Was wäre gewesen, wenn ... ? von Maclilly (Ace an Bord der Oro Jackson) ================================================================================ Kapitel 99: Eine sichere Rückkehr? ---------------------------------- „Sollen wir nicht weiter?“, hakte Ruffy nach, als Ace plötzlich stehen geblieben war. Sein großer Bruder rührte sich nicht mehr, starrte mit leerem, nachdenklichem Blick auf die zwei Schiffe. War es richtig? War es richtig, was er tat? Er lief einfach so davon. Er suchte das Weite, anstatt sich diesem Admiral zu stellen. „Feigling“, zischte eine fremde Stimme durch seinen Kopf. Sie schien ihn hämisch auszulachen, ihn zu verspotten und gleichzeitig den Hass in ihm zu schüren. Nein, er war kein Feigling. Ganz bestimmt nicht. Er war ein Pirat. Er konnte nicht einfach so davonlaufen, wäre er sonst genauso jämmerlich wie die Marinesoldaten, die aus Angst zurück an Land schwammen, um nicht vom abtauchenden Schiff mit in die Tiefe gesogen zu werden. Er schnaubte spöttisch, ballte die Hände zu Fäusten, sodass sich seine Fingernägel mit aller Kraft in seine Handflächen bohrten. Blut lief in schmalen Rinnsalen über seine Haut und tropfte schließlich zu Boden. „Ruffy“, begann er zögerlich und wartete bis zwei tellergroße Augen ihn fragend ansahen, „Kommst du alleine klar?“ „Wieso?“ Ein bisschen verängstigt zuckte Ruffy zusammen, schmulte auf den noch langen Weg bis hin zum Mangrovenufer. Der Eispfad sah momentan noch recht stabil aus. Sicherlich könnte er ohne Probleme zurückkommen. Aber er wollte nicht ohne Ace gehen. Doch dieser war entschlossen, keinen Schritt weiterzugehen. Ruffy schniefte, schluckte, bevor er sich komplett sammelte und versuchte, seine Angst vor Ace zu verbergen. Wenn sein großer Bruder keine Angst zeigte, dann wollte er es auch nicht. Er wollte genauso mutig und unerschrocken sein, er war doch schließlich auch ein Pirat. Mit Tränen in den Augen nickte er schließlich. „Okay“, schniefte Ruffy und wischte sich die Tränen aus seinen Augen. Verschwommen nahm er Ace‘ ernste Miene wahr. „Aber du musst gleich nachkommen. Du darfst mich nicht alleine lassen, hörst du?“ „Pah! Als ob man einen Schwächling wie dich alleine lassen könnte.“ Ace verschränkte die Arme vor der Brust, sah Ruffy etwas herablassend an. „Ich komm schon gleich wieder. Da hinten ist Shanks….“ Ace deutete auf den Rotschopf, der neben Garp auf einen plötzlichen Tumult der Marines starrte. „Geh zu ihm und warte auf dem Schiff!“ Erneut nickte Ruffy, doch als Ace sich umdrehen wollte, spürte er, wie sich zwei Arme um ihn schlangen. „Du musst es versprechen, ja?“, jammerte Ruffy in sein Ohr und ließ ihn erst wieder los, als Ace ihm hoch und heilig schwor, bald nachzukommen. Ruffy rutschte von seinem Rücken hinab, wank ihm schmollend zu und lief sogleich weiter in Richtung des Archipels, während Ace sich umdrehte. Knurrend nahm er den Admiral ins Visier und kehrte wieder zu seinem Vater und Rayleigh zurück. Ruffy allein zurückzuschicken, war für den Gummiknirps das sicherste. Aka Inu hatte es auf ihn – Ace – abgesehen. Nicht auf Ruffy. Er war die Zielscheibe, nicht sein Baby-Bruder. Doch hätte der Admiral sie doch irgendwie eingeholt, er würde gewiss auch Ruffy töten. Ganz ohne Skrupel. Aka Inus Lächeln erreichte seinen Höhepunkt. Es war schön, mit anzusehen, wie die Beute so bereitwillig ins Netz marschierte. Dazu konnte er auch noch die entsetzten Gesichter der Piraten genießen, als der kleine Bastard sich unerwarteterweise wieder neben ihnen befand. „Auf wessen Seite steht ihr eigentlich?“ Rayleighs verzweifeltes Gemurmel war nicht zu überhören. Kaum hatte man dem einen D. ordentlich ins Gebet genommen, war der andere schon wieder drauf und dran, irgendeinen Blödsinn zu verzapfen. Und ausgerechnet heute liefen beide zu wahrer Höchstform an. Dass Ace kehrt gemacht und zurückgekommen war, schien Roger ja noch nicht einmal zu registrieren. Der Wahn stand ihnen förmlich in den Augen, glichen sie auf diese Weise dem Admiral, der sich stetig näherte. Wie ein Köter, der sich in seine Beute verbissen hatte, ließ er nicht von seinem Ziel ab, suchte zwischen Treibeis den schnellsten Weg, um das Schlachtfeld aus Kratern und Kluften zu überwinden. Indessen suchte Rayleigh – die Stirn angestrengt in Falten gelegt – nach einer Möglichkeit, die D.s von ihrem Wahnsinn abzuhalten. Sie mit Worten oder gar vernünftigen Argumenten zu beschwichtigen, glich einer Unmöglichkeit. Sie auszuknocken wäre auch keine sonderliche Hilfe. Daher blieb dem Dunklen König eigentlich nur eine Lösung. Er durfte ihnen einfach keine Chance bieten, den Admiral zu erreichen. Um das zu bewerkstelligen, blieb ihm eigentlich nur eine Möglichkeit, denn alle drei besaßen ein und dieselbe Schwachstelle. Sobald das Eis verschwunden oder die Abstände zwischen den Eisschollen zu groß waren, bestünde für die Nichtschwimmer schlichtweg keine Chance mehr, einander zu erreichen. Zwar verstieße dies zu einhundert Prozent gegen die Prinzipien des Kapitäns und auch gegen dessen Befehle. Aber er musste abwägen: Sollte er Rogers Idee unterstützen und ihn somit ins wahrscheinliche Verderben rennen lassen oder sollte er zum Wohle der Crew handeln? Roger setzte alles daran, seine Mannschaft, seine Freunde, zu beschützen, doch so manches Mal hätte ausgerechnet dies ihnen zum Verhängnis werden können. Fungierte Roger als lebende Zielscheibe für Marineangriffe, war der Rest der Mannschaft doch ebenso dem Untergang geweiht, sollte der Kapitän unterliegen. Jedoch, ausgerechnet daran verschwendete Roger keinen Gedanken. Verlieren war keine Option. Nie und Nimmer. So zog Rayleigh unbemerkt sein Schwert aus der Scheide. Die Klinge blitzte im Sonnenlicht auf, während er mit jener ausholte. Ehe Roger oder Ace es merken und sein Vorhaben durchschauen konnten, durchschnitt die scharfe Klinge die Luft und schien dabei zunächst keinen Schaden anzurichten. Aber sowohl Roger, Ace als auch Aka Inu erkannten die Wirkung, funkelten sie den Vizen mit sprühendem Zorn in den Augen an. Rayleigh zuckte hingegen einzig mit den Schultern. Er ließ seine Klinge wieder zurück in die Scheide gleite, derweil die letzten Eisbrocken durch den fliegenden Schwerthieb entzweibrachen. Dessen Wucht war gewaltig. Kaum war das Eis auseinandergebrochen, schossen gewaltige Wassermassen wie Fontänen entlang der Schneise empor. Die gewaltigen Wasserwände versperrten den D.s jede Sicht auf den Admiral und umgekehrt. „Ich hab es dir doch gesagt“, reagierte Rayleigh trocken auf Rogers Fluchen, „Schalte deinen Verstand ein. Auf dem Archipel befinden sich immer noch Garp, Senghok und diverse andere Offiziere. Die warten doch alle darauf, dass du dich vom Köter ablenken lässt.“ „Und?“, trotze Roger störrisch, schließlich vertraute er felsenfest in seine Mannschaft. Garp war wohl eh mit seinem Enkel beschäftigt, da sollten Senghok und ein paar Offiziere doch kein- Ein starkes Beben erschütterte die See, ließ Rogers Gedanken pausieren. Die drei Piraten fuhren herum, sahen, wie das Schiff der Whitebeard-Piraten versank und das lose Eis mit in die Tiefe zog. Ace wollte sich schon wieder desinteressiert wegdrehen, als ein Gebrüll ihn neuerlich aufschrecken ließ. Ruffy! Das Geschrei rührte eindeutig von seinem Baby-Bruder her. Ace suchte nervös die See nach Ruffys Gestalt ab. Jetzt erst schien Roger überhaupt zu bemerken, dass Ace nicht etwa wie geplant zum Schiff gelaufen, sondern musste auf halber Strecke kehrt gemacht haben. Der Missmut darüber ließ sich eindeutig in dessen Gesicht ablesen. „Haha! Wundert dich das ernsthaft?“ Trotz der angespannten Situation grinste Rayleigh und genoss das sture Gemurmel des Kapitäns. „Schnauze!“ „Vergiss es“, trotze der Dunkle König, „Kümmere dich lieber darum, dass-“ Ein weiteres Beben ließ ihn abrupt abbrechen. Das Eis unter ihren Füßen brach durch den Sog des abtauchenden Schiffes. „Langsam wird es eng. Du solltest deine Rachepläne wohl doch etwas verschieben.“ „Wieso?“ Obwohl der Piratenkönig ahnte, dass Rayleigh wohl recht hatte, bewegte er sich keinen Meter zurück zum Schiff. Stattdessen schielte er in die Richtung, in welcher er den Admiral vermutete. Die Fontänen entlang der Schneise lösten sich wieder auf, als der Schwerthieb vorübergezogen war. Eine gute hundert Meter breite Schneise aus Wasser und schmalen Eisklumpen trennte sie voneinander. Selbst für Roger oder den Admiral war solch eine Differenz nicht mit einem einfachen Sprung zu überwinden. Von solch einem Hindernis würde sich Roger zwar nicht aufhalten lassen, das wusste Rayleigh, doch es half, Zeit zu schinden. Und ausgerechnet Ace half Rayleigh nun bei der Zeitgewinnung. Mittlerweile hatte er seinen Bruder entdeckt, klammerte sich dieser an eine Eisscholle, die drohte, vom Strudel mit unter die Meeresoberfläche gezogen zu werden. ‚Das ist meine Schuld.‘ Dieser Gedanke nistete sich sogleich in seinem Verstand ein. Immerhin hatte er Ruffy allein losgeschickt. Wegen ihm steckte er jetzt in der Klemme! Ohne zu zögern, rannte Ace zurück zum Schiff. Er musste seinem Bruder helfen. Sofort. „Na bitte, zumindest ein Problem löst sich von selbst.“ Rayleigh vergrub gelassen die Hände in seinen Taschen und trat ebenfalls einige Schritte nach vorne, um zum Schiff zurückzukehren. „Ach und glaube erst gar nicht, dass ich in irgendeiner Weise auf sie achten werde. Wenn du und Ace – wenn ihr beide draufgeht, bin ich zwei Probleme auf einmal los.“ Vor seinem inneren Auge konnte Rayleigh die versteinerte Miene des Kapitäns sehen. Natürlich würde er dafür Sorge tragen, dass den kleinen Chaoten nichts Lebensgefährliches zustieß. Aber das war die einzige Möglichkeit, Roger zum Umdrehen zu bewegen. „Kümmer dich gefälligst selbst um deine Plage!“ „RAY!“ Mit dieser Sturheit seines Vizen hatte Roger bei Weitem nicht gerechnet. Jetzt saß er in einer Zwickmühle fest. Auf der einen Seite galt es noch die Rechnung mit Aka Inu zu begleichen. Doch deswegen wollte er keinesfalls das Leben seines Sohnes riskieren. Grummelnd massierte er sich die Nasenflügel, stapfte letztendlich mit einigen Flüchen am zufrieden grinsenden Rayleigh vorbei. „Kannst du dich noch festhalten?“ Am liebsten wäre Shanks sofort zu Ruffy geeilt. Der Kleine hing zur Hälfte im Wasser, strampelte hilflos mit den Beinen. Seine Kraft reichte nicht aus, um sich allein aus dem Wasser auf die Eisscholle zu ziehen. Und selbst wenn er das schaffen sollte, die Eisscholle trieb weiter auf den Strudel zu. Vom Deck aus warf man Shanks ein Seil zu, damit die Strömung ihn nicht mitreißen würde, als er die Kuppel aus Harz verließ und von Eisscholle zu Eisscholle sprang. „Shanks“, jaulte Ruffy und Tränen stiegen ihm in die Augen. Unbändige Freude stieg in ihm auf, ließ ihn trotz des drohenden Ertrinkens strahlen. Um nicht weiter abzurutschen, krallte er sich unwillkürlich fester ins Eis, bis der Rotschopf auf seiner Eisscholle ankam. „Na, das mit dem Schwimmen musst du aber noch deutlich üben!“ „Ach, halt die Klappe“, maulte Ruffy zurück, während Shanks ihn aus dem Wasser zog. „Dein großes Mundwerk hast du schon mal nicht verloren. Schade eigentlich.“ Sichtlich genoss es der Rotschopf, das quirlige Gummiband zu ärgern, band ihm gleichzeitig das Seil um den Brustkorb, nicht ohne sich ein weiteres Kommentar zu enthalten: „Absolut Nichtschwimmer- und Ruffy-sicher…und das soll was heißen.“ „Du bist gemein.“ Schmollend ließ sich Ruffy auf die Eisscholle nieder. Er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Natürlich.“ Shanks setzte sich neben ihn, seine Hand hielt das Seil fest umschlungen, damit die Eisscholle nicht weiter abtrieb. Von dort aus beobachteten sie, wie die Masten der Moby Dick in der Tiefe verschwanden. Dabei nahm die Gewalt der Strömung mit jeder Sekunde zu. Es kostete Shanks immer mehr Kraft, sich am Seil fest- und somit die Eisscholle auf Kurs zu halten. Doch Ruffy gegenüber ließ er sich nichts anmerken, wenn es auch gar nicht nötig war, dass Shanks sein schmerzverzerrtes Gesicht verbarg. Denn Ruffys Blick war ganz gebannt auf das Abtauchmanöver gerichtet. Das Leuchten war ihm gar nicht mehr aus den Augen zu wischen. „COOL!“, staunte er, sowie selbst das Krähennest und der Rest der Harzblase im Meer versunken waren. Nur kleine Luftblasen stiegen aus dem Wasser auf und ließen offene Eisschollensee wie einen übergroßen Whirlpool wirken. Unterdessen konnte Shanks seinem Arm endlich etwas Anspannung können. Nachdem die Moby Dick komplett unter die Meeresoberfläche gesunken war, hatte der Strudel an Fahrt verloren. Treibeis rotierte nur noch schwach in der Strömung. „Ein Karussell!“, tönte Ruffy und war drauf und dran aufzuspringen und über die verbliebenen Eisschollen zu hüpfen, nur um auf einer davon eine Runde im Sog zu drehen. Doch das Seil um seinen Brustkorb hielt ihn ab. „Wie praktisch“, murmelte Shanks und erntete vom Deck zustimmendes Gemurmel. Vielleicht hätten sie auch Ace einfach öfter anbinden sollen. Das hätte ihnen so einigen Ärger erspart. Wohl auch den heutigen, wobei Ace in diesem Moment gerade freiwillig zurückkehrte. Vollkommen abgehetzt und keuchend kam Ace auf einer Eisscholle zum Stehen. Er wischte sie einige verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht, während er sich auf der Eisscholle nach vorn lehnte. Anscheinend ging es Ruffy gut, war er bei Shanks wohl eindeutig in Sicherheit. „Na toll. All‘ meine Probleme sind vollkommen unversehrt wieder vereint. Was für ein Desaster.“ Mit Roger im Schlepptau erschien Rayleigh hinter Ace, fixierte mit mürrischen Blick Shanks‘ Handeln, dann wieder die D.s, die schon drauf und dran waren, sich in die Rettungsaktion einzumischen. „Was soll das werden? Habt ihr vor, ebenso abzusaufen?“ Schnaubend stapfte der Vize ihnen hinterher, schnappte sich Ace, bevor dieser noch mehr lebensgefährlichen Unsinn verzapfen konnte. Er entließ diesen erst wieder in die Freiheit, als nicht nur Rayleigh, sondern auch der Kapitän auf Deck zurückgekehrt war. So legte Ace schmollend seinen Kopf auf die Reling und beobachtete von dort aus, wie das Coating sich immer weiter aufblähte und man gleichzeitig Ruffy und Shanks wieder an Bord holen wollte. Ace seufzte, während Ruffy es sichtlich genoss, am Seil in der Luft zu baumeln. „Uiii!“ Begeistert schaukelte Ruffy hin und her und bereitete Buggy, der versuchte, das Energiebündel zurück an Bord zu ziehen, arge Probleme. Immer wieder drohte ihm das schwingende Seil aus den Händen zu gleiten. Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf Ace‘ Gesicht. Ruffy war eine unverbesserliche Nervensäge. Er würde Probleme vermutlich erst dann erkennen, wenn diese ihn mit Handschlag begrüßten. Kopfschüttelnd verfolgte Ace das Heraufziehen seines Bruders, grinste zunächst noch, denn schien jegliche Gefahr gebannt. Der magmaspuckende Admiral war längst außer Reichweite, stand er auf einer weit entfernten Eisscholle, die stetig drohte, noch weiter auf die offene See hinausgezogen zu werden. Er bebte vor Zorn, schien denjenigen seiner Mannschaft, die es inzwischen zurück auf das Flaggschiff geschafft hatten, etwas entgegen zu brüllen. Ob er wohl wollte, dass jemand wieder alles vereiste? Vermutlich. Ein kalter Schauer lief Ace über den Rücken. Das wäre gar nicht gut. Dieser Eismensch würde mit Sicherheit wieder alles gefrieren lassen und der Admiral wäre auf freien Fuß. __________________________ Ach, dieses Kapitel und das folgende haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Ich habe wohl drei Monate allein an diesem Teil festgehangen. Daher hat es auch immer etwas länger gedauert. Doch nun habe ich die FF fertig geschrieben und werde sie bis Mitte Oktober komplett online haben.^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)