The Akatsuki Job von 4FIVE ([Itachi x Sakura | modern AU | thriller]) ================================================================================ Kapitel 1: Ab Initio -------------------- . . Book One: Sleuthing . . Vier Monate zuvor Akatsuki, das bedeutet roter Mond." "Nie davon gehört." "Von was hast du überhaupt Ahnung, Naruto?" Sakura stemmte die Hände in die Hüften und beobachtete Tsunade, die ihr geräumiges Büro durchsetzte, um ein Skript aus einer der vielen Schubladen des Aktenschranks zu holen, das sie Naruto auf den Schoß warf. "Lies es", befahl sie. "Wann wirst du endlich lernen, deine Hausaufgaben zu machen?" Sakura nahm ihm den Report ab und blätterte ihn übersichtshalber durch. "Akatsuki ist ein bekannter Verbrecherring hier in Ōsaka. Seine Zahl ist überschaubar, aber die Mitglieder bilden den elitärsten Kader des organisierten Verbrechens." "Ihnen unterstehen eine Vielzahl kleinerer Verbrecherkohorten, wie Gangs, Diebe und Hehlerbanden, die von Bagatellverstößen bis hin zu Kapitalverbrechen eine breite Palette krimineller Aktivitäten umspannen, die allesamt von Akatsuki überwacht und reguliert werden. Drogenhandel, Entführung, Erpressung und sogar Mord stehen am Stundenplan." Sai war eingetreten und machte eine angemessene Verbeugung vor seiner Chefin. "Entschuldigen Sie die Verspätung, Tsunade-sama. Nachdem Neji mir dieses neue Virusprogramm auf meinen Laptop geladen hat, lässt sich partout keine Mail mehr öffnen. Leider weiß er nicht, wie man es rückgängig macht." Tsunade seufzte ergebend. "Wie gut, dass unser einziger Hacker ein solches Genius besitzt. Wie dem auch sei, wollt ihr euch besprechen? Dieser Auftrag ist eine Klasse für sich. Ich habe meinen Auftraggebern nicht zugesagt; meine Position soll eure Entscheidung nicht beeinflussen. Ich traue euch diese Aufgabe zwar zu, aber ihr solltet sie nur annehmen, wenn ihr zweifellos sicher seid, damit fertig zu werden." Sakura kicherte mit vorgehaltener Hand. "Wie süß. Machen Sie sich etwa Sorgen um uns?" "Natürlich!" Tsunades heller Aufschrei ließ sie alle drei zusammenzucken. "Wer erledigt die geldbringenden Aufträge, wenn ihr tot seid? Ich kann Team Green nicht alles alleine machen lassen! Und Kakashi und seine Truppe sind auch nicht mehr die Jüngsten. Die können nicht einmal mehr eine Zielperson einen Tag lang beschatten, ohne über Gicht und Rheuma zu zetern. Ich lasse euch einen Augenblick alleine, um zu einer Übereinkunft zu kommen." "Das ist nicht nötig." Naruto stand auf, eine Faust in die Luft gereckt. "Wir akzeptieren. Koste es, was es wolle! Der rote Mond kann sich warm anziehen, wenn Team Sieben auf der Matte steht!" "Das ist kein Klingelstreich, Naruto", korrigierte Sakura seine Metapher reflexartig. Sie hatte Bedenken, die sie nie aussprechen würde. Es ging hier nicht um irgendeinen Kleinkriminellen, der einem etwas größeren Fisch auf den Geldschlauch getreten war. Es ging um einen Mann der gefährlichsten illegalen Gruppierung West-Honshūs, wenn nicht sogar Japans. Es ging um einen Massenmörder, einen lange in die tiefsten Abgründe der Menschlichkeit gerutschten Verrückten. Es ging um Uchiha Itachi. Sasukes Bruder. "Naruto, bist du dir dessen bewusst, um wen es sich bei unserer Zielperson handelt?", fragte Sai, als habe er Sakuras Gedanken erraten. Vielleicht hatte er das sogar. "Irgendeinen Kerl, der jemand anderem ein Dorn im Auge ist, so wie immer." Als ob es so einfach wäre. Die Hitmen wurden von Politikern, Wirtschaftsmogulen und reichen Kriminellen angeheuert, um unliebsame Beweise, Sachverhalte oder Personen zu einem stattlichen Preis aus der Welt zu schaffen. Tsunades Moral verbot es ihr zwar, die gute Seite mit ihren tödlichen Schützlingen zu tangieren, doch es war nicht immer so einfach. Bei Uchiha Itachi war es das genaue Gegenteil: er war ein schlechter Mensch. Ohne Zweifel. Er musste beseitigt werden. Doch hier gab es ein anderes Problem … "Wie sollen wir ihn finden?" Sakura stellte diese banale Frage mitten in den zum Zerreißen gespannten Raum. Naruto grinste zähnezeigend. "Das ist ein ernstes Problem. Uchiha Itachi ist schwerer zu fassen als schmutzige Luft. Niemand kennt seinen aktuellen Aufenthaltsort. Selbst wenn man einen davon findet, ist er längst verschwunden und hat seine Spuren verwischt." "U-Uchiha Itachi?" Seine Perplexität war keine Überraschung. Natürlich hatte er die Kurzfassung der Missionsanfrage nicht gelesen. Es war immerhin Naruto. Der Schock zeichnete sich in seinem verzerrten Gesicht ab, als er nach Fassung ringend schluckte. "Hast du es dir anders überlegt?", wollt Sai gewohnt tonlos wissen. "Was heißt anders überlegen? Das ist großartig! Er ist der Grund für Sasukes … Zustand. Es wird mir eine Freude sein, ihn zu verprügeln, bis er um Gnade winselt! Vielleicht kann Sasuke dann endlich wieder lächeln." Wie immer unglaublich einfach, dachte Sakura bitter. Wenn sie es nur ebenfalls so locker nehmen könnte, wäre sie vielleicht auch des Lächelns fähig, das auf seinem entschlossenen Gesicht strahlte. Als hätte Tsunade ihm eine Schüssel Ramen angeboten. Metaphorisch gesprochen hatte sie etwas Ähnliches tatsächlich getan. "Dann ist es beschlossen? Sai? Sakura?" Sie wandte den Blick zu der Frau, die wie eine Mutter für sie war. Tsunade saß mit überschlagenen Beinen hinter ihrem robusten Schreibtisch und kaute auf ihrem Fingernagel. Sie war sichtlich unzufrieden mit dem Ergebnis dieser Diskussion. "Darf ich fragen, wer diese Anfrage gestellt hat?" "Du weißt, dass die Weitergabe dieser Details meinen persönlichen Prinzipien widerspricht. Es geht um den Tod von Uchiha Itachi. Je weniger ihr wisst, desto besser." Ihr Blick wanderte von Sakura zu Naruto und Sai. Er enthielt eine Warnung. "Erledigt diese Mission wie immer: Präzise und spurlos. Ich verlasse mich auf euch." Team Sieben neigte seine Köpfe zu einer anerkennenden Verbeugung, ehe sie den Raum verließen; die stirnrunzelnde Impresaria einer Attentätergruppe zurücklassend. Mit diesen tiefen Falten auf der altersuntypisch glatten Stirn, sah sie ihnen durch die halbgeschlossenen Rollläden ihres Bürofensters dabei zu, wie sie lachend die Straße entlang gingen, bis Sakura kurz vor der nächsten Ecke ein Taxi zuwinkte. Tsunade seufzte besorgt. Sie hatte Vorahnungen. Böse Vorahnungen. . . Sakura zog die Papierjalousien des Abteils herunter, während Sai auf der anderen Seite die Tür dicht machte. Keine fünfzehn Stunden waren vergangen, seit sie den Auftrag ihres Lebens erhalten hatten. Keine fünfzehn Stunden, in denen sie ihre Ausrüstung überprüft und alle verfügbaren Informationen über Akatsuki und Uchiha Itachi gesammelt hatten. Die Ausbeute war mager. Sie breitete ein paar Fotos auf ihren Knien aus, die mit Narutos zusammenstießen, um eine größere Auflagefläche zu ergeben. Sie zeigten nicht viel, außer verschwommene Amateuraufnahmen angeblicher Akatsuki-Kontaktmänner, die im Internet kursierten. "Akatuski begann wie viele kleinkriminelle Banden: als Schlepper", begann sie die Ergebnisse ihrer Nachforschungen offenzulegen. "Sie versprachen südkoreanischen, taiwanesischen und malaysischen Flüchtlingen eine legale Einreise nach Tōkyō mit anschließendem Job und verlangten dafür ordentliches Geld. Später spezialisierten sie sich auf Menschenhandel. Passende illegale Einwanderer wurden an Bordelle und Fabriken verkauft oder als Drogenkuriere missbraucht. Dadurch häuften sie Unsummen von Kapital an, das sie wiederum dazu verwandten, sich in die großen Deals Japans einzukaufen. So kamen sie mit dem reichsten Drogenkartell Japans in Berührung, gerüchteweise auch mit der Top Drei der Yakuza-kumi und einigen einflussreichen Geldwäschern." "Inzwischen werden sie zu einer der gefährlichsten bōryokudan gezählt", fuhr Sai fort, seinerseits ausgedruckte Diagramme über die Fotos legend. "Die Drecksarbeit erledigen die ihnen hörigen Verbrecherringe, die unter ihren Schirmherren ein gutes Leben führen. Ihr Netzwerk illegaler Aktivitäten ist in ihrem eingenommenen Radius nahezu flächendeckend und sie haben an all diesen Aktivitäten finanziellen Anteil, was ihr Kapital in exorbitante Sphären pusht." "Sie sind also reich und gefährlich. Nichts, was andere nicht auch sind, die wir umgelegt haben." "Naruto!", schimpfte Sakura, wobei die Fotos von ihren Schenkeln rutschten. "Wie kannst du so leichtfertig sein? Heutzutage beschäftigt Akatsuki sich nicht mit kleinen Fischen. Sie haben es auf die dicken Haie abgesehen. Unternehmer, Politiker, Diplomaten. Ihre Spezialität ist das Entführen von Personen. Sie arbeiten mit beeindruckender Akkuratheit, lassen niemals Hinweise zurück. Noch nie hat ein Mitglied von Akatsuki einen Fehler begangen. Wenn ihre Gegner kooperieren und die Stolpersteine, die sie ihnen in den Weg geräumt haben, beseitigen, kommt die Geisel lebend wieder. Sind die Gegner unkooperativ, wird wochenlang jeden Tag ein neuer Teil der entführten Person an ihre Wohnadresse geschickt. Sie haben ein ideales System aufgezogen, in dem sie immer bekommen, was sie wollen." Sai nickte zustimmend. "Als der Außenminister vor drei Jahren ein spezialisiertes Handelsembargo zur Verschärfung der Importkonditionen für ausländische Firmen einführen wollte, verschwanden seine Frau und sein Sohn. Nachdem er den Entwurf unter Akatsukis Aufforderung verworfen hatte, tauchten sie wenige Stunden später wieder auf. Keiner von beiden konnte eine einzige nützliche Information beisteuern." "Akatsuki hat also sogar Beziehungen ins Ausland", schlussfolgerte Naruto. Er sank in seinen Sessel zurück, die Finger ans Kinn gelegt. "Sie regeln also nationale Angelegenheiten zugunsten ihrer Kontakte und streichen dafür Geld ein, das sie weiter investieren—na und? Das ist, was ich mich frage. Wieso interessiert uns Akatsuki? Unser Auftrag lautet, Uchiha Itachi zu töten, nicht irgendeine Organisation auszuheben." "Du willst es nicht verstehen", resignierte Sakura. Sie ahmte unbewusst seine Bewegung nach, in der sie sich in den Sessel des Zuges sinken ließ. Die Arme vor der Brust verschränkt, stieß sie ihm wiederholt leicht gegen sein Schienbein. "Es geht schon um Uchiha, aber auch um sein Umfeld. Was haben wir immer als erstes getan, bevor wie anfingen, den Tod einer Person zu planen?" "Sie observieren, ihre Gewohnheiten herausfinden, ihr Umfeld erkunden, Chancen zum Zuschlagen filtern." Sie stoppte mit ihren Stupsern, die Augen auf Narutos verschränkte Arme gerichtet. "Uchihas Umfeld ist das Alpha und Omega. Er bewegt sich nicht wie unsere sonstigen Zielpersonen temporär von der legalen in die illegale Welt. Er lebt darin. Alles um ihn herum ist darauf ausgerichtet, ihn vor Leuten wie uns zu schützen. Weißt du, wie viele schon daran gescheitert sind, diesen Mann auszuschalten? Traut man dem Klatsch unserer Branche, gehen eine Menge Tode auf seine Rechnung. Und weißt du was? Er musste dafür keinen Finger rühren. Es gibt Schergen, die das für ihn tun. Vermutlich weiß er gar nicht, dass jemand hinter ihm her war, weil die anderen Auftragsmörder gar nicht erst in seinen Aufmerksamkeitsbereich gelangt sind." Trotzig wie ein kleines Kind, hievte Naruto sich zu einem geraden Sitz auf, Sakura vorwurfsvoll anstarrend. "Du willst damit sagen, er bewegt sich in Kreisen, deren Wände um einiges schwieriger zu durchdringen sind, als jene, die wir bislang gewohnt waren. Ich sage: ein Mensch wächst an seinen Aufgaben." "Dein Leichtsinn ist unfassbar!" "Er hat recht, Sakura", mischte Sai sich ein. Er hatte zuvor die Muße gefunden, sämtliche Fotos aufzusammeln und nach Datum zu ordnen, während Sakura damit beschäftigt gewesen war, ihrem Kameraden das Wesentliche zu erklären. Er reichte ihr den Stapel schulterzuckend. "Was für einen Sinn hätte es gehabt, den Auftrag anzunehmen, wenn wir schon vorher vor Angst aus den Schuhen kippen? Lass uns zu dieser Bar fahren, ein wenig spionieren und später darüber sinnieren, was wir tun werden. Ganz ohne Eindrücke aus erster Hand lässt es sich gut spekulieren, aber nicht planen." Naruto streckte seiner zaudernden Freundin eine Hand entgegen. Sie zögerte erst, nahm sie aber nach kurzer Überlegung an, um sich aufrecht ziehen zu lassen. Sakura war kein Hitman geworden, weil sie damit immer auf Nummer sicher gehen konnte. Sie wäre es gerne, aber der wahre Grund war, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte. So wie alle anderen. Man machte derlei Dinge nicht freiwillig, weil man es gerne tat. Man tat es, weil man es tun musste. Dies war nur eine von vielen Situationen, in der ihr ihre Entscheidung abgenommen wurde. Naruto und Sai hatten es längst akzeptiert und versuchten, das Beste daraus zu machen. "Treten wir Uchiha in den Arsch!", rief sie ermutigt mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen. "Bald wird ohnehin alles vorbei sein. In ein paar Wochen sind wir entweder erfolgreich oder tot." "Das ist meine Sakura-chan! Immer schön positiv!", jubelte ihr blondes Gegenüber mit einem Hauch Sarkasmus. Wie sehr sie sich doch getäuscht hatte! . . Sakura betrat die spärlich belichtete Kaschemme an Narutos Seite. Um ein Paar zu mimen, passte sie mit ihm optisch besser zusammen als mit Sai, was Naruto keineswegs störte, obwohl er seit über einem Jahr mit einer erfolgreichen Anwältin liiert war—die einen Herzinfarkt bekäme, wüsste sie, dass der Außendienstjob ihres Freundes einer der etwas anderen Art war. Das war der Grund, wieso Sakura sich weigerte, eine Liebesbeziehung einzugehen. Das, und ihre nervige Angewohnheit, ihren von ihr ikonisierten Ex-Kameraden als Maßstab herzunehmen. "Wollen wir uns hierhin setzen, Schatz?" Naruto schob einen Sessel zur Seite, um ihr einen Platz anzubieten. Wie sie seine süffisante Art hasste, die klar zeigte, wie sehr er diese Farce genoss. Sie setzte sich und er ließ sich ihr gegenüber mit einem Auge in der Speisekarte versunken nieder. Das andere scannte die Umgebung. Selbst nachdem sie bestellt hatten—Gin Tonic und Bourbon Whiskey ohne Eis—fiel Sakura nichts auf. Das Ambiente war das übliche einer zwielichtigen Spelunke, die auf der Kippe zur Illegalität stand; verraucht, düster, alt. Auf der abgewetzten Tuchbespannung des Billardtisches rollte eine Kugel in die hintere rechte Ecktasche, gespielt von einem hageren Mann mit wildem Bart und zerfurchtem Gesicht. Niemand hier sah sonderlich schön aus. Die Besucher wirkten wie überzeichnete Figuren einer alten Mafia-Satire aus de Fünfzigern. "Kannst du etwas entdecken?" Naruto schüttelte den Kopf. Er nippte an seinem Bourbon, ein vier Jahre alter amerikanischer Blended Straight, dessen dunkle Honigfarbe das spärliche Licht einer Wandlaterne über ihm brach. "Wir sind hier falsch." "Wieso?" "Sieh dir die Kerle an", meinte er mit nicht unbedingt subtilem Kopfnicken in den Raum. "Es gibt Kneipen für die, die den Ton angeben, und Kneipen für das gemeine Volk. Kein Mitglied des organisierten Verbrechens, das etwas auf sich hält, würde hierher kommen. Nicht einmal die Mädchen hier sind hübsch." Naruto seufzte resignierend und trank den Rest seines Bourbons mit einem Schluck aus. "Verschwenden wir nicht unsere Zeit." Er wollte aufstehen, doch indem sie über den Tisch nach seiner Hand langte, hielt Sakura ihn zurück. "Warten wir noch eine halbe Stunde." Sie senkte ihre Stimme. "Es fällt auf, wenn wir schon gehen, Liebling. Lass uns noch ein wenig bleiben, ja?" "Wie könnte ich diesem süßen Gesicht widerstehen?", grinste er verschmitzt, nahm ihre Hand auf und verschränkte seine Finger mit den ihren. "Hey, Kellnerin, noch einen!" Er sah sie nicht einmal dabei an; seine blitzblauen Augen waren nur auf Sakura gerichtet. "Hör auf damit!", zischte sie. Sie spürte, wie unter ihrer gelassenen Maske errötete. Naruto hatte nie aufgehört, ihr spielerische Avancen zu machen. Keine ihrer Abweisungen hatte ihn davon abbringen können, sie auf eine neckende Art weiterhin zu umgarnen. Es war zu einem Spiel zwischen ihnen geworden, in dem es darum ging, wer zuerst aufhören würde. Sakura hatte nicht die Absicht, zu verlieren. Naruto nahm ihre peinliche Berührung erfreut zur Kenntnis. Es versüßte ihm den Tag, wann immer er sie ärgern konnte. Unter dem Tisch stupste er aus Langeweile ihren Fuß mit seiner Schuhspitze an, während sein Blick scheinbar ziellos in der Bar umherwanderte. Minutenlang schwiegen sie, jeder für sich in seinen Überlegungen versunken. Nichts geschah. Die bedeutungslosen Kleinkriminellen lachten harsch über obszöne Witze, betatschten die überschminkten Kellnerinnen, die sich gut zu wehren wussten—sie waren halbtags vermutlich Prostituierte—und spielten Poker, Billard oder Black Jack oder beschränkten sich darauf, mit angeblichen krummen Dingern anzugeben, die so gewiss niemals stattgefunden hatten. Bloß einmal wurden Sakura und Naruto hellhörig. "… dann hab' ich den Kerl am Kragen gepackt und gesagt: wenn du nicht bald mit meiner Kohle rausrückst, stopf ich dir meine Zigarre in den Arsch! Mit der Querseite voran, hab' ich gesagt! Und das kannst du deinem Boss von Uchiha auch ausrichten!" "Hast du nicht!", brüllte einer der umstehenden Männer. "Du Angsthase kannst nicht einmal deiner Frau sagen, sie soll deine Unterhosen waschen und da willst du uns erzählen, einem von Uchihas Männern den Marsch geblasen zu haben? Scheißkerl, lüg' uns nich' an!" Er spuckte abfällig auf den Boden. Der andere senkte seinen Enthusiasmus und kratzte sich den Kopf. "Hab' mich wohl geirrt, kann mal vorkommen auf die alten Tage. Dann war's der Kerl von 'nem and'ren." Naruto gähnte und lehnte sich wieder zurück. Als der hässliche Kriminelle von Uchiha gesprochen hatte, war er unwillkürlich ein Stück nach vorne gerückt. Um es zu kaschieren, hatte er Sakuras Arm gestreichelt, was sie argwöhnisch beäugt hatte. "So ein Reinfall. Ich will nicht mehr hier rumsitzen. Wir sollten woanders suchen." "Irgendwo müssen wir anfangen. Normalerweise haben wir detaillierte Informationen, das gebe ich zu. Arbeitsplätze, Wohnorte, Stammlokale, die wir abklappern können. Unser Wissen hier beschränkt sich auf eine Quelle, die behauptet, Uchiha hier vor einigen Wochen gesehen zu haben." "Also warten wir, bis wir etwas aufschnappen", äffte er ihren Lehrmeisterton mit verzogenem Gesicht nach. "Ich weiß. Aber es ist so langweilig! Ich bin ein Schläger, kein Spion. Wenn ich niemanden verprügeln darf, werde ich unruhig. In meinen Fingern juckt es schon!" "Du bist gestern vierundzwanzig geworden, also reiß. Dich. Zusammen. Sieh an, du bekommst deinen Spaß." Aus den Augenwinkeln hatte Sakura schon in der letzten Stunde bemerkt, wie zwei Männer und eine Frau sie beäugten. Nicht sie per se, sondern Naruto und sie. Dies war eine Stammkneipe, in der man sich kannte. Neulinge waren außergewöhnlich. "Hey", brummte der Größte des Trios. Er trug ein löchriges Tanktop, das mit Fett und Ketchup befleckt war und sein Körper war größtenteils in Bandagen gewickelt. "Ihr da drüben." Sakura verfiel bewusst in fadenscheiniges Geplapper über das neue Paar Schuhe, das sie sich morgen kaufen würde. Sie war kein Anfänger. Diese Leute musste man reizen, um sie kleinzukriegen. Je verdächtiger man sich machte, umso besser. "… mit grünen Riemchen. Ich denke, sie passen gut zu den Jeans, die ich im Schaufenster gesehen habe. Die Fortsätze der Taschen sind mit grünem Karomuster verziert, weißt du?" "Hey, seid ihr taub, oder was?" Der bedrohlich wirkende Mann mit dem krummen Gang ließ seine Faust auf den wackeligen Tisch herab donnern, sodass die halbleeren Gläser auf ihm zu Boden fielen. Die alkoholischen Getränke verteilten sich auf dem dreckigen Boden, wo sie, vermischt mit allerlei anderen rückständischen Flüssigkeiten, einen beißenden Geruch absonderten. "Du hast meinen Whiskey verschüttet", informierte Naruto ihn durch zusammengebissene Zähne. "Wie willst du das wieder gut machen?" Alle Augenpaare waren auf die Szene am hinteren Ende der Bar gerichtet, wo sich der blonde Neuling von seinem Stuhl erhob und sich zwischen seine rosahaarige Freundin und die drei auf Krawall gebürsteten Typen stellte, einen Arm schützend von sich gestreckt. "Wieder gut machen? Das ist ja niedlich", höhnte Links Hinten; eine schwarzhaarige Frau. Sie schlug mit Rechts Hinten ein und trat so nahe an Naruto heran, dass er nur mehr eine Nasenlänge dazwischen passte. "Jetzt hör mal zu, Zwerg, das ist unser Revier. Kleine Neunmalklug haben hier nichts zu suchen, also nimm deine Süße und hau ab, bevor wir dich zusammenfalten." "Hör auf, Kin! In dieser Bar sind Schlägereien verboten!", mahnte eine mutige Kellnerin. "Wenn ihr euch prügeln wollt, geht hinaus!" "Komm schon, lass uns ein wenig Stimmung machen! Dosu, Zaku. Mischen wir sie auf." Sie trat einen Schritt zurück, um in Kampfposition zu gehen, doch Naruto hatte bereits nach ihrem Handgelenk gelangt, das er verdrehte und mit ihm ihren ganzen Körper. Jauchzend ging sie zu Boden. Rechts Hinten, der, den sie Zaku genannt hatte, warf sich auf ihn, doch Naruto schleuderte ihn mit einem gezielten Griff vor Sakura auf den Tisch, die erschrocken aufsprang. Der letzte des Trios stand weiterhin still. "Willst du deine Lektion friedlich oder auf die harte Tour lernen?", fragte Naruto laut genug, damit jeder Anwesende ihn hören konnte. "Meine Freundin und ich wollten hier nur etwas trinken und auf jemanden warten. Jeder, der es wagt, uns erneut zu behelligen, wird weniger glimpflich davon kommen. Mein Name ist Uzumaki Naruto und ich suche Uchiha Itachi. Wenn er hier auftaucht, erwarte ich, sofort verständigt zu werden." Er schob dem übrig gebliebenen Angreifer eine Visitenkarte in den Ausschnitt, wo er sie festklopfte. Mit heiterem Lächeln, als sei nie etwas gewesen, legte er seinen Arm um Sakura und führte sie auf die Straße in die kühle Nachtluft. Es war kaum nach Mitternacht und Naruto hatte mal wieder alles auf eine Karte gesetzt. Sakura stöhnte. Sie würde hier sterben. Ganz bestimmt. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)