Fortune Cookie - Glückskeks von Janachen2811 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weihnachten! Er hasste Weihnachten! Überall diese kitschige, in rot, grün und gold gehaltene Dekoration und übergroße Schleifen. Überall dudelten sie irgendwelche besinnlichen Weihnachtslieder. Und überall roch es nach diesem widerlichen Süßkram. Er hatte auch das Gefühl, dass es gar nichts anderes mehr gab. Egal, wo er hinschaute, er sah nur noch Plätzchen in den verschiedensten Formen und Variationen, Lebkuchen, Marzipankartoffeln, Zuckerwatte und Zuckerstangen. Alles extrem süß, kariesfördernd und in seinen Augen einfach nur widerlich. Hektisch rannten die Menschen auf der Suche nach den letzten Weihnachtsgeschenken für ihre Liebsten durch die Straßen. Andauernd wurde er von irgendjemandem angerempelt, welcher sich dann mit diesem glücklich-zufriedenen Gesichtsausdruck bei ihm entschuldigte und sich in keinster Weise von seinem grimmigen Blick abschrecken ließ. Zoro knurrte leise, als wieder einer von diesen Weihnachtsfreunden ihn anstieß. Er setzte den Becher Glühwein – den sie an Weihnachten ebenfalls an allen Ecken anboten und der für ihn das einzig positive an dieser Jahreszeit darstellte, obwohl nach seinem Geschmack ruhig etwas mehr Alkohol in dem Heißgetränk sein könnte - an seine Lippen und trank den verbliebenen Rest aus. Die leere Tasse stellte er zurück auf den Tresen, steckte mürrisch das zurückerhaltene Pfand an und stopfte die Hände in die Taschen, marschierte missgelaunt die Straße entlang. Kalt war es. Verdammt kalt sogar. Kleine Atemwölkchen verließen seinen Mund und die Kälte färbte seine Wangen und die Nasenspitze rötlich. Langsam ließ er den Trubel der belebten Einkaufsstraße hinter sich. Tauschte das helle Licht der Geschäfte gegen das gedämpfte von vereinzelten Straßenlaternen und dem Sternenhimmel. Tief atmete er die klare Nachtluft ein. Störte sich nicht daran, dass sein Hals und seine Lunge gegen die frostige Luft protestierten. Er genoss die langsam einkehrende Ruhe und Stille um sich herum, endlich wieder allein zu sein. Er war an Weihnachten immer allein gewesen. So, wie die meiste andere Zeit auch. Schon seit frühster Kindheit war er auf sich allein gestellt gewesen, musste alleine sehen, wie er klar kam und sein Leben meisterte. Bisher hatte er das, wenn man ihn fragte, gut hinbekommen. Er hatte einen guten Job, eine recht akzeptable Wohnung und er hatte in dem, was er am liebsten tat – Kendo – sehr guten Erfolg. Was wollte er noch mehr? Leise seufzend schloss er die Augen und blieb für einen Moment stehen. Er spürte ja, dass da etwas war, das ihm fehlte. Doch konnte er es nicht benennen, wusste nicht, was es war, das ihn sich so leer fühlen ließ. Eigentlich musste er dieses Jahr an Weihnachten gar nicht allein sein. Denn – oh Wunder – hatte er dieses Jahr Freunde gefunden, die ihn an Heiligabend zu sich eingeladen hatten. Wie er das angestellt hatte, war ihm noch immer schleierhaft. Eines Tages war er sprichwörtlich über einen schlaksigen, schwarzhaarigen jungen Mann gestolpert und egal, was er tat, er war ihn nicht mehr losgeworden. Genauso wenig, wie dessen ganze Freunde. Sieben, um genau zu sein. Auch wenn sie sich sehr oft angifteten, er sich des öfteren mit diesem aufgeblasenen, blonden Kochlöffel prügelte, mochte er sie alle – irgendwie. Leicht lächelte er. Ja, er mochte diese Spinner wirklich. Und dennoch hatte er die Einladung jedes Einzelnen, Weihnachten doch mit bei ihm zu feiern, abgelehnt. Wieso? Ganz einfach. Weihnachten war das Fest der Liebe, das man im Kreise seiner Familie feierte. Und er gehörte zu keiner dieser Familien, würde sich dort wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen. Auch wenn jeder ihm versichert hatte, dass dies nicht so wäre. Nochmals leise seufzend und mit immer noch geschlossenen Augen, ging er weiter. Jedoch kam er nur wenige Schritte weit, bevor er mit einem Hindernis kollidierte und es recht laut schepperte. „Du nichts gehen mit Augen zu“, erklang eine aufgeregte, aber nicht sehr erboste Stimme. „Du gucken müssen, wo Weg ist und du lang gehen.“ Blinzelnd sah Zoro den kleinen Chinesen an, der quirlig die um- und heruntergefallenen Sachen wieder auf seinem Wagen herrichtete. Wo war der denn nur hergekommen? Hatte er ihn doch gar nicht gehört. Und auch sonst hatte nichts auf die Anwesenheit des kleine Mannes hingedeutet. Spürte er die Gegenwart von fremden Personen doch sonst immer sofort. „Tschuldigung“, nuschelte er recht verwirrt und wollte sich an dem Wagen vorbei schlängeln, um seinen Weg – wo auch immer der denn hinführte – fortzusetzen. „Nicht so schnell, jungel Mann“, hielt ihn der Chinese allerdings auf und umfasste sein Handgelenk. „Du nicht sehen sehl glücklich aus. Dabei heute doch seien Weihnachtsfest. Du sollten nicht sein alleine. Gehen heim zu Familie und Fleunde. Mit ihnen feieln.“ Verhalten knurrte Zoro. Was dachte dieser Mann eigentlich, wer er war, dass er ihm hier einen Vortrag darüber hielt, was er tun sollte? Er befreite seine Hand aus dem Griff des anderen. Doch aus irgendeinem Grund ging er nicht einfach weiter, sondern wartete. Auf was, wusste er nicht. „Hiel“, meinte der Chinese und hielt ihm ein Schüsselchen mit halbmondartigen Gebäckstücken entgegen. „Nehmen ein Keks. Blingen Glück und sagen volaus Zukunft.“ Zoro hob eine Augenbraue und sah den kleinen Mann argwöhnisch an. Ein glücksbringender, zukunftsvorhersagender Keks? Was dachte der Alte denn, wie alt er war, dass er noch an solch einen Unfug glaubte? „Nein, danke“, lehnte er, höflich wie nie, ab, hob die Hand zum Abschied und machte ein paar Schritte. „Du nicht können einfach gehen“, sagte der Chinese und augenblicklich blieb Zoro stehen. „Es blingen viel Unglück, nicht zu nehmen Keks, den geschenkt man bekommt.“ Noch bevor er etwas erwidern konnte, hatte der Chinese ihm einen der hellen Kekse in die Hand gedrückt und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Verwirrt blinzelnd sah er sich um. Der kleine Mann war ja verdammt fix mit seinem Wägelchen. Nachdenklich musterte Zoro das kleine Süßgebäck in seiner Handfläche. Schulterzuckend ließ er den hübsch verpackten Keks in seiner Jackentasche verschwinden und drehte sich um. Er hatte den Fuß gerade gehoben, um den ersten Schritt zu tun, als hinter ihm eine abgehetzte und wohlbekannte Stimme erklang. „Marimo.“ Augenverdrehend, über den Spitznamen, den ihm ein blonder Koch verpasst hatte, drehte er sich um. Sah direkt in zwei strahlend blaue Augen, die ihn amüsiert, aber auch sehr freundlich und sanft anfunkelten. Ein leichtes Lächeln lag auf dessen Lippen und Zoro hob eine Augenbraue. Hatte schon Seltenheitswert, dass der Blonde lächelte, wenn er ihn sah. „Hier steckst du also“, sprach Sanji weiter, stopfte die Hände in die Taschen der eng anliegenden, schwarzen Hose und kam langsam auf ihn zu. „Hab dich schon in der gesamten Stadt gesucht.“ Gesucht? Der Kochlöffelschwinger hatte ihn gesucht? „Warum?“ fragte er perplex und sah den Blonden genauso an. Dieser grinste, sichtlich erfreut darüber, dass er den anderen aus dem Konzept gebracht hatte. „Keiner, nicht einmal so ein grummeliger Spinatschädel, wie du, sollte Weihnachten alleine verbringen.“ Noch weiter wanderte Zoros Augenbraue in die Höhe und immer noch sah er den Blonden nicht verstehend an. Ergeben seufzend schüttelte Sanji den Kopf. Irgendwie hatte er geahnt, dass Zoro ihn nicht verstehen würde. „Die anderen warten bereits seit zwei Stunden auf uns im Baratie“, informierte er den Grünling. „Und wenn wir uns nicht beeilen, dann wird für uns nicht einmal mehr trocken Brot vom Weihnachtsessen übrig bleiben. Frag mich sowieso, wie die Ruffy die ganze Zeit ruhig halten wollen.“ Zoros Augen wurden groß. Seine Freunde waren alle im Baratie und warteten auf ihn? Um mit ihm Weihnachten zu verbringen? „Aber … was ist mit den Familien von allen?“ fragte er fassungslos. „Na was wohl?“ grinste Sanji. „Die sind auch alle dort und verfluchen dich, weil sie wegen dir so lange auf das Essen warten müssen. Und jetzt komm endlich. Es ist barbarisch kalt und ich frier mir gleich den Arsch ab.“ Sanji stand nun dicht vor ihm, griff nach seiner Hand und zog ihn einfach mit sich, als er immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Blinzelnd sah er auf die Hand, die seine fest umschlossen hielt. Eiskalt war diese und automatisch schlang er seine Finger um diese, versuchte ihr etwas von seiner Wärme abzugeben. Schweigend legten sie den Weg zum Baratie zurück. Nur das Feuerzeug, mit welchem sich Sanji immer mal wieder eine Zigarette ansteckte, zerriss für eine Sekunde die Stille. Schon von weitem konnte Zoro das hell erleuchtete und selbst außen festlich geschmückte Baratie erkennen. Warm und edel erhob sich das Restaurant direkt vor ihnen und Zoro musterte die Außendekoration nachdenklich, während sie darauf zu schritten. Diese war, wie überall und wie in der Weihnachtszeit üblich, in Rot und Grün gehalten, nur wenige goldene Akzente blitzten dazwischen auf. Im Gegensatz zu den ganzen anderen Verzierungen in der Innenstadt wirkte diese aber nicht kitschig oder stillos, sonder einfach … perfekt. Ja, einfach nur perfekt. Ein anderes Wort fiel Zoro dazu einfach nicht ein. Bevor sie das Restaurant betraten, ließ Sanji seine Hand los und erst jetzt registrierte Zoro, dass sie den gesamten Weg – einmal quer durch die Stadt – Händchen haltend zurück gelegt hatten. Eine feine Röte erschien auf Zoros Wangen und er widerstand seinem ersten Impuls, wieder nach der grazilen, kalten Hand, welche so gut in seine passte, zu greifen. „Zoro, Sanji!“ schallte es ihnen entgegen und gleich darauf stand der schlaksige Besitzer der Stimme vor ihnen, strahlte sie beide an. „Da seid ihr ja“, grinste Ruffy und zog im nächsten Moment einen Flunsch. „Nami hat mir verboten, etwas von dem leckeren Essen zu probieren, bis ihr da seid. Und das alles riecht doch so lecker“, beklagte er sich wehleidig. Und während Sanji nun dazu überging, Ruffy zu erklären, dass bei seiner Art zu kosten, rein gar nichts mehr von dem Essen übrig geblieben wäre, Nami ganz zu Recht so gehandelt hatte, gleichzeitig den Damen im Raum Komplimente machte und dafür sorgte, dass alle was zu trinken hatten, sah Zoro sich nur stillschweigend um. Auch der Saal war festlich geschmückt, sehr dezent und nicht so aufdringlich, wie manch andere Dekoration. Zusätzlich zu der Deckenbeleuchtung erhellten Kerzen den reichlich gedeckten Tisch, tauchten die ohnehin schon köstlich aussehenden Speisen in ein noch appetitlicheres Licht. Etwas abseits in einer Nische stand ein raumhoher, gleichmäßig in die Breite gewachsener Tannenbaum. Die dichten Äste waren, genauso wie die restliche Dekoration im Raum, stilvoll und schlicht geschmückt, wirkten auf keinen Fall überladen. Eine weiße, fast wie Schnee wirkende Girlande bildete einen hübschen Kontrast zu der mit kleinen Lämpchen ausgestatteten, bunten Lichterkette. Ganz klassisch zierte die Spitze des Baumes ein Stern, ein sacht schimmernder Stern. Von der Dekoration glitt Zoros Blick zu der langen Tafel. Seine Augen erfassten nacheinander seine Freunde, die bereits am Tisch saßen. Seine Mundwinkel zuckten, als er sah, wie sich Ruffy mit seinem Bruder Ace um eine besonders große Fleischkeule zankte. Nami, die daneben saß, beendete den kleinen Streit auf ihre eigene Weise, indem sie beiden einfach eine Kopfnuss verpasste, so dass die Zwei für einen kurzen Moment ruhig waren. Diesen nutzte der blonde Koch, um die Rothaarige für ihre Schlagkraft zu loben und das Objekt des Streites geschickt in zwei gleich große Stücke zu zerteilen. Ein wenig enttäuscht über die nun in ihren Augen recht mickrige Portion sahen die D.-Brüder das Fleisch an, bevor sie in üblicher Manier darüber herfielen. Zoro schüttelte belustigt den Kopf, musterte dann die junge, blauhaarige Frau, die neben Nami saß. Wenn er sich recht an die ganzen Erzählungen erinnerte, dann musste das Nojiko, Namis Schwester, sein. Er war ihr zuvor noch nie begegnet und hoffte nur, dass sie Nami nicht ähnlich war. Denn noch so eine gewalttätige, geldgierige Hexe würde sein Schädel bestimmt nicht überstehen. Den beiden Damen gegenüber saßen Lysop und Chopper, welche eifrig dabei waren, ihr Essen gegen die gierigen Finger Ruffys zu verteidigen. Neben Lysop hatte eine zierliche, blonde junge Frau Platz genommen, die das ganze Spektakel äußerst amüsant fand. Sorgen um den Inhalt ihres Tellers brauchte sie sich keine machen. Verteidigte der Schwarzgelockte diesen doch tapfer, vernachlässigte dafür seinen eigenen und büßte daher sein Fleisch und die Kartoffeln ein. Nur der Grünkohl sowie ein wenig Salatverzierung lagen noch auf dem Teller und geknickt ließ Lysop den Kopf, als auch die Schultern hängen. Doch nicht für lange. Denn der kleine Kuss Kayas – so hieß die junge Dame, wie Zoro gerade wieder einfiel – auf seiner Wange und das Essen, welches sie von ihrem Teller auf seinen schob, ließ ihn wieder strahlen. Auch, dass er es jetzt in Ruhe genießen konnte, da Nami mal wieder mit Hilfe einer Kopfnuss für Ruhe gesorgt hatte. Zumindest bei Ruffy. Bei Ace war keine nötig gewesen, war der doch mitten im Essen eingeschlafen. Mit zuckenden Mundwinkeln und einem leichten Kopfschütteln schweifte sein Blick weiter. Zu Robin. Er war wenig überrascht, dass die Archäologin selbst beim Festessen an Heiligabend ein Buch dabei hatte und darin las. Kurz, so als ob sie genau wusste, dass Zoros Blick auf ihr ruhte, hob sie den Kopf und lächelte ihn an. Wandte sich aber gleich darauf Franky, der neben ihr saß, zu und reichte dem sensiblen Muskelpaket ein Taschentuch. Das kleine, rührende Lügenmärchen, das Lysop gerade zum Besten gab, hatte dem starken Mann mal wieder die Tränen in die Augen getrieben. Es war schon erstaunlich, dass ein so großer, kräftiger und verwegener Mann, wie der Blauhaarige einer war, so nah am Wasser gebaut sein konnte. Musternd betrachtete er Robin und Franky, musste dabei mal wieder feststellen, was für ein hübsches Paar die beiden abgaben. Zoro richtete sein Augenmerk auf den letzten im Bunde – Brook, ein etwas älterer, einem Skelett ähnelnden Mann mit Afrofrisur. Wie dieser zu ihrer Truppe gestoßen war, konnte Zoro immer noch nicht verstehen, war dieser doch um einiges älter, als sie alle. Im Gegensatz zu Franky erheiterte Brook die kleine Geschichte Lysops und fröhliche „Yohoohoo’s“ hallten durch den Raum. Aus den Augenwinkeln sah er etwas neben Brook stehen. Zoro blinzelte. Sah einmal genauer hin, noch ein zweites Mal und kniff dann die Augen zusammen, schüttelte kurz den Kopf. Das musste eine Sinnestäuschung sein. Doch auch, als er die Augen wieder öffnete und er ein drittes Mal hinschaute, stand da immer noch ein Goldfischglas, in welchem ein kleiner Fisch fröhlich seine Kreise zog. La Boum. Brooks größter Schatz. Zoro schmunzelte. Wenn Brook so verrückt war, einen Goldfisch zum Weihnachtsessen mitzubringen, dann passte er perfekt zu ihrem chaotischem Haufen. „Hee, Säbelrassler“, tönte die Stimme Sanjis über die Lautstärke im Saal, zog Zoros Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn du da noch länger rumstehst und träumst, kann ich nicht dafür garantieren, dass du noch was zu essen abbekommst.“ Frech grinste der Blonde ihn an und Zoro hob eine Augenbraue. Da war schon wieder dieser merkwürdige Blick, mit dem er nichts anfangen konnte. Das freche Grinsen und die herausfordernden Sprüche war er ja gewöhnt. Aber da war so etwas liebevolles, beinahe zärtliches, was er bei Sanji noch nie zuvor gesehen hatte. Jedenfalls nicht, wenn dieser ihn anschaute, mit ihm sprach. Zoro schüttelte den Kopf, wollte diese Gedanken los werden. Sanji und ihn liebevoll-zärtlich anschauen? Er musste langsam verrückt werden. Und warum versetzte es ihm jetzt so einen merkwürdigen Stich im Herzen, als sich der Blonde rührend um die Damen kümmerte? Er grummelte, zog seine Jacke aus und schob den Glückskeks in seine Hosentasche. Unbewusst und irgendwie automatisch, ohne darüber nachzudenken, tat er das. Er ließ sich auf den freien Platz neben Chopper und gegenüber von Nami nieder und noch bevor er richtig saß, stand ein Teller mit dem leckersten Weihnachtsessen, das er je gesehen hatte, vor ihm. „Guten Appetit“, wünschte Sanji ihm und setzte sich mit einem zweiten gefüllten Teller auf den Stuhl neben ihn. „Danke“, nuschelte Zoro. „Wünsch ich dir auch.“ Da er sich nun auf sein Essen und dessen Verteidigung vor Ruffys diebischen Fingern kümmerte, entging ihm das sanfte Lächeln, welches Sanji ihm schenkte, bevor er selbst zu essen begann. Fröhlich, ausgelassen und heiter verlief das Essen. Von dem selbst die beiden verfressenen D.-Brüder mehr als satt wurden. Bis in die späten Abendstunden feierten sie. Unterhielten sich, scherzten und alberten herum. Immer wieder stießen sie auf den Abend und alles mögliche an. Irgendwann, als der viele Alkohol langsam seine Wirkung zeigte und die meisten ruhiger und schläfrig wurden, gesellte sich Sanji zu Zoro. Dieser hatte sich schon vor einer Weile etwas zurückgezogen, beobachtete das Treiben seiner Freunde aus der Ferne. In der Hand eine Sakeflasche, aus der er immer mal wieder einen Schluck nahm. Fragend sah er den Blondschopf an, welcher nun dicht neben ihm stand und ihn irgendwie erwartungsvoll und aufgeregt zugleich anschaute. Stumm lächelnd deutete Sanji nach oben und verwirrt blinzelnd folgte Zoro dem Fingerzeig. Sie beide standen genau unter einem Zweig. Einem grünen Zweig mit ein paar roten Früchten daran, um genau zu sein. Seinen immer noch fragenden Blick richtete Zoro wieder auf Sanji. Dieser verdrehte genervt die Augen. „Du hast von Weihnachten und Weihnachtsbräuchen so gar keine Ahnung, oder Marimo?“ Erst schoss eine Augenbraue Zoros erstaunt-fragend in die Höhe, bevor er sie ärgerlich zusammenzog und schnaubte. „Das da“, begann Sanji zu erklären und deutete auf den Zweig über ihnen. „Ist ein Mistelzweig. Zu Weihnachten schmückt man damit Räume, hängt diese an die Decke oder in Türen. Wenn zwei Personen darunter stehen, dann müssen sie sich küssen.“ Abwartend und auf die Reaktion des Grünhaarigen gespannt, sah Sanji ihn an. Zoro stellte fest, dass der Blonde überhaupt nicht betrunken war, so wie er angenommen hatte. Klar und deutlich war dessen Aussprache und auch in den blauen Augen zeigte sich keine Spur davon, dass Sanji zu tief ins Glas geschaut hatte. Es dauerte einen Augenblick, bis Sanjis Erklärungen in seinen Verstand vorgedrungen waren. Seine Augen weiteten sich bei der Erkenntnis, worauf Sanji wartete. War das jetzt dessen Ernst? Sollte er ihn wirklich …? Zoro schluckte, sein Herz klopfte wie wild gegen seinen Brustkorb. Vorsichtig, beinahe schon zaghaft, legte er seine Hände an Sanjis Schultern. Darauf gefasst, jeden Moment zurückgestoßen zu werden. Doch nichts geschah. Langsam beugte er sich nach vorn. Behielt Sanjis Reaktionen genau im Blick. Im Zeitlupentempo näherte er sich Sanjis Lippen. Sah dabei zu, wie sich die blauen Augen langsam schlossen und machte es ihnen nach, schloss seine ebenfalls. Federleicht berührten sich ihre Lippen und doch war das Gefühl viel intensiver, als alles, was er zuvor gespürt hatte. Süß schmeckte Sanji. Ein wenig nach Vanille und auch nach dem Wein, den der Blonde zum Abendessen getrunken hatte. Nur wenige Sekunden dauerte dieser sachte Kuss, machte Zoro aber bereits süchtig. Er wollte mehr. Dennoch löste er sich widerstrebend von Sanji, sah diesen wieder fragend an und erwartete, dass dieser ihn wieder allein ließ, nun, da dem Mistelzweigbrauch Genüge getan war. Doch Sanji blieb, lächelte ihn liebevoll an und bedachte ihn mit diesem einen Blick, den er bisher immer nur Nami oder Robin geschenkt hatte. Schmunzelnd schüttelte Sanji den Kopf. „Du verstehst es immer noch nicht, oder?“ fragte er sanft und verständnislos schaute Zoro den Blondschopf an. „Ich liebe dich, du unsensibler Holzklotz“, wisperte Sanji und trat einen Schritt näher, fuhr mit den Fingerspitzen leicht über Zoros Wange. Dessen Augen weiteten sich bei dem Geständnis. Hatte der Blonde das jetzt wirklich gesagt? Diese drei kleinen Worte? Zu ihm? „Jetzt schau nicht so, wie ne Kuh auf dem Eis. Sag lieber was", forderte der Blonde ihn auf. Blinzelnd kehrte Zoro aus seiner Starre zurück. „Warum?" fragte er mit einem Kloß im Hals und sah Sanji noch immer fassungslos an. Einerseits freute sich der Blondschopf darüber, den großen Roronoa Zoro aus dem Konzept gebracht zu haben. Andererseits wünschte er sich, dass dieser Schimmelkopf endlich mal was vernünftiges zu seinem Liebesgeständnis sagen und nicht so eine dämliche Frage stellen würde. „Marimo", brummte Sanji missmutig und senkte den Kopf. Irgendwie hatte er sich das alles ganz anders vorgestellt. Deprimiert schüttelte Sanji leicht den Kopf und wandte sich dann ab. „Vergiss es einfach, Säbelrassler", wisperte er. „Mein Fehler." Er hatte sich eindeutig zu viel auf die kleinen Gegebenheiten der letzten Zeit, die kleinen Berührungen, Begegnungen und Blicke, eingebildet. Doch noch bevor er einen Schritt von Zoro wegmachen konnte, hatte dieser ihn am Arm gepackt und an die breite Brust gezogen. Die starken Arme schlangen sich fest um Sanjis schmalen Körper, pressten ihn mit dem Rücken noch dichter an Zoro. „Kann ich nicht", raunte der Grünhaarige in Sanjis Ohr, dem daraufhin wohlige Schauer über den Rücken liefen. „Was kannst du nicht?" fragte Sanji leise, genoss die innige Umarmung. „Es vergessen", antwortete Zoro und schmiegte seine Wange an Sanjis, stellte dabei fest, wie gut die schmale Gestalt in seine Arme passte. „Warum nicht?" wollte Sanji weiter wissen, dessen Herz ihm bis zum Hals schlug. Doch damit war er nicht allein. Deutlich spürte er den kräftigen, schnellen Herzschlag Zoros hinter sich. Genauso, wie er spürte, dass Zoro gerade tief durchatmete und die Hände krampfhaft zusammenballte. „Weil ich dich auch liebe", flüsterte Zoro, sorgte mit diesen fünf Worten dafür, dass Sanjis Herz einen kleinen Sprung machte, einen Schlag aussetzte und dann noch schneller schlug. Und eine unendliche Erleichterung sowie ein wahres Glücksgefühl durchströmte ihn. Sanji drehte sich in Zoros Klammergriff um, strahlte den Grünschopf an. „Sag das noch mal", bat er leise. Zoro verzog das Gesicht. „Muss das sein?" Doch auch ohne das heftige Kopfnicken des Blonden hatte Zoro gewusst, dass er die Worte, die ihm so schwer über die Lippen kamen, obwohl sie doch der Wahrheit entsprachen, wiederholen musste. „Ich liebe dich", sagte er leise. Liebevoll lächelte er Sanji an, beugte sich abermals langsam nach vorn. Diesmal kam ihm Sanji sogar ein wenig entgegen. Zum zweiten Mal an diesem Abend trafen sich ihre Lippen. Sanft und unschuldig war dieser Kuss, fest und unnachgiebig die Umarmung der beiden. Sie lehnten ihre Köpfe an der Stirn aneinander, als sie den Kuss lösten. Sahen sich tief in die Augen und verloren sich fast in den Seelenspiegeln des anderen. Sacht glitten Sanjis Hände von Zoros Rücken auf dessen Seite und hinab zu dessen Taille. Er runzelte die Stirn, als es in der Hosentasche Zoros knisterte. „Was hast du da?“ fragte er, neugierig, wie er nun einmal war. Zoro griff in die Tasche, holte den Keks heraus und hielt ihn auf der flachen Hand. Das Gebäckstück war schon zerbrochen und man konnte den kleinen weißen Zettel in dessen Mitte erkennen. „Ein Glückskeks?“ Verständnislos sah Sanji den Grünhaarigen an. Zoro mochte doch gar keine Süßigkeiten. Warum also hatte der einen Glückskeks? „So ein alter Chinese hat mir den aufgeschwatzt“, murmelte Zoro schulterzuckend. Noch bevor Sanji etwas sagen konnte, dröhnte eine laute, quengelnde Stimme zu ihnen herüber. „SANJI!!! HUNGER!!!“ Eindeutig Ruffy. Dabei dachte er, dass er den Bengel endlich mal für mehrere Stunden satt bekommen hätte. Sanji seufzte und ließ den Kopf hängen. „Bin gleich wieder da. Lauf ja nicht weg“, meinte er dann zu Zoro und eilte in die Küche. Mit einem leichten Schmunzeln sah Zoro dem Blondschopf nach, blickte dann nachdenklich auf den Keks in seiner Hand. Vorsichtig öffnete er die Verpackung, fischte den kleinen Zettel heraus und seine Augen wurden groß. Kopfschüttelnd, aber dennoch schmunzelnd trat er zu dem großen Fenster, verspeiste dabei die kleinen Keksteile. Es dauerte nicht lange, bis sich zwei Arme um seine Taille legten und Sanji sich an seinen Rücken schmiegte. Versonnen lächelte Zoro, drehte sich um und verschloss Sanjis Lippen mit den seinen. Als sie sich wieder lösten und tief in die Augen schauten, stellte Zoro fest, dass dieses Gefühl, das etwas fehlte, welches er immer hatte, verschwunden war. Kein Wunder, hielt er das Vermisste doch jetzt in den Armen. Unbeachtet von den Beiden fiel ein kleiner, länglicher Zettel zu Boden. Mit der Aufschrift nach oben blieb er liegen und im sanften Licht der Kerzen konnte man die einzelnen Worte gut erkennen: Today, you will find, what you are searching for. 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