Mein Leben ohne dich von abgemeldet (Shinichi x Heiji) ================================================================================ Kapitel 2: Scherben ------------------- Endlich scheinen meine Eltern mein Bedürfnis nach Einsamkeit zu akzeptieren. Kein Klopfen mehr, keine lästigen Gespräche, einfach nur ich und die Stille meines Zimmers. Zwei weitere Stunden in der Dunkelheit machen mich allmählich schläfrig, doch ich versuche verzweifelt gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Mir ist nur allzu bewusst, dass mich ihre leeren Augen bis in den Schlaf verfolgen würden. Ich wäre ihnen hilflos ausgeliefert. Von einer plötzlichen Panik erfüllt, springe ich auf und beginne in meinem Zimmer auf und ab zu laufen. Auf der Suche nach etwas Ablenkung greife ich den nächstbesten Detektivroman und versuche mich darin zu vertiefen. Hunderte Buchstaben tanzen vor meinen Augen und wollen sich nicht zu einem Wort verbinden lassen. Wütend lasse ich das Buch an Ort und Stelle fallen, greife mir mein Handy und schalte es wieder ein. Ich kneife die Augen zusammen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. 47 Anrufe in Abwesenheit. Heiji gibt wohl nie auf. Ein bitteres Lächeln huscht über mein Gesicht, als das Telefon wie auf Kommando erneut anfängt zu blinken. Ganze 3 Minuten dauert es bis er endlich aufgibt, nur um es kurz darauf erneut zu versuchen. Er musste doch schon längst kapiert haben, dass ich nicht rangehen würde. Mein Blick fällt auf den umgekippten Bilderrahmen, der auf meinem Schreibtisch liegt. Ich will nicht danach greifen, doch meine Hände entziehen sich plötzlich jeglicher Kontrolle. Wie durch eine Glasscheibe beobachte ich, wie sich meine Finger zitternd um den Rahmen schließen und den Blick auf ein lächelndes Gesicht freigeben. Ich keuche auf. Meine Knie geben unter mir nach, doch mein Blick bleibt wie gebannt an diesem Gesicht hängen. So ein liebliches Gesicht, so zart, so verletzbar. Eine einzelne Träne fällt auf das Glas. Jetzt sieht es beinahe so aus als würde sie mit mir weinen. Ich wische die Träne weg, streiche über ihre lächelnden Lippen und wünsche mir nichts sehnlicher als diese Lippen noch einmal berühren zu dürfen. Mir bleibt die Luft weg. Ich ertrage ihren Anblick nicht länger. Ich habe dieses Lächeln zerstört! Ich bin schuldig! Voller Wut schleudere ich den Bilderrahmen gegen die Wand. Das Glas zerspringt in 1000 Scherben. Augenblicklich tut es mir leid. Ich krieche zu dem zerstörten Rahmen und ziehe das Foto aus den Bruchstücken. Eine Scherbe bohrt sich in meinen Finger. Der stechende Schmerz zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Wie betäubt beobachte ich wie sich ein Blutstropfen bildet und zu Boden fällt. Ihm folgt ein zweiter, dann ein dritter. Der Anblick des Blutes lässt die Bilder wieder lebendig werden. Blut, überall war Blut! Ihr Blut! Ihr Blut klebt an meinen Händen! Wimmernd ziehe ich meine Knie an, umschlinge sie mit meinen Armen. Ich kann diese Bilder nicht mehr ertragen! Sie fressen mich auf! Ich bin hilflos. Ich kann mich einfach nicht wehren. Ich sehe nur noch das Rot ihres Blutes vor mir. So viel Blut! „Shinichi!“ Ein Rütteln an meinen Schultern lässt mich wieder klar sehen. Mein Vater hat sich über mich gebeugt. Er sieht besorgt, beinahe verängstigt aus. Was ist los? Langsam setze ich mich auf. Ich sehe den zerborstenen Bilderrahmen, sehe mein Blut zwischen den Scherben, sehe ihr Foto. Mein Herz krampft sich erneut zusammen. „Shinichi! Geht es dir gut?“ Ich nicke abwesend. Mein Vater hilft mir beim Aufstehen und setzt mich auf mein Bett. Meine Mutter kommt herein und verbindet meinen Finger. Sie redet mit mir, doch ihre Stimme erreicht mich nicht. Mein Blick ruht immer noch auf ihrem Foto. „Ran!“ Augenblicklich schießen mir die Tränen in die Augen. Ihren Namen auszusprechen, macht das Unglück so greifbar und lässt es so real wirken. „Was habe ich nur getan?“ Eine erneute Woge der Verzweiflung erfasst mich. „Ist schon gut, Shin-chan.“ Meine Mutter wiegt mich sanft hin und her. Das Klingeln an der Haustür lässt mich zusammenzucken. Mein Vater erhebt sich, um zu öffnen. „Ich will niemanden sehen!“, rufe ich ihm mit tränenerstickter Stimme hinterher. Wenig später höre ich laute Stimmen, die sich immer mehr meinem Zimmer nähren. Ich befreie mich aus der Umarmung meiner Mutter, um die Zimmertür vor dem ungebetenen Besuch zu verschließen. Mitten in der Bewegung halte ich inne, denn im Türrahmen lehnt niemand anderes als ein bestürzt dreinschauender Heiji Hattori. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)