Rübenfürst und Möhrenkönig von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Selbstversuchung ---------------------------- XII. Selbstversuchung Jason kam nicht umhin, ziemlich lull und lall in sich hinein zu giggeln. Himmel… so platt war er schon ewig nicht gewesen. Dank seines Party-Lebens war er nicht ganz ungeübt, aber auch da musste man aufpassen, es nicht total zu übertreiben und dann peinlich aufzufallen. Ein gewisses Grundtraining war da nicht ohne Nutzen, aber in den letzten Wochen war er etwas aus der Übung geraten. So schlimm wie Ragnar hatte es ihn dennoch nicht erwischt, der lag jetzt nämlich ziemlich längsseits über die Lehnen seines Sessels gestreckt und schnarchte wohlig. Bequem konnte das nicht sein. Im Schlaf schien die Anspannung aus Ragnars Zügen gewichen zu sein, die da irgendwie immer latent zu lauern schien, jetzt sah er einfach nur aus wie ein friedlich pofender Pirat nach einem Grog zu viel. Hatte echt was, der Gute – und dann vermoderte der hier… welch Verlust für die Menschheit. Aber auch vorher schien der nicht viel Ahnung davon gehabt zu haben, wie man Spaß hat. Immer nur arbeiten… das konnte ja nicht gut gehen, dazu musste man nun gewiss kein Professor der Psychologie sein, um das zu ahnen. Auch seine Großeltern hatten es drauf gehabt, das mit Fleiß, Geschick und Willen eingenommene Geld auch für die angenehmen Seiten des Lebens wieder auszugeben, allerdings nicht so ganz in dem Maße wie er… als Belohnung, nicht als Dauerzustand wohl? Na ja, jetzt ackerte er ja auch, da konnte er sich auch belohnen – mit dem Ergebnis seiner Mühen: der ersten Flasche Tannenberges Rübenfürst und einem Besäufnis der Führungsebene des Unternehmens… Ragnars Hemd war etwas hochgerutscht und bot einen netten Ausblick auf seinen Bauchnabel nebst Umgebung… lecker… um das zu würdigen musste er nicht total voll sein, das sah auch eine Hete auf Cola… Wie tief bedauerlich, dass Ragnar ihn anscheinend so gar nicht zu schätzen schien… musste also wieder dieser niedliche Postbote herhalten. Der war offensichtlich ganz hin und weg von ihm – wer wäre das nicht, er sah schließlich nicht bloß hammergeil aus, sondern wusste auch, wie man sich zwischen den Laken richtig gut amüsierte. Aber lieber nicht übertreiben, sonst wollte der noch „mehr“ – oh Graus! Und er wollte definitiv keinen auf Liebesglück mit einem hessischen Provinzbeamten machen. Auch nicht mit einem umjubelten Popsternchen. Spaß – immer gern – aber sowas… wozu in drei Teufels Namen? Er war schwul, er war reich – oder würde es wieder sein – warum zum Geier sollte er sich aus irgendwelchen spießigen Gründen selber knebeln? Er hatte dergleichen ja des häufigeren mit verfolgen dürfen, und es war immer aufs Selbe hinaus gelaufen: auf gar nichts – außer Zank und Streit und Heulerei. Okay, bei seinen Eltern und Großeltern nicht, aber bei denen war es ja auch nicht bloß um Spaß gegangen rund um die Uhr. Das war echt was anderes – und nicht das, was er war. Vielleicht wenn er alt und trottelig wurde… aber derweil… gab es den Käfer von der Post und Ragnars unfreiwilligen Bauchstrip, eventuell auch noch den ein oder anderen knackigen Provinzler, das würde sich zeigen. Wie auch immer… das Meeting war wohl beendet… „Ragnar!“ rief er. Soweit konnte er noch denken, dass es eventuell recht förderlich für das Wohlbefinden seines Nachbarn sein könnte, wenn er nicht die ganze Nacht so verrenkt pennte. Der rührte sich kein Stück. Etwas wankend kam Jason auf die Füße. „Ragnar! Hey, Mister Möhrenkönig – aufgewacht! Und dann ab ins Bauern-Bettchen…“ Ragnar murmelte unwirsch irgendetwas und schien nach einem nicht existenten Kissen zu greifen. Jason eierte etwas näher und erwischte mit größtmöglicher Konzentration Ragnars Schulter, um ein wenig unkoordiniert daran zu ruckeln. „Aufwachen! Raaagnaaar! Augen auf!“ forderte er. Ragnar zuckte zusammen, ruderte etwas mit den Armen, dann landete eine Hand auf Jasons Hintern. Sonderlich schocken tat ihn das nun nicht, außerdem war es im Augenblick ganz gewiss kein besonders zielgerichteter Griff gewesen. Ragnar öffnete zwinkernd die Augen, während seine Hand anscheinend herauszufinden suchte, worauf sie da gelandet war, wenn schon nicht auf seinem Kuschelkissen. „Wasn…?“ brabbelte er. „Meine linke Arschbacke – darf ich vorstellen? Arschbacke: das ist Ragnar – Ragnar: das ist Jason von Buchs Hinterteil!“ machte er die beiden offiziell bekannt, von seinem eigenen besoffenen Kichern geschüttelt. „Hups!“ entfuhr Ragnar, der ihn abrupt wieder losließ. „Tschuldigung…“ „Kein Ding – mein Arsch ist keiner von der schüchternen Fraktion, der verkraftet auch den völlig breiten Tatscher eines Rübenbauern… Und jetzt hoch mit dir, sonst bist morgen du das mit dem Buckel. Schaffst du es allein hoch ins Bett? Nicht dass ich da gerade eine Hilfe wäre…“, fragte Jason und hielt sich sicherheitshalber an einem der die oberen Etagen haltenden Pfeiler fest. Wankend kam Ragnar wieder auf die Füße. „Geht schon…“, murmelte er. „Oh Mann… das Zeug hat’s echt in sich…“ „Du sagst es… Dann hau dich mal aufs Ohr… Und immer dran denken: dieser Abend markiert eine Wende auf dem Schpi… Spirituosenmarkt!“ empfahl Jason, winkte und schlingerte gen Haustür. …………………………………………………………………………………………… Oh Gott!!! Aua!!! Wasser… Stöhnend raffte Ragnar sich hoch. Es war kurz vor elf Uhr am Sonntag, so lange hatte er ewig nicht mehr gepennt. Na gut, er war zur gewohnten Zeit aufgewacht, und hatte dann lieber die Bettdecke wieder über sich gezerrt. Sehr vernünftiger Entschluss, aber… unzureichend. Oh weh! Die Weltpremiere von Tannenbergers Rübenfürst – nie wieder dieses Zeug! Das war ja schlimmer als Tequila! Er war echt keine harten Sachen mehr gewohnt… Ächzend ging er die Treppe hinunter Richtung Bad und hielt den Kopf unter den Wasserhahn, was etwas Klarheit brachte. Sie hatten gesoffen… und geredet. Oh weh… Kloschüssel…!!! Was hatte er gestern gegessen? Fischfilet… dumme Idee… halbverdaut roch das nicht besser… Er schloss die Augen und versuchte den Abend zusammen zu puzzeln. Jason… zumindest aufrecht unter seiner gelackten Fassade, kein Jammerknochen… sie hatten geredet… und dann… hatte er ihm auf den Arsch getatscht?! Okay, das war nun wirklich keine Absicht gewesen, nicht mal unterschwellig! Nicht im Entferntesten! Wirklich nicht! Aber Jasons Kehrseite… über diesen langen trainierten Beinen… Wie groß mochte Jason sein? Ein fünfundachtzig? Er selber war ganz knapp über eins achtzig, aber Jason war ein klein bisschen größer als er, wenn er auch einen Tick schmaler, aber auch nicht viel. Kräftemäßig dürften sie sich wenig nehmen. Dennoch waren sie in vielen Dingen unterschiedlich. Jason war ein verwöhntes Söhnchen, wenn auch durchaus flexibler und tatkräftiger als gedacht – er ein Arbeiterkind, das den Aufstieg geschafft hatte – und einen hohen Preis gezahlt hatte. Okay… er war inzwischen weit entfernt davon, arm zu sein, aber in den meisten Dingen war er bescheiden und viel Arbeit steckte dahinter, Labels waren ihm piepsegal, sein Luxus war eher seinem Erfindungsdrang geschuldet. Aber dennoch… irgendwie kamen sie miteinander klar. Er mochte ihn seltsamer Weise, gerade weil er so großspurig und naiv, so energiegeladen und abgebrüht, so geradeaus und hintenherum zugleich war… irgendwie in sich gegensätzlich, dennoch passend. Jason war mehr als sein Klischee, gerade da er so entschlossen dahinter stand… Oh Gott… hatte er ihm tatsächlich auf den Hintern gegrabscht? Oder war das nur Einbildung? Nein… Das war echt ein Versehen gewesen… und Jason hatte es völlig cool weggesteckt, aber entweder war er von Grund aus lässig, auch total hinüber gewesen – oder eben auch schwul. War er das? In Zeiten der Metrosexualität war das nicht gerade leicht zu entscheiden. Jason polierte sich gern auf, aber steckte Notfalls auch Massenware weg – aber das war nun wirklich kein Kriterium. Auch Christiano Ronaldo war diese String-Badehose zuzutrauen – das war also auch kein Argument. Mann… was für ein hinreißend schöner Arsch! Nicht zu groß, nicht zu klein, ebenmäßig, wohlgerundet, oberknackig… Er war nun gewiss kein reiner Arsch-Fetischist, obwohl er die Position des Top zumeist bevorzugte, aber Jasons Kehrseite in Kombination mit den Formen seines auch ansonsten zwar polierten, aber arg männlichen Körpers… das hatte sich eingebrannt. Oh Mist… Jason war niemand Anonymes! Aber sobald die Übelkeit sich gelegt haben würde, wäre es leider wieder glasklar: Jason von Buch war heiß. Das hatte keinesfalls sein klar denkender Verstand beschlossen, sondern… der Rest. Er hätte nie im Leben gedacht, dass er je auf… sowas anspringen würde. Pradahose und Stingtanga… bah! Aber es war eher das, was darin steckte… diese Grashüpfer-Energie… lustig und entspannt… aber dennoch zielstrebig und findig… weltfremd und klarsehend… völlig irre… Aber das durfte nicht sein! Nicht so nah an ihm dran. Auch jetzt trennten sie nicht mal fünfzig Meter von Bett zu Bett. Sex war Sex… das hatte den Rest nicht zu tangieren! Eine strenge Abgrenzung war da vonnöten… das vermischte man nicht. So etwas war absolut tödlich! Was zum Geier war mit ihm los? War es, weil er, was diese Sachen anging, bisher auch eher pragmatisch vorgegangen war? Wenn‘s sein musste, dann musste es eben sein… und fertig, zurück zur Arbeit, zurück ins normale Leben. Kein Grund, da ein Wahnsinns-Tam Tam drum zu machen. Aber Jasons Hauptlebensinhalt schien leider bisher unter anderem daraus bestanden zu haben, gut auszusehen - und das gebührend zu genießen. Das war nicht einfach nur vom Himmel gefallen, dahinter steckte Aufwand und Willen. So etwas hatte er noch nie so direkt und ständig vor der Nase gehabt. Keine Chance, dem ernsthaft auszuweichen. Aus Entfernung – okay – aber dahin hatte es ihn nie gezogen. Viel zu kapriziös, eitel und… Na ja, das war Jason auch. Aber nicht nur. Am Anfang hatte er ihn ja genau durch diese Brille gesehen, doch das hatte er nach und nach etwas revidieren müssen… und was heraus gekommen war, war leider der Gedanke, dass ein der Logik wenig zugängliche Teil seiner Selbst Jason von Buch nicht nur begann irgendwie zu mögen, sondern ihn genauso scharf zu finden wie der sich vermutlich auch selbst. Oh weh… er fühlte sich wie der Esel, dem die sprichwörtliche Möhre vorgehalten wurde, die der jedoch nie erreichen durfte, damit der Laden lief. Und letzteres hatte Priorität. Noch so viele Monate… Was würde überhaupt passieren, wenn Jason scheiterte? Würde er dann auf immer und ewig hier bleiben müssen?! Oh Gott! Wenn er selber so langlebig sein sollte wie seine Großeltern und ihn nicht vorher irgendetwas erwischte, hieße das schlimmstenfalls gut sechzig Jahre: living next door to Jason! Nein… da ging seine Fantasie nur mit ihm durch… ganz ruhig… Wasser und eine Kopfschmertablette besorgen und zurück ins Bett. Seine Hormone tanzten ja nicht immer Tango, er würde schon abhärten und sich wieder einkriegen. Aber Jasons Hintern in seiner Hand… Verdammter Mist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)