December Baby von Leia_de_Flourite (Der Tod einer Beziehung) ================================================================================ Kapitel 2: Der tragische Tod des Willard Snowman ------------------------------------------------ @Faypier: Ich verstehe, was du meinst, aber es gibt ja verschiedene Arten von Beziehungen, nur weil die eine stirbt… aber ich kann mich auch nie entscheiden, wer mir mehr leid tut. Aber gut, ich frag’ mal. Fragen kostet ja nichts. @Puffie: Ich weiß schon, warum ich dich als Betaleserin will. XD Immer muss Kuro alles ausbaden, was? _________________________________ ~Once I made a man all out of snow; he had the darkest eyes and a button nose I told him all my sadness and my fear and he just listened with a snowy ear But when I came around the next day my friend had gone and melted all away I saw his eyes lying on the ground and I made a sound that was something like crying~ Ingrid Michaelson, “Men of Snow” _________________________________ Tathergang (Fortsetzung): Die Welt war von einer dicken Schneemasse bedeckt, die jeden Laut zu ersticken schien und die Stille war ein willkommener Gast. Vor dem Hintergrund eines grauvioletten Abendhimmels fielen große, leichte Flocken und verfingen sich in Kuroganes struppigem Haar, legten sich auf die Schultern seines langen schwarzen Mantels. Die Flocken bemühten sich, die von den Schülern geformten Schneefiguren zu undeutlichen Schemen zu verwischen. Winter... warum musste es ausgerechnet im Winter sein? Jesus Christus war doch im März geboren, warum konnten sie Weihnachten denn nicht im Frühling feiern? Alles an dieser stillen weißen Pracht erinnerte ihn an den quirligen Blonden, vor allem die kunstvoll gestalteten Häschen aus Schnee, die dessen geschickte Hände geschaffen hatten. Der Winter war die liebste Jahreszeit des Chemielehrers und nicht nur, weil er kurz vor Weihnachten geboren wurde. Ein echtes Dezember Baby, wie Fye gerne betonte. Unter anderem, weil es einen Song gab, der so hieß. Fye gehörte einfach in den Winter. Er war selbst wie eine Schneeflocke – umherwirbelnd, sich vom Wind treiben lassend und doch schwer zu fassen. Und wenn man sie zu fassen bekam, dann war es ihr Tod. Kurogane strecke eine Hand aus und sah eine Weile dabei zu, wie die Flocken sich auf seiner dunklen Haut setzten und sofort schmolzen. Er hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dass der Anblick ihn traurig stimmte; immerhin waren das bloß kleine Kristalle gefrorenen Eises, mehr nicht. So einzigartig jede einzelne von ihnen sein mochte, war ihre Schönheit bedeutungslos, weil sie in der großen Masse verloren ging. ...vielleicht hatte der Blonde doch nicht so viel mit einer Schneeflocke gemeinsam, wie er gedacht hatte. Der Sportlehrer ging weiter und wäre beinahe in einen Schneemann hinein gelaufen. Kein Wunder, das Kerlchen war gerade mal halb so groß wie er, wirkte etwas schief und krumm und... verloren. Dieser weiße Gentleman mit seinem eleganten Zylinder und der krummen Karottennase war das Werk der Li-Zwillinge, wenn er sich recht erinnerte. Kurogane mochte keine Schneemänner. Sie verursachten bei ihm Gänsehaut, so wie Clowns bei anderen Leuten. Worin bestand bitte der Sinn, dieser kalten Modelliermasse ein menschliches Gesicht zu geben? Schneemänner waren schlimmer als Vogelscheuchen, weil ihr Lächeln die Leute einlullte und sie vergessen ließ, dass Schnee kein Herz hatte. Schnee war nur kalt. Das war etwas, was sogar dieser Idiot von Chemielehrer kapiert hatte, auch wenn der es auf die harte Art gelernt hatte. Die Straßen strotzten nur so vor braunem Matsch und die Wiesen wurden endlich wieder grün – nicht mehr lang und auch die letzten weißen Inseln würden verschwunden sein; in der lauen Frühlingsluft geschmolzen. Natürlich hatte das für Willard den Tod bedeutet. Benannt nach Josiah Willard Gibbs, einem der ersten amerikanischen Physikochemiker und Begründer der Gibbs-Helmoltz-Gleichung, war Willard nicht irgendein Schneemann gewesen. Er war ein formidabler und respektabler Schneemann gewesen. Sein Erbauer, der von Natur aus eine Liebe zum Detail hatte, hatte sich mit Willard größte Mühe gegeben. Fye hatte die besten Äste heran geholt, die er finden konnte; hatte Zweige abgeschnitten, bis nur noch fünf holzige Finger übrig gewesen waren, die nun in blauen Nitrilhandschuhen steckten. Seine Augen waren zwei riesige schwarze Knöpfe und der Mund eine gestrichelte Linie aus verschiedenen schwarzen Steinen. Aber nichts war faszinierender als die Nase: ein 10-Milliliter- Reagenzglas, mit einem Edding leuchtend rot gemalt. Den Abschluss (und das Zeichen von Fyes uneingeschränkter Hingabe für alles, das er tat) bildete ein blau-weiß gestreifter Schal, der kokett um den „Hals“ des Schneemannes geworfen war. Das war der Willard, den Fye in Erinnerung gehabt hatte. Nicht diese unförmige Pfütze, die im Schulhof lag. Sie war einfach nur dreckig und seelenlos und... aber da war sein Schal. Und die Knöpfe und die Handschuhe. „Hey! Heulst du etwa?“, knurrte Kurogane. Es regte ihn auf zusehen zu müssen, wie der Idiot die Schultern hängen ließ. „Nein“, erwiderte Fye aber das erstickte Geräusch, das darauf folgte, enttarnte seine Lüge. „Ich hab' vergessen, ihm eine Mütze zu geben. Warum nur habe ich ihm keine Mütze gegeben?“ „Unter der wäre es nur noch schneller warm geworden.“ „Vielleicht hast du Recht...“ Der Blonde rieb sich die Augen. Murmelte, dass er wohl etwas ins Auge bekommen hätte. Es war eine alberne Ausrede und beide wussten das, deshalb sprach es auch keiner an. Kurogane kannte eine einfache Methode, damit der Andere sich besser fühlen würde, aber er war nicht gut in solchen Dingen. Im trösten. Also hob er nur den schmutzigen und durchtränkten Schal vom Boden auf und reichte ihn Fye. „Der gehört dir.“ Aber der Narr schüttelte den Kopf. „Ich will ihn aber nicht. Du kannst ihn haben, wenn du magst.“ „Und was will ich mit einem schmutzigen Schal?“ Fye antwortete nicht, er starrte nur auf die Pfütze. „Richtig. Was sollte irgendwer damit wollen?“ Der Sportlehrer hatte die Nase voll von der übertriebenen Sentimentalität. Er konnte es nicht ertragen, wenn der Blödmann sich so benahm. Er hielt ihm das triefnasse Kleidungsstück hin. „Wasch das Ding gefälligst, bevor du es mir schenkst.“ Auf einmal hatte Kurogane keine Lust mehr, draußen herum zu wandern. Nur ein wenig Wärme und alles würde schmelzen. Der Winter war so verflucht vergänglich. Nicht, dass ihn das scherte. Natürlich nicht. _________________________________ Wie man schon sieht ist das ein kleines Intermezzo, wirklich nur ein winziges Häppchen. Das tut mir ja auch echt Leid, aber ich mag diese Szene so, ich musste sie einfach einbauen. Dafür wird das nächste Kapitel länger und man erfährt, wie es dazu kommt, dass die beiden im Bett landen. Ich hoffe, das ist rausgekommen, dass alles, was unter „Tathergang“ fällt und am 17. Dezember spielt quasi der Vorabend ist. Insofern muss einer von Beiden ja die angespannte Situation wieder gerade gebogen haben. Sonst hätten die Beiden nicht miteinander geschlafen. Nun ja… bis Montag. ^^ *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)