Blur - Ancient Curse von AraniShadon ([Aoi & Kai] [Ruki & Uruha] [Karyu & Zero] [MC] [Singlework]) ================================================================================ Kapitel 3: 2 ------------ 2 Die Nachricht aus Elbaro erreichte Aoi bei Sonnenaufgang. Der Fakt, dass eine Prophezeiung gesprochen wurde, so kurz nachdem Kai in seinem Traum einen möglichen Ruf erhalten hatte, steigerte die Laune des Dämons nicht gerade. Eher im Gegenteil. Er wirkte, als würde er dem nächsten, dem er begegnete, die Hand abbeißen. Und so hielt man sich weitestgehend von dem Herrscher über Kistara fern. Natürlich nur, wenn man nicht Reita hieß. Das Geisterwesen hatte keinerlei Probleme damit mit Aoi auf Tuchfühlung zu gehen. Einen Arm um den Schwarzhaarigen geschlungen, schlenderte er neben diesen her, nickte immer wieder einmal, derweil Aoi mit düsterem Blick Befehle grollte. Reita sollte die Drachen bereit machen, sollte dafür sorgen, dass sie ohne Verzögerung aufbrechen konnten. Er sollte Tsukasa informieren und er sollte Aoi sein offizielles Schmuckschwert bringen. Kurz bevor die beiden sich trennten, grinste der Blauäugige schief und klopfte Aoi auf die Schulter. „Immer diese Prophezeiungen, ne Boss-man?“ Aoi knurrte etwas Unverständliches und nun sah auch der Blonde zu, dass er das Weite suchte. Wie es schien, kannte er die Grenzen doch gut genug. Kai war in seinen Gemächern, saß dort auf dem Bett, auch Uruha und Ruki waren bei dem Menschen. Sie hatten diesen abholen wollen, unmittelbar bevor die Kunde aus Ulka eingegangen war. Nun würden sie gemeinsam reisen, ein Gedanke der in Kai verschiedene Gefühle auslöste. Zum einen war da Aufregung; Kai hatte nur von Ulka gehört, seit er hier her gekommen war, es aber nie besucht und dass er nun die Gelegenheit dazu bekam freute ihn. Allerdings waren genau diese Gefühle von den jüngsten Ereignissen und der Unruhe in Aoi überschattet. Kai war auf einer emotionalen Achterbahn gewesen, seit er hier her gekommen war. Als erstes war da Unglauben gewesen – eine andere Welt konnte nicht existieren! - und der Braunhaarige war der Ansicht, dass er das alles nur träumte und jeden Moment aufwachen würde. Nur nach und nach hatte er realisiert, dass dies hier Wirklichkeit war. In ihm war neben der immer vorhandenen Neugierde eine unglaubliche Faszination für das Land, seine Freunde und alles um ihn herum erwacht. Er hatte sich in Kistara verliebt und derweil ihn Aoi hatte nach Hause schicken wollen, protestierte der Jüngere vehement dagegen. Er wollte sich nicht von Aoi trennen, unter keinen Umständen. Der Dämon war sein Fixpunkt im Leben. Im Schatten seiner Präsenz verblasste alles. Natürlich hatte es Konsequenzen. Ihre Band konnte, trotz der unterschiedlich voran schreitenden Zeit [1], nicht Co-existieren – obgleich die anderen vier das über Jahre sehr gut hin bekommen hatten – und so entschieden sie sich für ein Ende von theGazettE. Es war ein harter Entschluss gewesen und machte Kai traurig, denn den überwiegenden Teil seines Lebens war die Musik alles gewesen, dass er besessen hatte. Doch er hatte sich festgelegt und nun, wo er mehrere Monate hier gelebt hatte, war er überzeugt, dass es der richtige Weg war. Selbst seine familiären Bande waren nichts, dass ihn zum Wanken gebracht hatte. Er liebte seine Familie und er konnte sie nach wie vor besuchen. Das genügte ihm. Und Uruha hatte ihm vor einigen Tagen gesagt, dass er immens glücklich war, endlich in der Lange zu sein Kistaras Schätze mit ihm zu teilen. Wie das Meerwesen hatte auch der Braunhaarige in eine frohe Zukunft geblickt und das sich nun erste Schatten offenbarten war ein herber Hieb. Es zerstörte ein Stück weit eine süße Illusion. „Seid ihr bereit?“ Er nickte auf die Frage des Dämons automatisch und aus dem Augenwinkel sah Kai wie die anderen Beiden ebenfalls den Kopf senkten. „Lasst uns gehen.“ Aoi ergriff seine Hand und zog ihn in die Höhe; es geschah zärtlich und betrog so das anderweitige Auftreten des Älteren, das schon recht einschüchternd war und vor allem durch die komplett schwarzen Augen unterstrichen wurde. Ruki und Uruha flankierten sie, als sie durch die bereiten Gänge des Schlosses schritten. Immer wieder waren dumpfe Laute zu vernehmen; die Wachen schlugen sich in einem Zeichen des Respekts mit der rechten Hand vor die Brust ihres ledernen Harnischs. Kai war schon immer von ihnen fasziniert gewesen – nun trug er selbst einen und hatte sich mehrere Minuten im Spiegel damit betrachtet. Es war ein sehr ungewohnter Anblick; trotzdem passt es zu ihm. Nicht nur, dass der eng anliegende Harnisch seinen muskulösen Oberkörper betonte, die dunkle Farbe und die übereinander liegenden Elemente von Brust und Schultern unterstrichen seinen sturen Kopf. Es nahm ihm seine Unschuld und ließ ihn würdig erscheinen, an der Seite des Dämons zu schreiten. Kai strich über die Schnallen an seiner Seite und stahl einen Seitenblick auf Aois Rüstung. Sie war der seinen nicht unähnlich, allerdings waren die Abstände der einzelnen Platten größer und allgemein war sie schlichter; Kais eigener Harnisch wies mehrere Rundungen und Spitzen nach unten auf, die den Schutz mehr schmückten. Geschnallt wurde Aois Panzerung wie die seine an den Seiten, hinauf bis unter die Arme. Über den Schultern lag nur eine einzige Lage Leder und wenn Kai es zugab, sorgte ihn das ein wenig. So war Aoi verwundbarer, auch wenn Kai um die immense magische Kraft wusste, die in den Venen des Dämons schlummerte. Immerhin hatte er Lindwürmer mit einem bloßen Blick auseinander gerissen. Trotzdem beruhigte es ihn ungemein, als sie im Hof auf den ebenfalls gepanzerten Reita trafen und dieser einen weiteren Schulterschutz für Aoi in der einen Hand hielt. Gleichzeitig brachte ihn dies auf den Gedanken, ob Ruki auch geschützt war. Außer seiner wallenden Robe schien dieser nichts zu tragen, doch Kai wagte nicht nachzufragen. Ruki war schon beim letzten Mal schlecht auf seine modische Option zu sprechen gewesen [2]. Hinter Reita warteten die Drachen. Auch Asra war unter ihnen und zauberte ein Lächeln auf die Züge Kais, als die Drachendame aufgeregt mit dem Kopf auf und ab wippte, dabei gurrte und – sobald Kai nahe genug war – eine Kralle um dessen Mitte schob und ihn so näher an den kühlen Körper des echsenartigen Wesens brachte. „Ich freu mich auch, dich wieder zu sehen, Asra.“ Ein weiteres Gurren und dann schwebte das Auge nah zu ihm, schien ihn ganz genau zu mustern, bevor Asra Aoi sah und ihren Hals mit einem zärtlichen Laut in dessen Richtung streckte. Der Dämon tätschelte den Drachen, kletterte dann auf ihn, und reichte Kai die Hand, um ihn ebenfalls hinauf zu helfen. Ruki, Uruha und Reita bestiegen jeweils einen eigenen Drachen. Sie gehörten alle zur gleichen Art – Feoar, wie Kai gelernt hatte. Sie zeichneten sich durch eine außerordentliche Fügsamkeit aus, sobald es gelungen war, sie zu zähmen. Wie alle ihrer Art wiesen sie eine markante, braun-gelbe Färbung der Schuppen auf, die im Bereich des Bauches in eine grüne überging. Sie zählten zu den mittelgroßen Drachen, ihre Schulterhöhe entsprach in etwa vier Metern, lang waren sie ungefähr das Doppelte. Die Männchen dieser Art waren mit sechs Metern Stockmaß etwas größer, aber vor allem aggressiver und kaum unter Kontrolle zu halten. Kai war sicher nicht erpicht darauf, als Aperitif auf dem allabendlichen Festbankett eines solchen Wesens zu landen. Die Tiere trugen mehrere lederne Riemen, den Tretbügeln der Pferde nicht unähnlich, dazu Griffe, deren ledernen Bänder auch um die Handgelenke gewickelt wurden. So konnten sie selbst dann nicht stürzen, wenn die Wesen Rollen schlugen oder in den Sturzflug gingen. Anfangs hatte sich Kai gewundert, wie die Drachenreiter dann kämpften, wenn es zu Konfrontationen kam und war dann ein wenig überrascht zu erfahren, dass sie ausschließlich Magie anwandten. Das Element unter dem die Krieger der Staffel geboren wurden, war so grundlegend, dass sie nichts brauchten, um es anzuwenden. Es war mit dem Atmen zu vergleichen. Sie konnten es, bevor sie sprachen oder liefen. Und sie hatten den Drachen selbst als Waffe. Asras Krallen waren beeindruckend und Kai war sich sicher, es kostete die Feoar nur ein müdes Blinzeln einen Baum wie ein Blatt Papier zu teilen. Ein Panzer aus Metall? Bitte, wollten sie Asra beleidigen? Nein, es gab nicht viele Dinge, die solch ein Wesen aufhielten, deswegen waren die Rüstungen, die stand hielten, mit mächtigen Zaubern belegt, die quasi ein Schutzschild um den Träger herum aufbauten. Die kleine Gruppe setze sich in Bewegung; die Tiere kletterten auf eine eindrucksvolle Platte aus einem metallähnlichem Material, welche mit Hilfe von Hydraulik in die Luft gehoben wurde und den Feoar so eine bessere Startmöglichkeit bot, denn so konnten sie ein kurzes Stück segeln und die Aufwinde nutzen, um an Höhe zu gelangen. Und unter dem lauten Schrei Asras flogen sie los und überquerten die Moras Sümpfe, um nach Elbaro zu gelangen, welches in ostnordöstlicher Richtung von Ulka lag. Die Kälte und der Wind wurden von der natürlichen Urmagie der Drachen gedämmt und das machte die Reise so um einiges angenehmer; was jedoch nicht bedeutete, dass Kais Frisur nicht in heilloses Chaos geriet, derweil sie flogen. Kais einziger langer Flug mit Asra war der, den er vor einigen Monaten bei seiner Ankunft erlebt hatte. Damals war er mit Ruki von den Wäldern von Sepram nach Lutar geflogen. Seitdem hatten sich nur ein paar kurze Flüge ergeben und der Braunhaarige hatte es zu vermissen begonnen. Es war ein unglaubliches Gefühl, nicht nur ob des Anblicks der Landschaft unter einem. Wenn man auf einem solchen Wesen saß, dann musste man mit diesem agieren und arbeiten. Kai verglich es am liebsten mit einem Motorrad. Auch dort musste man sich mit in die Kurve und tiefer legen, wenn man die ergonomische Form des Fahrzeugs nutzen wollte. Außerdem waren die Feoar extrem schnell. Ritt man auf einem Pferd, so brauchte man einige Wochen um nach Elbaro zu gelangen, so kostete sie der Weg nur einige Stunden. Es war eine beeindruckende Leistung. Und für Kai die Möglichkeit, sich von all den Gedanken abzulenken, die im hinteren Teil seines Geistes lagen und dort unaufhörlich mit kleinem, hässlichen Kichern Ringelreihe tanzten. Die Worte des Fremden gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf – wie auch? - und er grübelte immer wieder, ob er nicht ein Detail übersehen hatte. Ob es etwas Essentielles gab, dass Aoi half zu ergründen, wer der Fremde war der ihn gerufen hatte. Er fand es erschreckend, dass es überhaupt eine derartige Möglichkeit gab – wie simpel es schien, in die Gedanken und Träume eines Anderen zu dringen. Uruha hatte ihm einen Teil seiner Angst genommen, denn so einfach, wie Kai dachte, ging es nicht und es gab auch solche, die mit einer solchen Gabe halfen und Gutes taten, trotzdem blieb ein unangenehmer Beigeschmack bestehen. Aber es war egal, wie sehr sich Kai auch das Hirn zermartere, er kam zu keinem Ergebnis. Eher verschlimmerte er die Situation noch, indem er Dinge in den Traum hinein interpretierte, die gar nicht da waren. Und die Bilder an sich verblassten bereits, wurden schwerer und schwerer zu greifen. Aoi hatte ihm verboten, noch weiter über den Traum nachzudenken, doch es war unmöglich sich seinem Wort vollständig zu beugen. Es kam immer wieder zu ihm zurück. Kai war unfähig, etwas dagegen zu machen. Als sie das Gebirge des Eises und das davor liegende Tal von Novas überquerten schossen neben ihnen Schatten in die Luft. Sie jagten Kai einen heftigen Schreck ein, doch der Mensch verhinderte, dass er wie ein kleines Mädchen zu schreien begann. Die Anderen reagierten auf die neuen Wesen – beschwingt und menschlich – mit einem sachten Kopfnicken. Sie waren es ganz offenbar gewöhnt und einen Moment später sank Uruhas sanfte Stimme in Kais Geist. »Sie gehören zum Clan der Fenir. Sie leben im Tal von Novas und sind Nomaden, Vogelfreie. Sie beugen sich niemanden, obgleich sie eine Art Fürsten haben, der sie lose zusammenhält und Krieg innerhalb der Ihren verhindert. Da, das da ist er. Der mit den großen dunklen Schwingen. Er ist einer der Wenigen, die mit der Geschwindigkeit der Drachen mithalten können, deswegen ist er immer hier oben, wenn wir sein Land überfliegen.« Es war nicht schwer denjenigen auszumachen, den Uruha meinte. Kurz vor Asra hielt sich ein muskulöser Mann mit stolzem Gesicht mühelos in der Luft. Er hatte die beeindruckensten Flügel, die Kai je gesehen hatte. Sie waren wie die eines Engels, tiefschwarz und so mächtig, dass er mutmaßte, dass sie nah an die Schwingen Asras heran kamen. »Wie ist sein Name?« »Hizumi.« »Sein Auftreten ist imposant.« Uruhas warmes Lachen antwortete ihm und als er den Kopf zu dem Meerwesen drehte, sah er dies auch auf den Zügen gespiegelt. »So kann man es bezeichnen.« »Warum begleitet er uns?« Es war nicht so, dass Kai tatsächlich gelernt hatte, wie man sich mental unterhielt. Eher dachte er seine Antworten und die Anderen, die ihre Gabe weit geöffnet hatten, fingen seine Worte auf oder aber sie knüpften eine Verbindung zu ihm, so wie Uruha das gerade gemacht hatte. »Er will sicher gehen, dass wir nicht hier sind, um sein Land anzugreifen oder die zu fangen, die ihm folgen. Aoi könnte dies tun, aber er sieht in Hizumi eher eine Stärkung Kistaras und hat kein Interesse daran, etwas zu verändern. Er will den Frieden in seinem Land halten.« »Furchtbar oder? So gibt’s gar keine Action mehr.« Reita hatte sich mit in das Gespräch gehangen und zwinkerte Kai nun fröhlich zu, derweil dieser schnaubte. »Ich finde einen solchen Gedanken schön. Auch wenn es schon ein bisschen erstaunlich ist, dass er so friedfertig sein soll. Für einen Dämon meine ich.« Nun lachte Reita nur und Uruha schüttelte den Kopf, setzte wohl zu einer Antwort an, doch Ruki kam dem Langhaarigen zuvor. »Es liegt ganz sicher nicht an seinem Sinn für Frieden. Dämonen wählen zuerst den Weg des Kampfes und Aoi ist da keine Ausnahme, eher ist er der, der als erstes nach dem Schwert greift. Aber damit wir uns gegen die umliegenden Welten durchsetzen können, muss Kistara stark und einheitlich sein. Es gibt genügend Jäger, die sich das Maul lecken in das Land einzubrechen und es wie ein Schwarm Heuschrecken dem Erdboden gleich zu machen.« »Sind deswegen die Schleier verschlossen?« Kai hatte die ganze Sache mit den Schleiern zwischen den Welten immer nur nebenher aufgeschnappt und fragte nun ins Blaue hinein – man hatte ihm nur ein einziges Mal näher zu diesem Thema unterrichtet. Dies war damals in Lutar gewesen, Aoi hatte ihm erklärt, es sich wie das Internet vorzustellen, indem jeder Haushalt eine Welt repräsentierte. Die Schleier waren die Kabel dazwischen und verbanden sie miteinander. Ruki nickte auf seine Worte. »Ja. Aber es war nicht Aoi, der den Befehl dazu gab.« »Wer dann?« »Kova. Ein Feuerdämon und der erste wirkliche Herrscher über Kistara, wenn er auch später hier eintraf, als die Drachen und die Elfen. Er ernannte die ersten Generäle und schuf die größten Reformen im Land. Ich bin sicher, dass du Schriften in der Bibliothek von Ulka finden kannst, wenn es dich interessiert.« »Wie sah er aus?« »Ich zeige dir ein Porträt, wenn wir in Ulka sind.« Er nickte auf Uruhas Worte, dann wanderte sein Blick zu Hizumi und den anderen Dämonen, die in diesem Augenblick tiefer glitten und sich in halsbrecherischen Manövern zwischen die Bäume stürzten. Kai hoffte, dass sie gut gelandet waren, obgleich seine Sorge sehr wahrscheinlich unbegründet war. Nicht lange danach sanken auch ihre Drachen tiefer und Kai reckte neugierig den Kopf, um mehr sehen zu können. Sie waren über die Windklippen gekommen, die Kai auch schon am ersten Tag seiner Ankunft gesehen hatte. Er hatte geglaubt den Anblick der mächtigen Baumkronen in grün, blau und violett sowie die wie mit Silber gefüllten Wasserfälle würde so schnell nichts toppen können. Ulka belehrte ihn eines Besseren. Der Boden unter ihren Füßen glühte; Kai beobachtete in absoluter Faszination, wie ihre Fußabdrücke wenige Sekunden bestehen blieben, bevor sie verschwanden. Die niedrigen Sträucher und Büsche schienen gläsern oder aber kristallartig, ihre Äste waren schwer behangen mit Beeren und Früchten in den spektakulärsten Farben, die sich stark von der überwiegend hellen Landschaft abhoben. Kai fühlte sich, als wären sie in die Zeichnung eines Kindes eingetaucht und seine Augen wurden noch größer, als ihm das erste Tier von Ulka begegnete. Ein Schmetterling – schon etwas kitschig, wenn man ehrlich war – doch Kai war mehr damit beschäftigt, das filigrane Tier anzustarren, als darüber nachzudenken, ob es nun klischeehaft war oder nicht. Uruha stand hinter ihm, und hob seine Hand höher. Der Schmetterling folgte dem Ruf, ließ sich für einige Sekunden auf Kais Finger nieder. Seine Beine kribbelten und Kai grinste wie ein Idiot, sah dann aber zum großen Tor von Elbaro, als ein dunkler Glockenschlag erklang und sich die Gruppe in Bewegung setzte. Bisher hatte es keinen Ort gegeben, an dem nicht klar ersichtlich gewesen war, dass Aoi der Herrscher über Kistara war, doch hier schien sich Eindruck zu relativieren. Ob dies nun an dem Volk der Elfen selbst lag – und wirklich, wie konnte man nur so erhaben blicken? - oder an der Magie, die hier durch jede Ritzte und Pore floss, konnte Kai nicht sagen. Er war ohnehin maßlos beeindruckt und würde sicher einige Tage brauchen, bis er sich an die Architektur innerhalb Elbaros gewöhnt hatte. Alle Gebäude trugen kuppelförmige Dächer, waren reich mit Ornamenten verziert, zum Teil nur Blumen und Muster, zum Teil vollständige Tafeln, die ganze Geschichten erzählten. Kai sah Schmiede, die Rüstungen herstellten, oder Waffen, die im Kampfgeschehen aufeinander trafen. Er reckte und drehte sich in jede nur erdenkliche Richtung, überall kam Neues zum Vorschein, das den Anblick von noch ein paar Sekunden schon wieder vergessen machte. Eine Gruppe an Elfendamen kam ihnen entgegen; über ihren weit fallenden hellen Gewändern trugen sie eine durchsichtige Stola, die glänzte, als hätte man das Mondlicht selbst in ihr eingefangen. Überhaupt funkelte und glitzere es an jeder Ecke, Kais Augen begannen bereits davon zu tränen und so seufzte er erleichtert, als sich die Türen des Haupthauses hinter ihnen schlossen, was ihm relative Ruhe brachte, denn das Innere der Räumlichkeiten war ebenfalls hell gehalten, doch nicht so schwer mit all den Edelsteinen und Kristallen beladen. Es war schlicht, wenn man es mit dem Feuerwerk außerhalb verglich. Geradezu befand sich eine Art Sitzgruppe. Dabei handelte es sich um große, feste Kissen, die mit unzähligen Kleineren übersät waren; es erinnerte Kai stark an den orientalischen oder aber indischen Stil. Ein Elf kam aus dieser Richtung auf sie zu, sein Haar war dunkel und überraschend kurz. Irgendwie hatte sich in Kai das Bild manifestiert, dass Hoheelfen langes und vor allem helles Haar hatten. Nun wurde er eines Besseren belehrt. „Lord Aoi. Bitte, setzt Euch. Kyô wird gleich bei Euch sein.“ „Vielen Dank, Kaoru.“ Es war Uruha, der dem Elfen antwortete, Aoi schwieg, senkte lediglich den Kopf, derweil Kais Neugierde ihr kleines Näschen in die Luft hielt. Nun konnte sie endlich den sagenumwobenen Kyô kennenlernen, den sowohl Aoi als auch Ruki nicht ausstehen konnten. Und der Mann ließ nicht lange auf sich warten. Kai gab zu, dass er an sich halten musste, damit sein Kiefer nicht offen herunter hing. Die Aura, die den Andern umgab, war derartig mächtig, dass sie wie ein lebendiges Wesen um ihn herum zu spüren war. Kai schwörte, er konnte sie als hellen Schein erkennen, der mit jedem der gezielt gesetzten Schritte mit schwang. Sein Blick war intensiv, hart und hielt im Grunde nichts von dem Sanftmut den Kai immer mit Elfen in Zusammenhang gebracht hatte. Wildes, dunkelblondes Haar rahmte ein markantes Gesicht und am Hals sah Kai ein Tattoo. Es verblüffte ihn maßlos, doch noch bevor er Uruha darauf ansprechen konnte, hatte sich der General Aois bereits erhoben und sich seicht vor dem kleineren Mann verbeugt. „Fürst Kyô. Ihr habt eine Botschaft vom Baum der Weissagung für uns?“ Der Angesprochene senkte den Kopf, er blieb stehen, die Lider halb geschlossen. Kai begann sich zu fragen, was das sollte – da öffneten sich die Lippen des Hoheelfen und dessen Stimme erklang, behaftet mit einer seltsam tiefen Vibration, die sich in einem unzähligen Echo von den Wänden brach. Die Worte an sich konnte Kai nicht verstehen und auch die Anderen machten nicht den Eindruck, als wüssten sie, was vor sich ging – allein Aois Kiefer trat unter dem angestrengten Aufeinanderpressen der Zähne hervor. Der Dämon verstand die Botschaft offensichtlich hervorragend. Der Hall hatte sich noch nicht ganz gelegt, als der Dunkelblonde ein weiteres Mal sprach. Dieses Mal in einer Sprache, der sie alle mächtig waren. "Die reine Seele wird auferstehen, unter der Hand, welche den Schlüssel der Zeit hält, und damit wird zerbrochen was verschlossen blieb." Nun knirschte auch Ruki mit dem Kiefer, derweil Reita und Uruha aussahen, als hätten sie etwas wirklich Bitteres geschluckt. Das Schweigen war so dick, dass Kai es ohne Probleme mit einem Messer in kleine Scheiben schneiden konnte. Es artete in einen regelrechten Wettbewerb des Kampfstarrens aus und der Braunhaarige überlegte ernsthaft, sich einzuschalten, da fand Uruha seine Stimme wieder. „Habt Dank, mein Herr.“ Kyô senkte den Kopf, musterte dann jeden einzelnen ihrer Gruppe, sprach dann wieder zu Uruha, obgleich der Blick auf Kai liegen blieb und diesem das Gefühl gab, dass er gern ein Loch hätte, in dem er sich nun verstecken konnte. „Die Prophezeiung ist nicht der einzige Grund Eures Kommens. Ist es nicht so?“ Das Meerwesen nickte seicht, tat einen Schritt nach vorn und brach damit irgendwie die angespannte Atmosphäre – aber vielleicht lag es auch einfach an dem Langhaarigen selbst. Egal was es war, die Anwesenden entspannten sichtlich. „Wir sind hier, um ein Treffen mit dem Traumtänzer zu ersuchen. Wir möchten einen Traum ergründen lassen.“ „Zu welchem Zweck?“ „Wir glauben, dass ein Ruf ausgesandt wurde, warum, das wissen wir nicht. Deswegen wollen wir erfahren, wer der Fremde war, der in den Träumen unseres Freundes wandeln konnte.“ Der Blick des Hoheelfen glitt zurück zu Kai, welcher aus Reflex lächelte – er erhielt keine Reaktion. „Ich gestatte Euch, Die zu sehen. Kaoru. Leite alles in die Wege.“ „Ja, mein Herr.“ Der dunkelhaarige Elf nickte, verneigte sich dann, bevor den Raum verließ und Kyô – dessen Blick nun zum ersten Mal den Aois fand – sprach ein weiteres Mal. „Ich gebe Euch einen guten Rat, Aoi. Tötet den Jungen. Es ist das Beste für Euer Land.“ [1] Eine Stunde auf der Erde entspricht vierundzwanzig Stunden auf Kistara. [2] Auszug aus der Blurr: >...„Warum bist du so seltsam angezogen?“  „Das nennt man eine Robe. Ist das, was man hier als Elf so trägt und in der Regel erntet man dafür keinen Spott.“ ...< Das ist der Kompass, den ich nutze, um mich in Kistara zu orientieren. Dazu lege ich den Mittelpunkt des Kompasses auf den jeweiligen Ort des Geschehens (z.B. Obe) und verlängere mit einem Lineal die Richtung zum Ziel (z.B Elbaro). Quelle über Kompasse im Allgemeinen sowie die Richtungen, siehe Wikipedia. (Kompass und Himmelsrichtungen) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/eb/Kompass_de.svg/220px-Kompass_de.svg.png Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)