Was für ein Leckerbissen für die nach Gelächter und Romantik lechzende Menschheit sie beide doch waren von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Doch gerade bedeuteten sie ihm die Welt -------------------------------------------------- Hallo Ihr Lieben :)! Nach ausgiebiger Pause präsentiere ich Euch endlich ein neues Kapitel von Leckerbissen. Bis zum nächsten - und das kündige ich schon jetzt an - wird es allerdings wieder etwas dauern. Nehmt es mir bitte nicht übel > < Dieses Kapitel widme ich , deren sehnsüchtige Nachfrage ich sehr gebraucht habe. Habt viel Spaß beim Lesen! Eure Lung - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - ҉ - „Hast du die Liste eigentlich mitgebracht?“ „Halleluja, na klar! Warte, wo habe ich sie? Ach ja.“ Krümel legte seine Gabel beiseite und zog sie aus der Hosentasche. Inzwischen sah sie einigermaßen zerfleddert aus. Und sämtliche der Ränder waren mit engen Notizen und Pfeilen vollgekritzelt. So viele Informationen, herrlich! „Worüber willst du zuerst reden?“ „Weiß nicht. Was meinst du?“ „Vielleicht fangen wir mit etwas Harmlosem an. Dein Lieblingsfilm zum Beispiel.“ „Mein Lieblingsfilm?“ „Jap.“ „Meine Güte. Keine Ahnung. Ich seh nicht so oft fern.“ In gespielter Empörung ließ Krümel seine Arme kreisen. „Keine Ahnung, keine Ahnung. Sowas muss man wissen. Jeder hat einen Lieblingsfilm. Im Zweifelsfalle ist es der einzige, den man je gesehen hat. Also, denk nochmal nach. Es gab doch bestimmt einen Film, den du mal gesehen hast und der dir gefallen hat. Oder?“ Aleksander Daley schmunzelte. „Okay, also gut. Ähm… Ich hab mal mit meinen Eltern Forrest Gump gesehen. Den fand ich ziemlich gut.“ „Ahhh,“ Krümel stöberte nach seinem Kuli, „Forrest Gump. Das ist dieser Film mit diesem dummen– Äh, ich meine diesem kognitiv nicht ganz auf der Höhe seienden Mann, oder? Tom Hanks?“ „Ja, richtig. Ich mochte den Film, weil er irgendwie so positiv war. Wie ein Märchen.“ „Magst du Märchen?“ „Keine Ahnung. Da hab ich irgendwie nie drüber nachgedacht. Ähm. Ja, ich denke schon.“ „Märchen…,“ schrieb Krümel, „Sehr gut. Aus Märchenfiguren kann man tolle Spitznamen machen. Vor allem die Frauennamen: Rapunzel, Schneewittchen, Rotkäppchen, Dornröschen. Die Kerle in Märchen heißen ja nur Rumpelstilzchen oder Prinz Charming. Obwohl…Prinz Charming… Das passt eigentlich sehr gut zu dir. Aber irgendwie… mhm… warte. Prinz. Prinzchen. Forrest. Gumpi. Nee, das ist es noch nicht. Vielleicht lieber doch ein Frauenname… Cinderella, Schneeweißchen, Rosenrot…,“ Grübelnd tippte Krümel mit dem Kuli auf den Tisch. Als er aufsah, entdeckte er, dass sein Prinz ihn lächelnd beobachtete. Ihm wurde heiß und kalt und ziemlich euphorisch zumute. „Was ist?“ „Nichts. Schon gut.“ Rasch senkte Aleksander Daley den Blick zurück auf seinen Teller und gabelte sich Hühnerfrikassee in seinen Wundermund. Krümel wurde sehr schwach von diesem Anblick. Er wünschte, er würde diese Gabel sein. Dann könnte er in diesen göttlichen Mund eintauchen und würde diese weichen Lippen und die rote Zunge spüren. Die Hitze, die Feuchtigkeit… Krümel rief sich zur Ordnung. Dies war eindeutig kein guter Ort für einen Samenerguss. „Ähhh… Okay. Wo waren wir? Ach ja. Forrest Gump. Märchen. Coolio. Gut, weiter im Text. Ähm… Bücher. Bücher ist ein gutes Stichwort. Was ist dein Lieblingsbuch?“ Nachdenklich runzelte Aleksander Daley die Stirn und schluckte den Bissen runter, den er gerade gekaut hatte, und Krümel staunte über die Bewegungen seines Kehlkopfes. Schmacht, selbst der war überirdisch schön. „Lieblingsbuch… Mensch, das weiß ich auch nicht so genau.“ „Übel!“, Krümel war entsetzt, „Du weißt echt viel zu wenig über dich selbst, Junge. Das macht mir wirklich Sorgen. Lieblingstiere, Lieblingsfilme, Lieblingsbücher. Das sind echt die einfachsten Grundlagen. Jeder Mensch hat welche und jeder kann sie nennen. Genauso wie Lieblingslieder. Manchmal sind es mehr, manchmal weniger. Aber jeder hat welche.“ „Es gibt aber auch Menschen, die noch nie im Leben ein Buch gelesen haben,“ warf Forrest ein, „Was ist mit denen?“ „Das sind keine Menschen,“ erklärte Krümel und steckte sich eine Cocktailtomate in den Mund. Aleksander Daley prustete in sein Wasserglas und Krümel liebte ihn dafür. „Keine Menschen?!“ „Nope.“ „Was sind sie denn dann?“ „Roboter.“ „Roboter?“ „Jap, Roboter. Und wie du vorhin ganz richtig festgestellt hast, bist du kein Roboter, Cinderella. Du bist ein Mensch. Denn du hast doch schon mal ein Buch gelesen, oder?“ „Ja schon, aber–,“ „Aber was?“ „Aber wieso sind sie denn keine Menschen, wenn sie nicht lesen?“ „Weil Menschen lesen wollen,“ argumentierte Krümel leidenschaftlich, „Menschen brauchen Bücher. Menschen, die nicht lesen, haben keine Phantasie. Sie haben kein Herz und keinen Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Aber das macht Menschen aus. Und deshalb sind nicht-lesende Menschen keine Menschen, sondern Roboter. Roboter, die ihre Hosen in die Socken stecken und meistens einen sehr dümmlichen Sinn für Humor haben. Achte mal drauf.“ Zufrieden lehnte Krümel sich in seinem Stuhl zurück. Prinz Charming hatte seine wundervolle Denkerfalte aufgesetzt und Krümel freute sich, sie zu sehen, und fand sich sehr klug und weise und haute seine Gabel enthusiastisch in seinen Salat. „Okay. Aber…,“ sagte Anuschkas schöner Cousin und zeigte mit seiner Gabel in Krümels Richtung, was der gern als eine zärtliche und auffordernde Geste interpretieren wollte, „Aber du übersiehst da etwas, fürchte ich.“ „Ach ja? Was denn?“ „Naja. Was ist mit den Menschen, die gerne lesen würden, es aber nicht können? Weil sie beispielsweise Analphabeten sind oder ihnen schlicht der Zugang zu Büchern fehlt, weil sie zu arm sind, um sich welche leisten zu können.“ Krümel war begeistert. Halleluja! Er denkt mit, dachte er glückselig, Er denkt mit und stellt intelligente Fragen. Er ist zum Anbeißen. Ach, ich wünschte, ich dürfte ihn anbeißen. „Sehr kluge Frage,“ verkündete er anerkennend und Rapunzel grinste erheitert, „Das ist etwas anderes. Denn diese Menschen wollen ja lesen. Sie können nur nicht. Sie sind also Opfer der Umstände und daher keine Roboter.“ „Verstehe,“ gluckste Aleksander Daley und schüttelte abermals sein prächtiges Haupt, „Wieder was gelernt.“ „Jap. Es ist so lehrreich mit mir Mittag zu essen. Nicht wahr?“ „Absolut.“ „Schön, dass du das einsiehst. Okay. Zurück zum eigentlichen Thema. Dein Lieblingsbuch.“ „Ach ja, richtig. Ähhhm… Vielleicht…vielleicht Stadt der Diebe.“ „Stadt der Diebe?“ „Ja.“ „Nie gehört.“ „Das ist ein tolles Buch! Es handelt von zwei jungen Männern, die im zweiten Weltkrieg durch das ausgehungerte Leningrad irren, auf der Suche nach einer Packung Eier.“ „Sie suchen Eier?“, fragte Krümel verblüfft und hielt im Schreiben kurz inne, „Ausgerechnet Eier?“ Aleksander Daley lachte über seine Verwunderung. „Ja. Für einen Kuchen.“ „Was für ein Kuchen denn? Mitten im Krieg.“ „Es ist der Hochzeitskuchen für die Tochter von– Ach, das ist eine lange Geschichte. Aber ja, ich denke, das ist mein Lieblingsbuch. Obwohl ich es schon lange nicht mehr gelesen habe. Im Moment les ich was anderes.“ „Was denn?“ „Einen Krimi von Dick Francis. Kennst du den? Von dem hab ich noch zehn andere Krimis.“ „Ist das nicht der Jockey?“ „Ex-Jockey. Aber ja, genau.“ „Wie heißt das Buch, das du gerade liest?“ „Ähm…Unbestechlich, glaub ich.“ „Glaubst du?“ „Ja, ich hab‘s leider schon lange nicht mehr geschafft reinzuschauen. Ich bin auch noch nicht so weit gekommen mit Lesen. Du weißt schon… Wegen Training. Und…Studium und…so.“ „Jap. Verstehe.“ Schweigen. Aleksander Daley schob ein wenig Reis und Gemüse auf seinem Teller hin und her und Krümel biss sich auf die Lippen und dachte, wie blöd es sein musste, wenn man vor lauter Trainieren nicht mal mehr ein Buch lesen konnte. „Was ist mir dir?“, unterbrach Rumpelstilzchen die Stille. „Mhm?“ „Dein Lieblingsbuch?“ „Ach so. Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär.“ „Was?“ „Na, Walter Moers. Den kennst du doch bestimmt.“ „Hab ich schon mal gehört.“ „Sag ich doch.“ Anuschkas schöner Cousin lächelte wieder und Krümel war erleichtert, weil er ihn so gerne lächeln sah. „Und dein Lieblingsfilm? Nein, sag es nicht! Biene Maja – der Film.“ Krümel brach in Gelächter aus und verschluckte sich fast an einem Salatblatt. „Neeeiiin! Biene Maja… Gibt’s da überhaupt nen Film zu?“ „Keine Ahnung,“ lachte Aleksander Daley, „Bestimmt, oder?“ „Weiß nicht. Müsste man mal googeln.“ „Also, was ist dein Lieblingsfilm?“ „Rate. Es geht um Tiere. Da hattest du Recht.“ „Okay. Ähm. Ice Age. Nein, Madagaskar.“ „Falsch und falsch.“ „Mhm. Ist es ein Animationsfilm?“ „Nope.“ „Nicht? Okay, warte… Für Kinder?“ „Nein, nicht speziell.“ Auf seinem Stuhl kringelte sich Krümel vor Vergnügen und ein Salat hatte ihm noch nie so gut geschmeckt und Aleksander Daley legte seine glatte Stirn in konzentrierte Falten und Krümel erwischte sich bei dem jähen Gedanken, wie wahninnig gern er mit ihm schlafen würde. Ups. „Ähhh… Dieser Disneyfilm, in dem die betrunkenen Tiere herum laufen.“ Krümel gluckste. „Nein, aber der war auch witzig.“ „Ich glaub, ich hab den mal in Bio gesehen. Ach, ich komm nicht drauf. Sag schon.“ „Die Reise der Pinguine.“ Aleksander Daley schlug sich die Hand vor die Augen. „Argh. Natürlich. Da hätte ich eigentlich drauf kommen müssen.“ Sie kicherten sich an und Krümel leckte sich über die Lippen wie ein hungriger Wolf. Übel, übel. Komm mal runter, du geiler Bock. „Was ist mit deinem Hühnerfrikassee?“, erkundigte er sich schleunigst, „Bist du schon satt?“ „Jein. Ich glaub, ich bin an so reichhaltiges Essen nicht gewöhnt. Ich vermisse den Salat.“ „Also, mein Salat ist köstlich. Aber ich bin bereit, dir den Rest zu überlassen. Vorausgesetzt ich bekomme dafür den Rest deines Hühnerfrikassees.“ „Abgemacht.“ „Coolio.“ Grinsend tauschten sie ihre Teller. Romantik pur. „Was ist dein Lieblingslied?“, wollte Aleksander Daley wissen und beugte sich über Krümels Teller. „Ach, das wechselt immer…,“ antwortete Krümel und kaute hingebungsvoll, „Im Moment ist es Hungry Eyes.“ „Hungry Eyes? Ist das nicht aus Dirty Dancing?“ „Jap. Genau. Anuschka hat mir den Soundtrack mal gebrannt. Was ist mit dir?“, Krümel zog die Liste wieder hinzu, „Wehe, du weißt es nicht.“ „Doch, doch!“, erwiderte Aleksander Daley glucksend, „Ich hab schon seit Ewigkeiten das gleiche Lieblingslied. Seit ich es zum ersten Mal gehört habe. Da war ich neun.“ „Coolio! Und?“ „A Banda. Von France Gall.“ Der Kuli schwebte ratlos in der Luft. „Hä?“ „Kennst du das nicht?“ „Nee.“ „Das musst du mal bei YouTube suchen. Ich könnte wetten, dass es dir gefällt. Such nach Zwei Apfelsinen im Haar, dann findest du es sofort.“ „Zwei Apfelsinen im Haar…?“, wiederholte Krümel ungläubig und schrieb es in ein freies Eckchen auf seiner Liste, „Was soll das denn für ein Lied sein?“ Aleksander Daley lachte erneut und in Krümels Ohren klang es wie eine Symphonie. „Such es einfach. Vertrau mir.“ „Na gut,“ schmachtete Krümel, „Aber nur, weil du es bist, France. Galli. Franci. Apfelsinchen. Mhm… Was hältst du von France?“ „France Gall ist ne Frau.“ „Ist doch egal. Von solchen heteronormativen Grenzen dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. France ist gut. Ich mag France. France kommt auf die Top-Liste der Spitznamen. Zu Sporti, Kroko und Fabaluga.“ „Fabaluga steht auf der Top-Liste? Kann ich dagegen Einspruch erheben?“ „Nein,“ verkündete Krümel ernsthaft, „Man darf sich seinen Spitznamen nicht selbst geben. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Da kannst du jeden fragen. Spitznamen kommen einfach. Ich konnte mir Krümel auch nicht aussuchen.“ „Aber Krümel ist süß, wohingegen Faba–,“ Zack. Abgeschaltet. Stille im Kopf. Süüüß. Er hatte süß gesagt. Er findet Krümel süß, dachte Krümel jubilierend, Er findet Krümel süß, also findet er auch mich süß. Ob er mich wirklich süß findet? Bin ich süß? Nein, bin ich nicht. Wenn er wüsste, was ich in einer dunklen Ecke alles gerne mit ihm treiben würde, fände er mich nicht süß. Mhm, Reiterstellung in der Sporthalle. Er auf mir, nackt, schweißbedeckt, keuchend– „Hallo? Krümel? Bist du noch da?“ „Wie, was?“ „Wo warst du?“, er schien belustigt, Krümel schämte sich sehr. „Ach, nur so…in Gedanken. Was hast du gesagt?“ „Fabaluga klingt dämlich.“ „Nein, das find ich nicht. Ich finde Fabaluga schön. Es ist…kreativ, witzig, einprägsam. Genau das, was wir wollten.“ Aleksander Daley seufzte und verdrehte die Augen. Doch er schien nicht wirklich böse zu sein. Puh. Im Gegenteil, er grinste und war so sexy, it hurts. „Apropos süß,“ sagte Krümel und schlug vorsorglich die Beine übereinander, „Was ist deine Lieblingssüßigkeit?“ „Das weiß ich auch!“, freute sich Fabaluga und Krümel wünschte, er wäre nicht so wahnsinnig niedlich, „Gummibärchen! Auf jeden Fall.“ „Gummibärchen…,“ Krümel lächelte zärtlich und hielt auch diese Info auf der Liste fest, „Das sind gute Süßigkeiten.“ „Was magst du am liebsten?“ „Ach, ich liebe alles, was süß und klebrig ist.“ Hust, hust. Zweideutigkeit? Ach, iwo. Das ist nur Einbildung. Übel, er sollte wirklich nicht allzu lange über Süßigkeiten nachdenken. Sonst musste er sich einfach vorstellen, wie er Toffifee von Aleksander Daleys Sixpack aß oder Erdbeersahne von seinem… mhm… perfekten Popo leckte… Uhhh… Aaach, herrje. Das musste aufhören. Es ging sowieso nicht klar, dass er ständig eine halbe Erektion hatte, sobald er mit Aleksander Daley im selben Raum war. Krümel räusperte sich laut, um einen akustischen Schlussstrich unter seine versauten Gedanken zu ziehen. Irritiert hob Aleksander Daley den Blick von seinem vorletzten Salatblatt und blickte sich um. „Was ist?“ „Äh, nix. Nix. Ich hab mich nur…geräuspert.“ „Das hab ich gehört.“ „Gut! Ähm, gut. Dann…funktionieren deine Ohren offenbar einwandfrei.“ „Wie bitte?“, gluckste Aleksander Daley verständnislos, „Sollte das etwa ein Test sein?“ „Vielleicht.“ Gummibärchen schüttelte den Kopf und grinste Krümel an. Schmetterlinge im Bauch. „Ehrlich. Manchmal habe ich absolut keine Ahnung, was in deinem Kopf so vor sich geht.“ „Glaub mir, das ist besser so…,“ erwiderte Krümel nachdrücklich und schob sich seine letzten Reiskörner und Erbsen auf die Gabel, „Und fang lieber auch nicht an zu spekulieren. Erzähl mir lieber, was du am Wochenende so machst. Trainierst du da auch?“ „Nur morgen, am Samstag,“ antwortete Aleksander Daley, schob sich den Rest seines Salats in den Mund und legte sein Besteck anschließend fein säuberlich auf den Teller, „Aber vermutlich nur eine Einheit. Also bis mittags. Ich muss unbedingt mit meinem Uni-Kram voran kommen.“ „Was sagt dein Vater dazu?“ „Das Übliche,“ entgegnete Aleksander Daley und verdrehte die Augen, „Blablabla, Olympia, blabla. Aber das ist mir egal. Ich vernachlässige die Uni sowieso schon viel zu sehr. Ich brauche den Samstag unbedingt, um nachzuarbeiten und für die noch ausstehenden Klausuren zu lernen. Und dann noch die Hausarbeit…,“ er seufzte, „Sonntag werde ich auch nichts anderes machen.“ Das Mitgefühl zog Kummerfalten durch Krümels Gesicht. Uni, Zehnkampf. Er konnte sich nicht entscheiden, was er schlimmer fand. Und dann wurde ihm mit einem Schlag klar, was das eigentlich Dramatische an dieser Wochenendplanung war. „W…Was soll das heißen?“, stieß er erschrocken hervor, „Hei…Heißt das, wir sehen uns jetzt das ganze Wochenende über nicht mehr?“ Aleksander Daley blinzelte. Einige Sekunden lang flackerte seine wunderschöne Denkerfalte auf, dann verschwand sie jedoch gleich wieder und wurde durch ein verlegenes Grinsen ersetzt. Und er schlug die Augen nieder und rutschte kurz auf seinem Stuhl hin und her. HACH, so süüüß! „Naja… Wir…wir haben uns doch gerade zwei Tage hintereinander gesehen. Sogar drei, wenn man die Party hinzu zählt.“ „Eben!“, schluchzte Krümel in haltloser Verzweiflung, „Ich habe mich daran gewöhnt, dich jeden Tag zu sehen, verstehst du?! Wie soll ich mit dieser plötzlichen Veränderung klar kommen? Wie soll ich die Entzugserscheinungen überstehen?“ Mit entzückend geröteten Wangen lachte Aleksander Daley auf und trotz seines Entsetzens rollte bei diesem betörenden Laut ein leichter Schauer über Krümels Haut. „Jetzt übertreibst du aber!“ „Ja, ein bisschen,“ gab Krümel zu, „Aber im Prinzip habe ich Recht. Wie sollen wir bitte mit deinem Spitznamen voran kommen, wenn–,“ „Es sind nur zwei Tage!“ „Das sind immerhin achtundvierzig Stunden!“ „Wir können uns am Montag gleich wiedersehen. Selbe Zeit, selber Ort.“ „Montag? Montag? Ohhh-Okay, aber dann will ich mehr Zeit.“ „Mehr Zeit?“ „Jap. Wir treffen uns schon um zwölf und machen bis drei. Die ganze Mittagspause lang.“ „Aber–,“ „Jetzt komm schon!“, wimmerte Krümel, „Die Liste–,“ „Aber am Montag habe ich nur noch eine Woche bis Olympia. Und mein Vater–,“ „Aber dein Arzt hat dir Entspannung doch verordnet. Gerade eine Woche vor Olympia musst du deine Kräfte schonen. Wenn du dir keine Ruhe gönnst, fällst du in Ohnmacht, bevor die Leichtathletik-Wettbewerbe überhaupt angefangen haben. Und wenn dein Vater das nicht versteht, dann pinkle ich ihm höchstpersönlich ans Bein.“ Aleksander Daley gluckste. „Das traust du dich eh nicht.“ „Nein, okay, das stimmt. Aber trotzdem. Du weißt, was ich meine.“ Schweigen. Lauernde Blicke. Endloses Warten. Bittebittebitte, komm schon, Liebster. Lass mich nicht so elendig verschmachten. Nur drei Stunden, drei Stunden. Das ist nur ein Achtel eines Tages, also praktisch nix. Krümels vergötterter Zehnkämpfer seufzte und schloss die Augen und schüttelte sein Haupt wie ein bildschöner Löwe, der nicht fassen konnte, dass er sich einer Antilope geschlagen gab. Doch er lächelte dabei. „Okay. In Ordnung.“ „Halleluja! Coolio! Halleluja!“ Vor Freude und Triumphgefühlen schien Krümels Brust platzen zu wollen. Er strahlte Aleksander Daley voller Hingabe an und der lächelte liebenswürdig zurück und Krümel, der die Wochenenden sonst immer atemlos herbei sehnte, wünschte, dieses würde möglichst schnell vergehen, damit bald Montag war und sie sich wiedersahen und drei Stunden miteinander verbringen konnten. Drei Stunden. Eine Nichtigkeit. Doch gerade bedeuteten sie ihm die Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)