Mitternacht von Akio21 (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 2: Christine -------------------- Der kleine erschöpfte Halbfuchs neben mir konnte kaum noch die Augen aufhalten. Ein paar mal fielen sie ihm zu, er schreckte zusammen und fuhr hoch. Aber dann entspannte er sich, lehnte sich gegen meine Schulter und kurz darauf hörte ich leises gleichmäßiges Atmen. Vorsichtig nahm ich ihn bei den Schultern und legte ihn hin. Dabei verrutschte sein weißer Pullover und mir blieb kurz die Luft weg. Ich schob den Pullover ganz hoch. Ja, so hatte ich mir das gedacht. Überall blaue Flecken. Manche älter, andere ganz neu. In allen möglichen Farben. „Oh Mann, der hat ja wohl einiges durchgemacht“, seufzte ich und zog den Pulli wieder runter. Ich stand auf und deckte ihn zu. Eigentlich hatte ich ihm noch die Schuhe ausziehen wollen, aber – der Anblick des geschundenen Körpers hatte mich doch mehr erschreckt, als ich es mir eingestehen wollte. Ich trat von der Couch zurück. „Das kann nicht dein Ernst sein, oder? Schleppst du uns schon wieder ein Monster an?“ Ich drehte mich zur Tür. „Und das ausgerechnet von dir, Kiba?“ „Das ist kein Monster. Es ist ein Halbfuchs. Woher ich das weiß? Man sieht es an seinen Ohren und...“ „Schon gut, Shino“, unterbrach ich meinen Kollegen. „Du hast recht. Es ist nur ein Halbfuchs, also kein Grund zur Aufregung." „Kein Grund zur Aufregung“, meckerte Kiba. „Was wenn er die Polizei holt?“ „Er weiß von gar nichts. Und niemand würde einem Halbfuchs glauben.“ Ich stemmte die Arme in die Hüften, beugte mich vor und starrte die beiden an, um zu zeigen, das ich keine Lust mehr zum Diskutieren hatte. „Gut“, brummte Kiba schließlich, „sieh aber zu, das du ihn bald loswirst.“ Ich entspannte mich wieder. „Viel wichtiger als das, sorg dafür, das Christine heute Nacht ruhig bleibt.“ „Hach.“ Ich seufzte. Christine war ein echtes Problem. Wegen ihr mussten wir ständig unseren Platz wechseln, um nicht aufzufallen. „Ja.“ „Okay, wir gehen dann.“ Ich nickte. „Ich gehe auch gleich.“ Als Kiba und Shino weg waren, nahm ich meine Jacke und ging zur Tür. Ich drehte mich nochmal nach Naruto um. Er schlief völlig ruhig. Ich musste mir keine Sorgen machen, oder? Aber was wenn er in der Dunkelheit aufwachte, und im ersten Augenblick nicht mehr wusste, wo er war? Den Lichtschalter nicht fand, stolperte, hinfiel und sich den Kopf aufschlug? Ich legte meine Jacke wieder beiseite. Christine konnte warten. Lieber blieb ich noch ein oder zwei Stunden hier, oder auch solange bis es anfing hell zu werden. Ich nahm mir meine Decke und setzte mich auf den Stuhl, damit ich nicht einschlief. Der alte Genta saß mit seinem Schießgewehr auf den Knien im Schaukelstuhl und beobachtete die Zeiger der Uhr. Trotz seiner fast siebzig Jahre war er vitaler als mancher Jüngling. Außer dem Knirschen des Stuhls und dem Ticken der Uhr war nichts verdächtiges zu hören. Und die Zeiger rückten unaufhaltsam auf Mitternacht zu. Jetzt waren es schon fünf Minuten vor Mitternacht, und er hatte immer noch nichts Verdächtiges bemerkt. Vermutlich würden die Strolche heute nicht kommen. Aber wenn doch würde er ihnen mit seiner Schrottflinte ein paar Löcher in den Pelz brennen. „Opa, komm doch ins Bett.“ „Geh wieder schlafen, Hikari.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, das dieses Theater heute Nacht schon wieder losgeht.“ Der alte Genta verzog grimmig das Gesicht. „Aber ich. Ich fühle das einfach.“ „Na dann – gute Nacht, Opa. Ich gehe jedenfalls ins Bett.“ Die Zeiger zeigten beide auf die 12. Plötzlich wurde es taghell. Die Karusselle fingen an sich zu drehen. Beide stürzten hinaus. „Wo sind diese Strolche?“ Wer zum Henker spielt uns diesen makabren Scherz und vor allem – wie? „Uh – ist das gruselig.“ Es war in der Tat ein gruseliger Anblick, als sich die leeren Wagen zur Musik drehten mitten in der Nacht. Ich schreckte hoch und fiel fast vom Stuhl. Was draußen ab ging wusste ich sofort. Oh nein, ich war doch eingeschlafen, verdammter Mist. „Was ist?“ hörte ich eine leise Stimme. Naruto, den hatte ich ja total vergessen. Ich lief zu ihm hin. „Ein technisches Problem, kein Grund sich Gedanken zu machen, in Ordnung?“ Ratlos sah er mich an. Erinnerte er sich, wo er war? „Ja gut. Und danke nochmal.“ Sagt er, dreht sich um, und schläft einfach weiter. „Ä-ähm, keine Ursache.“ Komischer Junge. Na umso besser, anscheinend hatte ich ihn unterschätzt. Aber jetzt musste ich mich beeilen. Kaum war ich draußen, wurde ich fast von den Ponys überrannt, die panisch mit hervor gequollenen Augen durchgegangen waren. Hinter ihnen rannten die Besitzer her. Der ganze Kirmes war in Aufruhr. Jedes Gerät machte irgendwelche Dinge, jeder verdammte Scheinwerfer brannte, und jeder war auf den Beinen. Das – war ja noch schlimmer als sonst. „Was ist hier los, Sasuke?“ Kiba und Shino kamen angerannt. Im Schlepptau hatten sie zu allem Elend auch noch Deidara. „Hm, meine Schuld, ich bin eingeschlafen“, gab ich zu. „Bevor ich bei Christine war.“ „Trotzdem, es ist noch schlimmer als sonst.“ Shino sprach meine Gedanken aus. „Dafür muss es doch einen Grund geben.“ Er sah zwar in meine Richtung, aber wegen der dunklen Brille konnte ich seine Augen nicht sehen. Ich spürte dennoch, das er mich ansah, als verlange er eine Erklärung. Als ich nicht antwortete sah er zum Wohnwagen. „Oh nein, lass den Jungen da raus.“ Wütend drehte ich mich um. „Welcher Junge?“ hörte ich Deidara fragen. Anscheinend war er nicht informiert worden. Ich stampfte zu dem einsam gelegenen Platz, weit von den Wohnwagen und der Kirmes entfernt. Aber nicht weit genug. Nur – das spielte keine Rolle, es würde nie weit genug sein. Die Plane die über Christine lag, vibrierte, unten qualmte dicker schwarzer Rauch hervor. Ich hörte das metallische Knirschen als sie sich wütend nach links und rechts schwanken ließ. „Christine.“ Sofort stand sie still. Brummte aber noch wie ein wütender Bienenschwarm. „Hey, Christine. Ich bins doch.“ Ich zog die Plane weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)