Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 23: Brüder ------------------ All I have is one last chance I won´t turn my back on you Take my hand, drag me down When you fall then I will too And I can´t save whats left of you I can´t face the dark without you, Breaking Benjamin Es war ein eigentümliches Gefühl ruhig zu bleiben, als sich Tentakel um Tentakel langsam um Körper und Arme schlang, nicht Tessaiga zu heben, sich nicht zu wehren, alles nur, um die Saphahanai abzulenken, von allem, was Sesshoumaru da tat oder tun wollte. Inuyasha konnte sich eigentlich nichts vorstellen, wie man an diesen sicher gepanzerten Körper kommen wollte. Selbst der Bauch der Kreatur war gut geschützt, das hatte sein eigener Angriff gezeigt. Aber er musste Vertrauen in seinen Halbbruder haben. So zwang er sich auch dann noch ruhig zu bleiben, als sich die Tentakel an ihm festsaugten und die riesigen Beißscheren sich fast direkt vor seiner Nase öffneten. Zum ersten Mal konnte er so in die Augen des Wesens sehen, das ihn fressen wollte. Zu seiner Überraschung erkannte er durchaus etwas wie Bewusstsein. Nein, das war kein Tier. Eher vielleicht etwas Youkaiartiges, aber das war in dieser Welt schwer zu sagen. Er umklammerte Tessaiga ohne den Blick abzuwenden. Er musste sie ablenken, dass war seine einzige Chance, ihre einzige, das Hier und Heute zu überleben. Dieser Mistkerl von König Kuma hatte ja bereits angekündigt, dass es morgen weiter gehen würde. Vermutlich solange, bis sie doch einmal verlieren würden. „Keh,“ machte er daher: „Wenn du mich wirklich fressen willst, kann ich dir die übelste Magenverstimmung versprechen, die es je gegeben hat.“ Statt einer Antwort hob die Saphahanai die letzte freie Tentakel und legte sie an seinen bereits an seinen Körper gepressten Waffenarm, ehe sie betont langsam noch einmal Tessaiga an ihr drückte. „Ach ja? Du mich auch....“ keuchte der Hanyou unwillkürlich, als der Druck seiner lebenden Fesseln ihn an seine Schmerzen aus dem vorangegangenen Kampf und dem kleinen Abenteuer in dem Vulkanschacht erinnerte. Menschliche Körper heilten so schrecklich langsam.... Sesshoumaru hatte die geradezu lebensmüde Aktion seines Halbbruders zur Kenntnis genommen. Nein, feige war der wirklich nicht. Für Ablenkung zu sorgen, in dem man sich auf dem Präsentierteller als Futter anbot – in der Tat, das war Vaters Sohn. Zufrieden damit, dass dieser seinen Part voll übernahm, ging er zu dem seinen über: so rasch er es in dieser jämmerlichen Gestalt vermochte rannte er zu dem Schwanzende der Saphahanai. Er hoffte, dass sie abgelenkt und selbstsicher genug wäre, nicht sonderlich auf ihn zu achten und, dass die Panzerplatten auch keine Eindrücke vermitteln konnten, was auf ihnen geschah. Als er hinauf sprang und oben auf dem riesigen Körper weiterhastete, konnte er die kleine Stimme in seinem Hinterkopf nicht unterdrücken, dass er wohl noch nie so langsam und unelegant gelaufen war, noch nie derart nach Luft gerungen hatte. Aber es musste jetzt alles schnell gehen. Dieses Wesen schien unbesiegbar, aber es hatte einen Schwachpunkt. Allerdings war der nicht von vorn anzugreifen, nicht einmal von der Seite: seine Augen. Sie waren durch den gepanzerten Kopf und die Beißscheren, sowie die Tentakel gut geschützt – aber eben nicht gegen einen Angriff von oben. Gewöhnlich wäre er einfach empor gesprungen, aber das ging eben nicht und er war zu nüchtern, um sich mit Unmöglichkeiten aufzuhalten. Inuyasha entdeckte ihn erst, als er auf dem Kopf des Wesens stand und mit einer sicheren Bewegung Bakusaiga in dessen linkes Auge versenkte, allerdings sofort wieder herausriß. Die Saphahanai brüllte im Schmerz auf und versuchte instinktiv den heimtückischen Angreifer zu fassen. Dabei musste sie Inuyasha loslassen. Der stürzte zu Boden, raffte sich jedoch sofort auf. Die Tentakeln griffen jetzt nach seinem Bruder und er musste den schützen. Sesshoumaru versuchte noch kurz sich auf dem herumfahrenden Kopf zu halten, sah sich jedoch gezwungen hinunter zu springen, um wenigstens aus der Reichweite zu gelangen. Er war zu langsam, dachte er noch, ehe ihn eine Tentakel am Bein packte und zu Boden riss, in Richtung auf die Scheren zog. Da war Inuyasha schon dazwischen und hieb mehr oder weniger blindlings auf alles ein, das sich bewegte. Mochte er auch weder die gewohnte Kraft noch Tessaiga seine üblichen Fähigkeiten besitzen, so zuckte das Wesen doch zurück. Sesshoumaru stand wieder: „Weiter!“ befahl er, keuchend und erschöpft wie nie zuvor in seinem Leben: „Das andere Auge!“ Klar, dachte Inuyasha. Das war das Einzige, an dem die Saphahanai ungepanzert war, der einzige schwache Punkt. Früher einmal hätte er sich darüber geärgert, nicht selbst darauf gekommen zu sein, aber inzwischen wusste er nur zu gut, dass Strategie und das Wissen um magische Wesen etwas war, das in seiner eigenen Ausbildung mehr als vernachlässigt worden war. Wären sie je zurück konnte sich der gute Myouga schon mal auf das Gespräch mit ihm freuen. Schön, einiges konnte er nie, würde er nie können, er war eben nur ein Hanyou, aber wenigstens erklärt werden hätte es ihm doch.... Statt weiter zu denken, lief er erneut los. Sie wurden müde, das war ihm klar, und dieses Wesen war alles andere als dumm. Sie mussten es blenden, ehe es aus Zorn und Hunger erneut angriff, nur dann hatten sie eine Chance. So rannte er zum gewissen Erstaunen seines Halbbruders direkt auf die Tentakeln zu, wich diesen allerdings aus. Wie er gehofft hatte, hatten die halbe Blendung und der Schmerz, dafür gesorgt, dass die Saphahanai nicht mehr genau zielen konnte. „Tessaiga!“ Es war Aufforderung und Aufmunterung zugleich, als er sein Schwert empor schleuderte – direkt in das noch unverletzte Auge der Kreatur. Die Saphahanai brüllte erneut auf, schlug fast hilflos mit den Tentakeln, mit den Beißscheren zu. Sie konnte nicht mehr zielen, nichts mehr sehen, aber sie traf Inuyasha, der zu Boden ging, unfähig, noch einmal aufzustehen. Irgendwie schaffte er es nach seinem Schwert zu greifen, das wie ein Bumerang zu ihm zurückgekehrt war. Aufgeben kam nicht in Frage. Sie waren so weit gekommen, da konnte man doch nicht einfach... Er spürte, wie sich etwas um ihn legte, ihn emporzog und wollte sich instinktiv wehren, ehe er erkannte, dass es ein Arm war – Sesshoumaru. „Weg hier!“ keuchte der. Der Hanyou ertappte sich bei dem Gedanken, dass er seinen Halbbruder wohl noch nie so erschöpft oder außer Atem gesehen hatte. Nun, nie zuvor hatte er ihn auch mit schwarzen Haaren und dunklen Augen gesehen, war der ein Mensch gewesen. Und nie zuvor hatte der ihn umarmt, mit sich gezogen, noch dazu, wenn er selbst ein Mensch war. Jemand rief etwas. War das dieser Bärenkönig? „Ich steh schon!“ knurrte Inuyasha und machte sich los: „Wofür hältst du mich....“ „Es ist vorbei.“ Sesshoumaru hatte bemerkt, dass Krieger in die Arena liefen, sich um die verletzte Saphahanai kümmerten. „Für heute.“ „Für heute.“ Die Halbbrüder tauschten einen raschen Blick, ehe sie zu König Kuma sahen. Der nickte: „Ihr seid stark, das sehe ich. Darum werden wir für morgen eine Schwierigkeit einbauen. - Nehmen wir den Jungen.“ Der Hundeyoukai richtete sich auf, als er jäh begriff: „Nehmt mich.“ „Wirklich?“ Kuma musterte ihn: „Du weißt nicht, auf was du dich einlässt.“ „Ich weiß es.“ Inuyasha war etwas überrascht, zischte jedoch: „Lass den Quatsch, nii-san!“ Was auch immer das werden sollte – er konnte sich doch nicht blamieren, sich von Sesshoumaru retten lassen. Der sah zu ihm: „Wenn wir wieder wir selbst sind, sind meine Selbstheilungskräfte höher als die eines Halbblutes. Es ist nur logisch.“ Er hätte nicht einmal selbst sagen können, was ihn dazu trieb. Logik in allen Ehren, aber es war etwas anderes. Als die Krieger zu ihm kamen, schob er wortlos Bakusaiga weg und folgte ihnen. Inuyasha starrte ihm nach. Das war doch dieser eiskalte, hyperarrogante Typ, mit dem er die Hälfte seines Blutes teilte? „He, nii-san!“ rief er: „Irgendwie...danke.“ Sesshoumaru wandte den Kopf und zum ersten Mal hatte der Hanyou das Gefühl in einen Spiegel zu blicken. Ja. Sie waren Brüder. Wenn jemand den Daiyoukai später gefragt hätte, was mit ihm geschah, so hätte er darauf keine Antwort gewusst. Er bekam nur am Rande mit, dass die Bärenkrieger ihn auszogen, misshandelten, er zum ersten Mal in seinem Leben vor Schmerzen schrie. Wichtiger war etwas anderes, ein Gefühl, das ihn überschwemmte, alles andere ausblendete, ihn in die Tiefen seiner Seele zog. Gibt es etwas, das du beschützen willst? Vaters Frage vom Meeresstrand, Vaters letzte Worte... Er würde sie noch heute mit Nein beantworten. Und doch tat er es. Da waren Rin, Jaken und Inuyasha...sein kleiner Bruder. Nie zuvor hatte er sich so für ihn verantwortlich gefühlt wie in dieser fremden Welt. Warum nur? Aber im Prinzip kannte er den Grund. Schon als er ihm Tessaiga abgefordert hatte, auch zuvor – immer war er selbst der Angreifer gewesen, nie hatte der Jüngere das getan. Auch in den endlosen Kämpfen gegen diesen Naraku war der Hanyou stets bereit gewesen an seiner, Sesshoumarus, Seite zu stehen. Das war eigentlich auch der Grund, warum er ausgerechnet ihm Rin anvertraut hatte, trotz aller Streitigkeiten in der Vergangenheit. Inuyasha war zuverlässig, der Einzige, der ihn als Kampfpartner niemals enttäuscht hatte. Was der nicht konnte war der Tatsache zuzuschreiben, dass Bokuseno recht hatte: er war eben ein Halbblut. Und natürlich Myougas mehr als nachlässigem Unterricht. Jetzt, in der shiken jigoku und dieser fremden Welt, hatte er endlich verstanden, was Vater ihm stets hatte beibringen wollen. Mutter irrte sich: der Stärkste war nicht am mächtigsten allein. Er war es, wenn er jemanden beschützen wollte. Inuyasha hatte es längst vor ihm begriffen. Er entsann sich, eines Tages noch als Kind seinen Vater gefragt zu haben, wie man die Herrschaft bekomme – die Antwort war gewesen, man könne sie nur als Anerkennung geschenkt erhalten. Er hatte es nicht verstanden, so lange nicht begriffen. Jetzt, ausgerechnet in dieser menschlichen Gestalt, dieser überaus peinlichen Lage, fand er endlich die Lösung: Herrschaft lautete nicht Tod, keine Befehle, nicht Tyrannei – sie lautete Leben geben, schützen. Mit diesem Gedanken glitt er in die unbekannte und doch ersehnte Ohnmacht. In der Zelle wartete Inuyasha ungeduldig und unruhig darauf, dass die Bären seinen Halbbruder wieder zu ihm brachten. Aber zunächst kam der kleine Jaken so ähnliche Diener und brachte ihm Wasser und Brot. „Was ist mit..mit meinem Bruder?“ „Er lebt.“ Das war ein sehr dehnbarer Begriff, wie Inuyasha nur zu gut wusste: „Was...was haben sie gemacht?“ „Willst du das wirklich wissen?“ Der froschähnliche Diener seufzte: „Sie haben nichts ausgelassen. Morgen wird er kaum kämpfen können. Und du bist allein auf dich gestellt.“ „Diese Mistkerle...“ zischte der Hanyou: „Ich bringe diesen Kuma um!“ „Du verstehst es nicht, oder?“ „Nein, ich verstehe es nicht. Wir werden überfallen, gefangengenommen, gezwungen, um unser Leben zu kämpfen, jetzt haben sie meinen Bruder misshandelt...was, bitte, soll ich verstehen?!“ „Ich werde mit Oyu reden. Er ist der Zauberer des Königs und wird es dir wohl erklären können.“ „Na, da bin ich ja mal gespannt. Wo...wo ist mein Bruder?“ „Sie werden ihn bringen, wenn sie sicher sind, dass er keinen Arzt benötigt.“ „Wie rücksichtsvoll!“ höhnte der Hanyou, der sich plötzlich bewusst wurde, dass er seit einiger Zeit nicht mehr an einen Halbbruder dachte, sondern seinen Bruder. Gleich, wie Sesshoumaru das sehen würde. Obwohl, er hatte ihn beschützen wollen. Ihn, das Halbblut, die Schande der Familie...Wozu auch immer dieser Höllentrip gut gewesen war, sie waren sich noch näher gekommen. Der Diener verschwand, aber Inuyasha versagte es sich zu essen und zu trinken. Wie hätte er das können, wenn er nicht wusste, was mit seinem großen Bruder passiert war? Lange, bange Minuten später öffnete sich die Tür. Bärenkrieger warfen die Rüstung des Daiyoukai hinein. Inuyasha sprang auf – gerade zu Recht, um seinen Halbbruder auffangen zu können, der hinein gestoßen wurde, offenbar bewusstlos. Er setzte sich hin und zog ihn auf seinen Schoß, hielt ihn. So tat das doch auch Kagome immer, wenn er verletzt oder ohnmächtig war. Das hatten sie mit ihm machen wollen, und Sesshoumaru hatte das auf sich genommen.... „Onii-san...“ Mein verehrter, großer Bruder. So höflich hatte er ihn nie zuvor angesprochen, aber auch nie zuvor war er so sicher gewesen, dass sie wirklich Brüder waren, nie zuvor hatte der ihn so beschützt. Nun ja, bei dem Kampf gegen So´unga hatte er ihn auch beiseite geschubst, das musste er zugeben. „He, Sesshoumaru...“ Eigentlich hatte der keine Verletzungen. Sie mussten sorgfältig vorgegangen sein – möglichst schwächen ohne der Attraktion des nächsten Tages den Wert zu nehmen. Mistkerle war noch untertrieben. Er sah auf, als zwei Leute hereinkamen – der Frosch, der ihm das Essen gebracht hatte und Oyu, der Zauberer des Königs. Dieser warf einen Blick auf den Bewusstlosen: „Er wird bald aufwachen, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ „Oh, vielen Dank aber auch.“ Inuyasha konnte nicht verhindern, dass er zynisch wurde: „Und morgen dürfen wir wieder kämpfen und dann wieder, oder? Bis wir irgendwann draufgehen.“ „Ja,“ bestätigte Oyu: „So ist das.“ „Wie gastfreundlich.“ „Ihr seid Fremde hier und ich weiß nicht einmal, ob ihr überhaupt aus dieser Welt stammt. Daher mag es dir ungerecht vorkommen, Aber es ist gerecht. - Ich weiß nicht, ob ihr schon viel herumgekommen seid, hier, aber das Leben ist gefährlich. Nur die Starken überleben. Und die stärksten sind die Bären. Alles hier hat sich unterworfen. Wer das nicht tat, ist tot. Nun ist es so, dass auch die Bären untereinander kämpfen. Und immer wieder fordern sie ein Volk, einen Stamm auf, ihnen ihren besten Krieger zu schicken. Dieser kämpft dann hier, wie ihr. Aber alle anderen bleiben leben. So ist es doch besser, nicht wahr? Die Bären schützen alle – und nur wenige müssen dafür sterben.“ „Keh!“ murmelte der Hanyou. „Ich kann dir nur sagen, dass diese Typen verdammtes Glück haben, dass wir nicht in Form sind, momentan. Sonst hätten wir hier schon alles dem Erdboden gleich gemacht. Heute ist echt nicht unser Tag, oder eher schon nicht unsere Woche. - Onii-san?“ Denn er hatte bemerkt, dass sich sein Halbbruder bewegte: „Alles klar?“ Er gab ihn frei. Schließlich wollte er sich keinen Ärger einhandeln. Sesshoumaru setzte sich auf und griff wortlos nach seiner Rüstung, um sie anzuziehen, ohne die beiden zu beachten. Er hätte sich lieber die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass es angenehm gewesen war, im Arm des Jüngeren zu liegen. Nie zuvor hatte das jemand getan. Nun ja, fast niemand. Er entsann sich der einen oder anderen Gelegenheit, als Vater ihn so gehalten hatte, aber da war er noch ein Welpe gewesen. Und zuvor – er hatte plötzlich ganz sicher gewusst, dass es chichi-ue freuen würde, wie er und Inuyasha nun miteinander umgingen, dass er endlich den wahren Kern in dessen Frage verstanden hatte: gibt es etwas, das du beschützen willst? Vater war für Inuyasha und seine Mutter gestorben, er hatte ihnen das größte Geschenk gemacht, dessen er fähig gewesen war – und er hatte Vaters Wunsch missachtet. Das würde er nie wieder tun. „Herrschaft,“ sagte Inuyasha unterdessen: „Oyu, oder wie immer du heißt: ja, das heißt, jemanden zu beschützen. Aber doch nicht, in dem man befiehlt, dass irgendjemand eben mal willkürlich dafür draufgeht.“ „Nicht willkürlich. Nur die Stärksten überleben. So ist es. Mit Freundlichkeit, Höflichkeit...das macht weich und man stirbt.“ „Bei den Bären. Mann, wenn ich jeden umgelegt hätte, der schwächer war als ich, - oder hier, mein großer Bruder, dann wäre unser Land ganz schön entvölkert.“ Nun ja, hatten sie ohnehin, oder auch Naraku, aber das musste er nicht erwähnen. „Ich schütze meine Freunde, und die helfen mir. Und das ist das Beste, was einem passieren kann. Im Übrigen: du tust ganz so, als ob ihr so harmlose, arme Schweine seid – ich sehe, dass du da ein Messer im Gürtel hast.“ „Ja.“ Der Diener guckte irritiert nach unten: „Zum Brot schneiden, damit habe ich dein Brot geschnitten.“ „Ja, als ob das alles ist, was man damit schneiden kann.“ „Wir sind nur die bescheidenen Diener der Bären und des Königs Kuma.“ Inuyasha warf den Kopf zurück: „Keh! Und warum, bitte, sollten Diener keine eigenen Willen haben? Ihr habt Messer, seid Zauberer, also tut was. - Ihr seid zu feige, zu ängstlich, das ist alles. Ihr versteckt euch hinter den Bären, mehr ist es nicht.“ „Inuyasha!“ Sesshoumaru hätte fast geseufzt, als er dessen Hand packte. Sein kleiner Bruder mochte ja recht haben, aber viel wichtiger war das Portal, das sich in diesem Moment zu Öffnen begonnen hatte. Wenn der Hanyou hier einen Staatsstreich anstrebte, fein. Aber nicht um den Preis, dass sie nicht herauskamen. Der Hanyou war so verblüfft, die Hand des Daiyoukai zu spüren,dass er sich ohne Widerstand mitziehen ließ, erst jetzt das schwarze Loch hinter sich erkannte, das sich bereits wieder zu schließen begann. So spurtete er mit, scheinbar gegen die Mauer der Kerkerzelle, in Wahrheit jedoch in eine andere Welt. Für einen Augenblick erkannten die Hundebrüder Hayasa in seiner wahren Form, ehe der riesige, uralte Daiyoukai zusammenbrach, sahen, wie Inabikari und Kyuu sie anstarrten, ehe sie begriffen, dass sie sich zurückverwandelten, endlich wieder Hundeyoukai und Hanyou waren. Das Allererste, was sie in einer völlig gleichartigen Bewegung taten, war der Griff nach dem Halsband, um es abzureißen und in den letzten Rest des Portals zu werfen. „Mann, das war knapp,“ sagte Inuyasha und blickte zu Hayasa: „Du hast den Ausgang erschaffen? Dann ist...ist Tsukiyomi-sama nicht mehr hier?“ Lieber etwas zu höflich sein. Das war ein Gott und eine Aussicht auf eine Grillparty bei der Herrin der Unterwelt war nicht so prickelnd – zumal er sich denken konnte, wer in diesem Fall das Grillgut wäre. „Nein,“ gab der alte Daiyoukai zurück: „Er hätte nichts tun können, der Herr der Zeit ist auch ihr Diener. Sonst ginge es drunter und drüber. Ihr wart also immer noch in Menschen verwandelt, habt aber überlebt. Wie war es?“ „Lästig,“ erwiderte der Hanyou prompt: „Da gab´s ein paar Bären, die glaubten uns herumschubsen zu können. Na, ich hoffe, ich habe ihnen ein nettes kleines Abschiedsgeschenk hinterlassen.“ Jede Menge Ärger, davon waren die anwesenden Daiyoukai alle überzeugt. „Gehen wir,“ sagte Sesshoumaru nur: „Ihr werdet Euch sicher erholen, Hayasa-sama.“ Wie auch er selbst. Er spürte schon jetzt, dass er nicht nur seine vertrauten Fähigkeiten, seine volle Energie wieder hatte, sondern auch die Verletzungen und Schmerzen zu heilen begannen. Herrlich, wieder man selbst zu sein. „Natürlich.“ Und dann die Prüfungshölle wieder reparieren, aber das musste er nicht erwähnen. Der Hunderat war etwas erstaunt, als die vier Verschwundenen aus einer vollkommen anderen Richtung wieder auftauchten, aber keiner sagte etwas. Schweigend und regungslos warteten sie ab, was nun geschehen sollte. Kyuu blickte seitwärts, ehe sie sich an den Hanyou wandte: „Inuyasha-sama, ich schulde Euch mein Leben. Dennoch würde ich gern unseren Kampf weiterführen.“ Schließlich sollte er nicht denken, sie sei zu feige oder zu schwach. Wenn eines der anderen Ratsmitglieder ihr Wechsel in die höfliche Anrede verwunderte, so sagte niemand etwas. Das war eine Sache zwischen den Daiyoukai und dem Daihanyou. Inuyasha seufzte unhörbar, sagte jedoch: „Irgendwie habe ich mir das so vorgestellt.“ In den wenigen Minuten, die er wieder in seiner gewöhnlichen Form war, waren seine Verletzungen schon deutlich abgeklungen. Mit dem nun wieder voll aktionsfähigen Tessaiga an der Seite, fühlte er sich in der Lage mit jedem fertig zu werden. Und er wollte nicht ausgerechnet von einem Mädchen, sei sie auch eine Daiyoukai, für feige gehalten werden. „Na, schön, wenn du darauf bestehst.“ Mit neu gewonnener Rücksicht warf er einen Blick seitwärts. Da Sesshoumaru nichts sagte sondern nur etwas zurückwich, nahm er es Erlaubnis und legte die Hand an Tessaiga. ** Das nächste Kapitel heißt: Demolition.... Fast alle offenen Punkte werden geklärt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)