Adventskalender 2011 von Walpurgisnacht (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Dezember: Wintermärchen (StarWars) -------------------------------------------------- Ich bitte darum, dass ihr mir meine Verspätung nachseht. Ich habe keine Entschuldigung. Tut mir leid. Wintermärchen Alles versank unter einer dichten Decke aus weißem Pulverschnee, wie unter einer Schicht Puderzucker. Die Tannen des kleinen Wäldchens hinter dem Haus sahen aus wie dekoriert und kunstvoll hingen natürliche Eiszapfen an der Dachrinne des kleinen Hauses. Eine einsame Gestalt ging auf dieses Haus zu, durch den kleinen umzäunten Garten hindurch. Es war eine Frau im fortgeschrittenen Alter, die mit einem sanften Lächeln auf den Lippen die unzähligen Fußspuren im Schnee registrierte, die viel zu klein waren, um von ihr oder ihrem geliebten Ehemann zu stammen. Hinter einem der Fenster lag die gemütliche Wohnstube im flackernden Licht eines Kaminfeuers. Der Rauch, der dabei aus dem Schornstein stieg, vermischte sich mit dem Geruch von Schnee, der schon seit Tagen in der Luft lag. Die blasse Wintersonne versank gerade vollends hinter dem fernen Horizont. Siri zog sich einen ihrer warmen Wollhandschuhe aus und strich sich eine Strähne ergrauten Haares aus dem Gesicht, bevor sie in ihrer Jackentasche nach dem Haustürschlüssel suchte. Es dauerte nicht lange und sie hatte den kleinen Schlüsselbund gefunden. Die Tür sprang mit einem leisen Klicken auf. Erst als sie im warmen Flur stand, bemerkte sie wie durchgefroren sie war. Ihr Spaziergang war weit über die eigentlich vorgesehene Zeit hinausgegangen, aber Siri liebte den Schnee und den Winter. Und das Gefühl anschließend nach Hause zu kommen. Auf dem Dachboden konnte sie das Tippeln von Kinderfüßen hören, während sie ihre warme Jacke und die Schuhe auszog, nachdem sie Mütze, Schal und Handschuhe abgelegt hatte. Siri ging in das Wohnzimmer. Vor dem Kamin saß, genau wie sie es erwartet hatte, ihr Mann. Obi-Wan blickte zu ihr, als sie eintrat. Genau wie sie war auch er ergraut und hatte sich mit den Jahren verändert, doch seine blaugrauen Augen blickten noch immer freundlich und sanft. Er erhob sich aus seinem Lieblingssessel und kam ihr zur Begrüßung entgegen. „Siri… Ich habe mich schon gefragt, ob du womöglich in einer Schneewehe stecken geblieben bist.“, sagte er mit einem Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sein Bart kratzte ein wenig. Siri erwiderte sein Lächeln, ging aber nicht auf seine kleine Stichelei ein. „Ich habe im Garten Spuren gesehen, sind wir überfallen worden?“ Ein verspieltes Grinsen, dass Siri so vertraut war wie ihr eigenes Spiegelbild, breitete sich auf Obi-Wans Gesicht aus. „Oh, ja. Sie kamen zu tausenden. Es müssen mindestens drei gewesen sein. Nichts ahnend wie ich war, habe ich die Tür geöffnet, aber dann waren sie schon drin und forderten alle Süßigkeiten, die wir im Haus haben. Und sie haben mich dazu gezwungen, wenn du nach Hause kommst, Schokoladenpudding zu kochen.“ Die meist eher ernste Siri konnte nicht anders, als bei Obi-Wans Schilderung der Dinge in heiteres Lachen auszubrechen. Dies schien auch die >Einbrecher< anzulocken, denn Siri hörte Gepolter im Dachboden und dann Schritte auf der Treppe, die sich in der Küche befand. „Oma ist wieder da!“, rief der achtjährige Xeres aus und stürmte gefolgt von seinem älteren Bruder Garreth in die Stube. Letzterer hielt plötzlich inne und lief zurück. Über die Schulter rief er seinem Bruder noch zu: „Wir haben Malu vergessen!“ Während Garreth seine dreijährige Schwester holte, begrüßte Xeres bereits begeistert Siri. Die drei kleinen Kenobis waren ein Herz und eine Seele. Sie gab es nur im Dreierpack, was ein wenig verwunderlich war, wenn man bedachte, dass die beiden Jungen acht und zehn Jahre alt waren und ihre Schwester erst drei. Dennoch schien das kleine Mädchen ihren Brüdern nicht zur Last zu fallen, denn sie nahmen sie überall hin mit, sofern ihre Eltern es ihnen erlaubten. Und zu ihren Großeltern durfte sie natürlich mit. Garreth, Xeres und Malu kamen mindestens einmal die Woche Siri und Obi-Wan besuchen. Obi-Wan hatte bereits vor einiger Zeit ein kleines Versteck für seine Enkelkinder angelegt, wo sie immer ein paar Süßigkeiten finden konnten. Garreth kam mit Malu in die Stube und die beiden Kinder begrüßten nun ebenfalls Siri. Anschließend zupfte die kleine Malu an Obi-Wans Hosenbein und er erfüllte ihren Wunsch und hob sie sich auf die Arme. Ein kleiner Arm schlang sich um seinen Nacken. „Opa? Jetzt ist Oma ja wieder da, jetzt kannst du uns doch den Pudding kochen, oder nicht?“, fragte Xeres und setzte den selben Unschuldsblick auf, den auch Siri so gut beherrschte. Oh, ja… Die Kinder waren eindeutig mit ihr verwandt, auch was ihren Starrsinn betraf. Obi-Wan lächelte sanft. „In Ordnung.“ Noch immer mit Malu auf dem Arm ging Obi-Wan in die Küche, um sein Versprechen einzulösen. Siri folgte ihrem Mann und den beiden Jungen in die Küche, um sie zu beobachten. Obi-Wan füllte gerade mit Hilfe der kleinen Malu den noch dampfenden Schokoladenpudding in Schüsseln, als es an der Haustür klingelte. Inzwischen war es draußen dunkel geworden und die elektrische Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern des Hauses hatte ihren Dienst aufgenommen. „Ich gehe schon.“, teilte Siri mit und verließ die Küche. Nur Momente später hatte sie die Haustür erreicht und geöffnet. Zwei ihr wohl bekannte blaue Augen blickten sie durch widerspenstige Ponysträhnen hindurch an. „Rahel, wie schön dich zu sehen.“ Siri schenkte ihrer Tochter ein warmes Lächeln und ließ sie in das Haus. „Du möchtest sicher die Kinder abholen, nicht wahr?“ Rahel nickte und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, genauso wie Obi-Wan es einige Zeit zuvor getan hatte. „Genau. Ich hoffe, sie sind euch nicht zur Last gefallen.“ Siri winkte ab. „Die drei stören nie, aber wenn, dann sind sie Obi-Wan zur Last gefallen. Ich war fast die ganze Zeit unterwegs.“ „Es ist so ruhig. Normalerweise machen sie doch immer Radau.“, stellte Rahel fest. „Sie sind in der Küche und kochen mit Opa Pudding. Vielleicht geben sie dir noch etwas ab.“ „Das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen.“ Rahel zog Jacke und Schuhe aus und folgte ihrer Mutter in die Küche, wo ihre drei Kinder artig mit Obi-Wan am Tisch saßen und zufrieden ihren Pudding löffelten. Obi-Wan stand auf, als er seine Tochter begrüßte und bot ihr sogleich auch eine Schüssel Pudding an, den diese dankend annahm. Da die Küche nicht genügend Platz für einen großen Tisch bot, nahm Rahel ihre Tochter kurzerhand auf den Schoß, während Siri sich auf Obi-Wans setzte. Er warf ihr einen kurzen Blick durch seine grauen Haarsträhnen hindurch zu. „Und, Jungs? Seid ihr noch fit?“, fragte Rahel Xeres und Garreth. Garreth nickte langsam und fragte: „Ja, wieso?“ „Euer Papa will nachher noch mit euch auf den Weihnachtsmarkt. Da kommt der Weihnachtsmann und es gibt ein Feuerwerk.“ Xeres warf seiner Mutter einen vorwurfsvollen Blick zu. „Mama, es gibt keinen Weihnachtsmann. Nur Dummies und kleine Kinder glauben daran.“ Nun war es die kleine Malu, die ihrem Bruder einen bösen Blick zuwarf. „Natürlich gibt es den Weihnachtsmann! Wer kommt denn sonst durch den Kamin und bringt die Geschenke?“ Garreth knuffte unter dem Tisch seinen Bruder in den Oberschenkel, woraufhin dieser nur stumm die Augen verdrehte und seinen Pudding aß. Obi-Wan warf der kleinen Malu ein Lächeln zu und meinte: „Also… Ich habe den Weihnachtsmann schon gesehen. Er flog mit seinem Schlitten einmal über das Haus.“ „Und du hast ihn sofort abgeschossen.“, meinte Garreth und erntete das Lachen seines Bruders. Nach einigen Momenten stimmte auch Siri in das Lachen mit ein und warf über ihre Schulter hinweg einen Blick zu Obi-Wan, der versuchte ernst zu bleiben. Doch das belustigte Funkeln in seinen Augen verriet ihn. Als Siri erwachte musste sie sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht schieben, um etwas sehen zu können. Vor den Fenstern des Jedi-Tempels war bereits die beginnende Dämmerung zu sehen und es war nicht mehr ganz so dunkel wie mitten in der Nacht. Die junge Frau blickte schweigend an die weiße Decke über ihrem Bett und dachte an ihren Traum zurück. Er war wunderschön gewesen und sie beschloss ihn in ihrem Herzen zu bewahren, auch wenn er niemals Wirklichkeit werden würde. Obi-Wan und sie würden niemals heiraten, niemals Kinder und Enkelkinder haben. Siri würde niemals den Namen Kenobi tragen. Mit einem Seufzen setzte sie sich auf und schlug die Bettdecke zurück. Draußen hatte es begonnen zu schneien. Obi-Wans Freund Garen würde einen Aufstand machen, wenn sie zu spät zur alljährlichen ersten Schneeballschlacht kam. Außerdem wollte Siri nicht verpassen, wie Obi-Wan die Schulden seiner verlorenen Wette einlöste und seinen Meister einseifte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)