World of Faerûn - 1. Staffel von Kyle (Demon Bell-Saga) ================================================================================ Folge 11: Tiefe Wunden ---------------------- Folge 11: Tiefe Wunden Nachdenklich legte Shane seinen Zweihänder um während er gedanklich zu Kyren herübersah, die neben Jason saß und weinte. Er fragte sich was er ihr jetzt sagen könnte, um sie zu trösten und doch es beschäftigte ihn auch ein anderer Gedanke, der ihm langsam aber sicher immer mehr Sorgen machte. Er wusste woher diese Kräfte kamen mit denen er sich befreien konnte und genau dies machte ihm Angst. Jedes mal wenn er auf diese zurückgriff ging er das Risiko ein daran zu sterben, sollte er die Kontrolle darüber verlieren. Kyren konnte zwar sein Fieber heilen, das er bekam wenn er diese Kräfte nur zu einen kleinen Teil nutzte, aber nicht das was sie mit ihm anrichteten, denn mit jeden mal würde er Boshafter und Gefühlsloser werden, dessen war er sich bewusst. Nach Mitch, hatte Leath nun auch die Mutter der kleinen Elfe auf dem Gewissen. Jeder fragte sich wer wohl der nächste sein könnte und ob man dem Drow mit seinen Leuten überhaupt gewachsen wäre. Fast unbemerkt stellte sich Zelda neben den jungen Halbelfen. „Da war noch so ein junges Mädchen in einer Zelle gefangen. Sie bat uns sie frei zu lassen. Sie meinte dass sie dich kenne ...“, sagte sie vorsichtig, worauf er plötzlich aufschrak. „Larissa ...“, erwiderte er erschrocken. Ihm fiel ein dass er sie ganz vergessen hatte, doch gerade als er sich wieder ins Gebäude begeben wollte um sie zu suchen, stand das junge rothaarige Mädchen schon an der Eingangstür. Auf ihren Rücken schleifte sie einen Mann hinterher und auch ihr kullerten Tränen von ihren Wangen. Schließlich kam sie vor der Gruppe zum stehen und legte den Mann auf der Erde ab. Es war der heldenhafte Sir Anomen Delryn, der ebenfalls im Kampf für das Gute gefallen war. Sein Bauch zierte eine riesige Wunde, die ihm den Tod gebracht haben musste. „Mein ... mein Vater ist ... ist tot. Leath hat ihn besiegt.“, stotterte sie bedrückt und beugte sich trauernd über ihn. „Dafür muss er bezahlen ... damit ... damit kann er nicht durch kommen.“, fluchte sie und schlug mit geballter Hand auf die Erde ein. Einen Augenblick später sah sie erwartungsvoll zu den vier Abenteurern hinauf. „Werdet ihr mir dabei helfen diesen Leath zur Strecke zu bringen?“, fragte sie mit hoffnungsvollen, aber auch rechtschaffenden Blick. Sie blickte in vier nachdenkliche Mienen wie sie nicht unterschiedlicher hätten sein können, obwohl jeder das gleiche empfand wie sie. Nun war man wieder zu fünft und fast jeden sinnte es nach Rache. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag Leath währenddessen in seiner Unterkunft auf einer Pritsche. Er fühlte wie seine Knochen zertrümmert und sein Fleisch förmlich zermanscht war. Seine Rüstung war vom Schlag des Halbelfen an einer Stelle nicht nur verbeult sondern auch zertrümmert worden. Er spürte das diese Wunde zwar nicht absolut tödlich aber immer noch schmerzvoll genug war. Diron betrat den Raum und reichte ihm eine kleine Flasche hin. Mit schweren Augen sah der Drow zum seinem Diener auf und begutachtete die Flasche. „Was ist das?“, ächzte er schwächlich. „Ein Heiltrank. Ich nehme an Ihr seid gerade nicht in der Lage Euch selbst zu regenerieren. Er dagegen wird Eure Verletzung wieder verheilen lassen.“, erwiderte er ihm. Hastig griff Leath danach und trank sie in einem Zug aus. Noch einmal spuckte er kurz Blut, bevor er spürte wie sich sein Körper regenerierte. Binnen Sekunden war er wieder hergestellt und gesund, so dass er erleichtert aufstöhnte. Kurz darauf wendete sich der Magier wieder vom eben noch kranken Drow ab und verließ seine Behausung. Als er an der Tür angekommen war stoppte er noch einmal kurz und drehte er sich zu ihm um. „Dieser Heiltrank hat Euch noch einmal das Leben gerettet, aber gegen Bell werdet ihr mehr als nur das brauchen damit sie Euch überhaupt am Leben lässt.“, spottete er und verschwand. Nachdenklich wischte sich Leath etwas Blut von den Lippen, doch schließlich stand er auf, nahm sein Schwert und marschierte in Richtung von Bells Thronsaal. Mit jeden Schritt, der ihm diesen Raum näher brachte, wurde ihn mulmiger zu Mute, aber er fasste allen Mut zusammen und trat ein. Hastig ging er zur Statue vor und kniete sich demütig vor ihr nieder. „Bell, ihr wolltet mich sprechen?“, fragte er vorsichtig. Kaum hatte diese Worte ausgesprochen durchfuhr ihn ein gewaltiger Schmerz, so dass er laut aufschrie und zu Boden fiel. „Ihr seid ein Idiot, Leath! Ihr hattet das Mädchen und bringt sie nicht zu mir nur um Eurer persönlichen Befriedigung nachzugehen? Nennt mir nur einen Grund warum ich Euch nicht auf der Stelle töten sollte!“, schrie Bell erzürnt. Es dauerte einen Augenblick bis er sich wieder aufrichten konnte um sich zu erklären. „Ich ... ich habe ... es doch immerhin geschafft diesen Anomen zu töten. Er wäre euren Plänen früher oder später in den Weg gekommen. Er wusste … über alles Bescheid.“, versuchte er seine Herrin zu beschwichtigen. Erneut durchfuhr ihn ein elektrisierender Schmerz und wieder ging er schreiend zu Boden. „Ich habe noch zwei weitere Diener, die Eure Arbeit mindestens genauso gut erledigen können. Bringt mir die Elfe! Das ist Eure letzte Chance.“, fauchte Bell zurück. Hinter sich vernahm er auf einmal ein kurzes Grunzen, das einen Kichern gleichkam. Er begriff dass seine Herrin bereits einen Nachfolger für ihn auserkoren hatte, sollte es ihm nicht gelingen die Elfe zu fassen. „Jawohl, Herrin. Ich werde nicht noch einmal versagen.“, erwiderte er schließlich und trottete aus dem Saal. Ihm war bewusst dass er die Fähigkeit seine Kraft zu steigern von Bell erhalten hatte und das sie diese jederzeit dazu verwenden konnte um ihn zu vernichten. Ihm war klar dass er nun alles auf eine Karte setzen musste. Zu diesem Zeitpunkt wandelte Diron durch die unteren Hallen von Bells Feste. Er war nicht bei Belluzcius vorgeladen, da er nichts weiter als ein Diener Leaths war und so traf ihn keine Schuld. Zwar wollte sie ihn von Anfang an zu einem großen Diener wie dem Drow machen, aber er lehnte Ihr Angebot von neuer, unbegrenzter Macht ab. Seither beäugte sie ihn mit misstrauen und ließ ihn für Leath arbeiten, der allerdings nicht mehr vertrauenswürdig war als er selbst. Der Kerker, durch den er schritt war prall gefüllt. Viele der hier Gefangenen hatten schon versucht die Dämonin zu vernichten, aber andere waren einfach nur als Opfergabe gedacht. Immer wieder dachte er an die Worte und die erstaunlichen Kräfte des Halbelfen. „Seine Schwester ... er hat eine Schwester, die wir gefangen halten?“, murmelte er nachdenklich vor sich hin und schaute in die Zellen der Gefangenen, doch er sah nichts als Elend. Prüfend blickte er sich um, doch er suchte vergebens nach dem Mädchen welches die Schwester Jungen sein könnte. „Hört her, Frauen und Mädchen! Ich will von euch wissen wer von euch einen Halbelf zum Bruder hat! Wer mich anlügt oder sich nicht erhebt wird auf der Stelle geopfert. Alle anderen erlöse ich aus ich aus ihrer Knechtschaft.“, rief er plötzlich laut heraus und drehte sich dabei mehrmals im Kreis. Nach und nach erhoben sich einige Mädchen und Frauen und traten an die Zellengitter heran, die er schnell durchzählte. „Was, nur fünf?“, fragte er erzürnt. Plötzlich vernahm er wildes Getuschel in der Zelle links neben sich. Einige Männer versuchten hinter sich etwas zu verbergen, doch er durchschaute das Spiel. „Ihr da! Weg mich euch!“, fauchte er sie an, worauf ein weiteres Halbelfenmädchen zum Vorschein kam als die Insassen wichen. Sie war nur noch mit Lumpen bekleidet und wohl kaum älter als 12 Jahre. Unter ihrem verdreckten Haar lag noch eine gewisse blauhaarige Schönheit. Mit einen einfach Fingerschnipp teleportierte er alle die sich erhoben hatten sowie das Mädchen was er soeben entdeckte hatte aus ihrer Zelle. Sie standen nun um ihn herum, und obwohl sie ihn Zahlenmäßig überlegen waren, wäre es den Nekromanten ein leichtes gewesen sie allesamt mit einem weiteren Fingerschnipp zu töten. Noch einmal schaute er sich um, doch diesmal blieb es still. „Folgt mir!“, befahl er streng und machte eine eindeutige Fingerbewegung. Wie eine Kolonne folgte ihm die Scharr aus Frauen und Mädchen. Er brachte sie zu einer großen Halle, die sehr Luxuriös eingerichtet war. Ein Kronleuchter hing an der Decke und Fackeln waren an den Wänden befestigt. Den Raum durchzog eine angenehme Luft. Freudig schauten sich die meisten der auserwählten Halbelfinnen um, nachdem Diron ihnen die riesigen Tore dieser Halle aufgestoßen hatte. In der Mitte des Saals war ein riesiger Pool, der mit kristallklarem Wasser gefüllt war. Angewidert schaute sich der Zauberer die Kleider der Frauen und Mädchen an, denn sie waren verdreckt und stanken, genau so wie die Gefangenen selbst. Ohne seine kalte Miene zu verziehen deutete er auf das Wasserbecken in der Mitte der Halle, worauf ihm einige verwirrte Blicke entgegenkamen. „Los Ausziehen! Wascht euch!“, befahl er naserümpfend, worauf die Frauen und Mädchen etwas zögerlich auf das Becken zugingen. Einer nach der anderen überwand ihre Scham und legte ihre dreckige Kleidung ab, doch der Nekromant schien kein Interesse daran zu haben sich an ihren Körpern zu ergötzen. Sah er von dem kleinen blauhaarigen Mädchen, welches sich noch immer sträubte, ab, war keine der 6 Kandidatinnen jünger als 16 Jahre gewesen und somit durchaus für gewisse Spielchen zu gebrauchen. Zu seiner Überraschung vernahm er sogar Lachen von den planschenden Frauen und Mädchen aus dem Pool. Sie schienen sehr glücklich zu sein nach so langer Zeit das erfrischende Nass an ihren Körper zu spüren. Das Wasser schien magischer Natur zu sein, denn sämtlicher Dreck der von ihren Körpern wich verschwand plötzlich. Nach und nach wurden aus den stinkenden und lausverseuchten Gefangenen wunderschöne, ja sogar attraktive Frauen. Diron fiel auf das sich die jüngste unter ihnen noch immer nicht seiner Kleider entledigt hatte und abwartend am Beckenrand stand, so dass er wütend zu ihr marschierte. Noch bevor sie sich umdrehen konnte riss er ihr die Kleider vom Leib und stieß sie mit einem kräftigen Tritt in den Rücken ins Wasser. „Ich sagte wascht euch!“, schimpfte er sie. Ängstlich sahen die anderen zu ihren Peiniger herauf und versuchten ihre wichtigen Stellen mit Händen und Armen abzudecken, denn keine von ihnen wusste genau was er mit ihnen vorhatte. Zögerlich tauchte das Mädchen am Beckenrand wieder auf, worauf sich der Magier schnaufend abwandte und wieder auf Distanz ging. Während sich einige Frauen der blauhaarigen Halbelfe annahmen und ihr den Rücken schrubbten, entstand wildes aber leises Getuschel unter ihnen. „Was glaubt ihr was er vorhat? Ob er uns Opfern will und das hier so was wie die letzte Reinigung sein soll?“, fragte eine. „Was wenn er uns die Unschuld nehmen will?“, gab ein Mädchen ängstlich von sich. „Oder schlimmeres ...“, ergänzte ein anderes, das wie auch alle anderen Tag für Tag mitbekam wie einige Frauen von Cyricwachen abgeführt und schrecklich vergewaltigt wurden. Für einen Moment verließ Diron die Halle was die Frauen etwas lauter weiterspekulieren ließ. „Was glaubt ihr? Ob der überhaupt auf Frauen steht. Der hat uns ja gar nicht begafft ...“, meinte eine, doch eine andere war anderer Meinung. „Kann sein, aber dann frage ich mich warum er uns unsere Sachen weggenommen hat ...“, erwiderte sie. Nur die jüngste von ihnen schwieg und starrte nachdenklich in Richtung Ausgang, der durch Dirons Abwesenheit unbewacht schien. Sie wusste allerdings wie jede andere das Bells unterirdisches Labyrinth eine Flucht recht aussichtslos machte. Wer nicht auf Wachen stieß, machte vielleicht mit einigen tödlichen Fallen Bekanntschaft und so fehlte eigentlich jedem der Mut zu Flucht. „Dreh dich um, Kleines. Wenn du nicht richtig sauber bist, werden wir vielleicht alle bestraft.“, tönte auf einmal die Stimme einer Frau hinter ihr auf, die ihr bisher den Hinterkörper gewaschen hatte. Bisher war sie zu trotzig um den Wünschen dieses Magiers folge zu leisten und weigerte sich zu waschen. Die Frau schmunzelte etwas als sie den noch recht jungen Vorderkörper des Mädchens sah, aber dies hielt sie in ihrer Gründlichkeit nicht ab. Sie schaffte es sogar ihr blaues Haar wieder zum Vorschein zu bringen und entlockte unter dem verschmutzen Gesicht sogar eine kleine Schönheit. „Seht mal, wie niedlich die Kleine dort ist.“, kicherten einige der Halbelfinnen und deuteten heimlich auf sie, doch sie behielt ihren sturen Blick bei. Es dauerte nicht lange und Diron kam mit zwei großen Beuteln wieder. Bedrohlich stampfte er auf und verkündigte seine Rückkehr. „Genug gebadet. In diesem Sack befinden sich neue saubere Kleider. Zieht sie euch an! In dem anderen ist etwas Obst zum Essen.“, befahl er barsch. Unschlüssig stieg eine nach der anderen aus dem Becken heraus und versuchte sich mit Händen und Armen etwas zu bedecken. Keine von ihnen bemerkte das Diron sie gar nicht beachtete. Nur dem kleinen blauhaarigen Mädchen entging das merkwürdige Verhalten nicht. Fast ungehemmt, nur mit einer Hand an der wichtigsten Stelle, näherte auch sie sich dem Beutel und griff sich ein paar Sachen heraus und kleidete sich damit ein. Für alle war es ein angenehmes Gefühl seit langen wieder solche weichen und geschmeidigen Sachen an sich zu tragen. Sei es die Unterwäsche oder die schönen Kleider die sich nun über ihren Körper legten. „Folgt mir!“, befahl der Nekromant nachdem alle soweit waren. Er brachte sie in einen anderen Raum. Die Wände dort waren mit roten Gewändern geschmückt und ein kerzenbestückter Kronleuchter erhellte den Raum. Es war nicht sehr romantisch eingerichtet also zerfiel der Verdacht dass sich der Mann in der schwarzen Robe nur an ihnen vergehen wollte. Er verwies die Frauen und Mädchen auf eine Tür die in ein Nebenzimmer führte. Eine von ihnen behielt er bei sich, die anderen schickte er dorthin. Die junge blauhaarige Halbelfe musste fortan zusehen wie eine Artgenossin nach der anderen das Nebenzimmer verließ, indem sie wartete, bis am Ende nur noch sie übrig blieb. Ängstlich zuckte sie zusammen als sie der Zauberer rief, doch sie nahm allen Mut zusammen und trat heraus. Als sie sich umschaute sah sie nur ihn, wie er nachdenklich in diesem Raum stand. Keine ihrer Gefährtinnen war zu sehen. „Wo ... wo sind denn die anderen? Was habt ihr mit ihnen gemacht?“, fragte das Mädchen erschrocken. „Das hat dich nicht zu kümmern.“, gab er kühl zurück und wendete sich ihr zu. Ihm fiel auf das die Sachen mit den sie sich eingekleidet hatte gar nicht zu ihr passten. Sie schien gar keinen Wert darauf gelegt zu haben sich hübsch zu machen. Ihr Oberteil war zu groß und ihr Röckchen zu klein, aber es war nur von minderen Interesse für ihn. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte sie verbittert. Ein hämisches Schmunzeln glitt über das Gesicht ihres Gegenübers, so dass sie etwas verängstigt zurücktrat. „Wollt Ihr etwa doch ....“, stotterte sie nervös und zog ihr Röckchen etwas nach unten. „Pah, ich habe kein derartiges Interesse an dir, das müsstest du doch schon gemerkt haben. Abgesehen davon bist du nicht mein Typ. Antworten will ich, das ist alles.“, erwiderte Diron kühl. Erstaunt sah das Mädchen ihren Peiniger an. „Du hast also einen Halbelfen zum Bruder ...“, begann er seine Befragung, worauf sie ihn zaghaft entgegennickte und traurig ihren Kopf senkte. „Ich habe nur eine Frage. Wie ist sein Name?“, fragte er weiter, doch die Antwort kam nicht unverzüglich. Eine Weile schwieg das Mädchen, doch als er sich ihr mit einen ernsten Blick näherte, fühlte sie dass es besser war zu reden. „Er ... er heißt ... Shane.“, antwortete sie verängstigt. Ein unglaublich fieses Grinsen ging über das Gesicht des Magiers als er das hörte, denn er wusste durchaus wie der Halbelf hieß, der Leath diese schweren Verletzungen zugefügt hatte, aber er musste sichergehen das sie auch wirklich seine Schwester war, denn sie war die einzigste Gefangene die seinen Namen ebenfalls kennen konnte. Nun hatte er seine Schwester in seiner Gewalt und damit eine Versicherung gegen ihn auf Lebenszeit. Freudig verschränkte er die Arme und kniete sich vor das Mädchen. „Schön und wie ist dein Name?“, fragte er plötzlich in einen ungewohnt freundlichen Tonfall nach. „Alexandra.“, erwiderte das Mädchen verwirrt. Sie verstand nicht warum ihm der Name ihres Bruders so wichtig war. Auch war ihr nicht ganz klar warum er auf einmal so freundlich zu ihr war. Es erstaunte sie umso mehr dass er es sogar phasenweise schaffte ihr ihre Trotzigkeit auszutreiben, aber in diesen Moment waren ihr die Gründe seines Interesses auch egal, denn nur so schien sie ihrer Opferung in zwei Tagen entgehen zu können. Inzwischen war Kyren in Begleitung von vier Kameraden. Jeden von ihnen hatte sich Bell und ihre Diener zum Feind gemacht. Die Nacht verbrachte die Gruppe in der örtlichen Taverne. Mit einem misstrauischen Blick übergab der Wirt Zelda den Zimmerschlüssel, denn die Elfenohren ihrer Begleiter sah er scheinbar nicht gerne. Lediglich der Charme der schönen Waldläuferin hatte ihnen dieses Zimmer beschert, das nicht einmal sehr groß war, aber dank dreier Doppelstockbetten genügend Platz zum Schlafen bot. Kyren schlief dennoch sehr unruhig. Oft liefen ihr Tränen an den Wangen herunter, denn sie musste immer wieder an ihre Mutter denken. Nachdenklich schaute sie sich zu ihren Begleitern um. Dort war Jason, der seinen besten Freund Mitch verloren hatte. In einem anderen Bett lag Larissa, die ihren Vater nicht mehr retten konnte. Unter Kyren selbst lag Shane dessen Schwester entführt wurde. Sie war der einzige Grund warum er sich ihr überhaupt angeschlossen hatte. Sie fragte sich wie lange es wohl noch dauern würde bis auch Zelda einen harten Verlust hinnehmen musste. Hastig wischte sie sich ihre Tränen aus den Augen und legte sich wieder hin. Noch nie in ihren Leben fühlte sie sich so einsam. Fast alles hatte sie verloren. Ihre Familie und ihr Zuhause. Ihr kam es so vor als ob sie ohne Shane und die anderen die einsamste Seele der Welt wäre. Nur langsam begriff sie, das es Shane war, der sie wieder einmal gerettet hatte und er war es auch der ihr Trost zu spenden versuchte. Noch einmal blickte sie unter sich, denn dort lag er und schlief relativ ruhig. Leise kletterte sie zu ihm herunter und beugte sich neben ihn. Vorsichtig nahm sie seine Hand und drückte sie leicht. Noch immer brannte ihr die Fragen auf der Zunge wie er es wohl so schnell mit ihr aus Neu-Saradush geschafft hatte, wie er solange ohne Wasser überleben konnte und wie er die magischen Ketten sprengen konnte, an denen selbst Jason verzweifelt war. Obwohl sie sich nun schon eine Weile kannten, trug der Junge noch immer eine Menge Geheimnisse mit sich. Er schien über Kräfte zu verfügen die weit über ihre Vorstellungskraft hinausging. Trotzdem war er ein zuverlässiger und guter Kamerad, der ihr schon oft geholfen hatte. Mit der Zeit, so hoffte sie, würde vielleicht auch sein Geheimnis gelüftet werden, das ihr Antworten auf ihre Fragen bescherte. „Danke, Shane.“, seufzte sie leise und ließ wieder von ihn ab. Eigentlich hätte sie es ihm am liebsten gesagt wenn er wach gewesen wäre, aber dafür fehlte ihr einfach der Mut. Für einen Moment wollte sie ihn noch einen dankenden Kuss auf die Stirn geben, aber es war ihr zu riskant, dass er davon hätte aufwachen können. Wie peinlich wäre es ihr gewesen wenn er es bemerkt hätte und so ließ sie es bleiben. So gemein er auch zu ihr gewesen war und so sehr sie ihn auch dafür hasste, so sehr mochte sie ihn dennoch. Eilig, aber leise kroch sie in ihr Bett zurück und schlief langsam ein. Nun waren ihre Freunde ihre Familie, jene, die für sie da sein würden. Zwar konnte ihr niemand die Geborgenheit ihrer Eltern wiedergeben, aber sie tröstete sich damit nicht ganz so allein zu sein ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)