Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 20: Ein letzter Versuch ------------------------------- Zwei Wochen waren seit dieser Nacht vergangen, in der Sasuke und ich uns so innig umarmt hatten. Zwei Wochen voller Klausuren, die wir schrieben, Klausuren, die wir zurück bekamen, nächtelanger Paukereien, Stress mit der Choreographie, aber gleichzeitig auch unendlich viel Spaß mit dem Menschen, den ich am meisten liebte. Außerdem war ich auf dem besten Weg meine schulischen Leistungen zu verbessern. Wir hatten nun schon Geschichte und Englisch zurückbekommen, weil sich unsere Lehrer als absolute Freaks im Korrigieren herausstellten und ich schrieb in beidem ein B-, also fast zwei Noten besser, als zuvor. Und ich hatte dabei das Gefühl, dass Sasuke mächtig stolz auf mich war, weshalb ich mich bei den darauffolgenden Klausuren gleich nochmal doppelt so viel anstrengte. Und neben meinem Freund, begannen auch die Lehrer und anderen Schüler mich zu loben und mir Mut zuzusprechen, dass ich auf dem besten Weg sei, doch noch ein vernünftiges Abitur zu machen. Und das motivierte mich. Wirklich. Des Weiteren kamen Sasuke und ich uns während des Trainings zunehmend näher. Weil er mir einfach alles erklären musste. In die Choreographie hatte er ein Element aus dem Modern Dance eingebaut, wo man - meiner Meinung nach - wie ein sterbender Schwan zu Boden fallen muss und Sasuke betonte jedes Mal, dass es bei mir aussähe wie bei einem Kartoffelsack, der urplötzlich das Gleichgewicht verliert. Und das war wohl bei weitem nicht das erwünschte Ziel. Deshalb führte er mir die Bewegung mehrmals vor und stand schließlich zur Unterstützung hinter mir, legte die Hände an meine Hüfte, um mir die Partien zu zeigen, die bei dieser Figur entscheidend waren und wie ich sie bewegen musste. Dabei war er mir so nah, dass ich sogar seinen heißen Atem in meinem Nacken spüren konnte, während eine seiner Hände meinen Unterarm entlangglitt, um meinen Arm nach oben zu strecken, schließlich meine eigene Hand griff und mich dann zur Demonstration zur Seite drückte, damit ich den Bewegungsablauf verstand. Das Ganze ließ ich mir solange zeigen, bis er keine Lust mehr hatte. Damit er mich immer wieder berührte. Aber unsere körperliche Nähe belief sich nicht allein aufs Tanzen. Und das freute mich am meisten. Als er zum Beispiel letztes Wochenende bei mir übernachtete, da diskutieren wir lange Zeit darüber, wer nun auf der Couch schlafen sollte, da jeder dem anderen das Bett überlassen wollte. Und als ich mit einem breiten Grinsen fragte, ob es nicht okay sei, wenn wir beide im Bett schliefen, da willigte er wider Erwarten ein. Sasuke schlief freiwillig mit mir in einem Bett. Zuerst weit voneinander entfernt, bis sich durch einige blöde Kommentare meinerseits die Situation lockerte und ich schlussendlich sogar seinen Rücken streicheln durfte. Zwar nur kurz und vorsichtig, aber er ließ es zu. Doch obwohl wir uns in dieser Zeit so viel näher kamen, hatte ich gleichzeitig auch das mulmige Gefühl, dass er sich mehr und mehr von mir distanzierte. Es lag nicht an den schüchternen Berührungen, die wir miteinander austauschten, sondern viel mehr daran, wie er mich dabei oder danach ansah. Ich wusste nicht, was er dabei empfand und ich traute mich auch nicht danach zu fragen, aus nackter Angst er würde sagen, dass ihn meine Nähe doch irgendwie ekelte. Dass sie ihn störte, aber nicht die richtigen Worte fand, mir das zu erklären. Dass er es nur mir zuliebe bislang verschwiegen hatte. Das mochte idiotisch sein. Weil wäre es so, hätte er sich bestimmt niemals auf diese, doch recht vertrauliche, Weise von mir berühren lassen, sondern gleich mit einem unmissverständlichen Faustschlag reagiert. Das tat er zwar nicht, aber dennoch blieb meine Panik und Vorsicht zu jedem Zeitpunkt präsent. Ich hatte Angst, den Sasuke, der sich mir momentan bot, wieder zu verlieren. Ich wollte das Glashaus, in dem wir beide noch bis auf weiteres gefangen waren, nicht zerstören. Deshalb stellte ich keine Fragen und genoss alles, was er zuließ. Von einem schlichten Blick, bis hin zu einer innigen Umarmung. Es gab nichts, das mir zu wenig war und nichts, das mir zu viel wurde. Alles was er tat, war ausnahmslos wunderbar für mich. Diese zwei Wochen waren schön. Sie verliefen gut und ließen mich hoffen. Zumindest bis zu jenem merkwürdigen Tag. "Wie ihr wisst, haben wir letzte Woche die Klausur über Analysis geschrieben", murmelte Iruka, begutachtete dabei den Stapel mit vollgeschriebenen Bögen, der vor ihm auf dem Pult lag und seufzte schließlich laut auf. "Nah, Sasuke. Er betont das immer noch so!", grinste ich meinem Freund mit einem Augenzwinkern zu und Sasuke erwiderte es. "Also ich bin wirklich maßlos enttäuscht. Habt ihr eigentlich gar nicht zugehört? Meine Güte, unser Klassenschnitt, ich darf's gar nicht laut aussprechen, der liegt bei 07 Punkten! Was war denn los mit euch? Die Frage geht an alle!" Großes Gemurmel machte sich innerhalb der Klasse breit. Natürlich wollte sich keiner dazu äußern und ich saß sowieso schon wie auf heißen Kohlen, was mir schlichtweg die Sprache verschlug. Eigentlich hatte ich während der Klausur ein ziemlich gutes Gefühl gehabt, die Fragen waren meiner Ansicht nach ziemlich einfach gewesen, da ich bereits vier Tage vor der eigentlichen Klausur begonnen hatte, jeden verdammten Abend, um die vier bis fünf Stunden zu lernen und mich mit dem blöden Taschenrechner vertraut zu machen. Oft lernte ich mit Sasuke zusammen, aber häufig wiederholte ich das Ganze auch dann noch, wenn er längst gegangen war und das manchmal sogar bis spät in die Nacht hinein. Aber vielleicht würden sich die tiefen Augenringe und nahezu schlaflosen Nächte nun endlich bezahlt machen. "Also es gibt einmal 14 Punkte, einmal 13, einmal 12 und das war's mit den guten Noten. Dann kommt erstmal eine riesen Kluft und es geht mit 08 Punkten weiter! Leute! Wie wollt ihr denn das Abitur schaffen? Ich habe schon so verflucht einfache Aufgaben gewählt und trotzdem kriegt ihr das nicht hin! Das kann doch gar nicht wahr sein." Iruka war sichtlich am verzweifeln. Jedes Mal spielte er sich so auf, wenn er die Arbeiten zurückgab. Erst tadelte er die ganze Klasse damit, dass das Abitur vor der Tür stehe - nun schon seit gut zwei Jahren - und anschließend suchte er Einzelgespräche mit denen, die es ganz besonders versaut hatten. Demnach hatte ich auch schon öfters bei ihm gesessen und ganze Nachmittage dort verbracht. Aber das musste nun endlich ein Ende haben. Ich drückte mir selbst die Daumen für die 12 Punkte. Das wäre so unbeschreiblich klasse. Eine 2+ wäre die beste Note seit Jahren, wenn man Sport mal außen vor ließ. Wenigstens da räumte ich auch jetzt noch meine 14 oder 15 Punkte ab. Nun begann Iruka kopfschüttelnd die Arbeiten auszuteilen, blieb bei jedem nochmal kurz stehen, wies denjenigen auf seine Fehler hin und verabschiedete sich mit einem schön auswendig gelernten: das kannst du doch besser! von dem jeweiligen Schüler. Lautes Stöhnen machte sich im Klassenraum breit. Ich begann zu überlegen, wer für die guten Noten infrage kam. Da wäre einmal Shikamaru, das stille aber wirklich hochbegabte Genie, dann Hinata, ebenfalls still, aber doch ziemlich gut in Mathematik und auch Shino war nicht gänzlich unbegabt. Außerdem war da noch Sasuke, der Spitzenkandidat für die 14 Punkte, die ich ihm auch von ganzem Herzen gönnte. Vor dem stand nun auch Iruka und quatschte wie ein Wasserfall auf ihn ein. Am Rand seines Bogens sah ich nur grüne Häkchen. Möglichst unauffällig schielte ich auf sein Blatt und las die Punktzahl: 13 Punkte. Dann stand Iruka auch schon vor meinem Platz und ließ mir überhaupt keine Zeit darauf zu reagieren. "Uzumaki Naruto", begann er ernst und hielt meinen Bogen in die Luft. Wenn er schon so anfing, dann hatte ich versagt. Ein enttäuschtes Seufzen verließ meinen Mund, dann knallte Iruka die Arbeit auf meinen Tisch. "Beste Arbeit!", hörte ich plötzlich die erheiterte Stimme meines Lehrers und blinzelte ihn verwundert an. Das konnte nicht wahr sein. Einen Moment brauchte ich, um das zu schlucken und nochmal an seinem Gesichtsausdruck zu überprüfen, ob das nicht bloß ein blöder Scherz war. Dann blätterte ich aufgewühlt durch meine Arbeit und ganz hinten stand tatsächlich groß und fett: 14 Punkte. Ungläubig starrte ich noch kurz das Blatt Papier an, doch dann machte sich ein verdammt breites und fröhliches Grinsen auf meinem Gesicht breit. Ich wusste nicht, ob ich vor Freude nun heulen oder lachen sollte. Ich entschied mich für letzteres und Iruka stimmte gleich darauf ein. Er schien sehr zufrieden mit meiner Leistung zu sein und aufgrund unseres Gefühlsausbruches versammelten sich alsbald auch ein paar andere Schüler um meinen Tisch herum und beglückwünschten mich, als sie von meiner Spitzenleistung erfuhren. Freudestrahlend sah ich schließlich auch zu Sasuke herüber, dessen Lob mir mit Abstand am wichtigsten war. Doch der starrte nur verloren - ja nahezu niedergeschlagen - auf seine eigene Arbeit und murmelte ganz leise: "Glückwunsch." Verdattert riss ich die Augen auf und verpasste ihm vor lauter guter Laune einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter. "Hey, Sasuke! Du hast doch die zweitbeste Arbeit, also freu dich mal", gratulierte ich ihm völlig ohne Hintergedanken. Später war ich der Meinung, dass ich mir diesen einen Satz besser mal dahin gesteckt hätte, wo die Sonne nie hinscheint. Denn das schien der Auslöser dafür zu sein, dass er den ganzen Tag kein Wort mehr mit mir wechselte. Und damit nahm wohl alles seinen Lauf. Vor wenigen Minuten hatte es zum Schulschluss geklingelt, wonach Sasuke direkt aufgesprungen und ohne ein weiteres Wort zu mir oder irgendjemandem gegangen war. Ich wusste warum er sauer war, aber ich verstand es dennoch nicht. Verzweifelt versuchte ich mit ihm Schritt zu halten, als wir das Schulgelände verließen. Doch er sah mich nicht an, richtete seinen Blick nur stur geradeaus. Neben uns unterhielten sich ein paar Mädchen auf ihrem Nachhauseweg und verstummten verdutzt, als sie uns beide an ihnen vorbei jagen sahen. "Jetzt warte doch mal, Sasuke!", rief ich völlig erschöpft, doch er reagierte auch weiterhin nicht, ging einfach weiter. "Es lag echt nicht in meiner Absicht, dich wütend zu machen. Ich wollte doch nur, dass du mich respektierst und stolz auf meine Fortschritte bist. Für mich war das nie ein Wettbewerb", versuchte ich zu erklären, während ich wie ein Vollidiot hinter ihm hertrottete - doch meine Versuche blieben vergeblich. Dabei ging es mir doch immer nur um ihn. Um sein Lob - um sein Gunst. Nicht um diese bescheuerten Noten. Das waren für mich nichts weiter als Zahlen auf einem kriggelig beschriebenen Blatt Papier auf dem Weisheiten standen, die ohnehin nicht von mir stammten. Doch plötzlich und völlig unerwartet blieb er stehen. Genau neben einer riesigen Buche, während der kalte Wind unerbittlich durch mein Gesicht fegte. Um uns herum war keine Menschenseele mehr. "Naruto", begann er mahnend, "Ich gebe dir nur einen einzigen, gut gemeinten Rat: hör' endlich auf, um die Anerkennung eines anderen zu kämpfen. Das bringt sowieso nichts." In seiner Stimme lag kein Unmut, sie klang kräftig und entschlossen. Doch sowie er das gesagt hatte, setzte er sich auch schon wieder in Bewegung und ließ mich mit diesen wenigen Worten zurück. Und ich wollte ihm nicht mehr nachlaufen. Das wäre kindisch. Ich konnte lediglich hoffen, dass sich sein Groll gegen mich alsbald legte und er heute wie geplant zum Training erscheinen würde. Und das tat er auch. Sasuke war wider Erwarten da und pünktlich wie alle anderen - mit Ausnahme unseres Lehrers natürlich - zum Training in Kakashis Studio angelangt. Wir zogen uns wie gewohnt die luftige Sportkleidung mitsamt den engen Schweißbändern an und schlurften hinein in die große Halle, mit dem hellen Fußboden und dem riesigen Spiegel an der Wand, während Sasuke mich nicht mal eines winzigen Blickes würdigte. Egal wie nah ich ihm kam, egal was ich fragte, egal was ich machte - für ihn war ich plötzlich nichts weiter, als Luft, während er in meinen Augen mehr und mehr zu einer eingeschnappten Zimtziege mutierte. Dass man nicht alles und jedes Mal gewinnt, ist doch der Lauf des Lebens. Das ist vorprogrammiert. Man kann einfach nicht immer der Beste sein! Das geht nicht. Und früher oder später würde auch das bis zum Erbrechen ehrgeizige Multitalent namens Sasuke Uchiha genau das einsehen und sich damit verdammt nochmal abfinden müssen. Erbost trat ich mit dem Fuß auf den Boden und Kiba legte mir ruppig, aber auf seine ganz eigene Art doch irgendwie freundlich, eine Hand auf die Schulter. "Alter, komm' mal runter. Was'n mit euch beiden los? Ehekrach?", grinste er mir entgegen und drückte mir neckisch seinen Ellenbogen in die Seite. Normalerweise würde ich jetzt lachen und zustimmen. Aber momentan war mir viel mehr danach, irgendjemanden dumm anzumachen, der eigentlich überhaupt nichts für die momentane Situation konnte. "Ach, halt's Maul, Kiba", murrte ich nur und drückte ihn zur Seite weg. Kiba hielt ergebens die Hände in die Luft. "Woh, woh, woh. Ganz ruhig, Brauner...äh Blonder", lachte er. Kibas Witze waren wirklich verboten schlecht. Noch viel flacher, als meine eigenen. Ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu und widmete mich dann Kakashi, der gerade mit einem Rumpeln und wieder in sein erstes Buch vertieft, das ich ihm vor wenigen Tagen zurückgegeben hatte, die Tür reinkam. "Yo, guys", grüßte er, ohne den Blick zu heben und nahm kurzerhand neben Sasuke auf der Bank Platz, während wir anderen Kakashi beobachteten. "Können wir dann anfangen? Ich will nach Hause", beschwerte sich Shikamaru, bei dem ich mich sowieso des öfteren fragte, warum er überhaupt zum Training kam, wenn er doch eh nie Lust hatte. "Wärmt euch schon mal auf, yo", murmelte Kakashi leicht geistesabwesend und ich seufzte entnervt auf, tat aber wie geheißen und lief erstmal ein paar Runden durch die Halle - genauso wie Sasuke, während Kiba, Shikamaru und Gaara - der endlich auch mal wieder dabei war - sich einigen Bodenübungen widmeten. Eine ganze Zeit hatte ich die Führung und lief im lockeren Tempo voraus, doch auf einmal begann er seine Geschwindigkeit zu erhöhen und zog - arrogant wie eh und je - mit geschlossenen Augen an mir vorbei. Dieser kleine Dreckssack. Ich war wirklich stinksauer. Also beschleunigte ich ebenfalls mein Tempo und überholte ihn schon bald wieder. Doch das Ganze eskalierte schlichtweg und artete in ein verbissenes Duell aus, das ohne jegliches Ziel bestritten wurde. Es ging einfach nur ums Prinzip. Wir stürmten mit beängstigender Geschwindigkeit durch die Halle, drehten keuchend und völlig gerötet im Gesicht unsere Runden, bis sich plötzlich Kakashi in unseren Weg stellte und wir abrupt anhalten mussten, um ihn nicht umzurasen. "Enough", murmelte er nur und sah auf uns hinab, wie wir nach Luft japsend auf dem Boden kauerten. Meine Lunge brannte und schmerzte schon vor Überanstrengung. Das war viel zu schnell, viel zu viel gewesen. "Trinkt 'nen Schluck, dann geht's los, ihr Wahnsinnigen", schmunzelte er und klatschte auffordernd in die Hände. Als ich mich erhob, schielte ich wütend zu Sasuke hinüber, doch für ihn war ich schon wieder nicht mehr, als ein Hauch von Luft. Und plötzlich erinnerte er mich an Sakura. Daran, wie sie mich behandelt hatte. Und dabei war ich fest davon überzeugt gewesen, dass er anders war. Nicht so oberflächlich, zickig und idiotisch. Doch momentan trafen eben jene Beschreibungen bestens auf unsere kleine, eingeschnappte Prinzessin zu. Aber gleichzeitig war ich mir auch darüber im Klaren, dass ich an dieser Stelle auf Granit traf. Es brachte nichts, sich aufzuregen. Das würde Sasuke auch nicht beeindrucken. Wenn ich richtig reagieren wollte, könnte ich ihn links liegen lassen und einfach abwarten, ob und wann er sich von selbst beruhigte, aber das war nunmal ein Ding der Unmöglichkeit für mich. Ich wollte nicht warten. Das ging einfach nicht! Doch vorerst musste ich das wohl oder übel. Zumindest bis unser Training vorüber war. Und das war es doch um einiges schneller, als zunächst erwartet. Die Zeit verging wie im Flug, während ich in meine Gedanken vertieft mitmachte und auf meine Bewegungen und Schritte nur halbherzig achtete. Allerdings rief uns Kakashi noch einmal zu sich, als der Rest schon die Umkleiden aufsuchte. "Yo, wie sieht's mit eurer Choreo aus?", lächelte er uns entgegen und wartete gespannt auf unsere Antwort. Da Sasuke keinerlei Anstalten machte, den Mund zu öffnen und etwas zu erwidern, ergriff ich schleunigst das Wort: "Na ja, also wir sind so gut wie fertig. Der Auftritt ist ja auch schon nächste Woche. Also von daher, muss ja." Ich bemühte mich bei meinen Worten freundlich zu lächeln und allmählich meine aufgestaute Wut abzubauen. Denn die konnte ich wirklich nicht gebrauchen, wenn ich mit Sasuke vernünftig und in aller Ruhe über unsere Diskrepanzen sprechen und sie zudem auch aus der Welt räumen wollte. Aufgrund von Kakashis folgender Belehrungsattacke, wir sollten und konzentrieren, aber auch ruhig bleiben, noch mit aller Seelenruhe bis zu unserem großen Tag trainieren, das Ganze gelassen auf uns zukommen lassen und ja nicht vergessen die blöden Stirnbänder zu tragen, wurde ich allmählich immer unruhiger. Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen, bis Kakashi nach einigen Minuten schließlich lächelte und glücklicherweise meinte, er müsse nun los, habe noch was zu erledigen. Stillschweigend, nur kurz nickend, wandt sich Sasuke um und ich ging neben ihm auf die Umkleide zu, aus der uns lachend der Rest entgegen kam. Also zumindest lachte Kiba mindestens laut genug für zwei, während Gaara reglos daneben ging und Shikamarus Gesicht nur kurzweilig ein vages, kaum erkennbares Schmunzeln schmückte, als Kiba ihm grob gegen die Schulter schlug. Immerhin war Kiba nicht mehr wütend auf mich und meinen Freund, denn noch bis vor wenigen Tagen fühlte er sich von Sasuke und mir hintergangen, weil er nicht in der Gruppe für den Auftritt beim Hammertalent war und er sich schlichtweg ausgegrenzt vorkam. Sasuke hatte ihn kurzerhand damit abgespeist, dass es sich nunmal um ein Duo handle und er sich mal nicht so aufspielen solle, er könne sich ja mit Gaara oder Shikamaru bei dem Wettbewerb anmelden. Doch das hatte er auch entschieden verneint und damit war das Thema wieder vom Tisch. Das kürzlich eröffnete Feuer eingestellt und das gerade erhobene Kriegsbeil wieder begraben. Sasuke und ich steckten hingegen derzeit noch in der Phase des Aufrüstens, wie mir schien. Zumindest von seiner Seite aus. Meinetwegen könnten wir uns heute Nacht ausgiebig beieinander für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Aber dazu würde es wohl nicht kommen. Ich verabschiedete mich mit einem Handzeichen von den dreien, die einmal kurz in meine Richtung nickten und ging dann geradewegs mit Sasuke in den Duschraum. Nach einer minutenlangen Abkühlung standen wir schließlich wieder in der Umkleide, vor unserem Spind und sahen einander nicht an. Mich bedrückte das. Das Ganze war doch lächerlich. Verdammt, wir waren erwachsene Männer und spielten uns auf wie Kleinkinder, denen man soeben das liebste Lieblingsförmchen geklaut hatte! "Sprich doch endlich wieder mit mir", bat ich also leise, nachdem ich mir meinen Pullover übergezogen hatte. Doch es blieb ruhig. Und ich glaubte beinah das Plätschern des noch immer nachtropfenden Duschkopfs bis hier hin hören zu können. "Bitte, ich...Ich etrag' diese Stille zwischen uns nicht. Sag' mir doch, was los ist. Bist du wirklich nur so sauer, weil ich ein einziges Mal 'ne bessere Arbeit geschrieben hab', als du? In all den Jahren? Ich kann auch wieder schlechter werden, wenn dir das lieber ist. Mir macht das wirklich nichts aus, hauptsache du...", begann ich ausschweifend zu erklären, hielt jedoch inne, als er plötzlich das Deo, das er noch eben in seiner Hand gehalten hatte mit einem lauten Krach in seine Tasche donnerte. "Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe, hä? Schnallst du's nicht, dass du mir auf die Nerven gehst, oder was?", brüllte er mir entgegen, riss seinen Pullover herunter, sodass er beinah an seiner Wut zerriss. Ich schluckte hart. "Aber warum nerve ich dich so?", fragte ich vorsichtig nach, darauf bedacht ihn nicht noch mehr zu verägern. Doch meine Bemühungen blieben erfolglos. "Warum. Warum. Ist doch scheiß egal, warum! Fakt ist, dass du mich total abnervst mit deiner ganzen scheiß Art!", entgegnete er noch lauter und wütender als zuvor. Sasuke stand kurz vor der Eskalation. Aber ich konnte jetzt nicht nachgeben. Ich wollte das klären. Und ihn vor allem nicht verlieren. "Ich...kann ich was tun, damit du nicht mehr sauer bist?", murmelte ich und sah vorsichtig zu ihm, direkt in seine kalten Augen, die mich trotzig anfunkelten. "Warum kümmert dich das so, ob ich wütend bin oder peng? Mann, such' dir doch 'nen anderen Kumpel, den du verarschen kannst und lass mich damit in Ruhe", schnaubte er, griff nach seiner Tasche und machte Anstalten zu gehen. Warum verarschen? Was war plötzlich los? "Ich...warte doch, Sasuke", versuchte ich es erneut mit ruhigem Ton. Es dauerte einen Moment, doch dann machte er auf der Stelle kehrt und kam auf mich zugestampft. "Dann nenn' mir einen triftigen Grund, du verdammter Idiot! Einen einzigen!", schrie er mir ins Gesicht und ich begann mit mir selbst zu ringen. Triftiger Grund wofür? Weshalb ich wollte, dass er mir verzieh oder weshalb er bleiben sollte? Eigentlich war das ja auch völlig irrelevant. Es lief sowieso alles aufs Gleiche hinaus. Und wenn ich jetzt nichts sagte, dann wäre vielleicht alles vorbei. Aber genauso konnte durch meinen nächsten Satz ebenso alles vorbei sein. "Weil ich...weil", begann ich zu stammeln und merkte, wie meine Finger sich verkrampften, dabei leicht zu zittern begannen, bei mir urplötzlich der Schweiß ausbrauch und meine Nervosität ins Unermessliche stieg. "Für so einen Scheiß hab' ich keine Zeit", murmelte er abwertend, drehte sich um und wollte erneut gehen, mich einfach stehen lassen, doch dieses Mal griff ich sein Handgelenk, ließ den Blick herzklopfend zu Boden sinken. Aber ich wusste, dass er mich erwartungsvoll anstarrte und dass es keinen Weg zurück gab. Dass jetzt der letzte entscheidende, alles entscheidende Schritt folgen musste. Also fasste ich mir ein Herz und stellte mir in Gedanken den Sasuke vor, den ich bis heute Morgen noch gekannt hatte. Den Sasuke, der mich lieb anlächelte, der mit mir sogar manchmal lachte und nicht den, der gerade verbissen und ungeduldig vor mir stand. "Bleib' hier und verzeih' mir...weil ich...weil ich dich brauche. Weil ich dich liebe. Ich liebe dich, Sasuke." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)