Love the Way you Lie von Ricchan (Alois x Claude) ================================================================================ Kapitel 1: Love the Way you Lie ------------------------------- Ich weiß, dass hier und jetzt alles vorbei ist. Ich weiß es, da deine Augen mich zum ersten Mal wirklich anlächeln, Claude. Ich habe mich im Netz der Spinne verfangen und nie wieder hinaus gefunden, denn dazu fehlten mir der Wille und die Kraft. Denn ich liebe diese silbernen Fäden, die mein Herz umschlingen und blutende Wunden hinterlassen. Ich liebe die goldenen Augen, die immer so kalt auf mich hinab blicken. Ich weiß, dass sie mich hassen, doch es ist leichter für mich, mir selbst einzureden, dass sie mich doch lieben, auf ihre eigene kalte Art. Und obwohl ich auch weiß, dass hier und jetzt alles zu Ende sein wird, weil die Last, die ich für dich darstelle, zu schwer geworden ist, kann ich nicht aufhören, dich zu lieben. Dich… Deine Berührungen... Deine Worte… Und all deine Lügen… Doch wann nur habe ich begonnen dich zu lieben? Wann wurden diese Lügen in meinen Ohren zur Wahrheit? Seit wann nur… Do I… Love the Way you Lie „Ah...Jim.“, stöhnte der alte Trancy Hausherr lüstern und küsste mich in den Nacken. Ich aber starrte unverwandt das Portrait an, das den Herrn mit vielen nackten Knaben drum herum zeigte, die sich alle nach ihrem „König“ sehnten. Die Hände des Alten glitten über meine Schultern, meine Arme, berührten meine Hüften. Jede dieser Berührungen auf meiner nackten Haut brannte wie tausend Höllenfeuer. Mir war übel und in meinem Inneren schrie mich etwas an, ich sollte davon laufen, weg rennen, dem Grauen, dem Schmerz und der Schändung entkommen, doch ich konnte meine Beine nicht bewegen, solange mein Kopf und mein Herz so entzweit waren. „Vater...ich habe einen Wunsch.“, flüsterte ich. Der Alte hielt für einen kurzen Moment inne, bevor er seine Hände zwischen meine Schenkel schob und mich berührte. „Und was wünscht sich mein Juwel?“, fragte der Mann während seine Lippen meinen Hals liebkosten. Ich drehte mich halb um und legte ihm eine Hand auf die Wange. Ich legte so viel Wärme und Weichheit in meinen Blick, dass es der eines Geliebten hätte seinen können, während die pure Abscheu mir Magenschmerzen verursachte. „Schick die anderen Spielzeuge fort.“ Der Hausherr starrte in mein Gesicht, suchte nach dem versteckten Sarkasmus, den er einfach nicht finden konnte, bevor seine Züge sich in Wut veränderten. Er hob einen Arm und schlug mir ins Gesicht, sodass ich nach hinten stolperte und zu Boden fiel. Ich ignorierte den Schmerz. Er war gering gegen das, was ich gleich noch erleben würde. „Wie kannst du es wagen so einen Wunsch zu äußern?!!“, schrie der Mann mich an, den ich und die anderen Jungen, die im Kerker verhungerten, „Vater“ nannten. Ich stand auf und trat auf den Alten zu, der mich voller Wut in den Augen anstarrte. „Aber... du hast doch mich, Vater. Wofür brauchst du dann diese Kinder, die dich eh nicht lieben und...“ - ich legte ihm beide Hände auf die Brust, neigte mich nah zu ihm, ließ eine Hand nach unten über sein Gemach gleiten, während meine andere über die freie Haut am Hals und Nacken strich, bevor ich mich auf die Zehnspitzen stellte und mit meinen Lippen das Ohr des Vaters berührte - „...dich nicht befriedigen können.“ Ich leckte mit meiner Zunge über die Ohrmuschel und drückte mich dann selbst leicht zurück, sodass der Mann mir ins Gesicht sehen konnte. Leichtes Rot der Erregung lag auf seinen Wangen als ich weiter sprach: „Wenn du das Spielzeug los werden würdest, dann... werde ich dich so verwöhnen... wie du es dir bisher nur in deinen... Träumen vorgestellt hast.“ Ich ließ meine Lippen über die Wange des Mannes gleiten, bis hin zu seinen Lippen, die ich erfüllt von Ekel und Übelkeit küsste, während meine Hand über die Lenden des Vaters strich und ich meine Hüften gegen ihn presste. Bevor der Alte seine Zunge zwischen meine Lippen drängen konnte, lehnte ich mich zurück und grinste ihn an. Dieser Kuss war etwas, das ich ihm bisher immer verwehrt hatte, so wie auch die orale Befriedigung. Doch das Versprechen stand. Sollte Trancy die Jungen frei lassen, würde ich ihm auch das geben und noch viel mehr, wenn er es wollte. Mein Körper war nur ein Werkzeug, den es richtig einzusetzen galt, wenn ich das Spiel für mich entscheiden wollte. Seine Finger zuckten auf meiner Haut. Es war ersichtlich wie viel Anstrengung es ihn kostete, die Diskussion zu Ende zu führen und nicht direkt über mich her zu fallen. Eine Tatsache, die mich sicherer auf meinen Beinen stehen ließ, da sie mir ein wenig Macht über den alten Lustmolch gab. Mit finsterem Blick meinte er plötzlich: „Also schön. Ich werde die Jungen fortschicken.“ Das Gefühl gewonnen zu haben, schwellte kurzzeitig in meiner Brust an, doch da war noch die Vorsicht, die es mich unterdrücken ließ, da diese grausamen Augen noch immer mein Gesicht musterten. „Aber solltest du dein Versprechen brechen, Jim, dann schwöre ich dir, wird mein Haus zu deine persönlichen Hölle werden.“, sagte er drohend. Ich seufzte innerlich. Als wenn es das nicht sowieso schon wäre. Doch ein Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich den Alten überschwänglich küsste: „Ich danke dir, Vater.“ Der Hausherr packte meine Schultern und drückte mich von sich: „Jetzt geh auf deine Knie.“ Und ich tat es. Als die Stöße endlich vorbei waren, starrte ich den Baldachin an, der in all seiner roten Pracht mich zu erdrücken versuchte. Mein Körper schmerzte so stark, dass ich mich noch nicht einmal traute den Kopf zu drehen, um aus dem Fenster zu gucken, hinter dem die Sonne in das stickige Zimmer lachte. Das Bett bewegte sich leicht als der Alte aufstand und nach seinen Sachen griff. Ich zwang mich nach oben, sodass ich halb sitzend, halb liegend, den Raum im Blick hatte. Ihn im Blick hatte. „Vater?“, kam es aus meinem Mund. Er drehte sich um und mir wurde auf der Stelle schlecht als er mit diesem glasigen Blick auf mich zu ging. Er setzte sich auf die Bettkante und strich mir über das Haar und die Wange, bevor sein Daumen meine Lippen nachfuhr. „Keine Sorge, mein süßes Juwel. Da du dein Versprechen gehalten hast, werde ich auch das meine halten.“ Seine Hand glitt unter mein Kinn und zog meinen Kopf zu sich heran. Er küsste mich mit einer Dringlichkeit als hätte es das grausame Spiel gerade nicht gegeben. Doch dann ließ er von mir ab, ohne mich weiter zu berühren. „Ich habe noch Geschäftliches zu erledigen. Komm doch nachher in mein Zimmer, dann besprechen wir deine zukünftige Stellung in meinem Haus, Jim.“ Sein Griff lockerte sich um mein Kinn, strich über mein Schlüsselbein und dann meinen Arm hinab. Dann erhob er sich, zog das rote Jackett über das weiße Hemd und ging zur Tür. Sobald sie hinter ihm geschlossen war, sprang ich auf und lief ins angrenzende Badezimmer, um mich zu übergeben. Ich klopfte und wartete. „Herein.“, kam der kehlige Ruf des Hausherrn und ich öffnete die Tür. Selbst hier im Arbeitszimmer war der leichte Opium Geruch stets bestand, stellte ich angewidert fest und schloss die Tür hinter mir wieder. Er saß auf dem Sofa im unförmlichen Teil des Arbeitszimmers und fixierte mich mit seinen goldenen Augen. Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken hinab, als ich an ihm vorbei an den großen Eichenholzschreibtisch trat, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Du wolltest mich sehen, Vater?“, fragte ich unschuldig und lächelte. Der Alte ließ die Papiere, in denen er las, sinken und musterte mich in meinen kurzen Shorts, den dünnen Strapsen und dem hochgeschlossenen Seidenhemd, dessen Ärmel mit Absicht entfernt wurden um die Schultern nicht zu verdecken. Kleidung, die er für mich ausgewählt hatte, da er meine Haut so gerne sah, wie er immer sagte. Der Alte leckte sich leicht über die Lippen. Er schob den Stuhl zurück und bedeutete mir mit einer Handbewegung zu ihm zu kommen. Ich umrundete den Tisch und ließ mich auf seinem Schoß sinken. Sein stinkender Atem berührte die Haut an meinem Nacken und seine Erregung presste unsanft durch den Stoff gegen mich. Ekelhafter alter Sack. Selbst wenn Besuch im Raum war, und dieser hier war immerhin ein sehr hoher Besuch, konnte er seine Lust nicht für sich behalten. Ich glaube er hätte mich am liebsten jetzt sofort genommen und es wäre ihm völlig egal gewesen, was sein Gast dabei denken mochte. Doch überraschender Weise behielt er seine Hände bei sich. „Mister Faustus hier ist einer meiner Berater.“ Er nickte zu dem Mann mit den goldenen Augen und der grünen Generalskleidung hinüber. „Er hat mich darauf hingewiesen, dass es klüger wäre dir einen Namen zu geben, wenn ich dich weiter hier behalten will, ohne dass die Außenwelt erfährt, was du bist.“ Ich schluckte und wandte meinen Blick von den goldenen Augen zu den lüsternen. „Ich verstehe noch nicht ganz...“, meinte ich leise und unterwürfig. Der Hausherr streckte seine Hand aus und zog ein Dokument hervor. Das Familienwappen der Trancys verzierte den Kopf, während der Fuß ein ganz anderes, viel bedeutsameres Wappen enthielt. Das ist das Wappen der königlichen Familie, dachte ich erschrocken, meine Augen nicht von dem Schriftstück abwenden könnend. Ich konnte nicht wirklich gut lesen, da es mir niemand in dieser verrotteten Stadt beigebracht hatte. Ein wenig schnappte man immer auf, aber es war nicht genug um dieses Dokument vor mir entschlüsseln zu können. „Was steht dort, Vater?“, fragte ich neugierig, doch immer noch so zurückhaltend, dass es nicht zu aufdringlich klang. „Dieses Dokument erklärt die Anerkennung von Alois Trancy, meinem einst verschwundenen Sohnes, der nun endlich nach Hause zurück gekehrt ist. Dieses Dokument spricht ihm alle Rechte als Sohn eines Earls zu, mit all seiner Macht, Grundstücken und Reichtümern.“ Mein Herz schlug doppelt so schnell in meiner Brust weiter. Macht. Reichtum. Alles was Luca und ich uns je ersehnt hatten, wurde mir nun so einfach geschenkt? Wo war der Harken? „Vater! Das ist…“ „Mein Dank und meine Kette.“, fiel der Hausherr mir ins Wort. „Du trägst ab heute den Namen Alois Trancy, Jim. Das heißt du hast den Stand eines Edelmannes und dich auch wie einer zu benehmen. Du wirst Lesen und Schreiben lernen, Sprachen, Wirtschaft und jegliche anderen Dinge, die dich dazu befugen mein Sohn zu sein.“ Jegliche anderen Dinge… Ich schluckte. Was das zu bedeuten hatte, war mir nur all zu deutlich bewusst. Der Lustsklave eines Edelmannes hatte gebildet zu sein, in jeglicher Hinsicht. Seine Fähigkeiten am Tisch waren genauso beeindruckensvoll wie die im Bett. So hatten mir die Dienstmädchen erzählt, die froh darüber waren, in diesem Haus nicht von den Blicken des Hausherrn verfolgt zu werden, wie es in anderen adligen Familien der Fall war. Ich bewahrte mir meine Umgebung, lächelte und küsste den Alten auf die Wange, mir den stechenden goldenen Blick in meinem Rücken noch immer bewusst. „Oh Vater!“, stieß ich hervor und spielte das glücklichste Kind der Welt. „Solltest du mich allerdings hintergehen…“, setzte der Mann erneut an und ließ das Dokument in einer Seitenschublade verschwinden, „So glaube nicht, dass dir dies dann immer noch alles gehören wird. Die Macht dir den Titel Earl Trancy und damit all seine Besitztümer zu übergeben, liegt allein in meiner Unterschrift. Sollte ich also frühzeitig den Tod finden, werden meine Berater wissen, welcher kleine Sklave dafür zu bestrafen ist. Und glaub nicht, dass ein Leben im Tower of London angenehmer wäre, als das in meinen Armen.“ Grob gab der Alte mir einen Kuss, wobei seine Zähne mir die Lippen aufrissen, bevor er mich von seinem Schoß schob: „Nun geh. Mister Faustus wird dich in dein Zimmer bringen. Er hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, einen Teil deines Unterrichts zu übernehmen.“ Ich bog meinen Rücken zu einer Verbeugung tief nach unten und drehte mich um. „Und Alois.“ Ich machte noch zwei weitere Schritte bevor ich merkte, dass mit mir gesprochen wurde. Der Alte verschränkte die Finger unter seinem Kinn und lächelte mich lüstern an. „Ich erwarte dich nach dem Abendessen in meinem Schlafzimmer zu deiner ersten Unterrichtsstunde.“ Ich knallte die Tür hinter mir zu und ließ mich wütend auf das Sofa fallen. Dieser widerliche, alte Sack! Ich griff nach einem der Kissen und warf es mit voller Wucht gegen die Wand. Doch bevor es diese erreichte, wurde es von einem weißen Handschuh abgefangen. Ich rührte mich nicht als er raubtierhaft zu mir hinüber kam und das Kissen wieder an seinen ursprünglichen Platz legte. Seine goldenen Augen fixierten mich, doch in ihnen lag eine Kälte, die mich die Zähne blecken ließ. „Was ist mit dem echten Claude Faustus passiert?!“, keifte ich ihn leise an. Ich wusste, dass es einen Berater mit diesem Namen gab und ich wusste auch, dass dieser Teufel hier es nicht war. Kein Anzeichen eines Lächelns war auf seinen Lippen zu sehen, als er trocken antwortete: „Er war die ekelhafteste Beilage, die ich je gegessen habe.“ Der Blick mit dem er mich bedachte, jagte mir einen Schauer den Rücken hinab. Was hatte er vor? „Was machst du überhaupt hier, Dämon…?“, fragte ich vorwurfsvoll. „Ich wollte sehen, ob du dich nicht schon für einen Wunsch entschieden hast.“ Ich hätte es erwarten müssen. Dies war alles, was es ihm an mir verlangte: Ein Vertrag. Doch so leicht würde ich ihm meine Seele nicht überlassen, ohne das der Wunsch, den er mir dafür erfüllen würde, mir auch von Nutzen war. Ich hasste ihn dafür, dass er in mir nur eine Möglichkeit auf ein Abendessen sah. Warum belästigte er eigentlich mich? Was bezweckte er damit mich so zu bedrängen? „Du glaubst mir mehr Macht zu schenken, könnte mich dankbar stimmen?“ Ich lachte grimmig, wurde jedoch sofort still, als von ihm keine Reaktion kam. „Verschwinde von hier, Dämon. Diese Macht kann ich mir auch allein zu Eigen machen.“ Sein Blick ging mir durch Mark und Bein. Er wusste es. Er wusste, dass ich für diese Macht meinen Körper verkaufte. Wie auch nicht… Die Worte des alten Lustmolchs und die vielen blauen Flecke auf meinen Armen und Beinen waren wohl Beweis genug. Doch ich hasste ihn dafür, dass sein Blick mich für diese Taten schallte. Ja, dass er mich sogar verabscheute. Doch gleichzeitig war da dieses drängende Gefühl, den Packt mit ihm einzugehen und ihm zu meiner Spielfigur zu machen. Er würde dann mir gehören. Er. Mir. Nicht mehr ich würde es sein, der jemandem gehörte, sondern er würde mein sein. Und ich würde dieses harte Gold für mich entflammen, bis es zu heißem Honig geworden war. Als ich in dieser Nacht unter dem Alten lag, seinen Atem auf meiner Haut und seine Männlichkeit in mir fühlen konnte, kam ich nicht herum mir vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn ich den Vertrag schon unterzeichnet hätte. Ich hätte dir den Befehl gegeben, mir die Unschuld zu nehmen, bevor der Alte es tat. Denn dann wäre ich vielleicht ein Stück reiner als ich es jetzt bin… Und deine Augen würden mich nicht mehr mit dieser Abscheu anblicken, die mich anklagte, verspottete, hasste. Gerade als der Hausherr sich ans Bettende zurück zog und ich einen erleichterten, tonlosen Seufzer meine Kehle entweichen ließ, klopfte es an der Tür. „Komm herein.“ Entsetzt riss ich den Kopf herum. Das konnte der alte Sack nicht ernst meinen!?! Die Tür glitt auf und er schlüpfte lautlos in das halbabgedunkelte Zimmer hinein. Er trug noch immer die Generalsrobe vom Vormittag, wobei er nun die Handschuhe von seinen langen Fingern zog und sie auf die Kommode gleiten ließ. Dann löste er den Gürtel und zog das Jackett aus. Ich setzte mich auf, zog ein Stück der Decke über meinen entblößten Körper und starrte zum Alten hinüber. „Vater? Was…“ „Es ist immer leichter von mehreren Personen zu lernen, als nur von einer. Findest du nicht auch, Alois?“ Mein Herz fing an in meiner Brust zu rasen. Er wollte mich also rumreichen, wie eine dreckige Hure?! Am liebsten wäre ich meinem inneren Trieb gefolgt, von diesem Bett aufgesprungen und aus dem Zimmer gestürmt. Nein, aus der ganzen Villa. Weg von diesem Anwesen. Weg von ihm. Doch dann würde ich so schnell sterben, dass all meine Anstrengungen, die ich bisher aufgebracht hatte, umsonst gewesen wären. Ich hätte umsonst die Reinheit gegen die Macht eingetauscht, die ich inzwischen Zeit besaß. Also zwang ich mich zu diesem Lächeln, das ich inzwischen so gut beherrschte, schlug die Decke zurück, krabbelte zu dem Alten hinüber und schlang ihm meine Arme um den Nacken. „Du bist zu gut zu mir, Vater.“, hauchte ich süßlich und küsste ihn leicht. Sofort streckte der Alte seine Zunge vor. Am liebsten hätte ich mich übergeben, doch ich spielte das Spiel, während der kalte Blick in meinem Rücken brannte. Der Hausherr legte mir seine Hände auf die Hüften und schob mich zurück. „Du solltest deinen Lehrer auch begrüßen, Alois.“, säuselte er. Ich nickte, stand auf, ging geradewegs auf ihn zu und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen. Ich verschränkte meine Arme hinterm Rücken und lächelte: „Guten Abend, Claude.“ Keine Reaktion zeigte sich auf seinem Gesicht. Doch der Alte hinter mir fing gellend an zu lachen. „Mein Sohn zeigt wirklich nur mir gegenüber Respekt.“ Falsch… Ich wusste nur von wem ich bekommen konnte was ich wollte, wenn ich mich dem entsprechend benahm und von wem nicht. „Vielleicht sollte ich ihm dann ein wenig mehr Respekt lehren.“ Seine kräftigen Hände umfassten meine Schultern, drückten mich rückwärts, bis ich gegen den Sessel stieß, der am Kopf des Bettes stand, und darauf niederfiel. Ich starrte zu ihm hinauf, als er plötzlich vor mir auf die Knie ging und meine Hand ergriff. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, Schmerzen erwartend. Doch stattdessen fühlte ich plötzlich eine leichte Wärme auf meiner sonst so eisigen Haut. Ich öffnete die Augen und erstarrte, bevor mein Herz unregelmäßig zu schlagen begann. Claudes Lippen lagen auf meinem Handrücken. Mit sanfter Wärme küsste er sich meinen Arm hinauf, wobei seine Zunge leicht über die Blutergüsse strich. Die Schmerzen schienen wie weggeküsst. Das Zimmer um mich wurde tiefschwarz. Niemand außer uns beiden schien noch anwesend zu sein. Als er meinen Nacken erreicht hatte, verweilten seine Lippen dort einen Moment lang, bevor sie bis hoch zu meinem Ohr strichen. Sanft. Süß. Warm. Ich schnappte nach Luft als er mir leicht ins Ohrläppchen bis. Was sollte das auf einmal? Warum waren seine Lippen so süß, während seine Augen mich immer so kalt ansahen? Ich erschauderte und verkrampfte die Hände in den Lehnen, als sein Atem mein Ohr strich. „Ich würde Euch so gerne dienen, Dana-sama.“, hauchte er wie ein Liebhaber und brachte damit meinen Puls zum explodieren. Nein. Das durfte nicht sein. Ich hasste ihn doch. Und er verabscheute mich. Also warum auf einmal diesen süßen Worte? Als ich meinen Kopf drehte um seine Lippen berühren zu können, traf mich sein kalter, goldener Blick und ich wusste es. Die Spinne hatte ihre Fäden nach mir ausgeworfen und ich war in die Falle getappt. Diese Worte waren eine Lüge gewesen. Aber… oh, wie sehr ich mir doch wünschte, sie noch einmal zu hören! Egal ob Lüge oder nicht. Die Lippen küssten mich nicht. Stattdessen begannen sie ihre Fäden weiter auszuwerfen und an meine Haut zu flüstern. „Ich möchte für Euch da sein. Ich möchte von Euch geliebt werden. Ich möchte der Wichtigste und Einzige in Eurer Welt sein.“ „Hör auf…“, jammerte ich, während meine Lippen vor entbrannter Leidenschaft erbebten. „Aber Dana-sama. Wollt Ihr mich etwa nicht?“ So nah. So zerbrechlich. Mein Körper und Geist stand in Flammen als seine Lippen die meinen küssten. Ich schloss die Augen um seinen Blick nicht zu sehen. Denn ich wollte den Lügen glauben, die mir alles versprachen und noch viel mehr. Diese Gefühle waren nicht die meinen und sie konnten noch längst nicht als Liebe bezeichnet werden… Doch er hatte mit ihnen die Saat in meinem Herzen gepflanzt, die wachsen würde, würde er sie nur gut und lang genug umhegen. Dies alles war mir schmerzhaft bewusst, als ich mich dem Verlangen nach ihm hingab und er mich so tiefer in sein Netz hinein zog. Diese ersehnten Lügen hatten mich vergessen lassen, was ich niemals hätte vergessen sollen. Wie kalt doch deine Augen sein konnten und dass sie mich niemals wie heißer Honig angelächelt hatten. Wie bitter deine Lippen eigentlich schmeckten, auch wenn du sie mir immer als äußerst süß verkauft hast. Trotzdem ist das, was ich mir hier und jetzt am meisten wünsche, diese Lippen noch einmal zu küssen und mich von ihrem Gift versenken lassen, während du die Tränen aus meinen Augen streichst und zum ersten Mal wirklich anlächelst. Du hast die Worte verspottet, die du mir einst selbst ins Herz gepflanzt hast… Ich habe dich zu lieben begonnen ohne von dir geliebt zu werden… Es war eine schöne Zeit… Und wenn ich jetzt in deine Augen sehe, weiß ich, dass alles vorbei ist. Du zerreißt das Netz und damit all meine Träume, Wünsche, Hoffnungen. Weißt du, Claude, du warst es nicht, was ich immer gewollt habe, genauso wenig wie das, was ich mir am Morgen unseres Vertragsschlusses gewünscht hatte. Und trotzdem hast du es erkannt und mir gegeben, auch wenn es immer eine Lüge gewesen war. Doch ich bin glücklich und dankbar für diese Lügen. Ich liebe die Lügen. Ich liebe dich. Claude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)