Nobody. von Polarfuchs ([(No)Body]) ================================================================================ Kapitel 1: Rolling ------------------ Als das Wochenende vorbei ging, fing die Schule wieder an. Für mich bedeutete das die erste Konfrontation mit Sasuke, seit ich angefangen hatte, anders über ihn zu denken. Wir hatten nichts sonderlich viel miteinander zu schaffen. Für üblich hing er mit Naruto herum, und Naruto hing manchmal mit uns rum. Wir begrüßten uns, bildeten in Biologie eine Arbeitsgruppe, wenn es nötig wurde – tatsächlich waren wir die einzigen Andersartigen in dem Kurs -, und manchmal hielt ich auch seine unfertigen selbst gedrehten Zigaretten, wenn ihn irgendetwas ablenkte. Wir waren nicht wirklich Freunde, aber ich mochte ihn. Es fehlte einfach nur die persönliche Note. Das aber, änderte nichts daran, dass ich mich fürchtete… Es hatte aufgehört zu schneien, als die erste große Pause begann, doch der Boden war immer noch so rutschig, als herrsche Glatteis. Als sie das erste Mal ausrutschte und nur schwer wieder zu festem Halt kam, stellte sie sich unwillkürlich vor, wie es wäre tatsächlich zu fallen und von ihrem Traumprinzen aufgefangen zu werden. Sie dachte an Cooper Hardy, den attraktiven Footballkapitän, nicht überragend klug, aber auch nicht gänzlich dumm und vor allem hatte er dieses gewisse Etwas, dass die Mädchen ganz – sie wollte es vermeiden, aber ein besserer Begriff fiel ihr nicht ein – wuschig machte. Oder aber, was ihr seit dem Wochenende sogar mehr behagte, Sasuke würde sie auffangen. »Hi Süße.« Ino strahlte sie von der Seite an wie die Sonne persönlich, nur weniger warm als neckisch. »Man munkelt, du stehst auf Sasuke?« »Was?« Errötend plusterte sie ihre Wangen auf und warf einen hektischen Blick um sich. »Wie konnte sie so was nur erzählen?« »Wow, du bist echt verknallt?«, fragte die Blonde und kicherte, bevor sie sich umdrehte und rückwärts vor ihr her ging. »Hät’ ich jetzt nicht gedacht.« »Das stimmt auch nicht«, protestierte ihre kleine Freundin bockig. »Tsunade meinte, dass sie beim nächsten Vorfall fliegen und das find ich eben schade.« »Ach so.« Ino schlüpfte wieder an ihre Seite und zog ihre Zigarettenpackung aus ihrer Manteltasche. »Aber warum eigentlich nicht? Susu ist doch süß.« »Das mit dem verliebt sein, ist so eine Sache, Ino«, belehrte sie ihre Freundin und vergrub ihre Hände in den Jackentaschen. »Woher willst du das wissen?« Noch im selben Moment bereute sie ihre Frage. Sakura war, was Liebe anbelangte, immerzu romantisch, obwohl sie keinerlei Erfahrung hatte – weder mit einem Jungen noch mit einem Mädchen. Sie träumte von Liebe-auf-den-ersten-Blick, ewige Treue und etwas, das sich wunschlos glücklich nannte. Diese Dinge bescherten ihr auch immerzu die großen Enttäuschungen im Leben. Und dennoch, nach allen Tränen und trübsinnigen Gedanken, kämpfte sie weiter ihren kleinen Privatkampf, der im Grunde weder klein, noch ganz privat war. Es war wie eine öffentliche Hinrichtung – jedes Mal aufs Neue. »Tut mir Leid«, murmelte Ino, woraufhin Sakura leise seufzte. »Schon gut. Die anderen sind schon da.« Als sie bei ihren Freunden – manche waren einfach nur Leidensgenossen – ankamen, stellte sich Ino zu Temari und Sasuke, die einzigen, die in dem Moment rauchten, während Sakura sich damit begnügte, Naruto nach seinem Wochenende zu fragen. Unter all den Gedanken in ihrem Kopf vergaß sie tatsächlich, dass sie sich eigentlich gefürchtet hatte – wegen Sasuke und dieser merkwürdigen Neufassung ihrer Beziehung. Aber ihr fiel auf, dass es eigentlich wie immer war. Kein Herzklopfen. Keine feuchten Hände. Vielleicht, dachte sie sich, würde sie die Gedanken vergessen. Ein bisschen Humbug, den Temari ihr in den Kopf gesetzt hatte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Und während sie Narutos Worten stumm lauschte und ihr Blick einen Moment von ihm zu Sasuke schweifte, musterte sie seine athletische Gestalt und sein verschwiegenes Gesicht. Neben ihn stützte sich Temari an der Schulmauer, mehr jungenhaft als übermäßig feminin, aber Sakura wusste, wie verletzlich sie manchmal war, wenn sie nicht mehr gesehen werden wollte. Ino hingegen, kicherte leise wie ein Schulmädchen, dass sie ja eigentlich auch war, während sie die Zigarette zwischen ihren Fingern drehte und ihre Hüften hin und her bewegte, als würde sie tanzen – vielleicht war es die Kälte, vielleicht auch einfach die Lust auf Bewegung oder auf Leben. Ino war, wenn sie es so bedachte, vielleicht sogar masochistischer als sie selbst. Sie hatte aufgegeben und begnügte sich nun mit etwas, dass sie zu anderen Zeiten nicht einmal mehr als notdürftig bezeichnet hätte. Vielleicht fühlte sie sich so auch wohler. Denn im Grunde war Ino das typische Bild einer amerikanischen Blondine, die nachts mit ihren Freunden am Stand saß, ausgelassen dem melodischen Klang einer Gitarre lauschte und die zu jeder Zeit alles haben konnte, was sie wollte. Sie war groß und hübsch und ihr Po war üppig genug, dass schier jeder Junge ihr einen Blick hinterher riskieren konnte, ohne enttäuscht zu werden. Aber das taten sie nicht – jedenfalls nicht mehr. Ino hatte die beste Zeit ihres Lebens in der 8. Klasse erlebt: Sie war beliebt gewesen, ihre Eltern reich und ihre Noten waren gut genug, dass man sie weder als Streber, noch als dumm bezeichnen konnte. Aber dann starb ihre Mutter und sie sank ab in eine Welt voller Drogen, Alkohol und Gewalt. Deshalb war sie jetzt – knapp zwei Jahre später – auch eine von ihnen. Ja, dachte sie sich, hier war es bestimmt besser für Ino. »Sag mal, warum hast du dich gestern eigentlich mit Neji geprügelt?« Temari zog an ihrer Zigarette, überdachte die Tatsache, dass keiner der beiden Prügler übermäßig an Mädchen hing, und beobachtete dann Sasukes Mimik, die sich nur kurz nachdenklich verzog. »Er war der Meinung, ich hätt’ seine Cousine belästigt.« »Hast du?« Sasuke warf Ino einen verständnislosen Blick zu, bevor er seine selbst gedrehte Zigarette austrat und seine Hose ein Stück höher zupfte. »Nein. Deswegen ja die Schlägerei.« »Seine Cousine?«, fragte Naruto neugierig. »Ist das nicht die, die jetzt mit dieser Austauschschülerin rumhängt?« »Hinata. Ja«, meinte Sakura trocken und warf einen kurzen Blick über den Schulhof. Sie kannte Hinata nicht wirklich gut, aber sie wusste, dass sie nett war und immer helfen wollte, wenn jemand gebraucht wurde. Neji dagegen war mehr der Bodyguard, den sie nicht brauchte, und zwischenzeitlich ein ziemliches Arschloch, aber es gab auch dieses eine Mal, als sie ineinander gelaufen waren und er ihr bereitwillig aufgeholfen hatte und sich entschuldigte. »Du kennst sie?« »Nicht wirklich«, murmelte sie Naruto entgegen und dachte darüber nach, dass sie nach diesen einem Zusammenstoß darüber spekuliert hatte, ob nicht vielleicht Neji ihr Ritter in Weiß sein würde. Tatsächlich hatte sie diesen Gedanken bereits am nächsten Tag wieder verworfen, als er sich mit einem Lehrer angelegt und das darauf folgende Nachsitzen postwendend geschwänzt hatte. »Aber sag mal, Sasuke: Irgendwie muss Neji doch auf die Sache mit Hinata gekommen sein«, fing Ino an und vergrub ihre Hände an ihren Manteltaschen. »Ich sag ja nicht, dass er das Ding mit dem Schwesternkomplex nicht ’n bisschen übertreibt, aber Neji greift auch nicht einfach so in die Menge.« »Das stimmt aber«, pflichtete Naruto bei. Sasuke murrte und lehnte sich gegen die Mauer. »Sie hat ihren Spind nicht aufbekommen und fast angefangen zu flennen.« Er zuckte mit den Schultern. »Da hab ich ihr geholfen.« »Und du warst ganz zufällig in der Nähe?« Naruto malte sie in seinem Kopf bereits die Beziehung der beiden aus – natürlich etwas gänzlich Skandalöses, immerhin war sie das unschuldige Mauerblümchen und Sasuke der große böse Wolf, der nur Unsinn trieb. »Ihre Spinde liegen nebeneinander, Naruto«, sagte Sakura und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Irritation und Unverständnis. »Ich finde es ein bisschen unheimlich, dass du weißt, wo Sasukes Spind ist.« »Gut zu wissen«, stimmte Sasuke Naruto zu und musterte sie so haltlos, dass sie errötete und zu stammeln begann. »Nein. Nein. Nein.« Erst als Temari und Ino in Gelächter ausbrachen, fing sich Sakura wieder. »Hinatas Spind liegt doch zwischen seinem und Temaris.« Sakura atmete geräuschvoll aus. »Ist euch denn noch nie aufgefallen, dass, wenn ihr beide gleichzeitig in euren Spinden rumeiert, Hinata auf der anderen Seite des Flurs steht und wartet, bis ihr beide weg seid.« »Das erklärt’s«, murmelte Temari heiter und stupste die Schulter ihrer kleinen Freundin schelmisch mit ihrer eigenen an. »Ich eier also in meinem Spind rum.« Sasuke bedachte Sakura mit einem nachdenklichen Blick, bevor er einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm und Sakura sich unwillkürlich vorstellte, wie er als großer trauriger Bär eigentlich aussehen würde. Sie grinste neckisch und reckte ihr Kinn leicht. »Ja, Sasuke. Das und vieles mehr. Aber den Rest erfahrt ihr in der nächsten Folge von Was Sakura alles über Sasuke weiß.« Während Ino und Temari leise zu kichern begannen, spekulierte Naruto laut darüber, ob Sakura nicht vielleicht ein Stalker war, fragte sie allerdings noch im selben Moment, warum sie eigentlich nicht ihn selbst anstatt Sasuke verfolgte. »Sie hat eben Ansprüche, Idiot«, antwortete Sasuke für sie trocken und schenkte ihr den Ansatz eines schiefen Grinsens – etwas was sich nur selten auf seine Lippen traute. Entschuldigend lächelnd klopfte Sakura ihrem blonden Freund auf die Schulter, stützte sich einen Moment lang in vertrauter Manier an ihn und betrachtete ihn dann mit diesem selten seligen Blick, wenn für den Moment wirklich alles zu stimmen schien. »Hör nicht auf ihn, Naruto. Ich stalke euch doch alle.« Und letztlich, als sie anfingen zu lachen und die Schulglocke im selben Moment die Pause beendete, vergaß Sakura ihre Gedanken und Ängste gegenüber Sasuke und stellte vielmehr fest, dass ein Teil von ihr, ihm bereits seit langer Zeit verfallen war. Es war keine Liebe, jedenfalls nicht direkt. Es war einfach die Gewissheit, dass er auf sie achtete, obwohl sie nicht viel miteinander zu schaffen hatten; obwohl diese private Note fehlte. Er schenkte ihr Sicherheit. Das genügte. Temari war nie jemand gewesen, der besonders glücklich war. Sie gehörte eher unfreiwillig zu der Sorte Mensch, die mehr Geheimnisse vor Freunden hatte, als vor Fremden und deren Leben einem Scheiterhaufen mehr glich, als einer Bühne, wie sie selbst immer scherzte. Zumeist waren es eben jene Momente, die das traurige Funkeln in ihren dunklen Augen schelmisch wirken ließen, obwohl es das nicht war. Genauso wie auch die andauernden Provokationen gegen andere, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren, und die oftmals daraus resultierenden Prügeleien. Sie tat es nicht, um stark zu sein, nicht einmal wegen der Aufmerksamkeit und dem Respekt, den man als ein Niemand für gewöhnlich niemals bekam. Das alles geschah, weil sie wütend war – wütend auf die Welt, auf ihre kaputte Jugend, auf ihre Brüder, die sich nie meldeten, auf ihren Vater, der sie alleine gelassen hatte, auf ihre Mutter, die sich um nichts kümmerte. Temari Sabakuno war mit Abstand der wütendste Mensch, dem Sakura jemals begegnet war. »Denkst du wieder an Sasuke?« Die blonde Rebellin beugte sich näher zu ihr und verteilte unwillkürlich den süßlichen Pfefferminzduft ihres nach-dem-Rauchen-Bonbons. Sakura verzog ihr Gesicht angesäuert und wandte sich demonstrativ in Richtung Tafel. »Nein«, brummte sie. »Ich kann nicht fassen, dass du Ino so was erzählst.« Temari zuckte. »Sie hat’s dir gesteckt?« »Wir reden von Ino, meine Liebe. Natürlich hat sie’s mir gesteckt.« Sakura seufzte und beobachtete skeptisch, wie ihre Englischlehrerin in die Klasse schlürfte. Sie trug Sportsachen. Temari zischte, wie eine Schlange, und tat es ihrer kleineren Freundin gleich. »Ja, tut mir leid, dass ich mich so verspäte«, keuchte sie. »Die Fünftklässler haben ihre Turniere etwas verlängert. Heißt im Klartext, ihr habt frei.« Temari war die Erste auf den Beinen und die Letzte im Flur. »Was brauchst du immer so lange?«, meckerte sie. »Ich hetze mich doch nicht ab, nur weil kein Unterricht ist. Nachher haben wir sowieso noch zwei Stunden.« »Ja, wirklich lästig«, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Shikamaru hielt seine Hände in den Taschen, als sie sich erschrocken umdrehten. »Was willst du, Nara?«, zischte Temari, bevor sich Sakura zwischen sie zwängte. »Nichts von dir.« Er nickte ihrer kleinen Freundin zu. »Hast du schon was in Kunst gemacht?« »Hi Shikamaru.« Leicht lächelnd schob sie Temari mit ihrem Hintern weiter zurück. »Und ja. Hab schon ein paar Ideen gesammelt und skizziert. Du?« »Nich’ so richtig. Zeigst du’s mir?« »Jetzt?« »Bibliothek.« »’kay.« Als er ging, begleitete Temari sie noch bis zu ihrem Spind. »Es ist gruselig, weißt du? Wie ihr redet, mein’ ich.« Sie lehnte sich gegen die Schränke und beobachtete die Mimik ihrer kleinen Freundin. »Warum?«, fragte Sakura lachend. »Ich weiß nicht. Dieses ganze ein-Wort-Gerede eben.« »Ein-Wort-Gerede. Interessant.« Die Jüngere kicherte abermals. »Ja, ja, little Miss Sunshine. Mach dich nur lustig.« Temari grinste teuflisch und wandte sich zum Gehen um. »Die Rache wird dich eiskalt treffen.« Neji Hyuuga war ein Arschloch. Nein wirklich. Er gehörte zu dieser Sorte Typen, die sich für die Sekunde eines Lebens von ihrer besten Seite zeigten und dann zuschnappten wie eine giftige Klapperschlange. Er tat, was ihm gefiel und verletzte jeden, der dabei im Weg stand. Das Einzige, was an ihm widersinnig war, war Hinata. Sie war seine Cousine, hübsch, schüchtern, klug und eigentlich hatten sie nichts miteinander zu tun, bis auf die Tatsache, dass er sie immer und überall in Schutz nahm und ihre Ehre verteidigte. Nicht, dass sie das je gewollt hätte. Wegen ihm war Hinata eine Einzelgängerin; jemand der tatsächlich keine wirklichen Freunde haben konnte. Sakura musste daran denken, als sie Hinata nach dem Kunstunterricht auf ihrem Platz sitzen sah, während alle um sie herum ihre gepackten Schultaschen bereits nach draußen trugen. »Alles in Ordnung, Hinata?«, fragte sie vorsichtig und blieb neben ihrem Tisch stehen. Hinata schreckte auf und starrte sie mit einer Mischung aus Überraschung und Unglauben an. »Ja«, flüsterte das Mädchen leise und wandte sich ab. »Aber danke.« »Wenn mal was ist und du-« Einen Moment zögerte Sakura. »Wenn du mal jemanden zum Reden brauchst oder so: Ich helfe gern.« Hinata wandte sich zu ihr, lächelte mit geschlossenen Augen und weinte. »Danke, Sakura. Alles okay.« Neji stellte sich in den Türrahmen des Kunstraums, forderte Hinata mit einem einzigen Blick auf, sich zu beeilen und starrte Sakura dann an, wie ein Scharfrichter sein Opfer. Einen Moment war es, als könne sie ihren Kopf bereits fallen spüren. Die Nacht war nicht besonders angenehm verlaufen. Es hatte durchgehend geschneit und immer, wenn die Äste des Baumes vor ihrem Zimmer dem Gewicht nachgaben und brachen, zuckte sie zusammen und stellte sich unwillkürlich vor, wie Neji in ihrem Zimmer stand. Es war nicht wirklich angenehm pausenlos daran zu denken, man müsste jede Sekunde sterben, nur weil man jemanden angesprochen hatte. Sie wusste, Neji hatte es nicht gerne, wenn man Hinata belästigte – sie hatte allerdings nicht gewusst, dass er auch Sorge schon als Todsünde betrachtete. Das zarte und gefährliche Prickeln in ihrem Nacken ließ sie in der Schule vermeiden, die leeren Klassenräume als Erste zu betreten und die Pausen alleine zu verbringen. Es war nicht wirklich so, als hätte sie tatsächlich Angst um ihr Leben, aber sie wusste wer Neji war und sie wusste, zu was er fähig wäre – auch gegenüber einem Mädchen. »Nuttenmenschen sind überall?« Ino betrachtete angesäuert die Notiz auf ihrer Tischhälfte und philosophierte anschließend darüber, wie unglaublich krank manche ihrer Mitschüler sein mussten. »Vielleicht war’s ein Lehrer.« Sakura zuckte mit den Schultern. »Ein Lehrer, ja? Was für Psychos unterrichten uns denn?« Ino lehnte sich zurück und beobachtete die Uhr über der Tafel, während Mrs. Fisher-Backett weiterhin Caylas Referat zu den Friedenstheorien nach Hobbes lauschte. Als die Schulglocke ertönte, bedeutete es für Sakura das Ende eines Schultages, wobei Ino noch ihren Musikkurs vor sich hatte, den sie aufgrund ihrer Fehlzeiten nicht mehr schwänzen durfte. »Ich könnte doch-« »Nein kannst du nicht!«, drohte ihre kleine Freundin ihr und hob die Zeigefinger vor ihr Gesicht. »Einmal noch und Hewitt lässt dich durchfallen.« Ino seufzte bestürzt, schulterte ihre Handtasche und machte sich nach einer kurzen Umarmung daran, ihre Raucherpause auf dem Schulhof zu beginnen. »Wie fürsorglich.« Sakura wirbelte herum und starrte Neji an, wie ein verschrecktes Reh. Sein Blick war kalt und als sie die anderen Schüler an sich vorbeigehen sah, schaulustig, wie sie waren, stellte sie fest, dass sie keiner vor ihm beschützen würde. In ihrem Inneren setzte sich die Bitterkeit fest, während sie auf seine nächsten Worte wartete. »Ich hab dich nicht für so dumm gehalten, Miststück.« »Ich weiß nicht, wovon du redest«, flüsterte sie und stolperte rückwärts von ihm weg. »Nein. Warum auch?« Er schmiss den Rücksack von seiner Schulter zu Boden und stellte sich vor sie. »Was hast du zu ihr gesagt? Sag schon!« Sakura zuckte zusammen. »Nichts Schlimmes. Ich-« »Nichts Schlimmes. Ich gib dir gleich nichts Schlimmes.« »Ich-« Naruto riss Neji von ihr weg und stellte sich zwischen sie. »Lass sie in Ruhe, kapiert?« »Sonst was?« »Sonst kannst du dich mit jemandem in deiner Liga anlegen. Kleine Mädchen schlagen, geht’s noch?« »Das geht dich einen Scheißdreck an, Arschloch. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir.« »Klar, und Sakura will auch unbedingt mit dir reden.« »Ja, so sieht’s aus.« »Hört auf. Bitte«, flehte sie hinter Narutos Rücken und hielt ihm am Pullover fest, bevor er vorpreschen konnte. »Das ist alles ein dummes Missverständnis.« »Was ist dein Problem, Neji?«, fragte Naruto ihn direkt. »Was geht’s dich an?« »Sakura ist meine Freundin und deshalb geht’s mich ’ne Menge an.« »Verpiss dich einfach und-« »Hört endlich auf!« Sakura zerrte sich vor Naruto. »Geh bitte einfach.« Sie wandte sich zu Neji um. »Merkst du’s eigentlich nicht? Sie weint ständig und das wegen dir. Ich hab ihr nur meine Hilfe angeboten. Vielleicht solltest du dich mal selbst verprügeln, wenn sie dir wirklich so wichtig ist.« Sie zerrte die Enden ihres Mantels zusammen und rannte mit Tränen in den Augen aus der Schule. Es war nicht wirklich so, als hätte sie tatsächlich Angst um ihr Leben, aber sie hatte von Neji gehört. Er war nicht einfach nur stark. Er war intelligent und kannte die Schwächen seines Gegenübers und eben das war es, was Sakura so sehr fürchtete. Hatte sie ihre Freunde um sich, war es für sie kein Problem in den Hintergrund zu treten und die, alles machen zu lassen, die ihr Tun verstanden. Allein allerdings war sie niemand – schwach und unwichtig. Das perfekte Opfer. Und jemand wie Neji war nun mal ein Henker. …Es war damals wahrlich kein schöner Tag gewesen. Nicht nur die Tatsache, dass ich mich tatsächlich gegen jemanden wie Neji aufgelehnt hatte, brachte mich um meinen Schlaf, sondern auch Naruto. Sah ich die Dinge anders, als sie waren? Negativ oder gar überhaupt nicht? Ich hatte damals nicht viel über Naruto gewusst. Im Gegensatz zu Sasuke war er wie die Hoffnung und der Frohsinn selbst. Aber schon zu dem Zeitpunkt wusste ich um seine einsame Seele, die er immer dann preisgab, wenn er es selbst nicht bemerkte, und die nicht einmal seine Freunde heilen konnten. Tatsächlich waren wir auch nicht unbedingt Freunde gewesen - so hatte ich es bis zu jenem Tag jedenfalls gedacht. Wir redeten miteinander, alberten herum und halfen uns, wenn es nötig war, aber machte es uns denn zu Freunden? Damals war Naruto mir nicht mehr als ein Leidensgenosse. Die Ablehnung der anderen, die Einsamkeit, das Streben nach mehr – es verband uns, doch es war mir nicht so bewusst, wie es hätte sein sollen. Und irgendwann, mitten in der sternenklaren Nacht, hatte ich mich dann gefragt, ob Sasuke mich auch als Freundin sah. To Be Continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)