Das Herz von Azkaban von Betakuecken ((ABGESCHLOSSEN)) ================================================================================ Kapitel 4: Vier --------------- Das Herz von Azkaban 4 Albus erreichte die Eingangshalle als letzter, ganz, wie er es erwartet hatte. Severus stand wie üblich in Schwarz dort, die Arme vor der Brust verschränkt. Draco Malfoy trug elegante Kleidung und einen dunklen Umhang, dessen Farbe er noch nicht erkennen konnte. Doch er war ziemlich sicher grün. „Guten Morgen“, begrüßte er die beiden mit einem Lächeln, wie er es immer tat. „Habt ihr gut geschlafen? Ich überhaupt nicht, mich quälten die ganzer Nacht lang Fragen!“ Der Blonde schnaufte und stieß sich von der Wand ab, während Snape seinen Umhang flattern ließ, als er sich eilig abwandte. „Können wir dann?“, wollte der ehemalige Tränkelehrer wissen und stieß das Tor auf. Draußen war es noch nass und der Boden matschig vom letzten Sturm. Es hielt die kleine Gruppe jedoch nicht davon ab, sich der Grenze der Ländereien von Hogwarts zu nähern, um dort zu disapparieren. --- Die Anreise nach Azkaban war unangenehm, obwohl die See recht ruhig gewesen war. Es war viel mehr die seltsame Atmosphäre, die sie eingehüllt hatte, je näher sie dem Gefängnis gekommen waren. Jetzt, da sie auf festem Boden standen, war dieses Gefühl noch einnehmender. „Was, bei Salazar, ist das?“, flüsterte Draco mit anstrengender Atmung. Es war, als läge ein Gewicht auf ihren Körpern und erschwerte ihnen das Luftholen. „Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich hier um eine sehr hohe Konzentration von Magie. Was denken Sie, Schulleiter?“, antwortete Severus, darum bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. „Ja, in der Tat. Allerdings frage ich mich, von wem sie stammen mag.“ Den Blonden interessierte das nun überhaupt nicht. Der Grund, weshalb sie mitgekommen waren, war ein ganz anderer als Dumbledores. „Dann treffen wir uns in einer Stunde wieder hier, Schulleiter“, schnarrte der dunkle Mann und wandte sich ab, Draco auf den Fersen. „Ihr beiden könnt nicht einfach so zu ihm!“, rief der alte Zauberer ihnen nach, so dass sie stehen blieben und ihn ansahen. „Und weshalb nicht?“ „Er wird in einem Hochsicherheitstrakt verwahrt. Da gelangt man nur hin, wenn ein Auror einen dorthin bringt und den Weg frei gibt. Und ich bezweifle, dass man gerade euch dort hinein lässt.“ Der Blonde schnaubte genervt, denn daran hatten sie keinen Gedanken verschwendet. Albus kam auf sie zu und lächelte gutmütig. „Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn ich euch begleite. Harry wieder zu sehen, würde mich freuen.“ Den mörderischen Blick, den Draco nun trug, hatte der Weißbart nicht gesehen, was wohl auch besser war, denn dann hätte er gleich bei Potter einziehen können. So machten sie sich nun doch zu dritt auf den Weg, um einen Wärter zu finden. --- Es näherten sich Menschen, die nicht hierher gehörten. Er wollte wissen, wer sie waren, was sie wollten. Also breitete er sich aus, sendete seine Magie und tastete sie ab. Um drei Männer handelte es sich: der eine ein alter Weißmagier, der andere mittleren Alters, Schwarzmagier, und der Letzte in den Zwanzigern, ebenfalls Schwarzmagier. Ihre Gedanken zu ertasten war schwerer, als bei den Menschen, die hier lebten. Aber es gelang ihm. Er entdeckte Erinnerungen von Glück bis Schmerz, doch es waren zwei, die im Vordergrund standen. Der Alte wollte vor allem wissen, was mit dem Gefängnis nicht stimmte und die anderen beiden wollten einen Gefangenen sehen, der unschuldig einsaß: Harry Potter. Diesen Namen kannte er nicht. Hier gab es niemanden, der so hieß. Das würde er wissen, denn er war Azkaban! Es gefiel ihm nicht, dass der Weißmagier Fragen stellen wollte. Dies hier war ein Ort, an dem niemand Unrecht erfahren sollte. Und er würde nicht zulassen, dass all diejenigen, die hier eingesperrt worden waren, obwohl sie nichts verbrochen hatten, länger leiden mussten. Doch diejenigen, die Mörder waren, die Furchtbares getan hatten, würde er verschwinden lassen – für immer. Nun galt es diese Besucher von hier zu vertreiben, wenn sie lästig würden. --- Es war sehr dunkel und die Fackeln, die sie passiert hatten, erloschen, wenn sie die nächste erreichten. Wirklich kein sehr gemütlicher Ort. Wenn sich der Malfoy überlegte, dass er hier um ein Haar auch hätte einsitzen müssen... Gut nur, dass er die Kurve noch gekriegt hatte, bevor er das Dunkle Mal hatte bekommen sollen. Sein Vater war zwar ausgerastet und hatte mehrfach versucht, ihn mit schmerzhaften Argumenten zu überreden, aber er war standhaft geblieben. Der Blonde schluckte, als eine große, schwarze Gestalt an ihnen vorüber schwebte. Er hasste Dementoren! Bemüht, ruhig zu bleiben, sah er nach vorne. Sein ehemalige Lehrer und heute engster Vertrauter, lief neben dem alten Mann vor ihm. Der Auror, der sie hier herunter bringen sollte, bildete die Spitze und führte nun an einer Tür rechts vor ihnen einige Bewegungen mit dem Zauberstab aus. Beinahe lautlos glitt das schwere Metall zur Seite und gewährte den Blick in eine unendliche Dunkelheit. „Sie haben eine halbe Stunde“, knurrte der Wächter und entfernte sich einige Schritte. Die drei sahen ihm nach, dann setzte Severus den ersten Schritt in die Zelle. „Lumos!“, rief er mit erhobenem Stab, den Arm wohlmerklich außerhalb der Tür haltend, und suchte den Raum ab. Er war leer. „Ich denke, das soll ein dummer Scherz sein. Bringen Sie uns zu Mr. Potter!“, knurrte er nun unwillig und mit eiskaltem Blick. Der Auror zuckte leicht zusammen, begutachtete die Zelle dann selbst. Nach ihm warfen auch Albus und Draco einen Blick hinein, doch es half nichts, in dem kleinen Raum war niemand. „Unmöglich, es war die dreizehnte Tür vom Gitter ab gezählt!“, rief er aus und schlug sich gegen die Stirn. Scheinbar hatte er vergessen, dass er nicht alleine war. Der Mann marschierte zurück zum Gitter und zählte erneut die Türen, doch kurz vor der, an der sie standen, hielt er an. „Merlin, nicht schon wieder!“, stöhnte der Mann und wandte sich an die Besucher. „Nun, wie es aussieht, können Sie wieder nach Hause gehen. Die Tür ist verschwunden und es besteht keine Möglichkeit, irgendwie in die Zelle zu gelangen. Vielleicht haben wir Glück und sie erscheint bald wieder…“ Die drei Besucher sahen sich entgeistert an, wollten einfach nicht glauben, was sie gerade gehört hatten. „Soll das heißen, dass hier schon mehrere Zellen und Gefangene verschwunden sind?“, erkundigte sich Draco mit einem Funken Empörung in der Wut verzerrten Stimme. „Nun ja…“, druckste der Auror herum, versucht, die Flucht zu ergreifen, da er weitere Fragen fürchtete. „Hier geblieben!“, fauchte Severus, als er genau diese Ambition des Mannes bemerkte. Der Auror blieb stehen, war aber bereit loszulaufen, sollte es erforderlich sein. „Ich will eine Antwort! Wieso wusste niemand davon? Hat man dem Minister nicht darüber unterrichtet?“ „Also… Nein, hat man nicht. Es sind Gefangene, die… wie soll ich sagen? Sie sitzen nicht so legal hier? Und ein paar Schwerverbrecher, die verstummten. Als wir nachsahen, waren die Zellen verschwunden und wir haben sie auch nicht wieder gefunden. Was Potter angeht - es ist ohnehin unwahrscheinlich, dass er noch lebt. Er hat in der letzten Zeit nicht mehr gegessen. Als ich ihn das letzte Mal sah, lebte er zwar noch, aber er war fiebrig…“ Draco bebte vor Wut. Was erlaubten sich diese verdammten Typen aus dem Ministerium eigentlich?! Da war einer krank – Harry war krank! – und man half ihm nicht! „Ist Ihnen nicht mal in den Sinn gekommen, dafür zu sorgen, dass er isst?“, zischte der Blonde haltlos. Der dunkelhaarige Tränkemeister beobachtete den Ministeriumsangestellten mit einem hämischen Grinsen. Draco konnte wirklich Furcht einflößend sein. „Was gedenken Sie zu unternehmen?“, mischte sich nun Dumbledore ein, der vorher still geblieben war. Es beunruhigte ihn sehr, dass einfach Türen verschwanden und damit auch die Gefangenen in der Zelle dahinter. „Sind das alle Vorkommnisse oder verheimlichen Sie uns noch etwas?“ Der Mann musterte die drei Gestalten vor sich, er kannte sie alle mit Namen. Jeder hatte im letzten Kampf auf Potters Seite gestanden, auch wenn nicht alle offensichtlich. Und er wusste, dass diese drei gefährlich werden konnten. Nein, sie waren keine Gegner, die man unterschätzen durfte. „Also, es sind noch andere Dinge geschehen, aber Sie dürfen niemandem sagen, dass Sie das von mir wissen!“, entschied er sich also zu erzählen. „Wir hören“, zischte Draco jedoch nur auffordernd. „Nun, vor einer Weile, als ein Sturm tobte, ist eine komplette Seitenwand einfach so verschwunden. Wir haben einen Mann verloren und einige Gefangene sind ebenfalls tot. Man hat alle an der Küste gefunden.“ Die drei hörten aufmerksam zu und nickten, damit der Auror weiter sprach. „Wie gesagt verschwinden einfach so Türen und es gibt keine Möglichkeit, sie zu öffnen. Bevor all das begann, gab es Erschütterungen, die ganz Azkaban erzittern ließen. Wir glauben langsam, dass das Gefängnis ein Eigenleben entwickelt hat.“ Draco war leicht geschockt über diese Neuigkeiten. Aber das erklärte immer noch nicht, wieso sie Harry nicht geholfen hatten. „Ist denn eine der Türen wieder aufgetaucht?“, erkundigte sich Albus weiter. „Zwei. Beide Gefangenen waren tot. Es scheint, als würde eine unsichtbare Kraft plötzlich die Gewalt über alles hier haben und wir wären den Launen ausgesetzt.“ Verstehend nickte der Weißhaarige. Severus dagegen hatte die Arme wieder vor der Brust verschränkt und beobachtete den Blonden, der ein düsteres Gesicht machte. „Können Sie uns sagen, ob es einen Ort im Gebäude gibt, an dem die Konzentration am höchsten ist? Hier ist eine starke magische Präsenz, die wohl der Auslöser für all das ist.“ Der Auror sah Albus irritiert an. Es war ihm anzusehen, dass er überfordert war. „Nun gut, wir werden uns noch ein wenig umsehen.“ Mit diesen Worten spazierte der alte Mann an dem Wärter vorbei. Severus packte Draco an der Schulter und schob ihn vor sich her, immer dem Schulleiter hinterher. --- Jetzt wollte der alte Weißmagier also Nachforschungen anstellen? Das gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht! Niemand hatte sich in sein Handeln einzumischen! Aufgebracht erzittern die Mauern und ein magischer Wind wehte durch die Gänge. Es freute ihn die verwirrten Gesichter der Fremden zu sehen. Sollten sie nur Acht geben, hier hatte er das Sagen und das würde sich nicht ändern. --- Remus war in den Kerkern und suchte nach den beiden, die die meiste Zeit dort verbrachten. Aber sie waren einfach nicht aufzufinden. Gestern war er nicht am Treffen gewesen, hatte er etwas verpasst? Eilig suchte er sich den Weg in die Halle und traf unterwegs auf McGonagall, die ihm einen verwirrten Blick zuwarf. „Remus, was ist denn los?“, fragte sie. „Ich suche Severus, wo ist er?“ „Er und Mr. Malfoy haben Albus nach Azkaban begleitet. Sie sind schon heute Morgen abgereist. Ich hoffe, dass sie heute Abend wieder hier sein werden.“ Der Werwolf nickte seufzend. Wäre er doch nur bei diesem Treffen gewesen. Vollmond war wirklich etwas, das man abschaffen musste… Also machte er sich nun etwas langsamer zurück auf den Weg in die Kerker. Würde er eben dort auf die beiden warten. --- Die kleine Gruppe schritt den Gang entlang, doch das Gesicht des Auroren wurde immer verwirrter. Nach fünf Minuten blieb er plötzlich stehen. Albus hielt neben ihm und sah ihn von der Seite an. „Was gibt es?“ Der Mann blickte zu dem Weißbart rüber und sah dann wieder nach vorne. Vor ihnen war eine Sackgasse. „Die war vorhin noch nicht hier“, sagte der Auror. Die blauen Augen des Schulleiters musterten den grauen Stein. Severus und Draco taten es ihm nach und keiner verlor ein Wort. Die vier wandten sich um und gingen zurück, doch da war wieder eine Wand und der Gang, der zuvor geradeaus gegangen war, bog nun nach links ab. „Das kann doch nicht sein!“, entkam es dem Blonden ungläubig. Wanderten die Mauern hier auch schon? „Davon haben Sie nichts gesagt!“, schnaubte Severus den Wärter an, der einen Schritt zur Seite machte. „Bisher ist sowas noch nicht vorgekommen!“, verteidigte sich der Mann und rannte fast schon weiter. Es passierte noch einige Male, dass sich der Weg einfach änderte, so dass sie am Ende tatsächlich am Ausgang landeten. Die Männer schauten sich an, drehten sich um, doch da war kein Durchgang mehr. „Ich schätze, dass wir dann für heute nach Hogwarts zurückkehren. Aber wir kommen wieder. Halten Sie uns bitte auf aktuellem Stand“, bat Dumbledore und drehte sich schließlich seinen Begleitern zu. „Na dann, auf ins Boot.“ --- Als Severus die Tür öffnete und das Feuer in seinem Kamin bemerkte, war er sofort kampfbereit. Nachdem er den schlafenden Remus gefunden hatte, steckte er den Zauberstab weg. „Pennt er doch glatt hier ein“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart und schüttelte leicht ungläubig den Kopf. Draco interessierte es reichlich wenig, was der Wolf hier unten tat. Er war noch immer mit seinen Gedanken im Azkaban. Es machte ihm irgendwie Angst, dass das Ministerium Unschuldige einsperrte und sich nicht einmal dafür schuldig fühlte. Ob sich jemals etwas daran ändern würde, war fraglich. „He, Lupin, aufwachen!“, rüttelte Severus unterdessen an der Schulter des Schlafenden. Remus fuhr aus dem Schlaf und starrte den anderen an. Severus Snape stand über ihm und blickte auf ihn herab. „Oh, hallo!“, brachte er nicht sehr einfallsreich heraus. Aber er fand, dass er, in Anbetracht der Tatsache, dass er eben noch geschlafen hatte, auch nichts Intelligentes sagen brauchte. „Was tust du hier?“, fragte der Tränkemeister gleich weiter, als er bemerkte, dass der andere richtig wach war. „Ich wollte mit euch sprechen.“ „So? Und worüber?“ Remus setzte sich aufrecht hin, musste er im Schlaf doch nach unten gerutscht sein. „Ich hab mich mit Bill und Charly unterhalten. Die beiden haben gemeint, dass die Zwillinge etwas läuten hören haben. Ihr wisst ja, dass sie ihre Ohren überall haben und eine Menge Kontakte ebenfalls – jedenfalls haben sie von jemandem aus dem Ministerium gehört, dass der Minister nicht ganz unschuldig an Harrys Aufenthalt im Gefängnis ist. Fred und George meinten sogar, dass Fudge die ganze Sache angezettelt hätte. Aber es gibt keine Beweise, sie vermuten das nur.“ Die zwei starrten den Mann mit den braunen Haaren einfach nur an. „Hermine und Ron wissen wohl auch davon, haben aber ziemlich heftig reagiert. Zumindest haben Bill und Charly das gesagt.“ „Und was sagen Wiesel und Schlammblut dazu?“, grollte der Blonde, der verärgert darüber war, dass niemand etwas unternahm, wenn man schon solche Gerüchte hörte. „Nun, sie wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ihre Aussage war, dass sie ihn gewarnt hätten und er lieber das Risiko einging im Knast zu landen, als sich auf seine Freunde zu konzentrieren.“ „Das nenn´ ich mal Treue und Loyalität!“, zischte Draco und schnaubte verächtlich. „In der Tat, sehr enttäuschend“, stimmte Severus zu. Remus´ Gesicht war traurig geworden, man sah ihm an, dass es ihn sehr mitnahm, wie die beiden reagiert hatten. „Das bedeutet also, dass wir versuchen sollten an Informationen zu kommen“, meinte der Wolf weiter und schaute den anderen in die Augen. Was er dort sah, machte ihn kurz sprachlos. „Stimmt etwas nicht?“, wollte er wissen. Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? Bye, Mitani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)