Gins Kindheit von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 22: Das Wichtigste in meinem Leben ------------------------------------------ Vor einem Monat war Shin vier Jahre alt geworden und heute sollte ich ihn zum Boss bringen, damit er sein erstes richtiges Training absolvieren konnte. Heute Morgen hatte ich Shin darüber aufgeklärt. Seitdem war er schlecht drauf, aber so leid es mir tat, konnte ich nichts an der Entscheidung des Bosses ändern. Zuvor waren wir noch im Supermarkt. Während ich einkaufte, lief Shin langsam hinter mir her. „Papa?“ „Ja, was ist, mein Kleiner?“ „Ich will nicht zum Boss.“ „Shin, fängst du schon wieder damit an? Ich habe es dir schon mal erklärt, warum wir dahin müssen und jetzt ist es auch langsam mal gut.“ „Aber ich will wirklich nicht.“ „Shin, es reicht mir.“ „Pah.“ Shin streckte mir die Zunge raus und drehte sich von mir weg. „Was soll das denn jetzt? Wenn du das noch mal machst, dann gibt es heute Abend kein Fernsehen mehr, klar?“ „Ja.“ Ich nickte noch einmal und ging dann weiter, Shin immer hinter mir. Nachdem wir an der Kasse gestanden und alles bezahlt hatten, liefen wir zum Auto. Ich setzte Shin in seinen Sitz, schnallte ihn an und packte die Einkäufe in den Kofferraum. Wir waren gerade losgefahren, da fing der Kleine schon wieder an. Mann, er konnte manchmal so nervig sein. So gut es ging, versuchte ich, ihn zu ignorieren und mich auf die Straße zu konzentrieren. „Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht.“ Nun fing er auch noch an von hinten in meinen Sitz zu treten. Als wir an einer Ampel standen, drehte ich mich zu ihm. „Es reicht jetzt. Ich warne dich! Wehe du machst das noch einmal! Hast du verstanden?“ Mein Sohn sah mich kurz an und drehte sich dann wieder ganz patzig von mir weg. „Ich habe dich etwas gefragt. Hast du mich verstanden, Shin?“ „Ja, habe ich.“ „Gut.“ Ich fuhr weiter, bis zu meiner Wohnung und räumte die Einkäufe in die Schränke. Als ich fertig war, sah ich auf die Uhr. Wir sollten in einer Stunde beim Boss sein. Mein Bruder war schon früher losgefahren, da er noch einen Auftrag hatte und ich war nun auch der Meinung, dass es Zeit wäre, sich auf den Weg zu machen. Ich lief in sein Zimmer, um ihm Bescheid zu sagen. „Shin, wir fahren gleich. Bitte benimm dich, wenn wir da sind.“ „ICH WILL ABER IMMER NOCH NICHT.“ „Glaubst du, dass du mit Schreien etwas erreichst. Du weißt ganz genau, dass du mitkommen musst.“ „Aber ich will wirklich nicht Bitte Papa, lass mich hier.“ „Nein, Schluss jetzt.“ Ich drehte mich um und wollte zur Tür hinaus, als Shin mir eines seiner Spielzeugautos in den Rücken warf. Wütend und erschrocken drehte ich mich um und sah ihn böse an. Das hatte er mit mir zum ersten und zum letzten Mal getan. „Was soll das?“ „Ich will nicht mit und du bist doof, Papa.“ Shin wollte schon wieder mit einem Spielzeugauto nach mir schmeißen, aber ich war schneller und hielt ihn am Handgelenk fest. „Ich sage es dir noch einmal: Du hörst jetzt sofort auf, mit deinen Sachen nach mir zu schmeißen und mich doof oder sonst was zu nennen. Hast du mich verstanden?“ „Nein, ich will nicht und du bist doof und alle anderen auch.“ Shin schrie immer noch rum und wollte auch nach mir treten. Meine Geduld war so langsam am Ende. Ich zog ihn an seinem T-Shirt hoch und verpasste ihm ein paar Schläge auf den Hintern. Ich weiß, ich wollte das nie tun. Shin war zuerst geschockt, weil ich das noch nie mit ihm getan hatte und er fing ganz leise und dann immer lauter zu Weinen an. Ich setzte ihn wieder ab und er sah mich mit Tränen in den Augen an. Mit seinen Händen versuchte er, sie wegzuwischen, aber es gelang ihm nicht, denn es wurden immer mehr. „Ich hoffe, du hörst jetzt auf mich.“ Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer. Verdammt was hatte ich getan? Ich wollte ihn niemals schlagen, nie so werden wie mein Vater. Das hatte ich mir geschworen und nun hatte ich ihm doch weh getan. Eine Viertelstunde später saßen wir dann im Auto und fuhren zum Boss. Shin hatte seit vorhin nicht einen Mucks mehr gemacht. Wir wurden sofort in die Villa gelassen und persönlich vom Herrn des Hauses begrüßt. „Na, Shin? Heute ist dein erster Trainingstag. Hast du schon Lust zu üben?“ „Ich weiß nicht, Boss.“ „Du weißt nicht? Wie dem auch sein, komm einfach mit.“ Die beiden verschwanden in den Keller, in dem auch ich früher viel Zeit verbracht hatte. „So Kleiner. Wir werden ganz langsam anfangen. Erst mal zeige ich dir, wie man mit einer Pistole richtig umgeht und ab nächste Woche wird dann Chianti zweimal wöchentlich mit dir üben. Shins Gesichtsausdruck verriet in dem Moment alles und ich wusste auch warum. Er konnte Chianti noch nie leiden. „Kann ich nicht mit Vermouth üben?“ „Nein die hat andere Dinge zu tun, deshalb wird Chianti das machen.“ „Mhm na gut.“ „Da das nun geklärt ist, wollen wir dann anfangen.“ Der Boss nahm sich eine kleine Waffe, zeigte Shin wie man sie richtig hielt und dann schoss er auf eine Zielscheibe. „So, du hast gesehen wie man es macht. Nun versuch es selber mal.“ „Muss ich? Ich will das nicht.“ „Ja du musst. Also los.“ Shin sah mich traurig an und ich nickte. Der Boss drückte ihm die Waffe in die Hand. „Versuch diese Zielscheibe zu treffen.“ Shin nickte und drückte ab. Durch die Wucht des Schusses wurde er nach hinten geschleudert und verfehlte sein Ziel. „Naja, du hast zwar nicht getroffen, aber versuch es nochmal. Bald wirst du auch nicht mehr nach hinten taumeln.“ Shin musste ganze zwei Stunden lang üben. Richtig zufrieden war der Boss nicht mit ihm, da er nur zweimal getroffen hatte, aber der Kleine war ja auch erst vier. Als wir zurück im Büro waren und auf den Sofas saßen, fing der Boss ein Gespräch mit mir an: „Nun Gin, leider hat dein Sohn dein Talent nicht gerade geerbt , aber wir werden schon noch einen unserer besten Killer aus ihm machen. Als mein Enkel erwarte ich, dass er brillant mit Waffen umgehen kann und ein hervorragendes Mitglied, ganz nach meinen Wünschen wird. Bring ihn ab jetzt immer montags und donnerstags um 15 Uhr hier hin.“ Ich nickte und der Boss nickte zurück. „Gut, du kannst jetzt gehen.“ Ich nickte wieder, stand auf, nahm meinen Sohn an die Hand und machte mich auf den Weg nach Hause. Die ganze Fahrt über hatte der Kleine nichts gesagt und als wir zu Hause waren, ging er sofort in sein Zimmer. Nach ein paar Minuten ging ich zu ihm. Er saß auf dem Boden und spielte mit seinen Autos. Ich setzte mich neben ihn. „Kleiner. Ich glaube, wir müssen mal reden.“ Er nickte und sah mich an. Ich nahm ihn auf meinen Schoss. „Hör mal, dass ich dich heute geschlagen habe, das tut mir wirklich leid. Ich wollte das niemals tun, aber heute hast du mir einfach keine Wahl gelassen. Ich wusste nicht mehr weiter. Weißt du, ich musste dich einfach zum Boss bringen. Er hat dieses Training von uns verlangt und es gibt nichts was wir dagegen tun können. Sich ihm zu widersetzen wäre fatal für uns. Deshalb mach es mir bitte nicht mehr so schwer. Ich würde am liebsten auch mit dir machen was ich will, aber der Boss ist nun mal der Boss. Er hat das Sagen in der Organisation. Ich hoffe, du verstehst das und kannst mir bitte verzeihen.“ „Ja, Papa und es tut mir leid, dass ich so frech zu dir war und nicht gehört habe.“ „Schon gut, mein Schatz. Ist jetzt alles im Lot zwischen uns?“ Ja, alles wieder gut.“ Shin lächelte mich an und drückte mir eines seiner Autos in die Hand. „Papa, spielst du mit mir?“ „Aber klar doch,“ sagte ich und nahm mir die Zeit für das Wichtigste in meinem Leben: Meinen Sohn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)