Twisted von Alyeskah (Zwischen Liebe und Hass) ================================================================================ Kapitel 1: Eins --------------- Die Sonne ging unter, als Sasuke die schlechten Nachrichten erfuhr. Zornig starrte er Kabuto an und ignorierte Kisames gedämpftes, aber dennoch hörbar hämisches Lachen hinter ihm. „Er kommt nicht?“, wiederholte er zischend. „Warum nicht?“ Kabuto zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“, erwiderte er gelassen. „Die Spione hatten nicht viel Zeit. Aber ob er heute oder morgen hier ankommt, ist doch egal. Eigentlich ist es sogar vorteilhaft für uns, Meister Orochimaru ist nach dem Kampf gegen den da“ – er zeigte mit dem Kopf auf Kisame – „noch ein wenig geschwächt. Und Itachi ist leider ziemlich stark.“ Er seufzte. „Na ja. Leg dich schlafen, ich übernehme die erste Wache.“ Natürlich ging es jetzt darum, möglichst fit zu sein, sie wussten schließlich nicht, wann genau Itachi kommen würde. Fakt war nur, dass er kommen würde. Allein schon, um Kisame zu retten oder töten oder jedenfalls irgendetwas zu machen. Sasuke wusste nicht, wie das bei Akatsuki ablief und es war ihm auch egal. Hauptsache, er hatte die Chance, endlich gegen seinen Bruder zu kämpfen und ihm zu beweisen, wie stark er geworden war – nicht zuletzt wegen des Juins. Für einen Moment geriet er in Versuchung, Kabuto zu widersprechen und selbst Wache zu halten. Er war wütend und so aufgebracht konnte er nie schlafen. Aber er wusste, dass es jetzt eh zu früh war und er sollte lieber im Morgengrauen fit sein. Also atmete er einmal tief durch, nickte knapp und wandte sich ab. „Weck mich, wenn die Sonne aufgeht.“ Im Vorbeigehen verpasste er Kisame einen Tritt, was dessen gute Laune aber nicht trüben konnte und Sasuke ein leises „Tss“ entlockte. Seit gestern lag der Akatsuki nun schon unter dem Baum, gefesselt, geknebelt und ein Jutsu verbot es ihm, Chakra zu schmieden und zu halten. Einer von Orochimarus unzähligen Spionen hatte herausgefunden, dass die Organisation demnächst hier ihr Unwesen treiben würde und so waren sie bereit gewesen, in der Hoffnung, auf Itachi zu treffen. Leider kam er nicht, aber es war ein schwacher Trost, Kisame vorzufinden – denn wo Kisame war, konnte Itachi nicht weit sein. Und tatsächlich hatte der ehemalige Kirininja nach einigem Nachbohren verraten, dass er sich hier mit seinem Partner treffen würde. Also warteten sie hier, stets auf der Hut und zum Zerreißen angespannt. Missmutig ließ sich Sasuke unter einem anderen Baum nieder. Es war unmöglich, eine geeignete Schlafposition zu finden und als er endlich einschlief, dauerte es nicht mehr lange, bis der Morgen graute. „… womöglich ein Trick von ihm sein.“ „Du meinst, um Sasuke auszuschalten?“ „Oder er hat Angst bekommen und will, dass er ihn umbringt, bevor wir ihn uns schnappen können.“ Orochimaru knirschte mit den Zähnen. „Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir überhaupt nicht.“ „Um was geht’s?“, fragte Sasuke, der gerade aufgewacht und nur die letzten Sätze einer anscheinend längeren Unterhaltung mitbekommen hatte. „Um nichts Wichtiges“, antwortete der Sannin eine Spur zu schnell. Kabuto erhob sich. „Ich schau mal, was ich für ihn finde.“ Er warf Sasuke einen merkwürdigen, langen Blick zu, bevor er zu seiner Tasche ging und in ihr herumwühlte. „Verarscht mich nicht“, sagte Sasuke eisig. „Ich will wissen, was los ist.“ Orochimaru beugte sich zu ihm und legte die Lippen gefährlich nah an seinen Hals. Kurz leckte er über die Haut, aber Sasuke hielt ganz still und bewegte sich nicht, nur mit den Augen folgte er ihm. Sein Meister hauchte kurz in sein Ohr, dann flüsterte er: „Sasuke… Weißt du denn nicht, was heute für ein Tag ist?“ Sasuke runzelte die Stirn und lehnte sich zurück. „Was meinst du damit?“ Als er keine Antwort bekam, sondern nur spöttisch angelächelt wurde, dachte er nach. Als es ihm dämmerte, schämte er sich fast, weil er so lange gebraucht hatte, um darauf zu kommen. Aber er hatte keine Zeit für Scham, zu kraftvoll und mächtig waren die Gefühle, die in ihm aufkamen. Früher war es oft nur Trauer und Verzweiflung gewesen, außerdem Sehnsucht. Sehnsucht nach seinen Eltern, seiner Tante, Onkel, seinem Cousin, Sehnsucht nach seinem Bruder und manchmal auch dem Neid der anderen, weil er aus dieser stolzen, starken Familie kam. Stark? Verbittert spuckte Sasuke auf den Boden zwischen Orochimaru und ihm. Von wegen. Seit ein paar Jahren war es unbändiger Hass, der ihn ausfüllte, gepaart mit einem Rachedurst, der auch Unbeteiligte erzittern ließ. „Du willst ihn töten“, sagte Orochimaru in die Stille hinein. „Ich sehe es. Ich sehe, wie du vor Hass zitterst und die Mordlust in deinen Augen funkelt. Aber, Sasuke? Du wirst ihn nicht töten. Nicht heute. Ich brauche ihn lebend, aber wenn ich fertig bin, kannst du gern machen, was du willst.“ Sasuke schnaubte und warf ihm einen höhnischen Blick zu. Was bildete sich diese alte Schlange eigentlich ein? „Du willst mich davon abhalten? Ich frage mich, wie du das anstellen willst, Orochimaru. Du hast ja nicht mal Kisame allein überwältigen können.“ Er konnte nicht verhindern, dass sich ein leicht belustigter Unterton in seine Stimme schlich. Orochimaru schnalzte mit der Zunge. „Deine Sorge um mich ist genauso rührend wie dein schwarzer Humor.“ Kabuto kam zurück und gab ihm ein Fläschchen, das zur Hälfte mit einer klaren, hellblauen Flüssigkeit gefüllt war. „Aber ich halte die Antwort in meiner Hand.“ Misstrauisch beäugte Sasuke die kleine Flasche. „Vergiss es. Ich werde das nicht trinken.“ „Nicht?“ Orochimaru lächelte und schneller als Sasuke reagieren konnte, machten ihn Kabutos Künste bewegungsunfähig. Wütend schaute er ihn an, aber Kabuto kicherte nur amüsiert. „Beeilt Euch, Meister. Ich spüre, dass er bald kommt.“ Orochimaru trat näher, und zog den Korken aus der Flasche, während Kabuto den Kiefer des Jüngeren auseinander drückte. „Wie viel?“, erkundigte er sich und hielt kurz vor Sasukes Mund inne. „Ein paar Tropfen reichen. Dann gehorcht er Euch. Verabreicht Ihr ihm mehr…“ Kabuto erschauderte und ein angewiderter Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Nun, belasst es einfach bei wenigen Tropfen.“ Während Sasuke mit aller Kraft versuchte, wieder die Kontrolle über sich zu bekommen, Kisame untypisch still war und Orochimaru die Flasche ganz langsam neigte, um ja nicht mehr als nötig in Sasukes Mund zu flößen, knackte es ein paar Meter rechts von ihnen. Kabuto wirbelte herum, warf mehrere bearbeitete Kunai, wodurch seine Verbindung zu Sasuke unterbrochen wurde, der sich mit aller Kraft gegen Orochimaru warf. Dieser sprang zurück, um einem Feuerball des Neuankömmlings auszuweichen – und verschüttete die ganze Flasche in Sasukes Mund. Und aus einem natürlichen Reflex heraus schluckte Sasuke, wurde auf die Knie gezwungen, wo er keuchte und würgte. Er sprang auf, taumelte und wirbelte herum, als ein Shuriken nur knapp seinen Kopf verfehlte. Dann starrte er seinem Bruder direkt in die blutroten, von Mangekyou Sharingan verunstalteten Augen und verlor das Bewusstsein. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)