Sommerreise von DMC_Monkey (Sturkopf sucht Zuflucht) ================================================================================ Kapitel 1: "Verständnislosigkeit" --------------------------------- "Verständnislosigkeit" „IHR SEID DIE REINSTEN RABENELTERN!“ brüllte ich vom Treppenabsatz hinunter in den Flur. Es war so ungerecht! Erst schworen mir meine Eltern bei allem was ich tat Verständnis und dann meinten sie ich sollte in die Therapie gehen?! Verdammt, ich war schwul und nicht krank! Ich wusste auch nicht das Homosexualität ansteckend oder gar heilbar war. Warum konnten meine Eltern das nicht verstehen? Ich rannte in mein Zimmer, schmiss die Tür heftig zu und blieb dann stumm in meinem Zimmer stehen. Mein Blick glitt durch den Raum und ich hob meine Hände um mir mit ihnen fahrig durchs Haar zu streichen. Ich konnte meine Eltern hören, sie schrien sich gegenseitig laut an. Wahrscheinlich diskutierten sie jetzt aus wer der Beiden die meiste Schuld daran trug das ich anders war. Das konnte doch nicht wahr sein?! Träumte ich vielleicht schlecht? Bis vor einer halben Stunde war ich noch fest davon ausgegangen bei meinen Eltern auf Verständnis zu stoßen und nun? Alles kaputt und sicherlich hassten sie mich jetzt. Warum musste ich auch auf Jungen stehen? Konnte ich nicht normal sein?! Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten und kurz darauf fand diese salzige Suppe ihren Weg über meine Wangen. Ganz toll. Musste ich jetzt noch so schwul heulen? Ein zucken durchfuhr meinen Körper als ich schnelle Schritte im Flur hörte, sie schienen die Treppen hoch zu kommen. Beinah reflexartig wand ich mich um zu meiner Zimmertür und griff nach dem Schlüssel. Rechtzeitig, denn kaum hatte ich diesen herumgedreht und mich in meinem Zimmer eingeschlossen rüttelte schon jemand an meiner Türklinge. „Fabian! Komm raus, ich will darüber noch einmal vernünftig reden!“ hörte ich die Stimme meines Vaters, es hörte sich so an als wäre er heiser durch das ganze Geschrei mit meiner Mutter. Zumal er komplett ruhig klang. „NEIN!“ mein Sturkopf war allerdings stärker und ich brüllte gegen die geschlossene Tür „ICH HASSE EUCH! GEHT ALLE WEG! IHR SEID NICHT MEHR MEINE ELTERN!“. Ich konnte mir denken, dass ich ihnen schon ein wenig Unrecht tat. Wenn ich mit der jetzigen Situation nicht einmal wirklich zu recht kam, wie konnte ich das von meinen Eltern verlangen? Dennoch stand der Entschluss für mich fest, ich würde jetzt sicher nicht mit meinem Vater darüber reden. „SCHREI MICH NICHT AN!“ brüllte mein Vater zurück „Lass ich mich von einem Kerl vögeln oder du?! Mach mich nicht für deine Scheiße verantwortlich!“ Ja, mein Temperament hatte ich definitiv von meinem Vater. „SIEHST DU! DU WILLST GAR NICHT ORDENTLICH REDEN!“ er machte mich wahnsinnig. Wohin sollte ein Gespräch führen in dem ich der Schuldige war? Ich konnte meine alten Herren schnaufen hören „Du hast bis heute Abend Zeit rauszukommen! Wenn nicht heble ich die Tür auf!“ drohte er mir gerade? Ohne weiter darüber nach zu denken hob ich mein Bein und trat gegen die Tür „ICH HASSE EUCH!“, mein Vater jedoch schlug dagegen „HÖR AUF MEIN HAUS ZU ZERSTÖREN!“. „Ich mach was ich will!“ pampte ich beinahe schon trotzig. „Fabian!“ „Ne nicht Fabian!“ „Duuuu!“ kam es drohend von der anderen seine der Tür und ich dachte dass mein Vater mich jetzt schon holen kommt. Aber nichts geschah, nur die unsicher Stimme meiner Mutter erklang „Thomas…bitte…lass ihn erst einmal….v-vielleicht kommt er ja wieder zur Vernunft…“ Da war es wieder! Wütend drehte ich mich weg und ging zu meinem Bett, ließ mich darauf fallen. Ich hatte das Gefühl einen riesigen Knoten im Magen zu haben. Was sollte ich jetzt nur tun?! Ich wollte nicht mit meinen Eltern reden und hier raus schon gar nicht. In die Schule musste ich ja jetzt Gott sei dank nicht, die Ferien waren wenigstens auf meiner Seite. Nur wohin? Das mein Vater mich hier zur Not auch mit harmloser Gewalt rausholte war mir durchaus bewusst und ich traute es ihm auch ohne weiteres zu. Hätte ich es ihnen doch bloß nie erzählt. Es wäre alles so viel einfacher. „Henny hatte mit ihren Eltern viel mehr Glück gehabt, als sie ihnen vor einem halben Jahr gestand bisexuell zu sein und ihre Freundin vorstellen wollte, es war alles okay gewesen. Klar ihr Vater ist erst einmal aus allen Wolken gefallen, aber sie haben kein einziges Mal die Worte krank oder Therapie in den Mund genommen. Warum war das bei mir so ein Problem, dabei waren meine Eltern doch angeblich so Tolerant. Jetzt wusste ich zumindest warum meine Familie kein Kontakt zu dem jüngeren homosexuellen Bruder meines Vaters hatte. Wie hieß der noch einmal…M-Mike…? Nein. Irgendwas ganz komisches…Mikel? Ach keine Ahnung, würde mir ja eh nicht weiterhel-. Moment mal! Ich hatte einen schwulen Onkel?! Auf einmal saß ich im Bett und schaute mich hektisch um. Hatte ich hier nicht irgendwo ein Fotoalbum von meiner Einschulung? Da war er doch da gewesen? Er war als Fotograph für meine Eltern tätig. Ich glaube es war sogar das einzige Mal gewesen dass ich ihm je begegnet war. Dennoch…auf meiner Glückwunschkarte…? War da nicht? Ich ging rasch zu meinem Bücherregal, hockte mich hin und begutachtete das letzte Fach. Hier waren einige Fotoalben. Viele wo einfach nur Fotos von mir und meinen Freunden waren. Und eines…genau! Meine Finger zogen ein Album mit dunkelblauem Umschlag hervor und mich prangten schon in großem silbernem Letter die Worte: Einschulung Fabian 2000 an. Ich machte es mir im Schneidersitz bequem und öffnete das Buch, blätterte es durch. Genau, das war er. Ein junger großer Mann mit blondem Haar und einem äußerst sympathischem Lächeln. Zudem er noch ziemlich jung aussah. Wann hatten seine Eltern ihn bitte rausgeworfen? War er überhaupt schon volljährig gewesen? Gruselig…ach nein. Stopp. Ich glaube ich hatte meine Großtante einmal darüber reden hören, dass er selbst gegangen ist. Dafür dass dieser Mann der Bruder meines Vaters war gab es in diesem Album kein Foto auf dem sie zusammen fotografiert waren. Mein Vater mochte ihn wohl wirklich nicht. Er erzählte ja auch nie von ihm. Irgendwann hatte ich dann die Seite gefunden auf der die Karte klebte. Ich öffnete die Karte und las sie mir durch. Ganz normale Wünsche die man so bekam zur Einschulung, nur die Unterschrift ließ mich stocken. Gut, ich wusste jetzt dass mein Onkel definitiv Mikey hieß – komischer Name – aber wer war Jake?! Sein Freund? Ich grinste leicht, hatte ja schon etwas Provokantes den Namen seines Freundes runter zu schreiben, wenn man wusste dass die Familie gegen diese Orientierung war. Er war mir gleich sympathischer. Vorsichtig begann ich die Karte abzupulen, denn wenn mich nicht alles täuschte war diese Karte mit Sicherheit…Ha! Ich hatte es doch gewusst. Auf der Rückseite stand der Name eines Fotostudios und der Inhaber war Mikey Witney. Ich musste schlucken, als ich las wo das Studio lag. Mein Onkel hatte das mit dem „Ich will so weit von dieser Familie weg wie möglich“ wohl sehr ernst genommen. Das waren bestimmt sechs Stunden Zugfahrt! Ich nahm die Karte und stellte das Fotoalbum zurück ins Regal. Ich weiß, abhauen war nicht die feinste Lösung, dennoch war es eine Lösung! Wahrscheinlich wären meine Eltern auch noch glücklich darüber! Ich will nicht einmal wissen wie meine ältere Schwester reagieren würde, wenn sie davon erfährt. Nun allerdings ab zur nächsten Frage…wie sah es mit dem Geld aus. Der Zug bezahlte sich ja nicht von alleine! Mit einem mulmigen Gefühl im Magen kramte ich meine Portmonee aus meinem Rucksack und als ich hinein schaute wurde das Gefühl nicht gerade besser. Nur dreißig Euro. Nicht gerade viel. Die Zugtickets konnte ich davon sicherlich nicht bezahlen. Und nun? Mein Blick glitt durch mein Zimmer. Es war eintönig und langweilig. Es hatte die typische Einrichtung eines Jugendlichen. Ein Bett, einen Schreibtisch – auch wenn meiner einen ziemlichen Durchmesser hatte -, eine Schrankwand, ein Bücherregal und in der Ecke gab es einen kleinen Tisch mit zwei Hocker. Alles in hellen Farbtönen. Meine Wand war in einem hellen türkis gestrichen und überall hingen Posten von irgendwelchen Bands an der Wand. Besonders von der Band „Trodat*“ – der Sänger war so verdammt geil! Zumal es ungewohnt ordentlich war für einen Jungen in meinem Alter. Wenn ich die Zimmer meiner Freunde sah, eines schlimmer als das Andere. Aber was soll’s. Mein Blick blieb an meinem Fensterbrett hängen…stimmt ja. Grinsend griff ich nach dem unschuldig aussehenden Sparschwein. Jetzt hab ich dich! Und ich werde dir nach harten fünf Jahren endlich das Leben nehmen müssen! Traurig…aber wahr. Ich griff nach einem ausgefransten Shirt das ordentlich über meinem Stuhl hin, wickelte das knallgrüne Porzellanschwein darin ein. Ruhe in Frieden! Mein Baseballschläger musste als Hammer herhalten. Zufrieden mit mir selbst und ausnahmsweise auch mit dem Sparzwang meiner Mutter, zählte ich die verschiedenfarbigen Scheine durch, dann das Kleingeld. Ich fand sogar noch ein fünf DM Stück. Konnte man die eigentlich nach elf Jahren immer noch in Euro umtauschen? Aber wie kam das überhaupt dort sein? Ich hatte das Schwein doch erst seit 5 Jahren und zu dieser Zeit gab es doch schon lange den Euro? Vielleicht sollte ich Henny noch einmal sagen, dass sie nicht immer irgendwelchen Mist in mein Schwein werfen sollte. Denn neben dem DM Stück waren auch noch Büroklammern, Sicherheitsnadeln und ein „Gegen Rassismus“ Button vorzufinden. Gut, jetzt brachte es eh nichts mehr – das Schwein war Tod. Am Ende hielt ich ganze 620,56 Euro in der Hand. Davon konnte ich glatt über sechs Mal zu meinem Onkel fahren. Allerdings hoffte ich es nicht zu müssen. Wieder war mir komisch zu mute. Was war wenn dieser Mikey gar nicht mehr dort lebte? Oder er mich gar nicht bei sich aufnahm? Oder ich bei dem Versuch aus meinem Zimmer zukommen von meinen Eltern erwischt werde? Und wie soll es generell weitergehen? Mein Kopf brummte, das reichte jetzt, ich durfte nur nicht zu viel darüber nachdenken. Ich würde jetzt sicher keinen Rückzieher machen! Mit einem Nicken stand ich auf, holte die Reisetasche unter meinem Bett vor. Es war beschlossene Sache! Einige T-Shirts, Pullover, Jeans und Shorts fanden ihren Weg in die Tasche. Mein Glätteisen, das ich von Henny zu meinem fünfzehnten Geburtstag geschenkt bekommen hatte würde auch mit mir reisen. Auch wenn ich es nie benutzte, es war quasi noch im Originalzustand. Ich denke dass meine beste Freundin es mir im Grunde auch nur geschenkt hat um sich bei mir zuhause die Haare zu glätten. Sie war eine kleine Egoistin. Aber ich hatte sie lieb! So, nun wurde noch mein Rucksack gepackt und das war es dann auch schon. Mein Zimmer verlassen um Zahnbürste und Sonstiges zu holen wollte ich nicht, ich hatte zu viel Schiss einem meiner überalles geliebten Eltern zu begegnen. Tief einatmend trat ich an mein Fenster heran. Sollte ich das jetzt wirklich tun?! Ich war doch immer so ein verdammter Angsthase wenn es um solche spontanen Aktionen ging. Gut, allgemein war ich nicht sonderlich mutig. Aber nein, ein Rückzieher war jetzt nicht drin! Ich würde nicht nachgeben! Meine Eltern hatten mich beleidigt und verletzt und ich würde ihnen sicher nicht so einfach verzeihen! Ich öffnete mein Fenster, warf meine Reisetasche auf das Dach unserer Garage. Erst hatte ich Panik, dass es zu laut gewesen sein könnte, als sich aber von drinnen nichts regte stieg ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken hinterher. Hätte mir vorher keiner sagen können das es sich in engen Röhrenjeans scheiße klettern ließ? Fuck! Aber ich hatte es geschafft, erleichtert spürte ich Boden unter meinen Füßen – oder eher Ziegel. Wer war auch so blöd dem eigenen Kind das Zimmer direkt über der Garage zu geben? Für einen Moment hockte ich ruhig auf dem Garagendach, meine Eltern schienen immer noch in einer Diskussion über mich zu stecken. Aus dem geöffnetem Wohnzimmerfenster vernahm ich nur Wortfetzen wie: „Das kommt doch aus deiner Familie!“ oder „Du hast ihn verweichlicht!“ Hey! Ich war gar nicht verweichlicht! Nur weil ich auf mein eigenes Geschlecht stand hieß es noch lange nicht dass ich ein Mädchen war! Gut ich war jetzt nicht der größte und von Muskeln war auch keine Spur in Sicht – dennoch! Verärgert schnaufte ich und kletterte nun samt Gepäck von der Garage. Die werden noch ihr blaues Wunder erleben! Nach geschlagenen 32 Minuten hatte ich es endlich zu unserem Hauptbahnhof geschafft. Nervös stand ich in der Schlange der Deutschen Bahn und wippte nervös hin und her. Ich hatte noch keinen Anruf auf dem Handy gehabt, das hieß weder Mum noch Dad hatten mein Verschwinden bemerkt. Bis jetzt. „Junger Mann? Sie sind dran!“ rief mich die brünette Angestellte hinter dem Tresen zu sich. Ich schaute sie verwirrt an, hatte nicht bemerkt dass ich so lange in Gedanken versunken war. „T-Tut mir Leid…“ „Ach kein Problem“ sie lächelte mich freundlich an „Wie kann ich denn helfen“. „Ich hätte gerne ein Zugticket nach Hamburg…“ „Und für wann?“ „Ähm…heute?“ Ihr Blick traf auf meinem und irgendwie hatte ich Angst, dass man mir ansehen konnte, dass ich gerade von zuhause weglaufen wollte. Hatten meine Eltern es vielleicht doch schon bemerkt und überall in der Stadt Warnschilder aufgestellt? Nein, ich wurde einfach paranoid. Doch sie nickte nur. „Da hast du Glück, in bereits 15 Minuten fährt auf Gleis sieben ein IC ab. Willst du den nehmen?“ Ich nickte hektisch und sie lachte darauf leise. „Gut, das wären dann 45,00 Euro…willst du mit Rückfahrt?“ Rückfahrt? Wer wollte denn bitte zurückfahren? Ich schüttelte den Kopf „Brauch ich nicht…“ hoffte ich zumindest. Ich würde mit Sicherheit nie wiederkommen! Also gab ich der Frau das Geld und sie druckte mir das Ticket aus „Dann wünsch ich dir noch eine schöne Fahrt!“ ich nickte, warf noch einen Blick auf das Ticket, umsteigen musste ich nicht. Freude! „Danke…“ ich hob die Hand zum Abschied und verließ das Deutsche Bahn Center. Auf dem Gleis sieben angekommen, fuhr auch gleich der IC ein und erst jetzt bemerkte ich dass mein lauter Herzschlag wahrscheinlich jeder wild gewordenen Elefantenherde Konkurrenz machen könnte. Mir war schlecht. Aber trotzdem würde ich das jetzt durchziehen, es gab einfach kein zurück mehr. Ich weigerte mich und meine Eltern ekelten sich nun eh vor mir. Ich war ihr homosexueller Sohn. Wie toll. Ich stieg in den Zug ein, warf meine Reisetasche in eine Ecke und nahm darauf Platz. Also auf ins Abenteuer. ___________________________________________________ * Trodat, ist die Band aus dem FF einer Freundin Kapitel 2: "Marsattack" ----------------------- Hey, es ist so weit nach laaaaager Wartezeit (zumindest für die eigentlichen Verhältnisse die ich von meinen Arbeiten bei kenne) kommt das zweite Kapitel! Ich freue mich über jedes Kommi und natürlich auch über jede Menge Ratschläge (ich bin so schlecht ;__;). Gibt es eigentlich Interesse daran das Timo in den späteren Kapiteln noch mal auftaucht? Vielleicht lasst ihr mich an eurer Meinung Teilhaben :D Denn er ist bisher nicht als weiterhin bestehender Charakter eingeplant, aber ich mag ihn irgendwie >< Gaaanz liebe Grüße KazuWonderland __________________________________________________________________________ "Marsattack“ Kennt ihr das auch, dieses ewige Tick Tack Tick Tack im Gehirn, welches nur darauf wartet endlich einzurasten und die langersehnte Erkenntnis zu erlangen? Den Punkt im Leben zu finden der der Eigene war? Ich wünschte mir manchmal mein Kopf würde diese Geräusche nicht mehr von sich geben, denn es war ungemein nervig, zudem es mich dann sicher vor der jetzigen Situation gerettet hätte. Ich könnte damit umgehen dass meine Eltern sich für mich schämten und würde ganz cool so weiterleben wie bisher, wer weiß vielleicht würde ich ja sogar einen hübschen Freund finden. Aber nicht so! Nicht wie es jetzt war, meine Eltern hatten es sogar geschafft mir Zweifel einzureden. Sollte ich mich vielleicht doch bemühen Hetero zu sei, war ich es meinen Eltern schuldig mir eine nette Freundin zu suchen die ich dann heiraten würde? Ich hoffte es mal nicht, denn auch wenn ich Mädchen nicht eklig fand und einen großen Respekt vor der Frauenwelt hatte, sexuell wollte das zwischen uns einfach nicht richtig klappen. Aber was soll’s, ich war eh nicht mehr zuhause. Nein, ich war auf dem Weg ein ganz neues Leben anzufangen! Nennt mich bitte nicht blauäugig da ich mir einrede dass es so klappen könnte. Eigentlich war mir bewusst das ich bei meinem Onkel – sollte er mich überhaupt aufnehmen – nicht für immer bleiben konnte. Aber wohin dann? Nachhause? Grausame Vorstellung. Einfach positiv denken, denn positives Denk- Mein Kopf raste zur Seite. „Hast du gerade deine Hand auf meinem Oberschenkel?“ fragte ich leicht entsetzt. „Ja“ „Macht dir das Spaß?“ „Gibt besseres“ „Willst du sie dann wegnehmen?“ „Wenn ich sie auf deinen Arsch legen darf?“ „Ähm…nein?!“ Wer der Typ neben mir war, bitte fragt mich das nicht! Ich weiß es nicht, das Einzige was ich weiß ist dass er verdammt heiß war! Er hatte keinen Sitzplatz gefunden und mich gefragt ob er sich zu mir auf die Tasche setzten konnte, da sein Rolli nicht so bequem wäre. Aus eigener Blödheit hatte ich es ihm erlaubt. Es war sicher sein Aussehen das mich abgelenkt hatte. Er war sicher 1.90 cm groß, hatte etwas längere irgendwie ordentlich verwuschelte – war so was möglich – Haare die in einem angenehmen schwarzblau glänzten. Seine Augen konnte ich leider nicht sehen da sie von einer verspiegelten Sonnenbrille verdeckt waren. Aber er hatte tolle Lippen und recht markante Gesichtszüge. Er war zudem schlank und betonte seine tollen Beine mit einer engen dunkelblauen Jeans, dazu trug er ein in mehreren Blautönen kariertes Hemd und jede Menge Armbänder an beiden Handgelenken. Vielleicht war er Gott? Zumindest konnte ich ihn mir so fantastisch vorstellen. Ach und er hieß Timon, jaaa wie das Erdmännchen aus König der Löwen. Nur leider durfte ich ihn nur Timo nennen, wenn mir mein Leben etwas Wert sein sollte. Und ich glaubte er war schwul! Oder zumindest Bisexuell! Denn welcher Kerl der ein bisschen Hetero war begrabschte einen Wildfremden – ein Mädchen schon aber einen Kerl? Ich nicht. Gut ich war schüchtern, das zählte glaube ich nicht. Und ich war so untervögelt, dass ich ihn wahrscheinlich sogar erlaubt hätte mich auf der Stelle flachzulegen…wären wir nicht in der Öffentlichkeit. „Denkst du gerade daran mit mir eine Nummer zu schieben?“ ertönte seine Stimme wieder, seine Hand lag immer noch auf meinem Oberschenkel und ich schloss mittlerweile mit mir selbst Wetten ab wie lange es dauern würde bis die Haut an dieser Stelle bis aufs Fleisch durchgebrannt war. Oh höhere Macht, behüte mich. Ich zuckte mit den Schultern „Warum sollte ich?“ „Du schaust so?“ er klang immer so beiläufig. „Du liest so was in den Blicken anderer?“ „Ja, Menschen sind wie offene Bücher für mich“ „Menschen? Bist du keiner?“ hatte der gekifft oder so? Der klang mehr als nur ‚gechillt’. Wie ich dieses Wort hasste. Timo schüttelte den Kopf „Nein…“ „Ähm…und was bist du dann?“ „Ich komme vom Mars…“ „…“ äääääääääh ja, gut, ist in Ordnung. Vielleicht sollte ich mich nach einer Anstalt für ihn umschauen. Hallo? Mars? Der hatte definitiv etwas nicht ganz legales zu sich genommen! Dennoch war er einfach heeeeiß! Aufpassen Fabian, nicht sabbern! „Meine Mum wurde damals von Außerirdischen entführt und dann war sie schwanger“ erklärte Gott mir total überzeugt. Ich würde mir zwar einfach erklären dass seine Mum das eine oder andere One-Night-Stand zuviel hatte und in dem Moment nicht wusste von wem das Kind war…aber jetzt einmal ganz ehrlich, glaubte Timo das wirklich oder verarschte er mich jetzt? „…okay…“ Konnte er eigentlich grinsen oder war er immer so monoton? Ein Seufzen entglitt mir und ein Blick auf meine Uhr erklärte, dass ich noch einige Stunden Zugfahrt vor mir hatte. So langsam wurde meine Tasche unbequem, aber dieses Verkehrsmittel war dermaßen überfüllt das kein einziger Sitzplatz mehr frei war. Womit hatte ich das verdient? Okay gut, ich war von Zuhause abgehauen, aber war das wirklich ein Grund? „Wohin musst du?“ fragte ich Timo, lieber unterhielt ich mich mit ihm als alleine zu verkümmern. Ich war halt ein Mensch der viel Aufmerksamkeit benötigte. Der Größere zuckte mit den Schultern „Ich denke das wird für immer ein Mysterium bleiben…“ Hä? Mein Magen verkrampfte sich zu einem Knäuel. Der Verarschte mich wirklich! So ganz richtig, mit allem drum und dran. Was passierte als nächstes? Er zog sich sein Gesicht ab – da es sich als Maske herausstellte – und plötzlich erschien meine Mutter? „Rauchst du?“ ich blickte Timo nachdenklich an, er wechselte meiner Meinung nach zu schnell die Themen. Besonders wenn es um ihn ging. Gut, er war ja auch ein Marsmännchen mit einem mysteriösen Reiseziel und dem Aussehen eines Übermenschen. „Nein, tue ich nicht!“ hin und wieder schon…aber auch nur hin und wieder. Okay, Lüge! Ich qualmte wie ein Schlund! Fuck! Aber eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen aufzuhören…seit ungefähr einem Jahr. Das Marsmännchen nickte „Aha…“. „…“ war das alles. Ich wurde aus ihm nicht schlau! „In Hannover macht der Zug 15 Minuten Pause…gehen wir dann rauchen…ich gebe dir eine Zigarette aus…“ „Ich habe doch gesagt ich rauche nicht!“ „Gehen wir?“ „…“ der überging mich total! „Ja? Nein? Auf der Toilette eine schnelle Nummer?“ „Nein!“ es war eher ein entsetztes Fiepen welches über meine Lippen drang. „Was? Rauchen nein? Toilette ja?“ „Nein! Doch…NEIN!“ „Toilette?“ „Nein, Rauchen!“ „Wie?“ fragte er und mir war so als hätte ich seine Mundwinkel verdächtig zucken gesehen. Konnte er vielleicht doch lachen? War er doch kein Lebewesen mit einer Gesichtslähmung? „Ich komme mit Rauchen….“ ich ergab mich, denn noch so eine Diskussion würde mein Hirn wahrscheinlich zu Brei verarbeiten. „Das ist aber nett von dir…“ Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich gerade verdammt gut manipuliert hatte! Waren Marsmenschen vielleicht intelligenter als Erdenbewohner? Er schien mir zumindest verdammt überlegen! Oder ich war einfach nur dauerhaft und unheilbar von seinem Aussehen irritiert?! Wir schwiegen uns an, mir waren zwar die Themen nicht ausgegangen und ich hätte Timo gerne alle nur erdenklichen Fragen gestellt, aber was brachte es wenn er mir eh nicht ernsthaft darauf antwortete. Ein komischer Kauz. Und außerdem warum trug er diese scheiß Sonnenbrille?! Wir waren in einem Zug! Hier war keine Sonne! Die war hier drin ausgestorben! Ich wollte schauen ob seine Augen genauso geil waren wie der Rest an ihm. Ob er sein Aussehen wohl eher von seiner Mutter oder seinem Vater hatte? Was das optische betraf kam ich ganz nach meinem Vater. Ich hatte seine straßenköterblonden Haare – die ich mir regelmäßig schwarz färbte, da diese Farbe echt nicht zum Aushalten war - , seine hellen Augen, die Ohren, die gerade Nase und die immer blasse Haut. Sie war jetzt nicht so krass blass, eher Milchkaffeeoptik, allerdings konnte ich auch solange wie ich wollte in der Sonne liegen, das änderte gar nichts. Die Begleiterscheinung bestand höchstens aus einem fetten Sonnenbrand. Ich fand sogar dass es gar nicht so schrecklich aussehen würde, hätte ich die wenigen jedoch entscheidenden Dinge nicht von meiner Mutter vererbt bekommen! Ich hatte eine verdammt zierliche Figur, kleine Hände und volle Lippen! Lieber Gott, WARUM? Es fehlten mir eigentlich nur noch die Brüste und man würde den Unterschied kaum noch bemerken! Nur eine Sache munterte mich auf! Die alten Fotos meines Vaters, damals war er von der Statur nicht sonderlich anders, schon etwas kräftiger aber dennoch – heute war er ein SCHRANK! Und ich war ja noch im Wachstum… »Nächste Halt, Hannover Hauptbahnhof, Ausstieg links. Voraussichtliche Abfahrtszeit vom Bahnsteig 6, 13.36 Uhr« Nehmen mir regte sich etwas in wahnsinniger Geschwindigkeit und Timo stand vor der Tür des Zuges. Gleichzeitig fing er an seine Hüften zu schwingen und mit den Armen komische Bewegungen zu machen: „Schacka Lacka Bum Bah! Schacka Lacka Bum Bah! Schacka Lacka Bum Bah! Schacka Lacka Bum Bah!“* Das war nicht wahr oder? Mein Kopf glitt auf meine Knie und ich hoffte dass ihn niemand sah, beziehungsweise, dass mich niemand mit ihm sah. Eigentlich war es nichts schlimmes, aber ich schämte mich immer so schnell fremd! Das war grauenvoll. Wie konnte man sich so übertrieben aufs Rauchen freuen?! Der Zug hielt und die Türen gingen auf, mit einem Satz war Timo draußen und ich erhob mich von meiner Reisetasche, die ich mit dem Rolli des Größeren dort stehen ließ. Vor dem Zug atmete ich erst einmal tief ein, Bahnhofsluft war zwar nicht unbedingt gesünder, allerdings besser als dieser stickige Geruch im Zug. Bei der Vorstellung da wieder hinein zu müssen schüttelte es mich. Ich wand mich in Timos Richtung und kaum hatte ich ihn ins Visier nehmen können erschien auch schon eine Zigarette vor meiner Nase. „Bitte sehr, mein Lieblingsreisebegleiter“ ertönte seine Stimme und nun sah ich ihn wirklich das erste Mal grinsen. Kein mimiktoter Gott? „Danke!“ rasch griff ich in die Tasche meiner schwarzen Kapuzenjacke und zog ein pinkfarbendes Zippo mit Leopardenmuster hervor. Nein! Das gehörte Henny! Nur ist sie seit zwei Monaten Nichtraucherin und meinte ich sollte das Zippo zerstören sollte sie je wieder eine Zigarette anfassen. Sie liebte dieses übertrieben Mädchenhafte Teil. Also war ich somit der Aufpasser. „Das ist ja mal … äh …schwul?“ „Das gehört meiner besten Freundin“ erklärte ich Timo und zog genüsslich an meiner mittlerweile fröhlich glimmenden Zigarette. Fragt mich nicht was ich so toll am Rauchen fand um dass ich gedanklich das Wort genüsslich verwendete. Es war nämlich eigentlich nicht zu empfehlen! Man konnte krank werden, stank schrecklich nach kaltem Qualm und es kostete viel zu viel! Dennoch, ich mochte es. Ein Gähnen drang zu mir hinüber und ich schmunzelte „Müde?“ Eigentlich hatte ich ja die Hoffnung das Timo die Sonnebrille abnahm um sich über die Augenzufahren oder so, aber nein. Er blieb scheinbar standhaft. Dabei wollte ich doch nur seine Augen sehen. „Was starrst du mich so an?“ fragte der Größere. „Willst du die Sonnenbrille nicht mal abnehmen?“ „Kann ich nicht!“ es klang ziemlich überzeugt. „Warum?“ „Ich bin mit ihr geboren worden, sie ist festgewachsen!“ „…“ warum habe ich eigentlich gefragt? Das war doch so was von klar gewesen dass er mir nicht ordentlich antworten würde. Ich lernte wohl nie dazu. Mit einem Kopfschütteln gab ich auf, rauchte zu Ende und warf die beinah aufgerauchte Zigarette auf die Schienen. Weit und breit war kein Mülleimer zu sehen. „Ich bin auf Klo“ meldete ich mich ab. „Jetzt schon? Wollen wir damit nicht ernst anfangen wenn der Zug weiterfährt, es würde unseren Geräuschspegel etwas dämpfen?!“ „…Timo…“ mein Blick sagtet hoffentlich alles und es schien zu klappen. Der Dunkelhaarige hob entschuldigend seine Hände und ein knappes „Angewohnheit“ drang über seine Lippen. Er folgte mir mit in den Zug, setzte sich dann allerdings auf meine Tasche und ich hatte das Gefühl sein Blick folgte mir bis zur Toilette. Auch wenn ich ihn gar nicht sehen konnte. Ob er wohl wirklich mit mir, wegen ihr wisst schon was, auf Toilette gegangen wäre? Ein Gribbeln überfuhr mich. Schon allein die Vorstellung war durchaus…anregend? Doch die dreckigen Toiletten schreckten mich minimal an. Oder auch die Vorstellung dass er mir total Fremd war. Abgesehen davon war er laut eigener Vorstellung ein Marsmännchen! Hallo? Wer trieb es bitte freiwillig mit einem Marsmännchen?! Am Ende wurde ich noch schwanger und das als Kerl!? Der Rest verlief recht ruhig, wir sprachen nur über belanglose Dinge auf die ich weiterhin keine vernünftigen Antworten erhielt und spielten das „Was für Sehenswürdigkeiten gibt es in der Stadt des jeweiligen Bahnhofs“- Spiel. Ich gewann ganz knapp und mein Ego wurde somit gestärkt. Yeah! »Nächste Halt, Hamburg Hauptbahnhof, Ausstieg rechts. « Mein Kopf ruckte hoch. Ich war schon da? Am Ende war mir gar nicht mehr aufgefallen wie schnell die Zeit vergangen war. Ich stand auf und ebenso auch Timo. Jedoch schien ich hier alleine auszusteigen. „Wann musst du raus?“ irgendwie war es ja fast Schade, denn die Wahrscheinlichkeit dass ich und Timo uns noch einmal wiedersehen würden war viel zu minimal. Vielleicht ein Prozent? Zum Ende hin war er nämlich nicht nu verdammt geil gewesen sondern auch wirklich nett. Keine überflüssigen sexuellen Anspielungen die mich aus der Reserve locken konnten und auch keine Ansprachen über das endlose Weltall und sein Heimatplaneten. Wie konnte jemand mit dem Aussehen nur so einen Schaden haben? „Hab noch ein bisschen vor mir…“ er stand von meiner Tasche auf und ehe ich mich versah hatte er mich gepackt und in eine Umarmung gezogen. Wooooah! Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Puderrot um die Nase löste ich mich von ihm, beziehungsweise hatte es vor, denn ganz ohne Vorwarnung wurde ich von zwei Händen die sich auf meinen Hintern gelegt hatten näher gezogen „Endlich~ die fühlen sich echt so toll an, in dieser engen Jeans, wie sie aussehen“ entrann es scheinbar gurrend dem Größeren. WTF!? „Wir sind hier nicht beim Grabscherkomitee!“ meinte ich nur murrend. Was sollte ich auch anderes sagen. Immerhin war es der erste heiße Kerl in meinem Leben der mir freiwillig am Arsch hing. Dennoch löste ich mich von ihm und warf Timo einen säuerlichen Blick zu „Grabscher!“ Timo lachte -es klang toll wenn er lachte – und ich fand sogar die Grübchen toll die sich neben seinen Mundwinkeln bildete. Das würde mir niemals jemand glauben wenn ich das erzählen würde. NIEMALS! „Ich habe halt einen Hinternfetisch!“ erklärte der Dunkelhaarige und der Zug hielt. Leider. „Na dann…ich wünsch dir was“ Kaum stand ich draußen hörte ich noch einmal Timo nach mir rufen, ich drehte mich um und sah ihn nur noch mit den Worten „Man sieht sich doch immer zweimal im Leben“ hinter der Tür verschwinden und der Zug nahm seine Reise wieder auf. Ob er damit recht hatte? Immer zweimal im Leben? Ich glaubte wie gesagt eher nicht daran den Großen noch einmal vor die Augen zu bekommen, auch wenn es schon irgendwo schön gewesen wäre. Gut, sicher würde ich mich dann von meinem Schock erholt haben und ihm für das betatschen meines Hinters erst einmal eine überziehen. Ich schüttelte meinen Kopf, weniger über das göttliche Marsmännchen nachdenken, mehr über mich und eine Möglichkeit zum Laden meines Onkels zu kommen. Denken Fabi, denken…. …oder erstmal eine Rauchen… ____________________________________________________________________ * Dieses komische was auch immer Sing Sang haben jemand die ich kenne und ich uns nach einer Geburtstagsfeier ausgedacht. Wir hatten fast alle durchgemacht und nur wir beide waren total munter, weil wir mit pure Cofain zugedröhnt waren :D I ♥ Pure Cofain! Kapitel 3: "Ich Fabi, du Onkel" ------------------------------- Ja ich schäme mich dafür das es so lange gedauert hat :/ Aber ich war krank und besaß irgendwie so gar keinen Elan...ich werde versuchen mich zu bessern. Viel Spaß beim Lesen KazuWonderland ________________________________________________ „Ich Fabi du Onkel“ „Nicht Tarzan und Jane“ ____ Um Himmelswillen, warum hat mir keiner gesagt das diese Stadt so riesig war? Nun wurde mir bewusst dass ich definitiv in einer Kleinstadt lebte. Nach zwei einer Stunde Fahrtweg durch die Innenstadt und eine Viertelstunde Fußweg fand ich am Ende sogar das Fotostudie meines Onkels. Vor dem ich jetzt seit einer halben Stunde unschlüssig hin und her lief. Sollte ich es wirklich tun? War es das richtige? Würde er mich wieder wegschicken und sagen ich solle mich zu meiner Familie verziehen? Die schlimmsten Horrorszenarien spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Zögernd drehte ich ab und lief zu dem McDonalds auf der anderen Straßenseite hinüber. Es war gut, dass der Laden von Mikey sehr Zentral gelegen war. Man hatte hier wirklich alles. Auch wenn nicht alle Läden von meinem Herzen begehrt wurden. C&A, schon bei dem Gedanken stellten sich meine Fußnägel auf und machten einen unangenehme Salto. Ich öffnete die Tür zu McDonalds – eine der beliebtesten Fast Food Ketten der Welt – und zog erst einmal den köstlichen Duft eines frisch aufgebrühten Kaffees, vermengt mit Bratenfett und Vanilleeis durch die Nase ein. Mhhh~ Ich lief ohne weitere Gedankengänge auf die Schlange hinter dem Tresen des Coffeeshopbereichs zu und stellte mich an. Mein Blick glitt durch die Menge an Leuten hier und irgendwie hatte ich ein Fünkchen Hoffnung dass irgendwo hier zwischen mein Onkel sitzen könnte. Es wäre schon praktisch gewesen, dann hätte er wenigstens kein Heimvorteil oder könnte mir vorwerfen ich würde ihn auf der Arbeit belästigen. Verdammt aber auch, warum konnte ich nicht wissen was mein Onkel für ein Mensch war? Ich hätte ja schlecht meinen Elter fragen können, von wegen: „Mum, Dad! Ich habe vor nach Hamburg zu meinem schwulen Onkel – ja deinen Bruder Mikey, lieber Vater – abzuhauen, da ich mit euch nicht mehr klarkomme! Könnt ihr mir vielleicht Tipps geben wie ich sein onkelhaftes Herz gewinnen kann? Wäre echt nett und super reizend von euch“ Standgerechtes Erschießen war das Einzige was mir daraufhin einfiel! „Junger Mann sie sind dran!“ jemand tippte mir auf die Schulter, ich zuckte zusammen und warf einen verwunderten Blick über die Schuler, war ich wirklich so sehr in Gedanken versunken gewesen? Der Mann hinter mir ließ mich für kurze Zeit den Glauben an die Durchschnittlichkeit der Menschheit verlieren, er war verdammt hübsch. Sein Gesicht war ebenmäßig, er hatte eine gerade Nase, große haselnussbraune Augen mit vollen Wimpern und sein Gesicht wurde von einer tiefbraunen Mähne umrahmt. Trotz seinen, mit Sicherheit, nicht mehr jungendlichen Alter schien er nicht einmal den Ansatz eines Bartwuchses zu haben. Mein Blick wanderte tiefer. Er war höchstens etwas über 1.70 cm, sehr schlank und schmal gebaut. Zumal sein Lächeln einfach umwerfend war. Aber wenn mich nicht alles täuschte – ich warf einen Seitenblick auf eine seiner Hände – trug er einen Ehering. Einen Mann an einer Seite hätte ich mir viel besser vorstellen können. „T-Tut mir Leid“ stammelte ich und drehte mich schnell zu der Bedienung um meinen Haselnut Coffee zu bestellten. Ich machte mich nach meiner Bestellung auf die Suche nach einem freien Tisch. Ich würde jetzt noch eine Viertelstunde warten und danach diesen Laden meines Onkels räumen! Genau! Wenn ich es noch länger hinaufschob würde der Laden noch schließen. „Kann ich mich zu dir setzten? Der Rest ist alles voll“ ich erkannte die Stimme sofort, sie war sanft, höflich und durchaus sympathisch – der junge Mann von gerade eben aus der Warteschlange. Ich nickte nur „Ja klar…ähm…“ lieber den Mund halten bevor ich weiter Schwachsinn von mir gab! „Du kommst nicht von hier oder?“ fragte mich der Braunhaarige und ich blickte überrascht auf. Ich hatte nicht damit gerechnet dass er ein Gespräch mit mir führen wollte. Um es zuzugeben, ich war sogar mehr als nur ein bisschen Überrascht! Ich schüttelte den Kopf „Nein, ich will einen Onkel von mir besuchen…“ „Oh, das klingt ja nett. Da wird er sich sicherlich freuen!“ wie überzeugt das von meinem Gegenüber kam. „Ist das natürlich das sich Onkels über Besuche freuen?“ „Ach Quatsch! Das trifft ja nicht auf jeden zu, aber wie kann man sich nicht freuen, wenn man so einen putzigen Neffen hat!“ „Ich bin gar nicht putzig!“ protestierte ich nun laut! Wie hörte sich das denn an, man benutzte doch bitte nicht das Wort „Putzig“ in Verbindung mit einem mittlerweile 16 Jährigen! Das war ein Adjektiv für Kindergartenkinder oder kleinen Grundschülerinnen in Rüschenoutfits! ABER nicht für mich! Ich nippte frustriert an meinem Kaffee. Vielleicht lag es ja wirklich an meinem irgendwie leicht femininen Aussehen das mich kein Mädchen wollte und ich nun vor dem Entschluss stand das Männer ja auch nicht sooooo schlecht waren. Sogar eventuell sogar ein ganz kleines bisschen besser. Ich seufzte aus tiefer Kehle als ich an die Jungen in meiner Klasse denken musste, wie sie sich nach dem Sportunterricht ihre verschwitzten Shirts vom Leib rissen. … Na ja vielleicht sollte ich versuchen mich nicht gerade auf solche Dinge zu Konzentrieren! „Ach, ich find du bist niedlich“ er lachte und erst jetzt fiel mir auf das er sich etwas heiser anhörte. „Mh, wenn du meinst, dann drück mir die Daumen das mein Onkel auch so denkt!“ „Warum sollte er nicht so denken?“ „Weil er nicht weiß das ich komme!“ „Oh… Na ja das ist schlecht, aber vielleicht sieht er es ja als eine Art Überraschungsbesuch!“ „Neeeeeeee, das würde nämlich ungefähr so klingen: Hey Onkel, du hast mich zwar das letzte Mal zu meiner Einschulung gesehen, aber hier bin ich!“ „Ähhhm…das ist dann zumindest eine gelungene Überraschung“ versuchte der Mann vor mir mich aufzumuntern. Nur funktionierte es nicht wirklich. Dennoch war er ziemlich nett. Seine Frau konnte sich sicherlich verdammt glücklich schätzen! Ein Seufzen drang über meine Lippen und mein Blick glitt aus dem Fenster geradewegs zum Fotostudio. Bald war es soweit, länger konnte ich mich sicherlich nicht mehr drücken. „Hast du denn überhaupt einen Schlafplatz wenn dein Onkel dich abweist?“ Ich schaute überrascht zu dem jungen Mann vor mir, zuckte nur hilflos mit den Schultern. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ob ein Minderjähriger einfach ein Hotelzimmer mieten konnte – sicherlich oder? Denn die Chance heute noch einen Zug zurück zubekommen war sicherlich nicht hoch. Ich hätte die ganze Sache vielleicht doch Durchplanen sollen. „Ne…nicht wirklich!“ „Willst du denn heute schon auf deinen Onkel treffen? Du scheinst ziemlich nervös?“ Er hatte den Punkt genau getroffen „Na ja, ein bisschen Schiss habe ich schon…“ „Dann bleibe doch noch eine Nacht bei mir, wir haben zuhause ein Gästezimmer!“ „W-Wie bitte?“ ich blickte den Mann überrascht und entsetzt zugleich an. War er die Art von Mensch die man „Gutmensch“ schimpfte oder war er einfach nur ein Typ der auf kleine Jungs stand? Hatte ich mich wohl von seinem netten und äußerst hübschen Äußeren täuschen lassen? Ich presste meine Lippen aufeinander und musterte ihn von oben bis unten erneut. Meine Eltern hatten mir immer beigebracht nie mit Fremden mitzugehen und schon gar nicht in dessen Wohnungen! Doch mein Gegenüber lachte nur und reichte mir die Hand. „Ich bin übrigens Jake! Und keine Angst, ich will dir nichts antun, ich will nur nicht dass sich ein kleiner Junge spät am Abend noch auf der Straße herumtreibt. So sicher ist Hamburg nun auch nicht“ Trotzdem war ich weiterhin skeptisch, hob nur meine Hand und ergriff die von Jake „Fabian“. Der Braunhaarige nickte „Dann ist es geklärt ich fahre dich auch morgen gerne zu deinem Onkel!“ „Danke…“ „Kein Ding, ich hätte es sonst wahrscheinlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können dich hier allein in einer fremden Stadt umherirren zu lassen“ Ich war immer noch unsicher, man würde nicht einmal meine Leiche finden, niemand wusste dass ich hier war. Doch er wirkte wirklich nett. Irgendwie. Aber wie sagte man so schön, wer nichts wagt der nichts gewinnt? Außerdem sollte das hier nicht immerhin ein Abenteuer werden? Ich zuckte zusammen als Jake aufstand. „Dann müssen wir uns jetzt aber auf den Weg machen“ ein freundliches Lächeln „Ich muss noch das Abendessen machen!“ wie automatisch stand ich ebenfalls auf, nickte rasch und folgte Jake aus dem McDonalds. Normal war das für mich nicht, ich ging eigentlich nie mit Fremden mit! Obwohl, von guter Erziehung konnte man ja auch nicht wirklich reden wenn ich mich einfach so aus dem Staub machte ohne jemanden Bescheid zu geben. Auch wenn es durch und durch gerecht war! Meine Eltern sollten meinetwegen vor Sorge eingehen! Nun ja, irgendwie bezweifelte ich ja eh das sie sich überhaupt Sorgen machten… „Wohnst du weit von hier weg?“ ich duzte ihn jetzt einfach mal. Ein schwaches Kopfschütteln „Nein, nur zwei Straßen weiter!“ „Wohnst du hier schon lang?“ „In Hamburg? Ja. In dieser Wohnung noch nicht so lang, ich bin kurz vor meiner Hochzeit in diese Wohnung gezogen!“ er lachte leise. Scheinbar über die Erinnerungen oder ähnliches. „Mh…deine Frau ist sicherlich total hübsch!“ entfuhr es mir und Jake blieb stehen schaute mich überrascht an. „Wie kommst du denn darauf?“ „Na ja, du bist ja nicht wirklich hässlich, ganz im Gegenteil und ich denke mir immer das hübsche Menschen auch hübsche Lebenspartner haben!“ „Achso…ähm….ja ich finde meinen Lebenspartner hübsch…sehr sogar!“ Den Rest des Weges schwiegen wir. Ich wusste nicht warum aber ich hatte das Gefühl das irgendetwas Jake bedrückte. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Um Himmelswillen, war er vielleicht verwitwet? War ja alles möglich heutzutage! „Woooah! Das sieht ja toll aus!“ ich musterte die große Wohnung von oben bis unten. Sie war wunderschön möbliert, war geräumig und besaß große Fenster durch die eine Menge Licht in die Wohnung drang. SO will ich später auch einmal Leben! „Schön wenn es dir gefällt! Ich zeig dir das Gästezimmer“ er klang wirklich erfreut über meine Begeisterung. Ich folgte im mit meiner Reisetasche nur um kurz darauf wieder ins Staunen überzugehen. Verdammt! Ich dachte schon immer unsere Gästezimmer wären groß aber diesen waren auch noch liebevoll eingerichtet, nicht so karg wie bei uns Daheim! Ich war einfach hin und weg! Ich stellte die Tasche neben dem Bett ab, drehte mich ein paar Mal um mir wirklich alles ansehen zu können. Jake schritt bereits durch den Raum zum Fenster, öffnete es „Du kannst ja mit in die Küche kommen Fabi – darf ich dich so nennen? – ich dachte ich mache einfach einen Kartoffelauflauf, den isst ja eigentlich jeder oder?“ Ich nickte eifrig „Jop, Auflauf klingt klasse!“ Jake kam mir eher vor wie eine Mum als wie der Ehemann von irgendeiner Tussi!“ Das Kochen hatte wirklich Spaß gemacht und ich war mir zumindest jetzt sicher, nicht bei irgendeinem Kinderschänder zu sein. Er war einfach viel zu gutmütig! Den Tisch hatte ich schon gedeckt. Für Jake, seine Frau und mich. Kinder hatte sie allem Anschein nach nicht. Nur ein Problem hatte ich definitiv. Beim vorbeigehen in Richtung Küche hatte er alle Fotos an denen wir vorbeikamen umgekippt so das ich sie nicht sehen konnte. Warum nur? Man sah sogar das neben dem Fenster eines gehangen hatte – nun stand es am Boden. Musste ich mir sorgen machen? War seine Frau vielleicht entstellt? Oder war er mit einer bekannten Terroristin zusammen – nein, ich hörte nie etwas von weiblichen Terroristen. Aber was war dann der Grund? Ein leichtes Räuspern holte mich aus meinen Gedanken. „Fabi…es gibt da eine Sache die ich dir vielleicht noch sagen sollte. Ich will nicht das du panisch die Wohnung verlässt….“ Jake schaute wirklich bedrückt. „Was denn?“ „…“ „Komm schon, so schlimm kann es doch gar nicht sein! Deine Frau kann ja wohl kaum so schlimm sein das ich schreiend davon renne!“ ich lächelte etwas schief, denn so überzeugt war ich von meinen Worten nicht. Warum machte mein Gegenüber so ein Geheimnis um seine Frau? Er schien sich nämlich wirklich ziemliche Sorgen zu machen wie ich auf sie reagieren würde. „Dir will hier niemand etwas schlimmes ja?“ fragte Jake zögernd. „Okay…?“ „Als die Sache ist ja gerade das Wort ‚Frau’“ „…“ nun war ich wirklich verwirrt. „Ich lebe mit einem Mann zusammen….“ „…wie eine WG sah das hier gar nicht aus!“ „Na ja, das ist es ja auch nicht. Ich bin mit einem Mann zusammen…“ „…“ „Fabian?“ „…“ „Ähm…“ Es machte Klick bei mir „Oh…DAS meinst du!“ Sicherlich schaute ich den Braunhaarigen momentan wie ein Auto an. Wer hätte denn bitte schön DAMIT gerechnet? Also ich nicht. Aber warte mal. Er hieß Jake, er lebte in Hamburg und das mit einem MANN?! In meinem Gedächtnis blitzte das Bild meiner Einschulungskarte wieder ein. Jake?! Neeeeee ne ne ne ne ne ne! Das war purer Zufall! Wie hoch war denn bitte schön die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann meines Onkels mich in dem McDonalds gegenüber dem Fotostudio anquatschte und mir ein Schlafplatz anbot!? Viel zu gering! …Oder? Sollte ich in Panik geraten und wie ein Irrer schreiend durch die Wohnung rennen? Ganz ruhig Fabian! Alles wird gut! Mach dir nur nicht zu viele Gedanken! „Ähm…damit kann ich leben…denke ich…“ Jake schien erleichtert „Das ist gut.“ „Ich werde damit umgehen können…hast du daher alle Bilder umgekippt?“ „Du hast das bemerkt…wie peinlich…“ „Na das war schon ziemlich Offensichtlich…“ „Ich wollte dich nicht gleich verschrecken, nicht alle Jungen in deinem Alter gehen so erwachsen damit um…“ „Ach, ich habe nichts gegen Schwule!“ Jake lächelte glücklich und warf einen Blick auf die Uhr „Wo bleibt der Idiot nur wieder!“ Ich lachte heiter und Jake schaute mich verwirrt an. Er war wirklich wie eine Mum, aber das sollte ich vielleicht lieber für mich behalten. Eventuell wäre das Gesünder für mich. Man wusste ja nie. Ich fand es immerhin auch nicht erheitern mit einem Mädchen verglichen zu werden und bis jetzt hatte jeder das auch nur einmal in seinem Leben getan! Da konnte ich wirklich komplett rot sehen! Man hörte wie das Türschloss herumgedreht wurde und mein Herz rutschte mir gewaltig in die Hose. „Mikey!“ jubelte Jake und ich fühlte mein Herz nun abwärts Richtung Socken gleiten. Also noch einmal von vorn! Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit dass ein gewisser Jake in Hamburg wohnte, mit einem Mann zusammenlebte und dieser auch noch Mikey hieß? Eigentlich standen meine Chancen, dass es nicht mein Onkel war, recht gut oder? Ich wurde immer kleiner auf meinem Küchenstuhl und meine Finger klammerten sich in die Kanten der Sitzfläche. Oh verdammte Scheiße überbacken mit Käse auf Toast!* Ich hörte Geräusche die sich ganz stark nach wildem Geknutschte anhörten und ein leichter Rotschimmer legte sich auf mein Gesicht. Das war doch alles nicht war. „Ich habe gekocht!“ vernahm ich Jakes Stimme. „Mh, aber ich hätte den Nachtisch gerade viel lieber!“ der Fremde. „Nein! Nicht jetzt!“ „Warum denn? Ich finde wir haben der Dusche schon lange keinen Besuch mehr abgestattet oder wollen wir zurück ins Auto gehen?“ „Mikey!“ Jake hörte sich irgendwie verzweifelt an. „Ich weiß doch dass du es magst! Besonders hi-„ „Schluss jetzt! Wir haben Besuch!“ Stille… „Wie wir haben Besuch? Ich will Sex! Schmeiß den Besuch gefälligst raus!“ „Nein! Er schläft heute hier!“ Ich vernahm ein unzufriedenes Knurren, es war durchaus männlich und irgendwie puzzelte sich in meinem Kopf gerade das Bild eines stattlichen Hünen zusammen. Ich bekam es ganz diskret mit der Angst zu tun. Rasche Schritte näherten sich der Küche und ich musste mich zusammenreißen nicht die Flucht unter den Küchentisch zu ergreifen. Jedoch was ich dort sah war zwar mehr als nur attraktiv und schien optisch gerade zu für Jake gemacht zu sein, nur war der düstere Blick geradezu furchteinflößend. Zögernd hob ich die Hand „H-Hi?“ Ich begutachtete den Mann der am Türrahmen der Küche stand und mich fixierte. Er war ziemlich groß, strohblond, hatte markante Gesichtszüge und sehr helle blaue Augen. Er hatte einen sportlichen Körperbau –zumindest das was ich durch das weiße Hemd schätzten konnte – breite Schultern und endlos lange Beine. Er war vielleicht kein Hüne, aber verdammt nah dran. Ach ja und es war definitiv mein Onkel! Mein Onkel fuhr sich durchs Haar und ich erkannte wie Jake nun ebenfalls die Küche betrat und zurück zum Tisch lief, begann den Auflauf auf die drei Teller aufzuteilen. „Jake, musst du immer alles mitnehmen was du auf der Straße findest?“ „Ich habe ihn nicht auf der Straße gefunden sondern bei McDonalds und ‚es’ hat auch einen Namen – Fabian!“ „Trotzdem hast du ihn mitgenommen!“ „Er wusste nicht wo er schlafen sollte!“ Jake warf seinem Mann einen drohenden Blick zu. „Trotzdem!“ „Benehme dich nicht so kindisch!“ Scheinbar gab Mikey sich geschlagen oder sah einfach ein das Jake die Hosen anhatte. Er nahm auf dem leeren Stuhl platz und griff nach seinem Teller. Sein Blick glitt immer wieder zu mir. Hoffentlich erkannte er mich nicht! Ich nahm einen Schluck von dem Wasser das Jake auf den Tisch gestellt hatte. Ich wollte einfach nicht von ihm erkannt werden, denn das ich gerade in seiner Wohnung saß war einfach ein zu großer Zufall. Sonst dachte er noch es war geplant von mir oder so. „Sag mal Junge, kennen wir uns irgendwo her?“ natürlich verschluckte ich mich prompt! „Mikey!“ fauchte Jake „Du tötest den Jungen!“ der Braunhaarige lief zu mir herum und klopfte mir behutsam auf den Rücken „Atmen hörst du!“ Ich nickte angestrengt. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet! „Außerdem Mikey wie kommst du auf so einen Schwachsinn? Fabi kommt gar nicht von hier!“ „Ach nein?! Na ja, er hatte die gleiche komische Nase wie mein Bruder! Solche Nasen sind selten! Sehen aus wie kleine Schweinchen!“ „SCHWEINCHEN!?“ entfuhr es mir entrüstet „Das ist eine Stupsnase! Keine Schweinchennase!“ Mikey lachte nur als Antwort! „Arsch!“ ich war leicht hysterisch. Er lachte nur weiter! „DU!“ ich griff nach meinem Glas und schüttete ihm das Wasser ins Gesicht. Ha! Sein Blick wurde ungläubig, Mikey sprang auf und packte mich an der Hüfte, warf mich über seine Schulter. „So jetzt wanderst du über den Balkon!“ „LASS MICH RUNTER!“ „Manieren bring ich dir bei!“ „JAAAAAAAAAKE!“ „DU wirst schon sehen!!!“ Ein lauter Knall ertönte. Mikey drehte sich zur Küchentür herum und ich versuchte über seine Schulter zu schauen und mich gleichzeitig irgendwo an ihm festzukrallen. Jake stand vor der Küche, hatte scheinbar die Küchentür zugeknallt um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sein Blick versprach nichts Gutes! „Jetzt reicht es mir mit euch Beiden! Sofort an den Tisch mit euch!“ „A-Aber!“ „MIKEY!“ Der Blonde ließ mich hinunter und ich konnte nicht anders als ziemlich breit zu grinsen. Höhöhö. Ich hatte wohl irgendwie den Kinderbonus, beziehungsweise ich hatte die Klappe gehalten! Nun saßen wir schon 15 Minuten lang still beim Essen, Mikey und ich schaute uns immer noch an. Keiner traute sich etwas zu sagen, wahrscheinlich hätte Jake uns gleich wieder zur Sau gemacht. „Also Fabi, wie kamst du auf die Idee deinen Onkel zu besuchen?“ Jake unterbrach die Stille. „A-Also…ich habe meinen Onkel halt lange nicht mehr gesehen…“ „Und warum?“ „Ich glaube…also ich vermute weil er nichts mehr mit meinem Vater zu tun hat…“ „Oh…das ist aber schade. Wann hast du ihn denn das letzte Mal gesehen, weißt du überhaupt nicht wie er aussieht?!“ Ich nickte. Mir war diese Ausfragerei ziemlich unangenehm und ich begann erneut im Stuhl zu schrumpfen. Wie sollte ich denn bitte auf die Fragen antworten, wenn ich mich nicht verraten wollte? Das war doch beinah unmöglich oder?! Ich schob mir ein Stück des Einlaufs in den Mund, so machte mein Vater es immer wenn er keine Lust hatte mit uns zu reden, er aß einfach etwas, denn mit vollem Mund sprach man ja angeblich nicht. Etikette und so weiter. Aber Jakes Fürsorge war gerade wirklich etwas einengend! „Weist du schon wo du ihn findest?“ „Ja, ich weiß wo er arbeitet…“ „Und wo, ich fahre dich gerne morgen hin, wie vorhin schon angeboten!“ „Er arbeitet in der Nähe von McDonalds…hat dort ein Geschäft…“ „Echt?! Welches denn?“ „…“ das war einfach zu viele Fragen mit offensichtlichen Antworten. „Fabi?“ „Er ist Fotograph…“ Es war für einen Moment still am Tisch, Mikey blickte mich nachdenklich an und auch Jake schien zu überlegen. Mein einziges Glück war, dass es sicher viele Fotostudios in der Nähe gab. Hoffentlich, obwohl bei meinem Glück derzeitig. „Jake, der Kleine lügt dir gerade die Hucke voll!“ mischte sich nun der Blonde ein. „Mikey! Fabi, aber es gibt in der Nähe von McDonalds keine weiteren Fotostudios, nur das von Mikey…“ Ich nicke schwach. Mein Glück stand mir also immer noch nicht bei!!! „Wie?“ Jake schien verwirrt „Dann hast du mich doch belogen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Aber Fabi…Mikey ist der einzige Fotogra-„ Bitte, bitte, bitte nicht. „A-Aber!“ Ich hob die Hand und deutete auf Mikey „Das da ist mein Onkel“. Erneut traf Stille ein und Jake verlor jede Standhaftigkeit aus seinem Gesicht. Ja, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ich auch nicht, zumindest nicht damit das mich der Freund meines Onkels ansprach und mit zu sich nahm. Wer um Himmelswillen rechnete schon damit?! Das war alles leicht verkorkst! Mikey durchbrach als erstes die Ruhe: „Du bist DER Fabian? Fabian Witney?“ „Ja…“ oh Gott, ich hatte sogar leichte Angst. „…Oh man…also damit hatte ich jetzt nicht gerechnet…nicht Nase war zwar schon komisch…aber dennoch…“ Der sollte aufhören meine Nase zu mobben!!! „Und du bist dir sicher das ich dein Onkel bin? Also das du ein Witney bist?“ „Ne ich bin Jane und du bist Tarzan!“ knurrte ich leicht, worauf der Blonde nur begann brüllend zu lachen. Was hatte ich denn jetzt verpasst? Aber immerhin lebte ich noch… Kapitel 4: "Kinderarbeit - Akzeptiert!" --------------------------------------- ~.~.~.~.~.~.~ Nervös zog ich an meiner Zigarette und musterte den großen blonden Mann vor mir. Sein kritischer Blick ließ all seine Gedanken nicht nur erahnen – er schrie sie mir regelrecht entgegen: • Was zum Teufel macht er hier? • Ich mag keine pubertierenden Kinder! • Ist er nicht ein wenig zu klein für sein Alter? • Die Nase ist wirklich wie die von meinem Bruder – der Arme! • Sollte ich vielleicht bei meinen Bruder anrufen? • Mein Bruder muss ja unter Drogen gestanden haben um seinen Sohn freiwillig zu mir zu lassen! • Ne lieber nicht, ich habe kein Bock mit dem zu telefonieren! • Um Himmelswillen! Schminkt der Bengel sich sogar? Um seinen letzten Gedankengang zu unterstreichen hob er skeptisch eine Augenbraue und beugte sich leicht vor. Am liebsten hätte ich ihm deftig in die Magengrube getreten! Er musterte mich, als wäre ich ein wanderndes Zirkusäffchen welches tanzen, klatschen, jonglieren, singen und auf und ab hüpfen zur selben Zeit kann! Irgendwie war ich sogar ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir meinen Onkel immer anders vorgestellt. Klar hatte ich Fotos gesehen, allerdings hatte ich ihn mir immer nett vorgestellt und nicht so…wie sagte ich das am besten: Grimmig? Dafür war jedoch sein Mann, Jake, spitzte! Er war hübsch, freundlich, hilfsbereit und konnte kochen! Ein Traum! Viel zu schade für meinen Onkel. Ich blies den Rauch aus meinen Lungen zurück ans Tageslicht und zog nun ebenfalls eine Augenbraue in die Höhe, blickte Mikey herausfordernd an „Habe ich einen Pickel im Gesicht oder hast du noch nie einen Jugendlichen gesehen?“ Mikey verzog seine Lippen zu einem spöttischem Grinsen, stellte sich wieder aufrecht hin „Ich wollte mich nur selbst davon überzeugen, dass es wirklich Jungen gibt die sich schminken…“ „Tja - Palim Palim – da hast du dein erstes lebendiges Ausstellungsstück!“ „Hör auf zu Qualmen, das ist eklig!“ wechselte mein Onkel einfach das Thema, Ich beschmunzelte seine Aufforderung „Nö“ „Also ein aufmüpfiger Teenager!“ „Nur für dich!“ „Unter einem freundlichen Geschenk hatte ich mir all die Jahre etwas anderes vorgestellt…“ „Es trifft einem immer anders als man denkt~“ „Und du willst hier bleiben über die Ferien?“ schon wieder ein Themawechsel. War das sein Hobby? „Würde ich gerne – ja“ „Und du glaubst das erlaube ich dir einfach so?“ „Ich bin dein Neffe, du kannst mich ja nicht einfach auf die Straße setzten!“ konnte er doch nicht einfach oder? Es gab doch auch bei ihm so etwas wie familiäre Gefühle!? „Hast du recht. Jake würde mich nicht mehr ranlassen, sollte ich dich einfach vor die Tür setzten…“ er hörte sich darüber ehrlich verärgert an. Aber wenn ich überlegte, dass er seinem Mann schon an die Wäsche wollte kaum war Mikey durch die Wohnungstür. Vielleicht war mein Onkel ja minimal Sexbesessen? Na toll. „Da siehst du es…du musste mich hier behalten!“ „Müssen tue ich gar nichts, ich kann dich auch zum Bahnhof fahren und ich in den nächsten Zug nachhause werfen!“ also keine familiäre Liebe? „Aber du hast Glück! Mein Auszubildender ist bis Ende der Woche im Urlaub und meine Angestellte und ich sind durch viele Aufträge…ähm…leicht überfordert…solange du dort einspringst kannst du hier wohnen! Danach sehen wir weiter!“ Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse „Kinderarbeit!“ „Du wirst bezahlt…“ „Wie viel?“ „Eine Woche 30 Euro“ „Kinderarbeit!“ „Du musst nur Kaffeekochen, freundlich lächeln und eventuell was aufräumen! Glaubst du da schiebe ich dir das große Geld in deinen kleinen Arsch?“ „Kinderarbeit!“ „40 Euro!“ „Kiiiiinderarbeit! 50 Euro!“ „Ich kann dich auch in den nächsten Zug werfen!“ „Ach, 40 Euro klingt echt gut!“ Wir schlugen ein. Ich drückte meine Zigarette in der Tasse aus, die mir Jake mit Wasser gefüllt, als provisorischen Aschenbecher gegeben hatte und wand mich zur Balkontür um. „Gut, dass wir ins Geschäft gekommen sind!“ meinte ich rasch und betrat die Wohnung aus der es mittlerweile angenehm nach Kaffee roch. Ich liebte es hier jetzt schon! Ein Seitenblick auf meinen Onkel verriet mir dass er mich beobachtete, wahrscheinlich glaubte er es immer noch nicht so recht, aber ich hatte ihm vorhin bereits meinen Ausweis gezeigt. Jetzt konnte er sich immerhin nicht mehr irgendwelchen paranoiden Geschichten ausdenken. Er hatte mir versucht ernsthaft zu unterstellen aus einer Klapse ausgebrochen zu sein. Ich würde ihn nun manipulieren wollen um an sein Studio zu kommen – da war ja sogar ich kreativer! Schnell war die Quelle des angenehmen Kaffeegeruchs ausfindig gemacht. Eine volle Kanne des frisch durchgelaufenen Getränkes. Ich war im Himmel. „Jake! Lass dich doch bitte scheiden! Ich will dich heiraten!“ rief ich laut aus, warf die Arme in die Luft. Der Braunhaarige wand sich lächelnd zu mir um, goss bereits die erste Tasse voll „Es tut mir wirklich leid Fabi, aber ich glaube dein Onkel wäre damit nicht ganz einverstanden – aber wenn du etwas älter bist können wir das gerne noch einmal ausdiskutieren~“ Höhöhö! Tja Mikey! Ich würde wohl sagen: Arschkarte! Grinsend nahm ich Jake die Tasse ab, setzte mich an den Küchentisch. „Und was macht ihr heute noch so?“ „Mh…ich denke mal du wirst mit Mikey in den Laden gehen oder?“ „Heute schon?“ adieu schöne Vorstellung eines Stadtrundgangs! „Sieht so aus!“ brummte Mikey dazwischen. Warum hatte dieser Mann nur so schlechte Laune? Das war doch unnormal. „Okay…“ „Obwohl… Fabi! Du machst dich fertig, schaust dir bis Mittag die Innenstadt an und dann treffen wir uns gegen 13 Uhr am Studio! Ich bringe was vom Chinesen mit!“ mein Onkel schien seine Idee klasse zu finden und ich ausnahmsweise auch. „Gebongt!“ ich trank meinen Kaffee mit einem Schluck aus und sprang vom Stuhl „Ich mache mich fertig!“ Das Zimmer welches mir Jake gestern gezeigt hatte war nun meines. So sah es auch schon aus. Von der Ordnung die ich zuhause hielt war nichts mehr zu sehen. Überall lagen meine Sachen verstreut – aber ich fühlte mich wohl! Ich hatte mich bereits aus der Dusche gezwungen und hüpfte im Takt der Musik, die aus der Anlage auf dem Fensterbrett kam, mit. Ich griff nach ein paar Sachen die verstreut am Boden lagen, zog sie mir über. Eine graue Röhrenjeans, ein weißes Bandshirt von B.I.T.S und darüber eine schwarze Kapuzenjacke. Während ich meinen Kopf im Takt der Musik hin und her warf um mein leicht feuchtes Haar in Form zu bekommen klopfte jemand an der Tür. Ich stoppte. Hatte ich es mir eingebildet? Nein. Wieder ein Klopfen. Woah! Das war ich von zuhause überhaupt nicht gewohnt. Da kamen meine Eltern einfach rein. Was nun? Muss ich etwas sagen? Also einfach mal wie in den Filmen: „Herein!“ Die Tür zu meinem Zimmer wurde geöffnet und Jake trat herein, überrascht schaute er sich um. Nun gut, wahrscheinlich hätte er nicht vermutet dass ich dieses Zimmer so schnell verschmutzen konnte. Falsch gedacht! Er schloss die Tür hinter sich und lächelte mich an. „Hey…“ „…öhm…hey….“ Ich war leicht verwirrt. „Weist du… vielleicht kommt das nicht so rüber aber Mikey freut sich darüber dass du hier bist…“ „Ja und im dem Himmel scheint Gott eine Sonne aus dem Arsch!“ ich verdrehte die Augen und verfrachtete meinen Hintern auf mein Bett. Jake seufzte „Nein, glaub mir. Er ist einfach nur nicht…sagen wir ausgelastet, das legt sich sicherlich bald wieder okay?“ Er schien es wirklich ernst zu meinen. Ich zuckte mit meinen Schultern und gab mich geschlagen „Okay und deshalb bist du jetzt hier?“ Irgendwie wollte ich Jake das Ganze nicht wirklich abkaufen und ich sollte recht behalten. Er begann nämlich zu grinsen. Hatte er jemals so berechnend gegrinst seit dem ich ihn kennengelernt hatte, auch wenn es nur zwei Tage waren die ich ihn kannte? Neeeeein sicherlich nicht! „Weist du…“ Nein, ich wollte es wahrscheinlich auch gar nicht wissen. „Ich wollte dir nur einen kleinen Rat geben…wenn der Azubi von Mikey wieder aus dem Urlaub kommt, dann solltest du diese viel zu engen Jeans eventuell weglassen“ er legte mir etwas auf die Kommode, das ich als Schlüssel identifizieren konnte, und verlies den Raum. WTF? Was sollte das denn heißen? Meine Jeanshosen waren nicht zu eng! Das musste so sein! Und was hatte Mikeys Azubi damit zu tun? War das vielleicht irgendeine Tusse die jedem männlichen Kerl mit Röhrenjeans hinterher stieg? So etwas sollte es ja geben. Na toll. Wo war der nächste Strick –auch wenn es immer noch besser als zuhause war. Definitiv! Ich hatte die Beiden also zuhause zurückgelassen und hatte Freigang – kam mir beinah vor wie irgendein Haustier. Nur halt, dass ich mit mir alleine Gassi ging! War ja auch irgendwo genauso süß wie diese Puppies! Die Stadt war eigentlich ganz schön, auch wenn es mir alles irgendwie viel viel zu groß war! Mein größtes Interesse hatte ein Laden in der Innenstadt geweckt „Colors!“. Der war zwar nicht so gut wie EMP, aber ich würde wohl eine Zeitlang damit auskommen können. Zumindest über die Ferien über. Es war eh ziemlich komisch, dass sich meine Eltern noch nicht einmal annähernd bei mir gemeldet hatten. Auch keine Polizisten die mich nachhause schleppen wollten. Nicht mal ein tränengetränkter Hilferuf im Fernseher! Ich machte sogar hin und wieder mein Handy an um zu sehen ob ich einen entgangenen Anruf hatte – aber nichts! Gar nichts! Störte es sie nicht einmal? Ich war jetzt zwei Tage weg! ZWEI! Gefühlskalte Rabeneltern. Wenigstens von meiner Mum hätte ich etwas mehr Tatendrang erwartet! Aber nein! Wahrscheinlich war ich jetzt eh der schwule abtrünnige Sohn! Ich konnte mir sogar gut vorstellen, dass sie nun wilde Partys feierten! Ganz nach dem Motto: „Schwuler Sohn auf und davon!“. „Man, pass’ doch mal auf“ motzte ich los, wand mich wütend an den Störenfried und fiel beinah in eine rasche Ohnmacht, Verdammt! Wohnte ich im falschen Bundesland? Zuhause waren nur sehr selten echt heiße Kerle zu sehen und hier lief mir schon der Zweite über den Weg! Der Typ war groß, schlank, hatte blondes Haar und wahnsinnige blaue Augen. Kann es Liebe sein? Nein, eher meine Hormone! „Hi…“ kam es eher dümmlich von mir und wahrscheinlich würde ich noch jeden Moment beginnen zu sabbern, wie peinlich. Ich hob die Hand zum Gruß und klebte gerade zu an den Lippen des Blonden. Sie waren perfekt geformt! „…ähm…hi“ kam es von dem Fremden zurück und ich wollte mich gleich erneut schlagen, gleich würde er auf Grund von erheblicher Skepsis mir gegenüber die Flucht ergreifen und ich hätte meine Chance vertan. Gut, wahrscheinlich fragt ihr euch genauso sehr wie ich – verdammt welche Chance? Sie existierte nur in meiner Einbildung, in meiner Fantasiewelt. In der ich und er uns übrigens schon ziemlich aufreizend in den Laken wälzten…oh man. Ich hatte mich immer noch nicht aus meiner Starre lösen können. Ob ich ihn mit nachhause nehmen durfte? „Huhu, Erde an Emo-Boy…“ ein Hand erschien in meinem Sichtfeld und ich blinzelte erst leicht verwirrt bis seine Worte in meinem Gehirn ankamen. Wunder, es funktionierte noch. „Wie bitte?“ hatte der mich wirklich gerade ‚Emo’ genannt? „Ah du lebst also doch noch, dachte schon du hättest dir beim Zusammenstoß etwas zugezogen!“ Oh er lächelte so himmlisch! Nein! Stark bleiben Fabi! „Ich bin kein Emo! Und ja ich lebe noch!“ protestierte ich und irgendwie war ich ihm eigentlich gar nicht mehr böse…hatte ich schon erwähnt das er kleine Grübchen im Gesicht hatte, bei den Mundwinkeln? Sie waren ungemein niedlich! „Nein?“ normale Kerle würden jetzt arrogant grinsen und sich über mich lustig machen, er nicht, er lächelte weiter „Das tut mir leid, wie nennt man so etwas sonst?“ Meinte der das Ernst? „…ähm…ich bin speziell?!“ „Gut…speziell klingt gut…und bei dir ist wirklich alles okay? Du schaust schon wieder so komisch…“ leicht beugte der Blonde sich zu mir vor und am liebsten wäre ich ihm in die Arme gesprungen. Gut ich gab zu, leider war ich sehr schnell für hübsche Kerle zu begeistern. Ein leichtes Nicken aus meiner Richtung „J-Ja…alles super…i-ich bin übrigens Fabi!“ toll, das kommt auch nur ganz minimal aufdringlich rüber, aber ich wollte ihn nicht gehenlassen! Ahhhh! Mist! Ein leises lachen „Oh…ähm…ich min Jo-„ „Hey Trulla! Jetzt beweg dich endlich mal! Wie lange sollen wir hier denn noch auf dich warten! Du weist doch! Gegessen wird zuhause also lass den armen Jungen in Ruhe!“ von wem zum Teufel kam diese Stimme? Nein! Jetzt hatte ich seinen Namen nicht mitbekommen. Ich wollte gerade noch einmal nachfragen als der Blonde sich bereits verabschiedet hatte und sich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Weg zu seinen Kumpels machte. Nein! Neeeein! Mein Leben war zerstört! Ich versuchte nicht geknickt zu wirken. Aber jetzt einmal ehrlich, wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit ihn in dieser großen Stadt noch einmal zu sehen? Gering…sehr gering. Obwohl. Meinte dieser Marsmensch nicht zu mir »Man sieht sich immer zweimal im Leben« Na hoffentlich stimmte das. Oh Gott! Er winkte mir! Dieser blonde Typ war der Hammer! Ein Seufzen glitt über meine Lippen. Hamburg, die Stadt der geilen Kerle! Das würde ich mir in meinem Atlas markieren müssen! Von wegen Sehenswürdigkeiten. Wen interessierten die alten Bauten schon wenn man junge hübsche Kerle wie Sand am Meer fand? Hört ihr auch schon die Hochzeitsglocken läuten? Ich blieb noch stehen bis der Fremde in den Menschenmassen verschwand und bummelte noch ein wenig durch die Stadt. Später schlug ich dann den Weg Richtung Fotostudio ein. „Hallo…? Einer da?“ fragte ich laut als ich das Studio betrat. War ich vielleicht vor meinem Onkel da? Ich wollte gar nicht wissen was er und Jake so lange alleine taten. Pfui. Ich trat an den Empfang, blickte mich um und musste zugeben, so viel Geschmack hatte ich Mikey gar nicht zu getraut. Der Eingangsbereich war groß und hell. Rechts neben der Glastür befand sich eine Sitzecke, in sanften Braun- und Beigetönen. Schick, schick. Geradezu war der Empfang, aus dunklem Massivholz. Links ging es sicher in die Räume fürs Fotografieren. Überall standen Pflanzen und Bilder hingen an den Wänden. Scheinbar verstand mein Onkel etwas von seiner Arbeit. Für einen kurzen Moment stockte ich. Hatte ich mir das gerade eingebildet? „Bist du ein Schnuffel…“ wie bitte? Ruckartig drehte ich mich um und musste zugeben leicht überrascht zu sein. Ein Blick auf das Namensschild der jungen Frau mir gegenüber verriet mir ihren Namen. Als Mikey von seiner Angestellten Marlene gesprochen hatte musste ich mir eher eine junge Frau in durchschnittlichen Klamotten vorstellen. Aber diese hier vor mir war alles andere als durchschnittlich.. Nicht hässlich! Wirklich hübsch…aber von einem durchschnittlichen Mädchen konnte nicht die Rede sein. Ich drückte mich leicht gegen den Empfang um etwas abstand zwischen der Angestellten und mir zu bringen. „Ähm…“ Sie war vielleicht 1.70 cm groß, an den richtigen Stellen etwas rundlicher, hatte feine Gesichtzüge und große blaue Augen mit vollen Wimpern. Diese waren mit Eyeliner und Kajal beinah künstlerisch ummalt. Sie trug ein weißes Spitzenkleid mit vielen Rüschen und Schleifen welches noch über den Knien abschloss, dazu weiße Lackboots und eine weiß-rosa gestreifte Leggins mit Löchern und Rissen. War das beabsichtigt? Ihre Haare waren Karamellfarbend – wenn ich es einschätzen müsste – und wurden komplett nach oben gesteckt. Ob das Naturlocken waren? „Na ja ein S-Schnuffel bin ich ja nicht gerade…?“ startete ich einen Versuch meine Unsicherheit zu überspielen. Fail! Sie machte mir Angst! Die junge Frau kam mir noch etwas näher und ich konnte mittlerweile ihren Atem auf meinem Gesicht spüren – wenigstens verstand sie etwas von Mundhygiene! „Beantworte mir eine Frage…“ fing sie an und mir wurde mulmig zu mute, ich spürte ihre Hände auf meiner Hüfte. Definitiv zu viel Nähe! Verdammt, sie war nicht unattraktiv, aber ich war halt gerade doch eher auf Kerle aus. „W-Welche?“ ich schluckte. „OH MEIN GOTT DARF ICH DICH FOTOGRAFIEREN?“ Herz bleib stehen! Sie brachte wieder Abstand zwischen uns und ich atmete erleichtert auf. Wie bitte sie wollte mich fotografieren? Das war alles? Mein Blick war sicher einige Millionen Wert. Aber Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn nur einen Moment später hatte mich die junge Frau gepackt und in die hinteren Räume gezerrt – super! Ich ließ es peinlich berührt über mich ergehen und wurde nach einer geschlagenen Stunde durch das Eintreffen meines Onkels erlöst. Der irgendwie viel bessere Laune hatte als vorher. Was war passiert? „Ach das kannst du Marlene nicht übelnehmen“ erklärte er mir lachen, erhielt allerdings nur ein Knurren meinerseits als Antwort. Nie wieder hatte ich ihm erklärt! Das war mein Ernst! Ich kam mir benutzt vor! Seine Antwort war nur: „Na dann warte Mal ab, wenn unser Azubi wiederkommt!“ – dieses darauffolgende Lachen wollte mir gar nicht gefallen. Der Tag an sich lief ganz schlicht ab. Ich kochte Kaffee für die Kunden, habe neue Termine in den Kalender eingetragen und bin hin und wieder ans Telefon gegangen. So konnte es sich leben. Besonders wenn ich dann auch jedes Mal solch leckere Nudeln vom Asiaten bekam! Die waren ein Genuss! Mikey musste mir unbedingt sagen, wo er die her hatte! ~.~.~.~.~.~.~ Kapitel 5: "Treffpunkt: Grillabend" ----------------------------------- Hey :D Sorry für die lange Wartezeit, habe derzeitig etwas arg viel zu tun D: Buah! Ich hasse die ersten Monate im Jahr. Aber bald kann ich ja auspannend, die LBM steht ja Gott sei Dank vor der Tür ♥ Kam aber nicht dazu alles noch einmal ordentlich zu überlesen -___- Ach und danke für die lieben ENS :D Ich freue mich darüber immer total, auch wenn ich nicht immer Antworten kann ;___; wie auf eure ganzen Kommis, aber ich versuche heute noch allen zu antworten D: ! Und auf die ENS von lost_angel hin. Ihr wird jetzt ganz öffentlich der Besitz von Fabi zugesprochen :D Er ist auch ganz pflegeleicht O: Viel Spaß beim Lesen und im nächsten Kapitel wartet bereits das Marsmännchen auf euch ♥ KazuWonderland _______________________________________________________________________ Kapitel 5: "Treffpunkt: Grillabend" „Nicht euer Ernst!“ stöhnte ich genervt aus. War das zufassen? Nein, war es nicht! Ich kam mir verarscht vor und das nicht gerade ein bisschen. Was war noch einmal mit den Menschenrechten und der Meinungsfreiheit? Gestorben? Ausgerottet? Eventuell mit Napalm zu Grunde geführt? Kurze Anmerkung: Napalm war toll! Aber dennoch, momentan wusste ich nicht ob ich lachen, heulen oder meinem Kopf in regelmäßigen Abständen gegen die Wand schlagen sollte. Alles gleichzeitig? Wäre ein wenig schizophren oder? Minimal? „Nein! Das könnt ihr nicht mit mir machen!“ wie ein kleiner bockiger Junge – der ich ja eigentlich auch war – verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und setzte den verständnislosesten Blick auf den mein Gesicht in Petto hatte. „Nö! Mach ich nicht mit!“ Jake hatte sich derweil in das Badezimmer verzogen, ganz nach dem Motto »Meine Herrschaften, klärt das unter euch!« Aber ob diese Entscheidung so klug war? Immerhin hatten Mikey und ich den gleichen sturen Charakter! „Jetzt hör auf rumzuheulen du kleine heterosexuelle Nudel und mach dich fertig! Ich bin ein erwachsener Mann und ich diskutiere doch nicht mit einem Kind!“ WTF? Heterosexuelle Nudel? Gut, ich hatte ja nicht gesagt, dass ich wahrscheinlich schwul war, aber Nudel? Sollte das eine Beleidigung sein? Aber ich wusste ja woher der Wind wehte. Das Gespräch zwischen ihm und Jake hatte ich nämlich sehr wohl mitbekommen. Natürlich komplett unbeabsichtigt. Aber ohne weit auszuholen, Jake meinte zu meinem Onkel vorhin mit drohendem Unterton: „Du kannst ihm das Erklären und lass dir eines gesagt sein Mikey Witney! Fängst du in deiner akuten Streitsucht an den süßen kleinen Jungen zu beschimpfen schläfst du die nächsten zwei Ehejahre auf der Couch!“ Hehe, zumindest versuchte er sich jetzt harmlos auszudrücken. „Pff…“ ich reckte spöttisch beim Kinn in die Höhe „Du und erwachsen?“ Ja verdammt, Provokation war mein Leben. Auch wenn ich diesen Charakterzug an mir erst in Hamburg richtig entdeckt hatte – aber es machte Spaß! Besonders wenn man langsam beobachten konnte wie sich nach und nach an der Schläfe meines Onkels eine Ader zeigte. Sie pulsierte verdächtig. Nach vier Tagen mit ihm wusste ich bereits, dass man an dieser Ader praktischer Weise seinen Gemütszustand ablesen konnte. War sie gut zuerkennen, war er entweder stark genervt oder wirklich angepisst. Er verschränkte die Arme ebenfalls und wir starrten uns gegenseitig grimmig an. „Du kleine Pestbeule“ knurrte der wesentlich Größere mir zu, allerdings recht leise, er wollte wohl nicht das Jake es hörte. Wahrscheinlich war diese Situation für viele andere ein lustiges Schauspiel, für eine Person allerdings nicht. „Jetzt reicht es mir aber!“ gleichzeitig zuckten ich und Mikey erschrocken zusammen, blickten ertappt zu dem Ehemann meines Onkels. Jake schaute wütend in unsere Richtung und wieder einmal fragte ich mich, was für Seiten der Brünette noch haben konnte – ich hätte eigentlich nicht daran geglaubt, dass er so wütend werden konnte. Ich schluckte. Verdammt. Und dennoch, ich konnte meinen Onkel verstehen – er hatte einen wirklich guten Geschmack. Sogar im wütenden Zustand sah sein Ehemann fast perfekt aus. „Mikey! Du wirst jetzt sofort ins Badezimmer gehen und dich fertigmachen!“ Ich sah wie mein Onkel sich verteidigen wollte – sein Mund ging kurz auf – allerdings sagte Jakes Blick alles und Mikey gehorchte. Dass so ein großer Kerl sich wirklich rumkommandieren lies. Das letzte was ich hörte war die zuschlagende Badtür. Vorsichtig schaute ich auf und mir war durchaus bewusst das Jake mich nicht gerade freundlicher musterte, beinahe so als würde er auf irgendetwas von mir erwarten „E-Es tut mir leid?“ versuchte ich es, auch wenn ich ja eigentlich gar nicht so wirklich wusste wofür. Er schien es ebenfalls zu bemerken. „Wofür willst du dich entschuldigen?“ wurde ich gefragt. Tja, gute Frage. „Das ich meinen Onkel provoziert habe?“ ich glaube es klang eher wie eine Frage als eine Antwort. Aber Jakes Blick wurde weicher „Fabi, wenn du hier bleiben möchtest, darfst du dich nicht immer mit Mikey zanken! Irgendwann wird es in die Augen gehen, weil es einer von euch in den falschen Hals bekommt. Mikey ist es nicht gewöhnt kein Recht zu bekommen.“ „Außer bei dir! Dir gibt er immer Recht“ Jake lachte und es klang hell und angenehm. Hatte ich schon erwähnt, dass ich ihn toll fand? „Nein, nicht immer. Er merkt es allerdings meist nicht wenn er über den Willen eines Anderen hinweg sieht. Aber sehe es doch lieber so Fabi: ich kann ihm auch mit anderen Dingen drohen als du“ das Grinsen sagte wirklich alles. Ich wurde puderrot „Damit will ich ihm aber auch gar nicht in der Hand haben!“ wieder ein lachen „Das würde ich auch nicht mehr lustig finden“ Die Beiden passten schon zusammen. Ich ging einen Schritt zurück und deutete mit den Händen in Richtung meines vorübergehenden Zimmers „So, ich gehe mal davon aus, dass dieses Gespräch damit enden wird, dass du mich in mein Zimmer schickst und mich auf ewig unter Nikotinentzug setzten wirst, sollte ich mich nicht für diese doofe Party fertig machen?“ Ein Nicken als Bestätigung, gefolgt von einem breiten Grinsen „Ich sehe wir verstehen uns, Fabi“ Also gab ich mich geschlagen und lief zu meiner Zimmertür. „Ach Fabi…“ „Ja?“ „Ich gebe dir mal einen Ratschlag, das scheint nämlich bei euch in der Familie zu liegen…“ Was meinte er damit? Was lag in meiner Familie? Die Nase? Das wusste ich bereits! „Hör auf dich zu Entschuldigen, solange du es nicht wirklich ernst meinst…“ er lächelte mir noch einmal aufmunternd zu und verschwand zu Mikey ins Badezimmer. Ich starrte gegen die Badezimmertür – reichlich perplex – und wäre ich Superman würden sich wahrscheinlich Löcher ins Holz brennen. Okay? Tat ich das wirklich? Gut, warum fragte ich das noch, natürlich entschuldigte ich mich ziemlich oft, auch wenn ich es nicht ernst meinte oder gar nicht wusste warum. Scheint wohl eine schlechte Angewohnheit zu sein. Ich fühlte mich sogar irgendwie schlecht dafür – das erste Mal. Ein Seufzer entfloh über meine Lippen und ich betrat mein Zimmer. Fertig machen war angesagt. Wofür wollt ihr wissen? Ganz einfach. In dem Freundeskreis von Mikey und Jake – oder eher Mikeys seinen, den Jake mit übernommen hatte – war es üblich sich einmal im Monat abwechselnd bei einem zu treffen. Wahrscheinlich so ein typisches: Im Sommer grillen wird, im Winter gibt es ne Ente und zwischen durch halt was anderes. Ich habe solche treffen noch nie sonderlich gemocht. Besonders für meine jüngere Generation waren sie sterbenslangweilig. Meine Eltern hatten irgendwann aufgegeben mich dazu zu zwingen. War auch ein hartes Stück arbeit! Aber Mikey wollte mich wohl unbedingt seinen Freunden vorstellen – war ja ganz niedlich – dennoch. Ich hatte keine Lust auf Grillen, Oldies und lauter alter Menschen. Wahrscheinlich würde da kein einziger gutaussehender Typ in meinem alter rumlaufen. Ich wäre da total einsam!!! Verdammt! Das war Kindesmisshandlung! Mürrisch zog ich mir meine Jeans über – schwarz und löchrig, allerdings waren die Stellen an den man meine Haut sehen sollte buntkarierter Stoff unter genäht – gefolgt von einem weißem langärmlichen Hemd, dazu eine schwarze Satinweste. Ich sah doch mal ganz annehmbar aus. Meine Haare ließ ich wie immer offen- allerdings sollte ich sie mir dringend wieder nachfärben! Ein letzter Blick in den Spiegel und ein Griff nach meiner Umhängetasche, na auf geht’s. Kurz bevor ich mein Zimmer verlassen hatte stoppte ich, wand mich noch einmal um. Mein Blick fiel auf mein Handy. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich hatte ja nichts zu verlieren. Rasch war ich am Fensterbrett und schaltete das Gerät ein, gab den Pin ein und wartete. Vier entgangene Anrufe und zwei Sms. Die beiden Sms waren von Henny, sowie drei der vier Anrufe. Ich hielt für einen Moment die Luft an, ein Anruf war von meiner Mum. Sie hatte mir auf den Anrufbeantworter gesprochen. Ich zögerte mit mir, wollte ich wirklich wissen was sie mir zusagen hatte? Immerhin hatte sie mich damit verletzt, dass sie mich nicht so akzeptieren konnte wie ich war. Ich war ihr Sohn! Waren Mütter nicht dazu verpflichtet ihre Kinder zu lieben und zu akzeptieren – egal in welcher Situation? Ich drückte den Knopf und wartete ab, erst kam gar nichts, dann ein Knacken in der Leitung gefolgt von einer weinerlichen Stimme: „Fabian?“ sie schien wirklich zu weinen „Wo bist du? I-ich wollte dich bei Henny abholen, aber da warst du nicht. Bei Mike auch nicht. D-Du kannst doch nicht einfach verschwinden“ ihre Stimme zitterte leicht, auch wenn man deutlich hören konnte wie sie sich bemühte ihre Fassung zu bewahren „Dein Vater meint du würdest schon wieder zurückkommen, a-aber ich mache mir sorgen…melde dich doch wenigstens bei mir. Ich will nur wissen dass alles in Ordnung ist. I-Ich hab dich lieb hörst du?“ Dann war die Nachricht vorbei und ich fühlte mich grottenschlecht. Na klar war es meinem Vater egal, aber hätte ich nicht damit rechnen müssen das es bei Mum nicht der Fall war? Eigentlich war ich hier doch der schlechte Sohn oder? Immerhin habe ich Mum unterstellt sich keine Sorgen um mich zu machen. Habe sogar gedacht, sie würden jetzt sicher eine glückliche Fete aufgrund meines Abgangs feiern. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und strich mir durchs Haar. Die Sms von Henny klangen auch nicht gerade erfreut. In der ersten Sms machte sie sich noch Sorgen um mich, in der Zweiten war sie bereits dabei mich zur Sau zu machen. Ja gut, vielleicht war es nicht gerade die beste Idee von mir gewesen einfach zu verschwinden, aber nachgeben wollte ich sicherlich noch nicht. „Mist ey!“ ich wählte die Nummer meiner Mutter. Ich wollte halt nicht das sie heult, okay?! Sie war halt immer noch meine Mum! Ich war immer noch in der Versuchung wieder aufzulegen, allerdings hob meine Mum schneller ab als erwartet. Anmerkung: Meine Mum, die ihr Handy eigentlich nie benutzte, da es ihr zu »kompliziert« war! „Fabian!“ Sie klang gehetzt. „Hey…“ oh Gott, was sollte ich denn bitte sagen? „…“ na toll und jetzt fing sie auch noch an zu weinen. „Mum, nicht! Komm schon, hör auf!“ versuchte ich sie zu beruhigen. „D-Dir geht es g-gut?“ ertönte ihre Stimme am anderen Ende. „Ja, mir geht’s gut…“ „W-Wo bist du? I-Ich komme dich s-sofort abholen!“ „Ne lass mal, ich möchte nicht zurück…“ und wieder weinte sie. Na toll. „Mum, das heißt doch nicht, dass ich gar nicht zurück komme! Ich brauch halt nur etwas Abstand von euch…“ „A-Abstand?“ so nun konnte ich sie kaum noch verstehen, es war nur noch ein undefinierbares aneinanderreihen von weinerlichen Lauten zu entnehmen. „Du weißt schon, wegen dem Streit mit dir und Dad…“ „a-aber d-du kannst doch nicht einfach abhauen“ „Schon vergessen Mum, ich bin dein ungeliebter schwuler Sohn?“ Sie schrie gerade zu durchs Telefon „Und wenn du ein Nekrophiler wärst, weißt du wie scheißegal mir das wäre! Du bist verdammt noch mal mein Sohn! Bist du dir im Klaren was für Schmerzen ich hatte bei deiner Geburt? Da werde ich mich dir doch nicht einfach abwenden!“ Nekrophiler? Scheißegal? Verdammt? Seit wann benutzte meine gut erzogene Frau Mutter solche Wörter? Ich wusste nicht einmal, dass sie in ihrem Vokabular vorhanden waren. Sie schien es bemerkt zu haben, räuspert sich leicht. „Tut mir Leid Schatz, streiche bitte die unangebrachten Wörter…“ „S-Schon okay, Mum…“ „Dir geht es wirklich gut?“ „Klar…aber bitte sage Dad nichts, ich will noch nicht zurück…und ich will dir auch nicht sagen wo ich bin…“ Ich hörte ein Seufzen am anderen Ende „Okay…aber wenn du dich nicht in regelmäßigen Abständen meldest, dann werde ich mit deinem Vater darüber reden müssen. Fabian, ich vertraue dir!“ Oh, die böse Zauberformel. Ich hasste es, wenn meine Mutter meinte sie würde mir vertrauen. Das löste so ein Zwang in mir aus wirklich lieb zu sein. Ich knirschte mit dem Zähnen „Ich lege dann auf, dein Vater müsste bald nachhause kommen…Ich liebe dich Schatz!“ Lief doch besser als vermutet „Gut, also…Mum…ich lie- mag dich auch…sehr“ Boah ich konnte das nicht, es war total mutter-söhnchenhaft! Sie räusperte sich „Wie heißt das?“ Och ne, bitte nicht „Fabian? Ich warte!“ Ein tiefes Grummeln war von mir zu hören „Ich liebe dich auch Mum…“ Zumindest schien es ihr besser zugehen, ihre Stimme hatte die gleiche Standfestigkeit wie immer. „Melde dich bald wieder…ach ja und habe jetzt deinen Aufenthaltsort, also solltest du dich lieber wirklich bei mir melden.“ Sie hatte aufgelegt und ich begann wild zu fluchen „Diese!“ das war doch so klar gewesen! Sie hatte mich wirklich orten lassen! „Miststück!“ ich schmiss mein Handy aufs Bett und verließ meinen Raum. Und so was schimpfte sich Mutter! „Alles okay bei dir?“ ertönte Mikeys Stimme als ich mit mehr als nur schlechter Laune die Küche betrat „Ja, ja“ war meine einfache Antwort. Er war mir noch einen sorgevollen Blick zu und zuckte dann nur mit den Schultern. „Können wir gehen?“ ich drehte mich um und sah wie Jake eben die Küche betrat, hatte er vorhin nicht noch etwas anderes angehabt? Warum hatte er sich denn bitte wieder umgezogen? Wahrscheinlich sollte man mansche Menschen einfach nicht verstehen. „Von mir aus können wir…“ auch wenn ich immer noch keine Lust hatte. Na ja, ich würde es schon irgendwie überleben. Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde durch die Stadt, bis zu einer Wohnsiedlung die hauptsächlich aus Familienhäusern bestand. Es erinnerte mich ein wenig an meinen Wohnbezirk. Mein Blick schweifte aus dem Auto meines Onkels und ich fuhr mir durchs Haar. Ich konnte es wirklich nicht glauben, ich hatte mich bei meiner Mutter gemeldet. Warum konnte ich nicht einfach mal konsequent bleiben? Ich würde mich am liebsten selbst Ohrfeigen, allerdings kam ich nicht dazu. „Wir sind da!“ ein Ruck fuhr durch mein Leib und das Auto blieb vor einem der Häuser stehen. Es schienen schon ein paar Leute da zu sein. Rasch stiegen wir aus, Mikey warf noch einmal einen prüfenden Blick in meine Richtung und nickte dann „Schau nicht so grimmig, es wird dir sicher gefallen…“ Ja klar! Die Sache mit »Gott scheint die Sonne aus dem Arsch« hatten wir schon im letzten Kapitel lieber Onkel. Ein frustriertes Schnaufen und ich folgte den Männern zur Eingangstür, doch noch ehe wir klingeln konnten wurde die Tür bereits aufgerissen. „Heeeey~“ eine große schlanke Frau mit platinblonden Haaren öffnete uns die Tür und warf sich meinem Onkel um den Hals „Da seid ihr ja endlich!“ sie löste die Umarmung und gab Jake in Küsschen auf die Wange. Na igitt… Allerdings kam das Schlimmste noch, ihr Blick fiel auf mich und sie blickte mich ziemlich erstaunt an „Ist das der kleine Süße von dem du erzählt hast?“ Mein Onkel grinst breit und warf einen anerkennenden Blick auf mich „Tja, jetzt sollten wir noch einmal ausdiskutieren wer den hübscheren Neffen hat, meine liebe Tammi“ Hübscheren Neffen? War das hier in Hamburg eine Sportart? Ich blickte grimmig auf, daher wehte also der Wind warum ich unbedingt mitkommen musste. „Ach Mikey“ flötete die Blonde lächelnd „Josh ist immer noch ein wahres Sahnehäuptchen~“ Aha und wen interessierte das bitteschön? „Ach ja, sorry meine Unhöflichkeit!“ lächelnd streckte mir die Fremde ihre Hand entgegen „Ich bin Tamara Bride, eine alte Studienfreundin deines Onkels. Kommt doch erst einmal alle herein!“ Sie hatte studiert? Also doch kein dummes Blondchen mit übermanikürten Fingernägeln und null Gehirn? Welche Erleichterung. Wir betraten das Haus, bisher schienen mit uns zehn Gäste anwesend zu sein „Josh kommt erst später, er ist noch beim Baseballtraining, mit meinem Mann“ erklärte Tamara und mein Onkel sowie Jake wurden von allen herzlich begrüßt. Mehr als ein Händedruck unter den Männern gab es bei uns normalerweise nicht. Echt gruselig. Sogar ich wurde beschmust und getätschelt, kam mir dadurch gleich 10 Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt vor. Und ich schwöre, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so oft umarmt worden war, wie an dem jetzigen Abend. Zu meiner eigenen Überraschung war der Abend gar nicht so schlimm. Das Essen war wirklich lecker, ich hatte Gespräche auf humaner Basis mit meinem Onkel geführt und bekam von ihm sogar ein Bier. Allerdings nur unter den strengen Adleraugen seines Mannes. Das Mikey mit heimlich sogar noch ein zweites zuschob hatte Jake glücklicherweise nicht bemerkt. Das wichtigste war allerdings: Ich war nicht der alleinige Raucher auf dieser Grillparty. Auch wenn wir Raucher in die letzte Ecke des Gartens gescheucht wurden, darunter ebenfalls Tamara unsere Gastgeberin. Sie war nicht mal so blöd wie ich vermutet hatte. „Und du bist über die Ferien bei deinem Onkel?“ Ich nickte lächelnd und zog an meiner Zigarette. Irgendwie sah das bei der Blonden so gekonnt und beinah schon edel aus. Ich sah dahingegen eher aus wie ein kleiner Junge der seine erste Zigarette raucht. „Joah, ist mal was anderes…ich habe Mikey immerhin vor Jahren das letzte Mal gesehen“ „Achso, wir hatten uns schon immer gewundert warum Mikey immer so wenig von seiner Familie erzählt…abgesehen von seinem Cousin“ Das lag wahrscheinlich daran das der besagte Cousin auch schwul war – zumindest meine Vermutung – denn den kannte ich auch nicht. Neugierig beobachtete ich wie Tamara Bride immer wieder nervös, um die Rosenhecke, in Richtung Terrassentür spähte. Ich tat es ihr eins zweimal gleich „Nach wem schaust du denn?“ unsere Blicke trafen sich und die hochgewachsene Frau – es würde mich nicht wundern hätte sie mal gemodelt- grinste mich unschuldig an und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen „Gut, aber sei ja still. Mein Mann hat mit dem Rauchen aufgehört und als er damit angefangen hatte tat ich so als würde ich ihn feierlich unterstützen. Nur habe ich nie die Kurve bekommen ihm zu sagen das ich wirklich stolz bin, dass er nicht mehr raucht…aber ich damit nicht aufgehört habe…“ Oh oh, mit solchen kleinen Lügen fangen doch meist die ersten Eheprobleme an oder? „Meinst du nicht er riecht, dass du geraucht hast?“ Das Grinsen wurde breiter „Mit Sicherheit. Aber er ist der Typ Mann der erwartet es von seiner Frau ehrlich gesagt zu bekommen, aber darauf kann Micha warten bis er schwarz wird!“ Konnte es sein das sie zu den provokanten Frauen dieser Welt gehörte und sich darüber auch noch freute? „Aber erwischen soll er sich trotzdem nicht?“ „Ne, wo bleibt denn sonst der Spaß“ ein freches Zwinkern und sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. „Da kommen meine Männer!“ Tamaras blondes Haar flog mit einem gekonnten Handschlag über ihre Schultern und sie lief mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen und viel zu hohen High Heels zwei neuen Gestalten entgegen. Wenn ich mich nicht irrte waren das dann wohl ihr Mann und ihr Neffe. Ich gähnte und drückte den Rest meiner Zigarette ebenfalls ins dem Aschenbecher aus. Wie lange gingen diese Grillabende eigentlich immer? „Ey Giftzwerg“ ich blickte auf und erkannte meinen Onkel „Mh?“. „Der Neffe von Tammi ist so in deinem Alter, er ist auch recht nett. Soll ich euch einander vorstellen?“ einen Moment stand ich schweigend vor ihm und wiegte meine Chancen ab, dass der Neffe kein Heteromacho oder Nerd mit Hornbrille sein könnte. Sah allerdings in unserer heutigen Zivilisation schlecht aus. Ich lächelte schief „Na ja, wenn es denn sein muss“ Was sollte ich auch anderes sagen? Nein ich hatte keinen Bock auf irgendwelche Langweiler? Das würde nur wieder einen Streit bei mir uns Mikey entflammen. Waren immerhin alles seine Bekannten und Freunde. Ich folgte ich also mit schlürfenden Gang und machte mich bereits auf das Schlimmste gefasst als ich ins Stocken geriet und für einen Moment die Luft anhalten musste. Das war doch? Mein Blick fiel auf einen blonden Jungen der seiner Tante ein überaus charmantes Lächeln zu warf und sich von meinem Onkel brüderlich auf die Schulter klopfen lies. „Josh? Das ist mein Neffe Fabian! Sei ja nett zu ihm, auch wenn er eine kleine Zicke ist“ Mikey lachte und ich starrte immer noch fassungslos. Josh – der Junge aus der Innenstadt – reichte mir die Hand „Ich glaube wir kennen uns bereits“ er grinste mich an und ich konnte nicht anders als es zu erwidern. Als sich unsere Hände berührten erschauderte ich leicht, er hatte große warme Hände. „Was für ein Zufall“ meinte ich und lachte leicht. Vielleicht würde der Abend ja doch noch ganz spannend werden. Kapitel 6: "Pooldebatte&Wiedersehen" ------------------------------------ "Pooldebatte & Wiedersehen" Eigentlich verstieß all das hier gegen meine guten Vorsätze. Aber verdammt! Josh war aber auch heiß! Und als er mir irgendwann anbot mit ihm schwimmen zu gehen konnte ich doch wohl kaum nein sagen – zumindest ließ mein derzeitiger Alkoholpegel es nicht mehr zu. Seine Hand die so schön angenehm meinen Nacken kraulte tat ihren Zusatz. Er erklärte mir, dass sie im Keller einen Pool hatten, mit Sauna, daraufhin brauchte ich keine zwei Sekunden zum Aufspringen. Hallo Leute! Einen POOL im KELLER! Das hatte nicht einmal ich zuhause. Wir hatten nicht einmal einen im Garten! Als ich noch kleiner war hieß die Standartausrede: „Du kannst nicht schwimmen, was ist wenn du ertrinkst?“ Doch dann lernte ich recht bald schwimmen, Mutter schaffte sich einen Hund an und siehe da, dieser Köter war sicher der Einzige auf der gesamten Welt der in unserem Pool ertrinken könnte. Fazit: KEIN POOL! „Kommst du?“ fragte der Blonde mich grinsend und ich setzte mich nickend in Bewegung. Ich schaute noch einmal durch die Menge und mein Blick traf den meines Onkels. Kam es mir nur so vor oder sah er wirklich besorgt aus? Mach dir keine Sorgen Onkelchen…ich wollte flachgelegt werden! Also ab in den Pool! Mittlerweile hatte ich erfahren, dass Josh eine Freundin hatte – sie führten eine eher offene Beziehung. Mit diesem Kompromiss hatten sie angeblich die Beziehung gerettet. Wer es glaubt?! Es war doch sogar bewiesen – Frauen konnten keinen Sex haben ohne sich dabei irgendwann in die Person zu verlieben. Oder irgendwie so zumindest. Josh öffnete eine große Tür am Ende einer hinterführenden Treppe. Warme Luft stieß mir entgegen und ich seufzte wohlig. Die Tür war kaum hinter mir zugeschlagen, da begann Josh sich zu entkleiden. „Badehosen?“ fragte ich irritiert, doch der Blonde lachte nur herzhaft. „Quatsch, wir sind doch beide Kerle!“ dies war ja gerade mein Problem! Ich nickte und begann mich ebenfalls auszuziehen, allerdings unter den strengen Blicken des Älteren. Seine Lippen wurden von einem breiten Lächeln umspielt. Mir schauderte es. Unwillkürlich musste ich mir eine Frage stellen: Hatte der Marsmensch auch so schöne Augen? Ich schreckte leicht auf, als Josh mit großen Schritten auf mich zu kam. Er beugte sich ohne nur eine Sekunde zu zögern über mich. Seine Lippen waren unendlich zärtlich und schmeckten leicht herb. Oh Gott, gleich würde ich einen Kollaps bekommen. Zumindest lernte ich jetzt den Unterschied zwischen Dorf und Großstadt. Da wo ich herkam unterhielt man sich erst einmal stundenlang bevor es überhaupt zu Annäherungen kommt. Hier reichte wohl eine halbe Stunde oberflächliches Gequatsche vollkommen aus. „Willst du etwa mit Hose ins Wasser?“ hörte ich den Blonden gegen meine Lippen wispern. Ich spürte seine Finger an meinem Hosenbund, sie suchten sich ihren Weg zu meinem Hosenknopf. „Ne, du kannst sie mir ruhig ausziehen“ ich wartete nur noch auf dem Moment wo ich vor Atemnot umkippen würde. Meine eigenen Hände legte ich auf seine Hüfte, sein Körper sah wirklich so gut aus wie ich ihn mir ausgemalt hatte. Er war schlank und man konnte einen Ansatz von Muskeln sehen, egal wo man hinschaute. Am liebsten hätte ich ihm entgegen geschrien: Leg mich endlich flach! Aber dafür wäre ich wohl doch zu schüchtern gewesen. Meine Jeans strich Josh mir von der Hüfte und ich hätte mit weniger Anstand wohl leise aufgestöhnt. Allerdings war ich trotz Alkohol geistesanwesend genug um meine Lippen rasch fest aufeinander zu pressen. Wir beendeten den Kuss um in den Pool zu steigen. Jetzt wo ich die Möglichkeit hatte mich umzusehen gefiel es mir wirklich gut! Die Wände sowohl auch Böden waren komplett aus sandfarbenen Stein und der Pool nahm fast über die Hälfte des Kellers ein. Es war ziemlich groß. In der Ecke sah ich eine zweite Tür, wahrscheinlich ging es dort zur Sauna. Zwei Hände strichen über meine Schultern und Lippen drückten sich auf meine Schulterblätter. Whuaaaa. Ich wand mich zu dem Älteren um, sein Grinsen war einfach umwerfend „Schüchtern?“ fragte er mich und ich zuckte mit den Schultern. Gut, ich gab es ja zu, eigentlich war ich mir doch nicht so sicher wo das hier enden sollte. Eine Weile verlief es ganz ruhig, wir schwammen ein wenig, quatschten über irgendwelchen Mist und versuchten uns gegenseitig nass zuspritzen. Meist war sogar Josh der Verlierer. Aber dann… Ich spürte die kühlen Fließen an meinem Rücken, während wir am Beckenrand standen und uns stürmisch küsste. Es war mir sogar vollkommen egal, dass er eine Freundin hatte – das schlechte Gewissen würde ich, trotz der angeblich offenen Beziehung, erst später bekommen. Ich hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen und drückte mich gegen seinen Oberkörper. Seine Zunge strich auffordernd über meine Lippen und kurz darauf öffnete ich zögernd meinen Mund. Meine Zunge stieß gegen seine und wir wiederholten dieses Spiel ein paar Mal. Als seine Hände allerdings an meinem Körper hinab glitten, in Richtung Körpermitte, wurde ich nervös. Nur würde ich ja nie wirklich Erfahrungen sammeln, wenn ich mich nicht wenigstens einmal bereiterklärte etwas zu riskieren. Hier konnte doch gar nichts passieren. Wir kannten uns immerhin kaum, er hatte eine Freundin und ich schwärmte zwar ein wenig für ihn, das aber nur aufgrund seines Äußeren. Wie er charakterlich war konnte ich nicht einschätzen. Ich schloss meine Augen, wollte es genießen…doch mir wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht… Ein lauter Knall gefolgt von einer wütenden Stimme – ich war schlagartig wieder nüchtern! „Ich habe es geahnt!“ brüllte die aufgebrachte Stimme meines Onkels und ich sah zu möglichst viel Abstand zwischen mir und Josh zu bringen, dieser stöhnte dezent genervt auf. „Was hast du geahnt?“ wurde mein tobender Onkel seelenruhig gefragt. Ich meinte sogar leichte Provokation in Joshs Stimme zu hören. Hinter Mikey tauchten Jake und Tamara auf „Das du dich an meinem hilflosen Neffen vergreifst!“ Hilflos? „Und? Ich dachte da du und ich uns verstehen hättest du nichts dagegen mir deinen kleinen Fabi auszuleihen! Außerdem! Wer sagt ich hätte ihn dazu gezwungen?“ „Er ist eine Hete! Natürlich hast du ihn gedrängt!“ Ich glaube nun war der Moment, an dem ich meinem Onkel gestehen musste welches Geschlecht mich wohl eher anzog…eigentlich wollte ich damit noch warten. „Er ist mein Neffe! Er kann gar nicht schwul sein!“ wie bitte? Es war ein Moment still. Ich hörte wie sich Jake räusperte „Schatz, ich bin nicht schwul! Ich stehe einfach nur auf dich weil ich dich liebe und der Sex geil ist!“ Wo war darin die Logik? Ich seufzte leise „Mikey…ich bin ab-„ Josh viel mir ins Wort „Vielleicht hast du ja recht, ich habe ihn absichtlich abgefühlt…“ der Blonde wand sich zu mir um „ Tut mir Leid, ich hätte dir nicht so auf die Pelle rücken dürfen…immerhin hast du mir bereits klargemacht: Mein Ufer interessiert dich nicht…“ Wie bitte? Ich war verwirrt, wann hatte ich denn bitteschön gesagt, dass ich nicht auf Kerle stand? Wie viel hatte ich getrunken um solche Scheiße zu labern? Doch als ich verwundert zu Josh blickte zwinkerte dieser mir zu – er war vielleicht nicht nur heiß, sondern auch rücksichtsvoll? Ich zuckte mit den Schultern „Ist schon okay…“ „Ich behalte dich im Auge!“ knurrte Mikey Josh an, griff dann nach einem Handtuch, welches sauber gefaltet in einem Regal lag „Und du Fabi…zieh dir bitte etwas über…“ In meinen Wangen sammelte sich das Blut und ich nahm einen deutlich ungesunden Farbton an. Ich hatte vollkommen verdrängt wie ich im Moment vor all diesen Leuten stand! Ich senkte peinlich beruht meinen Kopf, tapste zum Beckenrand zurück und ergriff das weiche Stück Stoff. Oh man. Ich ging zu den Treppen, marschierte aus dem Pool und wickelte das Handtuch fest um meine Hüften. „Tamara? Wir werden am besten auch nachhause fahren, es ist schon spät…“ hörte ich meinen Onkel sagen und ich war damit wirklich einverstanden. Denn der Boden wollte sich unter mir nicht öffnen – leider. Ich sehnte mich nach den unendlichen Tiefen des Nichts in dem ich für immer verschwinden konnte. Nach dem ich mich mehr schlecht als recht abgetrocknet hatte und meine verlaufende Schminke abgemacht hatte fühlte ich mich trotz Klamotten nackt. Ich sah schrecklich aus und es war nah einem Wunder das die Spiegel nicht in alle Einzelteile zerplatz waren. Ich trat an die Haustür von der ich sehen konnte wie Tamara und ihr Mann – Micha - sich von Mikey und Jake bereits verabschiedeten. „Fabi?“ ein leichtes Zucken durchfuhr mich, am liebsten hätte ich mich gar nicht erst zu dem Älteren umgedreht „..Josh…“ Hätte ich mich doch bloß nie dazu hinreißen lassen mir ihm zu diesem dummen Swimmingpool zu gehen. Mir wäre das mehr als nur unangenehme Ende erspart geblieben. Aber dieses ganze ‚hätte ich doch bloß nicht’ war eh zu spät. Was passiert war konnte man bekanntlich nicht mehr ändern. Josh sah immer noch umwerfend aus. Er trug zwar nichts weiter als eine graue Jogginghose, die an den Beinen etwas weiter war, und dazu einen schlichten dunkelblauen Kapuzenpullover doch seinem Aussehen taten diese legeren Kleidungsstücke keinen Abbruch. Ich seufzte leicht „S-Sorry, dass war da unten irgendwie…du hältst mich jetzt sicher für einen Idioten…“ ganz anders als erwartet begann der Blonde langsam zu lachen und schüttelte den Kopf „Mach dir keinen Kopf Fabi, ich hätte mit der Reaktion deines Onkels rechnen müssen. Und wenn ich dich für einen Idioten hielte, dann glaube mir, dass ich Mikey sicher nicht angelogen hätte…“ er vergrub seine Hände in den Hosentaschen seiner Jogginghose, lehnte sich lässig gegen die Wand. Vorsichtig versuchte ich ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern „Dann ist ja gut.“ Mein Gegenüber nickte „Ich kann halt von süßen Jungs einfach nicht die Finger lassen“ vielleicht war ich etwas schockiert. Bei seinen Worten blickte er mich ernst an und seine Stimmenlage war monoton, wollte er damit etwas andeuten? „Und pass ja auf dich auf Kleiner!“ sprach Josh weiter „Ich werde dich nicht aus den Augen lassen und am Ende werde ich dich flachlegen…“ Konnte man es mir denn verübeln, dass ich total perplex auf meinem Bett saß und die Wand anstarrte? Jetzt wusste ich zumindest warum meine Mum immer gepredigt hatte, ich solle vorsichtig bei Fremden sein. Bei Josh war es mir total egal gewesen wie er charakterlich war, ich musste zugeben von seinem Aussehen drastisch geblendet zu sein. Jetzt aber nicht mehr. Klar, er konnte wahnsinnig toll küssen, sah spitze aus, hatte ein umwerfendes Grinsen und hat für mich gelogen, aber er hat mir auch bereits gezeigt wie er von sich selbst überzeugt war. Er hatte mir praktisch angedroht, er würde mich flachlegen. Flachlegen. Jetzt wo er dieses Wort benutzte schien es eine ganz andere Bedeutung in meinem Vokabular zu entwickeln. Meine größte Angst allerdings war die, ob ich mich wirklich da gegen wehren würde. Bis jetzt nicht, aber solch eine Sieg wollte ich ihm auch nicht überlassen. Ach ja, mein Onkel hatte seit unserer Abfahrt von Tamara kein Wort mehr mit mir gewechselt. Er schien wegen irgendetwas gewaltig sauer zu sein und ich wusste nicht warum. Manchmal wenn ich mich bemühte leise zu sein konnte ich hören wie er und Jake irgendwo in der Wohnung eine heftige Diskussion führten. Ich wartete noch ein paar Minuten bevor ich mich aufrichtete und zur Tür ging, ich öffnete sie leise. Eigentlich war belauschen nicht so mein Fall. Es wurde mir als Kind ziemlich schnell abgewöhnt. Als ich noch zur Grundschule ging und meine Eltern bei ihren Gesprächen, hauptsächlich über mich, belauschte wurde ich oft erwischt. Dann griff mein Vater halt zum Kugelschreiber, drückte mich auf die Knie und der Kugelschreiber sauste drei oder auch vier Mal aufs Ohr hinab. Glaubt mir, irgendwann hörte man schon aus Selbstschutz auf zu lauschen. Die Ohren waren eh schrecklich empfindlich. Ich begann ruhig zu atmen um etwas zu verstehen. „Mikey, meinst du wirklich das Fabi sich einfach so hat küssen lassen – von einem Jungen – wenn er nicht wenigstens Ansatzweise auf sein eigenes Geschlecht steht?“ sie schienen irgendwo in der Nähe zu stehen. „Hör auf damit!“ protestierte mein Onkel „Mein Neffe ist nicht schwul, glaub mir! Nicht bei der Erziehung meines Bruders. Es ist bereits ein Wunder das Fabian wirklich freiwillig hier hergekommen war. Mein Bruder ist nämlich ein wahrer Schwulenhasser!“ das stimmte wohl. Also was meinen Vater betraf. „Ich glaube es trotzdem nicht!“ „Dann tust du es halt nicht!“ pappte Mikey seinen Mann an und in mir regte sich etwas, was man auch schlechtes Gewissen nannte. „Sorry…“ „Schon okay…es ist spät lass uns schlafen gehen…“ „Mh…“ „Schlafen!“ Jakes Stimme ähnelte einem erschrockenen Fiepen. „Mann, kann dieses Wort durchaus auch anders auslegen~“ Ich schloss rasch die Tür. Immerhin wusste ich jetzt warum ich keine Leute belauschen sollte. Es gab Dinge die ich gar nicht wissen wollte. Zum Glück war zwischen meinem Zimmer und dem Schlafzimmer der beiden das Badezimmer. Ich war nicht sonderlich versessen darauf die Beiden gerade dabei zu hören. Es schüttelte mich. Nein, ich verzichte. Als ich die Schlafzimmertür hörte begab ich mich aus meinem Zimmer, tapste leise durch den dunklen Flur in Wohnzimmer. Mein Ziel: Der Balkon. Draußen zündete ich mir meine Zigarette an die ich vorher aus meiner Jackentasche gefummelt hatte und aus meiner Hosentasche folgte mein Handy. Ich wählte die einzige Nummer die ich auch blind ohne weitere Probleme eintippen könnte. Es dauerte einen Moment bis das Freizeichen kam. „Dumme Schwuchtel…“ war die äußerst reizvolle Begrüßung. „Hey, Henny. Freue mich auch deine süße Stimme zu hören!“ „Arschloch!“ „Ja mir geht’s gut wirklich und dir?“ „Aschenbecher!“ „Die Stadt ist voller heißer Kerle!“ „Schweinehund!“ „Ich habe dich auch vermisst, es tut mir unendlich leid, dass ich dir nichts gesagt habe…“ „Geht doch!“ Henny knurrte allerdings immer noch in den Hörer. „Ich habe dich lieb?“ versuchte ich es versöhnlich. „Wie heiß sind die Typen?“ „…“ ich lachte „Sehr heiß!“ „Dann bringe mir einen mit Fabi!“ ich konnte ihr Lächeln gerade zu hören. „Es tut mir wirklich leid…“ „Ist okay…aber ziehe solchen Mist nicht noch einmal ab…ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“ Henny war klasse. Nicht umsonst meine beste Freundin. Sie war ein wahrer Engel und hielt immer zu mir egal was ich für Mist baute. Was allerdings eher daran lag, dass sie Scheiße baute und ich es mit ihr ausbaden durfte. „Wann kommst du zurück?“ fragte Henny mich und ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich nun sagen? Es würde sie nicht freuen „So lange die Ferien andauern sicher nicht…“ sie fluchte am anderen Ende der Leitung „Du kannst mich doch nicht in diesem Kaff alleine lassen?“ ich hatte ein schlechtes Gewissen „…ich will aber noch nicht zurück…es ist ganz schön hier!“ „Wo ist hier?“ „Vergiss es!“ Sie lachte „Hätte ja klappen können!“ Ich hörte wie bei Henny die Tür geöffnet wurde „Henny!“ ertönte die Stimme ihres Vaters – alleinerziehend – dieser konnte meiner Meinung nach nicht mit Mädchen umgehen. Er fasste Henny in allen Lebenslagen mit Samthandschuhen an, dabei bräuchte sie eher mal jemanden der ihr die Grenzen klar erklärte. „Ich habe dir doch schon vor einer Stunde gesagt dass du ins Bett sollst!“ meine beste Freundin stöhnte genervt auf „Dad! Ich telefoniere gerade mit Fabi!“ wahrscheinlich schaute sie ihn auch noch total verständnislos an. Ich kannte die Bunthaarige immerhin. „Oh…Entschuldigung…aber nicht mehr so lange okay?“ Die Tür wurde wieder geschlossen „Dein Vater wird sich auch nie ändern oder?“ während ihre älteren Brüder beinahe militärisch erzogen wurden, genoss Henny als Mädchen und Küken der Familie alle nur erdenklichen Freiheiten. So schwer es mir auch viel, aber sogar ich wusste es: Henny hatte null Erziehung genossen! Zumindest nicht seit ihre Mutter vor zehn Jahren an einem Verkehrsunfall verstarb. Ich wusste noch genau wie ich zum ersten Mal in meinem gesamten Leben wirklich Schläge von meinem Vater bezogen hatte, Henny allerdings wurde umarmt und mit einem „Sie ist doch noch so jung! Sie weiß gar nicht wirklich was sie tut!“ von ihrem Vater in Schutz genommen. Sie hatte mich dazu angestiftet in einem Geschäft für Süßwaren ihre Lieblingsriegel mitgehen zu lassen .Natürlich wurden wir erwischt. Ja, durch Henny wuchs die Gefahr, dass mein Vorstrafenregister irgendwann dicker sein würde als mein Lebenslauf. Ach ja…ich wollte eben noch erwähnen: Henny wusste wirklich IMMER was sie tat! Sie war überdurchschnittlich Intelligent. Auch wenn sie ihren IQ immer nur für abgrundtief Böses einsetzte!!! „Lass uns für heute Schluss machen Fabi. Rufst du mich morgen noch einmal an?“ Schockiert war gar kein Ausdruck! „Du hörst auf die Sachen die dein Vater dir sagt?“ „Muss ich!“ erklärte mir meine beste Freundin „Die vom Jugendamt waren letztens hier. Irgendeiner unserer Lehrer hat gesagt ich wäre unberechenbar und überhaupt nicht erzogen! So ein Schwachsinn!“ Ich entschied mich diesbezüglich zu schweigen „Gut…dann pass auf dich auf! Ich versuche dich morgen anzurufen!“ „Bye, bye!“ Damit war das Gespräch beendet. Ob sie es wirklich schaffen sollte sich zu ändern? Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Ordnungsgemäß drückte ich meine Zigarette in der dafür vorgesehenen Tasse aus und verließ den Balkon, verschloss die Tür wieder hinter mir. Schlaf würde nun sicher auch mir gut tun. Ich sollte fit sein, sollte Josh sein Versprechen wahrmachen und Montagnachtmittag vor dem Geschäft meines Onkels stehen. Noch wusste ich nicht was ich tun sollte. Wie ich mich kannte würde mir etwas richtig geistreiches auch erst einfallen, sobald alles vorüber war. Also ab ins Bett und genug Energie für den morgigen Tag sammeln! „Marlene du bist zu spät…“ hörte ich meinen Onkel sagen, er schaute allerdings nicht einmal auf als das Glöckchen der Tür läutete und seine Mitarbeiterin das Studio betrat. Mein Blick glitt über ihre Kleidung und ich war erneut beeindruckt. Von dem Lolitastil am Tag unserer ersten Begegnung war nun kaum etwas zu sehen. Ihre lockige, karamellfarbene Mähne trug Marlene heute offen - sie ummalte wild und gleichzeitig verspielt ihr Gesicht. Heute war sie eher dezent geschminkt, hatte dafür allerdings ziemlich lange Nägel mit Leopardenprint. Das Selbe galt für ihr enges, kurzes und beigefarbenes Kleid, welches ihre Figur angenehm betonte, darüber eine braune Strickjacke. Ihre Füße hatte sie in lederne Cowboy-Boots gesteckt. „Sorry Chefi!“ kam es von Marlene und sie grinste uns breit an „Aber ich hatte Probleme mit meinem Mitbewohner gehabt. Der arme Kerl hat derzeitig wirklich nur Pech!“ irgendwie wirkte ihr Mitleid nicht ehrlich wenn sie sich vor Lachen den Bauch halten musste. „Schon gut…“ brummte Mikey „ ich gehen Bilder entwickeln…“ „Morgen Fabi!“ sie umarmte mich rasch – das war mittlerweile normal. Dann verschwand sie hinten im Gemeinschaftsraum. Aber sollte hier nicht noch jemand kommen? Ein Azubi? Marlene betrat gerade wieder den Empfangsbereich als ich den Lappen – mit dem ich hier den Staub wischte – ruhen ließ und meine Frage äußerte. „Ach, Timo kommt immer zu spät. Darüber macht sich der Chef schon gar keinen Kopf mehr“ „Ich habe meinen Namen gehört?“ wie? Ich habe das Glöckchen gar nicht gehört. Verwundert wand ich mich um, wären Marlene bereits jubelte „Timo! Da bist du ja wieder. Es war so öde ohne dich!“ Eigentlich wollte auch ich etwas zur Begrüßung beitragen…allerdings hatte es mir die Sprache verschlagen. Der Blick meines Gegenüber fiel auf mich – trotz der Sonnenbrille im Gesicht – er grinste „Hey…habe ich es nicht gesagt?“ er kam auf mich zu, beugte sich zu mir herunter „ man sieht sich immer zweimal im Leben“ Ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Das war wirklich ein riesengroßer Zufall. Und warum war er überhaupt nicht überrascht mich zu sehen? Er blieb total cool während ich vor Aufregung keinen Muskel rühren konnte. „W-Was machst du denn hier…Marsmensch?“ Kapitel 7: "Marsmenschenmäßig" ------------------------------ "Marsmenschenmäßig" Meine Augen klebten an dem hübschen jungen Mann, wie die Finger nach einem leckeren Zuckerwatteimbiss. Erst jetzt fiel mir das niedliche Grübchen auf, welches sich bildete sobald er lächelte. Er duftete angenehm und jedes Mal wenn er an mir vorbei lief konnte ich gar nicht anders als die Luft um mich herum tief einzuatmen. Mein Herz pochte wie wild und ja, ich glaubte ich war verliebt. Scheiß auf Josh, wer war Josh schon. Dieser Marsmensch wirkte viel berauschender auf mich und er war hier, in dem Laden meines Onkels und ich konnte ihn beobachten solange ich wollte. Timo legte die Kamera beiseite und schickte die junge Frau, die er eben noch fotografiert hatte zur Kasse. Nach etwa fünfzehn Minuten hatte er die Fotos bearbeitet und die Frau abkassiert. Jetzt war meine Chance! „Du fotografierst wenn du deine Sonnenbrille trägst? Dann kannst du doch gar nicht ordentlich arbeiten oder?!“ Ein Grinsen bildete sich auf Mister Marsmensch seinen Lippen und er beugte sich über den Empfang zu mir hinüber „Ich kann sogar perfekt mit dieser Brille arbeiten, glaub mir. Ich würde diese Sonnenbrille niemals absetzten…auch nicht für dich~“ „…“ „Nicht traurig sein, ich nehme die Brille vielleicht einmal ab wenn wir Sex haben“ „Was?!“ mir wurde warm und kalt zugleich „W-Wir werden das nicht machen!“ werden wir doch nicht oder? Obwohl…warum nicht?! Aber nein. Einfach nur nein. Dabei sah Timo so wahnsinnig gut aus und war sicherlich nicht solch ein Typ wie Josh – also nur auf das Eine aus. Oder? Verdammt! Ich war mir wohl bei gar nichts mehr sicher. „Doch, doch. Glaub mir, immerhin wusste ich ja auch dass wir uns wiedersehen würden“ „Pah! Das war doch nur Zufall!“ „Sicher?“ lachend wendete er sich ab und lief in Richtung Gemeinschaftsraum. Sein Lachen war immer noch so unbeschreiblich wundervoll. Ich schwärmte schon wie so ein kleines Schulmädchen. Das lag mit Sicherheit an dieser seltsamen Sonnenbrille! Mein Blick wanderte durch das Studio. Mein Onkel war gerade damit beschäftigt zwei kleine Zwillinge zu fotografieren und Marlene war in der Pause. Mein Plan war erfasst. Marsmensch niederschlagen und ihm die Brille entreißen! Wenn ich nicht erfuhr wie seine Augen aussahen, dann wäre es möglich dass ich mit dieser Schwärmerei niemals aufhöre. Mein Todesurteil! „Timo!“ ich folgte ihm in den Gemeinschaftsraum „Irgendwann musst du diese Sonnenbrille abnehmen!“ Erneut ertönte ein Lachen „Willst du mich dazu treiben?“ …treiben…ha ha, sehr lustig. Dennoch musste ich schlucken und erstickte die unangebrachten Bilder in meinem Kopf gleich in dem imaginären Sandhaufen! Ich war wirklich in der Mitte meiner Pubertät angekommen. „Biiiitte!“ Die schlichte Antwort lautete nein. „Das ist scheiße!“ Ich fühlte mich benachteiligt und ausgelacht. Sicherlich hatten mein Onkel und Marlene ihn bereits ohne diese blöde sinnlose Sonnenbrille gesehen und ich? Gut, man musste sagen, es war erst das zweite Mal das wir uns sahen. Ich war leicht verschossen und er einfach der coolste Typ auf Gottes Erde. Ich schaute ihn an, er stand vor mir, lässig an die Spüle gelehnt und grinste vor sich hin. Was plante er nur in seinem kleinen kranken Köpfchen? In seinem kleinen kranken wunderschönen Köpfchen. „Gut, ich werde meine Sonnenbrille abnehmen, aber ich werde dir nicht meine Augen zeigen sondern etwas anderes. Das wird deine Neugier vielleicht erstmal stillen!“ Mein Kopf legte sich automatisch schief und mein Blick wurde misstrauisch. Was wollte er mich zeigen „Wenn du sie abnimmst, aber ich sie nicht sehen werde gehe ich davon aus, dass ich die Augen schließen muss?“ Er nickte. „Oookay…“ ich würde meine Augen einfach öffnen, dann war dieses Spiel gewonnen. Ich ließ mich doch nicht veralbern. Ich schloss meine Augen und im nächsten Moment hörte ich wie Marsmensch sich in Bewegung setzte. Ich war der Meinung hören zu können wie er sich die Sonnenbrille abnahm und keine zwei Sekunden später legten die seine Hände auf meine Hüfte. Mein Herz machte einen Sprung. Ich wusste was jetzt kam. Jeder konnte es erahnen und der einzige Gedanke der sich in meinem Kopf abspielte war: Würde er besser Küssen als Josh? Seine Lippen berührten meine kaum spürbar. Sein Atem legte sich warm auf meine Haut und streifte über meine rechte Wange hinauf zu meinem Wangenknochen. Die Wanderung verlief weiter bis zu meinem Ohr, welches er zärtlich küsste und hinab zu der Stelle an dem der Hals zur Schulter überging. Erneut küsste er mich vorsichtig auf meine Haut. Es war ganz anderes als bei Josh und obwohl ich es anders geplant hatte schaffte ich es nicht meine Augen zu öffnen. Seine Hand wanderte unter mein Oberteil und strich über meinen Rücken, eine angenehme Gänsehaut beschlich mich, mein Magen machte einen Salto und ein leichtes Seufzen trat über meine Lippen hinweg in die Freiheit. Gleich würde ich vor Gefühlen überschäumt werden und in Ohnmacht fallen. Für kurze Zeit passierte gar nichts und dann… Ja dann begann es zu brennen. Seine Lippen drückten sich auf meine und begannen mich beinah sinnlich zu küssen. Er konnte wirklich küssen. Nein, er konnte es nicht nur, er war ein Meister darin. Wahrscheinlich würde ihm nach solch einem Kuss jeder zu Füßen liegen. Egal ob Mann oder Frau. Ich hob meine Arme und schlag sie um seinen Hals drückte mich an ihn und versuchte den Kuss intensiver werden zu lassen. Doch es war umsonst. Jeden meiner Versuche blockte Timo ab. Er löste den Kuss für einige Sekunden und begann dann erneut mich auf seine ganz eigene Art zu verführen. Seine Lippen waren weich, der Kuss schmeckte zugleich süßlich und herb. Seine Hände streichelten weiter meine warme Haut und es prickelte angenehm an den Stellen wo seine Haut meine berührte. Wahrscheinlich verlor ich allerdings nur den Verstand. Was vollkommen in Ordnung war. Immerhin wurde ich gerade von einem Marsmensch geküsst und dieser küsste so berauschend, dass man nur dem Wahnsinn verfallen konnte. Der Kuss wurde beendet und dennoch stand ich mit geschlossenen Augen da, vollkommen paralysiert und hoffte das Timo jeden Moment erneut beginnen würde. Doch er tat es nicht. Die Schritte die zuhören waren kamen näher und kurz darauf wurde der Vorhang zum Gemeinschaftsraum durchlaufen. Die kleinen Perlen schlugen gegeneinander und ich kehrte langsam in diese Welt zurück. „Fabian? Alles okay?“ die Stimme meines Onkels holte mich schlagartig in die Realität zurück. Etwas verwirrt öffnete ich die Augen. Vor mir an der Spüle stand Timo, würde ich es nicht besser wissen wäre ich davon überzeugt es sei niemals etwas passiert. Er stand dort, spielte mich seinem Smartphone und auf der Nase saß wie immer seine heilige Sonnenbrille. Mein Blick glitt zur Seite und an dem Eingang stand mein Onkel mit leicht verwirrter Miene „…tut mir leid…ich war gerade woanders mit meinen Gedanken.“ Ganz woanders. Nicht einmal ansatzweise hier. Eigentlich war ich es immer noch nicht. Denn wenn es nach meiner blühenden Fantasie ging küsste mich der Marsmensch jetzt in diesem Moment wieder. „…Okay? Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du jetzt Feierabend machen kannst. Wenn du möchtest“ Ich konnte nur Nicken und ihm damit mein Einverständnis erteilen. Reden war nicht machbar. Niemals mehr. Mein Gehirn war lahmgelegt. Tot. Eigentlich konnte ich es genauso gut sofort einäschern lassen. „Gut. Wirklich alles in Ordnung mit dir?“ „…“ erneut nickte ich. Omg! Gehe doch einfach und lass mich weiter in meiner Gedankenwelt schwelgen. „Dann sehen wir uns nachher, den Schlüssel hast du ja oder? Na ja auch egal. Ich muss wieder. Der Kunde wartet. Bis nachher“ er winkte ab und ging. Mein Kopf drehte sich wieder zu Timon, welcher nur aufschaute und mir ein unschuldiges Lächeln schenkte „Und? Habe ich nicht marsmenschenmäßig gut geküsst?“ Gut? Überwältigend! Unbeschreiblich. „…Aber wenn du jetzt schon so am Ende bist~ mhhhhh“ ein Schnurren erklang aus den tiefen seiner Kehle „…dann warte erst einmal ab“ Er setzte sich in Bewegung und gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange „Ich wünschte dir einen schönen Feierabend~“ Mit einem letzten Tatscher auf meinen Hintern verließ er den Gemeinschaftsraum und ich … ja ich musste wohl erst einmal zu mir kommen. Mein Marsmensch hatte wohl auch eine ganz andere Seite, als die des perversen Grabschers die ich im Zug kennengelernt hatte. ~ ◘ ~ Nachdenklich trottete ich durch die Stadt und jetzt einmal ernsthaft. Hatte jeder Typ in meiner Gegenwart derzeitig das Verlangen an meine Wäsche zu gehen? Um Gotteswillen es störte mich überhaupt nicht. Aber was war plötzlich los? Versprühte ich irgendwelche seltsamen Pheromone? Oh…aber wenn ich an den Kuss zurück dachte…es mussten extrem gute Pheromone sein. Denn jetzt als ich wirklich darüber nachdachte wollte ich diesen Kuss wohl bereits nach der Zugfahrt. Timo war ein Typ der so faszinierend wirkte, dass man gar nicht anders konnte als ihn anzuhimmeln. „Hey Fabi!“ oh nein! Ich zuckte zusammen. Ich kannte diese Stimme und irgendwie hatte ich gerade so überhaupt kein Interesse an ihr. Zumindest nicht auf ihren Eigentümer. Ich wand mich um…“Hey Josh“ Die Erinnerungen an den Abend am Pool erschienen und irgendwie wurde mir unwahrscheinlich warm. Ich wusste ja, dass Josh nur Sex wollte…nur warum dachte ich genau das Gleiche? Was wollte ich eigentlich. Oh Gott, was hat Hamburg aus mir gemacht? Ich konnte doch wohl kaum an zwei verschiedenen Typen Interesse haben. Oder doch? Na ja gut, mit dem Einen wollte ich nur Sex und von dem Anderen…ja was wollte ich überhaupt von dem Marsmenschen. „Irgendwie hält deine Freude sich ja in Grenzen“ „Ja Josh. Weißt du mein Gehirn tut gerade so als würde es nicht existieren und das macht mir Sorgen!“ „Sorgen? Ich bin ein sehr guter Zuhörer und verständnisvoller Liebhaber. Glaub mir, ich kann dir helfen!“ Ich ging einen Schritt zurück „Oh nein! Diese Art von Hilfe brauche ich wirklich nicht! Das würde mir jetzt noch fehlen!“ Oh Gott, würden meine Haare heute nicht so ausgesprochen gut liegen würde ich sie mir wahrscheinlich bis in den Himmel raufen. Aber nein! Ich blieb standhaft. „Wir können natürlich auch nur einen Kaffee irgendwo trinken.“ Kaffee? Kaffee? Kaffee klang gut. Also einen Kaffee. Nur einen Kaffee. Kaffee konnte man überhaupt nicht sexuell betrachten! ~ ◘ ~ „Das sind einfach nur deine Hormone“ Josh warf sich lachend in den Sessel und verschüttet dabei etwas Kaffee „Jetzt einmal im Ernst Fabi“ er griff nach einer Servierte und tupfte sich den Kaffee von der Jeans „Du siehst süß aus, natürlich rennen dir die Kerle hinterher, bestimmt auch Mädchen, aber das siehst du wahrscheinlich eher nicht. Natürlich wollen dir da auch ein paar Leute direkt an die Wäsche“ Okay, so weit hab ich es verstanden. Ich war ja auch ein wenig niedlich. Für einen Jungen zumindest. „Gut…aber um meine Verwirrung ein wenig zu mindern. Wenn da jemals etwas zwischen uns wäre….das wäre nur Sex? Absolut belanglos und ohne große Emotionen?!“ „So sieht’s aus“ „Dann fühle ich mich jetzt besser“ ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee. „Bedeutet es dann wir können jetzt unseren Spaß haben oder muss ich mir noch die Ehre mit weiteren Dates geben?“ „Na ja, abgesehen davon, dass ich ja vielleicht verliebt bin. Ja. Noch ein paar Blumen, ein netter Kinobesuch und vielleicht noch ein romantischen Essen bei Kerzenschein, und ich denke über dich nach. Einverstanden?“ „Oh. Ich nehme dich bei Wort“ War das jetzt gut oder schlecht? Wir grinsten uns breit an. Was war nur mit mir los? Der Blonde stellte seine Tasse auf den kleinen Beistelltisch und griff nach meiner Hand, beugte sich rasch hinüber und ehe ich mich übersah küssten wir uns. Ich hatte recht. Timo und Josh küssten komplett unterschiedlich. Langsam schloss ich meine Augen, legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und lehnte mich ihm entgegen. „Na da hat ja jemand Spaß“ ich zuckte auf und wollte es nicht glauben. Warum war er hier? Musste er nicht noch arbeiten? „Jo man, was machst du denn hier Großer“ Josh lehnte sich grinsen zurück in den Sessel, griff mutterseelenruhig nach seiner Tasse. Mein Blick hin an der Person die vor mir stand. Rechts von ihr stand eine hochgewachsene Blondine mit hellbraunen Augen und schlanker Figur. Links ein etwas kleinerer Typ mit kunterbunten Haaren und extrem viel Schminke im Gesicht. Sie blickten beide verwirrt zu uns hinunter. Doch ihre Blickte interessierten mich nicht. Ich wollte nur wissen was mein Marsmensch gerade dachte. Doch wie immer war seine Sonnenbrille im Weg. Kapitel 8: "Wer kennt wen überhaupt?" ------------------------------------- "Wer kennt wen überhaupt?" „Verdammt hör doch auf mir hinterher zu rennen wie so eingetretenes Hündchen!“ „Aber du bist sauer!“ „Bin ich nicht, also lass mich endlich in Ruhe!“ Gut. Okay. Vielleicht zeigte Marsmensch richtige menschliche Emotionen, allerdings leider die Falschen. Kurz nach dem er vor mir und Josh in dem Coffeeshop stand hatte er sich umgedreht und einfach den Laden verlassen. Ohne etwas zu sagen. Selbst seine Freunde hatte er einfach stehen gelassen. Jetzt rannte ich ihm bereits eine geschlagene Stunde durch den Park hinterher. „Und warum redest du nicht mit mir?“ „Wie soll ich mit dir reden wenn ich versuche vor dir wegzulaufen?“ „Also bist du doch sauer?“ Es machte rumps. Timo war stehengeblieben und ich geradewegs in ihn hinein. Er wand sich zu mir um und hob mit einer schnellen Gestehe seine Zeigefinger „Nenn mir einen Grund warum ich wütend sein soll!“ Es war ziemlich scheiße seine Augen nicht zu sehen „Um Gottes Willen, ich habe dich gesehen wie du mit einem Typen in einem Coffeeshop rumgeknutscht hast. Aber das interessiert mich nicht, es kränkt höchstens mein Ego. Denn du bist nicht mein Freund, ich nicht deiner. Keinerlei Besitzansprüche. Also höre auf mich zu nerven!“ zum Schluss ist er immer lauter geworden „Außerdem kennst du mich doch gar nicht! Woher willst du wissen dass ich sauer bin?! Hä? Genau! Gar nicht! Wir haben und jetzt ein paar Mal gesehen! Ein paar Mal! Gut, wir haben uns geküsst, hatten eine nette Unterhaltung. Vielleicht wollte ich dich auch irgendwann einmal ins Bett bekommen, aber das ist alles! Mehr wäre auch niemals passiert!“ Da standen wir nun. Er komplett außer Atem und ich minimal verletzt. Aha, er war also doch wie Josh. Ich verschränkte meine Arme ineinander vor meiner Brust und blickte den Marsmenschen verständnislos an „Hättest du das nicht früher sagen können, dann wäre ich dir jetzt nicht unsinnigerweise hinterher gelaufen. Das hätte ich mir sparen können. Ich dachte wir wären zumindest so etwas wie Freunde. Da lag ich wohl falsch“ Timos Lippen verzogen sich grimmig „Man so hab ich das nicht gemeint. Es ist nur….Boah! Warum gerade DER!“ wieder brüllte er los und warf seine Arme in die Luft „Jeder ist besser als DER! Außerdem bin ich viel besser im Bett als DER! Ich bin ein Marsmensch! Wir vögeln genauso gut wie wir küssen können! Und wir küssen unglaublich!“ Damit hatte er ja auch recht. Er konnte gut küssen. Aber scheinbar ging unser lieber Marsmensch ziemlich an die Decke wenn sein Ego angekratzt wurde. Hätte ich nicht von ihm erwartet, musste ich schon zugeben. „Ein bisschen sensibel heute, lieber Marsmensch?“ „Du!“ „Jaaaa, ich“ „Du kannst mit dem nichts haben!“ „Aha….und warum nicht?“ „Weil ich dich als erstes gesehen habe!“ „…“ „Außerdem ist er ein Arschloch und ich bin eh viel viel besser in allem als er!“ „…Also soll ich ihn nicht mehr küssen?“ Timo blickte mich an, glaubte ich zumindest, und schnaufte aufgebracht „Genau. Ich will das nicht. Ich hab dich als erstes gesehen, nur ich darf dich küssen!“ Jetzt wo ich mir den Marsmenschen genauer anschaute fiel mir erst auf, dass er nicht nur einen Knall hatte, er war überhaupt nicht erwachsen. Er tat geradezu so als würde Josh ihm sein Eigentum wegnehmen. Doch ich fand es niedlich. Irgendwie. „Wir sind also Freunde?“ fragte ich ihn lächelnd und er nickte. Wenigstens eines was jetzt geklärt war „Du bist so ein verrückter Vogel…“ Timo grinste mich an „Ich bin ja auch ein Marsmensch“ Auf jeden Fall. ~•~ Also waren wir Freunde. Aber auch Freunde konnten doch gewisse Dinge miteinander tun oder? Diese ganz besonderen gewissen Dinge. Aus irgendeinem Grund, den mir Timo nicht erläutern wollte, musste ich die Augen immer geschlossen halten sobald er die Sonnenbrille absetzte. Zugern würde ich wissen warum. Wieso war er so erpicht darauf? Aber gut, momentan hatte ich andere Probleme. Mein Handy klingelte bereits zum dritten Mal und scheinbar wollte der Anrufer auch nicht so leicht aufgeben. Schwer atmend streckte ich meinen Arm aus und versuchte mit den Fingern an mein Handy zugelangen. Ein angenehmer Schauer überkam mich und ich zog meinen Arm kurz zurück. Oh mein Gott. Ein erneuter Versuch. Diesmal kam mir allerdings jemand zuvor und schupste mein Handy einfach von der Kommode „Es soll aufhören zu nerven“ brummte die raue Stimme den jungen Mannes über mir während er erneut zärtlich in meinen Hals biss. Seine Hände wanderten über meinen Bauch hinab zu meinem Hosenbund. „T-Timo“ ich wollte die Augen öffnen doch der Dunkelhaarige legte mir seine Hand über die Augen „Nicht schummeln“ seine Lippen berührten meinen Hals und sofort glitt ich zurück in das Kissen. Warum hatte mir nie jemand gesagt wie toll so eine Zweisamkeit sein kann? Er küsste mich hinter meinem rechten Ohr und oooh ja, er hatte meine empfindlichste Stelle gefunden. Diese eine Stelle sorgte dafür dass ich dahin schmolz wie ein Eis in der Mittagssonne. Meine Hand strich über seinen Nacken, vielleicht war hier der Moment an dem ich erklären sollte: Sein Oberkörper war besser gebaut als ich es erwartet hätte. Herauskam nämlich das er bis vor ein paar Wochen noch beim Leistungsschwimmen war. Allerdings fehlte ihm durch die Ausbildung einfach die Zeit dafür. Meine Lippen suchten seine und ja, jetzt war endlich der Moment an dem wir uns richtig küssten. Nicht nur dieses fiese Küssen wie aus dem Gemeinschaftsraum. Ich griff in seine Haare zog ihn zu mir hinunter und konnte spüren wie sich eine seiner Hände in meine Hose verirrte. Wann hatte er die überhaupt geöffnet? Die Zunge meines Marsmenschen kämpfte sich erfolgreich in meinen Mund vor und stupste immer wieder auffordernd gegen meine. Ich könnte heulen vor Freude. Da beschloss ich die ersten Wege auf dem Pfad meiner Sexualität zu bewandern und bekam gleich solch ein Prachtexemplar vor die Tür gesetzt. Nur nebenbei nahm ich ein japsen war. Allerdings kam es nicht von mir und so berauschend wie Timo mich momentan küsste konnte es wohl auch kaum von ihm kommen. Also von wem kam es dann? Ich stöhnte auf. Ja, die Hand von Timo hatte ich bereits wieder verdrängt gehabt. Diese böse Hand „Oh mein Gott“ – „Nein, Timo reicht vollkommen“ „Aber ich habe doch gar nichts gesagt?“ keuchte ich gegen seine warmen Lippen und keine Sekunde später stand Timo auf „Ähm. Ich schwöre wäre Fabi schwanger geworden ich hätte mich um das Kind gekümmert!“ …was bitte? Ich beugte mich auf und blickte verwirrt zu dem Älteren. Dieser trug bereits seine Sonnenbrille und war dabei sich irgendwie verdammt lässig die Hose zu schließen. In meinem Gehirn ratterte es und ein ganz ungutes Gefühl stieg in mir auf. Vorsichtig wand ich mich zu meiner Zimmertür um und etwas Ähnliches wie Erleichterung beschlich mich. Zumindest war es nicht Mikey. Allerdings schienen die Menschen heute geradezu darauf aus zu sein mich vom küssen abzuhalten. Ein Nationalsport? „…Hey Jake…“ Der junge Mann stand blass und mit einem sprachlosen Gesichtsausdruck an meiner Tür und starrte erst Timo an und dann mich, dann holte er tief Luft „Gott sei Dank ist Mikey noch nicht da…“ Das sagte wohl bereits alles „Ähm…ich kann es erklären?“ Na ja eigentlich war es doch ganz simpel…wir wollten ja keinen Sex haben…wir wollten nur…ähm…kuscheln? Miese Ausrede. Jake wand sich ab und verlies mein Zimmer „Ich brauch jetzt einen Kaffee…“ Das war wohl mein Stichwort um mich ordentlich anzuziehen „Du und deine doofe Sonnenbrille“ brummte ich als ich aus dem Bett stieg. Wie konnte er die immer so schnell wieder aufhaben und warum war ihm das so wichtig? Gut, vielleicht sollten mich im Moment andere Dinge mehr interessieren als seine Sonnenbrille. Zum Beispiel ob Jake meinem Onkel diese Geschichte sofort auf die Nase binden würde. Seufzend schloss ich meine Hose und griff nach meinem Shirt. Was für ein seltsamer Tag. Zwei Arme umschlangen meine Hüfte und mein Marsmensch lehnte sich von hinten an mich, gab mir einen Kuss auf die Wange „Ich hätte mich um unser Kind wirklich gekümmert“ – wie kam er verdammt noch einmal auf ein Kind, doch er schien es mir erklären zu wollen. Er löste die Umarmung „Es wurde noch nicht bewiesen, dass so etwas bei Marsmenschen und richtigen Menschen nicht möglich ist!“ „Spinner…“ ~•~ Während ich auf dem Stuhl in der Küche saß lief Jake nervös auf und ab – der Marsmensch hatte sich einfach verzogen - „Wir sind uns also einig…Mikey wird erst einmal nichts erfahren. Zum Einen weil er sich viel zu große Sorgen um dich machen würde und Zweitens weil Timons Gesundheit in Gefahr wäre…“ Jake blieb stehen und schaute mich entrüstet an „Wie kommt ihr Beide nur auf die Idee…ihr kennt euch doch kaum! Ihr könnt doch nicht….oh mein Gott…nein! Pfui!“ er war so niedlich wenn er verzweifelt war „Keine Sorge Jake. Timo und ich sind nur Freunde…das Andere ist halt…ein gewisser Zusatz“ – „Ihr Beide habt wohl zu viel Fernseher geschaut….so etwas klappt nie. Fabi denk darüber nach bevor du dich da in etwas verrennst“ Wie meinte Jake das? Ich und mich in etwas verrennen? Die Regeln waren doch klar gezogen. Wir waren Freunde und küssten uns halt hin und wieder. Damit waren wir Beide einverstanden. Also keine Besitzansprüche oder ähnliches. Klang doch ganz gut. Ich verstand Jakes Sorge nicht. „War es eigentlich wirklich so schlimm?“ verwirrt blickte ich auf. Jake hatte sich mir gegenübergesetzt und mir einen Kaffee hinüber geschoben. „Na ja, die Auseinandersetzung mit deinen Eltern….“ „…meine Mutter brauch nur Zeit um es zu verkraften, aber mein Dad denkt man kann so etwas therapieren. Er will einfach nicht verstehen, dass ich so bin wie ich bin. Ich werde ihm niemals eine süße Schwiegertochter mit nachhause bringen und ihm auch keine Enkelkinder schenken. Denn so bin ich nicht. Mädchen sind nett keine Frage…aber mich in sie verlieben? Ich denke eher nicht…“ Jake seufzte mitleidig und trank einen Schluck „Vielleicht wird es irgendwann besser…ich hoffe es für dich. Ich will nicht das du ebenfalls geächtet wirst.“ Er sprach von Mikey, da war ich mir sicher. Ich wusste dass eine kleine Anzahl von Verwandten noch Kontakt zu ihm pflegten, aber die Meisten taten so als hätte er niemals existiert. „Ich will nicht zurück…kann ich nicht hierbleiben?“ „…Na ja…ich würde gerne mit deiner Mutter darüber reden. Also ob es wirklich okay für sie ist, denn einfach abzuhauen war sicherlich nicht die richtige Entscheidung. Und wenn die Ferien zu Ende sind musst du definitiv wieder nachhause. Immerhin fängt die Schule dann wieder an“ „Dann wechsele ich die Schule und bleibe bei dir und Mikey in Hamburg! Oder magst du mich nicht?“ „Jetzt komm nicht auf diese Schiene. Natürlich mag ich dich, aber du musst auch verstehen, dass das nicht so einfach ist. Wir können dich nicht einmal hier behalten. Dein Zuhause ist bei deinen Eltern und zumindest deine Mutter vermisst dich, das tun Mütter immer. Auch wenn sie es nicht immer zugeben“ „Dann telefoniere doch mit ihr, aber dann wird sie sicher ganz bald vor dieser Tür stehen und ich werde die restlichen Ferien auf der Couch eines Psycho-Doktors verbringen…“ „Lassen wir uns überraschen!“ Knallhart! Er würde mich einfach in die Höhle des Löwen schmeißen. Er wollte mich ausliefern! Verrat! Bockig verschränkte ich die Arme und lehnte mich nach hinten. Den Kaffee strafte ich mit Ignoranz – wer weiß, am Ende war dort noch Betäubungsmittel drin! Danach würde er mich zu meinen Eltern zurück schiffen! Nicht mit mir! Vielleicht sollte ich meine Sachen packen und einfach zu Timo gehen? „Und ich glaube Timon ist der selben Meinung wie ich“ konnte der Ältere Gedankenlesen? „Das denke ich wohl nicht…“ „Ach ja…meinst du nicht ich könnte ihn ein wenig besser kennen als du ihn? Du kennst ihn jetzt ein paar Tage. Mikey und ich kennen ihn seid vielen Jahren. Wir haben einiges mit ihm durch und vielleicht solltest du ihn auch einfach mal fragen was er davon hält…“ „…Ihr kennt ihn besser, weil ihr ihn länger kennt. Das macht Sinn. Ist das auch der Grund warum du meinst ich sollte mich in nichts verrennen. Weist du also etwas was ich nicht weiß und beziehst das gleich auf mich, obwohl du mich überhaupt nicht kennst?“ „Fabi…nein so war das nicht-„ „Aha, jetzt plötzlich war es wieder nicht so gemeint!“ ich stand auf „Pass mal auf, wenn du mich nicht hier haben möchtest sag es doch einfach!“ ich wusste selber nicht warum ich so überreagierte „Ruf doch gerne meine Mutter an, aber wenn sie in Hamburg ankommt, dann werde ich bereits längst aus dieser Stadt abgefahren sein!“ Damit machte ich mich auf in mein Zimmer, riss meine Reisetasche unter den Bett vor und begann meine Sachen hinein zu schmeißen. Jake betrat mein Zimmer. „Fabian, ich wollte doch nicht das du gehst, ich mache mir doch nur Sorgen…“ „Schieb dir deine Sorgen doch sonst wo hin…“ beim verlassen des Zimmers rempelte ich den Älteren an und kurz darauf verließ ich die gesamte Wohnung. ~•~ Und nun? Was sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich hin? Zu Mikey und Jake konnte ich nicht mehr zurück, nachhause auch nicht und zu dem Marsmenschen wollte ich nicht. Denn irgendwas schien dort zu sein von dem jeder etwas wusste nur ich nicht. Gut ich kannte ihn ja wirklich kaum. Was ich von ihm kannte waren seine Qualitäten beim Küssen, welche Ausbildung er machte und das er einen verdammten Knall hatte. Ich seufzte und ließ mich auf die Bank fallen. Was sollte ich jetzt nur tun…? Kapitel 9: "Die Schöne & Das Biest" ----------------------------------- Die Schöne & Das Biest" Wütend stapfte ich hin und her, trat gelegentlich ein paar dieser eh viel zu langweiligen Mülleimer ab und brüllte immer wieder allerlei Flüche in den dunklen Nachthimmel. Ich war wütend! Ich war enttäuscht! Ich war verdammt hungrig! Und ich wollte irgendwas zerstören! Ich wollte etwas abtreten oder einschlagen – nein besser! Ich wollte jemanden von dieser verfluchten Brücke schupsen! Ich wusste nicht einmal wo ich war. Überall nur enge Straßen, Brücken und Wasser. Wieder brüllte ich, riss meinen Arm in die Luft und warf den Gegenstand in meiner Hand von mir. Oh ich fühlte mich besser. Wutabbau war gut…doch irgendwas war seltsam… „Scheiße…“ wie von der Tarantel gestochen hetzte ich in die kleine Seitengasse links neben der Brücke, auf der ich eben noch stand. Ich wusste nicht genau ob man es Schicksal oder einfach nur Zufall nennen konnte – allerdings war der schmale Kanal komplett leer. Ich sprang über die Brüstung und jap…landete in einem Haufen kaltem und stinkendem Matsch…Also war es Schicksal. „Das ist doch jetzt nicht euer ernst….verdammt man…“ oh wie ich mich vor mir selber schämte. Nicht nur, dass ich mich einfach quasi wildfremden Typen an den Hals warf – nein – zusätzlich benahm ich mich wie eine verwöhnte Oberzicke sobald jemand Kritik an mir ausübte und rannte davon wie ein Feigling. Erbärmlich war wohl der beste Ausdruck um meinen momentanen Zustand zu beschreiben. „Nein man…“ aber wie sagte meine Mutter einst: Es kann immer schlimmer kommen! Sie hatte recht. Warme und salzige Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen und ich versuchte jegliche Geräusche zu unterdrücken, welche aus meiner Kehle dringen wollten. Die Blöße würde ich mir nicht auch noch geben, wenn ich schon wie ein kleines Mädchen weinen musste. „Wo ist dieses bescheuerte Handy…“ warum zur Hölle musste ich auch unbedingt mein Smartphone per Freiflug in diesen dummen Kanal befördern? Meine Arme waren bereits mit diesem stinkenden Schlamm bedeckt, welcher mir ebenfalls an den Beinen bis zu den Knien stand und was tat ich, heulend nach meinem Smartphone suchen. Wenn mich Henny sehen würde…diesen Spott würde ich mein gesamtes Leben nicht mehr loswerden. „Weiter recht…“ „Danke…“ antwortete ich. „Nein! Nein! Das andere Recht!“ „Sorry…!“ „Jetzt etwas weiter nach oben“ „Jep!“ „Noch ein bisschen weiter links!“ „HAB ES!“ jubelnd hüpfte ich auf, hielt mein Handy in die Luft und spritze mir durch meine unüberlegte Aktion den Schlamm auch noch ins Gesicht. Ganz großes Kino… Eine Stimme erklang irgendwo über mir und verwirrt blickte ich auf „Oh…“ puderrot und peinlich berührt wischte ich mir dem Schmutz weitgehend aus dem Gesicht. Vor mir an der Brüstung, auf der anderen Seite, stand ein junges Mädchen – vielleicht mein Alter – sie hatte sich auf dem kühlen Metall abgestützt und mich scheinbar die gesamte Zeit über beobachtet. Gab es etwas noch peinlicheres? Sie war relativ klein, hatte langes blondes Haar und - soweit ich im Dunkeln erkennen konnte – trug sie ein schwarzes recht knappes Kleid. „Du warst das gerade? Die Stimme mit dem Richtungsanweisungen?“ „Jap“ sie lächelte zu mir herab „außer du hörst seltsame Stimmen, was dich allerdings nicht unbedingt für verrückt erklärt…dein Wutanfall…“ sie zeigte auf die Brücke „…dort hinten würde allerdings schon in die Kategorie ‚leicht psychopatisch’ eingeordnet werden“ Unsicher tapste ich von einem Fuß auf den Anderen, es machte seltsame Geräusche und mit jeder Bewegung die ich tat drang mehr Schlamm in meiner Schuhe ein „Entschuldigung…“ „Du musst dich nicht entschuldigen…jeder hat mal seltsame Momente. Wenn ich mich seltsam fühle kauf ich mir eine Flasche Jägermeister und entschuldige mich vorerst dafür, dass ich sie gleich eliminieren werde – du bekommst halt seltsame Anfälle und wackelst wild mit Armen und Beinen…alles absolut Irre, aber voll in Ordnung“ die Blonde lachte, es war ein schönes, helles Lachen. Sie war mir sofort sympathisch. Wahrscheinlich widersprach ich daher auch nicht, als sie meinte ich solle zu ihr hoch klettern. Vielleicht lag es auch an dem Versprechen von warmer Kleidung und einem Kaffee. Eigentlich ging ich ja nicht einfach so mit Fremden mit…aber sie war ja nur ein nettes junges Mädchen, was sollte mir da schon großartig passieren? Wie es der Zufall wollte, wohnte Jacky – so lautete der Name der Blonden – nur einige Minuten von dem Kanal entfernt. Der Häuserblock war Altbau und so sah er auch aus. Bereits bei der Türklinke kam Panik in mir auf, sie könnte einfach abbrechen. Versteht mich nicht falsch, ich mochte Altbauwohnungen. Ich liebte diese hohen Decken und großen Fenster. „Schön hast du es hier“ ich ließ meinen Blick durch den Flur schleifen. Heller Holzboden traf auf eine mintfarbende Wand, überall hingen Fotografien oder irgendwelche bunten Lampions – welche ziemlich selbstgebastelt aussahen. Auf den hellen Möbeln stand eine verspielte Schale mit Schmuck und darum, überall Konfetti. An dem Spiegel klebten unechte Schmetterlinge und die Lampe an der Decke war knallpink. Allgemein wirkte auch der Rest der Wohnung kunterbunt. Es passte irgendwie zu ihr. „Kannst du schon einmal Wasser aufsetzten, ich zieh mir mal eben was Bequemes an!“ „Wir gemacht“ ich hatte recht. Selbst die Küche war ein bunter zusammen gewürfelter Haufen. Es wirkte sehr „Do it yourself“ –mäßig. Sie war hellblau gestrichen, mit rosa Küchenmöbeln voll gestellt und ebenfalls mit Fotos von vielen verschiedenen Menschen versehen. Überall hing oder standen irgendwelche Dekorationen oder Pflanzen, direkt am Fenster stand ein kleiner Tisch mit zwei dunkelblauen Stühlen und darauf eine handvoll grüner Kerzen. Nach dem ich das Bestaunen beendete, war der Wasserkocher – neonpink - schnell gefunden und ich setzte, wie gebeten, Wasser auf. Oh Gott, sogar ich Waschbecken inklusive Wasserhahn war bunt und nicht so eintönig silbern wie sonst. Irgendwie fühlte ich mich wie in einer modernen Version von Alice im Wunderland. Oder eher Fabi im Wunderland? Die Tür zur Küche wurde aufgedrückt und Jacky betrat den Raum. Ihre Haare hatte sie sich nach oben gebunden, ihre schlanken Beine waren nun mit einer weiß-rosa karierten Schlafanzughose bedeckt – die viel zu groß wirkte – und am Oberkörper trug sie ein enges weißes Shirt. Diese Aussage sollte man jetzt nicht negativ aufnehmen, aber irgendwie wirkte sie nun viel flachbrüstiger als in dem schwarzen Kleid. Nicht das ich als schwuler auf ihre Oberweite achten würde…gut vielleicht ein bisschen – sie war halt wirklich hübsch…für ein Mädchen. „Was willst du trinken?“ sie kramte eine Halsarmee von Teepackungen heraus „Ceylon Tee? Grüntee? Assam Tee? Darjeeling? Roiboos-Tee? Fenchel? Kamille? Pfefferminztee? Früchtetee?“ Ich wollte nicht zu geben, dass ich die meisten Teesorten nicht einmal kannte, also entschied ich mich für den Früchtetee. Da konnte man nie etwas falsch machen. Außer er war ungezuckert! „Und Jacky? Nimmst du öfters wildfremde Personen bei dir auf?“ fragte ich interessiert. Immerhin bestünde ja die Möglichkeit, dass ich irgendein Krimineller war. Vielleicht ein Frauenmörder oder ein widerlicher Pedobär! Jacky saß im Schneidsitz auf ihrem kleinen Küchestuhl und stellte ihre Tasse ab, ein helles Lachen erklang „Ich glaube ich habe einfach ein zu großes Herz für niedliche Fundsachen“ sie beugte sich etwas über den Tisch „Aber sag mir bekommst du öfters Wutanfälle und wirfst deine Eigentümer durch die Gegend?“ „Touché“ Jacky lächelte mich an „Und jetzt im Ernst. Es war zwar ziemlich erheiternd dich zu beobachten, aber irgendwas schien dich wirklich ziemlich wütend zu machen“ sie wirkte besorgt und das obwohl wir uns überhaupt nicht kannten. Ich war schon etwas beeindruckt von mir. Denn die Wahrheit war doch, dass sich kaum noch irgendwer um die Probleme anderer kümmerte. Besonders nicht um die von Fremden. Die meisten meinten immer sie hätten zu viele eigene Probleme. Hilfsbereitschaft war halt so gut wie ausgestorben. „Sagen wir es so. Ich bin total ausgeflippt – Grundlos – von meinem derzeitigen Wohnort abgehauen und werde von einem Typen belagert der mich wahnsinnig macht! Aber total heiß ist!“ „Interessant, du bist der offiziell im Klub der Hoffnungslosen aufgenommen“ sie klopfte mir auf meine Schulter „Willkommen“ Ich fühlte mich nicht einmal veralbert. Nein im Gegenteil, eher wirklich bemitleidet. „Ich danke dir für dieses Maß an Mitgefühl. Hast du einen Balkon? Ich brauche eine Zigarette…“ Ein kurzes Nicken und Jacky stand auf, deutete mir an ihr zu folgen. Der Balkon war nicht sonderlich bequem allerdings genauso bunt wie der Rest der Wohnung. Er war Grasgrün angemalt, auf ihm stand eine Grüne Bank, mit rosa Kissen und ein kleiner Beistelltisch. Die Blumenkästen waren mit Lavendel überfüllt. Als Junge fühlte ich mich in dieser Wohnung schwuler als ich eigentlich war. „Aschenbecher steht unter der Bank“ ich nahm auf der Bank platz und fummelte meine Zigaretten auf meiner Hosentasche, endlich wieder etwas Nikotin für meine Lunge oder eher für meine Nerven. Irgendwie war mein Zigarettenkonsum in den letzten Tagen stark gesunken. Ich blickte zu Jacky auf, welche selbst nach einer Zigarette griff die auf dem Beistelltisch lag und sich diese anzündete. Sie grinste „Immer diese Raucher überall“ ich nickte und musste leise lachen „Oh ja…man sollte es ihnen verbieten…es ist doch so unglaublich ungesund!“ Die Blonde nickte eifrig „Und wir sollten auch nur noch Ökoprodukte essen, in dem Rest sind zu viele Chemikalien, sie könnten uns krank machen und denke an die Tierquälerei!“ Jetzt war ich dran zu nicken „Na ja, an diese falsche Tierhaltung sollte man wirklich denken“ ich schaute ernst drein. Denn diese Meinung vertrat ich wirklich. „Aber denke daran Jacky! Cola sollten wir auch nie wieder trinken! Wir unterstützen damit eine schreckliche Ausbeutungsindustrie! „ Die Blonde lachte und schien nachzudenken „Na dann sollten wir uns die Kleidung in der Zukunft aber auch selber nähen!“ Wir kicherten. „Die Ausbeutung anderer Menschen ist doch vollkommen egal…Hauptsache wir Raucher können überall vertrieben werden!“ das Stimmte doch! Wie wichtig war schon das wirklich schlimme Leid anderer Menschen oder Tiere, wenn man noch Zeit fand den Rauchern das Leben zu erschweren. Dabei machten wir sicherlich einen guten Teil der Steuergelder aus. „Diese ganzen Idioten würden sich wundern wie teuer erst alles werden würde, wenn wir Raucher wirklich Nicht-Raucher werden würden“ Die Blonde setzte sich zu mir auf die Bank und stieß ihren Qualm aus „Fabi. Du bist in Ordnung, ich mag dich!“ „Danke danke. Ich kenne dich zwar kaum, aber du bist ebenfalls in Ordnung Jacky!“ Irgendwann tief in der Nacht gingen wir ins Bett. Ins gleiche Bett. Immerhin war nichts dabei, ich hatte Jacky offenbart, dass ich eh schwul war und sie war ziemlich hatte auch so keine Probleme mit einem Fremden das Bett zu teilen. Ich müsste wirklich noch einmal ein ernstes Wort mit ihr reden. Sie war zu hilfsbereit, zu nett, zu naiv. Ich war vielleicht ein relativ anständiger Typ, aber der Rest der Welt nicht. Irgendwann würde ihr einmal etwas passieren, wenn sie nicht begann aufzupassen wen sie mit nachhause schleppte. Sie war zu lieb um dass ihr irgendwer etwas antun sollte. ~•~ Die Nacht verlief ruhig und erst am nächsten Morgen wurde ich durch eine tiefe Männerstimme geweckt. Moment! Ruckartig setzte ich mich auf. Eine Männerstimme? Wie? Wo? WAS!? Hatte Jacky einen Freund? Was war wenn er das hier falsch verstand und mir meinen zarten Hals umdrehen wollte? Panik keimte in mir auf. Ich würde das als Freund definitiv falsch verstehen. Vorsichtig stand ich auf und schlich mich von dem babyblauen Bett weg, blieb unschlüssig was ich nun tun sollte an der angelehnten Schlafzimmertür stehen. Gedämpft konnte ich Jackys Stimme wahrnehmen. „Jetzt mach nicht so einen Aufstand. Ich bin alt genug und weiß wen ich mit zu mir nehme und wen nicht!“ „Eben nicht! Ständig schleppst du irgendwelche Problemkinder hier an!“ „Ja, aber ich schleppe sie in MEINE Wohnung, also sei endlich still!“ „Hattet ihr Sex?“ die Stimme des Fremden war nur ein gefährliches Zischen. Er würde mich so kaltmachen. Aber immerhin ist ja nichts passiert, wir haben nur geschlafen. Mehr nicht! Mein Magen machte einen Salto. Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott. Wenn er nur halbwegs so aussah wie er sich anhörte, dann konnte ich mein Testament schreiben. „Wer weiß?“ war die patzige Antwort der Blonden. Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott „Mein Sexleben geht dich einen feuchten Käse an!“ Es schepperte. Es klang verdächtig nach einem Stuhl der durch eine rasche Bewegung umgeworfen wurde. Ich ging einen Schritt von der Tür weg, denn die jetzt folgenden Geräusche klangen verdächtig nach einem Bären welcher seinen Kurs in Richtung Schlafzimmer eingeschlagen hatte. Aber ich sprach nicht von einem kleinen Kuschelbär. Nein! Ich sprach von diesen riesigen und furchteinflößenden Grizzlybären! Die Tür sprang auf und der dunkle Umriss eines riesigen Mannes nahm den kompletten Türrahmen ein „Guten Morgen, du kleiner Schmarotzer…“ ich erlitt nun – genau in diesem Moment – meinen ersten Herzstillstand. Warum passierte so etwas immer mir. Zögernd hob ich die Hand und hätte mich für meine Wortwahl kastrieren können. Während mein Verstand brüllte „Werf dich auf den Boden und stell dich Tod!“ hob mein Körper die Hand zu Gruß und mein Mund sagte „Hey, Dude…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)