Gins Kindheit von Arya-Gendry ================================================================================ Kapitel 21: Vater ----------------- Ich war gerade mit Shin auf dem Weg vom Spielplatz nach Hause meinen freien Tag wollte ich ganz allein mit meinem Sohn verbringen. Shin wäre lieber noch draußen geblieben, doch es wurde schon bald dunkel. Als ich um die Ecke bog, stieß ich mit einem Mann zusammen. Ich wollte mich entschuldigen, doch dann traf mich der Schlag. Konnte das sein? „Hideaki, bist du das?“ „Vater?“ Ich konnte es nicht glauben. „Hideaki?“ „Ja, ich bin es. Was machst du hier?“ „Ich bin auf dem Heimweg. War bei einem Freund. Du hast dich ganz schön verändert, Junge.“ „Ja, das habe ich. Und, wohnst du immer noch in der gleichen Wohnung?“ „Ja. Aber sag, was hast du all die Jahre so gemacht und wie geht es deinem Bruder?“ „Uns geht es gut.“ Ich wollte noch etwas sagen, als sich Shin zu Wort meldete. Mein Vater hatte ihn noch gar nicht bemerkt. „Papa, wer ist das?“ „Nun, weißt du, Kleiner. Er ist mein Vater, dein Großvater.“ „Oh.“ Mein Vater sah Shin an und dann blickte er zu mir. „Du hast einen Sohn?“ „Ja, das habe ich.“ „Wie alt ist der Kleine denn?“ „Er ist drei.“ „Und wer ist seine Mutter?“ „Ich und sie sind nicht mehr zusammen. Sie hat uns verlassen, als er ein Baby war.“ „Ganz so wie deine Mutter es getan hat.“ Mein Vater beugte sich zu Shin runter. „Na, wie heißt du denn, Kleiner?“ „Ich heiße Shin. Hallo Opa.“ Mein Sohn lächelte, aber meine Vater starrte ihn nur an, ohne eine Mine zu verziehen. „Naja, dein Sohn scheint gut erzogen zu sein.“ „Ja, das ist er.“ Ich sah mir meinen Vater nochmal ganz genau an. Er hatte sich nicht verändert, außer dass er äußerlich gealtert war, aber ansonsten war er immer noch wie früher. „Ich gehe dann mal weiter, Hideaki. Du kannst morgen sehr gerne mit Manabu und Shin zu mir kommen.“ „Na gut. Um 14 Uhr komme ich vorbei.“ Mein Vater nickte nur und ging dann weiter. „Du Papa?“ „Ja?“ „Opa ist aber gar nicht nett.“ „Nein, nicht wirklich, mein Schatz. Aber das ist mir jetzt auch egal.“ Shin nickte und streckte seine Arme zu mir aus. Ich wusste genau was er wollte, deshalb nahm ich ihn auf den Arm und trug ihn nach Hause. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte gerade meinen Vater wiedergetroffen. Aber wieso war ich Idiot noch so nett zu ihm? Wie konnte ich nur zustimmen ihn zu besuchen? Naja, ich wollte wohl sehen, ob sich wenigstens etwas verändert hatte. Als ich nach fünf Minuten zu Hause angekommen war, ließ ich Shin wieder runter. Mein Bruder war nicht da. Er hatte den Tag genutzt, um zu verreisen, doch ich wollte nicht mitkommen. „So Shin, ab in die Badewanne.“ Mein Sohn freute sich riesig darauf zu baden und lief schon mal vor. Ich seufzte und ließ das Badewasser ein. Shin war schon ausgezogen. Ich nahm seine Sachen und schmiss sie in den Wäschekorb, dann lief ich ins Kinderzimmer, um schon mal den Schlafanzug zu holen. Als ich wieder kam, war der Boden im Bad voller Wasser. „Shin, ich hatte doch gesagt, du sollst aufpassen.“ „Tut mir leid, Papa.“ grinste der Kleine und spielte mit seinem Schiffchen. Ich schüttelte den Kopf und ging in die Küche, die ich mal wieder aufräumen musste. Als ich nach 15 Minuten wiederkam war der Boden noch mehr durchnässt, aber ich sagte nichts mehr dazu, ließ das Badewasser raus, nahm mir den Duschschlauch und begann Shins Haare mit Shampoo zu waschen. Zum Glück war er keines von diesen Kindern die Angst vor Wasser hatten und so fiel es mir immer leicht ihn zu duschen. Danach trocknete ich ihn ab, zog ihm seinen Schlafanzug an und sagte ihm, dass er sich die Zähne putzen solle, wobei ich ihm die ganze Zeit zusah, damit er es auch richtig machte. Gegessen hatte er vorhin schon genug, bevor wir auf dem Spielplatz waren. „So nun ab ins Bett.“ Shin verzog seinen Mund. „Ich will aber nicht schlafen. Ich bin doch noch gar nicht müde.“ „Nein, Kleiner. Es ist schon nach Acht. Komm, ich lese dir auch noch was vor.“ „Ich will aber nicht.“ „Es reicht mir. Komm jetzt, oder es gibt heute keine Geschichte.“ „Nein.“ Shin wollte an mir vorbeilaufen, aber ich schnappte ihn mir und nahm ihn in meine Arme. „Nein, Papa. Ich will noch nicht ins Bett. Lass mich los.“ Der Kleine fing noch lauter an zu quengeln. Er hatte schon Tränen in den Augen. Dann begann er auch noch wild um sich zu treten. „Ich will nicht schlafen.“ „SHIN, JETZT REICHT ES MIR. Du schläfst jetzt und Schluss.“ „Aber.....“ fing der Kleine an zu schluchzen. Ich ließ mich nicht beeindrucken, legte ihn in sein Bett, gab ihm einen Kuss und verließ das Zimmer. Doch kurz darauf, ging seine Tür schon wieder auf. „Shin, ich habe dir etwas gesagt. Ab ins Bett.“ „Ja, aber ich bin nicht müde.“ Ich schüttelte den Kopf und brachte ihn wieder in sein Bett. Der Kleine wollte gleich wieder aufstehen, doch ich hielt ihn fest. „Shin, wenn du jetzt nicht liegen bleibst, gehe ich nicht mehr mit dir auf den Spielplatz. Willst du das?“ „Nein.“ „Gut, dann schlaf jetzt bitte.“ Ich gab Shin noch einen Kuss, dann ging ich raus ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Mann, manchmal konnte mein Sohn echt nervig sein, aber er war wohl gerade im Trotzalter, in dem ich einfach etwas strenger zu ihm sein musste. Man kann ja schließlich nicht alles durchgehen lassen. Am nächsten Tag machten Shin und ich uns auf zu meinem Vater. Zugegeben, je näher ich seinem Haus kam, desto schlechter wurde mir, aber ich riss mich zusammen, schließlich konnte mir mein Vater nichts mehr antun. Ich war schon lange nicht mehr der kleine Junge von damals. Als ich vor seiner Wohnungstür stand, klingelte ich. Es war ein mulmiges Gefühl, bis mir mein Vater die Tür öffnete und mich gleich zu sich rein bat. Wir setzten uns im Wohnzimmer auf das Sofa und begannen zu reden. „Schön, dass du gekommen bist, Hideaki. Möchtet ihr Zwei etwas trinken?“ „Nein danke.“ kam es von mir und mein Sohn. „Der Kleine sieht dir ähnlich, Hideaki.“ „Ja, ich weiß, das sagen viele.“ Ich fing an mich im Raum um zu sehen. Viel hatte sich nicht verändert. Fast alles war noch so wie damals, als mein Vater mich rausgeschmissen hatte. „Nun Hideaki, wie es aussieht führst du ein anständiges Leben, nicht?“ „Mhm nun ja. Ich habe ein schönes Auto und eine schöne Wohnung, sowie einen gesunden Sohn. Mein Leben ist okay.“ „Ach so. Und wieso ist Manabu nicht mitgekommen?“ „Er ist im Urlaub, kommt erst in ein paar Tagen zurück.“ „Im Urlaub? Ihr beide müsst ja echt einen gute Arbeit haben.“ „Naja, zumindest ist er lukrativ, aber ich möchte jetzt nicht darüber reden.“ Mein Vater sah Shin an und auch dieser erwiderte seine Blicke. „Du, Vater, wieso wolltest du mich eigentlich heute wiedersehen? Du hast mich mit Vierzehn rausgeschmissen. Weißt du wie schwer ich es hatte? Ich habe verdammt gelitten.“ „Ich habe dir den Grund genannt und ich denke immer noch so.“ „Ach? Und wieso sollte ich dann hier her kommen? Kannst du mir das mal sagen?“ „Ich wollte sehen, ob du Geld hast. Eine kleine Entschädigung wäre nicht schlecht, dafür dass ich mich jahrelang um dich und deinen Bruder gekümmert habe.“ „WIE BITTE? HAST DU SIE NOCH ALLE?“ Shin zuckte kurz zusammen und ich streichelte ihm durchs Haar. „Ist das dein Ernst? Du willst Geld dafür haben, weil du dich um Manabu und mich gekümmert hast? Das ich nicht lache. Du hast dich einen Scheißdreck um mich gekümmert, hast mich auf die Straße gejagt und das nennst du kümmern? Dafür willst du Geld?“ „Papa, ich will nach Hause.“ meckerte Shin. Mein Vater sah ihn böse an. „Was hast du denn zu melden, du kleine Ratte? Hat man dir nicht beigebracht, dass kleine Kinder still zu sein haben, während Erwachsene reden? Also echt, Hideaki du solltest deinen Sohn mal richtig erziehen. Am besten behalte ich ihn mal für ein paar Tage hier. Dann wird er ein ganz anderes Kind sein.“ „Ja, das glaube ich dir aufs Wort.“ Shin hatte sich fest an mein T-Shirt gekrallt. Mein Vater fand das so lächerlich, dass er seine Hand erhob, um Shin von mir wegzuschlagen, doch ich hielt ihn am Arm fest. „Wag es dich nie wieder die Hand gegen meinen Sohn zu erheben, du Mistkerl.“ Ich drehte ihm den Arm um, bis er aufschrie und ein Knochen brach. Er wollte versuchen mich mit der anderen Hand zu schlagen, doch ich stieß ihn zu Boden. Auch wenn man niemals die Hand gegen seine Eltern erheben sollte, war es mir in dem Moment sowas von egal. Dieser Kerl hatte mich jahrelang verprügelt. „Na, wie fühlt sich das an, Alter? Weißt du, ab heute bist du nicht mehr mein Vater. Du bist für mich nur noch mein Erzeuger. Und wehe du kommst Manabu oder meinem Sohn zu nahe, dann ist eine gebrochene Hand das Harmloseste, womit du davon kommst.“ Ich nahm Shin auf meine Arme und lief mit ihm zur Tür. Dort kramte ich mein Portemonnaie hervor und schmiss ihm ein paar Scheine hin. „Hier hast du dein Geld. Damit kannst du dir ein Taxi rufen und zum Arzt fahren Tschüss.“ Schon hatte ich die Haustür zugeschlagen und war mit Shin auf dem Heimweg. „Papa, ich mag Opa nicht. Ich will da nie mehr hin.“ „Das musst du auch nicht. Vergiss ihn einfach.“ Shin nickte, kuschelte sich an meine Brust und schlief sofort ein. Mit meinem Vater hatte ich abgeschlossen, obwohl er es nicht wert war, dass ich ihn noch Vater nannte. Ich sah zu meinem Sohn, wie er so süß in meinen Armen schlief, mein kleiner Schatz, und konnte einfach nicht verstehen, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder schlagen, oder gar verkaufen. Ich könnte meinem Schatz nie so etwas antun, dafür liebte ich ihn einfach viel zu sehr. Er war neben meinem Bruder und Aki das Beste was mir je passiert ist. Zu meinem Bruder, beschloss ich, ihm niemals etwas von meiner Begegnung mit unserem Vater zu erzählen, damit er sich nicht unnötig aufregte und auch Shin versprach dichtzuhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)