Bis über den Tod hinaus von MrsMoxley ================================================================================ Kapitel 1: Hogwarts. -------------------- "Vertrau mir, Harry... Ich wollte dir niemals Unrecht tun. Auch, wenn ich dir so viel angetan habe. Bitte vertrau mir... Dann wird alles gut..." Das Feuer leuchtete in dem kräftigsten Grün, das ich jemals gesehen habe, auf, als ich im Büro der Direktorin von Hogwarts ankam. Vorsichtig klopfte ich mir den Staub von meiner Hose und trat hinaus. Viel hatte sich hier verändert, seitdem ich das letzte mal vor drei Jahren hier war. So eine lange Zeit schon. Okay, als Auror hat man doch einiges zu tun, zwar meist Bürokram, den man sich eigentlich ohne schlechtes Gewissen weg wünschen könnte, doch... ach, was muss, das muss, oder? Irgendwie bin ich froh, dass Ginny mir viel Arbeit mit der Familie abnahm. Jedes Mal, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, stand sie da, hatte bereits das Abendessen auf dem Tisch und begrüßte mich mit einem Kuss, ehe sie James seine stürmische Art untersagte, weil er schon wieder versuchte seinen kleinen Bruder per Eule in den Wald zu schicken. "James Sirius Potter!", sagte sie dann immer in energischem Ton. Er stand ihr überhaupt nicht, weswegen ich jedes Mal wieder lachen musste, wenn ich diesem Treiben zusah. Wie es mir im Herzen weh tat, dass ich zum Frühstück nicht Zuhause sein würde. Doch ich hatte was anderes zu tun. Ich musste mit ihm reden! "Harry, welch seltener Besuch! Womit hab ich die Ehre?" "Professor!" Ich drehte mich um und schaute hoch zu dem großen Bilderrahmen, der an der Wand zu meiner Linken hing. Von dort schaute er mich an mit seinen so klarblauen Augen und dem liebevollen Blick, den er mir schon zu Lebzeiten geschenkt hatte. Wärme erfüllte mein Herz, als sich unsere Blicke kreuzten. "Bitte Harry, ich glaube, ich habe dir das letzte Mal schon gesagt, dass du mich nicht mehr mit Professor ansprechen musst" "Ja, ich weiß... Albus... aber, es ist halt immer noch so ungewohnt" "Das kann ich gut verstehen, mein Sohn. Aber ich denke, zwischen uns ist nichts mehr, was uns zwingt, uns wie Lehrer und Schüler zu benehmen" "Du hast wie immer Recht" Manchmal wurmte es mich, dass ich neben dem großen Albus Dumbledore immer noch wie ein Teenager aussah, der sich gerade eine hiesige Standpauke abgeholt hatte, doch mein Respekt für diesen Mann hatte sich in all den Jahren nicht vermindert, nein, er hatte sich vergrößert, hatte ich ihm doch in meinem Leben schon so viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich nicht der, der ich heute war. Vielleicht wäre ich noch nicht einmal mehr auf diesem Planeten. Wer weiß. Im Endeffekt bin ich also doch froh. "Natürlich habe ich das", frotzelte er ein wenig herum, "Groß bist du geworden. Ich hoffe, es geht Ginny und den Söhnen gut?". "Ja, denen geht es bestens. Danke der Nachfrage. Aber... Albus... ich bin wegen etwas anderem hier. Ich..." "Harry!" Die große Tür zum Direktorenbüro ging auf und Professor McGonagall spähte in den Raum, ehe sie, bestimmend wie eh und je, eintrat. Sie hätte wie schon immer ihre Rolle als strenge Professorin super rüber gebracht, hätte ihr rosa Flanell-Morgenmantel mit den aufgesetzten Stoffblüten nicht das Gesamtbild so zerstört. Ich war kurz davor laut aufzulachen, doch ich riss mich zusammen. "Minerva...", brachte ich nur hervor und ging mit einem Lächeln auf die Schulleiterin zu, nur, um diese kurze Zeit später in die Arme zu schließen, "Es ist so schön dich zu sehen" "Ich freu mich auch", sie ließ wieder von mir ab und sah mich mit ernstem Blick an, "Aber schau mal auf die Uhr. Es ist halb Fünf Uhr morgens. Ist was mit Ginny? Oder den Kindern? Mein Gott, mit dir ist doch alles in Ordnung, oder?" Ach, sie war so niedlich, wenn sie sich sorgte. Damals, als sie noch meine Lehrerin für Verwandlungen war, war sie immer die unnahbare, kalte Professorin, doch je besser ich sie kennen lernte, desto mehr zeigte sie ihre fürsorgliche Seite. Ich mochte sie. Sehr sogar. Und auch sie schätzte ich sehr. "Komm Harry, lass uns erst einmal einen Tee trinken" Sie führte mich zu dem großen, dunkelroten Sofa, welches mitten im Raum stand. Es war quasi ein altes Erbstück. Von Direktor zu Direktor vererbt. Egal, wer hier dieses Büro genutzt hatte und egal, wie sehr der Raum verändert wurde. Das Sofa war immer da. Schon zu meiner Schulzeit fiel es mir immer ins Auge und wie oft wünschte ich, mich einmal dort hineinfallen zu lassen, weil es so herrlich bequem aussah mit den großen Sitzflächen und den weichen Kissen, die überall verteilt lagen. Dass dieses nun mein Stammplatz in diesem Büro wurde, hätte ich mir niemals im Leben erdenken können. „Bleib hier sitzen, ich bin gleich wieder für dich da!“ Und damit war sie schon wieder hinausgestürmt. Der Morgenmantel wehte unten etwas nach oben, als sie schnellen Schrittes das Büro verließ und mich hier sitzen ließ. „Albus, ich...“ Ich schaute wieder zu dem mit Gold beschlagenen Bilderrahmen, doch Dumbledore war schon wieder verschwunden. Mit einem Lächeln im Gesicht ließ ich mich nach hinten in eines der Kissen sinken und beschloss, mein Anliegen zu einem späteren Zeitpunkt vorzubringen. “Harry, warum hast du solche Angst vor mir? Ich wurde schwermütig wach und hatte wundersamer weise nichts geträumt. Als ich meine Augen öffnete, erschrak ich erst einmal, bis ich begriff, dass ich mich immer noch in Hogwarts befand. Ich sortierte meine Gedanken. Natürlich. Minerva kam kurze Zeit, nachdem ich mich gesetzt hatte, wieder mit einer großen Kanne Tee und setzte sich zu mir. Wir unterhielten uns über Dies und Das. Meine Familie, über Hogwarts, meine Arbeit als Auror, wieder Hogwarts. Sämtliche Gedanken an mein Anliegen waren auf einmal verschwunden gewesen und es baute mich sehr auf, einfach mal was anderes zu sehen. Gegen halb sechs Uhr betrat ein junger Professor das Büro. „Professor McGonagall, ich habe Sie in Ihrem Gemach nicht gefunden“, sprach er etwas schüchtern, als er mich dort der Direktorin gegenüber sitzen sah, „Oh Harry, es ist schön, dich zu sehen!“ „Neville! Ja, es ist schon lange her“, sagte ich, als ich Neville Longbottom, Professor für Kräuterkunde an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, erkannte. Er nickte mir kurz zu, ehe er das Wort wieder an McGonagall richtete. „Professor, ich habe bei meinem nächtlichen Rundgang vier Ravenclaws entdeckt, die durch das Schloss gestrichen sind, doch.... sie sind mir entwischt“, reumütig ließ er seinen Kopf hängen. Ach Neville. Nun war er Professor, hatte eine wunderbare Frau, war ein richtig cooler Kerl geworden, doch ein wenig seiner Naivität und seiner Schüchternheit war immer noch in ihm geblieben. „Warten Sie, ich komme“, sprach die Direktorin, entschuldigte sich bei mir und verließ abermals den Raum, dieses Mal mit Neville zusammen. Irgendwie muss ich eingeschlafen sein, als ich auf ihre Rückkehr gewartet hatte. Jedenfalls lag ich nun hier und sah das Sonnenlicht von draußen in das Steingewölbe scheinen. „Ah Harry, du bist wach“ Dumbledore starrte mich wieder aus seinem Gemälde aus an und dies veranlasste mich dazu, mich aufzurichten. „Albus, wie... lange hab ich denn geschlafen?“ „Wie lange weiß ich leider nicht, Harry. Aber es ist schon Mittag.“ „Mittag? Bei Merlins Bart, Ginny wartet sicher auf mich!“ „Mach dir keine Gedanken. Minerva hat Ginny unterrichtet, dass du hier bist“ „Oh... danke“ „Harry, Ginny sprach etwas davon, dass du seit einiger Zeit unter Albträumen leidest...“, sein Blick wurde besorgter. Ein Blick, der mir durch Mark und Bein ging. „Ich... Ja... Albus, deswegen war ich eigentlich auch hergekommen“ Und so erzählte ich ihm von dem Traum, der mich immer wieder heimsuchte. Davon, dass ich ständig von der Dunkelheit umgeben war, dass ich fiel, dass es Bruchstücke aus meiner Schulzeit enthielt und dass ich zum Schluss in den Kerkern war, ehe ich wieder aufwachte. Er hörte mir angestrengt zu und man merkte seiner Mimik an, dass er versuchte, sich einen Reim auf dies alles zu bilden. Und ich verstand es immer noch nicht, selbst jetzt, wo meine Erzählungen doch einen gewissen roten Faden bildeten, ich kam nicht auf den Nenner. Und genau das war es, was mich so quälte. „Das Einzige, was mich mit diesen ganzen Szenen verbindet ist die Dunkelheit... und die Stimme“ „Welche Stimme?“ „Ich....da ist immer eine Stimme, die mir sagt, ich solle keine Angst haben, die sagt, dass ich ihm vertrauen soll...“ „Weißt du, wer es ist?“ „Nein... ich... kann es nicht erkennen, aber sie kommt mir so unfassbar bekannt vor“, mein Blick traf den von Dumbledore, der mich nun eher besorgt ansah. Er schien es verstanden zu haben, doch warum sagte er nichts? Warum machte er immer so ein Geheimnis aus allen Sachen? „Albus... sag mir bitte, was ich davon halten soll!“ Er blickte kurz zur Seite und deutete mir damit, dass ich diesem folgen sollte, was ich auch tat. Ein leeres Gemälde hing dort neben denen von Everard und Dilys Derwent, die allerdings nicht in ihren Portraits im Schulleiterbüro waren. Während ich wusste, dass Everard im Zaubereiministerium war, da er dort so gut wie immer auftauchte, vermutete ich, dass Derwent im St. Mungos war, wo sie zu Lebzeiten gute Arbeit als Heilerin verrichtete und immer noch eine beratende Position dort einnahm. Trotz allem wusste ich, wer in diesem leeren Gemälde hätte sein sollen. „Wie lange sagtest du, hast du diese Träume schon?“, Dumbledore stellte mir diese Frage, obwohl er die Antwort doch schon wusste. Er wusste es immer. Er wusste alles immer. Es war mehr eine rhetorische Frage. „Ich... seit zirka sechs Wochen“, antwortete ich, noch immer nicht den Blick von dem leeren Bild abwendend. „Severus... er ist vor etwa sechs Wochen aus seinem Rahmen verschwunden.“ „WAS?“ Ich schrie dieses Wort unfreiwillig laut und riss meinen Kopf und die dadurch nun zu erkennenden weit aufgerissenen Augen wieder zu dem ehemaligen Schulleiter. Severus Snapes Bild war seit sechs Wochen verschwunden? Warum wusste ich davon nichts? Spätestens im Büro hätte mir doch irgendwie eine Nachricht zukommen müssen! Verschwundene Bilder waren nämlich sehr selten und sollte es mal der Fall gewesen sein, dann wurden alle im Ministerium und bei uns im Aurorenbüro informiert, die Augen offen zu halten. Meist hatten sich die Verschollenen nur in einem ihrer anderen Rahmen verirrt und nach spätestens vier, vielleicht fünf Tagen wieder aufgetaucht. Aber sechs Wochen? Das war eine ungewöhnlich lange Zeit. „Was ist passiert?“ „Das kann ich dir leider nicht sagen, Harry.“, Dumbledore sah betreten zu Boden, „Wir haben ihn gesucht, dachten, vielleicht war er nur versehentlich in ein anderes Gemälde gestolpert, doch wir fanden ihn bis heute nicht“ „Und warum hat das keiner gemeldet?“ „Harry... vergiss nicht, wie die meisten zu Severus stehen. Für sie ist er immer noch ein Verräter! Wenn wir es gemeldet hätten, dann wär doch nichts passiert. Wir wollten es für uns regeln, wir...“ „Aber ich hätte doch geholfen!“, schnitt ich ihm nun das Wort ab, „Verflucht noch eins!“ „Ich glaube, Harry, dass deine Träume damit zu tun haben...“ Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie konnte ich nur so blöd sein? Die Winkelgasse, unser letztes Schuljahr. Die Kerker. Wie ich vor Snapes Büro landete und die Stimme. Severus' Stimme. Auf einmal wusste ich alles. „Albus, ich muss in die Kerker, sofort!“ “Bitte Harry, vertrau mir... Habe keine Angst vor mir... Ich brauche deine Hilfe...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)