Wilde Rose von Avialle ================================================================================ Kapitel 3: Teil 2 zensiert -------------------------- Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, das ich das zweite Kapitel zensiert hochladen könnte... Hier ist die zensierte Version. Es war bereits Abend und die letzten Strahlen der Sonne verschwanden, während Nobara in dem Zimmer saß und das letzte Kissen zerrupfte. Ihr war langweilig. Aber so was von. Im Schneidersitz saß sie auf dem Boden am Fußende des Bettes, um sich herum die anderen Kissen, die sie bereits massakriert hatte. Bei dem Reichtum hier wäre es nicht schwer, Neue zu kaufen. Daher hatte sie ihre Zurückhaltung was das feine Material anging schnell abgelegt. In einer trostlosen Bewegung ließ sie die Arme mit dem Bezug sinken. Kissen rupfen war nicht sehr befriedigend. Würden sie nach IHM riechen wäre es viel besser gewesen sie zu zerreißen, aber der feine Herr schien lange nicht zu Hause gewesen zu sein, sein Geruch hier war nur sehr schwach. Sie verzog das Gesicht als ihr Blick in Richtung Bad ging. Dort hing deutlich der Geruch des Öls in der Luft, das sie der Dienerin nachgeworfen hatte. Die sollten sie alle in Ruhe lassen! Ihrem Stand gemäß benehmen! Pah! Sie war keine hohe Dame – noch nicht. Hoffentlich würde das auch weiterhin so bleiben. Als die Tür auf ging wusste sie auch ohne hinzusehen, das Sesshomaru gekommen war. Stur blieb sie sitzen und widmete sich mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dem Kissen. Sesshomaru knurrte. Sie reagierte nicht auf ihn! Wenn sie wenigstens durch eine abwehrende Haltung zeigte, dass sie nicht erfreut war, aber sie tat nichts! Ignorierte ihn einfach und zerlegte weiter Kissen! Zumindest wusste er jetzt auch, dass sie anfing alles zu zerlegen, wenn ihr Beschäftigung fehlte… Auf sein Knurren hin sah sie doch zu ihm auf „Jetzt stell dich nicht so an, wegen den paar Kissen.“ Die Nasenflügel des Älteren bebten, doch NOCH zeigte er keine weitere Regung. Betont ruhig fragte er sie „War Seion da?“ „Seion? Die mit den schwarzen Haaren? So heißt sie also.“ Sie hatte sich nicht mal den Namen gemerkt. Machte sie das nur aus kindlichem Trotz oder war sie wirklich nicht gewillt, sich ihrem Schicksal zu fügen? Sesshomaru nickte nur. „Wenn du willst das ich den Buckel krumm mach und vor dir am Boden krieche, wie sie es anscheinend macht, hast du dich geschnitten.“ „Du spielst mit dem Feuer, pass auf das du dich nicht verbrennst.“ „Weil ich mich nicht einfach unterwerfe?!“ „Du solltest dich damit abfinden, dass dein altes Leben der Vergangenheit angehört. Gegen das Schicksal kann sich niemand wehren!“ Nobara sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren! Ich werde nicht zulassen, das mir mein Leben aus der Hand genommen wird!“ Langsam reichte es Sesshomaru. So war es unmöglich mit ihr auf einen grünen Zweig zu kommen! Ehe sie es sich versah stand er direkt vor ihr, die Augen von einem Hauch rot verschleiert. „Du wirst hier nicht weg kommen, ehe dich der Tod ereilt!“ Ihr erster Impuls war zurückweichen, doch ihr Körper gehorchte nicht. Vor Wut zitternd wartete sie ab, was er nun machen würde. Sie schlagen? Sie kannte es nicht anders. Wenn eine Frau sich so respektlos verhielt, wurde sie doch oft als Strafe geschlagen. Warum sollte es ihr nicht ebenfalls so ergehen? Innerlich machte sie sich daher darauf gefasst. Der Ansatz eines Lächelns stahl sich auf das Gesicht des Älteren. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Seine ‚Bestrafung‘ würde nicht so ausfallen, wie sie es erwartete. Langsam beugte er sich zu ihrem trotzig nach oben gerecktem Gesicht. Leider zu spät erkannte sie sein Vorhaben, bevor sie reagieren konnte passierten mehrere Dinge auf einmal. Zum Einen legte sich ein Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während die freie Hand an ihrem Nacken lag, um sie dort zu fixieren. Das – für sie – Schlimmste von allem: Seine Lippen auf ihren. Sesshomaru zog sie näher zu sich, passte aber auf, das er sie nicht an seinen Brustpanzer drückte und somit verletzte. Dabei nahm er ihre zwei komplett gegensätzlichen Reaktionen wahr. Während ihr Körper sofort auf ihn reagierte und sich an ihn schmiegte, war in ihren Augen absoluter Widerstand zu sehen. Nur sie war noch viel zu jung, als das sie sich gegen ihren Instinkt hätte durchsetzen können. Die Hand an ihrem Nacken ließ los und fuhr ihre Wirbelsäule hinab. Selbst durch den Stoff hindurch konnte er jeden einzelnen ihrer Wirbel fühlen. Viel zu mager, sie würde zunehmen müssen, schon allein der Gesundheit wegen. Er ließ von ihr ab und musterte sie. Sie zitterte immer noch, aber nicht mehr vor Wut. Gut so. Bevor ihr Kopf wieder klar werden konnte, entledigte er sich seines Brustpanzers. Achtlos fiel dieser zu Boden. Er zog sie wieder bestimmend zu sich, da ihn nichts mehr behinderte und küsste sie abermals, fordernder als zuvor. Vorsichtig biss er ihr in die Lippe. Wie erhofft öffnete sie ihren Mund und er konnte mit seiner Zunge eindringen. Der Ansatz eines Knurrens formte sich in ihrer Kehle, war jedoch mehr zu spüren als zu hören. Warum tat ihr Körper nicht das, was sie wollte?! Sie kam sich wie eine Zuschauerin in ihrem eigenen Körper vor! Egal wie sehr sie sich auflehnte, sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Körper noch mehr an Sesshomaru schmiegte und sich ihre Hände wie von selbst um seine Schultern schlangen. Nobara zuckte zusammen, während seine Hände über ihren Rücken und Seiten strichen. Aber nicht weil es ihr missfiel – sie genoss es. Gegen ihn hätte sie sich vielleicht etwas zu Wehr setzen können, es heraus zögern, doch gegen sich selbst war sie machtlos. Der Instinkt war einfach zu stark. ~ Fünf Wochen später ~ „Nobara-sama, hört ihr mir zu?“ Die Angesprochene schreckte hoch und wandte sich vom Fenster ab zu Seion. „Was?“ Die Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf „Es reicht für heute.“ Damit verbeugte sie sich tief und ging. Nobara drehte sich wieder um und sah hinaus. Ihre Gedanken wanderten – wie so oft – zurück zu dieser Nacht. Sie hatte sich am nächsten Morgen miserabel gefühlt. Ihre vollkommen zufriedene Bestie war einfach nicht zum Aushalten gewesen! Ziemlich schnell hatte sie bemerken müssen, dass sie hier nie wieder raus kommen würde. In den letzten fünf Wochen war sie die meiste Zeit hier in diesem Zimmer gewesen. Das Schloss selbst hatte sie nicht verlassen. Keine frische Luft, kein Wind der ihr durchs Haar fuhr. Sie war kein Vogel im Käfig, oh nein. In einem Käfig hätte sie zumindest den Wind durch die Gitter hindurch spüren können. Ein einziges Mal hatte sie die Möglichkeit gehabt, durch ein offenes Fenster im Gang nach draußen zu gelangen. Sie hatte sie nicht genutzt. Warum? Weil Sesshomaru bei ihr gewesen war. Sie war sich sicher, das war Absicht gewesen, um zu testen, ob sie brav war. Sie hatte es in Erwägung gezogen, trotz seiner Anwesenheit raus zu springen, aber der nötige Befehl hatte nie ihre Beine erreicht. Es war einfach nicht zum Aushalten! Ebenso wenig wie, dass penibel darauf geachtet wurde, dass sie zunahm. Sogar ein Heiler war da gewesen und hatte gemeint, sie sei krankhaft untergewichtig. Was erwarteten die denn bitteschön?! Der Heiler hatte dummerweise eine Bemerkung gemacht, für die er anscheinend einen hohen Preis bezahlt hatte – sie hatte seither nichts mehr von ihm gehört und auf ihre Nachfrage hin, was mit ihm sei, bekam sie keine Antwort. Sesshomaru war im Raum gewesen, als der Heiler fertig war und sein Fazit abgab. Dabei war unter anderem die Bemerkung gefallen, wenn sie wirklich in absehbarer Zeit einen Welpen austragen solle, müsse sie zuerst etwas auf die Rippen bekommen. Für sie ein eindeutiger Hinweis, warum so genau darauf geachtet wurde, das sie zunahm. Für den Heiler wohl sein Todesurteil. So wie es in den gehobenen Häusern zuging, schien ihr eine andere Alternative, was sein Schicksal anging, unwahrscheinlich. Wo war sie nur gelandet? Still seufzte sie. Es wäre bald Abend. Gegen Abend kam ER. Das Schlimme daran war, dass sie nie wusste, was passieren würde. Mal ließ er sie in Ruhe und sogar allein im Bett schlafen, ein andern mal hielt er sie die halbe Nacht lang wach. Nobara hatte sich zumindest daran gewöhnt, das Lager mit ihm zu teilen – wohlgemerkt dann, wenn IHM danach war. Jegliche andere Situationen versuchte sie zu vermeiden. Sie badete nur dann, wenn sie wusste, dass er nicht kommen würde. Umziehen wenn er da war, war auch ein absolutes Tabu für sie. Gut, er hatte eh schon alles an ihr gesehen, aber… Nein, sie konnte es einfach nicht. Wer konnte auch sicher sagen, dass er nicht auf bestimmte Gedanken kommen würde? Sie ging vom Fenster weg zum Bad. Dort hing der einzige Spiegel ihres Käfigs. Ihre Mundwinkel zuckten bei dem Versuch, ein trauriges Lächeln zu Stande zu bringen. Lächeln konnte sie seit jener Nacht nicht mehr. Da stand sie nun. Die Haare nicht länger wild und ungepflegt, sondern seidig glatt und mit einer Schere war ein anständiger Schnitt rein gebracht worden. Sie öffnete den Obi ihres leichten Kimonos, den sie nachts trug, um ihren Körper betrachten zu können. Ihre Haut war weich und gepflegt, nicht mehr trocken und rissig. Ihre Rippen traten nicht mehr so deutlich hervor wie vor einigen Wochen noch. Ihre leicht eingefallenen Wangen waren ebenfalls verschwunden… Nach der Bemerkung mit dem Welpen hatte sie aufgehört zu Essen. Denn in ihren Augen war dies die einzige Möglichkeit gewesen, zu verhindern, dass er sie bei ihrer nächsten Läufigkeit deckte. Zwei Tage hatte er es still mit angesehen. Am Dritten hatte er sie höchstpersönlich Zwangsgefüttert. Das hatte er ein zweites und ein drittes Mal getan, danach brauchte er es nicht mehr machen. Sie hatte sich gefügt und angefangen selbst zu Essen. Abermals seufzte sie tief. Eine ganze Woche nach dieser Nacht war sie jeden Tag alleine in ihrem Zimmer gesessen, jede Nacht allein dort gelegen. Selbst das Essen war ihr gebracht worden, ohne ein Wort zu sagen. Tür auf, das Tablett mit Essen rein geschoben, Tür zu. Sesshomaru hatte alle zwei Tage die Spuren ihrer Zerstörung beseitigen lassen, aber nichts davon ersetzt. Selbst die zwei Diener, die aufräumen durften, hatten ihre Arbeit schnell und ohne ein Wort zu reden erledigt. Schnell war nichts mehr da gewesen, das sie auseinander nehmen konnte, bis auf eine Decke, die sie aber nicht anrührte, weil sie diese zum Schlafen brauchte. Irgendwann hatte sie nachgegeben, war zur Tür gegangen und hatte, wohl wissend, dass die Wachen vor der Tür sie hörten, gesagt das Seion kommen konnte. So verzweifelt war sie gewesen und hatte Beschäftigung gebraucht. Das war der Anfang von ihrem Ende gewesen. Nobara hatte sich gefügt, versuchte sich die Lektionen zu merken, die sie von Seion bekam. Tat sie es nicht, wurde sie wieder auf Entzug gesetzt. Benahm sie sich und machte etwas so, wie sie es sollte, wurde sie dahingehend belohnt, das sie sich Kleinigkeiten aufs Zimmer bringen lassen durfte. Ein Straus Blumen von draußen zum Beispiel. Der Duft der Freiheit in ihrem Gefängnis. Dafür tat sie so Einiges. Ihr Blick ging schon lange ins Leere. Sie kehrte erst wieder zur Realität zurück, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Augenblicklich bereute es die junge InuYoukai, sich zur Tür gedreht zu haben. Denn dort stand – natürlich – Sesshomaru, der dank des offenen Kimonos eine wunderbare Aussicht hatte. Schnell schloss sie den Kimono und sah ihm so trotzig wie sie es noch konnte entgegen. ~ Mitte Herbst ~ Stumm, mit gesenktem Blick, folgte Nobara ihrem Gefährten durch die Gänge. Sie kannte sich immer noch nicht aus, zu selten kam sie am Anfang aus dem Zimmer und jetzt interessierte sie es nicht mehr. Seine Stimme durchbrach unangenehm die Leere, die in ihrem Kopf herrschte „Benimm dich.“ „Hai, mein Herr“, antwortete sie nur tonlos. Kaum sichtbar warf Sesshomaru seiner Gefährtin einen besorgten Blick über die Schulter zu. Sie so zu sehen gefiel ihm überhaupt nicht. Sie war zwar so, wie es sich für eine Frau gehörte, aber sie erinnerte ihn mehr an eine Blume, die gepflückt und in eine Vase gestellt worden war, um dort langsam zu verwelken. Das sie auf eine derart unnötige Aussage ohne nachdenken gehorsam antwortete war alles Andere als gut. Er hatte sie tatsächlich gebrochen. Zu spät hatte er begriffen, was er ihr damit antat. Das ausgerechnet IHM so ein Fehler passieren konnte! Denn ein Fehler war es ohne Zweifel, auch wenn er es niemals zugeben würde. Nur als er diesen Fehler beging, war er sich dessen nicht bewusst gewesen. Sie war läufig gewesen. Hatte sich alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass er es nicht roch. Natürlich hatte er es trotzdem gemerkt. Er hätte es lassen sollen, als sie weinte und flehte, er solle ihr Zeit lassen. Aber all ihr Flehen hatte nichts genutzt, gegen das was der Geruch in ihm ausgelöst hatte. Hätte er an dem Abend gewusst, was für Folgen sein Handeln hätte, er wäre zur Tür hinaus und hätte seine eigenen Räume so lange nicht betreten, bis es vorüber war. So aber war es dazu gekommen, dass er sie deckte. Seitdem war sie so. Willenlos. Eine Hülle, nicht mehr. Die Hülle, in der einmal seine Gefährtin gesteckt hatte. Vor zwei Monaten noch dachte er, dass sie sich wieder fangen würde, so unmöglich war es im erschienen, ihren Willen zu brechen. Doch auch in diesem Fall hatte er sich geirrt. Er hatte in der Zwischenzeit alles versucht, um sie aus ihrer Apathie zu reisen. Hatte, unter Anderem, seine Diener alles Mögliche heran schaffen lassen, das sie noch nicht kannte, in der Hoffnung, diese kindliche Neugier, die er am Anfang als störend empfand, wieder zu erwecken. Auch hatte er ihr massenhaft Blumen aufs Zimmer bringen lassen, deren Duft sie immer gemocht hatte. Die Wachen vor der Tür waren längst überflüssig geworden. Seion und Sunao hatten mehrmals versucht Nobara zu einem Rundgang zu bewegen, doch diese ließ sich zu nichts mehr motivieren. Das erhoffte Ergebnis trat einfach nicht ein. Wenn sein heutiger Versuch nicht gelang, wusste er endgültig nicht mehr weiter. Doch noch hoffte er. Immerhin sollte sie das bekommen, was sie zu Anfang mehr als alles andere wollte. Es musste einfach funktionieren. Er trat hinaus auf den Hof. Ihre Schritte verstummten. Sesshomaru drehte sich zu ihr um. Genau an der Schwelle war sie stehen geblieben. Er ahnte, wo das Problem lag. Immerhin hatte er selbst gesagt, dass sie das Schloss nicht verlassen durfte. „Du darfst raus.“ Zögerlich setzte sie einen Fuß heraus. Wartete dann auf seine Reaktion. Als keine kam folgte der Andere und sie stand nach so langer Zeit wieder außerhalb des Gebäudes. „Komm mit.“ Abermals ein Zögern, bevor sie wieder zu ihm aufschloss und folgte. Sesshomaru ging voran in den Garten, Nobara dicht auf den Fersen. Wind kam auf und spielte mit ihren Haaren. Ein vertrautes Gefühl für die Youkai und zum ersten Mal seit zwei Monaten zeigte sich eine Gefühlsregung in ihren Augen. Sie schloss die Augen, atmete tief den Geruch um sich herum ein und genoss dieses Gefühl. Irgendwann öffnete sie die Augen wieder und sah direkt in die ihres Gefährten, der sie aufmerksam beobachtete. Er schien auf irgendwas zu warten, doch von ihr kam Nichts. Stattdessen senkte sie hastig den Blick. Er blieb eine Stunde mit ihr draußen, beobachtete sie und suchte nach Anzeichen dafür, dass sie zurück war. Freude darüber, wieder an der frischen Luft zu sein, Gemecker weil er sie geschwängert hatte, Gezeter weil sie erst jetzt raus kam, wo der Sommer, die schöne, warme Jahreszeit, zu Ende war – ihm wäre alles recht. Eine Böe brachte eine frische Brise mit sich und ließ Nobara frösteln. „Ist dir kalt?“ Kurz sah sie auf, blickte aber sofort wieder zu Boden. Fast unhörbar hauchte sie „Können wir wieder rein?“ Wäre er kein gestandener Mann, er würde die Schultern hängen lassen und laut aufseufzen. So aber nickte er nur und ging mit ihr im Schlepptau zurück ins Schloss. In ihrem Zimmer angekommen beobachtete er, wie sie zum Bett ging und sich darauf nieder ließ, die Augen geschlossen. Sie brauchte wohl etwas Ruhe, daher verließ er den Raum. Kaum das er draußen war, richtete sich Nobara auf und ging ans Fenster. Es war gerade erst Vormittag. Die Zeit im Garten hatte gereicht, damit sie wieder teilweise zu sich selbst fand. Es war aber auch noch etwas Anderes in ihr erwacht. Mit der Hand strich sie sich über ihren Bauch. Noch sah man nichts. Der Welpe konnte nichts dafür. Doch das hinderte sie nicht an dem Plan, der in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie wollte nicht noch einmal eine willenlose Puppe werden. Nicht mit ihr. Sie hatte zumindest teilweise wieder ihren eigenen Willen und den würde sie durchsetzen, so lange sie konnte. Mit einem wehmütigen Ausdruck auf dem Gesicht wandte sie sich vom Fenster ab. Sie wusste genau, was sie jetzt tun würde. Was es für sie und ihren Welpen bedeutete. Doch für sie war es der einzige Ausweg. „Sunao!“ Es dauerte nicht lange und ihre Dienerin betrat den Raum, kniete sich nieder und wartete auf ihre Befehle. „Geh zu meinem Gefährten und sage ihm, dass ich mich über ein paar Rosen freuen würde!“ „Hai, Nobara-sama“, ohne weiter Fragen zu stellen verschwand Sunao aus dem Zimmer. Die junge Hündin ging wieder zum Fenster. Sie sah raus, über die Mauer hinweg. Bald wäre sie frei. Sie wusste nicht, wie lange sie wartete, doch schließlich betrat Sunao wieder den Raum. In den Händen trug die Dienerin eine Vase mit ein paar roten- und rosafarbenen Rosen darin, die ihre beste Zeit eindeutig hinter sich hatten, alles in allem aber noch recht annehmbar aussahen. Wie passend. „Verzeiht, aber mehr gibt es nicht mehr.“ Nobara winkte ab „Bitte richte meinen Dank aus. Des Weiteren möchte ich nicht gestört werden!“ Ohne ihre Irritation zu zeigen stellte Sunao die Vase ab und verschwand eilig. Bei ihrem Herrn angekommen richtete sie diesem den Dank seiner Gefährtin aus. Sesshomaru nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. Ein gutes Zeichen – glaubte er. Ohne es auch nur im Ansatz zu ahnen, irrte sich der DaiYoukai abermals. Nobara nahm die Rosen und drapierte sie auf dem Bett. Danach ging sie ins Bad, nahm sich eines der Tücher und legte es unter den Spiegel. Ein Weiteres wickelte sie um ihre Hand und schlug zu. Sie brauchte ein paar Versuche, doch schlussendlich wurde der Spiegel von genug Rissen durchzogen. Als Nächstes versuchte sie ein geeignetes Stück für ihr Vorhaben heraus zu lösen. Scherben lösten sich und fielen zu Boden, der Ton des Aufpralls wurde vom Tuch verschluckt. Endlich hielt sie eine Scherbe in den Händen, die den vorgesehen Verwendungszweck sicherlich erfüllen würde. Immer noch mit dem Tuch die Scherbe haltend ging sie zurück in das andere Zimmer. An der Scherbe schnitt sie sich einen Finger auf, kletterte aufs Bett und schrieb mit ihrem Blut eine Botschaft an die Wand. Danach ließ sie sich auf dem Bett, auf ihrer Seite, nieder und achtete darauf, dass die Rosen um sie herum lagen. Das Tuch ließ sie unter der Decke verschwinden, es sollte ihr Kunstwerk nicht ruinieren. Mit der bloßen Scherbe in der Hand legte sie sich hin, atmete tief durch. Wollte sie das wirklich? Noch konnte sie einen Rückzieher machen. Sie könnte sagen es sei ein Unfall gewesen, für die Worte an der Wand würde ihr sicher auch etwas einfallen... Nobara unterbrach ihre eigenen Gedanken. Sie war gerade Herr ihrer Sinne. Das musste sie nutzen, so lange sie konnte. Auch wenn sie damit dem unschuldigen Wesen in ihrem Bauch die Möglichkeit zu Leben nahm, auch wenn sie Sesshomaru um seine Familie betrog. Es war ihr Recht. Sie würde wieder frei sein. Mit diesem Gedanken schloss sie die Augen, umfasste die Scherbe fester und rammte sie sich selbst ins Herz. Sesshomaru sah aus dem Fenster. Er hatte am Mittag einen kurzen Schmerz im Herzen gespürt, der aber ebenso schnell ging wie er kam. Seitdem lastete eine bleierne Schwere auf ihm. Er schüttelte den Kopf. Alles Einbildung. Stunden nach diesem Schmerz erhob er sich also, um in das gemeinsame Zimmer von ihm und Nobara zu gehen. Mit jedem Schritt wurde die Last auf seinen Schultern größer, jeder Schritt schwerer. Irgendetwas war mit ihr geschehen, dessen war er sich jetzt sicher. Nur was war am Mittag passiert? Er schob die Tür auf. Der Geruch von Rosen und Blut lag im Raum, überdeckte alles andere. Unfähig sich schneller zu bewegen, ging er fast schon wie in Zeitlupe auf das Bett zu. Bevor er darauf sah, sah er die Worte an der Wand. Gefangen im Leben. Frei im Tod. Dann ging sein Blick nach unten, zu seiner Gefährtin. Sie hatte das, was er ihr in ihrer ersten Nacht sagte, wörtlich genommen. Nobara lächelte. Er hatte sie noch nie Lächeln gesehen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, sank er auf die Knie. --- Na, wer hat das Zitat von Schiller gefunden? Richtig. es ist dieser Satz hier: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren. Des weiteren möchte ich anmerken, das ich mit dem Ende keinesfalls sagen will, das man Selbstmord begehen soll! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)