Geh davon aus, dass mein Herz bricht von evaENERGY (Wenn meine Seele nicht mehr spricht, dann hab' ich diesen Kampf verlor'n.) ================================================================================ Kapitel 4: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen ------------------------------------------------------------------------- Ich habe die Prüfung bestanden. Aber ich konnte mich darüber nicht freuen. Als ich zuhause ankam, sah mich meine Mutter mit besorgtem Blick an. Ich seufzte. Marten war also immer noch nicht aufgewacht. Natürlich versprach ich meiner Mutter, wieder sofort mit ihr ins Krankenhaus zu fahren. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, dass meine Mutter Marten als Ersatz für Inu Yasha sieht. Vielleicht sollte ich das auch tun. Aber man kann einen Menschen nicht ersetzen. Schon gar nicht so einen wie Inu Yasha. Und Marten ist auch ein Mensch für dich. Er lag seit fünf Tagen im Koma, seit wir zurückgekehrt waren. Seitdem bin ich jeden Nachmittag mit meiner Mutter zu ihm ins Krankenhaus gefahren. Was mich dabei verwundert hat war, dass ich nie einen Familienangehörigen traf, außer einmal ein kleines Mädchen. Da sie auch sehr deutsch aussah, war ich mir sicher, dass sie seine Schwester ist, doch sie sprach nicht mit mir, sondern verließ den Raum, als ich erschien. Nun setzte ich mich schon zum fünften Mal neben ihn ans Bett. "Hat dich die Reise so sehr überfordert?", fragte ich leise. Meine Mutter verließ den Raum. "Marten, so wach doch bitte auf." Ein kurzer Moment der Stille. Ich schloss die Augen. "Weißt du... was mich ver...wundert?", krächzte er. Ich erschrak und schlug sofort die Augen auf. Er lächelte mich erschöpft an. "Was? Was hat dich verwundert, Marten?" Er hustete vorsichtig. "Dass uns kein Dämon verfolgt hat..." Er hatte recht. Wir waren mit dem Shikon no Tama in der mittelalterlichen Zeit angekommen und wurden von keinem Dämon angegriffen. Niemand wollte das Shikon no Tama haben. Ich holte es aus meiner Tasche. War es etwa eine Fälschung? "Kagome... ich werd schon wieder... Du musst zurückkehren..." Erst sah ich ihn verwundert an, dann lächelte ich. "Nein.", sagte ich traurig, aber bestimmt. "Ich kehre nie wieder dorthin zurück." Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen verließ ich ihn und sagte meiner Mutter bescheid, dass er aufgewacht war. Sie schien sichtlich erleichtert und rief sofort eine Schwester. Ohne sie ging ich nachhause. Ich brauchte einen freien Kopf. Kikyou würde das Shikon no Tama nicht ohne Grund versiegeln und in meine Zeit schicken. Vielleicht sollte ich mit all dem abschließen. Vielleicht sollte ich mein Glück mit Marten versuchen und mit ihm nach Deutschland gehen, um nicht für immer und ewig in dem Schrein meiner Familie zu leben. Souta kann immernoch das Erbe von Großvater antreten, ich bin nichts besonderes. "Aber deine Vergangenheit würde dich immer wieder einholen.", hörte ich Inu Yashas Stimme. Ich zuckte zusammen und sah mich um. "Selbst wenn du gehst, du könntest niemals leben ohne daran zu denken, was du alles mit Meister Inu Yasha erlebt hast!" Plötzlich tauchte Chiyou vor mir auf. Ich ging einen Schritt zurück. "Was willst du?", fragte ich ihn sofort direkt. "Ich soll dich zurückholen. Meister Inu Yasha ist so unglücklich." Pah, dachte ich. Er ist unglücklich und ich sterbe fast vor Unglück. "Nun übertreib mal nicht so, Kagome." - "Du kannst Gedanken lesen, na super.", stellte ich fest und lief dann an ihm vorbei. Er sollte mir gestohlen bleiben. Ich will Inu Yasha nicht mehr sehen. Trotzdem folgte Chiyou mir. Schweigend ging ich nachhause, Chiyou folgte mir, aber er belästigte mich nicht. Als wir an der Treppe angekommen waren, stöhnte er: "Man, bin ich froh, dich endlich ohne Probleme beobachten zu dürfen. Ein halbes Jahr lang musste ich mich immer verstecken. Aber je mehr deine Kraft schwand, umso weniger machtest du dir Gedanken darüber, obwohl du mich sogar einige Male aus Versehen gesehen hast." Ich erinnerte mich. Er hatte recht, ich fühlte mich oft beobachtet. Schlagartig wurde ich sauer. "Wer hat dir erlaubt, mich zu beobachten?!" Er wich zurück und sah ängstlich aus. "Das hat mir niemand erlaubt, Meister Inu Yasha hat mir befohlen über dich zu wachen. Als du ihn verlassen hast, wurde ich damit beauftragt, zu ihm zu reisen und ihn in die richtige Bahn zu leiten. Aber er hat mich verstoßen, genau wie dich. Meister Inu Yasha wollte meine Hilfe nicht, doch als er merkte, dass ich hartnäckig blieb, weil es meine Bestimmung ist, trug er mir auf, über dich zu wachen und dich möglichst unauffällig dazu zu bringen, wieder zu ihm zurückzukehren." Völlig überfordert ließ ich mich auf die Treppe fallen und seufzte. Chiyou setzte sich auf meine Schulter und tat es mir gleich. "Es tut mir Leid, Kagome..." - "Moment mal, dann war die Erscheinung von Inu Yasha... und der Kuss..." Ich hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund. Moment mal, wenn es bei Inu Yasha wirkt... Ich sah Chiyou an und sah dann seine Halskette. "Mach Platz!", rief ich, nachdem ich ihn von meiner Schulter geschubst hatte. Er knallte auf den Boden. "Aua... Ja, davon hat mir der Meister auch erzählt... Er vermisst dich wirklich..." - "Mach Platz!" Ich stand auf und ging davon. Wenn Inu Yasha mich zurückhaben wollen würde, würde er nicht mit Kikyou zusammen sein. Und außerdem hätte er mich eigenhändig zurückgeholt und nicht einen kleinen Gnom vorgeschickt, nur weil er aussieht wie er. "Hey, ich bin kein Gnom! Ich bin ein Gott!", rief er verärgert und schwebte hinter mir her. "Lass mich einfach in Ruhe!", brüllte ich und rannte ins Haus. Ich wusste, dass es sinnlos war, vor ihm zu fliehen, da er mich ja auch sonst immer beobachtet hat, ohne dass ich es bemerkt habe. Es nervt, dass er Gedanken lesen kann. Aber seine Anwesenheit erklärt immerhin die leere Chipstüte, die vor einer Weile auf meinem Boden herumlag. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war es sehr früh. Ich musste erst in zwei Stunden zur Schule, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Scheinbar habe ich vergessen, den Vorhang zu schließen, denn die Sonne schien mir nun direkt ins Gesicht. Inu Yasha... So sehr ich auch versuche, dich zu vergessen, es gelingt mir nicht. Ich muss endlich aufhören, zu glauben, dass wir beide eine Zukunft haben. Auch wenn ich dich nur kurz sehen durfte, war es trotzdem ein glücklicher Moment. Was du für schöne Worte über mich verloren hast... Was du wohl gerade machst? Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien mir warm und einladend ins Gesicht. Nanu? Opa ist doch um diese Uhrzeit noch gar nicht wach? Trotzdem stand ein Mann in einem Kimono vor dem Heiligen Baum. Schnell zog ich mir etwas über und rannte hinunter. Inu Yasha. War er nur wieder eine Illusion? Was tat er hier? "Inu... Yasha...", flüsterte ich. Er drehte sich erschrocken um und rief: "Scheiße!" Ich seufzte. Er war es, aber er war nicht froh, mich zu sehen. In Kampfstellung musterte er mich. "Meister, sie ist keine Illusion!", rief Chiyou und schwebte auf einmal neben seinem Kopf. "Hm?" Inu Yasha steckte sein Schwert zurück in die Scheide. "Du hättest mir bescheid sagen sollen, dass sie wach geworden ist.", meckerte Inu Yasha den kleinen Chiyou an. Dann blickte er ernst zu mir herüber. "Verzeih, Kagome. Ich werde dich nicht noch einmal belästigen." - "Nein!", schrie ich und streckte meine Hand nach ihm aus. "Kagome, schick uns deine Kraft durch den Heiligen Baum!", nuschelte er, bevor er verschwand. Schweißgebadet wachte ich auf, als mein Wecker klingelte. Chiyou schlief neben mir und schien sich vom Wecker nicht stören zu lassen. Warum war er nun wirklich hier? Musste er mich Tag für Tag daran erinnern, in wen ich verliebt bin? Seufzend stand ich auf. Ein komischer Traum. Als ich nach dem Frühstück das Haus verließ, wartete ich eine Sekunde und sah den Heiligen Baum an. Ob das wohl so eine Art Vision war? Oder war es vielleicht real und ich bilde mir nur ein, dass es ein Traum war? Oder ist womöglicherweise sogar dieser miese kleine Chiyou daran Schuld? Seufzend machte ich mich los, um nicht zu spät zur Schule zu kommen. Auf einmal saß Chiyou auf meiner Schulter und ich ermahnte ihn, zuhause zu bleiben. "Keine Sorge, gewöhnliche Menschen können mich nicht sehen.", grinste er. Ich stöhnte, versuchte aber, ihn einfach zu ignorieren. Jemand wartete auf mich. Hojo. "Es tut mir Leid", sagte er und ich sah ihn verwundert an. "Kagome, ich... es tut mir Leid, was passiert ist. Ich wollte dir nicht wehtun. Und als ich dann von deinem und Martens Motorradunfall gehört habe..." Opa... Na ja, aber klingt schon plausibel, da Marten ja im Koma lag. "Hatte ich wahnsinnige Angst, dass ich dich niemals wiedersehe und dir womöglich nicht sagen kann, was ich schon lange fühle..." In diesem Moment fiel mir auf, dass er Chiyou tatsächlich nicht sehen konnte. Jener spielte mit meinen Haaren, was mir ziemlich auf den Senkel ging. "Kagome, ich..." - "Würdest du jetzt bitte damit aufhören?!", brüllte ich Chiyou an. "Verzeihung, Hojo. Was wolltest du sagen?" Ich lächelte aufgesetzt. Dann sah ich sein entsetztes Gesicht, mit welchem er sich umdrehte und davonrannte. "Der Arme, dem hast dus aber ganz schön gegeben.", schnaufte Chiyou. Ich wurde sauer, schubste ihn herunter und rief: "Mach Platz, du Möchtegern-Inu Yasha!" Im Matheraum saß ein erholter Marten. "Schön, dich zu sehen.", merkte ich an und ließ mich auf dem Platz neben ihm nieder. "Ja, es geht mir besser.", flüsterte er. "Nur meine Stimme ist etwas angeschlagen." Einen Moment überlegte ich. "Ich glaube, Kikyou hat dich mit einem Zauber belegt. Ohne Gift in deinem Körper hättest du niemals so lange im Koma gelegen." - "Es kann kein Gift gewesen sein." Er hustete stark. "Ich vermute, einen Bannzauber. Sie hat mich erkannt und sofort versucht, mich zu töten." Ich erschrak. "Warum sollte sie so etwas tun?" Wieder ein Husten von seiner Seite. "Kikyou... und ich... haben uns vor 500 Jahren schon einmal getroffen." Als sein Husten immer stärker wurde, hielt er sich den Hals. Ich bat unseren Mathelehrer, mit ihm an die frische Luft gehen zu dürfen. Hojo gefiel das gar nicht und ich hatte den Eindruck, dass er leise knurrte. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet. "Im Unterschied zu dir als Wiedergeburt, Kagome... Kann ich mich an mein früheres Leben erinnern. Es war zur selben Zeit wie Kikyou gelebt hat. Als wir aufeinander trafen, war ihr Herz so von Liebe erfüllt, dass ich mich sofort in sie verliebte. Als ich jedoch herausfand, dass sie bereits mit diesem Halbdämon Inu Yasha etwas am Laufen hatte, wurde ich wütend und tötete viele Bewohner aus dem Dorf, aus dem sie stammte." Ich erschrak. Er machte mir in diesem Moment furchtbare Angst. "Daraufhin belegte sie mich mit einem Zauber. Eine Art Fluch. Kurz bevor sie das jedoch tat, bat ich um Vergebung für meine Taten und wünschte mir, dass sie mir kein ewiges Unglück bescheren würde. Sie erhörte mein Flehen, weil sie ein zu herzensguter Mensch war. Das Shikon no Tama mitsamt der Versiegelung legte sie in mein Grab und belegte mich mit einem Zauber, der verursachte, dass ich, sobald ich wiedergeboren werde, mich an alle schrecklichen Taten erinnern sollte, die ich getan habe. Ich habe Kikyous Anwesenheit hier gespürt und bin auf dich gestoßen. Du siehst ihr so ähnlich und doch bist du nicht sie..." Ich war erstaunt, dass er so viel sprechen konnte, obwohl seine Stimme so sehr angekratzt war. "Trotzdem...", lächelte er. "Bin ich ein elender Feigling und mit jedem Mal, das ich wiedergeboren wurde, veränderte sich meine Nationalität so stark. Meine Familie bekam Kinder mit Ausländern, sodass irgendwann jeder Teil meiner japanischen Seele verschwand. Ich glaube auch, dass ich nur aus diesem Grund das Shikon no Tama in die Hände bekommen habe. Denn jetzt ist kein Hass mehr gegen Kikyou vorhanden, aber auch keine Liebe mehr." - "Und was willst du jetzt tun?" - "Ich weiß es noch nicht. Jetzt, da ich all diese Erkenntnisse hatte, sollte ich vielleicht zurückgehen." Plötzlich fühlte ich mich alleingelassen und hielt ihn fest. Ich bat ihn, sich nicht von mir zu trennen. Noch einmal würde ich es nicht aushalten, wenn mich eine so vertraute Person verließe. "Verzeih, Kagome. Ich bleibe noch ein bisschen hier. Aber dann musst du mir versprechen, dass wir eine weitere Zeitreise unternehmen, damit ich Kikyou noch einmal sehen kann." Er lächelte. Ich nicht. Trotzdem nickte ich fest entschlossen. Ich verstand seine Gefühle, denn auch ich hatte das Bedürfnis, noch einmal meinen Liebsten zu sehen, um Abschied von ihm zu nehmen. Da die Sonne auch noch am Abend schien, setzte ich mich an den Heiligen Baum und träumte vor mich hin. Chiyou kam zu mir und leistete mir Gesellschaft. "Irgendwie könnte ich mich ja an deine Gesellschaft gewöhnen...", witzelte ich. "Aber du kannst Inu Yasha nicht ersetzen." Er erhob sich und meckerte los: "Meister Inu Yasha ist einzigartig, natürlich kann ich ihn nicht ersetzen! Ich bin nur bei dir, weil er es sich so wünschst, verstehst du?" Ich nickte und lächelte. Okay, dann würde ich ihn eben noch ein weiteres, letztes Mal sehen. Mit oder ohne Kikyou. ***** Kapitel 4 - Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)