das Bad in heißen Wasserdampf getaucht. Wie von Sinnen schruppte Tetsuhiro seinen Körper bis er feuerrot war. Obwohl das Wasser kochend heiß war begann er wie Espenlaub zu zittern. Er bemühte sich sehr die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken aber schlussendlich konnte er es nicht. Sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt während er Rotz und Wasser heulte. Er war tatsächlich so naiv gewesen zu glauben er könne die Schikanen des Professors ertragen. Kein Stress? Witzig! Sein ganzes Leben war zurzeit vom Stress geprägt. Tetsuhiro war nervlich wie körperlich an seinem Limit. „Was…soll ich nur…machen?“, schluchzte er und vergrub das Gesicht in den Händen. Aber so sehr er sich auch anstrengte ihm fiel keine Lösung ein. Nun, genau genommen hatte er zwei Optionen. Erstens, er machte weiter wie bisher und riskierte weitere Demütigungen oder Schlimmeres. Zweitens, er machte reinen Tisch und erzählte Soichi alles. Aber konnte er Senpai auch noch damit belasten? Hatte er nicht schon genug Probleme? „Soichi…ohne mich…wäre er besser dran…“ Aus heiterem Himmel schlich sich dieser Gedanke in seinen Verstand. Sein Kopf war vollkommen leer als er die Augen schloss und in einer fließenden Bewegung untertauchte. Ohren und Nase füllten sich mit warmem Wasser. Um ihn herum verstummten alle Geräusche. Sein Körper fühlte sich wunderbar leicht an, schrie aber schon nach kurzer Zeit nach Sauerstoff. Als würde er aus einer Trance erwachen öffnete Tetsuhiro die Augen. Wa…Was zum Teufel machte er da? Prustend fuhr er hoch. Das Wasser spritzte nach allen Seiten. Keuchend schnappte er nach Luft und klammerte sich an den Badewannenrand. „Was…war das denn? Bin…ich total bekloppt??“ Benommen schüttelte er den Kopf. Das war nicht wirklich passiert! Er wollte sich doch nicht…. Schleunigst sprang er aus der Wanne, schnappte sich ein Handtuch und begann sich vorsichtig abzutrocknen. Aber als er das vom Weinen geschwollenes Gesicht und seinen geschundenen Körper im beschlagenen Spiegel sah, erkannte er, dass es so nicht weitergehen konnte. Tetsuhiro Morinaga war nur noch ein Schatten seiner Selbst. Die Angelegenheit hatte Dimensionen angenommen, die er sich nicht einmal  in seinen schlimmsten Träumen hätte ausmalen können. Nein, ihm bleib keine andere Wahl. Er musste Soichi davon erzählen.   „Tetsuhiro!! Ich bin wieder da! Sorry! Ist später geworden als gedacht!“, rief Soichi noch an der Haustür. Blind tastete er mit einer Hand nach dem Lichtschalter. In der Wohnung war es stockdunkel. „Hallo! Tetsuhiro!?“ Endlich fand die Hand ihr Ziel. Sofort wurde es hell in dem schmalen Hausflur. Niemand antwortete. Beunruhigt ging er in das nur spärlich beleuchtete Wohnzimmer. Der Fernseher war die einzige Lichtquelle. Soichi fand seinen Freund in eine Decke gehüllt auf dem Sofa. Er schien tief und fest zu schlafen. Erleichtert atmete er auf und schalt sich einen Kindskopf, weil so nervös geworden war. Auf Zehenspitzen schlich er in die Küche. Dort stellte er seine Mitbringsel ab. Zur Feier ihrer gelungen Arbeit besorgte er einige Sachen. Ein wenig Entspannung würde ihnen beiden gut tun! So leise wie möglich tapste der Student zurück in das Wohnzimmer. Stumm beobachtete er seinen Kohai beim Schlafen. „Wie süß er aussieht. Ob er einen guten Tag gehabt hat?“ Unwillkürlich trat er näher. Halt! Was dachte er denn da? Morinaga und süß? War er verrückt geworden? „Verdammtes Ding! Wo kommst du denn her?“, schimpfte er nicht gerade leise den niedrigen Hocker an, während er das schmerzendes Schienenbein rieb. Vor Schreck über seine verwirrenden Gedankengänge achtete er nicht auf die Umgebung. „Was…ist denn? S-Senpai!“ Erschrocken rappelte sich Morinaga auf. „Se…Senpai! Du bist schon da…“ Fassungslos bemerkte er, dass es draußen dunkel war. War er eingeschlafen? Tetsuhiro konnte sich beim besten Willen nicht mehr entsinnen, wie er auf das Sofa gekommen war. Vielleicht lag es an den Schmerztabletten, die er sich reingezogen hatte? Die mussten ihn schläfrig gemacht haben. Oh verdammt! Er wollte sich doch unbedingt auf das kommende Gespräch vorbereiten und sich die passenden Worte zurecht legen! Mist! Na ja, wenigstens hielten die Teile was sie versprachen. Die Schmerzen waren so gut wie verschwunden.   Soichi bemerkte nichts von dem inneren Aufruhr seines Kohai´s. Er schien ungewohnt gutgelaunt zu sein. Das machte die Sache für Tetsuhiro nicht gerade leichter. „Senpai…Hör mal ich muss…“, startete er die folgenschwere Beichte, musste aber abbrechen um Mut zu sammeln. Leider grätschte Soichi dazwischen. Aufgeregt hob er die Hände. „Warte kurz! Ich muss dir zuerst was erzählen!“, meinte er grinsend und nahm gegenüber seines Freundes Platz. Keine Minute länger konnte der Blonde warten. Er musste einfach mit den guten Neuigkeiten herausplatzen. „Aber Senpai…hör doch mal…“, versuchte der Jüngere einen zweiten Anlauf, der jedoch auch nicht für voll genommen wurde. In seiner Euphorie hörte Soichi den flehenden Ton in der Stimme des anderen nicht. „Du errätst nie wer heute unsere Arbeit gelobt hat!“, legte er los. „Professor Nagiza! Er war geradezu begeistert!! Nicht zu fassen, oder?“  Der Ältere lachte befreit auf. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Tetsuhiro war überrascht. Es kam zu selten vor, dass Soichi lachte. Sein Hals schnürte sich zu. „Ich…freu mich für dich…“, murmelte er und traute sich nicht ihm in die Augen zu schauen. Er hasste sich dafür, dass er derjenige sein würde, der ihm das schöne Lachen aus dem Gesicht wischen würde. „Ach, das Beste habe ich dir noch gar nicht erzählt!“, sprach Soichi weiter. „Stell dir vor, wer dazu kam! Mitzuko! Ich dachte, jetzt wird es eine Szene geben! Und das vor Professor Nagiza! Aber anscheinend geschehen noch Wunder! Denn was hat er gemacht? Nichts! Absolut nichts!! Der Kerl schien sogar bester Laune zu sein.“ Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht was passiert ist, aber es sieht so aus als hätte er das Interesse verloren! Super!“ Bei den Worten erstarrte der Dunkelhaarige. Der Professor hielt sich an die Abmachung. Seine Anstrengungen waren nicht umsonst. Morinaga´s Herz zog sich zusammen. Soichi…er war so glücklich. Wann war er das letzte Mal so fröhlich gewesen? „Hey, alles in Ordnung mit dir?“ Der Kohai zuckte zusammen. Soichi berührte ihn leicht an der Schulter. Er war so nah. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte war ungemein tröstlich. Die braunen Augen Soichi´s fixierten die seinen. Jetzt oder nie! Es war die Chance. Aber er brachte kein einziges der Wörter, die in seinem Kopf schwirrten über seine Lippen. Er war wirklich erbärmlich! Erbärmlich und über beide Ohren verliebt. „…Nein…Es ist…nichts. Ich bin nur müde…Der Prof war also zufrieden? Schön…“   Enthusiastisch sprang Soichi auf. „Jawohl! So ist es! Und das muss gefeiert werden! Bin gleich wieder da!“ Ehe sich Morinaga versah war Tatsumi in der Küche verschwunden. Kam aber kurz darauf mit einer Tüte zurück. Schnell war der Tisch mit Getränken und andrem Knabberzeug überfüllt. Lächelnd reichte er Tetsuhiro eine Dose. „Limonade?“ Der Student musste trotz allen schmunzeln. Wie lieb von Senpai. Trotzdem wäre ihm etwas Hochprozentiges im Moment lieber gewesen. Aber das war leider nicht drin. Soichi holte ein weiteres Getränk heraus. Plötzlich wirkte er verlegen. „Ähm…allein saufen macht keinen Spaß…“ Zischend öffnete er seine Dose und nahm einen tiefen Zug Limonade. Tetsuhiro tat es ihm gleich. Die Säure der Limonade brannte in seinem Hals. „Und wie war dein Tag? Was sagt der Arzt??“, fragte Senpai aus heiterem Himmel und pflanzte sich neben Morinaga auf die Couch. Der hatte den Besuch bei Dr. Tonno glatt vergessen. War das heute gewesen? Es kam in unwirklich vor. Als läge der Abstecher ins Nakamura schon Tage zurück und nicht erst ein paar Stunden. „Sieht…ganz gut aus. Keine Verschlechterung…mein…Ausraster…von heute früh…liegt wohl an den Medikamenten…geht aber vorbei…sagt der Arzt…“ Vorsichtig schielte er zur Seite. Soichi schaute gedankenverloren auf die Dose in seiner Hand. Der Kohai konnte ja nicht ahnen wie groß die Erleichterung von Soichi war. Bevor der Professor Nagiza auftauchte waren seine Gedanken nicht wie es sein sollte auf seine Arbeit gerichtet gewesen, sondern hingen an dem Geschehenden in der Küche. Das Messer in der Hand Morinaga´s. Es war absurd! Doch was wäre passierte, wenn er nicht da gewesen wäre? Nein! Sein Kohai war nicht der Typ für… so was. Witzig! Er konnte es nicht einmal aussprechen. Den ganzen Vormittag wünschte er sich, er wäre doch mitgegangen. Aber dann war Nagiza aufgetaucht und seine Aufmerksamkeit wurde gefordert. Nächstes Mal würde er mitgehen! Soichi nahm es sich ganz fest vor!   Gemeinsam verbrachten sie den restlichen Abend. Morinaga in eine Decke gehüllt, sein Senpai direkt daneben. Im Fernsehen lief nichts Gutes und so bleiben sie irgendwann bei einem öden Krimi hängen. Tetsuhiro wusste nicht ob es an seinem Erfolg in der Uni lag, aber sein Senpai war sehr anhänglich. Wie von selbst legte dieser nach einer Weile den Arm um den verwunderten Tetsuhiro. Am Alkohol konnte es definitiv nicht liegen. Beide waren stocknüchtern. Egal woran es lag, der junge Kohai genoss die Nähe. Linderte sie doch die Schmerzen, die ihm wüteten. „Noch kann ich es ihm sagen!“, dachte er flüchtig. Doch alles was er tat, war die Augen zu schließen und sich so dicht wie möglich an seinen Freund zu kuscheln. Falls es den Älteren störte, zeigte er es nicht. Vielleicht war es die pure Einbildung, doch glaubte Morinaga zu spüren, dass sich der Druck an seiner Schulter verstärkte. Vor Glück und Liebe begann ihm das Herz zu bluten. Wenn sie nur ewig so verharren könnten. Wenn der Albtraum in dem er sich befand nur vorbei wäre.     „Morgen um 13:00 Uhr bei mir. Sei pünktlich!!“ In der Abgeschiedenheit seine Zimmers las Morinaga die SMS. Resignierend saß er auf der Kante seines Bettes. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Der Absender war offensichtlich. Warum quälte der Mann ihn so? Was hatte der davon? Gab es Mitzuko einen gewissen Kick? Keine Ahnung. Aber so genau wissen wollte er es auch nicht.  Langsam öffnete und schloss er seine Fäuste. Er würde das Risiko eingehen, doch dann gab es kein Zurück! „Senpai…Senpai…Wenn ich doch nur wüsste…Moment!“ Aufgeregt kniete er vor seinem Bett nieder und zog eine staubige Kiste hervor. Der Film im Fernsehen brachte ihn auf eine Idee. Genau betrachtet war es dumm und kindisch, aber was Besseres fiel ihm nicht ein. Ein Plan formte sich in seinem Kopf.  Nachdenklich guckte er auf den Gegenstand in seiner Hand.   **   „Se…Senpai!? Du noch hier?“ Tetsuhiro war über alle Maßen überrascht Soichi zu sehen. Immerhin war es schon kurz nach 11:00 Uhr! „In der Uni steht nicht viel an…Ich geh heute etwas später los.“, meinte der Blonde und blätterte gelangweilt in der Zeitung. „Aha...wie…schön…“, antwortet Tetsu mit einem misslungenen Lächeln. Nachdem er die Hiobsbotschaft erhielt lag er noch stundenlang wach. Ratzte aber dann doch irgendwann ein und verpennte glatt! Normalerweise war sein Senpai zu dieser späten Stunde längst verschwunden. Er hatte fest damit gerechnet. „Ruhig Blut, lass dir nichts anmerken…“, dachte Morinaga beunruhigt. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Soichi würde sicherlich gleich aufbrechen. Ein unangenehmes Ziehen erinnerte ihn, warum er hier war. Aus der Schublade des Küchenschrankes zog er Packungen mit den Medikamenten hinaus. Ohne Wasser schluckte er sie hinunter. Um auf Nummer Sicher zu gehen, wollte er noch Schmerztabletten einwerfen. Er spürte jeden Knochen im Leib. Ein dumpfes Ziehen setzte ein. Genervt kramte er in den Schubladen der Küchenschränke nach den Pillen, fasste sich verstohlen an die Seite. „Alles klar?“, wollte Soichi wissen. Anscheinend war er doch nicht so vertieft. „Ja, ich hab mich wohl verlegen“, antwortete Tetsu. „…Mhmm…komisch…“ Nachdenklich sah Morinaga in die geöffneten Schubladen. Irgendwas war anders. „Nein…oder? Das gibt’s doch nicht…“ Die wenigen Küchenmesser, die er meistens zum Kochen benutzte waren…nicht mehr da!   „Senpai…kannst du mir erklären…was mit unseren Küchenmessern passiert ist?“ Zeitungsrascheln hinter ihm. Soichi suchte fieberhaft nach einer plausiblen Erklärung. Natürlich hatte er die Messer nicht weggeworfen, sondern sie nur in einer Kiste in seinem Zimmer verstaut. Was sollte er Tetsuhiro sagen? Das Soichi Angst hatte er würde sich bei seinem nächsten Aussetzer selbst verletzen? Er räusperte sich. „Ich…weißt du…es ist besser…“ Der laute Knall der zuschlagenden Schublade unterbrach seine Stammelei. „Das. Ist. Nicht. Dein. Ernst. Oder??“ Soichi blickte zu Tetsuhiro auf. Die Antwort stand dem Senpai ins Gesicht geschrieben. Eine ungewohnte Wut stieg in Morinaga auf. Für was hielt Senpai ihn?? Er war doch kein durchgeknallter Irrer! Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen! Deswegen war Soichi noch nicht unterwegs! Um ihn zu kontrollieren! Der Senpai konnte sich nicht länger hinter der Zeitung verstecken. „Sorry…Das war dumm…Aber versteh doch…Hey warte…“ Tetsuhiro stürmte an Soichi vorbei. Der Ältere packte ihn am Arm. Rüde riss er sich los. „Fass mich nicht an! Du solltest gehen!“ Soichi starrte seinen jungen Freund mit riesigen Augen an. Dann brach der Tatsumi-typische Jähzorn aus ihm heraus. „Schön. Wie du willst! Ich weiß auch nicht warum ich meine Zeit mit dir verplempere! Ich bin weg!“ Schnaubend ließ er Morinaga stehen, packte seien Tasche und flüchtete aus der Wohnung. Er meinte es doch nur gut. Warum verstand dieser Vollidiot das nicht???   Punkt 13.00 Uhr erreichte Tetsuhiro das Haus des Professors. Den Weg zu finden war nicht schwer.  Die Häuser im Westbezirk waren ausnahmslos groß und stattlich mit Garten plus Pool. Morinaga wunderte sich, dass sich ein Uniprofessor eine solch riesige Villa leisten konnte. Eigentlich hatte er andere Probleme als sich über die finanzielle Lage des Professors Sorgen zu machen. Die Auseinandersetzung mit Soichi nagte an ihm. Er war maßlos enttäuscht. Wie konnte Senpai nur so was denken! Mit mulmigem Gefühl durchquerte er den gepflegten Vorgarten. „Ah! Willkommen!! Komm rein!“, begrüßte Mitzuko seinen Gast freudestrahlend an der Tür. Beim Anblick des seidenen Bademantels, den der Mann trug zog sich alles in dem Studenten zusammen. Er rührte sich nicht vom Fleck. „Reinkomme, sagte ich!!“ Derb grabschte der Prof nach dem Arm des Neuankömmlings. Mit einem kräftigen Ruck flog er ins Haus. Scheppernd fiel die gläserne Haustür zu. „Hübsches Haus, nicht wahr? Komm, hier entlang!“ Der Mann zerrte Tetsuhiro in den hinteren Teil des Hauses. Dieser musste sich zusammenreißen um sich nicht zu übergeben. Sie erreichten einen großen Wintergarten mit Blick auf den weitläufigen Garten. Unzählige Pflanzen säumten den Platz. Morinaga zitterte inzwischen vor Anspannung. Verstohlen tastete er nach dem Diktiergerät in der Innentasche seiner Jacke. Er hatte nur eine Chance. Wenn es ihm gelang den Professor unbemerkt aufzunehmen hätte er Beweise. Nicht der beste Plan, aber immerhin. Er musste Mitzuko irgendwie zum Reden bringen! „Hier!“ Der junge Mann drehte sich zu der Stimme um. Mitzuko hielt ihm ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit entgegen. Misstrauisch nahm er das Glas. „Keine Bange! Ist nur Wasser!“, wurde versichert. Mitzuko kümmerte sich nicht weiter um seinen Gast, sondern trat an die großen Panoramafenster um hinaus zu schauen. Tetsuhiro kippte den Inhalt seines Glases in einen der Blumentöpfe. „Ich freue mich wirklich, dass du gekommen bist. Hier sind wir ungestört. Das letzte Mal…ja ist etwas unglücklich verlaufen….“ Er kicherte. „Aber zuvor möchte ich dir einen Vorschlag machen.“ Noch immer drehte er sich nicht um. „Vorschlag??“, fragte der jüngere Mann ungläubig. Als ob er einen Vorschlag von Kenji Mitzuko annehmen würde! Unter welchen Größenwahn litt der Kerl? Endlich schenkte der Professor Tetsuhiro seine volle Aufmerksamkeit. „Ich möchte, dass du für mich arbeitest. Ich brauche einen willigen Gehilfen, der tut was ich ihm sage! Es soll dein Schaden nicht sein. Wir werden eine Menge Spaß zusammen haben!“   Morinaga war fassungslos. War das real? „Sie…Sie sind ja noch verrückte als gedacht!! Glauben Sie wirklich ich würde für Sie Drecksack arbeiten? Nach allen was Sie getan haben??“ Mitzuko´s Miene verdunkelte sich unmerklich. „Was habe ich denn getan?? Ich habe deinem sauberen Freund Tatsumi und dir nur ein paar Manieren beigebracht! Ihr glaubt wohl ihr könnte euch alles erlauben, was? Aber nicht in meiner Universität!“, knurrte Mitzuko. Nicht gut! Der sonst so reservierte Mitzuko war richtig sauer. Langsam ging er auf ihn zu. Morinaga wich zurück. „Sie…Sie sind ein skrupelloser Erpresser!“, brüllte er. Zu lange hatte er alles hinuntergeschluckt. Tetsuhiro´s Atem rasselte. Eine unerklärliche Hitze breitete sich in seinem Körper aus. „Mir ist…ganz heiß…und schwindelig. Liegt das an den Pillen? Scheiße...nicht jetzt! Ich muss…“ Der Student kam nicht mehr dazu den Gedanken zu beenden. Plötzlich spürte er die Faust des anderen. Benommen taumelte er zur Seite. Blut rann aus der Nase. Höhnisch hörte er die Stimme des Professors. „Glaubst du wirklich ich bin so bescheuert und merke nicht, dass du irgendwas ausheckst? Mal sehen, was wir hier haben…“ Grob tastete der Professor den Körper des willenlosen Morinaga´s ab. Es bereitete ihn ein großen Vergnügen. An bestimmten Stellen verharrten die Hände länger als dem Opfer lieb war. Doch Tetsuhiro konnte nichts machen, als es zu ertragen. Seine Beine drohten unter ihm weg zu knicken. Die Gesichtshälfe wo der Schlag ihn traf wurde taub. Bevor er seine sieben Sinne sammeln konnte zog Mitzuko das handygroße Diktiergerät hervor. „Oooh, wie niedlich! Spielen wir Detektiv? So ein Pech aber auch.“ Laut krachend landete das Gerät auf dem Boden. Es krachte noch mehr, als der Fuß des Mannes wiederholt darauf nieder fuhr. Zu guter Letzt kickte der Lehrer es weg. Es verschwand zwischen den Pflanzenkübeln. „Du ungezogener Junge!!“ Ein erneuter Faustschlag begleitet die Worte. Tetsuhiro verlor das Gleichgewicht, landete in mitten der Pflanzen. Knirschend zerbrachen einige Behälter. Scherben, Erde und Blätter rieselten auf ihn hinab. Schwer lag der Geruch von Muttererde in der Luft. „Ich muss mich wohl korrigieren.“, säuselte der Prof während er sich über den am bobenliegenden Mann beugte. „Das war kein Vorschlag, sondern ein Befehl!!“ Angewidert riss er ihn an den Haaren hoch. „Da drüben ist das Bad. Geh rein und mach dich sauber. Du versaust noch den Mamorboden.“ Er schleifte den halbbewusstlosen Morinaga zum Badezimmer. „Du hast fünf Minuten!“, sagte er und verließ den Raum. Morinaga sackte auf den gefliesten Boden. Er brauchte ein paar Atemzüge um wieder klar im Kopf zu werden. So schnell es ihm möglich war sprang er auf um nach der Türklinke zu fassen. Aber auch nach mehrmaligem Rütteln ging die Tür nicht auf. Zugeschlossen. Anscheinend hatte Mitzuko Angst sein unwilliger Gast würde flüchten. „Scheiße…“ Um die Blutung zu stoppen klatschte der Kohai sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Sein Gesicht tat scheußlich weh. Was sollte er machen? Er saß in der Falle. So hatte er sich die Aktion nicht vorgestellt. „Toller Plan…wie komm…ich hier raus? Fenster gibt es auch keine. Arg!“ Verzweifelt sank er auf den Rand der Wanne. Ihm blieb nur ein Ausweg. Zitternd holte er sein Handy raus. Vorsichtshalber versteckte er es in seinem Schuh. Stumm betete er, dass  Senpai sein Telefon nicht ausgeschaltet hatte. Nach mehrmaligem Klingeln wurde abgenommen.   Verstimmt wartete Soichi darauf, dass das Wasser zu kochen begann. Um ihn herum türmte sich eine aufwendige Apparatur auf. „Morinaga du Idiot! Ich habe es doch nur gut gemeint! Mann! Soll er machen was er will! Schließlich hebe ich wichtigere Dinge zu erledigen. Die ganze Arbeit bleibt an mir hängen!!!...“ So oder ähnlich waren seine Gedankengänge während er den Bunsenbrenner ausdrehte. Okay, vielleicht war es übertrieben gewesen. Aber wenn was passierte, würde Soichi sich riesige Vorwürfe machen. „Soll er doch schmollen! Der kriegt sich schon wieder ein!“ Gerade als der Student starten wollte bimmelte sein Handy. Genervt griff er danach. Er hätte das Telefon doch ausschalten sollten! Ablenkung war jetzt schlecht. Das anliegende Experiment erforderte Konzentration. Der Anrufer war sein Kohai. „Wusste ich doch, dass er wieder runterkommt! Wahrscheinlich will er sich entschuldigen…“, dachte Soichi. Aber zu einfach wollte er es Tetsuhiro auch nicht machen. „Ja? Was willst du?“, fragte er daher mit eisiger Stimme. Doch dann schrillten die Alarmglocken. Alles was er hörte, war die erstickte Stimme Morinaga´s.  „Senpai…bitte…es tut mir Leid…kannst du bitte kommen….“ Mühsam konnte er die Worte seines Kohais verstehen. Der Empfang war nicht der Beste. „Senpai…ich bin…komm bitte schnell!!“ Die Adresse sagte Soichi nichts. War das nicht im Westbezik? „Morinaga beruhig dich!! Was machst du denn da…was ist los….?“ Tot. Die Leitung war abgebrochen. Entsetz starrte Soichi auf sein Handy. Was war das denn?? Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Und warum zum Teufel war er im Westbezik? Soichi wusste er durfte keine Zeit verlieren. Ohne Rücksicht auf Verluste rannte er aus seinem Labor.   Ende Kapitel 19 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)