Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 18: Pilze und andere Wälder ----------------------------------- Die Welt, in der sie landeten, überraschte die drei Daiyoukai ebenso wie den Hanyou. Sie schwebten scheinbar in einer dunklen Nacht, umgeben von riesigen runden, leuchtenden Gebilden, die Inuyasha an die Bälle erinnerte, mit denen Souta, Kagomes Bruder gespielt hatte: Luftballons. Sowohl er als auch Sesshoumaru waren auf den lautlos durch die Luft gleitenden Bällen gelandet und standen dort, während sie die Gegend betrachteten, zur Sicherheit die Hand am Schwert. Inabikari und Kyuu folgten dem Beispiel, nachdem sie zuerst schweben geblieben waren, etwas ärgerlich, ohne es freilich zu zeigen, dass sie offfenbar nicht die Nerven wie die Hundebrüder besaßen, die diese fremde Umgebung anscheinend für völlig normal hielten. Ob das an den Abenteuern in der shiken jigoku lag? Nun, die Prüfungshölle sollten sie wohl besser nicht erwähnen, die beiden daran erinnern, wer ihnen die letzten Mühen und Gefahren aufgehalst hatte. Immerhin hatten die Zwei sie jetzt hier mitgenommen, und beide Hunderatsmitglieder schworen sich, dass sie ihnen beweisen würden, dass sie dessen würdig waren, ja, mehr. Sesshoumaru sah sich nach einem Ende dieser Gegend um, einem Portal oder auch einem Widersacher, während Inuyasha mehr nach einem Boden Ausschau hielt. Auf solch wackeligem Untergrund zu stehen, war nicht seine Sache. Immerhin konnte er nicht fliegen und er war heilfroh, dass er sicher auf diesen eigenartigen fliegenden Kugeln hatte landen zu können. Nur kurz darauf entdeckte er unter sich in der Dämmerung seltsame Gebilde,noch einmal darunter etwas wie Sand. Ohne Zögern sprang er hinab, um sich dort umzusehen. Das war mit Sicherheit der seltsamste Wald, in dem er je gewesen war, den der Todesseile eingeschlossen. Das waren doch keine Bäume, eher Pilze. Und von deren Hüten stiegen anscheinend diese Luftballons auf. Etwas anderes gab es hier nicht. Oder waren die Bälle ganz etwas anderes? Er sah empor: „ He, nii-san, hier ist Sandboden. Keine Lebewesen.“ Sesshoumaru folgte unverzüglich dem Hinweis, mit dem Gedanken, dass das für seinen Halbbruder eine erstaunlich sachliche Meldung gewesen war. Lernte der dazu? Nur dadurch, dass er mit ihm unterwegs war statt mit diesem törichten Flohgeist? Fliegen können hin oder her, auf dem Boden war es doch angenehmer. Er betrachtete die Gebilde über sich, die gut zehn Meter in die Höhe ragten. Pilze? Mit seltsamen Kugeln? Wie eigenartig. Aber das spielte keine Rolle. Sie mussten sich nach Norden halten, wollten sie dieser Welt wieder entkommen. Er bemerkte zufrieden,dass die anderen beiden Hundeyoukai ihm unverzüglich gefolgt waren. Das würde die Sache doch erleichtern, wenn Inabikari und Kyuu nicht in dieser anderen Welt einen Kampf um den Rang vom Zaun brechen wollten. Nicht, dass er daran gezweifelt hatte, zu gewinnen, aber womöglich mussten sie zu viert hier wieder herauskommen, wenn sie so hereingegangen waren, um nicht die Zeit in Unordnung zu bringen oder Ärgeres. Kyuu holte tief Atem, witterte so prüfend, dass Sesshoumaru sie ansah. War hier etwas? Er kannte sie kaum, aber er wusste, sie wollte Taishou werden. Entweder war sie zu sehr von sich überzeugt oder aber sie besaß besondere Fähigkeiten. Sie verstand die Aufforderung und hob etwas den Finger. Ein leuchtender Punkt erschien, der unverzüglich empor loderte. Hastig schüttelte sie die Hand, um den Funken zu löschen. „Die Luft hier enthält sehr viel Atemluft, wie man es nennt. Feuer würden hier rasch aufflammen.“ Inuyasha bewies sofort, dass seine Lernstunden bei Kagome in der Zukunft mit Mathe und Physik – oder genauer gesagt die ihren, während er dabei gesessen war - nicht umsonst gewesen waren: „Sauerstoff? Dann können wir hier keine Energieangriffe einsetzen ohne alles abzufackeln.“ Kyuu war erstaunt, dass ihre mühsam erworbenen wissenschaftlichen Kenntnisse ausgerechnet von einem Halbmenschen verstanden wurden: „Ja, das wäre mein Vorschlag,“ meinte sie höflich, jedoch an ihren Anführer gewandt. Sesshoumaru drehte sich um, um weiterzugehen. Das war ärgerlich, aber er nahm nicht an, dass sich Kyuu irren würde. Und er war sicher, sein kleiner Halbbruder hätte sich eher selbst sonst was angetan, als sich vor ihm erneut zu blamieren. Vor den anderen beiden ganz zu schweigen. Keine Energieangriffe, also. Aber dieses seltsame Land unter den Pilzen schien lebensleer zu sein. Was nur bedeutete, dass man im Moment weder etwas sehen noch wittern noch hören konnte, nicht, dass hier nichts wäre. Schon der Herr der Zeit und auch die Hexe hatten darauf hingewiesen,dass hier nichts so wäre wie in ihrer Welt. Dann war das im Moment lästiger als die Prüfungshölle. Hayasa hatte sie nach seinen Vorstellungen erschaffen, aber er war ein Wesen der realen Welt, nun, von der anderen Seite des Teppichs, wie es der Herr der Zeit genannt hatte, wie sie auch. Hier mochten alle ihre Sinne, ihre Möglichkeiten mehr als beschränkt sein. Während Inuyasha sofort an die linke Seite seines Halbbruders sprang, sah Inabikari zu seiner Ratskollegin: „Ihr überrascht mich, teure Kyuu. Ich hätte Euch solche intellektuellen Kenntnisse gar nicht zugetraut.“ „Ohne Zweifel, weil ich eine Frau bin, lieber Inabikari?“ Sie nahm mit gewisser Bitterkeit wahr, dass er ihr nicht mehr ihren Titel zubilligte. Nun, das konnte sie auch. „Nein.“ Er war zu ehrlich: „Aufgrund Eures Temperaments hätte ich Euch solche Geduld zum Lernen nicht zugetraut. Nun, ich bin neugierig, welche anderen Fähigkeiten Ihr mir zeigen werdet auf dieser Reise.“ „Keine!“ fauchte sie. Mist! Jetzt würde er bei einem Kampf wissen, dass sie wissenschaftliche Grundkenntnisse besaß. Sie musste höllisch aufpassen, ihm nicht noch weitere Hinweise zu liefern, sonst wurde das Duell, das sie mit Überraschungen zu gewinnen gedachte, nur schwerer. Das galt ebenso für diese Halbbrüder vor ihr. Immerhin hatte auch Inuyasha gerade bewiesen, dass er nicht der vollkommene Trottel war, für den sie ihn bislang gehalten hatte. Da sollte sie auch wachsam sein und lernen, was er sonst noch konnte. Nicht, dass auf einmal sie selbst im Kampf die bösen Überraschungen erleben würde. Das Duell gegen Inabikari oder Sesshoumaru würde schwer genug werden und sie an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit treiben, das war ihr bewusst. Umso wichtiger war es, dass sie mit dem Hanyou rasch zu Rande kam. Die vorangehenden Hundebrüder blickten erneut um sich, suchten in der immer schwerer zu atmenden Luft nach Andeutungen von Leben. Etwas stimmte hier nicht, da waren sie sicher – und ihr Maßstab war der Wald der Todesseile. Auch dort war kein Lebewesen zu sehen gewesen, zu Recht. Irgendetwas legte die Gedanken lahm, lenkte ab und sorgte dafür, dass die Konzentration nachließ. War es doch der erhöhte Sauerstoffwert der Luft oder diese scheinbar so bunten und harmlosen Ballons, die oben über den Pilzen schwebten? Im nächsten Moment streckte Sesshoumaru seinen linken Arm aus. Inuyasha prallte mit der Brust dagegen. Noch ehe er sich zur Rebellion aufraffen konnte – und der Kommentar wäre sicher nicht nett geworden - bemerkte er den Blitz, der knapp vor ihnen zwischen zwei Pilzen zuckte. „Ja, so ein Mist....“ Danke, nii-san, hätte er doch nicht sagen können, sschon gar nicht vor den anderen beiden. „Sie haben uns entdeckt.“ Inabikaris Kommentar bewog Sesshoumaru dazu, sich umzudrehen, zumal der fortfuhr: „Was nun, Taishou?“ Hä? dachte Inuyasha, ehe er begriff, dass die einzigen Lebewesen dieses Waldes in der Tat die Pilze waren – und die jagten anscheinend mit den Blitzen. Auch Sesshoumaru hatte verstanden. Aber die Frage: was nun, kam ihm so unbekannt vor. Sicher, Jaken fragte das auch, aber von anderen Daiyoukai so abwartend angesehen zu werden, fühlte sich anders an. Er hatte nie Wert auf den Titel oder das Amt gelegt und in diesem Moment wusste er auch warum. Ja, was nun? Der Einzige, von dem eine Idee kommen konnte, war noch ausgerechnet sein kleiner, ahnungsloser Hanyoubruder, die anderen beiden würden garantiert den Mund halten. Für andere verantwortlich zu sein fühlte sich in der Tat so mies an, wie er es schon immer erwartet hatte. Und hier war kein Jaken, dem er dann die Schuld geben konnte... Moment mal. Was hatten Inuyasha und Kyuu da von sich gegeben? Keine Energieangriffe, denn irgendein Stoff in der Luft würde für Feuer sorgen? Aber, wenn diese Pilze dann so jagten...? Er überprüfte die Luft, auf der Suche nach einem winzigen Molekül, dass sowohl seine Ahnung als auch die Aussage der beiden bestätigen könnte. Schmoren. Ja. Irgendwo in den Pilzen schmorte es. Unverzüglich sprang er wieder empor auf die schwebenden Bälle. Dort unten würde es mit Sicherheit gleich ungemütlich werden. Zu seiner gewissen Befriedigung war sein Halbbruder ihm praktisch unverzüglich gefolgt, die beiden Ratsmitglieder brauchten etwas länger. Im nächsten Moment flammten unter ihnen auch die beiden Pilze zu einer überaus hitzigen Fackel auf, loderten kurz und fielen zu einem Häufchen Asche zusammen – nicht, allerdings, ohne ähnlich bunte Kugeln freizugeben, wie die, auf denen sie standen. Das waren anscheinend die Nachfolger. Sobald ein Pilz jagte, starb er – und setzte die Sporen frei. Das ließ nur die Frage offen: von was lebten diese? „Wir sollten hier nicht rumstehen, nii-san,“ kam es von Inuyasha, der als einziger keine Schuhe trug: „Diese Luftballone sind irgendwie ätzend.“ Auch, wenn der ihm vorgegriffen hatte, so stimmte das und Sesshoumaru sprang schweigend weiter, von einem dieser Bälle zum anderen, immer weiter Richtung Norden, gefolgt von den anderen dreien, in der mittlerweile bekannten Reihenfolge. Kyuu hatte allerdings vor, das bald zu ändern. Der Kampf gegen Inabikari und Sesshoumaru mochte in der unbekannten Welt riskant sein, aber sie hatte inzwischen einen Schluss gezogen: der Hanyou konnte bloß so mächtig sein, weil er die legendäre Klinge Tessaiga trug. Ohne die war er eben nur ein Halbmensch. Und mit dem konnte sie leicht fertig werden. Alles, was sie tun musste, war, dieses Schwert an sich zu bringen. Endlich entdeckten sie vor sich das nächste Portal und das Quartett sprang ohne zu Zögern hindurch. Also war dieser Pilzwald nur eine Zwischenwelt gewesen und sie waren wohl nun in Wahrheit auf der anderen Seite angelangt. Sie befanden sich in einem Wald, wie sie ihn eigentlich alle kannten. Bäume, Unterholz, die Witterung nach einzelnen Tieren, auch, wenn sie die Gerüche nicht so ohne weiteres einordnen konnten. Auf jeden Fall roch es hier nicht nach Fleischfresser. Und diese Witterung war so eindeutig, dass sie sich doch auch in dieser fremden Welt nicht großartig ändern sollte. Sesshoumaru bemerkte etwas entnervt, dass alle ihn ansahen. Wirklich, wie konnte man nur nach dem Amt eines Taishou streben? War das Vater auch so ergangen? Er entsann sich diverser Boten, die gekommen waren, dass man ihn dann zu Mutter oder weggeschickt hatte...ja, doch. Es musste sogar eher noch ärger gewesen sein, schließlich gab es Kriege und viel mehr als bloß diese drei Anhängsel. Und er hatte immer schon geglaubt Jaken wäre lästig. Rin war es dagegen nie. Sie gab sich Mühe im Rahmen ihrer Möglichkeiten und....ja, schon gut, gab er zähneknirschend zu. Das tat auch Inuyasha, das hatte er in den Kämpfen gegen Naraku und nicht zuletzt in der Prüfungshölle bewiesen, und die anderen beiden sollten besser zusehen, dass sie das ebenfalls erreichten, ehe er selbst die Geduld mit ihnen verlor. Nein, heute war nicht sein Tag und der Nächste, der ihm in die Quere kam, würde schnurstracks im Jenseits landen. Ohne weiteres Wort setzte er sich in Bewegung, Richtung Norden. Die Himmelsrichtungen zu bestimmen war selbst hier kein Problem für einen Youkai, geschweige denn für sie. Auch Inuyasha besaß diese Fähigkeit. Irgendwann blieben die vorangehenden Hundebrüder abrupt stehen und blickten sich um. Ihre beiden Begleiter stoppten vorsorglich ebenfalls. „Was ist?“ erkundigte sich Kyuu prompt und kassierte einen ungläubigen Blick ihres Nachbarn: „Meine teure Kyuu, ich hielt Euch für impulsiv aber nicht für taub.“ „Dann erklärt mir, mein teurer Inabikari, was sich hier gerade geändert hat. Ich höre noch immer nur die Waldgeräusche.“ Sie bemerkte durchaus den kurzen Seitenblick Sesshoumarus, der ihr galt. Hörten die drei männlichen Wesen etwas, das ihr entging? Eigenartig. „Was hört ihr?“ fragte sie nochmals. „Da singt jemand.“ Inuyasha war zu hilfsbereit, um sie dumm sterben zu lassen. Er wusste nur zu gut wie es war, wenn einem nichts oder nur die Hälfte erklärt wurde: „Hörst du es nicht? Da kommt eine Frau singend durch den Wald.“ „Nein, ich höre nichts anderes als zuvor. Seltsam.“ Kyuu spannte sich jedoch etwas an. War das peinlich! Wieso konnte sie das Lied nicht hören, keine weibliche Stimme? Immerhin zeigte ihr ihre Nase nun, dass sich wer näherte, und im nächsten Moment erkannte sie auch die Gestalt, die unbekümmert durch das Unterholz auf sie zukam. Es handelte sich um eine junge, durchaus schön zu nennende Frau – und eindeutig weiblich. Sehr eindeutig, denn nichts blieb der Phantasie überlassen. Sie trug keinerlei Kleidung, selbst für die Hundeyoukai ein sehr eigenwilliger Anblick. Die Unbekannte blieb stehen, als sie das Quartett vor sich sah und betrachtete die Vier, nun nur mehr summend. „Willkommen, Fremde, in meinem Wald,“ sagte sie dann lächelnd: „Ich bin Onana, die Herrin dieser Gegend. Wollt ihr mich begleiten? Ich habe eine Hütte, nicht weit von hier, und die Nacht wird bald hereinbrechen.“ Wieder begann sie zu summen. „Nein, danke,“ erwiderte Inuyasha prompt. Kagome würde ihm sonst etwas erzählen, wenn er mit einer splitternackten Frau in einer Hütte schlief. Und er wusste, er war zu ehrlich, um ihr das bei seiner Heimkehr nicht zu beichten. Das würde ein „Osuwari“ -Blitzgewitter geben, wie seit Jahren nicht. Gewöhnlich ließ Kagome ihren Befehl schon länger bleiben, aber sie hatten sich geeinigt, dass er die Kette weiterhin trug. Schließlich wären sie ohne diese kaum zusammengekommen. Es war ein Souvenir. Sesshoumaru fühlte sich unangenehm an Hinodes Falle gleich am Anfang des Weges durch die Höllenprüfung erinnert und musterte die Fremde schweigend. „Oh, das ist sehr freundlich von Euch,“ meinte Inabikari dagegen: „Diese Einladung nehmen wir gern an, nicht wahr, Taishou?“ Mit einem Lächeln ging er, zu Kyuus Überraschung an ihr, dann an dem Hanyou vorbei. So unhöflich und unbeherrscht war er doch sonst nicht. Und wieso starrte er diese Frau so fasziniert an? Im nächsten Moment befahl Sesshoumaru: „Inuyasha, Kyuu, haltet ihn fest! - Glaubst du wirklich, Abschaum, dass ich nicht durch deine Deckung blicken kann?“ Die Fremde antwortete nicht, stellte auch ihr Summen nicht ein, während der jüngere Halbbruder und Kyuu, wenn auch erstaunt, gehorchten. Ihre Überraschung wuchs, als sich Inabikari zu wehren begann. Jetzt fiel auch Inuyasha Hinodes Zauber ein, der Youkai anlockte, umso mehr, je stärker sie waren. Ihm war die ganze Sache nur seltsam vorgekommen, da sie sie zum Essen eingeladen hatte – aber das hier war ja wohl so ähnlich. „Lasst mich!“ Der Daiyoukai versuchte sich aus dem Griff der beiden zu lösen, die ihn an den Armen gepackt hatten: „Sie ist so schön....so freundlich....“ Seine Hand versuchte zu seinem Schwert zu gelangen „Keh!“ Der Hanyou klammerte sich an ihn: „Jetzt sei vernünftig, Inabikari. Mann, erst bringt dein Vater die Welt in Unordnung und jetzt rennst du so einer Frau nach, bloß, weil sie nichts anhat. Ihr seid eine lästige Familie!“ Aber der junge Hundeyoukai hörte nicht auf ihn und wehrte sich immer heftiger. Genug ist genug, dachte Sesshoumaru, hob die Hand und versteifte drei Finger Zur gewissen Überraschung der Ratsmitglieder – und der noch größeren der Fremden, erschien eine helle, leuchtende Schnur aus Youki, die mit einer kaum bemerkbaren Bewegung des Handgelenkes geschleudert wurde. Vermutlich bemerkte die Unbekannte nicht einmal mehr, dass sie zerteilt wurde. Unverzüglich entspannte sich Inabikari: „Ich bin in Ordnung,“ sagte er dann, ein wenig kleinlaut: „Was...was war das?“ Er war etwas erleichtert, dass er losgelassen wurde, aber auch mehr als peinlich berührt, so auf die Fremde reagiert zu haben. „Eine Art Sirene.“ Sesshoumaru wandte sich bereits wieder zum Gehen. Natürlich, dachten auch Kyuu und Inabikari. Sie hatten von solchen Wesen gehört – und das war auch die Erklärung, warum das weibliche Ratsmitglied weder das Lied wahrgenommen hatte noch bezaubert gewesen war. Nur – was war mit den Halbbrüdern? Kyuu stellte diese Frage prompt direkt an den Hanyou. Inuyasha sah sie ehrlich irritiert an: „Ich habe doch Kagome,“ erwiderte er dann, als sei damit alles gesagt. War es auch wohl, dachte sie bitter. Das bedeutete, dass zumindest der Halbmensch in sehr festen Händen war. Und wohl auch Sesshoumaru, denn der war ebenfalls nicht auf die Sirenenklänge hereingefallen. Schade. Sie hatte eigentlich gehofft, im Fall der Fälle, falls sie gegen ihn verlor, ihn zu heiraten. Offenbar war ihr da jemand zuvorgekommen. Nun gut, vielleicht konnte sie ihn, und natürlich auch Inabikari, wusste sie doch nicht, wer deren Kampf gewinnen würde, von ihren Vorzügen überzeugen. Weibliche Daiyoukai besaßen schließlich Seltenheitswert und nur von einer solchen konnte ein wahrhaft starker Sohn stammen. Ihr Blick fiel auf Tessaiga, das so friedlich an der Hüfte des vor ihr Gehenden baumelte. Besaß sie das, würden die beiden männlichen Inudaiyoukai doch sicher sie hoch schätzen. Nur, wie kam sie daran? Den Hanyou einfach darum zu bitten war unpassend, überdies würde er es kaum freiwillig herausgeben. Also, was tun? Während sie hier durch den Wald liefen, hatte sie sowieso nichts Besseres vor, als sich einen Plan zu überlegen. Inabikari gab zu, froh darüber zu sein, dass weder der Taishou noch Inuyasha-sama, geschweige denn Kyuu, ein Wort zu seinem unpassenden Benehmen verloren hatten. Sein verehrter Vater hätte ihm gewiss nicht nur etwas erzählt, sondern ihn auch bestraft. Solche mangelnde Selbstbeherrschung ziemte keinem Krieger, keinem Youkai und schon gar nicht ihm. Wie ungemein peinlich diese Reaktion an sich schon gewesen wäre – noch unsäglicher war die Tatsache, dass die beiden Söhne des verstorbenen Taishou nicht eine Sekunde auf den Zauber hereingefallen waren. Nicht einmal der Hanyou. Nun, er hatte schon immer angenommen, dass dieser durch sein ererbtes Blut nicht zu unterschätzen wäre, er trug zudem auch noch das mächtige Tessaiga – aber Inabikari wurde bewusst, dass seine Einschätzung vor der Zeitreise mehr als richtig gewesen war: das war ein Daihanyou, gleich, wie seltsam das auch klingen mochte. Inuyasha hätte diesen Gedanken schmeichelhaft gefunden, aber er bemerkte durchaus, wie Kyuus Blick auf seiner Waffe haftete. Nun, sollte sie sich doch an dem Bannkreis im wahrsten Sinn des Wortes die Finger verbrennen. Es war ihm jedoch bewusst, dass er vorsichtig sein sollte. Diese Hundedame wollte sich wirklich ernsthaft mit ihm anlegen – und sie war in einer Liga, die fast seiner gleichkam. Allerdings hatte sie keine Ahnung von ihm, Tessaiga und ihren gemeinsamen Fähigkeiten. Fast konnte sie einem Leid tun. Aber es war wohl unmöglich, dass er Sesshoumaru bat ihr da einen Tipp zu geben. Auf den würde sie zwar hören, aber das würde höchstens dazu führen, dass er wieder einmal einen Kampf gegen seinen Halbbruder führen durfte. Man, waren diese Hundeyoukai ein arroganter und schwieriger Haufen! Die Dämmerung brach herein, wie es die fremde Frau schon angekündigt hatte. Nicht, dass die Augen der Vier nicht gut genug gewesen wären, aber alle spürten eine Veränderung um sich, in sich. Keiner der drei Daiyoukai hätte das allerdings zugegeben – und auch Inuyasha hütete sich irgendein Wort zu verlieren. Es war unangenehm, aber irgendwie kam es ihm bekannt vor. Ach du Schande, war der erste Eindruck, den der Hanyou bekam, als er das nur zu vertraute Gefühl endlich erkannte. Er verwandelte sich in einen Menschen. Diese Nacht hier war entweder eine Neumondnacht oder zeigte jedenfalls deren Wirkungen. Vor Sesshoumaru wäre das schon schlimm genug gewesen, aber auch noch vor den anderen beiden ach so tollen und vor allem arroganten Daihundeyoukai? Vor allem Kyuu hatte ihm ja schon zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht für voll nahm. Aber es half nichts. Gegen die Verwandlung konnte er sich nicht wehren und sie würden das alle mitbekommen. Na klasse. Heute war wirklich nicht sein Tag – oder auch seine Nacht. Er wandte sich zu seinem Halbbruder, um dem das wenigstens noch zu sagen, ehe es passierte, als er bemerkte, dass dieser stehen blieb und irritiert an sich herunter sah. Das, was beide erblickten, genügte, sich umzuwenden und die beiden Ratsmitglieder zu mustern, die offenbar sich bemühten, die Contenance zu wahren. In der Tat, dachte Inuyasha. Nicht nur er wurde gerade zu einem Menschen, sondern sie alle vier. Diese Nacht konnte ja noch heiter werden. ** Das nächste Kapitel heißt denn auch: Menschennacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)