Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 5: Die Ruinen von Zugaikotsu ------------------------------------ Da einige nachfragten: die Idee zu dem Wald der Todes-Seile entsprang einem Schleimpilz: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/mikroorganismen/schleimpilze/index.jsp. Ich sah in einer Fernsehsendung, wie ein solches Wesen einen Regenwurm mit Schlingen fängt. 5. Die Ruinen von Zugaikotsu Inuyasha betrachtete die sich über ihm schließende Haarreuse mit nichts weniger als großer Begeisterung. Eine Hand benötigte er, um sich an dem Haar festzuhalten, nicht in die unbekannte Tiefe zu stürzen, wo anscheinend eine ätzende Flüssigkeit auf ihn wartete. Einen Klauenangriff mit der anderen? Gegen die Haare? Womöglich konnte er so verhindern, dass er eingeschlossen wurde, aber dann? Er konnte nicht fliegen und hochspringen war ein Ding der Unmöglichkeit. Tessaiga war auch keine Option. Würde er das seltsame Lebewesen töten, würde er auch dort hinunterfallen. Und der Geruch der Flüssigkeit erinnerte ihn unangenehm an den Magen des Eremiten, in dem er einst gesteckt hatte. Selbst tot würde ihn das Wesen wohl noch verdauen. Wie er es auch drehte und wendete – es sah nicht so aus, als ob er von allein aus dieser Lage kommen konnte. Aber um Hilfe bitten? Noch dazu Herrn Ich-bin–ja-so-toll–und-allwissend? Die Abfuhr konnte er sich ebenso sparen wie die darauf folgende Beleidigung. Nein. Es musste ihm etwas einfallen. Er war schon öfter in unangenehmen Lagen gewesen und hatte sich stets daraus befreien können. Ganz sicher würde ihm etwas einfallen. Nur ruhig bleiben. Sesshoumaru musterte seinen Halbbruder durch die sich langsam schließende Haarreuse. Er war ein wenig erstaunt. Weniger darüber, dass der keine Anzeichen von Panik zeigte, Mut hatte er ihm noch nie absprechen können. Auch, dass der anscheinend nachdachte, nicht aufgeben wollte, war nicht verwunderlich. Sturheit besaßen sie alle beide, das wusste er nur zu gut. Aber er fand es überraschend, dass der Jüngere zu stolz war, ihn um Hilfe zu bitten. Nun, er selbst hätte sich auch lieber die Zunge abgebissen, aber er wäre natürlich längst schon empor geflogen. Und fliegen konnte der Bastard nun einmal nicht. Sollte er abwarten, bis das Halbblut auf eine Idee kam? Oder sollte er die Sache abkürzen und ihn hochziehen? Wer wusste schon, ob es bei dieser shiken jigoku nicht eine Zeitbegrenzung gab. Alles, was er je gehört hatte, wies darauf hin, dass der Prüfling erst in der eigentlichen Prüfungshölle erfuhr, um was es ging. Noch etwas, das er dem Rat auf dessen schwarze Liste setzen konnte. Und mit Verlängerung dieser stieg auch die Sicherheit, dass es dann acht tote Hundeyoukai mehr auf der Welt geben würde. Jedenfalls stellte er fest, dass er nicht so ohne Weiteres bereit war dem Halbblut beim Sterben zuzusehen, nur, um damit dem Rat einen Gefallen zu tun. Er trat näher an das Loch heran und versteifte die Finger, während er bereits sein Fell von der Schulter gleiten ließ. Noch während sein Klauenangriff die Haare der Reuse zerriss, ermöglichte er seiner Boa hinab zu fallen und sich um den Hanyou wickeln. Inuyasha dachte fast, er spüre und sehe nicht richtig, als er fühlte, wie er fest um die Taille gepackt und empor gerissen wurde. Seit wann neigte der Herr Halbbruder denn zu Rettungsaktionen? Nun, zumindest würde noch eine Beleidigung kommen. Aber der Ältere zog nur sein Fell an sich und wandte sich schweigend zum Gehen. „Äh...danke…“ murmelte der Hanyou daher, in dem ungewissen Gefühl, sich doch bedanken zu sollen, auch, wenn ihm das, zumal Sesshoumaru gegenüber, mehr als eigenartig vorkam. Da wieder keine Antwort kam, machte er, dass er an dessen Seite sprang. Was war denn nun los? Aber nachfragen würde sicher keine Aufklärung bringen. Er sollte froh sein, die Hilfe bekommen zu haben und sich bei passender Gelegenheit revanchieren. Genau das würde er tun, beschloss er. Und natürlich besser auf den Boden unter ihm achten. Wer wusste schon, ob es hier noch mehrere dieser eigenartigen Fallen gab. Dies entsprach den Tatsachen. Einmal öffnete sich die Erde unter Sesshoumaru, der seinen Schritt zu einem Flug verlängern musste, um wieder auf festem Grund zu sein, einmal sah sich Inuyasha gezwungen einen weiten Satz zu machen. Dann jedoch stieg der uralte Weg wieder steil zwischen Felsen empor und sie nahmen zu Recht an, dass sich hier keine Fallen mehr befanden – zumindest keine Löcher. Nach einer scharfen Kehre blieben die Hundebrüder etwas überrascht stehen. Vor ihnen dehnte sich ein kleines, mit Bäumen und Sträuchern bewachsenes Plateau. Die Pflanzen bedeckten kaum die Tatsache, dass hier einst ein Dorf gelegen hatte, das Menschen erbaut hatten. Menschen in dieser Einöde und für diese mehr als gefährlichen Gegend? Kein Wunder, dass es nun nur mehr Ruinen waren. Die Sonne war schon am Untergehen und beide beschlossen in stummer Eintracht weiterzugehen. Sie hatten bereits einen ganzen Tag auf der Wanderung verbracht und sie waren sich selten einig, diese ganze unsägliche shiken jigoku möglichst rasch hinter sich zu bringen – um sich anschließend den Hunderat vorzuknöpfen. Hätten sie gewusst, dass der andere ebenso dachte, wären sie mehr als überrascht gewesen. Sie hatten den ehemaligen Dorfplatz erreicht, als etwas leise klirrte. Alarmiert blickten sie sich um, die Hände bereits an den Schwertgriffen. Es war nichts zu riechen, weder Youkai noch Mensch, denn alles hier stank nach Tod, ja Verwesung. Inuyasha nahm an, dass die letzten Dorfbewohner von Dämonen oder wilden Tieren überfallen worden waren und nicht mehr begraben werden konnten, ehe er eine nur zu bekannte Witterung nach Metall und Leder in die Nase bekam: „Da sind Zombies!“ Sesshoumaru zog wortlos Bakusaiga. Die Halbbrüder tauschten einen raschen Blick, ehe sie sich Rücken an Rücken stellten, um die untoten Krieger zu erwarten, die aus allen Richtungen der beginnenden Nacht auf sie zu wankten, untot aber nicht ungefährlich, das verrieten ihre scharfgeschliffenen Schwerter. „Kaze no kizu!“ Der Angriff des Hanyou zeigte ebenso wie der gleichzeitige des Daiyoukai, dass die Überfallenen keineswegs wehrlos waren. Wie sie es allerdings schon erlebt hatten, setzten sich die Untoten wieder zusammen. „So ein Mist! Ich hasse diesen Totentanz!“ murmelte Inuyasha: „Moment mal. Kaguras Totentanz!“ „Wovon redest du?“ „Ach, da warst du nicht dabei. Kagura...“ Er sollte aufpassen, was er über sie sagte, denn, wenn er sich recht entsann, hatte sein Bruderherz gewisses Interesse an ihr gezeigt: „Sie hatte da eine Möglichkeit, mit ihrem Fächer Tote auferstehen und für sich kämpfen zu lassen, sogar Youkai.“ Nun, Wolfsyoukai, was ja Kouga dann auf einen Rachefeldzug getrieben hatte: „Und das hier sind doch Youkai!“ Er jagte einen neuen Angriff los. Ebenso Sesshoumaru: „Ja.“ Doch, das hier waren tote Youkai, wenn auch keine besonders mächtigen. Hm. Sollte das Halbblut einmal Recht haben? Andererseits – der kannte Kaguras Fähigkeiten sicher. Nur: „Kagura ist tot.“ „Das weiß ich, du warst ja bei ihr. Aber jemand steuert doch diese Idioten!“ „Such ihn.“ „Äh, und du?“ Traute ihm das Halbblut etwa nicht zu, gegen ein paar Untote so lange standzuhalten, bis der seinen Teil erledigt hatte? Oder war der zu feig? Inuyasha bemerkte, dass der Daiyoukai wortlos seine Schwerter tauschte. Natürlich. Tenseiga würde jeden dieser Zombies endgültig in das Jenseits schicken. Dennoch war das eine solide Übermacht. Er sollte sich beeilen. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er auf das noch halbwegs stehende Dach einer Hütte und sah sich um. Gut fünfzig Zombies hatten sie überfallen. Nur, wo war der Verantwortliche dafür? Wittern war fast unmöglich. Alles hier stank nur nach denen. Er warf noch einen raschen Blick zu seinem Halbbruder, der mit einer eleganten Drehung soeben drei der Untoten endgültig beseitigte. In diesem Moment erkannte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung und starrte in die hereinbrechende Nacht. Da stand doch jemand bei einer zerfallenen Hütte, nein, einem Schrein, eine grauhaarige Frau, in dunkelroter, bodenlanger Kleidung, die ihre klauenartigen Hände bewegte. Fäden. Sie spielte mit den Zombies als Marionetten. Das ließ sich ändern. Er hob Tessaiga. Und der Macht der Windnarbe hielten die Fäden nicht stand. Die alte Frau schrak zusammen, als ihre Verbindung zu den Marionetten plötzlich abbrach, diese haltlos in sich zusammenfielen – und zwei weißhaarige junge Männer aus der Dunkelheit vor ihr erschienen: „Bitte, nicht....“ stammelte sie unwillkürlich. Erst einen überfallen und dann auf harmlos machen, dachte Sesshoumaru ein wenig verstimmt, schob jedoch Tenseiga weg. Sein Ziel war der Rat, da musste er sich nicht mit jedem lästigen Youkai am Wegesrand herumärgern – falls der etwas Sinnvolles beitragen konnte: „Shiken jigoku.“ Sie begriff nun durchaus, wen sie hier überfallen hatte lassen, - und dass die Möglichkeit, immerhin noch Auskunft geben zu dürfen, schon eine großzügige Verlängerung ihres verfallenen Lebens war: „Ihr seid mächtige Daiyoukai auf dem Weg in die Prüfungshölle. Das habe ich nicht erkannt, ich bitte um Vergebung, edle Herren. Soll ich Euch den Weg weiter beschreiben?“ Zwei Inuyoukai, sicher Hundefürsten. Ging es darum, wer der neue Taishou werden sollte? Sie hatte gehört, dass der alte ermordet worden war. Dann sollte sie beten, dass sie sie für zu uninteressant hielten, um ihre Zeit mit ihrem Tod zu verschwenden – obwohl sie sie sicher verärgert hatte. „Also,“ meinte Inuyasha, sein Schwert ebenfalls wieder in der Scheide: „Wie geht es weiter und was sollte eigentlich das kleine Überfallkommando hier?“ „Ich lebe hier, ehrenwerter Herr. Dies sind die Ruinen von Zugaikotsu. Meine Untoten sind Youkai, die die shiken jigoku sich anmaßten, ohne durch die beiden Hindernisse zu gelangen. So ist die Regel. Sie gehören dann mir, damit ich mit ihnen Youkai oder Menschen jagen kann, die sich in mein Gebiet wagen. Aber es war schon lange niemand mehr hier.“ So langsam hatte sie beschlossen, wegzuziehen, in bewohntere Gebiete. „Klingt ja aufbauend. Und was sind das für zwei Hindernisse, ehe man überhaupt die dämliche Prüfungshölle betreten kann?“ „Das...das weiß ich nicht genau. Nur, wenn Ihr, edle Herren, diesen Pfad weiter emporsteigt, gelangt Ihr durch einen schmalen Pass auf die andere Seite dieser Berge. Danach führt Euer Weg über eine kleine Ebene, sie soll nur wenige Stunden breit sein, genannt die Ebene der Raben, ehe Ihr den Pass der Schmerzen erreicht. Was dort geschieht weiß ich nicht, Hayasa-sama lässt mir nur die Toten bringen.“ Das war mal ein Name, mit dem sich was anfangen ließ: „Und wer ist dieser Hayasa?“ „Er ist der erste Daiyoukai, der die shiken jigoku schuf. Er hat sich freiwillig bereit erklärt, die Prüfungen zu leiten. Es ist aber nicht nur seine Magie, die das alles aufrecht erhält.“ „Ist er tot?“ Hier war ja alles möglich. „Ich weiß nur, dass er sehr alt und mächtig ist.“ Die alte Frau zögerte etwas. Sollte sie um ihr Leben bitten? Aber das wäre sinnlos. Schließlich war sie selbst eine Youkai und diese taten, was sie wollten. Immerhin ließen sie sie noch reden, das gab ihr etwas Hoffnung. „Vor allem in seiner Magie, da er auch alles kontrollieren kann, was an Zauber von anderen hineingegeben wurde. Er wird sich Euch sicher zeigen, wenn Ihr die Hindernisse überwunden und die Hochebene der Prüfung erreicht habt.“ „Du warst nie in der shiken jigoku?“ Sie hob fast erschreckt die Klauen: „Oh nein, edler Herr. Ich bin nur eine harmlose kleine Youkai, die überleben will. Ich würde dies nie bestehen.“ „Dann solltest du jetzt auch verschwinden,“ riet Inuyasha, fast ein wenig überrascht, dass Sesshoumaru sie so lange hatte reden lassen. Nun ja, sie waren beide doch in den ganzen Abenteuern der letzten Jahre etwas erwachsener geworden. Es hatte schon Zeiten gegeben, in denen der Herr Halbbruder Leute aus weit weniger Ursache ins Jenseits befördert hatte. Das ließ sich die alte Youkai nicht zweimal sagen. Als sie sich in einigermaßen sicherer Entfernung umsah, entdeckte sie in der Dunkelheit, wie die beiden mit den langen weißen Haaren sich weiter den Pfad empor machten. Hätte sie ihnen sagen sollen, wie der erste Pass hieß? Das fiel ihr nun ein, aber es war sicher zu spät. Und sie würden das Hindernis am Pass der Illusionen bestimmt selbst finden müssen. Sie sollte sich ihnen nicht noch einmal unter die Augen trauen. Immerhin hatte sie Daiyoukai überfallen und lebte noch. Soweit sie wusste, war das noch niemandem passiert. Da sollte man das Schicksal nicht zu sehr herausfordern. Andererseits: sollten diese zwei hübschen Jungs am Pass der Illusionen oder am Pass der Schmerzen scheitern, wären sie eine nette Ergänzung ihrer Totenmarionetten, zumal sie es geschafft hatten, einige davon für ewig ins Jenseits zu befördern. Eine interessante Fähigkeit, von der sie nie zuvor gehört hatte. Genau, beschloss sie. Sie würde hier abwarten, ob sie die Hindernisse bestanden oder nicht. Wenn ja, sollte sie wirklich wegziehen, wenn nein, hatte sie zwei nette neue Marionetten. „Hayasa-sama!“ Die Stimme des kleinen Youkai hallte in der Grotte unterhalb des dunklen Turms. Zögernd, fast furchtsam blickte er in die Dunkelheit. Der Herr liebte es nicht, bei seiner Ruhe oder Meditation gestört zu werden – aber diese Nachricht war zu wichtig. Er entdeckte eine große, mächtige Gestalt, die sich langsam streckte, schwarz in der Schwärze, ehe sie sich gemächlich auf vier Beine erhob. „Was gibt es, Roba?“ Scharfe Fangzähne blitzen und der kaum einen Meter große Diener verneigte sich eilig, ehe er berichtete: „Die Raben brachten die Neuigkeit, dass zwei junge Krieger auf dem Weg empor zum Pass der Illusionen sind. Ein Hundeyoukai und ein Hanyou.“ „Zwei auf einmal?“ Die tiefe Stimme klang amüsiert: „Wollen sie shiken jigoku gegeneinander bestehen und sich dann duellieren? Das haben der Inu no Taishou und dieser andere Hund damals auch getan. Es war sehr erheiternd, wie einfach der Herr der Hunde im Zweikampf siegte. Dieser dumme Kerl, dessen Namen ich vergessen habe, hatte wohl glatt übersehen, was das Höllenschwert anrichten konnte. Aber es soll ja nun spurlos verschwunden sein, hattest du mal erwähnt. - Moment. Ein Hanyou? Der ist dann vollkommen irrelevant. Er wird schon am Pass der Illusionen scheitern, spätestens am Pass der Schmerzen.“ „Sollen die Raben sie weiter beobachten, Hayasa-sama?“ „Nein. Aber schicke zwei Krieger auf diese Seite des Passes der Schmerzen, für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Sollte der Hundeyoukai durchkommen, werde ich mich ihm zeigen und ihm die Prüfungshölle erklären, wie es der Brauch verlangt. Danach sehen wir, ob er ein wahrer Daiyoukai ist – oder er wird in der shiken jigoku einer werden. Oder natürlich sterben.“ Roba verneigte sich erneut: „Ja, Hayasa-sama. Und den Hanyou ignorieren wir.“ „Du ignorierst ihn,“ korrigierte der Hüter der Prüfungshölle fast sanft. „Falls er tatsächlich hierher gelangen sollte, wird er mich zu sehen bekommen und eine besondere Probe erhalten, um zu testen, ob ihm der Hundeyoukai half oder nicht. Siegt er dort, dann, mein treuer Diener, ist er wirklich eine Besonderheit und er darf die Prüfungen der mächtigsten Dämonen betreten. Um zu sterben oder auch zu bestehen. - Immerhin, wenn sie bereits am Pass der Illusionen sind, haben sie den Weg vom Tor des Anfanges geschafft. Womöglich half ihm der Hundeyoukai, aber vielleicht auch nicht. Der Weg ist nicht harmlos und ich habe zu lange gelebt, um nicht alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wir werden sehen. Ich meditiere noch ein wenig. Wenn das Bannsiegel im Pass der Schmerzen gebrochen wird, werde ich es spüren – und dann auch meine neuen Gäste begrüßen. Seit der Inu no Taishou ging, hatte ich keine neue Unterhaltung mehr.“ Nun ja, außer den Berichten, die die Raben brachten. Roba hätte um ein Haar die Schultern gezuckt. Jahrelanger vertrauter Umgang mit seinem Herrn ließ ihn jedoch sagen: „Hayasa-sama, ohne Notwendigkeit stellt sich niemand mehr der shiken jigoku. Es kehrten schon zu viele nicht zurück.“ Ein Knurren: „Und viele taten es. Was ist nur aus den Youkai geworden! Keinen Ehrgeiz mehr besser zu werden, keine Lust am Kämpfen, keine Freude daran ein guter Krieger zu werden, kein Spaß an der Lebensgefahr. Immerhin nun zwei junge Krieger, sagtest du, Roba?“ „Ja, so lautete der Bericht der Raben.“ „Nun, dann hoffe ich doch, dass sie mir den Glauben an die Macht unseres Volkes zurückgeben. Wieder zwei Hunde, nun diesmal wohl auch nur ein halber....Zu bedauerlich, dass es niemand meiner Art mehr wagt.“ „Sie fürchten Euer Vorbild, Hayasa-sama.“ „Sie fürchten sich davor, mir unter die Augen zu treten und mir zu sagen, dass sie schwächer sind als ich.“ Roba schwieg lieber. Es war nicht sonderlich klug, den Herrn daran zu erinnern, dass er schon längst verstorben war und kein Duell mehr bestreiten konnte. Nur seine Magie und die der Prüfungshölle, mit der er sich verbunden hatte, hielten ihn noch in seinem Körper fest. Allerdings, ja, er war sicher einst der Stärkste von allen gewesen. Seine Zauberkraft war jedenfalls nach seinem Tode noch gewachsen. Kyuu seufzte fast. Dieses Herumstehen und Warten, ob Sesshoumaru und der Halbmensch zurückkehrten oder sich das Tor des Anfanges schloss, als Zeichen, dass sie tot waren, war ein wenig nervtötend. Sie schätzte mehr Bewegung, Übungen, ein Dorf dieser jämmerlichen Kreaturen zu überfallen. Nicht, dass sie Menschen fressen würde. Ihr schauderte, wenn sie daran zurückdachte, dass sie das früher durchaus vermocht hatte. Nein. Ein Daiyoukai benötigte weniger, war er doch zu einem Wesen mit mehr Energie aus seinem Youketsu als sonst ein Sterblicher geworden. Nur Götter höheren Ranges konnten da noch mithalten. Inabikari wandte sich ihr mit einem leisen Lächeln zu: „Euch ist doch nicht langweilig, Ratsmitglied Kyuu?“ Der Spott war kaum hörbar. Selbstdisziplin war einer ihrer größten Schwachpunkte und das würde er in einem Kampf ausnutzen. Kyuu presste die Zähne zusammen, ehe sie bemüht sachlich antwortete: „Seid Ihr es etwa gewohnt, Ratsmitglied Inabikari, stundenlang herumzustehen, nicht zu trainieren, nicht zu meditieren? Erstaunlich, wie Ihr dann Eure Macht erreichen konntet.“ „Wir könnten ja eine kleine Übungseinheit einlegen, meine teuerste Kyuu, und unseren Kampf vorziehen. Siege ich, kämpfe ich gegen den oder die Überlebenden allein. Und Ihr dürft mir als Gemahlin folgen.“ Das hatte sie befürchtet: „Ich würde Euch zu gern besiegen – aber unter dieser Bedingung lehne ich ab. Ich möchte selbst gegen den Halbmenschen antreten, falls er es irgendwie schaffen sollte, shiken jigoku zu überleben. Und da Ihr bereits erklärtet, mein bester Inabikari, Euch Sesshoumaru vornehmen zu wollen....“ „In der Tat. Der neue Taishou könnte eine wirklich interessante Herausforderung darstellen.“ Da das natürlich bedeutete, dass sie selbst keine wäre, musste sich Kyuu zusammennehmen, ihre Selbstbeherrschung vor den anderen Ratsmitgliedern nicht zu verlieren. So erwiderte sie nur: „Ratsmitglied, Ratsmitglied. Ihr solltet nie so leichtfertig sein, nach dem Geschlecht oder bereits gezeigten Fähigkeiten zu urteilen.“ „Das tue ich nicht, mein teures Ratsmitglied Kyuu. Aber vielen Dank für den Rat. In der Tat, Ihr werdet eine passende Gemahlin sein. Ich schätze Intelligenz.“ Zum Glück konnte er ihre Gedanken nicht lesen, dachte Kyuu, denn sonst hätte er ihr vermutlich am liebsten den Hals umgedreht. Schließlich wollte sie ihn besiegen, mit dem Schwert in der Hand, und nur, wenn das nicht funktionieren sollte, ihn zähneknirschend heiraten. Natürlich würde sie ihm dann die perfekte Partnerin sein – nur so könnte sie dann den neuen Taishou, den stärksten aller Hundeyoukai, dirigieren und beeinflussen, denn sie zweifelte nicht daran, dass Inabikari in der Lage war Sesshoumaru zu schlagen. Der hatte nie an einem offiziellen Duell teilgenommen, besaß folglich kaum die nötige Kampferfahrung gegen einen anderen Inuyoukai – und hatte die Schwelle zum Daiyoukai wohl noch nicht überschritten. Inabikari dagegen besaß alle diese Voraussetzungen und verfügte dazu über eigene mächtige Magie. Nein, der würde siegen – und sie entweder ihn schlagen oder zumindest später als seine Gefährtin und Ratgeberin ihn beeinflussen. Regentin war auch ein durchaus interessantes Ziel, das hatte nicht zuletzt Sesshoumarus Mutter bewiesen. ** Armer Inuyasha, keiner nimmt ihn für voll. Allerdings scheinen der Eine oder die Andere auch Sesshoumaru zu unterschätzen. Die Halbbrüder erreichen im nächsten Kapitel das erste Hindernis, um überhaupt in die Prüfungshölle zugelassen zu werden, den Pass der Illusionen – und dessen Weber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)