Blur - Ancient Curse von AraniShadon ([Aoi & Kai] [Ruki & Uruha] [Karyu & Zero] [MC] [Singlework]) ================================================================================ Kapitel 6: 5 ------------ 5 Die Schwärze, die dem Rothaarigen als erstes begegnete, war ihm nur zu vertraut und er streichelte sie sanft, als er durch sie hindurch schritt. Sie machte ihm keine Angst, sie führte ihn, bis er den Ort fand, an dem Kais Traum begonnen hatte. Er sah es als kleines Licht, auf welches er zu schritt und schon bald hatte es ihn vollständig umhüllt und verschlungen. Um ihn herum entstand ein Wald, die Bäume schossen links und rechts von ihm empor, verdeckten, was er von einem strahlend blauen Himmel hatte erhaschen können. Er erkannte diesen Ort und es fröstelte ihn – welche Verbindung, bei den Göttern, hatte Kai mit den Wäldern von Sepram? Der schlanke Mann sah sich um, bis er den Weg fand, welchen auch der Mensch gegangen war. Wie dieser war auch der Traumtänzer barfuß, fühlte den Untergrund an seinen bloßen Sohlen, das leichte Picken der Nadeln, dazwischen Sand, Stöcke, Gras und weiches Moos. Hinter ihm verlor sich der Weg, vor ihm tat er sich auf; es war untypisch und das erste Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um einen Ruf handelte und Kai an eine ganz bestimmte Stelle geleitet worden war. Die fühlte wie Kai, als er in den Splitter trat, handelte wie dieser, erreichte die Lichtung, die Kai so viel vertrauter gewesen war, als der voran gegangene Teil des Waldes. Er sah die Sphäre, sah die Verwandlung und er sah den Fremden. »Stopp.« Seine Stimme bildete ein sanftes Echo, als jede Bewegung und jeder Laut des Traumes einfror. Wie in einem Film, bei dem man auf die Pausentaste gedrückt hatte, war es Die nun möglich Details wahrzunehmen, die Kai nicht hatte sehen können. So erkannte er, dass der fremde Langhaarige tatsächlich einen Zauber nutzte, um sich in den Traum des Braunhaarigen zu bringen. Dies war auch der Grund, weswegen dessen Erscheinung nicht konstant bestehen blieb, sondern mal klarer und mal verschwommener schien. Es erforderte enorme Kraft so etwas zu realisieren; Die hatte nur von wenigen gehört die es in der Vergangenheit geschafft hatten. Er würde Aoi raten, sehr vorsichtig und wachsam zu sein. Die hob eine Hand, bewegte sie durch die Luft, als würde er einen Tisch oder dergleichen abwischen. Augenblicklich klärte sich das Abbild des Langhaarigen und der Traumtänzer trat einen Schritt näher, um diesen ganz genau zu studieren, damit er eine möglichst genaue Beschreibung wiedergeben konnte, wenn er zusammen mit Kai erwachte. Die hellen, smaragdgrünen Augen waren erfüllt von Zorn, aber auch Klug- und Gerissenheit. Sie hatten viel gesehen, viel erlebt und ihr Träger wusste dies Wissen geschickt einzusetzen. Die schönen Züge täuschten über die gefährliche Aura des Mannes nicht hinweg; sie unterstrichen sie. Dies Kopf kippte überlegend auf eine Schulter, derweil er den Fremden ansah und dieser geradewegs zu ihm zurück zu starren schien. Er kannte dieses Gesicht, dessen war er sich sicher. Er hatte es schon einmal gesehen, doch wo? Wo war es gewesen? In einem seiner Träume? Die schüttelte sanft den Kopf. Nein, nicht dort. Die Erkenntnis fiel wie Schuppen von seinen Augen und ließ ihn leise keuchen. Das Relief! Er war sich ganz sicher, dass es die Erzählung vom Todesengel und dessen Geliebtem war – schon auf den in Stein gefangenen Bildnissen war ihm der stechende Blick des Geistes in Erinnerung geblieben. Dies war Zero! Zero hatte es geschafft, einen Zauber zu spinnen, der mächtig genug war, Kai in einem Traum einzufangen und an diese Stelle zu führen! »Bravo, Traumtänzer.« Der Langhaarige blinzelte plötzlich, die Lippen in einem sinnlich-dunklen Lächeln erhoben. Die keuchte entsetzt und wich zurück. Wie Kai fiel er über seine Füße und fand sich Sekunden später im Gras wieder, doch dies registrierte er nicht. Er hatte Zero nicht kommen gefühlt. Kein Hauch, kein Gefühl, keine Vorahnung. Nichts hatte ihm angedeutet, dass jemand seine Magie überwunden und mit in einen Traum gesunken war, den der Traumtänzer allein nur hätte durchschreiten dürfen. Er starrte zu dem anderen Mann hinauf, welcher in diesem Moment geschmeidig von seinem Sitz herunter sprang und katzenhaft auf der Erde aufkam. »Sei nicht so überrascht. Immerhin bist du es gewesen, der mir die Chance gab, mich dir auf diese Art und Weise zu nähern.« Dies Brauen zogen sich zusammen, als er sich zurück auf seine Beine kämpfte und dem kleineren Mann mit durchgedrücktem Rücken gegenüber stand, diesen und dessen Bewegungen genau verfolgte. »Wovon sprichst du?« Zero legte den Kopf ein wenig auf die Seite, spiegelte damit Dies vorherige Bewegung; es gab der unschuldigen Geste etwas boshaftes, was den Traumtänzer erschauern ließ. »Du hast meine Emotionen wahrgenommen und nach mir gesucht. So konnte ich deine Aura aufgreifen und dich finden. Und nun befinden wir uns hier.« »Die Wut, der Hass... das warst du.« »Durchaus. Es ist ein bedauerlicher Nebeneffekt zu einem Traumruf. Um diesen ausführen zu können, ist es notwendig, meine Schilde zu senken und mich weit zu öffnen, um große Distanzen zu überwinden. Jeder, der in diesem Moment 'zuhört', kann mich dann wahrnehmen. Aber letztendlich ist selbst dies von Nutzen für mich, nicht wahr?« Zero umkreiste Die, welcher die Bewegung gleich tat, um den Grünäugigen nicht aus dem Blick zu verlieren. »Was willst du hier?« »Dir eine Botschaft überbringen.« Zero war stehen geblieben, noch immer das kleine, gefährliche Lächeln auf den Lippen. »Worte und Bilder die Aoi, die Kyô und allen Wesen dieser Welt zeigen sollen, dass die Zukunft mir und mir allein gehört.« »Was hast du getan?« Der Rothaarige suchte seine bebenden Finger zu verstecken, indem er sie zu Fäusten ballte, doch es war sinnlos. Zero hatte es gesehen und genoss es, Furcht und Unruhe in dem schlanken Mann auszulösen. Er wusste, dass Die wusste, dass er nicht nur bluffte. »Ich habe die Figuren zu meinen Gunsten bewegt.« Er bewegte sich plötzlich, stand mit einem Mal nahe hinter Die, das Kinn des Traumtänzers in der krallenbewährten Hand, sodass diese in die helle Haut eindrangen und winzige Tropfen an Blut entstehen ließen.»Willst du sehen, was ich gesehen habe?« Es war eine rhetorische Frage und Zero erwartete ganz sicher keine Antwort. Stattdessen hob er die Hand; an einer langen, silbernen Kette baumelte ein tropfenförmiger, handtellergroßer Kristall – das gestohlene Artefakt der Zeit. Man sagte, dass es, wenn man seine Magie soweit getrieben hatte, es zu nutzen, Blicke in die Zukunft geben konnte, was aber nur eine Eigenschaft von vielen dieses wertvollen Objekts war. Dies Zittern wurde stärker und er wollte seine Augen verschließen, vor dem Anblick dieses magischen Gegenstands und dem Horror, den es inne hielt, doch er konnte nicht. Er war in Bewegungslosigkeit erstarrt, unfähig nicht hinzusehen. Und Zero wusste ganz genau, wie es ihm erging; das dunkle Lächeln des Geistes wurde weiter, seine Lippen nahe an denen des Traumtänzers. »Sieh zu und dann lauf und erzähle, wie Kistara untergeht.« Ein wimmerndes Keuchen löste sich von seinen Lippen und als sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste und über seine Wange lief, verschwand die Welt um ihn herum. Das letzte, das der Rothaarige zu hören vermochte, war das leise Lachen Zeros. ~~~~~ Die Umgebung hatte sich vollständig verändert und es brauchte einige, donnernde Sekunden bis Die begriff, dass er sich inmitten der Vision des Kristalls befand. Er saß auf einer Klippe, die Beine seitlich zu seinem Körper angewinkelt, als er sich mit den Händen in einer aufrechten Position hielt. Das Geröll unter seinen Fingern war scharfkantig und bohrte ihm unangenehm in die Handflächen, doch dies war nebensächlich. Viel mehr machte Die die Stille Angst. Sie war allumfassend, schien ihn zu ersticken. Es gab kein Wispern der Erde, keine Tiere, keine Magie, die ihn schon immer mit sanftem Summen begleitet hatte. Diese Welt schien erstarrt in einem unbekannten Atem der Zeit, der an Dies Herz zog und es mit winzigen Krallen blutig schlug. Er erhob sich langsam, zog sein Gewand enger um sich; der Wind war eisig, doch stumm. Er zerrte an ihm, peitschte Regen in sein Gesicht. Die Wolken hingen so tief, dass sie jeden Augenblick auf Die hernieder zu stürzen schienen. Seine ersten Schritte waren unsicher, seine Beine versagten ihm nahezu den Dienst und Die suchte nach Halt an den wilden Felsen, deren Ecken wütend hervor standen. Wo war er hier? War dies überhaupt noch Kistara? Wenn ja, dann erkannte der Traumtänzer es nicht wieder. Vorsichtig ging er an den Rand der Klippe, sah diese hinab; ein schmaler Weg würde ihn nach unten bringen und nach einem letzten, unsicheren Blick über seine Schulter machte sich er Rothaarige daran hinab zu steigen. Dies war die einzig offensichtliche Richtung; ihm blieb gar keine andere Wahl, solange er nicht wusste, wie er aus dieser Vision entkommen konnte. Mehrmals verlor er die Balance, rutschte auf dem Hintern und Rücken tiefer, wobei er Abschürfungen und blaue Flecken erlitt. Es zwang ihn zu einer Pause am Fuße des Berges, wo er sich ein weiteres Mal umsah. Rechts von ihm war ein Stück Stoff in einer Felsspalte eingeklemmt und Die zögerte, die Hand auszustrecken, um es zu berühren. Am Ende tat er es doch, befreite das Material und glättete es mit sinkendem Herzen auf seinem Schoss. „Oh nein...nein...“ Es war ein Wispern, erfüllt von Angst und Trauer. Dies Hand strich über das Wappen von Ulka; diese Blüten würde er überall wiedererkennen. Zwischen dem Dreck und ausgefransten Fäden sah Die Blut; es war das eines Hoheelfen. Nur ihr Blut hielt einen sanften Schimmer inne, schien noch lebendig, obwohl es vergossen worden war. Das Stück der Flagge an sich gepresst, drückte er sich zurück auf die Beine, raffte sein Gewand, als er zu rennen begann, erfüllt von so vielen unterschiedlichen Gefühlen, dass er sie nicht einmal zu sortieren versuchte, sondern sich schlicht von seiner Panik treiben ließ – die nächste Anhöhe war nicht ganz so steil und als er ihre Spitze erreichte, sah er den ersten von ihnen. Einige Meter entfernt lag ein Elf, das Gesicht ihm zugewandt, die Augen offen und starr auf ihn gerichtet. Sein Bein war gebrochen, es stand in einem unnatürlichen Winkel zum Rest des Körpers ab. In seiner Brust steckte ein Sperr. Die Waffe hatte die Rüstung und das darunter getragene Kettenhemd sauber durchtrennt. Sie war demnach magisch gewesen, kein normales Schwert konnte das speziell gefertigte Metall der Elfen zerstören, es war in ganz Kistara begehrt und wurde nicht nur von den Elfen, sondern auch anderen Wesen getragen. Die Hand vor den Mund geschlagen ging Die weiter. Er entdeckte immer mehr von ihnen. Ein Meer von Toten. Das Erdreich war getränkt von ihrem Blut und schwarz von den magischen Attacken die hier nieder gegangen waren. Überall hatten Krater sie aufgerissen; Feuerbälle versenkt, was es einst an Gras gegeben haben mochte. Hier und da glänzen matt die Überreste von gewaltigem Eiszaubern; ihre Stacheln ragten starr in den Himmel, mahnten stumm, die Gefallenen nicht zu stören. Der Saum von Dies Kleidung war von Blut und Dreck besudelt, doch der Traumtänzer bemerkte es nicht. Tränen liefen über seine Wangen, als er Freunde und Bekannte fand; sie alle waren tot. Keiner von ihnen hatte den verheerenden Kampf überlebt, der hier stattgefunden hatte. Nicht einmal die Jüngeren waren verschont geblieben – jene Elfen, die in den Augen des Rothaarigen noch Kinder gewesen waren. Viele von ihnen hatten in ihren letzten Minuten ebenfalls geweint; die Spuren auf den bleichen Wangen waren noch nicht getrocknet. War es das gewesen, was Zero wollte? All diese Zerstörung? Wofür? Simple Rache? Konnte ein Wesen soweit gegen? Er hob ein Schwert auf. Die Klinge war verkrustet, sodass man die feine Gravur nicht mehr erkennen konnte, doch Die wusste, dass sie da war. Die Hoheelfen schmückten all ihre Waffen mit den Namen ihrer Götter oder Vorfahren. Nun gab es niemanden mehr, an den diese Kunst weiter gegeben werden konnte. Er nahm es mit sich, warum, das konnte er nicht rational erklären; vielleicht, um etwas zu haben, das er mit nach Hause nehmen konnte, obwohl er wusste, dass dies alles noch nicht geschehen war. Sein Unterbewusstsein agierte momentan stark gegen das, was er wusste, was er logisch erkannte. Dieses war es auch, welches ihn einige Meter weiter zwang, schluchzend in die Knie zu sinken, das Gesicht gramvoll in den Händen vergraben. Bei den Göttern, wie er sich wünschte, dass es etwas anderes gab, außer seinem harschen, abgehackten Atem. Doch nur die Stille blieb bestehen, harrte an seiner Seite aus und zeigte ihm auf, wie entsetzlich allein er sich fühlte. Wie allein er war. „Ich weiß, ihr seid müde, doch bemüht euch dies eine letzte Mal für mich!“ Dies Kopf hob sich ruckartig. Innerhalb eines Herzschlags pulsierte der Funken der Hoffnung durch seine Brust, verengre sie, als er genau lauschte. War es eine Illusion gewesen? Ein Trick, um die letzten Fetzen seines Herzens auseinander zu reißen? „Erhebt euch und folgt mir! Jeder einzelne Angriff zählt!“ Nein! Da sprach jemand, ganz sicher. Der Wind hatte die Stimme zu ihm getragen und nun ließ Die das Schwert fallen, begann zu rennen, stürzte, schlug sich die Knie auf, kam stolpernd auf die Füße und hastete weiter. Seine Hoffnung schwoll mit jedem hastigen Schritt, gab ihm ungeahnte Kraftreserven, half ihm die nächste Anhöhe zu erklimmen, auch wenn er sich dabei die Hände und Finger aufschnitt. „Bleibt stark! Ihr werdet heute nicht sterben, dafür werde ich sorgen!“ Die bebte, ob der Worte, ob der Sicherheit und Stärke in ihnen; sie trugen sich weit über das Land, hafteten an jedem der Felsen und kargen, verkümmerten Bäume. Aoi! Es war Aois Stimme, die er hörte – kraftvoll, stark, unerschütterlich. Sie durchflutete Dies Körper mit ihrer Intensität, ließ ihn immer heftiger zittern. Er zog sich am letzten, ihm im Weg stehenden, Felsen hoch und schluchzte, als er sie endlich sah, brach einmal mehr in die Knie. Es war eine schockierend kleine Gruppe, die sich um den Herrscher von Kistara hielt. Der Traumtänzer sah die Generäle, er sah Kyô, Kaoru und Tsukasa. Etwas weiter hinten stand noch ein Mann mit großen, schwarzen Schwingen, dazu einige Drachenreiter und Wesen, die dem Rothaarigen fremd waren. Zusammen hielten sie vielleicht eine Stärke von dreißig oder vierzig Mann inne. „Hizumi! Nimm Kaoru und Tsukasa und sichere die linke Flanke!“, der Dämon festigte seine Rüstung, als er sprach, zog hart an den ledernen Riemen, die von Blut durchtränkt schwarz aussahen, „Reita, Uruha, Ruki ihr geht nach rechts! Teilt die Männer unter euch auf! Kyô und ich bleiben in der Mitte! Egal was geschieht, bleibt auf eurem Posten. Keiner von euch hat sich uns zu nähern, ist das klar?“ Ernstes Nicken war die einzige Antwort, dann bewegten sich die Kämpfer schnell und sicher, gingen auf ihre Positionen. Der Traumtänzer starrte mit ihnen in nördliche Richtung; er keuchte heiser, als er das feindliche Heer kommen sah. Wie eine Welle an schwarzem Nebel krochen sie über die Ränder der Anhöhe, füllten in Sekunden das Tal und kreisten die kleine Gruppe ein. Es war eine Übermacht, wie sie größer nicht hätte sein können und dennoch wich nicht einer der Krieger zurück. Die sah, wie Ruki seine Waffen zog – beidseitig – und diese entsicherte. Reita führte eine Doppelklinge, wirbelte diese über seinen Kopf, bevor er sie ins Erdreich rammte und sein Schwert zog. Auch Uruha bereitete sich vor, spannte den ersten Pfeil in seinen Bogen; das lange Haar des Meerwesens war zu einem engen Dutt gefasst, gab ihm die Aura eines Kriegers und nicht die des sanften Wesens, die der Rothaarige sonst kannte. Hizumi zerriss die letzten Teile seines zerfetzen Oberteils, ließ sie achtlos auf den Boden fallen, als er seine Schwingen weit öffnete und den feindlichen Schergen entgegen brüllte; ein dunkler Laut der durch jeden Knochen des Traumtänzers drang und einen ungeahnten Funken an Willen zu kämpfen in ihm auslöste. Es war ein Schlachtruf, wie er mächtiger nicht hätte sein können. Tsukasa hingegen stand mit hoch erhobenem Kopf da, die beiden Stilette in den Händen, doch noch entspannt. Ihm war nicht anzuerkennen, dass er in wenigen Augenblicken um sein Leben kämpfen würde. Die Waffen und Rüstungen der Krieger hinter ihnen klirrten und krachten, als sie sich formierten und zu beiden Seiten wichen, sodass nur noch Aoi und Kyô in der Mitte zurückblieben. Der Hoheelf streckte die Arme in einer kraftvoll-eleganten Geste über dem Kopf und rief dabei Worte, die durch das gesamte Erdreich vibrierten und dieses zum Beben brachten. Sie stahlen Die ein weiteres Mal den Atem; die Magie, die der Elf in diesem Moment nutzte, war unbeschreiblich. Es war dem Rothaarigen unverständlich, woher Kyo all diese Macht überhaupt bezog, denn als Wesen der Natur schöpfte er einen großen Teil seiner aus genau dieser. Aber die Erde unter den Füßen des Blonden war verbrannt, dort gab es nichts mehr, das ihn unterstützen konnte. Und trotzdem ging von den Händen des Elfen ein strahlendes Licht aus – es schoss in die Höhe, verschwand dort mit einem Wetterleuchten in den dunklen Wolken, bevor es wenig später wie Schnee auf sie hinab fiel, alles und jeden in einem weiten Umkreis berührte. Es war ein magischer Schild. Die kleinen Punkte an Licht streckten sich, fanden einander, verbanden sich, überschlugen sich in ihrer Hast an Höhe zu gewinnen. Innerhalb von Herzschlägen war der Schild mannshoch und wuchs weiter. Die Ränder des weißen Lichts schimmerten golden – Kyôs Aurafarbe. Die keuchte, als er zu dem Hoheelfen starrte; dieser schrie, wieder und wieder, pausierte nur lang genug, um Luft für einen weiteren Schrei zu holen. Der Hoheelf selbst floss in den Schild, gab seine Seele, sein Sein in diesen einen Zauber; Die konnte sehen, wie der Körper unter der Magie bebte, wie es ihn auseinander riss; er sah, wie Blut aus den Ohren lief und den hellen Kragen der Roben tränkte. Kyo opferte sich. Es war die ultimative Art Schutz zu spenden. Und es zeigte Die mehr als alles andere, wie aussichtslos die Situation war. Aois Grollen fügte sich in das konstante Beben der Erde ein. Wie bei Hizumi hatte Die nie zuvor einen Laut wie diesen gehört, doch im Gegensatz zu dem Kampfgebrüll des Beschwingten, der die eigenen Reihen stärken sollte, war Aois Ruf mit etwas anderem, sehr viel Finalerem behaftet. Der Dämon würde hier siegen oder mit seinen Feinden zusammen untergehen. Es war unmissverständlich und wie alle anderen auch, wusste der Rothaarige sofort, an wen er gerichtet war. Sein Blick glitt über die feindliche Übermacht. Er suchte nach Zero und fand diesen auf der Anhöhe, hinter den Linien der feindlichen Truppen. Der Grünäugige saß auf einem Pferd und hielt sich mit der Grazie eines Königs, das Haar in einem strengen Zopf nach hinten gebunden und ein kleines, zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Neben ihm, auf einem weiteren Pferd, ritt ein anderer Mann, den der Rothaarige nach einigen Sekunden als Karyu erkannte. Der Todesengel strahlte eine Trauer aus, die so heftig war, dass sie Die wie unter einem körperlichen Schlag auf die Knie werfen würde, wenn er sich dort nicht schon befunden hätte. Der Traumtänzer hustete erstickt, packte den Stoff seines Gewandes, als der Blick Karyus seine Person fand und an ihr haften blieb. Selbst auf diese Entfernung, die es unmöglich machte die Augen genau zu sehen, fühlte er sich, als würde er ersticken müssen. In ihm flammte ein Gefühl von Kälte und Leere auf. Sie griff nach seiner Seele, seiner Magie, saugte ihn aus. Die kippte auf die Seite, wälzte sich von dort auf den Rücken, eine Hand in sein Gewand gepresst. »Du wirst, wie sie alle, sterben. Ich bete, dass es schnell gehen wird.« Die leise, traurige Stimme nahm ihm den Rest seines Atems; Die begann in das Erdreich zu sinken, wurde von diesem mehr und mehr verschlungen. Und derweil die nasse, blutende Erde nach ihm griff, lösten sich die Ränder der Vision auf – wie ein loser Faden, der vom Wind gepackt davon wehte. Löcher entstanden; erst im wolkenverhangenen Himmel, dann auf dem Boden und in der Landschaft. Schwärze quoll durch sie, raubte mehr und mehr des Traumes, zog den Traumtänzer weiter hinab. Die hörte wie durch einen Nebel den Schrei des Angriffs, er hörte, wie sich die Massen in Bewegung setzten. Schwerter trafen aufeinander, ihr metallener Klang unnatürlich laut. Darüber hinweg ein weiteres Brüllen, wie von einem Drachen. Die glaubte, die goldenen Schuppen des edlen Tieres zu sehen, kurz bevor die Erde und die Schwärze über sein Gesicht krochen und ihm das letzte Licht raubten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)