Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 15: Die Wüste der toten Seelen -------------------------------------- Die kurze Dämmerung in der Wüste brach herein, dann wurde es Nacht. Zum Glück, wie Inuyasha befand, ohne das freilich zu sagen. Die Sonne hatte erbarmungslos niedergebrannt und Hanyou hin oder her, es war ihm ziemlich heiß geworden. Nun ja, auch für seinen schweigsamen Begleiter mochte es unangenehm geworden sein, aber der sah irgendwie noch immer weiß, unberührt und elegant aus. Wusste der Himmel, wie Sesshoumaru das anstellte. Selbst die von dem Drachen in der letzten Prüfung versengten Haare und Boa waren wie neu. Nun gut, auch sein Körper hatte sich rasch erholt – aber dieses weiche Fellteil hätte ihn schon interessiert. Sesshoumaru konnte es bewusst steuern – aber war das nun ein Teil seines Körpers oder nicht? Fragen konnte er schlecht, ohne schon wieder als der dumme kleine Bruder dazustehen. Allerdings war das doch eine Auskunft, die ihm Myouga sicher geben konnte. Wie auch so einige andere. Der Flohopa konnte sich schon einmal auf ihre nächste Unterhaltung freuen. Hier gab es also tote Seelen, was auch immer das sein sollte. Hayasa hatte ja davon gesprochen, dass die sie angreifen würden. Sollten sie. Bislang waren sie einzeln oder auch zu zweit mit jedem Hindernis der Prüfungshölle fertig geworden und selbst der Hüter der shiken jigoku hatte zugegeben, dass an der Brücke die meisten scheiterten. Warum, verstand Inuyasha nicht so ganz. Das waren nur fünf Fragen gewesen, die zu beantworten eigentlich keine Schwierigkeit dargestellt hatte. Nicht für ihn und wohl auch nicht für den Herrn Halbbruder, schließlich war auch dieser recht schnell drüben gewesen – ohne in den Abgrund zu stürzen. Gab es etwa Daiyoukai und Daiyoukai? Und manche waren eben zu dumm, diese simplen Fragen zu beantworten? Zu welcher Sorte dann wohl der Rat gehörte? Obwohl, wenn er sich recht entsann, war die Energie vor allem bei der Hundedame, die mit ihnen gesprochen hatte, recht bemerkenswert gewesen und bei noch einem Mann. Das waren dann wohl die einzigen beiden, die Sesshoumarus Level erreichten. Und damit natürlich auch seines, denn dem Hanyou war bewusst, dass ihre Kämpfe gegeneinander meist mit einem Sieg seinerseits geendet hatten. Maximal unentschieden, denn ansonsten wäre er schon längst tot. Schön, in der letzten Zeit hatte es keine Probleme dieser Art mehr gegeben, und er hoffte, dass sich ihr brüderliches Verhältnis nicht zuletzt durch diese Wanderung nochmals verbessern würde, aber das war noch immer etwas anderes, wie sich Kagome gegenüber ihrem kleinen Bruder verhielt, oder Sango zu Kohaku und umgekehrt. Das war jedoch wohl auch zuviel verlangt bei einem vollblütigen Youkai der obersten Klasse gegenüber der Familienschande. Immerhin hatte ihm Sesshoumaru hier schon einiges erklärt, ihn sogar aus diesem Loch vor dem Pass der Illusionen gezogen. Auch das hatte er ihm nicht vergessen. Sesshoumaru war angenehm überrascht, dass sein manchmal redseliger Halbbruder schon seit zwei Stunden den Mund hielt. Lernte der etwa langsam, wie man sich zu benehmen hatte? Das wäre erstaunlich. Oder auch nicht, denn er hatte ja während dieser unsäglichen Wanderung durch die Prüfungshölle gesehen, dass vieles von dem, was er ihm an Verhalten ankreidete, allein auf eine Ursache zurückzuführen war: Myouga. Inuyasha hatte die Grundregel des Benehmens nicht gelernt, hatte wenig bis keine Ahnung von magischen Lebewesen oder auch nur von der Politik und den Hintergründen der Hundeyoukai. Wenn er sich recht entsann, hatte der Flohgeist von seinem verehrten Vater den Auftrag bekommen, ehe der in den Kampf gegen die Drachen zog, sich um seinen Jüngsten zu kümmern, soweit es die Mutter nicht vermochte. Izayoi mochte zwar eine Prinzessin gewesen sein, aber sie war auch nur ein erbärmlicher Mensch. Und hatte damit von genau diesen Punkten keine Ahnung gehabt, zumal sich Vater in ihrer Gegenwart kaum wie ein Youkai verhalten hatte. Was also hatte Myouga getan? Sicher, der war ein Feigling und floh, wenn er nur den geringsten Anlass sah, aber der Hanyou war doch nicht Jahre, Jahrzehnte stets in Lebensgefahr gewesen. Stimmt, dachte er. Jedes Mal, wenn ich Inuyasha aufgesucht habe, um festzustellen, ob er endlich soweit wäre, dass ich ihn legitim umbringen könnte, weil er sich wehren könnte, war der Flohgeist nicht bei ihm. Dann war er selbst intensiver auf die Suche nach Tessaiga gegangen, zumal er gehört hatte, dass eine menschliche Priesterin es geschafft hatte, den Hanyou zu bannen. Das war ihm dann als ein recht passendes, peinliches Ende für den erschienen und er hatte sich erst wieder mit ihm befasst, als er feststellen musste, dass er Tessaiga nicht allein finden konnte. Dann, in Vaters Grab, war es zum ersten ernsten Kampf zwischen ihnen gekommen – und Inuyasha hatte es mit Hilfe des legendären Schwertes vermocht ihm den linken Arm abzuschlagen. Das erste vieler folgenden Duelle, ehe er erkannt hatte, dass Tessaiga wirklich seinem Halbbruder gehörte. Seltsam erschien es ihm nun, dass er so verblendet in die falsche Richtung gesucht hatte, um stärker zu werden, er seine Grenzen nicht erkannt hatte. Erst, als er genau das geschafft hatte, darauf verzichtet hatte, mit Hilfe eines Schwertes mächtiger zu werden, hatte er nicht nur seinen Arm zurückerhalten, sondern auch Bakusaiga, sein eigenes Schwert, nicht die Klinge seines Vaters. Und er hatte endlich begriffen, dass ein wahrer Daiyoukai nur aus sich selbst stärker werden konnte, dazu keines Hilfsmittels bedurfte – und ein Hanyou letzteres eben schon. Selbst, wenn Myouga seinen Befehl ausgeführt hätte, blieben Inuyasha bestimmte magische Fähigkeiten versagt – Bokuseno hatte da schon recht gehabt. Hanyou blieb Hanyou und würde niemals ein vollblütiger Youkai werden. Dafür allerdings, gab er plötzlich mit gewisser Anerkennung zu, schlug sich der in der shiken jigoku der Daiyoukai wahrlich nicht schlecht. Es war fraglich, ob alle vom Rat bis hierher überlebt hätten. Nun ja. Eben Vaters Blut, Vaters Sohn. Mit Beginn der Nacht frischte der Wind weiter auf und wirbelte den feinen weißen Sand empor. Dieser belästigte die Sinne der beiden Hundebrüder zunehmend, aber ihnen war klar, dass sie weitergehen mussten. Nur, wenn sie das nächste, und letzte, Portal erreichten, konnten sie shiken jigoku verlassen. Je schneller das geschah, umso besser, da waren sie sich stillschweigend einig. Schließlich warteten da noch acht Kleinigkeiten auf das Wiedersehen mit ihnen. Der Sturm wuchs jedoch immer weiter an, und aus der Belästigung durch die Sandkörner wurde ein förmlicher Beschuss, der Augen und Nasen weitgehend unbrauchbar machte. Unwillkürlich versuchten beide, sich durch ihre Ärmel davor zu schützen, aber immer heftiger wirbelte der Staub um sie, nahm ihnen die Möglichkeit, sich zu orientieren, ja, auch nur mehr den anderen zu entdecken. Selbst in den Ohren setzte sich der Sand fest, als ob das Geheule des Windes nicht schon genug dazu beitrug, mit diesem Sinn nichts mehr wahrnehmen zu können. Ohne zu wissen, was der andere tat, reagierten sie gleich: sie blieben stehen, bemüht, sich gegen den um sie wirbelnden Sturm zu schützen, möglichst flach einzuatmen, um nicht Sand in die Lunge zu bekommen, und so gut es ging, beiseite zu blicken. Wo war der Halbbruder? Aber mitten in einem Sandsturm war es unmöglich auch nur einen Schritt weiterzusehen und selbst Sesshoumaru war bewusst, dass es sinnlos war, zu versuchen gegen den Wind anzukommen. So peinlich und ärgerlich es war – er musste abwarten, bis der Sturm nachließ. Immerhin war ihm nun klar, warum Hayasa davon gesprochen hatte, dass er hier zwar wieder fliegen könne, das ihm aber nichts nutzen würde. Nun, selbst in der Prüfungshölle würde der Wind irgendwann wieder nachlassen und dann könnte er weitergehen. Allerdings mochten sich diese toten Seelen im Schutz des Sturmes anschleichen. Es war nicht gesagt, dass denen dieser etwas ausmachte. So blieb er stehen, sich mit dem linken Arm und Ärmel gegen den Sand schützend, die rechte Hand am Schwert, ohne eine Ahnung davon zu haben, dass Inuyasha ebenso reagiert hatte. Der Herr der Prüfungshölle bemerkte die Reaktion seltsam zufrieden. Sie waren junge Krieger der Youkai, in der Tat, und vergaßen nicht, dass sie sich gegen die ihnen unbekannte Gefahr schützen sollten, gleich, wie die Elemente um sie tobten. Wie hatte Inuyasha vor der Eisprüfung gesagt: was Kämpfe betraf, wären sie ganz gut in Übung? Ohne Zweifel. Der uralte Daiyoukai warf einen flüchtigen Seitenblick auf den Hunderat. Inabikari und Kyuu freuten sich auf ihre Duelle mit den Chaotenbrüdern? Ob ihnen so ganz klar war, worauf das wohl hinauslaufen würde? Nun, der junge Mann dort schien ja seine, Hayasas, Anforderungen an einen Daiyoukai zu erfüllen, auch bereitwillig sein Leben aufs Spiel zu setzen, aber die Hundedame war zu impulsiv, ja, eher unbeherrscht für ein Wesen dieses Ranges. Und sie war eindeutig verbittert – warum auch immer, aber das war nichts, das einem Daiyoukai ziemte. Der Leiter der shiken jigoku konnte nicht umhin, sich zu fragen, wie sich wohl die beiden in seinen Proben geschlagen hätten, in die sie die Halbbrüder so bereitwillig geschickt hatten. Interessanter war nun freilich, wie diese reagierten. Denn die vorletzte Prüfung war keine, die einer durch Stärke oder Tapferkeit bestehen konnte. Die toten Seelen der Wüste waren keine realen Lebewesen – nun, so wirklich, wie nur etwas, das er erschaffen hatte – sondern das, was von einem Kandidaten blieb, wenn er hier versagte. Und nicht sie waren das Problem, es sollte nur so scheinen. In der letzten Prüfung würden sich die zwei Chaoten dann jedoch abreagieren können. Seine Blumen sollten für die Halbbrüder nicht unbedingt ein Hindernis darstellen. Aber womöglich waren sie dann leichtfertig. Nun, er würde nicht den Fehler begehen, das Fell der Hundejungen zu verkaufen, ehe sie tot waren, wie es der Rat hier getan hatte. Myouga war keuchend erneut in das Dorf gekommen, und hatte der besorgten Kagome Bericht erstattet. Jetzt wiederholte er vor Sango und Miroku seine Mitteilung: „Der Hunderat steht noch vor dem Tor des Anfangs. Das ist auch immer noch geöffnet. Also sind die beiden noch immer in der Prüfungshölle. Zumindest einer muss noch leben.“ Kagome funkelte ihn finster an. „Beide!“ betonte sie: „Inuyasha ist doch nicht der Typ, der leicht aufgibt. Er hat nie aufgegeben! Und Sesshoumaru ...naja, er ist eben Sesshoumaru. - Ich habe Rin noch nichts davon gesagt, dass sie in Schwierigkeiten stecken, und auch Jaken darum gebeten. Sie würde sich doch nur Sorgen machen. Es wäre gut, wenn ihr auch nichts sagt.“ „Ja, schon klar,“ sagte Sango: „Dauert diese Prüfung denn immer so lange, Myouga?“ Der kleine Flohgeist hob alle vier Arme: „Ich..das weiß ich nicht. Tage schon. Es sollen ja schon mehrere Tagesreisen sein, ehe man überhaupt vom Tor des Anfangs zu den eigentlichen Prüfungskammern kommt. Als der Herr sich damals diesem Daiyoukai, Inabikaris Vater, dort stellte, kam er nach zehn Tagen zurück.“ „Eben,“ erklärte Kagome nachdrücklich: „Ihr Vater hat dort bestanden, da werden sie es auch. - Oder was hast du uns noch nicht erzählt, Myouga-jiiji?“ Der Flohgeist sah sich instinktiv nach einer Fluchtmöglichkeit um, erklärte dann jedoch mit gewisser Resignation: „Der Rat wartet nicht mehr allein. Dort liegt ein sehr mächtiger Daiyoukai in seiner wahren Form und wartet mit ihnen. So ein Wesen habe ich noch nie gesehen, aber ich vermute, da selbst Inabikari und Kyuu sich vor ihm überaus höflich benehmen, dass es sich um den Herrn der shiken jigoku handelt. Und als damals mein Gebieter in der Prüfungshölle war und ich dort auf ihn wartete, kam der nicht.“ „Vielleicht, weil Inuyasha dabei ist?“ schlug Miroku vor: „Der verstorbene Inu no Taishou war ja ein Daiyoukai, Sesshoumaru ist einer, aber eben Inuyasha ist als Hanyou vielleicht eine Besonderheit. Darum ist der Leiter der Prüfungen so an ihm interessiert.“ Kagome nickte, sichtlich erleichtert. Als er später mit Sango allein war, meinte diese allerdings: „Deine Idee, dass der Leiter der Prüfungshölle nur wegen Inuyasha beim Rat ist, mag Kagome beruhigt haben, aber...“ „Was meinst du?“ „Myouga sagte doch, dass der Rat Verräter seien, die die Halbbrüder als Erben des letzten Taishou in die shiken jigoku schickten. Wohl, um sie elegant loszuwerden. Vielleicht hat sich der Herr der Prüfungshölle mit ihnen verbündet. In diesem Fall sieht es schlecht für die beiden aus. Denn er sucht doch die Proben aus, die sie bestehen müssen – oder sterben.“ „Möglich. Aber willst du das Kagome sagen? Oder Rin? Noch bleibt uns die Hoffnung.“ „Ja. Erst, wenn der Rat von dort verschwindet und die beiden nicht mehr aufgetaucht sind, ist es aus. Und wir wissen alle, wie stur Inuyasha im Kampf sein kann. Sesshoumaru ist auch kein Irgendwer.“ Sango stand auf. „Ich werde mit Kaede reden. Sie soll Kagome mit viel Arbeit beschäftigen, damit sie abgelenkt ist. Ohne natürlich Rin etwas zu erzählen. - Wo ist eigentlich Myouga hin?“ „Ich glaube, er wollte wieder zu diesem Tor, um den Rat und den unbekannten Daiyoukai aus gewisser Distanz zu beobachten und uns zu sagen, wenn etwas passiert.“ „Nun, die gewisse Distanz wird ziemlich groß sein, wenn ich ihn richtig kenne.“ Sie lächelte und ihr Mann gab das Lächeln zurück: „Wir kennen ihn alle. Aber gewisse Loyalität gegenüber Inuyasha können wir ihm auch nicht absprechen.“ Endlich ließ der Sturm aus wirbelndem Sand nach. Der Hanyou wagte zum ersten Mal seit ungezählten Minuten tiefer einzuatmen. Wie viel Zeit war vergangen? Scheinbar eine Ewigkeit. Er rieb seine Augen und Nase etwas freier und versuchte, etwas in der nächtlichen Dunkelheit um sich zu erkennen. Noch immer wehte der Wind und trieb die Körnchen vor sich her, aber es war nicht mehr fast unerträglich. Wo steckte Sesshoumaru? Er konnte ihn nicht sehen. War der etwa von diesen dämlichen toten Seelen angegriffen worden? Er konnte sich nicht entsinnen, Kampfgeräusche gehört zu haben, obwohl das in diesem Toben wohl auch so gut wie unmöglich gewesen wäre. Aber der Herr Halbbruder war doch niemand, der sich mal eben überfallen ließ. Ein wenig hektischer bemühte er sich, seine Ohren freizubekommen. Sollte er nach ihm rufen? Das wäre auch wieder peinlich, würde es ja aussehen, als ob er allein Angst hätte. Die Augen brannten noch immer von dem Dauerbeschuss der letzten...Stunden? Es schien ihm endlos zu sein. Immerhin konnte er wieder frei atmen. Endlich konnte er wieder etwas erkennen und endlich legte sich auch der Wind und er stand in der klaren, kalten Wüstenluft unter einem Sternenhimmel. Danke, Hayasa, dachte er zynisch. Das hätte der Leiter der Prüfungshölle auch schon vorher erledigen können. Was also sollte dieser Sandsturm, außer arme Hanyou zu ärgern? Oder Hundejungen im Allgemeinen? Mit der Hand an Tessaiga drehte er sich um die eigenen Achse. Er war allein. Das gab es doch gar nicht. Oder doch? War der Herr Halbbruder einfach weitergegangen und hatte ihn hier in dem Sturm zurückgelassen? Das hatte er ihm nach den gemeinsamen Abenteuern der letzten Tage doch nicht zugetraut. Verdammt. Wenn er den erwischte, würde er ihm sonst etwas erzählen! Moment mal. Er entdeckte etwas Weißes ein ganzes Stück vor sich im Wüstensand. War das Sesshoumaru? Aber wieso sollte dem etwas ausmachen, was er selbst zwar als überaus lästig aber nicht gefährlich empfunden hatte? Oder waren doch die toten Seelen da gewesen, was immer das auch war? Konnten die doch jemandem wie seinem Halbbruder etwas anhaben? Immerhin war das hier shiken jigoku, ausgelegt auf die mächtigsten Wesen unter allen Sterblichen. Er rannte eilig hinüber, noch immer die Hand an seinem Schwert, sich dabei umsehend. Aber hier war nichts und niemand zu sehen oder auch nur zu wittern. Was war bloß passiert? Erschreckt, ja erschüttert, starrte er auf den regungslosen Körper vor sich im Sand. Der Panzer war geborsten, die Kleidung zerfetzt, Körper und Gliedmaßen von Wunden übersät. Noch immer krampften sich die Finger um Bakusaigas Griff. Nur das Gesicht war unversehrt. Wer oder was auch immer ihn angegriffen hatte, hatte ihn wohl so lange wie möglich bei Bewusstsein halten wollen. „Sesshoumaru?“ Er bückte sich, wollte diesem Bakusaiga aus der Hand nehmen, zur Sicherheit, ehe der Daiyoukai im Aufwachen unbewusst ihn attackieren würde. Und dann erkannte er, dass kein Atemzug mehr die Brust bewegte. Das gab es doch gar nicht. „Nii-san?“ Nie zuvor hatte er ihn als „mein großer Bruder“ angesprochen, es sich immer versagt, jemanden so höflich zu titulieren, der ganz andere Bezeichnungen für ihn selbst fand. „He, mach keinen Quatsch! Du weißt doch, dass du nur gegen mich verlieren kannst?“ Er kniete sich in den Sand und tastete vorsichtig nach der Halsschlagader. Nichts. Verdammt! Er hatte immer geglaubt, dass Sesshoumaru praktisch unbesiegbar sei, dass den im Notfall Tenseigas Bannkreis noch schützte. Hatte das heilende Schwert seinem Besitzer in der Prüfungshölle nicht helfen können? Waren dem ebenso einige Fähigkeiten abhanden gekommen, wie auch den anderen Klingen? So, wie er mit Tessaiga nur noch über die Windnarbe verfügte? Aber dennoch...das war unmöglich! Hektisch tastete er nach Tenseiga. Er hatte wenig Ahnung, wie das Schwert wirkte, aber es konnte Tote lebendig machen. Toutousai hatte es den Sargbetrüger genannt. So hielt er es ein wenig hilflos über den regungslosen Körper: „Tenseiga,“ flüsterte er: „Mach schon, irgendwas....“ Nichts geschah. Trauer und Wut überschwemmten ihn, als er beide Schwerter dorthin schob, wo sein Halbbruder sie immer getragen hatte. Er stand auf und blickte zu dem Sternenhimmel auf, ehe er seine ganzen Gefühle in einen Aufschrei legte, der durch die Wüste widerhallte. Dann sah er hinunter. Nein, er konnte ihn doch nicht hier liegen lassen. Und ihn einfach so in der Wüste der Prüfungshölle zu verscharren kam ihm auch nicht richtig vor. So bückte er sich und hob Sesshoumaru empor, ein wenig überrascht, wie leicht der ihm schien. Mit Tränen in den Augen machte sich Inuyasha auf den Weg. Mochten die Götter diesem Hunderat gnädig sein. Er wäre es nicht. ** ….^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)