Twisted Minds von Ari-pon (KaixUruha, Ruki) ================================================================================ Kapitel 2: einen Tick komplizierter ----------------------------------- Kai blieb sofort in seiner Bewegung stehen. Wie zur Hölle hatte es funktioniert, dass Uruhas Laune noch schlechter geworden war?! Und so musste er nun den ganzen Tag arbeiten? Tief holte Kai Luft und fixierte dabei einen Punkt an der Wand, ehe er sich langsam wieder zu dem Anderen umdrehte. „Hör zu, Uruha.“, begann er ruhig. „Ich hab wirklich keine Lust, dass wir den ganzen Scheiß von heute Morgen und vor allem den von vor ein paar Wochen nun auch noch mit auf die Arbeit schleppen! Darunter muss nun wirklich nicht die Band leiden! Und vor allem nicht das Bandklima. Was nach der Arbeit ist, können wir so austragen, aber ohne die Anderen da mit reinzuziehen. Ok?“ Kai versuchte seine Professionalität spielen zu lassen, allerdings merkte man ihm an, dass er sich stark zusammenriss, denn seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Mimik stark kontrolliert. „Wenn du das allerdings anders siehst, dann können wir gerne vor die Tür gehen und das dort wohl lautstark klären!“ Auch wenn Kai es nicht aussprach, aber man merkte, dass ihm das Wohl der Band gerade vor ging. Was mit der Freundschaft zwischen ihm und Uruha war, stellte er erst mal hinten an. So schmerzhaft es auch war, denn früher oder später würde so eine Zickerei auch die Band belasten. Und genau das war das letzte was Kai wollte – die Band verlieren. „Können wir uns also wenigstens hier wie Erwachsene benehmen und den ganzen restlichen Kindergarten danach besprechen – oder auch nicht besprechen, denn du scheinst ja wirklich ein Meister darin zu sein, irgendetwas totzuschweigen!“ Letzteres hatte er nicht aussprechen wollen, denn wenn er die Sekunde danach darüber nachdachte, könnte der Satz alles noch schlimmer machen. Aber er wollte nun wenigstens für die nächste Zeit einen Kompromiss finden, auch wenn es nur eine vorübergehende Einigung werden würde. Dass die Anderen das alles auch noch mitbekamen war ihm nun auch recht egal. Sie hatten eh schon lange bemerkt, dass zwischen den Beiden etwas in der Luft lag, das sich so schnell nicht beseitigen ließ. Und wie es schien, spannen Aoi und Ruki schon Geschichten, so nah wie sie beieinander standen und leise tuschelten. Was, das konnte Kai nicht verstehen, denn er schaute Uruha immer noch fest in die Augen, wartete auf eine Reaktion. Je nachdem, wie diese ausfiel, würde die Zeit hier noch angenehm werden oder zur puren Apokalypse. Kai hatte alle Karten auf seiner Seite, bis der Begriff 'Kindergarten' fiel und Uruhas geschwungener Mund an den Mundwinkeln bedenklich zu zucken begann. Wenigstens hier wie Erwachsene?... Kindergarten?..... Der wagte es allen Ernstes, ihn vor dem Rest der Band auch noch wie einen ungezogenen Bengel zu behandeln?! Sich als der Erwachsene aufzuspielen, nur weil seine Arroganz seine eigene offensichtlich um ein Vielfaches überragte?! Ungeachtet dem Getuschel und Reitas erstaunlich konzentriertem nicht vorhandenen Melodiespiel an dem plötzlich wahnsinnig interessant gewordenen Bass bekam Kai die Antwort, die jemand nunmal bekam, wenn er jemanden wie Uruha lange genug provoziert hatte. Der Griff am Kragen war noch keine große Sache, das mitziehen dann schon eher, bei dem sogar Reita verblüfft von seinem Ich-bin-unsichtbar-Spiel aufsah. Es brauchte nur Sekunden bis Uruha mit ihm den Raum verlassen hatte und die Tür schloss. Lautstarke Klärung brauchte er nicht, definitiv nicht. Stattdessen traf Kai ein Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. "Das war für die Bloßstellung eben....", grollte er, während er die Faust in der Hand rieb. Der nächste Schlag folgte recht schnell, danach der übernächste. Kraftvoll, keine Rücksicht auf Kai nehmend. "Für dein arrogantes Verhalten heute morgen!!.... Für deine unverschämten Kommentare als würdest du mich dir unterordnen.... FÜR DEIN BEGRAPSCHEN!!!", fluchte er in den Schlägen, ehe er die Hand erneut rieb. Scheiße, tat die weh. "Du hälst lieber die Klappe über 'vor ein paar Wochen'! Sonst schwör ich dir, dass dir mehr als dein Gesicht wehtun wird!", ranzte er, ehe er wieder die Schultern straffte, seine Kleidung glatt zog. "Du weichst mir die Tage besser aus, Uke.", sprach er hart, ehe er den Raum wieder betrat. Niemand sprang so mit ihm um. Niemand gab ihm das Gefühl, ihn zu erniedrigen. Und schon überhaupt niemand wagte es, ihn zu provozieren als wäre er dann der Schuldige. Diese Abreibung hatte Kai ebenso verdient wie sie Uruhas Wut gemindert hatte, denn genau das hatte er gebraucht. Uruhas Reaktion überraschte Kai definitiv. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Ältere ihn am Kragen packen, geschweige denn nach draußen ziehen würde. Und genau diese Überraschung sah man ihm an, denn seine Augen – mit denen er Uruha immer noch leicht verwirrt ansah – mussten so groß wie Autoscheinwerfer sein. Jedenfalls so lange bis ihn der erste Schlag traf, denn diesen hatte er nicht kommen sehen, sodass er ein Stück zurücktaumelte. Für einen Moment war der Leader versucht zurückzuschlagen, doch würde er das tun, würde alles nur noch schlimmer werden. Als der letzte Schlag ihn getroffen hatte, lehnte sich Kai an die Wand und rutschte an dieser herunter. Sein Gesicht schmerzte höllisch, Uruha war wirklich nicht zimperlich mit ihm umgegangen. Und wenn er dieses warme, brennende Gefühl beachtete, dann musste er sich nicht einmal mehr über das Gesicht fahren, um zu merken, dass seine Lippe blutete. /Ich glaube.. das hab ich nun verdient gehabt…/, dachte er etwas reumütig, doch als Uruha schon seinen nächsten Satz aussprach, war es damit schon fast wieder vorbei. Ihn zu schlagen war die eine Sache, aber nun auch noch respektlos werden die andere! Natürlich wusste Kai, dass er auch nicht so viel Respekt an den Tag gelegt hatte, aber so weit war er nicht gegangen! Die Tränen die sich in Kais Augen gesammelt hatten, schluckte er runter. Jetzt zu heulen würde eh nichts bringen und in seinem momentanen Gefühlschaos aus Wut, Enttäuschung, Wut auf sich selber und Schmerz wusste er eh nicht weshalb er es tat. Erst als die Tür wieder aufging und er anhand der Schuhe eindeutig erkennen konnte, dass Reita herausgekommen war, um nach ihm zu sehen, kam wieder Leben in Kai. Mit Leichtigkeit rappelte er sich auf, auch vor allem dadurch dass der Bassist ihm etwas geholfen hatte. „Danke..“, sagte er leise, ehe er mit gesenktem Kopf den Raum wieder betrat, sich dabei den Mund abwischte, damit es wenigstens nicht mehr ganz so schlimm aussah und ohne die Anderen zu beachten seine Jacke schnappte. „Ich bin draußen!“, gab er nur kund, ehe er den Raum schon wieder verließ und damit einen etwas ruhigeren Uruha, aber dafür drei andere komplett verwirrte Bandmitglieder zurückließ. Noch im Laufen fischte Kai sein Handy aus der Tasche, wählte fast schon blind die Telefonnummer, die er seit Jahren auswendig konnte. Immer wenn irgendetwas schief lief und gerade in solchen Momenten wie jetzt brauchte er die größte Stütze die er hatte – seine Mutter. Gerade als er den Hinterhof erreicht hatte, drückte er auf wählen und wartete bis das monotone Tuten endlich verklang. „Komm schon… nimm ab!“, flüsterte er einem kleinen Blatt entgegen, das vor ihm auf dem Boden lag. Und danach ließ es nicht mehr lange auf sich warten, bis das leise klicken in der Leitung ertönte und seine Mutter sich meldete. „Mama?“, begann er und ohne auf ihre Antwort zu warten, begann er ihr sein ganzes Leid zu klagen, ihr zu erzählen was er falsch gemacht und dass er nun einfach gar keine Ahnung mehr hatte, was er noch tun sollte, um das wieder richtig zu biegen. Denn mit einer Entschuldigung war das sicherlich nicht mehr getan. Und wer konnte da besser helfen, als die eigene Mutter? Denn bis jetzt hatte der mütterliche Rat immer geholfen und der Leader hoffte einfach, dass sie ihm auch dieses Mal wieder helfen konnte. Auch, wenn sie nur für etwas den Impuls setzen würde. Nach fast einer halben Stunde drückte Kai auf den roten Knopf. Durch seine Mutter hatte er sich etwas beruhigen können, auch wenn er noch keine Lösung gefunden hatte. Aber die musste her, so schnell wie möglich. Heute würde das sicherlich nichts mehr werden, so wie er die Situation einschätzte. Kurz strich sich Kai durch die Haare und über das Gesicht, sah einen Moment geradeaus, ehe er aufstand und wieder in Richtung Studio lief. Er wusste nicht ob die Anderen am diskutieren waren, ob sie probten oder was sie überhaupt taten. Zweimal klopfte er an bevor er die Tür öffnete und sofort waren vier Paar Augen auf ihn gerichtet, wobei sich Uruha auch gleich wieder von ihm abwand. Ein kleines Lächeln – Fehler! So spannte seine Lippe nur noch mehr, hoffentlich würde sie nicht anschwellen – zwang sich Kai auf die Lippen. „Ich fahr heim. Ich muss mir eine Lösung für das ganze Dilemma überlegen. Wir sehen uns morgen.“, erklärte er, ehe er auch schon wieder die Türe geschlossen hatte. Normalerweise war es nicht seine Art sich zurückzuziehen, ging er doch sonst eher sofort die Konfrontation ein, aber das hier hielt er nun für das klügste, um nicht alles noch schlimmer zu machen und vor allem die Band nicht zu gefährden. Der Blick den Reita ihm zuwarf war eindeutig und sagte soviel wie 'Wie konntest du nur', gepaart mit diesem Dackelblick, der ihm mitteilen sollte, dass er sich bitteschön schämen sollte. Uruha war gewillt, einen Schmollmund zu ziehen, unterließ es dann aber doch besser. Es wäre lächerlich gewesen in Anbetracht der Umstände. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Ruki mit offenem Mund von Kais Anblick zu ihm wechselte und sich gerade zu denken schien, dass er das doch nicht ernsthaft getan haben konnte. Da er eh in der moralischen Minderheit war, verzog Uruha sich an den Tisch und setzte sich auf seine 4 Buchstaben ohne überhaupt den Versuch zu unternehmen, herauszufinden welche Worte Aois Blick ihm zuzusenden versuchte. Gut, vielleicht hatte er übertrieben. Aber die hatten auch nicht erlebt was den Morgen abgegangen war. Und die hatten auch nicht den Frust, zu wissen dass sie mit dem Leader ins Bett gestiegen waren, im Suff, ohne sich wirklich daran zu erinnern. Nüchtern hätte er das niemals getan. Er hatte Kai ja all die Jahre noch nicht einmal anziehend gefunden. Und seitdem wusste eh jede Kleinigkeit des Drummers ihn zu provozieren. Man spielte nicht mit dem Feuer, das musste Kai wissen. Ebenso wie er wissen musste, dass er dieses Feuer auf leicht entzündlichem Boden entfacht hatte, als er sich hatte einfallen lassen, diesen Morgen so mit ihm umzuspringen. Dazu waren Uruhas Frust über die unfreiwillige Sexnacht und sein Ego einfach zu groß. Von dem betatschen mal ganz abgesehen. Welcher Lebensmüde hätte es schon gewagt, ihn zu begrabbeln? Nachdem er mehr als eindeutig - meinte er zumindest - signalisiert hatte, dass er auf gar keinen Fall vor hatte, herauszufinden wie die verdammte Suffnacht verlaufen war. Gut, dieses komische Spielzeug war ihm wieder eingefallen. So eine Szene in der er ohne Zweifel laut gestöhnt hatte.. und gerade innig hoffte, dass Kais Wände dick genug waren, dass die Nachbarn es nicht gehört hatten. Aber was gab Kai das Recht, ihm seitdem auf die Pelle zu rücken? Hell, er hatte ja sogar schon begonnen, selbst über einen sexuell angehauchten Kai nachzudenken. Eine Entwicklung, die er eindeutig nicht gutheißen ko-- "Willst du nun Zucker oder nicht?!" Irritiert sah er auf, in das verärgerte Gesicht ihres Vocals, der ihm seit geraumer Zeit eine Tasse Kaffee hinhielt. Blinzelnd nahm er das Gesöff an, zischte und stellte es etwas zu ruckhaft auf dem Tisch ab, ehe er die Hand schüttelte. Scheiße war die Keramik heiß. "Klärst du uns mal auf, warum Kai eine blutige Lippe hat?", kam dann die grummlige Frage, die ganz offensichtlich darauf hindeutete, dass Ruki weder Kais Verletzung noch das ignoriert werden sonderlich gut hieß. Schnaufend tastete er an der Tasse herum, gab aber den Versuch fürs erste auf, sie hochheben zu wollen. Wie Ruki sie so lange nur am Griff hatte halten können, war ihm ein Rätsel. "Er hat mich provoziert, okay? Ich hab keinen Bock mehr auf die Scheiße." - +Oho. Große Töne von Mister Ice.+, ertönte Reitas verwunderte Stimme, der nur deswegen nicht beworfen wurde, weil er den Kindheitsfreund-Bonus hatte und Uruha partout nichts in seiner Umgebung fand, das geeignet gewesen wäre, die Flugbahn zu schaffen. "Stimmt... Uruha flippt selten aus, ne? Also muss es etas Großes sein. Was war denn wegen 'vor ein paar Wochen'?", fragte Ruki wieder neugierig und rückte ihm eindeutig zu sehr auf die Pelle. 2m war eindeutig nah genug und nur das Wissen um das ebenso übermäßige Ego des kleinen Vocals hielt ihn davon ab, ihn wegzuschieben und die Rache der Minis heraufzubeschwören. Stattdessen lehnte er sich zurück und lächelte leicht. "Wenn ich dir das sagen würde, müsste ich deine Mics töten.", sprach er liebreizend und sorgte damit dafür, dass Rukis Stirn eine steile Falte präsentierte. Giftzwerge mobbte man nicht, aber er hatte es ja nicht besser verdient. Sich vorläufig damit abfindend, dass Uruhas Laune kein Gespräch zuließ, verzog sich Ruki wieder an seine Notizen. Wenn die Zicke nicht reden wollte, würde er es halt aus Kai herausquetschen. Bisher hatte er noch alles erfahren, früher oder später. Und dank Aois reger Phantasie hatte er genug Theorien, die es zu überprüfen galt. Dass Kai flüchtig hereinkam und sofort wieder in den vorgezogenen Feierabend verschwand verstärkte nur sein Empfinden, dass dahinter mehr stand als ein verhunzter Morgen. Und während sich wieder alle Augenpaare an Uruhas Gestalt hefteten, verzog der sich angenervt in den Aufnahmeraum, um seine Parts durchzuspielen. Da hatte er wenigstens seine Ruhe. Dass die Qualität unter seiner Laune litt war offensichtlich und führte dazu, dass er diesen Tag nur die aggressiveren Songs bearbeiten konnte. Dafür hatten die dann aber auch die nötige Kraft hinter, die Ruki wieder milde lächelnd nicken ließ. Wenigstens ihr kleiner Vocal war also wieder gutgestimmt. Zumindest für den Moment. Dass Aoi diesem zwischendurch zuflüsterte, dass Uruha ihn zur gemeinsamen Heimfahrt zwingen würde - akkurat sagte er, er hatte ihn in der Mangel - war etwas das Uruha wie so oft an diesem Tag zum Glück nicht mitbekam. Erst auf dem Heimweg sprach Aoi ihn auf das ominöse Dilemma an, das Kai erwähnt hatte. Viel Antwort bekam er nicht, doch allmählich dämmerte es auch ihm, dass mehr als nur ein simpler Streit dahinter stand. Ob die Beiden die vergangene Nacht wirklich etwas intimes getan hatten bezweifelte er immer stärker, doch wagte er nicht, es nachzufragen. Der Leader hatte für seinen Heimweg länger als normal gebraucht. Was nicht zuletzt daran lag, dass er noch schnell etwas einkaufen gefahren war, wobei er dank seiner Lippe öfter einen komischen Blick zugeworfen bekommen hatte. Allerdings war er auch ziemlich Umwege gefahren, da ihn das meistens etwas beruhigte und ablenkte – immerhin musste er sich beim Autofahren konzentrieren. Als er dann allerdings endlich daheim war, verstaute er die Einkäufe ehe er sich ein Tuch schnappte, Eiswürfel aus dem Gefrierfach holte und sich dieses improvisierte Kühlpack an die Lippe hielt. Scharf sog er die Luft ein. Zu kalt!! Und es tat weh, aber damit würde er wohl nun erstmal leben müssen. Mitsamt Kühlpack lief er ins Bad um sich etwas bequemeres anzuziehen, sah dabei kurz in den Spiegel und rümpfte die Nase. So war er wirklich einkaufen gegangen? Kein Wunder, dass die Leute geschaut hatten. Er sah furchtbar aus! Uruha hatte wirklich keine Rücksicht auf Verluste genommen. Seufzend schüttelte Kai den Kopf. Nun war es sowieso vorbei und vielleicht hatte er es wirklich verdient, auch wenn es definitiv der falsche Weg gewesen war, sich abzureagieren. Er wollte gar nicht wissen was passiert wäre, wenn er zurückgeschlagen hätte. Immerhin hatte er – seiner Meinung nach – bestimmt mehr Kraft als Uruha, und wenn der ihn schon so zugerichtet hatte, mit den wenigen Schlägen, wäre das sicher weniger glimpflich ausgegangen wenn sie sich richtig geprügelt hätten. Langsam strich sich Kai durch die Haare, die ihn seit geraumer Zeit wahnsinnig nervten. Er hasste zwar Haarreifen und Spangen, da sie alles andere als männlich waren, aber sie erfüllten ihren Zweck. Nämlich den, dass er keine lästigen Strähnen mehr im Gesicht hatte. /Irgendwas muss ich in Zukunft daran ändern… Ich muss mich, wenn mal wieder Luft ist, mit den Stylisten auseinander setzen./ Vielleicht fiel ja denen ein, was er mit seinen Haaren machen konnte. Einige Stunden später, in denen Kai immer wieder zwischen Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer hin und hergependelt war, war er immer noch zu keinen Entschluss gekommen, wie er wieder an Uruha herankam. Dieser hatte ihm immerhin klar und deutlich – und sehr unhöflich! – zu verstehen gegeben, dass er ihn die nächste Zeit zu meiden hatte. Was nicht gerade einfach war, wenn man als Band die ganze Zeit im Studio verbrachte und somit zwangsweise aufeinander hockte. Wieder seufzte Kai, so wie er es in den letzten Stunden schon andauernd getan hatte. Ihm fiel einfach nichts anderes als reden ein! Und gerade das konnte er in der nächsten Zeit wohl wirklich vergessen. Gerade wollte er wieder vom Sofa zu seinem Bett laufen, als es an der Türe klingelte. Verwirrt blickte Kai in den Flur. Wer konnte das denn nun sein? Wobei.. wenn er auf die Uhr sah und mit einbezog, dass kaum jemand wusste, dass er schon daheim war, konnte es nur einer seiner Jungs sein. Und da es zu über 100 Prozent nicht Uruha sein konnte, war es entweder Ruki, Reita oder Aoi. Ohne nachzufragen und nachdem es nun angefangen hatte Sturm zu klingeln, betätigte Kai den Summer. So konnte nur Einer klingeln… Ruki. Er hasste es, ignoriert zu werden, und vor allem dann die Tür nicht geöffnet zu bekommen wenn offensichtlich jemand zu Hause war und da bei Kai Licht brannte, konnte er auch nicht so tun als ob er nicht zu Hause war. Als es an der Tür klopfte, öffnete er diese mit dem gefühlt 500. Kühlpack an der Lippe. So viel Eis wie heute hatte er noch nie gebraucht und neu gemacht. „Hi?“, gab er etwas unsicher von sich, als er den Sänger vor sich ansah, der ihren Bassist im Schlepptau hatte. „Was gibt’s?“, fragte er gleich hinterher, während er die Beiden in die Wohnung ließ und ihnen geradewegs ins Wohnzimmer folgte. Sie waren bestimmt nicht hier um zu plaudern und definitiv nicht, um sich wegen seiner Lippe zu erkunden. Das sah man Ruki sogar schon an. Der wollte Informationen! „Was hast du Uruha getan, dass er so ausflippt?!“, fragte Ruki gleich. Reita hingegen versuchte es erneut mit einer ‚Ich bin unsichtbar und unfreiwillig hier‘-Taktik. „Was Lapidares kann es ja nicht sein, so wie seine Laune war und so wie du nun aussiehst! Also was ist zwischen euch vorgefallen?!“ Ruki klang forsch, so als würde er kein ausweichen oder drumherumreden akzeptieren. Kai seufzte. „Wenn ich euch das verrate bringt er mich um. Und ich hänge doch noch zu sehr an meinem Leben, als dass ich das nun einfach ausplaudere.“, erklärte Kai und konnte sofort sehen, dass Ruki mit dieser Antwort gar nicht zufrieden war. In dessen Kopf schien es zu rattern angefangen zu haben, wie er die Information die er wollte aus Kai herausbekam. „Kann das wirklich so schlimm sein, es uns zu verraten?“, hakte Ruki nach und bekam als Antwort ein nicken. „War er über Nacht hier?“ Eine weitere Frage. Plötzlich fühlte Kai sich wie in einem dieser Krimis, die ständig im Fernseher liefen. Guter Bulle, böser Bulle. Und so wie Ruki vor ihm aufgebaut war, war er definitiv der Böse. „Ja, war er.“ Dem Leader gefiel dieses Spiel nicht, denn er wusste genau worauf Ruki hinaus wollte, und ehe er sich überlegen konnte, wie er dem nun ausweichen konnte, hatte der Sänger schon die Frage gestellt, vor der Kai sich gefürchtet hatte. „Seid ihr letzte Nacht in der Kiste gelandet?“ Reita schaute ihn etwas entsetzt an. Jetzt verstand er, was Aoi und Ruki da vorher die ganze Zeit getuschelt hatten! Und nun machte es auch Sinn, dass Kai heute Morgen Kleidung von Uruha dabei hatte. „Und Uruha war dann so sehr angepisst, weil er das leugnen will? Oder, so wie er sich aufgeführt hatte, weil er unten lag?“ Und sofort begannen die Beiden ihre Vermutung weiterzuspinnen, ehe sie durch einen leise kichernden Kai unterbrochen wurden. Reita schaute ihn irritiert ihn, wohingegen Rukis Augen blitzen. „Nein, wir sind nicht in der Kiste gelandet.“ Gelogen war es nicht. Gestern Nacht war immerhin wirklich nichts gelaufen. „Ich war eher komatös gestern Abend und habe mir die Drinks zweimal durch den Kopf gehen lassen. Ich bezweifle stark, dass unsere Diva da noch was mit mir angefangen hätte!“, erklärte er weiter und sofort verschwand das Blitzen aus Rukis Augen. „Dann liegt es nicht daran.. Und ich dachte wir wären so nah!“ Und damit schien der Sänger – vorerst – aufgegeben zu haben. Doch so wie Kai ihn kannte würde er es wieder versuchen, bis er wusste, was passiert war. Gefrustet ließ sich Ruki auf das Sofa neben Kai sinken, erkundigte sich dabei wie es dessen Lippe ging. Und so ging der Abend auch weiter. Sie plauderten etwas, Kai wurde von den Beiden über die heutige Arbeit informiert und was für morgen anstehen würde. Kai war sich noch nicht ganz sicher, ob er am nächsten Tag wieder ins Studio gehen wollte. Die Stimmung würde mehr als nur schlecht sein, da er und Uruha immer noch nicht miteinander sprachen und bevor nochmal was passierte, wollte er eigentlich lieber auf Nummer sicher gehen. Ziemlich spät verabschiedeten sich seine Bandkollegen auch wieder von ihm. Irgendwie war Kai erleichtert, denn er hatte mit seiner Wortwahl höllisch aufpassen müssen, denn immer, wenn es zu nah an die neusten Ereignisse kam, wurde der Vocal hellhörig und stellte durch die Blume doch recht eindeutige Fragen. Mit einem Tee auf dem Nachttisch ließ sich Kai aufs Bett fallen und sah die Decke an. Reita hatte mit einem Satz, den er irgendwann in ihrem Gespräch hatte fallen lassen, Recht gehabt. Es durfte die Band nicht zu sehr belasten und so wie es momentan aussah, war die Zukunft alles andere als rosig. Und genau deswegen schnappte sich Kai sein Handy und tippe eine kleine einfache Nachricht an Uruha. ‘Können wir bald reden? Ich möchte die Band nicht zu sehr belasten. Gerne bei dir, dann kannst du mich rausschmeißen, wenn es dir zu viel wird.‘ Eine Antwort erhoffte sich der Drummer allerdings nicht, bezweifelte sogar sehr, dass Uruha die Nachricht überhaupt lesen würde. Uruha hatte sein Bestes gegeben, Aoi geflissentlich zu ignorieren. Etwas das gehörig am Ego des so emotionalen Gitarristen kratzte und ihn teilweise in jaulen übergehen ließ. Dennoch blieb dem Älteren schließlich nichts anderes übrig, als seinen Bandkollegen ziehen zu lassen. In diesem Fall aus dem Wagen und in dessen Haus, wobei sich Uruha nicht einmal umsah. Beleidigt und geknickt drehte Aoi ab und twitterte kurz darauf, was er gerade leckeres aß um seine Laune zu heben. Nee, nee. Er würde doch niemals sagen, wo genau er saß. Aber es war folgendes Restaurant. Hehe, davon gab es mehrere. Während Aoi darin fortfuhr, ihre Fans zu trollen, hatte Uruha die zahlreichen Lieferservice-Prospekte aus dem Küchenschubfach gezupft und sich ebenfalls Essen bestellt. Dass man ihm lieber nicht den Herd überließ war ein offenes Geheimnis und so sammelte er mit gewissem Eifer monatlich die aktualisierten Heftchen aus seinem Briefkasten, um sie in diese eine Schublade zu ordnen, der man die Masse an nach Faulheit schreienden Papierbergen von außen definitiv nicht ansah. Wenig später saß er dann mit einer chaotisch auf dem Wohnzimmertisch aufgestellten Masse an vielen kleinen Essenspäckchen vor seinem seinem Ego definitiv treu bleibenden TV und zockte Games die er seines Erachtens nach schon viel zu lang nicht mehr angerührt hatte. Etwas das nicht ausblieb, wenn man von einer Tour direkt wieder ins Studio eilen musste. So entging ihm auch satte zwei Stunden die Mail, ehe ein Anruf von Reita ihn spontan Selbstmord begehen ließ und er grummelnd das Handy griff und aufs Display sah. Was zum-- Auf Rückruf stellte sich heraus, dass dieser sich einfach nur verwählt hatte. Na danke. Der blinkende Brief zog dann aber doch seine Aufmerksamkeit auf sich und schließlich schrieb er ein 'tu was du nicht lassen kannst' zurück, ehe er erneut etwas Sake hinterkippte und von den erkalteten Resten seines Abendbrots naschte. Von dem Klingelton seines Handys geweckt, schreckte Kai aus dem Schlaf. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er eingeschlafen war. Verwirrt blinzelte er das Stück Technik an, ehe er es in die Hand nahm und die Nachricht öffnete. „War ja klar…“, flüsterte er in die Stille des Raumes, ehe er eilig eine Nachricht tippte. ‘Dann wohl eher nicht so bald. Sorry für die Störung. Gute Nacht. Vielleicht bis morgen.‘, antwortete Kai daraufhin knapp und legte das Handy wieder weg. Wenn der Gitarrist schon so antwortete, war er wohl noch nicht ganz so bereit dazu, mit ihm zu reden. Verständlich. Aber trotzdem nervte es den Leader, denn umso länger sie zögerten, desto länger brauchten sie im Studio und desto anstrengender wurde es für die Band. Und das wollte er doch wirklich ums Verrecken vermeiden! Kai stand seufzend auf, streckte sich kurz und lief ins Bad. Er musste sich unbedingt die Zähne putzen und nochmal sein Gesicht anschauen. Hätte er es doch lieber nicht getan! Seine Lippe schimmerte langsam bläulich-violett. Na das zu überschminken würde spaßig werden, da war er sich sicher. Aber wenn er nochmal darüber nachdachte, dann stand – so glaubte er – in der nächsten Zeit sowieso kein Shooting an. Nachdem Kai nun auch fertig war mit Zähne putzen, lief er ins Wohnzimmer. Essen würde er sowieso nichts mehr und auf trinken hatte er nach gestern wirklich überhaupt keine Lust mehr. Also schaltete er unnötigerweise den Flimmerkasten an, der wahrscheinlich auch nichts wirkliches hergab. Das war doch um die Zeit immer so, und wenn was Richtiges lief, dann lief es zu einer Uhrzeit, zu der es kein normaler Mensch schauen konnte. Doch zu seiner Überraschung lief ein Film, den er sich schon länger mal wieder hatte anschauen wollen, sodass er auf dem Sender blieb und es sich auf dem Sofa bequem machte. Schlafen wollte er gerade erst mal nicht mehr, war er doch nach dem bisschen an Schlaf, das er eben bekommen hatte, doch wieder etwas fitter als davor. Aber wahrscheinlich würde er eh während dem Film einschlafen, so wie er sich kannte. Auch Uruha griff erneut zum Handy, las die Nachricht, ehe er trocken lachte. Kai war ein Dummkopf, der in all den Jahren immer noch nicht gelernt hatte, dass der Rest von ihnen nicht liebreizend blieb wenn sie sauer waren. Was nicht hieß, dass Kai nicht hätte kommen dürfen. Aber das war jetzt dessen Problem, Das Wunderwerk der Technik wieder weglegend zockte er weiter. Im Gegensatz zu Kai sah er die Band auch nicht gefährdet. Warum auch? Kai hatte die Grenzen überschritten und die Antwort darauf erhalten. Uruha war zwar nachtragend, aber wegen so einem Scheiß verließ er doch nicht die Band. Und selbst wenn er den Leader eine Weile schneiden wollte, so war er doch professionell genug, wenigstens in ihrer Arbeit dennoch routiniert zu arbeiten. Dass Kai mit seiner miesen Laune nicht klarkam war schließlich nicht sein Problem. Er hatte die Abreibung verdient, daran bestand kein Zweifel. Nachdem er noch zwei Stunden auf Gegner eingeschlagen hatte, die bestenfalls dem kranken Geist eines Paranoiden entsprungen sein konnten, legte er den Controller auch endlich zur Seite und verzog sich ins Bett. Vom schmollen hatte er an diesem Tag immerhin eh nichts mehr. Die Essensreste blieben dabei selbstverständlich auf dem Couchtisch zurück. Wie er es vorausgesagt hatte, war Kai auf dem Sofa eingeschlafen. Zum Glück hatte er sich damals extra eins gekauft das etwas größer war, damit man gut darauf schlafen konnte – man wusste ja nie wann man mal Besuch bekam, der nicht mit einem im Bett schlafen wollte. Immer noch müde versuchte Kai seinen Wecker auszuschalten, der erbarmungslos klingelte, doch nachdem er mehrmals in die Luft geschlagen hatte, öffnete er die Augen und blinzelte. „Achja.. Sofa..“, nuschelte er verschlafen, rieb sich den Schlaf auf den Augen und rappelte sich auf. So bequem das Sofa auch war, er bevorzugte einfach sein Bett! Nachdem er den Wecker dann endlich ausgestellt und das Fenster im Schlafzimmer geöffnet hatte, lief Kai ins Bad um sich fertig zu machen. Er hatte sich dazu entschieden doch ins Studio zu gehen, denn sonst würde er den ganzen Tag nur hier versauern und die Arbeit sich anhäufen. Und bevor er wieder Überstunden schieben musste, tat er einfach das logischste. Einige Zeit später kam er im Studio an und war der Erste – was ihn nicht verwunderte, er war immer als Erster da. Seine Tasche stellte er neben dem Tisch ab, ehe er sich den zweiten Kaffee an diesem Morgen holte - sonst würde er wirklich nicht richtig wach werden. Es war ja schon ein Wunder gewesen, dass er noch lebendig hier ankam, denn im Auto hatte er eben wohl eine Gefahr für die Allgemeinheit dargestellt. Als er wieder zurückkam war immer noch Keiner da. Gott sei Dank! Denn wenn er sich den Papierkram so ansah, dann war ihm das lieber, wenn er ihn in aller Ruhe anschauen konnte und nicht ständig davon abgelenkt wurde, wenn die anderen Vier hier auch herumrannten. Etwas unmotiviert blätterte er die Unterlagen durch, stoppte bei einem dann aber abrupt. Shooting? Hatte er was verpasst oder eher mal wieder vergessen? Wenn seine Lippe bis dahin nicht besser war, dann viel Spaß an die Stylisten und Fotografen. Aber Photoshop war ja in dem Business eh dein bester Freund, also konnten sie das sicherlich irgendwie geradebiegen. Kai war mittlerweile auch so vertieft in seine Unterlagen, dass er gar nicht merkte, wie die Anderen nach und nach eintrudelten. Auch nicht, als sich Ruki neben ihn gesetzt hatte und hier und da noch etwas an den Songtexten feilte, ihn zwar immer wieder ansprechen wollte, aber doch von Kais konzentriertem Blick auf den Papierstapel vor ihm abgeschreckt wurde. Ihn sollte man nun wohl wirklich besser seine Arbeit machen lassen und nicht stören. Nach Reitas obligatorischem Anruf morgens - es war ihm immer noch ein Rätsel, wie der ohne fremde Hilfe aufstand - machte auch Uruha sich fertig für den Tag. Dass das länger dauerte als bei anderen Männern war nichts Neues und so verzichtete er morgens fernab des naschens beim vorbeilaufen am Couchtisch weitestgehend aufs Frühstück und holte sich stattdessen unterwegs etwas. Auf diese Art kam er wenigstens nicht immer zu spät und brauchte den vormittag nicht mit knurrendem Magen verbringen. Hätte er selbständig Frühstück machen müssen, hätte das locker eine weitere Stunde in Anspruch genommen. Als er im Studio ankam wunderte es ihn nicht im geringsten, dass Kai bereits dasaß und über den Papieren zu grübeln schien. Ein gewohntes Bild das ihn dazu veranlasste, seine E-Gitarre nachzustimmen und mit Aoi ihre Parts abzuklären. Ihr ignorierter Vocal war schließlich der beste Beweis dafür, dass Kai vorläufig nicht ansprechbar war. Aoi auf die Finger hauend als dieser von seinem angeknabberten Frühstück klauen wollte, sah er schließlich auf, als Ruki doch das Wort erhob. Da war jemand offensichtlich lange genug ignoriert worden, sodass er endlich lautstark Beachtung und Gruppenarbeit verlangte. Uruha zuckte die Schultern, einem Ruki widersprach man nicht. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Kai von seiner Arbeit auf. Oh, er hatte tatsächlich Ruki ignoriert, was diesem eindeutig nicht gepasst hatte, sonst würde der Leader nun nicht so angefunkelt werden. „Hast du mit mir geredet?“, fragte er nach und konnte sehen wie Rukis Augenbraue zuckte. In dem Fall hatte er wirklich versucht mit ihm zu reden und war gegen eine Wand aus Ignoranz geprallt. Entschuldigend lächelte der Drummer – was dazu führte, dass seine Lippe wieder ziepte – und hörte sich an was der Andere zu sagen hatte. „Ihr könntet nun gut die Background Vocals für 13STAIRS aufnehmen. Sonst bekommen wir den Song nie fertig!“, meinte der Sänger. „Na dann…“, sagte Kai dazu nur und stand auf, wartete auch bis die anderen Drei sich erhoben hatten, eher er mit diesen zum Aufnahmeraum lief, nachdem Ruki ihm nochmal den Zettel mit dem Songtext gegeben hatte. /So anspruchsvoll sind die Background-Sachen ja nun auch nicht…/, dachte der Leader, als er auf den Zettel sah und sich immer noch wunderte warum sie diese jedes Mal mitnahmen. Natürlich kam es auf das Timing an, aber meckern wollte er nun auch nicht. Allerdings behagte es ihm nicht, dass er neben Uruha stehen musste. War das etwa Absicht von Reita gewesen sich auf seine andere Seite zu stellen, so dass Kai zwischen dem Bassisten und Gitarristen eingepfercht war? Aber darüber beschweren wollte er sich nun auch nicht, würde das doch nur unnötig Zeit vergeuden und wäre sowieso nur schwachsinnig. Es war nur Uruha – der ihn zwar verprügelt hatte und ihn momentan wohl mehr hasste als alles andere –, aber es würde den Drummer auch nicht umbringen, hier zu stehen. Anschauen tat er ihn allerdings nicht. Stattdessen sah er starr auf das Blatt Papier in seiner Hand und zählte im Kopf mit, wann ihr Einsatz war – zusätzlich zu seiner dummen Angewohnheit, mit dem Fuß den Takt leise mitzuklopfen. Aber es würde ja wohl nicht nur ihm so gehen. Als sie dann endlich mit der Aufnahme fertig waren verließ Kai erleichtert den Raum. Ja, es war manchmal nicht so einfach, dass vier Menschen zeitgleich waren und so hatte es auch etwas länger gedauert. Zwar übten sie es im trockenen immer wieder, doch sie waren schließlich auch nur Menschen – selbst, wenn man sie doch zu den Profis in ihrem Job zählen konnte. Der Drummer lief geradewegs zu seiner Tasche, damit er sich seine Wasserflasche holen konnte - er wusste schon warum er kein Sänger war. Danach lief er kurz aus dem Raum zu den Toiletten. Zum Glück hatten sie hier meist kaltes Wasser, denn durch die Aufnahme eben ziepte seine Lippe wieder unangenehm und er wollte nicht, dass es schlimmer wurde. Und da sie definitiv kein Eis oder Kühlpacks im Studio hatten musste halt ein Tuch und kaltes Wasser herhalten! Kurz darauf kam er wieder zurück und wurde gleich von Reita etwas mitleidig angeschaut. „Tut‘s sehr weh?“, fragte dieser und Kai schüttelte den Kopf. „Nur jetzt. Will nicht, dass es schlimmer wird oder länger zum verheilen braucht. Darum kühl ich es halt bei Zeiten immer.“, erklärte der Leader. Es sah zwar immer komisch aus und in der Verständlichkeit war er auch etwas eingeschränkt, aber es erfüllte seinen Zweck. Wenig gewillt aber in Ermangelung einer brauchbaren Ausrede raffte sich Uruha auf und folgte der Horde in den kleinen Aufnahmeraum, runzelte die Stirn, als er umrücken musste um sich mit Kai nicht gegenseitig zu sehr auf die Pelle zu rücken. Dessen Fußgetrampel störte ihn ebenso sehr wie Kais akkurat einen viertel Takt zu spät einsetzendes Brüllen. Etwas das wohl nicht vermeidbar war bei jemandem, der bei der Taktauswahl an seinem Instrument eingeschränkt war. Auch wenn er sich erhofft hätte, dass der Kerl wegen seiner Funktion als Backvocal besser darin wäre... Was er ohne Zweifel war, wenn Uruha gewillt gewesen wäre, beim zweiten Versuch herauszuhören, dass Kai nicht Derjenige war, der danebenlag. Kraftvoll ein paar Mal ins Mic gebrüllt und die Sache hatte sich zum Glück erledigt. Etwas das alle Beteiligten durch verblüffend schnelle Flucht aus dem Aufnahmeraum präsentierten, was Ruki nur tief seufzen ließ. Offensichtlich verstand er ihre Abneigung gegen sein Instrument nach wie vor nicht. Aber der hatte ja auch gut reden, mit seinen Gesangsübungen und seiner Liebe zu spontan mal allen Instrumenten der Band. Wenn sie nicht aufpassten würde der Jüngere schneller an einem dieser Instrumente wiederzufinden sein als ihnen lieb war, es sei denn sie machten ihren Job gründlich und schnell. Ruki wurde zu schnell ungeduldig und das endete selten in Positivem, höchstens in noch mehr Arbeit. Dennoch lehnte Uruha sich erstmal zurück, brauchte zumindest im Moment nicht zu den Aufnahmen. Wenn sie ehrlich war nervten diese Jeden von ihnen. Sie kosteten massig Zeit, erforderten unzählige Überarbeitungen, Wiederholungen und strapazierten die Nerven. Dass diese zumindest bei Uruha und Kai eh angeschlagen waren machte die Sache nicht gerade leichter, auch wenn der Drummer zur Übertreibung neigte wenn er ernsthaft glaubte, Uruha würde ihn hassen. Sauer, ja. Nachtragend, oh definitiv. Und ihn mit dem Tuch wieder aus dem Bad herauskommen zu sehen führte durchaus zu weiterem Frust, besonders weil Reita sich offensichtlich hatte einfallen lassen, besorgte Klette zu spielen. Verräter, elender. Weil sie sich eh schon unterhielten, hatten Kai und Reita dann gerade noch beschlossen ihre Parts zusammen nochmals durchzugehen. Also setzte er sich mit dem Bassist zusammen an einen Tisch, wieder einmal über Blätter gebeugt, und begann ihre Arbeit. Und obwohl sie schon gestresst genug waren von den Aufnahmen, den Überstunden und allem was hier gerade anstand, fanden die Beiden immer wieder Momente in denen sie lachen mussten. Für Kai war das etwas tolles, denn so konnte er seine Gedanken auch endlich mal von Uruha wegbekommen, von dem ganzen Ärger, den er sich selber eingebrockt hatte. Und schlechte Laune war eh nicht so sein Fall. Zwar tat das erneut seiner Lippe nicht ganz so gut, aber darauf achten wollte er nun einfach auch nicht. Wenn was anstand, dann konnte das ihr Styling Team sicher wieder richten. Egal wie schlimm oder weniger schlimm es aussehen würde! Die gemeinsame Besprechung war aber schneller vorbei als die Beiden es erwartet hatten, sodass sich Kai dann seinen Drums widmete, um auch dort die Aufnahme soweit beenden zu können. Er liebte zwar seinen Beruf über alles, aber er hasste es jedes Mal, wenn sie ewig im Studio sitzen mussten und so würde es auch heute sein, denn obwohl sich Kai feste vorgenommen hatte, nicht weiter über den Leadgitarristen nachzudenken, schweiften seine Gedanken immer wieder kurz ab – nur den Bruchteil einer Sekunde – aber das reichte schon, dass er einen Fehler machte und er den Teil von vorne beginnen konnte. Frustriert legte er für einen Moment den Kopf in den Nacken. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Wenn er so weitermachen würde, dann würde er vor morgen früh nicht mehr nach Hause kommen. Nachdem Kai dann aber doch endlich den größten Teil fehlerfrei geschafft hatte, blickte er auf die Uhr. Er könnte eigentlich mal etwas zum Essen gebrauchen, allerdings würde essen gehen zu viel Zeit in Anspruch nehmen. „Ich würde schnell runter an den Imbiss laufen und für uns Alle was holen.“, warf er in den Raum, was auch als gute Idee empfunden wurde. Alle hatten Hunger, was aber beim Arbeiten schnell mal untergehen und ignoriert werden konnte. Als der Leader dann alle Bestellungen auf einem Zettel bei sich hatte – er hätte sich das alles sowieso nicht merken können – packte er seinen Geldbeutel in die Hosentasche und sah nochmal in den Raum. „Und wer hilft mir nun, das alles dann hierherzutragen? Allein mach ich das sicher nicht!“ Ein schiefes Grinsen lag auf seinen Lippen. Ja, Jeder wollte essen, Keiner wollte schleppen. So war es meistens. Und ihm war es ziemlich egal wer mitkam! /Wobei, wenn unsere Diva mitkommt wird sowieso nur geschwiegen… Dann könnte ich auch gleich alleine gehen!/ Uruha hatte die Zeit damit rumgebracht, mit Ruki über die Verschmelzung der Leadgitarren-Melodie und der Gesangsmelodie zu streiten. Dass Aoi dabei vereinzelt auch dran hatte glauben müssen war nur gerecht, immerhin war der Ältere von Änderungen ebenso betroffen, glichen sie ihre Melodien doch meist anschließend so sauber wie irgend möglich aufeinander ab. Einzig Rukis dramaturgische Ausdrücke an einigen Stellen der Songs oder sogar wenigen einzelnen Worten führte meist noch zu einem Wechsel der ursprünglich überlegten Melodien, um dem Text mehr Kraft zu geben und ihn in die richtige Interpretation zu bringen, die Ruki sich erhoffte. Uruha war darin ebenso verträglich wie er genervt war sobald es seinen eigenen komponierten Songs an den Kragen ging. Es war schwierig, auf einen Konsenz zu kommen, wenn drei erwachsene Männer mit unterschiedlichen Auffassungen versuchten, die eigene dominieren zu lassen. Im Endeffekt endete Aoi wieder als der Verlierer, der sich mit erhobenen Händen aus der Diskussion ausklinkte und das Schlachtfeld den beiden Sturköpfen der Band überließ. Nicht lange, bis Uruhas melodiösere Passagen gewonnen hatten und einige seichtere Stellen sich Rukis Ausdruck unterordnen mussten und dementsprechend angepasst wurden. Dahingehend waren sowohl Uruha als auch Aoi froh, dass der Sänger sich auch mit Gitarren auskannte und damit nicht lange brauchte, um mit ihnen die Änderungen so in Einklang zu bringen, dass die Songs wieder abgerundet klingen würden. Allerdings schwieg Uruha geflissentlich beim Blick auf seine Note-Sheets, die inzwischen kunterbunt zugeschrieben waren und in deren Änderungen nur noch schwer durchzusehen war. Als Kai sich zu Wort meldete war er gerade am bereinigen der Sheets um sie sauber abzuschreiben, damit ihm beim Spiel in der Aufnahme keine Fehler unterliefen. Etwas, das bei dem Chaos dazu führte, dass er regelmäßig mit Kopfhörern an der Gitarre saß und immer wieder leise den Takt wisperte, mit dem Fuß wippte, um allen Änderungswünschen Herr zu bleiben. Erst als Reita ihn anstieß blickte er verwundert auf, nahm die Kopfhörer ab und bekam die Info erneut von Aoi mitgeteilt - natürlich, der mit dem größten Magen - ehe er selbst etwas benannte, das seinen Geschmacksknospen gerade gefallen würde. Da niemand recht gewillt schien, mitzugehen, blickte Uruha kurz in die Runde und stand dann auf. Ob ihr Leader wollte oder nicht, er war ebenso gut wie jeder Andere der Anwesenden. Im Gegensatz zu dem war seine Grundstimmung immerhin nur noch leicht verstimmt. Sich schnell die Jacke überziehend lief er an ihm vorbei. "Na komm schon.", meinte er neutral mit einem Kopfnicken Richtung Tür, während er die Jackentaschen nach den Ziggis und dem Feuerzeug absuchte. Wenn seine Lunge schonmal Freigang hatte, wollte sie auch belohnt werden. Er wusste immerhin ganz genau, dass die anderen Jungs diese kurze Pause nicht minder nutzen würden, um zu rauchen. "Oi....", meinte er schließlich mit Ziggi im Mund, während er das Feuerzeug mit zwei Fingern aus der anderen Jackentasche fischte. "Was immer deine Laune weiterhin trübe hält... lass uns die Sache vom Morgen vergessen." Kurz flammte es auf, dann zog er auch schon genießend am Glimmstängel, ehe er kurz darauf langsam ausatmete. "Ich war sauer, ja. Aber du hast deine Abreibung bekommen. Kein Grund, weiter die Stimmung zu versauen." Ein Friedensangebot. Kein unbegrenztes, denn Kai tat trotzdem gut daran, ihn nicht nochmal auf solch eine Art zu provozieren. Aber so wie er dessen Lippe besah war er sich sicher, dass ihr Drummer die Nachricht unmissverständlich verstanden hatte. Man behandelte einen Uruha nicht von oben herab. Und man präsentierte nicht vor Anderen, dass etwas sexuelles gelaufen sein könnte. Am Stand half er bei der Bestellung, änderte eine mit raschem Blick auf die Liste leicht um, als zwei Zutaten für ein Gericht nicht mehr vorhanden waren. Dabei ließ er am Ende einen Schein aus dem eigenen Portemonnaie mit über den Tresen wandern. Er gab schon selten genug was für die Anderen aus und Kai brauchte ein Zeichen, dass es ihm mit seinen Worten ernst war. Es wunderte Kai doch etwas, dass Uruha mitkam. Erwartet hätte er es definitiv nicht und noch weniger hatte er es erwartet, dass er auf dem Weg in den Imbiss auch noch ein Friedensangebot bekommen würde. Und trotzdem brachte es den Leader zum lächeln. „Immerhin weiß ich nun was ich tun muss, um dich zu provozieren. Auch wenn ich nie damit gerechnet hätte, dass du mich schlägst.“, antwortete er und sah seinen Bandkollegen an. „Trotzdem mach ich mir meine Gedanken“ Worüber, das würde er Uruha sicher nicht erzählen. Zwar war er nun fürs erste aus der Gefahrenzone raus, aber er würde immer noch einiges daran setzen, ihn nochmal bei sich im Bett zu haben – und vor allem unter sich! Und immerhin wusste Kai nun, wie er es nicht zu machen hatte. Er würde schon noch das bekommen was er wollte, er musste nur auf anderem Wege dafür sorgen. Nachdem sie bestellt hatten und der Drummer verwundert dabei zusehen musste, wie Uruha tatsächlich für Alle etwas zahlte – sowas kam schließlich nicht oft vor, aber er würde sich sicherlich nicht darüber beschweren – setzten die Beiden sich an einen der Tische. „Danke.“, bedankte er sich trotzdem dafür, dass der Gitarrist die Rechnung auf sich genommen hatte. „Und auch danke noch, dass du mich vorgestern heimgebracht hast. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich irgendwo, aber nicht daheim gelandet.“ Auf Kais Gesicht zeichnete sich ein schiefes Grinsen ab. Er hatte sich eigentlich schon früher bedanken wollen, allerdings wusste er nicht wie gefährlich es werden würde, wobei… hätte Uruha ihm nochmal eine mitgegeben, hätte er wohl zurückgeschlagen! Zweimal würde er sich sicherlich nicht von ihrer Diva verprügeln lassen. Einmal war peinlich genug! „Trotzdem wirst du unseren Stylisten erklären müssen, warum meine Lippe so aussieht, wenn wir das nächste Mal gerichtet werden!“ Und das schien bald zu sein, wenn er den Plan richtig im Kopf hatte. „Allerdings… hab ich nach dem Streit gemerkt, dass wir uns doch nicht so gut kennen, wie ich geglaubt hatte. Ich hätte nämlich nicht gedacht, dass du wegen so ein bisschen anfummeln gleich so aus der Haut fährst.“, gab der Drummer noch zu bedenken, ehe sie auch schon aufgerufen wurden. Das liebte er so sehr an diesem Schnellimbiss! Das Essen war gut und es ging schnell! „Ach so! Und bevor ich es vergesse!“, begann Kai, drehte sich vor der Ladentür zu dem Anderen um und sah ihn eindringlich an. „Nenn mich nie wieder, wirklich nie wieder, Uke! Denn sonst könnte ich das nächste Mal ‘ausversehen‘ zurückschlagen!“ Damit war für ihn das Thema dann auch endgültig beendet. Er forderte dafür auch keine Entschuldigung oder ähnliches, er wollte es nur klargestellt haben. Es gab nur eine einzige Ausnahme, wann er ihn so nennen durfte. Und eine intimere Beziehung würden sie wohl in naher Zukunft – und in ferner genauso wenig, war Kai der Meinung – sowieso nicht anfangen. Als sie zurück im Studio waren, musste der Leader sich hinter Uruha erst mal ducken. Was war denn das gerade gewesen?! Mit großen Augen schaute er Ruki an, der besagtes Objekt geworfen hatte. „Das solltest du das nächste Mal mitnehmen!“, meinte Jener, konnte sich aber ein Grinsen im Endeffekt nicht verkneifen, da Reita schon fast vor Lachen auf dem Boden lag. Immer noch verwirrt schaute sich Kai das Wurfobjekt an. Sein.. Geldbeutel? Aber den hatte er doch eingepackt! Fast schon hektisch griff er sich an die Gesäßtasche und zog sein kleines Notizbuch heraus. „Oh…“, sagte er leise, bevor er selber anfangen musste zu lachen. Wie blöd konnte er denn sein?! „Tja.. dann hättest du wohl eh zahlen müssen, Uruha“, meinte er an den Gitarristen gewandt. Zum Glück hatte er wirklich nicht alleine gehen müssen, weil das dann mehr als peinlich geworden wäre. Für die Anderen war es auch mehr als deutlich, dass die Beiden sich wohl etwas ausgesprochen hatten und selbst wenn es nur ein bisschen war. Aber die Luft zwischen ihnen war wenigstens nicht mehr so dick wie zuvor und vor allem hatte sich Kais Laue deutlich gehoben. Eine geschwungene Augenbraue hob sich, kaum dass Kai meinte, er würde sich dennoch so seine Gedanken machen. Dass er diese aber lieber nicht wusste, war sogar ihm klar. Am Tisch verzogen sich seine schönen Lippen zu einem Grinsen. "Soll ich dem Stylisten dann die Wahrheit erzählen à la du hast mich provoziert oder soll ichs bei 'ich hab ihn verprügelt' belassen?", stänkerte er. Beides war keine sonderlich gute Option für den Drummer und würde ihn hoffentlich von dem Gedanken abbringen, eine Erklärung für die Leute zu verlangen. Er lehnte sich etwas zurück, zog wieder an der schon deutlich kleiner gewordenen Zigarette während er zuhörte. "Ich lass mich halt nicht gern ohne Vorwarnung antatschen.", knurrte er. Ja, er wirkte auf der Bühne sehr erotisch und ja, vielleicht gab er dabei auch das Bild ab, leicht zu haben zu sein. Er hätte auch gelogen wenn er behauptet hätte, dass er prüde war. Es gab schon regelmäßige sexuelle Aktionen. Aber ebenso erotisch und maskulin wie er sein konnte, ebenso wählerisch und kaltschnäuzig war er wenn es darum ging, wer ihn anfassen durfte und wer nicht. Selbst den Rahmen dessen neigte er zu bestimmen. Dass Kai ihn ohne Erlaubnis gestreichelt hatte, dann auch noch im Bett, war es definitiv wert gewesen, eine von ihm verpasst zu bekommen. Und wenn es nach Uruha ging, unterließ der lieber die Versuche, sich ihn anzunähern. Nicht nur dass er das extrem verstörend fand, er hatte auch keinerlei Interesse daran, dessen heimlichem Herrschzwang zum Opfer zu fallen. Die nett verpackten Befehle im Bandalltag reichten völlig. Zurück im Studio blinzelte er irritiert, als etwas knapp an ihm vorbeiflog. Allerdings war Ruki warnend anzustarren nicht von Nutzen, denn dieser konzentrierte sich eh nur auf Kai. Seufzend ging er also zum Tisch, packte das Essen aus das in den von ihm getragenen Tüten war und ordnete es passend zu, informierte auch über die kleinen Zutatenänderungen. Kein großes Problem, wenn man die geschmacklichen Vorlieben seiner Bandkollegen kannte. Ob die Anderen jetzt verstärkt auf ihr Verhältnis achteten, war ihm genau gesagt egal. Es war ohnehin eine Sache zwischen Kai und ihm gewesen, die die Anderen wie er fand nichts anging. Nachdem Kai seine Sachen wieder eingesammelt und verstaut hatte, gesellte er sich zu den Anderen an den Tisch. Er nahm sich sein Essen und kaum dass er die Styroporpackung geöffnet hatte, begann das typische Chaos. Nach all den gemeinsamen Jahren sollte man meinen, dass man sich daran schon gewöhnt hatte, doch es war jedes Mal wieder etwas neues. Reita versuchte wie immer, bei Allen etwas zu klauen, was Kai sich gefallen ließ, klaute er doch immer wieder mindestens die selbe Menge – meist aber noch mehr- zurück, während Ruki zeternd sein Essen verteidigte, genauso Aoi, der allerdings immer den Fehler machte, darüber zu twittern – ob es nun war, was es zu essen gab oder dass er bestohlen wurde variierte. Und er nutzte diese Chance nahezu immer aus! Das brachte Aoi meist dazu, dass er weiter von ihm wegrutschte, so dass er schon fast auf dem Schoß seines Nachbarn landete. Auch Uruha blieb von Reitas diebischer Ader nicht verschont, doch bei den Beiden schien es, dass das schon immer so gewesen war. Irgendwo waren sie halt doch noch Kinder. Der Leader grinste. Zur Schulzeit hatte er das mit seinen Freunden immer ganz einfach gehandhabt. Jeder bestellte sich etwas und nach einer bestimmten Menge wurde es über den Tisch weg durchgetauscht. So hatte Jeder etwas von Allen gehabt, aber es war auch deutlich langweiliger gewesen. Immerhin musste man sich nicht erst überlegen, wie man an seine Beute kommen würde. Als Alle mit dem Essen fertig waren, stapelte der Drummer den ganzen Müll und brachte ihn raus in die Tonne. Eigentlich konnte das auch Jeder selber machen, aber er tat das gerne – nicht immer aber meistens, er hatte ja nicht umsonst den Spitznamen ‘Bandmama‘. „So, dann können wir ja nun weitermachen!“, sagte er, während er in die Hände klatschte, wodurch Aoi und Ruki ertappt aufschreckten. Sie schmiedeten also schon wieder Rachepläne. „Keine Rache während der Arbeit!“, mahnte der Leader streng, als er an ihnen vorbeilief, allerdings so, dass nur die beiden Beteiligten es hörten. „Und je nachdem was ihr plant… nehmt Wasser! Es ist ja nicht mehr so kalt draußen, aber wehe euch er wird doch krank!“ Tipps geben durfte er ja und irgendwo hatte es der Bassist auch manchmal verdient! /Und nun.. Zurück zur Arbeit…/ Frustrierender Gedanke, wenn man wirklich keine Lust mehr hatte und nun viel lieber daheim wäre. Zurück an seinem Drumset schaute Kai nach wo er stehen geblieben war, ehe er die Aufnahme fortführte und – siehe da! – sie nun viel besser lief als davor. Als am späten Abend dann schließlich bei allen Anwesenden die Luft raus war, beschlossen sie endlich Feierabend zu machen. Kai schnappte sich seine Sachen, dieses Mal wirklich darauf bedacht das Richtige – und vor allem alles – mitzunehmen, ehe er mit seinen Jungs das Gebäude verließ. Draußen verabschiedete er sich von Allen, stoppte aber bevor er zu seinem Auto lief. Ihm kam da so spontan eine Idee. „Uruha!“, hielt er den Leadgitarristen zurück. „Sag‘ mal Bescheid, wenn dein Kühlschrank mal wieder nichts hergibt. Ich würde dann als Entschuldigung noch was für dich kochen!“, erklärte er ihm, ehe er sich endgültig verabschiedete und zu seinem Auto lief. So war schonmal sichergestellt, dass der Andere nochmal zu ihm kommen würde und sie hoffentlich auf einen komplett grünen Zweig kommen würden. Außerdem konnte Kai ihn so noch besser kennenlernen – er hatte ja gemerkt, wie wenig man sich kannte. Uruha war was das klauen der Anderen anging von der stoischen Sorte. Was geklaut werden durfte ließ er geschehen, was er selbst essen wollte wurde mit den Stäbchen gekontert, während er die Stückchen die Reita am liebsten aß schonmal wohlwollend eigenständig auf dessen Bereich stapelte, so dieser ihn denn zuvor nicht geärgert hatte. Dass Aoi dabei eher bettelte machte die Sache nicht einfacher, war Uruha doch nicht gewillt, während des Essens Verhandlungen darüber zu führen, was genau er nun bereit war, abzugeben. Nur Versuch machte klug oder in Uruhas Fall halt maulig, falls er verhinderte, dass etwas bestimmtes seine Schale verließ. Ruki ließ er selbst dabei meist in Ruhe, wurde der doch gern mal grantig wenn zuviel von seinem Essen verschwand. Ein Vorteil für ihn selbst, ließ Ruki ihn deswegen doch seinerseits auch in Ruhe. Kai war von der fragenden Sorte, was ungefähr in dieselbe Kategorie fiel wie Aoi und ihn meist nur murrend nicken ließ. Im Endeffekt klaute er ohnehin meist lieber von Aoi, meist sogar nur von Aoi. Ganz besonders deswegen, weil der so schön jaulen konnte. Ob die Minis der Band Rachepläne schmiedeten war ihm im Endeffekt auch einerlei, war er doch selten bis gar nicht davon betroffen und wenn dann nie ohne Konter. Ruki hatte ihn verständlicher Weise nicht als Ziel und bis Aoi sich mal durchgesetzt hatte.... Stattdessen ging er zurück an seine Aufzeichnungen und arbeitete pflichtbewusst weiter. Studioarbeit entsprach nicht seinem Gefallen. Umso erleichterter war er, als endlich Schluss war. Ein richtiger Schluss, nicht so wie manches Mal das sie bereits im Studio übernachtet hatten. Uruha war schon fast bei seinem Wagen angekommen, als er Kai hörte und beschwichtigend den Arm hob. "Nicht nötig.", sagte er lapidar und bewies damit erneut seine stoische Unnahbarkeit, die ihm schon oft vorgeworfen worden war. Dass Kai noch ganz anderes im Hinterkopf hatte, entzog sich ebenso seinem Bewusstsein wie es ihn überhaupt interessiert hätte. Dafür dass er so häufig mit Freunden, auch welchen aus der Musikbranche, unterwegs war, war er in Bezug auf seine eigenen Kollegen erstaunlich kaltschnäuzig wenn es um private Treffen ging. Mal bei Rei ein Bierchen trinken, mal bei Aoi ein wenig zocken. Nichts großes. Auf dem Weg nach Hause war sich Kai ziemlich sicher, dass es wirklich schwer war den Gitarristen zu knacken. Musste er wirklich alles ablehnen? So langsam ging ihm das wirklich auf den Geist, aber er würde sich unterstehen darüber etwas zu sagen, wollte er ja nicht alles wieder schlimmer machen. Er würde ihn aber trotzdem noch irgendwie dazu bekommen, dass sie zu zweit etwas machten. Nur wie blieb ihm noch ein Rätsel. Am nächsten Morgen machte sich der Leader gewohnt früh auf ins Studio. Heute mussten sie pünktlich sein und zügig arbeiten, da am Nachmittag noch ein Shooting anstand, für das sie wohl noch gleich interviewt wurden. Oder war es nur ein Interview gewesen? Verwirrt auf die rote Ampel blickend, wunderte sich Kai darüber wieso er sich nicht genau daran erinnern konnte. Natürlich war er vergesslich – das war ja bei weitem kein Geheimnis, wie man gestern noch gesehen hatte –, doch Termine vergaß er so gut wie nie! Deshalb wunderte ihn das umso mehr. Wenn er die Sache allerdings logisch betrachtete konnte es auch nur ein Interview sein. Als die Ampel auf Grün sprang schüttelte er kurz den Kopf, während er weiterfuhr. Das konnte ja noch was werden, wenn er jetzt schon so zerstreut war. Dabei hatte er diese Nacht eigentlich genug Schlaf bekommen. Im Studio angekommen war er wie immer der Erste. Es musste schon an ein Wunder grenzen, wenn mal einer seiner Jungs vor ihm da war. Allerdings konnte er diese Situation heute nutzen und nochmal in den Unterlagen nachschauen, was denn heute Mittag anstand. /Also doch mit Shooting…/, dachte er, während er die Blätter wieder weglegte. Da das dann noch besprochen werden musste, konnten sie vielleicht auch nochmal darüber nachdenken, was man bis zur nächsten Single an ihnen ebenfalls optisch verändern könnte. Zwar war bis dahin noch Zeit, aber man wusste ja nie auf welchen Ideen sie – vor allem ihr Vocal – oder die Stylisten kamen. Nachdem Alle eingetrudelt waren, schnitt er das Thema kurz an, während er an seinem Kaffe nippte – den er irgendwann zwischen Nachdenken und Warten gemacht hatte –, ging aber nicht weiter auf das Thema ein. Das hatte nachher definitiv noch Zeit, wobei er sah, dass Ruki hatte zu etwas ansetzen wollen. In dem Fall hatte er schon eine Idee. Und so früh konnte das sicherlich – er wollte nun nicht sagen ‘nichts gescheites‘, aber wenn der Jüngste jetzt schon darüber nachgedacht hatte, dann schien er was zu planen. Ruha kam wie immer auf den letzten Drücker, störte sich aber nicht wirklich daran. Die Sonnenbrille absetzend und auf den Tisch legend hörte er zu, warf hier und da mal etwas ein und sprach sich beim Thema Optik augenblicklich gegen nackte Schenkel aus. Dass Aoi dabei kindisch grinste war ihm dabei ebenso egal wie Rukis durchdringender Blick, der ihm offenbar zeigen sollte, wie wenig erfreut ihr Kleinster war - wenn er es so bedachte, hatte Ruki ganz offensichtlich einen Beinfetish. Er war heilfroh, als sie wieder aus dem Raum herauskamen und zum Shooting fahren konnten. Er mochte es, gestyled und geschminkt zu werden. Die sanften eiligen Berührungen an seinem Gesicht und seinen Haaren, während er entspannt dasitzen und vor sich hinträumen konnte. Ruki im Abstand hatte erneut Probleme, stillzusitzen. Nichts neues bei ihrem Vocal und doch nicht möglich, es auszublenden. Denn als es Ruki zu bunt wurde begann er zu reden. Von Kleidung über geplantes Merchandise bis hin zu irgendwelchem Gerede über gemeinsames Essen kochen nach Abschluss der Studioarbeit war alles dabei und ließ ihn sich wünschen, Ohropax mitgebracht zu haben. da ihm das nicht vergönnt war versuchte er stattdessen in Träumereien zu versinken. Die gnadenlos darin endeten, dass Ruki in seinen Gedanken in einem kleinen Seitenfenster aufploppte und lustig weiterredete. Reita hingegen war Feuer und Flamme. Wenn auch nicht für die Stylingkommentare, aber doch zumindest für tragbares Merchandise und die Aussicht, mit der ganzen Band einen Tag fern der Arbeit zu verbringen. Bei Reita passte das, Reita war eh so ein Kerl der es gern heimelig hatte. Der Leader hatte noch nie ein Problem mit dem ganzen Styling-Kram gehabt. Es gehörte halt einfach zu ihrem Job und auch zu ihrem Image dazu. Allerdings wurde es ihm auf dem Stuhl auch schnell langweilig, obwohl er es meistens doch sehr genoss, hergerichtet zu werden. Trotz der Langeweile hörte er dem Sänger nur zu. Die meisten Dinge die er nun erklärte, würden eh wieder mit der Zeit verworfen oder abgeändert werden, also brauchte er auch nicht so genau aufpassen. Erst beim gemeinsamen Essen wurde er hellhörig. Es klang nicht schlecht und schien auch wirklich Alle an einen Tisch zu bringen. „Wir können das dann bei mir machen. Ich hab mit Abstand die größte Küche... und da haben wir wirklich Alle drin Platz!“, warf er ein, was sofort als guter Vorschlag angenommen wurde. Allerdings war Kai sich nicht ganz so sicher, was das Ganze anging. Alle zusammen kochen? Seine Küche würde definitiv leiden. Und seine Geschmacksnerven sicherlich auch. Andererseits würde es sicherlich sehr spaßig werden, wenn sein Chaoshaufen in einem Raum vertreten war – wo er auch schon wieder bei seiner armen Küche war. „Sagt mir wann und was es geben soll, dann kauf ich bis dahin alles ein was wir brauchen!“ Alles andere war ihm dann noch recht egal, aber er wollte selber die ganzen Zutaten – und definitiv alkoholische Getränke – einkaufen gehen! Schließlich wollte er wissen, was ihm da auf den Tisch kam und es sollte nun wirklich nicht irgendwas sein. Als Kai auf den Zug mit dem gemeinsamen kochen aufsprang, wurde Uruha doch endlich hellhörig. War ja klar, dass ihr Leader sich dafür begeistern würde. Aoi war natürlich auch sofort Feuer und Flamme und auch Ruki stimmte nickend mit ein, was sowohl ihm als auch seinem Friseur gerade an die Substanz ging, der vergeblich versuchte, die Frisur weiterhin zu händeln. "Dann wenigstens etwas, das Keiner von uns versauen kann.", warf er endlich mit ein. "Irgendwas mit vielen Zutaten, die zu schneiden sind." Ein Vorschlag der sicher durchaus Sinn ergab, bei fünf Männern die dann in der Küche beschäftigt sein wollten. Noch dazu war es sicher nicht clever, ihnen etwas in die Hand zu geben was mit Maß zu tun hatte. Im schlimmsten Fall würden sie die Gerichte sonst ungenießbar machen. Als sie fertig gestyled waren ging es zum Gruppenshooting, ehe Jeder einzeln dran war und die Wartenden nach und nach zum Interview antraten. Uruha tat seinen Part so professionell wie möglich, war darin recht ruhig und lachte auch mal kurz, auch wenn es etwas unnahbar wirkte. Allein vor der Kamera reden war ihm immer noch nicht allzu geheuer. Kurz musste er lachen. Ja, viel schneiden war dann wirklich von Nöten. Wobei er dem Ein oder Anderen wirklich noch zutraute, dass er nicht mal das schaffen würde… Aber besser als wenn Einer von ihnen nach Maß arbeiten musste. Das war zum Scheitern verurteilt, das war Kai bewusst. „Wir finden sicher das richtige.“, sagte er, als er endlich aus seinem Stuhl aufstehen konnte. /Endlich!!/, war sein Gedanke, als er sich im Spiegel betrachtete. Alleine würde er das so definitiv nicht hinbekommen! Zumal auch die leichte Blessur, die noch an seiner Lippe zurückgeblieben war, wie weggezaubert wirkte. Nach dem Gruppenshooting, machte sich der Leader auch gleich auf zum Interview. Er würde sowieso noch nicht allzu schnell dran sein mit dem Einzelshooting, also konnte er das Interview hinter sich bringen, was ihm mal wieder ziemlich leicht von den Lippen ging. Er konnte stundenlang reden wenn es sein musste, allerdings war er auch jedes Mal froh, wenn er wieder fertig war. Kurz musste er allerdings noch warten, bis er zum Einzelshooting vorgelassen wurde. Ihm war klar, dass er auch der Letzte war – wie fast immer – und dass die Anderen schauen kommen würden. Aber auch das war meistens die Normalität – und stachelte ihn selbst immer dazu an, sich noch mehr Mühe zu geben, als er es eh schon tat. Ein paar Mal lasziv in die Kamera geschaut und auch diese Aufnahmen waren im Kasten. Es war zwar normalerweise nicht so sein Ding – schaute er eigentlich auch recht selten direkt in die Kamera – aber ein paar Mal durfte es sich das sicherlich auch erlauben. Uruha war Derjenige, der dabei mit gehobener Braue im Hintergrund stand, während er sich das besah. Kai und lasziv schauen? Das gelang dem Drummer nicht wirklich und so endeten die meisten dieser Fotos natürlich im Papierkorb des PCs. Uruha selbst sortierte seine Bilder wie immer selbst aus, was darin endete, dass eine Anzahl von 30 Bildern sehr schnell auf 4 reduziert war und Ruki zu fluchen begann, dass er das nicht tun konnte. Uruha war das egal, er war flink mit den Fingern und hatte die ungewollten ratzfatz dauerhaft gelöscht, sodass ihr Vocal da soviel fluchen konnte wie er wollte. Was allerdings auch bedeutete, dass er erneut vor die Lichter musste und sein Shooting wiederholen musste. Im Endeffekt kamen nur zwei Fotos hinzu die seiner Löschaktion entgingen und Reita gab sein Bestes, Ruki daran zu hindern, handgreiflich zu werden. Uruha blieb kaltherzig - zumindest laut Aois Aussage - und ignorierte den Jüngeren einfach geflissentlich. Diese Fotos wurden veröffentlicht, da durfte er löschen so viel er wollte. Nichts war ihm so wichtig wie das Bild von Schönheit zu präsentieren, auf das er sich für sein Bandimage versteift hatte. Der Leader besah sich das Spektakel nur grinsend. Es war jedes Mal das gleiche. Uruha sortierte seine Bilder und Ruki zeterte was das Zeug hielt. Warum war ihm zwar bis heute ein Rätsel, waren es doch nicht seine Bilder, aber der Jüngste von ihnen konnte auch nie still sein. Manchmal war er wirklich wie ein verzogenes Kind – ein Gedanke, den er schon lange hatte und der ihn noch breiter Grinsen ließ. Seine Bilder ließ er immer aussuchen. Früher hatte er es auch selber gemacht, aber dann immer so heftig Kritik von allen Seiten bekommen, dass es ihm mittlerweile einfach zu blöd war! Und da Ruki sowieso an allem rummeckerte – oder seine Nase mit reinstecken wollte – ließ er das meist ihn und einen der Fotografen machen. Oder wer sich sonst mit den Bildern befasste. Er schaute lediglich zu, wie die beiden Menschen neben ihm diskutierten, welche der eben aufgenommenen Fotos man nehmen konnte und welche für den Papierkorb waren. Hin und wieder gab er zwar einen Kommentar von sich – wenn ihm mal ein Bild gefiel –, aber meist wurde ihm sowieso gleich der Mund verboten, was ihn immer nur die Augen verdrehen ließ. Ja, Ruki war in seinem Element, allerdings hätte er ihn wenigstens aussprechen lassen können! Mit einem Becher Kaffee bewaffnet ließ er sich dann zu den beiden Gitarristen aufs Sofa fallen, beobachtete dabei aber immer noch Ruki mit leicht zusammengekniffenen Augen. „Irgendwann bring ich ihn ausversehen um…“, murmelte er in das heiße Gebräu, erwartete darauf aber auch nicht wirklich eine Antwort, da es eher zu ihm selbst als zu einem der Anderen gemeint war. Uruhas Lippen verzogen sich allerdings zu einem breiten Grinsen, kaum dass Kai das ausgesprochen hatte. "Und woher kriegen wir dann einen Vocal der genauso aussieht und genauso singt?", erwiderte er und beobachtete Ruki ebenfalls, der zum Glück endlich aufgehört hatte, mit ihm selbst zu streiten. "Und du sorgst dafür, dass er nicht als Rachegeist wiederkehrt." Gut, das hatte er sich nun wirklich nicht verkneifen können. Dementsprechend entsetzt war auch Reitas Blick, der sofort an Kai weiterwanderte und ihn praktisch erdolchte um ihm mitzuteilen, dass er bitte einen TEUFEL tun würde, Ruki auch nur die Chance zu geben, als Geist wiederzukehren. Aoi hingegen spielte den Antagonisten in Uruhas Schauspiel, verschränkte die Arme, ehe ein "Ah, ihr harmoniert ja wieder super! Dann kann die Zweisamkeit ja kommen ;)" seine Lippen verließ und Ruha sich im letzten Moment davon abhielt, ihm seine Accessoires um die Ohren zu klatschen. „Es gibt bestimmt irgendwo einen verrückten Wissenschaftler, der ihn klonen würde… Aber ihn weniger… nervig… macht!“, antwortete Kai darauf nur, begann daraufhin aber gleich zu grinsen. Ruki als Rachegeist… na das wäre auch was. Schlimmer wahrscheinlich als jetzt! „Man könnte ihn dann sicherlich auch irgendwo in einem Tempel bannen lassen.“ Da war sich der Leader allerdings nicht so sicher, denn ihr Vocal würde sicherlich einen Weg finden, dort auszubrechen und sie alle heimzusuchen, bis sie freiwillig mit den Männern in Weiß mitgehen würden. Auf Aois Kommentar hin musste er sich ein Grinsen verkneifen, lehnte sich dann allerdings zurück und sah zu diesem. „Na mir reicht‘s auch, wenn die Einsamkeit kommt", antwortete er dem Gitarristen und war sich durchaus der Mehrdeutigkeit seines Satzes bewusst. Grinsend nippte er an seinem Kaffe, warf einen kurzen Seitenblick auf Uruha, um dessen Reaktion zu sehen, ehe er wieder auf ihren mittlerweile aufgebrachten Sänger blickte. Entweder machte er nun alles wieder schlimmer oder ihre Band-Schönheit schluckte das nun wie ein Mann herunter – und so wie es der Leader wusste schluckte er. /Und das tut er wirklich…/, dachte er, woraufhin sein Grinsen noch ein Stück dreckiger wurde. "Das hab ich gehört!!", kams von hinten und Uruha brach in Lachen aus, beruhigte sich aber schnell wieder und winkte ab. Allerdings hielt seine Freude nicht lange, denn Kai kam schon wieder mit mehrdeutigen Sätzen. Sein Mund verzog sich zu einer Schnute, um sich einen Kommentar zu verkneifen. Verdammt, was hätte er schon darauf antworten sollen? Wenn er jetzt stinkig wurde, grub er sich nur sein eigenes Grab. Kai konnte nur froh sein, dass er dessen Gedanken nicht kannte. Sonst wäre eines der Equipments sicher mit seinem Kopf kollidiert. Seit dieser Sache war er erhöht gewaltbereit, schien ihm. Nein, das war falsch. Er war einfach nur reizbarer. Etwas das natürlich nicht nur ihm und Kai aufgefallen war und Aoi ihn mustern ließ nachdem Kai so grinsend seinen Satz ausgesprochen hatte. Reita hielt sich lieber zurück. Irgendwas ging da grad vor sich und er wollte ums verrecken nicht in die Schusslinie geraten. Natürlich merkte Kai, dass sich Uruhas Freude nicht so lang gehalten hatte, aber es machte doch einfach zu großen Spaß, ihn zu provozieren - mit dem Risiko im Nacken, dass er vielleicht eines Tages deswegen noch im Krankenhaus aufwachen würde, doch solange würde er noch seine Freunde daran haben. Seine Gedanken an sterile Krankenhauszimmer und hübsche Krankenschwestern wurden aber sofort beendet, als ein nicht sehr gutgelaunter Sänger auf sie zustapfte. „Gruppenshooting! SOFORT!“, knallte er ihnen nur vor den Latz. In dem Fall hatte ihm da kein einziges der Bilder gefallen. Leise seufzend und die Augen verdrehend, stand Kai auf. Lieber nicht wiedersprechen, sonst würde ihr Sänger wirklich noch als Rachegeist zurückkommen. Immerhin schienen die anderen Vier genauso begeistert davon zu sein wie er. Schwacher Trost, aber wenigstens etwas. Nachdem der Fotograf grünes Licht gab und sie sich wieder zurückziehen konnten – hoffentlich war der Zwerg jetzt mit den Bildern zufrieden – setzte sich Kai direkt wieder in Richtung Kaffeeautomat in Bewegung. Allerdings kollidierte er dabei mit Uruha, der wohl dieselbe Idee hatte. Kurz schaute Kai ihn verwirrt an, ließ ihm aber mit einem schnellen „Entschuldigung“ den Vortritt. Er war wohl nicht der Einzige, der heute viel Koffein brauchte. Was auch immer Ruki vor ihrem heutigen Termin über die Leber gelaufen war, es musste tiefe Fußabdrücke hinterlassen haben. Auch Uruha fügte sich in sein Schicksal und stellte sich wieder brav in üblicher Manier hin, zupfte vereinzelt an seiner Kleidung. Heilfroh als es wieder vorbei war kollidierte er auf dem Weg nach dem kostbaren schwarzen Gold ausgerechnet mit Demjenigen, dem er die Ein-Mann-Sache zu verdanken hatte. "Heute ist Einsamkeit offensichtlich nicht deine Stärke.", konterte er endlich, was er vorhin schon hatte machen wollen. Gut, vorhin hätte er ihm liebend gern irgendetwas bösartiges zugezischt, aber das hier war noch viel besser. Endlich seinen Kaffee aus dem Gerät ziehend nahm er gleich einen tiefen Schluck, wollte sich vorläufig von ihrem übellaunigen Vocal fernhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)