Grow Up von Shunya (Take you to Rio) ================================================================================ Kapitel 17: Die Menschen sehen mich an und sehen meinen Bruder. --------------------------------------------------------------- Calvin bekam natürlich seinen Willen. Wenn auch auf eine etwas andere Art. Er ging einfach zu meinen Eltern und beschwerte sich bei ihnen, als sie endlich heimkamen. So ging es natürlich auch und Jason war dazu gezwungen sein Zimmer zu räumen. Lake war inzwischen gegangen und keiner von uns sprach darüber, was vorgefallen war. Ich traute mich auch nicht Jason zu fragen, wieso er mit Lake geschlafen hatte. Obwohl ich mir natürlich schon so meine Gedanken dazu machte, immerhin hätte ich nie gedacht, dass Jason einfach mit Lake Sex haben würde. Außerdem klangen die Geräusche immer noch in meinen Ohren nach. Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder und Lake solche Töne von sich geben konnten? Mit geröteten Wangen stand ich vor dem Badezimmerspiegel und starrte mich an. Irgendwie musste ich jetzt daran denken, was ich bereits alles mit Elias angestellt hatte. Was ja nicht sehr viel war, aber ich konnte mich inzwischen auch gehen lassen. Ob ich mich auch so anhörte? Ich schüttelte heftig mit dem Kopf und bekam eine leichte Gänsehaut. Ich schlüpfte in meinen Bademantel und wollte nicht weiter darüber nachdenken, denn nun kamen mir irgendwie ziemlich perverse Gedanken und Elias spielte dabei natürlich auch eine gewisse Rolle. Ich seufzte ergeben und zog mir meinen Bademantel über. Ich machte mir eindeutig zu viele Gedanken über Dinge, die mich im Grunde doch gar nichts angingen. Wozu mir also den Kopf darüber zerbrechen? Das würde mich sowieso nicht weiterbringen. Wenn dann müsste ich wohl direkt mit Jason sprechen und das wollte ich irgendwie nicht. Es war immerhin sein Privatleben und ich wusste nicht, wie er es auffasste, wenn ich ihm sagen würde, dass er da mit der Person Sex hatte, die mich und Elias auseinander bringen wollte? Vielleicht sollte ich ihm einfach mal sagen, dass Lake mich auch schon angemacht hatte? Grübelnd verließ ich das Badezimmer. Das konnte ich aber doch nicht machen, oder? Jason würde höchstwahrscheinlich ausrasten, wenn er es erfahren würde. Erst mal wegen mir und Elias und dann wegen Lake, dass dieser sich einfach an mich ran gemacht hatte. Also behielt ich es wohl vorerst besser für mich. Müde ging ich in mein Zimmer, dass ich vorerst mit Jason teilen musste. Wenigstens schlief er auf einer Matratze und ich hatte mein Bett für mich. Hatte ja schon sein Gutes, dass Küken im Haus zu sein und von allen bemuttert zu werden. Fragte sich nur, für wie lange noch? Ich stieß die Tür auf und betrat das verdunkelte Zimmer. Typisch Jason, nur ja kein Licht abkriegen, es könnte ja seinem blassen Teint schaden, für den er so begehrt war. ich ging zu meinem Bett und stolperte über Jasons Reisetasche. Musste er denn alles im Weg liegen lassen? Ich kletterte in mein Bett und als ich mich hinlegen wollte, landete ich auf Jason. "Was machst du in meinem Bett?", fragte ich ihn verwirrt. Ich blieb einfach auf ihm liegen und stemmte mich mit den Händen auf der Matratze ab. Jason drehte sich zu mir um und lag nun unter mir. "Ich kann unmöglich auf der harten Matratze schlafen!", murrte er und zog mich in eine Umarmung. Irgendwie schon etwas merkwürdig, denn das letzte Mal, als ich Jason gesehen hatte, war er immerhin 17 Jahre alt. Inzwischen war er 29 und auch sein Aussehen hatte sich um einiges geändert. "Dann schlaf doch im Wohnzimmer auf der Couch! Das ist mein Bett!", erwiderte ich genervt, weil ich einfach nur noch schlafen wollte. "Auf keinen Fall!", meinte er und schüttelte den Kopf. "Sam, du fängst schon genauso an wie Calvin!" Ich horchte auf. Wie konnte er mich mit diesem hysterischen Flummi vergleichen? "Ich bin nicht wie Calvin!" "Aber auf dem besten Weg bist du schon...", kam es von Jason. Er strich mir über den Rücken und ich ließ mein Gesicht auf seine Schulter sinken. Das war ja nicht gerade ein Kompliment... "Jason...nimm deine Hände da weg!", grummelte ich und blieb faul auf ihm liegen. Jason lachte. "Was denn? Darf ich nicht mal schauen, wie du dich so gemacht hast, die letzte Zeit?", fragte er frech und nahm seine Hände von meinem Hintern. Ich nahm meine Finger und zwickte ihm damit in den Hals. Jason keuchte erschrocken. Das hatte er jetzt davon! Jason sah mich an, wobei ich in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, wie er mich ansah. "Lass uns ans Meer fahren!", meinte Jason plötzlich. Ich sah ihn einen Moment verwirrt an. Das war jetzt nicht sein Ernst oder? Es war doch mitten in der Nacht! Ich sollte längst im Bett liegen und schlafen! "Okay!", erwiderte ich und setzte mich auf seinen Bauch. Wieso auch nicht? Schlafen konnte ich später immer noch. Und wenn schon, ich hatte Privatunterricht und konnte daher ausschlafen und sollte ich es verschlafen hätte ich ehrlich gesagt auch nichts dagegen. Jason setzte sich im Bett auf und ich krabbelte von ihm herunter. Wir standen beide vom Bett auf und zogen uns an. Bei mir ging es natürlich wesentlich schneller, weil ich jetzt in Aufbruchstimmung war. "Komm schon, Jason!", jammerte ich und war nicht gerade leise dabei. Jason hielt mir warnend den Finger gegen den Lippen. Ich nickte daraufhin verstehend, immerhin wollte ich nicht, dass unser kleines Abenteuer noch von irgendjemandem unterbrochen wurde, noch bevor es überhaupt angefangen hatte. Jason und ich schlichen uns also lautlos, zumindest versuchten wir es, aus meinem Zimmer, durch den Flur und dann zur Garderobe, wo wir uns warm anzogen. Jason schnappte sich die Autoschlüssel von meinem Vater. Als wir im Auto saßen, konnte ich es kaum erwarten an den Strand zu fahren. Ohnehin war es selten, dass ich etwas mit Jason unternommen hatte, denn selbst vor meinem Unfall hatte Jason nicht allzu viel Zeit für mich gehabt, weil er ständig im Ausland war. Wir fuhren durch die beleuchteten Straßen und obwohl es schon so spät war, waren noch viele Leute unterwegs. Ich betrachtete die Gebäude, die schnell an uns vorbeizogen und genoss die Fahrt. Endlich mal jemand der Autofahren konnte. Herrlich! Jason parkte nach einiger Zeit auf dem Parkplatz eines Geschäftes, der um diese Zeit komplett leer war. Wir stiegen aus und gingen zur nächsten Ampel. Jason legte mir einen Arm um die Schultern und unweigerlich kam mir der Gedanke, dass einige Leute diese Situation missverstehen könnten. Wir blieben vor einem Zebrastreifen stehen und warteten ungeduldig darauf, dass die Ampel auf grün umschaltete. In dem Punkt waren wir uns einig, wir waren beide ungeduldig und unsere Konzentrationsspanne war gleich Null. Als es grün wurde zog Jason mich mit sich und stolpernd ließ ich mich hinterher zerren. Wir gingen den Fußgängerweg entlang und nach einiger Zeit bogen wir an den vielen Bäumen und den Strandcafés ab, bis ich endlich Sand unter meinen Turnschuhen spürte. Ich blieb stehen, zog mir die Schuhe und Socken aus und vergrub meine Füße im Sand. Es war ein tolles Gefühl den warmen Sand zu spüren. Jason tat es mir gleich und griff dann nach meiner Hand. Nebeneinander gingen wir hinunter zum Wasser, dass uns nach einigen Metern schon kühl um die Fußsohlen floss. Ich grinste und ging durch den aufgeweichten Sand etwas tiefer ins Wasser hinein, so dass es mir schon bis zu den Knöcheln reichte. Hastig krempelte ich meine Hose hoch und wurde schon im nächsten Moment nass. „Jason, hör auf!“, kreischte ich und lief zurück in den Sand. Jason grinste nur und trat heftig mit dem Fuß durch das Wasser, so dass es nur so spritzte. Schmollend sah ich zu ihm und sah an mir herunter. Jetzt war es eigentlich auch schon zu spät, um sich noch zu ärgern, also lief ich zu ihm und sprang auf Jasons Rücken. Ich klammerte mich an ihn und so nahm er mich huckepack. Ich schmiegte mich an den warmen Rücken meines Bruders und sah auf das Meer, wie es in der Abendsonne glitzerte. Ich schlang meine Arme um ihn und spürte wie er mir einen kurzen Kuss auf den Arm gab, was mich zum Lächeln brachte. „Ich bin froh, dass du wieder da bist!“, meinte ich und das war ich wirklich. Jason lachte leise und ging gemütlich mit mir als Anhängsel durch das seichte Wasser. „Du hast mir auch gefehlt, Sam!“, gestand er mir. „Bist du jetzt eigentlich mit Lake zusammen?“, wollte ich nun doch neugierig wissen. Jason schüttelte lachend den Kopf. „Du hast gelauscht! So was macht man doch nicht!“, tadelte er mich, konnte jedoch selbst nicht ernst dabei bleiben. „Nein, wir sind nicht zusammen und es war nur eine einmalige Sache.“ Ich sah stumm auf seinen Hinterkopf und zog an seiner offenen blonden Haarsträhne. „Das ist aber nicht nett, wenn du Sex mit ihm hast und dann nichts mehr mit ihm zu tun haben willst!“, meckerte ich leise. Jason nickte. „Ja, ist es wirklich nicht. Aber ich habe keine Zeit für eine Beziehung. Ich bin doch ständig im Ausland unterwegs. Ich würde ihn nur ein paar Mal im Jahr sehen. Das würde ihn nur noch mehr verletzen, wenn er so lange auf mich warten muss!“, erwiderte er und schüttelte dabei mit dem Kopf. Ich seufzte. Das war wirklich kompliziert. „Aber du magst ihn, oder?“, wollte ich wissen. Jason nickte leicht. „Ja, er ist süß!“, kam es lediglich von ihm. Irgendwie hatte ich mehr Begeisterung von ihm erwartet. Sie hatten doch miteinander geschlafen? „Was macht dein Kopf?“, fragte Jason mich unvermittelt. Er schien nicht weiter über Lake reden zu wollen. Ich legte meinen Kopf schief und verstand die Frage nicht ganz. „Was soll damit sein?“, erwiderte ich unwissend. Worauf wollte Jason hinaus? „Na du kannst dich doch immer noch nicht an den Unfall erinnern, oder? Du leidest immer noch an Amnesie!“, meinte Jason mit einem leicht besorgtem Unterton in der Stimme. Das meinte er also. Ich überlegte einen Augenblick. „Mir geht es gut, aber die Erinnerungen sind noch nicht zurück gekehrt. Mein Arzt meinte, ich soll nicht krampfhaft versuchen mich daran zu erinnern. Es passiert irgendwann ganz von selbst, dass die Erinnerungen zurück kommen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich mich wirklich daran erinnern will? Ich meine, mir geht es doch gut soweit! Meine Freunde und Familie kommen auch damit klar, wieso also sollte ich mich wieder daran erinnern? Was bringt es mir?“, fragte ich Jason nachdenklich. „Du weißt aber nur, was die Anderen dir erzählt haben, nicht wahr? Willst du es denn nicht auch wissen? Du bist doch sicher neugierig?“, erklärte Jason seine Bedenken. Ja, wahrscheinlich hatte er Recht, aber irgendwie hatte ich auch Angst davor. „Wie geht’s denn Elias damit?“, wollte Jason wissen. Ich schwieg einen Moment lang, so dass Jason kurz stehen blieb und seinen Kopf zu mir umdrehte. Er ließ mich herunter und drehte sich zu mir. „Genau genommen haben wir irgendwie noch nicht so richtig darüber geredet. Da gibt es ja eigentlich auch nicht wirklich etwas zu bereden, oder?“ Ich sah zu Jason auf und kratzte mich leicht am Kopf. „Dann weißt du also gar nicht, wie er sich jetzt fühlt, was in ihm vorgeht, seit du wieder unter den Lebenden weilst?“, hakte Jason nach. So langsam wurde es mir wieder zu unangenehm. Ich schüttelte den Kopf. „Das nicht unbedingt...“, erwiderte ich wage. Elias und ich hatten bisher kaum richtig ernsthafte Gespräche geführt. Eigentlich nur das eine über seinen Stalker Ryan, aber das war es dann auch schon wieder. Ansonsten hatten wir nur über alltägliche Kleinigkeiten geredet und die meiste Zeit hatten wir nur versaute Sachen angestellt. Davon konnte ich Jason aber schlecht erzählen. Ich wusste nicht wieso, aber Jason und Elias konnten sich nicht leiden. Irgendetwas musste da wohl vorgefallen sein in der Zeit, in der ich im Koma lag. Das interessierte mich natürlich brennend, aber konnte ich einfach so nachfragen? Ich hatte leichte Zweifel, ob Jason mir antworten würde, wo er schon dem Thema mit Lake ausgewichen war. Ich beschloss es vorerst für mich zu behalten und bei nächster Gelegenheit würde ich Elias darüber ausquetschen müssen. Eine andere Möglichkeit blieb mir ja vorerst nicht. Ich könnte Lake fragen, aber ob er es wusste? Außerdem war ich zurzeit wirklich nicht scharf darauf mit ihm zu reden. „Wie läuft es denn so mit deinen Freunden? Als du so völlig außer dir Zuhause angekommen warst, habe ich mir ja schon sorgen gemacht!“, wollte Jason wissen. Ich ging neben ihm her und schielte kurz zu ihm auf. Sollte ich ihm wirklich erzählen, was Lake so für komische Sachen mit mir angestellt hatte? Ich seufzte. Heute wusste ich definitiv nicht, welches die richtigen Antworten waren. Jason wechselte für meinen Geschmack viel zu schnell die Themen und wich allen unangenehmen Fragen aus. Was hatte er sich hier eigentlich für ein Gespräch erhofft? „Jason? Was willst du eigentlich wirklich?“, fragte ich ihn also in der Hoffnung, dass ich heute noch irgendeine Antwort von ihm bekam. Jason legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich mit sich den Strand entlang. Die Sonne war schon längst nicht mehr zu sehen. Trotzdem konnte man sich noch recht gut orientieren. Zu dunkel war es jedenfalls nicht dazu. „Es ist nur...wir sehen uns ja so gut wie nie. Ich meine auch Mum und Dad und Abby. Ich habe langsam das Gefühl, dass ich mich zu sehr abgekapselt habe von euch.“ Jason sah aufs Meer hinaus, also konnte ich nicht sehen, was er in diesem Moment für ein Gesicht machte. „Ich bin am Überlegen, ob ich mit dem Modeln aufhöre und wieder heimkehre.“ Erschrocken sah ich meinen Bruder an. Ich griff nach seinem Arm und zog ihn unsanft zu mir herum. „Das kannst du nicht machen! Das war dein großer Traum! Du wolltest schon immer modeln und groß raus kommen!“, versuchte ich ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. „Und beides habe ich erreicht. Ich kann es mir leisten. Ich habe genug Geld. Davon könnte ich was weiß ich was für viele Familien ernähren!“, erwiderte Jason lachend und sah mich an. Ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm eindringlich in die Augen. „Aber du bist nicht glücklich, wenn du es nicht mehr machen kannst! Du würdest dich zu Tode langweilen!“ Jason schüttelte den Kopf. „Ich bin hierher gekommen, um zu sehen, wie es euch geht. Was sehe ich? Das Fenster wurde eingeschlagen, mein Bruder kommt heulend nach Hause und meine Eltern sind viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Mum kann nicht ewig Zuhause bleiben und sich um dich kümmern!“ Ich sah meinen Bruder an und musste lächeln. „Du machst dir zu viele Sorgen, Jason! Uns geht’s hier gut! Du musst deinen Job nicht aufgeben. Wie wäre es wenn du einfach öfter anrufst oder einfach von dir hören lässt? Ein Lebenszeichen reicht uns schon!“, erwiderte ich und umgriff seinen Arm mit meinen Händen. Ich drückte mich an ihn und lächelte ihm aufmunternd zu. Jason schien nachzudenken. „Wahrscheinlich hast du recht...“, murmelte er hadernd. Ich nickte heftig mit meinem Kopf. „Natürlich habe ich recht!“ Jason lachte und zog mich in seine starken Arme, die eigentlich gar nicht so aussahen. „Du hast mir echt gefehlt, Kleiner!“, meinte er und zufrieden mein Ziel erreicht zu haben, schlang ich meine Arme um seinen Rücken. Wir blieben noch eine Weile so zusammen stehen und ich spürte wie der Wind durch meine Haare wehte. Das Wasser überflutete meine Füße und ich fühlte den warmen Körper meines Bruders an meinem. Ich war froh, dass er sich Sorgen um mich machte, aber ich wollte ihm nicht zur Last fallen und es ging mir ja auch nicht ganz so schlecht. Ich würde mich wieder aufrappeln können. „Hast du dir eigentlich schon einen runter geholt?“, fragte Jason mich unvermittelt. Ich lief rot an und stieß ihn von mir. „Du Idiot! Wie kommst du jetzt auf so einen Mist!“, fauchte ich ihn total verlegen an. Jason lachte und sah mich breit grinsend an. „Na komm, lass uns heim fahren!“ Schmollend und hochrot im Gesicht folgte ich ihm den Strand hinauf. Er zog sein Shirt aus und trocknete sich damit die Füße ab, ehe er es mir reichte und ich es ihm gleich tat. Wir zogen uns wieder Socken und Schuhe an und ich rollte mir meine Hose wieder herunter. Jason griff nach meiner Hand und zusammen gingen wir zurück zur Straße. Wenige Minuten später waren wir auf dem noch immer leerem Parkplatz vor dem Supermarkt angekommen und stiegen ins Auto. Jason startete den Motor und fuhr langsam vom Platz auf die Straße. Es fuhren nicht mehr viele Autos durch die Stadt und so schaute ich mir lieber die vielen Lichter an, die inzwischen überall zu sehen waren. „Bist du schon müde?“, fragte Jason mich als ich verhalten gähnte. Ich nickte und lehnte meinen Kopf zurück an die Kopfstütze. „Ein bisschen...“, murmelte ich. ◆ ◆ ◆ Lautes Klingeln weckte mich und gereizt drehte ich mich im Bett herum, umklammerte mein Kissen und drückte mir die Seiten an die Ohren, so dass ich beinahe daran erstickte. Konnte ich nicht mal ein wenig ausschlafen? Ich öffnete vorsichtig meine Augen und sah mich überrascht um. Von Jason war nichts zu sehen und auch seine Tasche war nicht mehr da. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Weg ist er...“, flüsterte ich kichernd und richtete mich dann doch auf, um endlich dieses nervtötende Klingeln zu beenden. Ich stand träge auf und ging zur Zimmertür, öffnete diese und schlurfte durch den Flur zur Haustür. Es war Wochenende! Ich wollte auch mal ausschlafen! Gereizt öffnete ich die Tür und atmete tief durch. Was hatte denn Lake hier zu suchen? Bei Elias Anblick konnte ich jedoch nicht anders und fiel ihm augenblicklich in die Arme. Er lachte und drückte mich fest an sich. „Habe ich dir so sehr gefehlt?“, fragte er amüsiert und ich brachte nur ein Nicken fertig. Ich krallte mich an ihn und zog ihn rückwärts hinter mir her ins Haus. Lake war längst eingetreten und sah sich suchend um. „Er ist nicht mehr hier.“ Ich hatte seinen sehnsüchtigen Blick mitbekommen und sah nun zu ihm, während Elias mich noch immer fest hielt. Lake sah mich ungläubig an. „Wie jetzt? Ohne sich noch mal zu verabschieden?“, fragte er verblüfft. Ich zuckte nur mit den Schultern. Was sollte ich da noch sagen? So war mein Bruder eben. Er kam und ging wie er lustig war. Lake sah mich geknickt an und schien sich erhofft zu haben, meinen Bruder noch mal sehen zu können. Elias schob mich und Lake in die Küche. „Ich mache erst mal Kaffee und Frühstück!“, beschloss er für uns und so setzten wir zwei uns ergeben an den Küchentisch. „Hört sich gut an!“, kam es plötzlich von hinten. Calvin war aufgewacht und stand in seinem Morgenmantel verhüllt im Raum. Die Arme vor der Brust verschränkt sah er uns an. Scheinbar war auch er von dem Klingeln aus dem Bett geworfen worden. „Hat er noch irgendetwas gesagt?“, fragte mich Lake nun neugierig und beugte sich leicht vor. Ich sah ihn an und wusste nicht was ich ihm großartig sagen sollte. Klar hatte Jason über ihn geredet, aber nicht gerade das was er nun von mir hören wollte. „Er meinte, es wäre nur eine einmalige Sache zwischen euch beiden gewesen!“, rutschte es mir schuldbewusst heraus. Lake sah mich einen Moment lang entgeistert an. „Eine einmalige Sache?!“, schnauzte er aufbrausend. „Bei dem hakts wohl! Dieser dämliche Koreaner! Wenn der mir noch mal unter die Nase kommt, kann er aber was erleben!“ Hilflos sahen wir Lake an und wussten alle nicht so wirklich, was wir sagen sollten, denn mit solch einer heftigen Reaktion hatte keiner von uns gerechnet. Ging ihm der Abgang meines Bruders wirklich so nahe? Ich konnte Lake wirklich nicht sehr gut einschätzen. Er war ein merkwürdiger Geselle und änderte ständig seine Meinung. Wie sollte ich da jemals aus ihm schlau werden? Vielleicht wusste ja nicht mal er, was er eigentlich wirklich wollte? „Du findest bestimmt jemand Anderen!“, versuchte ich ihn zu trösten. Lake sah mich skeptisch an, ehe er seinen Kopf auf seine verschränkten Arme sinken ließ. Keiner wusste, was er ihm sagen sollte, um Lake aufzumuntern. Ich warf Elias einen kurzen Blick zu und der zuckte lediglich mit seinen Schultern. Scheinbar wusste er auch keinen Rat. Als ich mich umdrehte, um Calvin um Hilfe zu bitten, war er längst wieder verschwunden, wahrscheinlich ins Badezimmer. Jason war ja auch nicht ganz unschuldig an dieser Sache, immerhin hatte er mit Lake geschlafen. Hätte er es gar nicht erst so weit kommen lassen, stünden wir nun nicht vor der Aufgabe seinen Kopf zu retten. Inzwischen war ich sogar schon ein wenig wütend auf ihn. Dabei sollte ich auf Lake sauer sein und hatte doch nur Mitleid für ihn übrig. Elias stellte den fertigen Kaffee in einer Kanne auf den Tisch und sofort stand ich auf, um ihm beim Tisch decken zu helfen. Lake hob nicht eine Sekunde seinen Kopf und ich hatte schon Angst er würde weinen. Tat er scheinbar aber nicht. Wir setzten uns an den Tisch und begannen unsere Mägen zu füllen. Lake war noch immer ziemlich schlecht drauf und wenig später gesellte sich auch Calvin zu uns an den Tisch, was seine Laune auch nicht unbedingt anhob. Wir ließen ihn in Ruhe und vielleicht war das auch die beste Lösung, zumindest vorerst. Lakes Handy begann zu klingeln und genervt zog er es sich aus der Hosentasche. Er blickte lustlos auf das Display und dann begannen seine Augen zu funkeln. Er stand hastig auf und lief in den Flur. Das wir ihn dort immer noch gut verstanden, schien er wohl nicht zu bemerken. „Du Arschloch! Wieso verschwindest du einfach ohne ein Wort! Weißt du wie scheiße das ist? Hast du keine Manieren, oder was?“, brüllte Lake wütend in sein Handy, ehe der Anrufer auch nur einen Ton von sich geben konnte. „Na ja, ich habe dich gerade angerufen, ist doch auch was, oder?“, fragte Jason amüsiert und schien sich nicht im Geringsten schlecht deswegen zu fühlen. „Woher hast du eigentlich meine Nummer?!“, meckerte Lake und lehnte sich an die Wand. „Ein Freund von dir war so fürsorglich und hat sie mir zukommen lassen.“ Jason lachte und Lake regte das nur noch weiter auf. „Du kannst nicht einfach so abhauen!“, schrie er wütend in sein Handy. „Genau genommen bin ich immer noch im Land!“, merkte Jason an und so hob Lake skeptisch eine Augenbraue. Was meinte er denn damit? War er nicht etwa schon seit Stunden unterwegs? „Wo...?“, fragte Lake mit leicht zittriger Stimme. „Mein Flug hat zwei Stunden Verspätung. Ich sitze hier alleine in einem Hotelzimmer und sehne mich nach ein wenig Abwechslung~...“, flüsterte Jason ihm zu. Lakes Wangen liefen ein wenig rot an. „Du bist so ein Scheißkerl!“, motzte er und sank an der Wand herunter. Lake zog die Beine an und umschlang sie mit seinen Armen. Er legte seinen Kopf auf den Knien ab und atmete tief durch. „Lake, setz dich in ein Taxi, fahr zu mir und dann verabschiede ich mich von dir so wie du es brauchst.“ Jasons Stimme klang ruhig, aber dominant und Lake schloss seine Augen, schien mit sich zu hadern. „Wehe du verschwindest bevor ich bei dir bin!“, murrte Lake und sprang hastig auf. Er rannte zu uns in die Küche und blieb kurz stehen. „Man sieht sich!“, rief er uns nur zu, hob die Hand und lief in den Flur. Er riss seine Jacke vom Kleiderhaken und stürmte aus der Tür. Verdutzt sahen wir ihm hinterher. „Wo will er hin?“, fragte ich Elias überrascht. Elias lächelte. „Ich war noch jemandem einen Gefallen schuldig...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)