Mitternacht von Akio21 (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 27: Mitternacht ----------------------- Viel Zeit hatte ich nicht. Und an wen wandte man sich hier, wenn man Hilfe brauchte? Ich saß mit Hikari, riesigen Blättern und Wasserfarben im Bierzelt. Wir bekamen auch Cola auf Kosten des Hauses, äh Zeltes. Es ist wirklich nicht schlecht, wenn man einen so hilfsbereiten Freund hatte, dachte ich, als ich einen Schluck aus dem Glas trank. Hikari war nicht nur Friseur, das war ein Künstler. Zuerst hatte ich ein paar Bedenken gehabt, als er loslegte ohne großes Nachdenken und mich mit Farben vollspritzte. Mittlerweile aber war ich zum Nebenakteur abgestürzt und befolgte nur noch Anweisungen. „Naruto, mal hier noch einen Tiger hin.“ Toll. Wie malte man so ein Vieh? Mit Streifen, und sonst, wie eine Katze ungefähr, oder? Zu meiner Überraschung wurden meine Kritzeleien, die selbst wenn man sie in einem Kindergarten an die Wand hängen würde, höchstens Kommentare wie „Weißt du, was das sein könnte?“ bekommen würde, von Hikari hochgelobt. Na ja, was soll´s. Solange er nicht meinen Schwanz als Pinsel benutzen wollte, sollte es mir recht sein. „Ich bin bald fertig“, meinte er schließlich und trank sein Cola leer. „Klasse, ich auch“, entgegnete ich und wartete bis er weg war, um ein neues Glas zu holen. Dann warf ich zögerlich einen Blick auf sein Plakat. Es verschlug mir die Sprache. Was sollte ich dazu denn bitteschön noch sagen? In den Kleidern eines Direktors stand in der Mitte der Manege ein Fuchs. Mit einem ungewöhnlich buschigen und langen Schwanz, der sicher nicht meiner war. Räusper. Der Direktor hatte eine Peitsche in der Hand und neben ihm auf einem runden Podest auf dem Raubtiere saßen, saß ein Auto, welches vorne sein Maul mit langen weißen spitzen Zähnen weit aufgerissen hatte. Nicht weit vor ihm stand ein brennender Feuerreif. Auf der linken Seite sah man am Rand die Zuschauer sitzen, mit Gesichtern die absolutes Erstaunen aber auch Begeisterung ausdrückten. In der Manege war ebenfalls ein Podest mit einem kleineren Auto, welches das Größere an fauchte. Ah, deswegen hatte das Große sein Maul so weit aufgerissen. Im Hintergrund lag Zirkuszeugs herum. Ein Einrad, Keulen zum Jonglieren und so weiter und oben am Zelt war ein Seil gespannt. Was für ein Plakat. Ich war hin und weg, auch wenn ich nicht vorhatte, über ein Seil zu laufen, wurde mir in diesem Moment klar, dass Werbung ruhig etwas übertrieben sein konnte. Und obwohl so viele Farben verwendet worden waren, sah es nicht bunt aus. Nicht so, dass man am liebsten die Augen zusammenkniff, es passte einfach zusammen und die Farben grenzten sich auch nicht ab, wie die aus den Malbüchern, mehr an Malkunst hatte ich nie geübt, sondern gingen sanft ineinander über. Ich warf einen Blick auf mein eigenes Gekritzel. „AH.“ Hikaris Schrei holte mich aus meiner Depression zurück. „Naruto, was ist. Hör sofort auf damit. Deine schönen spitzen Ohren.“ „W...Was ist?“ „Wie kannst du nur diese schönen spitzen dunkelbraunen Ohren so hängen lassen? Wie barbarisch.“ Mit der rechten Hand fasste ich an mein Ohr, ja es war angelegt. Das hatte ich gar nicht bemerkt. „Tut mir leid, ich ...das passiert unbewusst. War keine Absicht.“ Ich stellte meine Ohren zwanghaft auf. Hikari war wieder glücklich kam an meine Seite, stellte das volle Glas das er für mich gleich mitgebracht hatte, neben das fast leere, und fing an mein Ohr zu kneten. „Aber normal stehen sie, oder?“ fragte er besorgt. „Ja, natürlich.“ „Gut.“ „Ähm – wieso?“ „Ach weißt du, es gibt ja Hunde, wenn man da nicht immer nach knetet könnten die Ohren hängen.“ Sagt´s und knetet weiter. Hunde. Hatte er gesagt. Ich lachte verlegen. „Hikari, ich bin aber kein Hund, und auch keiner mit kupierten Ohren, was ich sagen will, ich habe Fuchsohren und ich habe noch nie einen Fuchs gesehen, bei dem die Ohren hängen. Also – mach dir keine Sorgen.“ „Ja.“ Hikari schien nachzudenken. „Ja, das stimmt, ich auch nicht. Du hast recht.“ Erleichtert atmete er aus. Dann schien ihm etwas einzufallen. „Aber, du sagtest, es passiert unbewusst. Wieso? Ich meine – einfach so?“ „Nein, nein nicht einfach so. Ich habe nur gesehen wie toll du malst und war ein bisschen deprimiert wegen meinem Plakat, nichts dramatisches, kein Grund zur Sorgen. Ha ha ha.“ „Nein, nein. Du malst auch schön.“ „Wo denn?“ „Hier und hier und hier.“ Er tippte mit den Fingern auf verschiedene Stellen. Was sollte daran schön gemalt sein. Fragend sah ich ihn an. „Die Proportionen deines Pferdes sind perfekt. Und Pferde sind wirklich schwierig zu zeichnen, erstaunlich dass du das ohne Hilfslinien so gut hinbekommen hast. Du hast Talent.“ Ich wurde vor Verlegenheit rot. „Ich und Talent? Du könntest jederzeit eine Ausstellung machen und sämtliche Künstler ausstechen.“ Hikari wurde knallrot. Feuerrot. Gut das ich ja wusste, das er ein Albino war, sonst hätte ich mir jetzt Sorgen gemacht. „Ach – das – also nein. Das stimmt doch nicht.“ „Finde ich schon.“ „Man ist das hier klebrig.“ Ich drehte mich nach der Stimme hinter mir um. „Wenn ihr fertig seid, euch gegenseitig zu loben...so langsam würde ich schon gerne mal für eine Stunde schließen.“ Ich wurde wieder rot. Der Mann hatte recht. Es war so gar nicht meine Art andere zu beweihräuchern. Aber es war keine Schleimerei, ich fand Hikaris Plakat wirklich unglaublich. Hikari seufzte. Schade, das wir nur Wasserfarben haben. Wollte er etwa Bilder in Öl malen? „Hikari, ich würde lieber dein Plakat kopieren, als meines.“ „Nein, kommt nicht in Frage. Deins kopieren wir auch.“ „Na gut.“ Nachdem ich mich von Hikari verabschiedet hatte, wollte ich meine eigentlich wegwerfen. Aber – was wenn er das sah? Lieber nicht. Ich rollte sie zusammen und ging über den Kirmesplatz. Tonight hatte Christine gesagt. Darum hatte ich Mitternacht über das Plakat geschrieben, oder malen lassen in besonders fetten Buchstaben. Darunter Vorstellung. Nur Hikari wusste, was ich heute Nacht plante, und der alte Säufer vom Bierzelt interessierte das ohnehin nicht. Getrunken wurde immer. Und er nahm horrende Preise für Cola, weniger teuer war Bier und sonstiges Alkoholisches. Auf meine Frage, wieso hatte er mir gesagt, wenn einer eine Cola trinkt ist er nicht mehr durstig, aber wenn er ein Bier trinkt, ist er angeheitert und will seine gute Laune durch ein zweites Bier steigern. Im Endeffekt würden es dann zehn Bier, ergo verdiente er mehr Geld am Bier als am Cola, obwohl er Bier billiger verkaufte. Ich verstand kein Wort von dem was er da faselte und fragte nicht mehr nach. Was ich allerdings verstanden hatte war, das er wohl der am Besten verdienende hier war. Daher interessierte er sich auch nicht für eine Mitternachtsvorstellung und das konnte mir ja nur Recht sein. Vermutlich dachte er sowieso, dass keiner käme. Und damit könnte er absolut Recht behalten. Mit den Plakaten lief ich in die Stadt, oder genauer gesagt, ich wollte damit in die Stadt laufen als Christine mich abfing. „Sorry Christine, es ist noch zu hell, und ich bin nicht alt genug um mich auf den Fahrersitz zu setzen. Auch wenn du fährst würde die Polizei uns anhalten und meinen Führerschein sehen wollen. Noch dazu – bin ich nicht gerade unauffällig.“ Ich wackelte mit den Ohren. Tja, ich war nun mal nicht Sasuke. Christine schien es einzusehen und drehte ab. Ich sah ihr nach. Nett war es schon, dass sie mich fahren wollte. Na was soll´s. Zur Not würde ich den Bus nehmen, oder die U-Bahn. Wäre ja nicht das erste mal. Ich verteilte die Plakate. Und kam erst kurz vor elf zurück. Mit der Zeit hatte ich mich ordentlich vertan. Im Zelt selbst, also in Deidaras Zelt stand noch alles wie am Vortag. Ich legte noch ein zweites Brett gegen die Leiter. Christine fuhr davor. So konnte ich die Entfernung der Räder abmessen. Versuchs mal, sagte ich. Sie fuhr ein Stück nach oben, die Bretter bogen sich ziemlich durch. Ich hoffte sie würden halten. Aber die Breite stimmte. Unten legte ich eine Matratze hin. Eigentlich wollte ich zwei hinlegen, aber die andere legte ich zwischen Leiter und Bretter, für den Fall das sie doch nachgaben. Christine fuhr die notdürftigen Bretter hoch, auf das Sprungbrett das extrem eng war, und von da aus weiter und ließ sich auf die Matratze fallen. Zum Glück war es nicht allzu hoch. Okay, das ist eine Nummer. Noch eine ist, das du über mich springst. Dann können wir so was wie Clowns machen. Du fährst einfach davon, ich renne brüllend und wütend hinter dir her. Dann bleibst du stehen und ich wasch mir den Schweiß von der Stirn und sag na endlich, und geh auf dich zu, aber du fährst mit quietschenden Reifen rückwärts ich natürlich ganz erschrocken, dann jagst du mich, und ich laufe ein wenig blöd, so mit hoch erhobenen Beinen wie ein Storch vor dir davon, na das es eben lustig aussieht, stolper fall hin und oh schreck das Publikum hält den Atem an und du fährst über mich rüber. Christine war hoch genug, wenn ich am Boden lag konnte sie bequem über mich fahren, solange mich kein Reifen erwischte. Das Publikum würde ganz schön gucken. Ich ging zu Christine und streichelte sie. Jetzt musste ich nur noch aus meinem defekten Handy eine Art Fernbedienung bauen, etwas das so aussah wie eine Fernbedienung und immer wieder mal während der Show mit der Hand daran fassen und einen Knopf drücken. „Mal sehen, ob jemand kommt. Heute. Um Mitternacht.“ Hosted by Animexx e.V. 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