HEART for you von Satra (Kid & Law) ================================================================================ Kapitel 1: Es war nur Sex ------------------------- Hier kommt sie nun... die Fortführung meiner OneShots. Einige sagten ja, ich hätte mir das Ende noch offen gelassen. Klar doch! *g* Ich habe keine Ahnung, ob ich eine längere FF schreiben kann, ich bin eigentlich nur ein OneShot-Schreiberling. Im Moment bin ich noch nicht ganz zufrieden, ständig plane ich um und ändere Dinge. Ständig fliegen mir Szenenfetzen zu und ständig ändere ich das Ende! GAH! >___< Nichts desto trotz... Chap °1 stellt sich vor. *hust* Es geht ganz langsam los. In späteren Chaps wird aber auch Lime und Lemon bei sein. Mal gucken wann... *lalalaaa~* Pairing: Kid & Law Warning: - Hm... unspannend. xD - Kommas wie sie mir passen. :P ~ Law's PoV ~ Chap °1 – Es war nur Sex Was für 'ne Scheiße, echt. "Willst du das jetzt noch essen oder nicht?" Ich blicke auf. "Ist die Frage ernst gemeint?" Cas zuckt mit den Schultern, schiebt sich die Sonnenbrille hoch. "Es wäre besser." "Behalt deine Sorgen, ich komm allein zurecht." "Aber Captain, du-" Er verstummt unter meinen Blick. Dafür hab ich jetzt echt keine Nerven mehr, nicht schon wieder. Mir gehen ganz andere Dinge durch den Kopf, seit ich wieder bei meiner Crew bin. Mit einer Handbewegung und einem weiteren bösen Blick schicke ich Cas aus meiner Kajüte. Hinter sich zieht er die Tür zu und sperrt so auch Bepo und Penguin aus, die neugierig zu uns rein gelinst haben. Die Orange, die ich unbedingt essen soll, hat er berechnend hier gelassen. Seufzend rutsche ich ein Stück auf dem Bett. Wenigstens kann ich wieder anständig sitzen. Tss! Genervt schiebe ich den Teller mit der Orange beiseite, aber das Bett wackelt, als ich mich bewege und das dumme Biest fällt runter, kugelt über den Boden und bleibt mitten im Raum liegen. Auch egal. Ich hab auch keinen Nerv aufzustehen. Stattdessen streiche ich mir durch meine kurzen, dunklen Haare, gähne und sehe aus dem Fenster. Cas hat den Vorhang halb zur Seite gezogen. Ich soll Sonne tanken. Manchmal kann es wirklich anstrengend sein, wenn die Crew sich um einen kümmert. Und das nur, weil ich immer noch nicht ganz gesund bin und zu meinem Leidwesen – das ist alles nur die Schuld von diesem vermaledeiten Sadisten! – die letzten Tage mehr oder weniger das Bett hüten musste. Ich erinnere mich genau daran, dass meine Crew auf einer Insel gegen einen fremden Teufelskraftanwender gekämpft hat. Und dass wir verloren haben. Dass Eustass Kid, so verrückt es auch ist, mich gerettet hat. Und dass seine Belohnung für diese Tat darin bestand, mich zu vergewaltigen. Naja, mehr oder weniger. Eher weniger. Schon wieder dieses Stechen in meiner Brust, jedes Mal, wenn ich an eben diese Ereignisse denke. Es will mir einfach nicht gelingen, das zu vergessen. Und wieder muss ich seufzen, schwinge dann doch die Beine aus dem Bett und stehe auf. Leicht wackelig, aber nach einem kurzen Moment stabil, schiele ich zu der Orange rüber und beschließe, dass es mir derzeit überhaupt nicht passt, mich so weit nach unten bücken zu müssen. Muss das Ding eben da liegen bleiben. Bepo wird es schon finden irgendwann. Der findet alles Essbare. Vorerst laufe ich zum Schrank, ziehe mir eine Hose an und gehe dann zum Fenster. Ein weiteres Gähnen unterdrückend, ziehe ich den Vorhang komplett zur Seite. Hell scheint die Sonne in meine Kajüte und ich muss blinzeln. Das U-Boot ist aufgetaucht und ich sehe nichts als glitzerndes Wasser und einen endlos weiten Horizont. Fünf Tage. So lange ist es jetzt her, dass wir uns wieder alleine auf den Weg gemacht haben. Immer noch sind einige aus meiner Crew verletzt, aber die meisten sind munter und gesund. Ich werde später am Tag nachsehen, ob ich noch irgendwem helfen kann. Das heißt, wenn Cas mich lässt. Der selbsternannte Arzt-in-Vertretung nimmt sich etwas zu ernst. Ich reibe mir mit einer Hand über den Nacken. Ich bin total verspannt. Wenn ich nur noch einen Tag länger in meinem Bett bleibe, dann drehe ich durch! Nicht nur wegen der inzwischen unbequemen Lage, egal wie ich mich auf dem Bett drehe und wende soweit mein noch nicht ganz verheilter Rücken das mitmacht, sondern auch... weil ich immerzu nachdenken muss, wenn ich alleine bin. Nachdenken über meine Niederlage, was mich wütend macht, nachdenken darüber, dass Kid mich gerettet hat und dann vor allem darüber nachdenken... was er mit mir angestellt hat. Und dass ich doch nicht so ganz unfreiwillig mitgemacht habe. So eine verdammte Scheiße! Ich habe keine Ahnung was ich davon halten soll. War ich sein Spielzeug in jener Nacht? Habe ich mich freiwillig dazu gemacht? Wütend möchte ich gegen die Wand treten, aber das würde mir mehr wehtun als der Wand, also lasse ich es bleiben. Ich senke die Hand, lockere die Schultern und drehe meinen Kopf hin und her. Ich brauch 'ne Massage. Ich brauch Bepo. Ich drehe mich um, schaue in meine Kajüte. Kids Kajüte würde hier glatt zweimal reinpassen, wenn nicht zweieinhalbmal, schießt mir durch den Kopf und ich verdamme mich für diesen Gedanken. Was geht der Kerl mich noch an?! Gedankt habe ich ihm ja wohl schon genug! Tze! Unbewusst fahren meine Finger über meine nackte Brust. Endlich sind die Verbände weg. Trotzdem kann ich noch immer nicht lange auf dem Rücken liegen. Aber wenigstens wieder vernünftig sitzen, ja, das hatte ich ja schon... Kid ist nicht gerade von sanfter Natur. Penner. Wieder einmal frage ich mich, was mich in der Situation nur geritten hat, dass ich mitgemacht habe. Was an ihm hat mich so verblendet, dass ich zugelassen habe, dass... dass er und ich... Sex hatten? Mal davon abgesehen, dass der Gedanke daran schon so absurd ist, dass man ihn kaum für wahr halten kann, so ist es auch vollkommener Blödsinn! Einvernehmlich war das nicht, ha! Wütend schüttle ich den Kopf, höre nicht auf mich selbst, als meine innere Stimme mir sagt, dass immerhin ich derjenige war, der ihn zuerst geküsst hat. Ich hatte nur das Pech, dass er leider, leider wach war. Und das nervt mich. Das nervt mich wahnsinnig! Leise grummelnd laufe ich über meinen gepunkteten Leseteppich zur Couch, lasse mich darauf fallen und greife zu dem Buch auf dem kleinen Tisch, schlage es auf und merke gar nicht, dass ich es falsch herum halte. Aber ich sehe eh nicht hin. Ich habe die letzten fünf Tage schon ununterbrochen nachgedacht, aber ich kann einfach nicht aufhören alles immer und immer wieder zu drehen, zu wenden und aus jedem möglichen Blickwinkel zu betrachten, der mir einfällt. Was hat Eustass Kid davon meine Crew und mich zu retten? Wir sind doch nur ein weiteres Hindernis auf seinem Weg. Am Ende stehen wir alle auf Unicon und schlagen uns um das One Piece. Keiner von uns wird nachgeben. Weder er, noch ich, noch Ruffy oder alle anderen, die es bis dahin schaffen. Zumindest bin ich mir sicher, dass wir drei es schaffen. Also frage ich mich wieder: Wieso hat Kid sich um mich gekümmert? Das ergibt einfach keinen Sinn. Hatte er es so nötig, dass er einen Mann, einen Feind, retten und gesundpflegen musste? Da wäre er doch schneller in einer Stadt und einem Bordell gewesen. Der Gedanke ist absurd. Sollte es vielleicht irgendeine Art Humor von ihm sein, den ich einfach nicht verstehe? Wenn ja, wo kommt die Pointe? Wollte er sich eventuell revanchieren für meine Rettung vor dem Pacifista damals? Kid ist nicht der Typ, der einen Gefallen erwidert. Vor allem, wenn er um Gefallen Nummer eins nicht gebeten hat. Und er würde nie um einen Gefallen bitten. Ich seufze, klappe das Buch zu und lege es zurück auf den Tisch. Bleibt noch die Sache mit der Belohnung und dem Spielzeug. Aber er kann mich nicht ernsthaft als eine Art Spielzeug betrachten! So naiv ist er nicht. Und Belohnung hatte er genug! Nachdenklich reibe ich über meinen rechten Unterarm. 'Belohnung' klingt nach etwas Positivem. Nach etwas, dass man haben möchte, dass einem Freude bereitet. Und genau an diesem Punkt wird es gruselig. Ich habe das in der Nacht mit Kid nicht weiter wahrgenommen und nicht drüber nachgedacht. Wie auch? Aber... Belohnung ist immer etwas Schönes. Also war es ihm wichtig mich ins Bett zu kriegen? Er wollte sich daran erfreuen? Ich halte inne, schließe die Augen und zähle innerlich vor mich hin. Das mache ich immer, wenn ich gedanklich an diesem Punkt angekommen bin. Ich will einfach nicht weiter denken. Ich verweigere mich jeder Ahnung, die dahinter lauert. Es kann so oder so nur ein bescheuerter Scherz, ein Witz, eine Verarsche von Kid sein. Vermutlich wollte er mir einfach nur was antun. Aber dann wäre er in seinem ganzen Sadismus nicht so nett gewesen. Fakt ist, dass er nicht gegen meinen Willen gehandelt, sondern mich dazu gebracht hat mitzumachen. Wie auch immer. Mein Gehirn muss zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht voll da gewesen sein. Aber Kid war... rücksichtsvoll trotz Härte, wenn auch nur ein wenig. Aber ich bin ja nicht aus Zucker. Ich bin ein Mann, genau wie er. Und wenn ich ehrlich bin, ist das meine geringste Sorge. Soll jeder mit dem Menschen leben, den er sich nun mal aussucht. Wollte Kid mich also für eine Nacht haben? Das wäre so... ich weiß nicht. Dem Gedankengang will ich nicht folgen. Ich ziehe die Beine an, rutsche auf dem Sofa hin und her, bis ich bequem die Arme um die Beine schlingen kann. Mit düsteren Blicken funkle ich den Fußboden an. Der Witz auf meiner Seite ist, dass ich eigentlich gar nicht böse auf Kid bin. Nicht, dass er... höchstens wie... Denn was ich mir kaum eingestehen will ist, dass es mir Spaß gemacht hat. Gut, er war nicht gerade der Netteste, eher bestimmend mit einer Prise Brutalität, denn wer vergreift sich schon an einem Verletzten? Tss! Und wenn ich an seine Finger denke, wird mir merkwürdig übel. Obwohl das eigentlich eine der wenigen freundlichen Gesten von ihm war. Ich will nicht drüber nachdenken... das Gefühl war so... Ruckartig stehe ich auf und bereue die Bewegung sofort, als mir ein herber Schmerz das Rückgrat runterfährt. Schluss jetzt! Ich atme tief durch. Ich sollte mir nicht immer wieder solche Gedanken machen. Ich sollte es einfach als etwas Vergangenes abtun und drüber weg kommen. Aber es kommt mir immer wieder in den Sinn. Jeden Tag, jede Stunde. Wieso nur? Es stimmt, dass ich diesen Kerl interessant finde, dass ich neugierig bin, was ihn angeht. Aber doch nicht auf so eine Art und Weise! Er kann ein recht unterhaltsamer Zeitgenosse sein, wenn man sich nach Action sehnt, denn da wo er ist, da passiert garantiert irgendwas. Und wenn es nur ein lauer Kampf ist, weil er wieder irgendeinem armen Schwein seine Blicke vergelten will. Er rennt immer gleich mit dem Kopf durch die Wand, anstatt mal abzuwarten und die Lage zu peilen. Irgendwann bricht ihm das noch das Genick. Oder mir. Denn ich glaube genau so war es in jener Nacht. Er ist einfach drauflos geprescht und hat mich mitgerissen. Wieso nur habe ich das zugelassen...? Genervt suche ich mir ein neues Sweatshirt aus dem Schrank, schnappe mir noch meinen Hut, der auf dem Schreibtisch liegt und stapfe aus meiner Kajüte. Immerhin bin ich samt Mannschaft wieder zurück auf dem U-Boot! Das sollte das einzige sein, das zählt. Und wir sind fünf Tagesreisen entfernt von den Kid-Piraten, auch das sollte zählen. Und zwar als positiver Punkt auf einer fiktiven Liste. An Deck wenden sich mir alle Gesichter zu und ich nicke grüßend. Penguin, Cas und Bepo spielen Karten mit zwei weiteren Männern, der Rest lungert nutzlos rum. "Nichts zu sehen, Capt'n, alles ruhig!", kommt eine gebrüllte Nachricht von irgendwo über mir. Ich murre laut als Antwort. Die frische Luft tut verdammt gut. Ich beschäftige mich eine Weile damit einfach tief ein- und auszuatmen und lehne mich an die stählerne Reling des Schiffes. Kühl fühle ich das Metall und ein flüchtiges Bild von einem Rotschopf mit Fliegerbrille auf der Stirn und einem sadistischen Grinsen auf den Lippen bildet sich vor meinem inneren Auge. Ich schüttle den Kopf, vertreibe das Bild, sehe nach oben. Keine Wolken, keine Möwen, wir sind mitten auf dem Meer, keine Insel in Reichweite. Die Sonne wärmt, ohne dass es zu heiß ist. Genießerisch schließe ich die Augen und verharre still, das Gesicht zur Sonne gereckt. Minuten vergehen, während Cas flucht, weil er mal wieder verloren hat. Sicherlich wirft er mit den Karten und Penguin darf alle wieder aufheben. Ich schmunzle unwillkürlich. Manche Dinge ändern sich nie. Auch nicht das überaus laute Magengrummeln von Bepo, was just in diesem Moment ertönt. "Oh...", macht er und ich kann seine hängenden Ohren regelrecht sehen, auch wenn ich mich noch immer nicht bewegt habe. "Entschuldigung." Ich muss lachen. Das ist mein Bär in Übergröße, dem ich viel zu viel durchgehen lasse! Cas flucht wieder und ich öffne nun doch die Augen. "Komm mit, Bepo, wir gehen was essen. Ich kann auch was vertragen." Bepo springt auf, sieht mich dankbar an. "In meiner Kajüte findest du später noch Nachtisch." Den vorwurfsvollen Blick von Cas in meinem Rücken ignoriere ich. Es tut gut, wieder zu Hause zu sein. Am frühen Abend finde ich mich an einem meiner Lieblingsplätze auf dem Schiff wieder: Mitten an Deck, an den schlafenden Bepo gelehnt, der leise Schnarchgeräusche von sich gibt. Auf den Knien halte ich ein Buch, medizinisches Fachwissen, neuste Ausgabe, aber ich sehe nicht rein. Stattdessen blicke ich zum Himmel hoch. Die letzten Wolken scheinen darüber hinwegzuziehen, wie die letzten hellen Flecken, ehe es dunkel wird. Sanft weht eine stete Brise aus nordost, zumindest nehme ich an, dass es nordost ist. Es ist schön einfach wieder das zu tun, was ich mag, bei meiner Crew, unterwegs sein, Bücher über Medizin lesen und Bepo beim Schnarchen zuhören. Ohne es zu merken streicht meine rechte Hand über mein Schwert, was neben mir liegt. Der Himmel wird immer dunkler und erst, als mir die hell blitzenden Sterne auffallen, merke ich, wie lange ich schon nach oben sehe. Dabei weiß ich gar nicht, an was ich gedacht habe, schlagartig ist mein Kopf wie leergefegt. Was hat mich fasziniert? Ich stehe auf, vorsichtig, um Bepo nicht zu wecken, lasse mein Schwert neben ihm liegen und trete an die Reling. Sanft glitzert das Wasser unter uns. Das Schiff fährt nicht, wird nur seicht geschaukelt von der merkwürdigen Strömung hier. Von drinnen höre ich Gegröle und Musik. Gut, dass niemand nach draußen kommt, mir ist irgendwie nicht nach feiern und Gesprächen. Ich beuge mich vor und etwas über die Reling und blinzle zu der aufgemalten Piratenflagge an der Schiffswand. Unwillkürlich muss ich schmunzeln. So lange sind wir schon unterwegs, haben uns auf der ersten Hälfte der Grandline gut geschlagen und einen Namen gemacht. Auch die zweite Hälfte sind wir gut angegangen, wenn auch verzögert wegen der ganzen Unruhen. Nichts desto trotz bin ich hier. Und ich bin nicht gewillt mich kleinkriegen zu lassen! Nicht von unvorhergesehenen Ereignissen, nicht von der Marine und ganz bestimmt auch nicht von Rivalen! Rivalen wie Eustass Kid. Ich schnaube verächtlich. Wieso fällt mir der Sadist eigentlich immer als erstes ein?! Ich muss das abschließen, irgendwie, mich dazu zwingen, wenn es nicht anders geht. Aber wieso sollte es nicht gehen? Ja, ich bin ihm dankbar, dass er mir geholfen hat, sehr. Aber deswegen muss ich nicht gleich permanent über ihn nachdenken! Ist doch sein Problem, wenn er sich um einen Konkurrenten kümmert! Passt nicht zu ihm. Und schon wieder frage ich mich, was er mit meiner Rettung bezwecken mag. Seufzend drehe ich mich zurück, blicke übers Deck, über Bepo hinweg und ziehe mich auf die Reling hoch, bis ich wackelig sitze. Gefährlich, ja, normalerweise würde Penguin auch sofort mit einer Schimpftirade neben mir stehen und mir einen Vortrag über Teufelskräfte und das Meer halten. Ich dagegen bin glücklich, dass ich hier sitzen kann, denn... meine Wangen färben sich rot. Dumme, dumme Gedanken! Schon wieder sind sie da! Alles nur wegen Kid! Den ersten Tag hat meine Hüfte ziemlich wehgetan, so viel zu Kids sanfter Seite. Und zu meiner Blödheit. Sex mit einem Mann mag eine Sache sein, denke ich mir, aber Sex mit Kid eine ganz andere. Nicht, dass ich vor ihm derlei Erfahrungen gemacht hätte, aber... ich glaube fest daran. Unwirsch balle ich die linke Hand zur Faust, die rechte umklammert fest die Reling. Es verwirrt mich, es ärgert mich, es reizt mich! Manchmal, wenn ich nachts im Bett liege und nicht schlafen kann, dann kann ich fast noch seine Hände auf mir spüren, wie sie mit sanftem Druck über meine Haut streichen. Und seine weichen Lippen auf meinen. Weich? Es sind doch schon fünf Tage vergangen. Oder erst fünf? Die Vorstellung von seinem Atem an meinem Nacken jagt mir einen Schauer über den Rücken. Und wieder fluche ich lautlos. Seine Stimme, die so anders geklungen hat... ich rutsche von der Reling, versuche ruhig zu atmen. Ich muss diese Erinnerungen auslöschen! Oder sie zumindest in eine Schublade sperren, tief in mir drin. Das ist nicht normal! Eustass Kid! Ich verfluche seinen Namen, weil es mich auf der einen Seite wahnsinnig stört, weil es mich aufregt, dass ich so oft an ihn denken muss. Und auf der anderen Seite... hatte es irgendwas, so lächerlich es sein mag. Frauen gehören ins Bett, weich und warm und sanft. Kein egoistischer, ungehobelter, manierloser, männlicher Pirat, der nur seinen Weg zu kennen scheint! Jedenfalls nicht in meines! Mürrisch springe ich auf, schnappe mir mein Schwert, trete Bepo gegen den Fuß, bis er aufwacht und bedeute ihm mit einem Kopfnicken, mir zu folgen. Die nächsten Tage rinnen so an mir vorbei. Der normale Alltag hat mich vollkommen wieder. Endlose Tage auf dem weiten Meer, Wetten, bei denen jeder eigentlich nur verlieren kann, eine völlig betrunkene Crew, ein überfressener Bepo, überraschender Wetterumschwung und eine Flucht auf eine Insel, auf der wir gleich unsere Vorräte aufstocken. Ich bleibe an Bord. Heute ist nicht mein Tag. Seitdem ich aufgestanden bin, habe ich furchtbare Kopfschmerzen und wenn mich nicht alles täuscht, sogar Fieber. Genau das, was ich jetzt brauche. Knurrend habe ich denjenigen zugesehen, die ich einkaufen geschickt habe. Der Rest bleibt mit mir an Bord. Ich will mich gar nicht lange hier aufhalten. Wenn ich nichts zu tun habe, kommt mir allzu oft das Abbild eines Mannes in den Sinn, den ich seit zu vielen Tagen versuche zu verdrängen. Ich werde besser darin, schließlich war es nur eine Nacht und ein dummer Fehler. Damit ist die Sache durch, sage ich mir und schmunzle. Die kommenden Tage auf See sind regelrecht eintönig. Das einzige, das sich ändert, ist das Wetter und so laufen wir an einem Tag mit dicken Winterjacken übers Deck und müssen Schnee schaufeln und schwitzen uns bereits am nächsten die Seele aus dem Leib. Ein Zwischenstopp auf einer Miniinsel bringt der Crew Strandparadies mit Badeurlaub, während ich mir beinahe einen Sonnenstich auf meiner Liege hole. Man sollte nicht einschlafen, wenn die Sonne so brennt und alle Männer nur noch Wasserspiele mit Bällen und Gummienten im Kopf haben. Der einzige, der ebenso leidet wie ich, ist Bepo. Aber selbst der kann halbwegs schwimmen. Ich bereue es nicht wirklich, nie wieder schwimmen und tauchen zu können. Das Meer ist mein Feind geworden, obwohl es als Pirat mein enger Verbündeter ist. Früher war ich sehr gerne im Wasser. Heute würde ich sterben. Und dennoch... selbst wenn ich könnte, ich würde meine Teufelskräfte nicht eintauschen nur, um wieder baden gehen zu können. Keine Chance. Als wir die Nacht durchfahren und ich nicht schlafen kann, gehe ich mich ablenken, indem ich einfach die Unterwasserwelt beobachte. Mein U-Boot hat eine Art Beobachtungsraum, in dem doppelt gesicherte Fenster in den Boden und die Wände eingelassen sind. Außerdem gibt es zahlreiche Scheinwerfer und Lichtquellen rund um das Schiff und die Sicht heute ist gut. Die Welt im Meer ist faszinierend. Bunt und ständig in Betrieb, überall ist Leben und überall wird Leben ausgelöscht. Ein falscher Flossenschlag und das war's. Wie bei uns Piraten. Bei uns gibt es auch schillernde und merkwürdige Gestalten. Wie dieser Buggy damals, der mir Ruffy überlassen hat, als Portgas D. Ace hingerichtet wurde. Und mit ihm starb Edward Newgate, besser bekannt als Piratenkaiser Whitebeard. Und seitdem leben wir in einer neuen Ära. Ich schlinge die Arme um meine angezogenen Beine und lehne den Kopf gegen die kühle Scheibe. Draußen schwimmen ein paar orange-rote Fische neben dem Schiff her, einer so groß wie ein Mensch. Sie kommen näher und drehen wieder ab, wiederholen das Spiel, als wären sie neugierig wer und was wir sind. Erst nach einer ganzen Weile drehen sie dauerhaft ab und verschwinden in der fernen Dunkelheit, die die Lichter des Schiffes nicht mehr durchdringen. Ich stehe auf, strecke die Arme nach dem langen Sitzen und genieße weiterhin die Stille. Kein Laut ist zu hören, nichts. Nicht einmal das Schnarchen von Bepo, der garantiert vor der Tür sitzt. Er folgt mir einfach fast überall hin, wie ein steter Beschützer, obwohl doch ich der Captain bin. Ich lasse ihn, meistens, denn es bringt nichts, ihm zu verbieten mir zu folgen. Er tut es dennoch. Es sei denn, ich bin wirklich wütend, dann lässt er es bleiben. Er ist wie ein immerpräsenter Freund. Ich schmunzle. Leise öffne ich die Tür vom Unterwasser-Ausblick-Zimmer und da sitzt Bepo, rechts an die Wand gelehnt, Kopf auf die Brust gesunken. Er hat mein Schwert im Arm. Er ist der einzige, dem ich es anvertraue und wenn ich es in meiner Kajüte liegen lasse und durch das Schiff gehe und Bepo mir folgt, dann holt er es unter Garantie, damit ich es im Notfall benutzen kann. Welcher Notfall auch immer auf dem Schiff und tief im Meer eintreten sollte. Aber man weiß ja nie... Ich streiche über seine flauschigen weißen Ohren und er gurrt genießerisch, er liebt das. "Ok, genug geschnurrt jetzt. Aufwachen!" Sanft aber nachdrücklich verpasse ich ihm mit der Handkante einen Schlag in den Nacken und augenblicklich ist Bepo wach und springt auf. "Auauauau!", jault er und sieht mich an. "Entschuldigung." Er lässt den Kopf hängen. Ich wedele mit der Hand zum Zeichen, dass er still sein und mir folgen soll und genau das tut er dann. Vor meiner Kajüte angekommen lasse ich mir mein Schwert geben und schicke Bepo ins Bett. Ich aber bin immer noch wach. Mit routinierter Handbewegung mache ich das Licht an, gehe zum Bücherregal, in dem ich alle meine Bücher über Medizin, Forschung und praktische Übungen aufbewahre und ziehe mir zielsicher eines von Doktor Hogback raus. Niemand weiß, wo der gefallene Arzt seit der Vernichtung der Thriller Bark ist, aber einige seiner Bücher haben immer noch einen unschätzbaren Wissenswert. Nur in Hose, aber dafür mit Decke, lümmle ich mich auf meinen Leseteppich, der genauso gepunktet ist wie mein Hut. Mir gefällt das Muster. Ich schnappe mir eines der Kissen, die hier immer rumliegen und mache es mir bequem. Doch Minute für Minute wird das Lesen schwieriger, zäher und ehe ich es bemerke, bin ich eingeschlafen. Ich träume von einem merkwürdigen roten Vogel, der ein schwarzes Stirnband trägt. Ich biete ihm ein paar Körner an, die er auch frisst, aber ich merke schnell, dass es ein Fehler war, den Vogel zu füttern. Kaum, dass die Körner alle sind, fliegt er auf, um mich herum und lässt sich einfach nicht vertreiben. Er versucht auf meiner Schulter zu landen, auf meinem Kopf und er pickt nach mir. Als ich nach dem blöden Vieh schlage, erwische ich es mit der Handfläche. Noch während er weggeschleudert wird, verwandelt er sich, undeutlich. Ich kann es nicht erkennen, aber die Silhouette ist eindeutig menschlich. Erschrocken wache ich auf. Mein Herz rast und für einen Augenblick zittere ich regelrecht, was sich aber schnell wieder legt. Was war das denn?! Neben mir liegt das Buch, in dem ich gelesen habe. Ich reibe mir über die Augen, setze mich auf und denke an diesen merkwürdigen Vogel. Eustass... Jetzt reicht's! Endgültig! Wenn der Kerl mich schon bis in meine Träume verfolgt, dann läuft eindeutig mehr als nur ein wenig schief! Plötzlich hellwach, stapfe ich zum Schreibtisch, wende mich nach rechts zu einem der vielen Bücherregale in meinem Zimmer und greife nach einem unscheinbaren dicken Buch. Ich klappe es auf, blättre darin herum, bis ich gefunden habe was ich suche und setze mich an den Schreibtisch. Es wird Zeit für einen neuen Eintrag. Ich greife nach der Feder und dem Tintenfass. Ein Eintrag in mein ganz persönliches Logbuch. Meine Augen überfliegen den letzten Eintrag, er ist schon eine Weile her. Es finden nur Sachen Einzug in mein persönliches Logbuch, die mich beschäftigen, die mich nicht mehr loslassen oder die ich irgendwann einmal für mich klären will. Oder die, die ich geklärt habe. Dinge, die für mich persönlich Bedeutung haben, einen Wert. Oder die mich, wie jetzt, einfach wahnsinnig aufregen! Und jetzt widme ich diesem sadistischen Arschloch tatsächlich ein paar Zeilen! Wütend schreibe ich drauflos, nicht viel, aber mit vollem Elan. Als ich fertig bin, überfliege ich die Worte. Eustass Kid ist ein perverser, aufdringlicher, sadistischer, egoistischer, nerviger Bastard, der einen auch noch verfolgt! Ich muss über mich selbst lachen. Wirklich gelungene Zeilen... Ich streiche alles wieder durch. Eustass Kid... Was will ich eigentlich über ihn schreiben? Nervös tippe ich mit der Feder auf die Tischplatte. Irgendwie muss ich alles auf einen Punkt bringen. Und dann abschließen. Ich hebe den Arm und wie von selbst schreibe ich: Alles was wir hatten war Sex. Gewöhn dich an die Erinnerung. Und dann vergiss es. Ich puste sanft auf die Tinte, damit sie schneller trocknet, lege die Feder weg und schließe das Buch. Das fasst es doch ziemlich treffend zusammen. Gewöhn dich dran, Trafalgar. Strahlende Sonne, blauer Himmel, warme Sommerbrise, das wäre toll... wieso nur ist das Wetter das totale Gegenteil? Was hab ich dem Himmel getan? Statt Sonne tanken und an Deck eines aufgetauchten U-Bootes zu lesen, hocke ich mit der halben Crew in der Kombüse und grummle vor mich hin. An Regentagen wie diesem verbraucht sich der Alkohol viel zu schnell. Cas und Penguin haben sämtliche Kartenspiele durch, Bepo scheint den ganzen Tag schlafen zu können, alle anderen suchen sich irgendeine Beschäftigung. Ich wünschte, ich könnte konzentriert lesen, aber ich kann im Moment nicht in meiner Kajüte sein. Nicht, nachdem ich letzte Nacht wieder einen merkwürdigen Traum hatte. Ich will im Moment nicht alleine sein. Ich begnüge mich damit zuzusehen, wie hoch Bepos Bauch beim Atmen kommt und lasse mich in eine nicht sehr aufregende Runde Poker ziehen. Cas ist zu leicht zu durchschauen, selbst dann noch, wenn er seine Mütze tief ins Gesicht zieht und eine Sonnenbrille aufhat. Als nach drei Runden normalem Spiel ausgerechnet er Strippoker vorschlägt, klinke ich mich aus der Runde wieder aus. Sobald solche und ähnliche Vorschläge erst mal in den Raum geworfen werden, ist man vor nichts mehr sicher. Das ist im Normalfall mein Stichwort mich in irgendeine Ecke des Raumes zu verziehen und zuzusehen, wie sich die anderen erst zum Affen machen und dann Streit anfangen, der in einer kleinen Prügelei endet. Dann darf ich wieder Kratzer, blutige Nasen und gelegentlich eine ausgekugelte Schulter kurieren. Ich seufze tonlos, stehe auf und suche mir gerade einen Platz am Rand, als die Tür auffliegt. "Land in Sicht!" Sofort bricht allgemeiner Jubel los. "Captain! Land!" "Lasst uns von Bord gehen!" "Juhu!" Zig hoffnungsvolle Augenpaare richten sich auf mich. Wer kann da noch nein sagen? Mir ist selbst langweilig und vermutlich wäre es nicht verkehrt neuen Alkohol zu kaufen... "Landgang", sage ich und wecke Bepo, der mich ungeniert laut angähnt. Ich nicke zum Zeichen, dass er mir folgen soll. "Alle die auf der letzten Insel waren, bleiben an Bord." Grinsend verschwinde ich aus der Kombüse, während enttäuschte Buh-Rufe laut werden. Jaja, ich bin nicht immer nett. Mit Bepo, Cas und Penguin im Schlepptau mache ich mich auf gen erste Bar, die wir sehen. Einen Drink in fremder Umgebung, vielleicht Neuigkeiten aufschnappen, ein wenig die Lage sondieren, das würde mir jetzt gefallen. Hoffentlich ist auch was los. Der Regen auf der Insel ist nicht so stark wie auf dem Meer, vielmehr nieselt es nur, aber es ist unangenehm und ich ziehe meine Jacke enger um mich. Schon von Weitem hören wir Lärm und Singen. Wir schlagen die Richtung ein und stehen keine fünf Minuten später vor einem großen, hell erleuchteten Gebäude. Viele Stimmen dringen nach draußen, lachen, Musik. "Nach dir, Captain", grinst Cas und hält mir die Tür auf. Dann wollen wir mal. Die Luft drinnen ist stickig, aber das scheint keinen zu stören. Ausgelassen tanzen in einer Ecke die ersten Leute auf dem Tisch, jemand malträtiert ein Klavier und die schrille Stimme einer Frau fängt an zu keifen. Genau das, was ich jetzt brauche: Pure Ablenkung bis hin zu Kopfschmerzen! Ich grinse. Penguin hat einen freien Tisch entdeckt und wir setzen uns, ziehen die Jacken aus. In dem ganzen Gewühl, das hier herrscht, fallen wir gar nicht auf. Die Bar ist groß, voll und laut und dennoch schlägt sich eine Kellnerin in Rekordzeit bis zu uns durch. Wir bestellen und sie schafft es auf dem Rückweg an die Bar tatsächlich, niemanden anzurempeln. Interessiert blicke ich ihr nach. Sie bewegt sich gekonnt, als würde sie schon lange hier arbeiten und als wäre die Bar jeden Tag so voll. Kurz bevor sie den Tresen erreicht, ich verrenke mir inzwischen den Hals, um sie wenigstens noch halb im Blick zu behalten, schnellt ein Arm vor und hält sie fest. Seufzend, als wäre ich selbst kurz vor dem Ziel gestoppt worden, will ich wegsehen, als mir goldene Armreifen und kurz danach flammend rote Haare auffallen. Geschockt stehe ich auf. Eustass Kid. Neben ihm Killer und dieser zombiemäßige Flammenwerfer. Das gibt’s doch nicht! "Verfluchte Scheiße!", höre ich mich murmeln und ducke mich augenblicklich wieder. Penguin stupst mich an. "Was ist denn?" "Tresen", zische ich und versuche ruhig zu bleiben. Was ist das für ein beschissener Zufall?! Oder verfolgt der uns? Blödsinn. Vermutlich war er zuerst hier, wir sind ja gerade erst gekommen. Scheiße! Und das, wo ich mich ablenken wollte von roten Haaren, von einem sadistischen Grinsen, von dem Kribbeln, das mich manchmal überkommt, wenn ich an diese eine Nacht denke. Und von all dem unsinnigen Zeug in meinem Kopf, das ich einfach nicht aufhalten kann. Genau wie jetzt. Ich wünschte, mein Gehirn würde einfrieren. "Sollen wir wieder gehen?" "Unsinn!" Ich drehe mich zu Cas, der Kid inzwischen auch gesehen zu haben scheint. Bepo sieht besorgt gen Tresen. "Wieso sollten wir?" Alle drei drucksen rum. "So wie ich das sehe", murre ich und stehe auf, "hält der Typ grad die Kellnerin davon ab, uns unsere Bestellung zu bringen." Meine Stimme klingt schärfer als beabsichtigt. Ich sehe zu Kid, der seine Hand inzwischen auf den Hintern der Frau geschoben hat. Aber statt ihm eine reinzuhauen, wie ich es mir gerade wünsche, lächelt sie ihn an. Ich blinzle. Sie lächelt ihn an? Er soll die Finger von ihr nehmen! Ich knurre leise, ohne es selbst zu hören. Penguin piekt mir ins Bein und ich verstumme. Mit einem Mal bin ich wütend und ich weiß nicht genau warum. Weil Kid eine Frau begrabscht? Weil er einfach da ist? Oder weil er den bestellten Alkohol verzögert? Vielleicht auch, weil der Vollidiot mich einfach nicht sieht. Schwachsinn. Vor dieser Nacht wäre ich rübergegangen und wir hätten kurz miteinander gesprochen, vielleicht sogar zusammen was getrunken. Aber nun? Der Typ hat meine Crew und mich gerettet, nur um meine Mannschaft zu verprügeln und mich zu... manipulieren. Selbst in den ausnahmsweise netten Dingen, von denen ich immer noch nicht weiß, wieso er sie überhaupt getan hat, ist er böse. Durch und durch ein Sadist. Ein berechnender Sadist. Ich fluche innerlich. Ich sollte rübergehen und ihm eine reinhauen. Einfach so, ohne Zögern. Das wäre ausgleichende Gerechtigkeit dafür, dass er Bepo mehrfach K.O. gehauen hat, obwohl der noch nicht wieder ganz fit war. Ich gehe im Normalfall nirgendwo hin und haue jemandem eine rein, aber genau jetzt juckt es mir doch sehr in den Fingern. Ich wusste nichts von all den Dingen, die er getan hat, während ich bewusstlos war und mein Gefühl sagt mir, dass es noch mehr gibt, was ich nicht weiß. Ich wusste in dem Moment nur, dass ich am Leben war, dass ich in Kids Bett lag und dass er neben mir war. Und irgendwie hat mein Gehirn ausgesetzt. Er erschien mir faszinierend, anziehend, begehrenswert. Ich beiße mir auf die Zunge. Ich werd den Teufel tun und auch nur eins von diesen Worten laut mit Kid in Verbindung bringen! Ich wollte mich an die Erinnerung gewöhnen, aber statt dem gleichgültig gegenüber zu stehen, wühlt es mich immer noch auf. Irgendwas verschiebt meine Gefühle. Wieso muss der Scheißkerl jetzt da sein? Wieso ausgerechnet er, von all den Menschen, die ich nicht sehen will? Wieso sitzt dort nicht einfach ein Freund, zu dem man gehen kann, sich unterhalten, lachen, sich betrinken und von dem man sich nach einem gelungenen Abend einfach wieder verabschiedet, nachdem man sich gegenseitig guten Wind gewünscht hat? Meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen und irritiert lasse ich die Hände wieder locker. Ich habe gar nicht gemerkt, wie angespannt ich immer noch dastehe und zu Kid rüberblicke. Wir könnten gehen, wir könnten einfach abwarten, bis der Alkohol irgendwann ankommt, wir könnten es dem Zufall überlassen, ob Kid uns nun sieht oder nicht. Aber irgendwas in mir schreit, dass ich zum Tresen gehen soll. Warum auch immer. "Captain?" Bepo sieht mich mit offenem Maul an. "Halten", befehle ich und reiche ihm mein Schwert. Das werde ich für Kid nicht brauchen. "Ich sorge dafür, dass er aufhört Kellnerinnen zu belästigen. Die Gäste verdursten." Noch während meine drei Crewmitglieder auf mich einreden, stapfe ich festen Schrittes durch das Gewühl. Gar nicht so einfach torkelnden Leuten in einer vollen Bar auszuweichen. Fixieren tue ich nur Kid, möglicherweise liegt es auch daran. Mit jedem Schritt, den ich auf ihn zumache, werde ich wütender. Und gleichzeitig unsicherer. Ich verlangsame meine Schritte und kurz, bevor ich ihn erreiche, ihm vielleicht doch noch eine reinhauen kann oder... keine Ahnung was... sieht Killer in meine Richtung. Er stößt Kid gegen den Arm, der sich zu ihm dreht und endlich die Bardame ziehen lässt. Ich könnte einfach wieder an meinen Platz gehen, immerhin habe ich erreicht was ich wollte. Aber ich wäre ein Feigling, wenn ich das täte. Zumal Kid sich in genau diesem Moment weiterdreht und dem Nicken Killers folgt. Wie gebannt bleibe ich stehen, als sich bernsteinfarbene Augen in meine bohren. Mein Herz schlägt unangenehm schnell in meiner Brust. Alles, was ich ihm sagen könnte, verschmilzt zu einem unordentlichen Worthaufen in meinem Kopf. Vielleicht sollte ich mich doch darauf beschränken ihm eine reinzuhauen. Kids Lippen verziehen sich zu einem amüsierten Grinsen und erst ganz langsam wird mir klar, dass er bis eben überrascht ausgesehen hat. Er greift nach seinem Glas, hebt den Arm und prostet mir zu. Arschloch! "Bist du festgewachsen oder kommst du rüber?" Er grinst. Von einem Ohr zum anderen. Und er sieht so überheblich aus. ~ owari Chap °1 ~ Jaaaaa, die Chaps sind wesentlich kürzer als meine OneShots, aber habt ihr mit was anderem gerechnet? :P Irgendwie muss die FF aber mal Tempo aufnehmen, aber das tut sie schon ganz gut im nächsten Chap. *g* Also bis nächsten Monat - falls jemand mag. :D Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 2: Ein ungebetener Gast ------------------------------- Yay, Chap °2 ist da! ^^/) Sogar früher als geplant, eigentlich wollte ich die Chaps immer zur Mitte des Monats posten, aber dieser Monat ist etwas Besonderes. Am 18. oder 19.5. folgt ein neuer OneShot von mir. Ich hoffe, der kann euch dann etwas die Wartezeit auf Chap °3 verkürzen. :) So... ohne viel blublub... viel Spaß. *g* Pairing: Kid & Law Warning: - Kid futtert Dreistigkeit zum Frühstück. xD~ - Law ist am Gehirn einsammeln. *g* ~ Law's PoV ~ Chap °2 - Ein ungebetener Gast "Bist du festgewachsen oder kommst du rüber?" Er grinst. Von einem Ohr zum anderen. Und er sieht so überheblich aus. Augenblicklich werde ich wieder wütend. Abschätzend sehe ich zu Killer und dem Zombiekerl. Als Kid meinen Blick bemerkt, winkt er den beiden zu und schickt sie weg. Wieso auch immer. Nicht, dass ich was dagegen hätte. Ich trete neben ihn, Killer streift mich im Vorbeigehen und ich knurre ihm nach. Unbeeindruckt verschwindet er zwischen den Leuten. Wieso frage ich mich so oft, warum Kid dies oder jenes tut? Und wieso stehe ich nun doch neben ihm und lasse mich so bescheuert angrinsen? Ich wollte doch nur meinen Alkohol. Kid deutet auf den Barhocker, auf dem eben noch Killer zu seiner Linken gesessen hat. Ich folge seiner Handbewegung wie ein hypnotisierter Hund. "Ich beiße nicht", lacht Kid und nimmt einen Schluck von seinem braunen Gesöff. "Da bin ich mir nicht so sicher." Er knurrt und diesmal bin ich es, der grinst. Ich setze mich, winke der Kellnerin, die mich erkennt und ein Glas vor mir abstellt. Kid beugt sich zu mir rüber, bleibt aber stumm, bis die Frau sich entfernt. Ich weiß nicht, ob ich es mag, wenn Kid noch näher rückt. Ich greife nach meinem Glas, wende mich ihm zu und funkle ihn wütend an. Statt zurück zu weichen, hält er überheblich meinem Blick stand. "Ich glaube du warst derjenige, der gebissen hat, Trafalgar. Ich hatte noch ein paar Tage lang was davon." "Eh?!", entkommt mir ziemlich unintelligent. Ich bin dankbar, dass ich das Glas nur in der Hand halte und nicht gerade einen Schluck genommen habe. Ich hätte alles quer über den Tresen gespuckt. Kid lacht, starrt mich weiter an, aber ich drehe den Kopf in die andere Richtung. Scheiße! Musste das sein?! Ich fühle, wie mir Blut in die Wangen schießt. Mir wird heiß. So ein gottverdammter Penner! Ich wünschte, ich könnte ihm was Schlagfertiges antworten, aber schon wieder ist mein Kopf wie leergefegt. Das läuft ganz und gar nicht gut. Ich hatte auch ein paar Tage noch was von... einer anderen Sache, aber das ist so ziemlich das letzte, was ich ihm gegenüber erwähnen werde. Einen Moment herrscht Stille und erst, als ich höre wie Kid sich wieder gerade hinsetzt, drehe ich mich zurück nach vorn. Je länger wir schweigen, desto normaler fühle ich mich. Ich sollte mich nicht so leicht von ihm aus der Fassung bringen lassen. Aber es ist schwer, nicht auf komische Gedanken zu kommen. Aus den Augenwinkeln linse ich zu ihm rüber. Er scheint sich prächtig zu amüsieren, überhaupt nicht nervös zu sein oder... anders als sonst. Was erwarte ich eigentlich? Habe ich mir nicht selbst gesagt, dass es nur Sex war? Schlicht und einfach Sex. Mehr nicht. Wir müssen das nicht wiederholen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das zulassen würde. Ich sollte mit ihm umgehen wie vor dieser Nacht: Wir zanken uns, wir beleidigen uns und irgendwie verbringen wir trotzdem einen guten Abend. Die Begegnungen mit ihm haben immer einen faszinierenden Klang hinterlassen, selbst wenn sie kurz oder oberflächlich waren. Noch immer herrscht Stille. Kid bestellt sich ein neues Glas und meines ist auch schnell halb leer. Ich drehe den Kopf und beobachte ihn. Sein rechtes Bein wackelt nervös, seine Finger spielen mit dem Glas. "Was ist? Hast du vergessen wie ich aussehe?" "Nicht wirklich", murmle ich ohne weg zu sehen. "Hatte dich nur nicht mehr ganz so dämlich in Erinnerung." Er zuckt zu mir, wir blicken uns wieder an. Demonstrativ halte ich den Blickkontakt, meine Anspannung ist wie weggefegt. Ich muss grinsen, als er flucht. Er murmelt etwas Unverständliches und trinkt sein eben erst nachgefülltes Glas in einem Zug leer. "Dein wievieltes ist das?", frage ich. "Kann dir doch egal sein." "Könnte es." "Könnte es...", wiederholt er mich langsam und sieht mich wieder an. Ich werde gerade nicht schlau aus ihm, aus diesem Blick, mit dem er mich mustert. In diesem Moment hat er nichts Überhebliches mehr an sich, er sieht mich einfach nur an. Wo bleiben die ganzen frechen Sprüche? Die Beleidigungen? Die Morddrohungen, die doch nicht ausgeführt werden? "Trafalgar", sagt er meinen Namen, aber als ich plötzlich direkt hinter uns das Wort 'Marine' höre, bin ich augenblicklich abgelenkt. Was murmeln die da? "Hast du gehört? Die Marine macht heut Abend 'nen Rundgang." "Die lassen sich doch sonst nie hier blicken!" Eine Hand legt sich auf mein Bein. Ich hebe einen Arm, strecke ihn aus und versuche Kid von mir wegzuschieben. Was ist mit dem Rundgang der Marine? "Is 'ne Razzia. Sag den Jungs Bescheid, wir gehen." "Trafalgar!" Kids Stimme klingt genervt. Ich drehe die Hand und lege sie über seinen Mund. Sei still, ich hör woanders zu! Den Kopf leicht geneigt, blicke ich nicht einmal zu ihm. "Und beeil dich!" Die Hand auf meinem Bein drückt unangenehm und eine andere Hand umschließt mein Handgelenk und zieht meine Hand von Kids Mund. "Hast du sie noch alle?!", faucht Kid mich an und ich wende mich ihm wieder zu. "Marine", meine ich und mache mich von ihm los. "Ich seh hier keine! Hör auf mich zu ignorieren!" "Hast du nicht zugehört?!" Diesmal bin ich es, der faucht. "Da ist Marine im Anmarsch!" "Das ist mir scheißegal!" War ja klar. Soll er sich mit denen anlegen, ich für meinen Teil habe keine Lust auf einen Kampf oder irgendwelche Scherereien. Ich wollte einen friedlichen und entspannenden Abend. Der leider schon hinfällig war, als ich Kid entdeckt habe. Schnell trinke ich mein Glas aus und stehe auf. "Was denn jetzt?!" "Marine", wiederhole ich mich geduldig. "Du bist so ein Feigling!" "Ich gehe nur Dingen aus dem Weg, die nicht unbedingt nötig sind, Kid." Er schnaubt wütend. "Außerdem überlasse ich sie mit Freuden dir." Wie aus dem Nichts steht Killer an Kids anderer Seite. "Marine im Anmarsch, Kid", murmelt er, aber Kid rührt sich immer noch nicht. Killer sieht mich abschätzend an. "Ich wollte gerade gehen." Ich nicke ihm zu. "Feigling", nuschelt Kid wieder und ich verharre. "Nicht jeder muss lebensmüde sein." "Lebensmüde?" Er dreht sich um, lehnt beide Arme nach hinten auf den Tresen. "Wir wissen nicht mal wie viele Soldaten kommen!" "Und genau das sollte man wissen, ehe man sich auf einen Kampf einlässt. 'Razzia' klingt nach genug in meinen Ohren." Wie von selbst legt sich meine Hand auf Kids Schulter. Irritiert nehme ich sie nach wenigen Sekunden wieder weg. Kids Blick folgt mir. Irgendwas will er, aber er bleibt stumm. "Also dann..." Ohne noch mehr Zeit zu verlieren, wende ich mich um und gehe. Hinter mir höre ich Kid fluchen. "Captain!", begrüßt Cas mich hektisch an unserem Tisch. "Marine ist unterwegs!" "Ich weiß, das macht grad die Runde." "Und?" Alle drei sehen mich abwartend an. "Wir gehen." Schnell greife ich nach meiner Jacke und lasse mir von Bepo das Schwert zurück geben. Kaum, dass wir die Bar verlassen haben, schlagen wir uns abseits der Straße in die Dunkelheit. Ich möchte ein wenig beobachten was passiert. Vielleicht kommen ja auch nur drei Soldaten und das war's? Vielleicht ist es doch keine Razzia. Als ich wenige Minuten später schwere Schritte die Straße runterkommen höre, bin ich sicher, dass es eine gute Entscheidung war, die Bar zu verlassen. Der Typ in der Bar scheint Recht zu haben, es wird eine Razzia. Ich lasse mich zu Boden fallen, gefolgt von Cas, Bepo und Penguin. "Shht!", zische ich und wir liegen stumm nebeneinander. "Abteilung halt!", befiehlt eine raue Stimme. "Die ersten rein!" Ich hebe den Kopf, nur um Zentimeter, und beobachte, wie die vordersten zehn Männer in der Bar verschwinden. Wir liegen hier nicht gut, wir liegen hier total bescheuert. Warum musste ich so neugierig sein? Weil Kid noch in der Bar ist? "Ausschwärmen!", höre ich die Stimme wieder und fluche lautlos. Sobald ich die ersten paar Stiefel vor der Nase habe, werde ich garantiert nicht liegen bleiben! Zu allem Übel fängt es wieder an zu nieseln. Ekelhaft. Gerade als mir die ersten Marinestiefel zu nahe kommen und ich aufspringen will, kommt aus der Bar eine gewaltige Explosion. Der Soldat vor mir zuckt, dreht sich um und läuft weg. Ich atme erleichtert aus und gebe Bepo Handzeichen. Er nickt. Ganz langsam schieben wir uns rückwärts davon. Und auf einmal fliegt das Dach der Bar weg. Schreie werden laut, Leute stürmen aus dem Eingang der Bar, rennen in heillosem Durcheinander herum, bringen die Ordnung der Marine durcheinander. Über der Bar erhebt sich eine riesengroße Hand aus Metall. Missmutig verziehe ich die Lippen. So ein Scheißkerl! Hätte er nicht noch zwei Minuten warten können? Dann wären wir weg gewesen! Etwas zieht an meinem Schwert und ich halte es fester. Kid und sein Metallwahn! Er scheint den Radius seiner Kräfte zu vergrößern. Ein Fenster der Bar splittert und ein Mann kommt in einem Feuerwirbel hinausgeschossen. Die Metallhand am dunklen Himmel wächst, Feuer bricht aus, Schüsse sind zu hören, Schreie, einige Soldaten bringen ihre Gewehre in Stellung, halten sie krampfhaft fest dabei. Von irgendwo kommt ein Mann geflogen und landet direkt hinter uns. Wie in Zeitlupe drehe ich den Kopf. Der Mann hat braune Haare, eine helle Narbe über dem Auge und er trägt eindeutig eine Marineuniform. Ich seufze. Das ist so typisch! Wenn Kid Streit anfängt, dann sollte man am besten weg sein. Ganz weit weg. "Sir!" Der Soldat hinter uns rappelt sich auf und ich tue es ihm gleich, während ich mich noch über sein unverschämtes Glück wundere, weil ihm nichts passiert zu sein scheint. "Sir! Hier sind noch mehr!" Zig Köpfe zucken in unsere Richtung. "Guten Abend, die Herren", meine ich ruhig und hebe grüßend die Hand. "Wir wollten gerade gehen." Neben mir erheben sich Bepo, Cas und Penguin. Einen Moment herrscht Stille, dann bricht noch mehr Chaos aus. "Heart-Piraten! Das sind Piraten!" Gut erkannt, denke ich mir sarkastisch, jeder von uns trägt das Logo auch gut sichtbar mit sich rum. Aber was für eine Lautstärke. Von wegen einfache Razzia, hier läuft doch was viel größeres! Sofort werden die verbliebenen Gewehre auf uns angelegt, Kid scheint seine Metallanziehungskraft gerade nicht zu nutzen. Ich seufze. Der Mann hat einfach kein Timing. "Bepo", murmle ich und keine Sekunde später mäht er die Soldaten nieder. Auch Cas und Penguin machen sich nützlich. So viel noch mal zu meinem ruhigen, entspannenden Abend. Vielleicht wäre die bessere Alternative doch gewesen, einfach auf dem Schiff zu bleiben und Strip-Poker zu spielen! Ein Schatten senkt sich über mich, er flackert und flirrt im Schein des Feuers aus der Bar. Ohne nachzudenken erschaffe ich eine Kuppel vor mir und tausche den Platz mit einem Soldaten. Nur Sekundenbruchteile später fegt Kids riesige Metallhand über den Boden, wo ich eben noch stand, sammelt den Mann ein und durchpflügt mehrere Reihen von Soldaten. Jetzt bin ich wirklich sauer! "Du blödes Arschloch!", fauche ich gen Bar, wo gerade ein Teil der Außenwand wegbricht. Noch immer flüchten Menschen aus dem Inneren. Der Nieselregen wird nach und nach zu richtigem Regen. Der Platz vor der Bar ist mit Soldaten gefüllt. Als ich zur Tür sehe, erkenne ich Kid, der soeben ins Freie tritt. Das eingesammelte Metall lässt er auf eine Gruppe Soldaten regnen. Aber so viele er auch umhaut, irgendwie werden das gar nicht weniger... Wütend starre ich Kid an, weiche dabei einem halbherzig gezielten Schlag aus und schicke meinen Angreifer zu Boden. Dann fällt mir Kids Blick auf. Er sieht mich ebenfalls an, steht einfach nur da. Killer springt einem Angreifer entgegen, ich kann seine Waffen surren hören, trotz des ganzen Lärms. Aber Kid hat keinen Blick für den Kampf. In meinem Magen verkrampft sich irgendwas. Wir sehen uns an, bis sich nur Sekunden später Männer in unser Blickfeld schieben. Es läuft mir kalt den Rücken runter. Was war das für ein Blick von ihm? So starr, fast schon drohend und gleichzeitig so abwesend. Schnell wende ich mich ab, schaue nach Cas und Penguin, als Bepo an meine Seite springt. Ich winke den beiden, Zeit zu gehen. Wir verdrücken uns, schlagen uns durch die Marinereihen. Der Boden ist matschig geworden vom Regen, der inzwischen so stark ist, dass man aufpassen muss wo man hintritt. Überall sind Leute, kommen Schaulustige und zu meinem Leidwesen noch mehr Marinesoldaten. Ist hier irgendwo ein Nest oder was?! Können die nicht alle zu Kid weitermarschieren, immerhin war der heiß auf einen Kampf, nicht ich! Hinter uns werden die Schreie lauter, eine Hitzewelle drückt mir in den Rücken. Kann eigentlich nur der flammenwerfende Zombie sein, aber stand der nicht noch neben Kid am Eingang der Bar? Ich unterdrücke den Impuls mich umzudrehen. Wir biegen um eine Ecke und rasen in eine schmale Gasse, halten an, atmen erst mal wieder durch. Am Eingang der Gasse rennen Leute vorbei ohne zu uns hin zu sehen. Vorsichtig trete ich an den Rand, immer im Schatten, und blicke um die Ecke. Direkt vor mir taucht ein Gesicht auf. Bernsteinfarbene Augen sehen mich überrascht an, darüber eine Fliegerbrille, rote Haare zähmend. "Hast du sie noch alle?!", keife ich und stecke das Schwert weg, das ich bereits gezogen habe. "Ich hätte dich beinahe zerhackt!" "Mit Schwertern hackt man nicht", korrigiert Kid mich und grinst. Blut läuft ihm aus einem flachen Schnitt über seiner rechten Wange. Der Typ macht mich wahnsinnig! Einfach nur wahnsinnig! Wegen ihm drehe ich durch, wegen ihm vergesse ich meine Manieren, wegen ihm fange ich an zu schreien. Und wegen ihm rast mein Herz jetzt so. Kid dreht sich um, wirft einen Blick über seine Schulter. "Wir wurden gesehen! Du hättest nicht so schreien sollen!" Er packt mich am Arm und zieht, aber ich schüttle seine Hand ab. "Spinnst du?!" Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen. "Geh gefälligst zurück und lenk sie ab, damit wir abhauen können!" Am liebsten würde ich ihm einen Arschtritt verpassen und ihn eigenhändig zur Marine zurückschicken. "Ich denk ja gar nicht dran!" "Du wolltest doch kämpfen also geh und lass dich verprügeln!" Am liebsten würde ich ihn eigenhändig verprügeln. "Hab's mir anders überlegt." Er grinst und nebeneinander stürmen wir aus der Gasse, gefolgt von Bepo, Cas, Penguin, Killer und dem Zombie, dessen Namen ich nicht einmal kenne. Hinter uns walzt eine ganze Einheit Marinesoldaten heran. "Du hast es dir nicht anders zu überlegen, du Vollidiot! Wenn du einen Kampf anfängst, dann kämpf auch bis zum Ende!" Ich schlage einen Haken nach rechts und merkwürdigerweise folgen mir alle. "Mir kam was Interessanteres dazwischen." "Was kann bitte interessanter sein, als sich mit Marinesoldaten zu prügeln?", frage ich sarkastisch. Kid schweigt und das verblüfft mich. Kann er im Rennen nicht gut denken? Hat er vorhin was auf den Kopf bekommen? Oder was ist los? Schlagartig muss ich an die gemeinsame Nacht denken. Auch ich verstumme. Ich bin dumm, wenn ich mich davon ablenken lasse und noch viel dümmer, wenn ich überlege, ob Kid was daran liegt. Ob es ihn aus der Fassung bringt, wie mich. Vermutlich hat er längst mit der Sache abgeschlossen. Es berührt ihn einfach nicht. Ich wusste nicht wie ich ihm begegnen soll, wenn wir uns wiedersehen. So viel Zeit ist seit dieser Nacht auch noch gar nicht vergangen. Und nun treffen wir uns in einer Bar und rennen inzwischen gemeinsam vor der Marine weg. Das ist so idiotisch! Aber wenigstens können wir miteinander sprechen. Bis auf jetzt. Aus den Augenwinkeln schiele ich zu Kid rüber, sein Mantel ist klatschnass, Wasser rinnt ihm übers Gesicht, vermischt sich mit dem Blut an seiner Wange und läuft ihm über den Hals. Ich habe das Bedürfnis mit der Hand darüber zu wischen. "Ich geh zum Schiff", murmle ich mehr zu mir selbst, als zu Kid. "Mach's gut, lass dich nicht umbringen!" Die Worte sind lauter und zu Kid gewandt, dann mache ich mich aus dem Staub, gefolgt von den Dreien aus meiner Crew. Zu meiner Erleichterung bleibt Kid stehen, folgt mir nicht und ich drehe mich nicht um, um zu sehen, ob er eine andere Richtung einschlägt oder auf die Marine wartet. Sein Schiff müsste woanders ankern, ich habe es noch nicht gesehen. Kurz bevor wir den Platz vor dem Hafen stürmen, das U-Boot bereits in Sicht, stellen sich uns weitere Soldaten in den Weg. Es ist ein Chaos mitten im Regen. Rollende Köpfe, Beine, die nicht wissen wo sie hinlaufen sollen, Hände, die nicht wissen zu welchem Arm sie gehören und überall herumschwirrende andere Körperteile. Ein einziges Gruselkabinett. Ich grinse unwillkürlich. Immer mehr Soldaten fallen meiner Teufelskraft zum Opfer, den Rest machen die anderen kampfunfähig. Es ist schwer den Überblick zu behalten. Gehetzt komme ich auf dem Schiff an, sehe mich um, sehe den immer noch tobenden Kampf. Sind alle aus meiner Crew zurück? Ich muss darauf vertrauen. "Alle an Bord, wir verschwinden!" Ich gebe Anweisungen mit Händen und Füßen, um verstanden zu werden. Die letzten Männer, die uns auf dem Hafenplatz geholfen haben, springen an Bord, während ich schon unter Deck gehe. "Tauchen!" Meine Stimme ist scharf, verlangt absoluten Gehorsam. Das Schiff setzt sich in Bewegung. Ich hoffe nur, dass wir auf dem Meer keine Verfolger mehr haben. Mehr Ärger brauche ich grad nicht. Außerdem habe ich absolut keine Lust auf die Marine! "Captain! Captain!" "Was?!" Genervt drehe ich mich um. Ich bin nass bis auf die Knochen, hatte einen alles andere als erfolgreichen Abend und mir ist auch nicht mehr nach reden! "Wir haben... einen blinden Passagier!" "Von Bord werfen." Ich drehe mich bereits wieder um, da höre ich diese eine Stimme, von der ich bis eben dachte, dass ich mich bereits von ihr verabschiedet hätte. "Du bist ja nicht gerade gastfreundlich." Oh, wie ich ihn hasse! "Kid", stelle ich fest und drehe mich zu ihm. Wie kommt der Volltrottel auf mein Schiff? Ich versuche ruhig zu bleiben. Warum ist er hier und nicht bei seiner Crew und auf seinem Schiff, wo er hingehört? "Von Bord werfen." Ich wiederhole meine Anweisung und drehe mich zurück, weg von ihm. "Ich kann nicht schwimmen!", beschwert sich Kid lautstark. "Ist mir doch egal." "Trafalgar!" "Wer nicht schwimmt, ertrinkt schneller." Natürlich wurde Kid nicht von Bord geworfen. Da sich das U-Boot bereits im Tauchvorgang befand und sich zu meinem Leidwesen einige Marineschiffe in der Nähe befanden, musste wir uns so schnell wie möglich verdrücken. Und unter Wasser kann ich leider keine Tür öffnen, um Kid mit einem fröhlichen Arschtritt zu verabschieden. Inzwischen habe ich mich umgezogen, fühle mich endlich wieder halbwegs entspannt, nachdem wir die Marine abgehängt haben. Aber eben nicht ganz. Ein rothaariger Dämon versaut mir immer wieder die gute Laune. "Kann ich dir was anbieten?", frage ich ihn äußerlich höflich, nachdem wir uns in die Kombüse gesetzt haben. Er sagt mir nicht, was er hier eigentlich macht, wieso er nicht bei seiner Crew ist und inzwischen habe ich es aufgegeben ihn danach zu fragen. Käme nur rüber, als wäre ich neugierig. Obwohl ich eine Antwort verlangen könnte, immerhin bin ich Captain und das hier ist mein Schiff. "Alkohol." Kid schwingt seine dreckigen Schuhe auf einen Stuhl. So viele Matschpfützen wie er, macht nicht einmal Bepo. Seinen Mantel habe ich gleich eingezogen und ins Bad gehängt und nun sitzt er hier, mir gegenüber, mit nacktem Oberkörper, Waffen und einer immerhin schon wieder trocknen Hose, nachdem ich ihn eine Weile neben dem heizenden Herd habe stehen lassen. Außerdem wird es beim Tauchgang eh immer ziemlich warm im Schiff. "Kaffee?", frage ich. "Tee?" Alkohol bekommt er definitiv nicht! Immerhin hat er es verhindert, dass wir ordentlich einen Trinken gehen konnten. Und neuen Vorrat haben wir jetzt auch nicht. "Alkohol", wiederholt er. "Kaffe oder Tee?" "Alkohol!" "Kaffee oder Tee?" In Sachen Sturheit nehmen wir uns nicht wirklich was. "Alkohol!" Jetzt klingt seine Stimme schon gereizter. Innerlich grinse ich und stehe auf. Es wird mir dieses eine Mal ein Vergnügen sein Eustass Kid etwas zu Trinken zu servieren. Zielgerichtet greife ich nach einer Tasse und der Kanne mit dem frischen grünen Tee, den man rund um die Uhr in der Kombüse findet. Dann stelle ich die Tasse vor Kid ab und setze mich wieder hin. Kid blickt pikiert auf den Tee, riecht daran, verzieht das Gesicht. "Was soll das werden? Mordversuch?" Angewidert schiebt er den dampfenden Tee weg. "Eigentlich ist das im Gegensatz zu deinem Alkoholkonsum fast lebensverlängernd." "Ich will was Anständiges!" "Bedaure", murmle ich, greife nach der Tasse und nippe daran. Heiß. Kid mustert mich mit einem zweifelnden Blick. Ganz so, als würde er sich fragen, ob da wirklich kein Gift drin ist oder ob ich doch gleich tot vom Stuhl falle. Aber er ist nicht in der Position Forderungen zu stellen. Er hat sich hier auf mein Schiff geschlichen. Er ist hier einfach so aufgetaucht. Ich blinzle über meine Tasse zu ihm rüber. Mein Blick bleibt an seinen dunklen Lippen hängen und schnell sehe ich zur Seite. "Ich will 'ne Entschädigung." Bitte was? Entschädigung? Dafür, dass er sich hier selbst eingeladen hat? Der hat sie doch nicht mehr alle! Seelenruhig schlürfe ich an meinem Tee. Vielleicht sollte ich ihn einfach ignorieren. Wir werden wohl die nächste Insel suchen und ihn dann einfach aussetzen. Soll er zetern und meckern wie er will. Ich will ihn nicht auf meinem Schiff haben! Er stört meine Konzentration! Nein, er macht mich wahnsinnig! Wütend puste ich in die Tasse. Ich will ihn einfach nicht hier haben. "Komm mal her", meint er, aber ich sehe nicht mehr zu ihm hin. "Hierher!" Bin ich ein Hund oder was? Wie dreist kann man sein? Gibt mir auf meinem Schiff Befehle! Ich hasse Befehle! Ich strafe ihn mit weiterer Ignoranz. Am besten wird es sein, wenn ich ihn irgendwo ankette und ihn schmoren lasse, bis wir eine Insel erreicht haben. Leider habe ich die Vermutung, dass er eher das Schiff auseinander nehmen würde, als brav irgendwo zu warten... Kid knurrt. Laut und ungehalten. "Muss ich mir das jetzt noch selber holen?!" Ich habe keine Ahnung wovon er spricht. Er steht auf, tritt an meine Seite und greift nach meinem Arm, den ich sofort wegziehe. Fass mich nicht an! "Was soll das?", fauche ich. "Ersatz." "Ich bin kein Ersatz für Alkohol!" Ungehalten schlage ich nach seiner Hand, als er wieder versucht mich zu packen. "Verpiss dich!" Kids Blick wird lauernd, abschätzend. Ich habe keine Ahnung was in seiner Hohlbirne vorgeht, aber es kann nichts Gutes sein. "Stimmt. Du bist ein armseliger Ersatz, immerhin gibt's von Alkohol 'nen garantierten Rausch. Von dir kann man das nicht grad behaupten." Er dreht sich zur Seite, verschränkt die Arme vor der Brust. Und ich kann ihn einen Moment lang nur anstarren, sein Profil und meine Gedanken rattern durch meinen Kopf. Sollte ich darauf was erwidern? Wenn ja, dann was? Sollte ich es einfach ignorieren? Am besten gar nicht drüber nachdenken? Oder sollte ich rausfinden was genau er eigentlich von mir will? Als mir ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft, beschließe ich, lieber nicht allzu viel wissen zu wollen. Stumm stehe ich auf und verlasse die Kombüse. Ich will nicht mehr in seiner Nähe sein. Seine Nähe verändert mich und das mag ich nicht. Nicht nur, dass ich diese eine Nacht nicht vergessen kann... wenn er dicht neben mir steht, spüre ich seine Wärme, obwohl er mich nicht berührt. Und dort, wo er mich eben berührt hat, kribbelt meine Haut. Das ist ein gefährliches Spiel. Dabei verstehe ich das Spiel, das er hier treibt, noch nicht einmal ganz. Aber es ist eins, da bin ich mir jetzt sicher. Aber ich bin nicht sein Spielzeug! "Lauf mir nicht nach!" "Wo soll ich denn hin?" Ich kann regelrecht hören wie er grinst und seine lausige Entschuldigung vorbringt. "Ich kenne mich hier nicht aus, ich bin nur Gast." Seine Schritte hinter mir klingen laut in meinen Ohren, als wir die Treppe nach unten verlassen. "Niemand hat dich eingeladen. Geh von Bord." "Das geht nicht", meint er und kratzt mit den Fingernägeln über die Metallwand. Es ist ein widerliches Geräusch. "Is mir doch egal, ob du ertrinkst." "Deine Gastfreundschaft kennt offensichtlich wirklich keine Grenzen. Wie ich sagte." Er seufzt. Gespielt. So gut kenne ich ihn inzwischen. Wir kennen uns ja auch nicht erst seit dieser einen Nacht. Verdammte Scheiße! Ruhe jetzt, Gedanken! "Eingeladene Gäste behandle ich sehr zuvorkommend", stelle ich richtig und bleibe stehen, drehe mich zu ihm um. "Unfreiwillige Schmarotzer, denen ich noch den räudigen Pelz abziehen muss, eher weniger." Ich drehe mich wieder zurück, auf einmal leicht nervös, ihn so dicht vor mir zu haben. Hinter mir fängt Kid an zu grummeln. Er mag den Seitenhieb auf seinen nassen Mantel wohl nicht. Wir laufen weiter. "Einen räudigen Pelz hat ja eher dein übergroßer Beschützerteddy. Der hat doch..." "Lass Bepo da raus." "... nicht mehr alle beisammen da oben. Aber er würde..." "Sei still!" Ich halte an, öffne die Tür vor mir einen spaltbreit. "... einen hervorragenden..." "Kid!" Sein Name klingt wie ein ausgesprochener Fluch. "... Bettvorleger abgeben." Wütend fahre ich zu ihm herum, funkle ihn an. Was erdreistet er sich mir so eine Meinung über Bepo mitzuteilen?! Er hat doch absolut keine Ahnung! Das macht mich wütend! "Ich kipp dich eigenhändig von Bord, Eustass Kid!" Kid verschränkt die Arme vor der nackten Brust, zeigt sich unbeeindruckt. "War das eine Drohung?" "Ein Versprechen." Immer noch funkle ich wütend zu ihm hoch. Noch so ein Ding und er kann wirklich was erleben! Immerhin weicht er leicht vor mir zurück. "Wenigstens habe ich schon mal deine Aufmerksamkeit." Er grinst. Schon wieder. Seine Lippen verziehen sich, seine Augen werden spöttisch. Würde mich nicht irgendwas an seinem Gesicht so faszinieren, ich würde ihm einfach eine reinhauen. Stattdessen stelle ich mir die Frage, was er so dringend mit meiner Aufmerksamkeit will. "Deine Kajüte?", bringt er mich erneut durcheinander. Sein Arm schnellt vor, ehe ich antworten kann und er schiebt sich, mich vorneweg, ins Zimmer, schließt die Tür hinter uns. Stolpernd halte ich mich an ihm fest. Das ist dermaßen typisch für Eustass Kid, dass ich mich eigentlich nicht mehr wundern müsste. Immer wenn man denkt, er hat den Höhepunkt an Dreistigkeit bereits erreicht, überrascht er einen mit noch mehr Unverschämtheit. Genervt lasse ich ihn wieder los, als ich mein Gleichgewicht wiederfinde. Seine Haut ist heiß unter meinen Fingern. Und weich. Und muskulös. "Frag gefälligst, bevor du den Raum von jemand anderem betrittst!" Frechheit! Penner! Er sieht sich um, verzieht keine Miene. "Hab ich doch." Seine Stimme klingt völlig unschuldig. Dabei ist Kid alles, wirklich alles, nur nicht unschuldig. Möglicherweise war meine Beschwerde aber auch zu unpräzise für sein Spatzenhirn. "Um Erlaubnis, du Vollidiot!" Er packt mich am Handgelenk und sieht mich eindringlich an und irgendwie bin ich ihm dafür sogar dankbar. Ich mag es nicht, wenn er sich so interessiert in meiner Kajüte umsieht, in meinem ganz persönlichen Reich. Das geht ihn nichts an. Eigentlich sollte er nicht einmal hier sein. Und dass er es doch ist, bereitet mir Unbehagen. In mehr als nur dem Bereich, als dass er sieht wie ich lebe. "Eigentlich wollte ich was ganz anderes." Dann sollte er endlich damit rausrücken, denke ich mir. Aber er quatscht nur Unsinn, ist unhöflich und erweckt nicht gerade den Wunsch in einem, etwas für ihn zu tun. Ich bleibe stumm, warte, dass er weiter spricht, versuche mich aus seinem Griff zu drehen, sanft, aber er hält mich fest. Mein Blick geht missmutig auf seine Hand an meinem Arm. Und Kid macht einen Schritt zu mir. Als würden wir nicht schon dicht genug stehen. Automatisch weiche ich zurück. "Frag gefälligst!" Was immer er nun wieder will, ich werde ihm Manieren beibringen. Ich blicke zu ihm hoch, stur, aber auch vorsichtig. Bei Kid weiß man nie, das habe ich am eigenen Leib gelernt. Das spöttische Funkeln in seinen Augen wird zu einem vorwurfsvollen. Ein Moment der Stille entsteht, dann sieht Kid amüsiert aus. Fast so, als würde er mir sagen wollen, dass ich nicht will, dass er fragt, ein typischer das-willst-du-nicht-wirklich oder eher ein das-erwartest-du-jetzt-nicht-im-Ernst-von-mir Kid-Blick. Ich seufze innerlich, weiche weiter zurück, als er schon wieder einen Schritt zu mir macht, mein Handgelenk noch immer von seinen Fingern umschlossen. Warum reiße ich mich nicht einfach los? Seine Finger scheinen auf meiner Haut zu brennen. Es kribbelt vom Handgelenk bis zum Ellenbogen und es breitet sich immer weiter aus. Ich weiche mehr zurück, aber er rutscht mir immer nach, an meinem Sofa vorbei, gen Bücherregal, in dem meine Medizinbücher und die ganze Fachliteratur stehen. Automatisch hebe ich den Arm höher den er hält, bringe ihn zwischen uns. Ob es irgendwas bringt, Kid von mir fern zu halten, weiß ich nicht. Wir sehen uns an, seine Augen leuchten in hellen Bernsteinfarben, ich bin regelrecht gefangen in seinem Blick. Er grinst nicht mehr, er sieht ernst aus. Ich habe keinen Schimmer was er von mir will. Als wir auf Höhe des kleinen Tisches neben dem Sofa sind, zieht er eine Augenbraue hoch, seufzt fast tonlos, resignierend. Er macht mich unsicher damit. "Darf ich dich küssen", sagt er und es klingt überhaupt nicht nach einer Frage. Mein Gehirn schaltet auf Pause. Ich bin so perplex in diesem Moment, dass ich nicht genau weiß, ob es an seinem lächerlichen Tonfall, an dem Satz an sich oder doch an meiner Ungeschicktheit liegt, dass ich gegen das Tischbein stoße und stolpere. Zufall kann das nicht mehr sein. Kid schnellt vor, legt seinen Arm um meinen Rücken und fängt mich auf, obwohl ich nur leicht nach hinten kippe. Seine Worte hallen in meinen Ohren wider und lassen mich zu langsam reagieren. Ehe ich etwas tun kann, beugt er sich zu mir runter, hält mich immer noch leicht gekippt und... küsst mich. Wie kann man nur so dreist sein? Seine Lippen auf meinen sind unbeweglich, warm, weich und fühlen sich bekannt an. Und gut. Zwei weitere Sekunden bin ich wie gelähmt, dann drehe ich den Kopf, reiße mich aus diesem ungewollten Kuss und drücke ihm beide Arme gegen die nackte Brust. Kid lässt nicht los und ich wehre mich nicht weiter. Er stellt mich wieder gerade hin. "Was ist das denn für eine Frage?!", platze ich hervor. "Eine ziemlich bescheuerte", meint Kid und zuckt mit den Schultern. Meine Wangen werden rot. Garantiert. "Du wartest ja nicht mal auf eine Antwort!" Genau, das ist es, was mich stört, nicht etwa der Kuss... Trafalgar, sammle deine Gehirnzellen! Ich ziehe meine Hände von ihm zurück, weiß nicht genau wohin mit ihnen, aber überall ist besser, als an ihm. "Bei so etwas wartet man nicht auf eine Antwort!", beschwert er sich. "So etwas fragt man nicht mal!" "Du wolltest gefragt werden!" Er sieht trotzig aus. Trotzig wie ein kleines Kind. Gerade noch so unterdrücke ich ein Schmunzeln. Er fragt, weil ich es wollte? Sein Arm in meinem Rücken drückt mich immer noch etwas an ihn. "Du meintest die Frage nur rhetorisch." Diesmal klinge ich wie ein trotziges Kind. "Also muss ich nicht mehr fragen?" Er drückt mich noch enger an sich, Oberkörper an Oberkörper jetzt und das reicht. Ich schiebe ihn weg, weiche zurück, kann mich aber nicht von ihm befreien. Oder will es nicht. Nicht mit Gewalt. Mein Rücken stößt gegen das Bücherregal. Bücher im Rücken, Kid direkt vor der Nase. Er sieht mich an, hebt beide Arme und lehnt die Hände gegen das Regal, fängt mich damit ein. Er nervt mich. Seine Art nervt mich. "Frag mich das nie wieder!", zische ich. "Man tut es oder man lässt es." "Hättest du mir deine Erlaubnis gegeben?" Er sieht skeptisch aus und das ärgert mich noch mehr. "Nein!" "Aber eine Antwort?" "Nein!!" "Wo ist dann dein Problem?" "Vor mir und es ist größer als ich!" ~ owari Chap °2 ~ Ja, wieder so ein gemeines Ende! *g* Dafür verspreche ich, dass Chap °3 ein "normales" Ende bekommt. :) Noch mal eben der Hinweis: Falls ihr darüber benachrichtig (ich mach's per ENS) werden wollt, dass ein neues Chap draußen ist - gebt mir bitte Bescheid (ENS, GB, Kommi). Ich informiere nur diejenigen, die auf meiner nicht öffentlichen Liste stehen! :) Ganz besonderen Dank noch an die lieben Kommischreiber! Ihr seid klasse, danke! Das ermutigt! :3 Man liest sich nächsten Monat! Oder in etwa 2 Wochen, wenn der nächste OneShot rauskommt. Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 3: Chancen ------------------ Und da bin ich wieder. :3 Aus aktuellem Anlass mal ein paar Worte zu den Namen Kid und Law... ehm, joa... also... Bei den Namen spalten sich irgendwie die Lager. Die einen sehen Kid und Law als Vor-, die anderen als Nachnamen. Ja, im Japanischen wird der Nachname zuerst genannt und da müsste man annehmen, Kid und Law seien die Vornamen. Auch hat Law, als sie sich auf dem Sabaody Archipel trafen, Kid mit "Mister Eustass" angesprochen und Ruffy mit "xyz Strohhut" (sorry, vergessen xD). Also liegt da wieder der Verdacht des Nachnamens nahe. Spricht irgendwas dafür, dass Eustass und Trafalgar die Vornamen sind? Ich wüsste im Moment ehrlich gesagt nicht was. Nachher fällt mir vermutlich was ein. xD TROTZDEM: Bei mir waren IMMER Eustass und Trafalgar die VORNAMEN und das werde ich auch nicht ändern! Schon gar nicht mitten in einer FF! In meinen Ohren klingt das einfach besser. Außerdem ist dem aufmerksamen Leser ja vll schon aufgefallen, dass Law Kid noch immer mit "Kid" anspricht, während Kiddo ihn gern "Trafalgar" nennt. Ich spiele auch hier ein wenig mit Nähe und Distanz der beiden. So auch in diesem Chapter. :3 In "The other way of pole-dancing" war es ja auch zu sehen, dass die beiden sich nur Eustass und Trafalgar nannten. Aber da waren sie ja auch schon zusammen. Wieder so ein Nähe-Ding. :D Wie rum seht ihr die Namen? Ich bin neugierig und wüsste das gern. Erzählt's mir! :3 Pairing: Kid & Law Warning: - Bitte keine Bücher füttern!! xD~ ~ Law's PoV ~ Chap °3 – Chancen "Wo ist dann dein Problem?" "Vor mir und es ist größer als ich!" Meine Stimme ist eine Spur zu schrill, zu hoch und vor allem zu laut. Ich kann nichts dafür, aber es gibt Momente, da überfordert er mich einfach. Was immer Kid will, ich sollte es ihm nicht geben. Ganz besonders, wenn er mich will. Ich bin kein Spielzeug. Ich bin nichts, an dem man sich vergehen kann und es dann wegwirft. Und ich bin nichts, was man mal eben mitnimmt, nur weil ich da bin. Und was anderes kann er von mir nicht wollen. Ein wenig Spaß zwischendurch. Dass ich nicht lache! Ok, es hat Spaß gemacht, das muss ich zugeben, aber deswegen wiederhole ich das nicht! Nicht mit ihm! Das Spiel ist mir eindeutig zu gefährlich. Und das kann nur heißen, dass mir irgendwas daran liegt... an ihm. Mühevoll ersticke ich die innere Stimme in mir, die nach Kids Berührung verlangt. Unfug! Egal was da ist zwischen ihm und mir, es kann nur schiefgehen. Ich bin mir ohnehin nicht einmal sicher, ob mir von seiner Berührung heiß wird, weil sie mir gefällt oder doch, weil es mir sagt, dass es falsch ist. Kid reißt mich aus meinen Gedanken, indem er anfängt zu lachen. Entgeistert sehe ich ihn an. "Ey, Trafalgar..." Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, dass er mich so nennt, jedenfalls habe ich mich nicht darüber beschwert. "JETZT hab ich Lust dich zu küssen!" Daran gewöhne ich mich aber ganz bestimmt nicht! Ich schiebe einen Arm zwischen uns, als er sich zu mir vorbeugt. "Das ist dann dein Problem." "Ich mach es zu deinem", murmelt er, während er mir eine Hand an die Wange legt. Ich knurre. "Ich merk's. Hör auf." Meine Stimme ist scharf und eindeutig. "Nein." Wäre auch ein Wunder, würde Kid sich an irgendein Verbot, eine Bitte oder einen Gefallen halten. Nicht Eustass Kid. Sein Daumen streicht über mein Kinn, während die restlichen Finger auf meiner Wange bleiben. Seine Stimme eben, so leise, aber nicht nachgebend, erinnert mich schon wieder an Dinge, über die ich nicht mehr nachdenken will. "Merkst du nicht, dass du mich belästigst?" "Nein." Er hält gegen mein Drängeln und Schieben. Er ist stur bis zum geht nicht mehr. Was er will, das will er und er hört erst auf, wenn er es hat. Aber nicht ein zweites Mal mit mir! Bei ihm im Bett hat gereicht. "Dann habe ich es dir gerade gesagt." "Hab's überhört." Kein zweiter Kuss an diesem Abend! Ich bin verunsichert genug ihm gegenüber und ich kann das Wissen, dass es mir irgendwie gefällt ihn zu küssen, gerade noch so unterdrücken. Sicher könnte ich einfach nachgeben, das wäre leicht. Wir könnten ein wenig Spaß zusammen haben. Jetzt... und vielleicht noch ein anderes Mal. Vielleicht immer mal wieder, unregelmäßig, wann immer man sich über den Weg läuft. Ist es das, was er möchte? Aber ich will das nicht. Mal davon abgesehen, dass ich die Frau war, was das eine Mal mit ihm nicht wie mit anderen. Es darf sich einfach nicht wiederholen. "Du hast extremes Glück, dass ich ein überdurchschnittlich geduldiger Mensch bin. Aber selbst meine Geduld hat Grenzen, Kid." "Tatsächlich?" Er ernährt sich von Dreistigkeit, das muss er mit dem Alkohol aufnehmen. Aber jetzt habe ich genug. Ohne Warnung schnelle ich mit dem Arm vor, schubse ihn, verpasse ihm einen ungezielten Schlag ins Gesicht, hebe gleichzeitig ein Bein und trete ihn von mir weg. Mit einem nur halb unterdrückten Schmerzenslaut landet er auf dem Boden. Geschieht ihm recht. Wer so überheblich und selbstsicher auftritt, der hat einen Dämpfer verdient! Kid sieht mich an, ungläubig erst, dann wütend. Er hebt eine Hand an die Schläfe, seine Fliegerbrille ist verrutscht. Er blutet über dem linken Auge. Langsam steht er auf, blinzelt und besieht sich seine blutigen Finger. "Du..." Immer noch starrt er auf seine Hand. "Unterschätz mich nicht", knurre ich. "Ich bin lernfähig." Seine Stimme klingt nicht, als hätte er meine Drohung begriffen, sondern nur, als müsse er sich dann eben etwas anderes ausdenken, als sich mir frontal zu nähern. Er klingt viel zu fröhlich. Er unterschätzt mich wirklich. Er setzt sich auf mein Sofa, seufzt mürrisch, nimmt die Fliegerbrille ab. Ich sehe ihn einen Moment an, drehe mich dann nach rechts und laufe um mein Bett herum. Ich scheine ihm eine Platzwunde verpasst zu haben, denn er blutet ziemlich stark. Wie von selbst greife ich nach dem Aushilfs-Arztkoffer, der immer neben meinem Schrank steht und laufe zurück zu Kid. Vor ihm bleibe ich stehen. Er hat sich zurückgelehnt, eine Hand auf die Wunde gepresst, die Augen geschlossen. Als würde ihn das kleine Ding umhauen, lächerlich. Blut läuft ihm durch die Finger, seine Hand runter und über seinen Hals. Ich versuche nicht hinzusehen. "Hng?", macht er und öffnet das rechte Auge, als ich ihn an der Stirn berühre. Sein Blick ist misstrauisch. "Erst verprügeln und dann verarzten? Was hast du denn für 'ne Moral?" "Schnauze und Kopf her", befehle ich streng. "Du blutest mir noch das Sofa voll. Und ich häng an meinem Sofa." Ich ziehe an seiner Hand, bis er sie von der Wunde nimmt. Nicht gerade sanft wische ich das Blut weg, presse einen Moment ein Tuch darauf und besehe es mir wieder. Er beklagt sich nicht, hält still, zuckt nur hin und wieder und verzieht schmerzhaft die Lippen. "Du bist der Letzte, von dem ich etwas über Moral hören will...", murmle ich und suche in meinem Koffer nach allem, was ich brauche. "Wenn du Patienten immer so rau behandelst, dann frage ich mich, ob je einer überlebt hat." "Wenn du so weinerlich bist, dann frage ich mich, wie du es bis hierhin geschafft hast." Als ich fertig bin, klatsche ich ihm grob ein Pflaster übers Auge. Sollte halten, wenn er nicht gleich wieder dran rumzieht. Und schon hebt er die Hand, will über die Stelle tasten, aber ich verpasse ihm mit meiner Hand einen Klaps gegen seine. "Nicht anfa-" Hmm? Ich spreche nicht zu Ende, als Kid die Arme hebt und sie um meine Taille legt. Was soll das denn jetzt wieder werden? Er lehnt sich vor, drückt den Kopf sanft gegen meinen Bauch. Für einen Moment ist es still zwischen uns, nur sein und mein leises Atmen. Ich sehe auf ihn runter, auf die roten Haare und auf diesen entblößten, fast schon blassen, Nacken und ich habe das dringende Bedürfnis meine Finger darauf zu legen und ihn einfach nur zu berühren. Innerlich seufzend hebe ich den Kopf, blicke zur Decke. Das ist nicht gut. "Blut mir nicht mein Shirt voll", ist alles, was ich sage. Kid ist gerade so ruhig, so... handzahm, das kann ich nicht ruinieren. Das scheint eine Seite an ihm zu sein, die ich noch nicht kenne. Aber ich mag sie. "Ich wurde grad versorgt. Wenn ich immer noch blute, bist du ein scheiß Arzt." Handzahm? Niemals. Kid ist selbst dann noch bissig, wenn er in der Ecke sitzt. Oder wenn er seine ganz persönliche ruhige Minute am Tag hat. Erstaunlich, dass er überhaupt eine hat. Ich grinse und sehe wieder auf seinen Nacken. Ich möchte diese kleinen roten Strähnen wegstreichen, die so frech nach unten stehen und nicht dem Rest der Frisur angepasst sind. Ich möchte... Ich zwinge meine Augen den Schultergurt entlang, der hinten an seinem Gürtel befestigt ist. Aber meine Augen weichen ab und überfliegen das rechte Schulterblatt, seine Haut und die Muskeln, die sich bewegen, als er seinen Arm anspannt und seine Hand auf meiner Hüfte um wenige Zentimeter verschiebt. Irgendwas in mir fängt an zu kribbeln. Mit aller Willensstärke halte ich meine Hände da, wo sie sind: Leicht erhoben, in einer Hand noch die Pflasterreste. "Alles was ich tue, tue ich mit Hingabe", höre ich mich sagen und frage mich gleichzeitig, was das bedeuten soll. Kid hebt den Kopf, sieht zu mir hoch, rückt ein kleines Stück von mir ab, ohne mich los zu lassen. "Hingabe?" "Hingabe." Irgendwas an ihm zieht mich magisch an. Vielleicht diese bernsteinfarbenen Augen, von denen ich keine Ahnung habe, was sie mir sagen wollen, aber der Blick ist so untypisch. Nicht böse, nicht gereizt, nicht herausfordernd, nicht stur, nicht wütend, nicht... ist das Unsicherheit? Kann nicht sein. Ich sehe auf seine Lippen, dunkel, leicht geöffnet, anziehend. Schnell sehe ich wieder hoch. Sein Ausdruck hat sich nicht verändert. Ich schlucke nervös. Das ist ja ansteckend, was er macht! Was auch immer er macht! Wenn er schon nicht zu wissen scheint, was das wird, dann sollte zumindest ich das wissen! Leider weiß ich in genau diesem Augenblick rein gar nichts mehr. Und er sieht mich einfach nur weiter an. Unangenehm warm sind seine Hände, obwohl sie über meinen Klamotten sind. Aber ich kann ihn spüren. Ich weiß, wie sich seine Hände auf meiner Haut anfühlen. Ich erinnere mich genau daran. Wie von selbst beuge ich mich ein Stück zu ihm runter, langsam, fast bedächtig, aber immer weiter. Und Kid hält einfach still. Warum tut er das? Warum macht er nichts? Worauf wartet er? Und warum, verflucht noch mal, ist er so untypisch ruhig?! Mein Blick klebt wieder auf seinen Lippen. Sie sind weich und sie fühlen sich gut auf meinen an. Sie zu küssen ist einfach. Sie passen gut zu meinen. Mein Blick geht wieder zu seinen Augen. Ich kann seinen Atem fühlen, wie er über meine Lippen streicht. Einen Moment sehen wir uns weiter an, während ich in Zeitlupentempo die letzten Zentimeter zwischen uns überbrücke. Dann schwenkt sein Blick ganz plötzlich an mir vorbei. "Ey! Dein Bett ist viel zu klein!" Was? Von jetzt auf gleich ist der Zauber verflogen. Seine Stimme klingt so empört, dass ich erst beim drüber Nachdenken verstehe, was er eigentlich sagt. Was. Geht. Ihn. Mein. Bett. An?! Ich blinzle auf Kid runter, dem ich immer noch viel zu nahe bin und auf einmal sitzt wieder nur Eustass Kid vor mir, unverschämt, mit großer Klappe, null Benehmen, rüpelhaft. Wollte ich diesen Kerl eben noch küssen? Hatte ich das vor? Ich glaub ich spinne! Außer mir, verwirrt, wütend und peinlich berührt, weil ich doch eben noch tatsächlich dachte, es würde mir gefallen, Kid nahe zu sein, reiße ich mich von ihm los. Ich sollte ihm noch eine Platzwunde über dem anderen Auge verpassen, ja, das sollte ich wirklich! Zig Tests für meine Nerven und ein Martyrium für meinen Geist später, sitzt Kid endlich ruhig auf meinem Bett, während ich ihn von der Couch aus vorsichtig beäuge. Es gefällt mir nicht, ihn da so hindrapiert auf meinem Schlafplatz zu sehen, aber anders kann ich seine Haltung grad einfach nicht nennen. Er sitzt da wie ein Ausstellungsstück. Da wo er ist, kann er aber wenigstens keinen Schaden anrichten. Hoffe ich. Es war schwer genug ihm beizubringen, dass er die Finger von meinen Büchern lassen soll und nicht mit Schuhen über meinen Leseteppich zu gehen hat. Immerhin hat er das jetzt begriffen. "Ey...", mault er und durchbricht die Stille, die ich bereits als angenehm empfunden habe. Die Distanz zwischen uns ist sicher, führt in keinerlei Versuchung und sollte dringend beibehalten werden. Ich blättre eine Seite des Buches um, das ich nur zur Tarnung lese. "Was is?" "Es ist warm." Ich linse über den Buchrand zu ihm. Seine rechte Hand fingert an seinem Waffengurt herum. "Ist das immer so?" "Nur wenn wir tauchen", meine ich und sehe wieder auf den Absatz, den ich bereits eben überflogen habe. Ich weiß nicht mehr, was dort steht. "Aber auch dann nicht immer." Kid lässt sich nach hinter auf mein Bett fallen. "Nervig." "Ist dir langweilig?" Ich klinge nicht wirklich interessiert und warum ich überhaupt mit ihm rede, weiß ich nicht. Die Stille war doch eben so schön. "Ich soll nichts anfassen, natürlich ist mir langweilig!" Er stemmt sich auf die Ellenbogen hoch und wirft mir einen so zweideutigen Blick zu, dass ich mich sekundenlang frage, was er mir damit sagen will. Dann beschließe ich das einfach zu ignorieren. "Trafalgar!" "Hmm?" "Auftauchen." "Nein." "Dann gib mir 'ne Beschäftigung, verflucht noch mal!" Ich grinse hinter meinem Buch. Kid ist wie ein kleines Kind. Ein böses kleines Kind. Ich wette er hat früher anderen Kindern den Lolli geklaut und ihre Sandburgen zertreten. Ich unterdrücke ein Lachen. Aber jetzt hört er auf mich, wenn auch wohl nur, weil er hier im U-Boot genauso gefangen ist wie wir anderen. Ein zu heftiger Streit und wer weiß was passiert, wir sind immer noch unter Wasser. Allerdings hat er sich das selbst eingebrockt. Als ich nicht laut auf ihn reagiere, setzt wieder Stille ein. Kid lässt sich erneut nach hinten fallen, starrt die Decke an und ich lese den Absatz zum vierten Mal. Die rechte Koronararterie (RCA) hat einen Hauptast, den "Ramus interventricularis posterior" (RIVP). Die Hinterwand und der Sinus- und AV-Knoten werden im Regelfall von der rechten Koronararterie versorgt, ebenso die rechte Kammer und der rechte Vorhof und zum Teil auch linke Kammeranteile. Setzen Sie den Skalpell vorsichtig... Hm, langweilig. Gibt's denn gar nichts spannendes mehr über Herzchirurgie zu lesen? Völlig monoton blättre ich eine Seite nach der nächsten um. Dann stört Kid wieder die Ruhe. "Warum, verflucht, hast du so ein kleines Bett?" Ich linse wieder über das Buch, ohne es zu senken. Hatten wir das Thema nicht schon? Und habe ich es nicht geflissentlich ignoriert? Es geht ihn immer noch nichts an. "Was interessiert dich mein Bett?", frage ich aber doch. "Außer, dass du dich da breit machst." "Es ist unpraktisch." Ahja, ok... es wird Zeit, das Thema wieder zu wechseln. Ich klappe das Buch zu und lege es neben die Lampe auf den Tisch. "Essen?" Er nuschelt was Undeutliches und spielt mit dem Laken zwischen seinen Fingern. "Kid? Was essen?" Ich stehe auf. Kid verharrt unbeweglich. "Ich meine..." Der Rest seines Satzes geht wieder in Nuscheln unter. "Hallo?" Er verstummt, murrt unzufrieden und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. "Sprechen wir die gleiche Sprache?" Ich seufze genervt. "Hng." Was für eine Antwort. Wären wir nicht in meiner Kajüte, ich würde ihn einfach hier lassen. "Beweg deinen Arsch von meinem Bett." "Hng." Er rührt sich nicht. Meine Augenbraue zuckt nervös und das heißt nichts Gutes. "Komm gefälligst her." "War das eine Aufforderung?" Der hört nur, was er hören will. Immerhin sieht er jetzt zu mir, stemmt sich wieder auf die Ellenbogen. Vor meinem inneren Auge flammt ein Bild von ihm auf, unter mir, gierig, wilde rote Haare und seine Hände überall dort, wo sie nicht hingehören. Es klopft an der Tür. Ich zucke. "Ja?" Bepo schiebt die Nase durch den Türspalt. Er sieht mich an, sucht mit den Augen durch den Raum und reißt die Tür auf, als er Kid auf meinem Bett gammeln sieht. "Captain!" Ich gebe ihm fixe Handzeichen, um zu sagen, dass es ok ist. Kid lacht amüsiert. Ich ignoriere ihn und lasse mir von Bepo berichten, was er will. Der Logport zeigt in eine Richtung, aber wir wissen nicht wie weit es bis dahin ist. Und alle Eternal Ports, die wir besitzen, führen auch zu nichts in der Nähe. Ich sehe Bepo einen Moment zu lange an. Soll das etwa heißen, ich werde Kid nicht eher los, als bis wir das Ziel vom Logport gefunden haben? Oder zufällig auf eine Insel stoßen? Das kann Wochen dauern! Oder länger! Genervt sehe ich zu Kid, der immer noch grinst, dann wieder zu Bepo. Fast bin ich geneigt Bepo doch zu erlauben, Kid aus meinem Bett zu prügeln... Wie kann man nur so dämlich sein? Was hat er sich nur dabei gedacht auf mein Schiff zu kommen? Hat er denn null Verantwortungsbewusstsein als Captain? Seiner Crew gegenüber? Ich hätte ihn gleich von Bord werfen sollen. Halt, das kann ich ja immer noch, wir müssen nur auftauchen. Ich atme tief durch und sofort bin ich vollkommen beruhigt. Das gibt mir das As im Ärmel, nicht ihm. Mit einem Wink schicke ich Bepo weg. Kid setzt sich auf, sieht immer noch merkwürdig fröhlich aus. Ich sehe ihn an, stumm, abwartend. Eine Weile antwortet er nicht auf meinen bohrenden Blick, dann steht er auf. "In meiner Manteltasche ist ein Eternal Port zu einer Insel, ungefähr einen halben Tag entfernt. Da wird mein Schiff sein. Du bringst mich doch hin?" Er bleibt vor mir stehen, hat die Unverschämtheit zu grinsen. Seelenruhig schüttle ich den Kopf. "Wieso sollte ich, wo ich dich doch viel schneller loswerden kann, indem ich dich wirklich noch von Bord werfe?" Ich drehe mich zur Tür, als Kid nach meiner Schulter greift. Ich ducke mich unter dem Griff weg. "Du setzt mich ab. Du bist viel netter als ich, Trafalgar." Noch bevor ich zu Ende überlegt habe, ob das überhaupt eine Antwort wert ist, schnappt er sich seine Fliegerbrille und geht an mir vorbei. "Was war jetzt mit Essen?" Wütend funkle ich seinen nackten Rücken an. Er wird nichts kriegen, definitiv nicht. Und wenn er hier verhungert! Mein Koch hat Schiss vor Kid. Ich sollte mir überlegen, ob ich mir einen neuen Koch suchen sollte, einen, der standhaft bei einem nein bleibt. Oder gleich eine neue Crew, so misstrauisch und vorsichtig, wie ihn alle beäugen. Diesen dreisten Kerl, der sich zu allem selbst einlädt. Aber dann müsste ich auch meine Position des Captains überdenken, denn auch ich bin nicht ich selbst, wenn Kid da ist. Nachdem ich Kartenspiele abgelehnt habe, es bleibt mir ohnehin ein Rätsel, was so viele Leute an Kartenspielen finden, ich zieh ein gutes Buch eindeutig vor, verziehe ich mich wieder in meine Kajüte. Leider gefolgt von Kid, der irgendwie nichts Besseres zu tun zu haben scheint, als mir ständig nachzulaufen. Soll ich mir jetzt was drauf einbilden oder mich unbehaglich fühlen? Ich lasse mich auf meine Couch fallen, greife nach dem Buch, in dem ich bereits vorhin gelesen habe und beäuge aus den Augenwinkeln misstrauisch Kid, der sich neben mich fallen lässt. Er streckt die Beine aus, legt den Kopf in den Nacken und seufzt langgezogen. Es ist komisch neben ihm zu sitzen. Von einer auf die nächste Begegnung hat sich alles geändert. Ohne, dass sich offensichtlich was geändert hat. Das ist verwirrend. Kid ist eigentlich anders. Man muss in seine Nähe ständig aufpassen, immer auf der Hut sein. Ich konnte ihn früher immer etwas aufziehen und wusste genau, wann bei ihm der Punkt erreicht ist, wenn man einen Scherz lieber für sich behält. War immer besser für die Bar in der wir uns befunden haben – oder für die eigene Gesundheit. Auf Kämpfe lege ich es selten an. Kid braucht seine ganz persönliche Distanz, seine eigene Egoblase, in die niemand eindringt. Sein Bereich, wo nur er ist. Denn Kid ist wie ein Platzhirsch, neben ihm ist wenig Raum zum Atmen, es sei denn, man unterwirft sich. Da ist kein Spielraum für einen anderen Dickschädel. Wenn wir uns zufällig auf irgendeiner Insel in irgendeiner Bar getroffen und was zusammen getrunken haben, gelacht oder uns angemurrt, dann hatte jeder von uns stets seinen Abstand zum anderen. Und jetzt? Er kommt auf mein Schiff, er dackelt mir hinterher, er sitzt neben mir und alles fühlt sich anders an. Alles ist anders! Als ich das Buch einfach nur weiterhin in der Hand halte, ohne es zu öffnen, dreht Kid den Kopf zu mir, sieht mich an und ich versuche krampfhaft, nicht zurück zu sehen. Ob er es bemerkt? Seit wann kümmert es mich? Ich sollte ihn ignorieren, gnadenlos. Aber sein Blick brennt in mir und macht mich merkwürdig nervös. Wieso kann er das? Und wieso bleibt er ruhig neben mir? Ich wende mich ihm doch zu, unsere Blicke treffen sich. Keiner spricht und ich fühle mich wie damals, als ich sechzehn war und neben einem Mädchen saß, in das ich verliebt war. Unangenehm laut schlägt mein Herz, während ich meine Atmung in einen ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus zwinge. Und plötzlich hebt Kid eine Hand. Ich will zurück zucken, unterdrücke es aber. Ich bin neugierig was er will. Er legt den Zeigefinger auf mein Kinn, stupst dagegen und ich hebe ratlos eine Augenbraue. Ich blick nicht mehr durch, der Kerl ist mir ein Rätsel. Seine Hand schiebt sich ein Stück auf meine Wange, sie ist warm und es fühlt sich fast angenehm an, wäre da nicht immer noch sein direkter Blick, mit dem er mich ansieht und der mich so nervös macht. Wieso zögert er? Ich kann mir denken, worauf er hinaus will. Kid ist niemand, der sein Gegenüber nur anschaut. Aber er kommt mir nicht näher. Überhaupt ist er etwas zurückhaltender, nachgiebiger, er macht von sich aus seine Egoblase kleiner. Es kam noch keine absolut patzige Antwort von ihm, keine Gewaltandrohung, kein Machtgehabe. Er verhält sich fast nachsichtig mir gegenüber und das wirft mich aus der Bahn. Wie soll ich damit umgehen? Dieser Eustass Kid ist mir unheimlich. Er sagt er steht nicht auf Männer, also was will er von mir? Noch eine Runde spielen? Bin ich gut für zwischendurch? Ich kann es mir ja mit einigen vorstellen, die ich so als zwischendurch nicht von der Bettkante stoßen würde, aber da sind eindeutig keine Männer bei. Und bei Kid, da bin ich mir sicher, auch nicht. Unerwartet rutscht seine Hand vor bis in meinen Nacken. Kid beugt sich zu mir rüber, sein Blick noch immer direkt und unleserlich. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Ich will ihm nicht nachgeben, ich darf ihm nicht nachgeben. Aber ein kleiner Teil von mir möchte trotzdem einfach still halten. Ich muss an vorhin denken, als er sagte, dass er mich küssen will. Bin ich sein Zeitvertreib oder tut er das, weil er es wirklich möchte? Mit einem lauten Poltern fällt mein Buch zu Boden und lässt mich zusammenfahren. Der Bann ist gebrochen und ich blicke runter, auf die aufgeschlagene Seite. Die Abbildung eines offenen Herzens prangt mir entgegen. Kid zieht seine Hand zurück, murrt laut und macht sich neben mir breit auf der Couch. "Du hast kein Timing", schnaubt er, während ich das Buch aufhebe, aufstehe und zum Regal laufe, um es zurück zu stellen. "Und du keine Manieren." Ich sehe nicht zu ihm, ich weiß genau, dass er in diesem Moment das ganze Sofa für sich okkupiert. "Besser als die übertriebene Art, mit der du versuchst, Leute um den Finger zu wickeln." "Das nennt man Höflichkeit, Kid und das ist dir wohl fremd." Wieder schnaubt er. Mein Finger fährt über die Bücherreihe, die Titel entlang, aber mir ist nicht nach lesen. "Ihr seid echt langweilig." "So?" Aufbau des Körpers; Venen und Arterien; Kopfsache – Das Gehirn im Querschnitt. "Was macht ihr denn den ganzen Tag an Bord?" Ich höre es rascheln und mit einem flüchtigen Blick nach hinten sehe ich, wie sich Kid auf der Couch ausstreckt. "Karten spielen, saufen, uns prügeln..." "Aha." Die Kunst, das Skalpell richtig zu führen; Wie man den Atem anhält; Körper aufschneiden leicht gemacht. "Klingt wirklich ganz anders als das, was wir tun." Leichen sezieren; Mitten ins Auge; Wenn es schreit, dann lebt es noch. "Ich hab noch keine Prügelei gesehen." "Das liegt daran, dass du mir nachläufst, anstatt im Aufenthaltsraum oder in der Kombüse zu bleiben." Ich gehe in die Hocke, mein Zeigefinger fliegt weitere Buchrücken entlang. Erst schneiden, dann Fragen – Das Buch für Sadisten; Wer Betäubungsmittel nimmt, verliert; Operation – Studien an Objekten bei Bewusstsein. Ob ich wohl Kid eines der Bücher geben sollte? Oder kommt er dann auf Ideen? "Möchtest du so dringend, dass ich deine Mannschaft dezimiere?" "Nein." Es ist merkwürdig. Immer wenn wir etwas Abstand zwischen uns haben, können wir besser miteinander umgehen. Gewohnte Wortkabbeleien stellen sich ein, lassen uns abgelenkt und auf Normalität zurückgreifen. Und trotzdem klingt die Unterhaltung steif. Ich weiß nicht was los ist. Ich bin selten überfordert. Kid fängt an zu reden, aber ich höre ihm nicht zu. Die Minuten hier alleine mit ihm, eingesperrt in meiner Kajüte, ziehen sich zu Stunden, Stunden zu einer Ewigkeit. Ich fühle mich fast fremd in meinem eigenen Zimmer. Ich wünschte wir wären auf einer Insel, irgendwo in einer Bar. Dann könnte ich gehen und ihn einfach so zurücklassen. Dann wäre ich frei. Was schwachsinnig ist, weil ich immer frei bin, weil ich mir nichts vorschreiben lasse. Ich drehe mich ein Stück zur Seite, so dass ich Kid besser ansehen kann. Er wippt mit dem Fuß auf und ab, hingelümmelt auf mein Sofa, einen Arm auf der Rückenlehne, den anderen auf seiner Brust. Warum muss es ausgerechnet Kid sein? Warum fühle ich mich in seiner Gegenwart, als könne ich nicht mehr atmen? Und warum will ich gleichzeitig nicht von ihm weg? Ich schaufle mir mein eigenes Grab. Ich mache es mir unnötig schwer. Und ich laufe weg. Aber ich brauche Abstand. Abstand zu ihm, um mich zu sortieren. Warum schafft er es, mich dermaßen aus der Bahn zu werfen? Das kenne ich gar nicht von mir. Ich mache sehr viel mit mir alleine aus, das ist wahr. Ich gebe Befehle weiter, die ich für sinnvoll halte und zu denen ich mich entschlossen habe. Manchmal denke ich sehr lange über eine Sache nach, ehe ich sie tue, anderes ist von vornherein glasklar. Immer komme ich zu einem Ergebnis und immer weiß ich, was ich will. Bei Kid weiß ich das nicht. Vor dieser einen Nacht musste ich mir nie Gedanken über ihn machen. Vor dieser Nacht war Kid mir... ich will nicht sagen gleichgültig, aber doch keinesfalls dermaßen wichtig. Warum verändert er plötzlich seine Position in meinem Leben? Und warum schaffe ich es nicht der Sache einen dicken Riegel vorzuschieben? Seine roten Haare geben nach, als er mit der Hand darüber fährt und an seiner Fliegerbrille rumfummelt. Das Ding hat er auch ständig auf der Stirn. Es sei denn, er schläft. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und mein Herz schlägt um eine Viertelsekunde schneller. Ich will solche Dinge nicht über ihn wissen. Was er als letztes auszieht, ehe er ins Bett geht, auf welcher Bettseite er schläft, ob er auf dem Rücken oder der Seite liegt, ob er nachts öfter aufwacht oder ob er schnarcht. Ich will das alles nicht wissen. Und doch weiß ich einiges. Kids Finger fahren über seine Wange, wohl über den flachen Schnitt darauf, den er sich bei der Verfolgungsjagd mit der Marine geholt hat. Das wird wieder heilen und nichts wird später daran erinnern. Überhaupt hat Kid keine nennenswerte Verletzung zurückbehalten, nirgendwo an seinem Körper. Noch etwas, das ich weiß. Ein paar Sekunden lang starre ich ihn nur weiter an. Er hat so anders ausgesehen, als er, über mir, auf mich geblickt hat. Seine Augen, gierig, lustvoll, sein Atem heiß und schnell, sein Körper schwer auf meinem und all seine Bewegungen elektrisierend. Ich kann meinen Blick einfach nicht abwenden. Ich sehe zu wie Kid die Hand von seiner Wange nimmt, sich noch mal durch die Haare streicht und den Arm wieder ablegt. Er sagt kein einziges Wort und dennoch hat er meine vollste Aufmerksamkeit. Unter extremem Zwang und mit großer Willensanstrengung zwinge ich meine Augen von Kid und drehe den Kopf wieder zu den Büchern. Noch immer hocke ich, unfähig mich für einen Moment zu bewegen. Mein Herz hat wieder an Schnelligkeit zugelegt, ich würde sagen, inzwischen ist es um einen vollen Herzschlag schneller als normal. Doppelt so schnell also. Nicht gut, gar nicht gut. Allein davon, ihn nur anzusehen und dabei kann ich ihn nur schräg von hinten beobachten. Ganz langsam stehe ich auf. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, ob ich überhaupt was sagen soll. Ich will nicht wieder in diese merkwürdig schrägen Unterhaltungen kommen, da ist es mir lieber, wir schweigen uns an. Wenn ich Glück habe, pennt er ja vielleicht sogar auf dem Sofa ein. Dann könnt ich ihn erdrosseln und brauche mir keine weiteren Gedanken mehr machen. Oder ich lasse ihn einfach da liegen und beobachte ihn aus sicherer Entfernung. Vielleicht gebe ich ihm auch Schlafmittel. Wieso nur bin ich da vorhin nicht drauf gekommen? Im Essen wäre ihm das sicher nicht aufgefallen. Es klopft. "Captain?" Cas steckt den Kopf durch die Tür, nachdem er einen viel zu kurzen Moment auf eine Genehmigung von mir gewartet hat. Ich muss ihm nachher wohl mal sagen, dass ich das nicht leiden kann. Misstrauisch und mit verzogenen Lippen überfliegt Cas Kids Körper, wie er auf dem Sofa liegt und ich kann deutlich seine Abwehrhaltung ihm gegenüber erkennen. Mir gefällt Cas' Blick nicht. Genervt schüttle ich den Kopf und drehe mich zu ihm, bleibe aber stumm. "Schiff in Sicht, in etwa zehn Minuten sind wir am Treffpunkt." Cas lässt Kid nicht aus den Augen, obwohl er mir Meldung macht. Es ärgert mich. Kid seinerseits bleibt einfach wo er ist, als hätte er alles Recht und die vollste Genehmigung da zu sein, wo er ist. Als würde er hierher gehören, als wäre alles wie immer, als wäre er hier zu Hause oder zumindest ein Dauergast. Er bewegt sich nicht, aber als ich ihn ansehe, wird mir auch seine Anspannung deutlich. Er mag zwar noch immer liegen, aber sein Körper ist bereit, jede Sekunde aufzuspringen und sich zu wehren. Abwehrhaltung also auch von ihm. "Hm", mache ich bestätigend. "Auftauchen." Ich beachte Cas nicht weiter, der mich richtig versteht und die Tür wieder hinter sich schließt. Erneut wird es still. Ich halte das nicht mehr aus! Das ist so lächerlich! Warum streiten wir uns nicht einfach, giften uns an und sehen, was sich daraus entwickelt? Aber mir will einfach nichts Beleidigendes einfallen. "Trafalgar?" Ich schlucke nervös. Kids Stimme ist leise und irgendwie sanft, aber vielleicht ist das nur Einbildung. Ich bewege mich nicht. "Hey!" "Zum Glück hast du eine Rückgabegarantie, Eustass Kid. Wär ja nicht auszuhalten, dich noch länger ertragen zu müssen." Ich drehe mich um, grinse. Das war doch gar nicht schlecht für den Anfang. Kid schnaubt verächtlich und setzt sich ruckartig auf. "Ja", murrt er und strubbelt sich wieder durch seine Haare, schiebt die Brille zurecht. "Ich halte es hier eh nicht mehr aus, dieses Schiff ist so grottig langweilig! Noch 'ne halbe Stunde und ich wär gestorben vor Langeweile." "Na wenn das so ist..." Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu und er steht auf, weicht aber meinem Blick aus. "Dann solltest du vielleicht noch etwas hier bleiben. Ich wusste ja nicht, dass es so einfach ist, dich zu erledigen." Ich zucke mit den Schultern. "Hättest du wohl gern!" Seine Finger umspielen den Dolch in seinem Waffengurt. "Klar, ein Konkurrent weniger." "Nicht meinen Tod", sagt er und sieht mich an. "Dass ich bleibe." Die Worte, über die ich eben noch nachgedacht habe und die ich ihm in der leicht verspielten Weise entgegnen wollte, bleiben mir im Hals stecken. Fast verschlucke ich mich, komme aber gerade noch einmal so ums Husten herum. Unsere Blicke halten einander fest und seine Augen bohren sich tief in meine. Was soll das nun wieder heißen? "Kid?", frage ich und lege den Kopf leicht schief. "Was zum Teufel willst du eigentlich hier?" Er antwortet nicht, sieht aber auch nicht zögernd aus. Vielmehr so, als wolle er nicht antworten. Und das stört mich. Es ist mir nicht gleichgültig. Und das wiederum nervt mich. Und sein Blick nervt mich auch. Er sieht mich an, als müsste ich genau wissen, was er will, als wäre meine Frage vollkommen überflüssig. Als wäre ich dumm, weil ich nicht weiß, was er hier macht. Dabei habe ich vage Ahnungen. Irgendwas liegt in seinen Augen, das seine Verwirrung zeigt. Ich glaube er möchte etwas tun, was er sich gleichzeitig selbst verbietet. Augen lügen nicht, niemals, so sehr man auch den Rest von sich verstellen kann. Augen sagen immer die Wahrheit. Aber ich muss sie ja nicht aussprechen! Wieso soll ich derjenige sein, der sich auf ein viel zu dünnes Eis wagt? Er hat angefangen, er ist auf mein Schiff gekommen, dann kann er es doch auch weiterführen! Oder? "Kid?" "Vergiss es!" Seine Stimme klingt wütend, weit hinter seinem normalen Nörgeltonfall. Er dreht sich um, läuft zur Tür. "Ich bin es leid, dich zu ertragen, Trafalgar Law." Und damit geht er. Hinter ihm fällt die Tür zu. Ungläubig starre ich sie an. Meint er das ernst? Hat er das gerade wirklich gesagt? Irgendwas in mir zieht sich zusammen, lässt mich für Sekunden erstarrt. Dann werde ich sauer, richtig sauer. Was bildet der Kerl sich eigentlich ein?! Glaubt er, er kann alles sagen und alles tun, sich nicht klar ausdrücken und dann wütend werden?! Wer glaubt er eigentlich, wer er ist?! Nichts von dem, was er tut, imponiert mir, ich brauche keinen Respekt vor ihm zu haben! Also mit welchem Recht benimmt er sich mir gegenüber wie ein absolutes Arschloch?! Wieso springt er mit mir um, wie es ihm gefällt und wieso hat er die Macht, mich so zu beeinflussen, dass ich in einem Moment irrational glücklich bin, im nächsten fuchsteufelswild und ihm jetzt nur zu gerne eine reinhauen würde? Wieso kann der Arsch meine innere Ruhe so leicht brechen?! Mit einem Blick, mit einer Geste, mit diesen vermaledeiten schwarzen Lippen, die mich so faszinieren, wenn er sie auch nur um einen spaltbreit öffnet?! Das ist nicht normal! Wie von selbst stapfe ich zur Tür, wütend auf mich, weil ich es nicht schaffe, meine Gedanken und mich zu sortieren und alles wieder irgendwie in Einklang zu bringen. Ich muss Kid los werden, um ruhig zu werden, das weiß ich, aber so kommt er mir nicht davon. Nicht mit diesem Satz als seinen letzten! "Kid!", rufe ich bereits, als ich noch die Tür aufreiße. "Bleib sofort stehen!" Er hört auf mich, dreht sich aber nicht um. Was soll ich sagen? "Hör auf dich wie ein Arschloch zu benehmen!" Er lacht auf, schnaubt dann und dreht sich zu mir, eine Hand um den Griff von seinem Dolch. "Nerv mich nicht, Law!" Jetzt also wieder mein Nachnahme. Wieso regt mich das noch mehr auf? "Wer nervt hier wen?! Wer hat sich selbst eingeladen und den ganzen Tag nur rumgejammert?" Ich lehne mich gegen den Türrahmen und versuche lässig auszusehen, während es in mir brodelt. Ich weiß nicht wie Kid aufgewachsen ist und ich weiß wenig über seine Vergangenheit, aber ich finde es wirklich erstaunlich, dass es offensichtlich niemanden in seinem Leben gab, der ihm Manieren und Anstand beigebracht hat. "Willst du dich beschweren?" Kid lässt den Dolch los und senkt den Arm, die Stimme irgendwo zwischen Bedrohung und Ernst. Seine Worte lassen mich für einige Sekunden nachdenken. Ja, ich will mich beschweren. Weil er denkt, er kann alles haben was er will und wann er es will. Weil er null Respekt vor anderen hat. Und weil er so merkwürdig zu mir ist. "Ja, das will ich!" Und weil er einfach so gehen will, mit so blöden letzten Worten. "Du hast was vergessen!" Nämlich dich anständig von mir zu verabschieden und auch mal danke zu sagen! Eine Entschuldigung verlange ich ja gar nicht. Wäre bei Kid eh nur vergebene Liebesmüh. "Ich hab doch gar nichts mitgebracht." Kid entspannt sich etwas, sieht mich irritiert an. Ist der doof? "Komm sofort wieder her!" "Hast du ein Problem oder was?!" Ich unterdrücke ein Seufzen. "Komm einfach her, man!" Aber er tut mir den Gefallen nicht. So unglücklich bin ich allerdings auch nicht drüber. Der Satz ist mir so rausgerutscht, dass er herkommen soll. Ich wüsste nichts mit ihm anzufangen, wenn er tatsächlich vor mir stünde. Insofern steht er da drüben einfach besser. Aber das nervt mich. Kid schafft es noch und raubt all meine Nerven. Und das an nur einem einzigen Tag! "Was zum Teufel willst du eigentlich, Trafalgar!?" Vorname. Ich schmunzle und unterdrücke es sofort wieder. "Ich glaube, nichts mehr." Lieber nichts riskieren. Solange wir uns nicht gegenseitig an die Kehle springen oder uns mit einer Beleidigung auf den Lippen trennen, soll es mir reichen. Für heute. Nein! Nicht nur für heute! Meine Gedanken wollen schon wieder in eine Richtung, in die ich nicht will. "Gibst du es mir, wenn ich zurückkomme?", fragt Kid und nun bin ich der Verwirrte von uns beiden. Wovon spricht er bitte? "Hmm?" "Du sagtest ich hätte was vergessen." Stimmt. Ich blicke zur Seite. Das habe ich. Offensichtlich hat er es nur nicht verstanden. Von mir aus kann er jetzt gehen, ehe wieder irgendwas Merkwürdiges passiert. "Muss ich es mir holen oder krieg ich es von dir?" Seine Stimme klingt leicht angespannt. "Mal sehen...", weiche ich aus und überlege, was er überhaupt meint. Kid setzt sich in Bewegung, läuft die Schritte zu mir zurück und bleibt direkt vor mir stehen. Ich sehe zu ihm hoch, die Zentimeter, die er größer ist als ich und mir gefällt dieser Blickwinkel. Mit einem Mal habe ich das dringende Bedürfnis, ihn zu berühren. "Also?", fragt er und ich stelle mich wieder gerade hin. "Klappe! Ich überleg noch!" Kid verdreht die Augen, seine rechte Hand packt meinen Arm, fest, energisch. Er zieht, aber ich gebe nicht nach. "Was denn jetzt?!", faucht er mich an. Unsere Blicke treffen sich. Deutlich sieht man die Gereiztheit in seinen Augen, aber auch Unsicherheit und irgendwas Unterdrücktes. Meine Menschenkenntnis ist gut, aber für Eustass Kid reicht sie nicht aus. Außerdem fühle ich mich in seiner Gegenwart neuerdings ja sowieso verwirrt... Verdammter Bockmist! Abschätzend stehen wir uns gegenüber. Sein Druck um meinen Arm wird immer fester. Er hört auf zu ziehen und ich entspanne mich ein ganz klein wenig. Sekundenlang passiert nichts, dann beugt Kid sich vor. Gierig, wie es mir vorkommt, schnappen seine Lippen nach meinen. Und ich weiche aus. Kurz bevor er mich nur auf die Wange küssen kann, stoppt Kid, zieht sich zurück. Er sagt nichts, ich sage nichts. Ich weiß nicht mal, wieso ich mich weggedreht habe. Eine innere Stimme schreit, dass ich auf ihn zugehen soll, dass ich es ihm leicht machen soll, dass ich es doch will. Eine andere sagt, dass ich Kid auf Distanz halten muss, dass es ein schrecklicher Fehler wäre, ihm nahe zu kommen und dass ich wesentlich sicherer und besser dran bin, wenn er kein Teil meines Lebens ist. Ich weiß nicht, worauf ich hören soll. Es ist wie Herz gegen Verstand, Bauch gegen Kopf. Ich bin ein Kopfmensch, rational, ich wäge ab, aber ich kenne auch Leidenschaften und habe Dinge, die ich mit Begeisterung tue. Eustass Kid allerdings stellt ein nicht zu kalkulierendes Risiko dar und vielleicht ist es das, wovor meine innere Stimme mich warnt. Man kann ihn nicht kontrollieren, man weiß nicht woran man ist, was er tut und was passiert. Mein ganzer Körper kribbelt. Kid verspricht Abenteuer, jede Menge Adrenalin, niemals Langeweile, aber ebenso einen eventuellen schnellen Tod. Definitiv aber Streit ohne Ende, Nervenverlust und einen ewigen Kampf um Dominanz. All das rauscht in nur wenigen Sekunden durch meinen Kopf. Was meinen Gedanken gänzlich fehlt ist die Tatsache, dass Kid etwas von mir zu wollen scheint, das über Bekanntschaft, Freundschaft und einiges mehr hinaus geht. Es stört mich in diesem Moment einfach nicht. Im Gegenteil. Und Kid und ich blicken uns wieder an. Er zwinkert und ich unterdrücke das Bedürfnis, meine Hand in seinen Nacken zu legen. Wie gerne würde ich ihn dort berühren! Ruhe! "Ich brauch dich nicht, Trafalgar", meint Kid schließlich. Er lässt mich los und weicht meinem Blick aus. Irgendwas hat er. Seine Stimme klingt nicht fest und ich gebe Bepo freiwillig eine Woche lang meinen Nachtisch, wenn Kid den Satz eben nicht viel mehr zu sich, als zu mir gesagt hat. Er dreht sich um. "Oh doch, das tust du." Meine Stimme klingt fest. Ich weiß nicht wieso ich das sage, aber es ist das, was ich möchte. Ich möchte, dass Kid auf mich zugeht, das weiß ich, wo ich nun auf seinen Rücken starre. Ich will ihm nicht nur nachsehen. Kid dreht sich zurück, wirft mir einen flüchtigen Blick zu und verzieht die Lippen. "Immerhin hast du was vergessen." "Ja, klar", grummelt er und in meinem Ohren klingt es wie ein verarschen-kann-ich-mich-alleine. Ich schmunzle. "Deinen Mantel. Findest du allein zum Bad?" Kid flucht lautstark und nun muss ich doch lachen. Es ist, als wäre eine Mauer gefallen, die mich bis eben nicht richtig hat atmen lassen. Mit einem Mal bin ich ruhig, positiv und fühle mich wieder frei. Ich habe keinen blassen Schimmer, was das ist zwischen Kid und mir, aber dass da was ist, das kann ich nicht leugnen. Ich werde rausfinden müssen was es genau ist und wo es mich hinführt, aber ich will es nicht einfach wegwerfen. Mein Gefühl sagt mir, dass es unwichtig ist, ob neben ihm Platz für jemand anderes ist, dass es egal ist, wie rüpelhaft er sein mag, dass es nicht zählt, wenn wir unterschiedliche Meinungen haben und dass da mehr ist, als nur ein bisschen. Es ist interessant, es reizt mich, ich will das. Alles wird sich relativieren, oder? Denn wenn auch nur eine kleine Chance besteht, dass es kein Spiel ist, dann... Stopp! Darüber kann ich mir auch später Gedanken machen! Wieso den Kopf zerbrechen, wenn ich nicht einmal genau weiß, wie es um mich selbst bestellt ist? Ich bin gerne in Kids Nähe, auch wenn sie mich auf eine ganz spezielle Art wahnsinnig macht. Alles andere klärt sich. Irgendwann. Vorerst muss ich diesen Bastard in seinen Mantel stecken und von Bord werfen! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht gehe ich vor und schlage den Weg zum Bad ein. Die Jagd ist eröffnet. ~ owari Chap °3 ~ Yay! Das versprochene Ende! xD Kein loses Ende! Szenenende, sozusagen, hihi. Dafür kann ich im neuen Chap dann wieder mit was anderem anfangen. :3 Uhh, ich freu mich schon drauf! Ich hoffe, ihr hattet erst mal Spaß an diesem hier. Und denkt an die Namen, das würde mich wirklich interessieren. o.o Bis zum nächsten Chap! Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 4: Ein Unglück... ------------------------- Sagt HI zu einem merkwürdigen 4. Kapitel! xD~ Da ich derzeit gut vorankomme, kommen diesen Monat gleich zwei Chaps raus! Chap °5 wird es also schon in zwei Wochen geben. Hoffe, jemand freut sich darüber. :3 An dieser Stelle noch mal ein ganz dickes DANKESCHÖN an alle, die mir immer so lieb Kommentare schreiben! Ich freue mich jedes Mal wahnsinnig darüber! Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, ich nehme mir jedes einzelne Kommi zu Herzen! :3 Noch fix der Hinweis, falls einer schnell ins Chap gesprungen ist und noch gar nicht das tolle Bild zu Chap °4 gesehen hat: Elle hat es gezeichnet und ich darf es benutzen! Law sieht einfach zum Fressen niedlich aus!! Danke! *___* Pairing: Kid & Law Warning: - Hirnlos - Schlaflos - Kid-los - Für Schlangen gilt das gleiche wie für die Bücher aus dem letzten Chap! ~ Law's PoV ~ Chap °4 – Ein Unglück... Die Sonne scheint erbarmungslos aufs Meer. Dennoch weht ein solcher Wind, dass ich meinen Hut festhalten muss, damit er nicht wegfliegt. Unangenehm. Noch vor zehn Minuten war starker Schneefall und nun ist das ganze Deck voller Wasser. Alles geschmolzen. Missmutig stapfe ich über das Deck. Ein Regentropfen fällt mir auf die Wange und ich hebe den Kopf. Vor uns, direkt geradeaus, hängt eine dicke Gewitterwolke. Ich seufze und setze meinen Weg fort. Irgendwas hat uns gerammt oder wir haben etwas gerammt. Da ist sich irgendwie keiner so sicher. Sicher ist nur, dass wir nicht sehen, was es gewesen sein könnte. Ich habe Penguin ins Unterwasserzimmer geschickt, er soll die Augen aufhalten und es sofort melden, wenn er irgendeinen Meeresbewohner entdeckt, der uns möglicherweise als Appetithäppchen ansehen könnte. So ein wenig Metall zum Mittagessen... Flammend rote Haare, ein breites Grinsen auf den Lippen... Der Regen wird stärker, der Wind böig. Regentropfen peitschen mir ins Gesicht und verschlechtern die Sicht. So finde ich nie was! Aber wir können nicht tauchen, solange ich nicht sicher bin, dass unter uns nichts ist, was gefährlich ist! Und so laufe ich übers Deck und sehe ins Meer. Bisher ohne Erfolg. Lautstark fluche ich, als das Schiff beginnt, sich hin und her zu werfen. Wuchtig klatschen die Wellen gegen die Außenwand. Der Wind hat keine Richtung, es kommt mir vor, als käme er von überall. Ich kann nichts tun, außer nass zu werden, den Hut zu halten und zu versuchen, auch nur irgendwas im Wasser zu erkennen. Wassertropfen perlen über meine Haut, alles an mir ist nass. Als ich das ganze Deck abgelaufen bin, nehme ich den kürzesten Weg zur Tür. Ich will nur noch rein und wieder trocken werden. Vielleicht hatten Cas, Bepo oder Jean Bart ja mehr Glück als ich. Gerade als ich die Tür öffne, hört es abrupt auf zu regnen. Auch der Wind ist von jetzt auf gleich verschwunden und es bleibt nur die Sonne, die erneut ohne Gnade scheint. Wie ein Hohn. Manchmal hasse ich die Grandline! Seit drei Tagen ist das Wetter noch wilder als eine Meute ausgehungerter Lapins. Die Sonne ist launisch wie ein Marineadmiral und das Meer sträubt sich wie eine Frau, die man das erste Mal ins Bett zerrt. Die Kraft seiner Arme, als er mich runterdrückte und die Schwere seines Körpers, der auf mir lastete... Ohne Widerstand sagte ich nicht ja. Eigentlich sagte ich gar nicht ja. Ich niese. Wunderbar, werde ich jetzt etwa krank? "Captain..." Bepo steht vor mir. Unter ihm breitet sich eine große Pfütze aus. Er muss hier schon einen Moment lang stehen und auf mich warten. "Was gibt's?" "Nichts." "Was soll das heißen?" Ich nehme meine Mütze ab. Die kann ich bestimmt ebenso wie den Rest meiner Kleidung auswringen... "Es ist nichts zu sehen." Bepo lässt den Kopf hängen. Ich verziehe die Lippen und laufe an ihm vorbei. Unaufgefordert folgt er mir, aber damit habe ich gerechnet. "Was ist mit Cas und Jean Bart?" "Auch nichts, Captain." Ich grummle. Wo sind wir dann gegen gefahren? Ich schlage den Weg zum Bad ein, um mir ein Handtuch zu holen. Unterwegs ziehe ich mein Sweatshirt aus. Ich weiß nicht genau was das Beste ist, aber für irgendwas muss ich mich entscheiden. "Maschinen weiter stopp und abtauchen. Nicht tief. Ich will nur dem Wetter entkommen." "Aye, aye!", ruft Bepo hinter mir und dreht sich um, als wir gerade das Badezimmer erreichen. "Und Bepo..." Er bleibt stehen. "Ja, Captain?" "Wisch deine Pfützen auf." "Ja, Captain." Statt mich nur abzutrocknen und mir was Neues anzuziehen, sitze ich nun in einer heißen Badewanne. Es war einfach zu verlockend. Genießerisch lehne ich den Kopf an den Wannenrand. Diese Ruhe ist herrlich. Das Schiff steht still, schaukelt nur etwas hin und her, nicht weiter schlimm für all jene, die nicht seekrank werden. Und wer seekrank wird, der wird nicht Pirat. Keine Befehle zu geben, die Mannschaft ist beschäftigt. Nachher nur noch was essen und dann nichts wie ab auf mein Sofa, dieses Buch zu Ende lesen, das ich mir auf der letzten Insel gekauft habe. 'Vom Ende allen Lebens' heißt es und umfasst viele Themen rund um das Ärztedasein. Ich lerne nicht viel Neues, aber die Sichtweisen all derer, die zu dem Buch beigetragen haben, sind spannend und ausführlich beschrieben. Darf man Leben einfach so nehmen, wenn man sich dem Ärztekodex verschrieben hat? Muss jeder Arzt allem Leben helfen, das Hilfe bedarf? Oder kann ein Arzt selbstsüchtig sein und nur den Seinen helfen, immer auf den eigenen Vorteil achtend? Im Prinzip steckt viel Ethik im Buch. Allerdings gibt es in der zweiten Hälfte auch viele Zeichnungen und Fotos von Verletzten, von Wunden, bei denen man sich nicht sicher ist, was sie verursacht hat und die bei den Ärzten auf Rätsel stoßen. Die Menschen starben und es stellt sich die Frage, ob sie nicht besser dran gewesen wären, hätte man ihnen einfach ein Schwert in die Brust gestoßen, anstatt zu versuchen dem Tod ein Leben zu entreißen. Darf ich als Arzt mein Wissen nutzen, um anderen zu schaden? Auch das ist eine Frage, die im Buch erörtert wird. Ich lese es gern, aber meine Meinung steht längst fest. Ich bin Arzt, ja und ich nutze mein Wissen darüber in Verbindung mit meiner Teufelskraft. Ich säble Menschen einfach so auseinander und setzte sie neu zusammen, bilde das, was mir in dem Moment gefällt. Und ich hab Spaß daran. Es ist eine morbide Freude. Aber ich töte nicht mit meiner Kraft, jedenfalls nicht innerhalb meiner Kräfte. Ethik mag Ethik sein und ein Arzt ein Arzt. Allem voran bin ich jedoch Pirat. Meine Hand fährt durchs Wasser, schlägt Miniaturwellen auf der Oberfläche. Still bleibe ich sitzen und beobachte, wie die kleine weiße Bärenseife hin und herschaukelt. Wie mein Schiff. Man unterschätzt die Naturgewalten nur allzu schnell. Ich fische die Bärenseife aus dem Wasser und lege sie auf den Wannenrand. Ich wünschte, ich könnte das gelegentlich auch mit dem Schiff tun. Wir sind nicht so anfällig für das Wetter über dem Wasser wie all die Segelschiffe der anderen Piraten, aber auf uns lauern ganz andere Gefahren hier unten. Es stimmt nicht, dass das Wetter an der Wasseroberfläche halt macht. Oft genug gibt es Stürme auch hier. Und Riffe, Seeungeheuer, die nur unter Wasser bleiben, merkwürdige Strömungen, Engpässe, tiefe Gräben. Und wenn man eine Pflanze sieht, die absolut unscheinbar wirkt, mit langen, zierlichen Auswüchsen und einer großen lilafarbenen Blume in der Mitte... dann sollte man zusehen, dass man wegkommt. Diese Pflanze ist eines der schlimmsten Dinge, die mir bisher begegnet sind. Einen Moment nicht aufgepasst, einen Moment zu spät reagiert und man ist Fraß für ein Monster. Zum Glück lebt dieses Biest nur in der Nähe besonders heißer Sommerinseln. Davon mal abgesehen gibt es die ganz normalen Ärgernisse, wie rauflustige Panda-Haie, die meinen, das Schiff rammen zu müssen, Riesenfrösche, die sich zum Glück nur in Küstennähe aufhalten, Bananenkrokodile und Sandora-Welse, die uns damals rund um das Königreich Alabasta ziemlich in den Wahnsinn getrieben haben. Überhaupt war die Gegend bei Sandy Island keine erfreuliche. Ich bin froh, dass wir niemals auf Little Garden waren, dort soll es Inselfresser geben. Fische, so groß wie... ich weiß nicht, aber sie fressen sogar Inseln. Das reicht in meinen Augen, um einen Bogen um solche Monster zu machen. Einem Inselfresser würde es vermutlich nicht einmal auffallen, sollte er mein Schiff ganz aus Versehen einatmen. Gegen Riesenkraken können wir uns inzwischen gut verteidigen, man lernt ja mit den überstandenen Gefahren. Es gibt nur eine Monsterart, der ich niemals begegnen will, obwohl ich viel dafür geben würde, sie zu sehen: Seekönige. Die heimlichen Herrscher der Meere, auch wenn sie nur im Calm Belt vorkommen, der Begrenzung der Grandline. Wir sind einmal durch den Calm Belt gefahren, das war damals, als ich den Strohhut gerettet habe. Die Schlangenprinzessin hat uns in Schlepptau genommen, denn ihr Schiff kann ungehindert den Calm Belt passieren. Auch Marineschiffe können ohne Furcht den Streifen durchqueren und das liegt an den Seesteinen, die unter den Schiffen befestigt sind. Seekönige sehen einen nicht, wenn man solche Steine unterm Bug hat. Zu meinem Leidwesen oder aber zu meinem Glück, hat sich damals kein einziger Seekönig blicken lassen. Das Wasser wird langsam kalt, merke ich, als ich mein Bein bewege. Ich halte meine Augen geschlossen und versuche, für einen Moment an nichts zu denken. Völlige Entspannung, kein Geräusch, keine Dringlichkeiten, nichts, das einen belästigt. Eine Platzwunde über dem Auge, einen Kratzer auf der Wange, so hat er ausgesehen. Tief und gleichmäßig atmen und den Kopf klären. Wenn ich hier raus bin, setze ich mich auf mein Sofa. Wilde rote Haare, lustverhangene Augen, die Lippen geöffnet zu leisem, kurzatmigem Keuchen. So kann er auch aussehen. Ich presse die Augen zusammen, als könnte ich dadurch die Bilder in meinem Kopf aufhalten. Aber das kann ich nicht. So sehr ich mich auch bemühe an etwas anderes zu denken... wo ich jetzt einmal das Bild im Kopf habe, sehe ich Szenen ablaufen. Szenen wie sie waren, wie wir uns verhalten haben in der Nacht, als wir miteinander geschlafen haben. Szenen, die ich anders machen würde wie dieses merkwürdige Schweigen zwischen uns, als er so irre war, auf mein Schiff zu kommen. Das ist jetzt drei Wochen her und seitdem haben wir uns nicht gesehen. Was gut ist, wie ich mir sage, denn dadurch kann er nicht noch mehr anstellen und noch mehr durcheinander bringen. Vor allem mich durcheinander bringen. Dämlicher Eustass Kid! Und gleichzeitig fehlt er mir irgendwie. Nicht fehlen wie Sehnsucht nach jemandem haben, die habe ich nämlich nicht. Aber irgendwas ist da, ich weiß nur noch nicht genau was. Vielleicht einfach nur das bisschen Spannung, das er in mein Leben bringt, einfach weil man sich mit ihm immer streiten muss. Vielleicht baue ich ohne ihn einfach ein zu dickes Nervenpolster auf. Kid kann mir in nur einem Moment sämtliche Nervenstränge zerreißen und meine Stimmung komplett umschlagen lassen. Und das will schon was heißen. In langsamen Bewegungen fährt meine Hand über meinen Arm und meine Brust. Ich sagte die Jagd sei eröffnet, aber im Grunde weiß ich nicht einmal welche. Ich habe nicht den blassesten Schimmer wo Eustass Kid eigentlich ist und ich werde den Teufel tun und ihn suchen gehen! Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass die Liebe einen schon findet und man sie nicht suchen muss. Ich weiß nicht mehr wie es geht und ehrlich gesagt passt es auch nicht, aber es fällt mir ein, wenn ich über etwaige Möglichkeiten nachdenke. Ich rutsche tiefer in die Wanne, bis mir das Wasser ans Kinn reicht. Dann noch einen Zentimeter und mein Atem kommt als kleine Blubberblasen hervor, sobald das Wasser mir über die Lippen reicht. Ganz untergehen will ich nicht, davor habe ich zu viel Respekt, selbst wenn ich nur in einer Badewanne sitze. Eigentlich wollte ich über gar nichts nachdenken und einfach so schauen was passiert. Falls was passiert. Die Grandline ist groß und ich weiß nicht welchem der Pfade die Kid-Piraten folgen. Oder wie schnell sie sind. Oder was für Abstecher sie machen. Oder ob Kid nicht wieder irgendwen foltern will, nur aus Freude am Spaß. Vielleicht hält er aus Prügelsucht auch auf das nächste Marineschiff zu, statt es zu meiden. Zutrauen würde ich's ihm. "Darf ich dich küssen", hat er gesagt. Nicht gefragt. Und es war ihm egal, was ich antworten würde, denn er hat nicht auf eine Antwort gewartet. Mit einem Ruck stehe ich auf. Meine Haare tropfen und ich verursache Pfützen, als ich aus der Wanne steige und mir ein Handtuch schnappe. Kid ist ein Dämon, dass er mich nicht in Ruhe lassen kann, selbst wenn er nicht einmal da ist. Oder der Teufel persönlich, der einem immerzu im Nacken sitzt, wenn man Pirat ist. Der Teufel wohnt bei jedem Piraten, es gibt keine guten. Selbst die Strohhüte, die offensichtlich nicht zu den gewaltbereiten Banden gehören, machen am Ende doch was sie wollen. Sie folgen keinem Gesetz, keinem Gebot, sie leben die Freiheit, wie wir alle. Die einen arrangieren sich mit ihren Umständen, die anderen, die sturen, wollen durch jede Wand brechen. Kid ist so ein Kandidat, immer mit dem Kopf voran. Ich reibe mir mit dem Handtuch übers Gesicht, den Nacken und die Schultern. Ob wir bald wieder eine Insel finden? Der letzte Landgang ist zehn Tage her. Es ist nicht so, dass die Vorräte schwinden oder die Crew unruhig wird, nicht nach so kurzer Zeit, aber irgendwie würde es alle aufmuntern. Außerdem wäre das Wetter auf einer Insel konstant. Grummelnd reibe ich mich trocken und schlinge mir das Handtuch um die Hüfte. Hose und Sweatshirt über den Arm geworfen, mache ich mich auf gen Kajüte. Als ich mitten im Gang stehe, gibt es einen lauten Knall und einen solchen Stoß gegen das Schiff, dass es mich von den Beinen reißt. Ehe ich mich versehe, finde ich mich kopfüber an der Wand wieder. Flugs rapple ich mich auf, schaue mich um, während das ganze Schiff zu vibrieren scheint. Ich höre Schritte, aufgescheuchte Crewmitglieder rennen die Treppe am Ende des Ganges hoch und runter, Stimmen werden laut. "Was zum Teufel war das?!", will ich wissen und ändere meine Laufrichtung. Ab nach oben! "Captaaaaain!" Stimmen rufen durcheinander, Flüche sind zu hören, aber ich verstehe kein komplettes Wort, alle brüllen gleichzeitig, obwohl sie mich noch gar nicht sehen. Ich renne die Treppe hoch, stoße jemanden zur Seite und reiße die Tür zum Mannschaftsraum auf, wo wie immer viele der Männer sitzen. Oder in diesem Fall auch liegen, denn genau in diesem Moment erschüttert ein weiterer Stoß das Schiff. Mühsam klammere ich mich an den Türrahmen und schaffe es sogar, stehen zu bleiben. "Was ist das, verdammt noch mal?!", rufe ich und übertöne alle anderen. Ruckartig wenden sich mir alle zu, die ersten brüllen schon wieder irgendwas, dann ist es wie auf ein geheimes Zeichen hin plötzlich mucksmäuschenstill. Alle sehen mich an. Wie von selbst zuckt meine Augenbraue. Zwei Sekunden dehnen sich zu einer halben Ewigkeit, dann habe ich genug. "Ich weiß, wie ich aussehe! Ich will wissen, was hier los ist, habe ich gesagt!!" Eine weitere Sekunde vergeht, dann bricht wieder Lärm aus. Jeder versucht zuerst zu erzählen, was ihm passiert ist. Stumm, aber absolut befehlend hebe ich eine Hand und der Lärm verebbt. Ich sehe zu dem Mann rechts neben mir, der mir leider nicht mehr berichten kann, als dass er beim Knall vom Stuhl gefallen ist. Wunderbar... Ich blicke in jedes Gesicht vor mir, aber keiner sagt etwas. Anscheinend weiß niemand, was los ist. Ich drehe mich um und laufe zurück zur Treppe. "Schickt mir Cas, Penguin oder Bepo. Oder alle drei. Und zwar schnell!" Und mit diesen Worten laufe ich zurück in meine Kajüte. Unterwegs ziehe ich das Handtuch fester um meine Hüfte. Ist mir doch egal wie ich aussehe, ist ja nicht so, dass man mich nur von Kopf bis Fuß verhüllt sehen würde. Und der Knall und das noch immer trudelnde Schiff scheinen mir wichtig genug, um dem zuerst nachzugehen und mich dann erst anzuziehen. Ich glaube nämlich nicht mehr daran, dass wir es waren, die etwas... oder jemanden gerammt haben. Dieses Etwas oder dieser Jemand hat uns gerammt! Und jetzt fängt er wieder damit an! Kaum fällt die Tür meiner Kajüte hinter mir zu, springe ich in meine Hose. Ich fingere grad am Knopf rum, als es einen markerschütternden Schrei gibt. Ein Kreischen, das mir fast das Trommelfell zerfetzt. Wie in Zeitlupe blicke ich nach vorn, direkt aus dem Fenster. Zuerst sehe ich nichts, dann formt sich ein Punkt in einiger Entfernung. Größer und größer wird er, dehnt sich zu einer monströsen Seeschlange aus und ich kann die Rückenzacken in jeder Einzelheit erkennen. Alte Verletzungen, eine Zacke, die fehlt, eine die schief steht, irgendwas, das sich zwischen zweien verfangen hat und hilflos mittreibt. Dann sehe ich nur noch ein riesengroßes Maul, scharfe Zähne, die mir so lang wie ein ganzer Mensch erscheinen, dann ist das Fenster ausgefüllt mit grün. Und plötzlich donnert der grüne Riesenstrich gegen die Außenwand. Direkt an meine Kajüte. Das Zeitlupentempo scheint wieder normal zu gehen. Noch ehe ich reagieren kann, dellt sich die Wand von der Wucht des Aufpralls nach innen. Nieten kreischen, Metall knirscht, Wasser spritzt mir ins Gesicht und ich werde weit nach hinten geschleudert, verliere mein Oberteil, das ich noch in der Hand hatte. Als ich gegen die Wand donnere, presst es mir die Luft aus den Lungen. Ein scharfer Schmerz zieht sich über meinen Rücken und für Sekunden bin ich wie benommen. Ich liege auf dem Boden, mehr weiß ich nicht. Mühsam rapple ich mich auf, mein Schädel brummt. Was war das?! Meine Wange ist nass. Mit zittrigen Fingern taste ich daran und zucke zusammen, als ich meine Stirn berühre. Meine Finger sind nass. Nass und blutig. Lautlos fluche ich. Dann geht die Tür neben mir auf. "Captain!" Bepo und Cas stecken die Nasen rein. Ich blinzle, um das Blut aus den Augen loszuwerden. "Du blutest!" Bepo springt neben mich und legt mir eine Flauschpfote an die Schläfe. "Ach du scheiße, wir gehen unter!!" Cas springt ins Zimmer und schlägt die Hände über den Kopf zusammen, beachtet mich nicht die Bohne. "Captain, wir sinken, wir sinken, wir..." "Halt die Klappe und lass mich nachdenken!", brülle ich ihn an. Mein Schädel hört nicht auf zu dröhnen. Unwirsch schiebe ich Bepo zur Seite. Die Außenwand hält, aber am Fenster scheinen sich Nieten gelöst zu haben, in einem kleinen Strom fließt Wasser auf den Boden. Cas spurtet an mir vorbei und ans Fenster. Elende Schwachpunkte von Schiffen!! In Sekundenschnelle sehe ich mich im Raum um. Der Boden ist fast vollständig mit Wasser bedeckt, es scheint sich schneller einen Weg ins Innere des Schiffes zu bahnen, als mir lieb ist. Im Grunde ist es mir gar nicht lieb, wenn Wasser hier drin ist. Ein Schiff ist ein Schiff und kann sinken, selbst wenn meines immer unter Wasser fährt. Ich verschwende mehrere kostbare Sekunden damit, einfach weiter auf den Boden zu sehen. Wenn sich noch mehr Wasser ansammelt, dann werden wir wirklich sinken. Das Fenster wird nicht lange halten, wird dem Druck nachgeben wie eine reife Frucht, wie ein platzendes Herz. Apropos Herz, meines pocht laut in meiner Brust. Ich kann nicht... "Captain! Du kannst nicht schwimmen!" In irren Schritten tänzelt Cas um mich herum, die Hände immer noch über dem Kopf, diesmal allerdings hochgestreckt. Ich hasse es, wenn er das tut. Aber er tut es immer. Immer, wenn sich eine Katastrophe anbahnt. Man tut gut daran, auf Cas zu hören und ihn im Auge zu behalten. Er ist ein gutes Katastrophenwarngerät, auch wenn ich mir wünsche, seine Warnungen kämen VOR der Katastrophe und nicht erst, wenn sie eingetreten ist. So kann man nur noch versuchen, schlimmeres zu verhindern. "Auftauchen", befehle ich und drehe mich um. Mein Sweatshirt liegt auf dem Boden und saugt sich voller Wasser und so lasse ich es liegen, schließe endlich meine Hose und verlasse meine Kajüte. "Und holt mir verdammt noch mal was zum Reparieren! Meine Kajüte geht unter!!" Ich renne zur Treppe, belle Befehle in jede Richtung. Alle müssen sich nützlich machen, sonst endet diese Fahrt böse. Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf. Immer wieder wische ich Blut von meiner Stirn. Ich sollte die Wunde versorgen, das weiß ich, aber es gibt wichtigeres für den Moment. "Penguin!" Wo zum Teufel steckt der Kerl?! "Penguin!" Wütend wende ich mich Richtung Unterwasserzimmer. Das ist der letzte Ort, von dem ich weiß, dass er dort war. Die Tür schlägt donnert gegen die Wand, als ich sie aufwerfe. Ein Blick nach links, kein Penguin. Ein Blick nach rechts, auch kein Penguin. "Penguin!" Ich reiß ihm den Kopf ab, wenn ich ihn finde! Ich brauche ihn und zwar jetzt! Von links kommt ein leises Wimmern. Ich drehe den Kopf in die Richtung und sehe noch einmal genau hin. Zwei Stühle und eine ziemlich große Kiste sind durch die Gegend geflogen, als das Schlangenvieh gegen das Schiff gekracht ist. Zwischen den Stuhlbeinen kann ich ein menschliches Bein ausmachen. "Penguin?" "Mhh... uff... hier..." Geschockt springe ich in den Raum. Ach du scheiße! "Noch alles dran?" Ich werfe die beiden Stühle beiseite und versuche die Kiste wegzuschieben. Erfolglos, sie ist zu schwer. Penguin hustet. Seine Mütze liegt auf dem Boden. Ich schiebe erneut und plötzlich steht Cas neben mir. "Penguuu~!" Seine Stimme ist trotz Lautstärke weinerlich. "Halt die Klappe und hilf schieben!" Cas lässt sich nicht zweimal bitten. Ich weiß, dass die beiden die dicksten Freunde sind. Wo der eine ist, findet man meist auch den anderen, es sei denn, sie haben spezifische Aufgaben von mir bekommen. Während Cas eher laut und verrückt ist, ist Penguin lieber etwas schweigsamer und leise. Beide können einem gehörig auf die Nerven gehen. ... Sie würden mir fehlen, wären sie nicht in meiner Crew. Aber keine Zeit über solche Dinge nachzudenken und zu schmunzeln! Cas und ich schieben und Penguin schreit auf, als die Kiste langsam wegrutscht. Endlich bekommen wir ihn frei. Penguin sinkt auf den Boden und bleibt liegen. Er blutet aus einem Schnitt am Hals und sein rechter Ärmel und die Hüfte sind blutgetränkt. Cas fällt neben ihm nieder, seine Hände gleiten über Penguins Körper. Er nennt das 'nach Brüchen abtasten', ich nenne das 'unsachgemäßes Befummeln'. Penguin bleibt still. "Nichts gebrochen!", vermeldet Cas und schlägt Penguin gegen die Wange, damit der nicht das Bewusstsein verliert. Ich drehe mich gen Tür. "Bepo!!" Ich weiß, dass ich nur rufen muss, Bepo hört mich, das ist sicher. Keine zehn Sekunden später steht der Teddy in der Tür. "Captain?" Sein Atem geht schnell. Er schaut zu Penguin und ich folge seinem Blick. "Bericht!" "Das Fenster ist notdürftig gesichert, aber es muss repariert werden. Schäden im untersten Deck. Sollten wir noch mal gerammt werden, haben wir ein Problem." "Das brauchst du mir nicht zu sagen!" Irgendwas tropft von meinem Gesicht. Es landet auf dem Boden. Ein Blutfleck. Wieder tropft es. Ungläubig sehe ich nach unten. Ich hebe eine Hand und fange den nächsten Tropfen auf. Blut. Stimmt ja, meine Stirn... Eine samtigweiche Flauschpfote legt sich auf meine Wunde und ich ziehe scharf die Luft ein. Autsch! "Das sieht böse aus, Trafalgar, du solltest es versorgen." Ich höre nur meinen Namen, alles andere nicht. Wie lange ist es her, dass Bepo mich so genannt hat? Mit ihm hat alles angefangen, die ganze Crew. Bepo war mein erstes Mitglied. Bevor wir als Piraten angefangen haben, hat er mich immer so genannt, jetzt tut er es nur noch, wenn sich die Ränge zwischen uns auflösen. Wir sind Captain und Crewmitglied, wir sind Piraten, aber in erster Linie sind wir immer noch Freunde. Etwas Ähnliches gilt für Cas und Penguin. Sanft schiebe ich Bepos Pfote weg. "Später, es gibt wichtigeres." Meine Stimme ist leise. Ich räuspere mich und werde wieder lauter. "Sieh zu, dass wir wegkommen und dann lass das Schiff auftauchen. Ich will nicht noch mal gerammt werden!" "Aye, Captain." Bepo dreht sich um und verschwindet wieder. "Cas!" "Ja?" "Schaff Penguin weg und mach dich nützlich!" Cas springt auf und zerrt an Penguin rum. Ich drehe mich weg und laufe aus dem Beobachtungsraum. Ich muss mir dringend einen Überblick über die Situation verschaffen! Wo genau sind wir, was war das für ein Vieh, ist es noch da oder sind wir sicher und wie schwer ist das Schiff beschädigt? Nach den ersten paar Schritten, fange ich an zu rennen. "Captain! Leck im Maschinenraum!" Jean Bart kommt mir entgegen. Sein Gesicht ist mit Schmieröl bedeckt, sein Anzug fleckig. Ich wische mir mit dem Handrücken Blut aus dem Auge. Mir wird schwindelig. Mit Kopfwunden ist nicht zu spaßen, so klein sie auch sein mögen. Das kann ich grad überhaupt nicht gebrauchen. "Können wir fahren?" "Nein." "Auftauchen?" "Versuchen wir grad." "Wehe das klappt nicht! Kümmer dich drum!" Ich lasse ihn stehen. Ich gebe jedem Befehle und Anweisungen, den ich treffe und hole mir jede Information, die ich kriegen kann. Nein, wir können nicht fahren, Mist, wir trudeln irgendwie und Doppelmist, irgendwie genau auf ein Riff zu. Zu allem Übel meint jemand, diese Seeschlange wieder gesehen zu haben. Ich schicke zwei auf Beobachtungsposten, einen für backbord, einen für steuerbord und einen dritten und vierten, weil vier mehr sehen als zwei. Alle anderen suchen das Schiff nach Lecks ab, dichten sie ab oder helfen Verletzten auf. Ich blinzle, als der Boden vor meinen Augen verschwimmt. Schwer stütze ich mich gegen die Metallwand. Mein Atem geht flach. Habe ich mir noch mehr getan bei den Stürzen? Wieder wischt meine Hand über mein Auge. Die Blutung hat nachgelassen, aber nicht aufgehört, aber Kopfwunden bluten oft sehr viel. Minuten vergehen, kostbare Minuten, in denen ich nur dastehen kann. Aber was soll ich tun? Wir sind gefangen im Schiff. Ich hasse es, in einer Situation zu stecken, die ich nicht direkt verändern kann. Wir sind manövrierunfähig und derzeit dem Meer und seinen Bewohnern ausgeliefert. Plötzlich ertönt ein Sirenengeheul. Meine Gesichtszüge entgleiten mir. Das ist ein Alarmzeichen. Die Seeschlange! Wütend balle ich die rechte Hand zur Faust. "NEIN!" Ich schlage gegen die Wand und renne los. Ich weiß nicht was ich ausrichten kann, aber so einfach gebe ich mich nicht geschlagen! Und wenn ich selbst in den Maschinenraum gehe und an einem der Ruder ziehe, die nicht funktionieren! Irgendwie kommen wir hier weg! Ich lasse das nicht zu! "Alle festhalten!!" Der Ruf wird aufgefangen und weitergegeben. Ich reagiere nicht, renne einfach weiter. "Ausweichen!" Ich höre mich selbst nicht rufen in dem Donnern und Krachen und all den umherfliegenden Dingen, die plötzlich schwerelos zu sein scheinen. Irgendwas verfehlt mich haarscharf. Neben mir schreit jemand. Ich höre ein Geräusch wie von zersplitterndem Holz, dann von etwas Metallenem, was auf Metall aufschlägt. Dann ist es für Sekunden still, habe ich das Gefühl. Ich sehe wie vor mir drei Männer durch den Raum fliegen, die Hände vor den Kopf geschlagen. Von der Wucht des erneuten Aufpralls werde auch ich von den Beinen geholt. Es ist das dritte Mal, dass ich falle und ich habe keine Ahnung wie schlimm es diesmal ist. Ich versuche mich festzuhalten und bekomme den Türrahmen zum Mannschaftraum zu packen, als ich durch den Gang davor geschleudert werde. Mühsam halte ich mich fest, als das Schiff in Schräglage gerät. Ich blicke hoch und sehe, wie die Tür zuschlägt. Gerade noch so kann ich loslassen, ehe es mir die Finger zerquetscht. Ich falle, schlage irgendwo gegen und krache gegen die Seitenwand. Alles geht rasend schnell. Noch einmal donnert etwas gegen das Schiff, dann hält es mit einem Ruck an. Zahlreiche Gegenstände fliegen in die entgegengesetzte Richtung und ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Irgendwas hat unseren Trudelflug gestoppt. Ist das gut oder schlecht? Noch während ich darüber nachdenke und überlege, was passiert sein könnte, sehe ich meine Crewmitglieder wieder durch den Raum fliegen. Das Riff, denke ich dann... es muss uns gestoppt haben. Meine Gedanken überschlagen sich und gleichzeitig fallen meinem geschulten Blick all die offensichtlichen Verletzungen der Männer auf, die mit mir im Mannschaftsraum sind. Ich werde nachher viel zu versorgen haben. Eine Kiste fliegt auf mich zu. Ich hebe den Arm. "Room! Shambles!" Innerhalb eines Sekundenbruchteils bin ich an der Stelle eines Stuhls und der Stuhl an meiner. Krachend stößt die Kiste mit dem Stuhl zusammen. Es gibt einen erneuten Ruck und alles, was noch in der Luft ist, fällt zu Boden. Möbel, Essen, Geschirr, Crewmitglieder, alles landet in einem unordentlichen Haufen übereinander, untereinander und vollkommen ramponiert auf dem Boden. Stöhnen wird laut, Schmerzgeräusche. Ich hocke auf den Knien, den Sturz leicht abgefangen und stehe auf. "Irgendjemand tot?" Ächzen, Jammern, Seufzen, Klagen und schweres Atmen. Klingt, als würden noch alle leben. "Dann mal aufstehen, wir sinken!" Als ich auf den Boden sehe, steht mir das Wasser schon bis zu den Knöcheln. Blut tropft von meinem Kinn und hinterlässt rote Schlieren im Wasser. "Shambles!" Ein loses Brett tauscht den Platz mit einem Stuhl an der Bordwand und ich löse meine Kuppel auf. Zwei Risse in der Metallwand sind abgedeckt, wenn auch mehr als leidlich. Das wird ein Wettrennen gegen die Zeit. Es ist längst Nacht, als ich mich erschöpft auf einen halb zerschlagenen Tisch fallen lasse. Oder ist es schon wieder Morgen? Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Das Chaos im Schiff nimmt kein Ende, obwohl jeder aus meiner Crew, der noch halbwegs stehen oder sich bewegen kann, beim Aufräumen und vor allem Abdichten des Schiffes hilft. Wir sind nicht so schwer beschädigt, wie ich zunächst dachte, aber der Mannschaftsraum hat Lecks, der Maschinenraum und zu meinem Leidwesen auch immer noch meine Kajüte. Mit zitternder Hand fahre ich mir über mein Gesicht. Ich bin zu Tode erschöpft. Stundenlang habe ich mit meiner Teufelskraft Dinge bewegt, die zu schwer waren, habe alle Räume inspiziert, Anweisungen gegeben, jede halbe Stunde Berichte angehört und nebenbei jeden meiner Männer versorgt, der Hilfe brauchte. Mit einem Minimum an Ausrüstung habe ich einen Luftröhrenschnitt gemacht, eine Wunde vernäht, ein Stück Holz aus der Brust eines Mannes operiert. Und immer noch gibt es genug zu tun. Es nimmt einfach kein Ende. Das ganze Schiff ist totenstill, bis auf gelegentliche Bitten um Werkzeug oder eine leise Anweisung, wie jemand etwas zu halten hat oder wo jemand hingehen soll. Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch. Alles dreht sich. Ich möchte mich hinlegen, aber dafür bleibt keine Zeit. Das Schiff ist fürs erste abgedichtet, kein Wasser dringt mehr ein. Die Seeschlange scheint weg zu sein. Nachdem sie selbst ins Riff gedonnert ist und sich dabei verletzt hat, wie das ganze Blut bewies, das plötzlich zu sehen war, hat sie das Weite gesucht. Sollte ich ihr jemals wieder begegnen, werde ich Sushi aus ihr machen. Müde straffe ich die Schultern. Das kann alles nicht wahr sein! Aber es nutzt nichts, sich über etwas zu beklagen, was längst eingetreten ist. Das Schiff ist antriebslos, hat dilettantisch abgedichtete Löcher und klemmt im Riff fest. Ein Stück vom Riff hat sich gelöst und ist auf uns draufgefallen. Jetzt stecken wir rettungslos fest. Tief im Meer. Ohne Chance darauf, auch nur von irgendjemandem entdeckt zu werden und wäre es die Marine. Ich würde fluchen und denjenigen zur Sau machen, der auf die Idee gekommen ist, ein U-Boot als Schiff auszusuchen, aber es war meine Idee und mein Wunsch. Und über einmal getroffene Entscheidungen jammere ich nicht. Schritte hinter mir lassen mich aufhorchen. Ich drehe den Kopf und sehe Bepo zu mir treten. "Du siehst müde aus", sagt er und ich grummle, sacke wieder etwas in mir zusammen. "Wie geht's Penguin?" "Geht so." Was für eine Antwort. Aber mehr kann ich wohl nicht erwarten. Bepo gähnt laut und sein Magen knurrt. Wir haben alle nichts gegessen, es war einfach keine Zeit dazu. "Cas ist bei ihm." Bepo tritt an meine Seite, greift nach einem durchweichten Karton und fördert einen Apfel zutage. Er hält ihn mir hin, aber ich schüttle den Kopf. Ich krieg nichts runter, auch wenn ich ebenso Hunger habe. Ich muss nachdenken. Ich sehe zu wie Bepo das Maul aufmacht und der Apfel in nur einem einzigen Happs verschwindet. Während die Maschinen repariert werden und die Lecks weiter und besser abgedichtet, kann ich nichts tun. Nichts tun und warten liegt mir aber nicht. Ich habe schon meine Kajüte halbwegs geräumt, meine Bücher gerettet, meinen Arztkoffer, alles, was noch brauchbar war, aber Gefahr lief, zerstört zu werden. Das Wasser ist aus jedem betroffenen Raum abgepumpt, aber wir werden ein kleines Vermögen ausgeben müssen, um das Schiff wieder seetauglich zu machen. Falls wir denn überhaupt die Gelegenheit dazu bekommen. Tz! Das ist so lächerlich! Fühlt sich so ein Segelschiff, das sinkt? Ich ziehe an den Ärmeln meines Oberteils. Ich hatte tatsächlich noch eins, das halbwegs trocken geblieben ist. Mir ist kalt. Meine Kopfwunde habe ich oberflächlich behandelt, langsam fehlt es mir wirklich an Ausrüstung. So vieles ist zerstört, so wenig übrig. "Captain?" Eine schmerzverzerrte Stimme lässt mich aufhorchen. Ich stehe auf und drehe mich um. Jemand steht in der Tür und hält sich den Arm. Ich sehe auf den ersten Blick, dass die Schulter ausgekugelt ist. Mit raschen Schritten laufe ich zu dem Mann, packe ihn am anderen Arm und reiße ihn mit. Überrascht schreit er auf. Dann wird sein Schrei lauter, als ich ihn ohne Vorwarnung mit der ausgekugelten Schulter gegen die Wand donnere. Ich weiß genau was ich tue und wie etwas am schnellsten funktioniert. In routinierten Bewegungen gleiten meine Hände über seine Schulter und seinen Arm. Dann lasse ich ihn los. "Fertig." "Danke...", wimmert der Mann, das Gesicht schmerzverzerrt und schleppt sich aus dem Raum. Mit schief verzogenen Lippen sehe ich ihm nach. "Das war nicht sehr sanft, Captain", murmelt Bepo, als er einen weiteren gefundenen Apfel verspeist. Ich murre und laufe zurück zu ihm. "Dafür ist keine Zeit. Hast du nichts Besseres zu tun, als deinen Magen zu füllen?" Er schüttelt den Kopf. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Komm mit." Bepo gehorcht, nicht aber, ohne sich eine Packung triefnasser Kekse zu schnappen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie er es schafft, auch die letzten kleinen Krümel zu finden. Ich weiß nicht wie viel mehr Zeit vergangen ist, aber schlussendlich liege ich im Bett. Oder vielmehr auf dem Boden, eine Decke über mir. Neben mir liegt Bepo und schnarcht ganz fürchterlich. Sein Bett ist leer, dabei habe ich ihm gesagt, dass er es benutzen soll. Er hat es mir angeboten und ich habe abgelehnt. Auch wenn ich der Captain bin, kann ich auf dem Boden schlafen. Meine Kajüte ist zu gefährlich, um sich darin aufzuhalten. Das Fenster ist noch immer zu beschädigt und könnte jeden Moment kaputt gehen. Ich mache mir Sorgen deswegen. Das wichtigste habe ich zwar gerettet, soweit man das in unserer Lage behaupten kann, aber das Zimmer bleibt Sperrzone. Die Wand ist völlig eingedellt und das will was heißen. Es braucht eine Menge Kraftaufwand, um das hinzubekommen! Seufzend blinzle ich in die Dunkelheit. Von irgendwo rechts über mir höre ich das irre Kichern von Cas. Nur Penguin ist ruhig, aber der schläft auch den gerechten Schlaf eines Verletzten. Ich frage mich zwar wie das möglich ist, bei der vorherrschenden Geräuschkulisse, aber ich bin froh, dass die drei mich so bereitwillig in ihrer Kajüte aufgenommen haben. Nur leise könnten sie sein! Meine Gedanken wandern weiter, von meinem wohl hinfälligen Leseteppich zu meinem kaputten Bett über das Sofa, das ich erstaunlicherweise retten konnte. Auch fast alle Bücher aus den unteren Regalreihen werden sich wohl vom Wasserschaden erholen. Sie mögen dann vielleicht etwas wellige Seiten haben, aber damit kann ich leben. "Kihihihiiiihi..." Cas dreht sich um, seine Decke raschelt, als er sich bewegt. Ich seufze und drehe mich auf die Seite, weg vom schnarchenden Bepo. Ich habe versucht auch Bepo auf die Seite zu drehen, in der Hoffnung, er würde dann nicht mehr so furchtbar schnarchen, aber jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte es geschafft, hat er sich einfach wieder zurückgerollt. Und wecken bringt nichts. Selbst wenn er wach ist, schläft er innerhalb von Sekunden wieder ein. So gut wie Bepo in der Suche nach Essen ist, ist er beim Schlafen. Nur schnarcht er merkwürdigerweise tagsüber nicht. Wir wissen nicht, wie lange wir hier unten überleben können. Es ist noch jede Menge zu tun und jede Menge zu sortieren. Aber für heute war ich der Meinung, dass es reicht. Einige Männer halten Wache, während diejenigen, die sich nicht mehr auf den Beinen halten können, in ihre Quartiere oder das, was davon übrig und bewohnbar ist, gegangen sind. Wir brauchen alle Schlaf. Die einen kriegen ihn, die anderen nicht... Was Kid wohl gerade macht? So irre es ist, ein Teil von mir wünscht, er wäre hier. Ein anderer Teil wünscht ihn zum Teufel und will nicht, dass er meine derzeitige Lage mitbekommt. Er würde mich sicherlich furchtbar auslachen. Der Teil, der sich Kid her wünscht, hat eine ziemlich laute Stimme. Ich weiß gar nicht was ich mit ihm hier sollte. Der Kerl stiftet doch wo er geht und steht nur noch mehr Chaos. Und trotzdem... ob wohl eine Berührung von ihm gut tun würde? Nur eine Berührung? Mehr nicht. Ich würde das zu gerne testen. Ob ich dann ruhiger wäre? Aufgewühlter? Könnte ich vielleicht doch schlafen? Oder gerade wegen ihm nicht mehr? Müde schließe ich die Augen. Schnarchen und Kichern begleiten meine Nacht und ich kann nicht einmal dösen. Hinter meiner Schläfe pocht es unangenehm laut. Mein Gehirn will alles Erlebte verarbeiten, aber ohne Schlaf ist das nicht möglich. "Nein, nein, falsch!!", brüllt Penguin plötzlich in die Stille und ich sitze senkrecht auf meinem Nachtlager. Ist ihm irgendwas passiert? Ist eine Wunde wieder aufgegangen? Er war doch nicht lebensgefährlich verletzt! "Rechts rum, links rum, immer mitten durch..." Ich seufze. Warum musste ich mich ausgerechnet bei diesem Idiotentrio einquartieren lassen?? Einer schnarcht, einer kichert wie ein Irrer und der Dritte brüllt komische Sachen durch die Gegend. Was haben die für einen gesunden Schlaf, dass sie es miteinander aushalten!! Ich hatte immer meine eigene Kajüte, ich bin das gar nicht gewohnt. Und wenn ich ehrlich bin, will ich das auch nicht gewohnt sein. Kid dagegen war leise, neben ihm habe ich wunderbar geschlafen. Ja, Kid... was wäre, wenn er hier wäre...? ~ owari Chap °4 ~ Hm, mal wieder fertig. Und weil Kiddo, der olle Sack (oder sollte ich Euuu~s sagen? xD *Raven wink* ^.~) hier irgendwie fehlt, mache ich ja auch schnell weiter. Chap °5 kommt in 2 Wochen, denkt dran! :D Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 5: ... kommt selten allein ---------------------------------- Aufgrund eines kleinen, schusseligen Baku-Quälgeistes *knautsch* :3 kommt das Chap schon heut Nacht, statt erst morgen. Na juhu, so viel früher! oO' (Edit: Denkste! Denn es wurde erst am Folgetag um 14:03 Uhr freigeschaltet! xD) Da ihr ja alle Kid so schrecklich vermisst habt... ja, diesmal darf er wieder mitspielen. *g* Los, Kiddo, ab mit dir ins Rampenlicht! *tret* Und jetzt muss ich weg, sonst leb ich nicht mehr lang. xD~ (Ich freu mich übrigens, dass ich -Rina- begrüßen darf. Immer nur herein mit dir, werde zum Kid x Law Fan! :D) Pairing: Kid & Law Warning: - Kid is back :D (Das ist ne Warnung wert, oder? xD~) - Luft anhalten, bitte! ~ Law's PoV ~ Chap °5 – ... kommt selten allein Es ist so schwer, die Augen offen zu halten, so verdammt schwer. Sie fallen immer wieder zu. Den Kopf habe ich auf eine Hand gestützt, der Ellenbogen wiederum stützt sich auf den Tisch und wie ein Schluck Wasser hänge ich zwischen Bepo und Cas, die so munter sind, dass ich sie am liebsten erwürgen würde. Nur fehlt mir dazu die Kraft. Ich will nur noch eins: Schlafen. Die zweite Nacht im Zimmer des Chaotentrios war noch schlimmer als die erste. Von der dritten spreche ich erst gar nicht. Inzwischen bin ich so müde, dass ich im Stehen schlafen könnte, käme ich dazu. Aber es ist noch immer so viel zu tun. So viel, um das ich mich kümmern muss und so wenig, was ich tatsächlich tun kann. Mehr als notdürftig abgedeckte Lecks, ein schwindender Vorrat an Essen und Trinken, vermehrt üble Stimmung, zwar keine Reibereien innerhalb der Crew, aber das auch nur aus dem Grund, dass jeder einzelne an Bord hier vollkommen fertig ist. Alle arbeiten bis zur Erschöpfung und ringen sich das Letzte ab, aber das muss sein. Ein paar Männer sind ausgefallen, weil sie sich zu schwer verletzt haben, als das Mistvieh von Seeschlange oder was auch immer das für eine mutierte Schlange war, uns angegriffen hat. Auch Penguin ist noch nicht wieder ganz ok, aber er hält sich. Da fällt mir ein, ich brauche unbedingt neue Nadeln... Rund um die Uhr stehen Wachposten parat und haben Order, mir die kleinste Auffälligkeit zu melden, aber es tut sich nichts. Um ehrlich zu sein wäre ich froh, wenn was passieren würde, denn das hieße nicht mehr wach und gleichzeitig totmüde neben Bepo auf dem Fußboden zu liegen. Wenn das so weiter geht, bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich halte mich nur noch mit purer Willensanstrengung auf den Beinen. Die erste Nacht war schwer zu ertragen, Bepo schnarcht, das weiß ich ja, Cas kichert wie ein Irrer, auch das war mir nicht fremd. Penguin ist der Ruhigste der drei, hat aber die Angewohntheit, mitten in der Nacht und völlig ohne Warnung die wildesten Dinge zu brüllen. Ich bin es wirklich seit Langem nicht mehr gewohnt, mit anderen in einem Raum zu schlafen. Ich hatte nur die Hoffnung, dass mich der ganze Schlafmangel für die nächste Nacht dermaßen müde macht, dass ich einfach einschlafen würde, ganz egal was passiert. Aber das hat er nicht. Auch nicht der addierte Schlafmangel für die dritte Nacht. Immerhin ist heute der vierte Tag, an dem ich wach bin. Ich dachte wirklich, ich wäre so müde, dass ich schlafen könnte. Aber das war ein Irrtum. Mein Gefahreninstinkt scheint zu gut zu sein. Oder die drei sind einfach zu laut. Müde blinzle ich und atme durch. Dann hebe ich die Hand und unterbreche die lauten Denkprozesse von Cas. "Wenn du so was hörst, dann stell dich selbstbewusst daneben und sag, dass wir nicht untergehen. Kann doch nicht so schwer sein, verdammt!" "Aber, Captain..." "Ruhe! Ich bin zu müde für Kleinigkeiten!" Ich gähne ungeniert und streiche mir übers Gesicht. Neben der Unruhe in der Crew, beginnt die Panik, dass wir hier nicht lebend wegkommen. Das mag stimmen, ist sogar sehr wahrscheinlich. Wir haben alles aus dem Schiff rausgeholt was geht, aber es sind so viele Maschinen kaputt und irreparabel, dass uns nicht mal mehr ein Wunder hilft. Aus eigener Kraft kommen wir hier niemals weg. Bepo beugt sich zu mir rüber, sein Fell kitzelt an meiner Wange. "Du solltest nachts schlafen und dir nicht immer Gedanken machen. Wir schlafen doch auch." . . . Als ich mit zählen bei zehn angekommen bin, beschließe ich, dass mir die Zeit fehlt, um bis dahin zu zählen, bis wohin ich eigentlich zählen müsste. Und vielleicht sollte ich jetzt schlafen, wenn die meisten wach sind. Ich ignoriere Bepos Hinweis und lehne mich in den Stuhl zurück. Alles in meinem Kopf ist verschwommen, die Kopfschmerzen dröhnen laut und es ist verdammt anstrengend, selbst Ruhe zu bewahren. Aber ich bin der Captain, dass ich durchdrehe ist undenkbar! Gerade schlägt Penguin vor, jemanden an die Wasseroberfläche zu schicken. Als Kundschafter sozusagen. In der Tat lässt sich gefahrlos eine Luke öffnen, aber was sollte ein einzelner Mann tun? Nach Schiffen Ausschau halten? Futter für einen Monsterfisch sein? Zäh laufen meine Gedanken weiter. Es könnte, so irrsinnig es ist, unsere einzige Chance sein. Ich beuge mich wieder vor, zerre den Zettel vom Tisch, auf den Cas seine Hand gelegt hat. Er lässt los und ich überfliege die Liste der Dinge, die uns ausgehen. Nahrung für sieben weitere Tage, wenn wir alles rationieren. Mein Finger fährt über das Aufgelistete, dem Gespräch höre ich nicht mehr zu. Vor- und Nachteile, wenn ich jemanden nach oben schicke? Wir können ein Teleskop, ein Fernrohr, ein Irgendwas installieren. Wir könnten irgendwie auf uns aufmerksam machen. Hier unten findet uns nie jemand. Irgendwann sterben wir alle. So unvernünftig es ist... jemanden nach oben zu schicken, scheint das Sinnvollste zu sein. Mit einem Ruck stehe ich auf, schiebe die Liste wieder zu Cas, der sie entgegennimmt. "Einer geht hoch." Bepo springt auf, rennt zu mir und läuft neben mir her, als ich den Raum verlasse, die unsicheren Blicke von Cas, Penguin, Jean Bart und Weiteren in meinem Rücken. "Wer sollte das sein, Captain?" Ich drehe den Kopf zu ihm. "Na ich ganz sicher nicht." Einen vollen Tag lang konzentriert sich die Crew darauf die Luke, die einen Mann nach oben lassen soll, zu kontrollieren und zu sichern. Dann wird nach einem Freiwilligen gefragt, ich drohe Losverfahren an, wenn sich keiner meldet. Bepo würde gehen, aber ich weiß, dass er zu langsam schwimmt. Der kommt niemals an die Oberfläche, ohne zu ertrinken. Penguin fällt auch aus, der ist zu verletzt. Ob ich Cas gehen lassen soll weiß ich nicht, ich kann mir nicht leisten ihn zu verlieren. Am Ende des Tages meldet sich Jean Bart freiwillig und es ist beschlossene Sache. Er ist inzwischen über zwei Jahre in meiner Crew und ich kenne ihn, er ist stolz, wehrhaft und loyal. Ich schaffe es, zwei Stunden zu schlafen – allerdings zurückgezogen auf einem Stuhl im Unterwasserzimmer - ehe wieder was passiert und ich geweckt werde. Müde kümmere ich mich um alles Nötige, gebe weitere Anweisungen, schlichte Streit, der doch aufgekommen ist und gebe Cas Anweisung, ein Auge auf die Männer zu haben. Soll der sich darum kümmern, ich hab keine Nerven mehr dazu. Überhaupt merke ich, wie ich immer gereizter werde. Meine Behandlungen als Arzt werden unsanfter, mein Ton rauer, meine Bewegungen fahrig und langsam. In meinem Kopf sind tausend Dinge auf einmal. Ich kann mit Stress umgehen, das ist nicht das Problem und ich trage all das, was in mir brodelt auch nicht nach draußen. Ich bin gut im Ruhe zeigen. Aber die Müdigkeit, die mich nicht ausruhen lässt ist es, die mich aufzehrt. Nach 90 Stunden ohne Schlaf wird ein normaler Mensch verrückt. Bis er diese 90 Stunden erreicht hat, ist er bereits unausstehlich. Ich halte mit Sicherheit länger durch, das tue ich ja bereits, aber auch ich habe Grenzen. Und meine Grenzen sind bald erreicht, das weiß ich. Die zwei Stunden oder die drei, die ich zwischendurch schlafen kann, machen es nur noch schlimmer. Die vierte Nacht bricht herein, morgen wird Jean Bart hoch schwimmen, gleich bei Tagesanbruch. Unruhig und schlaflos laufe ich durch das Schiff. Unablässig wird gearbeitet und alles entwendet und zu anderen Zwecken benutzt, als die Dinge ursprünglich gedacht waren. Ich möchte mich hinsetzen oder einfach auf den Boden legen, aber Crewmitglieder laufen an mir vorbei. Ich kann es mir nicht leisten, erwischt zu werden, wie ich hier im Gang liege und versuche zu schlafen. Ich darf keine Schwäche zeigen, nicht gegenüber einer demotivierten Crew. Wenn der Captain schlapp macht war es das. Das wird mir nicht passieren! Die Nacht ist zäh und geht kaum vorüber. Die letzten Stunden lege ich mich doch in mein provisorisches Bett. So kann ich meinem Körper wenigstens etwas Ruhe geben, wenn schon nicht meinem Geist. Leise höre ich das Hämmern und Bohren der noch laufenden Geräte. Nirgendwo im Schiff ist es wirklich ruhig. Am allerwenigstens neben mir. Ich würde selbst an die Wasseroberfläche schwimmen, denke ich, wenn ich nur könnte. Aber ich kann es nicht. Ich wäre der erste, der stirbt. "Schnauze!", brülle ich Cas an. "Ich will das nicht hören!" Cas zieht den Kopf ein und macht sich wieder an die Arbeit. 'Zu riskant' und 'das geht nicht' kommen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in meinem Wortschatz vor. Es geht alles, es muss gehen! Vor zehn Minuten ist Jean Bart von Bord gegangen, wenn man das so nennen kann. Es war riskant. Es gibt einen kleinen Raum in diesem Schiff, der geflutet wird. Dann öffnet sich eine Luke und man kann ins Meer. Die Luke wird wieder geschlossen, das Wasser abgepumpt und die Tür zum Raum lässt sich wieder öffnen. Seit dem Zusammenstoß klemmt diese Tür und schließt nicht mehr ganz korrekt. Das haben wir aber im Griff. Schwerer ist das Abpumpen des Wassers, denn kaum eine Maschine läuft mehr. Seitdem wir hier festhängen geben immer mehr den Geist auf. Also lassen wir das Wasser einfach drin. Irgendwann muss Jean Bart ja auch schließlich zurückkommen und er bekommt die Luke nie allein von außen auf, wenn sie nicht einen spaltbreit offen ist. Der erste Tauchgang bringt keine Erkenntnisse. Es ist keine Insel in Sicht, nichts, an dem wir uns orientieren können. Wir liegen so tief im Wasser, dass Jean Bart, der ein guter Schwimmer mit einem großen Lungenvolumen ist, es kaum bis nach oben schafft, ohne zu ersticken. Mittlerweile ist es Nachmittag. Jean Bart ist ein zweites Mal aufgetaucht und wird oben bleiben. Er hat ein Seil um der Hüfte und ein leeres Fass zum Festhalten, damit er nicht permanent schwimmen muss. Ich beneide ihn wirklich nicht. Was nicht klappt, ist das Zusammenbasteln eines Fernrohrs oder dergleichen, aber wieso sollte mich das jetzt wundern? Es scheint, als habe ich seit einer Weile das Pech gepachtet. Ich drehe eine Runde durch das Schiff, verarzte hier jemanden, renke dort was ein, sortiere Dinge, bringe Bücher von A nach B, gebe neue Anweisungen und bekräftige bereits gegebene. Dann mache ich Krankenvisite und verweile ein wenig bei Penguin, der aufgrund seines... ich nenne es mal nicht Loch, sondern nur ziemlich fiese Schrammen an der Hüfte, nichts Schweres tragen soll. Eigentlich sollte er sich so wenig wie möglich bewegen, aber das kriegt er selbst nicht hin. Und ich brauche ihn. Auf Bepo, Cas und Penguin konnte ich mich bisher immer verlassen. Die drei sind meine Augen und Ohren und auch mein verlängerter Arm, wenn ich nicht da bin. Am späten Nachmittag schließlich ist mein Gehirn so langsam, meine Augenlider so schwer, mein ganzer Körper so tollpatschig und auch meine Stimme so schläfrig, dass ich umfallen würde, würde ich mich nicht permanent irgendwo gegen lehnen oder festhalten. Wann habe ich das letzte Mal wirklich geschlafen, wann mich erholt? Mein Körper hat die Grenze erreicht, ist fix und fertig und verlangt mit aller Macht nach Ruhe und Schlaf. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, werden meine Befehle unsinnig. "War's das?", frage ich, nachdem ich einem Bericht aus dem Maschinenraum angehört, aber nicht wirklich verstanden habe. Ich scheine in Sekundenschlaf zu fallen, ohne, dass ich es merke. Ich weiß nur ungefähr die Hälfte von dem, was mir erzählt wurde. "Nein", meint Penguin und steht auf, schickt den Mann weg, der mir berichtet hat. "Du siehst furchtbar aus." "Danke", grummle ich, fahre mit einer Hand über meine Augen und stütze mich auf die Lehne des Stuhls, auf dem ich verkehrt herum sitze. "Geh schlafen, ich weck dich, wenn was passiert." Das klingt äußerst reizvoll. Ich murre einverstanden. "Ich weiß, dass wir nachts nicht leise sind." Er zieht sich die Mütze ins Gesicht, schiebt sie aber dann mit dem Zeigefinger wieder hoch und lächelt mich an. "Man gewöhnt sich dran." "Ich will mich aber nicht dran gewöhnen", murmle ich, aber Penguin ist schon zur Tür raus. Für einen Moment bleibe ich sitzen, aber als meine Arme von der halbrunden Lehne rutschen und ich Gefahr laufe, vom Stuhl zu fallen, beschließe ich, dass es doch besser ist, wenn ich mich hinlege und nicht auf Möbelstücken einschlafe. Müde stehe ich auf, es fällt mir schwer. Ich strecke meine Arme und merke, wie meine Muskeln sich beschweren. Ich fühle mich, als wäre ich einen Monstermarathon gelaufen. Meine halbklaren Gedanken sind schon bei einem Bett, am besten ein Einzelzimmer, irgendwo, wo es völlig ruhig ist. Ich stelle den Stuhl zurück und mir fällt ein weiteres Monster ein. Ein rothaariges, perverses Monster. Allerdings konnte ich neben diesem Monster wirklich schlafen. Aber vielleicht war ich da auch einfach zu fertig. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, müder zu sein als jetzt. Ich bin mir unsicher, aber ich glaube seine Präsenz direkt neben mir, hat mich irgendwie beruhigt, so dämlich es ist. Ich würde vieles über Eustass Kid sagen, aber nicht, dass seine Anwesenheit beruhigend auf andere wirkt. Eher das totale Gegenteil. Ich will gerade die Tür aufmachen und schlafen gehen, als sie wie von selbst auffliegt. Ich kann nicht mehr ausweichen und so bekomme ich sie mit voller Wucht gegen den Kopf. Unkoordiniert und ohne Gleichgewicht, wie ich gerade bin, lande ich auf meinem Hintern. Aua! Das gibt 'ne Beule an der Stirn, zum Glück war es die unverletzte Seite, und wenn ich Pech habe, einen Blauen Fleck am Allerwertesten! "Captain... eh..." Penguin steht vor mir, zittert aufgeregt wie vor einer Schlacht. Er sieht zu mir runter, verzieht das Gesicht. Ich lasse ihn nicht ausreden. "Was zum Teufel soll das?! Hast du sie noch alle?!" Er streckt mir den Arm entgegen, aber ich schlage ihn wütend zur Seite und stehe von allein auf. "Captain, da ist..." "Pass gefälligst auf, wenn du einen Raum betrittst! Auf Verletzung des Captains steht die Todesstrafe!" Er wird blass. "Seit wann..." "Seit jetzt!! Verdammte Scheiße!" Ich reibe mir über die Stirn und bereue es sofort wieder. "Aber Captain, da ist ein..." "Ich will nur noch wichtige Nachrichten hören! Alles andere bleibt bei Bepo, Cas und dir! Gib mir nur noch Bescheid, wenn das Schiff auseinander fällt, Cas einen seiner Warnsignalanfälle bekommt oder..." "Captain!!" "Oder..." Ich sehe Penguin strafend an, ich hasse es, unterbrochen zu werden. "... Jean Bart ein Schiff sichtet. Ich geh schlafen und du wolltest mich nur noch wegen extrem wichtigen Dingen wecken!" "Aber Captain!" Inzwischen wedelt Penguin schon mit den Armen und deutet gen Gang. "Jean Bart hat ein Schiff gesichtet!" Ich starre ihn an, sekundenlang, bis mein Hirn die Nachricht endlich verarbeitet hat. Dann schießt Adrenalin durch meinen ganzen Körper und auf einmal fühle ich mich hellwach. "Wann?! "Jetzt." "Was für eins? Ich meine: Wessen?" "Das ist mir klar." Penguin verzieht vorwurfsvoll das Gesicht, als wir uns auf den Weg zu den anderen machen. Mehr sagt er nicht. "Was ist es denn nun?" "Schlimm", meint er und nickt. "Es ist definitiv schlimm." "Hör auf mich zu nerven! Marine?!" "Schlimmer, Captain." Ich blinzle, was kann schlimmer sein als die Marine? "Feinde?" Haben wir noch mehr Feinde? Als Pirat legt man sich auch untereinander miteinander an, immer dann, wenn man unterschiedlicher Meinung ist, aber mir fällt auf Anhieb niemand ein, den ich als wahren Feind und schlimmer als die Marine bezeichnen würde. "Andere Piraten?" Penguin nickt und grübelnd streiche ich mir über meinen Kinnbart. "Welche? Welcher Jolly weht?" Schon überlege ich, wen ich gerne sehen oder gar nicht sehen will. Vertrauen kann ich so oder so niemandem, aber es gibt Banden, denen ich durchaus zutrauen würde, uns zu helfen. Den Strohhüten zum Beispiel. Ich stehe nicht gern in der Schuld anderer und egal wer da kommt, es wäre mir immer unangenehm, mir von irgendwem helfen lassen zu müssen. Aber manchmal muss man in den sauren Apfel beißen und ich beiße definitiv in diesem Fall lieber in den Apfel, als einfach so zu sterben. Stolz hin oder her, meine ganze Crew hängt mit drin. "Also der Jolly Roger zeigt..." "Komm endlich zum Punkt, man!" Meine Stimme klingt herrisch, aber ich habe auch keine Muße und keine Zeit mehr für Rumdrucksereien. Nacheinander betreten Penguin und ich den Mannschaftsraum, wo viele aus der Crew versammelt sind. In der Mitte steht ein triefend nasser Jean Bart, alle sind laut, alle reden auf ihn ein. "Ruhe!", brülle ich und sofort verstummen alle. Ich sehe zu Jean Bart hoch und stemme eine Hand in die Hüfte. Aus den Augenwinkeln werfe ich einen Blick zu Cas, der, die Hände erhoben, mit panischem Gesichtsausdruck dem Geschehen zusieht. Kann man das schon als Warnung betrachten? "Wem dürfen wir denn nun für seine Hilfe danken?" Jean Bart dreht sich zu mir um, er sieht unglücklich aus. "Den Kid-Piraten, Captain..." Warum nur muss Kid so ein gottverdammtes Arschloch sein?! "Sitzt es?" "Nein!", fauche ich. "Und wenn du mich das noch ein einziges Mal fragst, schneid ich dich in fünf kleine Teile!" Cas wird bleich und weicht zurück. "Warum ausgerechnet in fünf, Captain?" "Weil fünf gut zu der Anzahl deiner Stücke passt, Bepo!" Bepo verschluckt sich und fängt an zu husten. Schon zum zehnten Mal kontrolliere ich das Seil, das um meine Hüfte geschlungen ist. Mein Schwert habe ich an mir festgebunden, aber mir ist alles andere als klar, ob ich nun oben ankomme oder nicht. Dieser Bastard! Jean Bart hatte keine Wahl und so die Kid-Piraten auf unsere missliche Lage aufmerksam gemacht. Er hat mir bis ins kleinste Detail erzählt wie die Unterredung mit Kid lief und ich bin alles andere als begeistert. Ja, er hat sich dazu bereit erklärt, uns zu helfen, aber ich bin sicher, dass diese Hilfe einen hohen Preis hat, einen sehr hohen. Und ich weiß nicht, ob ich den zahlen kann. Kid hat keine Währung genannt. Er ist jemand, der nicht nur nach Nutzen geht, sondern vor allem nach seinem Ego und seinem Stolz. Er wird irgendeine Gefälligkeit von mir fordern, dessen bin ich mir sicher. Aber mein Piratendasein werde ich nicht aufgeben. Eher sterbe ich bei dem Versuch, meine Freiheit und mein jetziges Leben zu behalten. "Ich soll wirklich nicht mitkommen, Captain?" Bepo tritt neben mich, überprüft seinerseits zum wiederholten Male das Seil. "Nein, sollst du nicht. Jean Bart bringt mich hoch, das weißt du." Innerlich fluche ich. Bepo seufzt. Die Zeit wird knapp. Missmutig trete ich näher zur geschlossenen Luke. Nachdem Jean Bart zurückgekommen ist, haben wir das Wasser aus dem Raum abgepumpt und er hat von Kids Schiff erzählt. Kid hat sich zunächst einen Spaß daraus gemacht, Jean Bart glauben zu lassen, dass er ihn ignoriert und einfach weitersegelt. Schlussendlich hat er ihn an Bord kommen lassen und sich die Geschichte unseres Unglücks angehört. Ich kann sein arrogantes Grinsen dabei praktisch vor mir sehen, seine stolz geschwollene Brust, sein anwachsendes Ego, seine Überheblichkeit. Missmutig beiße ich mir auf die Unterlippe. Das passt mir nicht, das passt mir ganz und gar nicht! Mir wäre jeder lieber gewesen als Eustass Kid! Dieser Monat ist verflucht. So viel Pech kann man gar nicht haben. 1) Eine völlig verblödete Seeschlange greift uns an. 2) Sie rammt uns und das Schiff bekommt Lecks... 3) ... die wir leider nicht alle reparieren können. Zu allem Übel ist auch... 4) ... meine Kajüte betroffen, wodurch sie... 5) ... nicht mehr benutzbar ist. So habe ich bei... 6) ... Bepo, Cas und Penguin geschlafen. Bepo schnarcht, Penguin redet, Cas lacht irre. Das hat mich nicht schlafen lassen und so leide ich... 7) ... unter extremen Schlafmangel und bin gereizter als sonst. 8) Es dauert, bis wir ein Schiff sichten, aber auch das ist ein Übel, denn es ist niemand anderes als... 9) ... Eustass Kid. Der Mann, den ich gerade jetzt absolut nicht sehen will! Und eben dieser Mann verlangt, dass ich an die Wasseroberfläche tauche und zu ihm aufs Schiff gehe! Es ist klar, dass er mit dem Captain sprechen will, aber er weiß auch ganz genau, dass es für mich als Teufelskraftanwender unmöglich ist, zu schwimmen. Er macht sich einen Spaß daraus und demütigt mich, indem er mich zu sich kommen lässt. Indem ich mich von Jean Bart nach oben bringen lassen muss, indem ich seinem Befehl gehorche! Ich hasse ihn wirklich! Diesen arroganten, selbstzufriedenen Bastard! "Kann's los gehen, Captain?" Jean Bart tritt näher zu mir, hält ein Stück Seil in der linken Hand, dass ihn und mich verbindet. Ich nicke stumm. "Das ist ein schwerer Fehler, Captain!" "Ich weiß", erwidere ich Cas, "und doch das einzige, was ich tun kann. Andernfalls sterben wir alle." "Und so stirbst vielleicht du und dann sterben auch wir und wir kommen hier nie wieder raus, wir werden ewig auf dich warten und schlussendlich kommst du nicht wieder und wir sitzen hier unten fest und wissen weder ein noch aus und oben hat dich Captain Kid schon aufgefressen und auch aus uns wird dann nur noch Fischfutter und das Schiff wird uns ein Grab aus Metall sein, dabei sind wir zu jung zum Sterben und die Reise ist noch lange nicht vorbei, wir wollten..." "Jetzt hol doch endlich mal wieder Luft, Cas!!" Cas holt Luft. Und setzt zu einem weiteren Monstersatz an. "Schmeiß ihn raus und wirf die Tür hinter ihm zu...", murmle ich zu Jean Bart, der prompt reagiert. Nachdem alle vor der Tür sind und sich nur noch Jean Bart und ich im Raum befinden, wird Wasser eingelassen. Eine Gänsehaut überzieht mich, als ich sehe wie es immer höher steigt. Schon reicht es mir bis über die Knöchel. Mein Atem geht flacher und mein Herz schlägt schneller. Immer höher steigt das Wasser, reicht mir bis zum Knie. Ich mache einen Schritt nach rechts und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Aber ich fühle mich nicht wohl. Ich mag kein Wasser, nicht in solchen Mengen. Zum Duschen und Baden, ja, aber so viel... Ich schlucke nervös, streiche mit der Hand über mein Schwert, um mich zu beruhigen. Ich weiß, dass es mir hier nicht helfen kann, aber es ist eine so vertraute und angenehme Geste. Meine Oberschenkel werden nass und ich unterdrücke den Wunsch die Tür aufzureißen und abzuhauen. Äußerlich ruhig, bleibe ich stehen, ich weiß, dass Jean Bart mich ansieht. Wenn mir das Wasser bis zur Hüfte reicht, werde ich paralysiert stehen bleiben, mich kaum bewegen können. Ich hasse es! Ruhig, sage ich mir, du bist der Captain. Meine Hand umklammert die Schwertscheide. Schief ist mein Katana auf meinem Rücken festgebunden. Es ist viel zu lang, als dass ich es an der Hüfte tragen könnte, aber Kid ist viel zu gefährlich, als dass ich ohne es zu ihm gehen könnte... "Alles klar, Captain? Gleich geht's los." Jean Bart legt mir eine seiner Riesenhände auf die Schulter. Genervt schüttle ich sie ab. "Natürlich!", fauche ich viel schärfer, als ich wollte. Ich bin gereizt. Gereizt, müde und sauer. Was für eine gute Mischung! Das Wasser steigt immer höher, ich fühle mich schlapp. Bis zur Brust reicht es mir und hätte Jean Bart nicht wieder seine Hand an mich gelegt, könnte ich nicht mehr lange stehen. Ich drehe mich zur Tür, sehe undeutlich die Gesichter dahinter. Ich lächle zuversichtlich, auch wenn mir nicht der Sinn danach steht. Dann erreicht das Wasser meinen Kopf. Schlagartig fühle ich mich wie ein schwerer Stein. Meine Arme und Beine gehorchen mir nicht mehr. Überall um mich herum ist Wasser. Ich werde sterben, ich werde sterben, schreit es in meinem Kopf und alle Lebensgeister erwachen. Mein ganzer Körper will sich anspannen, will ausbrechen, sich retten und nur noch weg von hier. Aber ich kann nichts machen. Ich bin ein Gefangener in mir selbst, völlig schlapp, unfähig, mich zu bewegen, ausgeliefert auf Gedeih und Verderb. "Luft holen...", murmelt Jean Bart neben mir und ich hole Luft. Im nächsten Moment ist nur noch Wasser um mich herum. Ich schaffe es, eine Hand über meinen Mund zu legen, um nicht panisch auszuatmen, dann ist mein Adrenalin verbraucht und ich hänge kraftlos im Arm meines Crewmitglieds. Ich weiß nicht was passiert, er schwimmt mit mir, aber ich habe jegliche Orientierung verloren. Ich sehe nur Blau, unendliches Blau, überall Wasser und meine Augen brennen vom Salz. Mein Herz schlägt so schnell, wenn ich mich nicht beruhige, dann ersticke ich noch. Ich kann den Kopf nicht drehen, fühle mich wie Ballast, der mitgeschleift wird, wie ein nasser Sack, hilflos, ausgeliefert. Es nimmt kein Ende. Höher und höher, der Oberfläche entgegen. Ich kann nur sehen was direkt vor mir ist. Kleine Fische überholen uns, schwimmen um uns herum. Es wird heller über uns, Sonnenstrahlen brechen sich im Wasser. Ist das die Oberfläche? Ich möchte mich selbst bewegen, selbst schwimmen, aber ich habe keine Kontrolle über mich. Ich bin ganz allein in mir selbst. Wie eine Ewigkeit ziehen sich die Sekunden, werden zu einer Minute, zu zweien, ich weiß es nicht. Meine Lunge brennt, mein Körper schreit nach Luft. Ich wünschte, ich könnte Jean Bart helfen, für den es schon alleine schwer war, nach oben zu schwimmen. Jetzt mit mir und meinem Schwert geht alles nur langsamer. Und oben wartet der rothaarige Dämon, der sich nur auf Hilfe einlassen wollte, wenn ich zu ihm komme. Ich hasse ihn in dieser Ewigkeit im Meer. Wie kann er mir das antun?! Meine Gedanken vermischen sich, mein Blick wird unscharf, alle meine Sinne stumpf. Ich fühle mich, als würde ich neben mir stehen, als wäre ich nicht ich, als könnte ich mich von außerhalb betrachten. Ich muss durchhalten, durchhalten... das kann es nicht gewesen sein, ich will doch so viel mehr! Mit einem leisen Blubbern entkommt mir meine letzte Luft. Ich merke gar nicht, wie ich den Mund öffne. Ich sehe den Luftblasen hinterher, wie sie alleine und viel schneller als ich an die Oberfläche dringen, dann wird mir schwindelig und mein Blickfeld wird kleiner und schwarz. "Captain! Atmen!" Ist das Jean Bart? "Atmen!" Ich fühle Wind auf meiner Haut, Sonne auf meinen Wangen. Luft! Ich öffne die Augen, sehe mich um, immer noch benommen. Ich atme! Luft! "Haaaa!" Meine Lungen brennen bei jedem Atemzug wie Feuer, alles andere an mir ist noch immer schlapp. Vor mir sind ein Schiff und eine Strickleiter. Irgendwo über mir sind Stimmen, aber ich verstehe nicht, was sie sagen. Ich will nach der Leiter greifen, aber ich kann nicht. Meine Arme gehorchen mir nicht. Ich blicke hoch. Ein Mantel füllt mein Blickfeld aus, ein roter, nein, ein brauner. Oder doch rot? Schwarze Stiefel kommen näher, darüber rote Fransen, eine gelb-schwarze Hose. "Gib ihn mir!", befiehlt eine Stimme und ich weiß sofort, dass ich nicht zu ihm will. "Ich bringe ihn hoch." Das ist Jean Bart, seine Stimme ist direkt neben mir. "Gib ihn mir, habe ich gesagt! Ich wiederhole mich kein drittes Mal!" Ein Arm streckt sich uns entgegen, goldene Armreifen umfassen das Handgelenk. "Kid...?", frage ich tonlos und blinzle. Dieses blöde Arschloch, was mich durch die Wasserhölle geschickt hat. Jetzt will er mich auch noch in die Finger kriegen? "Captain?" Jean Bart schüttelt mich leicht, kappt das Seil zwischen uns und ich blinzle wieder. Mein Blick wird klarer, während ich noch immer nach Luft schnappe. Ich fühle mich so ausgeliefert und ich hasse dieses Gefühl. Ich will an Land, auf ein Schiff, mir egal, aber dorthin, wo ich mich wieder wehren kann! Jean Bart legt meine linke Hand an die unterste Sprosse der Strickleiter, aber ich kann mich nicht fest genug halten, um alleine hochzuklettern. Direkt über mir kommen Kids schwarze Stiefel zum Stehen. Er ist in meiner Reichweite, aber außerhalb der von Jean Bart. Blöd ist er nicht, das muss ich ihm lassen. "Respekt", meint er leise, aber ernst und ich sehe hoch. Er grinst sein diabolisches Grinsen, das merkwürdigerweise nur halb so überheblich aussieht. "Und jetzt gib mir deine Hand oder willst du doch noch ertrinken?" Mit Schieben, Ziehen und halber Eigenverantwortlichkeit, lande ich schließlich auf dem Deck von Kids Schiff. Ich gebe mir zwei tiefe Atemzüge, dann springe ich auf die Beine, löse mein Schwert von meinem Rücken und behalte es in der Hand. Misstrauisch sehe ich mich um. Kid, Killer und der Typ mit den schwarzen Hörnern. Oder Ohren. Mir egal. Jean Bart kommt gerade über die Reling. "Willkommen auf meinem Schiff", meint Kid, aber es klingt nicht herzlich. "Du", er deutet auf Jean Bart, "bewegst dich nicht oder du bist tot." Er dreht sich zu mir. "Und du..." Er sieht mich abschätzend an und ich gehe in Verteidigungshaltung. "Ich glaube dich können wir auswringen." Ein Grinsen umspielt seine Lippen. Völlig von sich überzeugt verschränkt er die Arme vor der nackten Brust. Ein Moment der Stille entsteht, dann gibt Kid seinen beiden Crewmitgliedern einen Wink. Der große Typ verschwindet wortlos durch eine Tür ins Schiffsinnere, Killer stellt sich an die Reling, Waffen im Anschlag, ein Auge auf Jean Bart. "Komm mit", meint Kid zu mir und nickt Richtung Tür. Meine Lippen verziehen sich. Glaubt er allen Ernstes, ich lasse mich hier so von ihm dirigieren?! Es mag sein Schiff sein, aber ich bin niemand, der ihm einfach so gehorcht! "Meine Güte, das war 'ne Einladung, kein Befehl." Kid schüttelt den Kopf, atmet seufzend aus und dreht sich um. Ich folge ihm, wenn auch angespannt, mein Herz rast noch immer, teilweise vom Wasser, teilweise, weil ich auf dem Schiff eines Gegners bin. Ist er ein Gegner? Auf jeden Fall ist Eustass Kid mit Vorsicht zu genießen! "Ich lad dich auf 'nen Drink ein, du siehst aus, als könntest du einen brauchen." Kid dreht sich zu mir zurück. "Was möchtest du?" "Kaffee oder Tee", murre ich und er fängt an zu lachen. Schon wieder gibt es ein Problem. Aber wer hätte auch damit gerechnet, dass die Kid-Piraten wirklich hilfreich sein würden...? Wie sich inzwischen herausgestellt hat, besitzen sie zwar einiges an Ausrüstung, was uns vorerst weiterhelfen kann, aber von Grund auf reparieren können auch sie uns nicht. Und einen Preis für seine Hilfe, hat Kid mir immer noch nicht genannt. Wenn es nur nach mir gehen würde, würde ich ihn zum Teufel jagen, der Weg wär für ihn ja nicht weit. Aber ich muss an meine Crew denken. Und so zieht sich die Verhandlung, wenn man es denn so nennen kann, schon seit Stunden hin. Kid gibt sich keine Mühe die Sache schnell abzuschließen. Nebeneinander sitzen wir in der Kombüse. Das Schiff hat eine eigene Bar, riesig. So viel Alkohol habe ich noch nie auf einem Schiff gesehen. Ich nippe nur an meinem Glas, während Kid eines nach dem andere in sich reinschüttet. Er muss einen Magen wie ein Seekönig haben. Wie seine Leber wohl schon aussieht? Kopfschüttelnd stelle ich das Glas ab. Ich werde müder vom Alkohol, dabei bin ich eh schon völlig neben der Spur. Und zu allem Übel erwische ich mich dabei, wie mein Blick immer länger auf Kid verweilt. Wir sind alleine, es brennen nur eine handvoll Kerzen und es ist längst Nacht. Jean Bart und Killer sind einige Male zwischen den Schiffen hin und her getaucht, haben Seile, alle Stricke, die wir finden konnten, zwischen die Schiffe gespannt, damit sie sich nicht verlieren. Morgen früh werden wir versuchen mein Schiff aus dem Riff zu befreien. Bis dahin heißt es hier oben auszuhalten und zwar allein. Jean Bart ist unten geblieben und gibt meine Anweisungen an die Crew weiter, berichtet, was hier oben passiert. "Kid? Ich bin müde", sage ich in die Stille. "Ich weiß." Na toll, Blödmann! "Kann ich irgendwo schlafen?" Höflich bleiben, er ist es nicht wert, dass ich mich aufrege. Außerdem will ich seine Hilfe, beziehungsweise, ich brauche sie. Stolpernd stehe ich auf und halte mich am Tresen fest. Wie viele Stunden bin ich jetzt wach? Ich höre wie Kid sich bewegt, dann steht er neben mir, fasst an meinen Arm. Ich blicke hoch zu ihm, er steht dicht an mir, seine Augen treffen auf meine, undurchschaubarer Blick. Schlagartig wird der Brei in meinem Kopf zu einem Nichts. Mein Herzschlag schlägt für einige Male doppelt, dann ist wieder alles vorbei. Ich stoße Kid weg. "Schlafen?!" "Aber sicher." Er dreht sich um und geht vor. Ich folge ihm durch das Schiff, sehe mich um, bekomme aber kaum etwas mit. Mir ist nicht wohl dabei, Kid so hinterher zu laufen, aber ich kann nicht anders. Ich sehe auf seinen Rücken oder vielmehr nur auf seinen Mantel und meine Beine bewegen sich einfach und folgen ihm. Ich unterdrücke unaufhörliches Gähnen. Ich will mich nur noch irgendwo hinlegen, mein Katana an meiner Seite, vielleicht ein Kopfkissen und eine Decke, aber mir würde auch ein Stück sauberer Boden reichen. Hauptsache ich bin allein und kann ein paar Stunden erholsam schlafen. "Nach dir", meint Kid und hält mir die Tür auf. Seinen komischen Unterton nehme ich nicht wahr. Ich trete ein, blicke mich um. Hinter mir tritt auch Kid in den Raum, schiebt mich ein Stück nach vorne, was ich mit einem unwirschen Murren quittiere. Dann schließt er die Tür und es wird dunkel. Fahles Mondlicht fällt durch ein Fenster. Ich folge dem Licht, sehe einen kleinen Beistelltisch, daneben ein Bett. Ein großes Bett. Kid geht an mir vorbei zu dem Tisch, fummelt an irgendwas rum. Meine Augen gewöhnen sich kaum an die Dunkelheit. Irgendwelche Möbelstücke stehen links, vielleicht ein Tisch oder ein Schrank. Dann flammt eine Kerze auf und ich schließe die Augen, atme tief durch. Ich drehe den Kopf zu Kid, der gerade seinen Mantel auszieht und ihn auf das Bett legt. Ich starre zwei Sekunden darauf, dann mache ich einen erschrockenen Schritt rückwärts. "Oohh nein, Kid, nein danke!" Ich hebe abwehrend einen Arm und drehe mich gen Tür. Wir sind in seiner Kajüte gelandet! Dieses Bett kenne ich, näher, als mir lieb ist! Wieso habe ich nicht gemerkt, wo er mich hinführt? Ich bin erst das zweite Mal auf diesem Schiff und ich erinnere mich kaum an das letzte Mal, als ich den Gang draußen entlanggelaufen bin, aber das hier...! Das geht zu weit! Mir ist nicht nach Gesellschaft, schon gar nicht, wenn es um Betten geht! "Das ist das einzige Bett, das groß genug ist für zwei." "Mir reicht ein Einzel-" "Es ist keins weiter frei." Ich höre das Grinsen in seiner Stimme. Ich fasse es nicht! Er ist so ein hinterhältiges Aas! "Mir reicht auch eine Ecke irgendwo." Ich bin fest entschlossen zu gehen und dennoch lasse ich die Hand sinken, die eben schon nach dem Türgriff greifen wollte. Wieso? "Niemand auf meinem Schiff schläft in einer Ecke", meint Kid, greift sich seinen Mantel wieder und hängt ihn über den Stuhl vor dem Schreibtisch. Ein Lufthauch streift meine Haut, als er an mir vorbeigeht und ein plötzliches Kribbeln überkommt mich. Dieser Raum... Ich habe merkwürdige Erinnerungen an ihn. Teilweise wache und an die will ich gar nicht denken! Ich kann ja kaum das Bett ansehen! Ich fühle, wie mir Blut in die Wangen schießt und drehe mich rasch zur anderen Seite. Andere Erinnerungen sind verschwommen, unklar. Ich war verletzt, als ich hier war und doch so fit, dass ich mit Kid... Ich huste nervös. Ich bin so müde. Was soll ich tun? Kid berührt mich an der Schulter, sanft und flüchtig. Er zieht seine Hand zurück. Ich drehe mich um und sehe ihn an, wie er vor mir steht. Er macht seinen Waffengurt ab ohne mich aus den Augen zu lassen. Will er mir damit irgendwas sagen? Er streckt den Arm nach hinten und lässt den Gurt fallen. Automatisch halte ich mein Katana fester. Mein Atem geht unregelmäßig, aber ich habe nicht die Kraft dazu, mich zurück in einen normalen Rhythmus zu zwingen. Und ich habe keine Kraft dazu, mich von Kid weg zu drehen. "Trafalgar?", sagt er und ich sehe auf seine dunklen Lippen, wie sie sich bewegen, wenn sie meinen Namen nennen. Augenblicklich bin ich fasziniert. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht, nur Sekunden oder eine Ewigkeit, aber ich stehe nur so da und sehe Kid an, mein Schwert in der Hand, die Dunkelheit um uns herum. Dann tritt Kid direkt vor mich und ich muss den Blick ein wenig heben, um ihm noch in die Augen sehen zu können. Er sieht schon wieder so merkwürdig aus. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Ich kann ihn riechen und ich spüre seine Wärme und das erinnert mich an diese Nacht und ruft ein Gefühl in mir hervor, das ich nicht bestimmen kann. Es kribbelt überall dort, wo ich ihn spüre, ohne dass er mich überhaupt berührt. Kids Hand streicht mir über die Haare. Ich habe keine Mütze bei mir, sie ist in meinem Schiff zurück geblieben. Seine Hand ist warm und schiebt sich bis in meinen Nacken. Wortlos halten wir noch immer Blickkontakt. Warum gehe ich nicht weg? Wieso kann ich mich nicht bewegen? Was für eine Art Hypnose wirkt er da auf mich?? Ich blinzle und das scheint wie ein Signal für ihn zu sein. Ohne zu zögern beugt er sich zu mir vor. Sei Atem streift mein Gesicht. Wie in Zeitlupe kommt er mir näher. Er schließt die Augen, seine Lippen sind geöffnet, er... Kurz bevor er mich berühren kann, drücke ich ihm den Schwertknauf in den Bauch. "Ugh!", macht er und lässt mich los. "Was soll das?!" "Finger weg", murmle ich, meine Stimme hat keinerlei Nachdruck. Noch immer sehe ich zu ihm, noch immer in seine Augen, die jetzt spöttisch und leicht wütend zurücksehen. Ich kann mich einfach nicht von ihm abwenden! "Jetzt stell dich nicht so an!" "Ich stelle mich nicht an, ich werde nur ungern berührt." Das entspricht sogar der Wahrheit. Ich werde wirklich ungern berührt, um ehrlich zu sein, vermeide ich Körperkontakt, wenn es möglich ist, selbst bei meiner Crew. Als Arzt fasst man ständig Patienten an, das stimmt, aber ich tue es nie länger als nötig und immer so wenig wie möglich. Die meisten sind auch krank, haben Fieber und sind heiß oder sie sind kalt. Es ist immer ein unschönes Gefühl. Wenn ich jemanden zur Seite schiebe oder in eine Prügelei verwickelt bin, halte ich die Berührungen kurz oder vermeide sie durch meine Teufelskraft gänzlich. Ich bleibe lieber auf Distanz. Bei Kid ist das anders, bei ihm ist alles anders. Und ich mag es nicht. Aber seine Berührungen brennen auf meiner Haut und jagen mir seltsame Schauer quer durch den Körper. Seine Haut ist warm und weich unter meiner Berührung und doch so kraftvoll, voller Energie. Es macht mir Angst. Ich will das nicht. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich mich jetzt von ihm berühren lasse, ich nicht mehr davon loskomme. Nicht in diesem Zimmer, nicht in diesem Augenblick, nicht jetzt! Bepo ist doch der einzige, bei dessen Berührung ich keine Probleme habe! An Bepo kann ich mich anlehnen, um zu dösen oder ein Buch zu lesen. Wie kann Kid es wagen, so angenehm auf mich zu wirken?! Oder liegt das an meiner Müdigkeit? Ist sie schuld daran, dass ich mich gerne gegen Kids Schulter fallen lassen möchte, dass ich möchte, dass er mir über den Rücken streicht? Ich will schlafen. Aber ich werde nicht hier schlafen! "Ich finde schon einen Platz." Ich drehe mich um, öffne die Tür. Durch puren Willen angetrieben verlasse ich seine Kajüte. Meine Beine fühlen sich an wie Blei, wollen nicht laufen, mich nicht tragen. Und dennoch gehe ich weiter. "Zicke!", höre ich Kids Stimme mir nachrufen. "Verreck doch unterwegs!" Danach noch Flüche, dann bin ich außer Hörweite. Niemand begegnet mir und ich gehe zurück an Deck, irgendwie den Weg findend. Ich werde draußen schlafen, denke ich mir. Alles ist besser. Ich bin davon überzeugt... würde ich in Kids Nähe bleiben... er würde mich fressen. ~ owari Chap °5 ~ Oh man, Law, du Volldepp!! LASS DICH DOCH FRESSEN! >_____< Das denke zumindest ich immer an dieser Stelle. -__-' Aber was soll's, weiter geht's mit Chap °6, auf das ich mich, so viel sei verraten, schon wirklich freue. *g* Der Teufel, eine Nacht und ein paar starke Arme werden eine winzigkleine Rolle darin spielen. Oder vielleicht auch nicht. xD~ Ich habe btw schon Chap °8 so gut wie fertig und irgendwie wurmt es mich, dass ihr erst auf dem Stand von Chap °5 seid. -__-' Mal gucken, wie ich weiter poste... Erst einmal bis hier! :3 Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 6: Eine Nacht in den Armen des Teufels ---------------------------------------------- Dieses Chap widme ich allein und ausschließlich , ich hoffe, es gefällt dir. ^^ DANKE noch mal auf diesem Weg für die Postkarte von Kid und für die tolle, stundenlange Shoppingtour im Mangabereich! Mein Harem (sprich: OP-Figuren) wächst. *___* Und an dieser Stelle einen ganz lieben Gruß an *flausch* die ich hoffentlich gänzlich von Kid x Law überzeugen kann und die sich getraut und dafür uns beide belohnt hat. :)) Niemand ist verpflichtet, anderen einen Kommentar zu schreiben. Umso mehr freue ich mich, dass ich welche bekomme und inzwischen hat sich da ja schon so was wie eine Stammgruppe gebildet, ich bin total glücklich! :))) Ich freue mich über Kommentare, denn sie zeigen, wie eine Sache bei anderen ankommt und gibt mir als Autor Sicherheit, dass nicht alles vergebens ist, was ich schreibe. Ich liebe es zu sehen, welche Gedanken sich ein Leser macht, was für Hoffnungen er beim Lesen entwickelt oder was er gar nicht mag. Wenn ich sehe wie viele Favos diese FF hat und auch meine anderen... bin ich richtig erschrocken und gleichzeitig glücklich! So viele Leute lesen hier?! Wow!! Peinlich! ^//^ Und ich bin so stolz auf die Leute, die sich die Mühe machen und mir immer wieder ihre Meinung da lassen und sagen, was sie denken. Ihr seid toll! Vielen, vielen Dank!! ^____^ Einige haben beim letzten Chap vermutet, Law habe Berührungsängste. Ich glaube daran, dass es einen Unterschied zwischen Berührungsangst und nur nicht gern berührt werden gibt. Das ist nicht das gleiche! Bei Berührungsangst könnte Law doch gar nicht Arzt sein, es wäre ihm zuwider, seine Patienten anzufassen. Da er es nur nicht gerne mag, berührt zu werden bzw. andere zu lange zu berühren, tut er es einfach nicht, er kann es aber. Und bei Kid... naja... da passieren ganz andere Dinge mit Law, denn Kid ist nicht irgendwer für ihn. Habt ihr mal jemanden berührt, den ihr berühren wolltet und dabei genau gewusst, dass ihr ihn eben nicht berühren solltet? Weil es nicht gut ist für einen selbst oder ihr nicht dürft? Das ist grausam. Und macht süchtig. Armer Law, ich versteh dich. Es ist wie ein Netz, das sich immer mehr zuzieht, ein immer enger werdender Kreis. Man will das eine, denkt an das andere, fühlt sich dadurch, als würde man das eine gar nicht mehr tun und tut es dann doch (will sagen: Berührung, Kuss) und schwupps... schon ist man gefangen. Ach man... Kid, Law... ihr seid dran, ich mach Pause. >___> Pairing: Kid & Law Warning: - Die meisten Deals haben einen Haken. ~ Law's PoV ~ Chap °6 – Eine Nacht in den Armen des Teufels Die Bretter sind hart und der Wind weht ständig Sprühwasser über die Reling. Das Schiff schaukelt auf den Wellen, es ist kein gutes Wetter, um draußen zu schlafen. Irgendwo im Krähennest hockt einer und beobachtet mich, ich kann den Blick fühlen. Nach einiger Überlegung wechsle ich meinen Schlafplatz und lehne mich gegen eine große, festgezurrte Kiste an einer schmalen Stelle zwischen Reling und Wand zu... keine Ahnung. Die Bar ist jedenfalls nicht dahinter. Müde setze ich mich, ziehe die Beine an und klemme mir mein Katana zwischen Arm und Schulter. Ich bereue es nicht, dass ich aus Kids Kajüte gegangen bin, nein. Ich bin hier draußen sicherer... oder? Zumindest vor ihm. Warum nur will mein Körper aufstehen und zu ihm zurückgehen? Zu seiner Wärme. Zu seiner Umarmung. Zu seinem Kuss? Ich seufze und lehne den Kopf gegen die Wand, sehe nach oben. Es sind kaum Sterne zu sehen, nur zwei oder drei funkeln weit über mir. Ich gähne und schließe die Augen, rutsche hin und her, bis es mir passt, wie ich sitze. Mein Hintern tut jetzt schon weh, das wird 'ne lange Nacht. Aber egal, die Hauptsache ist, dass ich etwas schlafen kann. Ich werde meine Kraft brauchen und auch vollste Konzentration. Wenn ich hier bleibe, auf diesem Schiff, dann muss ich wachsam sein. Unwillkürlich verziehe ich die Lippen. Es war eine gute Entscheidung, doch. Wer weiß, wen Kid schon alles in dieses große Bett gezerrt hat. Wer da schon alles drin lag, unter Kid. Ja, unter ihm, andersrum macht er die Sache garantiert nicht. Dafür ist er zu stolz. Und es passt nicht zu ihm. Aber auch nicht zu mir. Und trotzdem war er über mir. Ob Kid wirklich jemanden mit aufs Schiff nimmt? Innerliche muss ich lachen. Ich sollte aufhören darüber nachzudenken! Das hält mich vom Schlafen ab! Kids Bett geht mich genauso wenig an, wie meines ihn! Mal davon abgesehen, dass ich kein eigenes mehr besitze... Wenigstens muss ich dann nicht dauernd daran denken, wie Kid aussah, als er darauf gesessen hat. Aber ich würde gerne... in seiner Nähe sein. Das kann ich nicht leugnen. Mir wird heiß und kalt, wenn er da ist, manchmal weiß ich nicht, was ich sagen soll, aber meine Augen ruhen immer auf ihm. Ich möchte, dass er mich berührt, irgendwie, mal sehen. Das ist verwirrend. Oder eher einfach? Der Kerl macht mich wahnsinnig! Wie kann ich ihn gleichzeitig interessant, aber nervig finden? Wieso weise ich ihn ab, wo er so begehrenswert scheint? Ich habe so ein Verlangen danach, seine Lippen auf meinen zu spüren... Ganz langsam atme ich, beeinflusse meinen Körper, zwinge mich zum Entspannen. Ruhig, Trafalgar, ruhig. Schlafe, morgen sieht alles anders aus. Alles, nur Kid ist dann immer noch genauso... anziehend. Ich wache auf, weil meine innere Stimme mir GEFAHR zuruft. Schlagartig bin ich hellwach und sehe mich um, ohne aufzustehen. Alles ist leise, nichts bewegt sich, sanft schaukelt das Schiff auf den Wellen. Es ist so anders als auf meinem Schiff. Das ganze Holz ist ungewohnt und die Tatsache, dass dieses Schiff nicht tauchen kann, sondern allem ausgeliefert ist, was da kommen mag, macht mich nervös. Noch einmal blicke ich mich um, aber nichts ist zu sehen. Bin ich so angespannt, dass mein Gefahreninstinkt mich weckt, obwohl nichts ist? Ich ziehe mein Katana enger an mich und schließe wieder die Augen. Ich bin immer noch wie gerädert. Ich fürchte ich werde einen halben Tag schlafen müssen, ehe ich wieder fit bin, mindesten. Ich hab jetzt bestimmt nicht lange geschlafen. Wieder döse ich ein, schlafe vielleicht sogar richtig, dann ist plötzlich jemand neben mir und etwas berührt mich an der Schulter. Komischerweise schrillen diesmal keinerlei Alarmglocken bei mir und so hebe ich nur träge den Kopf, kaum fähig die Gestalt neben mir anzusehen. "Kommst du jetzt ins Bett oder muss ich noch länger warten?" Ich seufze und lehne den Kopf zurück gegen die Kiste. Geh weg, will ich sagen, aber ich bin zu müde und mit Kid zu reden, kostet mich einfach zu viel Energie. "Meine Geduld hat auch Grenzen, weißt du. Und du strapazierst sie ständig, Trafalgar!" Na der hat Nerven! Wo strapaziere ich ihn denn bitte? Ich gehe ihm sogar aus dem Weg! Die kleine Anspielung auf die Szene, als er auf meinem Schiff war und ich ihn geschlagen habe, ignoriere ich geflissentlich. Kid grummelt, murrt und setzt sich neben mich. "Ich will schlafen", murmle ich und protestiere, als sich eine Hand über meinen Rücken schiebt. "Und ich dich mitnehmen." Kids Arm schlingt sich um meine Hüfte. Er zieht an mir, damit ich mich gegen ihn lehne, aber den Gefallen tue ich ihm nicht. Wieso lehnt er sich nicht einfach zu mir? Wieso muss ich zu ihm? Und warum leuchten bei mir keine inneren roten Lampen auf? Ich bin immer noch entspannt, das kann doch nicht nur aufgrund der Müdigkeit sein! "Hör auf dich so anzustellen." Der gibt wohl keine Ruhe. "Hast du nicht gesagt, ich könne verrecken?" "Ja." "Dann lass mich verrecken und geh wieder rein." Nur Sekundenbruchteile vergehen, dann habe ich eine drängende Hand an meiner Wange und Kid zieht meinen Kopf zu sich. Erschrocken sehe ich ihn an. "Mach keine Witze!" Er sieht zornig aus, so weit ich das in meiner Schlaftrunkenheit beurteilen kann. Zornig und... und... verletzt? Was ist denn dabei, wenn ich das sage? Ich entspreche doch nur seinen Wünschen, oder nicht? Ich seufze und lasse den Kopf doch auf seine Schulter sinken, er trägt weder Mantel noch Waffen. Er lässt mich los, strubbelt durch meine Haare, was ich nicht leiden kann und bleibt für einen Moment still. Ich kann seine Wärme fühlen, er ist so unglaublich warm im Gegensatz zu mir. Mir war nicht bewusst wie kalt es hier draußen ist. Sanfter Wind weht übers Deck, alles ist dunkel und bis auf das leise Knirschen des Schiffs und das dumpfe Schlagen der Wellen gegen den Bug, ist nichts zu hören. Kids Arm liegt noch immer hinter meinem Rücken. Ich fühle mich wohl, kein bisschen bedroht. Kid kommt mir so seltsam vertraut vor, wenn wir so sitzen, er neben mir, an mir. Langsam schließe ich die Augen, konzentriere mich darauf, auf Kid zu horchen, zu fühlen wie er gleichmäßig atmet, wie seine Wärme zu mir fließt und wie er seine Finger langsam, aber unaufhörlich, unter mein Sweatshirt schiebt... Ich wehre mich nicht und seine Finger berühren meine nackte Haut. Fast hätte ich gezuckt, aber als er anfängt ein wenig über die Stelle zu streichen, könnte ich eher schnurren. Ich will tatsächlich von ihm berührt werden. "Schläfst du?", fragt er und ich wundere mich über seinen Tonfall. Hat Eustass Kid etwa doch sanfte Züge? "Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich so dämlich bist und selbst noch unter Wasser untergehst." Ich knurre als Antwort, immer noch zu müde zum Reden. "Das schaffst nur du!" Er lacht und ich stoße ihm meinen Ellenbogen in die Seite. Ich will den Kopf heben, aber wie aus dem Nichts liegt plötzlich seine andere Hand wieder an meiner Wange und hält mich unten. "Lass das", grummle ich, aber er ignoriert mich. "Ich habe deinem Riesen nicht geglaubt, deswegen habe ich gesagt, dass er dich zu mir bringen soll. Es war nicht meine Absicht... Dein Schiff hat..." Er verstummt und ich höre auf, mich zu wehren. Kid nimmt seine Hand weg, Stille entsteht. War das gerade eine Entschuldigung? Oder eine Bekanntgabe darüber, dass er sich etwaige Sorgen wegen mir macht? Dass er mich eigentlich nie durch die Wasserhölle schicken würde? Oder dreht meine Phantasie jetzt durch? Von irgendwo ist ein lautes Platschen zu hören, dann wieder Stille. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Was soll ich davon halten? Am besten nicht drüber nachdenken, mein Hirn ist zu langsam heute Nacht und meine Gefühle gaukeln mir immer komische Dinge vor, die einfach keinerlei Wahrheitsgehalt haben. Keiner von uns beiden sagt etwas, nur Kids Hand streicht unaufhörlich über meine Haut. Ich rutsche den Kopf an seiner Schulter zurecht und mein Katana stößt mit einem leisen plock gegen die Wand. "Kommst du jetzt mit?" "Nein." Ich gähne. "Dann muss ich dich mit Gewalt mitnehmen." "Davon würde ich abraten." "Was willst du mir schon tun? Du schläfst eh längst!" Kid bewegt sich, rückt ein Stück weg, nur wenig und ich drehe den Kopf, öffne die Augen und blinzle ihn an, unwillig den Platz an seiner Schulter gänzlich herzugeben. "Trafalgar..." Er murmelt meinen Namen, sieht unentschlossen aus. "Ich glaube ich schlafe wirklich noch." "Ja, schlaf weiter." Kid beugt sich vor, legt mir seine freie Hand aufs Knie, meine Beine sind noch immer angezogen. Seine Berührung sendet kleine Stromstöße durch meinen Körper und ich unterdrücke ein Zittern. Hinter Kid kann ich die Sterne sehen, diese Nacht ist klar und hell. Und ich hasse Kitsch. Aber ich kann nicht weiter darüber nachdenken, denn schon spüre ich Kids Atem auf meinen Lippen. Und ich bleibe wo ich bin, kein Zurückweichen jetzt, kein Ausweichen. "Ich mag keine ungehobelten Piratenkonkurrenten", flüstere ich gegen seine Lippen, ihn schon sanft streifend. "Und ich keine sturen Ärzte." "Aber..." "Halt einfach die Klappe, Trafalgar!" Und das tue ich, denn Kid küsst mich. Vorsichtig legt er seine Lippen auf meine und ich schließe die Augen. Ich dachte, er würde dominanter sein, würde nicht lange fackeln, aber ich spüre keine Zunge auf meinen Lippen und von mir aus mache ich nicht den Mund auf. Kids Hand hebt sich von meinem Knie und legt sich auf meinen Hals. Mit etwas zu viel Druck hält er mich fest. Seine Lippen sind angenehm auf meinen und ich mag es, das wird mir gerade wieder bestätigt. Automatisch bewege ich meine Lippen gegen seine und er macht mit. Wieso nur bin ich dem hier die letzten Male ausgewichen? In schlaftrunkenem Zustand Kid zu küssen, ist jedenfalls nicht das schlechteste. Eine Tür geht auf. Schritte sind zu hören, jemand läuft über das Deck, gerade als Kid mir schließlich doch noch drängend seine Zunge gegen die Lippen stupst. "Scheiße!", flucht er fast tonlos, als er sich von mir löst, drückt danach aber gleich wieder seine Lippen auf meine. Erschrocken mache ich die Augen auf, will von Kid weg, aber seine Hand hält mich noch fest. Lass mich los, will ich sagen, aber ich kann gerade so schlecht reden. Die Schritte werden lauter und meine Abwehr stärker. Schließlich gibt Kid mich frei, lässt mich aber nicht los. Er sieht mich eindringlich an, so als wolle er sagen, dass ich leise sein soll. "Kid?" Klingen sirren, als die Person noch näher kommt. "Verpiss dich, Killer!", ruft Kid, ohne von mir wegzusehen. Seine Unterlippe zuckt genervt. Ich werfe einen flüchtigen Blick zur Seite. Ich kann Killer kaum sehen, ein Stück Maske, das war's. Ich will nicht, dass er sieht was hier passiert!! Es war doch ein Fehler, das hier zuzulassen! Ich will das nicht! Kids Griff an meinen Hals verstärkt sich. Ich sehe ihn wieder an. Seine bernsteinfarbenen Augen bohren sich in meine. "Sicher, Captain?", fragt Killer und ich weiß, dass er mein langes Katana sehen kann von dort, wo er steht. "Absolut und jetzt verzieh dich!" Ein paar Sekunden verstreichen, dann entfernt Killer sich tatsächlich. Erleichtert atme ich aus. "Mach das nie wieder", fauche ich leise und rutsche weiter zur Kiste und von Kid weg. "Dann hör auf zu zicken und beweg endlich deinen Arsch in mein Bett!" "Wie bitte?!", meine ich und der Unterton in meiner Stimme ist drohend. "Verzeihung. Würdest du vielleicht mitkommen?" Kids Stimme trieft vor Hohn und Sarkasmus. Und schon hat er es wieder geschafft, mir Nerven zu stehlen. "Nein." Kid zieht seinen Arm von mir weg und steht auf. Fein, geht er jetzt? Ich weiß gar nicht mehr, warum ich ihn überhaupt geküsst habe. Es gab keinen Grund! Und der, dass es angenehm ist, ist einfach nicht ausreichend! Dämlicher Lippenstiftträger! "Dann lässt du mir wohl keine Wahl." Noch ehe ich überlegen kann, was er jetzt wieder meint, schiebt er erneut eine Hand hinter meinen Rücken und die andere diesmal in meine Kniekehlen. "Woah, stopp!!" Ich strample rum, stemme eine Hand gegen Kids nackte Brust. "Sofort loslassen!" "Dann steh auf!" Fieberhaft überlege ich, wie ich aus dieser Situation wieder rauskomme. Wenn ich sitzen bleibe, will der Kerl mich allen Ernstes tragen! Der hat sie nicht mehr alle! Wenn ich aufstehe und mit ihm mitgehe... ich will nicht darüber nachdenken, was er vorhat. Wieso nur kann ich hier nicht in Ruhe schlafen, auch wenn es unbequem ist? Müde winden sich meine Gedanken voran. Ich bin eher schlafend wach, als wirklich zurechnungsfähig. "Eine Bedingung!" Abwehrend halte ich beide Hände hoch. Kid hört auf, steht vor mir, sieht zu mir runter. Er verschränkt die Arme, genervt, missmutig verzieht er die Lippen. "Was?!" "Ich komme mit, wenn du mich nicht anfasst." "Das ist nicht dein Ernst!" "Mein voller." Ich blinzle. Ich kann sehen, wie Kids Gedanken durch sein Hirn fliegen. Seine Lippen verziehen sich noch mehr, seine Augen wandern unruhig über mich und das Deck. Mir wird merkwürdig kalt und heiß unter seinem Blick. Irgendwie gefällt es mir, mich gegen das zu stellen, was Kid will. "Dann habe ich auch eine Bedingung." "Hmm?" "Geh drauf ein oder lass es." Ich seufze genervt und lasse die Arme wieder sinken. Kid beugt sich zu mir runter. "Wie soll ich auf etwas eingehen, dass ich nicht kenne?" "Tu es oder lass es." Er grinst sicher, für meinen Geschmack zu sicher. Ich habe keine Ahnung was in seinem Kopf vorgeht. "Deine Bedingung widerspricht meiner nicht?", will ich wissen und lege den Kopf schief. Kid schüttelt seinen. "Nein." Er überlegt nicht mal. Soll ich jetzt darauf eingehen? Solange er mich dann schlafen lässt vielleicht. Außerdem bin ich neugierig. Und er hat zugestimmt, mich nicht anzufassen. Das ist wie ein Spiel, ein aufregendes Spiel. Wer gewinnt, wer verliert oder endet es in einem patt? "Ok." "Ha!" Kid packt mich am Arm und zieht mich hoch. Erstaunlich wie stark er ist, aber das sollte ich eigentlich wissen. "Die Bedingung war..." "Gilt erst in meiner Kajüte." "Das war aber nicht ausgemacht!" "Eben. Darum leg ich es ja fest." "Du bist ein verdammtes..." "Jetzt lauf schon." "Lass los!" Kid zerrt mich weiter. Mit einem halbherzigen Schlag gegen seinen Arm, versuche ich ihn loszuwerden. Tatsächlich gibt er mich frei. Ich gähne laut, unterdrücke es nicht. "Ich will wirklich nur schlafen." "Kannst du, auch wenn's langweilig ist." Und schon wieder grinst er, von einem Ohr bis zum anderen. Manchmal ist er unausstehlich. Müde schlurfe ich ihm hinterher ins Innere des Schiffes. Ich kann mir schon wieder nicht merken wo wir hingehen, aber für heute soll es mir egal sein. Eben noch war ich fast wach, aber Kid hat meine Energie wieder verbraucht. Mit nur ein paar Sätzen. Wie anstrengend. Ich möchte mich nur hinlegen und in Ruhe Schlaf nachholen. Ich sehe auf den Boden und bemerke nicht, wie Kid vor mir anhält. Und so laufe ich in ihn hinein. "Autsch...", murmle ich und reibe mir die Stirn, mit der ich gegen seinen nackten Rücken gelaufen bin. "Du stehst im Weg." "Guck halt hin." Irre ich mich, oder steht er ein Stück steifer da, als er es eben noch beim Laufen war? Wie von selbst berühren meine Finger ihn an der Stelle, an die ich gestoßen bin. Kid zuckt zusammen, halb unterdrückt und ich grinse. Ach was, das gefällt mir. Ich streiche einmal darüber, ehe ich meine Finger wieder wegnehme. Kid bewegt sich nicht. "Was ist?", frage ich etwas dichter an ihm als ich müsste, damit er mich gut verstehen kann, auch wenn ich sehr leise spreche. Kid knurrt und öffnet die Tür. Erst jetzt bemerke ich, dass wir vor seiner Kajüte angekommen sind. Wir gehen rein und er schließt die Tür hinter uns. Noch immer brennt die Kerze auf dem kleinen Tisch neben dem Bett und ich frage mich, ob Kid immer so lebensmüde ist, Feuer unbewacht auf einem Schiff aus Holz zu lassen. "Ich will die Außenseite." "Keine Chance. Du gehst an die Wand." Ich murre und lehne mein Katana an Kids Schreibtisch. Die Wandseite ruft bei mir Erinnerungen* hervor, die ich gerade jetzt absolut nicht brauchen kann. Denkt er auch daran? Will er deswegen, dass ich diese Seite des Bettes nehme? Wenn ich daran denke, dass er mich schon wieder ins Bett kriegt, wenn auch nicht so wie beim letzten Mal, das schwöre ich mir in diesem Moment, dann wird mir ganz anders. Es ist beide Male nicht freiwillig, sage ich mir, aber zumindest was das Hier und Jetzt betrifft, ist es eine Lüge. Ich habe ja zugestimmt. Und ich weiß noch immer nicht, was Kids Bedingung eigentlich ist. "Schläfst du im Stehen?" Kids Stimme holt mich in die Wirklichkeit zurück. "Gelegentlich", meine ich trotzig. Ich sehe mich in der Kajüte um, nichts hat sich verändert. Auf dem Schreibtisch liegt ein Buch, dessen Titel ich nicht lesen kann. Die Kerze spendet kaum Licht, selbst Kid ist eher nur ein Schatten. Er setzt sich aufs Bett und wieder bin ich erstaunt, wie wenig Geräusche es macht. Sollte man nicht erwarten, dass ein Bett quietscht oder knarrt oder dergleichen? Meines hat das jedenfalls immer getan. Kids Bett ist leise, das ist mir schon beim letzten Mal aufgefallen. "Deine Bedingung?", will ich wissen. "Kommt noch." Äußerst unbefriedigende Antwort. Ich laufe zum Bett rüber, halte etwas Sicherheitsabstand zu Kid und starre auf das Bett. Ganz langsam ziehe ich die Schuhe aus und lasse sie am hinteren Ende stehen. Irgendwie idiotisch. Kid sitzt auf dem Bett und schaut mir zu. Ich fühle mich ausgeliefert. Dabei bin ich mir sicher, dass er sich an meine Bedingung halten wird. Missmutig drehe ich mich um, wende ihm den Rücken zu. Dann ziehe ich mein Sweatshirt aus, falte es zusammen, weil ich nervös bin und lege es auf den Stuhl, den ich zum Bettende ziehe. Kid sagt kein Wort, aber seine Augen brennen auf meiner Haut. "Willst du nicht schon mal schlafen?", frage ich gereizt. "Nein." Kid pustet die Kerze aus und es wird noch dunkler. Jetzt ist er wirklich nur noch ein schwarzer Schemen. Ich sehe ihn einige Augenblicke an, ehe meine Augen sich an die neue Dunkelheit gewöhnt haben. Kid steht wieder auf, zieht den knappen Vorhang vor das Fenster. Ich blinzle und kneife die Augen zusammen. Das Zimmer ist mir fremd. Ich taste nach dem Bett, berühre es mit dem Bein und hangle mich so vorwärts. "Jetzt bin ich dran." Mein Herz schlägt schneller, verdrängt meine Müdigkeit wieder ein wenig. Was wird Kid von mir fordern? Ich weiß nicht worauf ich mich eingelassen habe, aber ich weiß definitiv, dass es ihm so viel wert ist, dass er auf meine Bedingung eingegangen ist. Als Kid auf mich zukommt, die zwei Schritte zurück zum Bett, bleibe ich einfach stehen. Ich versuche ihm ins Gesicht zu sehen, aber es ist zu dunkel. Und dann spüre ich Hände an meiner Hose. "Stopp! Timeout!" "Timeout??" Ich kann fast sehen, wie Kid das Gesicht verzieht, ich kann es mir zumindest vorstellen. "Wie bist du denn drauf?" "Ich hab gesagt nicht anfassen!" "Ich fasse dich nicht an!" "Du hast die Hände an meiner Hose!" "..." Ok, das war ein doofer Satz. Ich beiße mir auf die Lippen, unwillig Kid von mir aus wegzustoßen. Er soll sich von sich aus an meine Bedingung halten und ich bleibe dabei: Anfassen ist verboten! "Du kommst mir nicht mit Klamotten ins Bett, Trafalgar." "Ist ja gut!" Ich kann nicht zurückweichen, direkt hinter mir ist das Bett. Zwischen Bett und Kid eingeklemmt, fühle ich mich nicht sonderlich wohl. Es lässt Szenen vor meinem inneren Auge entstehen und diese Bilder will ich nicht sehen. Kid nackt neben mir, sein Arm über seinem Gesicht, nachdem wir Sex hatten, sein heißer Körper an meinem und sein lautes Atmen. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke! Kid rückt weg und macht sich diesmal an seiner eigenen Hose zu schaffen. Ich blicke zur Seite, ziehe meine aus und lege sie auf mein Oberteil auf dem Stuhl. "Hinsetzen", sagt Kid und ich sehe zu ihm. Ich bin dankbar für die Dunkelheit, so muss ich nicht seinen Körper ansehen, von dem ich weiß, dass er gut aussieht. Diese muskulösen Oberarme, die ich gerne berühren würde und sein breites Kreuz, was in mir den Wunsch weckt, mich einfach dagegen zu lehnen. Ich setze mich und Kid nimmt seine Fliegerbrille ab, legt sie auf den Nachttisch neben die Kerze. Er stellt sich direkt vor mich. "War das alles?", frage ich grinsend und glaube es selbst nicht. "Sei nicht albern", kommt auch prompt die Antwort. Naja, es war einen Versuch wert. "Still halten." "Du machst mir Angst." Ich grinse amüsiert. Trotzdem bleibe ich artig sitzen. Es wird immer mehr zu einem Spiel und das finde ich spannend, auch wenn ich mich gleichzeitig ohrfeigen könnte, weil ich so inkonsequent bei Kid bin. "Trafalgar?" "Ja?" "Halt die Klappe." Hmpf! Blödmann! Verstimmt blicke ich zur Seite, weg von Kid, der so dicht vor mir steht. Fast berührt er mich. Versuchshalber bewege ich mein Bein um Zentimeter nach rechts. Kid verlagert sein Gewicht und weicht mir aus. Interessant. Ich schmunzle unwillkürlich. Er gibt sich tatsächlich Mühe! Ich überlege, ob ich ihn noch etwas testen soll, aber er kommt mir zuvor, indem er sich zu mir runter beugt. Automatisch sehe ich wieder zu ihm, ein klein wenig schräg und nach oben. Kid nutzt meine Haltung und drückt mir einen Kuss auf. "Wa...! Hey!" Ich zucke zurück, stütze mich auf meine Arme nach hinten ab, um aus Kids Reichweite zu kommen. "Meine Bedingung war doch deutlich!" "Ja, nicht anfassen. Aber ich habe dich nicht angefasst." "Doch!" "Nein, ein Kuss zählt nicht." "Das ist Haarspalterei!" "Küssen kann man auch ohne anfassen!" Haarspalterei, ich sage es ja. Ich bin hin und hergerissen zwischen wütend werden und lachen. Kid ist nicht blöd und ich wusste, dass er irgendwas im Schilde führt. Mit einem Kuss kann ich vielleicht sogar leben, auch wenn es meinen ganzen Körper zum Kribbeln bringt, wenn er mir so nah ist. Sein Kuss ist drängend, dominant, selten sanft, immer bestimmend, immer gierig, selbst wenn er langsam ist. Kid küsst, als würde er alles von einem wollen. Es geht mir unter die Haut. "Was ist jetzt? Deal oder nicht?" "Nur ein Kuss?" "Ein Kuss." Ich überlege kurz. "Deal", murmle ich dann leise und versuche grimmig zu klingen. Ich werd den Teufel tun und ihm sagen, dass ich seine Küsse mag... Ich setze mich wieder gerade hin und halte still, als Kid sich erneut zu mir beugt. Auch er setzt sich, nur Zentimeter neben mich. Leicht hebe ich den Kopf, dann treffen unsere Lippen aufeinander. Stur halte ich sie geschlossen, aber Kid scheint es nicht eilig zu haben. Mit sanften Lippenbewegungen versucht er mich zum Mitmachen zu animieren, aber ich ignoriere es, halte einfach nur still und warte ab. Es dauert nicht lange und ich merke, wie seine Lippen ärgerlicher gegen meine drücken. Ich muss schmunzeln. Aber ich gebe immer noch nicht nach. Ich werde es etwas komplizierter machen. Er soll sich anstrengen, wenn er mich küssen will. Vorsichtig rutsche ich auf dem Bett zurück und ziehe die Beine hoch. Kid muss mir hinterher, wenn er unsere Berührung halten will. Ich stelle mir seine Gesichtszüge vor, die ich nicht erkennen kann, dafür ist es zu dunkel und er mir einfach zu nah. Ich bin sicher er überlegt fieberhaft was ich vorhabe. Sicher liegt seine Stirn in Falten. Er ist stur, er wird den Kuss nicht aufgeben. Er wird derjenige sein, der sagt, wann Schluss ist, nicht ich, da bin ich mir absolut sicher. Leicht und nur ein Mal bewege ich meine Lippen gegen seine. Ich will ihn animieren, aber hauptsächlich reizen. Ich will sehen wie weit er geht und wie sehr er sich beherrschen kann. Falls er denn mehr will, als mich zu küssen, immerhin ist er ja auf meine Bedingung mit dem nicht anfassen eingegangen. Manchmal verstehe ich Kid einfach nicht, aber das soll nicht mein aktuelles Problem sein. Viel mehr fallen mir all die ungelösten Dinge auf meinem Schiff ein und das bringt mich wider zum Nachdenken. Kid ist ein Teil davon, ja, was musste auch ausgerechnet er dahergesegelt kommen?! Wie war das? 1) Eine völlig verblödete Seeschlange griff uns an. 2) Sie rammte uns und das Schiff bekommt Lecks... 3) ... die wir leider nicht alle reparieren können. Zu allem Übel ist auch... 4) ... meine Kajüte betroffen, wodurch sie... 5) ... nicht mehr benutzbar ist. So habe ich bei... 6) ... Bepo, Cas und Penguin geschlafen. Bepo schnarcht, Penguin redet, Cas lacht irre. Das hat mich nicht schlafen lassen und so leide ich... 7) ... unter extremen Schlafmangel und bin gereizter als sonst. 8) Es dauerte, bis wir ein Schiff sichteten, aber auch das ist ein Übel, denn es war niemand anderes als... 9) ... Eustass Kid. Der Mann, den ich absolut nicht sehen wollte! 10) Auch er kann uns nicht bei den Lecks helfen und wir müssen uns mehr oder weniger morgen von ihm abschleppen lassen. Damit bin ich... 11) ... ihm was schuldig und das behagt mir gar nicht. Ich musste aber vorher noch... 12) ... an die Oberfläche, was bedeutet, dass mich jemand durch ein weites Stück Ozean bringen musste. Dann musste ich... 13) ... mit Kid verhandeln und werde wohl vorerst... 14) ... auf seinem Schiff bleiben. Das wiederum bedeutet, dass ich... 15) ... auch dort schlafen muss. Wenn ich an seine Kajüte denke, fallen mir... 16) ... Dinge ein, über die ich nicht nachdenken will. Und ich... 17) ... fürchte, Kid erinnert sich genauso. 18) Deswegen wollte ich auch an Deck schlafen, was allein schon unbequem ist, aber... 19) ... Kid hat mich nicht gelassen und so sitze ich nun... 20) ... doch in seiner Kajüte. Und nicht nur das, trotz Bedingungen... 21) ... lasse ich mich gerade jetzt von ihm küssen. Und weil das ja nicht reicht... 22) ... gefällt es mir auch noch. Was ich ihm selbstverständlich niemals sagen werde. Werden die nächsten Tage dem hier noch etwas hinzufügen oder geht es ab jetzt nur noch bergauf? Ich bezweifle es, die Fahrt nach unten ist meistens sehr lang und meine hat wohl erst begonnen, auch wenn sich die Katastrophen der letzten Tage wie eine Endlosschleife lesen. Plötzlich stößt mein Rücken gegen die Wand. Schlagartig flammt wieder die Nacht zwischen Kid und mir in meiner Erinnerung auf. Er hatte mich genauso an die Wand gedrückt, nur grober. Mir wird heiß und kalt und ich bin arg in Versuchung, mich von ihm loszumachen und einfach von mir aus den Kuss zu brechen. Aber ich bin sicher, das würde er nicht gelten lassen und nur einen weiteren Kuss fordern. Gerade leckt er mir mit der Zungenspitze ein kleinwenig über die Unterlippe und ein ganz furchtbares Gefühl breitet sich in meinem Magen aus, gefangen zwischen angespannter Abwehr und dem Wunsch ihm nachzugeben und den Kuss einfach zu genießen. Ich weiß nicht was ich tun soll. Kid berührt mich nicht. Das wird mir erst klar, als ich eine Hand hebe, um seine Arme wegzuschieben, aber er stützt sich nur gegen die Wand hinter mir, hat mich so zwar eingefangen, aber... er berührt mich nicht. Dieser Bastard! Er gibt mir keinen Grund, mich zu beschweren und Deal ist Deal. Wir sind beide aufs Bett gerutscht, er kniet fast vor mir, aber er gibt sich Mühe, mich nicht einmal zu streifen. Ich denke, das ist eine Belohnung wert und so antworte ich ihm schlussendlich doch auf seine einfachen Lippenbewegungen. Und ich merke, dass Kids Kuss entspannter wird, nicht mehr so hoffnungslos. Ich schließe die Augen und gebe nach. So kommt es schneller zu einem Ende, rede ich mir ein. Mir ist es gleich, ich muss ihn so oder so küssen, das ist der Deal. Also kann ich es auch beschleunigen. Und nun bin ich es, der Kid mit der Zunge über die Lippen fährt. Und er zuckt wieder zusammen, wie er es vorhin schon tat, als ich gegen ihn gelaufen bin und seinen Rücken berührt habe. Wirklich amüsant. Meine Hände liegen stur auf meinen Beinen, als Kid ein Stück näher rutscht, sich darauf zu verlassen scheint, dass ich mich nicht bewege. Er lässt einen Arm sinken, stützt sich nur mit dem rechten Arm noch hinter mir ab, damit er sich besser zu mir beugen kann. Sein Kuss wird drängender und wie auf ein Zeichen hin öffnen wir beide unsere Lippen, nur ein wenig und unsere Zungen berühren sich kurz, ehe ich meine wieder zurückziehe. Aber Kid gibt nicht nach und so tue ich es. Erneut. Mein Herz schlägt schneller, als der Kuss sich intensiviert. Kid drängt mich noch ein Stück enger gegen die Wand, ich bin sicher, er würde mich gerne berühren, ich würde es zumindest gern. Aber ich verharre, nur Lippen und Zunge in Bewegung, Augen geschlossen, den Kopf ganz leicht geneigt. Er schmeckt noch genauso wie in jener Nacht, ich habe es nicht vergessen. Ich muss aufpassen und mich passiv halten, ich will nicht, dass er merkt, dass ich nichts gegen seinen Kuss habe. Kid legt den Kopf schiefer und zwingt mich, mich zu bewegen, um den Kuss nicht zu brechen. Ich würde ihm so gerne die Hand in den Nacken legen. Er zieht sich minimal von mir zurück und ich weiß genau, was das wird. Er hat das schon mal getan. Nur unsere Zungen halten die Berührung, als die Lippen sich trennen. Kid neigt den Kopf in die andere Richtung und setzt den Kuss fort, kommt mir wieder näher, küsst mich dominanter, energischer. Es ist wie ein nicht endendes Spiel. Mein Herz schlägt schon viel schneller und mir werden Details bewusst, obwohl ich mich einzig und allein aufs Küssen fokussiere. Kids Knie neben meinem ist warm, auch wenn wir uns dort nicht berühren, seine Hand lehnt dicht neben meinem Kopf, seine andere hält er krampfhaft bei sich. Ich lege meine linke Hand auf meine rechte, um nicht aus Versehen eine zu heben und ihn doch noch zu berühren. Der Kuss wird bittersüß, voll von Emotionen und unterdrückten Wünschen. Und Kid gibt mich einfach nicht frei. Ich höre mein eigenes Blut in den Ohren rauschen, mir wird schwindelig. Er und ich... wir wollen beide was anderes, aber Deal ist nun mal Deal und ich weiß nicht, wie weit ich gehen würde, wenn ich jetzt alles aufgebe und mich gehen lasse. Kid zieht seine Zunge zurück, die mich so dominant gefordert hat. Er küsst mich ein paar Mal nur leicht auf die Lippen. Lasse ich das noch gelten als nur einen Kuss? Wenn ich mich das überhaupt fragen muss, dann sollte es mir egal sein. Und das ist es tatsächlich. Schlaftrunken, liebestrunken, wenn man das Wort mal benutzen kann, um überhaupt diesen Zustand auszudrücken. Leicht verwirrt, glücklich, irgendwie schockiert, benebelt und berauscht... zu viel auf einmal für mich. Ich fühle mich gut, obwohl Kid mich in die Ecke drängt. Noch einmal küsst er mich dominant, spielt mit mir, dann lässt er von mir ab. Und ich sitze vor ihm, erregt, wie ich peinlich berührt feststelle. Erst nach Sekunden wird mir bewusst, dass Kid mich ansieht. Er grinst, aber es kommt eher einem Lächeln gleich, keinem selbstgefälligen, normalen Kid-Ausdruck. "Was ist?", frage ich und versuche, mich wieder zu sammeln. Ich kann nicht verhindern, dass ich mir verräterisch über die Lippen lecke. "Genug?", fragt Kid und bewegt sich nicht. "Genug." Eine glatte Lüge. Dennoch lasse ich mich zur Seite kippen und drücke das Gesicht in mein Kopfkissen. Kid hat zwei, wie praktisch. Während ich überlege, ob nicht eigentlich er derjenige von uns beiden ist, der gefragt werden müsste, ob er genug hat, drehe ich mich auf den Bauch, um auch auf gar keinen Fall zu verraten, dass mich dieser endlose Kuss nicht so kalt gelassen hat, wie ich versuche Kid weis zu machen. "Erstick dich nicht", kommt sein Kommentar von der Seite. Ich drehe mich weg von ihm und starre im Dunkeln an die Wand. Mein Herz rast, mir ist heiß. Kid bewegt sich hinter mir und plötzlich habe ich eine Decke über der Schulter. "Hm?", mache ich fragend und werde schlagartig todmüde, wo ich das Bett spüre, ein Kissen und eine Decke habe. Kid sagt nichts, stattdessen schlingt sich ein Arm über meine Hüfte und eine Hand legt sich auf meinen Bauch. "Ey!" Zu mehr bin ich nicht im Stande. Kid zieht die Decke über mir zurecht und ich schließe die Augen. "Hör auf zu meckern, ich berühr dich doch gar nicht." "Und was is mit..." "Da ist 'ne Decke zwischen und jetzt schlaf endlich." "Hmhmm...", mache ich irgendwie zustimmend und noch während ich mir sage, dass ich mich wehren müsste, um glaubhaft zu sein und standhaft zu bleiben, holt sich mein Körper all das, was ich ihm die letzten Tage und Nächte verwehrt habe: Schlaf. Das letzte, was ich bewusst wahrnehme ist, wie Kid verbotenerweise seine Stirn gegen meinen Kopf lehnt. Jetzt berührt er mich aber wirklich. ~ owari Chap °6 ~ * siehe "Hold me, thrill me..." und "Kiss me (kill me)" Ich hoffe dieses Chap ist ein kleiner Lichtblick für alle! :D Ich schreibe derweil schon an Chap °10 und freu mich des Lebens. xD Aus aktuellem Anlass noch einmal der Hinweis (bitte überlesen, wer es nicht mehr lesen kann xD): Wer immer eine Benachrichtigung bekommen möchte, dass ein neues Chap draußen ist... sagt mir einfach Bescheid per Kommi, GB-Eintrag oder ENS und ich setze euch auf meine nicht öffentliche Liste! :3 Noch fix wichtig: Es scheint amtlich zu sein, Cas heißt nicht Cas, sondern Shachi, was "Orca" bedeutet. Law hat eben einen Tierfetisch. xD~ Ich werde den Namen jedoch nicht mitten in einer FF ändern. Wie es bei zukünftigen FFs aussieht... mal sehen. --> http://opwiki.de/wiki/Shachi Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 7: Auf Kids Schiff: Tag 1 Part 1/ 2 ------------------------------------------- Boah... was ein Akt. Ich war so unzufrieden mit diesem Chap, dass es sich einfach gedulden musste. Ich hab im Endeffekt 3 Seiten gelöscht und 5 neue geschrieben. xD~ Jetzt ist es annehmbar. Hoffe ich. Ihr werdet mir das schon sagen. u.u' Eigentlich sollte das Chap ja "Auf der xyz" heißen, aber da wir nicht wissen, wie sein Schiff heißt... bleibt es jetzt hierbei. *hust* Das nächste Chap kommt diesmal wirklich schneller, immerhin ist es ja auch der zweite Part von diesem hier. Pairing: Kid & Law Warning: - Perspektivenwechsel - Hinhaltetaktik! - Haltet euer Metall fest! O.O'' Chap °7 – Auf Kids Schiff: Tag 1 Part 1/ 2 ~ Kid's PoV ~ Ich weiß ja, dass er müde ist, er sieht aus, als hätte er ein paar Tage nicht geschlafen, aber trotzdem hätte ich nicht erwartet, dass er die Dreistigkeit besitzt, einfach einzuschlafen. Einzuschlafen! In meinem Bett! In meinem Arm! Unfassbar! Wo ich ihn doch nach der halben Nacht endlich so weit habe, dass er überhaupt mit ins Bett kommt! Mürrisch verziehe ich die Lippen, meine Stirn noch immer an ihn gelehnt. Dass er sich von mir wegdreht, das habe ich mir gedacht. Es ist ja schon wie ein Wunder, dass er jetzt überhaupt hier ist und nicht noch immer draußen. Er macht sich das Leben schwer, statt mal einer Neigung nachzugeben. Ich würde ja sagen selber Schuld, aber damit ist es diesmal nicht für mich getan. Nicht bei dem hier. Nicht bei Trafalgar. Nicht bei dem, was ich eigentlich mit ihm im Sinn habe. Er hat gesagt, ich solle ihn nicht anfassen. Hat er überhaupt einen blassen Schimmer davon, was er da von mir verlangt? Ich bin nicht gerade mit viel Beherrschung gesegnet worden. Und ich will ihn. Das weiß ich, seit er verletzt in meinem Bett lag. Einmal Sex mit ihm reicht mir nicht. Er ist viel zu interessant, um ihn schon gehen zu lassen. Er reizt mich, er ärgert mich, er macht mich wütend und trotzdem bringt er mich jedes Mal wieder dazu, ihn zu wollen. Und ich gebe mir doch auch wirklich Mühe! Bin ich nicht nett? Bin ich nicht aufmerksam? Zuvorkommend? Höflich? Bei jedem anderen wäre ich schon längst explodiert! Jeden anderen hätte ich längst umgebracht! Aber nicht ihn. Ihn nicht. Und alles nur, weil... ich ihn will. Manchmal sind irdene Triebe schwer zu verleugnen. Ich will mit ihm spielen, ihn mehr aus der Reserve locken. Dass er nicht abgeneigt ist, das weiß ich. Besser als er. Er lässt sich immer wieder bis zu einem gewissen Grad auf mich ein. Er macht mich heiß. Und dann lässt er mich fallen. Er lässt sich küssen, er beantwortet den Kuss, er lässt sich ein ganz kleinwenig anfassen. Aber immer, wenn es ernster wird, wenn ich mehr will, dann schubst er mich zurück. Wie lange lasse ich mir das noch gefallen? Ich hatte ihn ein Mal. Er ist der erste seit Jahren, den ich ein zweites Mal will. Er ist der erste, von dem ich mich zurückweisen lasse und den ich trotzdem will. Der erste, der mich aufhält und dem ich dabei nachgebe. Und der erste Mann grundsätzlich. Gerade dieser Umstand, dass er ein Mann ist, sollte ihn doch anders handeln lassen! Warum nicht ein wenig Spaß haben, warum sich nicht vergnügen?! Es könnte so einfach sein! Und es ist es dennoch nicht. Nicht einmal, würde er wirklich nachgeben. Es reizt mich ja, dass er es nicht tut. Es spornt mich an irgendwie und es macht ihn spannender. Die ganze Sache wird aufregend. Allein seine Macken, seine Sturheit und sein unerbittlicher Widerstand! Wunderbar! Es macht Spaß, damit zu spielen, immer wieder ein kleinwenig vorzudringend, nur um wieder zurück geworfen zu werden. Und es ist doch frustrierend! Trafalgar ist eine Herausforderung. Ich bewege den Kopf, stupse Trafalgar an, aber nichts bewegt sich. Ich höre ihn gleichmäßig atmen und schiebe meine Hand weiter auf seinen Bauch. Der Mann ist einfach zu schmal gebaut. Wie kann so viel Kraft und Leidenschaft in einem so... fast zierlichen Männerkörper stecken? So viel unbändiger Willen! Wenn er nur so daliegt, wirkt er ruhig und harmlos. Seine schwarzen Haare kitzeln. Ich ziehe mich ein Stück zurück, starre ihn in der Dunkelheit an. Es nervt, nur seinen Hinterkopf sehen zu können. Also ziehe ich an ihm, versuche ihn zu drehen, was mir auch gelingt und Trafalgar rollt auf den Rücken. Er murrt leise, scheint aber nicht aufzuwachen. Was für einen gesunden Schlaf hat der Mann?! Oder liegt das nur an seinem Schlafmangel? "Trafalgar?", flüstere ich fast tonlos. Keine Antwort. Gut. Sehr gut. Meine Hand streicht höher, über seinen Bauch, bis zur Brust und verharrt dort. Das Ende der Decke ist erreicht, wenn ich weitergehe, breche ich den Deal. Und ein Deal ist ein Deal. Zumindest mit ihm. Er wird sich fragen, warum ich überhaupt auf einen eingegangen bin. Soll er ruhig. Er schläft. Und von welchem Dealbruch weiß er, wenn er schläft? Ich muss taktisch sein bei ihm, Vertrauen gewinnen, sonst weicht er mir immer nur aus. Aber wie soll man sich von etwas fernhalten, was wehrlos vor einem liegt? Das ist, als würde man ein Opfer verschonen, das sich 'kill me' auf die Stirn geschrieben hat. Völlig unmöglich! Also wandert meine Hand weiter. Über die Decke, fast bis auf seinen Hals und dann wieder runter. Unter die Decke. Nackte Haut, seine warme, nackte Haut. Lebendig, wie er atmet. Und er bewegt sich nicht groß. Er dreht nur den Kopf in meine Richtung und ich halte inne, aber er schläft noch immer. Sein Atem streift mich, als ich wieder näher zu ihm rutsche. Er weiß nicht wie er auf mich wirkt, oder? Gut so. Vorsichtig hauche ich ihm einen Kuss auf die Wange. Nichts rührt sich und ich streiche mit dem Zeigefinger über seine Haut. Irgendwie macht das keinen Spaß. Es ist fast wie damals, als er hier lag, bewusstlos, und ich ihn nur ansehen konnte. Nur berühren, ohne, dass er sich bewegt hätte. Ich mag das nicht! Ich stupse ihm gegen die Schulter. Er wacht nicht auf. Sollte ich ihn schlafen lassen? Ich rutsche enger an ihn, bis seine Schulter gegen meine Brust drückt. Den rechten Arm lege ich über ihn, das Gesicht an seinem Hals. Ich würde sagen er riecht gut, wenn es nicht so komisch klingen würde. Er hat immer diesen Hauch von Dominanz und Freiheit, von leichter Überheblichkeit und gleichzeitig von Würde, Stolz und Können. Jemand, der sich seiner Fähigkeiten sicher ist. Wie ich. Und doch so anders. Lang liege ich wach, ihn an mich gedrückt. Ich denke nicht viel nach, ich warte eher. Worauf, das weiß ich nicht, vielleicht einfach auf den nächsten Morgen. Auf das Ende des Deals, wann auch immer das ist. Ich weiß, dass ich ihn nicht überfordern sollte, aber, hey, ich bin auch nur ein Mensch, gelenkt von dem, was ich will! Warum sollte ich dem nicht nachgeben? Ich halte mich bei ihm schon zurück! Aber vielleicht sollte ich genau das nicht tun. Möglicherweise muss Trafalgar nur überfordert werden und es gibt bei ihm einen Kurzschluss. Ich sollte das bei Gelegenheit mal testen. Ich grinse vor mich hin, während die Nacht den Morgenstunden weicht. Komischerweise bin ich nicht müde. Morgen wird sich das rächen. Wir wollen das Schiff bergen und ich habe schon einen Plan. Einen guten Plan, einen, der funktionieren wird. Ich drücke mein Gesicht in Trafalgars weiche Haare. Warum ist er hier so wehrlos? Wer soll sich da noch länger beherrschen können? Meine Hand wandert wieder runter, berührt ihn, streicht über alles, was ich erreichen kann. Die Brust runter, über den Bauch, langsam, genießerisch. An seiner Hüfte halte ich an. Meine Lippen berühren seine Schulter und ich habe genau noch zwei Möglichkeiten: Entweder ich stehe auf und gehe, was mir überhaupt nicht gefällt, oder aber ich berühre ihn einfach weiter und stelle noch ganz andere Dinge mit ihm an, wenn er wach wird. Denn wenn er neben mir liegt, kriege ich Lust auf mehr. Wenn ich ihn berühre, will ich ihn küssen. Wenn ich ihn küsse, will ich ihn noch mehr berühren, überall. Und dann hab ich Lust auf Sex... ~ Law's PoV ~ Der Schlaf entlässt mich nicht ganz, aber ich spüre eine so angenehme Wärme, dass ich überhaupt keine Lust habe, wacher zu werden. Das Bett ist weich, die Decke tut gut und das Kopfkissen liegt geradezu perfekt, um die Wange ein wenig daran zu reiben. Nur der Arm, der über meiner Hüfte liegt, ist schwer und der Finger, der die ganze Zeit über die gleiche Stelle streicht, wird etwas nervig. "Hnnng?", mache ich im Halbschlaf und irgendwas Weiches, Warmes berührt meine Schläfe. Es dauert und erst, als ich genauso ein weiteres Mal berührt werde, registriere ich, dass es Lippen sind, die mich küssen. Irritiert werde ich wacher, blinzle, versuche mich zu erinnern, wo ich bin. Meine Hand bewegt sich nach vorn. Ich liege auf der rechten Seite, vor mir ein Körper, ein dunkler Schemen, hinter dem sich die ersten, noch dunklen Morgenstunden abzeichnen. Sobald meine Hand den Körper berührt weiß ich, dass es Kid ist, der neben mir liegt. Ich bin mit ihm ins Bett gegangen. Also, nicht wirklich! Adrenalin schießt bei diesem Gedanken durch meinen Körper, schafft es aber nicht, mich wirklich wach zu machen. Ich bin einfach zu müde, habe zu viel Schlaf nachzuholen. "Aufgewacht?", kommt Kids tiefe Stimme leise aus der Dunkelheit. "Kid?", frage ich blöd und werde grob am Arm gepackt. Noch ehe eine Sekunde vergeht, dreht Kid mich auf den Rücken, hält mit seinen Händen meine Arme unten und beugt sich über mich. Nun reiße ich doch die Augen auf. Ich sehe in sein Gesicht, kaum zu erkennen. "Erwarte keinen anderen!", knurrt er und küsst mich hart. Verdutzt über seine plötzliche Reaktion, über seine Worte und auch seinen Tonfall, bleibe ich ruhig liegen. Ob ich wohl woanders aufwache, wenn ich die Augen zumache, bis zehn zähle und sie wieder öffne? Ob Kid dann seelenruhig neben mir schläft und das hier einfach nur ein merkwürdiger Traum ist? Der Hoffnung gebe ich mich erst gar nicht hin! Kids Hand streicht über meine Brust, hält an meiner Seite inne und wandert nach unten. Er selbst drängt sich näher zu mir, seine Hüfte stößt gegen meine. Seine rechte Hand fährt über mein Bein, runter und wieder rauf und tausend kleine Stromstöße durchzucken meinen Körper, hinterlassen ein Kribbeln in mir. Kid küsst mich energischer und ob ich will oder nicht, es hat einen gewissen Reiz. Meine freie Hand legt sich um sein Handgelenk, um ihn aufzuhalten, mich nicht weiter berühren zu lassen, aber gleichzeitig küsse ich zurück, ich weiß nicht wieso, es ist einfach das, was ich will. Und Kid nimmt das als Einladung. Ohne weitere Anzeichen zieht er an mir, bringt mich unter sich, sich über mich und schiebt ein Bein zwischen meine. Ich keuche erschrocken auf und auch das nutzt Kid, intensiviert den Kuss. Er befreit seine Hand nicht, hält sie konsequent auf meiner Hüfte, aber er liegt halb auf mir und sein Gewicht drückt mich weiter aufs Bett. "Meh... munder...", murmle ich, als er seine Lippen für zwei Sekunden einmal nicht bewegt. Aber er hört nicht, er geht nicht runter, stattdessen drängelt er sich weiter auf mich. Nur habe ich gerade absolut keine Lust darauf! Das ist wie eine Grenze, auch wenn es keine offensichtliche gibt. Ob es mich stört, dass er mich aus dem Schlaf reißt, habe ich noch nicht entschieden, es gäbe dafür nur ein besseres Timing, als es zu tun, wenn ich durch tagelangen Schlafmangel total fertig bin. Dass er mich küsst... nun, dazu brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen... ich mag es einfach. Aber dass er sich gerade so auf mich drängt, das geht mir genau jetzt gegen den Strich! "Kid!", zische ich, als ich es schaffe, den Kopf zu drehen und damit den Kuss zu beenden. "Lass das!" "Ich will nicht..." Seine Stimme ist nur ein Nuscheln, denn längst haben seine Lippen einen Weg über meine rechte Wange zu meinem Hals gefunden. Es kitzelt, seine Lippen sind heiß. Sein ganzer Körper ist heiß. Aber es ist mir scheißegal was er will oder nicht will! "Wir hatten einen Deal!" Ich versuche ihn wegzudrücken mit dem Arm, der noch immer unter ihm, neben mir, ist. Kid hält dagegen. "Das war gestern." Er beißt mich. Er! Beißt! Mich! "Hör auf mich zu verarschen!" Jetzt bin ich doch wach, richtig wach, auch wenn ich immer noch todmüde bin. Kid hört auf, stützt sich auf seinen freien Arm, zieht am anderen, den ich loslasse und sieht mich an. Noch immer ist es dunkel, aber das breite Grinsen, das seine Lippen ziert, erkenne ich auch so. "Glaub mir, mir fallen ein paar Dinge ein, die ich davor tun würde." Und ich glaube ihm. Sofort. "Du hast einfach kein Timing! Hör auf mit dem Scheiß!" Ich schlage seine Hand weg, die wieder über meine Seite streicht und versuche, mich ebenfalls aufzurichten, um mich besser wehren zu können. Wenn er nur nicht immer so drängeln würde, nicht so eindringlich wäre und vor allem... nicht so ein mieses Timing besitzen würde... wer weiß... aber das zählt gerade nicht! "Du hast genau zwei Möglichkeiten", knurre ich ihn an, als ich mit dem Arm sein Gesicht abblocke, das mir schon wieder viel zu nahe kommt. Seine rechte Hand, immer noch frei, streicht schon wieder über meinen Körper, sein Bein reibt gegen meines. Unter anderen Umständen würde ich das vermutlich interessant finden, auch wenn ich nicht weiß, ob es richtig wäre. Vielleicht würde ich bis zu einem gewissen Grad sogar mitmachen, aber in dieser Nacht... will ich einfach nur schlafen! Und so leicht bin ich ohnehin nicht zu haben! "Hör zu oder du liegst in Einzelteilen verstreut in diesem Raum!" Jetzt brülle ich fast, aber Kid hört auch einfach nicht auf, mich weiter zu bedrängen. Erst jetzt merkt er, dass ich es offensichtlich doch ernster meine und hält inne, weicht aber keinen Millimeter von mir. "Möglichkeit eins", meine ich und drücke ihn weg. "Geh endlich von mir runter!", fauche ich, als er sich nicht bewegt. Kid zögert, zieht sich dann aber doch zurück, nicht aber, ohne zu murren. Er ist unzufrieden, das merke ich allein anhand seiner Bewegungen. Und dass ich es nur schon daran bemerke heißt, dass ich mit Kids Gestik merkwürdig vertraut bin. "Möglichkeit eins", wiederhole ich mich und pflücke mit spitzen Fingern auch noch seine Hand von meinem Bauch, "ist... du legst dich brav hin und schläfst einfach. Und lässt mich auch schlafen. Dann bleibe ich. Und vergesse das hier." "Ich will nicht, dass du es vergisst!", meint er eindringlich und knurrt. Ich werde es auch nicht vergessen, garantiert nicht, aber... Der Vorhang am Fenster ist nicht ganz zu und ich sehe hin, angezogen von der beginnenden Helligkeit draußen. Nicht mehr lange und der neue Tag ist da. Ich ignoriere Kids Bemerkung und fahre einfach fort. "Und Möglichkeit zwei besteht darin, dass ich gehe und du höchstwahrscheinlich in drei Teilen hier liegen bleibst." Ich sehe wieder zu Kid, der jetzt schlecht gelaunt schnaubt. Seine Hand hebt sich und er streicht mir mit dem Finger über die Schulter. Er bleibt stumm, so als würde er überlegen. Oder das Gesagte ignorieren. Er nimmt einen zweiten Finger zum ersten und legt schließlich die ganze Hand auf meine Schulter. "Ich meine das Ernst!", sage ich, drohend, deutlich. "Ich weiß." Für einen Moment spricht keiner von uns, dann nimmt Kid die Hand zurück, setzt sich auf und lehnt den Rücken gegen die Wand an der Kopfseite des Bettes. Ich bleibe wo ich bin, schiele zu ihm hoch. Warum gibt er so einfach nach? Das ist nicht seine Art. Nicht, das ich mich beschweren will, aber... das bin ich von ihm nicht gewohnt. Wobei... ich habe ja bereits gemerkt, dass er sich hin und wieder anders verhält, dass er auf das ein oder andere hört, was ich ihm sage, dass er sich von sich aus anders verhält. Soll mir das jetzt sagen, dass ihm etwas daran liegt, wie ich auf ihn reagiere? Oder heißt es einfach nur, dass er den Weg des geringsten Widerstandes bei mir geht, weil er einfach keine Lust hat, sich mit mir rumzuärgern? Weil ich nicht wichtig genug bin, seine Energie aufzubrauchen? Irgendwie glaube ich nicht daran. "Ich mache das nicht ewig mit, Trafalgar!", meint er leise, fast schon zu leise, aber mit Nachdruck und wieder überkommt mich ein Kribbeln. Also doch das erste, er achtet auf mich. Auch das passt nicht zu ihm. Er hat Interesse an mir, er will was von mir, er will alles von mir, habe ich manchmal das Gefühl. Aber so einfach gebe ich es ihm nicht. Sex zum Spaß... ja, warum nicht? Das haben Piraten oft genug, wenn sie mal wieder wochenlang auf See waren und dann endlich wieder irgendwo an Land gehen. Da sind er und ich vermutlich nicht anders. Wobei... jemand muss mich schon wirklich faszinieren, mich interessieren... sonst nehme ich niemanden mit ins Bett. Und Kid interessiert mich. So sehr, dass ich wider besseres Wissens mit ihm das Bett teile. Auch wenn ich nicht mit ihm schlafe. Kein zweites Mal. Noch nicht. Vielleicht nie. Möglicherweise irgendwann. Bei ihm ist das anders als bei anderen, die mir gefallen. Ich reibe mir genervt über die Stirn und lasse mich wieder aufs Bett sinken. Zu viel für meinen müden Kopf, viel zu viel. Ich habe keine Lust aus der Szene ein Drama zu machen. Und ich habe auch keine Lust aufzustehen, und zu gehen. Ich will schlafen, aber ich will es neben Kid tun. Auch wenn er mich aufregt, so hat er doch eine beruhigende Wirkung auf mich. Paradox eigentlich. Mir derzeit aber so was von egal... Ich sehe wieder zu Kid hoch. "Mach doch was du willst", grummelt er und dreht den Kopf weg. "Gut." Ich drehe mich zur Wand, rücke ein Stück näher dahin. Mein Herz schlägt wild in meiner Brust und meine Gedanken drehen sich wieder im Kreis. Wie so oft bei Kid in letzter Zeit. Nichts ist mehr, wie es ist... wie es war. Und wenn ich ehrlich bin, stört mich das auch nicht. Was mich stört sind Kids Tempo, sein mieses Timing und meine Unfähigkeit, mir ihm gegenüber einig zu werden. Es muss sich was ändern. Wach liege ich da, versuche ruhig zu werden, ruhig zu bleiben. Kid sitzt immer noch an der Wand gelehnt da, er bewegt sich nicht. Wir können beide nicht schlafen, aber keiner von uns geht. Beide sind wir merkwürdig im Umgang miteinander, beide wollen wir irgendwas, ohne uns an einem Punkt zu treffen. Ob er gemerkt hat, dass ich zwar sein Timing, aber nicht sein Handeln kritisiert habe? Die Nacht weicht endgültig dem Tag. Irgendwann hat Kid seine Hand auf meinen Nacken gelegt und ich habe nicht protestiert. Als es Zeit zum Aufstehen ist, die Sonne scheint bereits hoch am Himmel zu stehen und anscheinend habe ich doch noch etwas geschlafen, drehe ich mich zu Kid um. Er ist nicht mehr da, ich bin alleine im Bett. Und ich weiß nicht, wann er gegangen ist. Zäh zieht der Tag dahin. Stunde um Stunde vergeht, in der die Schiffe gesichert werden. Die besten Taucher aus beiden Crews sind ununterbrochen damit zugange, neue Seile hin und her zu spannen, zu befestigen, zu kontrollieren und mein Schiff irgendwie aus dem Riff zu pellen. Es gestaltet sich alles andere als einfach und das Wetter auf der Grandline spielt auch nicht besonders gut mit. Immer wieder dreht der Wind und immer wieder müssen die Segel von Kids Schiff neu ausgerichtet werden. Eigentlich wollten wir Windenergie nutzen, um mein Schiff zu befreien, es irgendwie zur Seite zu ziehen oder so. Wenn es erst mal frei ist, können wir es bergen. Hoffe ich. Falls es bis dahin nicht gänzlich abgesoffen ist. Die Stimmung ist nicht gut, Kid ist gereizt und er verbirgt seine Laune nicht. Aber seine Crew kommt damit klar. Immer wenn ich denke, dass er gleich irgendwas in seiner Nähe kaputt macht, ist plötzlich Killer an seiner Seite und das höchste der Gefühle, was dann noch von Kid kommt, ist ein Schlag. Und der tut Killer nicht weh. Dafür bin ich allerdings genervt von diesem Anblick. Ob den beiden bewusst ist, was sie für eine Figur abgeben? So vertraut... ich mag das nicht. Ich weiß nicht einmal wieso. Bepo und ich sehen vermutlich genauso aus. Und Bepo ist eigentlich immer um mich rum. Ich beschäftige mich mit anderen Dingen, aber Kid und ich geraten in Konflikt. Ich weiß nicht, ob es wirklich nur wegen der Schiffsbergung ist oder ob auch die letzte Nacht eine Rolle spielt, aber die Gemüter kochen hoch, als wir uns nicht einig sind, wie wir steuern sollen. Es ist sein Schiff, das die Befehle ausführt, aber es ist mein Schiff, um das es geht. Zum Glück macht die Grandline jeden unserer Vorschläge und Wünsche zunichte und so müssen wir uns immer auf anderen Wegen einigen, neue Pläne machen, spontan agieren. Und das klappt. Am späten Nachmittag ist mein Schiff frei. Ich bin völlig geschlaucht davon, immer gegen Kid anreden zu müssen, der Kerl ist einfach nur anstrengend im Moment. Wenn er seinen Willen nicht bekommt, wird er bockig. Oder böse. Die Kombination aus beidem ist furchtbar. Zum Glück geht das bei mir rechts rein und links wieder raus. Solange wie er mir gegenüber nicht handgreiflich wird, soll es mir egal sein. Soll sich Killer doch verprügeln lassen! Nachdem das Schiff aus dem Riff ist, machen wir eine Essenspause an Deck. Die Männer lehnen sich an die Zacken am Schiff, Kid selbst sitzt am Totenschädel am Bug.* Ich habe keine Ahnung wer hier kocht, aber wer immer es ist, er versteht sein Handwerk. Mit verstohlenen Blicken mustere ich Kids Crew. Ich kann mir keinen von denen am Herd vorstellen, aber wenn ich Bilder vor meinem inneren Auge sehe, wie Killer womöglich mit seinen Klingen Fleisch zersäbelt, der flammenwerfende Zombie alles brät oder der große Typ mit dem Netzoberteil liebevoll Kartoffeln schält... will ich es auch nicht mehr wissen! Man muss nicht alles wissen! Manches bleibt lieber ungeklärt. "Und nun?", frage ich schließlich. Wir stehen wieder an Deck, Kid geht dicht an die Reling, blickt ins Meer. Sein Mantel weht leicht zur Seite, als ein Windhauch über das Schiff streicht. Theoretisch könnten wir so fahren und mein Schiff unter Wasser hinterher ziehen, aber das ist mir zu gefährlich. Wer weiß, was noch alles passiert... Außerdem will ich meine Crew zurück. Jean Bart, den ich zwar sehe, weil er einer der Taucher ist, reicht mir nicht. Er bringt mir zwar immer Neuigkeiten, aber ich will mich selbst vom Zustand meines Schiffes überzeugen. Wie weit sind die Reparaturen vorangeschritten? Wie viel Dinge werden wir von Kid brauchen, um auch über Wasser bleiben zu können? Und wie viel wird Kid uns geben? Es ist abartig, dass ich ihm zu Dank verpflichtet bin! Aber darüber mache ich mir später Gedanken, vorerst geht es nur darum, mein Schiff zu retten. "Warte es ab." "Ich will nicht warten." Ich trete neben Kid, der den Blick stur nach unten hält. Das Meer glitzert und schäumt, wo es gegen das Schiff brandet. "Die Seile sind doch fest, die Winden stehen. Worauf soll ich warten?" Wieso ziehen wir mein Schiff nicht einfach hoch? "Du weißt selbst, dass dein dickes Sinkboot zu schwer ist!", faucht Kid mich an und tritt einen Schritt zu mir, sodass ich zurückweichen muss. "Ich habe ein U-Boot", stelle ich richtig. "Was es nicht davor bewahrt hat, abzusaufen wie jedes andere Schiff!" "Danke für den Hinweis." Arschloch! Mir ist bewusst, dass wir es nicht schaffen, mein Schiff einfach so hoch zu holen. Dafür sind die Winden, die wir gezimmert haben, einfach zu schwach. Mit einer richtigen Werft, ja, das würde gehen, aber so... und wir sind mitten auf dem Meer, endlose Weiten, alles Blau, keine Insel in Sicht. Mein Frustrationspegel steigt. "Geh einfach weg und lass mich machen!" Kid läuft die Seile ab, die über der Reling gespannt sind. Er zieht hier und da und prüft die Stabilität. Stur laufe ich ihm nach, prüfe meinerseits alles. Und Kid fängt an zu fluchen. "Nicht aufregen", murmle ich und sehe mich in der nächsten Sekunde direkt Kid gegenüber. Er hat einen Arm ausgestreckt und drückt ihn mir gegen die Brust, als würde er Abstand wollen oder mir sagen, dass ich ihm gefälligst nicht hinterher zu dackeln habe. Unbeeindruckt sehe ich zu ihm hoch. "Sag mir nicht, was ich machen soll!" Irgendwo fängt eine Kiste an zu klappern und mein Katana wackelt in meiner Hand, zieht ganz leicht nach vorn zu Kid. Der Mann hat echt null Beherrschung. Aber sein Machtgehabe hat keinerlei Wirkung auf mich. "Das ist mein Schiff da unten!" Und ich werde nicht einfach nur zusehen was passiert und wie er es möglicherweise - hoffentlich - birgt. Er spielt mit dem Leben meiner Crew! Kid sieht mich an, sagt nichts. Dann lässt er den Arm sinken. Das Ziehen an meinem Katana hört auf. "Du schuldest mir was." Das weiß ich! Und es macht mich nicht gerade glücklich! Vor allem dann nicht, wenn meine Gedanken schon wieder in Richtung nächtlicher Phantasien abschweifen! Ich weiche seinem Blick aus, sehe lieber all die an, die über das Deck laufen und letzte Vorkehrungen treffen oder Kontrollen durchführen. "Trafalgar." Ich beiße mir auf die Unterlippe. Halt die Klappe, Kid und geh weiter die Seile ab! "Trafalgar!" "Ja, verdammt!" Jetzt sehe ich ihn doch wieder an, wütend, dass ich ihm auch noch zustimmen muss. "Gut." Kid grinst, dreht sich um und setzt seinen Kontrollgang fort. Jetzt wirkt er zufrieden und kein bisschen gereizt mehr. Dafür bin ich es jetzt und meine Hand zittert und umklammert den Griff meines Schwertes umso fester. Der Typ nervt mich! Gestern war er noch... fast nett. Aber er kann irgendwie nicht ganz nett sein, er muss immer eine Prise Zynismus oder Verachtung dazulegen. Etwas Hohn, ein wenig Stolz, Befehle oder einfach nur Selbstgefälligkeit. Wütend starre ich seinen Mantel an. Von hinten ist mir Kid gerade lieber. Und dann kommt der Moment, an dem ich nur noch die Luft anhalten kann. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Jean Bart steht neben mir, schaut über die Reling. Die ganze Backbordseite ist gefüllt von Männern und alle starren ins Wasser. Kid hat um sich herum Platz geschaffen, weiß der Teufel warum. Von allen, die nach unten starren, sieht er am angestrengtesten aus. Beide Arme auf die Reling gestützt, beugt er sich vor. Seine Arme sind angespannt, sein Blick fliegt über die Wasseroberfläche, die Seile, dann über die Winden. Ich würde am liebsten selber ziehen, aber ich weiß, dass es nichts bringt und so stehe ich nur da und beobachte das Geschehen. Ich könnte schreien vor Unmut! Danebenstehen und zusehen! Ist das denn alles, was ich beisteuern kann?! Plötzlich knirschen die Winden, dann knackt es laut. Sofort springen Männer an die betroffene Winde und ich muss sämtliche Selbstbeherrschung aufbieten, die ich habe, um nicht ebenfalls dorthin zu gehen. "Weg!", ruft Kid und stößt jeden zur Seite, der seinen Weg kreuzt, als er ein paar eilige Schritte zur Seite geht. Ich weiche aus, bleibe aber einfach direkt neben ihm stehen. Wenn ich könnte, würde ich meine Teufelskräfte nutzen. Aber meine Kuppel hat nur eine begrenzte Reichweite und kommt nicht bis an mein Schiff. Außerdem habe ich so etwas Großes noch nie bewegt, ich weiß nicht, ob es möglich wäre, mein Schiff mit irgendetwas anderem den Platz tauschen zu lassen. Aber ich würde es versuchen. Vermutlich würde es allerdings gleich wieder absaufen... Noch während ich nachdenke und wieder ins Wasser starre, das inzwischen anfängt zu schäumen und unruhig Wellen entstehen lässt, breitet Kid seine Arme aus. Sein rechter Arm, ist direkt vor mir und ich muss mich wieder gerade hinstellen, um ihm nicht im Weg zu sein. Ich will meckern, dann fällt mir etwas an Kid auf. Er hat die Augen geschlossen, sieht angespannt aus, konzentriert. Sein rechter Arm steckt nicht im Mantel und so kann ich sehen, wie er alle Muskeln anspannt. Feine Blitze tauchen an seiner Hand auf und springen vor seinen Fingern umher, ehe sie sich wieder auflösen. Erst jetzt wird mir klar, was er da treibt. Eustass Kid setzt seine Teufelskräfte ein, um mein Schiff, das großteils aus Metall besteht, an die Wasseroberfläche zu holen. Der Gedanke daran ist so absurd, dass er mir nicht einmal selbst gekommen ist. Ich habe auch so viel darüber nachgedacht, wie ich mit meinen eigenen Kräften helfen könnte, dass ich seine gänzlich vergessen habe. Mir wäre es auch nie in den Sinn gekommen, Kid danach zu fragen. Er hilft mir ja schon. Niemals hätte ich erwartet, dass er sich auch noch persönlich anstrengt! Sprachlos sehe ich ihn an. Seine Lippen zittern und er presst sie fest zusammen. Schweiß bildet sich auf seiner Stirn und seine Atmung wird unruhig. Plötzlich wird es ganz still an Deck. Nur das Wasser blubbert, als würde es kochen, unruhige Wellen schlagen gegen den Bug. Das ganze Schiff neigt sich mit der Seite zum Wasser und die Männer hinter mir fangen an zu murmeln. Dann knackt es wieder, Schreie werden laut, ich drehe mich um, sehe Winden brechen, rühre mich aber nicht. Männer versuchen zu retten, was zu retten ist, die übrigen Winden zu stabilisieren, damit sie durch die Mehrbelastung nicht auch noch bersten. Ich würde nur im Weg stehen, so viele Männer rennen plötzlich hin und her. Ich sehe zu Jean Bart, unsere Blicke begegnen sich und ich nicke ihm zu, wage es nicht zu sprechen. Ich habe Angst, ich könnte Kid in seiner Konzentration stören. Jean Bart läuft zu den anderen und macht sich nützlich. Und ich sehe wieder Kid an. Wie schwer mag es sein, was er gerade tut? Ich weiß es nicht. Er muss mit seinen Kräften die zerstörten Winden ausgleichen. Wie hoch ist mein Schiff schon, wie nah der Oberfläche? Die letzte Meldung von Jean Bart war, dass es schwimmen wird, wenn es erst einmal oben ist. Die Crew hat Vorkehrungen getroffen, Lufttanks eingerichtet, Maschinen notdürftig repariert, die eigentlich nicht mehr funktionieren. Sobald mein Schiff wieder oben ist, können wir leichter Materialien von Kids Schiff auf meines bringen. Abgeschleppt werden müssen wir dennoch. Kid wird uns in den nächsten Hafen bringen müssen. Meine Gedanken überschlagen sich. Der Gefallen wird nicht billig. Was auch immer Kid fordern wird, es wird mir eine Menge abverlangen, dessen bin ich sicher. Kid hat die Hände ausgestreckt und nach unten gerichtet. Er lehnt sich gegen die Reling, so als würde er sich abstützen wollen. Ich will ihm irgendwie helfen, aber ich weiß nicht wie. Und plötzlich fängt das Meer an zu tosen, Gischt sprüht bis aufs Deck, hinter mir höre ich die Männer brüllen, aber ich höre nicht zu. Ich weiß, dass es daher kommt, dass meine Crew Motoren im U-Boot anwirft, um ihrerseits zu helfen. Meine Augen kleben an Kid, der jetzt anfängt schwer zu atmen. Ich glaube nicht, dass er das noch lange machen kann. Und ich glaube auch nicht, dass er das ohne die Winden und Seile und die Mithilfe meines Schiffes machen kann. Selbst für ihn ist mein Schiff zu schwer. Mit einem lauten Krachen zersplittert eine weitere Winde und reißt zwei Männer um, als sie nach vorn und über Bord gerissen wird. Direkt neben mir zischt sie vorbei und verschwindet im Meer. Die Grandline ist da gnadenlos. Zum Glück ist das Wetter seit einer Weile stabil. Das Schiff wackelt und schaukelt, hin und hergerissen zwischen den Kräften, die auf es wirken. Kid zuckt nach vorn, hängt für einen Moment mit dem Oberkörper über die Reling gebeugt, als würde er nach unten gezogen werden. Meine Hand zuckt vor, aber ich berühre ihn nicht. Ich könnte ihn stören. Und er muss mehr und mehr der Belastung allein tragen. Mit einem lauten Schrei, dem man die ganze Frustration und Anstrengung anhört, richtet Kid sich wieder auf. Ungläubig sehe ich ihn an. Blitze zucken um seine Finger und die Goldreife, die er trägt, lösen sich kaum noch auf. Mein Schwert wird angezogen und ich muss es festhalten. Plötzlich sirren Gegenstände durch die Luft, die Männer an Deck fluchen und ziehen die Köpfe ein. "Kid!" Das ist die Stimme von Killer. Er taucht in meinem Blickfeld hinter Kid auf, traut sich aber auch nicht, ihn zu berühren und ich beachte ihn nicht weiter. Ein flüchtiger Blick zum Deck zeigt mir, dass sämtliches loses Metall auf Kid zufliegt. Und ich stehe direkt neben ihm. "Boss!" "Captain!" Auch die anderen aus seiner Crew versuchen sich bemerkbar zu machen, aber Kid reagiert nicht. Und alles passiert in Sekundenschnelle. Ich ziehe den Kopf ein und drehe mich zur Seite, als ein Schraubenzieher auf mich zufliegt. Er heftet sich an Kids Arm, ebenso Nägel, ein Hammer und ein Metallstreifen. Die Männer an Deck werfen sich zu Boden, alle, und auch ich gehe in die Hocke. Mein Schwert heftet sich an Kid, ich kann es nicht verhindern. Kurz spiele ich mit dem Gedanken einen von Kids Männern an meinen Platz zu transferieren und mich in Sicherheit zu bringen, dann sehe ich mich einem Minenfeld von Metallstücken gegenüber, als ich den Kopf hebe. Ohne weiter nachzudenken, stehe ich wieder auf, werfe mich auf Kids rechten Arm, umklammere ihn und drücke ihn damit runter. "Du bringst uns um!!" Meine Stimme geht fast im Lärm unter. Ich kneife die Augen zusammen, jeden Moment müsste ich von Metall durchlöchert werden. Ich hätte mich doch wegteleportieren sollen, soll doch einer von den anderen sterben! Irgendwas bohrt sich in meine linke Seite und ich schreie. Dann ist solcher Lärm an Deck zu hören, dass meine Stimme wieder untergeht. Ein Metallregen prasselt aufs Deck, jedenfalls hört es sich so an. Direkt neben mir, hinter mir, überall um mich herum fallen Dinge zu Boden, streifen meine Beine. Das Meer tost, das Schiff schwankt, aber ich blicke nicht auf, halte noch immer mit aller Macht Kids Arm fest. Mein Schwert löst sich von Kid und kippt zur Seite, gerade, als ich doch die Augen öffne. Reflexmäßig klemme ich es zwischen Knie und Bordwand ein. Ich lebe noch? Leben die anderen noch? Ich spüre Kids Hand an meiner Schulter, er schiebt mich weg. Ist er wieder Herr seiner Kräfte? "Lass los oder alles war umsonst!", zischt er mir gepresst entgegen und ich gehorche. Mein Herz schlägt viel zu schnell und auch das von Kid rast. Ich kann es fühlen, kann seine Atmung spüren und wie sein Brustkorb sich hebt und senkt. Seine Haut ist viel zu heiß und noch immer ist er so angespannt. Seine linke Hand lässt mich los, er streckt die Finger und richtet sie wieder auf die Wasseroberfläche. Deutlich kann ich bereits mein Schiff durchschimmern sehen. Ich lasse Kid los, der den zweiten Arm ebenfalls nach vorn nimmt. Ich glaube er nutzt das nur als Fokus. Er hat mein Schiff nicht losgelassen, selbst, als ich seinen einen Arm blockiert habe und er mich mit dem anderen berührt hat. Was hat der Mann nur im wahrsten Sinne des Wortes für teuflische Kräfte? Und er beherrscht sie gut. Er kann steuern was er anziehen will und was nicht. Mit einem nur halb unterdrückten Stöhnen geht Kid in die Knie, versucht sich an der Reling festzuhalten. Ohne nachzudenken trete ich ein Stück näher zu ihm, schiebe ihm eine Hand unter den Mantel und auf seinen heißen Rücken, um ihn zu stützen. Kid zuckt, richtet sich aber wieder auf. Er braucht alles, was er geben kann, um mein Schiff zu halten. Inzwischen sind alle Männer an Deck, jeder hält die Winden stabil, jeder zieht selbst am Seil, jeder achtet auf noch so kleinste Details. Das Tosen des Wassers wird immer lauter, übertönt Kids Keuchen. Sein ganzer Körper zittert. Ich habe Angst, dass er zusammenbricht. Da, endlich, durchbricht das U-Boot die Wasseroberfläche. Jubel wird laut, Freudenschreie, Siegesrufe. Und Kid zittert an mir, als ich mich noch dichter stelle, damit er nicht umkippt. Er würde nicht wollen, dass die anderen sehen, wie sehr diese Aktion an seinen Kräften zerrt. "Du kannst das", murmle ich, mehr zu mir selbst, als zu Kid, aber Kid grunzt selbstgefällig, als wäre es selbstverständlich. Als erwarte er nichts anderes von sich. Einer Ahnung folgend, drehe ich mich zur Seite und blicke direkt zu Killer. Unverwandt sieht er zu mir, seine Maske starr und ausdruckslos. Ich weiß nicht, was ihm durch den Kopf geht, aber ich habe ein böses Gefühl. Es muss so aussehen, als würde ich nur dicht an Kid stehen, aber ich habe das Gefühl, dass Killer genau weiß, dass ich ihn stütze. Ausdruckslos sehe ich zurück, dann lässt Killer die Klinge in seiner linken Hand herumwirbeln und wendet sich ab. Erleichtert atme ich aus. Was hat der eigentlich für ein Problem mit mir?! Alle an Deck sind außer sich, irgendwo fließt der erste Alkohol. Die oberste Tür vom U-Boot geht auf und Bepo springt an Deck, winkt mir hektisch. Ich winke zurück. Cas drängt hinter ihm ins Freie, streckt die Nase gen Himmel. Taucher machen sich auf den Weg, um Seile zu prüfen, die Winden werden kontrolliert. Cas schreit zu uns rüber, dass die Maschinen stabil sind, das U-Boot wird an der Oberfläche bleiben. Die Winden können gelöst werden. Es gibt einen Ruck und erneute Aufregung, als Kid aufhört das Schiff zu halten und all seine magnetischen Kräfte loslassen. Ich bekomme alles nur wie durch einen Nebel mit. Jedes Detail, jede Information nehme ich auf, gebe sogar Befehle, aber mein einziger Fokus ist Kid. Er stützt sich schwer auf die Reling, er schnauft wie nach einem Marathon und er glüht förmlich. Sein Körper zittert noch immer, auch wenn er es zu unterdrücken versucht. Er sieht völlig fertig aus. Warum hat er das alles für mich getan? Es sieht ihm gar nicht ähnlich, sich für einen Konkurrenten derart aufzuopfern. Es vergehen Minuten, ehe Kid sich bewegt, wieder von alleine stehen kann. Ich lasse ihn los, aber er wankt. Er hebt den Arm und sieht mich an. Er sieht wirklich fertig aus. Er sieht aus, als könne er drei Tage durchschlafen und ich würde ihm dabei sogar Gesellschaft leisten. Ich schnappe mir mein Katana, gebe vorerst letzte Befehle an meine Crew und lasse mich von Kid am Unterarm packen, als ich meinen Arm halb einknicke. Ganz langsam schlurfen wir über das Deck, unbeachtet von all den Männern. Nur ein Blick scheint mir wieder im Nacken zu stechen und ich bin mir sicher, dass es der Maskenheini ist. Warte, hat Kid gesagt, als ich ihn in seine Kajüte gebracht habe und er sich aufs Bett gelegt hat. Einfach nur warte und ich habe gewartet, bis er eingeschlafen ist. Er scheint zu Tode erschöpft gewesen zu sein. Ich konnte ihm den Mantel ausziehen und ihm ein kühles, feuchtes Tuch auf die Stirn legen, ohne, dass er aufgewacht ist. Während er noch immer schläft, habe ich mich um die beiden Verletzten gekümmert, die die zersplitterte Winde umgerissen hat. Ist mir egal, ob Kid einen eigenen Schiffsarzt hat, ich fühle mich verpflichtet dazu. Außerdem bin ich tausend Mal besser als jeder anderer Arzt. Ausgenommen vielleicht dem Strohhutrentier. Das ist eine faszinierende Kreatur. Inzwischen bin ich wieder auf meinem Schiff, sehe nach dem Rechten. Meiner Mannschaft geht es gut, auch wenn alle froh sind, wieder den Himmel sehen zu können. Fast alle Männer sind an Deck, nur die, die nötig sind, um Maschinen am laufen zu halten, befinden sich im Innern. An Deck wird gefeiert, auch wenn die Crews strikt getrennt bleiben, keiner von den Kidpiraten lässt sich blicken. So laut wie es auf meinem Schiff zugeht, so eine Totenstille ist plötzlich bei Kid drüben. Vereinzelt gehen Männer über das Deck, behalten uns im Auge, aber die Feierstimmung und der Alkohol, der sofort geholt wurde, als das U-Boot gerettet war... alles verflogen. Kid hat eine unheimliche Crew, eine merkwürdige. Ich bin schon wieder müde. So richtig erholt fühle ich mich nicht. Ich bin froh, wieder auf meinem Schiff zu sein, mein eigenes Reich, meine Mannschaft, mein Zuhause. Und trotzdem verweilen meine Gedanken bei Kid. Er hat so viel getan. Ich bin ihm dankbar, wirklich, auch wenn ich das so nicht zum Ausdruck bringen werde. Aber ich möchte mich bei ihm bedanken, ich weiß nur nicht wie. Nur ganz sicher nicht so, wie Kid es eines Tages verlangen wird. Ich mache mir keine Gedanken darüber, das werde ich früh genug müssen, aber Kopfzerbrechen hilft mir heute und hier nicht weiter. Unsere Schiffe sind miteinander verbunden, damit wir uns nicht verlieren. Ganz langsam haben wir Fahrt aufgenommen und segeln dem Logport entgegen. Beide Logports zeigen in die gleiche Richtung, was nur heißen kann, dass Kid und ich die gleiche Route fahren. Das war aber nicht immer so und ich schätze, es wird auch nicht so bleiben. Durch Zufall oder Unglück landet man auf der Grandline oft genug da, wo man gar nicht hinwollte und schon stimmt die Richtung nicht mehr. Das ist bei mir schon einige Male passiert. Mein Blick schweift durch die Reihen meiner Männer. Alle sehen geschafft aus, aber eine richtige Pause gibt es nicht. Bepo liegt an der Reling und schläft, Penguin und Cas sitzen auf dem Boden und wenn Penguin sich nicht wehrt, hat Cas ihn gleich erwürgt. Ich schmunzle unwillkürlich. An den Details merkt man, dass man zu Hause ist und wie gut man sich eigentlich dabei fühlt. Die Tür geht auf und Jean Bart betritt das Deck. Er blickt über die Männer, bis er mich entdeckt. Ich sehe auf, greife nach meinem Schwert. Jean Bart sieht mich eindringlich an, dann hebt er eine Hand. Irgendwas Kleines hält er fest, er nickt mir zu. Neugierig und skeptisch zugleich, setze ich mich in Bewegung und folge ihm, als er schon wieder unter Deck verschwindet. Im Gang vor dem Maschinenraum hole ich ihn schließlich ein. "Was gibt's?", will ich wissen und er hält mir das kleine Ding entgegen. Irritiert sehe ich es an, bis mir klar wird, was er da eigentlich festhält. "Ein Dial", meint Jean Bart und ich nicke. "Wir haben es gestern in deiner Kajüte gefunden." Ich nehme es ihm ab. Es ist kaputt, hat Risse. "Funktioniert es noch?" Jean Bart schüttelt den Kopf und zuckt gleichzeitig mit den Schultern. Ich drehe das Dial hin und her. "Es muss an der Außenwand festgeklemmt gewesen sein, hinter dem Schrank. Es war anscheinend immer gedrückt." Unwirsch verziehe ich die Lippen. Wie kommt das Ding hinter meinen Schrank? Dials stammen aus Skypia, soviel weiß ich. Auch, dass es verschiedene Dials gibt, Tondials, Winddials, Impact-Dials. Man kann so ziemlich alles mit diesen kleinen Muscheln einfangen und wiedergeben. Ich war nie auf Skypia und ich habe noch nie ein Dial besessen. Was also macht das Teil auf meinem Schiff? Der einzige, der fremd in meiner Kajüte war, ist Kid, sonst niemand. War Kid einmal in Skypia? Oder hat er Dials erbeutet oder gekauft? Er war niemals alleine in meiner Kajüte, ich war doch immer bei ihm. Habe ich irgendwas verpasst, als ich gelesen habe? Und was hätte er davon, mir ein Dial unterzuschieben? "Ich will wissen, was es macht!", knurre ich und reiche es Jean Bart zurück. "Und zwar jetzt, nicht erst morgen!" Jean Bart nickt. "Ich schick dir Penguin." Und damit drehe ich mich wieder um, grummelnd, und laufe zurück an Deck, wo ich besagtes Crewmitglied aufscheuche. Ich setze mich zu Cas und lasse mir all die Dinge erzählen, die bisher als unwichtig nicht mein Ohr erreicht haben. Es ist Zeit zum Schlafen, längst Nacht, als Penguin mich aufsucht. Meine halbe Mannschaft hat sich zurückgezogen, der Rest steht noch an Deck und genießt die wiedergewonnene Freiheit. Cas und ich sitzen inzwischen im Mannschaftsraum. "Captain?" Ich blicke von dem Plan auf, den ich mit Cas zusammen entwickle. Wir schreiben all die zusätzlichen Dinge auf, die wir benötigen werden, um unsere Fahrt auf der Grandline fortsetzen zu können. Und natürlich all das, was wir neu kaufen müssen, da wir es durch Wasserschaden verloren haben. Wie mein Bett zum Beispiel, was ich fluchend als ersten Punkt auf die Liste gesetzt habe. "Hmm?" Ich warte auf eine Erklärung, aber Penguin druckst rum. "Raus damit", murre ich, "ich hab noch mehr zu tun." Penguin dreht das Dial in seiner Hand, die Muschel ist noch kaputter als vorhin. "Es ist ein Tondial. Wir können es nicht mit Sicherheit sagen, aber..." Cas versucht ihm das Dial aus der Hand zu schnappen, aber Penguin ist schneller, dreht seine Hand und streckt sie mir entgegen. Ich nehme ihm das Dial ab. "Vermutlich hat es eine Art Ultraschallfrequenz gespeichert. Wir konnten also nichts hören. Selbst Bepo hat ja nichts bemerkt." "Und?" War das schon alles an Information? Ich drehe das Dial, drücke auf den zersplitterten Auslöser. Es klackt, sonst passiert nichts. "Ver... mutlich..." Penguin tritt von einem Bein aufs andere. Irgendwas verschweigt er mir doch. "Jaaa?!" Ich sehe ihn strafend an und plötzlich steht er kerzengerade da. "VermutlichkönnenesbestimmteUnterwassertierehören!", sprudelt er wie ein Wort hervor. Ich habe Mühe ihn zu verstehen. "Unterwasser-", setzt Cas fragend an, wird aber schon unterbrochen. "SeeschlangenundSeeungeheuerwäreneineMöglichkeit", brabbelt Penguin weiter und blickt, sich am Hinterkopf kratzend, zur Decke. "Aha, Seeschlangen also." Ganz langsam stehe ich auf. "Bist du sicher?" "Ziemlich, Captain, wir haben Tests gemacht mit dem, was noch da war. Einmal gab es noch ein Geräusch, das ein Gerät aufnehmen und wir dann halbwegs verwerten konnten." "Gut, danke." Ich drehe das Dial vorsichtig in meiner Hand. Seeschlangen. Und Kid war der einzige Fremde in meiner Kajüte. "Geht schon mal schlafen." Ich laufe zur Tür. "Aber Captain, wo..." "Zum Schuldigen", beantworte ich die Frage, ehe Cas sie zu Ende stellen kann. "Es kommt nur einer dafür in Frage." Äußerlich gelassen lasse die beiden hinter mir zurück. Nichts verrät, dass ich wirklich sauer bin. Seeschlangen! Tondial! Ultrafrequenzen! Der Kerl kann was erleben und wenn er noch halb im Koma liegt!! Dieser eingebildete Hohlaffe! Dieser Egomane! Dieser perverse, mörderische, blöde Pirat! Elender Lügner! Spielt sich hier als Retter auf und trägt eigentlich die Schuld an dem Untergang! So was Verlogenes! Jetzt wird mir klar, wieso er so bereitwillig geholfen hat, uns so bereitwillig Material zur Reparatur überlässt! Lügner! Sich lustig gemacht hat er, still in sich reingelacht, hat er! Lügner! Und mir noch zweideutig vermitteln wollen, dass er sich Sorgen macht! Na klar doch! So viele Sorgen wie um die Krabbe, die er in den Kochtopf wirft! Wie um den Zivilisten, der ihn nervt! Verräter! Das Dial in meiner Hand zerbricht vollends, als ich unbemerkt immer mehr zudrücke. Ich versuche ruhig zu atmen, hebe beide Teile vom Boden auf, nachdem sie mir aus der Hand gefallen sind. Die nehme ich mit und dann gehe ich rüber! Ich werde ihm so in seinen gelb-schwarz bekleideten Arsch treten, dass er die nächsten Wochen auf See nicht mehr sitzen kann! ~ owari Chap °7 ~ * Ich orientiere mich einfach mal an dem, was man im Anime von Kids Schiff sieht. :3 Ich hab das Gefühl, dass ich hier den Kid-Fanatismus schüre. Dabei mochte ich Law immer lieber. Und nun schreibe ich so viel über Kid, da es ja Laws PoV ist... dass ich Kid selber mehr lieben gelernt habe. Mal sehen, ob ich ihn aber nicht auch wieder in die Scheiße reiten kann. *höhö* Ich muss übrigens immer noch an die Länge der Seile denken, die zwischen die Schiffe gespannt sind. Und dann denke ich mir: Hey, das ist One Piece! Alles ist möglich! Wenn mir danach is, spann ich Ruffy auf und wickle ihn 3x um die Schiffe! xD *geht sich schnell einen Anwalt besorgen für die ganzen Klagen, die da kommen werden* Bis zum nächsten Chap!! ^^/) Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 8: Auf Kids Schiff: Tag 1 Part 2/ 2 ------------------------------------------- *meow* ... Wo rennt die Zeit nur immer hin? Irgendwie vergeht die schneller, als ich gucken kann und ehe ich mich versehe, ist schon wieder Tag des Postens. Und nu überzieh ich. *ups* Auch bei diesem Chap habe ich viel gelöscht und viel geändert und ich kann immer noch nicht genau das ausdrücken, was ich im Kopf habe. Es ärgert mich. Es geht im Moment so viel drunter und drüber und Law tut mir leid. Ich werde ihm nicht gerecht. Armer Arzt, verzeih mir. :( Nichtsdestotrotz (ich liebe dieses lange Wort xD) geht's weiter. Auch wenn die FF derzeit in eine andere Richtung läuft, als ich vorgesehen hatte... irgendwann kreuzen Story und Gedankenwelt wieder ihren Weg. :3 Und darauf freue ich mich schon total. Denn was ich für Kid und Law noch im Kopf habe... bezieht sich meist auf... eh, naja... so unterhalb der Gürtellinie, blöd gesagt. xD~ Pairing: Kid & Law Warning: - Seht es in eurem Kopf und lest es nicht nur, denn Worte reichen nicht aus. >__< - Ein neuer Gegenstand. xD ~ Law's PoV ~ Chap °8 – Auf Kids Schiff: Tag 1 Part 2/ 2 Meine Lippen zusammengepresst, den Atem halb angehalten und stampfenden Schrittes, versuche ich, nicht zu explodieren. Das hebe ich mir für Kid auf. Wütend betrete ich die Holzplanke, die als Steg zwischen unseren beiden Schiffen dient. Ich winke meinem Crewmitglied zu und der Mann tritt zur Seite, lässt mich passieren, ohne Fragen zu stellen. Auf der anderen Seite, an Deck von Kids Schiff, steht der Zombiekerl. Seine weißen Wallehaare umrahmen sein Gesicht. Er sieht auf. "Was willst du?" Mal davon abgesehen, dass das nicht gerade eine der höflichsten Begrüßungen ist, bleibe ich stehen. Höflichkeit erwarte ich gar nicht von Kids Mannschaft. Aber sie sollten schlau genug sein, sich mir nicht in den Weg zu stellen, wenn ich sauer bin! "Zu deinem Captain", beantworte ich die Frage, "und zwar sofort!" "Das geht nicht." Der Zombie schüttelt den Kopf. Ich mache dennoch einen Schritt nach vorn, der Zombie reagiert, holt tief Luft, als würde er mich gleich flambieren wollen und wartet. Ich zögere, laufe zurück auf mein Schiff und bleibe genau an der Kante des Brettes stehen. Dann strecke ich den Arm aus und innerhalb von Sekunden ist eine Kuppel um uns beide und ich an der Stelle des Zombies. "Was...?!" Ihn nicht weiter beachtend, laufe ich zur Tür, die in das Schiffsinnere führt. Hinter mir höre ich, wie der Flammenwerfer zurück über das Brett und auf sein eigenes Schiff läuft. "Bleib stehen!" Aber ich denke nicht dran. Vor mir löst sich ein Schatten von der Wand. Killer. "Lass gut sein", meint er zu meinem Verfolger und der gesellt sich wieder an seinen Wachposten. Killers Maske fixiert mich, ich würde ihm zu gerne das Ding vom Gesicht reißen. Aber erst mal bleibe ich stehen. "Was willst du?" "Ich wiederhole mich nicht", meine ich und meine Stimme ist drohend. Ich fixiere Killer und er weicht zwei Schritte zurück. "Ich hab was für Kid." Ich halte das Dial hoch und Killer sieht darauf. Es ärgert mich, dass ich seine Mimik nicht sehe, kennt er das Teil? "Und wenn du mich nicht gleich durchlässt, garantiere ich für nichts mehr." Ich stelle meine Beine weiter auseinander und rutsche so in eine ganz leichte Kampfpose. Auch Killer tut das und einen Moment schätzen wir uns ab. Dann dreht er sich um. "Komm mit." Ich wusste er ist klüger, als seine Maske vermuten lässt. Mein Schwert über der Schulter, lasse ich mich zu Kids Kajüte bringen und diesmal präge ich mir den Weg ein, auch wenn ich ihn bereits einmal selbst gefunden habe. So groß ist das Schiff dann auch nicht. "Ich bleibe hier stehen", meint Killer und ich merke deutlich, wie sein Blick mich schon wieder durch die Maske fixiert. Sollte er auch nur das kleinste Anzeichen dafür erkennen, dass ich Kid etwas antue, wird er mit gezogenen Klingen den Raum stürmen. Aber er lässt mich alleine rein, obwohl ich augenscheinlich sauer auf Kid bin. Versteh einer diese Logik! "Mach dich nicht lächerlich!", fauche ich und betrete die Kajüte. Als würde ich Kid auf seinem eigenen Schiff, ganz alleine und allen ausgeliefert, irgendetwas antun! Selbst wenn mir gerade danach ist, so blöd bin ich nicht! Wenn, dann locke ich ihn unter einem Vorwand raus. Bei Kid ist es dunkel. Ganz leise sind Atemzüge zu hören, er schläft. Wunderbar, dann habe ich auch noch den Spaß, ihn zu wecken. "Aufstehen, Arschloch!" Ich trete gegen das Bett. Kid bewegt sich leicht, sonst passiert nichts. Ganz toll. Der letzte verbliebene Geduldsfaden hängt an einem seidenen Strang. Ich atme einmal tief durch. Der Penner hat einen gesunden Schlaf! Oder... hat er ebenso wie ich einen Gefahreninstinkt, der nur bei uns nicht wirkt...? Schwachsinn! "Aufstehen!" Diesmal trete ich höher und mit Wucht gegen Kids Hüfte. Und diesmal tut sich auch was. "Eeey!" Von jetzt auf gleich ist Kid wach. Von irgendwoher kommt sein Dolch geflogen, ich spüre ihn eher, als dass ich ihn sehe. Ich weiche aus, aber noch ehe ich mich neu orientieren kann, fühle ich einen Luftzug auf meiner Haut und irgendwas ritzt ganz leicht meine Wange, bevor es sich mit Schmackes in die Wand hinter mir bohrt. Jetzt hat er mich schon wieder verletzt! Reicht nicht der dicke blaue Fleck von der Bergung heute?! "Lass das oder willst du mich endgültig umbringen?!", fauche ich und drehe mich zur Seite. "Trafalgar?" Kids Stimme klingt müde und irgendwie ungläubig. "Wer denn sonst?!", knurre ich weiter, dabei ist es alles andere als selbstverständlich, dass ich mitten in der Nacht in seine Kajüte platze und ihn wecke. Das Ding in der Wand schwebt an mir vorbei und ich erkenne es als Messer. Im Dunkeln ist Kid eindeutig im Vorteil, der kann auch einfach auf gut Glück mit Dingen um sich werfen. Toll. Daran sollte ich das nächste Mal denken, ehe ich ihn wecke. Wobei... was rede ich von einem nächsten Mal?! "Was zum Teufel willst du?" Kids Stimme holt mich in die Realität zurück. Meine Gedanken sind permanent am Abschweifen, immer irgendwo zu Kid und merkwürdigen Grübeleien. "Ist das von dir?!" Ich strecke ihm die Hand hin, in der ich die zerbrochenen Teile des Dials halte. "Im Zweifelsfall nein", murrt Kid und richtet sich vollständig auf, stellt die Füße auf den Boden. Hat er etwa keine Hose an? Natürlich hat er das nicht, wer geht schon mit Hose ins Bett! Konzentration! "Guck hin, ehe du antwortest!" "Dann mach die Kerze an, ich seh ja nichts!" "Mach du doch die Kerze an!" "Hör mal! Willst du was von mir oder was?!" Kid steht auf, legt seinen Dolch, den er offensichtlich aus der Luft gegriffen hat, auf das Tischchen und schiebt mich dann unsanft zur Seite. Er zündet eine Kerze auf dem Schreibtisch an und noch eine auf dem kleinen Tisch neben dem Bett. Meine Augen kleben eine Viertelsekunde zulange da, wo ich sie auf keinen Fall hinsehen lassen wollte: Kid hat wirklich nackt geschlafen. "Ist das nun deins?", frage ich, während ich versuche, mich nur noch auf meine Wut zu konzentrieren. Das kenne ich gar nicht von mir, dass ich so abgelenkt bin! Aber irgendwas ist da, vermischt sich mit meinem Zorn, lässt mich daran denken, dass Kid auch so etwas wie sanft und vorsichtig sein kann. "Noch nie gesehen." Kid gähnt, setzt sich aufs Bett zurück und zieht die Decke ein Stück über sich. "Was soll das?", frage ich und mein Tonfall ist lauernd, drohend, ehe ich immer lauter werde. "Ich weiß, dass es dir gehört! Warum war das bei mir und wozu ist es gut?!" "Sieht aus wie ein Dial." Kid gähnt wieder. Im nächsten Moment werfe ich ihm die Hälfte des Dials an den Kopf. Im gleichen Augenblick findet das Ende meines Schwertes den Weg in sein Gesicht, aber er blockt es mit seinen Kräften ab und es donnert nur an die Wand hinter ihm. "Verdammt, Trafalgar!" Kid fährt sich über sein Ohr, das ich mit dem Dial erwischt habe, trotz dem er noch rechtzeitig seine Hand gehoben hat. "Verkauf mich nicht für dumm, Eustass Kid!" Er kann auch alles andere als freundlich sein! Und er ist es überhaupt nicht wert, dass ich mich aufrege, auch wenn ich genau jetzt auf sein Bett springen und ihn erwürgen könnte! Das wäre viel zu viel Aufwand. "Ich hab dich noch nie unterschätzt!" Kid sammelt die Hälfte der Muschel ein. "Du tust es gerade!" "Was willst du von mir?!" "Wissen was das soll, du Armleuchter!" Wütend stehe ich da, ziehe mein Schwert zurück. Rache liegt mir nicht, aber ebenso wenig, etwas ungestraft zu lassen. Nur kann ich hier, in der Höhle des Löwen, in seinem Revier, nichts ausrichten, ohne selbst draufzugehen. Und eigentlich möchte ich es auch nicht. Ein Teil von mir möchte einfach wieder gehen, aber der andere möchte Kid so lange verprügeln, bis er die gleiche Haut- wie Haarfarbe hat. Dabei hasse ich Prügeleien, sinnlose Gewalt geht doch viel subtiler. Ein Schnitt hier, einer dort und das war's. Kid sieht mich abschätzend an, flucht und für eine gefühlte Ewigkeit werfen wir uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf, wofür ich uns beide hasse. Kid gibt nichts zu und das hier ist Zeitvergeudung! Am liebsten würde ich sein Schiff auseinander nehmen, aber das werde ich nicht tun. Für Kid mache ich eine Ausnahme in Sachen Rache, denn ich werde mir das hier merken, sehr gut und sehr lange und sollte er den Fehler machen, mir jemals wieder über den Weg zu laufen, dann wird das sein Tod sein. Im Moment kann ich das nicht, so betrogen und belogen ich mich fühle und so wütend wie ich bin. Irgendwas zieht sich in mir zusammen und lässt mich meine Vorstellung, Kid genau jetzt ein paar schicke Schwertschnitte zu verpassen, nicht in die Tat umsetzen. Ich bin nicht jähzornig, darin unterscheide ich mich von Kid und das will ich auch weiterhin. "Ich gehe und glaube nicht, dass wir uns jemals wiedersehen." Ich drehe mich um, drücke die zweite Hälfe des Dials so fest in meiner Hand, dass sie knirscht. Ich fühle mich verraten. "Das war ein Mordversuch, Eustass Kid." Er hat mir das Dial untergeschoben, damit genau das passiert, was passiert ist! Damit mein Schiff angegriffen wird, damit wir untergehen, damit meine ganze Piratenbande elendig im Meer zugrunde geht! Er wollte, dass ich sterbe! Und noch schlimmer: Dass alles ausgelöscht wird, was an mich erinnert! Ich sollte als ein Niemand aus dieser Welt verschwinden, klammheimlich irgendwo auf der Grandline. Ich sollte da unten sterben und nie wieder auftauchen. Warum sticht dieser Gedanke wie ein Messer in meiner Brust? Verraten. "Trafalgar...", setzt Kid an, schiebt seine Hälfte des Dials weg, aber ich habe keinen Blick für ihn. Verraten! Warum aber hat er mir dann geholfen? Warum hat er mein Schiff befreit? Er hat sich so angestrengt, sich solche Mühe gegeben, er hat sich bei der Aktion das Letzte abverlangt. Er hätte mich jederzeit von seinem Schiff werfen können, mir irgendetwas antun können. Alles nur eine Farce? Ist das wieder eine Art Spiel von ihm? Erfreut er sich an meinen Reaktionen? Macht er sich über mich lustig? Nachdem ich nun doch nicht im weiten Meer gestorben bin, lacht er sich jetzt klammheimlich über mich kaputt und macht mich noch von sich abhängig? Ich halte Kid für einen elenden Dreckskerl, für genau den Dreckskerl, der er ist, aber Verrat ist eine ganz üble Sache. Wobei... bei was soll er mich denn verraten haben? Seine Bande und meine... wir haben nichts miteinander zu tun. Wir gehen getrennte Wege, wir sind nicht einmal Freunde! Uns verbindet nichts, absolut nichts! Bis auf diese eine Nacht, du Trottel, die dich wahnsinnig macht, weil du es nicht vergessen kannst. "Scheiße!" Am liebsten würde ich irgendwas zerschneiden. Zerschneiden und völlig neue und wirre Formen bilden. Ich bin so wütend und gleichzeitig so enttäuscht! Was habe ich denn erwartet? Ich habe eigentlich nichts erwartet, nicht wissentlich. Aber wie mir scheint, gehen meine wahren Gefühle viel weiter, als ich sie bisher realisiert habe. Es trifft mich, dass Eustass Kid meinen Tod wollte! Es trifft mich! Ich dachte, er sei pervers, egoistisch, egomanisch, ein Arschloch, jähzornig, schwer zu handhaben, absolut unzuverlässig, launisch, rechthaberisch, dominant, laut, nervig und noch jede Menge mehr. Aber das! Ein Verräter, wo ich ihm wirklich abgenommen habe, dass er mir helfen wollte! Wie konnte ich mich nur so sehr täuschen?! Wollte ich das vielleicht einfach nicht sehen?! Man darf Eustass Kid nicht vertrauen! Aber genau das habe ich gestern Nacht, ihm vertraut. Habe mich mitnehmen lassen, mich einlullen lassen in das, was auch immer Kid getan hat. Ich habe mich von seiner Rücksicht blenden lassen, die vielleicht auch nur eine Lüge war. Weil ich sie glauben wollte. Ich will, dass Kid sich meinetwegen Mühe gibt. Und ich genieße diese Momente der Zweisamkeit, ich weiß es, auch wenn ich das nicht zugebe. "Trafalgar?" Eine Hand berührt meine Schulter und ich drehe mich um. "Fass mich nicht an!" Ich schlage nicht einmal Kids Hand weg, aber er lässt los, sieht mich einen Moment an. Ich registriere seinen Blick kaum. Verräter! "Komm schon", meine ich und breite die Arme aus, in einer Hand das Schwert, "hier hast du deine Gelegenheit, mich umzubringen! Nutze sie!" Kids Blick wird merkwürdig, das sehe ich, aber ich habe keine Lust mehr, seine Emotionen rauszulesen, all das zu trennen, was er eh nur ansatzweise zeigt. Der Mann ist ein Buch, das seine Schlösser am liebsten verschlossen hält, wenn es um ernste Dinge geht. Er kann einen nur anspringen und versuchen ins Bett zu kriegen, für intelligente Worte ist der Mann einfach zu doof. Kid weicht mir aus. Er geht um mich herum, läuft zu seinem Schreibtisch. "Was ist, hast du jetzt doch Angst?! Ich bin ganz allein auf deinem Schiff!" Ich drehe mich um, damit ich ihn weiter ansehen kann. Ich weiß nicht, was ich hier tue, aber ich bin so wütend auf ihn, auf mich selbst, dass es mir egal ist. Ich packe den Griff meines Schwertes fester. Ich weiß nicht wohin mit dem, was in mir vorgeht. "Worauf wartest du?!" "Darauf, dass du aufhörst, Unsinn zu quatschen! Du bist hier der Armleuchter von uns beiden und du nervst mich ganz gewaltig!" Er macht eine Schublade auf, wühlt darin herum. "Du wolltest von Anfang an, dass ich sterbe!" Stille. Ist das Zustimmung? "Hör auf, in der Schublade zu kramen!" Allein das macht mich schon wütend. Kid schenkt mir nicht 100 Prozent seiner Aufmerksamkeit. Ich bin sauer und er beachtet mich nicht vollends, er ist abgelenkt, gibt mir die Möglichkeit, ihm doch noch was anzutun. Denkt er wirklich, ich sei so ungefährlich? Kids Augenbraue zuckt hoch, als er zu finden scheint, was er sucht. Er zieht die Hand aus der Schublade, aber noch ehe er sich zu mir drehen und mir zeigen kann, was er da hat, halte ich ihm mein gezogenes Katana an den Hals. "Lass! Das! Los!" Meine Stimme ist nur ein Zischen. Plötzlich vibriert mein Katana. Ein flüchtiger Blick nach unten sagt mir, dass Kid seine zweite Hand mit der Innenfläche nach oben gedreht hat. Er zieht mein Schwert an. Oder besser gesagt, er hält es dort, wo es jetzt ist. Er sagt nichts, er sieht mich nur spöttisch an. Dann wechselt sein Gesichtsausdruck. Seine Lippen zittern und es sieht so aus, als hätte er alle Mühe, sich zu beherrschen. "Nimm das Ding runter, Law. Sofort!" Nachname. Wieso fällt mir das immer gleich auf? "Ich will dir was geben, aber ich überlege es mir gleich anders und dann kannst du deine Prügelei haben!" Sein Blick ist stechend, lässt keinen Zweifel daran, dass er wirklich noch eine Prügelei mit mir anfangen würde. "Was ist das?", frage ich, ohne das Schwert zu senken, und deute auf seine zweite Hand. "Ein Dial." "Ein...?" Jetzt senke ich doch meine Waffe, stecke sie zurück in die Schwertscheide, nicht aber, ohne einen Schritt zurück zu treten und mir so etwaige Sekunden mehr Zeit zu verschaffen, sollte mir nicht gefallen, was Kid noch zu sagen hat. "Was für ein Dial?" "Geh aus dem Weg, ich will mir was anziehen", meint Kid und versucht an mir vorbei zu laufen. "Mir ist kalt." "Bleib genau da stehen!" Er hat Recht, es ist kühl geworden. Ändert sich das Wetter schon wieder? Ich bleibe in seinem Weg stehen. "Nimm deinen Mantel, da kommst du ran." Ich habe nicht die geringste Lust darauf, dass Kid noch irgendwelche Tricks versucht. Meine Neugier besiegt grad ein wenig meine Wut. Ein Fehler von ihm und hier liegt doch noch mindestens ein Toter. Kid schnappt sich fluchend seinen Mantel, der über dem Stuhl am Schreibtisch hängt, und wirft ihn sich über die Schultern, ohne so markant wie immer einen Arm in den Ärmel zu stecken. Was er an dem Flauscheding findet, weiß ich nicht. Obwohl... im Winter ist das Ding vielleicht brauchbar. "Was für ein Dial?", setze ich die eigentliche Unterhaltung fort. "Es gehört zu deinem." Hm? Noch ein Tondial? Aber wozu ist seines gut? Meines lockt möglicherweise Seeungeheuer an. Meines sollte möglicherweise dazu dienen, mich zu versenken. Seines wird das ja wohl nicht tun, sonst hätte er es wohl kaum behalten. Oder vielleicht möchte er noch jemanden versenken! "Muss ich dich erst aufschlitzen, ehe ich eine vernünftige Erklärung bekomme?!", fauche ich und schnappe mir die Muschel aus seiner Hand. Kid protestiert nicht und so drücke ich provokant einfach auf den Auslöser. Nichts passiert. Ist das Ding etwa auch kaputt? Ich drücke noch einmal drauf. Wieder nichts. "Du kannst lange drücken", gähnt Kid und verschränkt die Arme vor seiner Brust. "Du hast versucht mich umzubringen! Wozu ist dieses Dial?!" Ich sehe nicht auf, nicht in Kids Gesicht, nicht in seine Augen, weil ich es irgendwie... nicht ertragen...? könnte, wenn er jetzt grinst. Ich will nur, dass er es zugibt, dann weiß ich, dass ich mein Herz an nichts verschleudern muss. Dann hat es ein Ende, jetzt und endgültig. "Wenn ich dich umbringen wollen würde, warum hätte ich dann bei deinem Schiff helfen sollen, du Idiot?" "Weil du genau der Typ Pirat bist, der sich gerne über andere lustig macht, der andere vor sich im Staub kriechen sehen will, der will, dass andere leiden, der will, dass sich sein Gegenüber in falsche Sicherheit wiegt. Der Spaß daran hat, jemanden einfach so und ohne Grund zu zerquetschen." Ich hebe nun doch den Blick. "Und weil du genau der Typ Mann bist, der das alles furchtbar genießt." "Keine Einwände." Kid grinst, als hätte ich ihm gerade ein unsagbar tolles Kompliment gemacht. Ich schnaube wütend. "Aber das hat mit dir nichts zu tun." Ich sehe auf das Dial, drücke noch einmal drauf, aber wie zuvor passiert nichts. Es hat nichts mit mir zu tun, sagt er? Aber er schiebt mir ein Tondial unter! Und wenn er nicht gleich sagt, was DAS mit mir zu tun hat, dann überlege ich mir das mit dem Aufschlitzen doch noch mal! Gefühle hin oder her! "Erklär dich endlich, Eustass Kid, mir gehen die Nerven aus!" Ich werfe ihm das Dial zu, wechsele mein Schwert aus der rechten in die linke Hand und reibe mir über die Nase. Kid fängt das Dial auf und setzt sich auf den Stuhl. "Ich schätze, ich kann das Ding löschen und neu verwenden." Ich wende mich ab, laufe zum Fenster, schiebe den Vorhang ein Stück zur Seite und sehe raus. Der Mond lässt Teile des Meeres glitzern und unheimlich bewegen sich Wellen in einiger Entfernung, ganz so, als würde dort etwas mit dem Schiff schwimmen. Mein U-Boot kann ich von hier aus nicht sehen, es ist am Schiffsende, eher gen steuerbord, angeleint und Kids Kajüte ist an der Backbordseite. "Ich warte", grummle ich, "und der letzte Geduldsfaden ist so gut wie durch. Gib mir eine gute Erklärung oder ich gehe und betrachte dich von nun an als Feind. Wenn wir uns nicht doch noch gleich miteinander anlegen." Kid seufzt genervt und ich bin angespannt. Allein, dass ich ihm so viele Chancen und so viel Zeit gebe zeigt, dass er mir wichtig ist. Ob er das merkt? Jeden anderen hätte ich bereits ausgequetscht oder aufgeschnitten. "Ich sage es dir noch mal, Trafalgar..." Wir sind wieder beim Vornamen. "Wollte ich dich als Feind betrachten oder von dir als Feind betrachtet werden, ich hätte dir nicht geholfen! Hämmer dir das in deinen Dickschädel und denk nach, bevor du so was sagst!!" Der, der nachdenken sollte, bevor er etwas sagt oder tut, ist eindeutig er. Kid scheint wütend über meine jetzige Haltung ihm gegenüber zu sein, aber woher soll ich wissen, was er beabsichtigt, wenn er es nicht sagt? Ich kann keine Gedanken lesen! "Den Dickschädel hast du", murre ich. "Du stehst mir da in nichts nach!" "Dafür kann ich wenigstens sagen, was ich will. Du kannst dich nicht mal erklären!" "Halt die Klappe!" Kid steht auf. "Siehst du, schon wieder nur Ausflüchte, keine Erklärung." Ich seufze. Er erklärt sich wirklich so gut wie nie. Als hätte er es nicht nötig, weil er über dem Groll anderer steht oder weil es ihm schlichtweg egal ist, was andere von ihm halten. "Du hast absolut keine Ahnung!", sagt er und seine Stimme ist nicht so fest wie zuvor. "Deswegen will ich auch eine Erklärung!" Er könnte sich wenigstens an einer versuchen. Nun sehe ich doch wieder zu ihm. Kid steht mir gegenüber, ich drehe mich leicht zu ihm, bleibe aber vor dem Fenster. Er sieht wütend aus. Ja, ich habe keine Ahnung. Nicht davon, was er damals bei mir wollte, nicht davon, was das für ein Dial ist, nicht davon, was das hier werden soll und auch nicht davon, was er mir wohl versucht zu sagen, indem er nichts sagt. "Letzte Chance", meine ich und sehe ihn offen an. Sag was, sonst bin ich weg. Und ich will nicht gehen, nicht für immer, nicht unter mörderischen Umständen. Ich will Kid nicht als Feind betrachten, davon wird mir das Herz schwer. Damit leben könnte ich wohl, müsste ich, aber es ist nicht das, was ich will! "Verfluchte Scheiße!", faucht Kid, fährt sich durch seine wirren, roten Haare und lässt sich wieder auf den Stuhl fallen. "Nimm's doch einfach mit, wenn du so viel Wert drauf legst!" "Fein." Ich laufe los. Dann werde ich das Ding eben selbst untersuchen. "Stirb nicht, ehe wir uns wiedersehen, dein Tod ist meine Aufgabe." "Es ist ein Empfänger-Dial!"* Ich bleibe stehen, kaum zwei Schritte voran gekommen. "Warst du mal auf Skypia?" "Nein!" "Aber woher..." "Lenk nicht ab!" "Ich dachte, das käme dir entgegen." "Damit du mich danach wieder blöd anmachst, dass ich es nicht tun soll?! Vergiss es!" Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Da hat er wohl ausnahmsweise Recht. Stille entsteht und ich weiß nicht recht, was ich denken soll. Tatsache ist, dass ich mich nicht mehr von Kid bedroht fühle, auch wenn die Sache mit dem Mordversuch noch immer nicht vom Tisch ist. Wenn es sein muss, bin ich bereit zu gehen und niemals wiederzukommen. Hier und jetzt würden wir einander laufen lassen, das steht jetzt außer Frage. Aber es gibt mir noch immer zu viele Ungereimtheiten. Ich bin mir sicher, dass ich heute Nacht keine Antwort auf alle bekomme, aber zumindest das mit dem Dial will ich geklärt haben. Ich sehe Kid weiter an, warte, atme tief durch und versuche meine Gedanken anzuhalten. Es ärgert mich, dass ich seinen Körper ansehen muss, der mich durcheinanderbringt, obwohl ich sauer auf ihn bin und es ärgert mich, dass mir gefällt, was ich sehe. Ablehnen kann ich es, ja, aber was mir gefällt und was nicht, darauf habe ich keinen Einfluss. "Wenn du nicht gleich weiter redest, dann lasse ich mir was einfallen, wie ich dich zum Reden bringe." Kid schnaubt nur, bleibt ansonsten still. Ich gebe ihm noch eine Minute, dann muss ich konsequent sein und gehen. Dann reicht es wirklich, dann hatte er genug Möglichkeiten und vor allem genug Zeit. Er dreht sich halb zur Tischplatte, stützt den linken Ellenbogen darauf ab. Sein Bein wackelt nervös und steckt mich an, so dass auch ich anfange mit dem Bein zu wippen. "Ok." Ich mache einen Schritt auf Kid zu. "Das war's endgültig. Leb wohl. Von jetzt an sind wir Feinde." "Warte, Idiot!" Ich ignoriere ihn und laufe zur Tür. Ich will, dass er mich aufhält, aber er muss es ehrlich meinen und soll nicht denken, dass er seine Spielchen mit mir spielen kann. Bevor ich auch nur den halben Weg zurück gelegt habe, tritt Kid mir in den Weg und hält mich am Arm fest. "Ich sagte warte!" "Und ich sagte leb wohl!" "Das Dial... hat den Ton von dem anderen Dial empfangen!" Hä? Irritiert halte ich inne. Ich wollte Kids Hand abschütteln, aber nun lasse ich meine wieder sinken. "Wie soll das funktionieren?" Kid seufzt genervt, zieht seine Hand zurück. Er dreht sich halb weg. Ich weiß, dass man auf Tondials alle Geräusche abspeichern kann, einzelne Töne bis hin zu ganzen Botschaften. Und dann kann man sie wieder abspielen, immer und immer wieder. Solange, bis man alles löscht. Aber ein Empfänger-Dial ist mir neu. "Find's raus", grummelt Kid, wie immer keine Hilfe. Ich halte mein Schwert waagerecht zwischen ihn und mich, aber er zeigt sich unbeeindruckt. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Selbst wenn sein Dial den Ton von meinem aufgefangen hat... wie zeigt es ihm die Richtung? Falls es das überhaupt tut. Woher weiß er, wo er hin muss? "Los jetzt!", knurre ich und Kid reagiert tatsächlich nach einem weiteren Moment. "Der Ton wird laut oder leise wiedergegeben, je nach dem wie weit man entfernt ist", murrt er und sieht aus, als wisse er selbst nicht, warum er mir das erklärt. Dann schweigt er wieder. Dafür rattern zigtausend Gedanken durch meinen Kopf. Hat er immer wieder auf sein Dial gedrückt, um zu schauen, wie weit ich entfernt bin, wie laut der Ton ist? Was für eine Reichweite hat das Ding und wie zum Teufel kommt er an zwei so bestialische Dials? Wann hat er das Teil in meiner Kajüte versteckt und warum habe ich das nicht bemerkt? Und was zum Teufel hat er sich eigentlich dabei gedacht?! Vermutlich nichts! Wusste er nicht, was passieren kann? "Sagst du mir grad, du hast mich verfolgt?" Ich muss meine Gedanken ordnen. "Nein!" "Aber du sagst..." "Ich weiß, was ich sage, verdammt!" Ich sehe zu ihm hoch. Er blickt immer noch zur Seite. Hat er nun gesagt, dass er das Signal verfolgt hat? Indirekt? "Kid?" "Hmm?" Seine Stimme ist nur ein Brummen. "Hast du mich verfolgt?" Ist ihm verfolgen lieber als morden? Gibt er eher zu, dass er mir nachläuft, als dass er will, dass ich die Sache für einen Mordversuch halte? Aber es würde zumindest erklären, wieso er da war, als wir Hilfe brauchten: Er wusste wo ich bin! Es war kein Zufall! Kid bleibt stumm, hält die Hände zu Fäusten geballt dicht an seinem Körper. Ich verstehe ihn einfach nicht und das Chaos in meinem Kopf lässt mich nicht klar denken. Kid hat mich verfolgt? "Offensichtlich hat die Frequenz, die aus meinem Dial kam, nicht nur bis zu dir gereicht." Ich muss plötzlich wieder an das grüne Monster denken, wie ich in meiner Kajüte stand nach der ersten Attacke. Wie das Seemonster immer mehr mein Fenster ausgefüllt hat, wie ich die Zähne sah, die Rückenzacken, wie es immer größer wurde und wie es dann mit solcher Wucht gegen die Außenwand gedonnert ist, dass es mich an die andere Wand gepfeffert hat. Und Kid sagt mir, er habe mich einfach nur verfolgen wollen? Wozu? Was will er eigentlich, der Idiot?! "Nichtsdestotrotz war es ein Mordversuch und ich..." "War es nicht! Bist du taub oder was?!" Er unterbricht mich und wie es scheint, ist auch sein letzter Geduldsfaden nicht mehr wirklich existent. Unsere Stimmen werden lauter. "Ich hätte sterben können!" "Das war nicht meine Absicht!" "Das ändert nichts an der Tatsache, du Vollidiot! Du denkst einfach nicht nach!" Ich versuche, mich nicht mehr aufzuregen als nötig, auch wenn es mir schwerfällt. Ich kläre das jetzt und dann gehe ich schlafen, ehe ich mir den Kopf über Eventualitäten und Möglichkeiten zerbreche! Ich hatte genug Stress! Ich werde mir was überlegen und dann kann ich ihn morgen immer noch zur Rechenschaft ziehen. Nachdem sich meine wirren Gefühle wieder abgekühlt haben. Bleibt noch eine Tatsache auszusprechen... "Mein Schiff wurde deinetwegen angegriffen und deinetwegen sind wir gesunken." So sieht es nämlich aus, mein Freund und daran lässt sich nichts beschönigen! "Aber ich wollte..." Er beißt sich auf die Lippen, wie um sich selbst zum Schweigen zu bringen. "Glaub doch was du willst!", faucht er dann und dreht sich noch einen Tick weiter weg von mir. Er hat weder den Mut sich ganz zu erklären, noch den, einfach zu gehen und mich zu ignorieren. Und den, mich gehen zu lassen, hat er auch nicht. Und mir fehlt der Mut, mich einfach durchzusetzen. Oder eher der Wille. Ist es bei ihm auch der Wille? "Ok, pass auf", murmle ich, ohne selbst ganz zu wissen, was ich jetzt sagen will. "Ich gehe, wir vergessen das für heute und morgen..." Ich spreche nicht weiter. Was mache ich denn hier für einen Unsinn? Es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, irgendwas auf morgen zu verschieben, was mich aufregt. Ich erledige immer alles gleich, damit es beendet ist. Nur bei Kid nicht. Da greife ich an untergehende Strohhalme, das wird mir gerade klar. Bin ich denn noch bei Verstand?! Wieso kann ich bei ihm nicht reagieren, wie ich es normalerweise tue? Weil bei ihm einfach nichts mehr normal ist, sagt eine böse Stimme in meinem Hinterkopf. Ganz egal, was du dir einbildest oder nicht sehen willst. Hat er nicht gestern Nacht an Deck irgendwas von meinem Schiff gefaselt? Irgendwas von 'nicht meine Absicht' und irgendwas sei mit meinem Schiff? Hat er sich wirklich darüber erschrocken, dass ich plötzlich aus dem Meer aufgetaucht bin? Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, denn ehrlich gesagt war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Wie seiner Wärme. Und seiner halben Umarmung. Und dem anschließenden Kuss, der die Worte bis eben aus meinem Gedächtnis gestrichen hat. "Kid?" Ich frage ihn nur ein Mal... "Ich will eine Antwort von dir." Ich weiß einfach nicht, ob ich ihm trauen kann oder nicht. Er macht so viele Dummheiten und gleichzeitig sucht er meine Nähe. Vertrauen und Wachsamkeit ihm gegenüber haben im Zweifelsfall ein unterschiedliches Anliegen. "Hast du mich verfolgt? Und wusstest du wirklich nicht, dass Seeschlangen von dem Geräusch angezogen werden? War es kein Mordversuch?" Ich berühre seinen Arm, nur mit meinen Fingerspitzen, lasse das Schwert endlich wieder sinken und er dreht sich zurück zu mir. Mein Blick ist ernst, aber offen. Er soll mir die Wahrheit sagen, alles andere werde ich durchschauen. "Es war kein Mordversuch." Seine Stimme ist fest und sein Blick trifft direkt auf meinen. Kein Zwinkern, kein Ausweichen, nichts Verräterisches. Ich atme erleichtern auf. "Und der Rest?" Jetzt weicht er mir doch aus. Meine Finger rutschen von seinem Arm. "Ja... nein! Das geht dich nichts an!" Er flucht, fährt sich durch seine Haare und blickt stur von mir weg. War das jetzt ein grundsätzliches ja oder ein nein? Oder war das ein ja auf eine Teilfrage und ein nein auf die andere? Ja, er hat mich verfolgt und nein, er wusste es nicht? Oder ja, er wusste es und nein, er hat mich nicht verfolgt? Oder... Blödsinn! Er hat mich verfolgt, definitiv! Immerhin war er 'ganz zufällig' genau dort, wo wir untergegangen sind! Zufällig! Solche Zufälle gibt es nicht! Aber soll ich ihm seine Unwissenheit den Seeungeheuern gegenüber wirklich abnehmen? "Ich gehe jetzt." "Ja, hau doch ab, das sagst du schon die ganze Zeit!" Ich verziehe die Lippen ob seines Tonfalls. Eigentlich bin ich der, der gereizt sein sollte, nicht er. Er hat überhaupt kein Recht dazu, sauer zu sein. Aber ich bin schon wieder ruhig. Es ist seine Schuld, dass wir gesunken sind, dass wir überhaupt angegriffen wurden. Und das nehme ich ihm übel, auch wenn ich ihm dafür jetzt keine reinhaue. Erst mal lasse ich ihn den Schaden bezahlen und irgendwann wird er für diese Aktion büßen müssen. Aber er hat mich auch verfolgt. Und das finde ich in gleichem Maße spannend und abartig. Ohne ein weiteres Wort laufe ich zur Tür, öffne sie und gehe einfach. Meine Gedanken wirbeln durcheinander, lassen sich nicht greifen und sich nicht sortieren. Ich weiß überhaupt nicht, wo mir der Kopf steht. Alles nur wegen Kid. Weil es um ihn geht. Killer ist klug genug, mir nicht zu folgen, aber nach einigen Schritten bleibe ich eh schon wieder stehen. Bin ich denn schon wieder blöd? Kid ist dafür verantwortlich, dass mein Schiff so demoliert ist! Kid ist dafür verantwortlich, dass viele meiner guten Bücher Wasserränder haben, dass meine Mannschaft angeschlagen ist, dass so viele Möbel zerstört sind, dass wir ein Vermögen aufbringen müssen, um uns neu auszustatten und überhaupt wieder seetauglich zu werden! Kid ist vielleicht, aber auch nur vielleicht, kein Verräter, aber er ist definitiv ein Versenker! Der Lügner bleibt auch bestehen. Er macht ganz großkotzig einen auf Retter, wo es doch seine Schuld ist! Ich hätte nicht gedacht, dass er ein so guter Schauspieler ist, wo er doch sonst keinen Hehl aus seinen Gedanken und miesen Absichten macht. Möglicherweise ist ihm aber auch zu spät eingefallen, dass er Schuld haben könnte, dann ich glaube doch, er wusste nichts davon, dass der Ton des Dials Seeungeheuer anzieht, als er es in meiner Kajüte zurückließ. Das wäre typisch für ihn. Erst Handeln und dann mal gucken, was dabei rauskommt. Immer mit dem Kopf durch die Wand. Diesmal hätte es mich beinahe das Leben gekostet. Das ist unverzeihlich. "Kid!", rufe ich und drehe mich schwungvoll um. In genau dem Moment steckt Kid den Kopf zur Tür raus, als hätte er direkt dahinter gestanden. Er sieht flüchtig zu Killer, ignoriert ihn dann aber. "Ich hab was Entscheidendes vergessen!", grummle ich und laufe zu ihm zurück. Killer zieht sich ein Stück weiter zurück, verschwindet aber nicht gänzlich. Und Kid steht da, nackt in seinem Mantel und wartet einfach, bis ich zurück zu ihm laufe. Ich drücke ihn in die Kajüte und er schließt die Tür hinter uns. "Ich wollte noch...", beginnt er. "Ist mir egal was du wolltest!", blaffe ich und unterbreche Kid damit. Wieder wütend, baue ich mich vor ihm auf. Ich hebe eine Hand und tippe ihm gegen die Brust. "Du hast mein Schiff zerstört!" "Ich hab's doch gar nicht angefasst!" "Das hast du auch nicht nötig! Du kannst Dinge kaputt machen, ohne sie anzufassen!" "Ich hab's nur hoch geholt, ohne mich wäre es immer noch da unten!" "Ohne dich wäre es gar nicht da unten gelandet, du Hohlbirne!" "Wegen meiner..." "Dial!", werfe ich ihm an den Kopf und unterbreche ihn schon wieder. Wütend zuckt seine Augenbraue hoch und er atmet scharf aus, um nicht seinerseits wieder mit irgendwas anzukommen. Aber er weiß, dass ich Recht habe. Er hat Schuld. Und er wird dafür bezahlen. Das ist mein völlig unabhängiges Recht, losgelöst von all den anderen Dingen, die zwischen uns stehen. "Ich finde es nur fair, wenn du den Schaden auch bezahlst." Ich lasse meinen Arm sinken und sehe ihn herausfordernd an. "Deine Schuld, dein Geld." Kid sieht mich nicht an, er scheint zu beschäftigt damit, nicht auszurasten. "Was ist?", meine ich. "Sind wir etwa pleite?" "Halt einfach deine Klappe, Trafalgar!" "Versprich, dass du es bezahlst, dann überlege ich es mir." "Nerv mich nicht!" "Versprich es!" Wütend stehen wir uns gegenüber, beide die Arme vor der Brust verschränkt, beide sehen wir uns an. Wie im stummen Duell malträtieren wir uns mit Blicken. Es ist so, als würde der verlieren, der als erster wegsieht, aber da hat Kid schlechte Chancen. Ich kann ihn die ganze Nacht lang finster ansehen, wenn er es drauf anlegt. Zeit vergeht und nichts passiert. Bis auf gelegentliches Blinzeln bewegt sich keiner von uns beiden. Ich würde es fast witzig finden, hätte Kid nicht mein zu Hause so demoliert. Mein Schiff ist mein Leben, das müsste er als Pirat eigentlich wissen. "Also?", frage ich nach Minuten. Auf einmal bin ich mir nicht mehr so sicher, dass Kid schnell aufgibt. Habe ich da sein Temperament überschätzt? "Du solltest doch die Klappe halten!" "Und du was versprechen. Oder stehen wir noch die ganze Nacht hier?!" Ich bin gereizt. "Nicht, wenn es nach mir geht. Obwohl nicht mehr viel Nacht übrig ist." Ich will gar nicht wissen, was er machen würde, wenn es nach ihm gehen würde. Zum Glück bin ich nicht so leicht klein zu kriegen. Eustass Kid freie Hand lassen, klingt wie der Horrortitel eines Buches, absolut grauenhaft und schrecklich. Kid tritt näher an mich heran. Unsere Arme berühren sich. "Was soll das werden?", grummle ich, ohne zurück zu weichen. Ich habe keine Angst vor ihm. "Spannung." Er grinst. "Lass den Scheiß." Kid nimmt seine Arme runter und legt sie mir an die Hüfte. Sofort greife ich an seine Handgelenke und halte sie fest. "Untersteh dich!" Mein Blick wird finster, meine Stimme dunkler. Nur weil er meint, glimpflich davon zu kommen, kann er sich hier nicht wieder sonst was rausnehmen! Darauf habe ich keine Lust! "Wo ist eigentlich dein Problem?" Hng, die Frage kenne ich schon aus meiner Kajüte, aber mit der gleichen Antwort sollte ich ihm diesmal wohl besser nicht kommen. Ich könnte die Sache mit meinem Schiff vorschieben, aber er wüsste, dass es eine Ausflucht wäre. Was er meint, bezieht sich nicht auf jetzt, es ist was Grundlegendes. "Das weiß ich noch nicht", murmle ich also ehrlich. Zu ehrlich. "Aber du hast mein Schiff geschrottet und darüber bin ich ziemlich sauer." "Tatsächlich?" "Tatsächlich." Mit festem Griff um seine Handgelenke mache ich mich von ihm los. "Bleib!", meint er plötzlich, obwohl ich keine Anstalten mache, zu gehen. "Ich bin sauer auf dich, Eustass Kid." "Und?", fragt er völlig unverstehend und ich resigniere bei so viel Starrsinn. Gegen Kid scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Der Mann macht mich wütend und lässt gleichzeitig mein Herz schneller schlagen. Gefährliche Mischung! Und ich weiß nicht, was das ist, aber ich fühle mich seltsam in seiner Nähe, wie gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Immer noch sieht er mich an. "Warum sollte ich bleiben??" "Finde es raus", murmelt er und versucht mich zu küssen. Nur allzu leicht blocke ich ihn mit der Hand ab. "Ich bin immer noch wütend." "Ich merk's." Wir sehen uns an. Der Kerl ist ein Stalker übelster Sorte! Er hat vieles in Kauf genommen, um mir am Hintern zu kleben. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, ich mag es nicht, aber bei Kid bekommt es einen gewissen Reiz. Kid sieht mich, ich weiß das, und er will was von mir. Auch das weiß ich, wenn ich ehrlich bin. Niemand gibt sich für nichts Mühe und ein Eustass Kid, so wie ich ihn bisher kenne, gibt nichts zu und hält sich nicht zurück. Aber er gibt Dinge zu, wenn auch nur selten und er hält sich zurück. Er könnte einfach wieder versuchen über mich herzufallen, wie damals in jener Nacht. Vielleicht würde ich einfach mitmachen. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich ihn von mir stoße. So kriegt er mich nicht. Ob er genau das weiß? Auch gestern hat er sich großteils an den Deal gehalten. Ich entdecke andere Seiten an ihm, die fürs Erste nicht unbedingt ins Bild passen, das man von ihm hat. Pervers und ohne Manieren ist er allerdings immer noch. Aber er scheint sich Mühe zu geben, zumindest manchmal. Also kann ich wohl davon ausgehen, dass ich interessant bin für ihn. Interessanter als mich nur noch ein zweites Mal zu haben? Und das gleiche gilt für ihn, das muss ich endlich zugeben, auch wenn es gerade eigentlich nicht passt. Ich sollte wütend sein, ihn bezahlen lassen und wieder auf mein Schiff gehen. Und stattdessen stehe ich hier und lasse mich nach und nach zurück bis an die Tür drängen, obwohl ich immer noch meine Hand vor seinen Mund halte. Hätte er mein Schiff nicht bei der Aktion versenkt, ich hätte... Was hätte ich dann? Die Stimmung grad schwingt einfach so um. "Warum hat das eigentlich vier Tage gedauert, bis du da warst?", frage ich und nehme die Hand runter, als ich mit dem Rücken gegen die Tür stoße, Kid direkt vor mir. Er scheint ein verdammt mieser Stalker zu sein. "Dial...", nuschelt er, seine Augen huschen gierig über meinen Körper. "Lass das!" "Dein Dial war kaputt..." Und Kid lässt es nicht. Es kitzelt, als er mich berührt, seine Hand auf meinen Hals legt. Als die Seeschlange das Schiff genau an der Wand meiner Kajüte gerammt hat, muss das Dial beschädigt worden sein. Auch Penguin und Jean Bart hatten ja alle Mühe mit dem Ding. Also hat Kid das Signal verloren. Es muss Glück gewesen sein, dass wir uns doch noch gefunden haben, denn auf der Grandline ist nichts einfach und leicht. Schon gar nicht selbstverständlich. Meine Gefühle vermischen sich an dieser Stelle, das ist seltsam. Einerseits möchte ich Kid für die Aktion eine reinhauen, andererseits ist es irgendwie... erregend, dass er hinter mir her ist. Nur mein Schiff, mein Schiff... Kids Hände finden ihren Weg auf meinen Rücken, ziehen an meinem Oberteil. Nackt in seinem Mantel drängt er sich an mich, das Fell kitzelt noch mehr als seine Lippen, die plötzlich gegen mein Ohr drücken. "Hör auf!", fauche ich ganz leise. "Killer steht direkt hinter der Tür!" Von jetzt auf gleich hält Kid inne, dann sieht er mich an. Und ich könnte mich ohrfeigen für die Worte. "Is das dein Problem??" Ich sehe zurück, atme trotzig aus. Plötzlich hebt er eine Hand und hämmert gegen die Tür. "Such dir was zu tun!" "Verstanden", dringt Killers Stimme zu uns und Schritte entfernen sich. Kid zieht eine Augenbraue hoch. "Zufrieden?" Als Antwort verziehe ich spöttisch die Lippen. Ich drücke Kid von mir weg, nur ein wenig, weil er dagegenhält. "Du wolltest noch was versprechen." "Wollte ich nicht und jetzt halt still." "Solltest du und ich halte nicht still." Unsere Blicke treffen sich wieder. "Feigling", meint Kid. "Stalker", sage ich. "Zicke!" "Macho." "Sturkopf!" "Egoist." "Memme!" "Perverser!" Kid bleibt stumm und ich blinzle irritiert. Sind ihm die Beleidigungen etwa schon ausgegangen? "Jungfrau", nuschelt er dann und plötzlich habe ich seine Hände auf meinem Hintern. Er küsst mich auf den Hals. "Wenn ich es nicht bereits besser wüsste..." In seiner Stimme schwingt ein dreckiges Grinsen mit und ich werde schlagartig rot und wieder wütend. "Nimm deine verdammten Finger weg oder ich brech sie dir!!" "Wieso? Mach doch einfach mit." Für ein paar Sekunden bin ich geneigt, ihm einfach dahin zu treten, wo es so richtig weh tut. Immerhin hat er außer seinem Mantel auch nichts an. Ich könnte auch einfach zupacken, fest und gemein. Aber das lasse ich bleiben, nachher gefällt ihm das noch... Ich schubse ihn weg, deutlich und mit Nachdruck. Kid zieht den Mantel enger um sich, steckt beide Arme durch die Ärmel und schließt den unteren Teil. Es ist kühl im Raum, aber doch nicht so kühl. Und weiter denke ich nicht. Stattdessen drehe ich mich um und lege die linke Hand auf den Türknauf. Ich muss einen Schritt zurücktreten, um die Tür öffnen zu können, sie geht nach innen auf. Aber ich verharre. Meine Gedanken spielen Pingpong. Meine Gefühle spielen Pingpong. Das ist nicht lustig. Ich atme schwer, hin und hergerissen. Es kann nicht sein, dass ich das hier erregend und interessant finde, dass ich Kid will, obwohl er dafür verantwortlich ist, dass wir überhaupt gesunken sind. Aber ich will ihn, auch wenn ich ihm das Versenken meines Schiffes nicht vergebe... ich will seine Nähe. Und genau deswegen muss ich gehen. Als ich gerade den Schritt zurück mache, tritt Kid direkt hinter mich, schiebt mich wieder vor und stützt seine rechte Hand neben mir ab, hält so die Tür zu. "Du lebst doch", nuschelt er nach einer gefühlten Ewigkeit und reibt seine Wange an meiner. Ein Schaudern durchläuft mich. Irreal. "Bezahl deine Schuld", murmle ich nur und verdränge seinen merkwürdig sanften Tonfall. "Hmhm", macht Kid, während er mir ins Ohr beißt und es klingt wie eine Zustimmung. Ich ziehe den Kopf weg, drehe mich mit dem ganzen Körper ein wenig nach links, den Kopf noch weiter und sehe ihn halb über meine Schulter an. "Deal." Ich grinse einseitig. Kid beißt sich auf die Unterlippe, kurz, und sein ganzes Gesicht sieht nachdenklich aus. Seine Augen sehen unruhig hin und her. Irgendwie wirkt er verloren, wenn er mich so anschaut. Wie gefangen zwischen zwei Handlungen. Ziemlich amüsant. "Deal?", hakt er nach und ich nicke. Plötzlich grinst er wieder selbstsicher. "Ich zeige dir, wie man einen Deal vernünftig besiegelt!" Noch ehe ich auch nur irgendwas denken, geschweige denn sagen kann, packt er mich an beiden Schultern, dreht mich um, drückt meinen Rücken gegen die Wand und schiebt mir sein rechtes Bein zwischen meine. Ich ziehe scharf die Luft ein, dann habe ich Kids drängende Lippen auf meinen. Sein Kuss ist heiß, lässt keinen Widerstand zu. Von Anfang an ist er gierig, gibt nicht nach. Es dauert keine zwei Sekunden, bis unsere Lippen sich öffnen. Kid will alles, das sagt dieser Kuss. Und er lässt mich atemlos. So hat er mich noch nie geküsst. Dominant, besitzergreifend irgendwie, auch wenn es nur ein Kuss ist. Aber in diesem Kuss liegt so viel... Lust. Ungezügelt. Kid beißt mir in die Zunge, als ich versuche ihm etwas von seiner Dominanz zu nehmen. Er gibt den Ton an. Ich mag keine Befehle, ich mag es nicht, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden wird, ich mag keine Respektlosigkeit, ich mag keine gegen mich gerichtete Überlegenheit, ich mag Kid nicht, wenn er mir gegenüber so großkotzig tut. Aber so wie er mich jetzt und hier gegen die Tür drückt, wie er sein Knie zwischen meine Beine schiebt, wie er mich küsst, wild, dominant, mit so viel Gefühl dabei, ohne auch nur etwas davon zu sagen oder mir anderweitig als im Kuss zu zeigen. Es macht mich schwach, bricht meinen Widerstand. Das kenne ich nicht. Aber Kid bringt mich dazu, genau das zu wollen. Nur für diesen Augenblick. Seine Lippen trennen sich von meinen. Und dann ruiniert er den Moment. Er streicht mir über die Hüfte, drängt mich noch immer an die Wand und küsst mich auf die Wange, ehe er sich an meinem Hals zu schaffen macht. Dann schiebt er seine Hände zwischen mich und Tür und drückt sie fest auf meinen Hintern. Und dann sagt er diesen einen ganz bestimmten Satz. "Ich frage nicht."** Und augenblicklich fällt jede Faszination von mir ab. Er fragt nicht. Ich weiß, was dieser Satz bedeutet. Oder vielmehr, in welchem Bezug er steht. Kid macht einfach weiter, aber ich versteife mich. Erst nach Sekunden hört er auf, meinen Hals zu küssen und sieht mich irritiert an. Ich hebe eine Hand, in der anderen das Schwert, und packe ihn am Oberarm. "Was ist?", fragt er schwer atmend und seine Stimme ist irritiert und leise. "Du hast noch immer keine Erlaubnis." "Ich weiß", grinst er und hat mich diesmal offensichtlich nicht verstanden. Ja, als diese beiden Sätze zum ersten Mal gefallen sind, hat trotzdem keiner von uns aufgehört. Beim zweiten Mal waren sie alles entscheidend und er hat mich bekommen. Kids Hände rutschen wieder vor bis auf meine Seiten. Sein Blick ist fragend und nicht ganz klar. "Was ist?", wiederholt er sich. Ob er eine Ahnung hat, wie sehr er sich immer selbst in die Scheiße reitet? Wie weit er mich rumkriegt, sogar obwohl ich sauer auf ihn bin? Wie sehr er mich im flüchtigen Moment einfangen kann, auch wenn ganz andere Dinge von Bedeutung zwischen uns noch gar nicht geklärt sind? Er würde sich selbst in den Arsch treten, wüsste er es. Aber ich werde ihm das nicht sagen. "Du hast so ein beschissen mieses Timing, daran musst du dringend arbeiten", meine ich und schubse ihn weg. Fragend sieht er mich an. "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, weißt du." Sein Blick wird noch irritierter. "Du bezahlst für mein Schiff und zwar alles, sämtliche Kosten. Keine Ausnahme, keine Verhandlung. Du bringst uns zu einer guten Werft, du gibst uns Material zur ersten Reparatur, du wirst diesen Deal nicht brechen. Du fängst keinen Streit mit meiner Mannschaft an und du übst dich verdammt noch mal in besserem Timing!" Kid reibt sich über das rechte Ohr. "Sonst noch was...?" Er klingt gelangweilt. Und mir reicht's. "Alternativ zur Unwissenheit kann ich dir Dummheit anbieten." "Häh?" "Aber Dummheit tut weh." Und mit diesen Worten verpasse ich ihm eine gerade Rechte, während ich ihm gleichzeitig mit meinem Katana die Beine wegheble. Mit einem überraschten Aufkeuchen geht Kid zu Boden. "Bis morgen", meine ich und verlasse seine Kajüte, genervt, frustriert und wieder übel gelaunt, "aber mit besseren Manieren." ~ owari Chap °8 ~ * Dial: Marke Eigenbau. ^//^ Oda würde es lieben! Oder auch nicht. Sanji auf jeden Fall. Da er sich schon nicht mehr unsichtbar machen kann, weil die Frucht ja vergeben is... wie wäre es mit einem Abhörgegenstand? Naja, zumindst ist mein Dial etwas ähnliches. *hust* Auch wenn's das so nicht bei OP gibt, ich find's passend. xD Seht's mir nach, bitte. :3 ** siehe "Hold me, thrill me..." und "Kiss me (kill me)" oder lest als noch nicht Volljährige bitte die Kurzzusammenfassung bei der Charabeschreibung. :3 Bei weiteren Fragen... einfach fragen. ^^ Puhhh und fertig. Ich denke immer noch, dass Law wütender hätte reagieren sollen, aber es gibt Momente, da reagiert man gar nicht mehr oder kaum. Bei Nachrichten, die erschreckend sind, bei Nachrichten, die zu schön sind, um wahr zu sein und bei Nachrichten, die man einfach nicht glauben kann. Ich denk schon, dass Law es Kid sehr übel nimmt, wär ein Wunder, wenn nicht. xD Nyaaa, hat er wenigstens was, womit er Kid in Zukunft piesacken kann. *hust* Ich weiß noch nicht wann das nächste Chap kommt, denn in zehn Tagen hab ich mal wieder die Ehre älter zu werden und weiß nicht, ob ich die Zeit zum Posten finde. Wird man sehen. :3 Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 9: Auf Kids Schiff: Tag 2 --------------------------------- Ups, eh... eh... MEA CULPA! >___< Zumindest an alle, die am Sonntag auf das Chap gewartet haben. Ich war noch spontan weg, der RL-Spaß ging irgendwie vor, sorry. ^^' Aber nun ist es 4:58 Uhr nachts... morgens... whatever. Da die liebe Satra am Montag faul zu Hause rumgammeln kann, mach ich mir die Mühe und stell das Chap jetzt noch on. Vll wird es ja freigeschaltet, bis sich der erste von euch wieder hierher verirrt. :3 Ich muss allerdings kurz noch was loswerden. Und zwar einen Dank an: --> für ihre supertollen Geburtstagsgeschenke, obwohl wir uns gar nicht persönlich kennen! DANKE, die Flaggen hängen bei mir im Zimmer! Und ich liebe sie! Solltest du doch einmal absaufen, werde ich dir hinterher springen! xD --> für das tolle Geburtstagsbild von Kid und Law, auch wenn Kid als erster von meiner Torte nascht! :3 --> , die mich unaufhörlich mit einer Kid x Law Bilderflut überhäuft. Ansonsten ist dieses Chap erneut meiner lieben gewidmet, die mir einen Ace überlässt, obwohl man von ihm nie genug haben kann. Die Postkarte steht jetzt neben der von Kid. Ich liebe dich dafür! *knutsch* Pairing: Kid & Law Warning: - Zu müde zum Denken. Aber das gilt nur für die Autorin. xD~ ~ Law's PoV ~ Chap °9 – Auf Kids Schiff: Tag 2 "Sag du's ihm." "Nein, ich will nicht." "Jetzt sei nicht so ein Hasenfuß!" "Du bist selbst ein Feigling, Cas!" "Was steht ihr denn immer noch vor der Tür?" "Ah, Bepo, komm her! Du sagst es dem Captain!" "Was? Ich? Ich will nicht." "Noch ein Hasenfuß!" "Hör auf mit deinem Hasenfuß!" Einen Moment herrscht Stille, dann geht es wieder von vorne los. "Pengu, mach du das, dich schlägt der Captain nicht gleich, du kannst ihm das ganz in Ruhe beibringen..." "Ich bin für Bepo, den braucht der Captain noch als Kopfkissen an Deck." "Hört auf zu sagen, der Captain würde jemanden schlagen, das tut er nicht!" "Ruhe und rein mit dir, Bepo!" "Ja, rein mit dir!" "Ich will aber nicht, ich..." "Ruhe da draußen und kommt endlich her!", brülle ich und setze mich auf. Das hält ja keiner aus! Da schläft man den Vormittag über seelenruhig im Zimmer des Idiotentrios und dann zanken die sich vor der Tür, ehe man richtig wach ist. Dabei habe ich es genossen, mal wieder alleine und entspannt zu schlafen. Keine Zimmergenossen, die Laute von sich geben und kein unmanierlicher Bettgefährte, der seine Finger nicht bei sich lassen kann. Welch wunderschöne Ruhe! Und nun das hier. Bepo steckt als erstes die Nase durch die Tür. Müde fahre ich mir mit der Hand über die Augen. "Captain? Bist du wach?" "War unumgänglich bei eurer lauten Diskussion. Ihr seid alle Feiglinge." "Ohhh", macht Bepo traurig und lässt den Kopf hängen. "Entschuldigung." "Schnauze und komm rein. Und bring die anderen beiden mit. Ich weiß, dass ihr zu dritt seid." "Mist!", flucht es von hinter der Tür und ich muss schmunzeln. Schnell drehe ich mich weg. Im Raum ist es warm und so lasse ich die Decke bis auf meine Hüfte fallen, als ich mich im Bett drehe. Es ist hell und nachdem ich mich einmal kurz gestreckt habe, reibe ich mir über die nackten Oberarme. Meine Kleidung liegt ordentlich gefaltet neben meinem Schlafplatz. Penguin, Cas und Bepo nehmen eigenartig Aufstellung vor mir. Fast, als würden sie in Habachtstellung stehen und gleich salutieren. "Also? Was gibt's?", will ich wissen und sehe einen nach dem anderen an. Ich bleibe bei Cas hängen, der überall hinsieht, nur nicht zu mir. "Cas?" Cas sieht flehend zu Penguin. "Penguin?", grummle ich, aber der dreht nur den Kopf zu Bepo. "Bepo!" Langsam hat meine Geduld ein Ende. "Ah, Captain, äh..." Mein Blick verfinstert sich. "Captain Kid ist..." Als Bepo nicht weiterspricht, überschlagen sich meine Gedanken. Kid? Kid ist was? Kid ist genervt? Nein, zu normal. Kid ist tot? Zu dramatisch. Kid dreht durch? Wär auch nichts Neues. Ich seufze und reibe mir erneut übers Gesicht. "Captain Kid macht gerade eine Insel platt." Wie bitte? "Vielmehr dessen Bewohner", korrigiert Penguin sachlich, als wäre es völlige Normalität. Was es für Kid ja vielleicht auch ist. Für mich nicht. "Kid macht bitte was?!" "Er zerstört eine Insel, Captain!" Diesmal ist es Cas, der spricht. Seine Arme wedeln wild in der Luft herum und ich weiß nicht, ob er mir damit was zeigen will oder einfach nur warnt, es ist nicht ganz eindeutig. Zwei Sekunden verharre ich, dann springe ich auf und greife nach meiner Hose. "So ein Vollidiot! Was ist das für eine Insel?" "Nur eine kleine, Captain." Bepo reicht mir mein Sweatshirt und ich ziehe es im Laufen über den Kopf, stecke die Arme durch die Ärmel. "Aber sie hat einen großen Hafen und wohl auch eine Werft." "Werft!" Trottel! Penner! Idiot! Hirnloser Affe! "Wieso macht er das?!" Keiner gibt Antwort, aber das wäre auch zu viel verlangt. Kid ist nicht logisch. Der Typ macht, was ihm in den Kram passt. So ein dämlicher, dämlicher... ARGH! "Wir sind noch nicht am Ziel des Logports, Captain", unterrichtet Penguin mich. "Die Insel liegt quasi zufällig auf unserer Route. Aber sie sah gut aus. Wir sind in der Nähe vom Hafen und Captain Kid ist mit einem Beiboot rüber gefahren." "Um die Lage zu sondieren, wie er sagte", wirft Cas ein. Klar, Lage sondieren! Kid und Lage sondieren! Das haben wir ja in der Taverne mitbekommen, als die Marinekontrolle stattfand! "Und ihr glaubt ihm das auch noch?!", knirsche ich und renne schon fast den Flur entlang und an Deck. "Naja, wir... hielten es für klüger, ihm... aus dem Weg zu gehen..." Cas' Stimme wird beim Sprechen immer leiser. "Feiglinge", grummle ich, obwohl ich weiß, dass es besser so war. "Wie lange ist es her, dass er auf die Insel übergesetzt hat?" "Zwei Stunden, Captain." "Und da macht ihr mir erst jetzt Meldung?!" Wir kommen an Deck an, wo ich irritiert feststellen muss, dass viele Männer aufgeregt an der Reling stehen und zur Insel sehen, nicht nur auf meinem Schiff. Der Himmel brennt. Penguin deutet rüber. "Erst jetzt hat er Streit angefangen." Ich wette, Kid hat seinen Spaß auf der Insel. Ich wette, Kid hat getötet. Ich wette, Kid hat noch mehr Unsinn gemacht, als ich ihm zutraue. Aber ich hoffe, ihm ist nichts passiert. Auch wenn er es verdient hätte. Missmutig trommle ich mit den Fingern auf die Reling. Mein Fuß stupst unablässig gegen eine dieser abartigen Zacken auf Kids Schiff. Ja, ich bin auf seinem Schiff, es ist näher zur Insel, zum Land gedreht. Mein U-Boot kommt erst dahinter. Von diesem Platz aus habe ich die beste Sicht. Ich konnte die ganze Show genießen. Killer und der Zombie sind nicht da, nur der andere große Kerl mit diesem furchtbaren Netzteilen. Kids Crew ist nicht nur unhöflich, sie hat auch keine Ahnung von Mode. Mein Zeigefinger bewegt sich unablässig, erzeugt jedes Mal ein leises 'tock'. Ich könnte explodieren! Warum hat Kid das gemacht? Ist ihm langweilig oder so? Weiß der Mann eigentlich, was eine Ruhepause ist? Kann er auch mal fünf Minuten still sitzen?! Oder muss man ihn anbinden, damit er mal ruhig bleibt?! Vollidiot! Befindet sich in der Situation, ein gesuchter Pirat zu sein, einen anderen gesuchten Piraten mit sich rumzuschleppen, dazu noch ein äußerst reparierbedürftiges Schiff und dann... macht er die erste Insel platt, die ihm vor die Nase läuft! Ich könnt ihm eine reinhauen! Ich werde ihm eine reinhauen! Ich warte aus gutem Grund auf seinem Schiff auf ihn. Ich habe nicht die geringste Lust dazu, ebenfalls an Land zu gehen und mich zu prügeln. Kid kann das gut alleine. Er braucht keine Hilfe und wenn er was abkriegt, dann ist das Schuld eigen. Sturkopf! Die Insel scheint nicht groß zu sein und umso schlimmer ist es, dass er sie komplett in Schutt und Asche legt. Jedenfalls brennt es überall und das Schreien von Männern und Frauen hört man gut bis hierher. Ich höre auf mit dem Fuß gegen die Zacke zu stoßen und konzentriere mich wieder auf meine Finger und die Reling. Ich bin nicht nervös, ich bin einfach nur sauer. Warum schafft Kid es nur immer wieder, sich völlig in Misskredit zu bringen, wenn ich gerade anfange, ihn mehr zu mögen? Er hat wirklich kein Timing. Ich war gerade dabei ihm ein ganz kleinwenig zu verzeihen, dass er mich beinahe umgebracht hätte, Absicht hin oder her. Du lebst, hat er zu mir gesagt und es klang nicht wie eine Ausrede für seine Tat, sondern eher froh darüber, als wäre er erleichtert. Es bringt auch nichts, wenn wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen, ich weiß das. Wir müssen auf engem Raum miteinander auskommen, auch wenn jeder noch sein Schiff hat, auf das er sich zurückziehen kann. Wir sind aneinandergekettet und zumindest ich bin derzeit ein wenig von ihm abhängig. Das ist seine Schuld und die wird er auch bezahlen, keine Frage. Und das nicht nur mit Geld. Trotzdem werde ich mir anständige neue Möbel aussuchen, aber Vorrang hat die Seetauglichkeit des U-Boots. Warum nur musste er mich ausgerechnet verfolgen? Will er so dringend was daran ändern, dass man sich sporadisch mal sieht? Will er mich öfter sehen? Will er mich öfter nerven? Oder mich öfter küssen? "Tzzzz!", mache ich automatisch laut und ignoriere die Köpfe, die sich zu mir drehen. Neben mir steht Bepo, aber der ist schlau genug, nur weiter nach vorn zu blicken. Der Wind dreht leicht, frischt auf und bläst in das kleine Segel am Heck des Schiffes, das nicht eingeholt wurde. Das Schiff schaukelt leicht. Die Ankerkette klirrt und rasselt und das Holz des Schiffes knarrt und quietscht. Der Himmel zeigt sich heute fast wolkenlos. Es wird kühl werden heute Nacht. Ein riesiger Metallarm glitzert in der Sonne und es sieht so aus, als würden Kid und die anderen zurück zum Schiff kommen. Ich will mir das nicht ansehen, aber ich kann mich einfach nicht abwenden. Es ist Kids Schuld. Alles. Ganz egal was. Kid hat Schuld, das sage ich mir in diesem Augenblick. Er ist für alles verantwortlich und alles geht auf seine Kappe. Meine Gefühle sind immer noch nicht klar. Und das nervt. Kid kann froh sein, dass ich ein U-Boot besitze, sonst wäre ich jetzt schiffslos. Und er tot. Oder zumindest in viele kleine Kid-Teilchen zerlegt.* Und ich stehe hier und kann ihn nicht hassen. Ich müsste wütend sein, mich aufregen, Kid zusammenstauchen, aber ich kann nicht. Nicht nachdem er solche Dinge wie in den letzten beiden Nächten sagt und tut. Nicht, wenn er mich so komisch anschaut. Wie lange diese Neigung bei ihm wohl hält? Wann merkt er, dass ich ein erwachsener und wehrhafter Mann bin? Keine zierliche Frau, die gern mit ihm ins Bett geht. Wann wird er meiner überdrüssig? Wann übersteigt sein Einsatz für die Sache dem Nutzen? Wann endet seine Geduld? Und wann gebe ich zu, dass ich nicht will, dass er meiner überdrüssig wird? Wann höre ich auf nein zu ihm zu sagen? Wann höre ich auf das Gefühl, das ich so oft habe, wenn wir uns sehen? Er hat mich verfolgt, weil er meine Nähe sucht. Niemand außer meiner Crew sucht meine Nähe, es sei denn, er will mich umbringen. Und jetzt tut Kid es und er will definitiv anderes von mir. Sein Kuss gestern Nacht war so... "Leiter runterlassen", befiehlt ein Crewmitglied und es kommt Bewegung in die Mannschaft. Kid, Killer und der Zombie rudern in unsere Richtung. "Segel setzen, Anker lichten, alles klar machen zum Aufbruch!" Die Männer um mich herum laufen hin und her, raffen Seile, einige klettern in die Masten und binden die Segel los. Die schwere Ankerkette klirrt und rasselt, Wasser spritzt hoch bis zu Reling. Ich stehe still immer noch am gleichen Fleck, Bepo neben mir, der zwar den Kopf dreht und sich die Arbeiten ansieht, sich aber auch um keinen Millimeter von seiner Position bewegt. Und wir werden ignoriert. Keiner blafft uns an, keiner sagt uns, dass wir gehen sollen. Wir sind geduldet, zumindest dem Anschein nach. Aber ich würde mir so oder so nichts von dieser Crew sagen lassen und ich glaube, dass wissen sie nur zu gut. Der Wind frischt auf, als wäre er gerufen und ich lasse Kid nicht aus den Augen. Er steht im Boot, während der Zombie rudert. Sein Mantel weht ein wenig, bauscht sich kurz hinter ihm auf und er hält die rechte Seite fest und dicht an seinen Körper gedrückt. Ich frage mich, ob diese Aktion einen Artikel in der nächsten Ausgabe der Maichyo wert ist. Wenn ja, was werden sie schreiben? Kid ist mit Sicherheit erkannt worden, aber wird dort auch etwas über mich stehen? Mein gelbes U-Boot ist nicht zu verkennen, dabei hatte niemand aus meiner Crew hiermit zu tun. Überfälle auf Bevölkerungen gehören nicht in das Standardrepertoire der Heartpiraten! Obwohl ich Kid anstarre, wie er näher kommt, wie Details immer deutlicher werden, wird mir erst spät bewusst, dass er über und über voller Blut ist. Erschrocken ziehe ich eine Augenbraue hoch, für mehr Emotionen reicht es gerade nicht. Das Schiff dreht sich, noch während der Zombie das Beiboot an die Seite bringt. Holz knirscht, schrammt gegen Holz. Kid ist der erste, der an Bord kommt. Er wirft einen Blick zu mir und dreht sich weg, als würde er mich ignorieren wollen. "Los!", murrt er nur und deutet aufs offene Meer. Mein Blick geht zurück zur Insel, die wir brennend hinter uns lassen. Wir kommen nur langsam voran, aber es sieht nicht danach aus, als würden wir gleich Marine im Nacken haben. Was auch immer Kid sich dabei nur gedacht hat... es ist Irrsinn! "Kid!" Ich wende mich wieder zu ihm und er hält inne, halb schon dabei, unter Deck zu gehen. Er sieht scheußlich aus, so voller Blut und automatisch überfliege ich alles an ihm, was nicht unter dem Mantel verborgen ist. Ich kann nicht genau sagen, ob er verletzt ist oder nicht, aber es macht mich misstrauisch, dass er mit der rechten Hand noch immer seinen Mantel über der Hüfte hält. "Was war das für eine bescheuerte Aktion?!" Ich will ihm nicht vorschreiben was er zu tun oder zu lassen hat, er soll nur mal nachdenken, bevor er überhaupt was tut! Wenn er alleine ist, kann er machen was er will, selbst wenn er dabei draufgeht! Das wäre schade, aber seine Entscheidung. Aber heute ist er nicht alleine und was immer er tut, er zieht mich mit rein. Das scheint ihm entweder nicht klar oder egal zu sein. Er ist ein Egoist! Nachdem ich ihn angesprochen habe, gibt ein Wort bei uns das andere und ich kann nicht genau erklären wieso sich die Situation jetzt so aufbauscht. Wir streiten und starren uns minutenlang einfach nur böse an und ich habe das Bedürfnis ihn zu packen und unter Deck zu zerren. Stattdessen bleibe ich einfach stehen. Meine Crew steht auf meinem Schiff, bereit, jeden Moment rüber zu kommen. Kids Mannschaft hat sich auf einen Wink von ihm zurückgezogen. Stolz aufgerichtet steht Kid mir gegenüber, Sicherheitsabstand zwischen uns, während wir uns argwöhnisch beäugen. "Und ich sage es dir noch einmal: Ich will das Schiff repariert haben und keine Insel zerstören!" "Ich sage es dir auch noch mal, aber nur noch ein einziges Mal: Ich entscheide was ich tue und was nicht!" "Du bist aber nicht alleine! Denk doch mal nach!" Ich fühle mich, als redete ich gegen eine Wand! Er hört mir überhaupt nicht zu! "Das war eine ganze Insel, Kid!" "Na und? Ich kannte sie nicht!" Ich ignoriere seinen Einwurf. "Und nebenbei hatte sie eine Werft! Klingelt da was?!" Kid zuckt nur mit den Schultern und verschränkt die Arme vor der Brust. Den rechten Arm hält er etwas vom Körper weg und jetzt weiß ich, dass er versucht, nicht seine Verletzung zu berühren. Er muss dort verletzt sein, das merke ich an der blauen Schärpe, von der jetzt mehr zu sehen ist und die nicht einfach nur viele Blutspritzer hat, sondern leicht blutgetränkt aussieht. Und an seinen Bewegungen, die fast normal sind, aber eben niemals die rechte Seite berühren. Er hat die Wunde unter dem Mantel verborgen, aber so schlimm kann es nicht sein, wenn er jetzt hier steht und Zeit hat, sich mit mir zu streiten. Er denkt immer nur an sich, so scheint es mir. Sein ganzes Leben ist auf ihn als Mittelpunkt ausgerichtet. Was er will ist wichtig, was andere wollen völlig unerheblich. Ist das in jeder Lebenslage bei ihm so? Das erste Mal ist er über mich hergefallen und hat stur so lange gedrängt, bis ich es zugelassen habe. Das passt. Aber bei allen darauf folgenden Begegnungen hat er sich auch zurückgehalten, das muss ich zugeben. Würde er nicht drängeln, wäre er nicht er und ich muss auch zugeben, dass ich es vermissen würde an ihm, auch wenn er mich damit unsagbar nervt. Es gehört zu ihm, es liegt in seiner Natur. Kid ist unglaublich präsent in seinem ganzen Dasein, er ist so dominant im Auftreten, dass er leicht andere erstickt, die nicht dagegenhalten können. Ich kann. Was mir eher zu schaffen macht sind die Gedanken, dass er nur sich sieht und mich gar nicht wahrnimmt, wenn ich mal an völlig abstruse Zukunftsszenarien denke. "Weißt du überhaupt was du so tust oder handelst du nur nach momentanen Neigungen?" Ich schüttle den Kopf. Wie kann man so durchs Leben gehen? "Tötest du alles, vor dem du Angst hast?" "Ich habe vor gar nichts Angst!", knurrt er. Der Satz scheint ihn wirklich sauer gemacht zu haben. "Dafür vernichtest du aber ziemlich viel in deiner Umgebung! Willst du mich unbedingt mitschleppen, du Idiot?! Mein Schiff verreckt!" "Das ist wahr." Er grinst. Er hat die Unverschämtheit zu grinsen! "Bastard!", fauche ich und ziehe mein Katana. Kid schafft es genau zwei Emotionen in mir hervor zu rufen, die ich klar und deutlich definieren kann: Wut und Nervosität. Wütend bin ich immer, wenn er irgendwas Dummes anstellt und das tut er oft. Und nervös bin ich immer dann, wenn es ruhige Momente zwischen uns gibt und er mir zu nahe kommt. Auch das tut er oft in letzter Zeit. So ist es ewige Zerrissenheit, die ich ihm gegenüber fühle. "Ich schneide dir noch den Kopf ab, Eustass Kid!" Und das meine ich ernst. Kein Chaos mehr wegen ihm, das wäre wunderbar. "Versuch's doch!", lacht er und noch ehe eine volle Sekunde vergeht, wird mein Schwert mit einem Ruck nach vorn gerissen. Gerade noch so kann ich es halten, dann strecke ich meine rechte Hand aus und ein Ring entsteht davor, der sich zu einer Kuppel ausweitet. Hier auf engem Raum ist Kid mir unterlegen. Glaube ich. Und dann geht alles ganz schnell, ohne dass ich wirklich weiß was passiert und wie es dazu kommt. "Room!", rufe ich und Kid und ich verschwinden unter meiner Teufelskraftkuppel. Bepo und Killer, der plötzlich einfach da zu sein scheint, springen hinzu und es steht zwei gegen zwei. Abschätzend stehen wir in Kampfhaltung und jetzt sehe ich die leicht zerfetzte Schärpe von Kid deutlich, als er beide Arme bewegt, aber nicht wirklich die darunter verborgene Wunde. Ich will nicht mit ihm kämpfen. Wenn wir beide uns ernsthaft miteinander anlegen, wird es mehr als einen Toten geben. Keiner von uns beiden wird nachgeben. Ich bleibe bei vielem ruhig und gelassen, oft aber nur äußerlich. Ich lasse mir nichts gefallen! Auch nicht, dass Kid offensichtlich noch von seinem Alleingang auf der Insel aufgeheizt ist! Kid manipuliert ein paar Metalldinge und lässt sie zu sich schweben. Auch mein Schwert hat er noch nicht losgelassen, aber das bekommt er nicht. Neben ihm steht Killer und seine Klingen surren. Wie in Zeitlupe erscheint mir die Szene, keiner bewegt sich groß. Es ist, als warte man auf etwas Bestimmtes, auf ein Zeichen, auf ein Wort. "Bepo", murmle ich leise und er versteht mich sofort und zieht sich langsam schräg hinter mich zurück, noch immer unter der Kuppel. Das hier ist eine Sache zwischen Kid und mir. Sollte sich irgendwer einmischen, übernehme ich keinerlei Verantwortung für dessen Schicksal. Kid und ich sehen uns direkt an. Sein Blick ist grimmig, böse, aber nicht wütend, eher noch einen Tick unsicher. Er weiß, dass ich keine leichte Beute bin. Eigentlich bin ich gar keine Beute. Ich will wissen was in seinem Kopf vorgeht, was er genau jetzt denkt. Mein Herz schlägt schnell, alles an mir ist angespannt, wartet. Ich kenne Kids Kräfte und sein Temperament, ich habe ihn mehrfach kämpfen sehen. All das ist ein Vorteil. Der Raum ist eng, keine Fluchtmöglichkeit. Es wird heftig, aber kurz, sollte einer von uns eine falsche Bewegung machen. Auf eine kaum zu bemerkende Handbewegung Kids hin, tritt Killer zur Seite und verlässt, anders als Bepo, meine Kuppel. Ist Kid lebensmüde oder will er die Situation entschärfen? Ganz allein steht er da, angespannt, wartend. Und auch ich warte. Worauf, das wissen wir beide wohl nicht, nur unsere Blicke bohren sich unablässig ineinander. Es ist fast greifbar, wenn auch nicht zu sehen, Wut, Misstrauen, Stolz, aber auch Zögern und Unsicherheit. Trotz angespanntem Belauern kommt es mir jetzt viel eher wie Abwägen vor, keiner will nachgeben, aber miteinander anlegen wollen wir uns auch nicht. Ich nicht, weil ich überhaupt keine Lust habe gegen Kid zu kämpfen. Er vielleicht nur nicht, weil er sein Schiff nicht auch noch verlieren will. Sich auf dem Meer miteinander anzulegen, wäre für uns Nichtschwimmer auch ein selbst auferlegtes Risiko. Es ist absolut leise, keiner sagt etwas, niemand scheint sich zu bewegen. Alle verharren. Und dann bricht der Bann, als Kid mein Schwert loslässt. Sofort senke ich beide Arme und stecke das Schwert zurück in die Scheide. Kid lässt das Metall zu Boden fallen, drückt eine Hand auf seine Verletzung. Blut läuft ihm über die blaue Schärpe und durchtränkt nun auch noch seine Hose. Aus ärztlicher Sicht gefällt mir das überhaupt nicht. "Scheiße!", flucht Kid lautstark und fährt sich durch die Haare. Ich löse meine Kuppel auf. Und plötzlich kommt wieder Bewegung in die Mannschaften und Kids Crew verteilt sich erneut auf dem Schiff, um den normalen Dingen nachzugehen. "Ja, scheiße", stimme ich ihm äußerlich ruhig zu und behalte alle, die in meine Nähe kommen, genau im Auge. "Ich geh duschen!" Kid wendet sich von mir ab und läuft weg. "Ich bin voller Blut und die Hälfte davon gehört mir nicht mal!" "Du gehst nirgendwo hin, du hast eine offene Wunde, du Trottel!" Das muss mit Sicherheit genäht werden. "Halt die Klappe und sag mir nicht, was ich tun soll!!" Er dreht sich zu mir zurück, sein Blick ist böse und ernst, duldet nichts. Seine Stimme ist warnend, voller Drohung. "Misch dich nicht ein! Und verlass mein Schiff!" Er zittert. Und ich halte es für besser, seiner Aufforderung ausnahmsweise Folge zu leisten. Ich hege nicht das geringste Interesse daran, die Situation von eben zu wiederholen, diesmal möglicherweise mit einem anderen Ausgang. "Lass das versorgen", meine ich steif und drehe mich um. "Und sag auch du mir nicht, was ich tun soll, sonst mache ich meine Worte vom Auktionshaus damals doch noch wahr." Ich laufe zu meinem Schiff und betrete die Verbindungsplanke. "Komm mit, Bepo." Das erste, was ich jetzt brauche, ist eine heiße Tasse Tee, um meine Nerven zu beruhigen! Mein Herz schlägt angespannt schnell in meiner Brust, mein Körper voller Adrenalin. Das hätte verdammt böse ausgehen können! Meine Crew arbeitet an den notdürftigsten Reparaturen. Entgegen jeder Logik nach der Situation heut Mittag, haben wir doch einiges an Material von den Kidpiraten bekommen. Es sieht aus, als hätte Kid auf seinem Ausflug nicht nur blind zerstört, sondern auch so einiges mitgehen lassen. Wenigstens war das mal etwas Nützliches von ihm. Trotzdem ist es bereits später Nachmittag, als ich mich so weit beruhigt habe, dass ich wieder zu ihm rüber gehen kann. Ich will nach seiner Verletzung sehen, auch wenn er es nicht verdient hat. Aber es ist mir wichtig. Ob er in der Lage ist mich zu sehen, weiß ich nicht, aber darauf lasse ich es ankommen. Diesmal gehe ich allein, ich will keinen neuen Streit provozieren. Ein Einzelner scheint ungefährlicher, auch wenn das in meinem Fall nur ein Trugschluss ist. Trotzdem ist es auch ein Vertrauensvorschuss meinerseits. Wie erwartet sehen mich alle finster an, dabei habe ich ihrem Captain schlussendlich nichts getan. In meiner linken Hand halte ich mein Schwert, mit der rechten trage ich einen meiner Notfallarztkoffer. Ich habe den Inhalt kontrolliert, bevor ich das Schiff gewechselt habe, auch wenn ich wusste, dass alles vorhanden ist, was ich zu brauchen meine. Ich kenne den Schiffsarzt von Kid nicht, aber ich vertraue ihm nicht, so viel steht fest. Ein Arzt muss mich erst überzeugen, bevor ich ihn als gleichwertig ansehe und bisher ist das kaum einem gelungen. "Spät", empfängt Killer mich, der an der Tür ins Schiffsinnere auf mich gewartet zu haben scheint. "Und irgendwie auch viel zu früh." Ich antworte nicht. "Kid hat gesagt, dass du kommen würdest. Wenn er deinetwegen zu viel Blut verloren hat, nehme ich dir das übel." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Woher hat Kid die Gewissheit genommen, dass ich nach ihm sehe? War das so klar? Bin ich so leicht zu durchschauen? Es ärgert mich. Dass ich mir seine Verletzung ansehe, war aber wirklich klar. Es liegt mir eben doch was an ihm. Nacheinander betreten wir die Treppe nach unten. Killer schnaubt genervt, schweigt ansonsten jetzt. Ich weiß nicht, warum er mich immer noch führt. Wir schlagen den Weg zu Kids Kajüte ein und wo die ist, weiß ich inzwischen. "Verpiss dich diesmal gleich und warte nicht, bis der Befehl dazu kommt", grummle ich und betrete Kids Kajüte, schließe die Tür. Kid sitzt auf seinem Bett, den Rücken gegen das vordere Ende gelehnt. Gelangweilt scheint er aus dem Fenster zu sehen, blickt nicht einmal zu mir. Er scheint seine Hose gewechselt zu haben, denn ich kann kein Blut darauf entdecken. Die Schärpe hat er weggelassen, seine Schuhe stehen vor dem Bett und den Mantel hat er samt Waffen wie so oft über den Stuhl gehängt. In seiner Hand hält er eine Flasche und es riecht verdächtig nach Alkohol. Vier weitere Flaschen stehen vor seinem Bett, drei davon geöffnet. Kid ist geduscht, kein Blut mehr zu sehen. Meine Augen bleiben an dem Verband um seinen Bauch hängen. "Ich fass es nicht, was ist das denn Stümperhaftes?" Ich trete zu Kid und stelle den Koffer ab. Blut sickert durch die Bandage und färbt sie rot. Die Verletzung scheint schlimmer zu sein, als ich dachte. "Tauchst du also doch auf", meint Kid und es klingt etwas zu langsam für seinen normalen Sprachrhythmus. Ich sehe kurz auf die geöffneten Flaschen, hebe sie an. Sie sind leer. Ich setze mich zu Kid aufs Bett. Und er reagiert immer noch nicht, hält seine Flasche fest und blickt weiterhin aus dem Fenster. Hat er sich gänzlich beruhigt? "Was hast du damit gemacht?" "Nichts", murmelt er und das glaube ich sofort. "Lass mich mal ran." "Nur zu." Er grinst, als er mich endlich ansieht und hebt die Arme. Die Nachmittagssonne scheint durch das Fenster genau aufs Bett und gibt mir recht passables Licht. Ich ignoriere die stillschweigende Zweideutigkeit zwischen uns. Anscheinend können wir wieder normal miteinander umgehen, was auch immer normal bei uns heißen mag. "Wie wär's mit vorlehnen, wenn du schon nicht aufstehst?", grummle ich. Wie soll ich denn so anständig nach der Verletzung sehen? Kid beugt sich vor. Er riecht penetrant nach Alkohol. Mit vorsichtigen Fingern wickle ich den Verband ab. Ich muss mich wirklich nicht um ihn kümmern, aber ich will es. "Warum hast du auf mich gewartet?", frage ich, als der Verband ab ist und ich die Wunde sehen kann. Sie ist nicht groß, aber tief und sie blutet immer noch ein wenig. "Ich wusste dass du kommst. Du bist der beste Arzt in Reichweite." Er nimmt einen Schluck aus der Flasche und ich muss leicht grinsen. Das bin ich garantiert, aber es ist dennoch keine Erklärung. Kid spricht deutlich, man versteht jedes Wort trotz Alkohol. Er redet nur langsamer als gewöhnlich und ich überlege, wie es wohl wäre, sich in diesem Zustand mit ihm zu streiten. "Stell das weg und sag mir lieber, was der Stümper von Arzt gemacht hat. Das sieht grauenvoll aus." "Nichts hat er gemacht, hab ja auf dich gewartet." Der Blick von Kid wird stierend und er blinzelt. Meine Finger fliegen über die Wundränder, Kid zuckt nicht mal. Tut das nicht weh? "Was hast du bekommen?" "Bekommen?" "Schmerzmittel." Kid sieht mich an wie ein Pferd. Ich seufze genervt. Er muss doch irgendwas bekommen haben! Er deutet auf die Flasche in seiner Hand und dann auf die, die vor seinem Bett stehen. "Du hast Alkohol bekommen?", frage ich irritiert. Ist diese Mannschaft denn in der Entwicklung stehen geblieben?! "Steh auf und lass mich ran. Und stell endlich diese dumme Flasche weg!" Ich versuche sie ihm abzunehmen, aber Kid zieht seine Hand weg. Er schiebt und ich mache Platz, damit er aufstehen kann. "Ist das desinfiziert?", will ich wissen. Kid wackelt mit der Flasche und ich kann am Schwappen der Flüssigkeit hören, dass nicht mehr allzu viel vorhanden ist. "Das hier desinfiziert von innen." Er grinst. Nur die Ruhe, Law, nur die Ruhe. Komplizierte Patienten kenne ich zur genüge, Cas ist einer von ihnen. Der heult einem immer die Hucke voll, selbst wenn er nur einen Mückenstich hat. Im Normalfall weist Penguin ihn dann zurecht, Cas zetert noch mehr, Penguin zerrt ihn weg und wenn ich sie das nächste Mal zu Gesicht bekomme, haben sie beide eine Beule auf der Stirn, aber Cas jammert nicht mehr. Ich habe noch nie gefragt was sie machen und ich bin mir sicher, dass ich das auch nicht wissen will. Ich öffne meinen Koffer und hole ein paar Dinge heraus. "Habt ihr keinen Behandlungsraum?" "Nein." "Tut das weh?" Ich wische das Blut weg und desinfiziere den groben Bereich, setze netterweise eine örtliche Betäubung genau neben die Verletzung. "Nein." "Sollen wir irgendwohin gehen, wo ich dich besser versorgen kann?" "Nein." "Hast du überhaupt einen Schiffsarzt?", knurre ich, weil mich seine Eintönigkeit langsam nervt. Kid bleibt stumm und ich tue es ihm jetzt gleich. Ich suche mir alles zusammen, was ich brauchen werde, aber so und auf martialische Weise, kommt mir diese Behandlung alles andere, als entgegen. Aber wenn Kid das unbedingt so will, bitte sehr. Auf meinem Schiff wäre er viel besser aufgehoben und sei es nur für die Versorgung. Ich lege mir Nadel und Faden zurecht, stehe dann auf und schiebe mir den Stuhl zum Bett. Dann setze ich mich und drehe Kid an der Hüfte, bis mir das Licht passt. Die ganze Zeit über bleibt er still. Und ich ärgere mich, dass hier rein gar nichts steril ist. Da könnte ich mir beinahe Handschuhe sparen – was ich natürlich nicht tue. "Merkst du das hier?" Ich pieke ihn mit der Nadel und fahre dann vorsichtig mit dem Finger über seine Wunde. Kid schüttelt den Kopf. "Stell die Flasche weg." Er schüttelt erneut den Kopf. "Von mir aus trink sie aus, aber dann stell sie weg. Sonst bin ich weg!" Das ist keine leere Drohung. Kid zögert, gehorcht aber schließlich. "Steh still", murmle ich und dirigiere ihn mit dem Knie noch einen Tick zur Seite. Dann fange ich an zu nähen. Die Wunde ist wirklich nicht groß für so viel Blut, wie da raus gekommen ist, aber ein paar Stiche werde ich schon brauchen. Je nachdem, ob ich es schön mache oder es mir egal ist, werden es mehr oder weniger Stiche. Da ich weiß, dass Kid noch keine nennenswerten Narben auf seinem Körper hat, was mich bei seinem Temperament schon ziemlich wundert, entscheide ich mich dazu, es hübsch zu machen und ihm möglichst nichts Bleibendes zu hinterlassen. Die ganze Zeit über schweigen wir. Er ist wirklich hart im Nehmen, wenn er sich nichts Schmerzstillendes hat geben lassen. Es muss wehtun, so eine tiefe Wunde zu haben, das ist klar. Und was macht er? Säuft sich voll und wartet auf mich! Trottel! Aber erstaunlich, dass wir uns nicht an die Kehle gehen. Vielleicht ist er auch einfach nur zu betrunken dazu... Schlussendlich bin ich fertig. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben. Stolz betrachte ich mein Werk und überlege, ob ich ihm nur einen halbseitigen Verband anlege oder es bei ihm nicht doch besser wäre, wenn er einmal um seinen Bauch gehen würde. Das würde Kid daran erinnern, sich nicht allzu heftig zu bewegen. Da er sich momentan wenig dafür zu interessieren scheint, was ich tue, lege ich ihm einen straffen Verband einmal rund um ihn herum an. "Fertig", meine ich dann und sammle alle von mir gebrauchten Gegenstände wieder ein. "Solltest du noch mal von meinen Fähigkeiten als Arzt Gebrauch machen, hörst du gleich auf das, was ich sage. Noch mal mache ich gar nichts unter so beschissenen Umständen. Mein Schiff ist viel besser ausgestattet." "Natürlich... Doc..."** Kid grinst. "Nenn mich nicht so", murre ich und schiebe ihn beiseite, damit ich meinen Koffer schließen kann. Als ich gerade die Schnallen zuschnappen lasse, legen sich zwei Arme um meinen Bauch. "Lass den Scheiß!" "Will mich doch nur bedanken." Seine Stimme schwankt ein wenig, aber kein Wunder. Er hat vier Flaschen geleert. Mindestens. Ich weiß zwar nicht, ob sie voll waren, aber vier ist schon mal nicht schlecht. Und ich weiß nicht, was drin war, keine Flasche hat ein Etikett. Aber es war sicherlich Hochprozentiges. "Du solltest eine Runde schlafen. Und dann nimm die hier." Ich drücke ihm selbstgemachte Tabletten in die Hand, nur ein paar. "Brauch ich nicht", murrt Kid, hält die Tabletten aber fest. Und mich auch. "Das war keine Bitte, das war eine Anweisung!" Ich befreie mich von ihm, schließe den Koffer und halte ihn in der rechten Hand. "Und jetzt schlaf. Noch eine ärztliche Anweisung. Ich komme nachher wieder, um nach dir zu sehen." Kid rollt sich aufs Bett. "Ich bin nicht müde." "Du bist betrunken und ruhig", sage ich. "Es dauert nicht lange, bis du schläfst." Schleppend vergeht der Abend. Das Wetter auf der Grandline ist wieder unbeständig. Die Wellen schlagen gegen den Bug des Schiffes, unruhig, als würde ein Sturm aufziehen. Aber es zieht keiner auf, da sind sich beide Mannschaften einig. Es wird nur immer kälter und alle kramen dicke Pullover und Jacken raus. Ich bespreche einige Dinge mit meiner Crew, zusammen vervollständigen wir Listen, legen neue an. Dann mache ich einen Streifzug durch meinen Operationssaal und überprüfe alle Vorräte und Bestände an Medizin, Verbandszeug, alles, was ich ersetzen muss. Das wird eine lange Liste. Ich habe erst die Hälfte geschafft, als Cas mich ablenkt. Ich spanne ihn mit ein, immerhin ist er so was wie mein Assistent. Nach zwei weiteren Stunden beenden wir die Inventur. Bis auf meine Koffer und das, was ich noch in meiner Kajüte habe, wenn ich es denn habe, sind wir durch. Wir gehen zu den anderen, plaudern miteinander, um irgendwie Normalität zu halten. Dann stehe ich auf. Ich muss rüber, ich muss nach Kid sehen. Nein, ich will nach Kid sehen. Das Wetter hat sich inzwischen noch weiter verschlechtert. Wind peitscht mir entgegen und sprüht Wasser aufs Deck. Feiner Nieselregen fällt und es ist so kalt geworden, dass die ersten Tropfen zu Schneeflocken werden. "Captain?", fragt Bepo, der mich an Deck begleitet hat. "Du musst nicht gehen." Ich bleibe stehen, zögere einen Moment mit der Antwort. "Aber ich will", meine ich dann. Wie soll ich ihm etwas erklären, dass ich selber nicht verstehe? Kid kommt gut alleine durch die Nacht. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich wiederkommen würde. Und ich möchte wiederkommen. Er hat vorhin auf mich gewartet, vielleicht tut er es jetzt auch. So ungehobelt wie er ist und auch, obwohl wir uns heute fast an die Kehle gesprungen sind... er zieht mich an, gegen jede Vernunft. "Geh schlafen." "Aber Captain! Du..." Bepo legt mir eine durchnässte Flauschpfote auf den Arm. Als ich ihn lauernd ansehe, nimmt er sie wieder runter. "Verstanden." Ich nicke ihm zu. Sein leises 'aber sei vorsichtig' höre ich kaum noch, als ich meinen Weg fortsetze. Ich bin immer vorsichtig. Nur dumm, wenn es um Kid geht. Natürlich werde ich wieder von Killer abgeholt. Ich frage mich, ob er extra für mich parat steht. Wird ihm nicht langweilig dabei? Ich laufe vor ihm, demonstrativ, um ihm zu zeigen, dass ich keinen Wegweiser brauche. Aber er und ich wissen beide, dass er mich nicht deswegen begleitet. Sein Misstrauen strahlt ihm inzwischen aus jeder Pore. Und er sieht aus, als würde er mir ganz dringend was sagen wollen, aber er bleibt stumm. In Kids Kajüte angekommen, stelle ich den vorsorglich mitgebrachten Arztkoffer und mein Schwert ab. Dann mache ich als erstes die Kerze auf seinem Schreibtisch an. Es ist merkwürdig, sich in seiner Kajüte auszukennen, ein mehr als seltsames Gefühl beschleicht mich. Ich sehe zum Bett, Kid schläft. Noch oder wieder, das weiß ich nicht. Umso erstaunlicher, dass Killer mich wieder alleine zu ihm lässt. Ist das jetzt Vertrauen oder eine Anweisung von Kid? Demnach wäre es Vertrauen von Kid. Dummkopf! Ich entzünde auch die zweite Kerze neben dem Bett und sehe Kid an. Eustass Kid ist ein Einzelgänger, der seine Crew nur hat, weil er eben eine braucht, weil die Grandline eben keine One-Man-Show ist. Er benutzt Menschen, um ans Ziel zu kommen, jedes Mittel ist ihm recht, Hauptsache er steht am Ende als Sieger da. Er spielt nicht fair, er kennt keine Regeln, er ist der typische Draufgänger, der sich alles nimmt, was er halbwegs spannend findet. Er geht über Leichen, da kennt er gar nichts. Je öfter ich versuche mir das einzureden, desto mehr glaube ich es. Ich nehme meinen Hut ab, lege ihn auf den Schreibtisch. Meine rechte Hand fährt durch meine kurzen Haare. Ich weiß, dass Kid nicht so ist. Jedenfalls nicht ganz so, der Großteil stimmt. Ich habe mich nie direkt mit ihm beschäftigt, auch wenn ich gut über meine Konkurrenz Bescheid weiß. Über ihr gesamtes Gefühlsleben habe ich mir nie Gedanken gemacht. Umso verfluchter sei Kid, dass ich es bei ihm jetzt tue! Der Typ nervt wirklich. Aber er ist nicht so kaltherzig wie man auf den ersten Blick denkt. Und auf den zweiten. Und vielleicht auch noch auf den dritten. Erst wenn man ihm näher kommt, begreift man, dass da mehr ist. Zum Beispiel liegt er jetzt so ruhig auf dem Bett. Er wirkt entspannt und harmlos. Und er macht sich so seine Gedanken, das weiß ich. Ihm ist auch nicht alles egal. Ich bin ihm offensichtlich nicht egal, seine Crew ist ihm nicht egal. Ihn verbindet eine tiefe Freundschaft mit Killer, dessen bin ich mir sicher. Kid ist nicht oberflächlich, auch wenn er oft so wirkt. Bei ihm herrscht nur einfach das Recht des Stärkeren. Und der Irrglaube, eine starke Person dürfe keine Gefühle haben. Ich trete zum Fenster. Das Wetter wird immer schlimmer. Ich kann den Wind heulen hören und der Regen peitscht gegen das Fenster, klebt einzelne Schneekristalle daran. Ich werde hier bleiben heute Nacht. Drüben würde ich dank der drei Zimmergenossen eh nur wieder kein Auge zu tun. Dass ich das als Ausrede benutze, schiebe ich für den Moment einfach beiseite. Neben Kid ist es ruhig. Und was soll er schon anstellen, wenn er schläft wie ein Baby und dazu noch verletzt ist? Ich drehe mich um, sehe wieder auf Kid. Ganz sacht hebt und senkt sich sein Brustkorb. Er liegt auf dem Rücken, eine Hand nach unten zu den Flaschen ausgestreckt. Und ich sehe, dass jetzt alle offen und zwei Neue hinzugekommen sind. Er ist eben ein Idiot. Ich stoße mich von der Wand ab, gehe zu Kid und drücke ihm die Faust auf die Brust. Ich darf ihm nicht so nahe kommen, ich weiß das. Im wachen Zustand nutzt er das gnadenlos aus. Seine Berührungen brennen immer so auf meiner Haut und mein Gehirn setzt in seiner Nähe halb aus. Immerzu frage ich mich wie Kid diese eine Nacht zwischen uns sehen mag. Hat er ganz anders empfunden als ich? Geht es ihm nicht aus dem Kopf? Verschwendet er auch nur annähernd so viele Gedanken daran wie ich? Und hasst er sich dafür oder bin ich ein interessanter neuer Faktor in seinem Leben, den es zu ergründen gilt? Läuft er mir nur deshalb nach? Ich kann nicht mit Sicherheit sagen wie ernst Kid es mit mir ist. Ob es das überhaupt ist. Ob er selber weiß, was er eigentlich will. Ich weiß aber, dass ich mir definitiv zu viele Gedanken um diese Sache mache. Wenn ich nicht aufpasse, dann tut mir am Ende alles leid. Wie sehr hat sich der Umgang zwischen Kid und mir verändert? Können wir ignorieren was passiert ist? Ich wollte es, aber er hat mich nicht gelassen. Vielleicht hätten wir die Nacht zwischen uns als eine Art Versehen oder Unfall oder von mir aus auch als einen Ausrutscher betrachten können. Aber dann hätte er mich nicht noch mal küssen dürfen. Er hätte nicht so merkwürdig zurückhaltend und gleichzeitig so undeutlich zweideutig sein dürfen! Und eindeutig zweideutig auch nicht! Er bringt mich durcheinander! Genervt laufe ich zurück zum Schreibtisch, hole den Stuhl und stelle ihn ans Bettende, wie ich es schon mal getan habe. Dann ziehe ich mich aus. Kid bewegt sich und lässt mich zu ihm sehen, aber er schläft weiter. Ausgezogen schnappe ich mir eine Kerze, die ich lösche und greife dann nach der anderen. Ich trete dicht zu Kid und leuchte über den Verband. Alles sieht sauber aus. Ganz sanft berühre ich den Verband. Kid ist so ein Idiot, dass er das heute getan hat. Insofern geschieht es ihm nur recht, dass er jetzt verletzt ist. Wobei ich mich frage, warum er sich überhaupt verletzt hat. War er einen Moment unachtsam? Ich glaube nicht, dass ihm irgendwer auf der Insel wirklich gefährlich werden konnte. Vielleicht waren es einfach nur viele auf einmal. Ich lösche das zweite Licht und stelle die Kerze mit ihrer Schale auf den Nachttisch von Kid. Es ist dunkel, aber dadurch, dass ich die Vorhänge nicht zugezogen habe, scheint der blasse Mond in die Kajüte, immer dann, wenn eine Wolke ihn freigibt. Lange stehe ich vor dem Bett und sehe auf Kid, schaue zu wie er einfach nur atmet. Er hat eine Tablette genommen, das habe ich gesehen, als ich vorhin die Kerze angemacht habe. Soviel zu 'brauche ich nicht'. Aber er hätte sich vielleicht die Hose ausziehen sollen. War er es nicht, der gesagt hat, man komme nicht angezogen in sein Bett? Ich muss schmunzeln. Ich werde keinen Finger rühren, um ihn auszuziehen! Ich bin ja nicht total bescheuert! Nur ein wenig, weil ich überhaupt hier bin. Und hier bleibe. Ganz langsam und vorsichtig steige ich über Kid hinweg. Ihn so unter mir zu sehen ist ein interessanter Blickwinkel. Aber ich halte nicht inne, ich will ihn nicht wecken. Dann habe ich es an meine Wandseite geschafft. Meine Wandseite. So ein Unsinn! Ich drehe mich auf die Seite, blicke zu Kid und rutsche ein wenig näher. So von hier aus betrachtet wirkt er gar nicht mehr friedlich und entspannt. Eher unruhig. Ich beuge mich zu ihm rüber, noch näher, fast berühren sich unsere Nasenspitzen. Sein Atem streift mich und bringt Alkoholgeruch mit. Der ist immer noch so voll wie eine überlebende Crew nach ihrem ersten Gefecht. Gut für mich. Ich verharre, mit dem Gesicht dicht über seinem. Ich bin unschlüssig. Immer wenn ich ihm so nahe bin, bin ich zweigeteilt. Küssen oder wegstoßen? Berühren oder weichen? Ich entscheide mich dazu, wieder abzurücken. Erleichtert atme ich aus. Kid bewegt den Arm und stößt gegen mich. Ich zucke, aber es bleibt still. Als ich wieder in sein Gesicht blicke, scheint noch mehr Angespanntheit darin zu liegen. Es geht mich nichts an, will ich mir sagen, ich nutze das hier ja nur als Schlafplatz. Aber das ist Selbstbetrug. Verdammt! Und an morgen früh denke ich wohl gar nicht! Ehe meine Gedanken sich weiterbewegen, beuge ich mich wieder über ihn und küsse ihn, nur leicht, nur flüchtig. Es gibt so viele Fehler im Leben, man muss eigentlich nicht den gleichen zwei Mal machen. Und dennoch tue ich es.*** Kid macht die Augen auf. Und ich rücke ab. "Entweder du bist ein Simulant oder du hast einen beschissen leichten Schlaf." Der gleiche Fehler. Ich Trottel! "Wie soll ich schlafen, wenn du mich küsst?", fragt Kid und ich lasse mich seufzend auf meine Seite fallen. "Hätte nicht gedacht, dass du wiederkommst." "Tja, hier bin ich." Dämlich, dämlich! "Hätte nicht gedacht, dass du bleibst." Ich schweige. "Was machen wir jetzt?" Kid rutscht näher und ich drehe mich eilig um, blicke zur Wand. "Ich schlafe und das solltest du auch. Der Alkoholgehalt in deinem Blut ist mit Sicherheit nicht mehr zu messen." Kid drückt seine Lippen gegen meine nackte Schulter, aber es kommt schwerlich einem Kuss gleich. Sein rechter Arm findet den Weg über meine Hüfte. Ich schlage ihm auf die Hand und er zieht sie halb zurück, lässt sie auf meiner Seite liegen. Ich fühle mich schon wieder seltsam, die Situation ist unwirklich und mein Herz hört einfach nicht auf mich und pocht laut in meiner Brust. "Du nutzt das aus", murmelt Kid und klingt, als würde er schon wieder halb schlafen. "Was?" "Dass ich betrunken bin. Du kommst in mein Bett..." Er spricht nicht weiter, küsst mich im Nacken. Die Stelle kribbelt, da, wo er mich berührt. "Dank dir habe ich kein Bett mehr! Da ist es nur fair, wenn ich deins nutze!" Ausrede! Billige, dämliche Ausrede, viel zu laut vorgetragen. "Ich schenk dir ein neues." Ich schnaube verächtlich. Klar doch! Still liege ich da und auch Kid sagt nichts mehr. Ist er schon wieder eingeschlafen? Gut, dass in meinen Tabletten auch etwas ist, das müde macht und beim Schlafen hilft... Hoffentlich wache ich morgen eher auf, als er. "Aber...", nuschelt Kid und ich zucke zusammen. Schläft er doch nicht?! Er zieht an mir und ich lasse mich auf den Rücken drehen. Seine Hand fährt über meine Brust. "Lass das!" "Trafalgar?" Er stinkt so penetrant nach Alkohol, dass ich den Kopf wegdrehe. Kid versucht mein Gesicht zurück zu drehen, aber ich schiebe seine Hand weg. Offensichtlich ist er damit nicht einverstanden. Als Ausgleich für die Hand, schiebt er ein Bein über meines. Ich seufze. Besoffen und versucht trotzdem was? Typisch Kid! "Schlafen!", befehle ich und packe Kid am Oberschenkel, damit er sich nicht noch weiter zu mir schiebt. "Du bist ein Spielverderber." Seine Hand fährt mir über den Bauch. Seine Stimme ist schleppend. "Du weißt noch, was ich über dein Timing sagte? Nimm die Finger zu dir." "Timing..." "Du bist betrunken." "Würdest du mich lassen, wäre ich es nicht?" Die Antwort bleibe ich ihm schuldig. Kid bewegt sich nicht weiter und nach einer Weile, gemessen in 40 Herzschlägen, lasse ich sein Bein los und blicke an die Decke. Er ist eingeschlafen und ich habe eine neue Frage zu beantworten. Ich bleibe so liegen mit Kid, der sich an mich drückt. Ich bin freiwillig hier, aus eigenem Willen und wäre er nicht betrunken, was wäre dann? Würde ich oder würde ich nicht? ~ owari Chap °9 ~ * Ich verschenke kleine Kid-Teilchen! Möchte jemand eins? xD ** "Law-Baby, mach mir den Doktor!" © *gröhl* Zu schade, dass ich die Szene bei den Worten längst fertig hatte! xD~ *** Bezieht sich auf meine PwP's. Da hat Law Kid geküsst, der aufwachte und... nunja... PWP halt. ^//^’ Kennt ihr das Aussehen von Kid und Law nach dem Zeitsprung? Ich sag mal soviel: ODA!! Warum?! Mehr nicht, weil ich niemanden spoilern möchte. Und jetzt muss ich über Unterwäsche nachdenken. Genauer gesagt im Moment über die von Law. Danke . >__> Wegen dir kann ich meine Figuren von Kid und Law nicht mehr ansehen, ohne daran zu denken, dass Law möglicherweise, aber auch nur möglicherweise... einfach NICHTS drunter trägt! oO'' Ich krieg Nasenbluten... u//u In diesem Sinne: Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 10: Auf Kids Schiff: Tag 3 ---------------------------------- Uh... fertig. Chap °10 wurde komplett neu geschrieben, weil es mir einfach nicht mehr gefiel. Jetzt ist es besser. :3 Im Moment setze ich mich mit Laws Schwert auseinander, Dank an Hrafna. Ich weiß, dass es kein Katana ist, aber wurde es jemals als das bezeichnet, was es wirklich ist? Ein Ôdachi bzw. Nodachi. Berichtigt mich. Ich würde es zu gern ändern, wenn es bereits als ein solches bezeichnet wurde. o.o Ansonsten hoffe ich, dass ihr alle lieb zu euren Kid-Teilchen seid, die ihr eins erhalten habt! Ich hab noch immer Kids Auge im Einmachglas. Das hat irgendwie keinen Besitzer gefunden und nun behalte ich es. Es starrt mich immer so schön an. Irgendwann wird Law alle Teile zurückfordern, das wisst ihr. Dies ist das letzte Chap auf Kids Schiff, endlich. Ich bin heiß auf die folgenden Chaps. *g* Pairing: Kid & Law Warning: - Heutige Warnung: Es gibt keine. o.o' ~ Law's PoV ~ Chap °10 – Auf Kids Schiff: Tag 3 Aufgewacht bin ich mit einem Körper dicht an meinem. Kid hat noch immer geschlafen, an mich gedrückt, heiß von der Nacht. Obwohl es laut gestürmt hat und sogar jetzt noch Eiskristalle an der Fensterscheibe kleben, ist es in seiner Kajüte warm und mit ihm, der, so habe ich das Gefühl, die ganze Nacht an mir geklebt hat, ist mir auch alles andere als kühl. Ich befreie mich aus seinem Arm, den er irgendwann um mich geschlungen haben muss. Mir ist nicht ganz wohl dabei. Ich mag das Gefühl von seiner Haut auf meiner, aber ich möchte nicht, dass er wach ist, wenn wir hier so liegen. Kid hat nicht nur kein Timing, er hat auch ein falsches Tempo. Zumindest was mich angeht, weil ich mir einfach zu unsicher bin, was ihn angeht. Ich gähne, halb unterdrückt. Logik am Morgen... Meine Hand fährt über mein Gesicht. Was habe ich mir dabei gedacht, zu bleiben? Warum bin ich nicht einfach wieder auf mein Schiff zurück? Wieso wollte ich so dringend in seiner Nähe sein? Dieser dämliche, rothaarige Pirat. Das Monster von einem Mann. Ich blicke zu ihm runter, nachdem ich mich aufgesetzt habe und beobachte ihn. Er liegt auf der Seite, zu mir gedreht, den linken Arm angewinkelt und den rechten so vor sich, wie ich ihn abgelegt habe. Mein Blick geht auf seine Hüfte. Er trägt noch immer die Hose. Und der Verband ist schneeweiß. Wenigstens das. Er sollte keinesfalls auf der rechten Seite schlafen, aber das brauche ich ihm nicht zu sagen, das wird er merken, sollte er sich die nächsten Tage dummerweise auf diese Seite drehen. Der Verband wird auch noch ein Weilchen dranbleiben müssen. Mit ganz sanften Berührungen streicht mein Finger über seine Haut und den Verband. Mein Blick geht hoch und in Kids Gesicht, aber er rührt sich nicht, atmet ruhig weiter. Warum kann er nicht öfter mal so ruhig sein wie jetzt? Ich verlange ja nicht, dass er schläft, aber er könnte mal stillhalten, den Moment genießen, langsam machen, nicht so heftig reagieren. Sich einfach mal zurücklehnen und für einen Augenblick nichts tun. Ob er das kann? Und wie das wohl wäre? An ihn gelehnt, seine Wärme fühlend und... Ich merke wie ich rot werde. So etwas sollte ich nicht denken, wirklich nicht! Auch wenn dabei alles in mir angenehm kribbelt. Ich möchte ihn berühren, wenn er ruhig daliegt, wenn er mich nicht gleich anfallen kann, wenn er fast wehrlos aussieht, obwohl ich mir sicher bin, dass er genau das niemals ist. Und daran sollte ich denken und jetzt aufstehen und gehen. Ich kann so oder so nicht ewig hier sitzen bleiben. Ich bin sicher, dass Killer genau weiß, dass ich noch hier bin, schoßhündchenhaft, wie er sich um seinen Captain kümmert. Ich weiß nicht, aber ich bekomme automatisch schlechte Laune, wenn ich an Killer denke. Dabei hat er mir nie etwas getan. Ich seufze, ziehe die Beine an und lege die Arme auf die Knie. Hier sitze ich und denke über Dinge nach, die mir vorher nie in den Sinn gekommen wären. Aber wie realistisch war es auch, dass ich jemals neben Kid aufwachen würde? Selbst wenn nichts weiter passiert ist. Nicht noch mal. Ich lehne ihn ab und komme doch freiwillig her. Ich würde den Kopf schütteln und mich einen Idioten nennen, würde ich mich von außen betrachten. Aber das was Kid tut und nicht tut, aber vor allem wie er sich mir gegenüber gibt... da ist er sich selbst nicht eins, oder? Mal ist er fast nett, abwartend, zurückhaltend und gleich im nächsten Moment benimmt er sich wie immer, nimmt sich was er will, kennt keine Rücksicht und überfährt einen mit seiner nicht endenden Ignoranz. Warum zieht er mich so an? Seine Hand stupst gegen mich, leicht und ich zucke zusammen. Zeit zu gehen. Möglicherweise sollte ich mir auch einfach keine Gedanken über Kid machen, keine über mein Chaos seinetwegen und möglicherweise sollte ich einfach mal ja zu etwas sagen, das ich wirklich möchte und dann auch ein klares nein zu den Dingen, die ich partout nicht will. Wenn es mal so einfach wäre ihm gegenüber! Ich knurre Kid an, als ich die Decke zurückschlage. Mit rechts will ich ihm eine reinhauen, mit links möchte ich durch seine Haare fahren und weiter über seinen Hals und den Arm und meine Hand dann einfach auf seiner Seite liegen lassen. Kid ist wie etwas, das man gerne haben möchte, es aber nie besitzen kann, weil es sich nie besitzen lassen wird. Man möchte Kleinigkeiten an ihm ändern, aber dann würde man ihn so verändern, dass man ihn doch nicht mehr haben möchte. Und erst jetzt begreife ich, dass ich Kid auch für das mag, was mir so an ihm aufstößt: Seine Arroganz, sein Egoismus, seine Boshaftigkeit, sein flegelhaftes Verhalten anderen gegenüber, seine dreiste und freche Art sich zu nehmen, was er will, sein Stolz, seine Stärke. Das alles macht ihn aus und zu dem, was er ist. Würde man etwas daran ändern, dann wäre es nicht mehr der authentische Kid. Er soll sich nicht ändern, nur mäßigen. Manchmal. Nicht immer. Mir gegenüber aber. Und das tut er. Von sich aus. Mein Knurren wird lauter und ich rutsche ein Stück zur Seite, sodass ich besser auf Kid runter sehen kann. Er macht es mir nicht schwerer ihn zu mögen, er macht es mir leichter. Und dafür kann ich ihn nicht leiden! Wieso liegt ihm so viel an mir?! Ich sollte einmal versuchen, mich normal mit ihm zu unterhalten. Wie lange ist das letzte Gespräch her, dass ich 'normal' nennen könnte? Länger als ein halbes Jahr auf jeden Fall. Ich würde sagen, es war eins in irgendeiner Bar bei irgendeinem halbwegs guten Glas Alkohol. Dann haben wir uns eine Weile nicht gesehen. Und dann war plötzlich alles anders. So anders, dass ich jetzt in seinem Bett sitze, ihn anstarre und mich langsam, aber stetig doch dafür entscheide, ihm einfach eine reinzuhauen. Bevor der Drang zu groß wird und ich ihn doch noch realisiere, flüchte ich aus dem Bett und damit aus Kids Reichweite. Reglos bleibt er liegen, schläft seinen Rausch aus. Je länger er schläft, desto besser für mich, weil es umso länger dauert, bis er mir wieder auf die Nerven fallen kann. Würde mir bereits was fehlen, wenn er es nicht täte? Ich schmunzle und greife nach meiner Kleidung, ziehe mich an, während ich einen Blick aus dem Fenster werfe. Ich kann nichts erkennen, es ist wie eine weiße Wand draußen. Ob Schnee liegt? Als ich angezogen bin und nur noch Hut und Schwert fehlen, trete ich noch einmal ans Bett. Kids Atemzüge gehen gleichmäßig. Ich greife nach der Decke und lege sie ihm über, trotz Hose. Meine Körperwärme fehlt jetzt und ich will nicht, dass er auskühlt... Auf dem Nachttisch neben seinem Bett liegen seine Fliegerbrille und die goldenen Armreifen. Mein Blick gleitet über die Gegenstände, so vertraut vom Sehen und so persönlich und signifikant für Kid. Persönliches hat die Kajüte ansonsten wenig, sie wirkt karg und leer. Nichts hängt an den Wänden und nur auf seinem wuchtigen Schreibtisch liegen zwei Bücher, ein Tintenfass, eine Feder und ein wenig Kleinkram. Aber vielleicht passt ja genau das zu ihm. Ich greife mir einen der breiten Armreife und drehe ihn zögernd in den Händen. Er ist aufwändig verziert, ein Muster oder eher Linien, ziehen sich über den Reif hinweg, schlängeln sich einmal herum. Das Ding ist schwerer als ich dachte, aber es ist auch aus massivem Gold. Neugierig halte ich den Reif an mein linkes Handgelenk. Ob er mir zu groß wäre? Ich schnaube belustigt, was für dumme Gedanken! Schnell lege ich den Armreif zurück zu den übrigen und sehe wieder zu Kid. "Schlaf gut...", murmle ich in die Stille der Kajüte und gen Kid gewandt, "und nerv mich nachher nicht." Dann setze ich meinen Hut auf, schnappe mir Schwert und Koffer und verlasse den Raum. Alles im Schiff ist leise und ich habe keinen einzigen Anhaltspunkt wie spät es inzwischen sein muss. Ich selbst fühle mich nicht wirklich müde, also muss einige Zeit vergangen sein. Als ich das Deck betrete, noch im Türrahmen stehe, stellt sich mir jemand in den Weg. Dunkle Schuhe, blaue Hose, hellblaue Überzieher, rote Schärpe und darüber ein gepunktetes Hemd. Ich brauche nicht auf die Maske zu sehen, um zu wissen, dass sich Killer vor mich gestellt hat. Der Wind pfeift durch seine langen, blonden Haare, spielt mit ihnen und ich frage mich, warum er keine Jacke trägt. Es ist saumäßig kalt. Ich blicke an ihm vorbei aufs Deck, das über und über voll Schnee ist. Sauwetter! "Wenn dir dein Leben lieb ist, gehst du innerhalb der nächsten zwei Sekunden zur Seite." Warum muss mir der Kerl jetzt schon den Tag verderben? Es dauert ganze zweieinhalb Sekunden, ehe Killer sich bewegt. Ohne ihn weiter zu beachten, laufe ich in den Schneesturm und augenblicklich friere ich am ganzen Körper. Was würde ich für die Wärme in Kids Kajüte geben! "Wie geht's Kid?", fragt Killer und ich rümpfe die Nase. "Den Umständen entsprechend. Er sollte die rechte Seite schonen, ich musste es nähen." Still begleitet Killer mich. Seine Stimme ist nicht oft zu hören, meist steht er schweigend, aber kampfbereit, neben Kid und schwingt seine dämlichen Sensenklingen. Das Surren seiner Waffen ist oftmals das einzige Geräusch von ihm. Der Typ ist mir nicht geheuer. Man spürt, dass er gefährlich ist und dass er nicht zögert, sollte sich ihm irgendwas in den Weg stellen. Oder irgendwer. Er ist perfekt als Kids rechte Hand, das muss ich zugeben. Aber beliebter macht ihn das bei mir auch nicht. "Dafür danke ich dir", murrt er und ich zögere beim nächsten Schritt. Habe ich mich grad verhört? "Und ich geb dir einen guten Rat." "Spar dir den Atem." Mit neuen, eiligen Schritten laufe ich zur eingeschneiten Verbindungsplanke. Von Killer will ich ganz sicher keinen guten Rat!! Gerade als ich hoch und zu meinem Schiff rüber sehe, schwingt die Tür auf und Bepo kommt mit federleichten Schritten herausgehüpft, eine dicke Jacke für mich in den Händen. "Du solltest Kid geben was er will." Die Worte sind nur ein Flüstern hinter mir und doch bringen sie mich zum Anhalten. Ich drehe mich um, schon auf der Planke stehend. "Wie bitte?", frage ich und meine Stimme klingt nicht halb so ruhig, wie ich beabsichtigt hatte. "Am Ende nimmt er es sich so oder so." Killer tritt zurück, nur mit dem einen Fuß, etwa einen Schritt breit. Ich brauche ihn nicht zu mustern, ich weiß, dass er in Kampfhaltung rutscht. Mein Blick brennt imaginäre neue Löcher in seine Maske. Meine Hand, mit der ich das Schwert halte, zittert. Schlagartig atme ich flacher, bin angespannt. Was sagt er? Ich solle Kid geben, was er will? Er nimmt es sich sowieso? Ist das ein gut gemeinter Ratschlag? Von Killer?! Ich bin kurz davor, einfach den Arztkoffer fallen zu lassen und mein Katana zu ziehen, da zieht Killer sich zurück, weiter zu mir gewandt. Er weiß, dass er mir nicht den Rücken zudrehen darf, nicht jetzt. Was für dreiste Worte! Was für ein Ratschlag! Was für ein Benehmen und was für ein Tonfall! Was zum Teufel war das grad?! "Captain?", fiept Bepo und hält mir die offene Jacke hin. Ich knurre, drehe mich um und schiebe ihn unsanft zur Seite. "Captain?" "Nicht jetzt!" Ihn ignorierend, verschwinde ich unter Deck. Erst als ich vor meiner eigenen Kajüte stehe, fällt mir wieder ein, dass ich sie nicht benutzen kann. Dennoch betrete ich den Raum, werfe die Tür hinter mir zu und sperre alles aus. Was erdreistet er sich, mir so einen Rat zu geben und es vor allem noch als Rat auszusprechen?! Wer glaubt er, wer er ist?! Ja, er mag brauchbar sein für Kid, aber ich kann ihn einfach nicht leiden! Immer steht er an Deck, wartet auf mich, um mich zu überwachen, mich zu Kid zu bringen, mich von Kid abzuholen. Er macht mich wahnsinnig. Wahnsinniger als Kid selbst! Denn das schlimmste, das hinter seinen Worten steckt, ist die Gewissheit, die er hat. Die Gewissheit, dass da mehr ist zwischen Kid und mir. Mehr als bloß Konkurrenten, mehr als derzeitige Reisegefährten, mehr als Arzt und Patient. Und Killer hat Recht, da ist mehr zwischen Kid und mir, viel mehr. Stand nicht Killer ganz zufällig an Deck, als Kid mich in der ersten Nacht geküsst hat? Ich glaube nicht mehr, dass es ein Zufall war! Killer ist der Wachhund seines Captains, jederzeit bereit, ihm zur Seite zu stehen, jederzeit bereit, für ihn ins Messer zu springen. Das respektiere ich, alles andere nicht. Er sollte seine Grenzen kennen! Aber er öffnet mir die Augen dafür, dass Kid und ich nicht alleine sind, auch wenn ich das in keiner Sekunde glaube. Aber ich bin blind für die Augen der anderen. Killer ist etwas aufgefallen, von dem ich nicht wollte, dass andere es merken. Wenn er es weiß, wissen es auch andere. Der Zombie von Kid, der Netzteilträger. Bepo... Bepo weiß was, da bin ich mir sicher. Er sagte gestern zu mir, dass ich nicht zu Kid gehen muss und ich sagte auch noch ehrlich, dass ich es aber möchte. Cas und Penguin? Wissen die auch was? Und was wissen sie alle überhaupt? Es ist nicht so, dass Kid und ich uns irgendwas anmerken lassen würden, wenn andere dabei sind. Wir berühren uns nicht einmal! Warum auch! Da ist doch gar nichts zwischen ihm und mir, nichts Offensichtliches! Da läuft nichts, da lief mal was, das bestreite ich nicht und damit finde ich mich ab. Womit ich selbst nicht klarkomme ist die Tatsache, dass ich das nicht abschließen kann, obwohl ich es wollte. Kid lässt mich einfach nicht, er kommt immer wieder an und ich bin auch noch empfänglich dafür! Ich weiß, dass ich mich entscheiden muss, für das eine oder das andere. Wir hängen im Nichts, mit nichts dazwischen. Einer drängelt, einer kneift und alle drumherum beobachten uns und reimen sich was zusammen. Ich könnte platzen! Wenn ich nicht augenblicklich was furchtbar Ablenkendes tue, mache ich definitiv irgendwas kaputt!! Am Nachmittag ist es dank Notreparaturen im ganzen Schiff so laut, dass ich trotz Schnee an Deck gehe. Die Außenwände halten und sind mehr oder weniger endlich wieder alle dicht, aber der Rest des Schiffes und vor allem meine Kajüte, lassen noch zu wünschen übrig. Es ist eisig draußen, obwohl kaum noch Schnee fällt. Die Sicht ist eingeschränkt und dichte Nebelsuppe umgibt unsere Schiffe. Ich kann nicht einmal bis zum Krähennest auf Kids Schiff sehen, aber ich weiß, dass dort zwei Männer ausharren und ins Nichts starren. Auch auf meinem Schiff laufen Wachen. Ich habe keine Lust von einem Marineschiff überrascht zu werden, auch wenn wir dann zwei Crews gegen eine wären. Es wäre einfach lästig. Ich hauche in meine halb eingefrorenen Finger, reibe sie aneinander und ziehe an meiner dicken Jacke. Cas kommt an Deck, bringt mir heißen Tee. Seufzend wärme ich meine Finger an der Tasse. Warum kann es nicht wärmer sein, nur ein bisschen? Mir steht nicht der Sinn nach grauer Eintönigkeit, nach abgefrorenen Gliedmaßen. Ich hätte gerne etwas Action, ohne gleich zu übertreiben. Dann müsste ich auch nicht mehr nachdenken. Über Kids letzten Satz von gestern Nacht. Ich will diese Frage nicht beantworten. Ich kann diese Frage auch gar nicht beantworten. 'Würdest du mich lassen, wäre ich es nicht?' Woher soll ich das wissen?! Selbst wenn Kid und ich nochmal nebeneinander im Bett landen... ich weiß es nicht! Und ich habe keine Lust mehr mir zu überlegen, was alles passieren könnte oder nicht. Ich werd's auf mich zukommen lassen, ganz einfach. Ich bin mir nur sicher, dass es passiert. Dafür wird Kid schon sorgen und ich werde mich nicht dagegen wehren. "Wie sieht's drinnen aus?", frage ich Cas, um mich abzulenken. "Halbwegs gut, Captain." Er gibt mir einen Kurzbericht und ich nicke geistesabwesend. Zwei meiner Männer haben sich verletzt, als sich eine der Leitungen zum Maschinenraum mit einer kleinen Explosion verabschiedet hat. Ich werde später nach ihnen sehen, laut Cas sind es nur minimale Verbrennungen und die kann auch er behandeln. Meine Methoden sind meist nicht die sanftesten, aber daran ist meine Crew eigentlich gewöhnt. Ich bin effizient als Arzt, nicht verhätschelnd. Plötzlich dringt Lärm von Kids Schiff zu uns rüber. "Captain, bleib hier." "Halt die Klappe und lass mich, verdammt!" Scheint, als wäre Kid wach und munter. "Wir bekommen Besuch", murmle ich zu Cas und drücke ihm meine inzwischen leere Tasse in die Hand. Cas verzieht das Gesicht und hält mich am Arm zurück, als ich mich bereits zur Verbindungsplanke drehe. "Lass ihn nicht an Bord, Captain, der Mann bringt Unglück. Vor allem dir." Mit einem flüchtigen, aber ziemlich boshaften Blick sehe ich zu Cas und der nickt mir gehorchend zu und verschwindet. Warum meinen eigentlich alle mir sagen zu müssen, wie ich mit Kid umgehen soll? Ich soll ihn meiden? Ich soll nicht zu ihm gehen, ihn nicht zu mir lassen? Ich soll ihm geben was er will? Was soll die Scheiße?! Es ist meine Entscheidung und meine allein! Ich weiß, dass Bepo, Cas und Penguin überhaupt nicht gut auf Kid zu sprechen sind. Schon so nicht, weil sie wissen, dass er irre ist, aber seit ich ihnen erzählt habe, dass wirklich Kid an dem Fiasko Schuld ist, können sie ihn noch weniger leiden. Um nichts in der Welt würde ich erzählen wie verwirrt und uneins ich mir ihm gegenüber bin, aber meine Crew ist nicht blind. Ich war bereits zwei Nächte bei ihm und die letzte sogar freiwillig und obwohl ich auf mein eigenes Schiff hätte zurückkehren können. Wer da nicht wenigstens etwas auf Gedanken kommt, den bräuchte ich nicht in meiner Crew. Ich mag keine Idioten. "Hey, Trafalgar!", dringt die Stimme von Kid zu mir. "Brüll nicht rum, ich steh hier drüben." Ich wende mich zu ihm, den Rücken zur Reling, die Arme nach hinten aufgestützt. Es scheint ihm ja wieder gut zu gehen, wenn er wach und laut ist. Er kommt zu mir rüber, den Mantel trotz Kälte wie immer offen. Seine Pistole fehlt im Gurt, nur sein Dolch steckt da. Mein Blick geht runter auf das blutdurchtränkte Etwas um seinen Bauch. "Vollidiot", entkommt mir, ehe ich es zurückhalten kann. Das hat er wieder toll hinbekommen. "Was machst du draußen?", grummelt er irritiert und nicht so, als erwarte er ernsthaft eine Antwort darauf. Er baut sich vor mir auf. Niemand aus seiner Crew hat das Schiff mitgewechselt, aber es ist auch nicht nötig. Kid deutet auf seinen Verband. "Und?" frage ich betont gelangweilt und drehe mich wieder um, starre erneut in die Suppe von Luft. "Dafür kann ich nichts. Gestern war das perfekt." "Jetzt komm schon..." Er zieht mir an der Jacke und augenblicklich wirbele ich zurück und schnappe ihn am Handgelenk. Unsere Blicke treffen sich. Er sieht scheiße aus und das ist noch freundlich ausgedrückt. Seine Augen sind gerötet, dunkle Ringe darunter, die Wangen wirken fahl und überhaupt sieht er ziemlich fertig aus. Ich lege den Kopf schief. War wohl doch ein wenig zu viel Alkohol, selbst für ihn. Aber ich sage nichts, er wird es selber wissen. "Machst du was?", fragt er und ich weiß, dass das eine Frage nach einem neuen Verband sein soll. Ich zögere mit einer Antwort, lasse ihn warten. Wieder kommt er zu mir, obwohl er sich einen Verband doch wirklich von seinem eigenen Schiffsarzt erneuern lassen kann. Wenn er es schon nicht einfach selbst macht. "Bist du deswegen hier?" Kid hebt seine freie Hand, fährt sich durch die Haare und zieht dann an der anderen, bis ich ihn loslasse. Mit zwei Fingern massiert er sich die Stirn. Kopfschmerzen? "Heute keine Fragen mit Gegenfragen." "Eigentlich bin ich nicht dein Privatarzt." Aber da ich etwas von ihm will, nämlich schauen, ob man sich normal mit ihm unterhalten kann, werde ich ein Auge zudrücken. Statt noch mehr zu sagen, sehe ich ihn weiter an. "Trafalgar", quengelt er und verlagert sein Gewicht auf den rechten Fuß, nur um es gleich wieder zu ändern und fest mit beiden Beinen dazustehen. Ich schmunzle in mich rein. Kopfschmerzen und leichte Gleichgewichtsprobleme? "Komm mit." Ich schiebe ihn zur Seite, achte nicht darauf, ob er mir folgt, aber das wird er schon tun. Manchmal ist er wie ein Kleinkind. Manchmal ist er wie ein großes Kind. Manchmal ist er ein Arschloch und manchmal ist er ein Vollidiot. Manchmal ist er aber auch... liebenswert. Nur ist er keines davon zur rechten Zeit. Aber ich rege mich nicht auf. Es würde auch nichts bringen. Wenn man sich über Eustass Kid aufregen würde, käme man den ganzen Tag nicht mehr zur Ruhe. Sobald er eine Sache erfolgreich versaut hat, beginnt er mit der nächsten, da kennt er nichts. Er hat ein Händchen dafür, anderen auf den Fuß zu treten, das liegt in seiner Natur. Er tritt nur gern aus reiner Gehässigkeit doller zu, als er müsste. Ich schmunzle. Ob er weiß, wie viele Feinde er sich macht? Oder braucht er den Kick? Ob er überhaupt einen einzigen Freund gefunden hat? Wir kommen vor meiner Kajüte an, in die meine Crew inzwischen die meisten meiner Möbel zurückgeräumt hat und mir wird eines klar: Ja, er hat einen Freund gefunden, nämlich mich. Oder was auch immer ich bin. "Vollidiot", sage ich wie schon an Deck, nur meine ich diesmal mich selbst. Kid hinter mir knurrt, sagt aber nichts. Ich öffne meine Jacke, betrete den Raum und ziehe sie aus. Ich werfe sie auf die Couch, bedeute Kid das gleiche zu tun und hole mir den Arztkoffer. Egal ob die Kajüte benutzbar ist oder nicht, einer meiner Koffer gehört hierher wie ich selbst. Und der Koffer muss reichen, denn auf meine Krankenstation kommt Kid mir garantiert nicht. Ich höre nicht wie Kid den Mantel ablegt. "Ausziehen", meine ich deswegen laut. "Gerne." "Der Mantel reicht." Nicht, dass er hier noch auf Ideen kommt! "Stehen bleiben und Arme hoch", gebe ich weiter Anweisung und zu meinem Erstaunen leistet Kid einfach so Folge. Es wird still, als ich den Verband abwickle. Ich muss mich ein Stück nach unten beugen und das ärgert mich, denn so habe ich Kid nicht mehr komplett im Blick. "Tut noch was weh?" Irgendwie muss ich ein Gespräch starten, wenn ich eins haben will. "Kopfschmerzen." Seine Stimme ist fast nur ein Brummen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Das zählt nicht." "Dann frag nicht so unkonkret." Er weiß doch genau was ich meine… "Hast du noch Tabletten genommen?" "Wird das ein Verhör?" Kid lässt den linken Arm sinken, als der Verband ab ist. Ich wickle ihn unordentlich auf, halte ihn in der Hand. "Ich muss mich nicht um dich kümmern, Kid. Und ich hasse es, wenn man meine Anweisungen missachtet. Wenn du willst, dass ich mir das weiter ansehe", ich deute auf seine Verletzung, "dann beantworte meine Fragen und mach was ich sage." Kid verzieht das Gesicht, dreht es zur Seite. Ich kann regelrecht sehen, wie er nachdenkt. Meine Worte passen ihm nicht, aber seine passen mir auch nicht. Wenn er mich als Arzt will, dann muss er sich fügen! "Eine", murrt er mit zusammengebissenen Zähnen. Zufrieden lege ich den Verband weg, hole einen neuen und kümmere mich um die Wunde und das Blut. Sieht gut aus, obwohl er damit wer weiß was angestellt hat. In Zukunft sollte er vorsichtiger sein, zumindest solange die Naht noch frisch ist. Kids Gegenwart ist angenehm, aber auf meine kleinen Versuche, ein vernünftiges Gespräch in Gang zu bringen, reagiert er nicht. Immer wieder gebe ich einen Anstoß, frage ihn was, wobei ich mich ziemlich allgemein halte. Ich wüsste nicht wie ich ihn nach privaten Dingen fragen soll. Ich wüsste im Moment auch nicht einmal was. 'Hast du gut geschlafen' wäre lächerlich und ich kann es mir selbst beantworten. 'Was hast du in letzter Zeit so gemacht' wäre auch dämlich, denn auch das weiß ich. Und ihn nach seinen letzten Aktionen zu fragen, würde auch nichts bringen. Ich glaube nicht, dass Kid erzählen würde wen oder was er alles zerstört oder getroffen hat. Und so schweige ich. Erst als ich fertig mit dem neuen Verband bin, starte ich einen letzten Versuch über Umwege. "Halt mal hier fest", meine ich und drücke ihm gegen die Seite. Ich habe mir mit Absicht nur den neuen Verband geholt, aber nichts, womit ich ihn befestigen könnte. So etwas würde mir nie passieren und vielleicht weiß Kid das und wenn er es weiß, dann fasst er es hoffentlich richtig auf. Nämlich als etwas, um mit ihm in irgendeine Art von Kontakt zu treten. Kid nimmt den Arm runter und unsere Hände berühren sich, als er zwei Finger auf die Stelle legt, wo ich meine noch habe. Wir sehen uns an, er zu mir runter, ich zu ihm rauf und unsere Blicke bleiben aneinander hängen. Waren seine Augen schon immer so intensiv bernsteinfarben? Kaum, dass mir der Gedanke durch den Kopf schießt, muss ich auch schon irritiert blinzeln. Der Blickkontakt bricht und ich lasse los, streife seine Hand und hole mir aus dem Koffer etwas, womit ich den Verband befestigen kann. Ich brauche Kid nur direkt in die Augen sehen und ich werde leicht nervös. Das beeinträchtigt meine Fähigkeiten nicht, aber innerlich wühlt es mich auf. "Kannst du euer Segel runterlassen?", fragt er plötzlich. "Oder es zumindest so befestigen, dass es im Notfall schnell zu nutzen ist?" Ich nicke, als ich mich wieder zu ihm drehe. Wieder berühren sich unsere Hände und Kid sieht mir zu, wie ich den Verband fest mache. "Rechnest du mit Marine?" Er schüttelt den Kopf. "Nein, es wäre nur praktisch." Das wäre es in der Tat. Unser Mast ist unbeschädigt, das Segel großteils in Ordnung. Wenn wir unsere eigenen Segel hissen, kommen wir sicher schneller voran. Im Falle von Marineschiffen am Horizont durchaus eine brauchbare Sache. "Habt ihr Karten von der Gegend?" "Hmhm", macht Kid verneinend und schüttelt noch einmal den Kopf. "Ihr?" "Nein." Kid flucht und ich grummle. Wenn ich ehrlich bin, dann müsste ich gestehen, dass ich nicht einmal weiß wo genau wir sind. Aber das kann daran liegen, dass ich mich eine Weile nicht mehr mit dem Kurs beschäftigt habe. Gleich nachdem ich mit Kid fertig bin, werde ich mich an Seekarten setzen. Das Beste wäre es, wenn Kids Mannschaft mit meiner zusammenarbeitet, aber ob das klappt, das wage ich nicht einmal zu prognostizieren. "Wir sollten den Kurs durchgehen. Zusammen." Ich blicke auf, halte inne. Sagt er gerade das, was ich eben dachte? "Wäre einfacher", murrt er, als er flüchtig zu mir sieht. Ich stehe auf. "Fertig mit dem Verband. Nicht anfassen, nicht nass machen, nicht auf der rechten Seite schlafen. Ich will das die nächsten zwei Tage nicht wiederholen müssen." Kid bleibt stumm. "Verstanden?" Stille. "Kid!" "Ja." "Ok." Ich grinse. "Ich kümmere mich ums Segel und dann treffen wir uns an Deck. Mit Steuermann, Logport und Karten. Irgendwas muss da sein, wenn nicht genau von hier, dann von der Umgebung. Ich will wissen wo Inseln sind." "Damit bist du nicht alleine. Mir ist dieser Nebel nicht geheuer." Kid nimmt sich seinen Mantel, zieht ihn an. "Aber ich ziehe die Kombüse auf meinem Schiff vor, draußen ist es zu kalt." "Dann eben da." Ich nicke, räume alles in den Koffer zurück, das zurück muss. "Trafalgar?" "Hm?" "Willst du gar nicht wissen, warum ich damit zu dir gekommen bin?" Nein, eigentlich will ich das nicht. "Hm", mache ich dennoch und es klingt nach nichts. Ich sehe Kid nicht an, stelle den Koffer zurück an seinen Platz. Kid schweigt, aber als ich wieder an ihm vorbeilaufe, die Tür erreichen will, hält er mich plötzlich am Handgelenk fest. "Ich lasse nur einen Arzt ran." Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen als sich unsere Blicke erneut treffen. Ich will das nicht hören, obwohl ich vorhin selbst noch drüber nachgedacht habe. Ich ziehe an meinem Arm und Kid gibt mich frei. Eben noch hatte ich das Gefühl, dass man sich doch einigermaßen mit Kid unterhalten kann und wenn es nur um die nächsten Vorkehrungen geht oder die weitere Route anzusehen ist. Jetzt gibt er sich wieder völlig anders, von jetzt auf gleich. Sein Satz klang doppeldeutig. "Warte mal", murrt er, als ich schon die Tür öffne. "Was denn noch?" Ich klinge genervt. Kid kramt in irgendeiner verborgenen Innentasche seines Mantels und hält mir dann einen gefüllten Beutel vor die Nase. "Hier." "Was ist das?" "Etwas, dass ich dir eigentlich heute Morgen in meiner Kajüte geben wollte." Ich ignoriere den Seitenhieb darüber, dass ich bereits weg war, als er aufgewacht ist und sehe ihn nur weiter abwartend an. "Geld", murrt er dann. Ich schließe die Tür wieder. "Geld?" "Bist du taub?!" Ich reibe mir übers Ohr. "Wenn du noch mal so brüllst, dann ja." Ich nehme den Beutel an mich, wiege ihn in der Hand. "Offensichtlich bist du doch nicht arm." Es ist mit Sicherheit nur ein Bruchteil dessen, was ich benötigen werde, aber es ist ein Anfang. Hätte nicht gedacht, dass er es ernst meint mit der Bezahlung. Also ist ein Deal wirklich ein Deal bei Kid. "Reich auch nicht", holt er mich aus meinen Gedanken. "Außerdem... sieh es als Spende der Inselbewohner." Meine Freude verfliegt augenblicklich. "Hast du...?" Nein, das ist eine Sache, die ich schon wieder nicht wissen will und genau deshalb lasse ich die Frage unausgesprochen. Die Insel hatte eine Werft, aber ohne Geld gibt es keine Reparatur, Werft hin oder her. Logische Reihenfolge. "Willst du's nicht?", fragt Kid erstaunt. "Das habe ich nicht gesagt", grummle ich und verstaue den Geldbeutel vorerst in einer Ecke. "Und jetzt raus hier, wir haben zu tun." Kid und ich greifen gleichzeitig nach dem Türknauf. Wieder berühren sich unsere Hände, aber keiner zuckt weg. Er sieht mich an und ich sehe stur auf die Tür, warte, dass er seine Hand wegnimmt, was er schließlich auch tut. Aber anstatt mich die Tür öffnen zu lassen, tritt er mit einem Fuß davor, hebt den rechten Arm und zögert dann doch, mich zu berühren. Seine Hand verharrt dicht vor meiner Wange und meinem Ohr. Erst als seine Finger meine Haare berühren, sehe ich auf und ihm ins Gesicht. "Du siehst scheiße aus." Kid knurrt beleidigt und sieht kurz genervt zur Seite. Er nimmt die Hand wieder runter. "Du hast's nicht so mit Komplimenten, oder?", fragt er. Ich grinse. "Ich bin nur ehrlich." Ich habe Lust ihm in die Wange zu pieken, aber ich fürchte, er würde mir in den Finger beißen. Dabei sieht er so müde aus, er sollte dringend wieder schlafen gehen, aber vorerst müssen wir den Logport checken und die Karten durchgehen. Das habe zumindest ich bisher meiner Crew allein überlassen. Unverantwortlich. Kid verschränkt die Arme vor der Brust. Noch immer steht er vor der Tür und ich kann nicht gehen. "Dann tu doch was." Damit er wieder besser aussieht? Vergebliche Mühe. "Sorry, ich bin zwar Arzt und auch Chirurg, aber kein plastischer." Ich zucke mit den Schultern, greife wieder nach dem Türknauf. "Außerdem ist bei deiner Fresse eh nichts mehr zu retten." Ich grinse. Und komischerweise tut das auch Kid, das sehe ich aus den Augenwinkeln. "Als Arzt solltest du es doch zumindest schaffen, dass es mir besser geht." "Habe ich das nicht grad?", frage ich, seinen herausfordernden Tonfall ignorierend. "Du hast einen neuen Verband." "Das meine ich nicht." Wieso war mir das klar? "Halt still." Natürlich halte ich nicht still. Kid streckt erneut die Hand nach mir aus, aber ich blocke ihn mit meiner ab. Seine Finger legen sich um mein Handgelenk und halten es fest, weg vom Körper, als ich ziehe. Wir sehen uns an und seine andere Hand legt sich auf meine an der Tür. Kid kommt mir entgegen, aber als er seine Lippen auf meine drückt, erwidere ich nichts. Ich sehe ihn einfach weiter an und er lässt von mir ab. "Man, bist du langweilig." Er seufzt übertrieben, lässt mich los und streicht sich mit der rechten Hand durch die Haare, als er endlich die Tür freigibt. "Und du hast immer noch nichts verstanden." Merkt er denn nicht, dass ich mich nicht gewehrt habe? Von erwidern war keine Rede und im Moment habe ich einfach keine Lust ihn zu küssen. Vor Kid verlasse ich meine Kajüte, achte darauf, dass er mir folgt und schließlich an mir vorbeigeht. "In einer Stunde auf meinem Schiff", meint er und legt eine Hand an die Schiffswand. Sie ist aus Metall und ich kann regelrecht sehen, wie die Berührung Kid beruhigt. Als er die Finger krümmt und mit den Fingernägeln übers Metall fährt, durchläuft mich ein eisiger Schauer. "Lass das!", fauche ich. "Sonst was?" Als Antwort trete ich ihm von hinten in die Kniekehle und Kid stolpert fluchend. Selbst als alle schlafen gegangen sind, die Wachposten einsam Ausschau halten und alles ruhig und leise geworden ist, sitze ich noch im Mannschaftsraum meines Schiffes und studiere im fahlen Licht einer Kerze Seekarten. Die Besprechung mit Kid, wenn ich es so nennen kann, hat wenig neue Erkenntnisse gebracht. Es kommt mir vor, als halte er Informationen zurück, vielleicht nicht über das Gebiet hier, das kann er nicht und ich bin mir sicher, dass ich genauso viel weiß wie er... aber er sagt nicht alles sein Schiff betreffend. Ich weiß nicht, ob es ein ganz simples Segelschiff ist oder ob es nicht doch hier oder da eine eingebaute Spezialfunktion gibt. An seiner Stelle würde ich es mir allerdings auch nicht verraten. Wir sind immer noch Konkurrenten. Immerhin sind wir uns über den Kurs einig geworden. Wir besitzen beide einen Logport und segeln dementsprechend, aber wir können auch nicht anders. Wir wissen ja nicht wo es sonst Land gibt. Das heißt allerdings, dass es nur nach vorne geht, nur die Route weiter, nur dem Ziel entgegen. Dem Endziel und nicht zwangsläufig einer Insel und einer Werft. Möglicherweise erreichen wir aber eine, ehe wir am Ziel des Logports ankommen. Bis dahin sind die Schiffe definitiv aneinandergekettet und wir zur Zusammenarbeit gezwungen. Das haben wir unseren Crews vorhin einmal deutlich gemacht. Ich bin eh überrascht, dass es bisher noch keine Handgreiflichkeiten oder etwas Derartiges gab und es lässt mich zumindest auf ein recht ignorierendes Miteinander hoffen. Das würde mir schon reichen. Müde streiche ich mir über die Augen. Mein Hut liegt knapp über der Karte, die ich mir ansehe. Sie ist ungenau und ich weiß nicht wo Kid sie herhat, vielleicht auch von der letzten Insel. Er hätte besser gleich ein paar Eternal Ports mitgehen lassen sollen... Der eisige Nebel hat sich in den ersten Stunden der Nacht gelichtet, aber es ist kälter geworden. Irgendwo muss eine Winterinsel sein, aber bisher hat niemand Land gesehen. Dabei brauchen wir dringend neuen Proviant. Meiner geht aus und auch auf Kids Schiff ist nicht mehr allzu viel zu finden. Ressourcen zusammenwerfen... allein bei dem Gedanken daran dreht sich mir der Magen um. Abhängig! Kid und ich! Voneinander! Oder eher ich von ihm! Missmutig stütze ich den Ellenbogen auf den Tisch und lasse den Kopf auf den Arm sinken. Wie sollen wir gut planen, wenn wir uns beide nicht in die Karten sehen lassen wollen? Wie sollen wir in Notfällen richtig reagieren, wenn wir nicht wissen, was uns für Möglichkeiten offen stehen? Das ist kein Miteinander, das ist einseitiges Beieinander. Und selbst das ist gezwungen. Nur Kid selbst nähert sich mir, aber auch er gibt nicht alles preis. Er sagt nichts, auch wenn er handelt und ich weiß nicht, woran ich bei ihm bin. Ich möchte einen Schritt auf ihn zugehen, aber jedes Mal, wenn ich das versuche, versteht er es nicht und überfährt mich gleich mit seinen Aktionen. Und dann blocke ich wieder ab, obwohl ich es eigentlich zulassen will, dass er mich berührt. Wie vorhin. Ich hätte den Kuss erwidern können, immerhin ist das nichts Fremdes mehr. Kid weiß was er will. Aber Kid weiß nicht, wie er es bekommt. Jedenfalls nicht bei mir. Wenn ich mich wieder auf ihn einlasse, dann, fürchte ich, gebe ich mehr und mehr nach und dann, das weiß ich... weiß Kid auch, wie er es anstellen muss, damit er immer bekommt, was er will. Will ich das? Ich glaube schon... ~ owari Chap °10 ~ So, genug des Nachdenkens, genug des Wartens, des Abblockens, des nicht-haben-Könnens. Oder doch nicht? Das nächste Chap wird... hm... ich nenne es mal 'wärmer'. ^.~ Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 11: Land in Sicht ------------------------- Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ja... woran das liegt? Na an dem Starrsinn von Kid und Law! So wird dieses Chap nur ein paar Grad wärmer, aber nicht richtig warm. Das verschiebt sich aufs nächste. Tut mir Leid!! xD Ich tu immer mein bestes, aber gegen Kid und Law kommt man einfach nicht an, die machen was sie wollen, wann sie wollen und wie sie's wollen! Die hören nie auf mich und jetzt grad... brauchen sie wieder etwas länger. >___> Dafür kann man die einzelnen Situationen aber auch voll auskosten. *gg* Pairing: Kid & Law Warning: - Epic Moment! xD ~ Law's PoV ~ Chap °11 – Land in Sicht Die Nacht ist kurz und unruhig, dafür aber friedlich, denn ich schlafe auf meiner Lesecouch. Dass die Außenwand meiner Kajüte noch immer nicht sicher ist, ist mir für diese Nacht egal. Wir sind schließlich an der Wasseroberfläche und einen Schlafplatz für mich alleine, wenn er auch nicht so bequem wie ein vernünftiges Bett sein mag, habe ich mir mal wieder redlich verdient. Am nächsten Morgen sehe ich nach Penguin, der bisher mehr oder weniger von Cas versorgt wurde, seit er bei dem Zusammenstoß unter Wasser verletzt wurde. Offensichtlich hat er sich trotz Chaos etwas schonen können, denn seine rechte Seite sieht gut aus, nur noch ziemlich grün und blau. Aber das wird sie wohl noch eine ganze Weile bleiben. Dann kümmere ich mich um meine Crew, verbinde hier einen Arm, versorge da ein Knie und schiene dort einen Finger. Am Ende bleibe nur noch ich übrig. Ich habe eigentlich keine große Lust, mich nach blauen Flecken oder Sonstigem abzusuchen, aber wenn ich nicht mehr funktioniere, fehlt der Kopf der Crew. Und so nehme ich eine ausgedehnte Dusche, bei der es mir egal ist, dass Bepo per Hand Wasser ins Bad pumpen muss und kümmere mich anschließend um mich selbst. An meiner Stirn ist noch eine leichte Beule... vom ersten Zusammenstoß, von der Tür, die Penguin mir an den Kopf geknallt hat, von... ich weiß es schon gar nicht mehr. Ansonsten geht es meinem Körper bemerkenswert gut. Der Tag vergeht diesmal erstaunlich ruhig. Es wird wärmer, anscheinend haben wir die Winterinsel, wenn denn tatsächlich eine da war und es nicht nur eine Laune der Grandline war, ungesehen passiert. Wir folgen weiter dem Logport und schippen den Schnee vom Deck. Am Nachmittag tauschen wir die dicken Jacken gegen ärmellose Shirts und für eine Dreiviertelstunde brennt die Sonne erbarmungslos auf uns runter. Dann wechselt das Wetter wieder und fühlt sich an wie Frühling. Ich hebe die Nase in die leichte Brise, als ich eine Pause mache. Überall am und im Schiff wird gearbeitet, auch von außen, wenn es das Meer zulässt. Das wichtigste ist die Außenhülle des Schiffs, akribisch wird sie noch immer nach jedem feinsten Haarriss untersucht. Im Inneren werden die Maschinen repariert, aber uns fehlen nötige Teile, die zerstört oder nachträglich explodiert sind. Den halben Tag über lässt Kid sich nicht blicken, auch nicht an Deck. Ich frage mich was er treibt, aber ich genieße gleichzeitig meine Atempause. Auf Kids Schiff scheint Normalität zu laufen, mal davon abgesehen, dass sie uns im Schlepptau haben. Die Wachen von der Verbindungsplanke wurden abgezogen, ein Vertrauensbeweis beiderseits und ein Zeichen für die Crews. Das war meine Idee und Kid hat erst nach einiger Zeit zugestimmt. Ich bin mir allerdings sicher, dass irgendwer auf seinem Schiff noch immer ein Auge auf uns hat. So viel zu 'Vertrauen'. Am frühen Abend erreichen wir eine Insel. "Laaaaand in Siiiicht", dröhnt es halblaut von Kids Schiff rüber. Sofort als die Nachricht die Runde macht, sind alle an Deck, die gerade nicht zwingend gebraucht werden. Versammelt auf zwei Schiffen, stehen die Crews an der Reling und blicken die Insel an, die vor uns immer größer wird. Es ist nicht Ziel des Logports, aber zumindest ich will dort ankern. Wir müssen Besorgungen machen und seien es nur so simple wie Lebensmittel. "Backbord!", brülle ich und deute nach links. Meine Crew bewegt sich, sprintet los um wie gewohnt meine Befehle auszuführen. Dann bleiben die ersten Männer stehen und sehen mich an, zucken hilflos mit den Schultern. Wir können nicht alleine manövrieren, Kids Schiff liegt links von uns und er muss drehen, aber das weiß ich. Mein Ruf galt ihm und seiner Crew, aber Kid ist nicht an Deck. Wo ist der Trottel? Ich schnappe mir mein Schwert, das Bepo für mich gehalten hat und springe mit einem schwungvollen Satz auf Kids Schiff ohne den Umweg über die Planke zu machen. Gerade als ich mir den erstbesten Mann schnappe, um ihn nach seinem Captain zu fragen, geht die Tür auf und Kid betritt das Deck, den Mantel locker um die Schultern gelegt, beide Arme frei. Hinter ihm trabt Killer her, knöpft sich das Hemd zu. Augenblicklich vergesse ich den Mann, den ich am Kragen gepackt halte und der sich hilflos gegen meinen eisernen Griff stemmt. "Was für eine Insel ist das?", höre ich Kid fragen, aber keiner weiß Antwort. Dann dreht er sich um, sieht auf mein Schiff und scheint was zu suchen. Oder wen. Mich? Mein Blick ist stur auf seinen nackten Oberkörper gerichtet und erst, als Kid mich auf seinem Schiff und unter seiner Crew entdeckt, gleitet mein Blick zu Killer, der jetzt den Kragen seines Hemdes richtet. Kein einziger Gedanke hält sich in meinem Kopf, aber tausende flirren umher. Was war das für ein Anblick, Killer hinter Kid, wie er sich seine Kleidung ordnet und Kid, der beide Arme aus dem Mantel hat? "Lässt du ihn los?" "Was?" "Ob du ihn loslässt." Ich sehe von Kid, der plötzlich vor mir steht, zu dem Mann, den ich noch immer festhalte. Sein Gesicht ist blau angelaufen und erst jetzt begreife ich, dass ich ihm die Luft abschnüre. Ich lasse los. "Ich wäre für vorbeifahren." Kid verschränkt die Arme vor der Brust, nachdem er einen Arm in den Mantel geschoben hat. Er sieht zur Insel, beachtet sein halbersticktes Crewmitglied nicht einmal, und ich sehe immer noch zu ihm hoch. Das Bild geht mir nicht aus dem Kopf, auch wenn alle Gedanken, die mir dazu einfallen, total abwegig sind. So abwegig, dass ich mir nicht einmal gestatte, sie wirklich zu denken. "Backbord", sage ich schließlich und schaue ebenfalls zur Insel. "Wir brauchen Vorräte, Idiot. Außerdem könnte die Insel eine Werft haben." Kid verzieht die Lippen. Röchelnd sitzt der Mann, den ich festgehalten habe, noch immer auf dem Boden, aber als Kid einen Schritt zur Seite macht, rappelt er sich auf und läuft, eine Hand an seinem Hals, an die Reling. Ich blicke ihm nach. "Die Insel sieht klein aus." Damit hat Kid allerdings Recht. Ich sehe über das Meer, halte nach anderen Schiffen Ausschau, kann aber nur eines entdecken, das gerade die Segel setzt und die Insel verlässt. An sich sieht man einen hohen Berg, darunter scheint es ein Dorf zu geben, wenn meine Augen mich nicht trügen. "Für Vorräte wird's reichen und jetzt lass endlich beidrehen." Kid lässt mich noch eine geschlagene Minute warten, ehe er den Befehl gibt und ich bin kurz davor, ihm drohend eine Hand auf eine der goldenen Zacken an seinem Mantel zu legen. Als ich mich umdrehe, um wieder zu meinem Schiff zurück zu kehren, fällt mir der Abstand auf, den Kids Männer zu ihm und mir halten. Einzig Killer und der Zombie stehen näher. Misstrauisch beäuge ich beide, ehe ich wieder das Schiff wechsle. Land! Ich bin Pirat, das Meer ist mein Verbündeter, aber ich schätze Landgang sehr, schon allein deshalb, weil man Neuigkeiten aufschnappen kann. Es ist bereits Abend, als die Schiffe endlich im Hafen sind. Die Insel hat sich als recht piratenfreundlich herausgestellt, ist tatsächlich nicht besonders groß und hat zu meinem Bedauern auch keine Werft, aber wenigstens können wir die Nacht über hier anhalten und uns morgen ein paar neue Vorräte kaufen. Der Mann am Hafen, der die Ankerplätze verteilt, was Kid schon wieder aufgeregt hat, weil er nicht dort anlegen sollte, wo er wollte, was er schlussendlich trotzdem getan hat, war erstaunlich redselig. Er hat mir erzählt, dass diese Insel so eine Art Vorposten ist, dass es nur ein einziges Dorf hier gibt, ansonsten unbewohntes Waldgebiet auf der anderen Seite. Außerdem ist das hier 'Neutrale Zone', wie er sich ausdrückte, piratenfreundlich, marinefreundlich. Oder eben beiderlei unfreundlich. Auf jeden Fall gibt es eine größere Insel, etwa einen halben Tag von hier entfernt. Diese Insel soll auch eine Werft haben. Ich werde mir einen Eternal Port dorthin kaufen, gleich morgen früh. Eine Zeitung gibt es nicht und so setze ich mich zum Sammeln von Information mit Cas und Bepo in eine der beiden Bars, die es hier gibt. Kid habe ich in die andere geschickt, aber ob er dort auch tatsächlich angekommen ist, weiß ich nicht. Wenn doch hoffe ich, dass er sie ganz lässt und nicht zerlegt. Wir lassen uns ein paar Drinks bringen und setzen uns direkt an die Bar, lauschen auf Gespräche. Die Menschen hier scheinen recht offen zu sein und die Bardame gibt uns bereitwillig Auskunft zu jeder einzelnen Frage. Nein, Marine ist derzeit nicht auf der Insel; nein, man rechne auch so schnell mit keiner; ja, es sind noch andere Piraten da, auch wenn man deren Schiffe nicht im Hafen gesehen hat; nein, allzu oft verirren sich Fremde nicht hierher; ja, die Werft eine Insel weiter ist gut; ja, wir könnten uns hier mit Vorräten und kleinen Dingen zur Reparatur eindecken; ja, es gibt hier auch einen Arzt, sogar einen, der viele Heilpflanzen züchtet, ich solle doch mal mit ihm sprechen; und ja, es gibt auch ein Hotel in dem noch Zimmer frei sind. Die Antwort ist mir persönlich wichtig, denn ich will die Nacht auf der Insel verbringen. Ein Zimmer für mich alleine, ein bequemes Bett, Platz, Ruhe, erholsamer Schlaf für die nächsten Tage. Das klingt in meinen Ohren wie der befreiende Schrei eines Patienten, dessen Bruch ich gerichtet habe. Leider rücken wir mit verstreichender Zeit selbst ins Interesse. Wo wir denn herkommen und wo wir hinwollen, wer wir sind und warum das eine Schiff so sehr beschädigt ist. Ich gebe nichts preis, wissen die Menschen doch offensichtlich nicht, mit wem sie es hier zu tun haben. Da ich weiterhin nicht auffallen möchte, kommt mir das sehr gelegen. Gleichzeitig muss ich daran denken, was Kid wohl in der anderen Bar anstellt. Ich glaube nicht, dass er verschweigen wird wer er ist, sollte er danach gefragt werden. Innerlich horche ich schon die ganze Zeit auf eine Explosion, auf einen Knall, auf Geräusche der Zerstörung. Aber alles bleibt still und es ist nur das Lachen der Menschen zu hören, die lauten Gespräche und Musik. "Würdest du mit mir tanzen?", fragt eine helle Frauenstimme von links. Als ich den Kopf drehe, schon eine Ausrede auf den Lippen, merke ich, dass gar nicht ich gemeint bin, sondern Cas. Cas allerdings hat wenig Ahnung von Frauen und so stammelt er auch schon eine nicht zu verstehende Antwort und läuft tiefrot an. Ich ersticke ein Grinsen in meinem Glas und nicke ihm aufmunternd zu. Bepo und ich rutschen enger zueinander, als Cas sich von der Frau auf die halbvolle Tanzfläche ziehen lässt. Eine Weile sehe ich dem Trauerspiel zu und will dem gerade ein Ende machen, als sich die Frau Cas' nicht ganz zum Takt passenden Bewegungen anpasst, andere Leute mitmachen und die ganze Stimmung in der Bar plötzlich zu Höchstform aufläuft. Einzig und allein mein Fuß wippt korrekt im Takt und wirkt dadurch schon wieder falsch. Ich stehe auf und stelle mein Glas weg. "Bleib hier, hör dich weiter um", meine ich zu Bepo, "und behalte ihn im Auge." Ich nicke zu Cas rüber und Bepo reißt das Maul auf, was bei ihm ein Lächeln bedeutet. "Aye, Captain, aber wo willst du hin?" "Ich dreh eine Runde durch das Dorf und sehe mich schon mal um. Außerdem bleibe ich über Nacht." "Aye! Schlaf gut." Ich klopfe Bepo kurz auf die Schulter, dann drehe ich mich weg. Man soll gehen, wenn es am schönsten ist und unterhaltsamer kann es hier nicht mehr werden. Außerdem muss ich wieder an Kid denken. Es ist lange her, dass ich mich auch nur von irgendwem auf eine Tanzfläche habe ziehen lassen und mit Kid, das weiß ich, ist so etwas überhaupt nicht möglich. Ob er überhaupt tanzen kann? Ich weiß es nicht. Gedankenverloren schlendere ich die Hauptstraße entlang. Rechts und links sind einzelne Läden, ein Bäcker, ein Restaurant, ein Bekleidungsladen, ein Waffenhändler. Ich lege mir mein Schwert bequemer über die Schulter und widme dem Schaufenster nicht einen einzigen Blick. "Hast du den mit dem Mantel gesehen?" "Ja, gruseliger Typ." Von links kommt eine Gruppe junger Männer auf die Hauptstraße geschlendert. Reden die von Kid? "Ich hab mich gar nicht getraut den anzusehen." Ich grinse. "War wohl auch besser. Der sah nicht so aus, als würde er das mögen." "Die Waffen von dem anderen waren cool." "Aber der trug eine Maske! Wer macht denn so was?" Klar, Killer ist bei Kid. Wieso nervt mich das jetzt? "Ist doch egal, ich will auch solche Waffen!" Der, der das sagt, springt plötzlich hoch und spurtet um die kleine Gruppe rum. Ich zügele mein Tempo, bleibe schließlich stehen und tue so, als würde ich in eines der dunklen Geschäfte sehen. "Dann wäre ich der totale..." "Idiot!", unterbricht ihn ein anderer. "Du kannst doch noch nicht mal mit einem Stock umgehen. Hahaha!" Die Gruppe fängt an zu lachen, während sich die beiden Kontrahenten gegenseitig mit imaginären Waffen verprügeln. Ich setze meinen Weg fort, als ich nicht mehr verstehen kann was sie sagen. Das Dorf ist klein, hier leben vielleicht 400 Seelen, wenn ich die Hühner mitzähle, an denen ich vorbeigelaufen bin. Schon nach kurzer Zeit befinde ich mich vor dem einzigen Hotel, das genau am Fuß des Berges gebaut wurde. Ein Zimmer ist schnell gemietet und nur zehn Minuten später stehe ich unter einer warmen Dusche. Mir geht Kid nicht aus dem Kopf und auch nicht das Bild von ihm und Killer an Deck. Die beiden sind Freunde, warum stört mich, was ich gesehen habe? Das ist lächerlich! Ich hebe das Gesicht nach oben, lasse Wasser darüber laufen, die Augen geschlossen. Es ist seltsam, dass ich das, was ich fühle, aber nicht benennen kann und auch nicht will, nicht ausschalten kann. Irgendwas wurmt mich und ich bin unzufrieden. Ich drehe den Rücken zum Wasser und verharre so, bleibe einfach stehen und genieße die Wärme. Die Insel ist nicht kalt, eher frühlingshaft frisch, aber dennoch warm genug, dass meine normale Kleidung ausreicht. Dass mir innerlich kühl ist, liegt an etwas anderem. Und wieder drehen sich meine Gedanken um Kid. Eine Nacht fernab von allem wird mir gut tun. Ich weiß nicht, wie lange er noch Interesse an mir hat und ich weiß nicht, wie lange sein Interesse sich grundsätzlich hält. Mir selbst ist inzwischen klar, dass ich seine Nähe will und dass ich auch nichts mehr dagegen habe, wenn er mich berührt. Ich will es nur zu anderen Zeiten als zu Kids. Der Mann hat kein Timing, kein Taktgefühl, null Peilung und ein falsches Tempo. Von Feingefühl rede ich erst gar nicht. Allerdings macht ihn genau das auch interessant, ich kann das nicht erklären. Er reizt mich eigentlich ständig und tut Dinge, die ich nicht will, aber würde er das nicht tun, wäre da nichts. Dann wäre Kid mir nicht so wichtig. Ich würde nicht so viel an ihn denken, über ihn nachdenken, nicht immer und immer wieder die gleichen Gedanken seinetwegen wälzen. Wäre er nicht so dominant, nicht so drängend mir gegenüber und nicht so von sich überzeugt... er wäre mir nicht weiter aufgefallen und ganz bestimmt nicht im Gedächtnis geblieben. Seine Art zieht mich an und stößt mich gleichzeitig ab. Ich schätze, das muss so sein, denn nur dadurch interessiert er mich. Wäre er ein Langweiler wie alle anderen, hätte ich ihn nicht wahrgenommen. Ich würde ihn nicht ernst nehmen und er wäre wie ein Schatten irgendwann verblichen. So aber hat er meine Aufmerksamkeit, lässt mich durch seine Taten immer wieder auf ihn reagieren, bringt sich ständig ein und macht sich bemerkbar, ganz egal wo er geht und steht. Kid ist wie ein Mittelpunkt, um den sich andere versammeln. Und er sucht sich aus, wen er duldet und wen er vernichtet. Eine Art Magnet, der alles an sich reißt was er haben will und alles fallen lässt, was ihn nicht mehr kümmert. Wie lange wird er mich festhalten? Mein Wille ist stark genug, dass ich dagegenhalten könnte und wenn ich müsste, könnte ich mich auch losreißen und ihn hinter mir zurücklassen. Aber ich will nicht und deswegen bleibe ich und lasse ihn seine Anziehungskraft ausüben. Die Frage ist wirklich nur, wie lange er mich noch für interessant genug hält. Ich habe mich so oft von ihm abgewandt, habe ihn weggedrückt, Annäherungsversuche unterbunden. Immer fängt er an. Gestern war es das einzige Mal, dass ich die Initiative ergriffen habe und das war eher aus einer spontanen Neigung, weil er schlafend, wie ich dachte, vor mir lag. Habe ich ihm sonst einen Grund gegeben, immer wieder auf mich zuzukommen? Habe ich ihn ermutigt oder ihm eindeutige Signale gegeben? Ich schätze Kid ist einfach stoisch genug das zu verfolgen, was er haben will, ganz egal, ob es sich wehrt oder nicht reagiert. Vielleicht ist es aber auch genau das, was ihn reizt. Was mich zu der weiteren Frage bringt, ob Kid mich noch haben will, wenn er mich ein zweites Mal bekommt. Verliert er das Interesse an mir, wenn ich erneut mit ihm schlafe? Hat er dann bekommen was er wollte und zieht ab? Würde er sich so viel Mühe geben und immer wieder gegen mich anreden, obwohl er genau weiß, dass ich es nicht leiden kann, wenn man mir etwas aufdrängt? Nur weil er mich noch ein Mal haben will? All diese Gedanken spinnen ein Netz in meinem Kopf, halten aneinander fest und ich kann nichts anderes tun, als immer und immer wieder darüber nachzudenken. Seit Jahren hat mich etwas nicht mehr derartig gefesselt. Schon gar kein Mensch. Und ich weiß, was das bedeutet: Kid ist kein Spiel für mich, niemand, den ich mal hier mitnehme, mal dort ignoriere und nach einer Weile wieder zu mir ins Bett lasse. Kid ist niemand, von dem ich mir hole, was ich brauche, einfach aus dem Grund, weil ich es brauche. Auf Kid lasse ich mich ein. Oder ich lasse es gleich bleiben. Und das ist der Punkt, an dem ich zögere. Ich will Kid, ich weiß nur nicht, ob es richtig ist. Oder gut. Oder vollkommen falsch, ob es nicht alles furchtbar schief läuft, ob wir uns in ein paar Tagen gegenseitig an die Kehle gehen und das alles in einem schrecklichen Drama endet. Ok, das weiß man nie, eventuelle Tode hin oder her, und ich habe nicht einmal definiert, was das nun mit Kid und mir ist. Und das werde ich auch nicht, weil ich dazu einfach keine Lust habe und weil ich mir immer wieder selbst sage, dass ich nicht mehr über ihn nachdenke. Aber Gefühle sind verräterisch und mich verraten sie immer aufs hinterhältigste, wenn Kid mir zu nahe rückt. Die einzige Chance, die mir bleibt, ist, mich beim nächsten Mal nicht mehr zu wehren, wenn wenigstens die Umgebung stimmt. Alles Weitere klärt sich dann von selbst. Seufzend drehe ich das Wasser ab und schüttle den Kopf. Wassertropfen fliegen an die Wand und perlen langsam hinunter. Genug. Vor mir liegt eine ruhige Nacht, die ich einzig und allein für Schlaf nutzen werde, damit ich mich ab morgen ernsthaft auf die Suche nach gutem Timing machen kann. Das sollte ich nämlich übernehmen und nicht Kid, auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich die Initiative ergreife oder das doch lieber ihm überlasse, denn dann wäre es immer noch seine Schuld und nicht meine. Wobei er sicherlich selbst den geeignetsten Moment nicht treffen wird. So ist er eben. Ich schmunzle, greife nach meinem Handtuch und trockne mich ab, als plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen zu hören ist. Im Nullkommanichts ist das Handtuch um meine Hüfte geschlungen, ich raus aus dem Bad und im Schlafzimmer. "Hey", meint Kid, meine Zimmertür in der Hand, "war ja doch die richtige Tür." Mit offenem Mund starre ich ihn an. Was um alles in der Welt soll das?! Was um alles in der Welt ist das?! "Was machst du da, du Vollidiot?!" "Ich hänge deine Tür aus."* "Das sehe ich, aber was zum Teufel soll das?!" Wutentbrannt laufe ich zwei Schritte auf ihn zu, den Arm erhoben, die Hand zur Faust geballt. Was ist nur in den Kerl gefahren?! Warum macht er das?! Setzt bei ihm das Gehirn aus?! Hat er überhaupt eins?? "Du hast ein Einzelzimmer, habe ich unten gehört." Kid stellt die Tür ab, genau neben das Loch, das er hinterlassen hat. Er zerfetzt die Tapete, als er an der Tür schiebt, dann sieht er mich wieder an. Und ich kann nicht anders, als stehen zu bleiben, den Arm zu senken und ihn ungläubig anzustarren. Manchmal denkt man, der Mann ist so daneben, dass er gar nicht existieren kann. Hier kommt er mit so einer Aktion, wo ich eben noch darüber nachdachte, mich erneut auf ihn einzulassen. Hier steht er und sieht aus, als wäre er sich keiner Schuld bewusst, als könnte ihn kein Wässerchen trüben, als wüsste er nicht was er falsch gemacht hat und als wäre es das normalste von der Welt, dass er mir die Zimmertür aushebelt und das nur aus dem Grund, weil ich ein Einzelzimmer habe! Ja, verdammt, ich bin doch auch eine Einzelperson!! Der Mann ist unmöglich. "Tzzz...", mache ich resignierend und drehe mich auf dem Absatz um. Ich laufe zurück ins Bad und stütze die Hände auf das Waschbecken. Ganz ruhig. Ich zähle bis zehn und wenn ich dann wieder rüber gehe ist Kid weg, war Kid niemals da und die Tür ist wieder dort, wo sie hingehört. Eins, zwei, drei, vier... "Trafalgar?" Fünf, sechs, sieben... "Hey!" Acht, neun, zehn. Kid betritt das Badezimmer. "Bis zehn reicht offensichtlich nicht bei dir." Elf, zwölf... "Was faselst du da?" Tief einatmen, gut wieder ausatmen. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn. Kid berührt meine nackte Schulter. "Alles ok?" Sechzehn... "Das frage ich mich bei dir auch, Kid." Siebzehn. Und Kid zieht an mir. Achtzehn. Ich lasse es zu. Neunzehn. Unsere Blicke begegnen sich, flüchtig, bevor er an mir runter sieht. "Zwanzig", sage ich gequält. "Warum bist du immer noch hier?" "Häh?" Kid sieht mir wieder ins Gesicht. Mehr brauche ich nicht, um zu handeln. Mit Schwung stoße ich ihn nach hinten, lasse die Hände an ihm, bis er mit dem Rücken gegen die Wand donnert. Sein Kopf macht unliebsame Bekanntschaft mit den Fliesen und er verzieht schmerzvoll das Gesicht. Er macht den Mund auf wie um sich zu beschweren, aber ich gebe ihm keine Zeit dafür. "Halt bloß deine verdammte Klappe, du Arschloch!" Kids Gesichtsausdruck zeigt Verwirrung, dann Fassungslosigkeit, als ich ihn küsse. Dann sehe ich nichts mehr, weil ich die Augen schließe. Kid wird steif wie ein Brett an mir, als ich ihn zwischen Körper und Wand einklemme. Seine Arme sind erhoben, aber nicht an mir und seine Lippen sind fast unbeweglich, aber warm. Er atmet ganz flach, hält dann die Luft an. Hat ihn meine Reaktion überrascht? Ich lasse mich nicht beirren, beiße ihm in die Unterlippe und dränge ihn weiter in den Kuss. Erst nach einer Ewigkeit spüre ich seine Hände auf meinen Schultern, wie sie langsam weiter runter rutschen und schließlich an meinen Seiten liegen bleiben. Er atmet wieder normal, auch wenn sein Herz so heftig schlägt, dass ich es fühlen kann. Seine Lippen reagieren auf meine und endlich öffnet er sie und küsst mich wie ich es will. Schnell finden unsere Zungen zueinander, wir wollen beide dominieren. Meine linke Hand fährt seine Brust runter, über die Waffen und verschwindet unter seinem Mantel, als ich versuche noch mehr von ihm zu erreichen. Die rechten Hand lasse ich in seinen Nacken wandern, ziehe an ihm, damit er sich ein Stück weiter zu mir beugt. Und er tut es, hebt seinerseits eine Hand und legt sie mir in den Nacken, fester Griff, der nur ein Griff bleibt, keine Bewegung verlangt. Die Situation ist bizarr. Und es ist der beste Kuss, den wir bisher hatten, den in seiner Kajüte ausgenommen, der mich so schwach gemacht hat und nach dem ich ihm alles gegeben hätte was er wollte, hätte er nicht den falschen Satz gesagt. "Traf... falgar?", murmelt Kid irritiert gegen meine Lippen, als ich ihn für einen flüchtigen Moment freigebe. Keine Zeit für Worte, nur für einen Kuss, einen niemals endenden Kuss, von beiden in freien Stücken gegeben, von beiden genossen und von beiden so intensiv gestaltet, dass keiner von uns beiden ihn je vergessen wird. Ich stehe gegen ihn gepresst, eine Hand in seinen Haaren vergraben und es ist mir egal, dass er fühlen kann, wie mich das hier erregt. Das Handtuch verbirgt wenig und es ist das einzige, was ich an mir habe. Kids Hände werden forscher, als der Kuss weiter anhält. Er streicht mir über den Rücken, warme Finger mit sanftem Druck. Ich schaudere. Wir drücken uns noch näher aneinander und ich habe den Eindruck, dass auch ihn die Situation nicht kalt lässt. Vorsichtig hebe ich den zweiten Arm und schiebe ihm auch die andere Hand in den Nacken. Er beendet den Kuss, wandert mit seinen Lippen über meine Wange und auf mein Ohr. Sein warmer Atem kitzelt und verursacht mir Gänsehaut. Er drückt mir einen Kuss aufs Ohr, haucht dagegen und ich zucke weg, nur um von ihm wieder rangezogen zu werden. Seine Hand dirigiert mich, er hält mich fest. Ich lege das Gesicht an seinen Hals und bleibe einfach an ihn gelehnt stehen. Mein Atem geht laut, aber bei Kid ist das nicht anders. Noch immer lasse ich die Augen geschlossen. Ihn nur zu fühlen ist so aufregend. Sein Mantel kitzelt mich am Arm, seine Schärpe hängt leicht eingeklemmt zwischen uns und seine Waffen drücken unangenehm gegen meine Brust. Aber seine Haut ist warm an meiner, sein Herz schlägt schnell gegen meines und meine Fingerspitzen streichen über den Haaransatz in seinem Nacken. Er riecht leicht nach Metall, was mich bei ihm nicht wundert, ansonsten einfach nach... Kid. Das ist nicht zu definieren. Ich genieße den Moment, einfach nur aneinander dastehen, festhalten, nichts tun, still verharren. Das wollte ich schon eine ganze Weile. Der Kuss war wie ein Zwang, ein inneres Bedürfnis, auch wenn die Situation selbst nicht meinem Ideal von Timing entspricht. Kid lässt nicht locker, das weiß ich. Und jetzt habe ich auch meine Antwort auf die Frage der Initiative. Ich kann sie genauso ergreifen. Nur gehe ich nicht so weit wie er. Das hier, wenn wir einfach nur so stehen, das reicht mir. Für den Moment. Für wie lange, das weiß ich nicht, aber vorerst will ich nur das hier. Und ich wünschte, es würde Kid auch so gehen, aber ich fühle seine Hand, wie sie über meine Seite fährt, auf meinen Rücken wandert und versucht, unauffällig an dem Handtuch um meine Hüften zu schieben. "Wenn du so stehen bleiben willst, dann lass das", knurre ich und drücke ihm als Warnung die Fingernägel in den Nacken. Kid zuckt und murrt und zögert. Dann macht er weiter. "Ich meine das ernst!" "Ich auch." Ich möchte seufzen und ihm gleichzeitig eine verpassen. Ich weiß, dass er es ernst meint, ernst für Sex. Ich drücke mich von ihm weg, halte dagegen, als er versucht das zu verhindern und lege ihm eine Hand auf seine, die noch immer an meinem Handtuch ist. Unsere Blicke begegnen sich. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Verdammt, Trafalgar!", flucht Kid und sein Gesicht verzieht sich zornig. Zornig und schmollend. Ja, schmollend würde ich es nennen, würde ich es Kid abnehmen, dass er schmollt. Aber vielleicht ist das auch eine neue Gefühlsregung, die ich an ihm entdecke. Irgendwie... mag ich das. "Lass los." "Ich will nicht!" "Dann leg die Hand woanders hin." Und wieder gebe ich ihm eine Freikarte mich zu berühren. Nutzt er sie oder nimmt er die Erlaubnis gar nicht wahr? Sein Blick wird spöttisch und vorwurfsvoll. "Du kannst nicht von mir verlangen..." "Ich kann alles verlangen!" "Du hast mich geküsst, steh dazu!" Autsch, das kam unerwartet. Ich weiche seinem Blick aus. Ja, ich habe angefangen, aber nur weil ich ihn küsse, heißt das doch noch lange nicht, dass ich auch alles andere will, dass er alles mit mir anstellen kann! Es ist schlussendlich nur ein Kuss! "Hör auf dir was vorzumachen und lass mich! Meine Geduld ist am Ende!" Ohne Warnung fährt seine Hand zwischen uns und zwischen meine Beine. "Ahh!" Ich zucke, hebe reflexmäßig die Arme und stoße ihn weg. Nur dieses kleine Geräusch, das mir bei seiner Berührung über die Lippen gekommen ist, kann ich nicht unterdrücken. Krampfhaft halte ich das Handtuch fest, als es sich löst, versuche es so zu drehen, dass er nicht alles von mir sieht, nicht jetzt, nicht so. Kid lehnt immer noch an der Wand und er grinst. Mit einem Mal fühle ich mich ausgeliefert und das gefällt mir überhaupt nicht. "Verschwinde", knurre ich, "und besorg mir ein neues Zimmer!" In diesem hier kann ich ja wohl nicht bleiben, so ohne Tür. Kid grinst noch immer, löst sich jetzt von der Wand. Seine Augen wandern über meinen Körper, unstet, alles in sich aufsaugend. Mir wird heiß. Er zieht einen Schlüssel aus seiner Manteltasche und wirft ihn ins Waschbecken. "Habe ich längst." Versucht lässig sehe ich ihn wieder an, möchte Ruhe in mich bringen. Gerne würde ich das Handtuch wieder um die Hüften schlingen und eigentlich ist es albern, dass ich hier stehe wie ein schüchternes Kind. Es gibt nichts an mir, das Kid noch nicht gesehen hat, das weiß ich und der Gedanke lässt mich dunkelrot anlaufen. Wir sind beide Männer, insofern ist es auch lächerlich. Aber zwischen uns herrscht eine ganz besondere Anziehungskraft und zumindest ich bin am Anfang... bei Leuten die ich wirklich mag... zurückhaltend. "Das ist das letzte Mal, dass ich mich hierbei nach dir richte." Kid wirft mir noch einen langen Blick zu, dann dreht er sich um und geht. Und ich weiß, dass es so ist, es ist das letzte Mal, dass er sich davon abhalten lässt mich anzufassen. Wir wissen beide, dass, wenn er nicht fordert und wenn er nicht gegen mich hält, nichts passiert. So kenne ich mich kaum, normalerweise bin ich dominanter. Aber bei Frauen ist das auch einfacher, vor allem, wenn sie nur Zeitvertreib sind. Man nimmt sie mit und dann lässt man sie wieder liegen und hinter sich zurück. Kein Problem, wenig Gefühl, es geht nur um die Sache. Bei Kid ist das anders, da sind viel zu viele Gefühle im Spiel, zumindest auf meiner Seite. Würde es nur um Sex gehen, wäre ich längst wieder mit ihm ins Bett gegangen. Aber er ist ein Mann wie ich, das ist... oder war ein Umstand, mit dem ich erst einmal klarkommen musste. Ich kenne das nicht mit Händen, die stärker sind als meine, mit einem Körper, der größer und breiter ist. Und davon mal abgesehen ist Kid äußerst dominant, wie es scheint nicht nur als Captain. Und trotzdem weiß mein Körper, was mein Verstand noch nicht begriffen hat: Ich habe damit kein Problem. Das einzige, was mir noch Kopfzerbrechen machen sollte ist der Umstand, dass ich wie selbstverständlich in die Rolle der Frau gerutscht bin. Kopfschüttelnd lasse ich das Handtuch fallen. Ich sehe zum Waschbecken und auf den Schlüssel, den Kid hiergelassen hat. Es war Absicht, dass er die Tür kaputt macht, er hat das geplant. Er hatte bereits ein neues Zimmer und ich kann mir denken, dass es kein Einzelzimmer mehr ist. Er ist nicht planlos, er wägt ab und schaut was seine Geduld hergibt. Ich weiß, dass er sich zurückgehalten hat bisher und dass es ihm äußerst schwer gefallen sein muss. Allein dass er es getan hat zeigt, dass ihm wirklich was an mir liegt. Oder am Sex mit mir. Vielleicht fand er das eine Mal zwischen uns so toll, dass er es unbedingt wiederholen möchte. Ich weiß es nicht. Eigentlich hatte ich in der Nacht damals direkt nach dem Sex nicht den Eindruck, als hätte es ihn groß umgehauen. Ganz anders als mich. Ich muss ständig darüber nachdenken und komme seitdem nicht mehr von Kid los. Und jetzt stehen wir an einem ganz neuen Punkt. Ich weiß nicht wie es weitergeht, ich weiß nur, dass ich das Zimmer wechseln werde. Und dass ich die Nacht dort nicht alleine verbringe... ~ owari Chap °11 ~ * "Ich habe eine Wassermelone getragen." – Sorry! Epic moment! xDDD~ Es fiel mir erst im Nachhinein auf. xD Bleibt noch was zu sagen? Vorerst nicht. Das nächste Chap ist schon so gut wie fertig und bisher habe ich meine helle Freude daran. *gg* Sayonara, --> *Satra* ^^/) Kapitel 12: Gefällt dir was du siehst? -------------------------------------- Ich kenne kaum ein Pairing, das so schwer Richtung Bett zu kriegen is! Law und Kid haben beide totale Dickschädel! Auch wenn wir sie dafür lieben... manchmal stresst ihr, Jungs!! xDD~ Achja: Ich fühle mich in keiner Weise für den Inhalt verantwortlich. Bewegen tun DIE sich, ICH schreibe nur auf! :P Pairing: Kid & Law Warning: - Die Autorin (die lieber anonym bleibt *ups, zu spät* xD) übernimmt keinerlei Haftung – für gar nichts - Eimer stehen in meinem Stecki. Wer einen braucht... bedient euch. :3 ~ Law's PoV ~ Chap °12 – Gefällt dir was du siehst? Mit schnell schlagendem Herzen und wieder voll angezogen, betrete ich das Zimmer, zu dem Kid mir den Schlüssel gegeben hat. Der Raum ist dunkel. Und Kid ist nicht hier. Ich atme auf, erleichtert und gleichzeitig irgendwie enttäuscht. Ich habe mit ihm gerechnet. Wie er auf dem Bett sitzt, den Mantel über den Stuhl geworfen. Oder wie er mitten im Raum steht, mir einen gelangweilten Blick zuwirft und fragt, warum das so lange gedauert hat. Oder wie er unter der Dusche steht, die Tür offen gelassen, einladend. Aber er ist nicht da und nur Stille begrüßt mich. Ich mache ein paar Kerzen an, lege den Hut auf den Tisch, vermeide den Blick zum Bett. Es ist ein Doppelbett und ich weiß, dass Kid früher oder später auftauchen wird. Indem ich in dieses Zimmer gehe, gebe ich ihm erneut einen Freibrief. Oder eben das ok, dass ich einverstanden bin mit dem, was er von mir will. Dass mir ebenfalls der Sinn danach steht. Dass ich ihn will. Oder dass ich zumindest brauche, was auch er will und es deswegen zulasse. Ich weiß nicht wie Kid es auffassen wird. Im Grunde kann er sich nicht sicher sein, dass ich hier sein werde, wenn er kommt. Aber er wird es hoffen. Glaube ich jedenfalls. Ich lehne mein Schwert gegen die Wand, ziehe die Schuhe aus und sehe mich im Raum um. Es ist ein großes Zimmer mit zwei Tischen, einem großen und einem kleinen, zwei Stühlen, einem Sofa, Bildern von Landschaften an der Wand, einer Uhr, einem Schrank, zwei Nachttischen neben dem Bett. Es gibt ein Fenster, aus dem man raussehen können wird, wenn man auf dem Bett sitzt. Außerdem hat das Zimmer einen kleinen Balkon und dementsprechend eine Tür. Und es führt noch eine Tür ins Bad. Ich sehe mich im Bad um, große Dusche, viel Platz. Irgendwie bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Ich will, dass Kid kommt und gleichzeitig, dass er wegbleibt. Es ist als wären wir hier verabredet. Um das Bett zu teilen, nicht mehr nur zum Schlafen. Als wäre dies eine Verabredung zum Sex. Und das behagt mir nicht. So eine Verabredung habe ich noch nie getroffen. Minutenlang bleibe ich mitten im Raum stehen. Es ist albern, aber ich fühle mich nicht wohl. Obwohl ich Kid von mir aus geküsst habe... das hier kann es nicht sein. Es ist falsch. Es ist richtig, von ihm berührt zu werden, ihn zu küssen, ihn irgendwie... neben mir zu haben. Aber diese Situation hier ist nicht richtig. Ich sollte gehen, weglaufen, solange ich noch kann, aber meine Beine bewegen sich einfach nicht und ich warte weiter auf Kid. Laut tickt die Uhr und zählt mir die Sekunden vor, dann die Minuten. Endlich löse ich mich aus meiner Starre. Kid kommt nicht. Zehn Minuten sind vergangen und Kid kommt nicht. Bin ich zu ungeduldig? Ich will doch nicht mal wirklich, dass er hier auftaucht! Mit einer Hand fahre ich mir durch die Haare, dann übers Gesicht. Es ist spät. Ich werde schlafen gehen. Ich drehe mich um, laufe ins Bad, ziehe unterwegs mein Oberteil aus, werfe es über den einen Stuhl. Ich stelle das Wasser beim Waschbecken auf kalt und spritze es mir ins Gesicht. Als ich den Blick hebe und in den Spiegel sehe, sehe ich einen Mann, der zu keiner Entscheidung kommt. Meine Lippen verziehen sich und ich will wegsehen, als ich mich umentscheide und meinem eigenen Blick standhalte. 'Du bist dumm', will ich mir sagen. 'Entscheide dich.' Ich kann nicht hier sein und es gleichzeitig falsch finden, das ist Unsinn! 'Steh dazu', hat Kid noch zu mir gesagt. Und ich stehe zu den Küssen, das ist nicht das Problem, nicht mehr. Aber ich hatte noch nie in meinem Leben das Gefühl, dass ich etwas will, was ich gleichzeitig doch nicht will. Dass ich etwas nicht will, was mir so gut gefällt. Es gab viele Situationen in meinem Leben, in denen ich mich für das eine oder das andere entscheiden musste. Leicht gefallen ist mir das nicht immer. Manchmal wollte ich nichts von beidem und musste doch das kleinere Übel wählen. Manchmal wollte ich beides. Und manchmal habe ich gerade deswegen am Ende nichts bekommen. Das Leben schreibt sich selbst, man kann sich darin nur seinen eigenen Weg suchen und ihn durchziehen. Ich hebe einen Mundwinkel an, grinse einseitig, nur halb ernst. Meine grauen Augen blicken mir spöttisch entgegen. Mit so einem Ausdruck bekomme ich nichts. Ich lächle ganz, aber nicht mit dem Herzen. Trotzdem schon besser. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, höre auf zu lächeln, sehe mich von der Seite an, dann senke ich den Kopf und blinzle nach oben. Es nutzt nichts, es sieht immer falsch aus, auch wenn ich recht attraktiv bin. Ich lehne mich vor und stütze die Arme auf das Waschbecken. Ich bin nicht gerade der muskulöseste Typ, auch wenn Muskeln durchaus zu sehen sind und ich bin auch alles andere als schwach. Mein Körperbau ist nur schmaler, Kraft habe ich dennoch. Muskelbepackt würde ich auch nicht mehr gut aussehen, ich genüge mir wie ich bin. Mit einer Hand fahre ich mir über den Oberarm, langsam und bis zum Ellenbogen. Dann hebe ich die Hand und sehe auf das Tattoo, ehe ich den zweiten Arm ebenfalls hebe und meine Unterarme aneinander halte. Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Die Zimmertür geht auf, dann wieder zu und nur Sekunden später steht Kid in der Tür zum Bad und späht zu mir rein. Sein Blick überfliegt mich und ich lasse die Arme sinken, sehe zu ihm. "Was gefunden, das dir gefällt?", fragt er und zieht den Mantel aus. "Ja." Ich behalte das Grinsen bei. Weiß er, ob ich nun ihn meine oder mein halbnacktes Spiegelbild? Ich meine beides. "Ich ebenfalls." Auch er grinst jetzt, sieht mich noch einmal intensiv an und dreht sich dann weg. Ich schließe die Augen und atme ruhig aus. Irgendwas hat gerade klick gemacht bei mir, wo ich ihn jetzt sehe. Darüber im Klaren, was passiert und was ich zulasse, bin ich mir immer noch nicht, aber ich werde nicht mehr weglaufen. Ich werde sehen was ok ist und was nicht und ob die Gelegenheit passt. So einfach ist das. Und jetzt ist es Zeit, den Kopf auszuschalten. Als ich wieder das Zimmer betrete, wirft Kid gerade seinen Waffengurt zu seinem Mantel auf das Sofa. Er hat den Verband abgemacht, den ich ihm so sorgfältig angelegt hatte, das fällt mir sofort auf. Der ist zwar verborgen unter der Schärpe, aber ein Stück weiß müsste man sehen. Da ist aber keins. Typisch, Kid. Meint wohl, er hätte so mehr Bewegungsfreiheit. Aber ich werde nichts sagen, nicht jetzt. Ich kann ihn später immer noch anmeckern. Kid dreht sich um, grinst mich an. Grinst er breiter oder bilde ich mir das nur ein? "Was?", frage ich, als ich zum Bett laufe und seine Augen konsequent auf meinem Körper kleben. "Nichts." Das glaubt er ja wohl selbst nicht! Er weiß genau, was diese Situation hier bedeutet, dass ich hier bin, dass wir beide einander wollen, dass mich der Kuss vorhin schon in seinen Bann gezogen hat. Dass küssen für heute nicht reicht. Ich drehe mich von ihm weg, als er zu mir kommt. Zwei Finger berühren mich am Rücken und ich zucke ungewollt zusammen. "Lass das!", fauche ich und wende mich ihm wieder zu. Er steht direkt vor mir, seine Finger bleiben auf meiner Haut während der Bewegung und als ich wieder still stehe, legt er die ganze Hand an mich. Seine Handfläche ist heiß. Ich sehe zu ihm hoch und werde nicht schlau aus seiner Mine. Kann er auch mal nicht so grimmig gucken?! Kid hebt den zweiten Arm und legt mir die Hand in den Nacken. Er zieht, ich halte dagegen, er lässt nach und als auch ich nachgebe, zieht er mich ruckartig zu sich ran. Im Reflex strecke ich beide Hände nach vorn und stütze mich gegen seinen Oberkörper. Muskeln bewegen sich unter meinen Händen, sein Brustkorb hebt und senkt sich etwas zu schnell für eine entspannte Atmung. Ich sehe wieder hoch und begegne seinem forschen Blick. Sekundenlang sehen wir uns an, ehe er sich ein Stück zu mir beugt. Fast berühren wir uns. "Du machst nicht gerade den Eindruck, als würdest du das wollen." Seine Stimme ist ein einziges leises Grummeln. "Muss ich es denn wollen?" Er antwortet nicht, drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Reicht es nicht, dass du es offensichtlich für zwei willst?" Kid verzieht den Mund, schnaubt scheinbar unzufrieden und bohrt mir aggressiv die Finger in den Nacken, als er meinen Kopf zu sich zieht, damit wir uns wieder küssen. Er kommt mir kein Stück entgegen. War das Unsicherheit, die er mit Dominanz überspielt oder ist ihm egal, ob ich es nun will oder nicht? Der Satz von Killer fällt mir wieder ein, dass ich Kid geben soll was er will, weil er es sich so oder so nimmt. Hat er Recht? Er kennt seinen Captain. Wie oft hat Kid sich genau das genommen, was er wollte? Bin ich wie ein Spielzeug in seinen Händen? Kid lässt von mir ab, was ich aber nur am Rand registriere. Meine Gedanken sind ganz woanders. Erst als er mich beim Namen nennt, sehe ich ihn wieder an. "Kannst du mal aufhören so zu tun, als wäre ich nicht hier?! Das nervt!" "Hm?" "Du tust so, als wärst du unbeteiligt!" "Hm." Kid zieht scharf die Luft ein und ich weiche seinem Blick aus. Das hier ist nicht ok, entscheide ich, zumindest nicht genau im Jetzt. Vielleicht im Gleich. Ich drücke Kid die Hände gegen die Brust und er gibt mich frei. "Gestern und auch vorhin hast du mich von dir aus geküsst, Trafalgar. Vergiss das nicht!" Seine Stimme ist scharf und die Worte hallen wie ein Echo in meinem Kopf wieder. Ich habe es nicht vergessen! Danke für die Bemerkung, Idiot! Ich laufe zum Sofa rüber, schiebe seinen Mantel auf die Seite und setze mich, die Beine übereinanderschlagend. Kid verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich an. Kein Ton kommt über seine Lippen, aber seine Augen sprechen Bände. Sie sagen mir, dass ich mich nicht so anstellen soll, dass er wütend ist, weil es sich schwieriger gestaltet, als es sein könnte. Dass er unzufrieden ist. Dass er keine Lust mehr hat zu warten. Dass er mich will. Dass ich schließlich freiwillig hier bin. Ich seufze laut, hebe die Arme hinter mich auf die Sofalehne und lege den Kopf zurück, die Augen schließend. Einen Moment passiert nichts, dann fühle ich Kids Hand auf meinem Knie und lasse mein Bein von meinem anderen schieben. Ich sehe nicht auf. Erst als Kid meine Arme mit seinen Händen auf die Couch pinnt und sich mir mehr oder weniger auf den Schoß setzt, zu mir gebeugt, blicke ich ihn überrascht an. "Was soll der Mist?" "Wenn ich dich nicht festhalte, läufst du weg", grummelt er und drückt energisch seine Nase gegen meine. "Und ich habe es satt, zu warten." Er dreht den Kopf und wieder berühren sich unsere Lippen. Ich werde in die Couch gedrückt, Kids Gewicht auf mir, seine Hände auf meinen Armen. Die Position ist unbequem, aber ich beschwere mich nicht. Sein Kuss ist heiß, seine Lippen forsch und seine Zunge ständig in Bewegung. Ich mag seinen Geschmack. Ich beiße ihn, leicht und nur, um ihn zu ärgern und er zuckt, lässt aber nicht von mir ab. Hätte er, wäre ich ihm nachgekommen. Ich ziehe an meinen Armen, aber er gibt sie erst auf einen gegen seine Lippen genuschelten Protestlaut frei. Meine Hände finden einen Weg auf seine Oberarme, die ich langsam hinunter streiche, während er mir eine Hand an den Hals legt und die andere in den Nacken. Seine Haut ist warm, sein Körper, der sich immer mehr an mich drückt, muskulöser und härter als der einer Frau. Ich kenne das Gefühl mit ihm, auch wenn es mich noch einen Moment irritiert. "Du bist schwer...", murre ich, als ich mich aus dem Kuss löse. Ich vermeide es, ihn anzusehen. Er küsst mich auf die Stirn, was mich jetzt wirklich durcheinanderbringt, dann steht er auf, zieht mich mit. Als wir beide wieder stehen, finden seine Hände sofort auf meinen Rücken, streichen hoch und wieder runter und ich muss aufpassen, dass ich nicht zucke. Ich wehre mich, drücke ihn weg. Unzufrieden sieht er mich an, aber ich hebe eine Hand und greife nach seiner Fliegerbrille. Sein Blick wird misstrauisch, auch wenn er zulässt, dass ich sie ihm abnehme. Ein paar rote Haarsträhnen fallen zur Seite und ich schmunzle, während er meinem Blick ausweicht. Wohin jetzt damit? Aufbehalten konnte er sie nicht, nicht bei dem, was auch immer noch sein wird. Mein Blick gleitet zu meinem Hut auf dem Tisch und eilig laufe ich die wenigen Schritte rüber, lege seine Fliegerbrille genau daneben. Noch bevor ich mich umdrehen kann, steht Kid hinter mir, drückt mich an sich, seine Wange an meiner. Dann beißt er mir ins Ohr und ich beschwere mich erneut. Er zieht mich zwei Schritte mit sich, die ich rückwärts machen muss, dann dreht er mich, gibt mich aber nicht frei. Ich weiß nicht genau wohin mit meinen Händen, also beschließe ich, dass sie vorerst gut auf seinen Seiten liegen. Gerade als ich ihn berühren will, packt er mich mit beiden Händen an meinen Handgelenken und zieht meine Arme um sich, sodass sie hinter seinem Rücken liegen. Mir wird warm, meine Wangen glühen. Einen Moment bleiben wir so, dann hebe ich den Kopf und wir küssen uns ein drittes Mal. Und es lässt mich nicht kalt. Ich merke, dass ich mehr will, dass ich Kid näher sein will. Seine Hände drücken mich gegen ihn, eine Hand wandert runter, streicht sanft und doch kräftig über meine Haut und verharrt an meiner Hose, nur kurz. Dann schiebt er die Hand über den Stoff und hält erst an, als er sie ganz auf meinen Hintern geschoben hat. Sein Griff wird fester und ich brumme protestierend, aber unwillig den Kuss zu brechen. Er drückt mich mit dem Becken weiter gegen sich. Es lässt uns beide nicht kalt, das merke ich deutlich. Plötzlich reißt Kid sich aus dem Kuss los, packt mich eine Spur zu doll und ehe ich mich versehe, lande ich auf dem Bett und er über mir. Er grinst, breit, hinterhältig, gewinnend. "Hng, der Anblick gefällt mir." "Idiot", grummle ich, verpasse ihm eine lasche Kopfnuss und lasse mich dann doch wieder küssen. Der Kuss ist kurz und Kid wandert mit seinen Lippen lieber über meinen Hals. Er liegt ganz auf mir und wieder drückt sein Gewicht mich runter. Wie auf dem Sofa eben, wie in der einen Nacht, die wir zusammen verbracht haben. Bilder kommen mir in den Sinn, an die ich jetzt nicht denken will. Ich lege Kid eine Hand auf den Kopf, wuschle durch seine Haare und zerzause sie ihm. Es stört ihn nicht, unbeeindruckt küsst er sich einen Weg über meine Schulter, leckt über mein Schlüsselbein, meine Brust runter und beißt mich ganz leicht in die Seite. Letztes Mal war der Großteil meines Körpers bandagiert. Ich erinnere mich, wie Kid mich genau auf die erste freie Stelle unterhalb des Verbandes küsste und wie ich mir die Frustration bei ihm einbildete, die durch zu wenig erreichbarer Haut entstand. Heute ist es nicht so, heute kann er mich überall berühren und genau das tut er. Seine Hände gleiten über mich, hinterlassen ein angenehmes Gefühl und den flüchtigen Eindruck von Wärme. Überall wo seine Lippen mich streifen, mich küssen, mich kitzeln und sanft zu mir sind, kribbelt die Stelle, als wäre es elektrisierend. Wir stecken beide noch in unseren Hosen und zumindest meine wird immer enger. Kid weiß das auch. Völlig ungeniert oder als würde er es gar nicht merken, streift seine Hand über meinen Schritt, eine so kurze Berührung und doch lässt sie mich nach Luft schnappen. Als Kid eine fast kühle, feuchte Spur mit seiner Zunge über meinen Körper zieht und seine Hände beide an meine Taille legt, um mich festzuhalten, mich unten zu halten, lege ich den Kopf in den Nacken und atme schwer. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber ich dachte, er würde zügiger zur Sache kommen, dass er nicht lange fackelt und gleich an meine Hose geht, solange wie er jetzt schon warten muss. Immer stürmt er gleich auf mich zu, immer klebt er gleich an mir, ganz egal, was ich will oder nicht. Er nimmt mein Zimmer auseinander und bietet mir einen neuen Schlafplatz an, den ich aber mit ihm teilen muss. Er ist zielstrebig bei all seinen Bemühungen. Und jetzt liegt er hier bei mir, über mir, kann alles machen, aber er verlangsamt das Tempo. Um es auszukosten? Um mich nicht zu überfordern? Um es richtig zu machen? Was auch immer wir machen? Ich kenne Kids normales Tempo nicht wenn er mit jemandem ins Bett geht, auch wenn ich seines für eine Nacht geteilt habe. Aber das war in einer Ausnahmesituation und ich habe keine Ahnung, ob er jeden gleich bespringt oder sich erst herantastet, aber ich habe das Gefühl, dass ich es lernen werde. Und dass ich über das ein oder andere sehr überrascht sein werde. Seine Finger ziehen an meiner Hose und er schiebt sie zwischen Stoff und Haut. Automatisch lege ich meine Hände auf seine, wie um ihn aufzuhalten, ohne ihn wirklich zu stoppen. Es ist nur eine Berührung, eine Geste und wie erwartet interessiert sie Kid nicht. Er drängt weiter, er fragt nicht, aber was sollte er schon sagen? Jedes Wort zwischen uns zu genau diesem Zeitpunkt wäre störend und falsch. Ich glaube, ihn jetzt reden zu hören, wäre ziemlich ernüchternd. Ich selbst versuche mein lautes Atmen zu unterdrücken. Kid lässt mich mit einer Hand los und ich gebe ihn frei. Er streicht mir über den Bauch, bis hoch zu meiner Brust und er berührt mich wo immer er kann, wo immer er ran kommt, überall. Es ist, als wäre er... einfach da, seine Präsenz, an mir, über mir, einfach um mich herum. Nur noch Kid. Ich kann das Gefühl nicht definieren und nicht erklären. Kid ist einfach da, nicht nur in seinen Berührungen. Das geht tiefer. Und mir wird heiß. Bei jedem Kuss auf den Körper, bei jeder Handbewegung, bei jedem kitzelnden Hauch, der mich streift, wenn er atmet. "Ahhh!", höre ich meine eigene Stimme, als Kid ohne Warnung seinen Mund auf meinen Schritt drückt, mich neckt, mich fast beißt und dann wieder von mir ablässt. Innerlich zittert alles an mir und ich habe die Augen geschlossen, lasse sie so, während ich mir auf die Unterlippe beiße, damit so ein Geräusch mir nicht noch mal entkommt. Kids Gewicht ist plötzlich weg, auch seine Hände lassen los und stützen sich neben mir ab. Ich blinzle und als ich wieder den Kopf drehe, sehe ich mich zwei bernsteinfarbenen Augen gegenüber, die mich fast siegessicher ansehen. "Genau das wollte ich hören!" Ehe ich protestieren oder mich beschweren oder diese Aussage auch nur irgendwie kommentieren kann, zieht Kid an mir, drängt mich gleichzeitig weiter aufs Bett und noch in der Bewegung verlieren wir beide unsere Stiefel, die zusammen mit Kids Gürtel einfach dort landen, wo sie eben hinfallen. Die blaue Schärpe hat er noch an und auch sie ruft eine Erinnerung in mir hervor, die mich nervös macht. Ich habe auf ihm gesessen und wusste dann nicht genau, was ich tun soll. Ich war unschlüssig bis er mich mit einer Hüftbewegung durcheinander gebracht hat. Kid musste sich selbst ausziehen. Wie wird es diesmal sein? Meine Hände liegen unschlüssig und distanziert auf seinen Armen, als er mich wieder ins Bett drückt. Er hingegen beißt mir in den Hals, presst sich an mich, eher mit dem Unterkörper. Er schiebt ein Bein zwischen meine und ich lasse ihn, lasse ihn auch, als er das Knie hebt und damit gegen mich reibt. Meine Augen schließen sich wie von selbst und ich bin froh, dass Kid mit seinen Lippen über meine Schulter fährt und mich nicht sehen kann. Er beobachtet mich oft genug, schon in dieser einen Nacht. Ich mag das nicht, ich komme mir ausspioniert vor, auch wenn es dämlich ist. Kid hebt einen Arm, streckt ihn aus und den Bruchteil einer Sekunde später fliegt sein Dolch durch die Luft. Alle Kerzen erlischen, als er sie kappt. Kid sagt nichts als der Dolch zu Boden fällt, von ihm losgelassen, aber er sieht mich an, ganz dicht vor mir und eine eisige Kälte überfällt mich für ein paar Sekunden. Als ob er Gedanken lesen könnte. Als ob er wüsste, dass es mir für den Moment im Dunkleren angenehmer ist. Es ist nicht stockdunkel, denn der Mond scheint direkt durchs Fenster und auf uns beide. Fast ist Vollmond. Wir können einander immer noch sehen. Aber er kann nicht wissen was ich denke! Findet er es also im Halbdunkel auch besser? Ist sein Blick fordernd? Ich habe nichts gegen Licht, ich schaue selbst gern mal hin, aber unter den alles aufsaugenden Augen von Kid werde ich nervös und peinlich berührt. Der Mond ist ok. Kid lässt seine Stirn auf meine sinken und schließt die Augen. Ich kann nicht anders, als ihn aus so kurzer Entfernung weiterhin anzuschielen. Wir halten inne, nur kurz, dann dreht er den Kopf ganz leicht und ich tue es ihm gleich. Unsere Lippen berühren sich für ein paar Sekunden und ich fühle wieder diese Wärme, die von ihm ausgeht. Seine Lippen, so weich, seine Zunge, die meine berührt, als wir erneut aneinander vorbei streichen. Noch ein drittes Mal, ein viertes, dann gibt es kein Halten mehr. Und sein Kuss ist gierig und dominant. Wieder setzen sich seine Hände in Bewegung und meine schaffen es gerade mal von seinen Armen auf seine Schultern. Ich weiß nicht woran es liegt, es ist doch nicht das erste Mal, dass ich ihn berühre. Von ihm angefasst zu werden macht mir nichts aus. Wieso schaffe ich es nicht, auch meine Hände an ihn zu legen? Die Finger meiner rechten Hand schieben sich in seinen Nacken, streichen hoch und runter, sanft, ohne Druck. Seine linke Hand legt sich erneut auf die Kante meiner Hose, zieht. Meine Finger spielen mit einer Haarsträhne. Seine Hand gleitet auf meinen Beckenknochen. Meine linke Hand rutscht zurück auf seine Schulter und Kid nimmt das Gewicht von seinem rechten Arm, mit dem er sich immer noch abgestützt hat und lässt sich auf mich sinken, Haut auf Haut, aber vorsichtig. Die Verletzung tut also doch weh. Noch immer küssen wir uns, lassen nicht voneinander ab und ich muss den Kopf drehen als er sich bewegt, weil er es nicht tut und es ist schwer, die Berührung zu halten. Er schiebt sich ein Stück höher und wir berühren uns an einer Stelle, die mich sanft gegen seine Lippen keuchen lässt. Kid hebt die rechte Hand in meinen Nacken, hält mich fest, damit ich mich ihm nicht entziehe, was ich aber gar nicht vorhatte. Es macht viel zu viel Spaß ihn zu küssen, ihn nicht zu sehen, als all diese Berührungen und die dadurch entstehenden Gefühle auf mich wirken. Aber ihm scheint das nicht genug zu sein und so drängt er mit der anderen Hand zwischen uns, Handfläche zu mir und er fasst mich an, durch den Stoff, bewegt seine Finger. Ruckartig ziehe ich mich aus dem Kuss zurück, aber Kid lässt mich kaum, kommt mir nach und fängt mich wieder ein. Ich beiße ihm in die Unterlippe und er protestiert. Und seine Finger bewegen sich einfach weiter. "Hnng!", mache ich und drehe den Kopf weg, entwinde mich aber nicht der Berührung. Kid rutscht ein Stück von mir, damit er mehr Bewegungsfreiheit hat. Ich bin sicher, dass seine Augen auf meinem Gesicht ruhen, aber für den Moment ist es mir egal. Ich bin viel zu fokussiert auf das, was er da mit seinen Fingern treibt. Unter normalen Umständen würde ich es fast langweilig nennen, aber es sind Kids Finger und normal war das hier von Anfang an nicht. Er zieht die Hand ein Stück hoch, versucht sie unter meine Hose zu schieben, aber meine Hose sitzt recht eng und es geht nicht, wie er sich das vorstellt. Kurzum richtet Kid sich wieder ein Stück auf, streicht mir über den Bauch, haucht einen Kuss daneben. Ich halte still, ich kann mir denken, was das wird und ich werde es zulassen. Finger, die genau wissen wo sie hinwollen und was sie tun wollen, streichen erst über die Hose, knöpfen sie auf, ziehen dann daran und ich hebe das Becken, um es ihnen zu erleichtern. Das ist meine Einwilligung und ich hoffe, Kid nimmt sie zur Kenntnis. Während er zieht, küsst er mich auf jedes neu gewonnene Stück Haut und mein Atem wird lauter. Ich bin nervös und ich kann es nicht abstellen. Aber gegen meine Erwartung berührt Kid mich nicht mehr dort, wo ich es am meisten verlange, er zieht mich aus, ignoriert, wo er eigentlich ranwollte und wirft meine Hose vom Bett. Nackt liege ich vor ihm und er hält plötzlich inne. Will er mich verarschen oder verärgern?! "Was jetzt?!", meine ich nach Sekunden, die wie Ewigkeiten sind, meine Stimme irgendwas zwischen genervt, wartend und verlangend. Kid grinst. "Wird da jemand ungeduldig?" "Scher dich zum Teufel!" Jetzt lacht er, kurz und beugt sich dann wieder über mich, gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, den ich nicht erwidere. Dann setzt er sich auf meine Beine, genau unterhalb meines Beckens, meine deutliche Erregung direkt vor ihm. Er berührt mich nicht, er legt seine Hände einfach auf meine Hüfte, sieht mich an, alles von mir. Der Kerl nervt so dermaßen, es macht mich noch verrückt! Er weiß genau, dass ich warte und ich weiß genau, dass er mich anfassen will. So quält er uns beide! Armleuchter! "Geh runter und lass mich, wenn du nicht willst!" Ich richte mich ein Stück auf, stütze mich auf meinen linken Ellenbogen, während ich Kid die rechte Hand auf sein Knie lege, um ihn wegzuschieben. "Nicht wollen?", fragt er und klingt schon wieder amüsiert. "Du bist es, der nicht wollte." Wollte! Ja, aber jetzt will ich! Nur kann ich ihm das nicht sagen! "Halt deine verdammte Schnau-uhhng!" Er lässt mich nicht ausreden, er packt einfach mit der einen Hand zu, von jetzt auf gleich, fester Druck um meine Erektion. Irgendwann bekommt er das wieder, das alles und noch viel, viel mehr. Irgendwann wird er derjenige sein, der bettelt und zetert und den ich dann einfach hängen lasse. Irgendwann werde ich... werde ich ihn... ihn... irgendwann... Aber irgendwann ist nicht jetzt und jetzt ziehen meine Gedanken an mir vorbei, ohne dass ich sie wahrnehme. Kids Hand ist warm an mir und schnell, unnachgiebig. Der Druck um mich ist angenehm. Leises Klacken seiner Armreife begleiten die Bewegungen. Meine Finger krallen sich in sein Knie, den anderen Arm hebe ich an und lege mir das Handgelenk über den Mund, nachdem ich mich wieder zurückgelehnt habe. Nicht laut werden! Gnnn! Schwerer als erwartet und so lasse ich doch leises Keuchen hören. Warum bin ich nur so passiv?! Kid raubt mir nicht meine Dominanz, das ist es nicht, aber irgendwie steht mir gar nicht der Sinn danach, ihn dirigieren zu wollen. So wie es gerade ist, ist es ok, was er tut ist ok, seine Hand ist ok, da, wo sie liegt und das, was sie tut. Erst verzögert merke ich, dass Kid sich wieder zu mir beugt, den freien Arm neben mich gestützt. Ich schiele ihn von unter meiner Hand an. Kann er nicht einfach weitermachen? Seine Bewegungen werden langsamer und schließlich lässt er mich los. Irritiert und missgestimmt drehe ich den Kopf, ohne den Arm zu bewegen. Kid verzieht die Lippen, greift an mein Handgelenk und zieht es mir vom Gesicht. "Lass das!", knurrt er und es klingt wie ein Befehl. Als Antwort hebe ich den Kopf und küsse ihn. Meine Hand wandert von seinem Bein in seinen Nacken. Ich mag seinen Nacken, empfindlich, wenn man sanft entlangstreicht, anfällig, wenn man seine Finger etwas doller dagegen drückt. Und dann die Haarsträhnen... ich mag das Gefühl seiner Haare zwischen meinen Fingern. Kid legt ein bisschen mehr Gewicht auf mich und zieht den Arm hoch, sodass auch er, nur vage abgestützt, durch meine Haare streichen kann. Seine andere Hand hält mich noch immer fest, aber als er sich ein wenig mit den Knien hochdrückt, zieht er meinen Arm zu sich nach unten und legt sich meine Hand zwischen die Beine. Ich zucke nicht weg, aber im ersten Moment verunsichert es mich doch. Er ist erregt wie ich. Natürlich. Was anderes war nicht zu erwarten und gespürt habe ich es eh schon, auch durch die Hose. Aber das ist es auch... er hat seine noch an. Und bisher stört mich dieser Umstand nicht. "Fass mich an...", haucht er mir gegen die Lippen und mich durchzieht ein heißer Schauer. "Trafalgar..." Ich reagiere nicht. "Fass mich an..." Er reibt seine Wange an meiner, leckt mir übers Ohr. Dann legt er seine Finger genau über meine und bewegt sie, sodass es schlussendlich doch meine an ihm sind, die er spürt. Er muss es wollen, er muss es wirklich wollen. Er braucht das. Sein ganzer Körper an mir ist erhitzt und bilde ich mir das ein oder geht ein ganz leichtes Zittern durch ihn? Das ist es. Irgendwie. Das Jetzt und Hier und genau das hier. Timing. Tempo. Kid über mir und ich unter ihm, mit meiner Hand in seinem Schritt, mit seinen Lippen auf meiner Wange. Genau das ist zu genau dieser Zeit absolut richtig. Ich grummle ihn an, fange ihn in einem Kuss ein und schüttle seine Hand von meiner ab, damit ich sie selbst bewegen kann. Er stöhnt leicht in den Kuss, weil ich nicht gerade zimperlich vorgehe. Diesmal wird er sich nicht selbst ausziehen müssen, diesmal werde ich meinen Spaß daran haben. Noch einmal drücke ich ein wenig zu und Kid löst den Kuss. Ich gebe ihm einen letzten flüchtigen, ehe ich unter ihm rumrutsche und ihn zur Seite schiebe. Kid gibt nicht nach, aber als ich die Hand wegnehme und ihm mit einem Klaps gegen den Bauch klarmache, dass er rutschen soll, lässt er sich erst auf die Seite und dann auf den Rücken drehen. Er schiebt sich mehr in die Mitte des Bettes und ich kann ein Bein über seine Hüfte schwingen und mich auf ihn setzen. Der Anblick ist auch nicht schlecht. Sagte das nicht auch er? Dann muss ich ihm Recht geben. Den anderen so unter einem zu wissen, ihn unter einem liegen zu sehen, zu spüren, runter zu schauen... das hat was. Kid atmet flach, das fühle ich, als ich ihm eine Handfläche auf die Brust drücke. Sein Herz schlägt schnell und er sieht mich erwartungsvoll an. Lasse ich ihn jetzt zappeln? Er drückt die Hüfte hoch und hebt mich damit um ein paar Zentimeter an, lässt es aber sofort wieder und verzieht schmerzhaft die Lippen. Hat er da was vergessen? Trottel! Ich sitze zwar nicht auf der Wunde, aber Gewicht direkt daneben, Drehungen an sich und zu viel Bewegung sind nicht gut. Aber das mit der Hüfte hat er in der Nacht auch getan, nur hatte ich das Ende seiner Schärpe in der Hand. Also greife ich danach, lasse den Stoff durch meine Finger gleiten. Meine Augen fliegen über seinen Oberkörper. Man sieht selten den ganzen, auch wenn er immer halbnackt durch die Gegend rennt. Waffen und Mantel verdecken mehr, als man glaubt. Ich beuge mich runter und küsse ihn auf den Bauch, auf die Seite. Muskeln bewegen sich unter meinen Lippen, hart, lebendig. Das ist was Neues, nicht nur ein Männerkörper, sondern auch, dass ich ihn woanders küsse als auf den Mund. Kid legt seine Hand auf meinen Kopf und drückt mich runter. Wer wird jetzt ungeduldig, eh? Aber ich tue ihm den Gefallen, jedenfalls vorerst. Mit den Fingern fummle ich die Schärpe auf, ehe ich vorsichtig in den Stoff beiße und ihn so Kid von der Hüfte ziehe, als er das Becken anhebt. Ich schiele zu ihm hoch und sehe ihn meinen Blick begegnen. Er sieht lüstern aus. Und gierig. Verlangend. Kaum noch wartend. Seine Lippen sind leicht geöffnet und ich höre ihn atmen, seine Augen genießerisch halb geschlossen. Und wieder dirigiert er mich mit der Hand, als ich die Schärpe loslasse und sie in leisem Rascheln vom Bett gleitet. Ich hebe meinerseits den Arm und schlage seinen weg. Ich mag das nicht. Ich lasse mir nicht vorschreiben was ich zu tun habe, auch nicht im Bett. Und auch nicht, obwohl ich es als sehr angenehm empfinde, wenn er derjenige ist, der den Ton angibt. Es ist immer noch meine Entscheidung und ich kann andersrum genauso dominant sein. Aber im Gegensatz zu ihm, macht es mir nichts aus, diese Freiheit dem Partner zu überlassen. Ich mache seine Hose auf, blinzle zu seiner rechten Seite. Die Verletzung ist mit einem extradicken Pflaster abgedeckt. Nicht meine Arbeit, ich bin kein Stümper. Er wird sich etwas schonen müssen, da führt kein Weg dran vorbei. Kids Hand findet den Weg auf meine Schulter, diesmal mit weniger Druck in eine Richtung und ich sehe wieder woanders hin. Den einen Arm hebend, streiche ich seine Seite hoch, suche seine Hand und verschränke meine Finger mit seinen, als er seine Hand entsprechend dreht. Das ist auch etwas, das ich mag, verbunden mit ihm. Mit der freien Hand ziehe ich an seiner Hose, rucke sie ein wenig über den Hüftknochen und gebe ihm einen Kuss darauf. Seine Finger drücken meine. Ich lasse einen Kuss folgen, lecke über die Stelle und wieder drückt Kid meine Hand. Ahja, empfindlich hier? Das werde ich mir merken. Zunächst aber ist es Zeit, ihn auch irgendwie aus den Klamotten zu bekommen. Ich ziehe, mal auf der einen Seite, mal auf der anderen und als es Kid nicht schnell genug geht, hilft er mir einfach mit seiner freien Hand. Keiner von uns lässt den anderen los, um beide Arme frei zu haben, weiterhin lassen wir die Finger ineinander verschränkt. Unsere Handflächen sind heiß und der Griff umeinander ist mal stärker und mal schwächer, je nachdem was ich tue, ob ich ihn küsse, ihm über die Haut lecke. Kid zappelt und ich weiß was er will. Wie er zuerst bei mir, so berühre auch ich ihn nicht da, wo er es am meisten braucht. Stattdessen necke ich ihn etwas, mal rechts, mal links, immer an seiner Erregung vorbei, die ich doch direkt vor der Nase habe. Ganz leicht streife ich mit der Hand vorbei, absichtlich, so wie er. Seine Hand, zurück auf meiner Schulter, fängt wieder an zu schieben, aber ich ignoriere es. "Trafalgar!" Mein Name klingt wie eine Beschwerde aus seinem Mund. Ich muss grinsen. Mir ist nicht danach, ihm diesen Gefallen zu tun, selbst nicht, wenn er fragen würde. Außerdem ist das neues Terrain für mich. Ich brauche im Bett nicht alles sofort und gleich, trotz dem ich recht experimentierfreudig bin. Ich kann warten, denn ich gehe auch davon aus, dass ich so Kids Interesse vielleicht doch noch etwas länger behalte als nur bis morgen früh. Aber ich könnte ihn... quasi anfixen. Mein Grinsen wird hinterhältig, aber er kann es ja nicht sehen. Vorsichtig schließe ich meine Finger um seine Erektion. Seine Finger verkrallen sich in meine und auch in meine Schulter. Er keucht, halblaut und er stößt mir mit der Hüfte entgegen, weswegen ich ihn schnell wieder loslasse und meine Hand glatt auf seine Hüfte lege. Nach ein paar Sekunden gebe ich ihn wieder frei, sehe zu ihm hoch, aber er hat den Kopf zur Seite gedreht. Also kann er auch einfach nur mal genießen und muss nicht der Daueraktive sein? Damit kann ich gut leben. Ich starte einen zweiten Versuch und fasse ihn wieder an, streiche die Länge einmal hoch und runter und Kid atmet lauter, ist angespannt. Ich küsse ihn wieder genau auf die Stelle zwischen Hüfte und Beinanfang und lecke Richtung Mitte. Kids Hand schiebt sich halb über mein Ohr, halb auf die Wange. Und meine Finger bewegen sich an ihm, streichen weiterhin auf und ab und über die Spitze. Dann berühre ich ihn ohne weiteres Zögern einfach mit der Zunge dort, gehe die Bewegung der Hand mit, einmal, zweimal und Kid zeigt mir mit seiner Stimme und dem Druck seiner Hand an meiner, dass es ihm gefällt. Seine Stimme... das weiß ich auch aus dieser Nacht, dass Kid laut sein kann. Aber das muss reichen und ich ziehe mich zurück, lasse nur die Hand an ihm, die aber weitermacht. Kid gibt einen Protestlaut von sich, dennoch fahre ich ihm mit der Zunge lieber hoch zum Bauch, küsse darauf. Als Kid merkt, dass ich mich seinem besten Stück nicht weiter mit Lippen und Zunge widme, richtet er sich ruckartig auf und sieht mich an. Überrascht sehe ich zurück. Was jetzt? "Ich fra-..." Noch ehe er den Satz zu Ende sprechen kann, löse ich meine Finger und lege sie ihm auf die Lippen. Alles, nur nicht diesen einen Satz! Ganz egal was, aber nicht die drei Worte! Ich schüttle den Kopf, als er blinzelt. Die Worte erinnern mich an etwas, das ziemlich wehgetan hat und was eine weitere Sache ist, auf die ich in dieser Nacht verzichten kann. Irgendwie werde ich das Kid noch beibringen müssen. Aber er muss sich da nach mir richten. Entweder er nimmt das, was ich bereit bin zu geben und mit ihm zu teilen... oder wir brechen ab. Wobei ich das, das muss ich zugeben, sehr schade fände. Er sollte außerdem die Stelle an seiner rechten Hüfte schonen, das Pflaster da, mag es auch noch so dick sein, kommt mir nicht grad vertrauenerweckend vor. Noch immer blickt Kid mich an, leicht unzufrieden und er schnappt nach meinem Finger, sagt aber nichts. Stattdessen leckt er mir über den Zeigefinger, Blick stur auf mir und mir läuft ein schauriges Kribbeln quer durch den Körper. Ich nehme die Hand weg und wir lösen auch die Finger der anderen voneinander. Dann hebt Kid beide Hände an meinen Rücken und zieht mich näher zu sich, öffnet gleichzeitig seine Beine unter mir, nur ein Stück. Seine rechte Hand streicht mein Kreuz runter, immer tiefer. Er bewegt die Finger, als sie meinen Hintern berühren, drückt etwas, lässt locker und all meine Sinne sind darauf gerichtet. Er hält inne, wir küssen uns, aber ich halte den Kuss nicht, denn schon wandern seine Finger weiter und ich nehme selbst eine Hand nach hinten und halte ihn fest. "Lass es", murmle ich ihm ins Ohr und mein Tonfall ist warnend, aber keine Drohung. Kid versucht seine Hand zu befreien, aber ich wiederhole nur meine Worte und schließe meine Finger noch stärker um seinen Arm. Er knurrt unzufrieden. Ich beiße ihm ins Ohr, so wie er es immer bei mir macht und murmle ein leises 'shhh'. Schlussendlich gibt Kid nach. Es wird nicht sein letzter Versuch sein, das weiß ich, aber für den Moment gibt er auf. Er öffnet seine Beine weiter unter mir, sodass ich von ihm und aufs Bett rutsche und meine Beine hinter ihm ausstrecke. Ich halte mich an ihm fest, schlinge einen Arm und seine Schultern und lehne den Kopf an seinen Hals. Unsere Erregungen streifen einander und ich schließe die Augen. Meine linke Hand berührt Kid am Arm, ich mag seine Oberarme, ich weiß nicht warum. Sie sind muskulöser als meine, kräftiger und eigentlich dürfte mich das kein bisschen anmachen. Warum es das dennoch tut, bleibt ein Rätsel. Seine Hand fährt zwischen uns, berührt mich, berührt sich. Ich rutsche so dicht an ihn wie es geht und Kid umschließt unsere beiden Erektionen mit der rechten Hand. Ich atme ihm heiß gegen den Hals, als er etwas zudrückt, halb Lust, halb Schmerz. Schließlich nehme ich den rechten Arm von ihm, schlinge stattdessen den linken um seine Schultern und senke den rechten auch zwischen uns. Ich streife mit den Fingern seinen Arm runter, langsam, bis ich bei seiner Hand angekommen bin und damit ebenso uns beide berühre, wie er es tut. Wir finden ein gemeinsames Tempo, mal nur seine Finger an uns, mal nur meine, dann wieder berührt er nur mich und ich nur ihn, selten liegt die eigene Hand auf der eigenen Erregung. Und immer klacken seine Armreife, sind nie im Weg, stören nie, sondern geben der Stille einen beruhigenden Nebenton. Und wir küssen uns, sehen uns flüchtig an, aber nur fühlen ist schöner, so sehe das zumindest ich. Von Kid strahlt so eine Wärme zu mir, dass ich das Gefühl habe, innerlich zu verbrennen. Mir ist heiß und die meiste Wärme scheint zwischen uns und zwischen unseren Beinen zu sein. Unruhig streicht meine zweite Hand über seine Schulter, seinen Nacken, spielt mit ein paar Haarsträhnen und verkrallt sich im Rücken neben seinem Schulterblatt. Er gibt mir mit seinem freien Arm mehr Halt, sodass wir etwas zu mir geneigt sitzen können. Immer mal wieder versucht Kid weiter zu gehen, mehr zu bekommen als das, was er hat. Er will mich aufs Bett drücken, aber ich lasse los und stütze mich nach hinten ab. Er will mich ziehen und ich stemme die Füße dagegen. Ich nehme es ihm nicht übel, dass er es versucht, ich weiß ja, dass er eigentlich viel mehr will als das hier. Aber das muss reichen, ich habe keine Lust auf Schmerzen, keine Lust auf eine andere Position, ich will es genau so wie es ist. Als Kid merkt, dass er wirklich nicht mehr bekommt, egal auf welche Art oder wie oft er versucht mich doch dazu zu bewegen, beißt er mir frustriert in die Halsbeuge. Erst zu spät, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er wirklich beißt, schubse ich ihn ein Stück zurück. Sein Blick ist unzufrieden, aber es verstimmt auch mich. "Lass den Scheiß!", fauche ich. Oder mach es zumindest da, wo es keiner sehen kann! Anfänger! Oder war das Absicht? Dann stimmt eher Perverser! Kid versucht mich zu küssen, aber ich drehe den Kopf weg und blicke zum Fenster. Der Mond scheint hell, eine Wolke zieht am untersten Rand vorbei und verdeckt ihn minimal. Unsere Hände unterbrechen ihr Tun nicht, machen beständig weiter. Ich lege den Kopf an Kids Schulter, blicke weiter aus dem Fenster und Kid lehnt die Stirn gegen mich, ebenfalls auf die Schulter. Sein heißer Atem streift mich, kitzelt ein wenig, ist aber angenehm auf meiner Haut. Meine Beine liegen über seinen, das linke etwas von ihm weg, damit ich seine Verletzung nicht berühre. Ich weiß nicht wie lange wir so sitzen, uns berühren, die eine Hand ständig an uns, eher beim anderen, als bei sich selbst und die andere Hand still, seine an meinem Rücken, mein Arm um seine Schulter. Hin und wieder küsst er mich auf den Hals oder den Nacken und genau daran werde ich mich erinnern: An den Mond draußen, an Kids heißen Körper, an seine Küsse auf meine Haut und sein Atem an meinem Ohr. Und an den Moment, in dem er mich zurückhält. "Warte!" Seine Stimme ist wie ein Keuchen. "Warte!" Ich drehe den Kopf wieder zu ihm, sehe ihn an, verstehe nicht was er will, viel zu weit bin ich schon von ihm gebracht, viel zu nah am Ende. Kid stoppt meine Hand, atmet schwer. Er drückt die Stirn gegen meine Schulter, schnappt nach Luft, will sich beruhigen. Was soll das? Er schiebt meine Hand weg, sagt aber nichts. Kommt er gleich und will das nicht? Ich schlinge ihm beide Arme um den Hals, drücke meine Lippen auf seine, während seine Finger mich weiter umschlossen halten, seine Hand fortfährt. Es gefällt mir. Er ist vorsichtig, auch wenn er ganz schön zupackt. "Schneller", murmle ich gegen ihn und er gehorcht, während wir den Kuss intensivieren. Seine Hand an mir, meine Hände auf ihm, die ihn überall berühren können, überall, wo auch immer ich will. Der Kuss ist lange, hält und ich richte mich nach ihm. Es ist mir egal. Mir wird gerade alles egal. "Eustass!", flüstere ich seinen Namen, als ich mich aus dem inzwischen stürmischen Kuss löse. Ich merke gar nicht, dass ich seinen Vornamen benutze, aber Kid verlangsamt seine Bewegungen. Ob es nun daran liegt oder weil er merkt, dass bei mir nicht mehr viel fehlt, weiß ich nicht. Aber es ärgert mich. Mach doch noch ein bisschen so weiter, nicht mehr lange! Nur ein wenig! Er stupst mich an, seine Wange gegen meine und ich blinzle zu ihm, nur halb da, halb schon längst woanders. Er küsst mich kurz, zieht dann mit seiner Hand meine wieder runter zwischen uns und wir beide nehmen die Bewegungen am jeweils anderen wieder auf. Ich kann mich gar nicht recht darauf konzentrieren, ich bin mit all den Gefühlen beschäftigt, die Kids Hand an mir auslöst. Vielleicht sollte ich es bei ihm schnell zu Ende bringen, damit ich wieder loslassen und er sich nur noch auf mich fixieren kann. Meine Finger umschließen ihn fester, meine Hand wird schneller. Noch einmal lasse ich mich nicht aufhalten. Er hingegen zögert etwas, keine Ahnung warum, aber es ist mir schon wieder so egal. Er muss einfach weitermachen, das reicht mir. Es erscheint mir wie eine Ewigkeit, gehalten von einer Welle aus Emotionen, die alle nur ein Ziel haben. Dann verändert sich Kids Atmung, seine linke Hand rutscht mir über die Seite bis auf meine Hüfte, seine Finger drücken in meine Haut. Er lehnt den Kopf an meinen Hals und ich lege ihm die freie Hand in den Nacken. Seine rechte Hand an mir wird langsamer, hört auf, lässt aber nicht los. Kid scheint sich in sich selbst zu verlieren, als er erst noch laut atmet, dann von jetzt auf gleich einen Moment völlig still wird und einfach in meiner Hand kommt. Vorsichtig bewege ich die Hand weiter, nur ein wenig, nur ein bisschen, jetzt ohne Druck, locker um ihn gelegt. Und Kid atmet schnell, bewegt sich nicht, leises Keuchen von ihm. Ich grinse, wo auch immer das herkommt, aber es macht mich glücklich, das hier. Kids Lippen streifen über meine Schulter, sanft, warm, weich. Er hebt den Kopf, verteilt einen Kuss nach dem anderen auf meinem Hals, meinem Ohr, meiner Wange. Ich drehe den Kopf weg und ziehe an Kid, die Hand noch immer an seinem Hals. Das ist jetzt ein wenig zu viel, er sollte sich lieber einer anderen Region von mir widmen. Meine rechte Hand lässt ihn los und sobald ich das getan habe, nimmt Kid seine Hand von meiner Seite und schubst mich. Überrascht, aber stumm, stütze ich mich mit beiden Händen nach hinten ab. Und Kid drückt mir die linke Hand gegen die Brust, damit ich mich nicht wieder aufrichte, die rechte hält mich noch immer umschlossen. Jetzt grinst er und ich weiß genau, was das soll. Er will mich schon wieder beobachten, das hat er in dieser einen Nacht auch getan. Mir zugesehen, als ich gekommen bin. Kurz überlege ich, ob ich das zulasse, aber er sieht nicht jede Einzelheit von mir, dazu ist es dann doch zu dunkel und wenn er seine Hand wieder richtig bewegt, dann wird es mir eh schneller egal, als ich sagen kann, dass er das lassen soll. Ich strecke das rechte Bein etwas weiter hinter Kid aus, stütze mich bequemer mit den Armen ab und warte, dass Kid endlich wieder mit dem anfängt, was er zu tun hat. Und er lässt mich nicht länger warten. Ich schließe die Augen und genieße es. Seine linke Hand fährt mir übers Bein, die Seite hoch, streicht mir über die Brust und fährt dann wieder runter. Ich korrigiere ihn, wenn mir was nicht passt, er zu langsam ist oder zu wenig Druck hat. Es dauert nicht lange und ich bin wieder an dem Punkt, an dem er mich vorhin schon einmal hatte. Es ist mir egal, dass ich lauter atme, dass ich den Körper anspanne, dass Kids Finger mit mir machen, was auch immer sie wollen. Es kümmert mich nicht. Ich bekomme nicht mit, wie Kid sein rechtes Bein bewegt, wie er mich ansieht, als meine Lippen sich ein Stück weiter öffnen, ich mir auf die Unterlippe beiße, kurz. Ich fühle nur seine Hand an mir und das reicht, wie er mit dem Daumen über die Spitze fährt, den Zeigefinger einzeln bewegt und dann wieder alle Finger zusammen. Für genau die Sekunden, als ich komme, vergesse ich alles um mich herum, wo wir sind, wer wir sind, ich nehme nichts mehr wahr. Ich weiß nicht wie ich dabei aussehe, aber eines steht fest: Kid mag es. Schwer atmend lasse ich mich nach hinten kippen, lege beide Hände auf Kids Beine. Das Bett ist zu kurz oder wir zu weit unten, auf jeden Fall kann ich den Kopf nicht ablegen. Kid rückt weg und noch ehe ich weiß was er tut, packt er mich an der Hüfte und zieht und ich rutsche höher aufs Bett. Jetzt passe ich doch ganz drauf. Hat er das etwa gesehen? Und war es ihm nicht egal? Mir ist es das aber und so bleibe ich einfach so liegen, Augen geschlossen, viel zu wenig im Hier, um mich darüber aufzuregen, dass er einfach an mir zieht. Schon wieder bewegt er sich und ich grummle nun doch. Kann er nicht mal stillhalten? Ich will den Moment noch etwas auskosten, will hier liegen bleiben, nichts tun, nichts sagen, einfach nur hier liegen. Aber Kid dreht sich, schiebt meine Beine von seinen, bleibt aber dazwischen und beugt sich dann über mich, neben mir abgestützt, halbes Gewicht auf mir. "Mmmhh", mache ich verstimmt, unwillig für mehr. Kid lässt sich nicht irritieren, küsst mich auf die Lippen und fällt dann neben mich. Beide liegen wir einen Moment einfach so da, auf dem Rücken, nebeneinander, während wir uns leicht berühren. Dann hebe ich meinen Arm, lege ihm die Hand auf den Bauch, streiche darüber und weiter runter, bis ich zum überdimensionalen Pflaster komme. "Darüber reden wir noch...", brumme ich und drehe mich dabei zu ihm. Ich öffne die Augen und sehe ihn an und muss wieder einmal mehr feststellen, dass er mich offensichtlich schon länger beobachtet. Schon wieder, immer noch, das weiß ich bei ihm nicht zu sagen. Kid hält meinen Blick. Er hat einen äußerst merkwürdigen, einen nicht definierbaren Gesichtsausdruck, mit dem er mich ansieht. Ich habe ihn noch nie jemanden oder etwas so angucken sehen. Aber ich kann ihn nicht lesen, weiß nicht, was es heißen soll. Und so drehe ich mich wieder weg, weg von diesem Rätsel, weg von zu viel Nähe, Distanz wahrend. Ich vermisse dennoch seine Stimme, habe die Laute von eben noch im Ohr und sie klangen genau wie in der einen Nacht. Als Kid sanft seine Finger gegen mein Bein bewegt, habe ich längst die Augen wieder geschlossen und sperre alles aus. Alles, bis auf das Gefühl seines Körpers und seiner Wärme neben mir. ~ owari Chap °12 ~ Ewww~~... meine Phantasie is dreckig und pervers und wo das herkommt, da gibt's noch viel, viel mehr. ^//^ Ehm... Ihr habt das nie gelesen! xD~ Lassen wir die beiden alleine. Husch, husch. *g* Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 13: Gedankenspiele -------------------------- WOOT! I'm back! :D Um allen unter 18 die quälende Frage über das letzte Chap zu beantworten... und frei zitiert nach einer mir sehr lieben Mangaka: "Sie haben sich begrabbelt, aber nicht angedockt." *g* Seit Dezember bin ich stolze Besitzerin eines echten Katanas! *wahahaha!* Ein Freund hat es mir geschenkt. *damit völlig unsachgemäß rumfuchtel* Komm her, Zorro, du Schwertheini! Ich beherrsche den 1-Schwert-Stil! MUAHAHAHA... ha... haha... scheiße is das Ding auf Dauer schwer! oO'' Wie kann Zorro gleich drei davon tragen und damit kämpfen? O__O Zorro, du Unmensch! Du... du... Tier! xD~ Uhh, aber ich sollte nicht lachen, ich muss mich entschuldigen, dass dieses Chap so lange hat auf sich warten lassen. Mea culpa! T___T Ich hatte irgendwie keine Lust und habe etwas Abstand gebraucht, dann habe ich das Chap 6x geschrieben, gefühlte 15x gelöscht, war zwischendurch noch ziemlich krank, habe dann doch noch geschrieben, allerdings eine Ben x Shanks (auch hier zu finden --> "Monopolize me", schaut rein, wer mag, würde mich freuen :3) und dann... Dann kam 2012 und mein PC entschloss sich ganz spontan die erste Leiche des Jahres zu werden! >____< Also wenn's kommt, dann kommt alles auf einmal. Ich kenn's ja schon. >____> Inzwischen ist aber wieder alles ok (wen interessiert's? xD) und mit diesem Chap geht "HEART for you" endlich weiter! Seit Januar habe ich allerdings wesentlich weniger Zeit. T__T Ich werde mich trotzdem wieder mehr dieser FF widmen. Ich hätte nicht gedacht, dass diese FF so viele Leser findet, aber ich sehe es an den Favos, die diese Geschichte hat. Es sind mittlerweile 114, wow! Ihr macht mich glücklicher als ich euch. Danke. Pairing: Kid & Law Warning: - Ewiges Hin und Her. Zweifel ohne Ende. Nervenverlust. - Achtung, Weiblichkeit! xD~ ~ Law's PoV ~ Chap °13 – Gedankenspiele Nass. Nässe überall. Furchtbar. Und irgendwas versucht in mein Hosenbein zu kriechen! Angenervt springe ich zur Seite und stapfe weiter über den schlammigen Pfad zurück gen Hafen. Ein Blick zum Himmel sagt mir trotz grau in grau, dass es bereits viel zu spät ist. Eigentlich hätten wir schon heute Mittag die Insel verlassen und somit noch vor der Nacht die nächst größere erreichen wollen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Zumindest, wenn man Kid dabei hat. Und nun werden wir wohl frühestens nach Mitternacht ankommen. Immerhin konnte ich wegen des Idioten, seinem geschrumpften Alkoholvorrat, Kisten, die ich nicht genauer betrachten wollte und irgendeines ominösen Spruches, der sich mir einfach nicht erschließen will, meinen Tag gemächlicher angehen. Mürrisch setze ich meinen Weg fort. Ich war bei dem im Dorf angepriesenen Heiler, freilich ohne Erwartungen, habe nun dennoch ein wenig Brauchbares gefunden, aber ansonsten war es wie immer ein Reinfall. Hoffentlich sind die Schiffe abfahrbereit, wenn ich zurück bin. Und hoffentlich hat Penguin an den Eternal Port gedacht, aber darüber sollte ich mir keine Gedanken machen, diesbezüglich hat er mich noch nie enttäuscht. Als ich die letzten Bäume passiere und es endlich aufhört aus nassem Blätterwerk über mir auf mich runter zu tropfen, atme ich auf. Der Hafen ist in Sicht, die Schiffe auch. Deutlich wehen die Jollys im aufkommenden Wind, mein lachender, fröhlicher und Kids kleiner mit den Zacken und dem zugenähten Mund. Zumindest sieht es für mich so aus. Kann allerdings auch daran liegen, dass ich Arzt bin und schnell zu medizinischen Assoziationen neige. Jedenfalls ist es eine verdammt unglücklich guckende Naht. Ich muss ihn mal fragen, wieso sein Jollys ausgerechnet so aussieht. Bei Gelegenheit... vielleicht... möglicherweise... sollte es mal einen passenden Augenblick geben... Auf jeden Fall überkommt mich ein mulmiges Gefühl, wenn ich unsere Jollys so nebeneinander sehe. Wie Kid und ich gestern Nacht. Und heute Morgen. Ich kämpfe gegen die Gänsehaut, die mir über den Körper kriecht und das liegt nicht am Wetter. Kid und ich haben die Nacht zusammen verbracht und ich würde lügen, würde ich sagen, dass es mich gestört hat. Ich wollte es ja. Und ich bereue es nicht. Dennoch hat es einen merkwürdigen Nachgeschmack hinterlassen. Ich fühle mich bei ihm einfach zu wohl. Und gleichzeitig stehe ich wie unter Strom. Wir haben nichts mehr gesagt, jedenfalls nichts von Bedeutung, weder gestern, noch heute Morgen. Überhaupt war es seltsam fremd neben Kid aufzuwachen und zu bleiben. Bei den paar Gelegenheiten, die sich zuvor ergeben hatten, hat sich immer einer von uns beiden davongestohlen. Heute sind wir geblieben. Ich war als erster wach, habe auf der Seite gelegen und als ich gemerkt habe, dass Kid mir am Rücken klebt, habe ich... nichts unternommen. Was hätte ich tun sollen? Aus dem Bett springen? Wäre albern nach dem was zwischen uns passiert ist. Also bin ich einfach liegen geblieben, habe die Augen wieder geschlossen, noch ein wenig vor mich hingedöst und mich auf Kids gleichmäßige Atmung konzentriert. Bei jedem Atemzug von ihm kamen sich unsere Körper wieder um eine Kleinigkeit näher. Und es hat mich schon wieder nicht gestört. Auch nicht sein Arm, der schwer und wie unverrückbar über mir lag und seine Hand, die auf meiner Brust ruhte. Ich will auch nicht sagen, dass ich es mochte, ich bin so etwas nicht gewohnt und ich schlafe mit Vorliebe alleine, aber da ich weiß, dass ich entspannt bin, solange Kid neben mir schläft, habe ich ihn einfach schlafen lassen und versucht rauszufinden, ob ich mich an so einen Morgen gewöhnen kann oder es ein absoluter Einzelfall bleiben soll. Ich habe keine Lösung gefunden, denn, wie sollte es anders sein, Kid hat mich nicht gelassen. Einmal mehr besitzt er kein Timing und hat mir einen Strich durch eine Entscheidung gemacht und das diesmal nur dadurch, dass er aufgewacht ist. Sofort, als er mir die Lippen in den Nacken gedrückt hat, setzte bei mir Fluchtinstinkt ein. Ich weiß nicht genau warum das so ist, aber ich habe heute Morgen gelernt, dass es besser ist, dem einfach nachzugeben. Kid ist gleich nach dem Aufwachen schon ein Tier, ganz offensichtlich! Ein Kuss auf die Wange war ok, ein kurzer auf die Lippen auch, aber der dritte war aufdringlich und die Finger, die plötzlich regelrecht dreist über meine Hüfte strichen, haben allem einen anzüglichen Touch gegeben, einen, der nach mehr schrie und das... war dann doch irgendwie zu viel. Nur mit Mühe und besonders viel Nachdruck konnte ich meinen Standpunkt Kid gegenüber klarmachen und mir ist bewusst, dass der gezielte Schlag gegen seine Schläfe eventuell... sehr wahrscheinlich... zu viel war und das absichtliche Drücken gegen seine Verletzung war auch ein Foul. Aber ich halte beides trotzdem für gerechtfertigt. Immerhin hat es mich vor einem morgendlichen Überfall bewahrt und mir dank des kurzen Schläfen-Knock-outs ein paar sichere Minuten eingebracht, die ich unter der Dusche verbracht habe, nachdem ich schlussendlich doch aus dem Bett geflüchtet bin. Was bildet sich der Riesenidiot aber auch ein?! Nur weil wir ein oder auch zwei Mal im Bett gelandet sind, ich beiße mir nervös auf die Unterlippe und bekomme es nicht einmal mit, kann er sich noch lange nicht alles rausnehmen und was ich will und ihm durchgehen lasse, entscheide immer noch ich ganz alleine! Außerdem ist es nicht so, dass Kid sich das von heut Morgen gefallen lässt. Ich kriege das wieder, da bin ich mir sicher. In welcher Form auch immer. Ich steuere auf mein Schiff zu, hebe den Arm, als Cas, der am Bug steht und mich kommen sieht, winkt. Er dreht sich um und ruft irgendwas, aber ich bin noch zu weit weg, als dass ich auch nur ein Wort verstehen könnte. Meine Gedanken hängen außerdem immer noch bei Kid. Ich weiß schon wieder mehr Dinge über ihn, die ich gar nicht wissen will. Oder nein, falsch ausgedrückt: Die ich nicht wissen sollte. Es ist nicht richtig, dass ich sie weiß, aber ich möchte sie wissen. Warum nur ist alles so verdreht zwischen ihm und mir? Kid ist nach dem Aufwachen schon heiß, außerdem ein Morgenmuffel, was heute allerdings auch meine Schuld sein kann... Das erste, was er morgens anzieht, sind seine Armreife und zwar alle sechs, gefolgt von seiner Hose und dann sofort der Fliegerbrille. Er frühstückt nicht, fängt aber schon mit Alkohol an und nachdem die drei anderen Gäste, die im Hotel übernachtet haben, uns angesehen haben... wir fallen nun mal auf, daran lässt sich nichts ändern. Auf jeden Fall stand Kid kurz vor einer Explosion und da fand dann auch ich, dass man ein Frühstück nicht unbedingt braucht. Kid ist nicht der Gesprächigste, es sei denn, es geht um Gewaltandrohungen und dumme Sprüche, aber auf dem Weg durch das Dorf und zu unseren Schiffen fühlte ich eine merkwürdige Distanz zwischen uns, die vorher, als wir noch alleine waren, einfach nicht dagewesen ist. Und wieder habe ich Zweifel an Kids Ernsthaftigkeit. Ich mag das Spiel zwischen uns, aber selbst ein Spiel zu sein, das ist was anderes. Ich kann Kid gut einschätzen, wenn es um seine miese Laune geht, aber das konnte ich früher schon, als wir nur einen zusammen getrunken haben und nicht im Bett gelandet sind. Wo soll das noch hinführen? Zeitvertreib? Bettgefährte? Jemand, an dem er sein Verlangen stillen kann? Was sieht er in mir? Ich mag ihn. Mehr als ich sollte. Das ist das gefährliche an der Sache. Und nicht zum ersten Mal an diesem Tag sage ich mir, dass ich mir eine Frau suchen sollte, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich sollte mich ablenken, mein Verlangen woanders stillen. Das Dumme ist nur, dass ich absolut kein Verlangen nach Sex hatte, ehe Kid mich nicht in ein Bett gezerrt hat. Und das heißt, dass ich mir das mit ihm nicht mal als eine Art Versehen wegen Notstand einreden kann. Frustrierend! Ich weigere mich, weiter zu denken! Alles, was an der Sache dran ist, ist das Problem, dass ich Kid zufällig besser leiden kann als andere Sexpartner. Deswegen habe ich auch gestern Nacht zugelassen. Ich benutze ihn nur so wie er mich. Ich könnte es mir bei anderen holen, bei Frauen wohlgemerkt. Nicht, dass ich in letzter Zeit sonderlich viel Gelegenheit dazu gehabt hätte, aber wie ich bereits festgestellt habe: Ich hatte auch keine Lust darauf. Kid übt eine äußert merkwürdige Art von Anziehungskraft auf mich aus. Zum Glück macht er sie bei der nächstbesten Gelegenheit auch immer wieder zunichte. Eine dumme Aktion folgt der nächsten, aber bei der übernächsten hat er wieder meine Aufmerksamkeit und ich interessiere mich für ihn. Es ist nicht zum Aushalten! Hier laufe ich und habe unzählige Dinge, über die ich mir Gedanken machen und mir den Kopf zerbrechen kann, mein Schiff, die Reparatur, die Innenausstattung, meine Krankenstation, Medikamente, die nächste Route auf dem Meer, eventuelle Gefahren, meine aktuell nassen Klamotten, die mich gerade tierisch nerven... die Liste ist lang. Und das, was mir die ganze Zeit im Kopf rumspukt, ist Eustass Kid! Ich habe noch immer sein Interesse, das hat mir sein morgendlicher Überfall gezeigt, aber er hat ja auch nicht alles von mir bekommen. Vielleicht will er mich ein zweites Mal vollkommen haben, ehe er keine Lust mehr auf mich hat. Wenn Kid sich was in den Dickschädel gesetzt hat, dann zieht er das durch, das weiß ich. Normalerweise allerdings mit weniger Rücksicht auf seine Umgebung. Gut, er kann sich schlecht mit meiner Crew anlegen, nur weil er mich ins Bett kriegen will... Dass ich überhaupt auf so eine Idee komme zeigt, dass Kid mir die Gehirnwindungen verdreht hat! Schluss jetzt! "Captain!", höre ich Cas' Stimme und blicke auf. "Alles klar zum Ablegen!" Nur bei uns oder auch bei Kid? Schnell gestikuliere ich die Frage, indem ich zwischen den Schiffen hin und her deute und Cas versteht, streckt die Hand aus und hält den Daumen nach oben. Perfekt! Dann nichts wie weg hier! Als erstes werde ich die neuen Vorräte checken und meine Krankenstation sortieren, das Herzstück des Schiffes und mein Heiligtum. Ich bin gerne dort. Gerade als ich das Schiff betrete beugt sich Kid über die Reling an seinem Schiff. Er ist mir gar nicht aufgefallen, aber vielleicht ist er auch eben erst an Deck gekommen. Für ein paar Sekunden treffen sich unsere Blicke und das Grinsen, das sich dabei auf seine Lippen schleicht, gefällt mir überhaupt nicht. Warum verstehe ich seit den letzten Ereignissen seine Reaktionen auf mich immer schlechter? War das jetzt anzüglich-dominant oder einfach nur überheblich...? Seit Stunden sind wir unterwegs und fast genau so viele Stunden bin ich schon in meiner Krankenstation, sortiere Medikamente, ersetze zu Bruch gegangenes Glas, desinfiziere den ganzen Raum und blättere die Akten meiner Crewmitglieder durch. Fast alles ist noch leserlich und ohne Wasserschaden und was mir nicht mehr gefällt, schreibe ich neu. Außerdem kommt eine weitere Akte hinzu. Eigentlich führe ich nur Protokoll über meine Männer, nicht über Schrammen und blaue Flecken, sondern nur über wichtiges. Komplizierte Brüche, Operationen, Allergien und dergleichen, aber jetzt ist eine crewfremde Akte hinzugekommen, eine Akte über Kid. Aus einer Laune heraus habe ich sie angelegt, aber sie ist leer bis auf die Info über die Naht, die ich bei ihm gemacht habe. Ich gebe zu, ich hätte ihn gerne mal auf dem Tisch, so rein ärztlich gesehen. Ich möchte ihn untersuchen, von Kopf bis Fuß, innen und außen, es juckt mir regelrecht in den Fingern. Ich glaube nicht, dass sein Arzt solche Unterlagen führt, aber ich glaube ja nicht einmal, dass sein Arzt die Bezeichnung 'Arzt' überhaupt verdient. Ich wette gerade jetzt klatscht er Kid nur wieder so ein riesiges Pflaster auf die Wunde und wenn mir das nicht schnell gleichgültig wird, habe ich noch das Verlangen rüberzugehen und Kid selbst zu versorgen. Was ich definitiv nicht tun werde! Ich bin nicht sein Arzt! Gegen das Gefühl, es trotzdem sein zu wollen, komme ich allerdings nicht an. Resignierend lege ich seine Akte beiseite und sortiere sie in mein Karteisystem ein. Cas wird sich wundern, wenn er mir mal wieder Unterlagen bringen soll und an den Schrank muss, aber das nehme ich in Kauf. Ich muss mich nicht für Neugier und Interesse rechtfertigen und sollte Cas irgendwas auf der Seele brennen, wird er schon fragen. Mürrisch verziehe ich die Lippen, denn wenn ich ehrlich bin, erwarte ich schon fast Fragen oder Seitenblicke. Kid und ich sind heute Vormittag zusammen zurück zu den Schiffen gekommen und ich bin sicher, unsere Crews haben uns den Weg zum Hafen entlanglaufen sehen. Aber keiner hat etwas gesagt und nachdem Kid einfach wieder verschwunden ist und wir eine Weile auf ihn gewartet haben, wurde es mir irgendwann zu blöd und ich habe doch noch den ebenfalls die Bezeichnung nicht verdienenden Heiler aufgesucht. Vielleicht interpretiere ich aber auch zu viel rein. Möglicherweise fühle ich mich ertappt, gerade weil etwas zwischen Kid und mir passiert ist. Unsere Crews sind derzeit aneinandergebunden, da ist es doch selbstverständlich, dass die beiden Captains sich konspirativ zusammentun. Zumindest wenn man mit gesundem Menschenverstand denkt. Den man wiederum bei Kid nicht erwarten kann. Was mich wieder zu dem Punkt bringt... Sind wir nun auffällig oder bilde ich mir das nur ein?! Inzwischen machen wir gute Fahrt. In einiger Entfernung scheint uns ein kleineres Schiff zu folgen oder unseren Weg zu begleiten, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall gefällt es mir nicht und ich habe drei Männer abkommandiert, die nur dazu da sind, das alles zu beobachten. Ginge es nach Kid, hätten wir das Schiff längst versenkt, aber es geht nicht nach Kid, zumindest nicht 100%ig, außerdem weht ein uns unbekannter Jolly und zumindest ich gebe Fremden eine Chance, bevor ich sie umbringe. Der einzige Grund, warum Kid das Schiff nicht trotzdem angegriffen hat, ist wohl der, dass Killer mir unerwartet Recht gegeben hat: Wir sind im Nachteil, sollte es zu einem richtigen Kampf kommen, immerhin hängen die Schiffe noch immer zusammen und wer weiß, ob nicht gleich eine ganze Flotte anderer Piratenschiffe zur Unterstützung des fremden am Horizont auftaucht oder welche Teufelskraftanwender plötzlich auf dem Platz stehen. Also bleibt es bei einem geregelten gegenseitigen Abschätzen und Lauern. Bereit für alles sind wir hier dennoch. Wenn die Grandline Piraten eines lehrt, dann ist es, niemals unaufmerksam zu sein und mit allem zu rechnen, selbst wenn man mit nichts rechnet. Die See wird zum Abend hin unruhig. Ich verbringe die erste Zeit damit, die Männer zu versorgen, die es nötig haben, lasse mir bei Penguin die Ruhe, um mich mit dem, was wir noch haben, bestmöglich zu kümmern. Seine Verletzung sieht nicht ganz so übel aus wie ich erwartet habe, aber 'gut' ist auch anders. Immerhin sollte er seinen Arm wieder mehr bewegen können, alles andere wird etwas dauern. Am späten Abend bin ich alleine, zermürbe mir das Hirn über eine Schiffsreparatur, die nicht bezahlt werden kann. Meine Stimmung sinkt. Zudem habe ich das Gefühl, dass Bepo, Cas und Penguin mich beobachten, wenn auch nicht alle auf einmal, sondern nacheinander. Die drei hängen meistens gemeinsam rum, das ist normal, aber ich rieche es, wenn einer von ihnen etwas ausheckt. Von zehn Streichen und Ärgernissen erkenne ich sieben, ehe sie passieren. Über die drei, die funktionieren, freuen sie sich umso mehr. Unwillkürlich muss ich lächeln. So chaotisch wie das Trio ist, so perfekt funktioniert es im Notfall trotzdem. Ich gebe keinen von ihnen her, niemals. Ich sehe erst auf, als jemand direkt vor mir steht. Eine Augenbraue fragend anhebend, blicke ich in Cas' Gesicht. "Captain?", murmelt er so leise, dass ich direkt hinhören muss. Offensichtlich hat er ein Problem, dass er nur mir mitteilen will. Ich warte darauf, dass er weiterspricht, was er nach einem nervösen von einem Bein auf das andere Treten auch tut. "Wir haben uns gefragt..." Mein Blick gleitet zu Bepo und Penguin, die noch immer in ihrer Ecke sitzen und kläglich dabei scheitern harmlos auszusehen. Cas druckst mit den Worten rum und ich weiß, dass hier nichts Gutes rauskommen kann. "Hast du eigentlich gut geschlafen?" Ich lege die Stirn in Falten. Was soll denn diese Frage? "Wir dachten nur... du warst so müde... und... du bist auf der Insel geblieben, um mal wieder in Ruhe zu schlafen und..." Worauf will er hinaus? Ich muss automatisch an Kid denken, an seine Lippen auf meinen, an seine Hände auf mir, an... "Wie war das Bett?" Was ist denn das für eine Frage?! Ist das liebevoll gemeinte Captainfürsorge, wie ich sie hin und wieder vom Chaostrio zu spüren bekomme? Ich antworte gar nicht erst. "Alleine schlafen, das magst du doch am liebsten?" Warum betont er da Wort so merkwürdig?! "Cas", meine ich, bevor ich mich für Ahnung oder Fürsorge entscheide oder im Zweifelsfall einen Wutausbruch bekomme, "raus! Wache bis wir an der Insel sind." Und damit drehe ich mich weg, stoppe meine Gedanken und streiche diese Unterhaltung aus meinem Kopf. Allerdings sehe ich so auch nicht mehr Cas' 'Treffer'-Geste mit der Hand und das aufgeregte Nicken der anderen beiden. Erst am Nachmittag des Folgetages erreichen wir die angesteuerte Insel, immer dem Eternal Port nach. Das andauernde Tosen der See und eine gleichzeitige Flaute vom Wind erschwerte uns die Fahrt. So ein Wetter kann auch nur die Grandline bringen. Oben weht kein Lüftchen, die Segel sind schlaff und unten an Deck kämpft man sich gegen den Wind voran! Das fremde Piratenschiff hat neben uns im Hafen angedockt, allerdings früher als wir, da es besser manövrieren konnte, auch wenn sie einen äußerst misstrauischen Bogen um uns gemacht haben. Aber woher sollen sie auch wissen, dass wir nicht aus Spaß an der Freude, sondern aus Notwendigkeit und purer Blödheit von Kid aneinander hängen. Misstrauisch werden wir von den auf dem Schiff Verbliebenen beäugt und auch ich besehe mir den Jolly genauer, kann ihn aber noch immer nicht zuordnen. Unbedeutende Fische also, auch wenn sie es bis ins Hierhin der neuen Welt geschafft haben, denn alle hohen Tiere, die derzeit auf den Meeren rumfahren, sind mir mehr oder weniger geläufig. Vergangene Nacht und auch fast den ganzen heutigen Tag hat sich Kid wieder nicht blicken lassen. Es verstimmt mich, ob ich will oder nicht, denn dummerweise suchen meine Augen hin und wieder nach ihm. Als er jetzt das Deck betritt, gilt seine Aufmerksamkeit den Piraten neben uns. Abschätzende Blicke, Wachsamkeit, gespannte Haltung, das sehe ich, wenn ich ihn beobachte. Und er würdigt mich keines Blickes. Eine Nacht zerrt er mich ins Bett und kann kaum die Finger von mir lassen, die nächste nimmt er mich nicht mal wahr. Ich bin nur ein Spielzeug, rausgekramt, wenn er's nötig hat, abgelegt, wenn er sich anders beschäftigt. Interessant fürs Bett, sonst nichts. Wütend beiße ich die Zähne zusammen und wende mich ab. Es sollte mich nicht aufregen, mich sollte überhaupt nichts aufregen was Kid tut. Kid ist halt Kid und das erklärt eigentlich schon alles, wenn man ihn einmal erlebt hat. Dass ich mich aufrege, zeigt mir selbst nur deutlich das, was ich längst weiß... dass er mir etwas bedeutet. Das kann ich mir nicht leisten. Und vor allem: Wenn mir schon jemand etwas auf diese Art und Weise bedeuten muss, dann sollte es wenigstens nicht Eustass Kid sein! Ich werde nie wieder behaupten, ich hätte einen guten Geschmack! Ich lenke mich mit Befehle geben ab, bis die beiden Schiffe fest im Hafen vertäut sind. Ich habe Lust auf einen Inselspaziergang, vor allem will ich wissen wo und wie gut das hiesige Dock ist. Wir haben es noch nicht gesehen und ich hege Zweifel, ob es wirklich so toll ist, wie auf der letzten Insel behauptet wurde. Die meisten Inseln auf der Grandline, die nicht riesig sind, aber über eine recht gute Werft verfügen, nehmen diese als Aushängeschild und machen sie überall groß sichtbar. Hier ist das nicht so. "Penguin, Bepo!", rufe ich übers Deck und sofort stehen die beiden neben mir. "Ihr kommt mit." Ich schiele an Bepo vorbei zu Kids Schiff und sehe Kid, wie er sich mit Killer unterhält und dann in meine Richtung schaut. Dann schiebt sich ein HEART-Anzug in mein Blickfeld und ich sehe nur noch auf Bepos breiten Körper. Missmutig trete ich einen Schritt zur Seite, um wieder rüber sehen zu können, aber sofort rutscht Bepo nach. Zufall? "Captain?", fragt Penguin und lächelt mich an. Ich verziehe kurz die Lippen. "Wir gehen von Bord und suchen die Werft." "Ich schätze wir dürfen die Insel umrunden und dort neu ankern." "Falls die uns hier überhaupt helfen können." Cas tritt hinzu und gähnt herzhaft. "Sorry, Captain." Wie in einer Linie stehen die drei vor mir und verdecken die Sicht. Aber das ist bestimmt keine Absicht, denn woher sollten sie wissen, dass meine Augen nach Kid suchen? "Cas, du bleibst. Leg dich zwei Stunden hin und dann kümmere dich um das Schiff. Jean Bart bleibt mit dir hier." Nachdem ich weitere Instruktionen gegeben und Cas ins Bett geschickt habe, den ich heute Morgen aus purer Bosheit habe weiter Wache halten lassen, verlassen wir zu dritt das Schiff. Später nach uns wird eine weitere Gruppe Männer aufbrechen und sich in der Stadt umsehen. Bepo und Penguin hängen sich mir regelrecht an die Arme, reden auf mich ein bis wir in einiger Entfernung von den Schiffen sind, ziehen an mir und geben mir überhaupt keine Chance, mich um anderes zu kümmern als um sie beide. Es ist so schwer das Kauderwelsch von ihnen zu verstehen, dass meine Gedanken schon bald auf nichts anderes mehr gerichtet sind. Unser Weg führt uns nur stückchenweise in die Stadt, immer wieder hinaus und hinein, sodass wir jederzeit das Meer sehen können. Ich bin auf der Hut, halte nach Marine Ausschau, ganz egal ob an Land oder auf dem Wasser. Bepos feine Nase führt uns einen Umweg über einen Süßigkeitenladen und noch ehe ich ihn deswegen vorwurfsvoll ansehen kann, ist er im Laden, wieder draußen und wir auf dem weiteren Weg. Er zieht eine Kekskrümelspur hinter uns her und wir scherzen und lachen und endlich fühle ich mich wieder frei, wenn auch nicht entspannt. Es gibt noch viel zu tun. Wir erfragen uns den Weg zum Dock, erreichen es und ich stelle fest, dass es recht groß ist. Ich hoffe wirklich, dass wir hier gute Handwerker finden. Handwerker, die mehr Ahnung von Schiffen haben als bloß von Segelschiffen und Handwerker, die mit mehr Materialien arbeiten können als nur mit Holz. Immerhin ist mein Schiff kein gewöhnliches und ganz bestimmt nicht zu reparieren wie eines. Nach einigen Gesprächen mit Arbeitern und dem Vizechef der Werft erfahre ich, dass man hier keine Probleme mit Piraten hat, solange wie die Marine nicht genau hinschaut. Wir kommen überein, das Schiff morgen Mittag zur Werft zu bringen und eine Besichtigung der Schäden sowie eine Einschätzung der anfallenden Kosten zu machen. Man habe eher weniger Erfahrung mit Schiffen, die unter Wasser fahren, sagt man mir, aber das wusste ich ja irgendwie. Ich werde also auch meine Crew an den Arbeiten teilhaben lassen, so gehe ich sicher, dass weniger schief geht. Meine Männer sind fast alle geübt in kleineren Reparaturen und werden den Dockarbeitern hier schon sagen, wenn was grundlegend falsch laufen sollte. Was ich nicht hoffe. Ich will einfach nicht weiter abhängig sein von Kid. Kid... fällt der mir auch wieder ein. Es ist merkwürdig und es freut mich, weil ich in den vergangenen Stunden wirklich kein einziges Mal an ihn denken musste. Ich schmunzle in mich rein, während Bepo, Penguin und ich uns verabschieden und den Rückweg antreten. Inzwischen ist es dunkel geworden. Mein Magen knurrt. Ich drücke Bepo mein Schwert in die Hand, ziehe an meiner Mütze und sehe in den Himmel. Einzelne Wolken treiben darüber hinweg, langsam wie im Schneckentempo, sanft beleuchtet vom Mond. Penguin erzählt was, aber ich höre nur am Rande zu. Als wir am Schiff ankommen steht Cas bereits wieder am Bug und hat alles im Griff. Ich winke ihn runter und nachdem ich mir einen Kurzbericht über die Lage in der Stadt angehört habe – nichts auffälliges, keine Marine zu sehen, einige Piratenbanden vor Ort – machen wir uns zu viert auf den Weg in die Stadt. Es ist wie immer, wie es immer war, Bepo, Cas, Penguin und ich zusammen. Bepo trägt noch immer mein Schwert, Cas und Penguin piesacken sich hinter meinem Rücken und lachen. Das Gefühl des schwankenden Schiffes ist bereits vorhin verflogen, aber ich habe es jedes Mal neu, wenn ich von Bord gehe. Ganz schlimm ist es, wenn wir wochenlang auf See waren und dann an einer Insel halten. Ich habe jedes Mal das Gefühl noch auf dem Schiff zu sein, als würde der Boden sich bewegen. Was er natürlich nicht tut. Heute ist das nicht so, aber wir waren auch nur einen Tag unterwegs. Ich habe schon vor Jahren gelernt, dass ein Tag gar nichts ist. Tief atme ich die kühle Nachtluft ein. Zu viert suchen wir uns ein Restaurant, essen, reden, überdenken die anstehenden Reparaturen neu und was das nötigste ist, damit wir unsere Fahrt selbstständig fortsetzen können. Wir planen den morgigen Tag, wollen eine Art Einkaufsbummel machen, wobei das nicht die Bezeichnung wäre, die ich gewählt hätte, aber Cas ist da recht stur. Ich lasse ihm ausnahmsweise seinen Willen, schon deshalb, weil es völlig gleichgültig ist, wie er es nennt, es geht sowieso nur darum, nach neuen Möbeln Ausschau zu halten. Meine Kajüte muss neu bestückt werden und auf dem ganzen Schiff ist auch so einiges zu ersetzen. Der Abend wird fröhlich und eine Alkoholsorte ersetzt die nächste. Erst als Cas Schwierigkeiten hat das rechte oder das linke Glas vor sich zu greifen, das in Wirklichkeit doch ein und dasselbe ist, ziehe ich einen Schlussstrich. Murrend laufen alle drei hinter mir her. An der Tür nach draußen bleibe ich stehen, halte sie offen, bis alle durch sind. Sie laufen noch zwei Schritte weiter, ehe sie merken, dass ich nicht folge. "Captain?" Drei Gesichter blicken mich an, zwei irritiert-zweifelnd, eines pelzig und voller Vertrauen. "Ich bleibe." "Abe-" Ich unterbreche Cas, indem ich eine Hand hebe. Keine Widerrede. Ich komme ja später nach. Und Dummheiten mache ich auch nicht, dazu bin ich nicht betrunken genug. Ich will einfach noch ein wenig alleine sein, so sehr ich ihre Gesellschaft auch genossen habe. Zeit für sich allein ist auf einem Schiff eine Seltenheit, ganz besonders, wenn man der Captain ist. Und so schicke ich die drei weg, lasse Bepo mein Schwert mitnehmen, damit ich etwas unauffälliger bin, auch wenn es riskant ist und setze mich an die Bar, den Tisch hinter mir lassend, an dem wir noch bis eben gesessen haben. Mein Blick wandert durch die Bar, die durch halblaute Musik, viele einzelne Gespräche, durch umherlaufende Kellner und neu ankommende und gehende Gäste zum Leben erwacht. Hier bin ich einer von vielen, unerkannt wie es scheint, denn niemand nimmt von mir Notiz. Marine ist auch nicht da. Ich bestelle mir einen Drink und drehe mich mit dem Rücken zum Tresen, beobachte lieber wieder die Menschen. Ich hoffe nur, dass Kid nicht hier auftaucht. Ich habe keine Lust ihn jetzt zu sehen. Ich habe auch keine Lust über ihn nachzudenken. Warum springen meine Gedanken so oft zu ihm? Er sollte längst aus meinem Kopf sein, solange wie er sich nicht hat blicken lassen. Ich weiß immer noch nicht was das soll. So beschäftigt kann er nun wirklich nicht sein, dass er keine Zeit hat an Deck zu gehen. Den ganzen beschissenen Tag lang nicht! Und die ganze Nacht davor auch nicht! Und das nach der Nacht im Hotel! Ich beiße mir auf die Unterlippe und nehme dann einen tiefen Zug aus meinem Glas. Der wahre Idiot hier bin ich, denn nur ich mache mir offensichtlich was daraus. Er kann den Sex von allem anderen trennen. Er kann das, was ich können sollte. Wir sind nur ein wiederholter One Night Stand füreinander. Heiß, wenn wir dabei sind, aber vergessen, sobald man das Zimmer verlässt. Zumindest scheint er zu vergessen. In meinem Kopf spukt es auf und ab. Ich sollte mir wirklich eine andere Bekanntschaft suchen, jemanden, mit dem ich Spaß haben kann und mit dem die Zeit verfliegt. Vielleicht vergesse ich Kid so. Vielleicht komme ich so zur Besinnung und merke, dass es wirklich nur der Sex ist, der mich fasziniert und nicht mehr. Wir passen im Bett gut zueinander, wahrscheinlich, dazu sind mir die zwei Mal nicht aussagekräftig genug. Was wiederum nicht heißt, dass ich erneut mit ihm ins Bett gehen würde! Was allerdings auch nicht heißt, dass ich es nicht täte... Ich kippe den Alkohol, bestelle mir noch einen und lasse den Blick wieder durch den Raum schweifen. Die Möbel hier sind allesamt aus dunklem Holz, massiv. Sie wirken schwer und fest und geben der Bar eine leicht düstere Note, die nur durch ein paar farbenfrohe Bilder an den Wänden aufgehellt wird. Das Licht ist schon fast schummerig gedämpft, aber die Stimmung der Gäste könnte kaum besser sein. Links von mir springen just in diesem Moment ein paar Männer auf und fangen an sich zu prügeln. Einer der Kellner läuft rüber und versucht zu schlichten, schleift schließlich einen im Würgegriff gen Tür. In einer Ecke sitzt ein Pärchen und flirtet heftig und vor mir singt eine Gruppe laut und schief ein Seemannslied. Alles normal. Ich grinse einseitig. Zeit für Spaß. Zeit für meinen Spaß. Mein Blick wandert von neuem durch die Bar und diesmal suche ich nach Frauen. Männer interessieren mich nicht. Oder doch, aus Spaß sehe ich mir zuerst die Männer an. Bärtige, alte Gesichter rechts, uninteressant. Weiter gen Mitte eine Gruppe von jungen Männern, aber auch denen kann ich nichts abgewinnen. In der Ecke steht ein großer Kerl, Figur fast wie Kid, aber er hat lange Haare, zu einem Zopf gebunden und er ist genau der Typ Mann, dem ich unter normalen Umständen nicht einen einzigen Blick gewidmet hätte. Er sieht aus wie jemand der gefährlich wirken will, aber in Wahrheit ein ganz jämmerlicher Wurm ist. Meine Menschenkenntnis ist recht gut und so sehe ich mich bestätigt, als eine Frau kommt, anfängt zu schimpfen und der Mann fast unmerklich immer kleiner wird. Ich seufze tonlos. Als mein Blick ganz links ankommt, habe ich noch immer nicht einen interessanten Mann gefunden. In der Gruppe derer, die sich vor ein paar Minuten geprügelt haben, ist einer, der zugegeben recht attraktiv wirkt. Für einen Mann. Aber er hat inzwischen ein blaues Auge und damit sieht er bei weitem nicht so gut aus wie Kid mit einer Platzwunde über dem Auge. An der ich Schuld war. Auf meinem Schiff. Vor so vielen Wochen. Ich sollte bei Frauen bleiben... Neu entschlossen und diesmal aufmerksamer als eben, mustere ich sämtliche Frauen in der Bar, auch die, die vergeben zu sein scheinen. Mich interessieren alle. Fürs erste. Die in der Ecke, die so heftig mit ihrem Freund flirtet, ist recht hübsch. Sie hat lange Haare, blond. Ihr Lächeln gefällt mir. Was mir weniger gefällt ist ihre Art wie sie ständig ihre Hand auf die des Mannes legt, selbst wenn der sie wegzieht. Zu aufdringlich. Aber das ist Kid auch. An einem runden Tisch sitzen drei Frauen allein und unterhalten sich aufgeregt. Eine trägt ein dunkelblaues, kurzes Kleid, tiefer Ausschnitt, der sofort alle Blicke auf sich zieht. Nicht nur meinen wie mir scheint, denn ständig laufen Kerle an dem Tisch vorbei und schauen sie an, aber die Frau interessiert sich für keinen. Das wäre eine harte Nuss. Bei ihr würde es Spaß machen sie für mich zu gewinnen und ich glaube, dass ich es auch schaffen würde. Warum mache ich mir die Mühe nicht bei Kid? Weil es ja nichts Ernstes ist. Richtig? Und weil ich es nicht will. Nicht wollen sollte. Nicht will! Weiter im Text... An der gegenüberliegenden Seite des Raumes steht eine Frau in einem Hosenanzug. Nicht sehr vorteilhaft, aber wenn ich ehrlich bin ist mir egal was sie anhat. Das ist nicht das was zählt. Das was zählt ist das, was in ihr ist. Warum zum Teufel habe ich dann was für Kid übrig?! Das ist ja wohl die totale Ironie!! Gerade als ich meinen Blick auf die nächste Frau zwinge, setzt sich eine neben mich. Unwillkürlich schaue ich zu ihr. Flache Schuhe, weiße Hose, ein wenig zu kurz, hellgrüne Bluse, der oberste Knopf ist offengelassen und zeigt gerade so viel, dass es verdammt neugierig macht. Große, runde Ohrringe blitzen unter ihren Haaren auf, die vorn bis zum Kinn gehen und nach hinten kürzer werden, aber immer noch mittellang sind. Sie sind kastanienbraun und sehen weich aus. "Gefällt dir was du siehst?", fragt sie und dieser Satz wirft mich aus der Bahn und erinnert mich an die letzte Nacht mit Kid, als ich vor dem Spiegel stand und er ins Zimmer kam. Er hat genau den gleichen Satz gesagt. Ich will mich abwenden, sie als uninteressant abstempeln, aber als ich ihr Lächeln sehe, hält es meinen Blick gefangen. Ihr Gesicht strahlt Wärme und Offenheit aus und ihre Augen, der Farbton eine Mischung aus braun und grün, mustern mich so interessiert, wie ich sie mustere. "Ich denke schon", meine ich und proste ihr zu und so kommen wir ins Gespräch. Der Abend weicht der Nacht und wir unterhalten uns noch immer. Ich lüge ihr was vor, erzähle ihr, was ich glaube, dass sie hören will. Sie hört mir interessiert zu und ich tue so, als würde mich faszinieren, was sie zu sagen hat. In Wirklichkeit geht das meiste rechts rein und links raus. Ich sollte gehen oder sie auf eines der Zimmer schleppen. Gerade als ich noch darüber nachdenke, fasst sie mich plötzlich am Arm und drückt ihre Lippen auf meine. Ich hätte leicht ausweichen können, aber ich halte still. "Entschuldige...", murmelt sie verlegen und sieht zur Seite, ihre Hand noch immer auf meinem Arm. Ich blicke darauf und bewege mich noch immer nicht. "Ich tue das eigentlich nicht, ich..." "Ist ok", helfe ich ihr aus der Situation. "Lass uns von hier verschwinden." Sie blickt auf und ich begegne ihr mit einem Lächeln, das sie erleichtert erwidert. Was tue ich hier eigentlich? Will ich wirklich irgendwo mit ihr hin? Sie ist nett. Für einen Zivilisten. Arglos, offenherzig, aber auch spontan und mutig genug mit einem völlig Fremden mitzugehen. Aber sie ist nur Irgendwer, eine Ablenkung. Etwas Normales? Habe ich das nicht früher auch getan? Noch während wir aufstehen und ich mich von ihr aus der Bar ziehen lasse, zu ihrer Wohnung wie sie murmelt, kommen mir noch mehr Zweifel. Ich will sie doch gar nicht! Ich spüre keinerlei sexuelle Anziehung zu ihr, keine Erregung, nichts. Sie ist hübsch, mehr nicht. Ich bezweifle nicht, dass ich trotzdem mit ihr schlafen könnte und vielleicht sollte ich das wirklich tun. Wieder eine Frau im Bett, weiche runde Formen, sanfte Hände, die mich berühren, keine festen Arme, die mich runterdrücken. Wieder Dominanz übernehmen und der sein, der sich was nimmt. Der Mann sein. Ich bleibe an einer Seitenstraße stehen, packe sie am Arm und drücke sie gegen die Hauswand. Sie keucht überrascht auf, lässt es aber mit sich geschehen. Meine Hände wandern an ihrem Körper hinauf, aber sie stoppt mich, ehe ich ihren Busen berühren kann. Was soll das? Ihr Atem streift mein Ohr und sie sagt irgendwas, aber ich höre nicht zu. Ich will mehr als das, mehr als eine harmlose Berührung. Doch eine Frau, irgendeine und wenn es nur dazu dient mir zu zeigen, dass ich nicht auf Männer stehe und Kid nur ein Ausrutscher ist! "Warte", murmelt sie und küsst mich auf die Wange. Merkwürdigerweise habe ich kein Verlangen danach sie richtig zu küssen. Obwohl sie eine Frau ist, ich genau das gewohnt bin und es mag und nicht den groben, großen, allzu dominanten, sich alles nehmenden, aufdringlichen, mich nie in Ruhe lassenden, von sich überzeugten Kerl... ist es genau er, an den ich in dieser Sekunde immer mehr denke. Kid. Er hat mich gefordert. Er hat nicht locker gelassen. Bis ich nachgegeben habe. Er hat mir die ganze Zeit über das Gefühl gegeben, dass er mich will, ohne Wenn und Aber, auch wenn er es mehr als leidlich geschickt angestellt und mich sehr bedrängt hat. Auch wenn ich mich gegen ihn sträube. Gewollt zu werden ist ein schöneres Gefühl als aufgehalten zu werden. Und Kid ist spannender als diese Frau, die ich offensichtlich nicht auf offener Straße berühren darf. Auch wenn es dunkel ist. Auch wenn wir in einer Seitenstraße stehen. Auch wenn keine Sau den Weg runter kommt! Kid würde nicht eine Sekunde zögern und mich ohne Rücksicht an sich reißen, mich küssen, als wäre es das einzige, was er je gewollt hat. Warum erscheint mir das als so verlockend, dass ich mir genau das jetzt wünsche? Auch wenn ich dann wieder der wäre, der sich zurückhält und den anderen gewähren lässt. Es stört mich nur am Rande bei Kid. Wenn ich so darüber nachdenke... es stört mich schon, dass ich bei ihm wie selbstverständlich zu dem degradiert bin, der nicht allzu viel zu melden hat, zumindest im Bett, aber... im Bett kann ich ihm das überlassen. Nur weil ich ihn im Bett gewähren lasse heißt das nicht automatisch, dass er auch sonst tun darf was er will. Das darf er nämlich nicht! Jetzt will ich Kid berühren und ich wünsche mir, dass er hier wäre und nicht die Frau. Von jetzt auf gleich habe ich keine Lust mehr auf sie, bin sauer auf meine Gedanken, bin sauer, dass Kid eben nicht hier ist und ich bin sauer, dass er mir mehr bedeutet als ich ihm. Warum zum Teufel muss er es sein?! Schlimm genug, dass er ein Kerl ist, auch wenn er offensichtlich der einzige ist, zu dem ich mich irgendwie hingezogen fühle... aber es ist Kid und Kid ist das schlimmste, was einem gefühlsmäßig passieren kann! "Was ist?" Die Stimme der Frau dringt wieder zu mir durch. Ich sehe sie an, direkt in ihre Augen. Ihr Blick ist fragend. Ich schiebe meine Hand unter ihre Bluse, rücksichtslos. Sie zuckt, wehrt sich diesmal aber nicht. Soll ich mich mit ihr ablenken oder soll ich nicht? ~ owari Chap °13 ~ Wow... vor etwas über 1 Jahr habe ich die erste meiner Kid x Law FFs online gestellt. Und ich schreibe noch immer zu genau diesem Thema! Auch wenn es so nicht geplant war. Ich bin eine OS-Schreiberin und ich beschäftige mich noch immer mit dieser einen Geschichte! Zwischendurch geschribbelte OneShots hin oder her! Bis auf eine FF produziere ich seit einem kompletten Jahr nur fertiges zu Kid x Law. Ist das echt schon 1 Jahr her...? Mal gucken was Law jetzt so treibt, hihi. :3 Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 14: Ganz sicher nicht in ihn ------------------------------------ Chakka! Geschafft! Manchmal ist die Zeit so knapp, das ich noch bis nachts um drei am PC sitze und schreibe. Und dementsprechend am nächsten Morgen zu fast nichts zu gebrauchen bin. Tja, das ist eben so, wenn man eine Nachteule ist und nicht so kann wie man gerne würde. Und dann gibt es mehrere Tage hintereinander, an denen ich nicht zum Schreiben komme. Ich platze da regelmäßig! :( Viel Spaß mit Chap °14, das ich brauchte, um Chap °15 zu ermöglichen! :3 Pairing: Kid & Law Warning: - Gedankenspielerei und fehlende Gefühlsordnung - Dafür eine erschreckende Erkenntnis, die nicht an die Oberfläche darf. Oder? ~ Law's PoV ~ Chap °14 – Ganz sicher nicht in ihn Ich zögere. Dabei wäre es so einfach. Ich brauche sie nur ausziehen. "Hey...", murmelt sie. Ihre Stimme ist sanft, leise, hell. Es klingt falsch in meinen Ohren. Ich ziehe meine Hand zurück, lasse sie los, rücke sogar von ihr ab. Noch immer sehen wir uns an. Falsch, falsch, falsch, klagt eine Stimme in mir und so drehe ich mich ohne ein weiteres Wort um und gehe, lasse sie einfach stehen. "Hey!" Ob ich wohl auch aufgehört hätte, hätte ich mir eine Wildkatze angelacht? Eine Frau, die genau weiß was sie will und wie sie es bekommt? Eine weibliche Version von Kid? "Hallo?!" Hätte ich dann das Verlangen nach dem Original gehabt oder hätte ich mich einfach hinreißen lassen? Ich stehe auf Frauen. "Arschloch!" Hinter mir verklingen die Flüche und Verwünschungen, die meine Fast-Bettbekanntschaft mir nachruft. Ich höre nicht hin. Meine Gedanken hängen woanders. Kid, Kid, Kid... er geht mir so auf die Nerven! Und gleichzeitig wünsche ich ihn mir her. Wäre er hier, wäre das eben gar nicht passiert! Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen mir irgendjemanden anzulachen! Ich hätte die ganze Zeit... ich hätte... ich bin ein verdammter Idiot! "Raus aus meinem Kopf!", knurre ich lautlos. Ich fixiere mich zu sehr auf Kid. Es ist doch völlig egal, ob er da ist oder nicht, ich kann hervorragend ohne ihn leben. Zumal es ihm egal zu sein scheint, ob ich da bin oder nicht. Mies gelaunt laufe ich den Weg zum Hafen entlang. Ich war nicht nett zu der Frau, aber wer sagt, dass ich das muss? Eigentlich schade, dass sie so harmlos war, sie hätte meine Zweifel vielleicht wirklich zerstreuen, mich doch noch rumkriegen können, wo es mir doch eigentlich so egal war bei wem ich lande. Hauptsache ich lande bei irgendeiner Frau im Bett. Ok, Grundansprüche hat man immer. Vielleicht sollte ich mir gezielt eine suchen, die Ähnlichkeit mit Kid hat. Rote Haare, ein böser Blick, etwas undamenhaft, keine Manieren, eine Draufgängerin. Möglicherweise würde mich das kurieren. "Na sieh mal einer an..." Vielleicht wäre aber genau das auch wieder falsch. Vielleicht macht mich das noch abhängiger. "Was für ein Zufall." Normalerweise bekomme ich alles und jeden aus meinem Kopf, den ich dort nicht drin haben will. Kid ist nur so ein verdammtes Arschloch, den kann man einfach nicht vergessen! "Ich glaube der bemerkt uns nicht mal." "Das wird er aber gleich!" Ich weiche aus, als irgendwas auf mich zugerast kommt. Erst jetzt blicke ich auf, sehe zwei Typen vor mir stehen. Der eine schwingt eine eisenbesetzte Keule und grinst, der andere steht neben ihm, waffenlos. Ich will an ihnen vorbeilaufen, sie ignorieren, aber wieder rast die Keule auf mich zu. Ich weiche erneut aus, springe zur Seite und stelle einen Fuß nach hinten als ich wieder stehe, die Arme erhoben. Muss ich jetzt auch noch belästigt werden? "Ich würde das lassen", warne ich sie. "Genau das wollten wir dir auch sagen, als du mit der Hübschen verschwunden bist. Wo ist sie denn?" Die beiden blicken sich um, als würden sie die Frau von eben suchen. "Die hatten wir uns ausgeguckt. Bist du etwa schon fertig mit ihr? Hältst nicht lange durch, oder?" Der Sprecher lacht, sein Kumpel, die ganze Zeit stumm, grinst nur. Ich versuche ruhig zu bleiben. Noch ein dummer Kommentar und ich garantiere für nichts mehr! Wenn ich ehrlich bin, kommen mir Idioten nämlich gerade recht! Der Sprecher dreht sich zu dem anderen um, deutet auf mich. "Ist er ein schmales Hemd oder was?" Der andere nickt. "Machen wir ihn platt?" Wieder ein Nicken. Und wie aus dem Nichts steht der Kleinere, der Sprecher, plötzlich vor mir. Damit habe ich nicht gerechnet! Nur knapp saust die Keule an meinem Gesicht vorbei. Ich muss besser aufpassen! Automatisch hebe ich die linke Hand und will meine Teufelskräfte benutzen, aber mir fehlt mein Schwert und es wäre auch keine schlechte Idee erst einmal auszuloten was die beiden draufhaben, ehe ich mich als Teufelskraftanwender zu erkennen gebe. Die Insel ist voll von anderen Piraten und man weiß nie wer zuguckt oder was im Schilde führt. Nur Sekunden später entbrennt ein Kampf auf der Straße. Fäuste, Beine, die Keule, alles tritt und schlägt und geht drunter und drüber. Die beiden sind besser als ich dachte, mir aber trotzdem nicht gewachsen. Meine Faust trifft den Kleinen am Kinn, gleichzeitig kassiere ich einen Tritt in den Rücken von dem Größeren. Der kann offensichtlich besser kämpfen als reden und so muss ich mehr auf ihn aufpassen, darf aber die Keule vom anderen nicht unterschätzen. Hätte ich mein Schwert oder würde ich meine Kräfte einfach benutzen, wäre ich im Nullkommanichts mit beiden durch. Normale Gegner sind mir nicht gewachsen. Aber ich bin wütend, lasse mich voll und ganz an den beiden aus und es ist mir egal, wenn ich getroffen werde. Ich habe einfach nur Lust auf eine Schlägerei. Der Abend ist so vermurkst, vielleicht bekomme ich im Kampf wieder den Kopf frei. Alles weg, alles raus, nur noch Stille in den Gedanken. Und meine Schläge werden härter, zorniger, als könnte ich meinen Unmut über Kid gleich mitwegprügeln. Arme hoch, blocken, zurückspringen, herumwirbeln, dem Kleinen die Faust in den Magen rammen, ausweichen, nicht ganz, Schlag vom Großen direkt ins Gesicht. Meine Lippe platzt auf, blutet, aber es ist das erste Blut an mir und die zwei sehen schon viel schlimmer aus. Wieder nach vorn, unter der Keule wegducken, Tritt blocken, Oberkörper drehen, als ein nachgesetzter Tritt folgt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass unser Kampf schon Schaulustige anzieht. Zeit es zu beenden, ich habe keine Lust auf Zeugen! Die Prügelei wird heftiger, als wir alle drei ernst machen. Noch immer benutze ich meine Kräfte nicht. Ich hasse solche Zusammenstöße, ich bleibe lieber auf Distanz, aber ich kann auch im Nahkampf gefährlich werden, da werde ich oft unterschätzt. Ein oder zwei Trainingsstunden mit Cas und Penguin, die wirklich gut sind, zeigen mir immer wieder, das ich den direkten Kampf nicht vernachlässigen sollte und so feile ich auch daran. Und ich bin schnell. Das hat mir schon oft den Kopf gerettet. Diesmal allerdings nicht ganz. Eine Faust trifft mich hart, schleudert mich ein Stück zurück, aber gleichzeitig treffe ich den Kleinen so heftig, dass er bis an die nächste Hauswand fliegt. Er rutscht auf den Boden und bleibt liegen. Einer weniger. Jetzt nur noch den Großen umhauen und das war's. Ich drehe mich um und bekomme einen erneuten Schlag ins Gesicht, mit dem Handrücken gezielt. Ich taumle zurück, schüttle den Kopf, blicke wieder auf. Der zweite Kerl sieht grimmig aus, wirft einen Blick zu seinem Freund und schenkt mir so eine Sekunde Luft. Statt durchzuatmen springe ich auf ihn zu. Der steht nicht mehr lange! Mich dermaßen ins Gesicht zu schlagen! Ich schmecke Blut im Mund. Ich ducke mich hinter den Kerl als er sich wieder umdreht, packe ihn am Arm, versuche ihm ans Knie zu treten, damit es bricht, aber er blockt ab, versucht sich mir zu entwinden. Ich drücke mich unter seiner Hand weg, wirbele ein Stück zur Seite und verpasse ihm einen Schlag in den Nacken. Gleichzeitig trete ich ihm kräftig in die linke Kniekehle. Wie ein gefällter Baum stürzt er. Wütend setze ich noch einen Schlag nach, bis er vor mir zu Boden sinkt und sich nicht mehr rührt. Mit finsterem Blick starre ich die Menschen an, die sich neben der Straße angesammelt haben. Will noch irgendwer?! Die ersten weichen zurück, manche bleiben stehen, aber keiner versperrt mir den Weg, als ich gehe. Hinter mir bleiben meine Angreifer zurück, mir egal! Wenn mich auch nur irgendeiner anrührt, wird er der nächste sein, der im Dreck landet! Blut läuft mir übers Kinn, in meinen Bart, aber ich merke es nicht einmal. Mein Auge tut weh, meine Wange auch, das fühle ich, ignoriere es aber. Meine Hände sind noch immer zu Fäusten geballt, mein Köper angespannt. Das ist schon wieder Kids Schuld! Der Arsch hat an allem Schuld! "Was?!", fauche ich einen Mann an, der für meinen Geschmack nicht schnell genug zur Seite geht, als ich an ihm vorbei laufe. Dann ist die Straße frei. Ich drehe mich nicht um, würdige keinen mehr eines Blickes. Direkt zum Hafen, zurück zum Schiff, auch wenn mir jemand folgen sollte. Auch das ist mir egal! Ich bin ein Idiot und ich weiß es! Warum habe ich mich nicht unter Kontrolle?! Warum nehme ich mir nicht was ich will?! Warum will ich es überhaupt?! Warum Kid?! Warum auf diese Weise?! Warum musste er mir so nahe kommen?! Warum konnte nicht einfach alles bleiben wie es war?! Und warum ist mein Herz so schwach, dass es mich verrät?! Warum lasse ich mich von Kid so gefangen nehmen?! Eigentlich sollte ich zu ihm gehen und ihn genauso verprügeln! Ich fürchte es würde etwas ungesunder ausgehen als das von eben, aber das würde ich in Kauf nehmen. Mein Schiff kommt in Sichtweite, Kids daneben. Es scheint ruhig zu sein, die vorderen Laternen an meinem Schiff brennen, ein Schatten läuft über das Deck. Als ich näherkomme identifiziere ich ihn als Penguin. Wir nicken uns zu, sprechen aber nicht. Wäre etwas in meiner Abwesenheit vorgefallen, würde er augenblicklich Meldung machen. Ein Geräusch auf Kids Schiff lenkt mich ab. Als ich nach oben blicke, sehe ich Kids Rücken, an die Reling gelehnt, sein Mantel nimmt mir jegliche Sicht auf ihn. Nur seine Haare, rot, was mich an mein Blut erinnert, auch wenn seine Haarfarbe eine ganz andere ist. Aber mir läuft noch immer Blut übers Gesicht. Automatisch verziehe ich die Lippen. Den Kerl wollte ich jetzt nicht sehen! Überhaupt will ich ihn nicht sehen! Kann er sich nicht einfach in Luft auflösen?! Nur wegen ihm gehen mir Dinge durch den Kopf, die ich nie für möglich gehalten hätte. Meine Sichtweise ist dabei sich zu ändern, ich weiß nicht wohin, aber ich sehe Kid anders, sein Handeln. Manchmal verstehe ich ihn regelrecht und Kid zu verstehen, das grenzt schon an Irrsinn. "Ich dachte schon, du hast dich verlaufen", brummt Kid und ich wende den Blick von ihm ab. Ohne Antwort betrete ich mein Schiff, aber Kid dreht sich auch nicht um, also was soll's. "Hattest du einen angenehmen Abend?" Seine Stimme ist fast vorwurfsvoll. Ist sie das? Ich bleibe nicht stehen, ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig. Ohne Umwege betrete ich meine Captainkajüte, weise jeden zurück, der mir aufgrund des Blutes einen besorgten Blick zuwirft. Mein Trio hat mir ein provisorisches Bett bereitgelegt, sehr aufmerksam. Dadurch, dass wir im Hafen und nicht mehr unter Wasser sind, ergo die Gefahr kleiner ist, dass mir was passiert, kann ich meine Kajüte vorübergehend wieder benutzen. Und mein Trio weiß, dass ich Einsamkeit vorziehe, zumindest über Nacht. Ich kühle mein Auge und die Wange und gehe schlafen, brauche aber lang, ehe ich tatsächlich Schlaf finde und dann ist er nur von kurzer Dauer. Ich habe das Gefühl gerade erst die Augen zugemacht zu haben, als ein ohrenbetäubendes Krachen quer durch das Schiff hallt. Sofort bin ich auf den Beinen, in meiner Hose und auf halbem Weg an Deck. "Captain!" Bepo brüllt nach mir und ich blicke zu ihm. Er steht am Bug des Schiffes und hinter ihm brennt der Hafen. Zumindest ist das mein erster Eindruck. Tatsächlich brennt das Schiff neben uns, das von den Piraten, die ich nicht einordnen kann. "Segel einholen, Abstand vergrößern!" "Aye!", ruft Bepo weiter. "Das erste ist erledigt, Abstand hängt vom anderen Schiff ab!" Und ich weiß, dass er Kids Schiff meint. Verfluchte Scheiße! Soll der Idiot doch ein Stück rutschen! Und wenn er sich auf Grund schiebt! "Weg vom Feuer!", befehle ich erneut und deute in die Richtung weg vom Piratenschiff. Erst mal aus der Schussbahn, dann kann ich immer noch sehen, was eigentlich Sache ist! Plötzlich zischt dicht an meinem Ohr eine Kugel vorbei. "Deckung!" "Achtung, Angriff!" Ich lasse mich zu Boden fallen, ehe auch nur der erste Ausruf beendet ist. Verdammte Scheiße! Was soll das?! "Bepo!", rufe ich und mein Bär eilt an meine Seite. "Was ist los? Marine?" Ich habe kein Schiff gesehen, aber wirklich umdrehen konnte ich mich noch nicht. Kugeln zischen übers Deck, fremde Männer versuchen auf mein Schiff zu gelangen. Meine Crew bewaffnet sich und drängt bereits die erste Linie der Angreifer waffenlos zurück. Ein schneller Blick zu Kid rüber zeigt, dass auch dort Bewegung an Deck gekommen ist. "Nein, Captain, negativ! Ich glaube es sind andere Piraten!" Das sehe ich jetzt auch, als ich mich wieder aufrapple und mir einen besseren Überblick über die Situation verschaffe. Die Angreifer kommen von neben uns vom Piratenschiff! Das kann ja wohl nicht wahr sein! "Captain!" Penguin kommt angeschlittert, bremst vor mir ab, lässt sich fallen, als erneut Kugeln übers Deck zischen. Verdammt! Wir stehen zu dicht, um Kanonen benutzen zu können! "Was zum Teufel soll das?!", frage ich Penguin, der aufsteht und einen Mann KO tritt. Hinter ihm sehe ich einen von meinen Männern fallen, hoffentlich nur eine Fleischwunde. Bepo hat sich längst aus dem Staub gemacht, unter Deck und ich weiß, dass er mit meinem Schwert wieder auftauchen wird. Ich sollte mir wieder angewöhnen es immer und überall dabei zu haben, aber nach einer Ewigkeit auf See und ohne Aufregung habe ich das schleifen lassen und gehe manchmal auch ohne Schwert auf dem Schiff herum. Ein Fehler. "Da drüben sind die Verursacher, Captain!" Penguin deutet auf zwei Männer die am Kai stehen und sich einen Kampf mit zweien aus meiner Crew liefern. Der eine Angreifer ist recht groß, der andere kleiner und er schwingt eine Keule. Ich stöhne laut. Das darf ja wohl nicht wahr sein!! Ich hätte sie lieber gleich umgebracht! "Sie scheinen zu den Piraten neben uns zu gehören, auf jeden Fall sind jetzt alle involviert!" Ich drehe den Kopf, hebe in der gleichen Bewegung meine Arme und lasse eine Kuppel um uns herum entstehen. Zunächst nur um Penguin und mich, dann weite ich die Kuppel aus, fast quer über das Schiff. Kurz erstarren die Kämpfe, als sich unser Gegner bewusst wird, dass er es hier nicht mit 08/15-Piraten zu tun hat, dann nutzen meine Männer die Chance und versuchen die Wucht des Angriffs abzufangen und zurückzudrängen. Vom Schiff neben uns sind Seile mit Enterhaken zu uns gespannt. Das hat mir noch gefehlt! Mein Schiff ist eh schon demoliert genug! "Kanonen klarmachen!", dröhnt es von nebenan. Das Schiff bewegt sich, die Seile werden gekappt. Langsam fährt es rückwärts aus dem Hafen. Wo verdammt ist Kid?! Der soll sich mal nützlich machen! Ich brauche ihn nicht, nie, aber daneben hocken und zugucken ist selbst unter seiner Würde! Bepo kommt mit meinem Schwert zurück und ich nutze meinen Vorteil und richte ein Chaos an Köpfen, Armen und Beinen an. Alles fliegt durch die Gegend, alles, was nicht zu meiner Crew gehört. Schreie werden laut, Flüche, am Hafen entsteht noch mehr Aufruhr. Unbeteiligte drängen zu den Schiffen, Rufe nach Marine sind zu hören. Ich erreiche immer weniger auf dem gegnerischen Schiff, hinterlasse dort aber allergrößste Verwirrung. "Wo ist Kid?!" Wenn der nicht gleich an Deck ist, haben wir ein scheiß Problem! Wir kommen nicht aus dem Hafen, weil wir an Kid hängen und die anderen Piraten fahren munter ein Stück zurück und feuern auf uns, bis wir nur noch Kleinholz sind! Der Mann ist echt zu nichts nutze! Das ist ein fauler Sack! Er könnte sich ruhig mal die Ehre geben und... Plötzlich ändern abgeschossene Pistolenkugeln mitten im Flug ihre Richtung. Eine Kraft wie ein starker Sog zieht an meinem Schwert, ehe er von jetzt auf gleich wieder aufhört. Waffen der Gegner allerdings hält er fest im Griff. Das Chaos erreicht seinen Höhepunkt. Ich drehe mich um und sehe Kid auf seinem Schiff stehen, einen Arm erhoben, ein Grinsen auf den Lippen. Seine Fliegerbrille hängt ihm tiefer als sonst auf der Stirn und sein Mantel fehlt. Einer der Angreifer lässt seine Waffe nicht los und fliegt mit ihr durch die Luft. Als wäre es nichts, greift Kid nach seiner eigenen Pistole, zielt kurz und erschießt den Mann. Mit einem lauten Platschen fällt er zwischen den Schiffen ins Wasser. Ungerührt sehe ich zwei weitere Sekunden hin, dann wende ich mich wieder ab. Beeil dich, du Idiot!! Ich lasse meine Kuppel verlöschen, meine Crew wirft dem fremden Piratenschiff die abgetrennten Köpfe hinterher. Die können eh nichts damit anfangen, es sei denn, ich setze sie wieder zusammen. Noch ist das Schiff nicht auf Kanonenentfernung, noch sind sie zu nah dran und würden selbst Schaden nehmen, wenn sie tatsächlich schießen. Aber ich traue es ihnen zu, immerhin dürften sie wissen, dass sie sonst keine andere Chance haben. Viele sind ja nicht mehr übrig. "Löschen!", ruft Cas und meine Männer machen sich daran die Flammen zu ersticken, die sich breit gemacht haben. Wieder bin ich froh, dass mein Schiff großteils aus Metall besteht. Jemand tritt neben mich und ich weiß sofort, dass es Kid ist. Sein Metallarm verdunkelt die Szenerie. Die Menschen am Hafen sind zurückgewichen. Ich glaube nicht, dass wir die Nacht über hierbleiben sollten. Selbst wenn jetzt noch keine Marine hier ist, vielleicht derzeit nicht mal welche auf der Insel ist... früher oder später wird ein Marineschiff hier einlaufen und dann sollte keiner von uns mehr hier sein. Diesmal habe ich Schuld am Aufruhr, ich habe die beiden Idioten, die das hier begonnen haben, nicht umgebracht, als ich die Chance hatte. Ich hätte es tun sollen. Andererseits... weswegen habe ich mich denn geprügelt? Doch nur wegen Kid! "Wenn du nicht gleich machst, was ich dir ansehe, dann werfe ich dich eigenhändig über Bord!", zische ich zu ihm und für Sekunden treffen sich unsere Blicke. Kid wirkt manisch, fast wie im Rausch. Er genießt das hier, selbst wenn es keine richtige Schlacht ist. Ein Donnern zerreißt die Nacht und was ich befürchtet habe tritt ein: Das fremde Schiff feuert auf uns! Dabei sind sie noch viel zu nah! Kurz vor uns stoppt die Kanonenkugel im Flug. Ich atme erleichtert aus. Und ziehe gleich darauf wieder scharf die Luft ein. Was macht er denn?! "Repel", murmelt Kid und schickt mitsamt der Kugel auch gleich seinen ganzen Metallarm zum Schiff zurück. Er lacht. Idiot! Er sollte doch nur... Ein weiteres Donnern zerreißt die Stille, dann ein Krachen, Holz splittert, die Druckwelle trifft uns hart. Die Explosion, in der das fremde Schiff zerbirst, lässt meines schaukeln und sich wild hin und herwerfen, obwohl es im Hafen und fest vertäut ist. Kids Schiff schwankt ebenso, Leinen reißen, meine halbe Crew wird von den Beinen gefegt. Greller Feuerschein erhellt die Nacht und ich hebe schützend die Hände vors Gesicht als mit der Druckwelle auch die Hitze kommt. Kid packt mich am Arm, dann reißt es uns beide von den Beinen. Noch im Flug frage ich mich, ob der Mann einfach keinen Spaß hat, wenn es nicht lebensgefährlich wird. Mit ihm unterwegs zu sein verkürzt die Lebensdauer von einzelnen jedenfalls drastisch. Die Reling meines Schiffes kommt auf mich zugerast. Ich versuche mich aus Kids Griff zu befreien. Irgendwo neben mir tauchen Bepos Stiefel auf, es sind seine, das weiß ich sofort. Ich habe wieder dieses Zeitlupengefühl, wie so oft in solchen Situationen, in die ich ungerne gerate. Kids Hand hält fest meinen Unterarm umschlossen. Ich drehe mich ein Stück, sodass ich mir nichts an der Reling breche, als wir dagegen donnern. Ich kann es verhindern, dass ich aufschlage und falle nur samt Kid vom Schiff und auf den Hafen. Hart schlagen wir auf dem Boden auf, ich etwas über ihm, aber das geschieht ihm recht! Soll er sich doch verletzen! Noch immer läuft alles wie in Zeitlupe. Ich bin sicher es sind nur wenige Sekunden, aber gefühlt ist es eine Ewigkeit. Und der Blick, mit dem Kid mich ansieht, als wir beide unsere Sinne wieder halbwegs beieinander haben, geht mir unter die Haut. Er hat mich noch immer nicht losgelassen. Sein Körper ist angespannt unter meinem. Er tut einfach was er will. Er zögert nicht beim Töten, auch nicht, wenn es Kollateralschäden geben wird. Warum geht ihm das so einfach von der Hand? Ich kann meine Feinde auch gnadenlos umbringen, aber ich stürze mich nicht so wie er Hals über Kopf in unübersichtliche Situationen. Warum hat er keine Angst? Warum schaut er nicht erst? Warum rennt er immer mitten rein? Angst zu haben ist nicht schlecht. In gesundem Maße kann es lebensrettend sein. Nur ein Narr bleibt stur, nur ein Narr weicht nie zurück, nur ein Narr springt mit Freude in die allergrößte Hölle. Auf der Welt gibt es immer einen Platz für genau einen solchen Narren, für einen Narren, der alles überlebt und ich schätze, diese Position ist schon vergeben. Und zwar an den Strohhut. "Irgendwann bringst du dich um!", fauche ich als wir uns noch immer ansehen. Oder ich meine es zu sagen. Ich höre mich nicht. Meine Ohren sind taub von der Explosion eben. Ich bin auch nicht sicher, dass er mich hört und er sieht auch nicht auf meine Lippen, er sieht noch immer in meine Augen. "Aber ich will nicht, dass du dich umbringst." War das jetzt laut oder nur gedacht? Mein Mund hat sich bewegt, oder? Kid ist ein Draufgänger. Vielleicht ist das einfach seine Art zu leben, sich selbst immer wieder zu beweisen, dass er lebt, dass er stark ist und dass er überlebt. Er soll verdammt noch mal an andere denken!! Er ist nicht alleine auf der Welt! Eben hätte es uns mehr als nur über Bord werfen können! Wir hätten im Wasser landen oder noch in der Luft von weggeschleuderten Holzteilen zerfetzt werden können! Der Mann denkt nie nach! Wütend und außer mir stehe ich von ihm auf, zerre an ihm, bis auch er hochkommt. Ich bin so sauer auf ihn! Was ist, wenn er stirbt und seine Crew ohne ihn dasteht? Was ist, wenn er alles und jeden um sich herum vernichtet, nur weil er mal wieder durchdreht? Er hätte warten können mit seinem scheiß Repelkram! Er hätte die Kugel einfach festhalten können! Kein Metall hat eine Chance gegen ihn und ich hätte schon irgendwie für den Rest gesorgt! Erst jetzt fällt mir auf, dass meine freie Hand noch immer mein Schwert umklammert. Fester Griff, Gewohnheit, Sicherheit, fast schon Reflex. Ich verliere es nicht, wenn ich es erst einmal in der Hand halte. Aber Kid halte ich nicht an der Hand. Er hat mich. Noch immer. Und es ist seine Entscheidung wann er loslässt, nicht meine. Das wird mir in diesen Sekunden deutlich bewusst. Es ist sein Griff und seine Entscheidung. Von jetzt auf gleich kann er weg sein. Ich will nicht, dass er geht. Ich will, dass er bleibt. Ich will ihn in meiner Nähe haben, auch wenn es Probleme über Probleme bedeutet. Er hat sich in mein Leben, in mein Interesse und viel schlimmer noch, auch in ein Stück von meinem Herzen geschlichen und da jetzt einfach wieder draus zu verschwinden, mit einem Lächeln, mit einem dämlichen Grinsen, mit einem dummen Wort, ohne Timing, ohne Sinn... das lasse ich nicht zu! Ohne nachzudenken weiche ich direkt bis an die Schiffswand genau zwischen unseren Schiffen zurück, an einen dunklen Fleck, der nicht vom lichterloh brennenden Piratenschiff erhellt wird. Ich ziehe Kid mit, der, wie ich erhofft hatte, noch immer nicht loslässt. Sein Griff tut weh, aber ich sage nichts. Noch einmal sehen wir uns flüchtig an, dann ziehe ich ruckartig den Arm zu mir. Kid stolpert einen Schritt nach vorn, direkt an mich ran. Und ich küsse ihn einfach. Ich will nicht, dass er geht. Sein Körper ist warm, seine Lippen weich. Es tut gut. Aber die Berührung ist nur flüchtig, nur eine Sekunde, dann lasse ich von ihm ab. Er hebt seine freie Hand und wischt mit dem Zeigefinger Blut über meine Wange. Seine Lippen bewegen sich, er sagt was, nur ein Wort, aber ich verstehe es nicht. Dann sieht er hoch und ich hebe ebenso den Blick. Über uns an der Reling steht Killer, daneben tauchen plötzlich Cas und Bepo auf. Die Zeitlupe ist gebrochen. Ich nehme wieder mehr wahr, auch wenn die Lautstärke noch immer gedämpft ist und meine Ohren einige Zeit brauchen werden, um sich gänzlich zu erholen. Trotzdem höre ich Bepos Worte, der sich nach mir erkundigt. Ich nicke ihm zu, reiße mich von Kid los und wende mich ab. Ich will ihn nicht ansehen. Ich weiß nicht, was mich da eben geritten hat, aber dass ich nicht will, dass er geht... das war die Wahrheit. "Klar machen zum Ablegen, hier können wir nicht bleiben!" Ausnahmsweise ist Kid mit mir einer Meinung. Wir machen die Schiffe los, lassen die Menge, die sich inzwischen am Hafen versammelt hat, stehen und umrunden das brennende Wrack, das langsam im Meer versinkt. Wie viele Leichen mögen jetzt da unten liegen? Können wir noch in die Werft fahren? Das beste wird sein, wir verstecken uns heute Nacht irgendwo ein Stück weiter draußen und warten erst einmal ab, ob Marine zur Insel kommt oder was es sonst für einen Aufruhr gibt. Nach dem, was mir von meiner Crew berichtet wurde, ist den Menschen dieser Insel relativ egal, wer sich hier plattmacht, Hauptsache sie werden nicht mit reingezogen. Unbehelligt kommen wir aufs offene Meer, umrunden die Insel ein Stück. Wir bleiben in Landnähe, auch wenn es ein Risiko ist, aber unterm Strich scheint es auch wieder egal zu sein, ob wir auf See sind. So könnten wir zwar schneller Fahrt aufnehmen, sollte Marine auftauchen, werden aber auch schneller gesehen und wegsegeln können wir derzeit eh niemandem. Wenn Marine auftaucht gibt es ein Gemetzel. Ich hoffe nur, sie schicken ein normales Patrouillenschiff und keine höheren Offiziere. Von denen haben mir zu viele Teufelskräfte. Ich habe schon wieder leicht schlechte Laune. Die hebt sich auch nicht, als mir berichtet wird, dass das Schiff keine nennenswert neuen Schäden davongetragen hat. Sie verschlechtert sich eher, als Kid das Deck betritt und sich zu mir an die Reling setzt. Kaum dass er da ist, macht meine Crew einen größeren Bogen um uns beide. Ich fühle mich gemieden und genau so wird es auch sein, keiner will Kid zu nahe kommen und er ist nun mal neben mir. Wenn ich meine Ruhe haben will, bin ich in meiner Kajüte, meistens. Manchmal aber auch an Deck und meine Crew weiß, wann sie mich besser nicht ansprechen sollte. So kann ich inmitten meiner Männer sein und doch alleine. Aber ich bin immer ein Teil. Anders als jetzt. Es ist nicht wirklich offensichtlich, aber es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn sie alle zwei Schritte weiter weg bleiben. Außerdem leert sich das Deck etwas. Ganz so, als hätten alle Angst uns zu sehen, als wäre es verboten, als würden Kid und ich wollen, dass sie gehen. Ich drehe den Kopf, sehe Killer und den Zombie auf Kids Schiff und rücke dabei fast beiläufig ein Stück zur Seite. Kid sitzt mir zu nah. Ich weiß überhaupt nicht was er will und auch nicht, was ich sagen soll. Er ist stumm, also bleibe ich es auch. Ich beobachte Bepo, der die Reling abläuft und so tut, als halte er weiter nach Schäden Ausschau. In Wirklichkeit hat er ein Auge auf mich, ich kenne meinen Bären. Ein Nagel hebt sich vom Boden und schießt auf Bepo zu. Bepo schlägt ihn mit der flachen Hand zur Seite und wirft Kid einen finsteren Blick rüber. Kid grinst, lässt den Zeigefinder sinken und stützt die Hand auf das hochgezogene Bein. Es scheint, als wisse auch er, was Bepo eigentlich im Sinn hat. Kid zuckt mit den Schultern, als auch ich ihn vorwurfsvoll ansehe. Wenn ihm langweilig ist, dann soll er sich verpissen! "Willst du noch zur Werft?", fragt er plötzlich. "Hmhm", mache ich bestätigend. Die Arme hinter dem Kopf verschränkend, lehne ich mich weiter zurück und sehe in den Sternenhimmel. Kid ruft nach Killer und gibt ihm Handzeichen, woraufhin der unter Deck verschwindet. Ich kann nichts dafür, aber ich fühle mich gleich besser. Ich habe ständig das Gefühl von ihm beobachtet zu werden. Langsam, ganz langsam drehen die Schiffe bei und wir fahren noch ein Stück weiter an die Insel ran. Heute Nacht werde ich keinen Schlaf mehr finden. Ich bleibe wach, halte nach Marine Ausschau und sobald die Sonne aufgeht will ich an Land. Ich muss die Lage checken und Besorgungen machen. Wir dürfen uns nicht so lange hier aufhalten wie das Schiff es nötig hätte. Lieber eine oberflächlich gute Reparatur, die meine Crew zu Ende führen kann, als eine ganze Horde Marine vor dem Bug. Ich werde eine Insel suchen müssen, wo das Schiff komplett überholt und neu eingerichtet werden kann, aber das werde ich erst tun, wenn sich Kids Weg und meiner wieder getrennt haben. Wenn sich unsere Wege wieder trennen. Dem sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Wenn Kid weg ist, bin ich Killer los, das ist positiv. Wenn Kid weg ist, kann ich wieder frei agieren wie ich will, ich bin von uns beiden der Kompromissbereite, der auch nachgibt zum Wohl von beiden. Kid ist zu dämlich, um an andere zu denken. Wenn er weg ist, muss ich mir nicht mehr den Kopf über einen zu frühen Tod zerbrechen, dann ist die Lage entspannter, auch meine Crew. Wir können unserem eigenen Rhythmus nachhängen und hinfahren wo auch immer wir hinwollen. Wenn Kid weg ist, kann er mir nicht mehr auf die Nerven fallen, mir nicht mehr zu nahe kommen. Dann ist alles weg was war. Was ist. Aber wenn Kid weg ist, dann ist auch diese aufregende Spannung zwischen uns weg, dann ist er einfach nicht mehr da, nicht in meiner Nähe. Wird mir dann genau das Gefühl fehlen, dass ich jetzt, so dicht neben ihm, kaum aushalte? Ich mag es nicht, wenn er mir zu dicht auf die Pelle rückt, aber gleichzeitig will ich das, das habe ich inzwischen begriffen. Ich will nicht, dass er geht, das denke ich wieder. Ich schiele zu ihm rüber, möglichst unauffällig, aber er sieht nicht einmal zu mir. Er hat noch immer nicht seinen Mantel an. Er sitzt ein Stück vorgebeugt und so sehe ich auf seinen Rücken, beobachte seine Bewegung, als er die Hand vom Bein nimmt. Der Waffengurt rutscht ein Stück weiter an seiner Schulter. Ob er gute Seiten hat? Mir fallen auf die Schnelle keine ein. Kid ist eher ein mürrischer Zeitgenosse und trotzdem mag ich ihn. Ich bin immer mit ihm klargekommen, auch wenn wir uns gegenseitig anpissen. Es ist eine ganz besondere Art, sich auf die Nerven zu fallen. Nicht wie bei anderen, die man bereits nach fünf Minuten wieder loswerden will. Kid ertrage ich bei halbwegs guter Laune und einem Glas Alkohol auch einen kompletten Abend. Manchmal hat es sogar Spaß gemacht, früher, als wir nur so etwas wie freundschaftliche Rivalen waren. Rivalisierende... Freunde? Nein, Freunde im Sinne des Wortes waren wir nicht wirklich. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich Kid als einen Freund haben will. Wer ihn als Freund hat, der braucht keinen Feind mehr, er vereint beides in sich. Und vielleicht hat er doch positive Seiten. Zumindest weiß man fast immer woran man bei ihm ist. Das ist gut. Ein schiefer Blick von irgendwem und man geht lieber zur Seite, um nicht in irgendein Schlamassel verwickelt zu werden. Gut war auch, dass man ihn am Ende der Nacht wieder losgeworden ist. Seit aber er und ich mehr teilen als nur einen Abend an einer Bar auf irgendeiner Insel... ich weiß nicht, ob ich ihn noch loswerden kann. Vorausgesetzt ich entscheide mich dazu, ihn überhaupt loswerden zu wollen. Was ich derzeit ja nicht tue. Ich muss verrückt sein! Einfach verrückt! Was hat dieser große, elende Trottel denn bitte schon an sich, dass ich ihm so viel Zuneigung schenke?! Die ich ihm freilich nicht offen zeige, auch wenn sie hin und wieder durchbricht in Form eines Kusses wie vorhin oder wie im Badezimmer im Hotel neulich. Und dann lasse ich mich auf eine Dummheit ein. Ich beobachte die Muskeln unter seiner warmen Haut, als er sich bewegt. Ich würde ihn gerne berühren. Was ich aber nicht tun werde. Nein, nein, nein! Killer betritt wieder das Deck, gibt Kid ein Zeichen, als dieser sich zu ihm umdreht. Die beiden verstehen sich ohne Worte. Ich wüsste gern wie lange sie bereits zusammen unterwegs sind, wie lange sie sich kennen. Aber ich will nicht fragen. Kid rutscht wie ich ein Stück nach hinten und schiebt sich wieder näher zu mir. Als er wie nebenbei die Hand auf seinen Oberschenkel legt, berührt er mich. Ich blicke darauf. Es stört mich nicht. Im Gegenteil. Ich drehe mich minimal, kann so aber mein Bein enger zu Kid schieben. Jetzt mache ich schon wieder Dummheiten! Wir sehen uns an. Er sieht angespannt aus, als würde er etwas sagen oder etwas tun wollen. Vielleicht will er das auch. Vielleicht wird er das auch. Momentan jedenfalls hat er, sein Glück, noch genügend Beherrschung, einfach zu bleiben wo er ist. Wenn Kid und ich wieder getrennte Wege gehen, werden mir ein paar Dinge fehlen. Möglicherweise bekomme ich mein Herz wieder von ihm los. Was genau ich für ihn übrig habe, kann ich noch immer nicht einordnen, aber ich weiß, dass ich immer länger brauchen werde ihn aus meinem Kopf zu bekommen, je länger wir noch zusammen bleiben. Und je länger ich hier sitze und ihn ansehe. Ich will und kann aber einfach nicht wegsehen. Leise höre ich das Meer, dazwischen hin und wieder Schritte. Niemand stört Kid und mich, niemand kommt zu dicht. Die Decks sind beide fast leer. Die meisten werden schlafen, tun kann man jetzt eh grad nichts. Kids Augen habe eine schöne Farbe, so klar, makellos. Nachts wirken sie dunkler, aber das liegt am fehlenden Licht. Es ist idiotisch sich so anzustarren. Ich weiß wie er aussieht und trotzdem will ich mich nicht abwenden. Es wird immer angenehmer neben ihm zu sitzen. Mein Herz wird es doch schwer haben wieder von ihm wegzukommen. Warum nur musste ich ihn erst so nah an mich rankommen lassen? Ich hätte von vornherein Abstand halten sollen! Kid ist gefährlich für mich! In einem ganz bestimmten Sinn. Ich habe keine Angst vor ihm, hatte ich noch nie. Er ist mir nicht überlegen, aber er zieht mich in seinen Bann. Das ist so lächerlich! Ich breche den Blickkontakt und nehme meine Mütze ab, streiche mir über die Haare. Tze! Ich sollte aufstehen und gehen. Wir haben uns eh nichts zu sagen, obwohl sicher auch ihm so manche Frage durch den Kopf schwirrt. Seine Hand schiebt sich auf mein Bein. Ich schlage sie weg, verziehe die Lippen. Er gibt nicht nach, berührt mich erneut und wieder blocke ich. Wenn ich ihn zu nah an mich ranlasse wird er noch gefährlicher. Ich vertraue mir nicht mehr. Ich bin schon zwei Mal mit ihm im Bett gelandet, jedes weitere Mal würde mir immer leichter fallen. Der Schlussstrich sollte jetzt erfolgen, von mir, nicht erst wenn er mich über hat und sich alles genommen was er wollte. Warum fällt es mir so schwer ihn vor den Kopf zu stoßen? Warum will ich nicht was ich wollen sollte? Lege ich es darauf an, dass er und ich... Nein! Wie ich heute festgestellt habe, nicht, dass ich es nicht vorher wusste, stehe ich definitiv ausschließlich auf Frauen! Wie ich aber auch festgestellt habe, gibt es hier keine, die mich von Kid selbst ablenken könnte. Ich mag seine dominante Art. Auch wenn er mir damit immer so auf die Nerven fällt. Ich mag es, wie sehr er versucht mich zu kriegen. Er gibt mir in bestimmten Momenten das Gefühl das einzig wichtige zu sein. Das einzige, an das er denkt und das er haben will. Es war mir in den Momenten nicht klar, aber wenn ich an die beiden mit ihm verbrachten Nächte denke, dann war es so. Sicher, er zerstört perfekt werdende Momente mit seinem miesen Timing, noch ehe sie die Chance haben auch wirklich perfekt zu werden. Kid ist ein Trampel bei solchen Dingen, ein hoffnungsloser, wie ich glaube. Aber vielleicht muss man damit leben. Es soll Frauen geben, die trotz essentiell fehlender Dinge bei einem Mann bleiben, ganz einfach, weil sie ihn lieben und alles andere doch überwiegt. Nicht, dass ich eine Frau wäre. Und nicht, dass ich Kid lieben würde! Um Himmels willen! Ich sollte gehen! Als ich aufstehen will hält Kid mich zurück. Ich kann seinen Blick nicht deuten. Was will er? Er benimmt sich irgendwie anders, wenn wir alleine sind, oder zumindest auch fast alleine. Weniger wie ein Arschloch, weniger wie ein Macho, mehr... keine Ahnung. Sein Timing ist gleichbleibend schlecht. Aber da ist was, irgendwas in seinem Benehmen... er wirkt sanfter irgendwie. Das ist schwer zu erklären und schwer zu verstehen. Ich bin mir selbst noch nicht sicher. Gierig und dominant kann er auch immer sein, aber er... achtet er mehr auf mich? Was soll das jetzt überhaupt? Ich wollte den halben Tag lang von ihm beachtet werden und er hat mich ignoriert. Ich wollte mir eine Frau suchen, um ihn aus dem Kopf zu bekommen! Und was tut er jetzt hier? Seine Hand berührt meine Wange. Ich drehe den Kopf. Seine zweite Hand packt mich im Nacken. Was soll denn das jetzt?! Ich drehe mich und sein Griff wird fester. Für einen Moment gebe ich nach und wir sehen uns wieder an. Mein Blick wird finster, ich kann es nicht leiden, wenn er das tut! Warum zwingt er mich? Warum berührt er mich nicht vorsichtiger, deutet an und wartet was ich mache? Es liegt an mir. Ich bin einfach nie zufrieden. Ob Kid überhaupt eine Chance hat etwas richtig zu machen? Irgendetwas? Mal will ich eine ruhige Geste, sanfte Berührung, fragende Blicke, dann aber kann es gar nicht fordernd genug sein. Ich verlange beides von ihm. Aber woher soll er wissen wann es ok ist mich zu bedrängen und wann er sich lieber zurückhalten sollte? Das ist ein schmaler Grat, das merke ich selber, jedes Mal, wenn er mich berührt. Ich will von ihm bedrängt werden, so dumm das auch klingt, aber ich will nicht ungefragt bleiben! Kid hat es da echt nicht leicht mit mir... Aber ich bin auch nicht leicht zu haben! Er hat ja schon den generellen Bonus, dass ich eine Schwäche für ihn habe und ihn überhaupt so nah an mich heranlasse! Ob er das weiß? Dass ich normalerweise immer auf Abstand bleibe? Er weiß so vieles nicht... und ich auch nicht. Ich könnte ihn fragen, das macht es vielleicht einfacher. Was will er von mir, wann geht er wieder, was soll das alles und wie viel hat er für mich übrig? Ich könnte auch den Anfang machen und ihm Dinge verraten. Aber das wäre zu einfach, löst die Spannung. Außerdem... ich möchte nichts sagen. Ich wüsste nicht was und ich würde ganz sicher keine Worte finden. Kid zieht an mir und ich stoße ihm die flache Hand gegen die Brust. Er packt mich am Handgelenk, verdreht mir den Arm. Ich würde mich lächerlich machen, würde ich ihm sagen, dass ich ihn gerne habe. Außerdem müsste ich ihm zur selben Zeit sagen, dass er ein Arschloch ist und das würde alles wieder unglaubwürdig machen. Wie kann man einen Idioten mögen? "Schluss!", fauche ich, als Kid sich zu mir beugt und mit der zweiten Hand an meine Schulter greift. Er hört nicht. Wie kann ich so jemanden erklären was Timing ist? Oder was angebracht? Was er sich erlauben darf? Keine Chance. Ich habe keine Lust darauf, aber wir kabbeln uns im Sitzen. Ich blocke ihn nur ab, aber langsam wird es mir zu viel. Dämlicher Vollidiot! Merkst du eigentlich gar nichts?! "Kid!" Die Stimme gehört Killer. Kid hört sofort auf mich zu bedrängen und dreht sich zu dem blonden Maskenheini. Und ich sehe wie Killer kaum merklich den Kopf schüttelt. Und Kid lässt mich daraufhin einfach los. Was ist das denn jetzt? Was für eine Scheiße läuft hier eigentlich?! Mal davon abgesehen, dass Killer schon wieder seine Nase in Dinge steckt, die ihn überhaupt nichts angehen... warum hält er Kid zurück? Schlagartig kommt mir das Bild in Erinnerung wie Kid und Killer zusammen aus dem Schiff kamen, Kid ohne Mantel und Killer, wie er sein Hemd gerichtet hat. Was zum Teufel ist eigentlich zwischen den beiden?! Und warum muss es mich so treffen?! Hat Killer einfach nur was dagegen, dass Kid was von mir will? Killer weiß, dass da mehr ist zwischen ihm und mir, er ist nicht doof und er stand oft genug in der Nähe. Ich knurre leise. Kid sieht mich wieder an. Den Blick kann er sich sparen! Volltrottel! Lässt sich von Killer herumkommandieren oder was?! Lässt sich sagen, ob er mich anfassen darf? Oder mir nahe kommen? Holt er sich eine Erlaubnis von Killer, mich zu küssen?! Meine Phantasie geht mit mir durch. Ich weiß, dass das nicht wahr sein kann, aber ich bin sauer! Warum nur löst Kid in letzter Zeit fast nur noch Wut bei mir aus? Bin ich eifersüchtig? Auf was denn schon?! Warum sollte ich?! Verdammte Scheiße! Vielleicht sollte ich Kid einfach küssen und schauen wie Killer das passt! Ruckartig stehe ich auf. Ich ticke wohl nicht mehr ganz richtig! Auch wenn ich gerne bei Kid bin, irgendwie schon seine Nähe genieße, seine Stimme, seine Berührungen, seinen Kuss... das hier geht jetzt wirklich zu weit! Falsch ist aber auch, dass ich mir von Killer sagen lasse, was ich machen darf und was nicht. Denn indirekt sagt er ja mir hier gerade, dass Kid und ich auseinanderrücken sollen. Oder etwa nicht? Ich kann nicht mehr klar denken! Ich sehe auf Kid runter, der bewegungslos sitzen bleibt. Er sieht mich nicht an, hat sich abgewandt. Warum kann Killer nicht einfach mal weg sein? Ständig verdirbt er alles! Irgendwie käme ich schon mit Kid klar, das weiß ich. Ich wäre gern geblieben. Einfach neben Kid sitzen, seine Wärme spüren vielleicht. Ihm eine reinhauen, wenn er zu aufdringlich wird. Und möglicherweise hätte ich mich nach einer Weile bei ihm angelehnt. Wie auf seinem Schiff in der ersten Nacht. Aber so? Ich kann mich nicht einfach wieder hinsetzen und so tun, als wäre nichts. Als wären wir beide alleine und als würde es mir nicht furchtbar auf die Nerven gehen, dass wir es eben nicht sind. Dabei wäre ich wirklich gerne bei Kid... Ich sollte aufhören so einen Mist zu denken! Sich zu Kid hingezogen fühlen! Das ist so... meine Gedanken wirbeln durcheinander. Bin ich verliebt? Niemals. Und wenn, dann ganz sicher nicht in ihn! ~ owari Chap °14 ~ Ohje, Law muss da mit was klar kommen, dessen er sich nicht einmal ganz bewusst ist. Wie viel Platz haben Gefühle im Leben eines Piraten, der seinen Traum jagt? Wie kann er an so etwas denken, wo er nicht einmal weiß, ob Kid ihn nach dem nächsten Mal - wenn es eines gibt - nicht von der Bettkante stößt? Da kommt noch einiges auf Law zu. Aber im nächsten Chap gibt es wieder mehr... hm, Interaktion zwischen den beiden. *g* Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 15: Weniger als 'Nichts' -------------------------------- WAHHH!! Da rennt die Zeit und Satra ackert, ackert, ackert für 4 und kommt nicht zum Schreiben! T____T Jetzt ist diese FF ohne mich 1 Jahr alt geworden! Trotzdem! Danke an die Gratulanten!! Danke, danke! *freut sich wie blöd* *//* Es wurmt mich selbst, dass ich so selten zum Schreiben komme und es ist immer schwieriger, mich selbst zufrieden zu stellen, aber ich geb ja einfach nicht auf. >______> Ich hoffe, ihr bleibt der Geschichte treu, Kid und Law können's gut vertragen. :3 Pairing: Kid & Law Warning: - Stimmungs'Killer' xDDD (Sorry. u.u') ~ Law's PoV ~ Chap °15 – Weniger als 'Nichts' Der Tag ist schon zur Hälfte rum, noch ehe ich mich auf ihn eingelassen habe. Ich gebe es zu: Ich bin derzeit unausstehlich. Viele aus meiner Crew und auch einige aus Kids streifen durch die Stadt, schnappen jede Neuigkeit auf, jede mögliche Gefahr, hören sich nach Marine um nach letzter Nacht. Aber es scheint alles ruhig. Ich habe wirklich gedacht, es würde ein Marineschiff kommen und Kid und ich waren lange uneins, was das Beste ist, das wir tun können. Im Endeffekt sind wir noch immer da. Heute Morgen gleich haben wir an der Werft angelegt und mittlerweile wird das Schiff von oben bis unten durchgecheckt und auf Herz und Nieren geprüft. Es wird wohl eine Weile dauern. Ich habe die besten Handwerker aus der Crew zur Verstärkung dagelassen. Und wenn ich mir am Ende einen vollständigen Bericht anhöre, dann will ich, dass er positiv klingt! Ich kann es mir nicht leisten hier zu verrecken! Mitten auf der Grandline, mitten auf der zweiten Hälfte, im gefährlichsten Ozean der Welt. Hier kann schon ein simples Zwinkern der Augen das Schicksal besiegeln. Oder ein Blick. So wie der des armen Trottels, der heute Mittag den Fehler machte, Kid über den Weg zu laufen. Was ich nur aus Erzählungen weiß, denn ich habe Kid seit gestern Nacht nicht mehr gesehen. Nachdem ich ihn habe an Deck sitzen lassen. Ich ärgere mich aber noch immer über Killer! Weswegen Kid und ich bisher auch nur über Boten gesprochen haben. Was mich noch mehr ärgert! Was wohl passiert wäre, wäre Killer gestern nicht dazwischen gegangen? "Captain!" Cas' fröhliche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Jemand zieht an meinem Arm und lässt erst los, als ich mich umdrehe. Es ist Penguin. Ich blicke von einem zum anderen und suche schließlich Bepo, immerhin sind wir zu viert losgegangen. Bepo steht an dem Schaufenster einer Konditorei und drückt sich die Nase platt. "Nicht mit dem Magen denken", meine ich beiläufig, als ich zu ihm rüber gehe und ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf gebe. Alle folgen mir, als ich weiterlaufe, aber wir kommen nicht weit, da diesmal Penguin derjenige ist, der vor einem Laden stehen bleibt. Interessiert blicke ich ins Schaufenster. Stühle, Tische, Schränke... Holzarbeiten. Der Mann ist wenigstens praktisch... "Da drüben gibt es Betten, Captain! Lass uns reingehen und alle durchtesten!" Für einen sehr flüchtigen Moment denke ich darüber nach, dann drehe ich mich doch zu Cas um und werfe ihm einen schiefen Blick zu. Er sieht weg, tut so, als könne ihn kein Wässerchen trüben und verschwindet dann doch pfeifend im Laden. Unverbesserlich. Bei Cas ist alle Mühe vergebens. Aber genau das mag ich an ihm. Außerdem hört er trotzdem, sobald ich etwas befehle. Ich schmunzle, aber bereits nach wenigen Sekunden gefriert mir das Lächeln auf den Lippen. Cas hat Recht, ich habe kein Bett mehr. Und das ist Kids Schuld. Eigentlich sollte ich mir schnellstmöglich ein neues zulegen, damit ich wieder ein eigenes habe und endlich wieder unabhängig bin, sobald meine Kajüte wieder in Ordnung gebracht ist. Aber... Eine Hand schiebt sich aus der Ladentür, dann ein Ärmel, weiß. Die Hand winkt. Ich seufze innerlich. "Pass auf, dass er keine Scheiße baut", meine ich zu Penguin und nicke zum Laden. Penguin blickt zur inzwischen wild rumwedelnden Hand, dann wieder zu mir. Er beißt sich auf die Unterlippe. Er hat eine Frage, das sehe ich deutlich und ich kann sie mir denken. "Nein." Das ist meine Antwort. Und Penguin ist so taktvoll und belässt es dabei. Er dreht sich um und geht allein in den Laden. Ich bin unruhig. Inzwischen müsste das komplette Schiff auf den Kopf gestellt sein. Wenn die Werft hier keine anständige Arbeit macht, dann lernen die Arbeiter mich kennen! Dann werde ich auch nicht mehr versuchen Kid zur Mäßigung zu bewegen, dann ist es mir egal, was hier auf der Insel passiert. Am liebsten würde ich zum Schiff zurückgehen und mich davon überzeugen, dass alles korrekt und richtig läuft. Aber ich habe mich von meinen Chaoten mitschleifen lassen, schon allein deswegen, um nicht mehr nur abwechselnd an Reparaturen und Kid zu denken. Hng... Auch Kid lässt sein Schiff durchchecken. Bei ihm ist das einfacher, er hat ein normales Schiff. Soweit ich verstanden habe, was ich wohl nicht hören sollte, verkauft Kid einige Beute auf der Insel. Was auch immer das für Beute ist und warum auch immer er das vor mir geheim hält. Er ist mir zwar keine Rechenschaft über etwaige Aktivitäten schuldig, aber was er mir definitiv schuldet, ist Geld. Und zwar jede Menge! Eigentlich müssten er und ich uns zusammensetzen und unsere Berrys auf einen Haufen werfen, aber das ist so ziemlich das Letzte, worauf ich Lust habe. Außerdem gehe ich davon aus, dass eine lange Schuldenliste für ihn verbleiben wird. Mein Schiff wird hier wohl zwar wieder seetauglich, aber um wieder richtig perfekt ausgestattet zu sein, dafür bedarf es wohl noch einiger Inseln und möglicherweise sogar einer Spezialwerft. Mal sehen. Bepo stuppst mich mit der Pfote an. "Hm?" Er sagt nichts, sieht mich nur an, sein Maul bleibt offen. Er zieht die Pfote zurück, tippt sich damit selbst gegen die Wange. Sein Blick wird fragend, dann besorgt, dann wieder fragend und schließlich hilflos. "Hör auf so blöd zu gucken." Ich verpasse ihm einen Schlag gegen sein Ohr, den er mit einem leisen Protestlaut kommentiert. Wenn er mir irgendwas zu sagen hat, dann sollte er das tun. Gerade Bepo! Zwischen ihm und mir steht so wenig! Wir kennen uns so lange, wir wissen wie der andere tickt, wir verstehen uns fast ohne Worte! Er und ich... sind einfach Freunde. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass sich irgendwas Neues zwischen uns schiebt und ich weiß nicht einmal warum. Wie ein nicht zu fassendes Ding, etwas nicht greifbares, etwas undefiniertes, schon allein deswegen, weil nichts Konkretes gesagt wird. Aber es ist kein Ding, was sich da zwischen uns breitmacht, es ist eine Person. Große Klappe, Teufelskräfte, rote Haare, überhebliches Grinsen. Über ihn sind wir uns nicht einig. Ich weiß, dass meine Crew Eustass Kid für einen gefährlichen Mann hält und damit hat sie absolut Recht. Kid ist mehr als das. Er ist auch irre und dämlich. Keine gute Kombination! Ich würde Bepo, auch wenn er nichts sagt, aber ich weiß es... ich kenne meine Bären, ich weiß, dass er sich Gedanken macht und dass sie nicht gut sind, nicht gut sein können! Aber ich würde Bepo auch sofort Recht geben bei Kid. Ich habe nur ein Gefühlsproblem, ein dusseliges, was mich genauso dämlich macht wie Kid, aber dieses Gefühlsproblem sagt mir mehr als deutlich, dass ich Kid nicht einfach links liegen lassen kann. Ich will von ihm beachtet werden, auch wenn ich dafür keinen Finger krumm machen und mich profilieren werde. Aus dem Alter bin ich raus. Aber offensichtlich bin ich noch immer in dem Alter, in dem man jemanden, zu dem man sich, aus welchen Gründen auch immer, hingezogen fühlt, nicht aus dem Kopf bekommt. Ein lautes Krachen hinter mir lenkt mich ab. Es scheppert, dann zersplittert die Fensterfront des Bettenladens. Automatisch hebe ich den freien Arm, den, der nicht das Schwert hält und schütze mein Gesicht. Stimmen werden laut, Raunen der Passanten, ein wütendes Gebrüll aus dem Innern des Geschäfts und dann zwei mir wohl vertraute lachende. Die Menschen treten zur Seite, als Penguin und Cas aus dem Laden rennen, lachend, laut feixend, sich kaum einer Schuld bewusst. Diese zwei! "Captain!" "Captain, abhauen!" Noch immer lachen sie, laufen zu Bepo und mir, wollen mich zum Gehen bewegen. Was zum Teufel haben die da drinnen nur angestellt?! Wenn man sie mal zwei Minuten alleine lässt! "Den Schaden ersetzt ihr mir! Jedes einzelne Bett, auf dem ihr...!" Ein großer Mann kommt aus dem Laden. Der Besitzer? Er funkelt mich an. Gelassen hebe ich den Arm. Bepo ist bereits mit den anderen beiden ein paar Schritte weiter gelaufen, aber mir ist gerade nicht nach lachender Flucht, nachdem man etwas unsagbar dämliches, aber äußerst lustiges angestellt hat. "Gibt's Probleme?", frage ich, einen bedrohlichen Ton anschlagend. Augenblicklich herrscht Stille. Dann bleibt der Mann stehen, grummelt und flucht und hebt ein Holzstück vom Boden auf, das mir verdächtig nach einem Bein von einem Bett aussieht. Noch während der Mann erneut was von 'ersetzen' und 'für alle Schäden aufkommen' brummt, drehe ich mich um und laufe, die anderen im Schlepptau, die Straße runter und weg vom Tumult. Ist Kid wirklich so anders als wir oder sehe ich die Sache einfach nicht ganz objektiv? Meine Crew ist auch dämlich. Allerdings machen wir kleinere Wirbel und heben unsere Kräfte für die Dinge auf, die wirklich wichtig sind. Schlechtes Beispiel aktuell... "Captain, wir...", setzt Cas erklärend an, aber ich winke ab. "Ich will's gar nicht wissen." Und jetzt muss ich doch wieder schmunzeln, unterdrücke es aber. Ich hätte mir schon gern ein Bett ausgesucht, aber ich fürchte, ich hätte es nach Kriterien gewählt, die meiner momentanen Neigung wichtig sind und mir sonst nicht wirklich entsprechen. Oder warum kreisen meine Gedanken um so ein breites Doppelbett, wie Kid eines besitzt...? Meine Mütze liegt neben mir, es ist ziemlich warm geworden an diesem Tag. Cas und Penguin liegen mit offenem und halb runtergezogenem Overall neben mir auf der Wiese, Bepo jammert leise vor sich hin. Zum wiederholten Mal fummle ich an meinem Kinnbart rum. Die Sonne ist unbarmherzig heute. Das Wasser ist uns bereits vor zwei Stunden ausgegangen, aber ich will noch nicht zurück zum Schiff, das wir doch nicht nutzen können und ich habe auch keine Lust mehr auf die Stadt. Cas hat gefühlt in jeder Straße irgendeinen Menschen gegen sich aufgebracht. Heute hat er nichts als Unsinn in der Birne. Ich lege das Schwert ins Gras, als ich mich gegen Bepo lehne, der automatisch eine Pfote hebt, um mich wegzuschieben. Ich bin eine zusätzliche Wärmequelle. Als ich nach dem ersten Schieben nicht reagiere, gibt er auf und japst noch mehr. Gestern war es nicht so warm hier und mit einer Hitzewelle habe ich nicht gerechnet. Ob es hier grad Sommer wird? Ich atme tief ein und bereue es sofort. Jetzt ist mein Mund noch trockener! Es ist fast Abend und es ist heiß! Wenn das Wetter so bleibt, dann kann das mit den Arbeiten am Schiff länger dauern. Dann sitze ich noch länger hier fest. Bei der Hitze geht ja nichts voran! Noch mehr Tage mit Kid und seiner Crew. Mit Killer. Wütend verschränke ich die Arme hinter dem Kopf. Bepo schnauft. Ich sehe Kid öfter als seinen Wachhund, aber trotzdem halte ich ihn besser aus. Was nicht daran liegt, dass ich was für Kid übrig habe. Nein. Aber mir wollen einige Szenen einfach nicht aus dem Kopf. Warum passt Killer so dermaßen auf seinen Captain auf? Ist Kid etwa nicht überlebensfähig? Die Frage sollte sich von selbst beantworten... Eine seichte Brise streift mein Gesicht und ich schließe die Augen, rutsche ein Stück tiefer an Bepo. Ich kann verstehen, dass Killer misstrauisch ist, meine Crew ist es auch gegenüber ihm und den anderen. Aber Killer hat auch die schlechte Angewohnheit zu stören und zwar immer. Ich habe das Gefühl, als würde er an Kid kleben, denn wann hatten er und ich schon mal eine ruhige Minute zusammen? Ruhige Minute, pah! Was sollte ich mit Kid... egal... Killer, da war ich. Schon auf Kids Schiff, kurz nach dem Unglück, hat Killer mich auf Schritt und Tritt begleitet, es sei denn, Kid hat ihm ausdrücklich befohlen, sich zu verkrümeln. Dann diese Szene an Deck, er hinter Kid, an seinem Hemd fummelnd. Und gestern hat er wieder gestört. Und was noch viel schlimmer ist: Kid hat auf ihn gehört! Warum zum Teufel hört Kid auf ihn?! Ich möchte die beiden so gerne voneinander trennen, mal ein wenig Kid für mich... die Wärme steigt mir zu Kopf! Aber genau jetzt habe ich das dringende Bedürfnis Kid zu berühren. Ich weiß nicht wo das herkommt. Mir scheint, als würde ich automatisch das Verlangen nach körperlicher Nähe zu ihm entwickeln, wenn bloß meine Gedanken um ihn kreisen. Das ist wirklich nicht mehr normal! Und das ist eine Sache, die ich ganz und gar für mich allein behalten sollte. Gerade als ich die Position an Bepo als relativ gemütlich ansehe und alles ausblende was mich nicht interessiert, Stimmengewirr, nervige Vögel, Kindergekreische, das Hämmern gegen einen Karren, höre ich eine halbvertraute Stimme, die ich weder ausblenden kann, noch ignorieren will. Ich schlage die Augen auf, sehe mich um. Gerade so zu sehen, diskutierend, laufen Killer und Kid die Querstraße entlang. Ich kann sie nicht mehr hören, eben hat nur Kid was gebrüllt. Wie immer. Der Mann ist zu laut. Sie sehen uns nicht und ich bin versucht, einfach wieder die Augen zu zumachen, aber irgendwas bringt mich dazu, das genaue Gegenteil zu tun. Noch ehe ich es selbst realisiert habe, greife ich nach meinem Schwert und stehe schon auf den Füßen. "Hmmm?" Cas sieht zu mir hoch. "Müssen wir weiter?" Ich schüttle den Kopf, mache mit einer Handbewegung klar, dass die drei liegen bleiben sollen. "Hab was zu erledigen." Meine Augen verfolgen Kid, wie er um die Ecke verschwindet, raus aus meinem Sichtfeld. Die anderen haben ihn nicht gesehen? "Geht zurück zum Schiff wann ihr wollt, schaut nach dem Rechten. Hört euch weiter um." Ich laufe schon los, da ruft Bepo mir noch Zahlen hinterher. "4-2-3!" Ich nicke, ich weiß. Zimmer 423. Unser Zimmer neben all den anderen. Vollgepackte Zimmer wohlgemerkt. Nächte zum um die Ohren schlagen. Da das Schiff umgekrempelt wird, muss die komplette Crew notgedrungen woanders schlafen. Bis auf ein paar Männer die abwechselnd, aber rund um die Uhr, für die Schiffsbewachung abgestellt sind. Ich leide nicht unter Verfolgungswahn, ich bin bloß vorsichtig. Es wäre nicht schlecht, wenn ich mir diese Nacht auch eine Beschäftigung suche, Ruhe finde ich in einem Zimmer mit dem Chaotentrio und anderen Männern eh nicht. Eilig, aber um Unauffälligkeit bemüht, laufe ich zur Querstraße. Keiner mehr zu sehen. Mist! Wo sind die beiden langgegangen? Ich folge der Straße, bis sie in einer T-Kreuzung mündet. Rechts oder links? Abwägend sehe ich die Straßen an, dann nimmt mir Kids laute Stimme die Frage ab. Links. Leise schleiche ich weiter. Mein Schwert fester packend frage ich mich, warum ich mich wie ein Dieb anschleiche. Was soll das? Das ist eine Sache, die ich selbst überhaupt nicht leiden kann, würde das jemand bei mir machen. Ich sollte einfach betont lässig auf die Straße treten, einen desinteressierten Gesichtsausdruck aufsetzen und verschwinden. Dann hätte ich mir die Mühe, den beiden hinterher zu laufen, allerdings auch sparen können... War es wieder so eine Geste von Killer, die mich hat aufspringen lassen? Wie er Kid die Hand auf den Unterarm gelegt hat? Oder war das Einbildung? Genervt schüttle ich den Kopf. Law, du drehst durch! Das alles hat dich sowieso nicht zu interessieren! "Das geht dich nichts an, verdammt!" Kid Stimme lässt mich anhalten. So nah. Gehen die beiden gar nicht weiter? Ich bleibe stehen, lehne mich an die Hauswand. Wir sind in irgendeiner Hintergasse gelandet, außer mir ist niemand da. Eine Katze springt von oben auf eine an der Seite stehende Kiste, sonst ist hier nichts. Trotzdem sind die Geräusche von der Hauptstraße zu hören. Warum sind Kid und Killer in eine Seitenstraße gegangen? Ich beiße mir auf die Unterlippe. Besprechen sie irgendwas, dass keiner hören soll? Ungünstiger Ort! "Es geht mich was an!", sagt Killer eindringlich. Dann folgt Stille, fast eine geschlagene Minute lang. Was zum Teufel machen die da um der Ecke?! Ich höre Steine knirschen, wie als würde einer der beiden sich anders hinstellen. Ich blicke zum Boden. Auch bei mir sind feine Kiesel, ich sollte mich also besser nicht mehr bewegen. Kid brummt etwas Unverständliches. "Aber Captain..." "Halt endlich die Klappe, man! Ich weiß es nicht!" Wieder Stille, dann Gemurmel, ich verstehe kaum ein Wort. Seit wann weiß Kid was nicht? Hat er nicht immer eine Antwort? Und wenn es Gewalt ist. "Und wie..." Wieder knirschen die Kieselsteine und verschlucken so Killers Stimme. "Das ist ja wohl das letzte, was dich zu interessieren hat!" Kid scheint sich auch wieder in Bewegung gesetzt zu haben, aber der Satz war fast gebrüllt. Worüber reden die eigentlich? Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf die Stimmen. "Gerade von dir so eine Frage!" "Ich bin der einzige, der sich so eine Frage zutraut." Kid lacht, bitter, nicht frei und fröhlich. Ich wage es nicht um die Ecke zu sehen, auch wenn die beiden sich immer weiter entfernen. "Du kennst mich. Was glaubst du denn?" Killer macht ein abfälliges Geräusch. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich habe das merkwürdige Gefühl, dass mir diese Unterhaltung, so wenig ich sie auch verstehe, definitiv nicht gefällt. "Ich habe mich..." Mist, ich verstehe kaum noch was! "...überhaupt retten." Ich horche auf. "Nicht..." Ich rutsche näher zur Ecke. "...ausgerechnet ER!" Ich verstehe nur noch Wortfetzen, trotzdem bleibe ich stehen. "...nur Probleme!" Ein lautes Geräusch übertönt etwaige weitere Sätze. Ich fluche, nutze den Lärm aber, um ein paar Schritte zu machen und doch noch um die Ecke zu sehen, flüchtig, vorsichtig. Keiner zu sehen. Ein paar eilige Schritte später bleibe ich stehen, drücke mich wieder an die Hauswand. Die Katze von eben ist mir nachgelaufen und auf einen Fenstervorsprung geklettert. Sie sieht mich interessiert an. "...erste Werft vorbei. ...Geld, oder?" Killers Stimme. Aber wieder nur Wortfetzen, wie nervig! Kid erwidert was, aber ich verstehe es nicht, er ist zu leise. "...irgendwer?" Wieder Killer. "Schluss!" Kid. Und seine Stimme ist laut, drohend. "Law ist nicht..." Was?! Was-was-was?! Scheiße! An der interessantesten Stelle bekomme ich nichts mehr mit! Noch lange stehe ich an die Hauswand gedrückt da. Mein Name. Wieso ist mein Name gefallen? Und was genau bin ich nicht? Interessant für ihn? Ein Problem für ihn? Leicht zu erledigen? Wichtig? Leicht zu haben? Oh, Law, pass auf deine Gedanken auf! Aber was für ein ungünstiger Ort für solche Gespräche!! Was zum Teufel habe ich da mit angehört?! ER? ... ICH?? Es ging doch um mich? Moment, Moment! Mein Herz schlägt laut, die linke Hand presst sich so sehr an die Hauswand, dass ich mir den rauen Putz in die Handfläche drücke. Ich merke es nicht. Haben sich Kid und Killer gerade allen Ernstes über mich unterhalten?! Warum?! Oder besser: Wie können sie nur?! Wie kann Kid nur?! Hat er Killer erzählt, dass wir miteinander im Bett waren?? Nein, stopp, stopp! Ich interpretiere zu viel hinein! Vielleicht ging es nur darum von hier wegzukommen. Möglicherweise planen sie eine Flucht oder sie wollen einfach wegsegeln und mich auf den Reparaturkosten sitzen lassen, die ich nicht bezahlen kann. Ich mache Probleme? Kid ist von uns beiden der, der Probleme macht! Aber... wie war das? Killer traut sich Fragen zu, die sonst niemand an Kid richten würde? Also doch irgendwas ganz persönliches! Über... mich? Kid hat jedenfalls nicht direkt geantwortet. Ich versuche mich an die einzelnen Worte der Unterhaltung zu erinnern, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Es ist klar, dass Killer ein Auge auf mich hat, das weiß ich. Ein ungutes Auge wohlgemerkt. Er kann mich nicht leiden, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Sind Kid und er sich so nah, dass Kid ihm irgendwas erzählt? Ich halte Kid nicht für jemanden, der mit etwaigen Sexgeschichten prahlt, aber Killer ist nicht blind und als Wachhund eh ständig irgendwo in der Nähe. Er kennt seinen Captain, er kann sich Dinge zusammenreimen. Ging es wirklich darum oder ist das nur eine Angst von mir?? Das macht mich noch wahnsinnig! WAS war das für eine Unterhaltung?! Killer stellt Vermutungen an und hat die Frechheit Kid auch noch direkt zu fragen? 'Freunde' schießt mir durch den Kopf. Mein Chaotentrio ist auch nicht blind und auch da rechne ich eigentlich täglich mit irgendwelchen Fragen. Ich hätte nicht zuhören sollen! Ich hätte die beiden nicht einmal sehen sollen! Warum nur bin ich aufgesprungen?! Ich sollte mich heute Abend hoffnungslos betrinken und alles vergessen! Angetrunken sitze ich in der Bar, irgendeine Spelunke in irgendeinem Hinterhof. Das Abgelegendste das ich gefunden habe. Das Bier schmeckt schal, der Rum ist zu jung, der Whiskey hat schon bessere Tage erlebt und ist verwässert. Ein dumpfes Pochen quält meinen Kopf und trotzdem trinke ich den Rest des Rums. Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich das Gespräch zwischen Kid und Killer vergessen soll. So lange, dass mir erst vor kurzem aufgefallen ist, dass ich es gar nicht vergessen kann. Ich denke ja immer noch darüber nach! Ich trete dem Mann vors Schienbein, der unter meinem Barhocker liegt und bei dem sich niemand die Mühe gemacht hat, ihn zumindest zur Seite zu räumen. Vor etwa einer halben Stunde habe ich ihn KO geschlagen, weil er mich mit seinen Fragen über mein Schwert zu sehr genervt hat. Ich will nicht angesprochen werden! Eigentlich müsste meine Körperhaltung das deutlich sagen. Leider gibt es Menschen, die nicht einmal das lesen können. Ich schätze Kid könnte es, aber er ignoriert so was geflissentlich. Ich war noch nicht wieder bei meiner Crew. Ich habe keine Lust auf Gesellschaft, nicht einmal auf Bepos. Heut scheint wieder so eine Nacht zu sein, die ich allein mit mir und meinen unsinnigen Gedanken zubringen muss. Dabei gebe ich mir schon Mühe, auch meine Gedanken zu vertreiben. Mein Glas ist leer und ich muss mal wohin. Ich blicke mich nach einem Hinweis um, den ich an der gegenüberliegenden Wand auch entdecke. Noch ein unsanfter Tritt gegen den Mann am Boden, immer noch bewusstlos, und ich stehe auf. Geld lasse ich gleich auf dem Tresen liegen. Das Bad, so es den Namen überhaupt verdient, hat schon bessere Tage gesehen, aber ich will mich nicht beschweren, immerhin liegt nur eine Schnapsleiche rum und als zwei Männer mich als den wiedererkennen, der einen anderen mit einem Schlag umhauen kann, lassen sie mir großzügig den Vortritt. Als ich mir die Hände wasche, fällt mein Blick in den trüben Spiegel. Mein Ebenbild hat Falten auf der Stirn, vom Grübeln zermürbt, dunkle Ringe unter den Augen, tiefer als üblich in durchgemachten Nächten. Ich will mir sagen, dass ich ein Idiot bin, aber das weiß ich bereits. Und als ich mich ansehe wird mir klar, dass ich ein noch größerer Idiot bin, wenn ich nicht endlich losgehe und etwas tue. Irgendwas! Das ist doch kein Zustand zwischen Kid und mir! Wenn ich mutig bin, dann gehe ich einfach zu ihm und stelle uns beide vor eine Wahl. Vollendete Tatsachen schaffen, zumindest im sich Stellen. Man kann nicht weglaufen, das weiß ich doch. Niemals. Man wird immer eingeholt. Und viel brauche ich nicht tun. Ich muss nur zu Kid, ihm zeigen, dass ich da bin und dann abwarten was passiert. Nur keinen Rückzieher machen. Das ist doch nicht schwer. Genau das sollte ich tun. Einfach hingehen, in sein dummes Gesicht gucken, durch seine Haare streichen, seine warme Haut unter meinen Händen fühlen... ich schweife ab. Aber das wäre eine Möglichkeit. Mir auch nachgeben und wenn es nur für heute ist. Das, was man will, das kann man festhalten. Zwei Mal schon habe ich etwas mit Kid geteilt. Was ist, wenn ich nicht mehr blocke? Wenn ich offen für ein weiteres Mal bin? Ohne weiter zu denken verlasse ich die Bar, suche mir den Weg durch die leeren Straßen zum Hafen, zu den Docks, die etwas weiter draußen liegen. Es ist lauwarm, eine seichte Brise weht stetig vom Meer her. Ich ziehe an meiner Mütze, nehme sie einen Moment ab, damit der Wind mir die kurzen Haare zerzausen kann. Unbeirrt laufe ich weiter, halte nach Kids Schiff Ausschau, als die Werft in Sicht kommt. Die Schiffe sind voneinander gelöst, meines ist in der Werft, Kids muss warten, es wird später inspiziert. Ich habe keine Ahnung was ich sagen soll, wenn ich Kid sehe, ich weiß nur, ich will zu ihm. Seine doofe Anziehungskraft wirkt. Vielleicht bin ich wirklich so etwas wie sein Gegenpol. Auf jeden Fall will ich ihn sehen. Je näher ich seinem Schiff komme, desto größer wird das Verlangen danach, ihn auch zu berühren. Ich weiß, ich sollte mich stoppen, sollte auf dem Absatz kehrtmachen und gehen. Aber wozu? Wozu? Ich belüge mich nur selbst und wenn es ein Spiel ist, dass Kid spielen will, dann soll er sein Spiel haben! Wir werden sehen wer der Verlierer ist, auch wenn ich da schon eine Vermutung habe. Und wenn er gar nicht da ist? Leise meldet sich eine Stimme in mir, obwohl ich die der Vernunft doch schon so gut unterdrücke. Was, wenn Kid selbst in der Stadt unterwegs ist, in irgendeiner Bar, sich irgendeine Frau aufreißt? Oder einen Mann? Ich schüttle den Kopf. Ok, ein Mann ist Unsinn. Oder auch nicht? Nervös spielen meine Finger am Schwertgriff. Ich bin auch ein Mann, das lässt sich nicht leugnen. Egal... ich kann mir Kid nicht mit einem Mann vorstellen. Nicht mit einem anderen außer mir. Und was ist, wenn er wirklich nicht da ist? Und was ist, wenn er da ist? Lege ich mich dann einfach zu ihm ins Bett, weil ich keines mehr habe und warte, ob er sich was traut? Ich habe ihn so oft weggestoßen, es würde mich nicht wundern, wenn er das Interesse an mir verliert. Oder schon verloren hat. Immerhin hat er mich gestern Nacht bei dem kurzen Kuss nicht zurückgeküsst. Was aber auch daran liegen kann, dass ich ihn mit dem Kuss an sich überrascht habe. Und, dass er nur flüchtig war. Und danach war, wie soll es anders sein, sofort Killer zur Stelle, diesmal aber begleitet von Cas und Bepo. Toll, Law, jetzt denkst du doch nach! Ich sollte es machen wie vorgehabt: Hingehen, tun und sagen was mir einfällt und schauen was passiert, zulassen was passiert, was auch immer passiert. Mir selbst nachgeben. Seit gestern Abend habe ich das dringende Bedürfnis nach Kids Nähe. Ich wollte bei ihm bleiben, aber die Stimmung war wieder versaut. Bin ich zu empfindlich? Schwachsinn! Aber es ist alles komplizierter als es müsste. Weil ich es kompliziert mache. Weil Kid eben keine einfache Bekanntschaft für mich ist, weder freundschaftlicher, noch sexueller Natur. Ich habe wirklich was für ihn übrig und genau das wirft mich aus der Bahn. Ich habe mich schon lange nicht mehr wie ein dämlicher Idiot gefühlt. Das ist erschreckend, weil ich mich einerseits verfluche und andererseits willentlich in den Untergang laufe, sehenden Auges, voller Hoffnung oder was auch immer mich dazu bringt, direkt zu Kid zu gehen. Ich Idiot! Ich habe nicht genug getrunken, um mich rausreden zu können, aber doch zu viel, als dass die Vernunft in mir gewinnt. Ich will von diesem nervigen Gefühl befreit werden, dass sich so sehr nach Kids Nähe sehnt. "Was suchst du denn hier?", begrüßt mich eine mürrische Stimme, als ich vor dem Schiff ankomme. Ein Schatten tritt von neben dem Schiff ein Stück zu mir. Killer, natürlich. Ich presse die Lippen aufeinander und bleibe stumm. Die Hoffnung, dass ich unbehelligt aufs Schiff, vielleicht sogar in Kids Kajüte komme, hatte ich nicht wirklich... aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. "Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig." Ich verlagere mein Gewicht, stelle mich in eine Position, die nicht kampfbereit, aber doch bedrohlich wirken soll. Killer lehnt sich lässig an die Schiffswand. Warum lasse ich mich eigentlich von ihm aufhalten? Warum bin ich stehen geblieben? Ich setze mich wieder in Bewegung, er weiß doch sowieso, dass ich zu seinem Captain will. "Kid ist nicht da." Jetzt bleibe ich doch wieder stehen. Ist das eine Finte? Liegt Kid seelenruhig schlafend in seiner Kajüte? Oder sollte Killer die Wahrheit sagen? "Du kannst gern versuchen nachzusehen, aber du kommst gar nicht erst bis zu seiner Kajüte." Warum nur muss dieser Kerl mir immer gleich drohen?! Versuche nicht auch ich höflich zu sein?! Er könnte wenigstens den Anstand haben und die Klappe halten! Killer lässt schlagartig den Wunsch in mir erwachen, ihm eine reinzuhauen! Ich könnte ihn fragen wann Kid zurückerwartet wird, aber ich kann mir eine dumme Antwort schon denken. Killer wird mir gar nichts verraten. Also stelle ich mich ebenfalls betont lässig dicht an ihn, die Arme verschränkt, das Schwert griffbereit. Ich kann ihm auch auf die Nerven gehen! Schweigen breitet sich aus. Ich kenne Killer nicht gut genug, aber ich würde auf innere Unruhe, Unbehagen und Missmut tippen, wenn ich sehe, wie er sein Gewicht alle paar Minuten von einem Bein aufs andere verlagert. Zehn Minuten vergehen, vielleicht sind es auch nur fünf und ich habe mein Zeitgefühl verloren. Jede Minute neben Killer ist eine Minute zu viel. So langsam arrangiere ich mich mit der gespannten Wartehaltung. Der Maskenheini läuft ein paar Schritte weg, behält mich immer im Auge, sieht aber auch abwechselnd auf die Straße. Langsam werde ich wieder nüchtern. Ich weiß nicht was ich hier tue. Ich glaube ich stehe nur noch hier, weil ich Killer ärgern will. Die Nacht könnte ich sinnvoller nutzen. Vor allem, wenn ich Kid gar nicht mehr zu Gesicht bekomme. Was für eine Vergeudung von Lebenszeit! "Wenn du es wirklich nicht willst..." Killers Stimme ist fast ein Flüstern. Er dreht sich zu mir um, sieht mich direkt an. Irgendwo weit hinten schält sich eine Gestalt aus der Dunkelheit und läuft auf uns zu, noch zu weit weg, um was zu hören, noch nicht zu erkennen. "Dann halt dich von ihm fern!" Irgendwo in mir zerspringt ein Nerv. In einer einzigen fließenden Bewegung stoße ich mich vom Schiff ab, mein Schwert beschreibt einen kreisenden Bogen und Killer duckt sich darunter hinweg. Ich setze einen Tritt nach, aber er ist wieder schneller, springt an mir vorbei und hoch an Deck des Schiffes. Mit finsterem Blick verfolge ich seine Bewegung, setze aber nicht weiter nach. Gegen einen Gegner wie ihn macht sich auch kleinster Alkohol im Blut bemerkbar. Ich will auch keinen Krieg anfangen, aber ich kann nichts dafür, dass der Typ sich immer wieder aufs Neue mit Absicht unbeliebt macht! Mal im Ernst, was soll die Scheiße?! Warum meint er, mir ständig sagen zu müssen, was ich darf und was nicht, was ich tun oder lassen sollte?! Ich will keine Ratschläge von ihm!! Schon gar nicht, wenn er nicht mal deutlich sagt was Sache ist!! Wie sehr hängt er an Kid?! Ist das mehr als nur Freundschaft oder spinnt meine Interpretation? Durcheinandergebracht, weil ich selbst mehr für Kid übrig habe?! Und was weiß Killer? Wie lang ging die Unterhaltung vorhin, von der ich nur einen Teil mitbekommen habe? Aber schon mehr, als ich sollte und definitiv mehr, als gut für mich ist! Wenn ich es nicht will? WAS denn? Und warum, meint Killer, bin ich hier?! Schlagartig vergeht mir die Lust Kid zu sehen. Killer hat es mal wieder geschafft! Grandios! Da wollte ich mir selber nachgeben, mich nicht mehr eigenhändig hin- und herreißen, endlich mal einfach alles zulassen, es für den Rest der Nacht abhaken, aber hier steht Killer vor mir, sieht zu mir runter, entschlossen und vernichtet alle Möglichkeiten, noch ehe sie entstehen. Ich kann den Typen nicht leiden!! Hinter mir knirscht der Kies der Hafenstraße. Ich drehe mich um. Das Drama ist perfekt. Kein Geringerer als Kid persönlich kommt da auf uns zugelaufen. Schneller, wie ich meine, seit Killer und ich eben diese kleine körperliche Auseinandersetzung hatten. Auch ich laufe los, ihm entgegen. Es muss nicht sein, dass wir gleich zu dritt hier stehen, da bekomme ich nur irgendeinen Anfall und es endet blutig. Eigentlich will ich an Kid vorbeigehen, aber sein Blick, als wir uns ins Gesicht sehen können, ist merkwürdig verunsichert und so verlangsame ich meinen Schritt. Schließlich bleibe ich auf seiner Höhe stehen, als er mir die Hand auf den Unterarm legt. Er sagt nichts, ich dafür schon. "Lass los." Kids Blick geht kurz an mir vorbei, wohl rüber zu Killer, der noch immer am Schiff steht und fleißig Wachhund spielt. Ein Wunder, dass er Kid alleine hat sonst-wohin gehen lassen! Kid muss ja was Wichtiges in der Stadt getrieben haben! Die Frau aus der Bar fällt mir wieder ein, die ich beinahe aufgerissen hätte. Oder eigentlich habe ich das, aber dann doch auch irgendwie wieder nicht. Missmutig ziehe ich an meinem Arm. Er soll loslassen! Vor allem, wenn er seine Hände möglicherweise eben noch an irgendeinem Frauenkörper hatte! So viel zu dem Thema 'Spiel'! Wenn es für mich ernster ist und ich nicht mitspielen kann, nicht nach seinen Regeln, muss ich mir eigene schaffen oder das Spiel gleich ganz beenden. Was gäbe es da für Möglichkeiten? Und auf welche Kosten würden sie gehen? Ich schlage Kids Hand mit meiner anderen weg, werfe ihm einen finsteren Blick zu. "Wolltest du zu..." Ich unterbreche ihn. "Es war nur Sex Kid, mehr nicht." Verletzen. Er soll mich hassen, das ist der einfachste Weg voneinander loszukommen. "Nenn es Neugier oder Dummheit, aber das war auch schon alles. Und ich war nicht der, der angefangen hat." Ich dränge ihn mit dem Arm zur Seite und lasse ihn stehen. Nicht umdrehen! Für Sekunden ist es ganz leise hinter mir, dann höre ich, wie Kid mir nachläuft. Seine Bewegung ahnend, weiche ich aus und er greift ins Leere. "Sag mal, spinnst du?!", faucht er mich an. Seine weiteren Worte verstehe ich nicht, ich höre einfach nicht zu. Killer läuft näher, das sehe ich aus den Augenwinkeln. Er kann uns nicht gehört haben, aber er ist ja immer zur Stelle, um seinen Captain vor etwaigen Dummheiten zu bewahren. Also beschütze ihn vor mir, Killer, denn ich bin wohl die größte Dummheit, die Kid sich leistet! Als Killer Kid eingeholt hat, bleibt dieser einfach stehen, fluchend, aufgebracht, aber er bleibt zurück. Ein Grund mehr, alles nicht ernst zu nehmen! Ja, bleib doch bei deinem Wachhund! Da fühlst du dich bestimmt gut aufgehoben! Wer weiß, was ihr noch so alles miteinander treibt! Ich will's gar nicht wissen! Bleib weg, Eustass Kid, am besten wäre es gewesen, wenn du mir gar nicht erst zu nahe gekommen wärst! Dann hätte ich nämlich jetzt nicht so ein beklemmendes Gefühl in der Brust! Dann würde sich mein Herz nicht zusammenziehen! Wütend beiße ich mir auf die Unterlippe, bis ich Blut schmecke. Verdammt! Wozu bin ich denn hergekommen?! Ich wollte mich Kid präsentieren und abwarten, ob er mich will oder nicht! Und ich hätte nicht nein gesagt! Und was ist jetzt passiert?! Jetzt sage ich ihm deutlich, dass mir all das nichts bedeutet, obwohl es gar nicht der Wahrheit entspricht! Es bedeutet mir etwas! Es bedeutet mir sogar sehr viel! Und Kid lässt sich meine Abfuhr gefallen! Also bedeutet es ihm wirklich nichts? Ich bedeute ihm gar nichts?! Waren meine Worte das, was er eigentlich denkt? Oder werde ich wieder ungerecht?! Ist mir eigentlich auch scheißegal! Ich kann so oder so nicht erwarten, dass er mir nachläuft! Ich wüsste auch gar nicht, wie ich auf so was reagieren soll, aber Kid ist eh nicht der Typ, der um Vergangenes trauert, insofern biege ich doch alles gerade wieder in die richtige Richtung. Er und ich, das geht sowieso nicht! Wir müssen uns eh wieder trennen, wir sind Piratenkonkurrenten, Rivalen, so was tut sich nicht zusammen! Und was für den anderen übrig haben – das geht auch nicht! Das geht schon mal gar nicht! Keine Chance! Und trotzdem bereue ich die Worte von eben. Habe ich eine Pforte geschlossen? Ich wollte doch zu ihm, ich wollte ihm... nahe sein. Irgendwie. Am liebsten würde ich mich umdrehen, aber ich habe keine Lust und die beiden da stehen zu sehen, zusammen, das macht mich nur wütender. Warum geht immer alles schief, wenn es mit Kid und mir zu tun hat? Merkst du das nicht, Kid? Ich wollte eigentlich zu dir, um dir ein stückweit meine Zuneigung zu gestehen. Jetzt habe ich es kaputt gemacht. Noch ehe ich an der nächsten schummrigen Laterne ankomme, höre ich ein Geräusch hinter mir. Ich wirbele herum, hebe den Arm mit dem Schwert, um es waagerecht vor mich und damit andere auf Abstand zu halten, da packt mich schon jemand am Arm, drückt zu, es tut weh und ich blicke hoch. Kid. Wütend, harte Augen. Seine Finger bohren sich in meinen Arm. Mit der anderen Hand drückt er gegen mein Schwert und ich lasse es sinken, bin trotzdem vorsichtig. "War es das, was du mir sagen wolltest oder war es eigentlich was ganz anderes?!" Seine Stimme ist dunkel und tief, sein Tonfall drohend. Er sieht aus, als würde er mir am liebsten das Genick brechen. Warum glänzen seine Augen so schön, wenn er wütend ist? Ich verstehe nicht, warum es mich augenblicklich glücklich macht, dass er mich so anfährt. Mein Kopf ist leer, alles weggefegt, was bis eben noch da war. Wenn er mich so ansieht, dann läuft es mir kalt über den Rücken, dann bekomme ich Gänsehaut, aus Furcht wie aus Erregung, dann kippt der Horizont und ich weiß nicht mehr wo oben und wo unten ist. Wenn er mich so ansieht, dann will ich vor ihm weglaufen und würde doch eigentlich alles mitmachen, was er von mir will. Wenn er mich so ansieht, dann bin ich gefangen. Und ich weiß weniger als Nichts. ~ owari Chap °15 ~ Uhhu... Law! Ich brauche mal wieder länger, um dahin zu kommen, wo ich wirklich hin will! >___< Das nächste Chap brennt mir regelrecht auf der Seele! Ich will schreiben!!! Nyaa... vorerst Geduld. Bis Donnerstag wird das nichts, dabei ist grad mal Samstag! o__O' Bleibt am Ball! :D Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 16: Du gehörst mir -------------------------- Grad mal 14 Tage rum und schon gibt's das hier. :33 Vielen Dank an diejenigen, die mich mit Bildern geflutet haben! Weiter so! *____* Nur mal eben als Zwischenhinweis: Kid und Law HIER basieren auf der Anfangszeit! Ich hab zu Schreiben begonnen, als die beiden das erste Mal aufgetaucht sind und man eigentlich noch gar nichts über sie wusste, außer dass Kid ein Brutalo und Law irgendwie komisch ist (stille Wasser sind tief?). xD Wer fleißig die neuen Kapitel von Oda liest, der weiß, dass sie sich weiterentwickelt, der Leser mehr mitbekommen hat. Grad bei Law (dessen Bild im letzten Panel mich schon wieder wahnsinnig machte xD)! :3 Pairing: Kid & Law Warning: - Überraschungsgast - 2 Sätze ~ Law's PoV ~ Chap °16 – Du gehörst mir "Antworte!!", brüllt er mich an und weiß doch so offensichtlich, dass ich nicht antworten kann, selbst wenn ich es wollte. Ich kann gar nicht sprechen, nicht in diesem Augenblick. Ich sehe ihn nur an, er mich nicht mehr, nicht direkt, aber er hält unbarmherzig weiter meinen Arm fest. 'Blauer Fleck', schießt mir durch den Kopf, 'bleibende Fingerabdrücke von ihm auf meinem Körper'. In mir kribbelt es noch viel mehr. Ich will beide Arme ausstrecken und ihn umarmen. Umarmen und besänftigen und ihm zuflüstern, dass er alles mit mir machen kann und ich alles von ihm will. Gib mir alles was du hast, Eustass. Erst als er an mir rüttelt, werde ich mir bewusst, dass er erneut was gesagt hat. Er ist ungeduldig. Und wütend. Und aufgebracht. Und kurz vor der Explosion. So geht das nicht. Ich könnte ihn auf der Stelle anfallen und ihn fressen, aber so geht das nicht. "Lass los!", zische ich und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Zu unbarmherzig. Es tut schon mehr als weh. Ich wiederhole meine Worte und drücke ihm diesmal mein Schwert gegen seine Hüfte, genau auf seine Verletzung. Er keucht auf, der Griff lockert sich und ich entwinde mich ihm. Ich senke den Blick, sehe stur auf seine Brust, seinen Dolch, die Pistole. Ich will ihn nicht mehr ansehen. Ich traue mir nicht. Ich würde Kid an mich ziehen und ich würde ihn küssen und was dann ist, das will ich mir nicht vorstellen. "Trafalgar", brummt er und ich merke, dass ich ihm schon wieder nicht zugehört habe. Aber ich registriere, dass Killer auf halben Weg zu uns stehen geblieben ist. Warum bemerke ich so scharf, was der Kerl tut, aber nicht, was Kid zu mir sagt? Wie als würde ich Killer fokussieren, weil ich Angst habe, er könne Kid und mich wieder stören, stören bei dem, was ich nicht mitkriege, weil ich zu wenig auf das achte, was wirklich wichtig ist. Ich halte mich mit Belanglosigkeiten auf, halte mich selbst hin und gestatte mir nicht, mir das zu nehmen, wonach es mich verlangt. Das ist so untypisch! Ich konnte mir immer alles nehmen was ich wollte, ich habe es mir manchmal untersagt, keine Frage, einfach weil es unnötig komplizierter geworden wäre, hätte ich es mir genommen, aber ich habe nie Konsequenzen gefürchtet und jetzt hier, vor Kid, nah bei Kid, fürchte ich alles, was aus uns entstehen könnte. Es ist gut bei ihm zu sein und gleichzeitig so schlecht und es verändert alles, einfach alles von dem, was ich kenne und was ich lebe. Ich kann den Schritt zu ihm einfach nicht machen, dabei habe ich die Grenze längst passiert, die unsichtbare Linie zu ihm bereits überschritten und das ohne Zögern, nach meiner Rettung in seinem Bett. Und jetzt kann ich mir nicht mal gestatten ihn zu berühren. Wie kann ich vor einer Grenze zurückschrecken, die gar nicht mehr existiert? "Verdammt, hörst du zu?!" Wieder will er mich berühren, wie eben, wie seine Hand an meinem Arm, aber ich weiche aus, drehe mich und flüchte so vor seiner Nähe. Ich trete einen Schritt zurück. "Also jetzt reicht's!!" Diesmal höre ich seine Worte klar und deutlich, auch wenn ich immer noch hinter ihn und zu Killer blicke, der nicht direkt zu wissen scheint, ob er sich wirklich fernhalten oder doch zu uns rüber kommen soll, aber ich habe das Gefühl, als würden seine Augen, verborgen unter der Maske, meine treffen und er könnte alles in meinem Blick lesen, dass ich zu verbergen suche. Und wenn er die Wahrheit sieht? Erübrigt sich dann sein Kommentar von zuvor? 'Wenn du wirklich nicht willst...' Wenn du nur eine Ahnung hättest! Hast du eine?? Und wie ich will! Wie sehr ich ihn will! "Komm mit", murmle ich so leise, dass ich Angst habe, Kid könne mich nicht hören. "Komm mit?", wiederholt er aber als Frage. "Komm mit", wiederhole auch ich, drehe mich um und laufe einfach los. Kid folgt mir, aber selbst seine Schritte klingen wütend. Ich stelle ihn sehr auf die Probe, ich weiß das und ich bin selbst überrascht, dass der Mann sich doch offensichtlich mehr im Griff hat, als man bei ihm glaubt. Was auch immer ich mir gerade denke, eigentlich denke ich noch immer nichts und überlasse meinen Kopf der Leere, aber wohin auch immer meine Füße mich tragen... die Nacht wird entscheidend. Ich habe das Gefühl, dass man mir die Kontrolle weggenommen hat, dass ich an Fäden hänge, die irgendjemand lenkt. Ich weiß nicht wo meine Beine mich hintragen, aber es überrascht mich nicht, als Kid und ich, unter seinen zahlreichen Flüchen, an einer Bar ankommen. Nicht die Bar in der hinterletzten Ecke, aus der ich kam, keine Spelunke, auch wenn es sehr düster ist, als wir den Raum betreten. Muffige Luft schlägt uns entgegen, Musik. Ich suche mir den Weg in einen recht ruhigen Winkel, weiß noch immer nicht was ich hier soll, wieso ich mit Kid hierhergekommen bin und wie es weitergeht, aber hier bin ich und ich kann keinen Rückzieher machen, auch wenn mein Fluchtinstinkt mir genau jetzt sagt, dass ich laufen soll, laufen und mich nicht mehr umdrehen. Kid spricht mich wieder an, aber ich verpasse seine Worte erneut, tue trotzdem so, als hätte ich ihn gehört, aber mein fast verborgenes Nicken und mein weggedrehter Kopf, scheinen ihm nicht zu gefallen. Ich versuche zu überlegen was ich tun oder lieber nicht tun soll. Ich komme auf kein Ergebnis, auch wenn ich jetzt, wo ich eben nur Leere im Kopf hatte, tausend und drei Gedanken gleichzeitig vorbeifliegen habe. Und ich bekomme jeden einzelnen genau mit. Weglaufen und nie mehr zurücksehen, Kid einfach küssen, ihn berühren, ihn an mich ziehen, ihn stehen lassen, ihn anschreien, was er denkt, was wir tun, ihn schüchtern fragen was genau er eigentlich von mir will, ihm sagen, dass ich ihn will, jetzt und hier und sofort, ihm eine reinhauen für all das, was er mit mir macht und für all das, was er schon längst hätte tun sollen, für all seine Zurückhaltung, die ihm nicht steht und für all seine Überfälle auf mich, ihm Vorhaltungen machen, dass er so nicht mit mir umgehen kann und ihm gleichzeitig dafür danken, dass er mich nicht in Ruhe gelassen hat, auch wenn ich ihm gesagt habe, dass er sich fernhalten soll. Ich will ihn. Und ich will, dass er geht. Weit weg. "Ich hol uns was zu trinken", brummt Kid, versucht mich am Arm zu streifen, als er sich umdreht, aber ich ziehe mich zurück. Er bleibt kurz stehen, sieht mich an, ich fühle seinen Blick, auch wenn ich ihn nicht erwidere. "Bleib genau hier stehen." Harmlos gesprochen und trotzdem eine Drohung. Was tust du, wenn ich gehe? Läufst du mir nach? Harkst du mich ab? Willst du mich so sehr, wie ich dich will und ist es die gleiche Art von 'wollen' oder beziehst du dich nur auf Körperliches? Ich will mehr als das, Eustass. Ich will dich ganz. Und ich will dich auch nicht, weil es nicht gut sein kann, nicht gut gehen kann, nie gut sein wird, wenn ich es mir vorstelle. Wir sind so verschieden, wir passen überhaupt nicht zusammen, nirgends und wir wollen uns doch beide gegenseitig oft genug den Hals umdrehen, weil wir uns wahnsinnig machen, immer wieder und immer wieder dann, wenn wir es nicht erwarten. Du bist nicht der einzige, der kein Timing hat und ich bin nicht der einzige, der sich nicht entscheiden kann. Es ist ein Spiel, das keines ist, nie als eines geplant war, aber wir sind beide da reingeschlittert und zumindest ich habe mich hoffnungslos verheddert, bin mitten in der Mitte und finde keinen Ausweg, gezwungen für alle Ewigkeit zu zappeln und mich mit Hoffnungen und Ängsten herumzuschlagen, die nie ein Ende finden. Ich muss mein Schwert nehmen und alles durchtrennen, was mich hält. Alles kappen, aufstehen, gehen, weit weg, um nie wieder bei dir zu sein und mich nie wieder verlieren zu können. Wir sind nicht gut füreinander. Sag mir, warum ich nicht gehen will. Sag mir, warum es mir egal ist, dass Schwierigkeiten kommen, dass ich sie in Kauf nehme, nur um noch ein wenig bei dir zu sein. Ich starre ihm hinterher, als er sich rüpelhaft einen Weg zum Tresen bahnt, sich vordrängelt, einen Mann anstößt, der erst meckern will, dann aber freiwillig Platz macht, als er ihn ansieht und merkt, dass man Kid heute lieber nicht zu nahe kommt und er auch sonst wohl kein recht angenehmer Zeitgenosse ist. Das stimmt wohl. Was finde ich nur an ihm? Was fasziniert mich? Ich kann mir keine Antwort geben, ich weiß es nicht und trotzdem ist es so und ich komme nicht von ihm los. Ich habe keinen Willen, auch kaum einen Wunsch und meine Füße sind an den Boden gefesselt, obwohl das hier meine Chance ist, doch einfach zu verschwinden und es dem Alkohol zuzuschieben, dass ich ihm gesagt habe, er solle mitkommen. Warum kann ich mich nicht umdrehen? Warum lässt er mich nicht los, obwohl er mich doch gar nicht festhält? Kid dreht den Kopf zu mir, als er darauf wartet, dass der Barkeeper schneller macht. Unruhig hämmern seine Finger auf den Tresen. Ich ziehe mich weiter zurück in die Ecke und sehe weg. Mein Herz schlägt laut und viel zu schnell. Ich schaffe es nicht mich zu beruhigen, es hilft nichts, ich muss es wohl irgendwie vor ihm verbergen, wenn er gleich zurückkommt. Was soll ich sagen, wie ihm begegnen? Werden unsere Finger einander streifen, wenn er mir das Glas reicht? Soll ich es annehmen oder ablehnen? Soll ich wieder gehen, ihm sagen, dass er was missverstanden hat, dass ich nichts für ihn übrig habe und dass ich meinte, was ich über den Sex zu ihm gesagt habe? Dass es nichts bedeutet, dass es nur Sex ist, reiner Sex ohne Gefühl und dass es nur so weit gekommen ist, weil ich... Weil ich was? Nicht nein sagen konnte? Mich von ihm habe mitreißen lassen? Wissen wollte, wie es mit einem Mann ist? Oder soll ich zugeben, dass ich Tag für Tag an ihn denke, dass ich ihn nicht mehr aus dem Kopf bekomme, so sehr ich mich auch bemühe, dass er darin herumspukt wie ein Geist, der mich besetzen und besitzen will, dass ich mehr für ihn übrig habe als er glaubt, mehr als ich weiß und mehr, als ich je zugeben würde? Wie weit reicht meine Zuneigung? Ich will es noch immer nicht definieren. Ich hebe den Kopf, sehe, wie Kid zwei Gläser vom Tresen hebt und ich habe Angst vor dem Moment, in dem er wieder vor mir steht und mich zu trinken auffordert. Mir ist heiß und kalt und doch so heiß. Mein Griff um das Schwert tut weh, so fest ist er. Ich lockere meine Hand etwas, atme tief ein, ganz langsam und dann ganz langsam wieder aus. Sofort habe ich das Gefühl keinen Sauerstoff mehr zu bekommen. Mein Herz schlägt zu schnell und ich atme zu flach. Ich versuche Kid nicht zu beobachten, der jetzt vom Barkeeper aufgehalten wird. Plötzlich schiebt sich ein Fremder in mein Sichtfeld. Ich runzle die Stirn, verpiss dich! "Pirat?", fragt der Fremde und ich hebe den Kopf. Feind? "Seh ich so aus?", frage ich unwirsch zurück. "Ich habe einen Blick für so was." 'Was fragst du dann?', will ich sagen, bleib aber stumm und versuche hinter ihn und wieder zu Kid zu schielen. Vergeblich, der Fremde verlagert sein Gewicht auf das linke Bein, stellt sich somit bequem hin und plant offensichtlich einen Plausch mit mir. Wenn er einen Blick für Piraten hat, hat er dann keinen für Piraten, die absolut keine Lust auf seine Gesellschaft haben?! Ich sehe ihn an. Schwarze Haare, zurückgekämmt. Er trägt eine schwarze Hose, weißes Hemd, schwarze Krawatte, ordentlich gebunden, darüber ein schwarzes Sakko, glatt, ohne Flecken, ohne Knicke, ohne irgendwelche Spuren der Abnutzung. Seine Schuhe sind schwarz-grau gestreift und wollen irgendwie nicht zu dem geschniegelten Aussehen passen. Als ich wieder hoch und dem Kerl ins Gesicht sehe, schiebt er seine runde Brille nach oben, ganz eigenartig mit umgedrehter Hand, mit dem Handballen, obwohl man doch eigentlich seine Finger für so etwas nimmt. Der Typ ist mir nicht ganz geheuer, auch wenn es nicht so scheint, als müsste ich mich sonderlich vor ihm in Acht nehmen. Er verbirgt etwas, da bin ich mir sicher, aber ich kenne ihn nicht und somit ist er keiner der ganz Großen, auch wenn es sein kann, dass er genau da hin will. Lieber einmal zu vorsichtig, als hinterher ohne Leben. Der Typ ist nicht einfach so in der Neuen Welt. "Was zum Teufel tust du?!", blafft Kid, der unbemerkt, einfach so, plötzlich wieder neben mir steht. Er wirft mir einen furchtbar düsteren Blick zu, drückt mir beide Gläser in die Hand, ohne dass ich mir weiter Gedanken darüber machen kann, ob sich dabei unsere Hände berühren oder nicht, aber sie tun es und allein die Geste, sicher ungewollt, treibt wieder Schauer quer durch meinen Körper. Dann wendet Kid sich dem Fremden zu. Ich höre die Worte nicht die er sagt, nur seine Stimme und ich weiß anhand der Nuance des Tonfalls, dass der Fremde jetzt nur noch drei Sekunden hat, um zu verschwinden. Eins, zwei, auch die dritte verstreicht. Ich trete direkt an die Wand, als Kid den Fremden schubst, der sich das natürlich nicht gefallen lässt. Ein kurzes Handgemenge, der Fehler von Metall und schon hat Kid gewonnen. Greife den Mann nie mit Metall an, aber wer soll das wissen? Wenn man sich dessen gewahr wird, ist es bereits zu spät. Dumm, dass der Fremde kein Gespür für übel gelaunte Piraten mit Teufelskräften hat. Er hätte einen Bogen um Kid gemacht. Desinteressiert blicke ich auf den Mann mit Anzug, bewusstlos, der jetzt von anderen Gästen der Bar hinter den Tresen gezerrt wird. Offenbar hat er keine Freunde hier und keine Crew. Müssen wir nicht mit weiteren Schwierigkeiten rechnen? Auf dieser Insel sind Piraten fast so zahlreich wie Einwohner, es ist nichts besonderes, wenn man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt, das wusste ich ja schon aus der Spelunke von vorhin. Dafür aber können die Emotionen deutlich höher kochen und es schnell zu einer Eskalation kommen. Heute scheinen wir Glück zu haben, der einzige, bei dem die Emotionen hier hochkochen, ist Kid. Er flucht noch und fordert den Nächsten auf, sich ihm zu stellen, aber es scheint keiner wirklich Lust auf Ärger zu haben, schon gar nicht mit einem Teufelskraftanwender. Ich spüre wie auch ich beobachtet werde, nur kurz, ich scheine nicht weiter von Interesse zu sein und ich gebe mir sicher keine Mühe, mich in den Vordergrund zu spielen. Soll das Augenmerk auf Kid bleiben, das ist mir ganz Recht. Meine Aufmerksamkeit hat er ja auch. Sein schwerer Mantel streift mein Bein als er hin und her läuft. Noch verteilt Kid giftige Blicke. Ich nutze die Sekunden und kippe hintereinander beide Gläser Alkohol in mich hinein. Ich bin definitiv zu nüchtern für den Scheiß hier. "Was musst du dich gleich mit jedem einlassen, nur weil er dich anquatscht?!" Ich höre die Worte, aber ich verstehe den Sinn nicht ganz. Wenigstens versucht Kid leise zu sprechen, das muss ich ihm zugutehalten. Er sieht mich wieder an, greift automatisch zu einem der Gläser, ehe er sich gewahr wird, dass ich beide ausgetrunken habe. Wieder flucht er und ich muss grinsen. "Zu spät." "Halt die Schnauze!", blafft er. Deutlich sehe ich, dass er überlegt, ob er mich erneut stehen lassen und wieder an den Tresen gehen soll oder ob er nicht doch besser auf mich Acht gibt und weitere Menschen daran hindert, mir zu nahe zu kommen. Warum hat er damit ein Problem? Ist ja nicht so, als hätte der Typ mich interessiert. Kid macht den Mund auf, aber ich nehme ihm jede Chance, erneut was zu sagen, indem ich einfach selbst zum Tresen gehe. Er schlurft hinter mir her und einige der Männer machen Platz und lassen uns durch. "Das gleiche wie eben", sage ich dem Barkeeper, als ich dran bin und er füllt nach. Ich trinke ohne auf Kid zu warten, der sich sein Glas selber nehmen muss. Ich blinzle aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. Sein Blick liegt auf mir und er sieht verdammt deutlich danach aus, dass er unbedingt was sagen will, es ihm aber unangenehm ist hier, wo wirklich jeder zuhören kann. Vielleicht sollte ich ihn noch ein wenig ärgern und hier stehen bleiben. "Vollmachen." Ich bekomme nachgeschenkt, trinke es in einem Zug und nicke dem Mann hinter dem Tresen auffordernd zu. Kid will nicht nachstehen, donnert sein Glas auf den Tisch, aber nach dem dritten dreht er das Glas um, trinkt nicht weiter, sondern beobachtet mich, wie ich mir immer wieder nachschenken lasse, obwohl ich nicht einmal weiß, was ich da eigentlich trinke. Aber es ist mir auch egal, ich will einfach nur den Alkohol, der meine Gedanken vertreibt und die ordnet, die sich nicht vertreiben lassen. Fünf, sechs, sieben, acht Gläser. Noch eines. "Hör auf mich anzustarren", murre ich, als ich schon mehr als einen zu viel habe. "Hör auf zu trinken." "Nein." Ich kippe ein neues Glas und er hält mich nicht davon ab. Warum auch? Warum sollte ich aufhören? Will er irgendwas mit mir besprechen? Ganz plötzlich, wo doch auch er sich so fein von mir fernhalten kann, immer dann, wenn ich es wirklich bitter nötig habe, ihn zu sehen. "Ich verstehe dich nicht", flüstere ich, bemüht um Deutlichkeit, denn mir ist schwindelig und ich glaube, der Barkeeper hat nach dem fünften Glas einfach irgendwas nachgeschenkt und ich trinke munter die verschiedensten Alkoholsorten durcheinander. Das steigt schneller in den Kopf, macht mich langsam und müde und morgen gibt es einen fetten Kater, der sicher den ganzen Tag anhalten wird. Bei meinem Gewicht und der Menge Alkohol, die ich jetzt schon im Blut habe... wie von selbst rechnen sich die Stunden aus, die mein Körper brauchen wird, um alles wieder abzubauen. Ich hasse es. Selbst in betrunkenem Zustand funktioniert mein Arztgehirn. Kid drängelt einen Mann zur Seite, verschafft uns mehr Platz und stützt seine Arme auf den Tresen, leicht verschränkt. Er steht links neben mir, ich schiele ihn an, schiele auf seine Hand, die da einfach so liegt, als würde sie auf meine warten. Verlockend. Aber nicht realisierbar! Frustriert kippe ich ein weiteres Glas, dessen Inhalt so ekelhaft schmeckt, dass ich mir gleich ein zweites hinterher bestelle. Ich blinzle. Mir ist wirklich schlecht. So schnell trinke ich nie, nur wenn... wenn ich nicht weiter weiß, wenn ich vergessen will, wenn ich keine Ruhe finde, weil mich irgendwas so sehr bedrängt, dass ich keinen Ausweg sehe und nicht einmal Leichen sezieren mich wieder munterer macht. Das ist erst wenige Male passiert und fast immer hat Bepo meinen Absturz verhindert. Aber Bepo ist nicht hier, nur Kid und der lässt mich trinken. Ich will dich! Ich will dich! Hörst du meine Gedanken denn nicht? Was meinst du warum ich hier stehe und mich betrinke? Schwer blinzle ich, sehe von rechts nach links, dann wieder auf Kids Hand, die noch immer auf dem Tresen liegt wie vor... ich habe kein Zeitgefühl mehr. Wie lange ist das jetzt her, seit er sie dahingelegt hat? Fünf Minuten? Zwanzig? Dreißig? Sollte ich das lieber in Gläsern rechnen? "Das reicht jetzt!" Kid schlägt meine Hand zur Seite, als ich nach dem neugefüllten Glas greife. Er nimmt es selbst, trinkt und dreht es um. Ich murre. "Er hat genug." Das galt dem Barkeeper. Mir gefällt nicht, das Kid mit ihm spricht. Nicht, weil er für mich entschieden hat, dass Schluss ist mit trinken, sondern einfach deswegen, weil er mit ihm spricht. Einfach so. Sprich mit mir, Eustass, nicht mit ihm! "Komm mit!" Das galt wieder mir und witziger Weise erinnere ich mich, dass es die gleichen zwei Worte sind, die ich am Hafen zu ihm gesagt habe. "Komm mit?", wiederhole ich ihn deswegen und muss grinsen. Er dreht sich zu mir um, nickt, packt mich am Arm und diesmal lasse ich es zu. Wartend und Sekunde um Sekunde enttäuschter sehe ich ihn an. Er versteht mich nicht. "Komm mit", murmle ich deswegen zu mir selbst. Kids Blickt sagt, dass ich nicht mehr alle habe, dann zerrt er an mir und weil ich das nicht leiden kann, zerre ich meinerseits zurück und darüber regt Kid sich wieder auf, sodass ich mit Schwung ziehe, zu viel ziehe, da ich meine Kraft nicht mehr ganz einschätzen kann und so rutsche ich weg, falle fast nach hinten, als ich frei komme, aber Kid ist nüchtern und er greift wieder nach mir, legt seine Hand hinter meinen Rücken und entfacht damit ein Feuer, wo er mich berührt. Ich zucke zusammen und das kann ihm nicht entgehen. "Hör auf dich so anzustellen!", droht er. Es ist eine Drohung, soviel weiß ich noch. "Dann hör auf an mir zu zerren." Sein Blick, den er mir zuwirft und dem ich schleunigst ausweiche, sagt, dass er genau weiß, dass ich weiß, dass er sowieso nicht darauf hört, weil ich schon viel zu betrunken bin, um noch alles genau mitzubekommen. Weiß er denn auch, dass ich mich nur so betrinken konnte, weil ich ebenso genau weiß, dass er auf mich aufpasst und mich nicht hier zurücklässt? Dass ich mich ihm damit quasi ein wenig ausliefere? Ich und wohl auch er, zweifle nicht daran, dass ich mich noch immer wehren könnte, so ich es denn wollte, aber ich vertraue mich ihm ein Stück an und ich bin nicht sicher, ob er diese Nuance meiner Handlungen auch so fein registriert. "Wohin?", will ich mit einem Wort wissen, als wir draußen und in der angenehm frischen Nachtluft stehen. Tief atme ich ein. Die Nacht ist klar, Sterne blitzen am Himmel. Die Stimmen aus der Bar dringen laut zu uns raus, es ist kaum leerer geworden, obwohl es schon sehr spät sein muss. Oder früh? Mein Zeitgefühl ist ja weg... Ich will Kid knuffen, ihn so zu einer Antwort bewegen, aber ich besinne mich eines Besseren. Wenn ich ihn berühre, von mir aus und in meinem Zustand, dann weiß ich nicht, was ich weiter tue. Nur vor ihm zu stehen geht, aber das Verlangen nach ihm, tief in mir, dass selbst der Alkohol nicht wegspülen konnte, ist noch immer da und lauert nur auf eine Chance zu handeln. So greife ich mit beiden Händen um mein Schwert, halte mich daran fest, wenn ich es schon nicht an Kid tun kann. Stur sehe ich auf seine blaue Schärpe und muss mich doch auch hier zwingen, nicht dahin zu sehen, wo ich absolut nicht hinsehen sollte: Nur Zentimeter weiter runter. Vorstellungen von Verrücktheiten jagen mir durch den Kopf. Ich sollte Kid stehen lassen und zu Bepo, Cas, Penguin und meiner restlichen Crew wanken. Aber die Verrücktheiten, Ideen, Möglichkeit, alles, was ich tun und hinterher auf den Alkohol schieben könnte, lässt mich stillstehen und intensiver über etwas nachdenken, Bilder in meinem Kopf formen, an vergangene Berührungen denken. Nein, nein, nein! Verschwindet, lasst mich in Ruhe, ich falle nicht auf euch rein! Für nur eine schöne Nacht und morgen ist alles wieder nüchtern, bin ich wieder nüchtern und verfluche mich für meine Schwäche, dafür, dass ich ihr nachgegeben habe, dafür dass ich schwach war, dass ich getrunken habe, dass ich es so weit habe kommen lassen. Dass ich derjenige war, der sich Kid aufgedrängt hat, der ihm gestanden hat, dass es ihm nicht zuwider ist, was wir schon zweimal geteilt haben, dass ich es will, dass ich nichts dagegen habe, wenn er das mit mir tut. Und ich will ihn so sehr küssen! Sieht er es mir nicht an? Ich hänge regelrecht an seinen Lippen, auch wenn sie sich gar nicht bewegen! "Strapazier nicht meine Nerven, Law!" Er wischt sich mit der Hand übers Gesicht. Wo strapaziere ich ihn denn, ich stehe doch nur hier! Oder habe ich ausversehen alles laut ausgesprochen was ich gedacht habe? Mir wird heiß und kalt und ich brauche gefühlte Minuten, ehe ich begreife, dass es so nicht sein kann, weil Kid dann entweder schon weggelaufen oder über mich hergefallen wäre. Alles im grünen Bereich, zumindest was das Mitteilen meiner Gefühle angeht. Ich drehe den Kopf, sehe ihn schräg an. Ich bräuchte nur den Arm auszustrecken und ich würde ihn berühren. Seine rechte Hand zittert. Ist er wütend? Muss ich aufpassen? Warum ist er so verstimmt? "Lass dich nicht einfach so anquatschen!" Er ballt seine Hand zur Faust, schlägt dann seinen Mantel zurück und funkelt mich wütend an. Habe ich was verpasst? Seit wann bestimmt er darüber mit wem ich reden darf? Mal davon abgesehen, dass ich Leute nicht abwimmeln kann, von denen ich nicht mal weiß, dass sie mit mir sprechen wollen! Da fällt mir selbst jetzt noch die Logiklücke auf! Ich sollte ihm sagen, dass er mich mal kreuzweise kann und zwar im negativen Sinn. Stattdessen sage ich etwas, dass ich nicht verstehe, weil es als Antwort nicht passt und doch so passend ist, dass ich die Wahrheit darin erst erkenne, als Eustass mich so vorwurfsvoll ansieht, dass mir augenblicklich auffällt, dass er auch einer ist. "Das war ein Mann." Der Satz wirkt wirklich lächerlich, gerade weil... ja, weil halt! Er war ein Mann, ja! Aber als Eustass still bleibt und mich einfach nur durchdringend ansieht, fühle ich mich zu einem weiteren Satz genötigt, mit dem ich mich weit aus dem Fenster lehne. "Mach dir lieben Sorgen bei Frauen, Idiot!" Er zieht eine Augenbraue hoch. Ich weiß nicht, ob er die Aussage in meinem Satz versteht, ich verstehe nicht einmal selbst, warum ich das gesagt habe! Wenn er sich Sorgen machen würde, Sorgen um mich, wohlgemerkt, darüber, dass ich mein Interesse an jemanden verschenken könnte und zwar nicht an ihn, oder würde ihn das noch mehr sorgen? Wenn er sich Sorgen machen würde, würde das bedeuten, dass er was für mich übrig hat. Dass er nicht will, dass ich andere ansehe. Stopp, nein, das geht zu weit. Wir sind ja nur Bettgefährten, gefesselt an die gleiche Insel, die sich etwas Spaß gönnen, solange wie sie zusammen sind. Oder verstehe ich das falsch? Versteht er das falsch? Ich glaube ich versteh gar nichts mehr. Ich will eine Hauswand oder einen Baum oder von mir aus auch einen Stuhl, Hauptsache, ich muss hier nicht mehr so blöde rumstehen, wo meine Beine von einem Augenblick zum nächsten immer schwammiger werden und mich nicht mehr ganz korrekt tragen wollen. So verqueer es ist, aber in genau diesem Moment bin ich Eustass dankbar dafür, dass er steht und ich nicht auch noch gezwungen bin, hinter ihm herzulaufen. "Du verstehst das nicht", sagt er und er klingt merkwürdig. Oder ist das ein Produkt des Alkohols? "Du gehörst mir!" Ha! Ja, klar doch! Dir! Ich lache und komischerweise macht ihn das sauer. "Lass den Scheiß, ich bin nicht in der Stimmung für Scherze." Kids Blick verdunkelt sich. Kid... Eustass... Eustass Kid... jetzt jongliere ich auch schon mit seinem Namen! Er tritt zu mir, dicht, sein Blick fokussiert mich, aber ich zwinge mich mal wieder, einfach nicht hinzusehen. Dabei möchte ich ihn ansehen, in seine wütend funkelnden Augen, so wie vorhin am Hafen, möchte diesen Blick sehen, der mich ängstigt und gleichzeitig erregt. Wohlige Schauer könnte ich gerade gut vertragen. Aber sie wären das gefährlichste, was mir jetzt passieren kann. Seine Blicke... bernsteinfarbene Augen die mich verschlingen, die mich so nackt unter seinem Blick fühlen lassen, die mich schwach machen und gleichzeitig stark. Berühr mich nicht, nicht einmal mit deinem Blick! Aber Eustass hat sich noch nie an Regeln gehalten und sicher auch nur sehr selten an eine an ihn gerichtete Bitte. Obwohl ich zugeben muss, dass er mir so einige erfüllt hat. Hat er doch? Sehe ich ihn gerade in einem positiveren Licht? Ich fühle regelrecht seine Wärme, als er noch dichter vor mich tritt, eigentlich schon an mich. Ich will ihn berühren, aber ich kann nicht. Wenn ich es tue, dann bin ich verloren. Warum tut er das? Weiß er nicht, dass ich Gefahr laufe, jeden Moment über ihn herzufallen?! Ist er sich dessen nicht bewusst? Oder macht er es mit Absicht? Will er mich provozieren? Warum denke ich schon wieder so viel, wo ich nicht denken wollte, wo ich extra so viel getrunken habe, wo ich doch einfach zu ihm wollte und abwarten, was passiert? Warum ist jetzt er derjenige, der ankommt und wartet? Warum werde ich zum Handeln gezwungen, zu einer Entscheidung? Warum ist er nicht so egoistisch wie sonst auch immer, so dominant, so dreist, so völlig respektlos, dass er sich einfach nimmt, was er will? Ist es, eben weil ich betrunken bin? Will er das nicht ausnutzen? Oder hat er wirklich null Interesse mehr an mir? Und wenn er doch welches hat? Was dann? Wo landen wir heute Nacht, wenn wir überhaupt irgendwo landen? Ich bekomme Kopfschmerzen. Zu viele Gedanken und zu viel auf einmal. Zu viel, über das ich schon zu oft nachgedacht habe. Ich will nicht mehr. "Ich habe keine Geduld für so was!", grummelt er mich an und tritt einen Schritt zurück. Sollte nicht ich der sein, der das sagt? Wie von selbst strecke ich eine Hand nach ihm aus, berühre seine Schärpe, sehe darauf, streiche mit dem Finger über den Gürtel. "Verdammt noch mal, Trafalgar!" Mir scheint, er kann meinen Namen nur in einem Satz benutzen, in dem er flucht. Was passt ihm denn schon wieder nicht? Und warum unternimmt er nichts, damit es ihm wieder passt? "Ich stehe nicht auf Männer." Den Satz habe ich nicht sagen wollen!! Er ist mir rausgerutscht. Kid schnaubt genervt, ich wette er verdreht die Augen, aber ich sehe es nicht, weil ich mir immer noch verbiete den Kopf zu heben. Mein Finger fährt weiter über den Gürtel und schließlich ein Stück hoch, sodass ich seine Haut fühlen kann. Ich will ihn anfassen, mit der ganzen Hand, will seine warme Haut unter meinen Händen fühlen, wie sich seine Muskeln unter meinen Berührungen bewegen, wie er sich bewegt, wie er mir entgegenkommt, wie er Lust dabei verspürt, gerade weil ich es bin, der ihn berührt und niemand sonst. Aber das kann ich mir nur einbilden. Ich werde ihn nicht nach etwas derartigem fragen und ich werde nicht zugeben, dass ich mir genau das von ihm wünsche. Ich habe ihn zu gerne, ich weiß das und es tut weh. "Ich auch nicht", antwortet er endlich und die Antwort macht mich glücklich und traurig zugleich. Aber was hätte er sagen sollen? Im besten Falle nichts? Mir ist die Antwort lieber, die ich so und so auslegen kann, immerhin habe ich auch gesagt, dass ich keine Männer mag, nicht auf dieser Ebene der Zwischenmenschlichkeit. Seine Antwort kann mir sagen, dass er keinerlei sexuelles Interesse an Männern hat und ich nur ein Ausrutscher war, aus Neugier, aus Leichtsinn oder was auch immer. Oder aber ich bin die Ausnahme von der Regel und diese Interpretation gefällt mir viel besser. Ich lächle. Und endlich gestatte ich mir, ihn anzusehen. "Na endlich!", seufzt er genervt und ich weiß nicht, wer der erste ist, der seine Lippen auf die des anderen drückt. Es geht zu schnell. Ich konnte nur kurz in seine Augen sehen, konnte seinen Blick nicht deuten, ob es Erleichterung oder Folter war, aber der Blick, so kurz er auch war, war voller Intensität. Und Verlangen. Zumindest meiner. Ich will dich, Eustass, und wenn es nur für heute Nacht ist! Und wenn ich damit unvernünftig bin, weil ich es morgen früh garantiert bereue, weil du mir morgen früh sagen wirst, dass es nur wieder ein Ausrutscher war, dass du es so nicht wolltest, dass ich dich mitgerissen habe in meiner Trunkenheit und ich werde nicht sagen, dass ich trunken vor Verlangen war und es nicht am Alkohol lag, dass ich den nur brauchte, um mir endlich selbst einmal nachzugeben und zumindest im Ansatz erkennen zu lassen, was mein Herz derzeit gefangen hält. Du, du, du, du. Immer nur du, Eustass, das ist furchtbar! "Ich bin betrunken...", murmle ich gegen seine Lippen. "Das will ich nicht hören", nuschelt er zurück und küsst mich weiter, seine Zunge in meinem Mund, dominant wie eh und je und ich lasse mich mitreißen, lege ihm beide Hände an die Seiten, will ihn fühlen, der Wunsch ist noch immer da, stärker jetzt, wo wir uns so nah sind. Und doch halten wir etwas Abstand voneinander, nicht nur wegen unserer Waffen, die irgendwie immer im Weg sind, wir stehen auch mitten auf der Straße und auch wenn in dieser Minute niemand zu sehen ist, es kann jederzeit einer aus der Bar kommen oder jemand die Straße betreten, jemand aus seinem Haus, aus einem Geschäft, hinter einer Ecke hervorkommen. Ich schäme mich nicht für das, was wir hier tun, aber ich muss es auch nicht jedem zeigen. Das hier, der Kuss, die unterdrückte Leidenschaft, das geht nur Eustass und mich was an und sonst keinen! Niemand soll ihn sehen, denn er gehört auch mir, auch wenn das von ihm anders gemeint, vermutlich gar nicht gemeint war. Aber ich, ich will ihn haben. Er schiebt mein Sweatshirt hoch, drängelt mit den Händen darunter, berührt mich, schiebt eine Hand etwas hinter meinen Rücken und mir wird ganz anders. Seine Hände sind so warm im Gegensatz zu mir, sein Kuss wird immer eindringlicher, er lässt mich gar nicht mehr weg. Aber ich will auch nicht weg, ich erwidere den Kuss, gebe auch ihn nicht frei, es ist wie ein endloser Moment, von dem ich will, dass er endlos bleibt, dass er nie versiegt, dass ich Eustass' Lippen ewig auf meinen spüren kann. Ob er das fühlt? Dass ich ihn nicht gehen lasse, dass es mir egal ist, wenn er mich ablehnen würde, wenn er mich wegschiebt, mich für diese Nacht einfach nicht will. Damit kommt er mir nicht davon, heute bin ich es, der seinen Willen durchsetzt und sich nimmt, wonach es ihn verlangt und eigentlich dürfte er nicht abgeneigt sein, ging bisher doch fast alles von ihm aus. Ob er damit klar kommt, ob er es vielleicht sogar mag? Ob er sich Gedanken darüber macht? Ob ich je mal aufhören kann immer nur vor mich hinzugrübeln und den Dingen einfach mal ihren Lauf lassen kann, mich fallen lassen kann und einfach mit Eustass mitgehen, ganz egal wo wir landen? "Eustass...?", murmle ich gegen seine Lippen, als wir uns einen Moment voneinander lösen. "Ruhe", brummt er, ehe er mich wieder küsst. Seine Arme ziehen mich an ihn, halten mich fest und seine Waffen drücken mir unangenehm gegen die Brust, genau wie an dem Abend in dem Hotelzimmer, bevor wir ein zweites Mal miteinander im Bett gelandet sind. Ich schiebe meine Hände unter seinen Mantel, ich will Haut fühlen. Sein Körper ist angespannt, er ist wie unter Strom und sein Herz hämmert ebenso laut gegen meines wie meines gegen seins. Kann er das hören? Spürt er das? Weiß er, wo das hinführt? Fast wie von selbst, nur mit einer kleinen Willensüberredung meinerseits, streicht meine Hand über den unteren Teil seines Rückens und dann, doch ein wenig zögerlich, tiefer, bis meine Hand auf seinem Hintern liegt, was er mit einem Zucken quittiert, so leicht, dass es mir fast entgangen wäre. Ich streiche über den Stoff, unzufrieden irgendwie, aber auch triumphierend. Ich weiß, dass ich alles komplizierter mache, als mein Leben es vertragen kann, dass alles schwieriger wird, wenn ich das zulasse mit Eustass, aber wer weiß eigentlich wie es wird? Vielleicht sind wir Gelegenheitsficks, immer dann, wenn man sich auf der Grandline mal trifft. Was nicht so oft sein dürfte, die Neue Welt ist groß und jeder von uns hat genug mit sich und seinem Anliegen zu tun, also warum nicht endlich alles über Bord werfen, was sowieso schon über der Reling hängt? Abstruse Formulierungen, das liegt am Alkohol. Ich grinse und das bekommt Eustass mit, fährt mir mit der Zunge über die Unterlippe und ich bin arg in Versuchung, ihn zu beißen, lasse es aber, deute es nur an und Kid gibt ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen völliger Erregung und leichter Missstimmung liegt. Vielleicht sollte ich meine Hand von seinem Hintern nehmen und sie nach vorne legen. Das wäre die einfachste Variante um zu wissen, woran ich bin, wie weit er ist und wie ich mir die weitere Nacht noch vorstellen kann. Aber dafür, ich möge mir selbst verzeihen, habe ich gerade irgendwie nicht den Mut. Noch nicht. Später. Garantiert, das verspreche ich mir und das bin ich mir selbst schuldig. Das bringt mich erneut zum Schmunzeln und diesmal lässt Kid von mir ab. Er sieht zu mir runter und wüsste ich es nicht besser, dann würde ich sagen, er will mich verschlingen, aber selbst das freut mich in der Sekunde. Nimm mich mit Eustass, friss mich auf, lass nichts übrig, mach was du willst, ich sage nicht nein. Oder mache ich es ihm zu leicht? Ist es dann keine Herausforderung mehr, kein Widerstand von mir, nichts, was ihn hält? Ich bin mir nicht sicher, was ihn an mir fasziniert, Fakt ist nur, dass ich das behalten will, weiter interessant bleiben will, für jetzt, für morgen, für übermorgen, für alle eventuellen Treffen auf See. Sollte ich also weiterhin nein zu ihm sagen? Plötzlich rückt er von mir ab, hält mich aber fest, zieht an mir, zieht in eine Richtung, aber ich bleibe stehen, zu gedankenlos, obwohl es doch klar sein dürfte, dass er zusammen mit mir den Ort wechseln will. "Ich bin sauer auf dich", sagt er, als würde das alles erklären. Sein Blick ist durchdringend und ich weiche ihm nicht aus, dieser fast schon kühlen Aura, obwohl sein Körper doch so heiß ist, im Temperatursinn, meine ich, auch wenn ich zugeben muss, dass es auch für etwaige andere Sinne gilt, wenn ich ihn weiterhin so ansehe, als ich den Blick senke und ihn über seinen nackten Oberkörper gleiten lasse. So unweiblich, so unweich, so voller Muskeln, so breit... so anziehend, ich will wieder meine Hände darauf legen. Als er erneut an mir zieht, gebe ich nach, aber ich stolpere ihm entgegen, aus voller Absicht, grinse ihn entschuldigend an, als wäre der Alkohol Schuld und nicht ich und als läge es überhaupt nicht in meinem Interesse, mich an ihm festzuhalten und meine eine Hand erneut unter seinen Mantel zu schmuggeln, als ich mich von ihm führen lasse. Längst habe ich den Blick dafür verloren, wo wir eigentlich hingehen, aber es ist mir egal, ich weiß ja, worauf es hinausläuft. Mein Schiff geht nicht, von seinem sind wir weit entfernt und ich merke zumindest, dass wir uns auch nicht dem Hafen nähern, alles andere soll mir recht sein. Wir bleiben stehen, an irgendeiner Ecke, an irgendeiner Hauswand, gegen die ich mich lehnen kann, gegen die er mich drückt und schneller, als ich noch einmal vernünftig hätte atmen können, legt er mir seine Lippen auf meine, küsst mich dann auf die Wange, drängelt regelrecht, sodass ich den Kopf zur Seite drehe und ihm damit Platz gebe, sich meinem Hals zu widmen. Als ich beide Hände in seine wilden Haare vergrabe, schließe ich automatisch die Augen. Eustass' Zunge leckt mir über das rechte Ohr und ich kann es nicht leiden, ich mag es einfach nicht, eben weil genau diese kleine Geste mir schon bei den paar Mal, die er das getan hat, ein furchtbar intensives Kribbeln durch den ganzen Körper gejagt hat und so ist es auch diesmal. Ich versuche ihn von mir weg zu bekommen, schaffe es aber nicht, will es ja eigentlich auch gar nicht, aber ich ziehe seinen Kopf von meinem Hals weg, zwinge ihn, mich kurz anzusehen und dann bin ich es, der ihn küsst, wild küsst, lange küsst, der ihn schlussendlich doch beißt, aber in die Unterlippe und selbst als er deswegen die Lippen verzieht, höre ich nicht auf, gebe ihn nicht frei, sondern hole mir einfach was ich will. Und er hat nichts dagegen, gar nichts. Wie wir in das Zimmer gekommen sind weiß ich nicht, geschweige denn, wo wir eigentlich sind und ob wir auf legalem Wege hier sind oder nicht. Fakt ist, dass es dunkel ist, die Tür zu, ein Doppelbett in der Mitte, das ich mehr ahne, als tatsächlich sehe und irgendwie bin ich schon wieder in der gleichen Haltung, die ich auch inne hatte, als ich den letzten deutlichen Gedanken mitbekommen habe: An der Wand, Kid direkt vor mir. Diesmal allerdings küssen wir uns nicht, aber wir sind uns nah, seine Stirn lehnt gegen meine und ich höre sein schweres Atmen, fühle ihn. Er drückt mich an den Schultern nach hinten, so als solle ich nicht weglaufen, aber ich habe gar nicht die Absicht abzuhauen, weiß er das nicht? Wie sollte er, wo ich ihn so oft habe abblitzen lassen? Heute werde ich mein Bedürfnis nach ihm ernst nehmen, das ist das einzig Klare in meinem Kopf, alles andere schwankt ein wenig, dreht sich, schmeckt nach Alkohol und dann nach Kid, als er mir einen Kuss stiehlt und dann wieder wartet. Worauf, das weiß ich nicht. Wartet er überhaupt? Seine Hände sind schon wieder unter meinem Oberteil, streichen über meine Haut und hinterlassen viele kleine Stellen, die erneut nach einer Berührung verlangen. Das geht mir zu langsam! Mit der einen Hand greife ich an Kids Nacken, mit der anderen nehme ich seine Fliegerbrille ab, die er widerstandslos hergibt und erst jetzt registriere ich, dass mir mein Hut auch schon fehlt. Mein Schwert lehnt aber an der Wand neben uns, das weiß ich. Kid schiebt ein Bein zwischen meine, als ich die Hände zu seinen Schultern bewege, seinen Mantel wegschiebe, bis er mich kurz loslässt und dieses räudige Pelzteil zu Boden fällt, begleitet von einem Geräusch, wie ihn eben nur ein schwerer Mantel machen kann. Automatisch streiche ich wieder über seine Schultern und Kid zögert auch nicht, legt mir eine Hand auf den Hals, während die andere mich mit Druck zurück gegen die Wand drängt, ehe er beide an mir hinuntergleiten lässt, bis er seine Hände zwischen Wand und meinem Hintern zwängen kann und ehe ich mich versehe, hebt er mich hoch, drückt mich mit seinem gesamten Körper an die Wand, hält mich, küsst mich und mir ist schon wieder schwindelig und für Sekunden dreht sich meine Welt, ehe sich der Horizont wieder einpendelt. "Eustass!", murmle ich seinen Namen irgendwas zwischen erregt und überrascht und sein Name ist das einzige, was deutlich da ist, was mir immer wieder einfällt und was ich tatsächlich auch sagen kann. "Halt endlich deine verdammte Klappe!", grummelt er und küsst mich wieder und jetzt ist er derjenige, der den Kopf heben muss, um an mich ranzukommen. Irgendwie sexy. Ich vergrabe meine Hände erneut in seinen Haaren, verschränke die Beine hinter seinem Rücken, als er eine Hand unter mir wegnimmt, aber wir wackeln ein wenig und er legt sie zurück, kneift mir ungeniert in den Hintern, was ich mit einem Knurren quittiere, das ihn überhaupt nicht interessiert. Noch ehe ich merke, was ich tue, löse ich den Kuss und ziehe mir selbst mein Oberteil aus, streife es ab, die Arme nach oben und Eustass nimmt schon wieder eine Hand weg, legt sie mir auf die Seite, fährt dann meinen Arm hoch, als wolle er mir beim Ausziehen helfen, aber da bin ich das Sweatshirt längst los und werfe es einfach in den Raum, ganz egal wohin. "He...", versuche ich seine Aufmerksamkeit woanders hin zu lenken, aber ich ernte wieder nur ein Brummen nach Ruhe, werde unsanft geküsst und das Gefühl nicht los, dass er irgendwie sauer ist. Nimmt er mir meine Worte von vorhin übel? Das täte ich wohl auch, hätte er mir so was an den Kopf geworfen und dabei ausgesehen, als wäre es sein voller Ernst, als wäre es das gewesen, als hätte es nichts bedeutet, als stünde nichts, rein gar nichts, was über eine anständige Rivalenbeziehung hinausgeht, zwischen uns. Aber hier sind wir, an der Wand und es gibt so vieles zwischen uns. Ich ziehe mich zurück, atme schwer, frage mich, ob er fühlen kann, dass ich längst erregt bin, dass ich es vorhin schon war. Meine Hand umschließt die Pistole aus seinem Schultergurt, zieht sie raus, er sieht mich mit leicht geneigtem Kopf an, spöttisch fast und ich lasse die Pistole fallen, nur um mir den Dolch zu greifen, der mich mit der scharfen Klinge doch so viel mehr reizt. Kurz spiele ich damit, drehe ihn in meiner Hand und Kid wartet ab, nimmt dann doch eine Hand hoch, um mir die Waffe aus der Hand zu schlagen, aber ich bin schneller, drücke ihm die Spitze des Dolches gegen den Hals, so gut es geht vorsichtig. Kid lässt die Hand wieder sinken, hält mich weiter nur fest und ich bin mir bewusst, dass er keine Hände braucht, um die Waffe von sich fern zu halten, er hat seine Metallkräfte, ich kann ihm gar nichts tun, selbst wenn ich es wollte. "Lass den Scheiß!", faucht er. Aber er benutzt seine Kräfte nicht. "Dann lass mich runter." "Willst du mich mit meinem eigenen Dolch erstechen?" Das klang fast schon belustigt und das ist er wohl auch. Lächerlich, ihn mit so einem kleinen Ding zu bedrohen. Aber ich will nur runter, weil ich genau gegen seine Verletzung drücke und das nicht gut ist, auch wenn er sich komischerweise nicht beschwert und mich auch nicht höher hebt. Mir scheint eher, er hat mich etwas sinken lassen, uns direkt auf Hüfthöhe gebracht, sodass wir uns ein kleinwenig berühren, mit Einbildung, aber doch berühren, so entfernt durch all den Stoff, aber ich könnte etwas zappeln und so versuchen zu fühlen. "Wenn's sein muss", antworte ich stattdessen und suche seinen Blick. Er schnaubt verächtlich und sieht mich nur vorwurfsvoll an. Ich löse den Dolch von seinem Hals, glücklich, ihn nicht verletzt zu haben, denn ich will ihn nicht bluten sehen, auch wenn ich zugeben muss, dass es sexy aussieht, wenn er blutet oder überhaupt so viel Blut an sich hat wie an dem Tag, als er diese Insel plattgemacht hat und über und über mit Blut besudelt war. Es stand ihm. Es lässt mein Herz schneller schlagen. Ich sehe ihm in die Augen, drehe den Dolch mit der Spitze zu mir. "Jetzt werd nicht albern!" Offenbar missversteht er mich, ich will gar nicht auf mich zielen und irritiert stelle ich fest, dass jetzt eine unsichtbare Kraft an der Waffe zieht, nur leicht, dabei hat er eben, als die Spitze an seinem Hals war, nichts gemacht. War das Vertrauen? Und wenn ja, was ist das dann jetzt? "Nerv mich nicht", flüstere ich fast und ernte ein erneutes Schnauben. "Dann hör auf mich zu reizen!" Seine Stimme ist so bedrohlich, so tief, so dunkel und seine Berührung, sein Drängeln gegen mich, werden rauer, eindringlicher, das ist nicht mehr nur der Wille mich hoch und an der Wand zu halten, das ist unterdrückte Wut oder sehe ich das falsch? Ist er wirklich sauer? Er ist sexy, wenn er bellt, aber unsexy, wenn er beißt. Ich ertappe mich dabei, wie ich an ihm schnuppere. Riecht er nach sich oder versteckt sich irgendwo das Parfüm einer Frau, das mich jetzt doch aus dem Konzept bringen könnte, weil es mich wütend macht, ohne dass ich es verstehe, aber da ist nichts, nur Kid. Ach Scheiße... Ich lasse den Dolch fallen, Kid fängt ihn auf, nur mit seinen Kräften und ein lautes 'tack' ist zu hören, als der Dolch sich irgendwo im Zimmer in die Wand bohrt, während Eustass mich noch einen Moment anfunkelt und dann seine Lippen gegen meine nackte Haut drückt. Ich atme schwer aus und nur Sekunden später sind wir plötzlich nicht mehr an der Wand, sondern mitten im Raum, meine Arme klammern sich an ihm fest und ich bin schon fast wieder dabei mich zu beschweren, aber mir fehlt der Elan und ich müsste mich mit ihm streiten, um auch nur irgendeinen Standpunkt von mir deutlich zu machen und dazu fehlt mir noch mehr der Elan. Ich habe anderes im Sinn. Bevor ich mir weiter Sorgen machen kann, lässt Kid mich einfach fallen. Von jetzt auf gleich sind seine Hände an meinem Hintern weg, einfach nicht mehr da und nur noch ich halte mich an ihm fest, keuche erschrocken auf, weil ich damit nun wirklich nicht gerechnet habe und so ziehe ich ihn schlussendlich doch mit, als mein Rücken unsanft auf dem Bett landet, von dem ich nicht gemerkt habe, dass es da ist. Eustass landet über mir, stützt sich in letzter Sekunde mit den Armen neben mir ab, macht sich die Mühe aber nicht beim Unterkörper und drückt sich hier eher noch gegen mich und jetzt kann ich deutlich fühlen, dass es ihm geht wie mir, beide zu erregt um es wegzureden, aber das hatte er glaube ich noch nie vor und mir ist das gerade nur willkommen. Ich wollte ja eh... Meine Hand findet einen Weg zwischen uns und ohne große Umschweife lege ich sie ihm auf den Schritt, woraufhin er unterdrückt aufkeucht und sich etwas von mir anhebt. Ich grinse, bewege meine Finger, lasse ihn nicht entkommen, der auch nicht entkommen will. Stattdessen ziehe ich ihn mit der anderen Hand wieder zu mir, will ihn küssen, küsse ihn, als er nachgibt und nehme meine Hand erst weg, als er sich aus dem Kuss reißt, mich unsanft ablehnt, als ich versuche seine Lippen wieder einzufangen. Er schnappt sich meine Handgelenke, drückt sie runter. "Es ist mir scheißegal, dass du betrunken bist." Ich kann nur grinsen, so dumm es ist. "Ich nehme keine Rücksicht." Ich wehre mich nicht, hoffe, dass er so versteht, dass er das heute auch nicht muss, dass ich es, dass er es auch auf den Alkohol schieben kann, dass es ok ist, dass ich es heute auch will, sehr will und dass ich nachgebe, selbst wenn er mich so grob hält. "Wenn du das hier morgen nicht mehr weißt, dann wird sich wenigstens dein Körper noch daran erinnern!" Die letzten Worte sind gegen meine Schulter genuschelt, die er küsst und ich kann ihn kaum noch verstehen. War das ein Versprechen oder eine Drohung will ich fragen, komme aber nicht dazu, weil er anfängt kleine Bewegungen gegen mich zu machen und mich so aus dem Konzept bringt, das ich, wenn ich ehrlich bin, gar nicht habe. Er lässt mich mit einer Hand los, drückt lieber mein Bein weiter zur Seite, damit er mehr Platz hat und ich lege ihm die Hand auf die Schulter, kaum, dass sie frei ist. Er hebt den Kopf, sieht mich an und ich kann deutlich in seinem Gesicht lesen. Er küsst mich, irgendwie liebevoll diesmal, sanft, dann treffen sich wieder unsere Blicke. "Ich frage nicht." Seine Stimme klingt trotzig, aber auch ernst. Ich schmunzle. Er wird nie fragen, aber das ist ok, impliziert der Satz doch eigentlich die Frage und die Worte bedeuten etwas ganz anderes, nämlich genau das, was wir im Begriff sind zu tun und wogegen ich mich nun also doch erfolglos versucht habe zu sperren. Heute ist mir der Satz nicht zuwider, im Gegensatz dazu bin ich sogar froh, ihm zu antworten und eine Zustimmung geben zu können, ohne es zu sagen. "Und ich gebe dir keine Erlaubnis." Schon im nächsten Moment legt er sein volles Gewicht auf mir ab und unsere Lippen treffen sich zu einem herrischen Kuss, der die Worte nur bestätigt. ~ owari Chap °16 ~ Hachja... Diese beiden Sätze sind essentiell und mir sehr, sehr wichtig. Und ich weiß, dass es einigen von euch ganz genauso geht. *das kleine, lawige, kinderpatschehändchen habende Ding anguck* ^.~ Bin ich froh, jetzt an dieser Stelle zu sein! Das war Schwerstarbeit und sicher auch sehr lang. *gomen* Endlich, endlich bin ich aber hier! Und diesmal könnt ihr euch sicher sein, dass Law nicht in allerletzter Sekunde aus dem Bett flüchtet. Die Sekunde ist nämlich schon vorbei!!!! *ggg* Also ja, das nächste Chap wird adult. ^^= Hat jemand den Gast erkannt? Wer war es? Ich mag diesen Charakter sehr gerne. :3 Sayonara, --> *Satra* ^^= Kapitel 17: Verlangen --------------------- YATTA! Es tut mir so leid, euch so lange auf diese Chap warten gelassen zu haben! Aber ich lebe noch! >__ Satra ^^= Kapitel 18: Distanz und Nähe ---------------------------- Es gibt mich noch! Gibt es euch auch noch, liebe Kid x Law Anhänger? :) Ein paar auf jeden Fall und genau euch möchte ich DANKE sagen, dass ihr mich ansprecht und über das ein oder andere diskutiert. Es macht mir irre viel Spaß! :D Meine letzten 8 Monate waren echt hart, Privatleben gab's kaum, nur chronischen Zeitmangel. Ich hab absolut alles vernachlässigt, weil ich einfach nicht mehr wusste, wann ich auch nur irgendwas machen sollte. Mein Notizblock füllte sich, aber ich hatte einfach keine Zeit, daraus was zu machen. T__T Umso mehr bin ich froh, dass ich endlich, endlich wieder mehr Zeit habe! Zeit zum Schreiben, Zeit für all das, was liegen geblieben ist. Und ich fang gleich mal mit dem hier an. ^^= Bei mir bleiben Kid und Law übrigens auf dem Fähigkeitenlevel von damals. Also nix mit Law kann die Herzen aus Körpern nehmen oder sie vertauschen oder so. Würde ich sie jetzt weiterentwickeln, müsste ich auch die Klamotten umstellen. Und Kid. Und das... will ich nicht... Q_____Q Nicht jetzt. Sollten sich die Gedanken in meinem merkwürdigen Hirn weiterspinnen, was sie, so viel sei gesagt, von selbst bis zu einem gewissen Grad bereits getan haben, dann wird es irgendwann mal eine weitere längere Story geben. Und in der sind es dann Kid und Law wie man sie heute kennt oder zu was auch immer sie noch werden. Aber das ist noch weiii~t weg. Jetzt erst mal viel Spaß hiermit! Hat wieder lang genug gedauert! Das will ich selbst nicht noch mal aushalten müssen! Pairing: Kid & Law Warning: - Kloß des Grauens xD~ - Sind das schon Verlustängste? ~ Law's PoV ~ Chap °18 – Distanz und Nähe Mir ist schlecht! Das ist das erste, was ich denke, als ich aufwache. Ich will die Augen nicht öffnen, nicht mal einen Spalt weit. Schlecht, schlecht, schlecht! Und in meinem Mund fühlt es sich an, als hätte irgendwas ganz Ekliges drin übernachtet. Baaahhhh... "Fuhh..." Ich bewege mich leicht, drehe mich vom Rücken auf die rechte Seite. Wenigstens ist das Bett warm und weich. Ich reibe mit der Wange über das Kopfkissen. Ist nicht mein Bett. Wo bin ich eigentlich? Die Tatsache, dass keine Alarmglocken angehen und die Stille fast absolut ist, erfüllt mich mit der nötigen Zuversicht, meine Augen weiterhin geschlossen zu halten. Ich bin schon fast wieder eingedöst, als mir die Stille, die eben nur fast da ist, doch Sorgen macht. Da ist jemand neben mir. Ich höre es atmen. Sicher nur Bepo. Aber es schnarcht gar nicht. Dann vielleicht Cas? Möglicherweise Penguin. Das Bett wackelt leicht, als die Person sich bewegt, nicht viel, aber es macht mich neugieriger und so strecke ich die Hand aus. Nackte Haut, eine kühle Schulter, die nicht unter der Decke liegt, die wir uns teilen, wie ich merke, als ich weitertaste. Die Person ist breiter gebaut als ich. Ich ziehe die Finger wieder zurück. Die Person, mit der ich das Bett teile, schnauft. Unwillkürlich kuschle ich mich an den Rücken, lege die Stirn dagegen. Angenehm. Irgendwie macht es mein Gefühl von Übelkeit schwächer. Ich möchte eine Weile so bleiben und mir einreden, dass nicht gleich der ganze Alkohol von gestern wieder hochkommt. Stimmt, Alkohol. Was war noch gleich gestern gewesen? Und wer ist das jetzt neben mir? Es ist nicht das Gefühl von Cas oder Penguin, die beiden würde ich erkennen, selbst mit geschlossenen Augen. Da hätte ich ein anderes Gefühl und ich würde mich nie an einen der beiden anlehnen, so sehr ich sie auch schätze. Bepo ist der einzige, dem ich freiwillig so nah komme. Was also war gestern Abend? Mal überlegen... An was erinnere ich mich noch? Streit, Gerangel, wütender Kid, nerviger Killer, Bar, Alkohol, ein Kuss, Kids Hände auf mir. Und dann das Zimmer. Stimmt. Ich hab schon wieder mit Kid geschlafen. Ich rutsche weg, nur ein Stück, dann richte ich mich auf bis ich sitze. Mein Kopf dröhnt, es fühlt sich an, als würde jemand da drin Achterbahn fahren. Schnell halte ich mir die Hand vor den Mund. Mir ist schlecht. Ich seufze innerlich. Nie wieder Alkohol! Ok, zu viel gesagt. Nie wieder so viel Alkohol! Oder einfach nie wieder zusammen mit Kid so viel? Ich glaube der hatte lange nicht solche Menge wie ich... Mein Blick geht nach rechts zu ihm runter. Es ist noch recht dunkel im Zimmer. Die Decke ist mir auf die nackte Hüfte gerutscht. Nur schwer kann ich den Blick von Kids Silhouette lösen. Wenn ich ihn ansehe, dann muss ich nicht denken. Komisch. Wenn ich ihn ansehe, dann ist mein Kopf ganz ruhig. Zu schnell bewege ich den Kopf, als ich den Oberkörper nach vorne beuge und die Stirn auf meine zusammengefalteten Hände lege, die ich auf die Knie stütze. "Nhhhhg...", mache ich langgezogen. Jetzt dreht sich schon mein Magen. Mit meinem Kopf. Leider nicht synchron. Nochmals stöhne ich, als sich die Welle der Übelkeit nach oben kämpfen will. Ich hab jetzt echt keine Lust, kotzend im Bad zu hängen!! "Ruhe! Ich bin müde!", ertönt plötzlich Kids Stimme und ich drehe wieder den Kopf, starre auf seinen Nacken. Er hat sich nicht bewegt. Wie lange ist er wach? Oder habe ich ihn gerade erst geweckt? "Und wehe du kotzt ins Bett!" Arsch. Kid dreht sich auf den Bauch, schiebt beide Hände unter sein Kopfkissen. Doppelarsch! Wenn ich könnte, würde ich ihm durch intensives Starren ein Loch in die Haut brennen! Nach Minuten des Versuchens gebe ich auf und drehe mich, sodass ich die Beine auf den Boden stellen kann. Kalter Boden wohlgemerkt. Aber Boden. Mein Karussell ist nicht mehr so schlimm, aber das geht eigentlich auch. Viel schlimmer ist das innere Gefühl, mir ist richtig elend. Ich reibe mir über die Augen, blinzle, starre auf die Wand gegenüber, die da definitiv irgendwo ist. Die Entfernung kann ich nicht abschätzen. Wo war noch gleich das Bad? Schaffe ich es bis dahin? Komme ich an die Wand drüben, um mich daran entlang zu hangeln? Einen Versuch ist es wert. Wacklig stehe ich auf, schwanke, stütze mich auf dem Bett ab. Peinlich. Hoffentlich hat Kid das nicht gemerkt! Ein verstohlener Blick zu ihm zeigt, dass der Arsch sich nicht bewegt hat. Ok... dann mal weiter. Schritt zwei und ran an die Wand! Los, Trafalgar, schnapp sie dir! Ich stoße mich ein Stück vom Bett ab und schaffe es, mit ausgestreckter Hand voran, die Wand zu erreichen. Von hier ist es nicht mehr weit. Ich schlucke und es fühlt sich an, als würde ein Kloß des Grauens in meinem Hals festsitzen. Tief hole ich Luft, um die erneute Übelkeit zu überspielen, aber es hilft wenig. Erst nachdem ich im Bad angekommen bin, mir kühles Wasser ins Gesicht spritze und dieses widerliche Gefühl aus meinem Mund verbanne, geht es mir etwas besser. Zu mehr bin ich derzeit aber weder in der Verfassung noch in der Stimmung. Ich bin hundemüde. Ich gähne mein Spiegelbild an, das ich glücklicherweise nicht sehe, da ich das Licht nicht angemacht habe. Es würde mir eh nur sagen, dass ich scheiße aussehe. Mit einer Hand streiche ich mir durch die Haare, über den Nacken, den ich kurz massiere. Eine anständige Massage, das wär's jetzt. Wo ist Bepo, wenn man ihn braucht? Zum Glück nicht hier! Was würde er sagen, wenn er Kid und das Bett sehen würde...? Nicht drüber nachdenken!! Nicht, nicht, nicht und nicht jetzt! Und was würde er wohl sagen, wenn er mich so elend sehen würde? Vermutlich, dass ich selber Schuld habe, dass ich nicht zu viel trinken soll und schon gar nicht ohne ihn. Und dann würde er doch rennen und mir heißen Zitronensaft bringen, der sich alles in mir dermaßen zusammenziehen lassen würde, dass es mir danach gleich etwas besser gehen würde. Bepo's Spezialmischung. Ich schmunzle. Der Bär weiß, wie er mir helfen kann. Immer. Mit miesem Timing, was absolut zu Kid passt, breitet sich ein Schmerz in meinem Körper aus, der sich den Rücken hochzieht, von der Hüfte angefangen, endend in einem punktuellen Schmerz in der Schulter. Da ich bin, wer ich bin, weiß ich trotz meiner Verfassung, dass da irgendwo Blutergüsse sein müssen. Irgendwas, an das ich mich noch nicht genau erinnere. Nein, ich möchte definitiv nicht, dass Bepo jetzt etwas von Kid erfährt. Noch einmal spritze ich mir Wasser ins Gesicht, hebe eine nasse Hand diesmal auch an den Nacken und genieße die Kühle. Dann drehe ich mich wieder um und laufe... torkle... ok, so schlimm ist es nicht... schlurfe zum Bett zurück. Kid scheint sich nicht gerührt zu haben. Hoffentlich ist er wieder eingepennt. Es behagt mir nicht, zurück zu ihm ins Bett zu gehen. Mal davon abgesehen, dass der Kerl sich ziemlich breit gemacht hat, wie ich feststelle. 50:50 teilen kennt er vermutlich nicht. Ich schiebe an ihm, erreiche aber... gar nichts. Und er ignoriert mich. Ich bin zu müde und zu fertig, um mich aufzuregen. Ich bleibe im Bett sitzen, rutsche ein Stück nach oben, damit ich mich gegen das Kopfende lehnen kann. Mein Blick klebt an Kids Nacken, so entblößt, so greifbar. Seine Haare stehen wild in alle Richtungen, ein paar Strähnen fallen nach unten. Also geht das doch, denke ich und lege den Kopf schief. Es bedarf einer gewaltigen Willensanstrengung jetzt nicht die Hand auszustrecken und Kid zu berühren. Ich glaube es wäre fatal, wenn ich es täte. Dabei reizt es mich so sehr. Ob es ihm auch so geht? Dumme Frage, das tut es. Fragt sich nur, was sein Wunsch dahinter ist. Aber den werde ich wohl nicht erfahren. Denn ich frage nicht. Und jetzt muss ich schmunzeln, weil ich so ein Idiot bin! Ich frage also auch nicht. Genau wie Kid. Wir sind beide stur. Sind wir auch zu stur für all das hier? Ich wende den Blick von ihm ab und schaue geradeaus an die Wand, die ich nicht sehen kann. In mir wächst das Bedürfnis, seine Lippen auf meinen zu haben und ich fühle mich unendlich einsam, obwohl Kid doch direkt neben mir ist. Aber wir haben keine Nähe. Wir haben nur das hier, ein Bett irgendwo und sonst nichts. Und ich bin in die Falle gegangen, will mehr und verzweifle über die Gedanken nach richtig und falsch und was-wäre-wenn. Dazu der Irrsinn von uns beiden als Personen in dieser Welt. Als Supernovae, als meistgesuchte Piraten der ganzen Grandline. Als zwei Piratenkapitäne. Als Feinde. Feinde? Als Konkurrenten. Zuneigung und sich Hingezogen fühlen sucht man sich nicht aus. Das ist ein Fluch im Leben. Obwohl ich vergangene Nacht hatte, was ich gestern Abend so sehr wollte, fühle ich mich innerlich leer. Keine Nähe zueinander... eher Distanz. Können er und ich Distanz überbrücken? Wenn wir beide wollen? Aber wollen wir denn beide? Ich weiß ja immer noch nicht, ob ich überhaupt will! Und doch, ich will, aber ich weiß nicht wie und ich weiß auch nicht wie sehr und wie viel. Es ist zu kompliziert. Ich sollte es als Spaß ansehen und als das, was es wohl wirklich ist: Ein Spiel. Katz und Maus mit explosiven Folgen, weil wir uns so sehr reizen, dass nur ein einziger Funke da sein muss, damit wir aneinander geraten. Oder auch nur eine einzige Berührung, damit wir uns zusammen im Bett wiederfinden. Totaler Irrsinn! Ich rutsche mich im Bett zurecht, verlagere mein Gewicht etwas und als ich den Arm hochnehme, um an der Decke zu ziehen, streift meine Hand Kids Schulter. Noch immer hat er beide Arme unter seinem Kopfkissen. Ich versuche ihn besser zu erkennen, blinzle angestrengt und muss aufgeben. Nichts für meine Verfassung. Wie im Automatismus hebe ich die rechte Hand und lege sie auf Kids Arm, pieke mit dem Finger in seine Haut. Nichts rührt sich. Mit dem Zeigefinger streiche ich über seine Schulter. Will ich ihn jetzt ärgern oder einfach nur berühren…? "Lass das", murrt er und klingt dabei fast so müde, wie ich mich fühle. Dann dreht er sich plötzlich zu mir um, hebt den Kopf und seine Stimme hat bei den weiteren Worten einen ganz anderen Tonfall. "Oder soll ich dich noch mal-" "Ich verzichte", unterbreche ich ihn, weil ich genau weiß, was er sagen will. Was bildet der sich eigentlich ein?! Als würde ich das zweimal hintereinander über mich ergehen lassen! Wenigstens bin ich mir sicher, dass er nicht sieht, wie rot ich werde. Schwein! Er streckt den rechten Arm aus und legt ihn mir ungeniert über den Schoß, einfach abgelegt, keine weitere Bewegung. Ich will mir einbilden, dass er den Arm dorthin gelegt hat, weil er Nähe will, sonst nichts. Aber nachdem wir uns im Dunkeln eine Weile angesehen haben, zieht er an mir. "Du hast gesagt, ich soll's mir einfach holen." Wovon redet er jetzt? "Deine Worte, nicht meine." Er gähnt. Meine? Was meint er denn? Ich habe keinen blassen Schimmer wovon er spricht. Er zieht wieder an mir, aber ich gebe nicht nach. Stur. Beide. Aber mir ist noch immer schwindelig und irgendwie… tun mir ein paar Stellen deutlicher weh. Kid ist ein ausgehungertes Raubtier, das einem die Fänge ins Fleisch schlägt, sobald man ihn von der Kette lässt oder ihn nur im geringsten ermutigt. Und ich bin ihm freiwillig in den Rachen gesprungen. Aber was soll das heißen, ich hätte gesagt, er soll's sich einfach holen? Was denn, um Himmels Willen?! Plötzlich genervt schlage ich Kids Arm weg. "Lass mich!" "Uhhh, Verzeihung...", nuschelt er, triefend vor Ironie. Er dreht sich von mir weg, steckt seine Hände wieder unter sein Kissen und bleibt auf dem Bauch liegen. Jetzt bin ich enttäuscht. Warum? Ich hab ihn doch selbst verjagt. Ich rutsche wieder runter und lege mich hin. Einatmen, ausatmen, einatmen... Die Decke dreht sich, obwohl ich sie nicht einmal sehe! Verdammte Scheiße! Und was soll er sich jetzt holen? Ich komm nicht drauf, echt nicht. Und ich soll das gesagt haben? Will ich mich daran erinnern...? Ich glaube, ich will im Moment nur schlafen, aber wie das so ist, wenn man etwas ganz dringend will, passiert es einfach nicht. Und so liege ich wach, Augen offen, starre in die Dunkelheit, höre Kids Atmung eine Weile zu. Ich kann nicht sagen, ob er wach ist oder wieder eingeschlafen. Ich würde ihm eine Hand auf den Rücken legen und testen, wenn ich nicht so verdammt dickköpfig wäre. Und sowieso hat er keinerlei Berührung von mir verdient. ... Hat es jetzt doch was bedeutet?? Warum fällt mir das jetzt ein?! Ich habe Kid gesagt, dass es nur Sex war und es nichts zu bedeuten hatte. Natürlich hatte es das! Zumindest für mich. Leider. Wie konnte ich nur so dämlich sein und dabei auch noch was empfinden?! Für Kid! Für die Sache! Mit einem Mann! Mit diesem Idioten?! Warum? Warum, verflucht noch mal?! Ich habe das alles nie gewollt! Meine Hand ballt sich zur Faust, aufgebracht, wütend und doch nicht fähig, die Gefühle abzulegen oder wenigstens zu ignorieren. Hier liege ich, neben Kid, neben einem Konkurrenten, neben dem Mann, mit dem ich letzte Nacht geschlafen habe. Welcher Teufel hat mich da nur wieder geritten...? Warum konnte es nicht nur Begierde sein? Nur Neugier für eine Nacht? Warum habe ich hinterher nicht gedacht, was das für ein Riesenfehler war? Aus Fehlern kann man lernen, zumindest wenn sie wirklich Fehler waren. Ist Kid ein Fehler? Muss ich mehrfach reinfallen, ehe ich aufwache? Werde ich denn aufwachen? Gibt es überhaupt ein Aufwachen oder bin ich längst wach? Kid hinter mir bewegt sich. Wenn ich mich auf ihn einlasse, dann werde ich nie wissen, was mich bei ihm erwartet. Ok, den Gedanken verschiebe ich auf später, wenn mein Kopf nicht so pocht und mein Körper mir wieder mehr gehorcht. Meine Gedanken gehen jetzt schon an die Grenze meiner derzeitigen Denkfähigkeit. Lösungen muss ich wann anders finden. Lösungen... auch für diesen blonden Babysitter, der immer um seinen Herrn und Meister herumschleicht wie ein Besessener. Ich merke, wie ich die Lippen verziehe. Killer. Was ich mit dem mache, das weiß ich noch nicht. Obwohl, ich stelle mir da schon so ein paar Sachen vor. Meist enden sie blutig, mit seinen Gedärmen in meiner Hand oder mit mir lachend in einem Blutregen... uhhhgh, schöner Gedanke, aber definitiv nichts für meine derzeitige Übelkeit. Wenn ich wen auseinandernehmen will, sollte mein Magen etwas robuster sein. Es macht mir aber wirklich zu schaffen, wenn ich Kid und Killer so eng beieinander sehe. Ich habe die wildesten Phantasien und dafür hasse ich mich. Es sollte mir egal sein, es sollte mich ja eigentlich nicht einmal was angehen! Und trotzdem tut es das, immerhin bin ich derjenige, der nackt neben Kid im Bett liegt. Ich Riesenidiot. Kid grummelt und bewegt sich. Plötzlich habe ich wieder eine Hand auf der Hüfte und als Kid sich näher an meinen Rücken schiebt, versteife ich mich automatisch. Er lehnt den Kopf gegen mich, mehr passiert nicht. Mein Herz hämmert wie wild. Ich komme mir vor, als könnte er meine Gedanken lesen. Ich will nicht wissen was er dazu sagen würde. Aber ich will mir einbilden, dass er genau deswegen an mich gerutscht ist. Ehrlich gewollte Nähe. Ich bin so kindisch. Es steht wirklich schlimm um mich. Nein, tut es nicht! Ich kriege das wieder hin! Nur nicht gerade jetzt. Jetzt bleibe ich hier erst mal liegen. Natürlich wegen der Übelkeit, weswegen denn sonst? Sei mal ehrlich zu dir, Trafalgar! Deswegen?? Oder lieber nicht ehrlich, gibt nur Probleme. Ach, einfach die Augen schließen und versuchen, noch ein wenig zu schlafen... Wenn das so einfach wäre mit ihm an mir. Mit einem laut klopfenden Herzen. Und mit dem Versuch, nicht doch noch ins Bett zu kotzen... Oh wohlige Sonne! Als ich die Augen aufschlage, scheint es schon Tag zu sein. Ich strecke mich, bemerke Kids Arm über mir und halte automatisch inne. Bloß nicht wecken. Müde unterdrücke ich ein Gähnen, reibe mir über die Augen. Ich fühle mich besser als noch heute Nacht. Nicht besonders gut, aber besser und das ist ein Anfang. Tief einatmend genieße ich die frische Luft. Dann drehe ich den Kopf, bis ich das Fenster sehen kann. Offen. Es riecht nach Kaffee und dumpf kann ich von unten von der Straße Stimmen hören, wenn ich mich darauf konzentriere. Zu leise, um was zu verstehen, aber laut genug, um zwei als weiblich zu erkennen. War das Fenster denn auf? Ich kann mich nicht erinnern, aber ich bin der Meinung, das war es nicht. Vielleicht ist Kid einfach aufgestanden, ohne dass ich es mitbekommen habe. Aber wenn er schon unbemerkt aufstehen kann, was kann er dann noch alles unbemerkt tun...? Jetzt spinn nicht, Trafalgar! Ich gähne doch, kann es nicht zurückhalten. Mir wird bewusst, dass ich mich wohl fühle, jetzt, hier. Viel zu wohl. Und genau deswegen muss ich es ändern. Vorsichtig mache ich mich aus Kids halbherziger Umarmung los. Haben wir wirklich so geschlafen? Ist er, nachdem er das Fenster aufgemacht hat, wieder zurück ins Bett gekommen und wieder genauso an mich gerutscht? Unsinn! Vermutlich war das Fenster doch schon offen. ... Ich kann mich einfach nicht erinnern! Aber ich versuche es, wenn auch nur aus dem einzigen Grund, dass ich nicht darüber nachdenken will, dass ich schon öfter neben Kid geschlafen habe. In einer halben Umarmung. Oder auch in einer ganzen. Mein Schädel dröhnt. Genau, nicht an die Tage auf seinem Schiff denken, mit ihm alleine in seiner Kajüte, an die dämliche Vereinbarung von 'nicht anfassen', die er sich so zurechtgebogen hat, wie er es wollte und für die ich mit einem Kuss zahlen musste, den ich... den ich... sehr genossen habe. Esel!! Verdräng deine Gedanken! Ich stehe auf, strecke den Rücken durch und drehe den Kopf einmal in beide Richtungen. Am besten ich gehe duschen und kühle mich ab, ehe ich mich wieder aufwärme. Gesagt, getan und so stehe ich gleich darauf unter warmem Wasser, das mich zwar nicht wachwerden, aber wieder gut fühlen lässt. Nachdem ich mich von oben bis unten und wieder hoch abgeschrubbt habe, geht es mir eindeutig schon viel besser. Das Dröhnen meines Kopfes ist zu einem dumpfen Pochen geworden, die Übelkeit ist nicht mehr da und wackelig auf den Beinen bin ich auch nicht wirklich. Aber das kann ich schlecht in der Enge einer Dusche beurteilen. Auf meiner linken Schulter hat sich tatsächlich ein hässlicher Bluterguss gebildet. Der wird noch in allen Farben schimmern bis er weg ist, lila und grün und gelb und ich hoffe, er hält nicht lange! Mir ist nämlich wieder eingefallen woher er stammt. Fast bin ich versucht, ihn so genau in Augenschein zu nehmen, bis ich die einzelnen Fingerabdrücke von Kid identifizieren kann, aber ich halte es für klüger, es sein zu lassen. Stattdessen sollte ich mich darüber freuen, dass ich mich so schnell erholt habe, auch wenn ich noch aufpassen muss. Trotzdem lege ich nach einem Moment des Zögerns meine Finger auf den Bluterguss. Meine Finger über seinen Abdrücken... fast wie eine indirekte Berührung... Abdrücke, die entstanden sind, als er mich zu fest hielt, als er mich unten hielt, mit Gewalt, als er... Ich schüttle den Kopf und Wassertropfen fliegen aus meinen Haaren, klatschen an die Duschwand. Schluss damit! Ein für alle mal! Ich drehe die Dusche ab. So geht das nicht! So kann ich nicht zu meiner Crew zurück und tun, als wäre nichts gewesen. Soll ich sie glauben lassen, dass ich die Nacht sonstwo verbracht habe? Und ist 'sonstwo' in ihren Augen besser als... die Realität? Die sie auch nicht kennen. Wohl aber vermuten, nehme ich an. Wenn sie nicht bald Fragen stellen, die sie sicher haben, die sie aber sicher nicht stellen aus Respekt vor mir oder Angst vor Antworten oder aber einfach deswegen, weil ich selber versuche mir nichts anmerken zu lassen... aber wenn sie wirklich nicht bald mal fragen, dann trete ich ihnen in den Hintern! Wenigstens Bepo, Cas und Penguin! Den Rest der Mannschaft lasse ich außen vor, auch Jean Bart. Es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue als meinem Chaotentrio. Niemanden. Und wenn die Kommunikation zwischen uns nicht mehr stimmt, dann stimmt das Verhältnis innerhalb der Freundschaft nicht mehr. Sicher gehen viele Dinge nur mich was an, aber das hier... Kid... das ist eine Nummer zu groß. Da gehe ich zu sehr mit. Natürlich will ich nicht, dass meine Crew von Kid erfährt, um Himmels Willen, ich will es leugnen für immer und ewig!! Aber... sie müssen es erahnen. Sie sind nicht dumm. Und irgendwo in mir drin schreit es so laut, es muss raus. Es ist ein Ziehen und Zerren in mir. Wie lange geht das gut? Ich weiß ehrlich nicht wie ich zum Schiff zurück soll. Pokerface aufsetzen, Schwert über die Schulter werfen und dann? Captainsblick wahren, nach dem Schiff fragen, ein paar neue Befehle erteilen? Ich sollte meiner Mannschaft vernünftigen Landgang gewähren und nicht nur ein Rumsitzen und Warten. Das passt den Männern nicht und mir, wenn ich ehrlich bin, auch nicht. Wenn nicht alle permanent um mich rum sind, kann ich besser Denken und keinem fällt es auf, wenn ich doch nicht da bin oder mich mehr als sonst zurückziehe. Zwar werden wir alle auf die nötigen Reparaturabschlüsse am Schiff warten müssen, aber gestalten können wir uns die Zeit bis dahin selbst. Wir sind Piraten und wir sollten uns nicht verstecken. Dies ist die Grandline. Präsenz wird uns gut tun, wenn auch in einem gewissen Rahmen. Denn fliehen können wir im schlimmsten Fall nicht. Dank Kid. Ich seufze. Mit allem was ich denke oder was wichtig ist, ende ich bei Kid. Das ist nicht mehr normal. Wirklich nicht. Genau jetzt liegt er drüben, nur eine Wand entfernt, liegt und schläft und sieht dabei aus wie... nicht wie ein Baby, wie es so schön heißt, aber... ungefährlich. Fast zahm. Entspannt, ausgeglichen. Sein Gesicht ist nicht so verkniffen, die Stirn nicht so gerunzelt wie so oft vom bösen Blick. Ob er seine Blicke wohl im Spiegel übt? Der Gedanke amüsiert mich. Und innerlich spüre ich Stiche, ein Ziehen, Traurigkeit. Ich weiß so wenig von Kid, so unendlich wenig. Sein Kopfgeld kenne ich bis auf den Berry genau, seine Haar- und Augenfarbe, seine Körpergröße gemessen an dem Größenunterschied, den ich überbrücken muss, um ihn zu küssen. Die Form seiner Lippen, die Kraft seiner Zunge, seiner Arme, die Schwere seines Körpers, die Länge seiner Haare. Die Form seiner Bauchmuskeln, die Form seiner Ohren, die leichte Krümmung seiner Finger, die Größe seiner Hände. All so was weiß ich. Sonst weiß ich nichts. Wie ist er Pirat geworden? Wann und warum? Was war er für ein Kind? Er kommt aus dem Southblue, das weiß ich. Auch, dass er sehr schnell ins Visier der Marine geraten ist, weil er ja einfach nicht die Finger von Zivilisten lassen kann. Er hat Spaß am Kampf, Spaß am Töten, Spaß daran, alle zu zerquetschen, die er für unter seiner Würde erachtet und er erachtet viele für darunter. Aber wer ist er sonst? Warum ist er so? Gilt bei ihm immer nur das Recht des Stärkeren? Woher hat er seine Armreife? Haben sie irgendeine Bedeutung oder ist es bloß Gold? Warum mag er seine Fingernägel schwarzlackiert? Wieso trägt er eine Fliegerbrille? Warum trinkt er fast nur Alkohol? Was mag er sonst so und was nicht? Gibt es irgendwas, an das er sehnsuchtsvoll zurückdenkt? Bereut er irgendwas zutiefst? Hat er noch andere Träume, Wünsche, Ziele als Piratenkönig zu werden? Wie nah steht er Killer und wie lernten sie sich kennen? Weiß er was Freundschaft wirklich bedeutet? Ja... das zumindest weiß er ganz sicher. Wieder fühle ich dieses innerliche Stechen. Es tut weh. Ich will so viel mehr von Kid. Ich muss es beenden! Aber... es ist zu spät, schon längst. Es ist zwölf Uhr, nicht mehr fünf vor. Mein Zug ist abgefahren. Ich kann nur versuchen ein wirkliches Spiel daraus zu machen, so lange, bis meine Begierde nach ihm gestillt ist. Seit Ewigkeiten habe ich etwas nicht mehr dermaßen gewollt, in so einem Ausmaß. Meine Beine zittern. Ich lasse mich in die Hocke sinken, stütze mich mit einem Arm an der Duschwand ab, die andere Hand lege ich über mein Gesicht. Wasser läuft mir über die Wangen, tropft vom Kinn. Es ist doch Wasser? Schläft Kid auch nackt, wenn ich nicht bei ihm bin...? Er hat es zumindest getan, als ich mit dem defekten Tondial zu ihm gegangen bin, um ihn zur Rede zu stellen. Er verfolgt mich, hat er gesagt, aber ich zweifle noch immer an seinen Absichten. Ich reime mir da zu viel zusammen, Wunschdenken, Dinge die mir passen. Alles Unsinn. Alles hohl. Völliger Blödsinn! Wütend fahre ich mir mit der Hand übers Gesicht, wische das Wasser weg. Es darf alles nicht sein, habe ich gesagt und doch ist es. Ich kann weiterhin sagen, dass ich aufhöre Kid anzusehen, aber ich kann es nicht verhindern, dass ich mich irgendwo in mir nach ihm sehne. Ich könnte es schaffen das Gefühl zu unterdrücken, einen Moment, einen Tag, einen Monat, ich weiß nicht wie lange. Aber es würde mich irgendwann einholen, ich weiß das. Ich habe zu viel mit Kid geteilt, um es nicht zu wissen. Und mein Körper verrät mich bei jeder Kleinigkeit und an jeder Ecke, die sich bietet. So auch jetzt, als ich körperlich reagiere, nur weil ich wieder an letzte Nacht denke. Bleib unten, Verräter! Ich will das nicht! Muss ich mein Leben oder zumindest eine sehr lange Zeit damit klarkommen so zu reagieren, wenn ich intensiver über Kid nachdenke, ihn mir vorstelle? Das ist absolut unpassend! "Suchst du was oder duschst du ohne Wasser und im Hocken?" Geschockt und völlig aus dem Konzept gerissen reiße ich den Kopf hoch und sehe Kid durch die gemaserte Duschwand an. Muss er... hat er... wie lange steht er... warum hat der Mann nicht wenigstens ein einziges Fünkchen Timing?!! Vollidiot!! Blöder Affe! Dämon!! Nein, das würde ihm noch gefallen... Gedanklich belege ich Kid mit jeder gemeinen Beleidigung, die mir auf die Schnelle einfällt. Mein Herz rast wie verrückt. "Hau ab", brumme ich schließlich nur laut. Natürlich ignoriert Kid das. Und natürlich hat der Verräter zwischen meinen Beinen nicht auf den Schock des plötzlichen Auftretens von Kid reagiert und hält sich wacker halb aufrecht. Ich bin verloren. Ich kann nichts anderes tun als hier hocken zu bleiben, die Hände irgendwie davor, den Körper nach vorn gelehnt und hoffen, einfach hoffen, dass Kid mich in Ruhe lässt. Wenigstens so lange, bis ich ungesehen an ein Handtuch oder meine Hose komme! Verflucht! Kid wirft einen langen Blick auf mich und ich rede mir ein, dass er mich wegen der leichten Maserung der Duschwände nicht wirklich sehen kann. Er läuft zum Waschbecken, dreht den Hahn auf, hält seine Hände darunter und wartet, bis sich genug Wasser angesammelt hat, ehe er es sich ins Gesicht spritzt. Ich lege den Kopf schief. Ich mache es ganz genauso. Aber vermutlich nur, weil es am effektivsten ist. Alle machen das so. Ich bin ein Idiot, da sind keine besonderen Ähnlichkeiten zwischen ihm und mir. Dann fährt Kid sich durch die Haare, gähnt sein Spiegelbild an, dreht den Kopf nach rechts und links und fährt sich erneut mit einer Hand durch die Haare. Ich möchte auch. Nein, ich möchte nicht! "Kommst du da bald raus oder was?" Er sieht mich nicht einmal an. "Bin noch nicht fertig." Jetzt sieht er mich doch an, lang und intensiv und ich versuche klammheimlich an ganz doofe Sachen zu denken, wie an Bepos Käsefüße, wenn er zu lange nur über die Hitze im U-Boot klagt, anstatt etwas zu unternehmen. Er ist nun mal ein Bär. Aber gegen die steigende Temperatur bei Tauchvorgängen sollte ich mir vielleicht echt mal was einfallen lassen. "Ich frag jetzt nicht, was du da machst..." Kid hat auch nichts an. Welch Wunder. Ich war letzte Nacht da und warum sollte er sich danach was anziehen? Wo er doch von Natur aus schon ein leichter Exhibitionist ist, so wie er immer ohne Oberteil rumrennt. Ich mein, klar, er kann sich vorzeigen, aber... Käsefüße. Seeungeheuer, der Typ gegen den ich gekämpft habe, bevor all das mit Kid angefangen hat. Nein, stopp, halt, falsch! Das bringt mich nur wieder zu der Situation, als all das hier begonnen hat! Nämlich genau zurück in Kids Bett! "Ey, Trafalgar! Beweg deinen Arsch!" Kid schnappt sich das Handtuch und ich sehe den Film meiner Rettung direkt vor meinen Augen ablaufen. Kid wird mir das Handtuch geben, er wird sich kurz umdrehen, weil... ist auch egal warum, aber er wird es tun und ich kann mir das Handtuch um die Hüften schlingen und ganz schnell das Weite suchen! Gerettet! Stattdessen aber öffnet Kid schwungvoll die Duschtür und blickt zu mir runter. "Oder suchst du einen Ohrring?" Oh Gott, er ist aufmerksam! Er kann denken! Was sollte ich, nackt wie ich bin, schon auf dem Boden der Dusche wollen, wenn nicht einen Ohrring? Für Sekunden liebe ich Kid wirklich. Und verfluche mich, weil ich das gut als Ausrede hätte benutzen können. Aber nein, alle meine Ohrringe sind da, wo sie hingehören und genau das stellt Kid in diesem Moment wohl fest. Ich kann meinen Blick nicht unten behalten, ich muss reagieren, irgendwie. Aber es fällt mir so verdammt schwer! Vorsichtig gucke ich hoch, ich hatte es ruckartig vor, ganz zackig, bis ich Kid ins Gesicht sehen kann, aber es gelingt mir nur halb. Kid nackt direkt vor meiner Nase ist auch imposant. Vor allem mit diesem Höhenunterschied. Und ihm ist das sowieso egal. Wir wissen doch wie wir aussehen, wir wissen auch wie wir uns anfühlen. Bin ich hier der Verklemmte? Unsinn! Ich hätte wohl kein Problem damit, wäre ich nicht in dieser... in dieser Lage! "Was ist denn jetzt? Sind doch alle da." Seine rechte Hand berührt mich an der Wange, dreht leicht meinen Kopf. Ja, alle Ohrringe sind da. Ich kriege kein Wort raus. Kid wirft das Handtuch rüber zum Waschbecken und drängelt zu mir in die Dusche. Das war's. Rettung ade. "Mach Platz, wenn du schon nicht gehst." Er fängt an zu grinsen. "Obwohl du mir in der Position auch gefällst." Käsefüße, Seeungeheuer, der Typ gegen den ich... ach nein, den wollte ich ja wegen der weiterführenden Gedanken weglassen. Also lieber Marinesoldaten, zickige Frauen, nein, auch nicht, Brüste gehen grad gar nicht. Kid wuschelt mir durch die Haare. Mein Mund steht leicht offen, das merke ich erst, als sich Kids Blick verändert, von hämisch zu lüstern. Ha, siehste, Trafalgar, diesen Gesichtsausdruck von ihm kennst du auch gut! Gott, ich will ihn! Wie von selbst stehe ich auf, komme aber nicht weit, denn Kid kommt mir entgegen, beugt sich weit zu mir runter und gibt mir einen kurzen, heftigen Kuss, ohne Zunge, warum nur ohne und dann drückt er mich wieder runter. Ich muss mich mit einer Hand an seinem Bein festhalten. Seine Hand liegt wieder auf meinem Kopf. Es ist eng zu zweit in der Dusche. Meine Gedanken setzen aus und plötzlich ist es mir egal, dass Kid meinen Zustand registriert, denn ich sehe seinen und wir gleichen uns in diesem Punkt an. Nur habe ich seinen Verräter, den er sicher nicht als einen solchen ansieht, direkt vor der Nase. Und es ist mir egal. Noch nie habe ich das gewollt, noch nie darüber nachgedacht. Aber meine linke Hand findet den Weg hoch zu Kids Hüfte, bleibt dort, während die rechte weiterwandert und Kid einfach berührt. Er zieht die Luft ein, beißt sich auf die Unterlippe und wird auf der Stelle vollständig hart in meiner Hand. Ich grinse und höre erst auf, als mein Blick wieder auf seinen trifft. Kid starrt mich an, geöffnete Lippen, ich höre seinen Atem und bewege meine Hand, will, dass sein Blick schwächer wird, seine Atmung lauter, seine Selbstsicherheit sich in Luft auflöst. Seine Hand zerzaust mir die Haare und er stellt ein Bein weiter zur Seite, um mehr Gleichgewicht zu haben. Ich will es ihm nehmen. Ich will ihm alles nehmen! Beherrschung, Kontrolle, Dominanz, Willen. Alles soll er mir beugen. Und aus eben diesem Grund überlege ich gar nicht, sondern rutsche direkt an Kid ran und nehme ihn in den Mund. Fremdes Gefühl, unwohl. Plötzlich habe ich wieder tausend Gedanken im Kopf, aber keinen will ich halten, keinen zu Ende denken. Ich habe Angst, dass ich entweder gleich aufspringe und flüchte oder aber zu viel denke und das, was ich hier grad tue, einfach nur grauenhaft wird. Und ich will nicht, dass Kid es als grauenhaft empfindet. Ich will, dass er mich mag oder wenigstens das, was wir miteinander tun. Ich will ihn nah, aber nicht zu sehr, ich will... ich weiß es einfach nicht! Auf jeden Fall will ich nicht, dass er von jetzt auf gleich aus meinem Leben verschwindet. Das macht mir auch Angst. Die Zunge so, wie ich denke, dass ich es gerne hätte, die Hand geht mit, rauf, runter, rauf und zurück. Die Peinlichkeit verdränge ich, stur weitermachen. Kid zieht scharf die Luft ein, sucht Halt an der Wand, trifft den Wasserhahn und warmes Wasser spült über mich weg. Es stört mich nicht, es ist willkommen. Kid keucht und drückt mir die Hand stärker auf den Kopf. Hält er mich oder ist das nur Anspannung? Ich bin froh, dass es nicht ganz still ist. Ich höre Kid zu und nur leicht dem Wasserrauschen, tief in mir drin ist alles mit einem Mal ruhig. Meine linke Hand fährt über Kids Hüfte, während die rechte zusammen mit Lippen und Zunge weiter an Kid bleibt. Kid selbst nimmt die Hand von mir, greift nach meiner an seiner Hüfte und umklammert sie so stark, dass es schmerzt. Irre ich mich oder hält er gegen die Gefühle, die ihn ganz offensichtlich gerade überrennen? So toll kann es auch nicht sein, es ist das erste Mal, dass ich das tue und ich weiß noch nicht wie ich das finde. Aber ich weiß auch nicht wie Kid auf einen derartigen Gefallen reagiert. Wann hat ihm jemand zuletzt einen... nicht über die Sache nachdenken! Es fühlt sich dann nur komischer an, es schmeckt nicht wirklich und irgendwie... komme ich mir immer blöder vor. Das einzige, was mich grad vom Durchdrehen abhält, ist Kids Reaktion. Er lehnt inzwischen an der Duschwand, seine Hand schiebt sich wieder auf meinen Kopf, als ich zurückweichen will. Er legt den Kopf in den Nacken und keucht. Hab ich ihn wirklich überrascht? Er hat sicher nicht gedacht, dass ich so was mache. Das hätte nicht einmal ich. Es überkam mich einfach. Von jetzt auf gleich. Gieriges Verlangen. Und er war in Reichweite. Mit der Zunge fahre ich über die Spitze, lasse dann ab von Kid, um mal wieder richtig durchzuatmen. Nur meine Hand bewegt sich weiter. Kid nimmt den Kopf runter. Sein Blick ist heiß. Pure Gier. Keine Ahnung, ob er noch was anderes im Kopf hat als meine Lippen wieder an ihm und dann so lange weitermachen, bis er... bis er... darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich will nicht, dass er... dass... nicht in meinem Mund! Das ist... eklig. Das ist zu viel des Guten! Nein, das... Kids Hand drängt wieder. In mir sträubt sich alles dagegen, gleichzeitig will ich, dass Kid weiterhin so gierig guckt. In dem Blick liegt keinerlei Überheblichkeit, kein Hauch Grinsen, keine Spur von Dominanz. Einfach nur Lüsternheit. Er wirkt beinahe verzweifelt, als würde er es mehr als alles andere auf der Welt wollen. Von mir. Glaube ich. Hoffe ich. Weiß ich nicht. Wünsche ich mir aber. Noch einmal tue ich ihm den Gefallen, Hand und Lippen und Zunge und alles, von dem ich denke, dass es gut ist, aber dann ist genug auch genug. Ich will nicht mehr. Ich löse sogar meine Hand von ihm und Kid drängelt, will mich zurückdrängen, aber ich nehme den rechten Arm hoch, quer zwischen uns und halte ihn so in dieser Enge auf größtmöglichem Abstand. Er brummt und knurrt und ist unzufrieden, aber nur deswegen kriegt er mich nicht rum. Mir wird gerade voll bewusst, was ich getan habe. Es ist merkwürdig. Und mir fällt ein, dass auch Kid das einmal getan hat, nur kurz, in der ersten Nacht von uns. Das Bild brennt in meiner Erinnerung. Ich versuche mich an das Gefühl zu erinnern, das mich überfordert hatte, ich hab es so intensiv wahrgenommen und doch auch wieder nicht. Ob es Kid jetzt auch so geht? Ich blinzle hoch zu ihm, versuche kein direktes Wasser in die Augen zu bekommen und muss den Kopf drehen. Kid starrt noch immer auf mich runter, leicht unsicher, aber als ich aufstehe, verändert sich alles an ihm und er drängt mich an die Wand, küsst mich hart, legt ohne zögern eine Hand zwischen meine Beine und jetzt bin ich es wieder, der in der Defensive steht. Sein Körper ist viel breiter als meiner und bedeckt mich vollständig, als er gegen mich drängt. Er reibt sich an mir, zerrt mich dann ein kleines Stück vor, stupst mich mit der Stirn an, gibt mir einen Kuss auf die Wange und überfordert mich so komplett. Seine Hand greift an meine Schulter, direkt auf den Bluterguss und ich zucke und versuche mich frei zu winden, wobei ich ihm nur in die Hand spiele und es erst ermögliche, dass er mich dreht. Jetzt bin ich mit dem Rücken zu ihm zwischen ihm und Wand eingeklemmt. Schon spüre ich seine Hand auf meiner Hüfte, viel mehr an meinem Hintern, als er wieder beginnt sich an mir zu reiben, aber so sehr sich auch alles in mir dreht, vermischter Alkohol mit Wollust, ich will nicht noch mal. Das verzeiht mein Körper mir grad nicht. Kid atmet mir ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Noch immer läuft das Wasser, aber Kid hat den Duschkopf gedreht, was ich nur weiß, weil ich Wasser plötzlich nur noch an der rechten Schulter spüre. "Ich frage nicht...", raunt Kid und beißt mir spielerisch ins Ohr. Ich hasse das. Und ich weiß nicht was ich antworten soll. Ich will ja, ich will weitermachen, aber ich will nicht mehr aufs Ganze gehen, mich nicht im wahrsten Sinne des Wortes benutzen lassen. Wenn, dann kriegt er das anders. Ich drehe so weit wie möglich den Kopf zu ihm. "Ich gebe dir keine..." Er unterbricht mich mit einem lauten 'Ha!', gefolgt von einem Kuss. Sein rechter Arm schiebt sich um meine Taille, seine Finger rutschen weiter runter und ich versuche ihm mehr Raum zu geben und von der Wand abzurücken, indem ich die Hüfte nach hinten drücke. Kid nimmt die Reibung gegen mich wieder auf und es wird unangenehm. Ich denke nicht, dass er weiß, dass ich nicht will, dass er... Himmel noch mal! Trafalgar! Ich stoße Kid mit dem Ellenbogen in die Seite, aber er versteht es nicht, also stoße ich noch mal, doller. Er beendet den Kuss, irritiert, ansonsten aber unaufhaltsam. Seine rechte Hand hat den Weg von meinem Bauch nach unten gefunden und streichelt mich. Keuchend lehne ich den Kopf zurück gegen Kids Schulter. Trotz der mitreißenden Gefühle muss ich ihn von meinem Hintern fernhalten! Ein Kuss landet auf meinem Ohr, dann noch einer und noch einer. Kids Zunge fährt mir über die Ohrmuschel, ich zucke weg. Das kitzelt! Als Alternative beißt er mir in den Hals. Toll. Ich grummle. Und dann hat er seine Finger da, wo ich sie nicht haben will. Ich grummle lauter und er reagiert nicht, so dass ich mich gezwungen sehe, ihn zu beißen, als er mich wieder küssen will. Kid zuckt weg, seine Finger aber bleiben wo sie sind. Muss ich jetzt etwa aussprechen, dass ich nicht will? "Lass...", murmle ich, was eher einem Keuchen gleicht, da ich unterbrochen werde von einer Hand, die fest zwischen meine Beine packt. Der Kerl macht mich fertig! Er drückt mich eng gegen die Wand jetzt und ich greife mit einer Hand nach hinten und zerre seinen Arm weg von mir, fasse auch den anderen und lege sie mir an die Hüfte. Da sind sie besser aufgehoben. Kid ist nicht einverstanden, zieht, aber ich gebe nicht nach. Schließlich hat er keine andere Wahl und sieht es ein. Ich drehe mich wieder zu ihm um, wir küssen uns, lange, intensiv, ein Kampf um Dominanz. Meine Arme legen sich um seine Schultern, seine sich um meine Hüfte und er zieht mich so nah ran wie möglich. Dann bewegt er die Hüfte, eine leichte Drehung, ein wenig schräg, ein wenig nach vorne und wieder zurück und alles noch mal neu. Ich passe mich an und versuche so das Beste daraus zu machen, aber Kid hält nicht lange durch und greift mit einer Hand zwischen uns. Nach wenigen Augenblicken beendet er den Kuss und sieht mich an. Ich versuche ihn anzusehen ohne ihn zu sehen, einfach nur den Blick auf ihm zu halten. Ihm reicht das nicht. Er zieht an mir, drückt dann mit der Hand auf meine Schulter. Ich soll wohl wieder runter. Da habe ich ihm gefallen, hm? Ich bin unschlüssig. Aber mein Blick senkt sich und zum ersten Mal sehe ich deutlich die Verletzung an seiner Hüfte. Vorhin ist sie mir glatt entgangen. Als Arzt sollte ich ihn jetzt anmeckern, aber als... Bettgfährte... als, als... ehm, ich kann es nicht. Meine egoistische Seite schreit, dass ich bloß die Klappe halten soll, weil ich sonst alles zunichtemache. Trotzdem kann ich nicht anders, als eine Hand zu heben und vorsichtig in einigem Abstand über seine Haut dort zu streichen. Kid knurrt, drückt mich doller runter und ich gebe nach, greife mit der zweiten Hand um seine Erregung und setze wie zuvor schon Lippen und Zunge ein. Kid keucht so überrascht auf, dass es mir als Genugtuung reicht. Er lehnt sich wieder gegen die Wand, sein ganzer Körper zittert etwas, was er versucht zu verbergen, aber ich habe es längst bemerkt. Ich halte die Augen geschlossen. Wegen des Wassers, wegen... dem, was ich hier tue, aber ich weiß, ich weiß ganz genau, dass er mich beobachtet. Mit alles in sich aufsaugendem Blick, jedes Detail, jede Bewegung von mir wird beobachtet. Kurz bevor ich mich losmachen will, weil ich jetzt wirklich keine Lust mehr habe, sagt er meinen Namen. Nur ein Hauch, leise, sehr sanft irgendwie. Dann noch einmal, angestrengter diesmal. Er lehnt den Kopf zurück. "Traf", sagt er und drückt gegen meine Stirn. "Traf!" Ich verstehe und lasse von ihm ab, rücke zur Seite und benutze nur noch die Hand. Wenig später kommt er und seine Atmung setzt für ein paar Sekunden aus, ehe sie doppelt so schnell weitergeht. Es ist etwas merkwürdig nicht der einzige Mann bei dieser Sache zu sein, nicht der einzige zu sein, der... Kid stößt unsanft die Hand gegen meine Stirn und mein Kopf beugt sich in den Nacken. Der Blick, mit dem er mich ansieht, so entschlossen, befriedigt, gierig und unbeschreiblich, sein Gesicht, die Intensität, raubt mir jegliche Gedanken. Da ist nichts mehr, nur Stille, er und ich. "Du gehörst mir", knurrt er so drohend, dass ich am liebsten zustimmend nicken würde, aber ich tue es nicht, sondern lasse mich nur am Arm von ihm hochziehen, küssen und während seine eine Hand wieder den Weg zwischen meine Beine findet, stelle ich das Denken endgültig ein und für den Moment existiert nur noch der Drang nach mehr. ~ owari Chap °18 ~ Jetzt muss ich grübeln, weil ich neulich mit Caefire über "immer gleiche Szenen bei Kid und Law" sprach. Ich hab's auch irgendwie mit dem lieben Alkohol. Kid hat Schuld, ehrlich! Der is versoffen, auch wenn hier Law mehr trinkt! xD Aber er ist ja wieder nüchtern, als er Kid da in der Dusche überrascht... *sich rausred* Ich... hätte das Ende dieses Chaps gerne übersprungen. T__T Nicht, um euch was vorzuenthalten, sondern deswegen, weil sich so jeder seinem eigenen Kopfkino hingeben könnte, es so wild, gefühlvoll, leidenschaftlich und pervers sehen könnte, wie es einem persönlich gefällt. Meine äußerst perverse Seite (und das ist die einzige, die in dieser Situation zu Kid und Law passt!) streitet sich mit mir und wird immer unterdrückt von der Tatsache, dass dies hier mehr lesen als nur ich selbst und so wird es nie 100% von dem, was mein geistiges Auge so sieht. *hust* Nehmt es als Anregung, dann wäre ich glücklich. :3 (Und ich sollte verdammt noch mal aufhören, adult zu schreiben!! >///<) Sayonara, --> Satra ^^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)