Über das Leben einer Frau von WANTED ================================================================================ Kapitel 1: ein ganz normaler Tag -------------------------------- Ich trage gerne Kleider, hohe Schuhe die besonders kräftige, auffällige Farben haben sind bei mir besonders 'inn'. Der Lippenstift muss immer zu dem Outfit passen, was wenn du ihn einmal vergisst? Du triffst an diesem Tag den perfekten Mann, reich und schön, und er wird dich nicht bemerken, weil du so unauffällig bist wie.. eben eine graue Maus. Montags gehe ich shoppen, das ist Pflicht! Wer mich gerne kratzbürstig erleben möchte, sollte mich daran hindern. Dienstags habe ich Maniküre, Mittwochs Pediküre. Donnerstags gehe ich tanzen, früher einmal war es Ballett, mittlerweile ist es eine gekonnte Selbstinzinierung. Freitags gehe ich zu kultivierten Veranstaltungen. Samstags ist der Frauen-Abend, ein muss für jedes Vollblut-Weib. Und Sonntags? Sonntags sitze ich weinend zu Hause, ziehe mir die Decke über den Kopf und frage mich, was mit mir nicht stimmt. Man nennt mich Zuzu, seid nunmehr sieben Jahren bin ich diesem Zustand verfallen. An meine Kindheit erinnere ich mich nicht gerne, an meine Zukunft will ich gar nicht erst denken. Sowieso, das soll alles kein Problem sein, das Denken überlasse ich meinem späteren Gatten. Er wird viel arbeiten, viel Geld verdienen, mir gerade so viele Kinder schenken das ich immer noch vorzeigbar bin und mich auf Händen tragen. Wenn man eine wahre Frau ist, dann ist das Leben leicht. Manchmal beobachte ich den Fußballverein der Frauenmannschaft meiner Region. Peinlich, wie sie den Männern nach eifern und es nie schaffen auch nur ansatzweise im Gespräch zu sein. Es ist so viel leichter sich in ein schickes Outfit zu werfen und sich der Welt zu zeigen, man wird weniger schmutzig und dafür geliebt, was man tut.. denn schön aussehen ist auch harte Arbeit. Wenn ich Nachts in meinem Bett liege und darüber nachdenke, wie man seinem Geschlecht bloß so entgegen arbeiten kann dann schmerzt mir der Kopf, ich habe wüste Gedanken und ein unbemerktes, kleines Lächeln auf den Lippen. In solchen Nächten schlafe ich nicht, ich denke einfach darüber nach, ob das alles je ein Ende finden wird. Meinen Freundinnen, alles wundervolle Frauen, wenn auch nicht so einzigartig wie ich , werden sich sicher etwas gutes einfallen lassen, um mich abzulenken. Ich muss bloß wieder aus diesem Bett aufstehen, und alles wird seine geregelten Bahnen laufen. Doch am nächsten Morgen schon stehe ich nicht mehr auf. Meine Kopfschmerztabletten haben in dieser Nacht an einem anderen Ende des Tisches gestanden, und was ich geschluckt habe.. es sind Schlaftabletten, vielleicht fünf.. oder ein Paar mehr, ich habe es im Dunkel nicht sehen können, und jetzt liege ich steif hier, in meinem geblümten Nachthemd, mit meinen perfekt lackierten Fingernägeln, meinem nun verwischten Make-Up.. Nichts wird mehr aus dem Traum einer vollkommen akzeptablen Hausfrauen-Karriere, einem Brunch unter Freunden ab den Dreißigern jeden Samstag, einem wohlerzogenen Kind.. Die Uhr schlägt 12. Mutter kann meinen Anblick nicht ertragen; das Zimmer? Ein Schlachtfeld. Die wundervollen Kleider und die Perlenketten? Zerfetzt und zerpflückt. Die teuren Cremes, Töpfchen, Puderchen? Alles ausgequetscht, ausgehüllt, ausgeleert, auf dem Boden und an den Wänden verteilt. Mutter kann es nicht glauben, ja, sie traut ihren Augen kaum, es waren alles ihre Sachen, es war ihr perfektes Leben, zerstört in meinen kleinen vier Wänden. MeineKlamotten? Der Anzug zur Komfirmation, die schicken, schwarzen Herrenschuhe, die Hemden und Krawatten, im Schrank versteckt. MeinePflegemittel? Ein wenig Haargel und Rasierschaum auf der Nachtkomode, unbenutzt. Meinperfektes Leben? Es gab nie Eines. Die Tabletten? Es gab nie Kopfschmerztabletten. Es waren immer nur Diese gewesen.. diese, die mich erlöst hatten, Zuzu, die Frau, zumindest innerlich.. ~ENDE~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)