Mitternacht von Akio21 (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 28: Die letzte Vorstellung ---------------------------------- Es kam jemand. Sogar mehr als einer. Das Zelt war zum Bersten voll, ich wäre jetzt gerne Zirkusdirektor gewesen, der in seinem Büro saß, und das Geld zählte, während die anderen die Arbeit machten. Ich stellte mich in die Mitte der Manege, oder sagte man bei Deidaras Zelt anders dazu? Die Scheinwerfer hatte ich schon vorher ausgerichtet, und Christine konnte sie beeinflussen, das hatte mir Sasuke mal erzählt. Elektrokram eben. Mit der Hand gab ich ihr ein Zeichen. Spot an. Oha, war ja ganz schön heiß unter so einem Scheinwerfer. Leider war ich nicht auf die Idee gekommen, mir ein paar Witze über mein Aussehen auszudenken, so als Einleitung. Ich bedauerte jetzt schon, dass das mein einziger und letzter Auftritt war, danach würde Sasuke mich sicher raus werfen. Außer Deidara sprengte mich vorher in die Luft. Ich breitete die Arme aus. Für Christine gleichzeitig das Signal, das Mikro einzuschalten. „Ladies and Gentlemen.“ Wie seltsam meine Stimme hallte. „Ich bedanke mich bei Ihnen allen herzlich das sie ihr Abendessen unterbrochen haben, um uns zu besuchen. Ich heiße Sie willkommen, bitte fühlen Sie sich wie zuhause.“ Der Scheinwerfer wechselte nun die Lichtfarben. „Fühlen sie sich wie zuhause, und gehen sie nur außerhalb des Zeltes auf die Toilette. Das Gleiche gilt für die Raucher. Bitte sehen sie in mir ihre Ehefrau, die sie rauchend im Wohnzimmer erwischt.“ Am Anfang war das Gelächter noch schwach. Jetzt wurde es ein wenig lauter. Ich hielt eine Hand ans Ohr. „Wie sie sehen kann ich sie sehr gut hören. Aber – nicht nur das. Wie sie wissen gelten wir Füchse seit Anbeginn der Welt als Listig und Schlau.“ Ich machte eine Showpause. Im Publikum Gemurmel. „Wo vertraue ich mir?“ ich sah mich um, jetzt war Ruhe. „und wo bin ich misstrauisch gegen mich selbst?“ Kichern. „Aber nicht nur ein Fuchs wird Fuchs genannt, aauuuch, ein Pferd, uuund eine rothaarige Frau.“ Himmel, was faselte ich da nur. Wären die schönen Lichter nicht gewesen, ich wäre abgehauen. Aber die Leute lachten jetzt. Oha, dann musste ich das mit der Paarungsbereitschaft wohl nicht mehr erwähnen. Tz, diese Erwachsenen. Warum war ich nicht gleich auf die Idee gekommen, zweideutige Witze oder Anspielungen zu machen? „Ladies und Gentlemen, ich bitte um absolute Ruhe und Aufmerksamkeit.“ Ich hatte ernst gesprochen und sie reagierten entsprechend. Hey, das war ja gar nicht so übel. „Ich werde ihnen heute eine rothaarige, nein rotlackierte Frau vorstellen, die an Schönheit alles übertrifft, was sie je gesehen haben. Und zwar – CHRISTINE. APPLAUS FÜR CHRISTINE.“ Das ließen sich die Leute auch nicht zweimal sagen, und Christine erst recht nicht. Sie hatte alle Scheinwerfer an die sie hatte, und fuhr temperamentvoll in die Manege, direkt auf mich zu. Das Publikum schrie, ich stand lässig da, mit den Händen an den Hüften und ein Bein angewinkelt, und Christine bremste vor mir ab. Sie berührte mich. Das Publikum war begeistert. Die Show konnte wie geprobt losgehen. Nach Zweieinhalb Stunden war ich mit mir und der Welt fertig. Die Leute wollten Christine gerne anfassen oder sich rein setzen, aber ich sagte die Fernbedienung wäre überlastet gewesen, betrachtete traurig meine gebastelte Fakebedienung und sagte, was für ein Glück, das es nicht mitten in der Show passiert ist. Christine hatte fest ihre Türen verschlossen, und zog sich peu à peu zurück, während ich nach wie vor im Rampenlicht stehengelassen wurde, - tja – Frauen, damit die Aufmerksamkeit auf mich zog, und sie abhauen konnte. So was nannte sich dann Freundin. Zu meiner Überraschung gab es noch mehr Leute wie Hikari. Hätte ich nur einen Dollar für jedes ausgerissene Schwanzhaar bekommen, und zwei oder eher drei für jedes Ohrenziehen, den Leuten war wohl nicht bewusst, dass so was weh tat. Na ja, es war eben kein Zirkus. Jetzt saß ich draußen mit Christine vor Sasukes Wohnwagen. „Schon komisch. Früher, hier in dieser Stadt haben die Leute die Straßenseite gewechselt, wenn sie mich gesehen haben. Die gleichen Leute von heute Abend, kannst du dir das vorstellen Christine? Bestimmt nicht. Aber es ist wahr.“ Christine spielte Pocahontas Farbenspiel des Winds. Fremde Erde ist nur fremd, so lang der Fremde sie nicht kennt. Mittlerweile verstand ich Christines Sprache gut. Was sie sagen wollte. Und ich war froh, dass sie mir nicht nur glaubte, sondern mir sogar erklären wollte, warum das so war. „Vielleicht hast du recht. Ich – hab mich verändert. Stimmt. Ich bin früher eigentlich selbst den Leuten aus dem Weg gegangen. Dachte, es mache mir nichts aus, wie mein Vater mich behandelt, ich wäre stark genug. Aber – ich habe mir wahrscheinlich selber nur etwas vorgemacht. Jedenfalls – heute Abend – auf der Bühne, es war vielleicht nicht das Highlight, von mir meine ich, du warst großartig,“ ich sah sie an, „soviel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Ich werde es nicht bereuen, wenn ich morgen gehe, versprochen.“ Christine spielte natürlich wieder etwas. Tohoshinki Doushite Kimi Wo Suki Ni Natte Shimattandarou von DBSK Es ging darum, das man sich verliebt hatte, aber der Geliebte sich für einen anderen Weg entschied. Why did I fall in love with u ? no matter how much time passes, I thought u would always be here, but u chose a different path Das Lied gefiel mir gut, aber es machte mich auch traurig. Ich wollte ja gar nicht mehr gehen. Zusammen blieben wir einfach wo wir waren und warteten auf das Morgengrauen. „Schlaf gut. Christine.“ Deidaras Sachen hatte ich aufgeräumt und abgeschlossen. Meine Koffer waren gepackt. Sasuke war soweit auf dem Weg der Besserung, das er selbst klar kam. Wenn nicht, er hatte genug Leute hier. Bei Hikari hatte ich einen Brief unter der Tür durch geschoben. Und einen Katzenkäfig hatte ich auch besorgt. Das Geld hatte ich in vier Teile geteilt. Zuerst waren es drei, aber eigentlich war Deidara auch irgendwie beteiligt. Strom und Miete sozusagen. Nebenbei hatte er nichts verdient, und ich hatte ihm versprochen seine Show zu übernehmen. Es war genug für alle da. Die beiden Anteile für Christine und Sasuke legte ich einfach auf den Tisch im Wohnwagen. Deidaras hatte ich in einem Umschlag unter der Tür durch geschoben. Bei Hikari wusste ich nicht so recht, ob er vielleicht beleidigt wäre, aber – auch er hatte geholfen, also wollte ich zumindest den Haarschnitt bezahlen. Das Geld konnten sie auf jedem Fall gebrauchen. Und meinen Anteil brauchte ich für die Reise. Ich wollte mich einfach nicht von Sasuke raus werfen lassen. Wenn ich an den Wald dachte, und wie schlecht es mir gegangen war – nein. Nicht nochmal. „Also Phil. Sag auf Wiedersehen.“ Mit dem Rucksack über der Schulter und dem Käfig in der Hand machte ich mich auf den Weg. Akio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)