Makanu Tane Wa Haenu von Friends (Von nichts kommt nichts) ================================================================================ Kapitel 16: Mütter und Söhne ---------------------------- Als sie am Abend bei Ryomas Zuhause ankamen, hoffte er inständig, dass seine Mutter dort nicht sein würde. Fuji half ihm beim transportieren seiner Geschenkpakete, die sie hoch in sein Zimmer brachten. Ryoma sank auf sein Bett und schob die Finger in seine schwarzgrünen Haare. Er fühlte sich so zwiegespalten. Auf der einen Seite, war da sein Schmerz um den Verlust seines Bruders und auf der anderen diese unbändige Wut auf seine Mutter, die diesen Tod zu verantworten hatte. „Willst du vielleicht alleine sein?“ Langsam nahm er die Hände vom Gesicht und neigte leicht den Kopf, um Fuji anzusehen, der an der Türe stand. Leicht schüttelte er den Kopf und streckte schließlich die Hand nach ihm aus. Wenn es sich Ryoma genau überlegte, so hatte er sich wirklich verändert. Wie damals nach dem Tod seines Bruders könnte er sich zurück ziehen, denn … es tat wirklich weh. Aber er brauchte Fuji und diesmal würde er es zulassen… Fuji schob die Finger zwischen seine und ließ sich schließlich neben ihn sinken, eh er ihn sanft mit der anderen Hand an der Hüfte zu sich zog und den Arm um ihn schlang. Leise seufzte Ryoma und ließ den Kopf auf seine Schulter sinken. „Ich kann nicht glauben, was sie gesagt hat.“ „Ich auch nicht.“ Traurig schloss er seine Augen und vergrub sein Gesicht in Fujis Halsbeuge. Es brach ihm regelrecht das Herz, da es ihn wirklich zerriss. Sie war doch seine Mutter gewesen. Und Ryoma hatte sie lieb … er … sollte~ sie lieb haben und er wusste, dass er es ja auch tat. Nur waren die Wut und diese Verachtung so stark, dass er sie nur noch hassen wollte. Leise klopfte es an seiner Türe, eh sie langsam geöffnet wurde. Nanjiro seufzte lautlos und verkniff sich einen dämlichen Scherz zu machen. Das war nicht wirklich der Augenblick für sowas. Zumal es ihm wehtat, seinen Sohn so zu sehen. Er blickte den Brünetten an, der seinen Blick kurz erwiderte. Ryoma löste sich schließlich von Fuji, um sich seinem Vater zu zuwenden. Dieser fuhr sich leicht durch die Haare und schien für einen kurzen Moment nicht zu wissen, wie er sich ausdrücken sollte. „Also …“ „Ich hol uns was zu trinken, okay.“ Fuji warf ihm einen sanften Blick zu, wobei Ryoma nur unweigerlich seine Hand losließ, damit dieser ihr ‚Trinken‘ holen konnte. Kurz sah er seinem Freund nach, bevor er seine Aufmerksamkeit seinem Vater schenkte. Dieser setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Erst jetzt fiel Ryoma auf, dass er ein Geschenk in der Hand hielt. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“ „Danke.“ Etwas zog er die Augenbrauen zusammen und musterte seinen Vater. Es gefiel Ryoma ganz und gar nicht, dass dieser so ernst war und … nicht so blöde wie sonst. „Ich habe vor zwei Wochen die Scheidung eingereicht. Und vor zwei Stunden hat deine Mutter unterschrieben. Sie … wollte eigentlich mit dir über die Möglichkeit sprechen, dass du vielleicht mit zu ihr …“ „Nein! Ich werde nicht mit ihr weggehen!“ „Das habe ich ihr auch gesagt. Und nach deinem …“ Nanjiro fuhr sich durch die Haare und musste etwas lachen, auch wenn es sich bitter anhörte. „… nachdem du so schön den Standpunkt deiner Beziehung klar gemacht hast, möchte sie das auch nicht mehr. Deswegen hat sie der Scheidung zugestimmt … und dass hier bleibst.“ Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, sammelten sich Tränen in Ryomas Augen. Seine Kehle schnürte sich zu und das einzige was er tun konnte, war zu nicken. Zögernd stand sein Vater auf und trat an ihn heran. Etwas zaghaft legte er die Hand auf Ryomas Kopf und strich sanft über seine Haare. „Es tut mir leid.“ Ryoma nickte schwach und er versuchte die Tränen zurückzuhalten. Was in dem Moment jedoch mehr als schwer war, denn von jetzt auch gleich seine Mutter zu verlieren, beziehungsweise eine Mutter zu ‚haben‘ die ihn aufgrund seiner Gefühle abschrieb … egal wie sehr er sie im Moment aufgrund ihrer Taten verachtete, es tat wahnsinnig weh. ~*~ Am nächsten Tag stieg Ryoma aus der Dusche und fuhr sich durch die feuchten Haare. Er band sich ein Handtuch um die Hüfte und ging zum Waschbecken wo er sich die Zähne putzte. Da Fuji noch schlief, wollte er besonders leise sein. Sein Freund hatte sich den ganzen gestrigen Abend und die heutige Nacht um ihn gekümmert. Vor einer Stunde waren endlich seine Tränen versiegt gewesen und Ryoma war unter die Dusche gestiegen. Alles in ihm fühlte sich taub und leer an. Ryoma war bislang immer aufgewachsen mit dem Glauben – nein mit dem Wissen – dass seine Mutter ihn abgöttisch liebte, egal was für Entscheidungen er traf. Er erinnerte sich dabei an den Moment, indem er Ryoga mit seinem Vater sah. Und beide Tennis gespielt hatten. Ryoma wusste zwar nicht mehr genau wieso, doch das war der Moment, indem er es auch wollte. Selbst als er sich sein Knie zerschrammte, um einem Ball nachzujagen, das Handgelenk verdrehte als er mit Ryoga‘s viel zu großen Schläger einen Ball zurückzuschlagen wollte … Oder als er sich die Schulter auskugelte, um einen Tennisball vom Baum zu holen … ja selbst danach noch akzeptierte seine Mutter seinen hartnäckigen Drang Tennis zu spielen. Und wieso? Weil für sie nur zählen würde, dass er mit seiner Entscheidung und seinen Wünschen glücklich wäre. Sie akzeptierte sogar seine Entscheidung damals nach Japan zurück zu fliegen, um in der Tennisakademie zu lernen, in der bereits sein Vater gespielt hatte. Und Ryoma hatte es akzeptiert, dass sie vielleicht nur zwei oder drei Mal im Jahr vorbei schauen konnte, aufgrund ihrer Arbeit in Amerika. Er akzeptierte es, weil er sie lieb hatte. Sowie sie ihn … Doch das alles … weder konnte er es akzeptieren, noch wollte er es verstehen! Ryoma war nicht dumm und auch nicht von gestern. Trotzdem konnte er es nicht verstehen. Wie konnte eine Frau – eine Mutter – solche Entscheidungen treffen? Es ging hier weder um Recht noch um Rache. Also was hatte sie sich dabei gedacht, als Ryoga sie um Hilfe gebeten hatte? Hatte sie überhaupt nachgedacht? Oder war es ihr viel wichtiger gewesen seinem Vater etwas auszuwischen. Ihn zu verletzen? Dachte sie sich, dass keiner von ihnen trauern würde, da sie ja alle annahmen, dass er sie damals ‚abgeschrieben‘ hatte mit seinem Verschwinden? Er schlüpfte in seine Shorts und ein übergroßes T-Shirt von Fuji, eh er sich auf den geschlossenen Toilettendecke setzte und die Beine an sich heranzog, um den Kopf darauf sinken zu lassen. Unterdrückt schluchzte Ryoma. Ryoma wünschte sich, dass sein Bruder gleich nach Japan gekommen wäre. Es war ja nicht so, als wäre nicht in den Medien verkündet worden dass die Echizens nach Japan geflogen waren. Aber nein … Ryoga hatte wohl erst die Gefilde abtasten wollen. Und was tat seine Mutter, sie schickte ihm weg und bedrohte ihn auch noch, er solle sie alle in Ruhe lassen. Haltsuchend schlang er die Arme um seine Knie und krallte die Finger in seine Haut. Und was machte er? Ryoma kam über die Tatsache nicht hinweg, dass er ihn damals so eiskalt abgewiesen hatte. Dass er ihn einfach keinen Blick gewürdigt hatte – nichts. Wenn er doch nur wenigstens den blöden Brief früher gelesen hatte. Aber nein … und Ryoga sagte nicht mal ihrem Vater etwas. Nur ihm … Ryoma machte sich diesbezüglich Vorwürfe und er hasste sich dafür genauso wie er seine Mutter für ihre verletzte Persönlichkeit verabscheute. Nur weil sein Vater sie betrogen hatte … Er wollte gar nicht wissen, wie sich sein Vater fühlen mochte. Nun war er alleine. Nicht, dass dieser es nicht gewohnt wäre, ohne seine Frau zu sein. Sie war ja nie da. Erstrecht nicht, seit sie ihm damals die Wahrheit gebeichtet hatte. Was hatte sie sich denn erhofft? Dass sein Vater ihr verzeihen würde? Es verstehen würde? Das waren Dinge, die man nicht verstehen konnte~, weil es über den Verstand hinaus ging. Ryoma wollte aber gleichzeitig verstehen, weil es ihm so wehtat, dass seine Mutter zu so etwas fähig war. Er wollte sie nicht hassen und gleichzeitig wollte ein Teil von ihm, dass er sie gar nicht erst kannte. Erneut schluchzte er leise auf, wobei er die leisen Schritte nicht hörte. Fuji war wach, seit Ryoma aufgestanden war doch als er die Dusche hörte, ließ er ihm erst mal den Freiraum. Er wusste ja, dass der Kleinere auch etwas Frieden von dem ganzen Schmerz und den Tränen brauchte. Womit er erst aufstand, als er die leisen Geräusche aus dem Badezimmer hörte. Es brach ihm das Herz, seinen Freund zu zusammengekauert auf dem Toilettendeckel vorzufinden. Lautlos seufzte er und kniete sich vor Ryoma. Sanft fuhr er mit den Händen über seinen Rücken und lehnte den Kopf gegen Ryomas Knie. Er wünschte sich, dass sein Kleiner das nicht alles mitmachen müsste. Er hatte das nicht verdient, so viel Schmerz und Verlust. Zumal es ihm doch gerade erst wieder begann besser zu gehen, seit dem Tod seines Bruders. Und nun kam da seine Mutter an … Syusuke war Niemand der vorschnell ein Urteil fällte, doch für diese Frau hatte er nichts mehr als eiskalte Verachtung übrig. Nicht nur, dass sie Ryoga regelrecht die Hilfe und Familie verwehrte, die er gebraucht hätte. Da schob sie ihren Sohn auch noch ab, weil dieser mit ihm zusammen war. Einem Jungen. Er hatte das Gespräch gestern mitbekommen. Und er fragte sich, wieso jemand so leichtfertig ein Urteil fällen konnte. Über den eigenen Sohn auch noch. Es schien für ihn, als wäre sie nur gekommen, um Nanjiro auch noch den anderen Sohn zu nehmen. Doch da dieser nicht so zu sein schien, wie sie es gehofft hatte, ließ sie ihn links liegen. Welche Mutter tat so etwas? Vor dem Tod Ryoga’s hatten sie nicht so viel geredet, wie nach ihrer Versöhnung. Doch hatte Ryoma ihm die eine oder andere Geschichte erzählt. Zum Beispiel darüber, wie er sich die Schulter ausgekugelt hatte, weil er einen Tennisball aus dem Baum angeln wollte. Und wie sauer Rinko auf Nanjiro war, weil er nicht aufgepasst hatte. Doch hatte Ryoma klar gemacht, dass es so oder so passieren würde, weil er Tennis liebte und das für jeden Ball tun würde, den er dort hoch schlagen würde. Sie hatte es akzeptiert weil sie seine Mutter war und weil sie wollte, dass er glücklich war. Oder die Tatsache, dass sie ihn nach Japan hat gehen lassen mit seinem Vater, während sie in Amerika geblieben war wegen der Arbeit. Man sollte meinen, eine Mutter die das Glück ihres Sohnes an erster Stelle nahm, würde ihn genug lieben, um über alles hinweg sehen zu können. Fuji konnte sich diesbezüglich auch nichts anderes vorstellen, weil seine Mutter ihn bedingungslos liebte, ebenso wie sein Vater. Und dazu benötigte es keinerlei Worte, weil es ihre Taten waren – ihre Akzeptanz die dafür sprachen. Doch wie mochte es sich nun für Ryoma anfühlen, wenn seine Mutter ihn aufgrund seiner Beziehung mit einem Jungen abschob? Ryoma hatte es nicht fragen müssen, denn auch Fuji fragte es sich … liebte sie ihn denn nicht so wie eine Mutter es sollte? Er wusste es nicht und irgendwie wollte er auch keine Antwort darauf. Aber er wusste, egal in welchem Maß sie ihn liebte … es war für jemand wie Ryoma nicht gut genug. Dafür jedoch war er froh, dass sein Freund einen Vater wie Nanjiro hatte. Der mochte – wie Fuji mit der Zeit gelernt hatte – perverse Neigungen haben, chaotisch und durch geknallt sein. Aber er liebte Ryoma bedingungslos. Das musste er gar nicht sagen, man sah es. ~*~ „Ist das … okay mit dir?“ „Sicher. Ich bat ihn ja darum.“ Ryoma seufzte leise und schmiegte sich an Fuji heran. Dabei schloss er die Augen. Er wünschte sich, dass Fuji sich nicht andauernd um ihn kümmern musste. „Es tut mir leid.“ „Was?“ „Dass … du für mich da sein musst.“ Er blinzelte ein wenig und warf Fuji einen bösen Blick zu, als dieser leicht kicherte. Doch als sein Freund ihn auf die Nase küsste und mit diesem intensiven Blick ansah … konnte er ihn nicht mehr böse sein. „Ich liebe dich, also werd ich alles tun, damit es dir wieder besser geht.“ „Okay …“ Ryoma griff nach seiner Hand und betrat schließlich mit ihm sein Esszimmer, wo Atobe bereits auf sie wartete. Neben ihm saß Tezuka. Er wusste zwar nicht, wieso genau die Beiden hier waren. Denn bislang hatte Fuji ihm nur gesagt, dass Atobe ihm helfen konnte seine Gefühle ins Reine zu bringen. Mehr nicht, also würde er wohl abwarten müssen … „Wollt ihr vielleicht etwas trinken?“ „Iie – danke … deine Cousine fragte uns bereits.“ Automatisch hob sich eine Augenbraue und er blickte skeptisch zu Tezuka, der nur nickte. Es schien, als hätte sein Buchou einen guten Einfluss auf Atobe. Zumindest schien er weniger in der dritten Person von sich zu reden. Entweder das oder dieser nahm diesen Besuch ernster, als Ryoma es sich vorgestellt hatte. Zumal er sich ernsthaft fragt, worin der ihn bitte helfen konnte? Er war reich, hielt sich für den Größten und wurde auch von den Meisten so behandelt … Also wo waren seine Probleme? Zögernd setzte sich Ryoma und zog Fuji sanft auf den Stuhl neben sich. Dann sah er Atobe abwartend an. Dieser verschränkte die Hände vor sich und einen kurzen Moment meinte man auf seinem Gesicht etwas wie Trauer sehen zu können, eh er den Blick zu ihm hob und dieser so ernst wie sonst war. Einzig die Arroganz fehlte komplett. „Bis vor etwa drei Jahren lebte ich noch in England. Damals wuchs ich bei meinen Großeltern auf. Zu meinem Glück waren sie sehr, wirklich … gute Menschen. Und noch besser war, dass sie sehr vermögend waren.“ „Keigo, das wolltest du doch lassen!“ Tezuka rügte seinen Freund und hob die Augenbraue streng, wobei Angesprochener leise seufzte und sich durch die Haare fuhr. „Ja, ja … jedenfalls … würde ich dort noch immer leben, wären beide nicht verstorben. Zuerst war es Großmutter die sehr krank wurde. Später starb mein Großvater …“ Leicht runzelte er die Stirn. Wollte Atobe ihm sein Leiden mitteilen? Ryoma war etwas verwirrt, doch hörte er ihm zu. „Jedoch vor seinem Tod sprach er mit mir über meine Eltern. Ihr müsst wissen, dass ich bis dahin nichts über sie wusste. Und … durch die Liebe meiner Großeltern muss ich zugeben, dass es mich auch nicht großartig interessierte. Es war … mir nicht wichtig, weil ich ja zwei Leute hatte, die mich sehr lieb hatten.“ Keigo fuhr sich durch die Haare und griff dann schließlich mit der rechten Hand nach Tezuka’s und Ryoma sah das erste Mal die Nähe zwischen beiden. „Nun ja … also etwa eine Woche vor seinem Tod, da erzählte er mir von seiner Tochter – meiner Mutter. Sie war auf dem Weg eine gute Karriere zu machen, als sie schwanger wurde. Und wenn mein Großvater nicht gewesen wäre, dann hätte sie mich abgetrieben. Schließlich hat er ihr damals noch sein halbes Vermögen überschrieben, damit sie es ließe. Für Geld tun viele immerhin alles. Also trug sie mich aus, nur um mich am nächsten Tag irgendeiner Angestellten meiner Großeltern in die Hand zu drücken und zu gehen.“ „Warum … erzählst du mir das?“ Ryoma sah Atobe unsicher an und schluckte leicht. Als sein Blick zu Tezuka ging, sah er, den Blick, mit dem er seinen Freund musterte. Und ihm wurde klar, dass es etwas war, was Atobe wohl bislang nicht mal Tezuka erzählt hatte. Langsam sah er wieder zu dem Hyotei-Buchou. „Ich erzähle es, weil du wissen musst, dass man früher oder später … immer mit der Realität konfrontiert wird. In meinem Fall ist es diese, dass meine Mutter sich nie auch nur eine Sekunde um mich geschert hat und es gewiss nie tun wird. Vielleicht wir sie ja früher oder später vor meiner Haustüre stehen, nur dann weiß ich, dass sie es nur aufgrund des Geldes ist, das ich besitze. Und nicht wegen mir.“ Fuji legte unter dem Tisch die Hand auf die Seine, die er auf seinem Oberschenkel liegen hatte. Sanft drückte er sie. „Und bei dir … ich weiß nicht genügend, um etwas sagen zu können. Nur … weiß ich, dass meine Mutter gewiss nie weinen würde, würde ich ihr sagen, dass sie für mich gestorben sei. Weil es ihr schon damals egal war, was aus mir werden würde. Doch du hattest eine Mutter, die sich immer um dich gekümmert hat. Und die dir wenigstens gezeigt hat, dass du ihr etwas bedeutest. Also …“ Er presste leicht die Lippen zusammen, eh Ryoma die Hand hob um Atobe zu unterbrechen. „Also was? Atobe sie hat … sie hat gewusst, dass Ryoga – mein Bruder todkrank war und hat es niemanden gesagt. Und das das nicht genug wäre, hat sie gestern ohne weiteres Zögern der Scheidung zugewilligt und auf mich verzichtet. Weil ich … mit Fuji zusammen bin. Also was?“ Der Blauhaarige senkte seinen Blick und schüttelte etwas den Kopf. „Sie hat dich wenigstens geliebt und … keine Ahnung. Nur bevor du es völlig abschreibst, solltest du mit ihr reden. Denn wir können immer eine Distanz zu dem aufbauen, was uns im Laufe der Zeit wehtut. Doch wenn du es nicht klärst, dann wird es dich ewig verfolgen, Ryoma. Und … das tut noch viel mehr weh!“ Damit stand er auf und verschwand aus dem Haus. Ryoma senkte leicht den Blick und starrte auf die Tischkante. Tezuka seufzte leise und stand schließlich ebenfalls auf. „Entschuldigt mich.“ So sehr es Ryoma versuchte abzustreiten, so sehr wusste er, dass der Ältere recht hatte. Er musste mit seiner Mutter reden, denn diese ganzen ‚wieso‘ Fragen brachten ihn um den Verstand. Dabei ging es weniger um den Tod seines Bruders, denn, wenn es stimmte, dass sie sich das alles mit ihrer Rache an seinen Vater rechtfertigte – so hatte er diesbezüglich eine Antwort. Doch was er nicht verstand und nicht verstehen wollte, war … wieso sie ihn einfach abschrieb. Und ob sie ihn wirklich je lieb gehabt hatte oder alles nur eine Show war … ~*~ Sein Herz raste und für einen Moment spielte Ryoma wirklich mit dem Gedanken sich umzudrehen und wieder zu gehen. Doch … dann würde er es sich nie mehr trauen. Zaghaft hob er die Hand und klopfte schließlich gegen die Zimmertüre. Atobe hatte für ihn herausgefunden – mittels dessen Kontakte – wo und in welchem Hotel seine Mutter untergekommen war. Kurz darauf hörte er rasche Schritte, eh die Türe einen Spalt geöffnet wurde. Als sie ihn durch den Türspalt erkannte, öffnete seine Mutter sofort die Türe ganz. „Ryoma!“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu, doch er wich zurück. Ryoma konnte den Schmerz in ihren braunen Augen sehen und es tat ihm weh, dies zu sehen, doch er ertrug ihre Nähe im Moment nicht. Allerdings zeigte es ihm, dass sie etwas für ihn empfand. Noch etwas Mütterlichkeit … „Ich bin hier um mit dir über Ryoga zu reden … und … na ja eigentlich … ich will nur wissen wieso du so etwas tun konntest.“ Er spürte das Brennen in seinen Augen, doch er schluckte es hinunter. Für den Moment musste er es einfach schlucken … Rinko fuhr sich durch die Haare und verschränkte die Arme etwas ablehnend vor ihrer Brust, wobei sie sich gegen den Türrahmen lehnte. Ryoma erkannte an dieser ablehnenden Art, dass es kurz werden würde. Und schmerzhaft… „Dein Vater hat mich betrogen und kam neun Monate später mit diesem … Jungen. Und nachdem dieser es fertig bringt nach seinem Abhauen, einfach Jahre später so dreist nach euch zu fragen, da … da dachte ich mir … er ist gegangen. Also soll er auch wegbleiben!“ „Ryoga war krank, er hatte Leukämie! Ich hätte … ihm helfen können. Er würde noch leben wenn …“ „Genau deswegen! Denkst du ernsthaft, dass ich es zugelassen hätte, dass du dich so einer schmerzhaften Behandlung unterziehst wegen diesem Jungen?“ Ihre Augen funkelten kühl und abweisend und Ryoma hatte ernsthafte Mühe nicht zu weinen. Was war nur aus der Frau geworden, die sich so liebevoll um seine Schrammen kümmerte. Die ihn mit großen Augen ansah und ihm beteuerte, dass sie für ihn alles tun würde. „Das hatte ich so oder so getan. Weil er mein Bruder war. Egal was du für Probleme mit Otou-san hattest oder hast … Oka-san … Er war mein Bruder.“ „Wieso bist du überhaupt hier?“ Ryoma fuhr sich über seine feuchten Wangen und schüttelte leicht den Kopf. „Warum? Otou-san meinte du wärst wegen mir hier gewesen. Aber … du hast dich doch dazu entschlossen zu gehen, weil ich … ist es weil ich mit einem Jungen zusammen bin?“ Sein Herz pochte und auch, wenn er die Antwort bereits in ihren kühlen Augen schimmern sah, so musste Ryoma es hören… „Ich sehe absolut nichts von mir in dir… Früher da dachte ich immer, dass es noch kommen würde. Aber du bist … deinem Vater immer ähnlicher geworden und jetzt … ich sehe nichts von mir in dir. Und das Letzte, was sich eine Mutter wünscht ist ein schwuler Sohn. Also … sehe ich keinen Grund für mich weiter hier zu sein. Weder für ihn … noch für dich.“ Damit wandte sie sich von ihm ab und schloss die Türe vor seiner Nase. Ryoma schloss die Augen und ließ die Tränen einfach laufen. Atobe, der im Wagen etwas entfernter von der Straße saß, stieg aus dem Auto und lief zu ihm, um ihn in den Arm zu nehmen. Das was er dort sah, war das, wovor er sich fürchtete. Denn er würde nie den Mut haben, seine Mutter aufzusuchen und zu fragen, wieso sie sich so entschieden hatte, wie sie es vor 16 Jahren getan hatte … Fortsetzung folgt … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)